nUSA: 15 Dollar Mindestlohn in Fastfood-Ketten erkämpft
Transcription
nUSA: 15 Dollar Mindestlohn in Fastfood-Ketten erkämpft
Politik der Angst LUCAS JACKSON/REUTERS Das Atomabkommen mit dem Iran war für Israels Premier Benjamin Netanjahu eine Niederlage. Aber bei der Bevölkerung seines Landes verfängt die permanente Panikmache. Von Moshe Zuckermann SEITEN 12/13 GEGRÜNDET 1947 · FREITAG, 24. JULI 2015 · NR. 169 · 1,40 EURO / 47 CZK · PVST A11002 · ENTGELT BEZAHLT WWW.JUNGEWELT.DE Diensteifrig Ungeklärt Profitabel Durchregiert 2 3 5 7 Kritik an Forsa-Umfrage: Unseriös, manipulativ und im Interesse der Mächtigen. Ein Interview Heute vor fünf Jahren kamen in Duisburg bei der »Loveparade« 21 Menschen ums Leben Daimler: Rekordabsatz, Rekordgewinn. Beim Kürzungskurs auf Kosten der Belegschaft soll es bleiben Griechisches Parlament verabschiedet zweites, erpresstes Maßnahmebündel. Von Heike Schrader n USA: 15 Dollar Mindestlohn in Fastfood-Ketten erkämpft Obama will Folterlager Guantanamo schließen Washington. US-Präsident Barack Obama hat angekündigt, einen neuen Anlauf für die seit langem versprochene Auflösung des Folterlagers Guantanamo nehmen zu wollen. Das Weiße Haus sei »in der Endphase der Ausarbeitung eines Plans, um das Gefängnis in Guantanamo Bay sicher und verantwortungsvoll zu schließen«, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest am Mittwoch. Dies sei im nationalen Sicherheitsinteresse und eine »Priorität« des Präsidenten. Die Regierung werde den Plan dem Kongress zur Überprüfung vorlegen. Earnest warf den Abgeordneten vor, die Bemühungen zur Schließung des Lagers »wiederholt« blockiert zu haben. Wie die in Miami erscheinende Tageszeitung Nuevo Herald am Mittwoch (Ortszeit) berichtete, soll Obama vor Ende seiner Amtszeit auch einen Besuch in Kuba erwägen. Eine Entscheidung werde Anfang kommenden Jahres getroffen. (AFP/jW) REUTERS/BRENDAN MCDERMID sich auf deutlich höhere Löhne freuen. Eine von Gouverneur Andrew Cuomo eingesetzte Expertenkommission empfahl die Anhebung des Mindestlohns von derzeit 8,75 Dollar auf 15 Dollar (13,80 Euro) pro Stunde – das ist ein Anstieg um mehr als 70 Prozent. Cuomo hatte angekündigt, er werde die Empfehlung der Kommission umsetzen. Die Anhebung des Mindestlohns soll schrittweise erfolgen. Restaurantketten in der Stadt New York müssen bis 2018 einen Stundenlohn von mindestens 15 Dollar zahlen, in anderen Teilen des Bundesstaates haben sie Zeit bis 2021. In den USA demonstrieren Mitarbeiter von FastfoodKetten wie McDonald’s oder Burger King seit mehr als zwei Jahren für die Anhebung des Mindestlohns. Auf landesweiter Ebene gilt seit 2009 ein Mindestlohn von 7,25 Dollar. (AFP/jW) Aufstehen gegen Landraub Protestmarsch von Angehörigen der San Carlos Apache Nation aus Arizona gegen den Verkauf ihres Grund und Bodens an ausländischen Bergbaugiganten. Von Jürgen Heiser D er Raub ihres Landes ist für amerikanische Ureinwohner auch heute noch eine dramatische Realität. Angehörige der San Carlos Apache Nation aus Arizona zogen deshalb am Dienstag und Mittwoch mit Hunderten Unterstützern in die USHauptstadt Washington und belagerten das Kapitol. Diese Kundgebung war der Höhepunkt eines zweieinhalbwöchigen »Journey to D. C.« (»Reise nach Washington«) gegen den Verkauf eines traditionell von ihnen genutzten, Oak Flat genannten Landstücks durch den US-Kongress an ausländische Bergbaugiganten. Die anfangs rund einhundert Frauen, Männer, Jugendlichen und Kinder waren am 5. Juli in Arizona aufgebrochen. Mit Wagen und immer wieder auch zu Fuß ging es durch Colorado, South Dakota, Minnesota, Illinois, Pennsylvania und New York. Auf ihrem Weg erhielten sie Unterstützung von Hip-Hop-Bands, Kirchengemeinden und Universitäten und legten den New Yorker Times Square mit einem Flashmob lahm. In New Jersey trom- melten sie vor Tausenden in einem Konzert zusammen mit dem Rockmusiker Neil Young, und in Philadelphia wurden sie offiziell von Repräsentanten der Volksrepublik China empfangen. Afroamerikanische Kirchenvertreter reisten aus North und South Carolina an, um sich zu solidarisieren. Der Organisation »Apache Stronghold« (dt. »Bollwerk der Apachen«) ist es mit ihrer »Reise« gelungen, einer täglich wachsenden Öffentlichkeit gegenüber deutlich zu machen, dass der Raub indianischen Landes weitergeht und die Verantwortlichen dafür im USKongress sitzen. Wendsler Nosie, Sprecher von »Apache Stronghold«, erklärte auf der Internetplattform Indian Country, der von ihnen initiierte »Lernprozess« habe vielen die Augen geöffnet, »nicht nur Bürgern, sondern sogar dem Kongress«. Sie hätten jedoch feststellen müssen, »dass nicht alle Amerikaner wissen, was in Nacht- und Nebelaktionen im Kongress durchgeboxt und wie Bundesrecht ausgehebelt wird.« Gemeint ist der Schachzug, mit dem zwei Senatoren aus Arizona es im Dezember 2014 nach mehrmaligen Anläufen geschafft hatten, das ApachenLand in Privatbesitz zu verwandeln, um an seine reichen Kupfervorkommen heranzukommen. Der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain und sein Parteikollege Jeff Flake waren es, die im Schlepptau des »Genehmigungsgesetzes zur nationalen Verteidigung« (NDAA) eine scheinbar unbedeutende Zusatzklausel zur Abstimmung brachten, die es jedoch in sich hatte. Der US-Kongress wandelte damit nämlich das Stammesgebiet in Privatbesitz um, der künftig der nationalen Sicherheit unterliegt. So durch »die Hintertür« zur freien Verhandlungsmasse gemacht, wie es Wendsler Nosie gegenüber dem USFernsehkanal Democracy Now! erklärte, konnte es schließlich an die australisch-britischen Bergbaugiganten BHP Billiton und Rio Tinto Group verkauft werden. Diese Konzerne – zwei der drei größten Bergbauunternehmen der Welt, die von Australien über Nord- und Süd- amerika bis Afrika und Irak stetig ihre Schürfrechte ausbauen – waren schon lange brennend am Kupfer unter Oak Flat interessiert, das sie künftig durch ihre gemeinsame Tochtergesellschaft Resolution Copper ausbeuten wollen. Doch darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, wie der Marsch der Apachen auf Washington (D. C.) jetzt gezeigt hat. Sie wollen das Gebiet, das Teil des Tonto National Forest von Arizona ist und ihnen seit Generationen für Zeremonien und Initiationsriten diente, nicht kampflos aufgeben. »Was mit unserem Land geschieht, ist ein Exempel«, das gleiche könne mit weiteren solchen Gebieten in den USA geschehen, zitierte Indian Country Nosie. Jeder müsse sich indes klarmachen, dass Oak Flat Bundesland ist, über das US-Bürger und Abgeordnete mitzubestimmen hätten. »Dies ist eine amerikanische Schlacht«, so Nosie. »Der einzige Weg, diesen Landraub rückgängig zu machen«, sei deshalb, »dass alle dagegen aufstehen«. n http://www.apache-stronghold.com Bosbach tritt ein bisschen zurück BRITTA PEDERSEN/DPA-BILDFUNK New York. Die Mitarbeiter von Fastfood-Ketten im Bundesstaat New York können Berlin. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (Foto) will sein Abgeordnetenmandat behalten, seinen Posten als Vorsitzender des Innenausschusses aber aus Protest gegen die Griechenland-Politik der Bundesregierung niederlegen. Der Bundestag hatte mehrheitlich dafür gestimmt, Verhandlungen mit Athen über ein drittes Milliardenprogramm aufzunehmen. Allerdings verweigerten 65 Unionsabgeordnete, unter ihnen Bosbach, ihre Zustimmung. »Diesen Weg kann und will ich nicht mitgehen«, begründete der 63jährige am Donnerstag seine Entscheidung. Den Vorsitz im Ausschuss lege er zum 22. September nieder. Er habe sich lange mit dem Gedanken getragen, auch sein Bundestagsmandat abzugeben. »Ich habe niemanden gefunden, der diese Idee für gut gehalten hat.« (AFP/jW) n Siehe Seite 8 wird herausgegeben von 1. 686 Genossinnen und Genossen (Stand 23.7.2015) n www.jungewelt.de/lpg Tschechische Republik: 47 CZK