Junge Akademie Gasteig: Hospitality Management
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Junge Akademie Gasteig: Hospitality Management
d a ! 0 3 · 0 2 / 2 0 11 Junge Akademie Gasteig: Hospitality Management DA! im Gespräch mit Prof. Dr. Burkhard von Freyberg In diesem Jahr wird das Thema Hospitality Management in den Vordergrund der Jungen Akademie Gasteig gestellt. Die diesjährigen AkademieteilnehmerInnen, allesamt Auszubildende der Firma Bogner, können bei Gasteig Elements als Gastgeber in unterschiedlichen Rollen agieren und das Bild vom Gasteig als „Gast-freundliche“ Begegnungsstätte stärken. Als Professor für Hospitality Management beschäftigt sich Dr. Burkhard von Freyberg seit Jahren sehr viel mit Themen „rund um den Gast“ und bereitet die Auszubildenden für ihren Einsatz vor. Da!: Herr Professor von Freyberg, was war somit die genaue Zielsetzung und Inhalt Ihrer Veranstaltungen beim diesjährigen Projekt der Jungen Akademie Gasteig? Von Freyberg: Zielsetzung der Hospitality Veranstaltungen war es, den Auszubildenden das Thema Hospitality grundsätzlich näherzubringen, damit sie ihre Rolle als Botschafter von Gasteig Elements hervorragend ausüben können. Hierfür ist es notwendig, sich zum einen mit den kulturellen Inhalten von Gasteig Elements zu beschäftigen, zum anderen Aspekte einer perfekten Dienstleistung für den Gast zu begreifen. Im Rahmen der Hospitality Veranstaltungen bekamen die Auszubildenden einerseits einen Einblick in das Hospitality Gewerbe, durften Elemente der Hospitality reflektieren und herausragende Praxisbeispiele kennenlernen. Andererseits wurden sie operativ vorbereitet, indem sie sich mit Gästetypologie und Gastgeberrollen auseinandersetzten und Verhaltensweisen gegenüber dem Gast einstudierten. Was ist denn eigentlich konkret Hospitality Management? Hospitality Management beschäftigt sich mit den strategischen und operativen Belangen der Dienstleistung im Gastgewerbe und anderen Feldern der Hospitality Industrie wie z.B. Kreuzfahrtschifffahrt, Freizeitparks und Casinos. Hospitality Management umfasst u.a. betriebswirtschaftliche Themen der Unternehmensführung, des Controlling, Marketing, Qualitätsmanagements und Personalwesens. Es liefert beispielsweise Antworten auf Fragen wie „Durch den Einsatz welcher Marketinginstrumente steigert der Privathotelier seinen Übernachtungsumsatz?“, „Welche Zielgruppen kann ein Freizeitpark noch angehen?“, „Wie steigert der Hostelbetreiber die Dienstleistungsqualität?“, „Wie kommt die Hoteliersfamilie an neue Gäste?“, „Mittels welcher Kennzahlen steuert der Controller die Hotelgesellschaft?, aber auch „Wie erzeugt man als Kulturbetrieb eine positive Gästeresonanz vor und nach dem Kulturgenuss?“ Wir haben gehört, Sie waren mit den Azubis auch im GAST und im Hilton Hotel. Warum? Hospitality Management lässt sich am besten vor Ort begreifen. Dies wollte ich den Auszubildenden nicht vorenthalten. Mit dem Restaurant gast und dem Hilton hatten wir glücklicherweise zwei „bekannte“ gute Hospitality Beispiele vor der Haustür! 14 Junge Ak ademie Gasteig Sehen Sie eine inhaltliche Verbindung zwischen Kultur und Hospitality Management? Auf jeden Fall! Ein Aspekt ist zum Beispiel die „Inszenierung“. So ist ein Theaterstück dann erfolgreich, wenn der für die Rolle ideale Schauspieler im passenden Kostüm die relevanten Worte mit entsprechender Mimik und Gestik an richtiger Stelle im unterstützenden Bühnenlicht bei ergänzender Hintergrundbeschallung von sich gibt. Bestmöglich wird alles zu einem Gesamterlebnis und die Besucher verlassen das Theater und sind begeistert, berührt, erfreut, inspiriert oder nachdenklich, und der Eintrittspreis hat sich „gefühlt“ mehr als gelohnt. Im Hospitality-Gewerbe ist es faktisch das gleiche Spiel: Diejenigen Restaurants oder Hotels werden als die besten gesehen, die ein rundes Bild abgeben. Der in Szene gesetzte Raum samt Inventar ist die Bühne, die Mitarbeiter als Gastgeber und auch die Gäste sind die Schauspieler. Das klingt aber schon sehr künstlich! Meinen Sie nicht, dass es Hotelgäste bemerken, wenn alles „nur“ gespielt ist? Gäste bemerken es schnell, wenn das „Theaterstück“ nicht komplett durchinszeniert ist. Die Kunst ist es in der Tat, wenn es in jeder Hinsicht vom Gast nicht bemerkt wird bzw. alles ganz natürlich wirkt: Dies bedeutet zum einen, dass hinter jeder perfekten Dienstleistung ein Stück sehr harte Organisation steckt. Dass beispielsweise die Gäste bei einem perfekt durchgeführten Galadinner nicht bemerken, welch unglaubliche (harte) Arbeit hinter den Kulissen geleistet wird. Und zum anderen, dass Schulungen im Kleinen und Großen dazu führen, dass die MitarbeiterInnen auf Knopfdruck für und vor dem Gast die für den Betrieb perfekte Dienstleistung erbringen. Selbstverständlich gibt es unter den MitarbeiterInnen gute und schlechte Schauspieler, in anderen Worten Schauspieler, die ihren Beruf entweder als Berufung oder als Job ansehen. Was sind Attribute, die Sie persönlich mit Hospitality Management im Sinne der perfekten „Gastgeberschaft“ in Verbindung bringen? Authentisch, persönlich, liebevoll, durchdacht, herzlich – manche Worte dürften auch auf gelungenen Kulturgenuss zutreffen. Wie nahmen die Azubis - die sich ja bei Bogner auf einen völlig anderen Berufsweg vorbereiten - das Thema Hospitality Management auf? Meines Erachtens ganz hervorragend. Es hat allen, glaube ich, sehr viel Spaß gemacht. Da Hospitality Management ja nicht „nur“ etwas mit „Dienen“ zu tun hat, sondern auch mit Menschenführung, Kommunikation, Beachtung von Details und Perfektionismus, denke ich, dass in der Diskussion darüber in den Veranstaltungen jeder etwas mitgenommen hat: Im Hinblick auf die zukünftige Interaktion mit Kollegen, Vorgesetzten und den Bognerkunden. 15 d a ! 0 3 · 0 2 / 2 0 11 Wie kommen nun die Auszubildenden bei Gasteig Elements genau zum Einsatz? Sie werden Gastgeber sein. Einige werden das Team an den verschiedenen Infocountern unterstützen. Da sie sich nicht nur mit Hospitality Management, sondern auch mit dem kulturellen Angebot von Gasteig Elements auseinander gesetzt haben, werden sie dort wunderbar zur Geltung kommen. Andere werden als Hostess die Gäste bei der Ankunft begrüßen und ihnen unter anderem den Weg zum Kulturgenuss zeigen. Eine letzte Frage: Hat Ihnen Ihr Einsatz für die JAG Spaß gemacht? In jeder Hinsicht. Insbesondere aufgrund der Auszubildenden, die alle ganz außergewöhnliche positive und wissbegierige, höfliche und sympathische Persönlichkeiten sind. In aller Kürze – Ihre Lieblinge Lieblingshotel in München: Aufgrund der Vielschichtigkeit des Angebotes und des perfekten Hospitality Managements der Bayerische Hof von Innegrit Volkhardt Lieblingsbar in München: Das versteckte Maria Passagne in der Steinstrasse und der Night Club im Bayerischen Hof, in dem herausragende Jazzmusik zu hören ist. Lieblingsmusik: La Traviata von Guiseppe Verdi und Haindling Lieblingskulturstätte in München: Der Gasteig und der Zirkus Roncalli, wenn er gerade da ist Lieblingskleidung: Skimütze (von Bogner natürlich) Lieblingsquelle des Hospitality Managements: Hochschule München, Fakultät für Tourismus Über den Befragten: Prof. Dr. Burkhard von Freyberg absolvierte eine Hotelfachlehre im Hotel Bayerischer Hof in München und studierte im Anschluss Wirtschaftswissenschaften in München, Boston und Regensburg. Nach verschiedenen beruflichen Stationen im In- und Ausland war er unter anderem knapp vier Jahre beim Hotelberatungsunternehmen Treugast als Senior Consultant und Leiter des angegliederten Forschungsinstitutes tätig. Neben einem Lehrengagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg unterrichtet er seit März 2007 an der Fakultät für Tourismus der Hochschule München, im März 2009 wurde er zum Professor für Hospitality Management berufen. Prof. Dr. von Freyberg ist darüber hinaus Autor verschiedener hotellerierelevanter Artikel und Bücher und Coach für branchenfremde Unternehmen, die den Hospitality Gedanken in ihrer Dienstleistungsphilosophie stärken wollen. Seit Januar 2008 ist er geschäftsführender Gesellschafter des auf die Privathotellerie spezialisierten Beratungsunternehmens Zarges von Freyberg Hotel Consulting. 16