TOUR DE GRAND BALLON 2007
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TOUR DE GRAND BALLON 2007
Pressemitteilung In 8 Tagen 1.040 km zurückgelegt und 12.868 Höhenmeter bewältigt TOUR DE GRAND BALLON 2007 Die Etappenfahrt des RCH führte durch die Vogesen und den Schwarzwald Der Radsport-Club Radsportfreunde Hattersheim 1981 e.V. (RCH) organisiert jährlich eine große Etappenfahrt, die in diesem Jahr zu einer besonderen Herausforderung und einem unerwarteten Härtetest für die Teilnehmer wurde. Auch die Freunde aus der Radsportsparte der Betriebssportgemeinschaft der LBB (Landesbank Berlin), die durch den Giro Hattersheim seit 1987 eine intensive Partnerschaft mit dem RCH verbindet, kamen mit einer starken Abordnung zu diesem radsportlichen Jahres-Highlight nach Hattersheim. Die 8-tägige Tour führte von Hattersheim auf die westliche Rheinseite in das rheinhessische Hügelland und über die Deutsche Weinstraße nach Frankreich. Vom Elsaß fuhren die Radsportler über den Höhenkamm der Vogesen zum Grand Ballon (1.426 m) und kamen über Breisach wieder auf die andere Rheinseite nach Deutschland. Über den Kaiserstuhl und durch das Glottertal ging die Etappenfahrt weiter über den Hochschwarzwald nach Freudenstadt, Bretten, Pforzheim, Bad Rappenau und Neckarmühlbach in den östlichen Odenwald bis Amorbach und über Vielbrunn zurück nach Hattersheim. Am 1.9.2007 gingen um 7.30 Uhr 21 Radler und 1 Radlerin sowie 2 Begleitfahrzeuge, mit 3 Personen besetzt, in Hattersheim in freudiger Erwartung an den Start. Alle fühlten sich gut trainiert, ausgeruht und bestens vorbereitet. Die Wettervorhersage war günstig, der Morgen kühl, der Himmel klar. Das Gepäck hatte man bereits am Vorabend, namentlich gekennzeichnet, zusammen mit der Streckenverpflegung (Bananen, Äpfel, isotonische Getränke, Mineralwasser, Energieriegel, Müslis, Nudelgerichte, Bouillons sowie Geschirr usw.) zur Sammelstelle gebracht. Die vorher genau ausgemessene Gesamtstrecke von 1.040 Kilometern und 12.868 Höhenmetern verursachte dennoch bei manchen ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die 1. Etappe führte über Hochheim nach Gustavsburg. Über die Weisenauer Brücke erreichten die Teilnehmer die andere Rheinseite und radelten im Sonnenschein durch die rheinhessischen Weinberge. Nach Kilometer 45 wurden in Friesenheim und nach Kilometer 89 in Freinsheim Pausen eingelegt, bevor bei Tageskilometer 121 in Maikammer das Mittagessen eingenommen wurde. Auf der Weinstraße ging es „auf und nieder“ bis zum Deutschen Weintor in Schweigen-Rechtenbach an der französischen Grenze. Nach einer kurzen Rast und einem Schluck Pfälzer Wein rollte die Radlergruppe im elsässischen Wissembourg ihrem Tagesziel entgegen. Dass die 1. Etappe statt 162 km nunmehr 177 km lang war und statt 1.308 effektiv 1.383 Höhemeter gemessen wurden, vergaßen die Teilnehmer bei einem geselligen Abendessen und „schauriger Musik“, so die Verfasser des Tagesberichtes. Auch der 2. Etappentag war sonnig und warm. Nach pünktlichem Start um 8.30 Uhr in Wissembourg wurde um 9.00 Uhr ein Spätstarter vom Begleitfahrzeug nachgeliefert. In wilder Fahrt ging es in die Berge der Nordvogesen. Die erste Panne, ein Speichenbruch, konnte schnell behoben werden. Über Lembach, Woerth, Reichshoffen, Bouxwiller, Phalsbourg, Dabo, Wangenbourg-Wolfsthal erreichten die Radsportler das Tagesziel Klingenthal am Vogesen-Osthang nahe Obernai. Es war ein ständiges Auf und Ab, bei dem sich die Gruppe mehrmals auseinanderzog. Mit einer Tagesleistung von 144 km und 1.830 Höhenmetern fiel die Strecke etwas kürzer und leichter aus als vorgegeben, dennoch war es ein Vorgeschmack auf die kommende Herausforderung am nächsten Tag. Nach Freibier und Dusche folgte bei gutem Abendessen ein gemütlicher Tagesausklang. Die 3. Etappe, die Königsetappe, wurde zur größten Herausforderung und Bewährungsprobe für die Hattersheimer und Berliner Radsportfreunde. Bei einer Etappenlänge von 142 km (Vorgabe 137 km) und 3.040 Höhenmetern (Vorgabe 2.954 Höhenmeter) mußten 9 Cols (französische Bergpässe) mit Passhöhen von 766 bis 1.258 Metern über N.N. überwunden werden. Von Klingenthal ging es über Le Hohwald hinauf zum Col du Kreuzweg (766 m). Der Tag beginnt anstrengend, aber trocken. Die Wettervorhersage versprach jedoch eine düstere Zukunft. Bis zur 2. Pause hält der Himmel dicht, dann beginnt es zu schütten: Es regnet, regnet und regnet. Und es folgen Col auf Col: Col de SainteMarie (772 m), Col du Bonhommes (949 m), Col du Louchbach (977 m), Col de La Schlucht (1.258 m). Die Kälte und Nässe kriecht durch Trikots, Hosen und Schuhe, läßt sämtliche Gliedmaßen schlottern. Die Berge, Täler, Wälder werden von tiefen Wolken verdeckt, die fantastische Landschaft versinkt in einer undurchsichtigen Nebelsuppe. Nur wenige Kilometer vor dem Ziel muß 1 Radler wegen einer Reifenpanne aufgeben, 2 weitere halten der Kälte und dem Regen nicht mehr stand und steigen ebenfalls in den Begleitwagen um. Über die Route de Cretes, den Hahnenkamm, bläst der Wind eisig, der Regen peitscht von der Seite, Tropfen stechen wie Nadeln im Gesicht, klamme Finger hindern am Schalten, das Halten der Trinkflasche ist nicht mehr möglich. Kälteschock zwingt einen weiteren Fahrer zur Aufgabe und zum Umsteigen in das Begleitfahrzeug. Am Ziel konnten viele Fahrer vor Kälte das Rad nicht mehr halten und waren naß bis auf die Knochen. Im Hotel in Le Markstein mußte Günter Emrich, ein erfahrener Marathon- und Öztaler-Fahrer, zugeben: „Ich habe noch nie auf dem Rad so gefroren !“. An diesem Tag wurde die Tour de Grand Ballon wortwörtlich zur Totur de Grand Ballon ! Regen, Wind und Nebel haben die Königsetappe auf wunderschöner Strecke vermiest. Die 4. Etappe begann am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein wegen Radpflege mit einiger Verzögerung erst um 9.11 Uhr. Ab Le Markstein über die Route de Cretes ging es weiter zum Grand Ballon (1.426 m), wo bei 7 Grad Celsius die obligatorischen Erinnerungsfotos geschossen wurden. In einer 20 km langen Abfahrt rollte es zum Fuß der Vogesen Richtung Rheinebene nach Soultz-Haut-Rhin. Bei inzwischen auf 14 Grad gestiegenem Thermometer ging die Fahrt weiter über Hirtzfelden, Neuf-Brisach zur französisch-deutschen Grenze und über den Rhein nach Breisach. Quer durch den Kaiserstuhl ging die Tour über Endingen, Riegel, Bahlingen, Eichstetten, Vörstetten und Denzlingen direkt ins romantische Glottertal. Mit einigen Reifenpannen und nach einem kräftigen Regenschauer ging es 20 km aufwärts über St. Peter zum Zielort St. Märgen. Die Streckenvorgabe von 134 km stimmte genau, die 1.231 Höhenmeter lagen Gott sei Dank unter der Vorgabe. Am 5. Etappentag fiel der Start etwas schwer, da man am Vorabend wohl den Durst mit großen und kleinen Gläsern zu konsequent zu Leibe gerückt war. Bei 6 Grad Morgenfrische machten sich die Radler vom „Hirschen“ in St. Märgen auf, um am Ziel in Freudenstadt-Zwieselberg im „Hirsch“ einzuloggen. Da trifft man unterwegs schon mal auf Hirsche – und wird ganz schnell zum Hirsch. Um 9.32 Uhr in St. Märgen gestartet, führte die Etappe über Neukirch nach Furtwangen, SchönwaldWeißenbach und Schonach. Danach mußte die Crew zum Rohrhardsberg und in das Elztal ein absolutes „Hammerstück“ mit 20 % Steigung bewältigen, das alles von den Radsportlern abverlangte. Nach Elzach und Gutach erreichte man das Mittagsziel Wolfach, wo die Akkus für die letzten 25 km wieder aufgeladen wurden. Im Tagesbericht werden hier ausdrücklich nicht nur Landschaft und Ortsdurchfahrten, sondern auch der Service der Begleitmannschaft, die Streckenkenntnis sowie die Auswahl der Pausenplätze als hervorragend erwähnt. Durch das schöne Wolftal erreichen die Etappenfahrer Schapbach und nach einem 6,5 km langen Anstieg endlich das Ziel FreudenstadtZwieselberg. Der Empfang im Hotel „Hirsch“ war herzlich, zumal bereits 2000 und 2002 anläßlich der Deutschland-Tour der Zwieselberg zur Kategorie I zählte und 2 Teams (Coast und Rabo-Bank) hier logierten. Zur Erinnerung an die Quartiernahme im „Hirsch“ schenkte der Hotelier den Etappenfahrern 5 Original-Schilder der Deutschland-Tour 2000. Mit gutem Essen und Getränken endete ein defektfreier, erlebnisreicher und vor allem regenfreier Tag. Die Streckenvorgaben wichen nur geringfügig ab. Zum Schluß wurden 122 Tageskilometer mit 1.304 Höhenmetern gemessen. Am Morgen des 6. Etappentages absolvierte man nach gutem Frühstück und dem alltäglichen „Gerödel“ geschlossen den Fototermin auf der Treppe des Hotels „Hirsch“ mit den Erinnerungsgaben des Gastgebers. Abfahrt bei 6 Grad Celsius, trocken, bedeckt. Über Loßburg, Lombach und Glatten wurde Freudenstadt umfahren, dann kam das Warm- und Wachmachen in Grüntal bei gefühlter Steigung von 17 – 18 %. Ab Seewald-Erzgrube ging es nun bergab „der Zivilisation entgegen“ nach Enzklösterle und Bad Wildbad, wo nach 60 km Mittagspause eingelegt wurde. Ab hier wurde der Schwerlastverkehr zur Plage. Hupkonzerte und wildes Gewinke weckten urplötzlich Erinnerungen an das geliebte Rhein-Main-Gebiet. Über Neuenbürg-Enzbrücke verließ die Radlergruppe das Enztal und umfuhr über Straubenhardt, Keltern und Stein Pforzheim. Nach 124 km endlich in Bretten angekommen, wurden die „Lieblinge“ mangels Garage im Hotelzimmer geparkt. Im Brauhaus „Löwenhof“ wurden die Radler mit leckerem Trübem für all die Strapazen entlohnt. Die Stimmung konnte nicht besser sein, denn zum Glück waren es nur noch 2 Tage bis nach Hause. Mit 124 Tageskilometern und 1.170 Höhenmetern entsprachen die Maße fast den Vorgaben. Die 7. Etappe wurde in Bretten punktlich um 9.00 Uhr gestartet. Der anfängliche Sprühregen verstärkte sich bei Temperaturen von 12 bis 15 Grad. Über Oberderdingen, Kürnbach, Sulzfeld, Eppingen, an Bad Rappenau vorbei, erreichte man Gundelsheim am Neckar. Zur Mittagspause regnete es nicht mehr. Über Ober- und Untergriesheim ging es einige Kilometer der Jagst entlang. Über Allgeld, Billigheim, Roigheim und Adelsheim fuhr die Gruppe weitgehend geschlossen trotz schwieriger Anstiege in hohem Tempo, es wurde ein Schnitt von 24 km/h gemessen, zum Zielort Buchen im östlichen Odenwald. Die Temperatur war inzwischen auf 17 Grad gestiegen. So konnten die erschöpften Radler die ersten Getränke auf der Terrasse des Zielhotels genießen. Der Tag klang mit einem Grillessen aus. Mit 125 Tageskilometern und 1.304 Höhenmetern wurde die Leistung des Vortages wieder übertroffen. Der 8. und letzte Etappentag begann vielversprechend mit 17 Grad. Pünktlich um 9.00 Uhr ging es los Richtung Heimat. Mit 127 Tageskilometern und 875 Höhenmetern zwar nicht die kürzeste, aber leichteste Etappe dieser 8-tägigen Radsport-Herausforderung. Die Strecke ging zunächst abwärts Richtung Amorbach. Nach ersten Schaltproblemen kam es im Ohrenbachtal 3 km vor Vielbrunn an einer starken Steigung zum Kettenbruch. Die unbändigen Kräfte eines Teilnehmers verbogen das Schaltwerk und sprengten die Kette seines Sportgerätes. Nach 45 Minuten Reparaturzeit des Spezialteams aus Berlin konnte das Rennrad wieder flott gemacht und die Fahrt fortgesetzt werden. Über Höchst, Hummelroth, Habitzheim, Semd, Richen, Altheim, Münster und EppertshausenThomashütte erreichte man heimatliches Trainingsgebiet und rollte im geschlossenen Peloton über Neu-Isenburg, Goldstein, Schwanheim und Kelsterbach, wo die ersten Sonnenstrahlen den bedeckten Himmel durchbrachen, nach Hattersheim. Hier empfingen um 16.35 Uhr die Ehefrauen und Vereinskameraden die Heimkehrer überglücklich und unter tosendem Beifall. Mit Gegrilltem und viel Hefeweizen stärkte und feierte man die abgekämpften und von Strapazen gekennzeichneten RadlerHelden. So ging eine der schwersten Etappenfahrten in der bisherigen Vereinsgeschichte des RCH mit einer schönen Abschlußfeier zu Ende. Über die Tortur de Grand Ballon wird man sicher noch lange sprechen. Die RCH-Teilnehmer: 1. Gerd Argast, 2. Andreas Burkardt, 3. Günter Emrich, 4. Uwe Grigat, 5. Rudi Jäger, 6. Thomas Kern, 7. Andreas Klantke, 8. Dorothee Meyer-Kahrweg, 9. Günter Otto, 10. KarlHeinz Petri, 11. Mario Remmert, 12. Michael Ruffert, 13. Klaus Stangl, 14. Thomas Thiemeier. Die LBB-Teilnehmer: 1. Lothar Belitz, 2. Alain Desbrosses, 3. Michael Hendrichs, 4. Horst Laukait, 5. Klaus Matznick, 6. Wilfried Przybylski, 7. Günter Stube. Die Betreuer in den Begleitfahrzeugen: 1. Christa Matznick, LBB 2. Gabriele Petri, RCH 3. Karl Poehls, RCH. Die unerschrockenen Radsportler erhalten einen immensen Schub auf ihrem Punktekonto, denn für die beim BDR angemeldete Etappenfahrt gibt es 24 BDR-Punkte auf der Wertungskarte 2007. Dies sind gerademal 1 Punkt weniger als die für den Erhalt der Jahresauszeichnung notwendigen 25 BDRPunkte bei Männern bzw. immerhin 9 Punkte mehr als die notwendigen 15 BDR-Punkte bei Frauen und Senioren ab 65 Jahre. Ein herzliches Dankeschön und hohe Anerkennung gilt sowohl dem 2. Vorsitzenden des RCH KarlHeinz Petri, der die Etappenfahrt ausgewählt, die Streckenführung vorbereitet und die Hotels ausgesucht und gebucht hat, als auch dem vorbildlichen und immer präsenten Service des Betreuungsteams, das den reibungslosen Ablauf der Etappenfahrt sicherte. Besonders erfreulich ist, dass die Tour de Grand Ballon 2007 unfallfrei blieb. Den ausführlichen Bericht über die RCH-Etappenfahrt 2007 mit vielen Fotos finden Sie auch unter www.rc-hattersheim.de . Hattersheim, den 25. September 2007 Theo Heuser Anlage: Auswahl-Fotos P1020420 - Auf dem Grand Ballon (1.426 m) P1020472 - Abschied in Zwieselberg/Schwarzwald P1020529 - Empfang in Hattersheim