Konzeption Kinderland

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Konzeption Kinderland
Kinder
im
Haus Daheim
Stand: 01.02.2011
Vorsorge-Reha-Klinik Haus Daheim
Interdisziplinäres Therapiezentrum für Mutter und Kind
Inhaltsverzeichnis
1.
1.1
1.2
1.3
1.4.
Warum in eine Mutter-Kind Kurklinik?
Die psychosoziale Situation von Kindern
Ziele der Vorsorgemaßnahme für das Kind
Behandlungsschwerpunkte für Kinder
Therapieplanung
2.
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
2.9
Das Kinderland
Lage des Kinderlands und Räumlichkeiten
Betreuungszeiten
Mahlzeiten
MitarbeiterInnen und Zuständigkeitsbereiche
Der Tagesablauf
Unsere Ziele
Unsere Haltung dem Kind gegenüber
Unsere Rolle als Pädagoginnen
Unsere Umgangsregeln
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
Pädagogisch-therapeutische Angebote und Gesundheitsförderung im
Kinderland
Freispiel und Experimentieren ist Selbst-Bildung
Lernen ist Erfahrung – alles andere nur Information
Lernen in Lernwerkstätten
Soziale Kompetenz sorgt für ein gutes Miteinander
Bewegung ist Lebensfreude
Entspannung tut gut
Essen ist ein Genuss
4.
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
Gesundheitsfördernde Maßnahmen
Medizinische Abteilung
Physiotherapie
Aktive Kids - Kinder mit Gewichtsproblemen
Psychosoziale Therapie
Mutter-Kind Angebote
Zusammenarbeit mit der Mutter
5.
Qualitätsmanagement
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Interdisziplinäres Therapiezentrum für Mutter und Kind
1. Warum in eine Mutter-Kind Kurklinik?
Die psychosoziale Situation von Kindern
1.1
Bereits Kinder leiden heutzutage häufig an chronischen Erkrankungen und/
oder sind Leidtragende von Krankheitsprozessen ihrer Eltern. Sie zeigen
vermehrt psychische Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen. Auch innerfamiliäre Probleme wie überhöhte Ansprüche, Arbeitsplatzverlust, Trennung,
Trauer und Gewalt haben Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden sowie
die Entwicklung der Kinder.
Der sehr hohe Leistungsdruck in den Schulen stellt eine zusätzliche enorme
Belastung für die Kinder und die Familie dar. Immer mehr Kinder reagieren auf
diesen Schuldruck mit psychosomatischen Beschwerden. Manchmal ist auch
die Mutter-Kind Beziehung gestört, weil die Mütter selbst stark belastet sind,
geringe Kenntnis über Entwicklungsphasen ihrer Kinder haben und /oder sich
oft hilflos und ohnmächtig gegenüber den Bedürfnissen ihrer Kinder fühlen.
Kinder sind mit diesen Situationen überfordert und reagieren als Symptomträger auf diese Problematiken zum Beispiel mit:
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Instabilem Immunsystem, häufige Erkrankungen
Schlaf- und Einschlafschwierigkeiten/ Trennungsängste
Geringe Frustrationstoleranz/ Aggressionen gegen andere/ soziale
Kontaktstörungen
Passivität - Aktionsgehemmtheit
ADS, ADHS, Wahrnehmungsstörungen
Grob- und feinmotorische Auffälligkeiten
Enuresis, Enkopresis
Essstörungen
Latente, gegen sich selbst gerichtete Aggressionen
1.2 Ziele der Vorsorgemaßnahme für das Kind
Der Aufenthalt in der Vorsorge-Reha-Klinik Haus Daheim ist geprägt durch das
ganzheitliche Konzept von Körper – Seele - Geist und orientiert sich an den
individuellen Bedürfnissen von Mutter und Kind. Ziel der therapeutischen
Angebote für die Kindern ist die Prävention und Genesung, die Förderung
entwicklungsspezifischer Bedürfnisse, das Erlernen von gesundheitsfördernden
Maßnahmen sowie die Stabilisierung der Mutter-Kind Beziehung.
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1.3 Behandlungsschwerpunkte für Kinder
Haus Daheim behandelt Kinder mit folgenden Indikationen:
• Erkrankungen der Atmungsorgane
• Infektanfälligkeit Hals/ Nasen/Ohren
• Übergewicht, Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen
• Psychosomatische/ psychovegetative Erkrankungen
• Störungen im Bereich der Psyche, der Entwicklung und des Verhaltens
• Leistungs-, Konzentrations-, Motivationsstörungen
• emotionale Störungen
• Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems/ Bindegewebe
• Störungen in der Mutter-Kind- Beziehung
Die indikationsspezifischen Behandlungskonzepte umfassen medizinische,
physiotherapeutische, psychische und soziale Maßnahmen. Diese werden auf
die kleinen Patienten individuell abgestimmt.
1.4 Therapieplanung
Zu Beginn der Kur findet eine Eingangsuntersuchung mit Mutter und Kind bei
der leitenden Ärztin statt. Hier wird die individuelle Problematik der Patienten
in den Blick genommen. Die Ärztin legt nach Durchsicht der Anamnesepapiere und der Vordiagnose in Absprache mit der Mutter den Behandlungsschwerpunkt sowie Zielvereinbarungen für das behandlungsbedürftige Kind
fest. Ein Therapieplan mit entsprechenden Anwendungen für das Kind wird
erstellt.
Die Therapieverordnungen sind gewährleistet durch die Maßnahmen des
gesamten interdisziplinären Teams:
• medizinische Abteilung
• Physikalische Therapie
• Oecotrophologin
• psychosoziale Therapie
• Kinderland
Die spezifische Diagnostik und Therapie wird durch die leitende Ärztin und das
erfahrene und qualifizierte Therapeutinnenteam sichergestellt. Alle
Abteilungen arbeiten eng vernetzt und in Abstimmung mit den Ärzten der
Einrichtung, dadurch ist die Qualität gesichert.
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2. Das Kinderland
2.1 Lage des Kinderlands und Räumlichkeiten
Die Kurklinik liegt im Nationalpark Harz und ist umgeben vom Wald, der zum
Spielen, Entdecken und Wandern einlädt. Aber auch zum Erkunden
historischer Funde auf dem nahe gelegenen Burgberg. Weiter haben die
Kinder die Möglichkeit, zwei Kinderspielplätze und einen Bolzplatz auf dem
großen Außengelände zu nutzen. Zum Bummeln und Einkaufen bietet sich die
Fußgängerzone an, die nur 15 Gehminuten von der Klinik entfernt liegt. Dem
Kinderland stehen Gruppenräume, ein Entspannungsraum, Gymnastikraum,
Spielzimmer, Bücherei, Werkraum und Kicker zur Verfügung. In Absprache mit
den Mitarbeiterinnen können diese Räume sowie ein TV Raum für die
Freizeitgestaltung genutzt werden. Im Kinderland werden max. 55 Kinder im
Alter von 0,5 - 13 Jahren betreut. Die Auswahl der Spiel- und Lernmaterialien
sowie der Ausstattung der jeweiligen Gruppenräume berücksichtigt die
jeweilige Altersstruktur und mögliche Förderbedarfe der Kinder.
2.2 Betreuungszeiten:
Für Kinder ab 3 Jahren:
Montag-Freitag
8.00/ 8.30 -15.00 Uhr
1. Kursamstag:
8.00-13.00 Uhr
Für die Kleinsten (0,5 - 3 Jahre):
Montag bis Freitag:
8.30-12.00 Uhr und 12.30-15.00 Uhr
1. Kursamstag:
8.30-12.00 Uhr
Für die Betreuung der Kleinsten (0,5 - 3 Jahre) ist es wichtig, dass der
Ablösungsprozess von der Mutter in kleinen Schritten geschieht, um eine gute
Integration in das Gruppenleben für die Kurzeit zu ermöglichen. Wir
unterstützen Sie gern bei der entwicklungsgerechten Ablösung ihres Kindes.
Bitte stellen Sie sich darauf ein, dass die Kleinsten maximal 6 Stunden in der
Kindergruppe betreut werden.
Als hilfreich für die Kleinkinder hat sich der Mittagsschlaf im Apartment der
Mutter erwiesen. Dies ist in der Zeit von 12.00-14.00 Uhr möglich.
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2.3 Mahlzeiten:
Ab Ende der 1. Kurwoche nehmen Kinder ab 3 Jahren das Frühstück und
Mittagessen im Kinderland ein. Das Abendessen erhalten Mütter und alle
Kinder gemeinsam im Speisesaal. Für die Kleinsten (0 - 3 Jahre) findet das
Frühstück grundsätzlich gemeinsam mit der Mutter statt. Das Mittagessen
nehmen beide in der ersten Woche gemeinsam ein. Nach individueller
Absprache kann das Kind ab der zweiten Kurwoche das Mittagessen in seiner
Gruppe einnehmen.
2.4 Mitarbeiterinnen und Zuständigkeitsbereiche:
Dipl. Sozialpädagogin: Kinderlandleitung
Dipl. Sozialpädagogin: psychosoziale Beratung mit Kindern und/ oder Mutter
und Kind themenspezifisches Gruppenangebot,
Kinderentspannung
Grundschullehrerin:
Wissenserhaltender Unterricht und
Konzentrationsübungen
Erzieherinnen:
Gruppendienst und Lernwerkstatt
Kinderpflegerinnen:
Gruppendienst und Lernwerkstatt
Päd. Mitarbeiterinnen: Gruppendienst
2.5 Der Tagesablauf
Die Betreuung und das Zusammensein der Kinder in der Kurklinik ist geprägt
durch das gegenseitige Kennenlernen, die Integration in die Kindergruppe,
die gemeinsamen Erlebnisse und letztlich auch das Abschiednehmen am
Ende der drei Wochen Kur. Aufgrund dieser Anforderungen ist das Anliegen
unserer Arbeit, den Kindern wiederkehrende Gemeinschaftserlebnisse z.B.
durch feste Rituale wie gemeinsames Essen, Freispiel, themenspezifische
Gruppenangebote, wissenserhaltender Unterricht, Arbeit in Lernwerkstätten
und Aktionstage zu vermitteln.
Der Tag im Kinderland beginnt mit dem gemeinsamen Frühstück. Die
Schulkinder erhalten an vier Tagen im Rahmen des schulpädagogischen
Angebots wissenserhaltenden Unterricht und die Möglichkeit in
Lernwerkstätten selbständig zu verschiedenen Themen zu arbeiten (s. hierzu
3.2/3.3). Die kleineren Kinder haben Freiräume für selbstbestimmtes Spielen,
Lernen und Experimentieren. Die Spielmaterialien in den Gruppenräumen
geben den Kindern Impulse für neue Spielideen, fördern grob- und
feinmotorische Fähigkeiten, Bewegung, Kreativität und Phantasie. Je nach
Alter der Kinder werden regelmäßige Gruppengespräche durchgeführt, um
mögliche Konflikte innerhalb der Gruppe zu besprechen und Lösungsstrategien zu entwickeln. Diese Gesprächsrunden bieten auch die
Möglichkeit, etwas über das Befinden der Kinder, ihre Wünsche und Ideen zu
erfahren. Dieses Wissen fließt in die pädagogische Arbeit ein.
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Vor dem gemeinsamen Mittagessen werden täglich Exkursionen
unternommen, Tiere beobachtet oder Schätze im Wald aufgestöbert.
Behandlungsbedürftige Kinder erhalten während der Kinderlandzeiten
entsprechende gesundheitsfördernde und therapeutische Maßnahmen. Die
Mitarbeiterinnen sorgen dafür, dass die Kinder die entsprechenden
Anwendungstermine wahrnehmen.
Am Nachmittag wird geturnt, gesungen, gebastelt, gewerkelt, ein
Powerobstsalat zubereitet oder bei Musik oder einer Traumgeschichte
entspannt. Selbstverständlich können sich die Schulkinder auf Wunsch weiter
in den Lernwerkstätten ausprobieren, gemeinsam spielen, basteln, Turniere
durchführen u. V. m.
2.6 Unsere Ziele
Die Kinder sollen
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sich gut einleben, sich wohl fühlen, neue Freunde finden und den “Alltag
zurücklassen“
in ihrer kindlichen Entwicklung gefördert werden
neue, positive Naturerfahrungen sammeln
Spaß und Freude an der Bewegung, bei Ausflügen und
Kulturentdeckungen erleben
eine gesunde, ausgewogene Ernährung kennenlernen und sich dafür
begeistern
ihren Körper bewusster erleben und ein Gefühl für das Wohlbefinden
entwickeln
soziale Kompetenzen und Selbständigkeit lernen, Ressourcen wahrnehmen
und anerkennen
Regeln aushandeln und einhalten lernen, Lösungen finden und ein
Verständnis für Gerechtigkeit entwickeln
respektvoll miteinander umgehen lernen
aktiv werden
Spaß am selbständigen und selbsttätigen Lernen entwickeln
Unser Leitsatz:
„Erzählst du es mir, werde ich es vergessen.
Zeigst du es mir, werde ich mich erinnern.
Beteiligst du mich, werde ich es verstehen“ ( Laotse).
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2.7 Unsere Haltung dem Kind gegenüber
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Jedes Mädchen und jeder Junge ist für uns eine eigenständige
Persönlichkeit mit ernstzunehmenden individuellen Gefühlen und
Bedürfnissen.
Jedes Kind benötigt Geborgenheit und Zuwendung sowie Akzeptanz
seiner Schwächen und Ressourcen.
Kinder befinden sich in einem nie endenden sozialen, körperlichen
sowie seelisch-geistigen Wachstum und müssen Entwicklungsphasen
ausleben dürfen.
Jedes Kind entwickelt sich nach seinen Begabungen und Anlagen aktiv
aus sich selbst heraus und soll in seinem Tempo die Welt erobern dürfen,
die von Gegensätzen geprägt ist (Grenzen- Freiraum; Ordnung- Chaos;
Aufgaben-Freizeit).
Kinder brauchen Freiräume zum eigenen Experimentieren und
Forschen.
Kinder brauchen Grenzen und Regeln als Orientierung für ihr Handeln.
2.8 Unsere Rolle als Pädagoginnen
Als Erziehende sehen wir unsere Aufgabe zu Beginn der Kur vorwiegend darin,
die Kinder mit Hilfe überschaubarer Tagesabläufe, wiederkehrender Rituale
und Regeln bestmöglich in ihre jeweilige Gruppe zu integrieren.
Ein wichtiges Anliegen ist uns die Förderung der Sozialkompetenz sowie die
Erarbeitung von Konfliktlösungsstrategien, das Erlernen von Toleranzfähigkeit,
der achtsame Umgang miteinander sowie die Wertschätzung des Einzelnen.
Diesem Anspruch wollen wir auch durch entsprechendes Vorbildverhalten
den Kindern gegenüber gerecht werden. Grundsätzlich sehen wir die Kinder
als Akteure ihrer Entwicklung; die wir auf ihrem Weg begleiten und
unterstützen.
2.9 Unsere Umgangsregeln
Das Zusammensein mit den Kindern und der Umgang innerhalb unseres Teams
ist geprägt durch folgende Regeln:
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Meine Freiheit hört dort auf, wo die Freiheit des Anderen beginnt.
Ich achte darauf, den Anderen nicht zu verletzen, weder mit dem, was ich
sage, noch was ich tue.
Ich bin höflich zu Anderen.
Ich helfe, wenn ich gebraucht werde, und hole Hilfe, wenn ich es nicht
schaffe.
Ich behandle mein Eigentum sorgfältig und achte auf das der Anderen.
Ich bin ehrlich.
Ich achte und respektiere fremde Kulturen und Religionen.
Ich nehme Rücksicht auf die Natur und verhalte mich umweltgerecht.
(entnommen aus der Broschüre: „Mut zur Erziehung“)
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3. Pädagogische-therapeutische Angebote und
Gesundheitsförderung im Kinderland
3.1 Freispiel und Experimentieren ist Selbst-Bildung
Im Tagesablauf der Kindergruppen ist die Freispielzeit, das eigene
Ausprobieren und Erforschen ein fester Bestandteil. Das Freispiel soll den
Kindern vor allem Spaß machen und ihnen die Möglichkeit geben, ihren
eigenen Ideen, Interessen und Fähigkeiten nachzugehen. Dabei wählen sie
selbständig ihre/n SpielpartnerIn, den Raum und die Materialien aus.
Selbstgewähltes Spielen und Konstruieren ermöglicht dem Kind, seine
Erfahrungen kognitiv zu verarbeiten. Eine zentrale Aktivität des Kindes wird
dadurch gefördert.
3.2 Lernen ist Erfahrung- alles andere nur Information
Speziell für die Schulkinder wird außerhalb der Ferienzeiten viermal
wöchentlich in der Zeit von 8.30 Uhr bis 10.45 Uhr der wissenserhaltende
Unterricht durchgeführt. Geleitet wird er von einer Lehrkraft in Unterstützung
durch die Gruppenerzieherin. In altersheterogenen Gruppen bearbeiten die
Kinder die von ihnen mitgebrachten Aufgaben der Heimatschule und werden
darüber hinaus - je nach Förderbedarf - zum eigenständigem Lernen mit
verschiedenen Lernmaterialien angeregt. Damit werden die Schulkinder an
das eigenständige Lernen herangeführt und das Selbstbewusstsein gestärkt.
Jeweils mittwochs finden Aktionstage mit Ausflügen, Exkursionen und
Besuchen von regionalen Einrichtungen wie Hochseilpark, Haus der Natur und
harztypischen Kulturstätten und Sehenswürdigkeiten statt. Hier erfahren die
Kinder Wissenswertes über die Bedeutung des Waldes, der Natur, der Tiere
und sie lernen historische und geologische Besonderheiten des Harzes
kennen.
3.3 Lernen in Lernwerkstätten
In den Lernwerkstätten können die Kinder sich als selbsttätige ForscherInnen
ausprobieren. Die Lernwerkstätten greifen die Faszination der Kinder für
bestimmte Themen wie Wald, Natur, Tiere, Gesundheit, Ernährung etc. auf.
Mit diesem speziellen Lernangebot werden im Haus Daheim unterschiedliche
Förderbedarfe und individuelle Lernniveaus der Schulkinder berücksichtigt.
In entspannter Atmosphäre können sie - je nach Interesse und Neigungen mit unterschiedlichen altersgemäßen und lernanregenden Materialien
experimentieren.
Die Kinder sind dabei gefordert, selbstbestimmt und eigenverantwortlich
Lösungen für ihre selbst gewählten Arbeitsaufträge zu finden. Auch werden
sie dazu ermutigt, ihre Ergebnisse in der Gruppe vorzustellen. Schließlich lernen
Kinder nachhaltiger, wenn sie sich aktiv an der Erarbeitung eines selbst
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gewählten Themas beteiligen und daran Spaß haben. In den Lernwerkstätten
arbeiten die Kinder in Teams oder in Einzelarbeit. Die Mitarbeiterinnen haben
die Rolle der Lernbegleiterinnen.
3.4 Soziale Kompetenz sorgt für ein gutes Miteinander
Die Kinder haben Gelegenheit durch Gruppenspiele, kreatives Gestalten,
Rollenspiele und Turniere soziale Kompetenzen einzuüben, gemeinsame
Umgangsregeln zu entwickeln und einzuhalten. Sie sollen lernen, Konflikte zu
benennen und lösungsorientierte Handlungsweisen erproben.
3.5 Bewegung ist Lebensfreude
Mit den Kindern werden regelmäßige Bewegungsangebote innerhalb der
Einrichtung (Kinderturnen, Übungen nach psychomotorischen Ansätzen)
sowie Ausflüge, Naturrallyes, Spaziergänge und Exkursionen in das
angrenzende Waldgebiet unternommen. Dadurch können die Kinder ihre
Ausdauer und zugleich ihr Selbstbewusstsein und -vertrauen stärken, als
Grundvoraussetzung für soziale Kontakte. Mit dem umfangreichen
Bewegungsangebot werden Stress und emotionale Anspannung abgebaut
und das Immunsystem auf natürliche Weise gestärkt.
3.6 Entspannung tut gut
Das Entspannungstraining im Haus Daheim wird mit den Kindern regelmäßig in
einem behaglichen Ruheraum durchgeführt. Kinder erleben oft - bedingt
durch die Flut an Eindrücken, die aus den Medien auf sie einströmen - große
Anspannung, Nervosität und die Schwierigkeit, sich (auf eine Sache) zu
konzentrieren. Sie brauchen die Erfahrung, dass es auch Zeiten der Ruhe und
Stille geben kann. Durch kindgemäße Entspannungsmethoden erproben sie
ihre Selbstregulationsfähigkeit und den Abbau von Stress. Sie lernen, sich
besser zu konzentrieren und erhalten Hilfen bei Einschlafschwierigkeiten. So
werden Kinder für die Signale ihres Körpers sensibilisiert und können
Bedürfnisse besser wahrnehmen; psychosomatische Beschwerden werden
vorbeugt bzw. gelindert.
3.7 Essen ist ein Genuss
Unser Anliegen ist es, die Kinder an eine gesunde, ausgewogene
Ernährungsweise heranzuführen. Dabei wirken positive Gemeinschaftserlebnisse, die zusammen eingenommenen Mahlzeiten als feste Tages-Rituale,
verstärkend. Für viele Kinder ist dies neu und wird ihnen durch die gelebte
Praxis vermittelt. Im Gruppenalltag werden auf spielerische Art und Weise
Informationen zu Ernährung, Essgewohnheiten, Lebensmittelgruppen, Zahn10
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und Körperpflege gegeben. Durch selbst zubereitete Speisen erfahren die
Kurkinder, dass Selbstgemachtes schmeckt und zugleich Spaß macht.
4. Gesundheitsfördernde Maßnahmen
Verzahnt mit den therapeutisch - pädagogischen Angeboten im Kinderland
finden gesundheitsfördernde Maßnahmen in den anderen Abteilungen für
die kurenden Kinder statt.
4.1 Medizinische Abteilung
Während des Kurverlaufes findet für die Kinder eine Eingangs- und
Abschlussuntersuchung bei der leitenden Ärztin statt. Sie verordnet je nach
Indikation die entsprechenden Maßnahmen. Die Ärzte stehen mit
regelmäßigen Sprechstunden den kleinen PatientInnen mit ihren Müttern zur
Verfügung. Dadurch wird der indikationsgerechte Kurverlauf der Kinder
überwacht.
4.2 Physiotherapie
Entsprechend dem Gesundheitskonzept von Sebastian Kneipp wird mit
Kindern ab 6 Jahren täglich das Wassertreten durchgeführt. Darüber hinaus
werden je nach Indikation des Kindes Krankengymnastik, Inhalationen und
Haltungsturnen verordnet.
4.3 Aktive Kids - Kinder mit Gewichtsproblemen
Nach ärztlicher Verordnung nehmen Kinder mit Ernährungsproblemen an der
Gruppe „Aktive Kids“ teil. Während der Kurmaßnahme wird Ernährungswissen
vermittelt und in „Detektivarbeit“ das Beobachten und Verändern von
Ernährungsverhalten und –gewohnheiten geübt. Grundvoraussetzung hierfür
ist die eigene Motivation. Durch praktische Schulungen in der Lehrküche und
das Umsetzen von Rezeptideen gewinnen die Kinder Spaß an der eigenen
Zubereitung von schmackhaften und gesunden Speisen sowie Snacks. Die
Arbeit erfolgt interdisziplinär mit verschiedenen Bereichen, auch im
Bewegungs- sowie Sportangebot, und ist integrierter Bestandteil der
pädagogischen Arbeit im Kinderland.
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4.4 Psychosoziale Therapie
Die Lebensumstände innerhalb der Familie sind oft belastet durch Krankheit,
Arbeitslosigkeit, Armut oder Trennung der Eltern. Die daraus resultierenden
Themen wie Trauer, Angst, Unsicherheit, Ohnmacht, Verwirrung werden in
therapeutischen altersspezifischen Gruppen- und Einzelgesprächen mit den
Kindern thematisiert. Die Kinder haben hier die Gelegenheit, Tabus
aufzuheben und sich zu entlasten. Im Bedarfsfall finden Gespräche mit Mutter
und Kind gemeinsam statt, um ggf. eine emotionale Annährung und
Verständnis herbeizuführen.
4.5 Mutter – Kind - Angebote
Im Falle einer gestörten Mutter – Kind Beziehung ist oft auch die gesunde
kindliche Entwicklung gefährdet. Durch gezielte Angebote für Mutter und
Kind am Nachmittag erhalten die Mütter einen Einblick in die Entwicklung
sowie Fähigkeiten und Stärken ihrer Kinder. Sie erleben neue Sichtweisen und
einen lösungsorientierten Umgang mit ihrem Kind im Alltag. Ziel dieses
Angebots ist es, in einer vorbereiteten Umgebung ein stressfreies Miteinander
zu erfahren, die Beziehung zum Kind zu verbessern und die gemeinsame
Kommunikation zu fördern.
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Mutter-Kind Turnen
Singen und Spielen
Kreatives Gestalten
Spaziergänge
Ausflüge
Feste
Geschichten hören
Andachten
4.6 Zusammenarbeit mit der Mutter
Um eine nachhaltige Gesundheitsförderung für die Kinder zu erreichen, ist der
Kontakt zu den Müttern wichtig und notwendig. Gesundheitsbewusstes
Handeln und einen adäquaten Umgang mit dem Kind bedingt der Mitarbeit
der Frauen. Es werden Einzel- und Gruppenberatungen sowie – ggf. nach
Verordnung – Videoanalysen durchgeführt. Hier geht es vor allem um Klärung
individueller Erziehungs- und Familienprobleme und eine darauf ausgerichtete
Beratung. Pädagogische Gruppenangebote informieren über kindliche
Entwicklungsphasen und unterstützen die Mütter, sich kritisch mit ihren
Erwartungen an sich selbst und auch an das Kind auseinanderzusetzen. Die
Mütter haben die Gelegenheit, ihre Schuldgefühle, die oft aus überhöhten
Ansprüchen an sich selbst resultieren, zu thematisieren und erfahren so
Entlastung. Sie werden dazu angeregt, Konflikte mit dem Kind gegebenenfalls
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umzudeuten und so neue Sichtweisen und Bewertungen zu erarbeiten, die
die Grundlage für neue Handlungsstrategien sind.
Zum Ende der Kurmaßnahme erhalten die Mütter für sich selbst und für ihre
Kinder weitere Informationen zu Hilfsangeboten und Fördermöglichkeiten, um
eine Nachhaltigkeit zu erzielen.
5. Qualitätsmanagement
Die Vorsorge-Reha-Klinik Haus Daheim fühlt sich einem hohen
Qualitätsstandard verpflichtet. In diesem Sinne wird auf allen Ebenen der Klinik
ein Total Quality Management System umgesetzt. Im Netzwerk des
evangelischen Fachverbands für Frauengesundheit e.V. und in
Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Institut für Qualitätsentwicklung im
Diakonie Bundesverband wurde das “Bundesrahmenhandbuch DiakonieSiegel Vorsorge und Rehabilitation für Mütter/Mutter-Kind“ erarbeitet. Nach
der Anerkennung durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation wurde
das Handbuch offiziell im Januar 2010 herausgegeben. Das Gütesiegel
entspricht den allgemein anerkannten TQM Kriterien und zeigt darüber hinaus
die Besonderheiten des evangelischen Gesundheitsangebots für Frauen und
Mütter und deren Kinder auf. Haus Daheim, das maßgeblich an der
Entwicklung des Bundesrahmenhandbuchs beteiligt war, wurde im Frühjahr
2010 nach dessen Gütekriterien und entsprechend der Vorgaben des §137
SGB V erfolgreich zertifiziert.
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