Zum Einfluß steiler An- und Abflugverfahren auf den
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Zum Einfluß steiler An- und Abflugverfahren auf den
Zum Einfluß steiler An- und Abflugverfahren auf den Fluglärm und den Treibstoffverbrauch R. König, S. Kreth Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Flugsystemtechnik DGLR Workshop "Umweltfreundliches Fliegen", Braunschweig, 16.-17. Juni 2010 Folie 1 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Übersicht Einleitung Standard An- und Abflugverfahren Schallquellen am Flugzeug und Schallausbreitung Steile An- und Abflugverfahren Flugleistungen, Flugsicherheit und Zulassungsfragen Wirtschaftlichkeit und Kapazität Vergleich steiler Abflugverfahren mit Standardverfahren Vergleich steiler Anflugverfahren mit Standardverfahren Theoretische Auswirkungen eines Anflugs mit mehr als 3,0° auf den Fluglärm Zusammenfassung und Ausblick Folie 2 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Einleitung (1) Steile Abflugbahnen führen nicht grundsätzlich zu weniger Fluglärm und steile Anflugbahnen nicht grundsätzlich zu weniger Treibstoffverbrauch. Sicherlich vermindert sich der Schallpegel mit dem Abstand zur Schallquelle und damit direkt unterhalb einer höher liegenden Flugbahn. Lärmpegel seitlich zur Bahn können aber größer werden, da die Bodendämpfung bei einer höher liegenden Bahn "später" einsetzt. Steile Anflugbahnen sind nur mit Leerlaufschub bei gleichzeitig hohem Widerstand möglich. Das bedeutet frühzeitiges Ausfahren von Landeklappen und Fahrwerk sowie eine relativ niedrige Fluggeschwindigkeit. Damit verlängern sich die Anflugzeiten und auch ein Triebwerk im Leerlauf verbraucht Treibstoff. Folie 3 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Einleitung (2) Um diese Effekte auch darstellen zu können, müssen die Modelle für die Simulation von Flugbahn und Fluglärm folgendes nachbilden: Maximalschub und reduzierter Schub für den Startvorgang, Schub für den Steigflug Leerlaufschub für den Anflug in Abhängigkeit von der Klappenstellung (Flight Idle) Entsprechende Treibstoffverbräuche Schallpegel-Quellmodelle für Triebwerk, Vorflügel, Klappen und Fahrwerk Folie 4 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Standard An- und Abflugverfahren (1) MODATA-FLX - Modified ATA mit reduziertem Startschub 7000 ft (2134 m) Height above Ground Level FLAP RETRACTION GEAR RETRACTION 250 kt 3000 ft (914 m) 1500 ft (457 m) V2+10 kt 2 nm (3,7 km) 4 nm (7,4 km) 6 nm (11,1 km) 8 nm (14,8 km) 10 nm (18,5 km) 12 nm (22,2 km) Distance Folie 5 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Standard An- und Abflugverfahren (2) LDLP - Low Drag Low Power CDA - Continuous Descent Approach Height above Ground Level Level Flight Glide Path Open Descent 7000ft (2133m) CDA Point of Descent Deceleration Point Config 1 Config 2 Gear Config 3/4 LDLP 3000ft Level Flight (914m) On Glide Path 2000ft (609m) 1000ft (304m) ~30nm (55km) Distance ~16nm ~9nm ~6nm ~3nm (30km) (17km) (11km) (6km) Folie 6 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Schallquellen am Flugzeug und Schallausbreitung (1) Vorflügel Klappen Triebwerke Fahrwerke Triebwerkslärm bei Strahlflugzeugen besteht aus Ein-, Auslass und Turbinenlärm und ist hauptsächlich vom Schubniveau abhängig Klappen- und Vorflügellärm ist abhängig vom Ausschlag und hängt zudem von der Fluggeschwindigkeit ab (~5. Potenz!) Fahrwerkslärm ist in gleicher Weise abhängig von der Fluggeschwindigkeit Folie 7 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Schallquellen am Flugzeug und Schallausbreitung (2) Die Schallausbreitung unterliegt verschiedenen Dämpfungen. Die wesentlichen davon sind: Dämpfung durch die Geometrie der Ausbreitung: Verteilung der Schallenergie auf einer Kugeloberfläche. Eine Abstandsverdoppelung verringert den Schallpegel um 6 dB. Die Dämpfung durch die Luft: Anregung der Moleküle zu Schwingungen und damit Umwandlung der Schallenergie in Wärmeenergie. Die Luftdämpfung ist temperatur-, feuchtigkeits- und frequenzabhängig. Hohe Frequenzen werden stärker gedämpft als niedrige Frequenzen. Die Dämpfung durch den Bodeneinfluß: Flach auftreffender Schall dringt teilweise in den Boden ein, wird phasenverschoben reflektiert und überlagert sich mit dem direkten Schall, so dass eine Abminderung eintreten kann. Folie 8 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Schallquellen am Flugzeug und Schallausbreitung (3) Bodendämpfung bzw. "akustischer Bodeneffekt" gleiche Entfernung geringfügig größere Entfernung niedriger Auftreffwinkel 85 dBA Das höher fliegende Flugzeug wirkt leiser, da der Abstand größer ist 60 dBA Das niedriger fliegende Flugzeug wirkt leiser, da der Bodendämpfungseffekt größer ist als der Abstandseffekt Folie 9 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Flugleistungen, Flugsicherheit und Zulassungsfragen (1) Beschleunigung Schub Widerstand + Bahnwinkel ≈ − Erdbeschleunigung Gewicht Auftrieb Start und Steigflug mit Schub/Gewicht größer bzw. gleich Widerstand/Auftrieb 5 Beschleunigung am Boden bei geringer Bahnneigung (1) Steigflug mit maximalem Bahnwinkel und konstanter Geschwindigkeit (2) 4 3 Beschleunigung und Steigflug mit verringertem Bahnwinkel (3) Steigflug mit maximalem Bahnwinkel und konstanter Geschwindigkeit (4) 2 1 Horizontalflug mit konstanter Geschwindigkeit (5) Folie 10 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Flugleistungen, Flugsicherheit und Zulassungsfragen (2) Beschleunigung Schub Widerstand + Bahnwinkel ≈ − Erdbeschleunigung Gewicht Auftrieb Sinkflug und Landung mit Schub/Gewicht kleiner oder gleich Widerstand/Auftrieb Horizontalflug mit konstanter Geschwindigkeit (1) Sinkflug mit konstanter Geschwindigkeit und minimalem Bahnwinkel (2) Horizontalflug mit konstanter Geschwindigkeit und Schub/Gewicht gleich Widerstand/Auftrieb (3) 1 2 3 4 5 Verzögerung auf die Landegeschwindigkeit im Horizontalflug und im Bahnneigungsflug (4) Bahnneigungsflug mit konstanter Geschwindigkeit und Schub/Gewicht kleiner Widerstand/Auftrieb (5) Folie 11 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Flugleistungen, Flugsicherheit und Zulassungsfragen (3) Start und Steigflug Gewährleistung von Hindernisfreiheit Einhaltung von Minimalgeschwindigkeiten Triebwerksausfall am Boden vor V1: Abbremsen und Stillstand vor Landebahnende Triebwerksausfall am Boden nach V1: Steigflug mit Gewährleistung der Hindernisfreiheit Triebwerksausfall in der Luft: Nachweis von minimalen Steiggradienten Sinkflug und Landung Gewährleistung von Hindernisfreiheit Einhaltung von Minimalgeschwindigkeiten Höhenabhängige maximale Sinkgeschwindigkeiten (z.B. unterhalb von 1000 ft über Grund maximal 1000 ft / Minute) Bei 1000 ft über Grund muß das Flugzeug in der Geschwindigkeit, in der Bahn, im Schub und in der Konfiguration stabil sein Ausreichend kurze Reaktionszeit des Triebwerks für den Durchstart Einhaltung der Wirbelschleppenstaffelung Folie 12 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Flugleistungen, Flugsicherheit und Zulassungsfragen (4) Sinkflug und Landung Zulassung für steile Anflugbahnen: Nachweis, dass stationär 2° mehr geflogen werden kann (Beispiel London City: 5,5° Anflug. A318 mußte 7,5° nachweisen) 3° Anflug ist ICAO (International Civil Aviation Organization) Standard. Bisher kann davon nur aus Hindernisgründen abgewichen werden. 3° bis 3,5° nur bei CAT-I Sichtbedingungen Folie 13 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Wirtschaftlichkeit und Kapazität Weniger Treibstoffverbrauch beim Start und Abflug durch schnellstmöglicher Geschwindigkeitsaufbau frühestmögliches Einfahren der Klappen im Steigflug schnelles Steigen im Gegensatz zu steilem Steigen Weniger Treibsoffverbrauch beim Anflug und Landung durch weitestgehender Anflug mit Leerlaufschub spätestmögliche Geschwindigkeitsreduktion Kapazitätserhöhung durch beim Abflug schnellstmöglich vom Flughafen weg bei der Landung schnellstmöglich an den Flughafen heran Folie 14 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Abflugverfahren mit Standardverfahren (1) Modified-ATA ICAOA Modified-ATA ICAOA Height above Ground Level Reduced Take-off Thrust (MODATA-FLX) Reduced Take-off Thrust (ICAOA-FLX) Max Take-off Thrust (MODATA-TOGA) Max Take-off Thrust (ICAOA-TOGA) MODATA-FLX ICAOA-FLX MODATA-TOGA ICAOA-TOGA FLAP RETRACTION 3000 ft (914 m) 1500 ft (457 m) 5 km 10 km Distance 15 km Folie 15 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Abflugverfahren mit Standardverfahren (2) Vergleich von Modified-ATA Reduced Take-off Thrust (MODATA-FLX) mit ICAOA Reduced Take-off Thrust (ICAOA-FLX) und Modified-ATA Max Take-off Thrust (MODATA-TOGA) Kontur wird größer Kontur wird kleiner Folie 16 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Abflugverfahren mit Standardverfahren (3) 1. Vergleich Modified-ATA Reduzierter Startschub ICAOA Reduzierter Startschub 2. Vergleich Modified-ATA Reduzierter Startschub Modified-ATA Maximaler Startschub Direkt unter der Flugbahn 2 km vom Startpunkt 2 km seitlich 9 km vom Startpunkt 4 km seitlich Folie 17 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Abflugverfahren mit Standardverfahren (4) Folie 18 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Anflugverfahren mit Standardverfahren (1) LDLP - Low Drag Low Power (Reference) OLDLP - Optimized Low Drag Low Power (Optimiertes Horizontalsegment, spätes Fahrwerk) SLDLP - Steep Low Drag Low Power (3,5° Gleitpfad, Flaps3 vorgezogen) Height above Ground Level Level Flight Glide Path 7000ft (2133m) Open Descent LDLP Point of Descent Deceleration Point Config 1 Config 2 Gear Config 3/4 OLDLP SLDLP 3 3000ft Level Flight A320 a/c (914m) On Glide Path 4 2000ft (609m) 1000ft (304m) ~30nm (55km) Distance ~16nm ~9nm ~6nm ~3nm (30km) (17km) (11km) (6km) Folie 19 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Anflugverfahren mit Standardverfahren (2) Früher Flaps3 vergrößert den Lärm Größere Höhe und weniger Schub verringern den Lärm Folie 20 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Anflugverfahren mit Standardverfahren (3) LDLP - Low Drag Low Power (Reference) ACDA - Advanced CDA (Steep from Level Flight, Glide Path Intercept from above) SCDA - Segmented CDA (Open Descent, Deceleration Segment, Steep Segment, Glide Path Intercept from above) Level Flight Height above Ground Glide Path Level Open Descent SCDA 7000ft (2133m) ACDA LDLP Point of Descent Deceleration Point Config 1 Config 2 Gear Config 3/4 3000ft Level Flight A320 a/c (914m) On Glide Path 2000ft (609m) 1000ft (304m) ~30nm (55km) Distance ~16nm ~9nm ~6nm ~3nm (30km) (17km) (11km) (6km) Folie 21 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Anflugverfahren mit Standardverfahren (4) Frühe Konfigurationsänderungen Weiter Bereich einer Lärmreduktion Folie 22 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Anflugverfahren mit Standardverfahren (5) Folie 23 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vergleich steiler Anflugverfahren mit Standardverfahren (6) Folie 24 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Theoretische Auswirkungen eines 3,2° Anflugs auf den Fluglärm Der 3.2° Gleitpfad liegt um bis zu 246 ft über dem 3.0° Gleitpfad, das bedeutet weniger Lärm durch höhere Bahn. Der Gleitpfadeinflug verlagert sich beim 3.2° Anflug um ca. 0,7 NM in Richtung Landebahnschwelle. Das Initialisieren einer vor dem Gleitpfadeinflug einzunehmenden Klappenstellung sollte sich deshalb ebenfalls um ca. 0,7 NM in Richtung Landebahnschwelle verlagern, was zu später einsetzendem Zellenlärm führt. Das Ausfahren des Fahrwerks in 2.000 ft Höhe verlagert sich um ca. 0,4 NM in Richtung Landebahnschwelle, wodurch der vom Fahrwerk ausgehende Lärm später einsetzt. Die notwendige Schuberhöhung, um in 1000 ft Höhe einen stabilen Flugzustand vorliegen zu haben, verlagert sich um ca. 0.3 NM in Richtung Landebahnschwelle, wodurch der vom Triebwerk ausgehende Lärm später einsetzt. Durch den auf 3,2° erhöhten Bahnwinkel ergibt sich im stabilen Endanflug unterhalb von 1.000 ft Höhe ein geringeres Schubniveau und damit weniger Lärm (vorausgesetzt die Endanflugklappenstellung bleibt gleich). Größerer Abstand zur Lärmquelle, späteres Einsetzen von Zellen-, Fahrwerks- und Triebwerkslärm sowie weniger Triebwerkslärm durch ein niedrigeres Schubniveau führen bei einem 3.2° Anflug zu einer Lärmrduktion von 1-2 dB. Folie 25 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Zusammenfassung und Ausblick Steile Abflugverfahren: Schallpegelzunahme seitlich der projezierten Bahn Verkleinerung der "hohen" Pegelflächen bei Vergrößerung der "niedrigen" Pegelflächen Erhöhung des Treibstoffverbrauch Erhöhung des Zeitbedarfs Steile Anflugverfahren: Lärmminderung im Endanflug Enge Grenzen durch Sicherheit, Vorgaben der ICAO und unter Beibehaltung betrieblicher Abläufe Eine Änderung der betrieblichen Abläufe kann zu einer Schallpegelerhöhung führen Verringerung des Treibstoffverbrauches Verringerung des Zeitbedarfs Folie 26 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Ing. R. König DLR Dipl. Ing. S. Kreth DLR Inst. f. Flugsystemtechnik [email protected] Inst. f. Flugsystemtechnik [email protected] 0531 / 295 - 2668 0531 / 295 - 3214 Folie 27 Steile An- und Abflugverfahren > R. König, S. Kreth > Juni 2010