2. Textanalyse und -interpretation (S. 19)
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2. Textanalyse und -interpretation (S. 19)
Inhalt Vorwort 1. William Shakespeare: Leben und Werk 1.1 Biografie 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund 1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 2. Textanalyse und -interpretation 2.1 Entstehung und Quellen 2.2 Inhaltsangabe 2.3 Aufbau 2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken 2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen 2.6 Stil und Sprache 2.7 Interpretationsansätze 3. Themen und Aufgaben 4. Rezeptionsgeschichte 5. Materialien Literatur 4 6 8 8 11 18 20 20 24 48 54 70 92 100 104 107 116 120 2. Textanalyse und -interpretation (S. 19) 2.1 Entstehung und Quellen Macbeth ist die kürzeste der vier großen Tragödien (Hamlet, Othello, King Lear) Shakespeares. In der Literaturkritik ist oft vermutet worden, dass der Text gekürzt worden ist, unvollständige Textstellen sprechen dafür. Obwohl sich die erste Drucklegung von Shakespeares Macbeth in der Folio- Ausgabe aus dem Jahre 1623 zwischen Julius Cäsar und Hamlet mit dem Titel The Tragedie of Macbeth befindet, fand die erste bezeugte Aufführung des Dramas bereits im Jahre 1611 im Globe Theatre statt. Eine genaue Datierung der Entstehungszeit des Macbeth gibt es nicht, es wird jedoch aufgrund häufiger Anspielungen innerhalb des Dramas selbst und in anderen zeitgenössischen Dramen eine Entstehungszeit unter der Regentschaft James I. zwischen 1605 und 1606 angenommen. James I., zuvor James VI. von Schottland, bestieg den Thron nach dem Tod Elizabeth I. im Jahre 1603. Der neue König von England war interessiert an dem Bereich des Hexenwesens, worüber er sogar im Jahre 1597 ein Buch mit dem Titel Daemonologie veröffentlicht hatte. Dieses mag das Verfassen der Hexenszenen im Macbeth beeinflusst haben. Darüber hinaus beschäftigte sich James I. ausführlich mit der schottischen Geschichte und konnte seine Ahnenschaft bis ins 11. Jahrhundert zurückführen, also bis in die Zeit, in der das Drama spielt. Shakespeare griff mit seiner Wahl des Macbeth-Stoffes historische Ereignisse des 11. Jahrhunderts in Schottland auf. Die Geschichte von Macbeth und seinem Mord an König Duncan geht auf die Zeit zurück, in der Schottland zum großen Teil vereinigt worden war und sich Nationalitätsbewusstsein sowie monarchische Vorstellungen zu entwickeln begannen. Während der Regentschaft Kenneths II. von Schottland waren die Mitglieder des Macbeth-Clans die ‚overlords‘ in Moray (siehe Karte von Schottland). Nach dem Tod Kenneths III. im Jahre 1005 bestieg Malcolm II. den Thron und bewies seine Fähigkeiten durch den Sieg gegen eine Allianz von Engländern und Dänen im Jahre 1018 und die daran anschließende Einnahme der Lowlands. Im Jahre 1031 musste Malcolm II. jedoch seine Vormachtstellung an König Cnut abtreten. Malcolm II. hatte keinen Sohn, jedoch zwei Töchter, von denen die eine Crinan, den Lord von Dunkeld, heiratete und Duncan gebar. Nach dem Tod Malcolms II. im Jahre 1034 wurde der junge Duncan König, doch seine Regentschaft (1034–1040) war von militärischen Niederlagen gekennzeichnet und daher nicht sehr rühmlich. Im Jahre 1040 wurde Duncan von Macbeth und anderen Adligen in Bothgouanan nahe Elgin ermordet. Kurz danach wurde Macbeth König und regierte erfolgreich über einen Zeitraum von siebzehn Jahren (1040–1057). Nach der Ermordung ihres Vaters befanden sich Duncans Söhne Malcolm Canmore und Donald Bane in Schottland. Malcolm wandte sich später an Duncans Schwager Siward von Northumberland, der im Jahre 1054 in Schottland einmarschierte. Nach Siwards Tod (1055) kämpfte Malcolm weiter und tötete Macbeth in Lumphanan im Jahre 1057. Obwohl Shakespeare auf viel Material über die schottische Geschichte zurückgreifen konnte, wie beispielsweise auf Andrew Wyntouns Reimchronik (1406), George Buchanans Rerum Scoticarum Historia (1582) oder John Leslies De Origine Scotorum (1578), ist die Hauptquelle für seinen Macbeth, wie auch für seine Historien und teilweise den King Lear, Raphael Holinsheds Chronicles of England, Scotlande, and Ireland aus dem Jahre 1577.