Sinfoniekonzert - Folkwang Universität der Künste

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Sinfoniekonzert - Folkwang Universität der Künste
Folkwang
Universität der Künste
Mi_12. Mai 2010 | 20.00 Uhr
Zollverein | Salzlager
Sinfoniekonzert
_Sinfonieorchester der Folkwang Universität der Künste
_Iva Miletic, Violine: Gewinnerin der Folkwang Competition 2010
(mit freundlicher Unterstützung der Dr. Josef und Brigitte Pauli
Stiftung)
_Prof. Oliver Leo Schmidt, Dirigent
_eine Kooperation mit der Stiftung Zollverein im Rahmen der
ZOLLVEREIN® Konzerte
Redaktion: Kommunikation & Medien, Folkwang Universität der Künste
Folkwang Universität der Künste | Klemensborn 39 | D-45239 Essen | Tel. +49 (0) 201.49 03-0 | www.folkwang-uni.de
Programm
Joseph Haydn
1732 - 1809
Sinfonie e-Moll Hob. 1: 44
(„Trauer-Sinfonie“)
Allegro con brio
Menuett
Adagio
Presto
Felix Mendelssohn Bartholdy
1809 - 1847
Konzert für Violine
und Orchester e-Moll op. 64
Allegro molto appassionato
Andante
Allegretto non troppo - Allegro molto vivace
Iva Miletic, Violine
(Klasse Prof. M. Mintchev)
_Pause
Florian Mattil
geb. 1981
Helium-Flash
Ludwig van Beethoven
1770 - 1827
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Poco sostenuto - Vivace
Allegretto
Presto - Assai meno presto
Allegro con brio
Herford, die Klassische Philharmonie Bonn, das Folkwang Kammerorchester Essen,
das Neue Rheinische Kammerorchester, das Festivalorchester des Europäischen
Klassikfestivals Ruhr, die Budapest Strings und das EurOrchestra.
Bei der Verleihung des „Herbert von Karajan Dirigentenpreises“ in der Essener
Philharmonie im Februar 2009 wurden die außerordentlichen künstlerischen
Leistungen Oliver Leo Schmidts, seine intensiven Bemühungen um den Spitzennachwuchs in Deutschland und die Entwicklung neuer Konzertformen gewürdigt.
Schmidt ist musikalischer Leiter der Kölner Orchester-Gesellschaft und des
Universitätsorchesters Duisburg-Essen.
Mit seiner Oberhausener Konzertreihe „Musik der Zukunft – Solisten im Konzertexamen“ (seit 2000), in der herausragende Musikstudenten und -studentinnen
deutscher Musikhochschulen ihr Konzertexamen ablegen und außerdem Werke
junger Komponisten und Komponistinnen deutscher Musikhochschulen uraufgeführt werden, betätigt sich Schmidt seit Jahren sehr erfolgreich als Förderer des
jungen Spitzennachwuchses in Deutschland.
Besetzung
„Sein klares und differenziertes Dirigat offenbart eine analytische Handschrift“, so
schrieb das Online Musik Magazin über den Dirigenten Oliver Leo Schmidt.
„Begeisternd und mitreißend“, „kompromißlos detailversessen“ und „mit ansteckender Musizierfreude“ loben ihn die Kritiken.
Oliver Leo Schmidt wurde 2008 mit dem renommierten „Herbert von Karajan
Dirigentenpreis“ ausgezeichnet und ist Professor für Dirigieren an der Folkwang
Universität der Künste in Essen.
Er ist ein „Kind des Ruhrgebiets“. Geboren und aufgewachsen in Oberhausen kam
er in den Genuß einer umfassenden künstlerisch-akademischen Ausbildung in der
Nachbarstadt Essen.
Sein künstlerischer Schwerpunkt dort: Kunst und Musik mit umfassenden
Studien. So examinierte er in Freier Malerei, Kunsthistorik und Kunstpädagogik an
der Universität Gesamthochschule Essen und gleichzeitig im Fach Dirigieren und
Schulmusik an der damaligen Folkwang Hochschule.
Heute empfindet er den Bezug zur Malerei als elementar für seine dirigentische
Arbeit und betrachtet sich selbst als einen „echten Folkwänger“, dem die Verbindung der Künste am Herzen liegt.
In dem Aspekt, Musik übergeordnet zu betrachten, hatte Schmidt charismatische
Vorbilder: die Dirigenten Sergiu Celibidache und Leonard Bernstein. Bei ihnen
erhielt er in seiner Studienzeit zusätzlich Unterricht.
Violine: Christian Styma, Moo-Jong Jo, Jae Kyung An, Arslan Büyükkaya, Lelie
Cristea, Mariya Ivanova, Gi Ha Kim, Hye-Ryung Kim, Ji-Hee Kim, Eun-Ji Lee,
Radoslav Nenchev, Velina Ninova, Min-Kyung Lee, Gergana Petrova, Sueda Shaba,
Berit Brüntjen, Shih Hsiang Chen, Anna Cho, Seulki Choi, Yang-Hao Huang, Sung
Mi Kim, Eun Hae Lee, So Ri Shim, Hye-Lim Son, Alexandra Stanoeva, Jeong Eun Yi
Viola: Saskia Nigbur, Mariana Blanc, Juliane Büttner, Tania Gomez, Birte Jahnke,
Frauke Wielebski
Violoncello: Krasimira Kostova, Anne Hagemann, Chloe Triscornia, Soul Kim, Botan
Özsan, Jin Kyung Won, Young Ji Kim, Paul Rittel, Sebella Viljoen, Seung-Wook Choi,
Kyeong-Jin Lee, Jola Shkodrani
Kontrabass: Emilie Allie, Vladislav Vorobel, Christoph Ziehmer (a.G.), Ralf Zeranski
(a.G.)
Querflöte: Eunme Lee, Ferhat Kunt, Juliane Peter
Oboe: Stela Bekirova, Natasha Jordanoska
Klarinette: Vase Zlatkov, Claudia Scheibel
Die dirigentische Tätigkeit Oliver Leo Schmidts begann in den 90er Jahren mit
musikalischen Assistenzen bei Spiros Argiris (Monte Carlo) am Teatro Bellini in
Catania/Sizilien und an der Deutschen Oper am Rhein. Es folgten projektbezogene
Lehraufträge für die Aufführung Neuer Musik an der damaligen Folkwang Hochschule und Engagements im Ausland: Philharmonie de Lorraine (Metz, Frankreich),
Sønderjyllands Symfoniorkester (Sønderborg, Dänemark).
Fagott: Ermal Jaho, David Schumacher, Alberto Sanz Gutierrez
1996 gewann er für drei Jahre ein Stipendium der „Herbert von Karajan Stiftung,
Berlin“. 1999 erhielt er einen weiteren Lehrauftrag als Dozent für Dirigieren,
Chor- und Ensembleleitung an Folkwang.
Posaune: Shige Ampo, Martin Leßmann
In Deutschland dirigierte Oliver Leo Schmidt namhafte Orchester wie die
Duisburger Philharmoniker, die Bochumer Symphoniker, die Neue Philharmonie
Westfalen, die Neue Philharmonia Hungarica, die Nordwestdeutsche Philharmonie
Trompete: Julian Meiselbach, Anja Richter
Horn: Michael Chan Wong, Christoph Wurm, Nikolaj Nikolaev Christov, Eva
Jeßberger, Franziska Baier, Paolo Rizzuto, Suren Babayan, Guillermo Vaquero Llevot
Tuba: Sebastian Sürgers
Schlagzeug: Linda Keuben, Henning Bergmann, Ji Wook Kim
Sinfonie e-Moll Hob. 1: 44 - Joseph Haydn
Biographien
„Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beyfall, ich konnte
als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt, und was ihn schwächt, also verbessern, zusetzen, wegschneiden, wagen; ich
war von der Welt abgesondert, Niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst
irre machen und quälen, und so mußte ich original werden.“
In dieser Anmerkung Joseph Haydns (1732 - 1809) stecken viele Informationen zu
Biographie und Werk des Komponisten. Hier berichtet Haydn über seine Zeit am
Hofe der Fürsten von Esterházy, in der er zunächst als Vizekapellmeister, später
als Oberkapellmeister die Geschicke der Hofmusik leitet. Während auch unter der
Regentschaft Fürst Paul Antons noch zwischen „Chor-Musik“, also den kirchenmusikalischen Diensten, und der „Hoff- und Camer-Musik“ unterschieden wird und
diese ebenfalls organisatorisch getrennt sind, entwickeln sich durch die Berufung
Haydns die Kapelle mehr und mehr zu einem höfischen Repräsentations-Ensemble
und getrennten Sparten zu einem Ganzen. Nach dem Tod Paul Antons 1762 übernimmt sein Bruder Nikolaus (1714 - 1790) die Geschäfte. Nikolaus wird über drei
Jahrzehnte Haydns Gönner und Dienstherr bleiben.
Musikalisch kann sich Haydn am Hofe der Esterházys voll entfalten – selbstverständlich jedoch immer wieder aber auch nur unter der Prämisse, auf die Kompositionswünsche des Herrschers eingehen zu müssen. Hier am Hofe entstehen einige,
heute eher unbekanntere Opern, hier entstehen die Trios für das Baryton, welches
Nikolaus mit beachtlicher Virtuosität spielte. Und ebenfalls hier entstehen viele
seiner originellen Sinfonien: originell in Besetzung, Satzabfolge, Themenerfindung.
Originell, von der „Norm“ mit heutigem Wissen abweichend, ist auch die Sinfonie
Nr. 44 e-Moll Hob. I: 44 „Trauersinfonie“, vermutlich um 1771 entstanden. Dieses
Werk ist einer der Höhepunkte im sinfonischen Schaffen des Komponisten, eine
vollendete Balance zwischen Emotionalität und sinfonischem Formverständnis.
Energisch und kraftvoll beginnt der Kopfsatz im Unisono. So kennt man Haydn.
Das ist nicht neu. Sturm und Drang hinterlassen hier Spuren. Das Besondere
kommt danach: die beiden folgenden Sätze sind getauscht. Es folgt nicht ein
entspannter langsamer Satz, sondern zunächst das Menuett. Es ist als „Canone
in diapason“ komponiert, als Kanon zwischen Ober- und Unterstimme. Schon in
früheren Sinfonien Haydns findet man kanonische Menuette, doch hier leuchtet
der Satz in vielfältigen klanglichen und dynamischen Schattierungen. Mit dem
Adagio folgt ein wunderbarer Kontrast: zarte, schlichte Innigkeit in E-Dur.
Iva Miletic wurde 1988 in Belgrad als Tochter eines Solo-Violinisten und
einer Pianistin geboren. Mit vier Jahren erhielt sie ihren ersten Unterricht auf der
Violine und gewann im zarten Alter von sechs Jahren ihren ersten Preis in Belgrad.
Ab ihrem zehnten Lebensjahr besuchte sie regelmäßig Meisterkurse bei renommierten Professoren und wurde mit elf Jahren die jüngste Violinen-Studentin an
der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Mit 14 Jahren nahm sie
ihr Studium an der University of Arts in Belgrad auf, das sie 2008 erfolgreich abschloss. Seit 2005 studiert sie in der Klasse von Professor Mintcho Mintchev an der
Folkwang Universität der Künste in Essen. Ihre bisherige Karriere brachte ihr viele
erste Preise ein. So erhielt sie 2007 den ersten Preis auf dem internationalen Wettbewerb „Canetti“ in der Türkei sowie auf dem internationalen Wettbewerb „Pancho
Vladigerov“, 2006 siegte sie bei der „Beethoven competition“ in der Tschechischen
Republik und 2004 bei den internationalen Wettbewerben „Young Vistuosos“ und
„The Musicians of New Milenium“. Außerdem gab sie trotz ihres jungen Alters über
200 Konzerte u.a. in Italien, der Tschechischen Republik, Österreich, Bulgarien,
Serbien und Deutschland. Iva Miletic zählt ohne Zweifel zu den talentiertesten und
vielversprechendsten jungen Violinistinnen in Europa.
Florian Mattil wurde 1981 in Zweibrücken geboren. Nach dem Zivildienst arbeitete er als Regiepraktikant und -assistent in Rundfunk-, Film-, Oper- und Theaterproduktionen. 2003 begann er an der damaligen Folkwang Hochschule ein Studium der elektronischen und instrumentalen Komposition bei Dirk Reith und Günter
Steinke, das er im Frühjahr 2008 mit dem Diplom abschloss. Seitdem macht er ein
Aufbaustudium im selben Studiengang. Neben rein instrumentalen und elektronischen Werken arbeitet er in interdisziplinären Projekten mit Choreografen wie
auch mit Designern zusammen, entwickelt auch eigenständig Performances und
Installationen. Aufführungen u.a. im Ruhrgebiet, Berlin, Bern, Paris, Peking und Los
Angeles.
sich eine wehmütig-klagende Melodie. Zunächst nur von den Streichern gespielt,
wird der Satz nach und nach durch die Bläser farblich schattiert – sie übernehmen
bis zu einem ersten Höhepunkt den ostinaten Rhythmus. Das zweite Thema, eine
weiche, tröstende Melodie, wird von den Klarinetten und Fagotten vorgestellt,
bevor das Ostinato und das erste Thema erneut einbrechen. Der Satz mündet, von
einem Fugato eingeleitet, in ein großes Orchestertutti und klingt, wie er begonnen
hat, leise aus.
Größer kann daher der Gegensatz zum folgenden Presto, dem dritten Satz, gar
nicht sein. Auch hier ist der Rhythmus die treibende Kraft; der Satz kommt stürmisch daher. Umso überraschender gibt sich der kurze Trio-Teil, dessen Thema aus
schlichten melodischen Mitteln besteht. Zunächst verhalten, entwickelt sich dieses
Thema im Tutti zu monumentaler Größe. Doch schon bald übernimmt der stürmische Gegenpart die Oberhand, wird satzbestimmend, prescht dem Finale entgegen. Das Finale ist stürmisch, feurig und erneut vom Rhythmus geprägt. Man kann
diesen Satz als Abbild von Lebensfreude und Willensstärke sehen. Ungezügelter
Elan durchdringt ihn, durchbrochen von kleinen, dünner instrumentierten Passagen, die eine gewisse Ruhe suggerieren. Doch unaufhörlich, fast bis zur Raserei,
drängt der Satz dem Ende entgegen.
„Groß und wunderbar ist der Herr der Natur; doch nicht blos da, wo der Strahl
seiner Wetterwolke erglüht, und ihr Donner die Berge zittern macht: auch da ist
Gottes Finger, wo der Geist eines begünstigten Sterblichen, sich seiner himmlischen Herkunft bewusst, mitten in den gewaltigen Strömen mächtiger Töne fest
und lenkend steht, und alle diese vielfachen Laute, welche, wenn sie reglos durcheinander brausten, das Ohr zerreissen und das Gefühl empören würden, melodisch
zügelt und vereinigt. Sie müssen seinem schöpferischen Willen gehorchen, und
selbst dann die erhabensten Gedanken aussprechen, wenn sie so überwältigend
strömen, wie in manchen Ton-Gewittern des Shakespeare der musikal. Welt.“
Anke Westermann
Glaubt man den Überlieferungen, so war es der Wunsch des Komponisten, diesen
Satz bei seinem Begräbnis erklingen zu lassen. Mit Sicherheit ist dies nicht belegt;
die Allgemeine Musikalische Zeitung erwähnt jedoch 1809 anlässlich einer HaydnGedenkfeier, dass die „schöne ältere Sinfonie aus e-Moll mit dem rührenden Largo
aus E-Dur erklang“. Vermutlich ist die Sinfonie so zu ihrem Beinamen gekommen.
Das Finale knüpft an den Kopfsatz an, übertrifft diesen vielleicht noch ein wenig an
Leidenschaft. Bis zum Schluss hält die atemberaubende Spannung des Satzes an,
um mit einer fast grimmigen Coda den Zuhörer zu entlassen.
Anke Westermann
Violinkonzert e-Moll op. 64 - Felix Mendelssohn Bartholdy
Das Violinkonzert e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847)
zählt neben den Konzerten Ludwig van Beethovens und Johannes Brahms´ zu den
bedeutenden Werken dieser Gattung im 19. Jahrhundert und steht heutzutage im
Repertoire der Violinisten in den vorderen Reihen. Das Werk, das im September
1844 während eines Erholungsaufenthaltes in Soden bei Frankfurt am Main entsteht und 1845 uraufgeführt wird, mischt romantische Besinnlichkeit mit Virtuosentum und einem neuen Verständnis von Konzertstruktur. Letztere wird direkt
zu Beginn des ersten Satzes ersichtlich, dem ein groß angelegtes Orchestertutti
fehlt. Unvermittelt, mit einem schlichten und sanglichen Thema setzt die SoloVioline ein. Erst allmählich entwickelt sich das, was der geneigte Zuhörer erwartet:
ein Hauch von Virtuosität, durchbrochen von einem ruhigeren zweiten Thema. Im
weiteren Verlauf werden die beiden Themen im Soloinstrument und im Orchester
verarbeitet, bevor das Orchester in der Reprise mit dem Hauptthema einsetzt und
die Solo-Violine virtuose Passagen spielt. Der Satz endet zwar furios, geht aber,
und das ist eine weitere Neuerung, direkt in den zweiten Satz über. Diesen Punkt
markiert der Liegeton im Fagott. Es schließt sich ein besinnliches Andante an, fast
ein „Lied ohne Worte“. Der dreiteilig angelegte Satz wird im Mittelteil durch einen
neuen Gedanken erweitert. Durch die Tremoli bekommt der bis dahin ruhige Satz
eine dramatische Wendung, bevor er wieder in die ruhige Anfangsmelodie mündet.
Der letzte Satz des Werkes beginnt mit einer kurzen Einleitung – der erwartete
Kehraus lässt ein wenig auf sich warten, bricht dann aber unvermittelt herein. Die
Solo-Violine antwortet auf den Beginn der Blechbläser neckisch und man
erinnert sich in Leichtigkeit, Farbgebung und Stimmung an die Mendelssohn´sche
„Sommernachtstraum“-Musik. Der Satz ist rondoartig aufgebaut, das Hauptthema wird in geschickter Instrumentation durch das Orchester geführt – teilweise
mit kantablen Passagen in den Streichern unterlegt. „Während üblicherweise die
beschließenden Rondi eine recht konventionelle Fröhlichkeit entwickeln, hat
Mendelssohn seinem Konzert an dieser Stelle die ganze Poesie romantischen
Elfenzaubers, den Duft poetischer Stimmungen anvertraut, eine Poesie, die der
romantischen Musik aus der Verbindung mit der Märchenwelt der romantischen
Dichtkunst zugeflossen ist. Die Tiefe der Stimmung ist hier verbunden mit klassizistischem Gestaltungswillen und kunstvoller Arbeit.“ (H. Engel)
Anke Westermann
„Helium-Flash“ - Florian Mattil
Der Helium-Flash ist die explosionsartige Fusion von Helium in der Entwicklung
von Sternen der Größenordnung unserer Sonne. Die physikalischen Prozesse, die in
einem Stern ablaufen, haben in ihrer nur scheinbaren Einfachheit und Übersichtlichkeit einen starken Einfluss auf mein Werk genommen. Einzelne Klangereignisse
verhalten sich einmal wie Elementarteilchen im Mikrokosmos, die sich in Wolken
verdichten und wieder auflösen, ein anderes Mal zerbrechen die Klänge wie durch
gravitative Kräfte angezogen. Nur selten finden sich diese Teilchen zu einem
gemeinsamen Verlauf zusammen, ehe sie wieder explosionsartig auseinanderdriften. Im Ganzen dreht es sich um ein ständiges Zueinanderfinden, um Kompressionen und Verdichtungen, dann wieder um Implosionen, Explosionen und den
Zerfall der konzentrierten Masse in ihre Elementarteilchen.
Florian Mattil
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 - Ludwig van Beethoven
„Die Classizität der Simphonien des Hrn. v. Beethoven, des größten InstrumentalComponisten unserer Zeit, ist anerkannt. Diese neueste erwirbt dem genialen
Verfasser nicht geringere Bewunderung, als die ältern, vielleicht ist es sogar ein
wichtiger Vorzug, den sie vor diesen behauptet, daß sie, ohne ihnen in der Künstlichkeit des Satzes nachzustehen, in allen Theilen [d. h. Sätzen] so klar, in jedem
Thema so gefällig und leicht faßlich ist, daß jeder Musikfreund, ohne eben Kenner
zu seyn, von ihrer Schönheit mächtig angezogen wird, und zur Begeisterung entglüht. Die Analyse des Einzelnen dieser Symphonie, würde, bei aller Umständlichkeit, die sie erforderte, niemals hinreichend seyn, denjenigen unserer Leser, welche
ihrer Aufführung nicht beigewohnt haben, ein Bild des Ganzen zu skizzieren; um
Werke der Kunst zu würdigen, wird ihre unmittelbare Anschauung bedungen. Herr
v. Beethoven hat zwar den Charakter dieser Simphonie nicht, so wie bei einigen
andern, selbst angegeben: wenn es uns indeß erlaubt ist, ihm dießfalls vorzugreifen, und unsere unmaßgebliche Meinung anzugeben, so bemerken wir, daß uns die
verschiedenen Theile derselben in einem romantischen Rhythmus der Melodien zu
sympathisiren scheinen.“
Dieser Konzertbericht aus der WamZ (Ende 1813) unterstreicht die Begeisterung,
die dieses Werk entfacht. Die AmZ nennt es Anfang 1814 Beethovens „melodiereichste, gefälligste und fasslichste“ Sinfonie, Wagner bezeichnet sie später als
„Apotheose des Tanzes“, H. Kretzschmar als „Hohelied des Humors“.
Bei aller Begeisterung stellt sich doch nun die Frage nach dem Grund für solche
Begeisterungsausbrüche. Was ist an der Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Ludwig van
Beethovens (1770 - 1827), 1813 in Wien uraufgeführt, so besonders, dass sie sich
von allen bis dahin gehörten Sinfonien abhebt?
Die Lösung kann darin gefunden werden, dass in sämtlichen Sätzen dieses Werkes
der Rhythmus das prägende Element ist. Ganz konventionell, mit einer langsamen
Einleitung, beginnt der Kopfsatz. Große Ruhe in Bläserkantilenen, kräftige
Akkordschläge und sich allmählich entladende Sechzehntelketten lassen das Werk
kraftvoll-strahlend beginnen. Die Einleitung mündet in ein rhythmisch prägnantes
Vivace, in dem das Thema von der Flöte vorgestellt wird. Nicht mehr kraftvoll,
sondern federn, im weiteren Verlauf wirbelnd, nimmt der Satz seinen Verlauf.
Dem musikalischen Rausch folgt das volkstümlich anmutende Allegretto. Auch
hier wird der Rhythmus zum bestimmenden Parameter. Gleich einem langsamen
Schreittanz manifestiert sich die schlichte Thematik. Zu dem Rhythmus gesellt

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