enthält shogun: total war und das offizielle mongol invasion

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E
Einleitung ................................2
Die Schlachten von
Oda Nobunaga, 1560-1575 ......80
1: Die Entstehung
Japans ............................................6
Die Schlachten von Toyotomi
Hideyoshi, 1582-1590 ..............86
Das Frühe Japan ....................7
Die Ersten Samurai ..............8
Die Schlachten von Tokugawa
Ieyasu, 1564-1600 ....................91
Der Gempei-Krieg ..............10
5: Die Mongolen ............98
Die Frühen Shogunate ........11
Wer waren die Mongolen? ........98
Sengoku - Die Zeit der
kämpfenden Länder ............12
Temüdschin ................................99
Kubilai Khan ............................103
Das letzte Shogunat ............28
Die Invasion Japans ..................106
Geschichte in
diesem Spiel ........................29
Das Mongolische Heer ............110
Mongolische Einheiten
in Shogun: Total War ..............115
Die Daimyo in
Shogun: Total War ..............30
2: Die Samurai ..................34
Mitwerkende ............................118
Bushido:
Der Weg des Kriegers ........35
Lizenzvereinbarung ..................118
Garantie ....................................120
Waffen und Rüstungen ........39
Kundendienst............................120
Samuraiverbände ................46
Truppenteile ........................50
Kampf um Schlösser
und Festungen ....................56
Artillerie ..............................57
Flotte ................................58
Strategische Einheiten ........58
3: Das Land
Der Daimyo ........................62
Rebellionen, Bauernaufstände & Ronin ..............65
Militärische Einrichtungen ..68
4: Drei SamuraiFeldzüge ..................................78
Eine Taktische Revolution ..........79
1
“Siegen wird der, der weiß, wann er kämpfen muss und wann nicht.”
Einleitung
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
“Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert
Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst
du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind
noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Shogun: Total War™ –Gold Edition spielt größtenteils in der Sengoku-Periode der japanischen
Geschichte. Im Moment wisst Ihr dies vermutlich nicht einzuordnen, es sei denn, Ihr seid ein
Kenner des feudalen Japans. Nach der Lektüre dieses Handbuchs und dem Genuss des
Spiels wird Euch jedoch klar sein, dass das “Zeitalter der kämpfenden Länder”, so die
wörtliche Übersetzung des Wortes Sengoku, zu den dramatischsten und aufregendsten
Phasen in der Geschichte Japans gehört. Oder ist die Sengoku-Periode sogar das
atemberaubendste Kapitel der Weltgeschichte?!
“Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah
und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
In einem Zeitraum von etwa 100 Jahren kämpften riesige Samurai-Heere um die
Vorherrschaft in Japan. An der Spitze dieser Verbände standen die Daimyo, mächtige
Territorialfürsten mit der Machtfülle eines europäischen Königs. Einige dieser Daimyo waren
zweifellos wahre Helden, andere wiederum grausame Despoten. Doch sie hatten eines
gemein: Ihren unbeugsamen Ehrgeiz. Nun greift auch Ihr als Daimyo in den
erbarmungslosen Kampf um Japan ein. Der Shogun bestimmt das Schicksal des Landes. Er ist
mächtiger als der Kaiser selbst. Der Lohn für einen siegreichen Herrscher ist unermesslich,
doch der Preis, den Ihr für Euer Versagen bezahlt, ist hoch. Der Sieger dieser
Auseinandersetzung wird der neue Shogun, der militärische Herrscher über ganz Japan.
Versagt Ihr, könnt Ihr Euer Haus nur durch das Seppuku vor noch größerer Schande
bewahren!
“Den Sieg nur zu sehen, wenn er auch von allen anderen gesehen wird, ist kein Beweis
hervorragender Leistung. Eine Spinnwebe zu heben, ist kein Beweis für große Kraft;
Sonne und Mond zu sehen, ist kein Beweis für ein scharfes Auge; den Lärm des
Donners zu hören, ist kein Beweis für ein gutes Ohr.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Weder die Geschichte noch der Verlauf einer Schlacht unterliegen dem Zufall. Um das Spiel
besser zu verstehen, solltet Ihr zunächst dieses Handbuch lesen. Ihr müsst Euch später nicht
an jede Einzelheit erinnern (wir werden Euer Wissen nicht prüfen). Doch erst, wenn Ihr
versteht, warum Daimyo A Daimyo B hasst, und weshalb er ein Bündnis mit Clan C
eingehen möchte, könnt Ihr das Spiel in vollen Zügen genießen. Schließlich lernt Ihr die
verschiedenen Territorialfürsten des Landes kennen – und wer weiß, vielleicht kann Euch
das Handbuch sogar helfen, Shogun zu werden! Nur wenn Ihr denkt wie ein Daimyo,
werdet Ihr siegen wie ein Daimyo!
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Ihr müsst Euch in die Lage eines Daimyo versetzen und die Philosophie von Sun Tzu
verstehen. Sein Werk über die Kunst des Krieges ist der Schlüssel für Euren Erfolg. Folgt Ihr
seiner Lehre, werdet Ihr eines Tages über Eure Feinde triumphieren und als neuer Shogun
über Japan herrschen!
“Bist du umzingelt, verwende Kriegslisten; befindest du dich in einer hoffnungslosen
Situation, kämpfe.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Vertraut niemandem. Beobachtet Eure Freunde … und vor allem Eure Feinde!
Wer war Sun Tzu?
In Shogun: Total War – Gold Edition und in diesem Handbuch findet Ihr zahlreiche Zitate aus
Die Kunst des Krieges, dem berühmten Werk des chinesischen Philosophen Sun Tzu. Aber
warum war ein chinesischer Philosoph mehrere hundert Jahre nach seinem Tod so wichtig
für die Samurai Japans?
“Die guten Kämpfer der Vergangenheit schlossen jede Möglichkeit einer Niederlage
aus und warteten dann auf eine Gelegenheit, den Feind zu schlagen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Sun Tzu, ein Zeitgenosse des großen Philosophen Konfuzius, lebte um 500 v.Chr. im
Königreich Qi, der heutigen Provinz Shandong in Ostchina. Zu seinen Lebzeiten wurde
China von mehreren Kriegen erschüttert, als sich einige Teilrepubliken des Landes gegen die
Zentralregierung der kaiserlichen Zhou-Dynastie erhoben. Wie Ihr später sehen werdet,
ähnelt diese Zeit der kriegerischen Wirren sehr stark der japanischen Sengoku-Periode.
Aus diesem Grunde war Sun Tzu mit den verschiedenen Fassetten der Kriegsführung
bestens vertraut. Angeblich hat er sein Buch für Helu, den König von Wu zwischen 514 und
496 v.Chr. verfasst. Helu beherrschte das untere Jangtse-Tal und führte einen blutigen Krieg
gegen das benachbarte Königreich Yue. Mehr ist über das Leben von Sun Tzu nicht bekannt.
Etwa um 100 v.Chr. verfasste Sima Qian, einer seiner Chronisten, eine Biografie, in der er
schildert, wie Sun Tzu seinen König von seinen Fähigkeiten als General überzeugte.
Der Legende nach hatte Sun Tzu behauptet, er könne jeden Menschen dazu bringen,
militärische Anweisungen zu befolgen. Also befahl ihm der König, über die Kühnheit seines
Untergebenen belustigt, seine Konkubinen zu Soldaten auszubilden. Sun Tzu teilte die Frauen
daraufhin in zwei Kompanien und stellte die Lieblingskonkubinen des Königs an die Spitze der
Abteilungen. Natürlich waren die Frauen alles andere als Soldaten. Als Sun Tzu seine Befehle
erteilte, brachen sie nur in Lachen aus. Daraufhin sagte Sun Tzu ruhig: “Wenn die
Kommandoworte nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig verstanden
werden, dann trifft die Schuld den General.” Geduldig wiederholte er anschließend seine
Anweisungen... leider ohne Erfolg. Als die Frauen erneut in Gelächter ausbrachen, sagte er:
“Wenn die Kommandos nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig
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verstanden werden, dann trifft die Schuld den General. Doch wenn seine Befehle klar sind
und die Soldaten dennoch nicht gehorchen, dann ist es die Schuld der Offiziere.” Darauf gab
er den Befehl, die beiden Anführerinnen der Kompanien hinzurichten. Doch der König, der
das Geschehen aufmerksam beobachtet hatte, wollte seine Lieblingskonkubinen nicht
verlieren. Eilig versicherte er Sun Tzu: “Wir sind zufrieden mit Euren Fähigkeiten. Wenn wir
dieser beiden Konkubinen beraubt werden, verliert unser Essen und Trinken den Geschmack.
Wir wünschen nicht, dass sie enthauptet werden.” Sun Tzu entgegnete jedoch: “Nachdem
ich einmal von Eurer Majestät zum General ernannt wurde, gibt es gewisse Befehle, die ich
nicht akzeptieren kann.” Die Frauen wurden hingerichtet.
Und siehe da, plötzlich befolgten die eingeschüchterten Konkubinen alle Befehle Sun Tzus.
Obwohl der König von Wu sehr um seine beiden Lieblingsfrauen trauerte, erkannte er, dass
Sun Tzu ein Heer zu führen wusste, und ernannte ihn zum General.
“Der Weg der Strategie ist, den Feind zu fällen. Dies ist eine Notwendigkeit, die keiner
Erklärung bedarf.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes
Sun Tzu hätte Musashis augenscheinliche Simplifizierung der Dinge vermutlich nicht gebilligt!
Obwohl sich die Waffen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, steht ein militärischer
Befehlshaber noch heute vor ähnlichen Problemen. Sun Tzus Lehre hat daher heute
dieselbe Gültigkeit, wie vor vielen Jahrhunderten, als die Samurai sein Werk wissbegierig
lasen. Bis heute gilt Die Kunst des Krieges als Standardwerk der Militärstrategie. Das Werk
enthält auch für moderne Befehlshaber allgemein gültige Regeln der Kriegsführung. Alle
großen Generäle der vergangenen Jahrhunderte haben dieses große Werk gelesen.
Alles, was wir heute über Sun Tzu und seine Denkweise wissen, entnehmen wir seinem
Hauptwerk Die Kunst des Krieges. Er war offensichtlich ein kluger Mann … ein kühler
Denker mit militärischer Erfahrung. Sun Tzu konnte auf sein geballtes Wissen zurückgreifen,
als er die Probleme und Grundregeln der Kriegsführung analysierte und seine Erkenntnisse
niederschrieb. Das Resultat seiner Überlegungen war ein Buch, in dem erstmals in der
Geschichte der Menschheit die Kunst der Kriegsführung zur Philosophie erhoben wurde.
Natürlich ist das Buch weit mehr als eine “Wie gewinne ich einen Krieg”-Fibel. Die Kunst des
Krieges behandelt als Studie der Kriegsführung alle persönlichen und internationalen Aspekte
eines Krieges. Sun Tzu geht davon aus, dass ein General, der alle Eigenheiten eines
bewaffneten Konfliktes kennt, unbesiegbar ist und über seine Feinde triumphieren wird,
ohne eine Schlacht zu schlagen – eine bemerkenswerte Theorie. Noch bemerkenswerter ist
jedoch die Tatsache, dass er die formulierten Ziele in Die Kunst des Krieges tatsächlich
verwirklicht! Seine Strategie ist derart klar und weise, dass sie manchmal zu geradlinig und
offensichtlich, ja beinahe simpel, erscheint ... und dennoch richtig ist.
“Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir,
unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des
Feindes in unserer Hand.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
In Shogun: Total War sind Sun Tzus Strategien und Lektionen ein wichtiger Bestandteil des
Gameplays. Dem Spiel liegt Sun Tzus Philosophie zu Grunde, da auch die Daimyo und ihre
Samurai seiner Lehre folgten. Die Japaner hatten über die Jahrhunderte die besten und (für
sie) nützlichsten Ideen der chinesischen Kultur übernommen, ohne ihre Unabhängigkeit
aufzugeben. Die Kunst des Krieges war nur eines von vielen Büchern, die vom Festland nach
Japan gelangten und dort von den Japanern begierig aufgenommen wurden. Vielleicht ist das
ein Grund für die Grausamkeiten während der Sengoku-Periode. Hätte nur einer der
großen Daimyo Sun Tzu gelesen und verstanden, wären die Kriege vermutlich schon nach
kurzer Zeit entschieden gewesen. Da jedoch alle Kriegsherren des Landes Sun Tzus Werk
gelesen hatten, kämpften auf den Schlachtfeldern Japans unzählige grandiose Strategen.
Die Samurai nutzten Sun Tzus Weisheit auf ihre Weise, und so verschmolz die chinesische
Philosophie im Laufe der Jahre mit einer typisch japanischen Vorstellung der Kriegsführung.
4
5
1: Die Entstehung Japans
“Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine
Angelegenheit auf Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang
führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
“Es kommt die Zeit und es gibt einen Ort, an dem wir die Waffen kreuzen müssen.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde
In der japanischen Mythologie werden die
Menschen als die Kinder der Götter
bezeichnet. Einst standen der Gott Izanagi und
die Göttin Izanami auf der Himmelsbrücke und
stießen einen Korallenspeer in den Ozean. Als
sie den Speer aus dem Wasser zogen, fielen
einige Tropfen in den Ozean zurück. Diese
Tropfen erstarrten und bildeten Inseln. Nun
stieg das Paar aus dem Himmel herab und
machten den Korallenspeer zum Zentrum
ihres Hauses. Dies war die Geburtsstunde
Japans.
Das erste Kind von Izanagi und Izanami war Amaterasu, die Sonnengöttin. Doch wie in
vielen Familien gab es schon bald Probleme ... göttliche Probleme: Izanagi erschlug sein
zweites Kind, den Feuergott, da er seiner Mutter bei der Geburt schwere Verbrennungen
zugefügt hatte. Izanami floh daraufhin in die Unterwelt. Susano-o, der zweite Sohn, war
zügellos und gewalttätig. Er schleuderte Blitze über den Himmel und warf eines Tages nach
einem Streit sogar ein Pferd nach seiner Schwester Amaterasu, die sich daraufhin in einer
Höhle versteckte. Durch die Flucht der Sonnengöttin wurde die Erde in Dunkelheit gehüllt.
Nur mit einer List gelang es den anderen Göttinnen und Göttern, Amaterasu aus ihrer
Höhle zu locken: Sie befestigten einen Spiegel und eine Halskette mit wertvollen Juwelen an
einem Baum vor ihrem Versteck. Fasziniert von ihrem eigenen Spiegelbild, verließ die
Sonnengöttin ihr Versteck, und das Licht kehrte auf die Erde zurück.
Susano-o machte seinen Fehler wieder gut, indem er eine riesige Schlange mit acht Köpfen und
Schwänzen tötete. Die Schlange hatte ein Vorliebe für junge Mädchen und Sake. Also legte sich
Susano-o mit einem Mädchen und reichlich Sake als Köder auf die Lauer. Die Schlange stürzte
sich sofort auf den Sake. Susano-o wartete geduldig, bis das Ungeheuer betrunken war und
hackte es schließlich in Stücke! In einem Schwanz der Schlange entdecke er ein Schwert, das er
seiner Schwester Amaterasu zum Geschenk machte. Der Name der hervorragenden Klinge
lautete Ame no murakomo no tsurugi oder “Regenwolkenschwert”. Am Anfang der Geschichte
Japans stand also ein Schwert – ein Schwert mit magischen Kräften.
Als Erstgeborene erbte Amaterasu die Erde und sandte ihren Enkel Ninigi zu den
Menschen. Dieser sollte über Japan herrschen. Amaterasu schenkte ihrem Enkel – gleichsam
zur Erleichterung seiner Aufgabe – drei Talismane: den Spiegel, die Edelsteine ihrer
Halskette und das Regenwolkenschwert. Von diesem Zeitpunkt an waren diese drei
Artefakte das Sinnbild der kaiserlichen Macht. Viele Jahre später wurde sein Enkel Jimmu
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erster irdischer Kaiser Japans. Dieser bestieg der Sage nach den Thron am 11. Februar 660
v. Chr. Daher ist dieser Tag bis heute ein japanischer Nationalfeiertag. Der heutige Tenno
stammt in direkter Linie von diesem ersten Kaiser ab.
Um das Jahr 200 v. Chr. erlebte das Land unter Tenno Sujin und seinem Sohn, Kronprinz
Yamato (der spätere Tenno Keiko), tiefgreifende Veränderungen. Zu dieser Zeit bestimmten
unzählige Clans die Geschicke Japans. Der mächtigste Clan war jedoch die kaiserliche
Familie aus dem Geschlecht der Yamato. Die Yamato (benannt nach ihrer Heimatprovinz auf
Honshu) beanspruchten aufgrund der direkten Abstammung von der Sonnengöttin
Amaterasu die Herrschaft über Japan für sich. Als an den Grenzen des Reiches Rebellionen
ausbrachen, ernannte Sujin als erster Kaiser vier Generäle, die die vier Flanken seines
Reiches verteidigen sollten. Diese Generäle erhielten den Titel “Shogun” (“Kronfeldherr”).
Yamato Sujin, eine teils mythische, teils historische Figur, ist der typische Vertreter des
heldenhaften Samurai späterer Epochen: Ein fähiger Krieger adeliger Abstammung, der von
seinen Feinden gejagt wird und – obgleich er tragisch endet – einen ehrenhaften Tod stirbt.
Das Frühe Japan
“In alten Zeiten machte sich der fähige Krieger unbesiegbar, bevor er nach der
Schwäche seiner Feinde suchte.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Unabhängig von der mythischen Entstehungsgeschichte Japans weisen archäologische Funde
auf ein altsteinzeitliches Leben für die Zeit vor etwa 100.000 Jahren hin. Die Ureinwohner
Japans, die Ainu, wurden von den Mongolen im Laufe der Jahrhunderte auf die Insel
Hokkaido zurückgedrängt. Die Einwanderer gründeten unzählige Stämme und Clans. Im
Laufe der Zeit stieg jedoch der Yamato-Clan aus der zentral gelegenen Kanto-Ebene zur
stärksten Macht des Landes auf und einte die ehemaligen Teilstämme. Die Yamato-Fürsten
festigten ihre Macht, indem sie eine Frühform des Shintoismus zur allgemeinen Religion
erhoben. Denn tatsächlich war es einfacher, gegen einen Kriegsherren zu rebellieren, als
sich gegen den Nachkommen einer Göttin zur Wehr zu setzen!
In der Herrschaftszeit der Yamato durchdrangen Einflüsse des chinesischen Festlandes die
Kultur Japans. Dank der guten Handelsbeziehungen mit dem Königreich Paekche im
südlichen Korea (die durch die geringe Entfernung zwischen beiden Ländern begünstigt
wurden), brachten Händler Eisen, chinesisches Schriftgut und die chinesische Philosophie in
den Staat der Yamato, die alle wichtigen Dokumente fortan in chinesischer Schrift
verfassten. Die ersten zuverlässigen Zeugnisse japanischer Geschichtsschreibung stammen
aus dem Jahr 430 n. Chr. Etwa 100 Jahre später breitete sich auch eine neue Religion, der
Buddhismus, zunehmend aus. Japans Insellage hatte zwei Vorteile: Zum einen gelangten
neue Kulturen, Technologien und neue Ideen in das Land, zum anderen konnten
unerwünschte Lehren und Einflüsse aufgrund der Entfernung zum Festland abgehalten
werden. Die Regierungsstruktur des Landes orientierte sich daher stark am chinesischen
Rechtssystem: Ein großer Rat, der so genannte Dajokan (mit acht untergeordneten
Ministerien), regierte das Kaiserreich mit Hilfe lokaler Gouverneure. Ab 710 war Nana in
der Provinz Yamato die erste ständige japanische Hauptstadt, Kyoto blieb von 794 bis 1868
kaiserliche Residenzstadt.
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Obwohl die Yamato ihre Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten konnten, zogen
sich die Kaiser mehr und mehr aus den täglichen Regierungsgeschäften zurück. Auf diese
Weise verkamen die ehemaligen Machthaber zu bloßen Symbolen der Macht. Der Rückzug
der Kaiser aus der politischen Verantwortung und die Übertragung der staatlichen Aufgaben
an ihre Untergebenen führte zum Aufstieg der Fujiwara, der bedeutendsten Adelsfamilie am
kaiserlichen Hof. Der Kaiser selbst blieb zwar an der Macht, das Land regierten jedoch
andere. 858 wurde der Fujiwara-Prinz Yoshifusa als Vormund für seinen erst einjährigen
Enkel (der aus der Verbindung seiner Tochter mit dem Kaiser hervorgegangen war)
bestimmt. Die Fujiwara besetzten alle wichtigen Posten am kaiserlichen Hof und in der
Verwaltung mit Verwandten. 884 stieg schließlich Fujiwara Motosune zum Kampaku – dem
ersten “bürgerlichen Herrscher” – auf. Ein knappes Jahrhundert später herrschte der
bedeutendste Herrscher der Fujiwara, Fujiwara Michinaga über das Land. Dieser vermählte
seine fünf Töchter mit den jeweils fünf aufeinander folgenden Kaisern und sicherte auf diese
Weise die Macht seiner Familie am kaiserlichen Hof!
Unter der Herrschaft der Fujiwara entwickelte sich eine eigenständige japanische Kultur, die
sich langsam ihrer chinesischen Wurzeln entledigte. Die Regierungszeit von Michinaga wird
daher auch als Periode der klassischen japanischen Literatur bezeichnet. Gleichzeitig
veränderte sich unter den Fujiwara auch der Charakter der Regierung. Korruption und
Unfähigkeit begannen die Zentralregierung zu schwächen und es bildeten sich mehr und
mehr feudalistische Strukturen. Adelige Mitglieder der Regierung erhielten als Bezahlung
riesige steuerfreie erbliche Landgüter. Viele Bauern und Grundbesitzer mussten ihre
Ländereien an diese Güter anschließen, um der drückenden Steuerlast, die für die
Bewirtschaftung des öffentlichen Landes zu entrichten war, zu entkommen!
Die Ersten Samurai
“Der Weg des Kriegers ist die bedingungslose Annahme des Todes.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde
Gleichzeitig schlossen sich in den Provinzen
kleinere Kampfgruppen zusammen, die den
feudalen Adel schützten. Ein militärischer
Führer konnte wie ein europäischer Ritter
durch entsprechende Leistungen in den Stand
eines Samurai aufsteigen. Diese Samurai
standen im Dienst aristokratischer
Landbesitzer, reicher Adelsfamilien oder
mächtiger Kriegsherren. Der Begriff Samurai ist
übrigens eine Ableitung des alten japanischen
Wortes für “dienen”.
Die Regierung erkannte rasch den enormen Nutzen der Samurai bei der Niederschlagung
von Aufständen und Rebellionen. Aber durch die Verschiebung des Machtgefüges zu
Gunsten der mächtigen Landbesitzer verschob sich auch die Loyalität der Samurai. Diese
kämpften nun meist gegen rivalisierende Landbesitzer, Banditen und aufständische Bauern.
Obwohl einige Samurai von niedriger Herkunft waren, verfolgten die aufstrebenden Clans
ihre Vorfahren oft über Jahrhunderte zurück und beriefen sich nicht selten auf (entfernte)
Verwandte aus den Reihen der kaiserlichen Familie, die einst vom Hof verstoßen wurden,
und zu Reichtum und Ansehen gelangten. Zwei dieser aristokratischen Samurai-Clans waren
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die Minamoto, im Osten des Landes, und die Taira, die den Süden Japans beherrschten.
Schließlich griffen die Samurai mehr und mehr in die Politik der Regierung ein und kämpften
um die Vorherrschaft in Japan. Es ist sinnvoll, alle politischen und militärischen Maßnahmen
und Ereignisse der folgenden Jahrzehnte zu betrachten, da in dieser Zeit die Weichen für die
spätere Geschichte des Landes gestellt wurden – eine Geschichte skrupelloser Machtpolitik,
in der die Sieger alles gewannen und die Verlierer alles verloren – auch ihren Kopf!
1155 kam es zu einer Krise in der kaiserlichen Thronfolge. Am kaiserlichen Hof lebten zwei
ehemalige Kaiser und der kränkliche Kind-Kaiser Konoe. Als Konoe vergiftet wurde,
unterstützten die Fujiwara Kaiser Sotoku. Dessen Vater, der ehemalige Kaiser Toba, bestand
allerdings darauf, dass sein anderer Sohn, Go-Shirakawa, neuer Kaiser werden sollte.
Daraufhin bestieg dieser den kaiserlichen Thron. Als Toba 1156 starb, riefen Sotoku und
Go-Shirakawa ihre Anhänger in die Hauptstadt. Der Taira- und der Minamoto-Clan
überwarfen sich in der Frage der Thronfolge endgültig. Entscheidend war jedoch, dass
fortan die Samurai über die Zukunft der Regierung entschieden und nicht mehr die Fujiwara.
In den darauf folgenden Jahren wurde Japan mit dem Schwert regiert.
“Der Weg des Kriegers ist der Tod. Gilt es, zwischen dem Leben und dem Tode zu
wählen, ist es die Pflicht des Kriegers, dem Tod ins Auge zu sehen. Nicht mehr und
nicht weniger. Der Weg des Kriegers ist die Entschlossenheit.”
— Yamamoto Tsunenori, Ha Gakure (Verborgene Blätter)
In der Schlacht von Hogen erlitten Sotukus Samurai eine empfindliche Niederlage. Kaiser
Go-Shirakawa erwartete, dass die geschlagenen Samurai den Preis für ihren Widerstand
bezahlen würden. Der einzige bedeutende Taira-Samurai an Sotukus Seite war bei seinen
Verwandten derart unbeliebt, dass seine Hinrichtung niemanden verwunderte. Minamaoto
Tameyoshi, das Oberhaupt der Sotuku-treuen Minamoto-Familie, wurde auf Befehl seines
Sohnes Yoshitomo in einem Akt der Loyalität hingerichtet. Seinen Bruder Tametomo ließ
Yoshitomo verstümmeln und zwang ihn ins Exil. Daraufhin beging Tametomo (als einer der
ersten Samurai) das rituelle Harakiri, um seine Ehre zu retten.
Nun gelang es dem Taira-Clan, seinen Einfluss am kaiserlichen Hofe rasch auszubauen.
Schließlich war Kaiser Go-Shirakawa des Regierens müde und dankte zu Gunsten seines
Sohnes Nijo ab. Der Führer der Taira, Taira Kiyomori, erklärte sich zum ersten Minister und
setzte die Politik der Fujiwara fort. Auch er verheiratete seine Tochter mit einem
kaiserlichen Prinzen und sorgte dafür, dass auch des Kaisers Konkubinen Angehörige des
Taira-Clans waren. Die Fujiwara versuchten unterdessen, die am Hofe lebenden
Angehörigen der Minamoto-Familie dazu zu bewegen, Rache zu nehmen – eine Idee, die
schon bald in die Tat umgesetzt wurde.
Der zweite Bürgerkrieg von 1159 bis 1160 war daher eine direkte Auseinandersetzung
zwischen den Taira und den Minamoto. Obwohl das Kriegsglück anfangs auf Seiten der
Minamoto lag, wandte sich das Blatt bald zu Gunsten der Taira. Diese attackierten das
Hauptquartier der Minamoto und provozierten damit einen Gegenschlag. Der Gegenangriff
der Minamoto scheiterte jedoch, da sich Minamoto Yorimasa weigerte, in die Schlacht
einzugreifen, um seine Pflichten gegenüber dem Kaiser nicht zu verletzen. Die überlebenden
Minamoto wurden daraufhin erbarmungslos gejagt und niedergemetzelt.
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Minamoto Yoshitomo gelang mit drei Söhnen die Flucht. Einer seiner Söhne, Tomonaga, war
allerdings so schwer verletzt, dass er seinen Vater anflehte, ihn zu töten, damit er schneller
fliehen konnte. Obwohl Yoshimoto dem Wunsch seines Sohnes entsprach, wurde er
entdeckt und in seinem Bad ermordet, als er glaubte, seinen Häschern entkommen zu sein.
Taira Kiyomori ließ das Oberhaupt des Minamoto-Clans köpfen. Nicht einmal der bereits
tote Tomonaga entkam dieser Demütigung: Taira Kiyomori ließ den Leichnam ausgraben
und ebenfalls enthaupten!
Die Frühen Shogunate
“Derjenige, der angreift, ohne nach Ruhm zu schielen, und sich zurückzieht, ohne
Ungnade zu fürchten, dessen einziger Gedanke der Schutz seines Volkes und der
Dienst für seinen Herrn ist, dieser General ist das Juwel des Königreichs.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Der Gempei-Krieg
“Eine gute Armee sollte wie eine Schlange handeln. Schlage ihr auf den Kopf und der
Schwanz wird dich angreifen; schlage ihr auf den Schwanz und der Kopf wird dich
angreifen; schlage sie in der Mitte, und Kopf und Schwanz werden dich angreifen.
Wenn du gefragt wirst, ob eine Armee die Schlange imitieren kann, dann antworte mit
Ja. Selbst Feinde helfen einander, wenn sie im gleichen Boot einen Fluss überqueren
und von einem Sturm überrascht werden.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Taira Kiyomori schien unbesiegbar zu sein. Er hatte seine Rivalen unter den Samurai
ausgeschaltet und auch die Fujiwara geschlagen. 1180 wurde sein Enkel Antoku neuer
Kaiser. Allerdings waren nicht alle Minamato der Mordlust Kiyomoris zum Opfer gefallen.
Die Überlebenden hatten in den 20 Jahren seiner Herrschaft zu alter Stärke gefunden und
es kam zu einem erneuten Aufstand.
Dieser Bürgerkrieg, der Gempeikrieg, dauerte fünf Jahre. (Der Name “Gempei” leitet sich
von der chinesischen Betonung der Ideogramme in den Clannamen der Taira und der
Minamoto ab). Erneut trafen die Taira auf die Minamoto und die Fujiwara, auf deren Seite
nun auch die Sohei, fanatische Mönchskrieger aus den Tempeln von Nara und Kyoto, in die
Schlacht zogen. Die Sohei spielten auch in der späteren Geschichte Japans wiederholt eine
entscheidende Rolle. Später waren verschiedene Gruppen der Mönche sogar eine ernsthafte
Bedrohung für die herrschenden Kriegsherren. Trotzdem konnten die Taira die Armeen der
Minamato in den Schlachten von Uji und Ishibashiyama anfangs vernichtend schlagen.
Erst im Jahr 1183 wendete sich das Blatt zu Gunsten des Minamoto-Clans. Nach mehreren
großen Siegen der Minamato kam es 1185 schließlich bei Danoura zur
Entscheidungsschlacht. In der Straße von Shimonoseki trafen die Kriegsflotten der Taira und
der Minamoto ein letztes Mal aufeinander. Im Verlauf der Schlacht von Danoura färbte sich
die See rot vom Blut der getöteten Armeen der Taira. Auch der kindliche Kaiser Antoku
befand sich an Bord eines Schiffes der Taira. Schließlich symbolisierte er deren
Herrschaftsanspruch. Als Kaiser Antoku ertrank, versank auch seine (mit einer tiefen
Symbolik verbundene) Replik des Ame no murakomo no tsurugi, des
“Regenwolkenschwertes”, das die Sonnengöttin einst dem ersten Kaiser Japans geschenkt
hatte, für immer in den Fluten der Inlandsee. Glücklicherweise handelte es sich bei dem
Schwert nur um eine Nachbildung, doch die symbolische Bedeutung dieses Verlustes war
katastrophal. Schließlich galten die Kaiser bei allen Clans, die sie kontrollieren wollten, als
direkte Nachkommen der Sonnengöttin. Daher war die symbolische Bedeutung des Kaisers
ähnlich wichtig, wie seine tatsächliche irdische Macht.
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Dank dieses militärischen Triumphs war Minamoto Yoritomo nicht länger auf die politischen
Winkelzüge am kaiserlichen Hofe angewiesen, derer sich die Taira und die Fujiwara bedient
hatten. Seine Macht gründete sich auf seine Armeen und nicht mehr auf familiäre
Verbindungen zu der kaiserlichen Familie. Nach der Abdankung des Kaisers erfüllte dieser
nur noch eine rein symbolische Funktion. Yoritomo nahm den Titel und das Amt eines
Seiitaishogun (kurz Shogun), also eines obersten Feldherrn, an. Außerdem verlegte er seinen
Herrschaftssitz nach Kamakura in der Kanto-Ebene (in der Nähe des heutigen Tokio). Der
kaiserliche Hof blieb zwar formal bestehen, spielte aber für die Regierung des Landes keine
Rolle mehr – Das Zeitalter der Shogune war angebrochen.
Schließlich gelangte der Hojo-Clan durch verschiedene Verschwörungen und die Ermordung
aller Erben der Minamoto und deren Gefolgsleuten an die Macht. Anstatt jedoch selbst das
Amt des Shoguns zu übernehmen, ernannten die Hojo Marionetten (teilweise auch Kinder)
als Shogune, um selbst als Shikken, also Regenten, die eigentliche Macht zu übernehmen.
Formal wurde das Land von Shogunen im Namen eines symbolischen Kaisers verwaltet,
während in Wirklichkeit eine dritte Person die eigentliche Macht besaß. Die Hojo wussten,
dass diese Macht wichtiger war, als alle Titel dieser Welt.
Trotz dieser grotesken Konstellation regierte die Hojo-Familie das Land bis in das Jahr 1333.
1274 und 1281 gelang es den Hojo, zwei Invasionen der Mongolen unter Kubilai Khan
abzuwehren. 1281 bewahrte der Götterwind Kamikaze Japan vor der Eroberung durch die
Mongolen. Der Kampf gegen die Mongolen hatte jedoch zu einer fatalen Schwächung und
einem daraus resultierenden Machtverfall der Hojo innerhalb des Reiches geführt. Dies war
der Grund für eine Revolte des ehemaligen Kaisers Godaigo, die im Jahr 1333 in der
Eroberung Kamakuras, der Hauptstadt des Shogunats, gipfelte.
Godaigos Versuch das Shogunat abzuschaffen, wurde durch die Revolte seines Vasallen
Ashikaga Takauji vereitelt. Dieser verbannte Godaigo aus Kyoto und setzte einen
Gegenkaiser ein. Der Erbfolgekrieg zwischen Godaigo und seinen Nachfolgern einerseits
und den Ashikaga-Shogunen und deren Gegenkaisern andererseits prägte das Land in den
folgenden 56 Jahren. Erst im Jahre 1392 dankte der (rechtmäßige) Kaiser ab und erklärte
seinen Verzicht auf die Kronjuwelen und alle kaiserlichen Insignien.
Damit waren die Marionetten der Ashikaga die legitimen Herrscher Japans. Trotzdem
verloren die Ashikaga-Shogune relativ schnell ihre Macht. Nach der Ermordung von
Ashikaga Yoshinori im Jahr 1441 und dem frühen Tod seines achtjährigen Sohnes, bestieg
dessen jüngerer Bruder Yoshimasa den Thron.
Obwohl er 30 Jahre lang Shogun blieb, konnte Yoshimasa den Machtverfall seiner Familie
nicht aufhalten. Der Shogun verlor seine Macht zunehmend an andere bedeutende SamuraiFamilien, die einer Klasse adeliger Territorialfürsten (Daimyo) angehörten. Es gelang den
Ashikaga-Shogunen nie, die Daimyo zu kontrollieren. Diese Unfähigkeit sollte das Land in
ein Jahrhundert blutiger Auseinandersetzungen stürzen.
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Sengoku – Die Zeit der
Kämpfenden Länder
“Schicke deine Armee in tödliche Gefahr, und sie wird überleben; schicke sie in eine
verzweifelte Situation, und sie wird sie überwinden. Menschen in Gefahr sind in der
Lage, den Sieg zu erringen.
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Zeit zwischen 1477 und 1615 nennt man Sengoku-Periode (übersetzt etwa “Die Zeit der
kämpfenden Länder”). In dieser Phase grausamer Machtkämpfe spielt auch größtenteils
Shogun: Total War-Gold Edition.
Heute gilt die kurze Periode der Ashikaga als Zeit der Verfeinerung der Sitten, in der große
künstlerische und literarische Werke entstanden. Auch der Buddhismus gewann unter den
Ashikaga als politische Macht an Bedeutung. Während sich die Ashikaga-Shogune vor allem
für Teezeremonien und die Poesie interessierten, versuchten andere Kräfte, die Macht an
sich zu reißen. Die einflussreichsten Samurai des Landes waren inzwischen mächtige
Landbesitzer geworden. Diese Männer kontrollierten riesige Ländereien und befehligten
wahrhaft königliche Heere. Es begann die große Zeit der Daimyo!
Das Wort Daimyo bedeutet “jemand der nach Besserem strebt” – im Falle der Daimyo nach
Macht! Alle Daimyo waren außerordentlich ehrgeizig und die mächtigsten unter ihnen
träumten vom Ende des Ashikaga-Shogunats. Dies ist durchaus verständlich, da die Ashikaga
nicht mehr in der Lage waren, die Geschicke des Landes zu lenken. Ashikaga Yoshimasa
versuchte beispielsweise, als Shogun abzudanken und versetzte seine Rüstung, um mit dem
Geld seine kostspieligen Hobbys, wie zum Beispiel Blumenfeste, zu finanzieren! Dies kann in
den Augen der Daimyo kaum der passende Zeitvertreib für einen Shogun gewesen sein.
Nicht zuletzt deshalb verlor das Shogunat bei den aufstrebenden und mächtigen Daimyo
jegliche Autorität.
Ikki und Ashigaru
“Begegne der Unordnung mit Ordnung und dem Ungestüm mit Ruhe.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Doch nicht nur die Daimyo wollten die Situation ändern. Bereits Anfang des 15.
Jahrhunderts hatten die traditionell unterjochten Bauern die Geduld verloren. Im Großen
und Ganzen drohte den Bauern des Landes – im Gegensatz zu den europäischen Bauern –
von den vorbeiziehenden Armeen keine Gefahr. Abgesehen von zerstörten Feldern oder
gestohlenem Getreide stellte der Krieg für die Bauern keine existenzielle Bedrohung dar.
Auch Morde, Vergewaltigungen und Zwangsverpflichtungen für den Armeedienst waren
eher eine Seltenheit.
Doch nicht nur die Bauern litten unter den Ashikaga. Auch die Ji-Samurai, eine Klasse
“besser gestellter Bauern”, die in Kriegszeiten kämpften und im Frieden das Land bestellten,
waren durch die drückenden Steuern in ihrer Existenz bedroht oder baten um den Schutz
eines Daimyo – dem sie als Gegenleistung ihre Ländereien überschrieben.
Die Situation änderte sich erst, als sich die Bauern und die Ji-Samurai zu Kampfverbänden,
den Ikki, zusammenschlossen. Die allgemeine Unzufriedenheit mit den Herrschenden
gipfelte schließlich in mehreren Bauernaufständen. 1428 weitete sich eine Revolte in Kyoto
auf ganz Japan aus. 1441 kehrten die Ikki, getrieben von der Last der Steuern und den
drückenden Schulden, nach Kyoto zurück, und zogen mordend und brandschatzend durch
die Stadt. Erst nach einer Woche der Gewalt wurden den Bauern ihre Schulden bei den
Geldverleihern und Pfandleihern auf Erlass des Ashikaga-Shogunats erlassen (was deren
Verhältnis zu den Shogunen, die ihrerseits auf die Hilfe der Geldverleiher angewiesen waren,
zweifellos schwer belastete!). In den Jahren 1447, 1451, 1457 und 1461 standen die Ikki
jedoch erneut vor Kyoto. 1457 besiegten sie sogar ein 800 Mann starkes Samurai-Heer, das
sich ihnen entgegengestellt hatte!
“Der Weg bedeutet, die Soldaten auf die Ziele ihres Generals einzuschwören, auf dass
sie furchtlos an seiner Seite in den Tod gehen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Durch den Eintritt in die Armee eines Daimyo konnte ein Bauer den Schulden entkommen.
Voraussetzungen für den Militärdienst waren lediglich eine Rüstung und Waffen – beides
stand aufgrund der langjährigen Kriege des Landes im Übermaß zur Verfügung. Bauern
hatten in der Armee zwar nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten, aber immerhin erhielten sie
stets einen Teil der Beute. Schon bald bildeten diese Fußsoldaten, die Ashigaru (was wörtlich
mit “Leichtfüße” übersetzt werden könnte), einen wichtigen Teil des Heeres, wenngleich
ihre Disziplin meist zu wünschen übrig ließ. Die Ashigaru waren notorische Plünderer (da
sie auf diese Weise ihren Sold aufbesserten) mit einer deutlich geringeren Moral als die
wahren Samurai. Dennoch setzten die Daimyo in den Kriegen der folgenden Jahre verstärkt
Ashigaru zur Unterstützung der Samuraiverbände ein. Mit der Zeit entwickelten sich die
relativ “preiswerten” Ashigaru sogar zu einem entscheidenden Machtmittel.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Ashigaru und Ikki die Gesellschaftsstruktur und die
Kriegsführung nachhaltig veränderten; es begann die Phase des so genannte Gekokujo, der
Auflehnung der “Unteren gegen die Oberen”. Diese Entwicklung gipfelte in der SengokuPeriode, als sich zahlreiche (traditionell zur absoluten Loyalität verpflichtete) Vasallen gegen
die herrschenden Clans und mächtigen Kriegsherrn erhoben, um deren Plätze
einzunehmen.
In den Wirren der Kriege und der Verschiebung der “natürlichen Ordnung” des japanischen
Machtgefüges konnten die Ashikaga-Shogune weder die aufständischen Bauern, noch die
mächtigen Daimyo länger kontrollieren.
Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann die Situation eskalieren würde.
Dafür hatten die Bauern ein anderes Problem: Die Steuereintreiber der Shogune, deren
kostspielige Hobbys und vornehme Lebensweise sie finanzieren mussten. Außerdem trieben
die Steuereintreiber der Ashikaga die Steuern mit den Jahren in Schwindel erregende Höhen.
Es gab Zeiten, in denen die Bauern 70% ihrer Ernteerträge als Steuern abgeben mussten.
Angesichts dieser Situation waren die Bauern zweifellos nicht gut auf ihre Herren zu sprechen.
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Der Onin-Krieg
“Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah
und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Der Ausbruch des Onin-Krieges im Jahr 1467 markierte den eigentlichen Beginn der
Sengoku-Periode. Der im ersten Jahr der Herrschaft Onins (daher der Name) entfachte
Krieg wütete fast ausschließlich in Kyoto, das auch nach den Ikki-Aufständen der
vergangenen Jahrzehnte immer noch die prachtvollste Stadt Japans war.
Der Krieg brach aus, als Shogun Yoshimasa – derselbe Yoshimasa, der bereits seine Rüstung
verpfändet hatte – seinen Bruder Yoshimi als Nachfolger bestimmte und diesen dazu sogar
aus dem Kloster holte. Als jedoch ein Jahr später sein Sohn Yoshihisa geboren wurde,
änderte Yoshimasa seine Meinung wieder.
Zur gleichen Zeit suchten die beiden rivalisierenden Familien der Yamana und der
Hosokawa nach einem Vorwand, einander den Krieg zu erklären. Da es zwei potenzielle
Kandidaten für das Amt des Shoguns gab, war es unvermeidlich, dass beide Clans auf
verschiedenen Seiten kämpften. Yamana Sozen, der aufgrund seines Temperaments und
seiner Priesterschaft “Roter Mönch” genannt wurde, unterstützte Yoshihisa, während
Hosokawa Katsumoto Yoshimi, dem Bruder des amtierenden Shoguns seine Loyalität
zusicherte – eine unangenehme und schwierige Situation. Immerhin stand Hosokawa
Katsumoto seinem eigenen Schwiegervater, Yamana Sozen, gegenüber.
Beide Seiten sammelten ihre Armeen in Kyoto. 80.000 Samurai und Soldaten der Yamana
trafen auf die etwa 85.000 Mann starken Verbände der Hosokawa. Die Truppenstärke
beider Familien zeigt den enormen Reichtum Japans in dieser Periode. Die Zahl ist umso
erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Armeen um die Heere zweier Clans
(und nicht um die Truppen des ganzen Landes) handelte. An dieser Stelle sei ein kleiner
Vergleich gestattet: In den Rosenkriegen, die etwa zur gleichen Zeit im fernen England
wüteten, bestanden die Heere der Kontrahenten aus (für japanische Verhältnisse
lächerlichen) 12.000 Mann.
“Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, dass wir weit entfernt
sind; wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, dass wir nahe sind.
Lege Köder aus und schlage den Feind, wenn er überrascht ist.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Keine Seite wagte jedoch den ersten Schritt, da es sich keine der beiden Familien leisten
konnte, vom schwachen Shogun als Rebell gebrandmarkt zu werden. Schließlich entlud sich
die Spannung. Gerade als weitere 20.000 Mann der Yamana-Armee nach Kyoto
marschierten, brannte ein Anwesen der Hosokawa auf mysteriöse Art und Weise bis auf die
Grundmauern nieder. Daraufhin überfielen die Truppen der Hosokawa einen
Versorgungskonvoi der Yamana. Wenig später kam es zu ersten schweren Kämpfen und im
Juli 1467 –zwei Monate nach dem Ausbruch der Kämpfe – lag der Nordteil Kyotos bereits in
Trümmern. Beide Kriegsparteien verschanzten sich hinter hastig errichteten Barrikaden und
es entbrannte ein von Überfällen und Vergeltungsmaßnahmen geprägter Stellungskrieg, in
dessen Verlauf unzählige Menschen vor den Soldaten aus der zerstörten Stadt flohen.
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In den folgenden Jahren gelang es keiner Seite, dem Kriegsverlauf eine entscheidende Wende zu
geben. Auch nach dem Tod von Yamana Sozen und Hosokawa Katsumoto im Jahr 1473 dauerte
der Krieg mit unverminderter Härte an. Schließlich schwand jedoch der Mut der inzwischen als
Rebellen gebrandmarkten Yamana, bis Ouchi Masahiro, einer der Yamana-Generäle sein Viertel
in Kyoto in Brand setzte und floh. Die Stadt selbst wurde nun, 10 Jahre nach dem Ausbruch der
Kämpfe, vom aufgebrachten und völlig verarmten Mob geplündert. Kyoto lag in Trümmern und
unzählige Männer waren gefallen – einen Sieger gab es jedoch nicht.
Und die Shogune? Tatenlos hatten sie den Verlauf der Kämpfe verfolgt. Ashikaga Yoshimasa
soll ein Mann mit einem gestörten Wahrnehmungsbewusstsein gewesen sein. Das Schicksal
Japans schien ihn in keiner Weise zu interessieren. Während Kyoto zerstört wurde,
verbrachte er seine Zeit mit Dichterlesungen und anderen kulturellen Veranstaltungen und
plante den Ginkaku-ji, einen Silberpavillon, der noch prächtiger als der Goldene Pavillon
seines Großvaters sein sollte.
Die Kämpfe in Kyoto hatten allerdings ernsthafte Auswirkungen auf ganz Japan. Der OninKrieg und die Untätigkeit des Shoguns gipfelten in Privatkriegen der verschiedenen Daimyo,
die sich im ganzen Land ausbreiteten. Kein Winkel des Landes blieb von der nun folgenden
Welle der Gewalt verschont – es regierte die Macht des Schwertes. Aber wer sollte die
mächtigen Daimyo aufhalten? Der Shogun jedenfalls konnte oder wollte nicht eingreifen.
Die Ikko-Ikki
“Wenn das Wasser den Fels bewegt, ist dies wahre Kraft. Wenn der Falke seine Beute
schlägt, so ist dies Präzision. Gleiches gilt für den erfolgreichen Krieger.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Nach dem Ende der Kämpfe in Kyoto breitete sich der Krieg über ganz Japan aus. In der
Provinz Yamashiro kam es zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen zwei
befeindeten Lagern des Hatakeyama-Clans – einer Auseinandersetzung mit ernsthaften
Folgen. 1485 folgte eine Revolte der Bauern und der Ji-Samurai. Die Aufständischen bildeten
eine eigene Armee und vertrieben die Truppen der Clans aus der Provinz. In der Folgezeit
wandelten sich die Ikki vom bewaffneten Mob zu einer disziplinierten Armee. 1486 setzten
sie in Yamashiro sogar eine provisorische Regierung ein.
Auch in der Provinz Kaga überschlugen sich die Ereignisse. Hier gab es seit dem 13.
Jahrhundert eine bedrohliche Ikko-Gruppe (Amida-Buddhisten, die vor allem von Bauern
unterstützt wurden). Da sich die Ikko im Gegensatz zu anderen –adeligen – buddhistischen
Sekten vor allem an das gemeine Volk wandten, hatten sie großen Einfluss. Einer der
bedeutendsten Fürsten der Provinz, ein gewisser Togashi Maschika, beging den –
möglicherweise verhängnisvollen – Fehler, die Ikko in seine Armee aufzunehmen. In der
Folgezeit ging aus den Ikko eine fanatische Sekte von Mönchskriegern, die Ikko-Ikki, hervor.
Deren geistige Führer predigten, dass der ehrenvolle Tod auf dem Schlachtfeld mit einem
Platz im Paradies belohnt würde. Daher kannten die Krieger keinerlei Furcht. Selbst
angesichts größter Gefahren kämpften die Ikko-Ikki verbissen bis in den Tod.
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Togashi Maschika hatte sich somit selbst entmachtet. 1488 revoltierten die Ikko-Ikki,
verbannten ihn aus Kaga und übernahmen die Kontrolle über die Provinz. Wie im Falle der
Ikki ist auch der Aufstand der Ikko-Ikki ein Zeichen des Gekokujo, des Kampfes der
“Unteren gegen die Oberen.” 1496 begannen die Ikko-Ikki an der Mündung des Yodo mit
dem Bau einer befestigten “Kathedrale” als Hauptquartier. Sie wählten den Ort für das
Ishiyama Hongan-ji sehr klug. Nach dem Untergang der Ikko-Ikki wurde auch Schloss Osaka
(der Schauplatz der letzten Schlacht der Sengoku-Periode) an derselben Stelle errichtet.
Umstürze und Verrat
“Zeigst du dich demütig, wird der Feind überheblich. Fliehe, um ihn zu ermüden. Stifte
Verwirrung. Greife an, wenn der Feind unvorbereitet ist und bewege dich, wenn er es
nicht erwartet.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Als sich der Onin-Krieg ausbreitete, nutzten
unzählige Daimyo die Situation, um alte
Rechnungen zu begleichen und ihr
Territorium auf Kosten ihrer Nachbarn zu
vergrößern. Das System folgte einfachen –
beinahe darwinistischen – Prinzipien. Unter
den Territorialfürsten tobte ein grausamer
Macht- und Überlebenskampf – ein Kampf,
den viele Familien nicht überlebten. Anfang
des 16. Jahrhunderts hatten sich die Shiba
und Isshiki sowie die Hatakeyama und
Yamashiro, ja selbst die einst mächtigen
Yamana gegenseitig ausgelöscht.
Doch ein Clan verlor in den Kriegswirren weit mehr als erwartet: Die kaiserliche Familie
der Yamato war bankrott und konnte im Jahre 1501 nicht einmal für die Bestattung von
Kaiser Go-Tsuchi-Mikado aufkommen. Die Krönung von Kaiser Go-Nara verzögerte sich um
sage und schreibe 20 Jahre, bis die Ikki der kaiserlichen Familie das Geld für die Zeremonie
zur Verfügung stellten. Bis zu seinem Tod lebte Go-Nara in einer Holzhütte in ärmlichen
Verhältnissen.
Dem Ashikaga-Shogunat ging es kaum besser.
Eine Zentralregierung gab es nicht mehr. Die Daimyo setzten ihre Privatkriege fort, die
meist erst endeten, wenn die Geldmittel einer Kriegspartei erschöpft waren. Auch die
niederen Samurai-Familien träumten jetzt von Macht und dem Raub fremder Ländereien.
Ein typisches Beispiel ist hier die Geschichte von Ise Shinkuro.
Der Aufstieg eines Samurai
Ise Shinkuro war ein unbedeutender Samurai, bis er sich in die Angelegenheiten der
Ashikaga einmischte. Ashikaga Chacha hatte sich dem Befehl des Shoguns widersetzt,
Priester zu werden. Daraufhin attackierte Shinkuro Chacha und trieb diesen in den
Selbstmord. Shinkuros Lohn war die Provinz Izu. Er nannte sich fortan Hojo Soun (damit
entschloss er sich, einen buddhistischen Namen anzunehmen). Die Hojo hatten vor
mehreren hundert Jahren über Japan geherrscht. Shinkuro – oder Hojo Soun, wie er sich
nun nannte –, war mit den Hojo nicht einmal verwandt. Daher vermählte er einen Sohn mit
einer entfernten Verwandten der “echten” Hojo!
Hojo Soun beschloss nun, seinen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Auf einer Treibjagd ließ
er daher den Fürsten von Odowara ermorden und gliederte dessen Provinz in sein Reich
ein. Anschließend unterwarf er die Provinzen Sagami und Musashi und zog schließlich in die
Kanto-Ebene. Dort wartete er geduldig auf eine Schwäche der Uesugi und eroberte deren
Burg in Edo, der alten Kaiserstadt (das heutige Tokio). Souns Sohn Ujitsuna und sein Enkel
Ujiyasu setzten den Kampf gegen die Uesugi fort und schlugen diese im Jahr 1542 in der
Schlacht vor Schloss Kawagoe.
Das Interessante an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass dem Niemand Hojo Soun (dem
einstigen Ise Shinkuro) in nur drei Generationen der Aufbau eines mächtigen Reichs
gelungen war. Gewalt und Verrat hatten diesen Aufstieg ermöglicht – ein Aufstieg, der
undenkbar gewesen wäre, wenn die Ashikaga-Shogune ihre Pflichten wahrgenommen
hätten.
Die Clan-Kriege: Wechselndes
Kriegsglück
Hojo Soun war allerdings nicht das einzige Problem der Uesugi. Der berühmteste General
der Familie, Uesugi Kenshin, wurde um das Jahr 1552 adoptiert. Er organisierte sofort einige
Raubzüge gegen den (neuen) Hojo-Clan. Die meiste Zeit kämpfte er jedoch gegen die
Takeda unter Takeda Shingen. Die Auseinandersetzung der beiden Kriegsherrn war
allerdings etwas ungewöhnlich. Im Jahre 1553 kam es auf der Kawanakajima-Ebene in der
Provinz Shinano zu mehreren Schlachten zwischen Uesugi Kenshin und Takeda Shingen. In
den Jahren 1554, 1555, 1556, 1557 und 1563 trafen die Rivalen am selben Ort erneut
aufeinander; sie schienen die Schlachten inzwischen als Ritual zu betrachten. Etwa zur
gleichen Zeit versuchte Takeda Shingen, die Provinz Shinano, das Land der Murakami
Yoshikiyo, zu unterwerfen. Mit dem Hilfegesuch des Murakami-Clans an Uesugi Kenshin
begann eine langjährige Rivalität zwischen den Uesugi und den Shingen.
“Hart wie ein Fels, kämpfe wie ein Feuer, sei beständig wie Holz und schnell wie der
Wind. Im Himmel und auf Erden werde nur ich verehrt.”
— Motto auf dem Banner von Takeda Shingen (1521-1573)
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Ouchi Masahiro hatte seine Gönner aus der Yamana-Familie überlebt und die Macht seines
Clans vergrößert. Auch sein Sohn Yoshioki war ein großer Kriegsherr. Die Familie erlebte bis
zur Machtübernahme von Masahiros Enkel, Ouchi Yoshitaki, eine Blütezeit. Mit Yamaguchi
als sichere und reiche Heimatprovinz im Rücken, beschloss Yoshitaki im Jahr 1543 alle
Kämpfe einzustellen und förderte stattdessen mit der Unterstützung exilierter Höflinge aus
Kyoto die Kultur und Künste. Seine wichtigsten Gefolgsleute, Mori Motonari und Sue
Harukata, warnten ihn, dass er durch dieses Verhalten sein Reich gefährden würde, zumal
einige ehrgeizige Samurai nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, um ihn zu stürzen. Als
Sue Harukata wenig später rebellierte, beging der verratene Ouchi Yoshitaki Selbstmord.
Die Angelegenheit war damit allerdings nicht beendet, da es Mori Motonari als seine Pflicht
empfand, seinen ehemaligen Herrn zu rächen. 1555 gelang es ihm schließlich, Sue Harukata,
der über ein deutlich größeres Heer verfügte, in eine Burg auf der Insel Miyajima zu locken.
Nun spielte die Größe der Armee keine Rolle mehr, da Sues Soldaten auf der Insel
eingekesselt waren. Am Ende der Schlacht richteten sich unzählige der geschlagenen und
demoralisierten Soldaten Sues selbst. In der Folgezeit stieg der Mori-Clan zum mächtigsten
Clan Westjapans auf.
“Ob es darum geht, eine Armee zu zerschmettern, eine Stadt zu erstürmen oder einen
Mann zu ermorden, so müsst Ihr zuvor immer die Namen des befehlshabenden
Generals, der Besucher, der Türsteher und der Diener herausfinden. Dies in Erfahrung
zu bringen, ist die Aufgabe der Spione.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die wechselnden Rivalitäten und Bündnisse prägten diese Zeit. Verbündeten sich zwei Clans
gegen einen dritten Clan, kam es nicht selten vor, dass einer der beiden Bündnispartner
feststellen musste, dass sein Verbündeter oder ein ehemals loyaler Vasall plötzlich eine
größere Bedrohung war als der gemeinsame Feind.
Schon immer gehörten schmutzige Tricks, heimtückische Morde und offene
Verschwörungen zu den Waffen der Samurai. In früheren Auseinandersetzungen, wie dem
Gempei-Krieg, wurden die Clans, die sich derartiger Mittel bedienten allerdings als
Verbrecher gebrandmarkt. Erst in der Sengoku-Periode war jedes Mittel erlaubt. Ein feiger
Mord oder ein ehrbarer Sieg in der Schlacht – das Ergebnis war entscheidend. Die neuen
Daimyo hatten Sun Tzu gelesen und beherzigten vor allem seine Ratschläge über den
Einsatz von Spionen und den Nutzen von Mordanschlägen. Es ist also kaum verwunderlich,
dass die Daimyo mehr und mehr auf die Hilfe der besten Spione und tödlichsten Attentäter
aller Zeiten vertrauten – die Ninja. Ein weiser Mann ergriff nun weitreichende Maßnahmen
zu seinem eigenen Schutz – während er selbst die Ermordung lästiger Rivalen plante.
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Musketen
“Die Muskete ist die tödlichste Waffe in der Schlacht, bevor die Truppen aufeinander
treffen. Doch sobald die Schwerter gekreuzt werden, ist sie wertlos.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde
Inmitten dieser Wirren landeten im Jahr 1543 die ersten portugiesischen Händler auf der
Insel Kyushu. Die Europäer brachten zwei wichtige kulturelle Neuerungen nach Japan:
Musketen und das Christentum. Mit dem Einfluss des Christentums werden wir uns an
anderer Stelle noch eingehend beschäftigen.
Feuerwaffen waren den Samurai nicht völlig fremd. Mit Sicherheit kannten sie bereits die
Handfeuerwaffen der Chinesen, und auch die Mongolen hatten im Jahr 1274 primitive
Handgranaten gegen die Samurai eingesetzt. Allerdings verwendeten die japanischen
Verbände bisher kein Schießpulver. Nun brachten die Portugiesen jedoch Arkebusen und
Luntenschlossmusketen nach Japan. Bei beiden Waffen wurde das Pulver nicht mit einem
Feuerstein, sondern mit einer Lunte entzündet. Die Arkebusen waren – verglichen mit den
Feuerwaffen früherer Zeiten – leicht und relativ sicher – immerhin explodierten sie seltener
als die bisherigen Gewehre. Schon bald erkannten die Japaner den enormen Vorteil der
Arkebuse: Während die Ausbildung eines guten Bogenschützen mehrere Jahre dauerte,
nahm die Ausbildung eines Arkebusiers nur wenige Tage in Anspruch. Außerdem war die
Bedienung der neuen Wunderwaffe ein Kinderspiel. Nicht zuletzt deshalb wurde die
Arkebuse rasch die Hauptwaffe der riesigen Ashigaru-Verbände in den Heeren Japans.
Dank des handwerklichen Geschicks der japanischen Schwert- und Waffenschmiede dauerte
es nicht lange, bis die Arkebusen von den einheimischen Handwerkern nachgebaut wurden.
Wenig später rüsteten die Daimyo ihre Armeen mit den neuen Wunderwaffen aus. Trotz
aller Vorteile der Arkebuse dauerte es jedoch geraume Zeit, bis die ersten Feldherrn
größere Verbände aus Arkebusieren taktisch und effektiv einsetzten.
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Die Drei Rivalen: Oda Nobunaga,
Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa
Ieyasu
“Indem er seine Vorkehrungen ändert und seine Pläne anpasst, hält der kluge General
den Feind unwissend. Indem er sein Lager verlegt und Umwege nimmt, verhindert er,
dass der Feind seine Absichten erkennt.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Der Zusammenbruch des zentralistischen
Herrschaftssystems der Ashikaga brachte ein
grundlegendes Problem mit sich. Mehrere
Familien (vor allem die Hojo, die Takeda und
die Uesugi) beanspruchten Kyoto und damit
den Titel des neuen Shoguns für sich. Würde
jedoch ein Daimyo seinen Herrschaftsbereich
verlassen, hätten seine Rivalen die Gelegenheit,
in dessen Provinz einzumarschieren, um ihm so
seine Machtbasis zu rauben.
In dieser Situation betrat eine weitere
Samuraifamilie die politische Bühne: die Oda.
Diesem Clan war es während der Segoku-Periode gelungen, die Provinz Owari in ihren
Herrschaftsbereich einzugliedern. Ab 1551 lenkte der skrupellose Oda Nobunaga die
Geschicke der Familie. 1558 gewann er die Unterstützung eines Ashigaru namens Toyotomi
Hideyoshi, der sich in den folgenden Jahren als hervorragender General erwies. Zur gleichen
Zeit stand ein anderer junger Samurai, Tokugawa Ieyasu, in den Diensten der ImagawaFamilie – eigentlich als Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Diese drei Männer
sollten in den folgenden Jahren die Geschichte Japans prägen.
Im Augenblick griffen jedoch noch andere nach der Macht.
Nobunaga befahl dennoch den Angriff. Es gelang ihm, Yoshimoto in einen Hinterhalt zu
locken und die Hauptstreitmacht der Imagawa in einer Schlucht zu überraschen. Diese
Schlacht von Okehazama dauerte nur wenige Minuten. Yoshimoto fiel und erkannte erst im
letzten Moment, dass er nicht von seinen eigenen betrunkenen Männern angegriffen
worden war. Es spricht nicht unbedingt für Yoshimotos Autorität, dass er glaubte, seine
Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt. Oda Nobunaga wurde
der neue Gefolgsmann von Tokugawa Ieyasu, dessen Verpflichtung gegenüber dem
Imagawa-Clan durch den Tod Yoshimotos ein Ende gefunden hatte.
Auch für Nobunaga muss die Versuchung, nach Kyoto zu marschieren, groß gewesen sein.
Stattdessen schloss er jedoch Bündnisse mit seinen Nachbarn und vermählte diese mit
seiner Tochter und seiner jüngeren Schwester. Er selbst heiratete die Tochter des
ehemaligen Ölhändlers Saito Toshimasa, der in der Provinz Mino zum Daimyo aufgestiegen
war und als ruchloser Herrscher galt. Toshimasa war ein Sadist, der es liebte, Menschen bei
lebendigem Leib zu kochen! Schließlich fand er einen gerechten Tod, als ihn sein eigener
Sohn, Yoshitatsu, tötete und seinen Platz einnahm. Yoshitatsu wiederum erlag der Lepra,
kurze Zeit nachdem ihm Nobunaga den Krieg erklärt hatte. Immerhin war der ermordete
Toshimasa sein Schwiegervater gewesen. Nobunaga zögerte nicht, den Saito-Clan
auszulöschen. Nun war der Weg nach Kyoto frei und das Shogunat in greifbare Nähe
gerückt. Toyotomi Hideyoshi erhielt den Auftrag, die Überlebenden des Saito-Clans zu
töten – eine Mission, die er 1564 erfolgreich beenden konnte.
Nobunaga brauchte lediglich einen guten Grund, um zur Hauptstadt zu marschieren. 1567
ergab sich zufällig die perfekte Chance. Ashikaga Yoshiaki war als Nachfolger des Shoguns
eine bedeutende politische Symbolgestalt. Sein Vorgänger und Bruder Yoshiteru gehorchte
bedingungslos den hinterhältigen christlichen Hofbeamten Miyoshi Chokei und Matsunaga
Hisahide, die ihn schließlich ermordeten und seinen jüngeren (und noch besser
kontrollierbaren) Cousin als Marionette einsetzten. Auch Yoshiaki schwebte nun in großer
Gefahr, doch es gelang ihm, zu Nobunaga zu fliehen.
Oda Nobunaga marschierte im November des Jahres 1568 in Kyoto ein. An seiner Seite ritt
Ashikaga Yoshiaki, den er nun zum Ashikaga-Shogun ernannte. Die eigentliche Macht lag
allerdings in Nobunagas Händen, da der offizielle Herrscher lediglich eine symbolische
Bedeutung hatte. Aufgrund verschiedener dynastischer Probleme wären die Oda niemals
selbst als Shogune akzeptiert worden; durch die neue Konstellation hielt Nobunaga jedoch
alle Fäden in der Hand.
Imagawa Yoshimoto gehörte zu den ehrgeizigen Daimyo, die nach dem Amt des Shogun
strebten. 1560 marschierte er aus diesem Grund nach Kyoto und machte sich den Umstand
zu Nutze, dass sich die Hojo und Uesugi gerade gegenseitig bekämpften. Drei Provinzen
lagen zwischen ihm und Kyoto – unter anderem Oda Nobunagas Heimat Owari. Anfangs
war das Kriegsglück auf der Seite der Imagawa. Nachdem Tokugawa Ieyasu (im Namen der
Imagawa) die Grenzfeste bei Marune genommen hatte, standen zwischen Imagawas 25.000
Mann starkem Heer und dem Sieg lediglich die 2000 tapferen Soldaten Nobunagas.
“Siegen wir, indem wir die Schwerter mit dem Feind kreuzen oder genießen wir die
Schlacht gegen übermächtige Gegner, mehren wir unsere Macht und die Stärke
unseres Herrn. Dies ist die Tugend der Strategie.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde
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21
Nobunaga: Konsolidierung und
Verrat
Den Rest seines Lebens widmete er sich der Bekämpfung seiner noch lebenden Rivalen.
Dabei unterstützten ihn zwei fähige Kommandeure: Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa
Ieyasu. Nach Nobunagas Tod sollten diese beiden Männer gegeneinander intrigieren …
Im Augenblick kämpfte Ieyasu jedoch gegen die Ikko-Ikki (1563). Beinahe hätte er in dieser
Schlacht sein Leben verloren, als zwei Kugeln seine Rüstung durchschlugen, ihn jedoch nicht
verletzten! Nobunagas nächster – erfolgreicher – Feldzug richtete sich gegen Miyoshi
Chokei und Matsunaga Hisahide. Beide fielen 1567 in der Schlacht von Sakai. Diese Schlacht
ist erwähnenswert, weil die christlichen Samurai, die auf beiden Seiten dienten, einen
gemeinsamen Gottesdienst feierten, bevor sie in die Schlacht zogen. Die Jesuiten, die die
christliche Lehre verbreiteten, hatten einen großen Einfluss auf die Samurai. Christliche
Samurai waren daher schon bald keine Seltenheit mehr. Obwohl Oda Nobunaga nie selbst
zum Christentum konvertierte, unterstützte er die Jesuiten-Missionare – allerdings
hauptsächlich aus politischen Gründen – im Kampf gegen rebellische buddhistische Sekten.
Die Zeit der Christenverfolgung lag noch in weiter Ferne.
“Wenn sicher ist, dass der Kampf mit einem Sieg endet, dann musst du kämpfen, auch
wenn der Herrscher es verbietet; wenn der Kampf nicht mit einem Sieg enden wird,
dann darfst du nicht kämpfen, auch wenn der Herrscher es befiehlt.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die letzten Lebensjahre Nobunagas waren von Feldzügen zur Machterhaltung geprägt. 1570
überfiel er die Asakura in der Provinz Echizen, musste sich jedoch zurückziehen, als sich
sein Schwager, Asai Nagamasa, auf die Seite der Asakura stellte. Nobunaga kehrte im selben
Jahr noch einmal zurück und besiegte die Asakura in der Schlacht von Anegawa. Obwohl
seine Truppen die Schlacht für sich entscheiden konnten, gelang es ihnen nicht, die Asakura
und Asai endgültig zu besiegen. Der Druck auf Nobunaga nahm zu und er erkannte, dass
neben den Armeen der Asakura und Asai inzwischen auch andere Kräfte die Einheit Japans
bedrohten. Neben den Ikko aus Ishiyama Hongan-ji waren auch die Sohei aus dem Kloster
Enryaku-ji eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Außerdem stand Tokugawa Ieyasu nun
gleichzeitig der Armee der Hojo und dem Heer Takeda Shingens gegenüber.
Nobunaga war von seinen Feinden eingekesselt und entschloss sich zum Angriff. Seine
Truppen umstellten Enryaku-ji und töteten jeden – Männer, Frauen und Kinder – den sie im
Kloster selbst oder in der direkten Umgebung fanden. Jetzt konnte Nobunaga auch gegen
seine anderen Feinde vorgehen. 1572 zog Takeda Shingen schließlich gegen ihn in die
Schlacht und drängte Tokugawa Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück. Ieyasu blieben zwei
Möglichkeiten: Sollte er bleiben und Shingen dadurch den Marsch auf Kyoto erlauben, oder
sollte er kämpfen? Er entschloss sich, das Schloss zu verlassen und stellte Takedas Heer in
den verschneiten Sümpfen von Mikata-ga-hara in der Nähe des Magome. Nach der
ergebnislosen Schlacht kehrte Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück (er hatte seine Pflicht,
Shingen aufzuhalten, erfüllt), während Shingen nach Hause ritt. Er sollte Kyoto niemals
erreichen.
22
Im Frühling des Jahres 1573 fiel Shingen in die Provinz Mikawa ein. Doch auch dieser
Versuch, Kyoto zu erobern, scheiterte. In den folgenden Kämpfen traf ihn eine Kugel. Wenig
später erlag er seiner Verletzung. Diese Niederlage war eine Katastrophe für den TakedaClan, zumal Shingens Sohn, Katsuyori, in keiner Weise über die Fähigkeiten seines Vaters
verfügte. Sogar Uesugi Kenshin soll über den Verlust dieses edlen Feindes getrauert haben.
Kenshin selbst kam im Jahre 1582 unter mysteriösen Umständen ums Leben. Angeblich
hatten Nobunagas Ninja einen weiteren Rivalen ausgeschaltet – ein Vorwurf, der nie
bewiesen werden konnte. Eine (vermutlich falsche) Version über die Umstände von
Kenshins Tod findet Ihr im Kapitel über die Ninja in diesem Handbuch.
“Ein wahrer Samurai kann weder seine Frau noch seine Familie vergessen, wenn er in
die Schlacht zieht, da er sich niemals gestattet, an sie zu denken!”
— Zitat eines Vasallen Takedas
Zwei Jahre später wurden die Takeda endgültig besiegt. 1575 belagerte Takeda Katsuyori mit
seiner Armee Schloss Nagashino, wo er auf heftigen Widerstand der belagerten Anhänger
der Oda stieß. Nobunaga erkannte, dass er den Takeda-Clan mit seinen Einsatztruppen
vernichten konnte – er sollte Recht behalten. In der Schlacht von Nagashino triumphierten
Oda Nobunaga und seine Arkebusiere. Nobunaga sammelte 3000 seiner besten Schützen in
einem einzigen Kampfverband und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in
Stellung. Als die Soldaten des Takeda-Clans über das aufgeweichte Schlachtfeld stürmten,
liefen sie in ihr Verderben – in kurzen Abständen hallten die Salven der Arkebusiere über das
Schlachtfeld. Die wenigen Überlebenden wurden von den übrigen Einheiten Nobunagas
niedergemetzelt. Gleichzeitig fielen die Verteidiger des Schlosses der Armee Takedas in den
Rücken. Die Schlacht war gewonnen. Takeda Katsuyori konnte dem Blutbad entkommen und
versank in der Bedeutungslosigkeit. 1582 fiel er einem Mordanschlag zum Opfer.
Nobunaga zog nun nach Osten gegen den Mori-Clan. Mori Motonari war tot, aber sein
Enkel, Mori Terumoto, herrschte über ein mächtiges Reich, das 10 Provinzen umfasste.
Terumoto hatte Nobunagas Seeblockade gegen die Ikko-Ikki in Ishiyama Hongan-ji
durchbrochen, was einer Kriegserklärung gleichkam. Nobunaga reagierte sofort und
entsandte ein Heer unter den Samurai-Generälen Toyotomi Hideyoshi und Akechi Mitsuhide.
Er selbst setzte den Kampf gegen die Ikko-Ikki fort und ließ sogar mit Eisenplatten
gepanzerte Kriegsschiffe bauen – 300 Jahre, bevor die Europäer Panzerungen einsetzten.
Schließlich kesselte er die Ikko ein und zwang sie im Jahr 1580 zum Aufgeben. Damit war
die Macht der fanatischen Krieger endgültig gebrochen. In dieser Zeit baute Nobunaga in
der Nähe von Kyoto auf der Insel Azuchi im Biwa-See eine Burg. Diese sollte die
veränderten Machtverhältnisse in Japan symbolisieren. Erstmals in der Geschichte Japans
entstand nun eine Burg mit mächtigen Mauern und Schießscharten für Arkebusiere.
Nun konnte sich Nobunaga auf die Auseinandersetzung mit den Mori konzentrieren.
Toyotomi Hideyoshi belagerte nach mehreren Siegen bereits die Burg der Mori bei
Takamtsu und ließ sogar den Lauf des nahe gelegenen Flusses verändern, um die Festung zu
überfluten. Daraufhin sammelten die Mori sämtliche Kräfte, um den Belagerungsring zu
durchbrechen. Hideyoshi wiederum bat Nobunaga um Verstärkung, als er erkannte,
welcher Übermacht er gegenüberstand: Ieyasu und (wie sich später herausstellte) zu viele
von Nobunagas Kämpfern brachen auf, um sein Heer zu unterstützen. Nobunaga blieb mit
nur 100 Leibwächtern in Kyoto zurück – eine geringe Zahl, wenn man bedenkt, dass er sein
Leben normalerweise mit 2000 Leibwächtern schützte. Ein (wie wir heute wissen)
verhängnisvoller Leichtsinn.
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Und Akechi Mitsuhide? Nach seinem fehlgeschlagenen Feldzug gegen die Mori war er bei
Nobunaga in Ungnade gefallen. Daher zog er vor Kyoto, um sich an Nobunaga zu rächen.
Die genauen Beweggründe für seinen Angriff auf Nobunagas Haus in Kyoto liegen
weitgehend im Dunklen. Am 21. Juni 1582 wurde Nobunaga jedoch auf Befehl seines
eigenen Generals erschossen. Es ist die Ironie des Schicksals, dass er mit derselben Waffe
niedergestreckt wurde, der er seinen Aufstieg verdankte: der Arkebuse.
Selbst gemessen an den herrschenden Verhältnissen seiner Zeit war Nobunaga ein
skrupelloser Mann – für ihn war ein klarer Sieg gleichbedeutend mit der Auslöschung des
Feindes. Dennoch hat er Japan nachhaltig verändert. Seine militärischen Neuerungen führten
zu einer Modernisierung der Kriegsführung. Die Bauern und Ji-Samurai mussten ihre Felder
verlassen, um zu kämpfen. Unter Nobunaga zog ein Mann in die Schlacht oder er bestellte
das Land. Die Samurai und Ashigaru entwickelten sich zu Kriegerklassen und mussten nicht
auf ihr Land zurückkehren, um die Ernte einzubringen. Sie hatten nur eine einzige Aufgabe:
Für ihren Herrn zu kämpfen.
Der Shogun der 13 Tage
“Der General, der keine Strategie verfolgt und seinen Gegner unterschätzt, wird
schon bald ein Gefangener des Feindes sein.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Als Toyotomi Hideyoshi von Akechi Mitsuhides Verrat erfuhr, schloss er augenblicklich Frieden
mit den Mori und marschierte auf Kyoto. In der Zwischenzeit tötete Mitsuhide alle
Verwandten und Gefolgsleute Nobunagas, die er fand, während Tokugawa Ieyasu in ein
sicheres Versteck floh. Die prachtvolle Burg Azuchi brannte indessen (vermutlich ohne Zutun
Mitsuhides) bis auf die Grundmauern nieder. Wenige Tage später endete das Akechi-Shogunat
mit dem Angriff Hideyoshis. Mitsuhide musste fliehen und wurde von plündernden Banditen
gefangen genommen und zu Tode geprügelt. Der ehrenhafte Tod durch das Schwert eines
Samurai blieb dem Verräter damit verwehrt. So endete das Leben des “Shoguns der 13 Tage”.
Toyotomi Hideyoshi hatte nun als “offizieller” Rächer Nobunagas eine außerordentlich
starke Position. Aufgrund seiner niederen Abstammung war der überaus fähige
Kommandeur bei seinen Ashigaru-Soldaten sehr beliebt. Die überlebenden Verwandten Oda
Nobunagas – insbesondere dessen dritter Sohn Nobutaka – beobachteten Hideyoshis
Aufstieg zum Oberhaupt des Clans verständlicherweise misstrauisch. Auch einigen anderen
Generälen Nobunagas missfiel der Machtzuwachs Hideyoshis. Neben Tokugawa Ieyasu,
Shibata Katsuie und Niwa Nagahide beanspruchten auch Takigawa Kazumasu und Ikeda
Nobuteru die Nachfolge Nobunagas für sich!
Wie so oft kam es zum Krieg, obwohl – oder möglicherweise weil – Hideyoshi Nobunagas
einjährigen Enkel als neues Clan-Oberhaupt vorgeschlagen hatte. Damit hätte sich die
traditionelle Regierungsweise mit einem Marionettenherrscher und einem mächtigen Mann
im Hintergrund fortgesetzt. Die nächsten Monate standen für Hideyoshi im Zeichen
mehrerer schwieriger Feldzüge. Der gefährlichste Gegner war zweifellos Shibata Katsuie.
Dieser hatte bereits versucht, Akechi Mitsuhide anzugreifen. Er kam jedoch zu spät, um die
Lorbeeren für dessen Ermordung selbst zu ernten. Wäre es Katsuie gelungen, seine
Kampfhandlungen mit denen seiner Verbündeten, Oda Nobutaka und Takigawa Kazumasu,
abzustimmen, hätten die drei Männer die Schlacht gewinnen können. Auch Ieyasu und die
anderen warteten ab – um selbst nach der Macht zu greifen, oder um wenigstens die
siegreiche Seite zu unterstützen!
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Leider hatte Katsuie keine weisen Bündnispartner. Während das Land der Shibata noch
unter einer hohen Schneedecke lag, gab Nobutaka Befehl zum Angriff. Dadurch hatte
Hideyoshi die Möglichkeit, die Armeen seiner Gegner zu trennen und gefangen zu nehmen.
Nobutaka war auf Burg Gifu eingeschlossen und winselte um Gnade. Nun tat Hideyoshi
etwas Bemerkenswertes: Er verschonte Nobutakas Leben und sicherte sich dessen
Loyalität, indem er zahlreiche Geiseln nahm. Noch vor kurzer Zeit hätte Nobutakas Vater,
Nobunaga, jeden Feind, dessen er habhaft wurde, erbarmungslos getötet! Anschließend
spaltete Hideyoshi Takigawa Kazumasus Streitkräfte, indem er eine wichtige Garnison
bestach. Es gelang ihm sogar, Kazumasu selbst gefangen zu nehmen.
“Friedensvorschläge, die nicht von einem beschworenen Abkommen begleitet sind,
deuten auf einen Schachzug hin.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Dank des einsetzenden Tauwetters konnte Shibata Katsuie nun seine Truppen aussenden.
Oda Nobutaka bedankte sich für die ihm erwiesene Gnade mit einer Rebellion gegen
Hideyoshi. Dann beging der Shibata-General Sakuma Morimasa jedoch einen schweren
Fehler. Er hatte nicht aus den Ereignissen der Schlacht von Nagashino gelernt und
attackierte mit seinen Einheiten eine stark befestigte Stellung von Arkebusieren. Die
folgende Schlacht von Shizugatake im Jahre 1583 endete für die Shibata-Streitkräfte in einer
Katastrophe. Den Truppen blieb nur der Rückzug in Katsuies Burg. Dieser erkannte, dass er
Hideyoshi unterlegen war, beging Selbstmord und brannte seine Burg nieder. Als Oda
Nobutaka vom Tod Katsuies hörte, sah er seine Chancen auf ein siegreiches Ende der
Auseinandersetzung schwinden und nahm sich das Leben.
Nun kam es zur Konfrontation zwischen
Hideyoshi und Ieyasu, den wichtigsten
Gefolgsmännern und fähigsten Generälen
Nobunagas. Beide Kriegsherren suchten nach
Verbündeten. Die wichtigen Clans in
Nobunagas ehemaligem Reich stellten sich auf
unterschiedliche Seiten. Keine Seite konnte den
Krieg jedoch für sich entscheiden, obwohl es
zu blutigen Kämpfen, wie beispielsweise der
Schlacht von Nagakute (1584) kam. Nach der
Schlacht waren fast 2500 Soldaten der 9000
Mann starken Streitmacht Hideyoshis gefallen.
Ieyasu hatte lediglich 600 Mann verloren. Und trotzdem war der Krieg längst nicht
entschieden.
Eine Zweckgemeinschaft
Schließlich unterwarf sich Ieyasu seinem Rivalen. Diese Entscheidung folgte primär
praktischen Überlegungen. Gemeinsam waren die beiden Männer unbesiegbar, und
Hideyoshi, der ältere der beiden, würde nicht ewig leben … Mit Ieyasu als neuem
Verbündeten gelang es Hideyoshi nun, ganz Japan zu erobern. Dass ihm dies in relativ
kurzer Zeit gelang, ist zum einen auf seine militärischen, zum anderen auf seine politischen
Fähigkeiten zurückzuführen. Im Kampf gegen Nobunaga blieb den Gegnern meist nichts
anderes übrig, als bis zum bitteren Ende zu kämpfen – da er ohnehin jeden tötete, egal ob
er Widerstand leistete oder nicht.
25
Hideyoshi ging hingegen diplomatischer (oder geschickter) vor. Er war seinen Feinden
gegenüber großzügig und ließ diesen sogar einige ihrer Besitztümer (allerdings besetzte er
einen Teil ihrer Ländereien, um seine loyalen Gefolgsleute zu entlohnen). Er nahm Geiseln,
verzichtete jedoch darauf, ganze Familien auszulöschen. Im Gegenteil: Nachdem diese ihm
absolute Treue geschworen hatten, durften sie sogar ihre alten Ämter behalten. Auf diese
Weise gelang es ihm im Laufe der Zeit, die Armeen seiner Feinde in sein eigenes Heer
einzubinden und seine Macht weiter zu vergrößern. Hideyoshi änderte außerdem die Art
der Besoldung seiner Samurai. Fortan entlohnte er die Kämpfer nicht mehr mit Landbesitz,
sondern mit Gold!
Hideyoshi war nun Herr über ganz Japan und konnte sich endlich anderen Aufgaben
widmen. Er ließ Schloss Osaka auf den Grundmauern der ehemaligen Ikko-Festung Ishiyama
Hongan-ji errichten und veranlasste 1588 die wichtigste Reform des Landes: “Die große Jagd
nach dem Schwert”. Dabei wurden alle Bauern entwaffnet und die Waffen eingeschmolzen.
Das Metall sollte zum Bau von Hideyoshis Großem Buddha verwendet werden. Von nun an
war das Tragen einer Waffe ausschließlich den Kriegern gestattet. Die gesellschaftliche
Unterteilung in unbewaffnete Bauern, leicht bewaffnete Ashigaru und Samurai – die zwei
Schwerter tragen durften – bestimmte nun das Gesellschaftsbild Japans.
Hideyoshi verfolgte auch Pläne zur Eroberung Chinas. Allerdings würde die Beschreibung
dieses Feldzuges dieses Handbuch und das Spiel sprengen. Die Invasion in Korea endete mit
einer schweren Niederlage der Samurai. Es gelang ihnen zwar nicht, ihr Reich auf das
Festland auszudehnen, allerdings rafften sie eine lohnende Beute zusammen. Seltsamerweise
waren Tokugawa Ieyasus Truppen nicht an den Kämpfen auf dem Festland beteiligt.
Die Letzte Schlacht
“Demütige Worte und eifrige Vorbereitungen sind Zeichen dafür, dass der Feind
vorrücken wird. Eine gemeine Sprache und wütendes Anstürmen, als wolle er
angreifen, sind Zeichen dafür, dass er sich zurückziehen wird.
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Kurz vor seinem Tod im Jahr 1598 ernannte Hideyoshi fünf Männer als Regenten, die im
Namen seines minderjährigen Sohnes regieren sollten. Toyotomi Hideyori war erst fünf
Jahre alt, als die Vasallen seines Vaters ihren Treueschwur brachen und die Macht an sich
rissen. Der bedeutendste dieser Männer, Tokugawa Ieyasu, gehörte inzwischen zu den
reichsten Männern Japans: Die Erträge seiner Ländereien lagen bei 2.557.000 Koku – ein
Koku entsprach einem Scheffel Reis, von dem ein Mann ein Jahr lang leben konnte.
Bemerkenswert ist, dass es sich bei dieser unvorstellbaren Summe um das jährliche
Einkommen und nicht um den Wert seiner Besitztümer handelte! Die vier anderen
Regenten, Ukita Hideie, Maeda Toshiie, Mori Terumoto und Uesugi Kagaktasu, waren die
einflussreichsten Daimyo Japans. Offensichtlich hatte Hideyoshi versucht, sie durch die
Regentschaft an seine Familie zu binden.
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“Geschwindigkeit ist kein Teil des wahren Weges der Strategie. Geschwindigkeit
bedeutet, dass die Dinge schnell oder langsam erscheinen, abhängig davon, ob sie im
Gleichgewicht sind oder nicht. Wie der Weg auch heißen möge, ein Meister der
Strategie erscheint niemals schnell.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde
Ieyasu hatte ehrgeizige Pläne, doch Ishida Mitsunari, ein Verwaltungsbeamter Hideyoshis,
stellte sich ihm entgegen. Da Ieyasu jedoch nicht die Verantwortung für einen neuen Krieg
tragen wollte, wartete er ab, bis Ishida Mitsunari schließlich den ersten Schritt machte. In
der Zwischenzeit entschieden sich alle wichtigen Clan-Oberhäupter nach und nach für eine
Seite. Ieyasu hatte Glück: Die meisten ehemaligen Gefolgsleute von Hideyoshi schlugen sich
auf die Seite des erfolgreichen Kriegsherren. Außerdem kam ihm ein weiterer glücklicher
Umstand zu Hilfe. Im Jahr 1600 traf er auf den ersten Engländer, der japanischen Boden
betrat. Dieser Mr. Adams war außerordentlich interessant, handelte er doch mit Gewehren,
Munition und hervorragendem europäischem Schießpulver. Ieyasu verlor keine Zeit und
beschlagnahmte die gesamte Ware.
Schließlich waren Ishidas Vasallen – sie bildeten die so genannte Westarmee – am Zug.
Leider erwies sich die Ostarmee der Tokugawa auf Schloss Fushimi als außerordentlich
kampfstark und widerstandsfähig. Als die Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert
war, öffneten diese die Tore und attackierten die Westarmee mehrmals! Obwohl sie bis auf
den letzten Mann aufgerieben wurden, verschafften sie Ieyasu genügend Zeit, um gegen
Ishida Mitsunaris Armee in die Schlacht zu ziehen.
Die Rivalen trafen am 21. Oktober 1600 im dichten Nebel auf einem engen Pass bei
Sekigahara aufeinander. Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen konnten
den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel am Vormittag lichtete,
gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Doch als Kobayakawa Hideaki die Ostarmee mit
seinen Einheiten attackierte, bemerkte er zu spät, dass er sich gegen seine eigenen Truppen
gewandt hatte. Damit war die Westarmee geschlagen.
“Gibt es in einem Gebiet unpassierbares Gelände, Schluchten und Fallgruben, verlasse
dieses Gebiet so schnell du kannst. Ich selbst halte mich vor diesen Gebieten fern und
blicke in ihre Richtung, damit der Feind sie im Rücken hat.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe der getöteten Feinde. Obwohl er keinen
entscheidenden Sieg errungen hatte, muss er mit dem Ausgang der Schlacht sehr zufrieden
gewesen sein. Ishida stellte keine Gefahr mehr dar. Das Schicksal der überlebenden Daimyo
stand in der Folgezeit in direktem Zusammenhang mit der Seite, für die sie sich entschieden
hatten. Von diesem Tage an war Tokugawa Ieyasu der unumstrittene Herrscher über Japan.
1603 ernannte er sich selbst zum Shogun. Damit nahm 30 Jahre nach dem Sturz des letzten
Ashikaga-Shoguns (Yoshiaki) erstmals ein Herrscher diesen Titel an. Ein Gegner war jedoch
immer noch am Leben und schmiedete gefährliche Pläne: Toyotomi Hideyori.
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Ieyasu entschloss sich, zu warten und konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die
Regierungsgeschäfte. Doch dann bot sich eine großartige Gelegenheit, um mit dem letzten
Feind abzurechnen. Nach einer langen und erfolglosen Belagerung von Schloss Osaka
wandten sich Hideyoris Truppen gegen Tokugawas Armee. Hideyoris Soldaten kämpften mit
dem Mut der Verzweiflung, während die Armee Tokugawas bewies, dass sie über die Jahre
“gestählt” worden war. Tokugawas Männer entschieden die Schlacht für sich – allerdings
ohne Elan. Mit dieser Schlacht endeten – nach Jahren – die Herrschaftskriege um Japan. In
den folgenden Jahren gab es keine Rebellion mehr und der letzte Toyotomi, Hideyoris erst
achtjähriger Sohn (Hideyoshis Enkel), wurde enthauptet.
Die neue Regierung wollte aus Japan einen modernen Staat machen, da die berechtigte
Gefahr bestand, dass Japan, wie viele andere Staaten des fernen Ostens, in einen
europäischen Kolonialstaat eingegliedert werden würde. Sogar China und Indien hatten ihre
Unabhängigkeit inzwischen verloren. In einem Zeitraum von nur 50 Jahren verwandelte sich
Japan von einer mittelalterlichen Nation in einen modernen Industriestaat. Kein anderes
Land hat in einer derart kurzen Zeitspanne dramatischere Umwälzungen erlebt. Im
Russisch-Japanischen Krieg (1904/05) bewies Japan mit dem Sieg über Russland, dass es den
Wandel zu einer modernen Nation geschafft hatte. Sowohl die moderne kaiserliche Armee
als auch die Kriegsflotte waren den Heeren der Europäer nun absolut ebenbürtig.
Ieyasu konnte seinen Sieg nur ein Jahr lang auskosten, da er bereits im Jahr 1616 starb.
Trotz seiner außerordentlichen Vitalität erlag dieser große Mann dem Magenkrebs (so
die Diagnose heutiger Wissenschaftler). Doch auch nach seinem Tod kam es zu keinen
kriegerischen Auseinandersetzungen und Morden unter seinen Nachfolgern. Sein Sohn
Tokugawa Hidetada nahm den Platz seines Vaters ein und regierte als zweiter
Tokugawa-Shogun. Damit war das Shogunat gesichert und in Japan kehrte endlich
Frieden ein.
Doch dieser Wandel vollzog sich nicht ohne Blutvergießen. 1877 kam es in der Provinz
Satsuma zu einem letzten Aufstand der Samurai unter Saigo Takamori. Das mittelalterliche
Samurai-Heer hatte gegen die moderne Armee jedoch keine Chance mehr. Selbst die
Tapferkeit der Samurai konnte die Zukunft nicht mehr aufhalten; als Takamori dies erkannte,
beging er Seppuku.
Ieyasu blieb in den Köpfen der Menschen unsterblich, da er als To-sho-gu, der
Sonnengott des Ostens verehrt wurde.
Das Letzte Shogunat
“Wer als Erster auf dem Felde ist und das Kommen des Feindes erwartet, der ist für
den Kampf ausgeruht; wer als Zweiter aufs Feld kommt und zur Schlacht eilt, der trifft
erschöpft ein. Deshalb zwingt der kluge Kämpfer seinem Gegner seinen Willen auf,
doch er lässt nicht zu, dass der Gegner ihm den seinen aufzwingt.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Tokugawa-Shogune blieben 250 Jahre lang die unumstrittenen Herrscher Japans. Der
Kaiser war weiterhin eine gottähnliche Symbolfigur ohne tatsächliche Macht. Typisch für die
Tokugawa-Shogune ist die systematische Abschottung Japans von der übrigen Welt. Schon
vor dem Sieg bei Osaka hatten sich die Tokugawa gegen Fremde gewandt. Ab 1612 kam es
zu blutigen Christenverfolgungen, die Spanier durften nach 1624 nicht mehr in Japan landen
und schließlich verbot ein Edikt den Japanern selbst die Reise ins Ausland. Lediglich einige
niederländische Kaufleute wurden weiterhin im Land geduldet. Die Shogune konnten diese
Isolation bis in das Jahr 1853 aufrecht erhalten. Erst als eine Gesandtschaft der Amerikaner
unter dem Kommodore Calbraith Perry landete – und dem Land die Kolonialisierung durch
eine der aufstrebenden europäischen Großmächte drohte – gab man die Isolationspolitik
auf. Japan war ein rückständiger Feudalstaat in einer neuen, modernen, viktorianischen
Industriegesellschaft.
Schon bald formierten sich jedoch die fremdenfeindlichen Clans, die zahlreiche Angriffe auf
ausländische Händler ausübten, was wiederum die Position der Tokugawa-Shogune
schwächte, die mehr und mehr die Kontrolle über die Clans verloren. Im Jahre 1867 stärkte
die Meiji-Reform die Macht der kaiserlichen Familie und beendete das Shogunat. Alle Clans
wurden entwaffnet und ihrer Lehensgüter beraubt.
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Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Geist der Samurai in der siegreichen kaiserlichen
Armee Japans weiterlebte …
Geschichte in Diesem Spiel
“Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert
Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst
du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind
noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Schauplätze der geschilderten Ereignisse liegen in ganz Japan verstreut. Ihr müsst eines
beherzigen, wenn Ihr Shogun: Total War - Gold Edition siegreich beenden wollt. Kennt Ihr
den tatsächlichen Gang der Geschichte, fällt es Euch leichter, Eure Gegner zu
zerschmettern, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Einen erfolgreichen Daimyo zeichnete
stets ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit aus – also sammelt Informationen über Eure
Feinde und wartet auf Eure Chance!
Obwohl Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu die wichtigsten
Anwärter auf das Amt des Shoguns waren, stand zu keinem Zeitpunkt fest, dass einer dieser
drei Männer Erfolg haben würde. Auch die übrigen Daimyo kämpften verbissen um die
Vorherrschaft in Japan. Wäre das Wetter bei Nagashino besser gewesen, und wären die
Takeda nicht in das Gewehrfeuer der Oda, und damit in ihr Verderben geritten ... vielleicht
hätte eines Tages ein Takeda den Thron des Shoguns bestiegen. In Shogun: Total War - The
Mongol Invasion liegt es an Euch, herauszufinden, wer der rechtmäßige Herrscher Japans
ist …
In Shogun: Total War-Gold Edition beginnt im Jahr 1530, während der Sengoku-Periode. Seit
zwei Generationen tobt ein blutiger Krieg. Der Kampf der Daimyo um das Shogunat ist
längst nicht entschieden. Denkt daran, dass Kriege in dieser Zeit noch mit traditionellen
Mitteln geführt werden: “Moderne” europäische Feuerwaffen stehen Euch zu dieser Zeit
noch nicht zur Verfügung. Erst im Laufe des Spiels lernen Eure Generäle die neuen
Wunderwaffen, wie Arkebusen und Musketen, kennen und schätzen.
Denkt daran, dass Ihr die Zeit in Shogun: Total War - Gold Edition um 300 Jahre zur Zeit der
Invasion durch die Mongolen zurückdrehen könnt.
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Hojo
Die Daimyo in
Shogun: Total War
Hojo Ujitsuna — Ujitsuna setzt die stolze Tradition der HojoShogunen fort. Unter den Hojo erlebte Japan nach dem Sieg
über die Mongolen eine Zeit der Blüte und des Friedens.
Ujitsuna und seine Söhne sind mächtige Daimyo die viele Jahre
gegen die Takeda und Uesugi kämpften. Der Begründer der
Familie, Hojo Soun, war ein Samurai von niederer
Abstammung, der die alte Ordnung in seiner Heimatprovinz
stürzte und einen alten Namen annahm. Seine Erben stehen
ihm in punkto Skrupellosigkeit in nichts nach!
“Führungsstärke ist eine Frage von Intelligenz, Glaubwürdigkeit , Gerechtigkeit, Mut
und Autorität.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Traditionell steht in Japan der Familienname an erster und der Rufname an zweiter Stelle.
Tokugawa Ieyasu bedeutet also “Ieyasu aus der Familie der Tokugawa”. Die
Verwandtschaftsverhältnisse und Clan-Loyalitäten sind die wichtigsten Bindungen der
bedeutenden Daimyo in dieser geschichtlichen Phase. Auf diese Weise behaltet Ihr stets den
Überblick über die unterschiedlichen Gruppen, die Euch in Shogun: Total War erwarten!
Menschen mit demselben Familiennamen stehen grundsätzlich auf einer Seite. Wie Ihr wisst,
hält dies einige Daimyo und Samurai jedoch nicht davon ab, gegen ihre Führer, Verwandten
und Freunde zu rebellieren!
Am Anfang von Shogun: Total War herrschen alle Daimyo über ihre heimischen Ländereien
und bereiten sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung vor. Jeder Clan könnte den
zukünftigen Shogun stellen. Es gibt zahlreiche Bewerber auf das Amt des Shoguns, doch nur
derjenige, der den Krieg gewinnt und seine Feinde erbarmungslos ausschaltet, wird eines
Tages Herrscher dieses Landes sein!
“Wenn du die Pläne deiner Gegner nicht kennst, kannst du niemals hilfreiche
Bündnisse eingehen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Tatsächlich verdankte Tokugawa Ieyasu (der als Kind von Imagawa Yoshimoto als Geisel
genommen wurde) seinen Aufstieg geschickten politischen Schachzügen und seinen
enormen militärischen Fähigkeiten. 250 Jahre lang stellte seine Familie die Shogune, doch
Eure Version der Geschichte kann völlig anders verlaufen! Es ist Eure Aufgabe, Shogun zu
werden, Eure Feinde zu zerschmettern und den Einflussbereich der Familie zu vergrößern.
Die Tokugawa bzw. die Imagawa müssen nicht gewinnen … es sei denn, Ihr seid ihr
Kriegsherr und führt sie skrupellos zum Sieg!
Imagawa
Imagawa Yoshimoto — Unter Yoshimoto eroberte der
Imagawa-Clan die Provinzen Mikawa, Totomi und Suruga.
Als er in Owari einmarschierte, stellte sich ihm jedoch Oda
Nobunaga (der Sohn von Oda Nobuhide) entgegen und
Yoshimoto fiel in der Schlacht von Okehazama. Nach
seinem Tod erlosch die Macht seiner Familie.
Mori
Mori Motonari — Die Mori waren einst Vasallen von Ouchi
Yoshitaka. Später beherrschten sie 50 Jahre lang die Inlandsee
und kämpften gegen die Amako. Nach dem Sturz der Ouchi
nutzte Motonari die Gelegenheit, alle seine Rivalen
auszuschalten und seine Machtbasis zu festigen. Anschließend
dehnte er die Besitztümer seiner Familie erfolgreich bis in die
Gebiete der Amako aus. Sein Enkel und Nachfolger kämpfte
später gegen die Generäle Oda Nobunagas.
Im Folgenden findet Ihr einige mächtige Daimyo:
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Oda
Uesugi
Oda Nobuhide — Der Vater des berühmten Oda
Nobunaga war ein Verwandter der Taira-Familie, die
einst über ganz Japan herrschte. Nobuhide führte seine
Familie bei Azukizaka zum Sieg über die Imagawa und
ebnete damit den Weg für seine Kinder. Sein
berühmtester Sohn, Nobunaga, war ein habgieriger und
skrupelloser Mann. Dennoch ist er der Archetyp des
Daimyo-Generals seiner Zeit und hielt unter
den letzten Ashikaga-Shogunen die tatsächliche Macht in
den Händen.
Uesugi Tomooki — Tomooki führte einen langen Krieg
gegen die Hojo. Sein Zweig der Uesugi-Familie (die
Ogigyatsu) starb aus, als sein Sohn Tomosada im Jahr
1545 beim Versuch, Schloss Kawagoe einzunehmen, im
Kampf gegen die Hojo fiel. Der andere Zweig der
Familie, die Yamanouchi, hatte mehr Glück. Uesugi
Kagekatsu wechselte nach der Schlacht von Sekigahara
auf die Seite Tokugawas und wurde für seine Loyalität
mit Ländereien bei Yonezawa belohnt. Die Uesugi
befanden sich außerdem lange Jahre im Krieg mit den
Takeda.
Shimazu
Shimazu Takahisa — Takahisa war ein bedeutendes
Oberhaupt des Shimazu-Clans im Süden Kyushus. Als
erster Daimyo rüstete er seine Soldaten mit Arkebusen
aus. Diese neue Waffe aus Europa sicherte ihm den Sieg
bei der Belagerung von Schloss Kajiki in der Provinz
Osumi. Nach seinem Tod sank der Stern des Hauses
Shimazu. Takahisas Niederlage an der Seite Ishida
Mitsunaris in der Schlacht von Sekigahara führte
schließlich zum Untergang der Familie.
Takeda
Takeda Nobutora —Nobutora war einer der fähigsten
Herrscher der Provinz Kai. Als er jedoch seinen
jüngeren Sohn zu seinem Nachfolger ernannte,
revoltierte der ältere Sohn, Takeda (Harunobu) Shingen
gegen den eigenen Vater. Auf Befehl seines Sohnes
wurde der gedemütigte Nobutora von einem
benachbarten Daimyo gefangen genommen! Trotz dieses
unglücklichen Anfangs, wurde Shingen einer der besten
Daimyo seiner Zeit. Er ist auch der Held in Akira
Kurosawas epischem Samurai-Film Kagemusha – dieser
Film enthält übrigens unzählige Tipps für dieses Spiel!
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Bushido: Der Weg des Kriegers
2: Die Samurai
“Betrachte deine Soldaten wie deine eigenen Kinder und sie werden bis in den Tod an
deiner Seite stehen. Wenn du jedoch nachgiebig bist, und unfähig, deine Autorität
durchzusetzen und deinen Befehlen Gehör zu verschaffen, werden deine Soldaten
verzogenen Kindern ähneln.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Samurai sind bis heute das Sinnbild des
mittelalterlichen Japans. Tapfer und
unerschrocken zogen sie in die Schlacht und
opferten für ihren Herrn ihr Leben. In einigen
Fällen erhoben sich die Samurai jedoch gegen
ihre Herren, in der Hoffnung, selbst zu Ruhm
und Macht zu gelangen!
Die Daimyo gehörten keiner eigenen
gesellschaftlichen Klasse an. Sie waren
lediglich die “edelsten” – oder besser gesagt
skrupellosesten – Samurai Japans. Wie die
japanische Geschichte zeigt, wandelte sich die
Stellung der Samurai über die Jahrhunderte:
Die einfachen militärischen Diener “der Großen und Guten” drängten sich mehr und mehr
selbst in die Rolle der “Großen und Guten”. Was sich durch die Macht des Schwertes
verteidigen ließ, konnte durch dieselbe Macht auch genommen werden! Die Samurai sollten
nun – viele Jahrhunderte lang – die Geschicke des Landes bestimmen. Ohne ein
schlagkräftiges Samurai-Heer konnte kein Daimyo, und war er noch so mächtig, lange
überleben. Dies führte schließlich dazu, dass die Daimyo fürchten mussten, eines Tages von
ihren eigenen Vasallen gestürzt zu werden …
In der Theorie folgten alle Samurai demselben Ehrenkodex. Viele Samurai – vermutlich
sogar der Großteil – blieben diesem Kodex bis in den Tod treu. Der Name dieses Kodex
lautet Bushido und bedeutet: “der Weg des Kriegers”.
“Heute siegen wir über unser gestriges Selbst; morgen siegen wir über die
Minderwertigen.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers
Das Bushido existierte als Ehrenkodex bereits in der Frühzeit der Samurai. Doch erst am
Ende der Sengoku-Periode ließen die Tokugawa-Shogune die “Regeln” niederschreiben. In
vielen Bereichen ähnelt das Bushido den “Vorschriften” der mittelalterlichen Ritter: Es
handelte sich also um einen Kodex, nach dem ein Mann zu leben hatte und der ihn
gesellschaftlich über den normalen Söldner stellte. Das Bushido lehrte Tugenden wie
Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit, Fruchtbarkeit, Tapferkeit, Geduld und vor allem Loyalität.
Ein Samurai, der dieser Berufung folgte, vergrößerte sein gesellschaftliches Ansehen. Dieser
bedingungslose Ehrbegriff trieb viele Samurai zu augenscheinlich sinnlosen – und vor allem
tödlichen – Taten. Ein Samurai, der, von seinen Feinden umstellt, auch in einer ausweglosen
Situation weiter kämpfte, opferte im Sinne des Bushido nicht sein Leben, sondern bewies
seine aufrichtige Loyalität. Dieses Bushido-Prinzip mag vom modernen Standpunkt aus
unvernünftig oder gar dumm erscheinen, tatsächlich ist es jedoch nicht unvernünftiger als
der Begriff der Ritterehre in Europa. Ein Samurai mit dem wahren Sinn des Bushido
bedachte in seinen Handlungen nicht sein eigenes Leben. Leben und Tod hatten vor dem
Ausgang einer Schlacht keine Bedeutung, vorausgesetzt, der Samurai tat das Richtige. Etwas
zu wagen und zu verlieren, galt mehr, als nichts zu wagen.
Dies hinderte einige Samurai nicht daran, in der Schlacht die Flucht zu ergreifen. Wir sollten
nicht übersehen, dass Bushido keinen Kampf bis zum bitteren Ende und um jeden Preis
forderte. Ein Samurai sollte klug und mutig handeln und nicht leichtfertig sein Leben
riskieren. Ein offensichtlicher Selbstmord muss also vom Standpunkt des Bushido betrachtet
werden. Einen Feind anzugreifen, der Euer Schloss belagert, ist Selbstmord. Wenn der
Angriff den Feind jedoch aufhält und Ihr die Schlacht dadurch siegreich beendet, gilt dies als
Akt der Treue und des Mutes, und nicht als selbstmörderische Torheit. Genau das taten die
letzten 200 Tokugawa-Verteidiger des Fushimi-Schlosses im Jahre 1600, als sie die Tore
öffneten und die Westarmee immer wieder angriffen. Dies erklärt auch die
selbstmörderischen Banzai-Kämpfe der Japaner im Zweiten Weltkrieg. Der BushidoEhrenkodex hielt sich in der Armee und in der Marine Japans bis in das 20. Jahrundert.
Bushido hatte, wie alle formalisierten Verhaltenskodexe, natürlich auch seine dunkle Seite.
Oft behandelten die Samurai ihre Gefangenen grausam, da sie gegen den Verhaltenskodex
verstoßen hatten. Viele Gegner wurden nach einer Schlacht nur deshalb hingerichtet.
Anders als im mittelalterlichen Europa, wo ein gefangener Ehrenmann oder Ritter (oft
jahrelang) festgehalten wurde, um Lösegeld zu erpressen, machten die Japaner mit
Gefangenen meist kurzen Prozess. Einen Samurai oder Daimyo, der lebend gefangen
genommen wurde, erwartete in der Regel ein schrecklicher Tod durch die Hand des
Feindes.
Die bis heute erhaltenen Bücher aus dieser Zeit können drei Hauptkategorien zugeordnet
werden. Bei einigen Büchern handelt es sich um allgemeine Handbücher, die sich mit der
Verwendung verschiedener Waffen befassen. Das Bushido beschränkt sich hier weitgehend
auf einige praktische Fertigkeiten. Das Buch Tanki Yoriaki (wörtlich: “Ein einzelner Reiter”)
ist ein Werk aus dem Jahre 1735 über die Rüstung und Bewaffnung eines Samurai vor der
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Schlacht. Der Untertitel des Buches lautet Hi Ko Ben oder “Die Kunst des Waffentragens”.
Obwohl das Werk lange nach der Sengoku-Periode verfasst wurde, ist es dennoch vom
Konservativismus des Tokugawa-Shogunats beseelt. Die beschriebenen Techniken wurden
noch über ein Jahrhundert später praktiziert.
In anderen, philosophischen Werken werden der Allgemeinheit Einstellungen zum Kampf,
Vorstellungen und die Theorie des Bushido erklärt. Die dritte Kategorie bilden die
praktischen und weltlichen Hinweise zum Stürmen eines Schlosses und zum Besiegen einer
Samurai-Armee, sie zeigen jedoch auch auf, wie Bushido das Alltagsleben eines Samurai
beeinflusste. Das Gesetz Kato Kiyomasas, “ein Samurai, der tanzte, solle den Befehl
erhalten, Hara-Kiri zu begehen”, mag extrem erscheinen, aber vielleicht hatte Kiyomasa
seine Gründe. Vielleicht war er kein guter Tänzer oder er dachte, ein Krieger solle seine
Energie in den Kampf stecken und nicht in die Kultur.
Ein “vollendeter Samurai” sollte ein kultivierter Mann und ein fähiger Krieger sein. Man
erwartete von ihm neben der meisterlichen Beherrschung des Schwertes untadelige
Umgangsformen, sowie einen Sinn für Zeremonien und die Poesie. Die Samurai trugen
sogar Poesie-Duelle gegeneinander aus ... bisweilen sogar auf dem Schlachtfeld! Dabei
sprach ein Samurai die erste Zeile eines Gedichts, woraufhin sein Gegner die folgende Zeile
ergänzen musste. Ausgeklügelte Wortspiele und Anspielungen wurden besonders gewertet.
Japan war ein reiches Land, und die Samurai genossen ein hohes Ansehen. Sie hatten also
die Gelegenheit, sich den kulturellen Dingen des Lebens zu widmen. Ein Daimyo führte ein
Leben, das mit dem Leben eines europäischen Landfürsten zu vergleichbar war.
Harakiri: Tod und Ehre
“Bei allen Formen der Strategie ist es notwendig, im alltäglichen Leben die
Kampfhaltung einzunehmen und die alltägliche Haltung zur Kampfhaltung zu
machen.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers
Grundsätzlich ist der rituelle Selbstmord nicht nur eine japanische Idee. Auch die römischen
Kaiser gestatteten Verrätern häufig, sich selbst zu richten, um die Ehre ihrer Familie zu
retten: Schließlich war der Befehl, sich selbst zu töten, bereits Bestrafung genug.
Anders bei den Samurai: Durch den Selbstmord konnte ein Mann einerseits die eigene Ehre
wahren und sich andererseits selbst bestrafen. Ein Samurai beging beispielsweise Harakiri,
um der Gefangennahme durch einen Feind zu entgehen oder um seinem Herrn – als
Zeichen seiner absoluten Loyalität – in den Tod zu folgen. Außerdem gab es die (für
Außenstehende) seltsam anmutende Form der Selbsttötung als Protest gegen eine
Entscheidung des Herrschers. Dieser Akt galt als Zeichen absoluter Loyalität; welcher Mann
würde seine Entscheidung nicht überdenken, wenn einer seiner Gefolgsleute den Freitod
dem Gehorsam vorzieht?
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Es muss nicht erwähnt werden, dass das Harakiri, oder “Bauchaufschneiden” mit
außerordentlichen Schmerzen verbunden war – dies sollte so sein. Unter Einhaltung
bestimmter Regeln schnitt sich das Opfer den Leib von links nach rechts auf. Dieses
Aufschlitzen war derart unmenschlich, dass die Samurai die Zeremonie später selbst
abschwächten und sich das Opfer daraufhin “nur” in sein Schwert stürzen musste. Nach
dem ersten Schnitt wurde der Selbstmörder von einem Freund oder Vertrauten mit einem
Schwerthieb enthauptet. Obwohl dieser Gnadenstoß für das Opfer eine Erlösung war,
erforderte das Harakiri eine außerordentliche Selbstdisziplin des Selbstmörders.
Harakiri war jedoch nicht die einzige Form des rituellen Selbstmords. Togo Shigechika, ein
sagenumwobener Samurai, fand beispielsweise ein besonders schauerliches Ende. Nachdem
er vergeblich versucht hatte, eine feindliche Burg zu erobern, ließ er sich – in voller Rüstung
auf dem Rücken seines Pferdes – bei lebendigem Leib begraben und schwor seinen Feinden
grausame Rache!
Samurai und Ninja
“Das Vorwissen kann nicht den Geistern entlockt werden; es kann nicht aus den
Sternen und auch durch keine Schlussfolgerung gewonnen werden. Das Wissen um die
Pläne des Feindes kannst du nur von anderen Männern erhalten.
Es gibt fünf Klassen von Spionen:
eingeborene Spione, innere Spione,
übergelaufene Spione, todgeweihte Spione
und überlebende Spione. Eingeborene
Spione zu haben heißt, sich der Hilfe der
Einwohner eines Gebietes zu versichern.
Innere Spione zu haben bedeutet, die
Offiziere des Feindes zu benutzen.
Übergelaufene Spione zu haben bedeutet,
die Spione des Feindes zu fassen und selbst
einzusetzen. Todgeweihte Spione zu haben bedeutet, dem Feind falsche Informationen
zu geben. Überlebende Spione sind jene, die Nachricht aus dem Lager des Feindes
überbringen.
Daher darf es in der ganzen Armee keine vertraulicheren Beziehungen geben als jene,
die mit Spionen aufrecht erhalten werden. Niemand anderer in der Armee sollte
großzügiger entlohnt werden. In keiner anderen Beziehung muss größere Diskretion
geübt werden.”
Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
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Spricht man von der Geschichte der Kriegsführung im mittelalterlichen Japan, spricht man
automatisch von den effektivsten Mördern und besten Spionen dieser Zeit, den Ninja.
Mit dem Begriff Ninja verbinden wir heute meist einen gewissenlosen, durch und durch
bösen Schurken – zu Unrecht. Auf ihre Weise waren die Ninja tapfere und fähige Kämpfer:
Nur ein Ninja konnte beispielsweise seine Gliedmaßen ausrenken, um seinen Fesseln zu
entkommen. Außerdem war er in der Lage, jeden zu töten, jedes beliebige Ziel zu treffen,
sich auf offenem Feld zu verstecken und sich fortzubewegen, ohne Spuren zu hinterlassen.
Es gibt sogar Legenden über Ninja, die im Stile eines asiatischen Robin Hood die Bauern und
Armen vor ihren habgierigen Herrschern beschützten. Dass die Menschen die Ninja
fürchteten, beweisen die unzähligen Fallen in den herrschaftlichen Burgen und Anwesen.
In einer – möglicherweise erfundenen – Geschichte, wird die Gefährlichkeit der Ninja
deutlich. Wir Ihr bereits wisst, führten Takeda Shingen und Uesugi Kenshin fünf ergebnislose
Schlachten um die Vorherrschaft in der Kawanakajima-Ebene. Eine sechste
Auseinandersetzung erlebte Uesugi Kenshin jedoch nicht mehr, da er zuvor – angeblich –
ermordet wurde.
Nicht einmal die Samurai, die Uesugi Kenshin Tag und Nacht bewachten, konnten den Mord
vereiteln. Der Mörder selbst hatte zuvor mehrere Tage auf der Latrine auf Kenshin
gewartet. Nach einigen – vermutlich unangenehmen – Tagen wurde die Geduld des Ninja
schließlich belohnt. Als Kenshin seine Notdurft verrichtete, tötete der Ninja den völlig
überraschten Kriegsherren mit einem einzigen Schlag! Möglicherweise gab Takeda Shingen
den Befehl zu diesem Mord, doch auch andere Daimyo hatten durchaus Vorteile vom Tod
Kenshins. War Oda Nobunaga für die Ermordung Kenshins verantwortlich – oder starb
dieser vielleicht doch eines natürlichen Todes?
Egal – in jedem Fall ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Ninja Kenshin ermordet hat …
Tod und Niederlage eines Daimyo
Niederlage und Tod eines Samurai-Generals
oder eines Daimyo waren normalerweise eine
Katastrophe für sein Volk, es sei denn, er hatte
einen Sohn oder Erben, der seine Stellung
einnahm. Aber selbst dann konnten Probleme
auftreten, wenn der Nachfolger seinen
Vorgänger nicht würdig ersetzen konnte.
Oftmals begangen Samurai aus Loyalität HaraKiri, wenn ihr Herrscher starb.
Das Ende einer Daimyo-Familie führte oft
dazu, dass die Anhänger ihre Position und ihr
Vermögen verloren. Samurai ohne Herrscher hatten einen schlechten Ruf. Sie irrten oft
lange auf der Suche nach einer neuen Stellung umher, denn es gab viele von ihnen, und der
Wettbewerb war groß. Manchmal entwickelte sich ein Samurai auch selbst zum Kriegerlord
einer Provinz. So wurden viele große Daimyo geboren!
Im schlechtesten Fall sahen sich die stellungslosen Daimyo gezwungen, ihre Schwerter
meistbietend zu verkaufen, ganz gleich, ob der Käufer ein Bandit oder ein ehrenwerter
Mensch war. Manche Samurai verkauften ihr Schwert für eine Schüssel Reis.
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Waffen und Rüstungen
“Eine Armee ohne ihren Tross ist verloren; ohne Proviant ist sie verloren; ohne Geld ist
sie verloren.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Über die Waffen und Rüstungen der Samurai wurden bereits unzählige Bücher geschrieben.
In diesem Handbuch findet Ihr nur eine kurze Übersicht. Wenn Ihr Euch intensiver mit
dieser Thematik befassen wollt, empfehlen wir Euch die Lektüre eines dieser Bücher.
Heraldik der Samurai
Die Heraldik hatte in Japan eine ähnliche Bedeutung wie in der westlichen Welt. Die Clans
und Samurai waren an ihren Farben und Wappen eindeutig zu erkennen. Nur so konnten
die Krieger auf dem Schlachtfeld feindliche Truppen von verbündeten Einheiten
unterscheiden.
Die Clanzugehörigkeit einer Armee war an deren Standarten und Bannern für jedermann
erkennbar. Darüber hinaus zierte ein Mon, ein (normalerweise symbolisches)
Familienwappen, die Banner, Rüstungen und Holzschilde der Samurai.
Im Gegensatz zur westlichen Heraldik war die Form des Mon wichtiger als die Farbe.
Außerdem blieb das Familienwappen für alle Zeiten unverändert. In der europäischen
Heraldik deutete die Unterteilung eines Wappenschildes in Hälften, Viertel usw. häufig auf
die Abstammung des Trägers hin. Da jeder Sohn das Familienwappen veränderte, ist die
europäische Heraldik daher außerordentlich kompliziert. In Japan trugen alle Mitglieder
einer Familie und deren Gefolgsleute ein und dasselbe Mon.
In der Sengoku-Periode hatten alle wichtigen Samurai-Familien ein eigenes Wappen. Das
Clansymbol der Tokugawa war ein dreiblättriges, zu einem Kreis geformtes Aoi (eine
Steckrose). Verschiedene andere Familien trugen als Wappen eine Variante des Tomoe (des
Yin-und-Yang-Symbols).
Auch das Sashimono, das einige Samurai und Ashigaru auf dem Rücken trugen, war meist mit
dem Mon ihres Hauses bestickt. An der Grundfarbe dieses kleinen Banners erkannte man,
welcher Einheit der Träger angehörte. Berühmte (oder übermäßig stolze) Samurai ersetzten
das Clan-Symbol auf ihrem Sashimono gelegentlich durch ihren Namen. Natürlich prangte
auch auf den Nobori (den langen Querholz-Standarten der verschiedenen Truppenteile) das
Clan-Symbol der Einheit. Auf anderen Nobori der Einheit war oft das Motto des jeweiligen
Hauses zu lesen.
Viele Feldherrn ließen die Standarten ihrer Einheiten auch mit Leitsätzen besticken. Auf
einer der Flaggen Tokugawa Ieyasus war beispielsweise der buddhistische Sinnspruch
“Entsage dieser schmutzigen Welt, und du wirst die Reinheit finden” zu lesen.
Die unzähligen Standarten und Banner eines Samurai-Heeres waren auf dem Schlachtfeld
vermutlich ein beeindruckender Anblick. Jeder Soldat durfte sein persönliches Sashimono
tragen. Neben den Nobori einer Einheit gab es unzählige andere Banner, Wimpel, Flaggen
und außergewöhnliche Heeresinsignien: Das Fukinuki, ein farbenprächtiger, üppig verzierter,
zylindrischer Wimpel auf einem kreisförmigen Rahmen ist beispielsweise eine Frühform der
modernen Windhose!
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Rüstung
Die Samurai trugen keine Plattenpanzer, wie die Chinesen und Europäer. Sie bevorzugten
Harnische aus kleinen Metallplatten, die mit Seide oder Lederschnüren verbunden waren.
Die ursprünglich für berittene Einheiten entwickelte Yoroi wog etwa 30 kg und bot einen
sehr guten Schutz. Da das Hauptgewicht der Rüstung auf den Schultern des Trägers lastete,
eignete sie sich jedoch nicht für Fußsoldaten. Solange die Samurai auf dem Rücken ihrer
Pferde in die Schlacht zogen, war dies allerdings kein größeres Problem.
Im Verlauf des Onin-Krieges entwickelte man neue Rüstungen mit einer besseren
Gewichtsverteilung auf den gesamten Oberkörper. Die Schnürriemen behielt man allerdings
bei. Es war außerordentlich aufwendig, eine derartige Rüstung herzustellen und zu pflegen.
In einem Land, das überwiegend aus Reisfeldern bestand, wirkt eine geschnürte Rüstung auf
den ersten Blick etwas unpraktisch. Zum einen sogen sich die Lederriemen voll Wasser, was
das Gewicht der Rüstung zusätzlich erhöhte, zum anderen fror die Rüstung bei großer Kälte
rasch ein!
Allerdings waren die Rüstungen dadurch dehnbar, leicht, und einfach zu reparieren.
Außerdem konnten die Kämpfer ihre Kameraden an den farbigen Schnüren ihrer Rüstungen
auch im Schlachtgetümmel von feindlichen Einheiten unterscheiden ... in der Hitze des
Gefechts war dies ein möglicherweise lebenswichtiger Vorteil!
Gerade die Schnürung lässt die japanische
Rüstung so farbenprächtig und attraktiv
erscheinen. Die Samurai dachten freilich eher
praktisch über ihre Rüstung und legten keinen
großen Wert auf eine übermäßige
Farbenpracht, zumal einige Färbstoffe die
Seide – und damit die Rüstung – zerstörten.
Für die Samurai waren Rüstungen außerdem
ein wichtiges Handelsgut. Dabei spielten auch
Modeerscheinungen eine große Rolle: Nach
der Entdeckung schwarzer Färbstoffe um das
Jahr 1570 waren beispielsweise schwarze
Rüstungen außerordentlich beliebt.
“Der umsichtige Kämpfer bringt sich in eine Position, die die Niederlage unmöglich
macht, und er versäumt nicht den richtigen Moment, den Feind zu vernichten.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
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Die Rüstung eines Samurai bestand aus zahlreichen Einzelteilen, die auch separat getragen
werden konnten. Dadurch konnte ein Samurai (beispielsweise im sicheren Heerlager) nur
einen Teil seiner Rüstung tragen und die schweren Rüstungsteile erst im Ernstfall anlegen.
In der Regel war eine Rüstung aus mehreren Schichten aufgebaut: Einer Verstärkung aus
weichem Metall, einer Deckschicht aus Stahl und schließlich einem Lacküberzug, der das
Rosten des Metalls verhinderte. Ein Samurai, der lediglich das Haus seines Herrn bewachte,
verrichtete seinen Dienst gewiss nicht in voller Rüstung. Stattdessen trug er unter seiner
Kleidung gepanzerte (und mit Seide oder Leder überzogene) Armschoner. Diese bestanden
aus kleinen Platten und wurden mit Schulterriemen befestigt.
Das Anlegen der Rüstung folgte einem strengen Ritual, das sogar die Reihenfolge, in der die
verschiedenen Teile der Rüstung angelegt werden sollten, festlegte. Durch dieses strenge
Ritual war sichergestellt, dass der Samurai keinen Teil der Rüstung übersah. Die japanische
Rüstung hatte jedoch noch einen weiteren Vorteil: Da die verschiedenen Rüstungsteile
übereinander lagen, bot die Panzerung einen optimalen Schutz. Es war daher fast unmöglich,
die schwere Rüstung eines Samurai mit einem Schwerthieb zu durchdringen.
Die Vielfalt der Samurai-Helme ist kaum zu beschreiben. Es gab Furcht erregende Helme
mit Ornamenten, die den Kopf vollständig verhüllten. Die Helme zierten außerdem
Geweihe, riesige Federbüsche, Hörner, lange Federn sowie Sonnenbanner, Sonnen und
verschiedene andere Ornamente, die den Gegner einschüchtern sollten. Auch das Mon des
jeweiligen Hauses durfte auf keinem Helm fehlen. Ferner trugen die Samurai Masken –
meist Furcht einflößende Dämonenfratzen oder groteske Grimassen. Nur wenige Daimyo
gingen jedoch so weit wie Date Masamune, der seine 200 Hatamoto (Leibwächter) mit
spitzen, goldüberzogenen Helmen ausrüstete, die fast so groß waren, wie die Träger selbst!
Man darf allerdings nicht vergessen, dass viele der Prunkrüstungen und -helme, die die Zeit
überdauert haben, niemals auch nur in der Nähe eines Schlachtfeldes getragen wurden. Ein
Samurai (oder ein Daimyo), der es sich leisten konnte, versorgte sich und seine Männer
stattdessen mit normalem Kriegsgerät und verschiedenen dekorativen
Zeremonialgegenständen.
Nach der Ankunft der Portugiesen waren “christliche” Rüstungen sehr beliebt. Es handelt
sich dabei um spanische Rüstungen, die mit Sicherheit nicht der Qualität der japanischen
Rüstungen entsprachen. Trotzdem gibt es verschiedene Darstellungen von Samurai in
europäischen Rüstungen. Dies war möglicherweise eine Modeerscheinung oder eine
Demonstration enormen Reichtums (schließlich kostete eine aus dem fernen Europa
eingeführte Rüstung ein kleines Vermögen). Vielleicht trugen die Samurai die europäischen
Rüstungen aber auch, um aller Welt ihren neuen – christlichen – Glauben zu zeigen. Die bis
heute erhaltenen europäischen Rüstungen dieser Zeit weisen meist ein Einschussloch im
Bereich der Brustplatten auf. Dies bedeutet nicht zwingend, dass der Träger erschossen
wurde, sondern dass man eine Kugel auf die Rüstung abfeuerte, um deren Qualität zu
prüfen. An der so entstandenen Delle erkannte man, dass die Rüstung für den Kampf
geeignet war.
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Rüstungen der Ashigaru
Viele Ashigaru erhielten von dem Clan, dem sie dienten, einfache Rüstungen und Waffen (für
sein Schwert war allerdings jeder Soldat selbst verantwortlich). Um den Eindruck einer
einheitlichen Uniform zu schaffen, bestrich man die Rüstungen mit Buntlacken. Die Rüstung
eines Ashigaru war weitaus billiger als die Rüstung eines Samurai. Dennoch bot sie dem
Soldaten einen guten Schutz. Von der Qualität dieser Rüstungen konnte ein Soldat im fernen
Europa zu dieser Zeit nur träumen.
Der konische Helm eines Ashigaru, der so genannte Jingasa, konnte gleichzeitig als Kochtopf
verwendet werden!
Das Schwert
“Den Feind zu erschlagen ist der Weg der Strategie. Es gibt keinen Grund, dies weiter
auszuführen.”
Abschließend hüllte der Schmied das Schwert in eine Schicht aus Lehm, die entlang der
Klinge deutlich dünner war. Nun wurde das Schwert gebrannt. Je dünner die Lehmschicht
über dem Metall war, desto elastischer blieb die Klinge an der entsprechenden Stelle. Nach
der Politur des Schwertes wurde die Yakiba, eine wellenförmige Begrenzungslinie zwischen
Schneide und Klinge eingraviert.
Mit diesem Schwert konnte man einen Menschen mit einem einzigen Hieb zerteilen.
Gelegentlich prüfte der Auftraggeber die Tauglichkeit der Klinge an zum Tode verurteilten
Personen. Meist verwendete man zu diesem Zweck jedoch ein Bündel aus Bambusstämmen
oder Leichen. Bei einigen Schwertern wurde das Testergebnis in den Heftzapfen der Waffe
eingraviert.
Das Schwert galt als “Seele des Samurai” und war häufig ein wertvolles Familienerbstück.
Noch im 2. Weltkrieg trugen einige japanische Offiziere das Schwert ihrer Familie als Teil
ihrer Uniform. Diese Schwerter, die die Alliierten als Kriegsbeute nach Europa und Amerika
brachten, zählen heute zu den wertvollsten Klingen der Welt.
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes
Die Sengoku-Periode war eine gesetzlose Zeit, in der sich selbst die Bauern bewaffneten.
Allerdings trugen ausschließlich die Samurai (als Statussymbol) zwei Schwerter (Daisho).
Dieses Schwerterpaar bestand aus dem langen Katana und dem kürzeren Wakizashi.
Allerdings setzte der Samurai beide Waffen nur selten gleichzeitig ein. Miyamoto Musashi,
der “Heilige des Schwertes” und Autor des Buches der fünf Ringe, dem berühmtesten Werk
über die Kunst des Schwertkampfes, hatte einen besonderen Kampfstil. Er kämpfte mit
beiden Klingen gleichzeitig. Ein weiteres Schwert, das mit beiden Händen geführte NoDachi, konnte ausschließlich von Fußsoldaten geführt werden.
Da die Katana zugleich Angriffs- und Verteidigungswaffe der Samurai war, kannten diese –
im Gegensatz zu den europäischen Rittern – keine Schilde. Dank der hohen Elastizität der
Klinge konnte ein Samurai selbst Schwerthiebe abwehren, die eine normale Stahlklinge
zerstört hätten.
Trotz dieser Elastizität verursachte die außerordentlich scharfe Schneide der Katana tiefe
Wunden. Diese beiden gegensätzlichen Eigenschaften waren das Ergebnis der Erfahrungen,
die die japanischen Schwertschmiede im Lauf der Jahrhunderte gesammelt hatten. Kein
anderes Schwert, nicht einmal die berühmten Klingen aus Toledo, erreichten jemals die
Qualität dieser Klinge.
Ein Samurai-Schwert bestand aus zahlreichen Schichten aus Stahl und Eisen. Das Material
wurde flach geschmiedet und unzählige Male gefaltet. Mit jedem Schmiedevorgang
verdoppelte sich so die Anzahl der Faltungen. Ein Schwert konnte auf diese Weise bis zu
4.194.304 hauchdünne Schichten aufweisen. Durch diese Faltung erhielt die Klinge ihre
außerordentliche Härte. Während das Eisen die Elastizität des Schwertes garantierte,
konnten aus dem gehärteten Stahlkern die perfekte Schneide geschmiedet werden.
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Der Bogen
“Der Bogen ist eine taktisch bedeutsame Waffe. Vor allem bei Schlachten in
Sumpfgebieten kann er die Reihen der Speerkämpfer rasch dezimieren.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde
Die Kunst des Bogenschießens stand bei den frühen Samurai über allen anderen Fähigkeiten.
Sie beschrieben ihr militärisches Selbstverständnis als “den Weg des Pferdes und des
Bogens”, da die Samurai zunächst primär als berittene Bogenschützen in die Schlacht zogen.
Als der Speer im Laufe der Jahrhunderte jedoch den Bogen als Hauptwaffe der Kavallerie
verdrängte, kämpften immer mehr Samurai als Fußsoldaten. Dennoch blieb der Bogen stets
das Symbol des perfekten Kriegers.
Da sich der Spannpunkt des japanischen Bogens im unteren Drittel des Bogens befand,
wirkte dieser asymmetrisch. Dies war jedoch völlig beabsichtigt, da ein Reiter den Bogen
dadurch besser einsetzen konnte. Ein symmetrischer Bogen wäre für den Einsatz vom
Rücken eines Pferdes ungeeignet gewesen. Der Bogen selbst bestand aus mehreren Lagen
feinsten Bambusholzes. Eine Lackschicht schütze die empfindliche Waffe vor Feuchtigkeit.
Gelegentlich flochten mehrere Männer die Sehne des Bogens. Dadurch hatte dieser eine
außerordentliche Spannkraft.
Die Präzision, die ein Samurai im Umgang mit dem Bogen erreichte, war das Ergebnis einer
jahrelangen Ausbildung. Ein Samurai traf selbst kleinste Ziele aus vollem Galopp. Bis heute
wird diese Kunst auf Yamasame-Festen demonstriert.
Es gab zahlreiche Pfeilarten. Die Samurai setzten häufig Signalpfeile mit einer Holzpfeife an
der Pfeilspitze ein. Diese erzeugten ein trillerndes Geräusch und sollten am Anfang einer
Schlacht die Aufmerksamkeit der Kami oder Geister auf die bevorstehenden Heldentaten
lenken.
Naginata & Yari
“Nichts ist schwieriger als die Kunst der Kriegsführung.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Naginata, eine Schwertlanze, hatte einen etwa 160 cm langen Schaft und eine leicht
gekrümmte Klinge. Sie wurde vor allem von den Sohei verwendet. In den Händen eines
geschickten Mannes – also eines Samurai – war die Naginata eine tödliche Waffe. In der
Sengoku-Periode verdrängte jedoch der deutlich längere Yari die Naginata von den
Schlachtfeldern Japans.
Die Daimyo nutzten den Yari als “offensive” Defensivwaffe. Schließlich war es für den
heranstürmenden Feind nicht einfach, eine geschlossene Reihe rasiermesserscharfer Klingen
zu durchbrechen! Die Yari der einzelnen Clans hatten völlig unterschiedliche Längen. Die
Krieger der Oda setzten beispielsweise über 5 Meter lange Speere ein. Mit diesen extrem
langen Waffen gaben die Kämpfer den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Waffen
nachluden.
Die Arkebuse
“Verteidige dich, wenn du in Unterzahl bist, greife an, wenn du dem Feind überlegen
bist.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Arkebuse oder Luntenschlossmuskete war eine einfache Schusswaffe. Nachdem der
Schütze das Pulver, Watte und die Kugel in den Lauf gestopft und das Pulver in das Zündloch
gefüllt hatte, setzte er die Lunte in Brand und feuerte. Im Gegensatz zu anderen
Handfeuerwaffen ist die Lunte bei der Arkebuse direkt an der Waffe befestigt. Dadurch war
ein Versagen des Zündmechanismus ausgeschlossen. Da die Arkebusen jedoch gelegentlich
in den Händen ihres Benutzers explodierten, kostete sie nicht wenige Soldaten das Leben.
Wenn Feuchtigkeit das Pulver unbrauchbar machte, war die Arkebuse allerdings nichts
weiter, als ein teurer Knüppel. Aus diesem Grund konnten Arkebusiere nur bei schönem
Wetter eingesetzt werden.
Auch die Daimyo und die Samurai erkannten sofort die Möglichkeiten der neuen
Wunderwaffe. Nach 1542 dauerte es nicht lange, bis sie die Handwerker mit dem Bau von
Arkebusen beauftragten.
Viele Samurai zogen fortan mit einer Arkebuse bewaffnet in die Schlacht und setzten sie ein,
um wichtige Feinde (aufgrund der schlechten Zielgenauigkeit der Waffe mit wechselndem
Erfolg) aus dem Hinterhalt zu erschießen. Trotz aller Vorzüge konnte die Arkebuse jedoch
das Schwert als Hauptwaffe des wahren Samurai nicht verdrängen. Für einen einzelnen (und
wohlhabenden) Samurai war die Waffe einfach nicht effektiv genug, zumal er sich ein
wertvolles Schwert leisten konnte. Abgesehen davon hatte ein Arkebusier auf dem
Schlachtfeld häufig keine Zeit, seine Waffe nachzuladen.
Erst als große Ashigaru-Verbände mit Arkebusen ausgerüstet wurden, setzte sich die Waffe
auf den Schlachtfeldern Japans durch. Nur wenn ein ganzes Heer gleichzeitig auf den Gegner
feuerte, spielte die katastrophal schlechte Zielgenauigkeit der Arkebuse keine Rolle mehr.
Lediglich mit Glück konnte ein einzelner Arkebusier einen Mann aus 50 Metern Entfernung
töten. Ein Treffer aus 100 Metern Entfernung war daher ein wahres Wunder. Feuerte jedoch
ein größerer Verband aus Arkebusieren auf eine heranstürmende Armee, spielte dies keine
Rolle. In der Folgezeit veränderte die Arkebuse die Art der Kriegsführung daher nachhaltig.
Wie alle japanischen Waffen fertigten auch den Yari außerordentlich geschickte Handwerker
an. Der Schaft des Speeres bestand aus Eichenholz, das mit dünnen Bambusscheiben und
einer wasserdichten Lackschicht überzogen wurde. Die Spitze hatte ein beidseitig
geschliffenes Blatt. Der ursprünglich 3 bis 4 Meter lange Yari wurde in der Sengoku-Periode
von den Daimyo aus taktischen Gründen sogar noch verlängert.
Ein Schuss aus einer Arkebuse verletzte den Getroffenen äußerst schwer, da die
handgegossenen Kugeln (mit etwa 25 mm Durchmesser) vergleichsweise brüchig waren.
Wenn die Kugel im Körper eines Angeschossenen zersprang, fügte sie diesem schwerste
Verletzungen zu. Da die abgefeuerte Kugel relativ langsam flog, war die Wucht des Aufpralls
enorm. Nicht selten starb ein Soldat mit einer Kugel im Arm oder Bein daher am Schock,
den der Treffer auslöste. Moderne Geschosse sind deutlich schneller und durchschlagen das
Ziel meist mühelos (ohne zu zersplittern). Die Verletzungen des Angeschossenen sind daher
meist wesentlich harmloser.
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Am Ende der Sengoku-Periode verboten die Tokugawa-Shogune die Verwendung der
Arkebuse. Demzufolge waren die Samurai die einzigen Krieger der Welt, die den
Schusswaffen – und damit den Waffen der Zukunft – den Rücken kehrten.
Samuraiverbände
“I. Alle Männer dieses Distriktes, einschließlich der Samurai, haben sich bis zum 20.
dieses Monats für die Armee zu melden. Besitzen sie eine Muskete, einen Speer oder
eine andere Waffe, so mögen sie diese, ohne Angst vor Bestrafung zu haben,
mitbringen.
“II. Jeder Mann in diesem Distrikt, der dieser Aufforderung nicht nachkommt oder den
Kriegsdienst verweigert, egal ob Gouverneur oder gemeiner Bauer, wird unverzüglich
enthauptet.
“III. Alle Männer im Alter von 15 bis 70 Jahren, sind zum Armeedienst verpflichtet;
nicht einmal ein gewöhnlicher Affenzüchter wird entschuldigt.”
— Rekrutierungsbefehle von Hojo Ujiyasu (1515-1570)
Wie in jeder guten Armee gab es auch in den Samurai-Heeren verschiedene Einheiten.
Neben der Kavallerie zogen Bogenschützen (oder Arkebusiere) und Infanteristen in die
Schlacht. Die Größe der einzelnen Truppenteile war von Clan zu Clan verschieden.
In der Sengoku-Periode spielten die Ashigaru in den Armeen Japans eine immer größere
Rolle. Schließlich mussten die Samurai-Verbände ständig mit willigen Soldaten verstärkt
werden! Doch die Samurai waren auch in der Vergangenheit stets mit mehreren Dienern in
die Schlacht gezogen, die sie im Kampf unterstützten. Diese Lakaien (Genin oder Shoju)
hatten ihren Herren zur rechten Zeit die richtige Waffe gereicht, sie mit neuen Pfeilen
versorgt, oder deren Siege gezählt!
“Stelle niemals einen Feind, dessen Banner eine vollkommene Ordnung zeigen; halte
dich davor zurück, eine Armee anzugreifen, die zuversichtlich im Verband anrückt. Es
ist eine Regel der Kriegsführung, nicht bergauf gegen den Feind anzutreten und sich
ihm nicht zu stellen, wenn er bergab kommt.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Aber egal, wer an ihrer Seite kämpfte, im Zweifelsfall wurde eine Schlacht stets von den
Samurai entschieden. Traditionell rückten die Samurai, ihren Namen rufend, vor und suchten
nach einem würdigen Gegner. Hatte ein Samurai einen Gegner gefunden, kämpften diese
beiden Männer Mann gegen Mann. Der Sieger zog weiter, während sein unterlegener Rivale
enthauptet wurde. Der Schädel erhielt eine Markierung, damit später jedermann sehen
konnte, wer den Krieger getötet hatte. Nach der Schlacht inspizierte der siegreiche General
alle Köpfe und belohnte seine Männer für ihre Tapferkeit. Ein Samurai, der versehentlich
einen Verbündeten getötet hatte, wurde hingegen schwer bestraft.
Aufgrund dieser Vorgehensweise ähnelten die meisten Schlachten eher einer
Massenschlägerei als einem gezielten Feldzug. Ein tapferer Samurai empfand es als große
Ehre, die feindlichen Reihen zu durchbrechen, um dort einen würdigen Gegner zu töten und
Anerkennung zu ernten. An eine möglicherweise übergeordnete Strategie seines
Befehlshabers dachte er dabei nicht. Für einen General war dieser Enthusiasmus oft
verheerend, da er seine Männer nicht davon abhalten konnte, blind in die Schlacht zu
stürmen. Unzählige geniale Schlachtpläne scheiterten, als sich die Samurai – ohne über die
Folgen ihres Handelns nachzudenken – in die Schlacht stürzten.
Nichtsdestoweniger galt ein Samuraiverband unter dem richtigen Befehlshaber als
bemerkenswertes Machtinstrument. Obwohl die Krieger oft nur schwer zu bändigen waren,
standen sie doch meist auf der Seite des Siegers.
Taktik
“Lässt der Feind eine Tür offen, musst du hineinstürmen. Ergreife, was ihm teuer ist,
und versuche, den Zeitpunkt seiner Ankunft auf dem Gelände abzuschätzen. Erhalte
die Disziplin deiner Männer, und mache dich mit dem Feind vertraut, bis du die
entscheidende Schlacht schlagen kannst. Zeige die Schüchternheit eines Mädchens, bis
der Feind dir die Tür öffnet; danach entwickle die Geschwindigkeit eines rennenden
Hasen, und für den Feind wird es zu spät sein, sich dir zu widersetzen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Jeder Daimyo verfolgte eine eigene Strategie. Die Takeda eröffneten eine Schlacht
beispielsweise immer mit einem Angriff der Kavallerie; eine sinnvolle Taktik, wenn man
bedenkt, dass die berittenen Samurai der Takeda zu den besten Reitern des Landes
gehörten. Diese Taktik ging auf, bis die Armee der Takeda in der Schlacht von Nagashino
(1575) auf weichem Boden gegen eine Stellung mit Arkebusieren vorrückte. An diesem Tag
mussten die Takeda erkennen, dass sich die Art der Kriegsführung geändert hatte. Den
Arkebusen des Nobunaga-Clans hatten die Reiter nichts entgegenzusetzen.
Es war eine wichtige Kriegsregel, mit möglichst vielen Samurai gegen einen möglichst
kleinen Truppenverband des Feindes vorzurücken. Obwohl in jedem Heer weit mehr
Ashigaru als Samurai dienten, entschieden dennoch meist die Samurai eine Schlacht. Kein
Verband aus Ashigaru konnte im direkten Kampf einer ebenbürtigen Zahl von fanatischen
und kampfstarken Samurai trotzen. Immerhin genoss ein Samurai bereits im Kindesalter eine
außergewöhnliche militärische Ausbildung, während ein Ashigaru meist notgedrungen ein
Leben als Soldat wählte, um dem eintönigen Dasein als armer Reisbauer zu entfliehen.
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Oda Nobunaga, der bedeutendste General der Sengoku-Periode, war kein Taktiker im
eigentlichen Sinn. Er hatte jedoch die Bedeutung von Disziplin, Drill und Training für den
Aufbau einer schlagkräftigen Armee erkannt. Außerdem beeindruckte er seine Gegner mit
den weithin sichtbaren und farbenprächtigen Uniformen seiner Soldaten – eine einfache
aber wirkungsvolle Taktik. Dank dieser einfachen Veränderungen war Nobunaga seinen
Zeitgenossen weit voraus.
Taktik und Arkebusen
“Wenn ein General, der nicht fähig ist, die Stärke des Feindes einzuschätzen, zulässt,
dass eine unterlegene Streitmacht eine überlegene angreift, ist das Ergebnis immer die
Niederlage.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Auch der Einsatz der Arkebuse und die Nutzung der – für damalige Verhältnisse – enormen
Feuerkraft dieser Waffe, gab Oda Nobunagas taktischen Neuerungen zusätzliche Stoßkraft.
Ein gut ausgebildeter Arkebusier konnte in einer Minute drei Schüsse abgeben, wenngleich
der Durchschnitt eher bei zwei Schuss pro Minute gelegen haben dürfte. Während die
Arkebusiere ihre Flinten nachladen mussten, konnten sich die Gegner jedoch nähern und die
gefährlichen Schützen ausschalten.
Bisher hatten alle Daimyo, die Ashigaru-Arkebusiere einsetzten, die Soldaten gleichzeitig
feuern lassen. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen der
Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig nutzlos
– und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ immer nur einen Teil seiner Arkebusiere
feuern. Da seine Soldaten in Abteilungen feuerten, gelang es ihm, den Feind permanent
unter Beschuss zu nehmen.
Die japanischen Heere entwickelten sich nun zu Armeen mit Speeren und Feuerwaffen nach
europäischem Vorbild. Mit Speeren bewaffnete Einheiten schützten die Arkebusiere,
während diese ihre Waffen nachluden. Die taktische Ausrichtung der Truppen unterschied
sich jedoch immer noch deutlich von der Taktik europäischer Kampfverbände. Da die
Japaner beispielsweise niemals Speerkämpfer in 30 Reihen einsetzten, wurde diese Art der
Massenschlacht nie ein wichtiger Teil der Samuraikriege – dafür sorgten die Samurai mit
ihren tödlichen Katanas.
“Auf trockenem, ebenem Grund suche dir eine leicht zugängliche Stellung mit
ansteigendem Gelände zu deiner Rechten und hinter dir, so dass die Gefahr vor dir ist
und die Sicherheit im Rücken.”
Die Führung einer Armee war außerordentlich schwierig. Mit Flaggensignalen und
Trommeln ließ ein General einfache Befehle an die Truppen übermitteln. Weit entfernte
Einheiten erhielten ihre Befehle durch berittene Boten. Aus diesem Grund mussten die
Kampfformationen unbedingt eingehalten werden, denn nur wenn jeder Mann in der
Schlacht seinen festen Platz einnahm, konnte der General die einzelnen Truppenteile
koordinieren.
Feigheit vor dem Feind war ein Phänomen, mit dem sich die Generäle nur selten
konfrontiert sahen. Wenn jemand desertierte und angesichts des Feindes die Flucht ergriff,
dann nur ein Ashigaru. Aus diesem Grund setzte ein kluger General die Ashigaru niemals an
Schlüsselpositionen ein. Außerdem stellte er sicher, dass hinter den Ashigaru weitere
Truppenverbände aufrückten. Diese sollten die Moral der Ashigaru stärken und Deserteure
töten.
Ein Samurai hätte niemals freiwillig das Schlachtfeld verlassen – außer in einer völlig
aussichtslosen Situation, in der sein Tod niemandem gedient hätte. Gelegentlich war diese
engstirnige Tapferkeit jedoch problematisch: Nicht selten stürmten die Samurai – allen
Befehlen zum Trotz – blind in die Reihen der Feinde. Aus der Sicht eines Strategen wäre die
“Flucht” häufig eine sinnvolle taktische Variante gewesen – nicht aber für die Samurai. Ihr
ungestümes (andererseits aber durchaus löbliches) Verhalten zerstörte so manchen wohl
durchdachten Schlachtplan – in diesem Fall gefährdete der übergroße Enthusiasmus der
Samurai den Sieg weit mehr, als die mangelnde Moral der einfachen Soldaten.
Formationen
“Der Ansturm eines siegreichen Heeres ist wie das Hereinbrechen aufgestauten
Wassers in eine tiefe Schlucht. Soviel zur Taktik.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Zusammenstellung eines organisierten Heeres war die wichtigste Aufgabe eines
Generals. Eine Armee, die in die Schlacht zog, musste aus der Marschordnung heraus
bestimmte Standardformationen einnehmen können. Im Folgenden findet Ihr sechs wichtige
Kampfformationen, die jede Armee beherrschen sollte.
Die Formationen gingen auf alte chinesische Theorien der Kriegsführung zurück und hatten
verschiedene gemeinsame Elemente. Der Taisho, also der General, stand stets im Zentrum
seiner Armee, da er die Einheiten auf diese Weise optimal befehligen konnte. Die Kavallerie
– gemeint sind ausschließlich Samurai – marschierte an den schwachen Punkten des
gegnerischen Heeres auf. Gleichzeitig rückten Verbände aus Samurai und Ashigaru vor, um
die Frontlinie des Feindes zu durchbrechen. Jeder General hielt außerdem ein gewisses
Truppenkontingent als taktische Reserve zurück, das erst später in die Schlacht eingriff.
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
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Ganko — Diese flexible und kampfstarke Formation kann durch wenige
Truppenbewegungen in eine defensive Stellung (Onryo) umgewandelt werden.
Die Samurai-Einheiten zogen sich an einer Flanke zurück und bildeten somit
eine zweite Linie.
Gyorin — Hierbei handelt es sich um eine Keilformation, die in der Regel
zahlenmäßig deutlich unterlegene Truppen einnahmen. Sie ist der HoshiFormation sehr ähnlich.
Hoen — Diese “Schlüsselloch-Formation” galt in militärischen Kreisen als
perfekte Antwort auf die Hoshi-Keilformation. Die feindlichen Truppen wurden
eingekesselt und aufgerieben.
Hoshi — Die keilförmige Hoshi-Formation gehörte zu den effektivsten
Offensivformationen Japans. Sie eignet sich hervorragend, um eine Bresche in
die feindliche Frontlinie zu schlagen.
Kakuyoku — Auch hierbei handelt es sich um eine starke Formation, die der
General an die jeweiligen Gegebenheiten anpasste. Die Kakuyoku-Forrmation
war gleichzeitig Angriffs- und Defensivformation, da die Schlachtreihen relativ
schnell die Hoshi-Formation einnehmen konnten, um anschließend den Feind zu
attackieren.
Koyaku — Die Vorhut dieser Formation hielt den Feind auf, bis die wahren
Pläne der gegnerischen Armee offenkundig wurden. Anschließend nahm der
Haupttross des Heeres eine der Situation angemessene Formation ein.
Truppenteile
“Die Kunst, eine Armee zu formen, liegt darin, Unordnung vorzutäuschen. Eine
Streitkraft in Unordnung verwirrt feindliche Spione und erschwert es dem Gegner,
eine Strategie zu entwerfen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Alle im Folgenden beschriebenen Einheiten stehen Euch in Shogun: Total War zur Verfügung.
Sie werden in den Festungen oder Schlössern der verschiedenen Daimyo ausgebildet. Für
einige Einheiten ist die Modernisierung des Schlosses mit speziellen Waffenschmieden oder
der Bau eines Dojo (einer Ausbildungsstätte) erforderlich.
Eine Armee besteht aus unterschiedlichen Truppenteilen mit individuellen Stärken und
Schwächen. Ein fähiger General nutzt die Stärken aller Truppenteile, ohne dabei jedoch
deren Schwächen zu vergessen. Nur wenn es ihm gelingt, die Schwachstellen in seinem
Heer zu kompensieren, kann er ein schlagkräftiges Heer aufbauen.
“Der fähige General befiehlt keine zweite Aushebung, und seine Vorratswagen werden
nicht mehr als zweimal beladen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die optimale Zusammensetzung einer Armee ist stark von den Vorlieben des
verantwortlichen Daimyo abhängig. Die Takeda vertrauten beispielsweise sehr stark auf ihre
Kavallerie, da sie jede Schlacht (meist erfolgreich) mit einem Vorstoß der Kavallerie
eröffneten. Auf diese Weise konnten die Generäle der Takeda den Feind häufig schockieren
und demoralisieren, bevor die Schlacht richtig begonnen hatte. Die Weichen waren also auf
Sieg gestellt. Wie Ihr Eure Armeen, die Ihr in Shogun: Total War und in Shogun: Total War Gold Edition befehligt, zusammensetzt, hängt von Eurer Kriegstaktik, vom jeweiligen Gegner
und von Eurem Einkommen ab.
Ein guter Taisho achtet stets darauf, die Verluste in den eigenen Reihen so gering wie
möglich zu halten, zumal ein Pyrrhussieg auch die eigene Kampfkraft schwächt. Da alle
Kämpfer in Shogun: Total War in jedem Kampf an Erfahrung gewinnen, ist es außerordentlich
wichtig, die eigenen Verluste zu minimieren. Schließlich verliert eine Armee mit jedem
Soldaten auch an Effektivität und Kampferfahrung – auf diese Weise verbaut Ihr Euch
langfristig den Sieg.
“Die von guten Kämpfern entwickelte Energie ist wie der Schwung eines runden Steins
oder Baumstamms, der einen tausend Fuß hohen Berg hinabrollt. Soviel zur Energie.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Wenn Ihr nun die verschiedenen Einheiten betrachtet, denkt daran, dass die Samurai der
lebende Beweis für ein einfaches militärisches Prinzip waren: Waffen sind nutzlos, wenn sie
nicht geschickt geführt werden; die Männer, die sie tragen, sind wichtiger als die Waffen
selbst. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass ein Samurai-Verband (mit jeder Waffe)
deutlich effektiver kämpft, als eine Horde Ashigaru. Trotzdem sind auch die (deutlich
billigeren) Ashigaru eine wichtige Stütze Eures Heeres.
Natürlich könnt Ihr nur dann eine Einheit ausbilden, wenn Ihr über die erforderliche Menge
an Koku verfügt. Einige Einheiten erscheinen auf den ersten Blick “billig”. Dabei dürft Ihr
jedoch nicht vergessen, dass ein Koku einem Scheffel Reis entspricht, von dem sich ein
Mann ein Jahr lang ernähren kann. Ein Daimyo, der eine Einheit der Berittenen
Bogenschützen ausbilden lässt, muss also vergleichsweise wohlhabend sein und prall gefüllte
Lagerhäuser besitzen. Allerdings gründete sich der Reichtum der verschiedenen Daimyo
nicht unbedingt auf den Abgaben ihrer Bauern. Während die Takeda ihren Reichtum einer
Goldmine verdankten, unterhielten andere Clans intensive Handelsbeziehungen mit dem
chinesischen Festland, um ihre Schatzkammern zu füllen. In jedem Fall ist der Koku in
Shogun: Total War - Gold Edition ein sicherer Hinweis auf den Reichtum eines Daimyo.
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Leichte Samurai
No-Dachi-Samurai
Die Leichten Samurai gehören in Shogun Total War zu den wichtigsten
Einheiten, da Ihr für ihre Ausbildung wenig Zeit und Geld benötigt. Wie
alle Samurai haben auch die Leichten Samurai eine außerordentlich starke
Moral und sollten aufgrund ihrer exzellenten Ausbildung in keiner Armee
fehlen. Leichte Samurai sind mit Bögen und Schwertern bewaffnet.
Nachdem sie eine tödliche Salve von Pfeilen auf die gegnerischen Reihen
abgefeuert haben, rücken Sie vor und stürzen sich – wenn nötig – in den
Kampf Mann gegen Mann. Die Ausrüstung und der Harnisch der Leichten
Samurai sind von hervorragender Qualität. Dank ihrer außergewöhnlichen Moral zählen sie
zu den wichtigsten Einheiten eines Daimyo.
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Aufgrund ihrer Kampfkraft sollten die Leichten Samurai in keiner Armee fehlen
“Nahe am Ziel zu sein, während der Feind noch weit entfernt ist; gelassen zu warten,
während der Feind sich müht; gut genährt zu sein, während der Feind hungert – dies
ist die Kunst, die eigenen Kräfte einzuteilen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Naginata-Samurai
Die Naginata eines Samurai gehört zu den tödlichsten Waffen auf den
Schlachtfeldern Japans. Sie ist zwar kürzer als der Yari, dafür aber
“handlicher”. Trotzdem hat ein Naginata-Samurai eine größere
Reichweite als ein normaler Schwertkämpfer. Ein einziger Hieb mit
dieser schrecklichen Waffe kann einen herangaloppierenden Reiter
enthaupten, oder dessen Pferd töten!
Naginata-Samurai tragen häufig eine schwerere Rüstung und sind daher
etwas langsamer als andere Einheiten. Allerdings erhalten sie durch die Rüstung
verschiedene Verteidigungsboni.
Yari-Samurai
Der Yari, ein langer Speer mit einer beidseitig geschliffenen Klinge, war
ursprünglich lediglich eine stabilere Variante der Lanze der berittenen
Samurai. Erst später setzten ihn die Daimyo auch als eigenständige Waffe
ein. Auch im Kampf Mann gegen Mann sind die Yari-Samurai
außerordentlich gefährliche Gegner – allerdings nur, solange sie in
Formation kämpfen.
Yari-Samurai eignen sich hervorragend für den Kampf gegen berittene Einheiten, da es selbst
mit einem perfekt ausgebildeten Schlachtross kaum möglich ist, eine Barriere aus
Speerspitzen zu durchbrechen. Aus diesem Grund ist der Yari eine perfekte Defensivwaffe.
Idealerweise wird der heranstürmende Feind von den Speerspitzen durchbohrt, bevor er
einen einzigen Schwerthieb anbringen kann.
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Jeder Samurai trug als Zeichen seines Standes zwei Schwerter. Die NoDachi-Samurai kämpften mit dem No-Dachi, einem mit beiden Händen
geführten Schwert, mit dem ein geschickter Samurai beinahe jeden Gegner
töten konnte. No-Dachi-Samurai sind sehr effektiv, wenn es gilt, feindliche
Linien zu durchbrechen.
Außerdem eignen sie sich hervorragend im Kampf gegen Einheiten mit
geringer Moral, denn auch der tapferste Kämpfer erblasst beim Anblick
eines heranstürmenden No-Dachi-Samurai! Ein weiser General denkt bei aller Stärke der
No-Dachi-Samurai jedoch stets an ihre schwache Verteidigung.
Kriegermönche
Die Sohei sind fanatische Buddhisten, die als Samurai in verschiedenen
Kriegen eine wichtige Rolle spielten. Unzählige Klöster bildeten diese
tapferen und fanatischen Krieger aus, die den Tod auf dem Schlachtfeld
nicht als Niederlage oder Schmach, sondern als Tor zum Paradies
empfanden.
Die kampfstarken Sohei werden stets von ihrem unerschütterlichen
Glauben angetrieben. Das Feldzeichen der Sohei ist ein “tragbarer
Schrein”, der andere buddhistische Einheiten davon abhält, die Mönche zu attackieren, um
kein Sakrileg zu begehen. Christliche Samurai (die nach der Ankunft der Portugiesen im Jahr
1542 und die anschließende Bekehrung durch die Jesuiten auftreten) lassen sich von diesem
Schrein allerdings nicht beeindrucken.
Berittene Bogenschützen
Die mit Schwertern und Bögen bewaffneten, außerordentlich wendigen,
Berittenen Bogenschützen sind perfekt für den Nahkampf geeignet.
Nachdem diese furchtlosen berittenen Samurai den Gegner mit einem
Pfeilhagel geschwächt haben, stürzen sie sich mit gezogenem Schwert
selbst in das Schlachtgeschehen.
Für einen perfekt organisierten Truppenverband sind die Berittenen
Bogenschützen allerdings keine ernste Bedrohung; für eine ungeordnete
Truppe können sie jedoch tödlich sein. Ein kluger General befiehlt den Berittenen
Bogenschützen, in die ungeschützten Flanken des Feindes einzufallen oder demoralisierte
Truppen auszuschalten.
Wie alle Kavallerieeinheiten müssen auch Berittene Bogenschützen im Kampf gegen
Arkebusiere umsichtig und weise eingesetzt werden.
“Schlage zu, wo es der Feind nicht erwartet, und während er unentschlossen ist, nutze
deinen Vorteil und vernichte ihn.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers
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Schwere Kavallerie
Diese schwer bewaffneten Samurai sind die Elite des Schlachtfeldes. Dank
ihrer Geschwindigkeit, ihres Gewichtes und ihrer Kampkraft eignen sie sich
hervorragend als Stoßtruppen gegen beinahe jeden Gegner. Die Schwere
Kavallerie zeigt lediglich gegen Yari-Einheiten (die sie mit ihren langen
Speeren auf Distanz halten) und gegen Akebusiere Schwächen. Im
Nahkampf fügen die Reiter jedoch jedem Feind schwere Wunden zu. Auch
in der Verteidigung sind diese Samurai verlässliche Diener.
Fast alle Clans verstärkten ihre Heere mit Verbänden der Schweren Kavallerie. Vor allem
die Takeda fügten ihren Gegnern am Anfang jeder Schlacht zunächst einen schweren Schlag
durch die Schwere Kavallerie zu.
Yari-Kavallerie
Arkebusen-Ashigaru
Als die Portugiesen im Jahr 1542 die Arkebuse nach Japan brachten,
änderte sich die Organisation und die Bewaffnung der Armeen Japans
nachhaltig. Trotz der relativ geringen Reichweite und der langen Ladezeiten
war die Arkebuse – überlegt eingesetzt – eine verheerende Waffe, die den
traditionellen Bogen schon bald verdrängen sollte.
Die außerordentlich schweren Arkebusen konnten anfangs nur mit Hilfe
eines Stativs abgefeuert werden. Daher war es zum einen sehr mühselig,
die Waffe zu transportieren und in Stellung zu bringen, zum anderen hatten mit Arkebusen
bewaffnete Ashigaru im Nahkampf keine Chance gegen traditionelle Einheiten. Ein Schuss
aus einer Arkebuse konnte dem heranstürmenden Feind schwere Verletzungen zufügen.
Kam der Gegner jedoch nahe genug an den Schützen heran, war ihm dieser schutzlos
ausgeliefert.
Trotzdem ist die Yari-Kavallerie außerordentlich kampfstark. Allerdings fehlt
den Reitern der Verteidigungsbonus der Schweren Kavallerie. Im Kampf
gegen Arkebusiere ist jedoch Vorsicht geboten. Durch einen schlecht geplanten Angriff
verliert ein General seine Kavallerie, noch bevor diese den Feind selbst attackieren kann.
Da für die Ausbildung von Arkebusieren eine Handelsstation erforderlich ist, könnt Ihr Eure
Truppen erst nach der Ankunft europäischer Händler mit Arkebusen ausrüsten: Die
Portugiesen erreichten Japan im Jahr 1542, die Niederländer folgten 1561. Die europäischen
Kaufleute fanden in den Kriegsherren des Landes unzählige Käufer der neuen Wunderwaffe.
Da die europäischen Waffenschmiede jedoch eine lange und beschwerliche Seereise von
Japan entfernt waren, begannen auch die einheimischen Handwerker – anfangs relativ
erfolglos – mit der Herstellung von Arkebusen. Dies ist einer der Gründe für die langwierige
Ausbildung eines Arkebusiers: Es ist kein Problem, einem Ashigaru die Funktionsweise
dieser Waffe zu erklären. Der Nachschub an guten Arkebusen, Pulver und Kugeln ist jedoch
begrenzt!
Yari-Ashigaru
Musketier-Ashigaru
Die Yari-Kavallerie hat dank ihrer Speere eine deutlich größere Reichweite
als die Schwere Kavallerie. Aus der Lanze der berittenen Samurai
entwickelte sich später der Yari der Infanterieeinheiten. Da die Lanzen der
Yari-Kavallerie kürzer und leichter sind als die Speere der Fußsoldaten und
der Ashigaru, haben sie gegen Yari-Einheiten einen gewissen Nachteil.
Am Anfang von Shogun: Total War erhalten die meisten Clans einen
“kostenlosen” Yari-Ashigaru als erste Einheit.
Der Yari, ein Langspeer, war die typische Waffe der Ashigaru. Einem
einfachen Bauern beizubringen, in welche Richtung er den Speer halten
musste, nahm schließlich deutlich weniger Zeit in Anspruch, als die
mühsame Ausbildung am Schwert.
Yari-Ashigaru unterscheiden sich deutlich von ähnlich ausgerüsteten
Samurai. Diese genießen eine wesentlich bessere Ausbildung, haben eine stärkere Moral und
eine hochwertigere Ausrüstung. Andererseits sind die Ashigaru preiswerte Soldaten, die in
sehr großer Zahl in relativ kurzer Zeit ausgebildet werden können. Aus eben diesem Grund
gibt es in jeder Armee große Ashigaru-Kontingente.
Nach europäischem Vorbild setzten die Daimyo ihre Yari-Truppen als “Speerwall” ein. Auf
diese Weise gaben die Soldaten den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Flinten
nachluden.
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Durch die Verbesserung der Waffentechnik und der taktischen
Möglichkeiten der Arkebusiere während der Sengoku-Periode – also auch
in Shogun: Total War – könnt Ihr ab einem gewissen Zeitpunkt auch
Musketiere ausbilden. Die Musketen dieser Truppen haben eine etwas
größere Reichweite und eine höhere Schussfrequenz. Der wichtigste
Vorteil der neuen Musketen ist jedoch ihr geringes Gewicht. Dadurch kann
auch ein einzelner Ashigaru die Waffe effektiv einsetzen.
Hinweis: In den Feldzügen von Shogun: Total War - Gold Edition stehen keine reinen
Arkebusier-Einheiten für die Zeit der Invasion durch die Mongolen zur Verfügung.
Der Begriff “Musketier” ist eigentlich nicht richtig, da die Ashigaru nicht mit Musketen,
sondern mit leichten Arkebusen ausgerüstet sind. Die Bezeichnung “Arkebusen-Ashigaru mit
einer leichteren aber effektiveren Waffe” ist jedoch etwas umständlich!
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NAGINATA-KAVALLERIE
Diese Form der Kavallerie entstand, als die berittenen Samurai
zunehmend mit Speeren kämpften. Die Naginata, eine
Schwertlanze, vereint die Vorteile eines Schwertes und eines
Speers.
Naginata-Kavalleristen können ausschließlich in Provinzen mit
einem berühmten Reiter-Dojo und einem Speer-Dojo ausgebildet
werden.
KENSAI
Kensai ist das japanische Wort für “Schwertheilige”. Einer dieser
Kensai (und gleichzeitig einer der größten Schwertkämpfer aller
Zeiten) war Miyamoto Musashi. Nicht selten kämpften die Kensai
gegen eine feindliche Übermacht, ohne dabei selbst verletzt zu
werden. Nur wenige Länder haben jemals derart perfekte Schwertkämpfer hervorgebracht. Nicht einmal die größten Schwertmeister
Europas waren einem Kensai auch nur ansatzweise gewachsen.
Kensai können ausschließlich in legendären Schwert-Dojos
ausgebildet werden. Sie ziehen stets als Einzelkämpfer in die Schlacht. Aber lasst Euch nicht
täuschen … diese Männer sind absolut tödlich!
NINJA-ASSASSINEN
Im Gegensatz zu anderen Ninja (traditionell Meuchelmörder)
können Ninja-Assassinen wie normale Einheiten auf dem
Schlachtfeld eingesetzt werden.
Dank ihrer perfekten Tarnung sind sie in der Lage, feindliche
Stellungen zu umgehen. Sie werden erst entdeckt, wenn sie
angreifen.
ASHIGARU-ARMBRUSTSCHÜTZEN
Die Ashigaru-Armbrustschützen werden im Abschnitt Die Mongolen
beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle
spielten. Voraussetzung für die Ausbildung von Armbrustschützen ist
ein Bogen-Dojo.
Kampf um Schlösser und
Festungen
Schlösser waren in der Kriegsgeschichte Japans stets von größter Bedeutung. Aus diesem
Grund müsst Ihr auch in Shogun: Total War – Gold Edition verschiedene Schlösser und
Festungen erobern oder verteidigen.
In Shogun: Total War dauert – dank des strategischen Spielsystems – keine Belagerung lange.
Wenn Eure Truppen eine Provinz mit einem Schloss belagern, müsst Ihr zunächst die
Garnison der Provinz in die Knie zwingen. Allerdings fällt dadurch nicht automatisch die
ganze Provinz in Eure Hände.
Die besiegten Verteidiger ziehen sich auf ihre Festung zurück und verteidigen entschlossen
und tapfer ihre Heimat. In dieser Zeit fließen aus der umkämpften Provinz keine Steuern in
die Schatzkammern der Kriegsparteien. Zu allem Überfluss kann der Verteidiger darüber
hinaus keine neuen Truppen ausheben.
Solange sich in einer Provinz ein Offensivheer aufhält, gilt das Schloss als belagert. Als
Daimyo Eures Clans müsst Ihr Euch keine Sorgen über die Details der Belagerung machen.
Während einer Belagerung erleiden die Verteidiger einer Festung hohe Verluste. Die
Belagerung ist also eine langwierige, aber erfolgreiche Methode, ein Schloss einzunehmen.
Natürlich könnt Ihr Schlüsseleinheiten des Gegners ermorden lassen, um so eine offene
Schlacht zu provozieren. Wenn die Zeit drängt, solltet Ihr auf eine Belagerung verzichten
und andere Strategien in Erwägung ziehen.
Auf den ersten Blick haben die Verteidiger nur die Möglichkeit, in einer Festung
auszuharren, bis sie verhungern oder die Festung eingenommen wird. Das ist allerdings nur
die halbe Wahrheit: Ihr könnt beispielsweise warten, bis der Feind aufgibt. Natürlich ist es
gut möglich, dass Ihr die unvermeidliche Niederlage dadurch nur hinauszögert. Wagt Ihr
einen Ausbruch aus Eurem Schloss, ist dieses verloren, wenn Eure Männer dem Feind auf
dem Schlachtfeld unterliegen. Wenn Ihr Eure Verbündeten zu Hilfe ruft, könnt Ihr die
feindlichen Truppen mit einem Entsatzheer angreifen, um so Eure Festung zu retten.
Nach der Eroberung einer Festung ist diese meist stark beschädigt. In diesem Fall
funktionieren möglicherweise verschiedene Verbesserungen des Schlosses erst, nachdem Ihr
das Schloss repariert habt.
Mit einem Schloss könnt Ihr den Vormarsch Eurer Feinde also vergleichsweise lange
aufhalten. Außerdem werden in Festungen neue Einheiten ausgebildet.
EINHEITEN DER MONGOLEN
Historische Schlösser
Die Schlösser im historischen Japan wurden meist als schwer einzunehmende Trutzburgen in
unzugänglichem Gelände errichtet. Anfangs baute man Festungen aus Holz mit wenigen
Steinverstärkungen. Oft ließen die Kriegsherren sogar die Gipfel von Hügeln und Bergen
befestigen oder nutzen den Schutz eines nahe gelegenen Waldes.
Die verschiedenen Einheiten der Mongolen werden im Abschnitt Die Mongolen
beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle spielten.
Alle mongolischen Einheiten setzen vom chinesischen Festland nach Japan über. Da die
Mongolen in Japan selbst keine Truppen ausbilden, sind für die Aushebung mongolischer
Soldaten keine Einrichtungen erforderlich.
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Anders als in Europa hatten die Verteidiger in einem Punkt jedoch Glück: Die
Belagerungsmethoden der japanischen Heere waren durchschaubar und brachial.
Üblicherweise umstellten die Angreifer die Festung und versuchten, diese mit Pfeilen in
Brand zu schießen. Gelegentlich schossen außerdem die Infanteristen ungezielt über die
Mauer oder das Tor des belagerten Schlosses. Die Verteidiger ihrerseits hofften, dass die
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Angreifer eines Tages aufgeben oder die Soldaten desertierten würden. In der Regel
warteten die Verteidiger jedoch nicht untätig ab, sondern gingen selbst zum Angriff über. In
der japanischen Geschichte finden wir viele Beispiele von Samurai, die eine sichere Festung
verließen, um dem Feind im Kampf gegenüberzutreten.
Bis zur Sengoku-Periode wurden Schlösser nach demselben Prinzip gebaut. Dadurch hatten
sich auch die Belagerungstaktiken im Laufe der Jahrhunderte nur unwesentlich verändert –
schließlich gab es keinen Grund, erfolgreiche Strategien zu ändern. Vor der Sengoku-Periode
baute man – aus gutem Grund (immerhin war Japan schon immer erdbebengefährdet) – fast
ausschließlich Holzburgen. Nur selten wurden die Holzfestungen auf Steinfundamenten
errichtet.
Wichtigster Aspekt beim Bau, der Verteidigung und der Belagerung eines Schlosses blieb die
Reichweite der Brandpfeile. Die Fähigkeit, ein Schloss niederzubrennen, war von
entscheidender Bedeutung. Außerdem galt es, die Verteidiger von den Schwachstellen der
eigenen Armee fernzuhalten. All dies änderte sich jedoch mit der Einführung von
Feuerwaffen. Plötzlich musste beim Bau einer Festung auch der Einsatz von Gewehren und
Belagerungsgeschossen berücksichtigt werden.
Eines änderte sich jedoch auch in der Sengoku-Periode nicht ... die Bereitschaft der
Verteidiger, den Angreifern im offenen Feld entgegenzutreten. Bedenkt man den Einfluss des
Bushido auf die Samurai, wird klar, warum die Krieger nicht in ihren Festungen ausharrten,
sondern mutig in den Kampf stürmten!
Im Laufe der Sengoku-Periode entstanden riesige Schlösser. Toyotomi Hideyoshis gewaltige
Trutzburg in Osaka war allen anderen Festungen der damaligen Zeit überlegen. Sogar der
nahe gelegene Fluss war ein Teil der Befestigungsanlagen. Die äußeren Festungsmauern
waren über 18 Kilometer lang. Hatten die Angreifer die erste Mauer erstürmt, mussten sie
erkennen, dass sie noch unzählige weitere Mauern von ihrem Ziel, der Festung, trennten.
Artillerie
In den Augen eines europäischen Feldherrn des 16. oder 17. Jahrhunderts fehlt dem
japanischen Heer dieser Zeit eine wichtige Komponente: Die Feldartillerie. Da
Handfeuerwaffen in Europa sehr teuer und schwer zu bedienen waren, setzten die Armeen
Europas die Artillerie lange vor der Handfeuerwaffe ein.
In Japan hingegen war es genau umgekehrt. Aufgrund eines kaiserlichen Ediktes gegen die
Verwendung von Transportmitteln mit Rädern, gingen alle Japaner zu Fuß, ritten oder ließen
sich in Sänften befördern.
Ohne ein Fuhrwerk war es jedoch völlig unmöglich – und vor allem unpraktisch – schwere
Feldgeschütze zu bewegen. Stellt Euch vor, Ihr müsst ein Fuhrwerk über eine nasse Wiese
schieben, während Euch zum einen 100 Feinde attackieren und Ihr zum anderen darauf
achten sollt, dass Eure wertvolle Fracht nicht feucht wird ... ein schier unmögliches
Unterfangen.
Flotte
Es ist eine Tatsache, dass die Samurai Seegefechte nicht schätzten, da sie selbst keine guten
Seeleute waren. Ein Daimyo mit Ambitionen auf das Amt des Shoguns verließ sich daher nie
auf eine Flotte, sondern auf seine Samurai.
Die wenigen japanischen Schlachtschiffe spielten während der Sengoku-Periode keine
entscheidende Rolle. Aus diesem Grund stehen Euch in Shogun: Total War keine
Seestreitkräfte zur Verfügung. Die Werften in den Küstenregionen benötigt Ihr lediglich für
den Handel mit dem chinesischen Festland.
Strategische Einheiten
Die im Folgenden beschriebenen Einheiten spielen vor allem eine taktische Rolle. Mit
Ausnahme des Taisho, des Generals, erscheinen sie nicht auf dem Schlachtfeld. Ihre
einzigartigen Fähigkeiten sollte ein weiser Daimyo jedoch in vollem Umfang nutzen. Aber
lest selbst!
Taisho
Der Taisho wird unter den fähigsten Samurai
gewählt und befehligt einen Teil des Heeres
oder die gesamte Streitmacht eines Clans. Er
erscheint auf der strategischen Karte Japans an
der Stelle, an der sich seine Armee aufhält und
ist auf jedem Schlachtfeld anwesend, auf dem
Einheiten unter seinem Befehl kämpfen. Der
Taisho wird stets von einigen Leibwächtern
(den Hatamoto) abgeschirmt. Als General hat
er einen starken Einfluss auf die ihm
unterstellten Einheiten. Eine Armee unter
einem erfahrenen Taisho mit einem starken
Ehrgefühl erhält daher einen Moralbonus.
Generäle können auf dem Schlachtfeld fallen und sind häufig das Ziel von Mordanschlägen
durch feindliche Ninja. Da ein Taisho sehr wichtig für Euer Heer ist, solltet Ihr stets für
seinen Schutz sorgen.
Aus diesem Grund setzten die Daimyo Arkebusen und Musketen zwar begeistert ein,
ignorierten die Artillerie jedoch als eigenständige Waffengattung. Es gab zwar einige große
Geschütze, die allerdings niemals auf offenem Feld eingesetzt wurden. Da die Artillerie bei
der japanischen Kriegsführung dieser Zeit kaum eine Rolle spielte, steht sie in Shogun: Total
War nicht zur Verfügung.
Hinweis: In den Szenarien zur Invasion durch die Mongolen steht Euch Schießpulver zur
Verfügung! Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sogar die gefürchteten Koreanischen Scharmützler auf
Eure Gegner hetzen!
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Unterhändler
Shinobi
Unterhändler sind Samurai, die Ihr aufgrund
ihrer absoluten Loyalität auswählt und zu
Botschaftern Eures Hauses ausbildet. Sie
verfügen über ein außergewöhnliches
diplomatisches Geschick und treten einem
feindlichen Daimyo stets mit Respekt und
Ehrerbietung gegenüber. Ein Unterhändler
gewinnt mit jeder erfolgreichen Mission an
Erfahrung. Dadurch steigen zum einen seine
Erfolgsaussichten bei zukünftigen
Verhandlungen, zum anderen ist er besser
gegen Mordanschläge feindlicher Ninja
gewappnet.
Schickt Ihr einen Unterhändler zu einem feindlichen Daimyo, besteht immer die Gefahr,
dass seine Mission scheitert und Euch der Daimyo als Antwort auf Euer Angebot den Kopf
des Unterhändlers schickt. In diesem Fall könnt Ihr davon ausgehen, dass die Antwort des
feindlichen Daimyo “Nein” lautet.
Ninja
Ninja sind perfekte Spione und Mörder. Nur ein
törichter Daimyo verzichtet im Kampf gegen
seine Rivalen auf die Unterstützung eines Ninja
– und sei es nur, um Informationen zu
sammeln. Ein Ninja tötet auf Befehl alle lästigen
Widersacher: Unterhändler, Generäle, ja sogar
einen feindlichen Daimyo. Je erfahrener sein
Ziel ist, desto geringer sind jedoch seine
Erfolgsaussichten. Meister- und legendäre Ninja
leisten nach unzähligen erfolgreichen Missionen
auch bei Belagerungen wichtige Dienste, da sie
unerkannt in eine Festung eindringen und
Euren Truppen die Tore öffnen können!
Mit jeder erfolgreichen Mission steigt die Erfahrung eines Ninja. Dadurch nimmt natürlich
auch seine Gefährlichkeit zu – es sei denn, er wird von Euren Gegnern entdeckt und
hingerichtet!
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Shinobi sind Spione, die im Reich Eurer Feinde
Informationen sammeln und dort Unruhe
stiften. Als Daimyo erhaltet Ihr in Shogun: Total
War – Gold Edition nur dann Informationen
über ein bestimmtes Gebiet, wenn Ihr einen
Shinobi ausgesandt habt. Dieser informiert
Euch über den Wert und die Besonderheiten
einer Provinz sowie über deren militärische
Situation.
Außerdem kann ein Shinobi die Loyalität der
Bevölkerung schwächen und Aufstände
provozieren. Nach einer Revolte unterwerfen
sich die Bewohner einer Provinz allerdings
nicht automatisch einem neuen Herrn, sondern erklären ihre Unabhängigkeit und heben ein
eigenes Heer aus Bauern und Ronin aus.
Setzt Ihr die Shinobi auf Eurem eigenen Territorium ein, organisieren sie eine effektive
Spionageabwehr und schalten feindliche Agenten aus. Dadurch verhindert Ihr, dass feindliche
Shinobi Eure Untertanen aufhetzen. Schließlich sind endlose Rebellionen für den
Fortbestand Eures Reiches ebenso gefährlich wie ein feindliches Heer.
Legendäre Geisha
Die Legendäre Geisha ist eine hervorragende
Diplomatin, gleichzeitig jedoch eine perfekte
Spionin und Mörderin. Schickt Ihr sie als
Unterhändlerin zu einem feindlichen Daimyo,
sammelt sie in dessen Schloss – wie ein NinjaSpion – wichtige Informationen. Das perfide an
dieser Situation ist, dass Euer Opfer genau
weiß, dass die Geisha nichts Gutes plant. Er
kann ihrem Treiben jedoch nur ein Ende
setzen, indem er sie von einem Ninja töten
lässt!
Vergesst nicht, dass eine Geisha keine
Prostituierte oder Konkubine, sondern eine gebildete Begleiterin und Unterhalterin ist –
wer könnte also besser geheime Informationen sammeln …
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Jesuit
3: Das Land der Daimyo
Ihr könnt Jesuiten als Unterhändler einsetzen,
die als Diplomaten vor allem mit christlichen
Herrschern außerordentlich gute
Verhandlungsergebnisse erzielen. Unabhängig
vom Ausgang seiner Mission wird ein Jesuit von
einem christlichen Daimyo niemals enthauptet.
Ein buddhistischer Daimyo hingegen hat keinen
Grund, der christlichen Kirche oder einem
ihrer Repräsentanten Respekt zu zollen!
“Das Terrain wird nach der Größe, der Zugänglichkeit und der Sicherheit bewertet.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Landbesitz und der auf den Feldern angebaute Reis waren im feudalen Japan stets eine
wichtige Grundlage für Reichtum und Ansehen. Wenn man bedenkt, dass im
mittelalterlichen Japan mehr Menschen lebten, als in ganz Europa, wird die Bedeutung des
Grundbesitzes noch deutlicher.
Das Land selbst besteht aus den vier
Hauptinseln Hokkaido (Im Norden), Honshu
(der größten Insel), Shikoku und Kyushu.
Hokkaido steht in Shogun Total War nicht als
Kriegsschauplatz zur Verfügung, da die
Herrschaft über diese Insel während der
Sengoku-Periode weder eine strategische, noch
eine taktische Bedeutung hatte. Hokkaido galt
im Mittelalter eher als rückständige
Barbareninsel, auf der lediglich die Ainu, die
Ureinwohner Japans, lebten. Damals wie heute
war Honshu die wichtigste Insel des Landes.
Die Kontrolle über die Honshu-Provinzen
sicherte den Tokugawa die Herrschaft über Japan. Es wäre allerdings falsch, Shikoku und
Kyushu als unwichtig zu bezeichnen, da beide Inseln immer wieder mächtige Daimyo
hervorbrachten. Dank der Inlandsee, die diese Inseln voneinander trennte, hatten die
Daimyo die Möglichkeit, gewaltige Armeen aufzubauen.
“Die siegreiche Armee sucht nur dann den Kampf, wenn der Sieg bereits errungen ist.
Ein Heer, das zum Untergang verdammt ist, kämpft zuerst und sucht dann den Sieg.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Aufgrund der Entfernung zum asiatischen Festland war es für fremde Armeen
vergleichsweise schwierig, in Japan einzufallen – wie die Mongolen am eigenen Leib
erfuhren. Durch diesen Umstand konnten sich die Daimyo gegenseitig bekämpfen, ohne
eine Landung der Chinesen oder Mongolen befürchten zu müssen. Die Sengoku-Periode
hätte sich also vermutlich nicht in dieser Form abgespielt, wenn die Bedrohung durch
fremde Mächte größer gewesen wäre. Man denke nur an das Griechenland der Antike, das
trotz der ständigen Bedrohung durch die Perser wuchs und gedieh.
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Provinzen & Verbesserungen
In Shogun: Total War unterscheiden sich die einzelnen Provinzen des Landes kaum
voneinander. Den Wert einer Provinz macht in erster Linie das Geld (gemessen in Koku)
aus, das der herrschende Daimyo jährlich erwirtschaftet. Weitere Faktoren sind die
strategische Position einer Provinz sowie das Prestige, das mit der Herrschaft über eine
Provinz verbunden ist. Die Lage einer Provinz spielt hingegen keine entscheidende Rolle.
Obwohl der Daimyo den Steuersatz in seinem Reich selbst bestimmen kann, sind die
Steuereinnahmen in reichen und fortschrittlichen Provinzen natürlich am höchsten.
Gleichzeitig darf die Steuerlast jedoch nicht zu hoch sein. Ein Daimyo, der seine Untertanen
allzu gierig ausbeutet, um seine Soldaten zu entlohnen, oder um neue Festungen zu
errichten, riskiert eine Rebellion. Vor allem die bäuerlichen Ikki und die Ji-Samurai haben aus
Zorn über zu hohe Steuern schon so manchen Daimyo gestürzt!
Provinzen wie Yamato oder Hida auf der Hauptinsel Honshu kommt eine enorme
strategische Bedeutung zu, da ein Daimyo, der diese Provinzen beherrscht, sein Reich in
verschiedene Richtungen ausdehnen kann. Dieser strategische Vorteil ist jedoch gleichzeitig
– unter der Herrschaft eines schwachen Daimyo – die größte Schwäche, da die feindlichen
Heere alle Grenzen des Landes bedrohen. Andererseits lässt sich eine Provinz auf Kyushu
zwar hervorragend verteidigen, allerdings ist sie vom Kernland Japans und dem
Machtzentrum Kyoto abgeschnitten. Ein weiser und fähiger Daimyo weiß die Vorteile beider
Provinzen zu nutzen, zumal er nach weit höherem, als dem Sieg in der nächsten Schlacht
strebt.
“Ein weiser General achtet darauf, beim Feind zu plündern. Eine Wagenladung Vorräte
vom Feind entspricht 20 eigenen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Jede Provinz ist für sich einzigartig. In einigen Provinzen gibt es Gold- oder Erzvorkommen,
die Ihr ausbeuten könnt. In anderen Territorien leben traditionell großartige Reiter (was die
Aushebung von Kavallerieeinheiten deutlich erleichtert). Wieder andere Provinzen haben
eine lange Tradition in der Ausbildung von Ninja-Assassinen. Diese Besonderheiten solltet
Ihr bei der Planung Eurer Feldzüge stets berücksichtigen. Immerhin könnt Ihr einem Gegner
durch die Unterwerfung einer Provinz wichtige Rohstoffe entziehen oder Eure eigenen
Pläne vorantreiben.
Wenn Ihr eine feindliche Provinz unterwerft, nehmt Ihr auch die Schlösser und Burgen des
jeweiligen Gebietes ein ... ein großartiger Vorteil, wenn man bedenkt, dass die Eroberung
eines Schlosses in der Regel langwierig und verlustreich ist. Ihr müsstet normalerweise
mindestens zwei Schlachten schlagen oder die belagerten Einheiten einer Festung
aushungern. Natürlich wird ein Schloss im Zuge einer Eroberung beschädigt (und um eine
Ausbaustufe zurückgestuft). Allerdings ist dies meist deutlich billiger als die Errichtung einer
neuen Festung. Alle militärischen Einrichtungen des Schlosses fallen nach der Eroberung
ebenfalls in Eure Hände, es sei denn, das Schloss wird zu stark beschädigt. Durch die
Unterwerfung einer Provinz könnt Ihr einen Gegner also empfindlich schwächen und Eure
eigene Macht im Handstreich vergrößern!
Förderung von Provinzen
Die Daimyo waren große Feldherren und mächtige Landbesitzer. Ohne ihre riesigen
Ländereien wäre der außerordentlich kostspielige Unterhalt ihrer gewaltigen Heere nicht
möglich gewesen. Wie alle Großgrundbesitzer verfolgten die Daimyo die Entwicklung ihrer
Besitztümer sehr aufmerksam und waren stets darauf bedacht, den Reichtum ihrer
Provinzen zu steigern – schließlich war der Wohlstand ihrer Untertanen ausschlaggebend für
die Höhe der eingetriebenen Steuern.
In Shogun: Total War fördert Ihr Eure Provinzen durch gezielte Investitionen. Durch die
Verbesserung des Weidelandes (maximal vier Mal) erzielt Ihr deutlich höhere jährliche
Erträge. Stoßt Ihr in einer Provinz auf Bodenschätze, solltet Ihr augenblicklich eine Mine
bauen. Schließlich sind Gold und andere Bodenschätze wichtige Einnahmequellen. Dank
ihrer reichen Goldminen konnten die Takeda die Steuern senken und dennoch eine
mächtige Kavallerie aufbauen.
Das Garnisonsheer einer Provinz muss nicht ausgebaut werden. In Gebieten, in denen kein
stehendes Heer auf Eure Befehle wartet, wahrt eine Armee aus Bauern, Ashigaru und JiSamurai Eure Interessen. Schlagt Ihr in Eurer Heimatprovinz eine Schlacht, wird diese
tapfere Bürgerwehr durch zusätzliche Einheiten verstärkt. Wenn kein Daimyo über eine
Provinz herrscht, verteidigen die Bauern und Ashigaru ihre Heimat gegen jeden potenziellen
Eroberer.
Sendet einen Shinobi zur Erkundung in eine Provinz, bevor Ihr diese angreift. Schließlich
solltet Ihr die strategische und wirtschaftliche Bedeutung einer Provinz kennen, bevor Ihr sie
in Euer Reich eingliedert. Der Angriff auf eine feindliche Provinz bringt zwei Vorteile mit
sich: Zum einen vergrößert Ihr Euer eigenes Territorium, zum anderen wird der Feind
durch den Ausfall der Erträge in der eroberten Provinz zusätzlich geschwächt. Die
Unterwerfung einer Provinz verschiebt das herrschende Machtgefüge daher entscheidend
und eröffnet dem siegreichen General meist neue strategische Möglichkeiten.
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Wachtürme und Grenzbefestigungen
Es gibt in Shogun: Total War zwei “nicht-wirtschaftliche” Bauwerke, die Ihr errichten könnt,
bevor Ihr ein Schloss gebaut habt. Wachtürme dienen dabei nicht der Verteidigung Eurer
Provinzen, sondern der Überwachung benachbarter Regionen. Wenn Ihr in einer Provinz
Wachtürme errichtet habt, steht dem Bau einer Grenzbefestigung nichts mehr im Wege.
Durch den Bau einer Grenzbefestigung verhindert Ihr, dass feindliche Spione in der
jeweiligen Provinz ihr Unwesen treiben. Außerdem wird durch Wachtürme und
Grenzbefestigungen die Loyalität der Provinzbewohner gefestigt.
Katastrophen
Japan wurde im Laufe seiner Geschichte immer
wieder von schrecklichen Naturkatastrophen
heimgesucht. Es besteht daher immer die
Gefahr, dass ein plötzliches Erdbeben einige
oder alle Gebäude und Verbesserungen einer
Provinz zerstört. Glücklicherweise sind
Erdbeben relativ selten.
Ähnlich gefährlich und zerstörerisch sind die
gefürchteten Taifune. Diese gewaltigen Stürme
brauen sich über dem Pazifik zusammen und
richten in den Küstenregionen des Landes
verheerende Schäden an. Aufgrund der Nähe
des chinesischen Festlandes besteht in den Provinzen an der japanischen Westküste übrigens
keine Gefahr.
Rebellionen, Bauernaufstände
& Ronin
Nicht alle Provinzen des Spiels gehören zum Herrschaftsbereich eines Daimyo. Wie im
historischen Japan gibt es Gebiete, in denen der Herrscher von Ikko-Ikki oder von
revoltierenden Bauern gestürzt wurde.
Ihrer Meinung nach ist es in diesem Fall besser, die gesamte Ernte für sich zu behalten, und
dem Zorn ihres Herrn zu trotzen, als den Großteil einer ohnehin schlechten Ernte
abzuführen und selbst zu verhungern.
Natürlich habt Ihr verschiedene Möglichkeiten, die Loyalität Eurer Untertanen zu festigen.
Durch den Bau einer Garnison könnt Ihr Aufstände bis zu einem gewissen Grad
unterdrücken. Außerdem schützen die stationierten Einheiten Eure Provinz vor Überfällen
rivalisierender Daimyo. Entsendet in eine Provinz Shinobi als “Geheimpolizei”, damit Ihr
negative Strömungen frühzeitig erkennt und unterdrücken könnt. Auch Grenzbefestigungen
und Wachtürme tragen zur Zufriedenheit der Bevölkerung bei: Auf diese Weise zeigt Ihr
Euren Untertanen, dass Ihr Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreift und die eingenommenen
Steuern nicht in die Aushebung eines – für Eure Bauern unwichtigen – Heeres investiert. Ein
Daimyo, der sich um das Wohl seiner Untertanen sorgt, und Geld in die Verbesserung ihrer
Bauernhöfe investiert, ist natürlich ebenfalls beliebt.
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der zum Ausbruch einer Revolte führen kann: In einer
eben unterworfenen Provinz schlagen sich die Bauern meist auf die Seite ihres alten Herrn.
Wenn Ihr keine Garnison stationiert (und einen Shinobi in die Provinz entsendet), öffnet Ihr
einer Revolte Tür und Tor. Nach der Eroberung einer Provinz dauert es etwa fünf Jahre, bis
die Bevölkerung den neuen Herrscher akzeptiert. Dies solltet Ihr bei der Festsetzung der
Steuern und vor der Verlagerung von Truppen immer bedenken.
Früher oder später werden die Bewohner einer Provinz gegen Euch rebellieren. Einige
dieser Revolten stellen eine ernsthafte Bedrohung dar. Andere Aufstände könnt Ihr getrost
einige Zeit ignorieren. Wartet mit der Niederschlagung eines Aufstandes aber nicht zu lange,
ansonsten könnte sich eine anfangs harmlose Rebellion auch auf benachbarte Provinzen
ausdehnen.
Bauernaufstände sind – aus der Sicht eines Daimyo – relativ unbedeutend. Schließlich ist es
für ein Samurai-Heer ein Leichtes, eine Horde Ikki und mit Speeren bewaffnete Ashigaru in
ihre Schranken zu weisen und die Revolte der aufgebrachten Bauern niederzuschlagen.
Eine deutlich größere Gefahr geht von religiösen Aufständen aus, da Eure Samurai in diesem
Fall meist gut ausgebildeten, religiösen Fanatikern gegenüberstehen. Bei einem
Christenaufstand zieht ein kampfstarkes Samurai-Heer, das häufig von Arkebusieren
unterstützt wird, gegen Euch in die Schlacht. Die buddhistischen Ikko-Ikki verwenden keine
Arkebusen (schließlich handelt es sich hierbei um “christliche” Waffen). Allerdings kämpfen
in ihren Reihen unzählige Kriegermönche. Aufgrund der Übermacht der feindlichen Truppen
kann es mitunter sehr schwierig sein, einen religiös motivierten Aufstand niederzuschlagen.
Für jede Provinz in Shogun: Total War gibt es einen Loyalitätswert. Dieser steht für die
Loyalität der Bauern und Ji-Samurai gegenüber ihrem Herrscher. Die Loyalität Eurer
Untertanen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Der wichtigste Grund für die
Unzufriedenheit Eurer Untertanen ist ein allzu hoher Steuersatz. Zwar könnt Ihr mit hohen
Steuern Euren persönlichen Reichtum fördern, allerdings lösen drückende Steuern in der
Bevölkerung einer Provinz Unruhen aus. Nach der Einführung und der Verbreitung des
Christentums beeinflusst unter Umständen auch die Religion die Loyalität Eurer Untertanen.
Mehr dazu erfahrt Ihr im nächsten Kapitel dieses Handbuchs. Wenn Ihr eine Rebellion nicht
rechtzeitig niederschlagt, breitet sich der Aufstand möglicherweise wie ein Flächenbrand auf
benachbarte Provinzen aus. Zu allem Überfluss erheben sich die Bauern einer Provinz
manchmal auch nach schlechten Ernten oder Naturkatastrophen gegen ihren Daimyo.
In erst kürzlich unterworfenen Provinzen droht darüber hinaus die Gefahr, dass ein (dem
ehemaligen Daimyo treu ergebener) Teil der Bevölkerung rebelliert, um die Provinz
zurückzuerobern. Dies kann Vor- und Nachteile mit sich bringen: Richtet sich der
Loyalistenaufstand gegen den Angreifer, steht dieser plötzlich einem neuen Samurai-Heer
gegenüber. Der unterlegene Herrscher einer Provinz hat hingegen die Chance, seine bereits
verloren geglaubte Provinz mit einem ausgeruhten Heer zurückzuerobern!
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Stirbt ein Daimyo ohne Erben, zerfällt sein Reich in unabhängige Regionen, die von Ronin,
den ehemaligen Soldaten des Verstorbenen, kontrolliert werden. Obwohl die Ronin auf den
ersten Blick wie einfache Rebellen wirken, verfolgen sie ein Ziel … ihren Einfluss zu
vergrößern. Nicht zuletzt deshalb zählen die Ronin-Heere zu den gefährlichsten
unabhängigen Armeen in Shogun: Total War. Glücklicherweise gehen sie jedoch meist
ungeordnet und selbstsüchtig vor. Es wäre für die Ronin undenkbar, einem bedrängten
Ronin-Heer in einer benachbarten Provinz zu Hilfe zu eilen.
Da das Christentum keine andere Religion neben sich duldete, waren die alten
Kompromisse für die wahren Gläubigen nicht mehr akzeptabel. Dies führte wiederum zu
Spannungen zwischen den Anhängern der neuen Religion und den Buddhisten.
Religion
Früher oder später muss sich jeder Daimyo in
Shogun: Total War zu einer Religion bekennen.
Dies wirkt sich wiederum nachhaltig auf die
Loyalität seiner Untertanen aus. Als die
Portugiesen und insbesondere die Jesuiten den
Katholizismus nach Japan brachten, geriet das
traditionelle Glaubensgefüge aus Buddhismus,
Shintoismus und Zen ins Wanken.
Der 1539 von Ignatius von Loyola als
“Gesellschaft Jesu” gegründete Jesuitenorden
verstand sich als Orden der katholischen
Erneuerung und der Gegenreformation.
Zahlreiche großartige Scholaren, geschickte Diplomaten und brillante Soldaten schlossen
sich im Laufe der Jahre der neuen Ordensgemeinschaft an. Als Missionare des Papstes
unternahmen die Jesuiten unzählige Forschungsreisen. In Japan beeindruckten die Jesuiten
die Samurai durch ihre martialische Denkweise … diese geht auf Ignatius von Loyola zurück,
da dieser selbst einem alten Rittergeschlecht entstammte.
In Shogun: Total War verliert ein Daimyo, dessen Religion vom Glauben seiner Untertanen
abweicht, die Unterstützung seiner Bevölkerung. Ein buddhistischer Daimyo bekommt in
einer buddhistischen Provinz deutlich mehr Unterstützung (und Steuern) als ein christlicher
Daimyo, und umgekehrt.
Jede Religion hat Vor- und Nachteile: Nur einem christlichen Daimyo stehen bereits in der
Frühphase des Spiels Feuerwaffen zur Verfügung. Dies ändert sich erst mit der Ankunft der
niederländischen Händler, die (im Gegensatz zu den Jesuiten) auch buddhistische Daimyo
mit Gewehren versorgen. Entscheidet Ihr Euch für die buddhistische Lehre, ziehen
fanatische und kampferprobte Kriegermönche für Euch in die Schlacht.
In beiden Fällen konvertieren die Bewohner einer Provinz langsam zum offiziellen Glauben
(also in der Regel zum Glauben des herrschenden Daimyo). Christliche Kirchen oder
buddhistische Tempel beschleunigen diesen Prozess und ermuntern die Bürger einer
Provinz, dem “richtigen” Glauben zu folgen.
Umgekehrt können religiöse Differenzen zwischen einem Daimyo und seinen Untertanen
Rebellionen auslösen.
Militärische Einrichtungen
Da Japan in einer Erdbebenzone liegt, haben die Bewohner der Inseln stets erdbebensichere
Gebäude gebaut. Die traditionellen, aus Holz errichteten, Bauwerke waren ausgesprochen
sinnvoll, da ein leichtes Bauwerk aus Holz elastischer ist und daher im Falle eines Erdbebens
nicht zwingend einstürzt!
Das bedeutet allerdings nicht, dass es in Japan keine gemauerten Gebäude gab. Diese
entstanden jedoch erst nach der Einführung des Schießpulvers und der Schusswaffen. Wie
überall waren die japanischen Burgen anfangs lediglich Festungen, die nur selten als
Wohnungen genutzt wurden. Im Laufe der Jahre entstanden jedoch immer größere und
prächtigere Burgen. Die in der Spätzeit der Sengoku-Periode gebauten Schlösser waren
jeder anderen Festung dieser Zeit ebenbürtig – wenn nicht sogar überlegen.
Bevor die Armeen einfache Raketen und Belagerungskanonen einsetzten, beschoss man das
Schloss mit Brandpfeilen, um auf diese Weise die Gebäude im Inneren der Festung in Brand
zu setzen. Befanden sich die Gebäude in Schussweite, ging diese Taktik weitgehend auf.
Durch den Bau von mehreren Außenmauern aus Stein konnten die Verteidiger die inneren
Bereiche der Festung jedoch vor diesem Pfeilhagel schützen.
“Geschickt angewandte, unorthodoxe Methoden sind unerschöpflich wie Himmel und
Erde, endlos wie das Gleiten mächtiger Ströme; wie die Bahnen von Sonne und Mond
enden sie, um von neuem zu beginnen; sie vergehen und kehren wieder, wie die vier
Jahreszeiten.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
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Da Belagerungen von Festungen spieltechnisch vergleichsweise unattraktiv sind, spielen sie
in Shogun: Total War nur eine untergeordnete Rolle und werden sehr geradlinig abgehandelt.
Ihr müsst Euch also keine Gedanken über die Details einer Belagerung machen.
Belagerungen waren weder heroisch, noch dramatisch, sondern eher ein schmutziges
Geschäft; Nahrungsmittel verrotteten, es gab weder sauberes Trinkwasser, noch Toiletten
und die Soldaten konnten sich oft monatelang nicht waschen. Außerdem dezimierten
Krankheiten (ausgelöst durch verdorbene Nahrungsmittel, schlechtes Wetter und
mangelnde Hygiene) sowie gelegentliche Kämpfe mit den Belagerten die Armee.
Trotz der geschilderten Widrigkeiten gab es natürlich auch in Japan immer wieder
Belagerungen. Die Belagerung Osakas im Jahr 1615 endete (wie andere Belagerungen)
damit, dass die belagerten Truppen das Schloss verließen, um sich der feindlichen Armee auf
dem Schlachtfeld zu stellen. Manchmal war es ein kluger Schachzug des befehlshabenden
Kommandeurs, den Belagerungsgürtel zu durchbrechen. In der Regel – so auch in Osaka –
zogen es die Verteidiger jedoch lediglich vor, auf dem Schlachtfeld einen ehrenvollen Tod zu
sterben, anstatt in der eigenen Burg zu verhungern.
Samurai-Schlösser
In Shogun Total War gibt es vier mögliche Ausbaustufen eines
Schlosses. Ein Schloss ist zum einen der Stützpunkt für die Armee
eines Daimyo, zum anderen ein Symbol für die Macht des
Herrschers. Ohne ein Schloss als Verwaltungszentrum könnt Ihr in
einer Provinz keine militärischen Einrichtungen bauen.
Die einfachste und billigste Form des Schlosses ist das Kastell
(Schloss 1). Alle anderen Schlösser sind Erweiterungen dieses
Standardschlosses. Ein Schloss entspricht in etwa dem befestigten
Anwesen eines wohlhabenden Landbesitzers. Die größte Ausbaustufe des Kastells ist die
Zitadelle (Schloss 4). Das großartige Schloss Osaka ist ein
typisches Beispiel für eine Zitadelle. Höchstwahrscheinlich werden
im Spielverlauf lediglich ein bis zwei Zitadellen errichtet. Neben den
offensichtlichen Verteidigungsanlagen gibt es in japanischen
Schlössern übrigens unzählige Fallen. Diese sollten feindliche Ninja
abwehren.
Alle Schlösser vergrößern das Ansehen des jeweiligen Besitzers. Als Ausdruck von Reichtum
und Macht sind sie das Zeichen der unumstrittenen Herrschaft eines Daimyo.
Jedes Schloss kann durch unterschiedliche militärische Gebäude
erweitert werden. Diese werden im Folgenden beschrieben. Als
allgemeine Regel gilt, dass sich die Größe und das Ansehen eines
Schlosses direkt auf die Qualität der angeschlossenen Gebäude und
deren Erzeugnisse auswirken. Während Ihr eine kleine Befestigung
lediglich mit einfachen Gebäuden ausbauen könnt, lockt ein
mächtiges Schloss große und legendäre
Handwerker und Sensei an, die Euch ihre
Dienste anbieten. Mit Hilfe dieser fähigen
Handwerker könnt Ihr kampfstärkere – und
einige zusätzliche – Truppen ausbilden. In
Shogun Total War errichtet ein weiser Herrscher in einer Provinz ein
bis zwei große Schlösser, um zwei besonders starke Einheiten
auszubilden. Es macht wenig Sinn, in jeder Provinz ein Schloss zu
errichten, und diese über die Jahre auszubauen. Vergesst nicht, dass
Euch nur begrenzte Geldmittel zur Verfügung stehen. Nur einmal
pro Jahr füllt sich Eure Schatzkammer dank der Ernteerträge auf
den Feldern und der Abgaben Eurer Untertanen! Denkt außerdem
daran, dass Schlösser und Ausbildungsstätten lediglich die Grundlage für Eure ehrgeizigen
Pläne, Shogun zu werden, sind. Möchtet Ihr über Japan herrschen, braucht Ihr Soldaten und
keine leeren Dojos!
“Es gibt Straßen, denen du nicht folgen darfst, und Armeen, die nicht angegriffen
werden dürfen; es gibt Städte, die du nicht belagern darfst, Stellungen, um die nicht
gekämpft, und Befehle des Herrschers, denen nicht gehorcht werden darf.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Zeughaus
Im Gegensatz zu den Ashigaru, die den armen und niedrigen
Gesellschaftsklassen angehörten, kümmerten sich die Samurai in der
Regel selbst um ihre Rüstung und Waffen. In der Sengoku-Periode
sorgten jedoch strenge Daimyo für eine einheitliche Ausrüstung der
einfachen Soldaten. Auf diese Weise war die optimale Bewaffnung
aller Soldaten sichergestellt. Außerdem entwickelte sich durch die
einheitliche Rüstung ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl
unter den Ashigaru. In Shogun Total War verbessert ein Zeughaus die Rüstungswerte aller
Einheiten, die in der entsprechenden Provinz ausgebildet werden. Ihr habt ab einem
gewissen Zeitpunkt ferner die Möglichkeit, Euer Zeughaus zu einem berühmten oder sogar
legendären Zeughaus auszubauen. Dadurch erhalten Eure Einheiten einen zusätzlichen Bonus
auf ihre Rüstung.
“Dein großes Ziel im Krieg soll der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges,
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Bogen-Dojo
Haus der Geisha
Ursprünglich kämpften die Samurai mit ihren tödlichen Bögen –
meist vom Rücken der Pferde. Nur außerordentlich geschickte
und erfahrene Handwerker waren in der Lage, die großartigen
asymmetrischen Langbögen der Samurai herzustellen. Aus diesem
Grund verpflichtete jeder umsichtige Herrscher mindestens einen
dieser grandiosen – und fürstlich entlohnten – Bogenflechter.
Außerdem sorgte er dafür, dass stets einige Sensei zur Ausbildung
seiner Männer bereitstanden. Ein Bogen-Dojo kann in jedem
Schloss gebaut werden und gehört zu den wichtigsten
Ausbildungsstätten einer Armee. In einem Bogen-Dojo bilden
Eure Ausbilder Samurai-Bogenschützen aus. Baut Ihr das Dojo zu einem berühmten oder
legendären Dojo aus – Voraussetzung dafür ist ein Schloss – könnt Ihr SamuraiBogenschützen mit einem größeren Ehrgefühl ausbilden. In der Sengoku-Periode wurde der
Bogen langsam von Arkebusen und Musketen verdrängt.
“Wenn du den Himmel und die Erde kennst, wird dein Sieg vollständig sein.”
Besitzt ein Daimyo alle kulturellen Einrichtungen (ein Berüchtigtes
Ninja-Haus, einen Lustgarten und ein Legendäres Teehaus), darf er
endlich das Haus der Geisha errichten. Dies ist jedoch ausschließlich in
sehr großen Schlössern möglich. Im Haus der Geisha werden Geishas
als Spione und Unterhändler ausgebildet.
Waffenfabrik
Nachdem die Portugiesen die Arkebuse nach Japan gebracht hatten,
verloren die Daimyo keine Zeit, die neue Wunderwaffe von ihren
Waffenschmieden nachbauen zu lassen. Die europäischen Waffen
waren den Daimyo trotz des enorm hohen Preises sehr willkommen.
In bemerkenswert kurzer Zeit gelang es den japanischen
Waffenschmieden, Arkebusen zu bauen, die den Vorbildern aus dem
fernen Europa in nichts nachstanden. In Shogun Total War kann eine Waffenfabrik nur in der
Nähe eines großen Schlosses errichtet werden.
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Reiter-Dojo
Kirche und Kathedrale
Die Portugiesen brachten neben der Arkebuse auch eine neue
Religion nach Japan: den Katholizismus. Die Jesuiten, die das Land
missionierten, lehrten jedoch eine äußerst militante Form des
christlichen Glaubens, da der Begründer des Jesuitenordens,
Ignatius von Loyola, selbst einem alten Rittergeschlecht
entstammte. Bei den Samurai des Landes fand die martialische
Denkweise der “Ritter der Gegenreformation” erwartungsgemäß
großen Anklang. Bereits wenige Jahre nach ihrer Ankunft hatten die Jesuiten wichtige Teile
der Bevölkerung bekehrt. Noch lag die Christenverfolgung der Tokugawa-Shogunate in
weiter Ferne.
Die Jesuiten und ihre kleine Anhängerschar errichteten als Symbol
des neuen Glaubens und als Zeichen ihres Einflusses sofort einige
Kirchen. Ein Daimyo, der eine christliche Kirche errichtet, muss
zuvor zum Christentum konvertieren. Der Bau einer Kirche
beschleunigt jedoch die Verbreitung des Christentums unter der
Landbevölkerung. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Christen in
den nahe gelegenen Provinzen, was wiederum – langfristig – die
Gefahr eines Christenaufstandes verringert. In einer Kirche
werden außerdem Priester geweiht. Gelingt es Euch, eine Kirche zur Kathedrale
auszubauen, verbreiten Eure Priester das Christentum rascher.
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Die Kavallerie benötigt viele Reit- und Packpferde. Eine Schlacht ist
für Mensch und Tier eine Furcht erregende und verwirrende
Erfahrung. Die Ausbildung eines tauglichen Schlachtrosses (das
sogar darauf trainiert wurde, den Feind zu beißen oder zu treten)
nahm daher sehr viel Geduld und Zeit in Anspruch. Da ein
kampferprobtes Pferd als normales Transportmittel zu wertvoll
(und vermutlich zu gefährlich) war, hatte ein Samurai mindestens
zwei Pferde – ein Tier für die Schlacht und ein Reittier. Ein Kastell
reicht für den Bau eines Reiter-Dojo nicht aus. Ihr benötigt
zusätzlich in derselben Provinz ein Bogen- oder ein Speer-Dojo. Auch das Reiter-Dojo kann
zu einem berühmten und einem legendären Dojo ausgebaut werden. Das Reiter-Dojo ist die
Ausbildungsstätte Eurer berittenen Bogenschützen und der Yari-Kavallerie. Verfügt Ihr
ferner über ein Zeughaus, könnt Ihr in einem Berühmten Reiter-Dojo auch Einheiten der
Schweren Kavallerie ausbilden.
“Stelle dich nicht gegen den Feind, wenn er bergab kommt.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
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Ninja-Haus
Speer-Dojo
Die heimlich arbeitenden Ninja werden in einem besonderen Dojo in
den dunklen Künsten der Spionage und des Mordes ausgebildet.
Aufgrund ihrer hochspezialisierten Waffen und Fähigkeiten ist
ausschließlich ein Ninja-Meister in der Lage, seine Schüler zu
unterrichten. Die Ausbildung eines Ninja beginnt bereits im
Kindesalter. Es dauert viele Jahre, um die Kinder in tödliche
Kampfmaschinen zu verwandeln. Nachdem Ihr eine Festung errichtet
habt, könnt Ihr ein Berüchtigtes Ninja-Haus bauen.
Hafen
Befindet sich in einer Küstenprovinz ein Schloss, könnt Ihr einen
künstlichen Hafen anlegen. Dieser ermöglicht Euch die Ausbildung
von Unterhändlern und Spionen. Außerdem kommt Ihr durch den
Bau eines Hafens in den Genuss eines Handelsbonus. Schließlich habt
Ihr noch die Möglichkeit, Eure Truppen auf dem Seeweg in eine
andere Provinz zu verlegen. Ein Hafen ist eine Voraussetzung für den
Bau einer Handelsstation oder einer Waffenfabrik.
Portugiesische und Niederländische
Handelsstation
Obwohl die Samurai bereits Erfahrung mit den Schusswaffen der
Chinesen (einschließlich einer primitiven Form der Handgranate der
Koreanischen Scharmützler) gesammelt hatten, revolutionierte erst
die Arkebuse, die portugiesische Händler in das Land brachten, die
japanische Kriegsführung. Zwar stellten schon bald einheimische
Handwerker den Großteil der Flinten der Samurai und Ashigaru her,
allerdings handelte es sich bei diesen Waffen (anfangs) um schlechte
Kopien der europäischen Vorbilder. Aufgrund der besseren Qualität des europäischen
Schießpulvers ist eine Handelsstation für einen ehrgeizigen Daimyo ein absolutes Muss. Die
Niederländer landeten in Japan deutlich nach den Portugiesen und Jesuiten. Obwohl auch
die niederländischen Kaufleute mit Arkebusen handelten, unterschieden sie sich in einem
Punkt entscheidend von den Portugiesen: Sie versuchten nicht, das Land durch Missionare
zum Christentum zu bekehren. Das religiöse Sendungsbewusstsein des Landes war aufgrund
des protestantischen Glaubens seiner Bürger wenig ausgeprägt. Die niederländischen
Kaufleute begnügten sich damit, Geld zu verdienen und verzichteten darauf, die verlorenen
Seelen ihrer Kunden zu retten!
Voraussetzungen für den Bau einer Handelsstation sind ein Hafen und ein Schloss. Ein
Daimyo kann entweder mit den Portugiesen ODER mit den Niederländern handeln.
74
Ein Dojo ist eine Ausbildungsstätte, in der ein Sensei – ein Meister
in einer bestimmten Kunst – sein Wissen in einer angemessenen
Atmosphäre der Ruhe an willige Schüler weitergibt. Dies gilt
sowohl für verschiedene Kampftechniken als auch für friedliche
Künste. Die besten Sensei werden von unzähligen Daimyo
umworben, da sie nicht nur ihren Schülern ihre Fähigkeiten
lehren, sondern auch den Ruhm und das Ansehen des Daimyo
erhöhen. Im Speer-Dojo werden Yari-Ashigaru und Yari-Samurai ausgebildet. Auch das
Speer-Dojo kann zu einem berühmten oder legendären Dojo ausgebaut werden. In einem
Berühmten Speer-Dojo dürft Ihr zusätzlich Naginata-Samurai ausbilden, sofern Ihr ein
Zeughaus besitzt.
Schwert-Dojo
Das Schwert ist die typische Waffe des Samurai. Nur nach einer
langjährigen harten Ausbildung wird aus einem Samurai ein
Meister des Schwertes. In Japan gab es unzählige Schwertschulen,
in denen unterschiedliche Kampfstile gelehrt wurden. Nicht selten
duellierten sich zwei Männer, um die bessere Technik zu
ermitteln. Auch Miyamoto Musashi, der Heilige des Schwertes,
tötete in seiner Jugend bei derartigen Duellen unzählige Gegner,
um zu beweisen, dass seine Technik die beste war. Steigt ein Samurai in den Status eines
legendären Schwertkämpfers auf, kann sein befehlshabender Daimyo ein Schwert-Dojo
errichten. Daher ist es wichtig, dass Eure Truppen nicht nur überleben, sondern ihre
Kampfkraft verbessern! Voraussetzung für den Bau eines Schwert-Dojo, in dem No-DachiSamurai ausgebildet werden, ist ein Schloss. Ihr könnt das Schwert-Dojo außerdem zu
einem berühmten oder zu einem legendären Dojo erweitern.
Schwertschmiede
Nachdem ein weiser Daimyo ein Schloss gebaut hat, stellt er
einen erfahrenen Schwertschmied in seine Dienste. Dadurch
erhalten alle in der Provinz ausgebildeten Einheiten einen
Angriffsbonus. Die Schmiede in einer Schwertschmiede
beherrschen die verlorene Kunst, perfekte Klingen zu falten, und
schmieden dadurch Waffen von unübertrefflicher Qualität. Auch
dieses Gebäude kann zu einer berühmten oder einer legendären
Schwertschmiede ausgebaut werden.
75
“Die Tugend des langen Schwertes zu meistern, heißt die Welt selbst zu beherrschen;
denn das lange Schwert ist die Grundlage der Strategie. Ein Mann, der die Tugend des
Langschwertes erreicht, kann 10 Männer schlagen. Und so wie ein Mann 10 Männer
schlagen kann, so schlagen 100 Männer 1000 und 1000 Männer 10.000. Nach meiner
Lehre ist ein Mann so stark wie 10.000; deshalb ist diese Lehre die Kunst des
Schwertes.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde
Lustgarten
In den meisten Tempeln und größeren Anwesen Japans gibt es einen Garten als Ort des
Friedens und der Ruhe. Natürlich ist ein Garten der perfekte Ort, um – fernab von den
Ohren der Wachen und Diener – mit Euren Agenten, Spionen und Unterhändlern zu
sprechen. In einem Land, in dem die Häuser aus dünnen Bambus- und Papierwänden
bestanden, waren ungestörte Gespräche schließlich nicht selbstverständlich! Ein Lustgarten
kann in jedem Schloss angelegt werden. Außerdem ist er die Grundvoraussetzung für den
Bau von Tempeln und Kirchen.
Teehaus
Grenzbefestigungen
“Die Kunst der Feder und des Schwertes”. So lautet die vereinfachte
aber zutreffende Beschreibung des Weges des Samurai. Die
Samurai waren nicht nur gefürchtete Krieger, sondern gleichzeitig
außerordentlich kultivierte Männer, die Haiku dichteten und die
Teezeremonie begingen. Einer der Gründe, warum Japan in
zahllosen Bürgerkriegen versank, ist die Tatsache, dass die
Ashikaga-Shogune Teezeremonien und andere Zerstreuungen der
Regierung des Landes vorzogen. Ein Teehaus kann in größeren Schlössern zu einem
berühmten oder zu einem legendären Teehaus erweitert werden.
Es ist sehr wichtig, dass Ihr Euer wachsendes Reich und Eure hart
erkämpften Provinzen mit starken Grenzbefestigungen schützt.
Grenztürme erlauben Euch, einen Blick in das Hinterland des
Gegners zu werfen und ermöglichen
die Kontrolle von Kaufleuten bei der
Grenzüberschreitung. Außerdem
erhaltet Ihr auf diese Weise wichtige
Informationen über den Standort der feindlichen Truppen.
Grenzbefestigungen sichern Eure Grenzen zu den
Nachbarprovinzen und erschweren es feindlichen Einheiten, in
Euer Reich einzudringen.
Buddhistischer Tempel
Drill-Dojo
Obwohl die Religion häufig in ein kontemplatives und meditatives Leben führte, gab es
immer wieder Bruderschaften, die sich im Namen des Herren auch in den Kampf stürzten.
Die buddhistischen Mönchskrieger Japans waren allen anderen Soldaten ihrer Zeit
ebenbürtig und zögerten nicht, auch außerhalb der Mauern ihres
Klosters in die Politik des Landes einzugreifen. Wie Ihr wisst,
hatte auch der große Nobunaga wiederholt Probleme mit den
fanatischen Mönchen. Als Verbündete sind die Mönche sehr
nützlich, wenngleich die japanische Geschichte gezeigt hat, dass
sie nur schwer zu kontrollieren sind. Durch den Bau eines
Tempels wird die Botschaft des Buddhismus in den nahe
gelegenen Provinzen verbreitet. Auf diese Weise könnt Ihr das Christentum zurückdrängen.
In einem Tempel werden Mönche ausgebildet. Berühmte Tempel und Tempelanlagen sind im
Kampf gegen das Christentum aufgrund der besseren Ausbildung der hier lebenden Mönche
deutlich effektiver.
76
Die Ausbildung von Soldaten umfasst weit mehr als die
Weitergabe militärischer Erfahrung. Ein Soldat muss wissen, wie
er sich in einem Kampfverband zum Wohle seiner Kameraden zu
verhalten hat. Jeder Befehlshaber lehrt seine Rekruten auf seine
Weise Disziplin und Kampfgeist. In der Regel liegen dem
formalisierten militärischen Drill praktische Kampferfahrungen zu
Grunde: Ein Verband aus Speerwerfern sollte beispielsweise stets
in strenger Formation in die Schlacht ziehen!
Im Drill-Dojo wird die Effektivität und die Disziplin Eurer Einheiten verbessert.
Voraussetzung für den Bau eines Drill-Dojos ist ein Palast.
Ninja-Dojo
In Ninja-Dojos werden keine traditionellen Spione und
Meuchelmörder, sondern kampfstarke Spezialeinheiten
ausgebildet. Diese Ninja-Stoßtrupps sind für Eure Feinde eine
tödliche Bedrohung. Voraussetzung für den Bau eines Ninja-Dojos
ist ein (beliebiges) Schwert-Dojo und ein brüchtigtes Ninja-Haus
(in derselben Provinz).
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4: Drei Samurai-Feldzüge
Die drei historischen Feldzüge von Shogun: Total
War – Gold Edition sind zeitlich in den späten
Jahren des Sengoku Jidai, der “Zeit der kämpfenden
Länder”, angesiedelt. In dieser Zeit erreichte der
Kampf um die Vorherrschaft in Japan seinen
Höhepunkt, als die bedeutendsten Feldherrn dieser
Zeit ihre Rivalen um die Macht zerschmetterten
und selbst nach dem Thron des Shoguns griffen.
Einer dieser großen Daimyo war Oda Nobunaga,
über dessen Skrupellosigkeit und Kühnheit Ihr
bereits an anderer Stelle gelesen habt.
Im Laufe der Feldzüge führt Ihr mächtige Samuraiheere auf das Schlachtfeld. Schlüpft in die
Rolle von Oda Nobunaga, Tokugawa Ieyasu oder Toyotomi Hideyoshi. Diese drei Männer
beendeten die Zeit des Sengoku Jidai und formten das Land neu. Sie waren die
Schlüsselfiguren im Kampf um die Vorherrschaft in Japan. Im Laufe ihres Lebens trafen diese
drei Daimyo (als Rivalen und als Verbündete) immer wieder aufeinander. Tokugawa Ieyasu
kämpfte beispielsweise als junger Mann bei Anegawa an der Seite des großen Oda
Nobunaga.
“Einem klugen Kämpfer werden seine Siege weder den Ruf der Weisheit noch den des
Mutes einbringen. Er gewinnt seine Schlachten, indem er keine Fehler macht. Keine
Fehler zu machen ist die Grundlage für die Gewissheit des Sieges, denn es bedeutet,
einen Feind zu besiegen, der bereits geschlagen ist.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Historiker stellen sich häufig die Frage, “Was wäre geschehen, wenn Tokugawa Ieyasu nicht
zum unumstrittenen Shogun aufgestiegen wäre?” Vermutlich hätte ein anderer Daimyo
seinen Platz eingenommen, und eine andere Familie hätte fortan die Geschicke Japans
gelenkt. Eines wird bei diesem Gedanken klar: Die Geschichte hätte auch einen völlig
anderen Verlauf nehmen können. Niemand konnte vorhersagen, dass Oda Nobunaga seine
Schlachten gewinnen würde … und auch Ihr habt nicht die Gewissheit, dass Ihr in seinen
historischen Schlachten triumphiert. Wie viele Entscheidungen hätten dem Schicksal eine
andere Wendung geben können? In den historischen Feldzügen seid Ihr in derselben
Situation wie vor Jahrhunderten die mächtigen Daimyo – jede Entscheidung könnte das
Ende Eurer Familie bedeuten!
Nun liegt es an Euch, diesen großen Feldherrn nachzueifern und selbst als mächtiger
Daimyo in die Geschichte einzugehen!
78
Eine Taktische Revolution
Obwohl die Japaner Feuerwaffen und Schießpulver lange Zeit vorher kannten, wurde die
Arkebuse erst im Verlauf dieser drei Feldzüge eine wichtige – wenn nicht entscheidende –
Waffe der Samurai-Kriege. Es gab viele gute Gründe, die für den Einsatz von Arkebusieren
sprachen. Der Hauptgrund war sicherlich die einfache Handhabung der Waffe. Auch in
Europa hatten Einheiten mit Schusswaffen nicht zuletzt deshalb längst die traditionellen
Bogenschützen verdrängt. Ein geübter Bogenschütze kann in derselben Zeit, in der ein
Arkebusier einen leidlich präzisen Schuss abgibt, mehrere Pfeile abfeuern. Allerdings
erfordert dieses Kunststück eine jahrelange Ausbildung. Erschwerend kommt hinzu, dass
nicht jeder Mann stark und geschickt genug ist, um den Bogen effektiv einzusetzen. Und
hier liegt der Hauptvorteil der Arkebuse: Jeder Bauer konnte an dieser Waffe ausgebildet
werden! Aus diesen Gründen war die Arkebuse
also die perfekte Waffe für die riesigen AshigaruVerbände einzelner Daimyo.
Durch die Verbreitung der Arkebuse änderte
sich die Kriegstaktik der Samurai grundlegend.
Vorbei waren die Tage, in denen einzelne
Samurai laut schreiend über das Schlachtfeld
stürmten, um sich einem würdigen Gegner zu
stellen. Nach und nach verdrängte auf den
Schlachtfeldern eine beinahe professionelle
Mordlust die Ehre des Einzelnen. Auslöser für
diese Entwicklung waren zweifellos die Ashigaru,
einfache Kämpfer, denen der Ethos der
individuellen Ehre fremd war. Wenige Jahre später waren die einst hastig rekrutierten und
kaum ausgebildeten Ashigaru eine wichtige Stütze der Clan-Armeen. Die Ashigaru selbst
verstanden sich nun als professionelle Söldner.
“Im Krieg ist alles sehr einfach, aber selbst die einfachsten Dinge erweisen sich als
schwierig ”
— Carl von Clausewitz, Über den Krieg
Alle großen Daimyo – unter ihnen auch Oda Nobunaga – hatten erkannt, dass die
Modernisierung der Angriffsstrategie über Sieg und Niederlage entscheiden würde. Also
verlagerten sie die Arkebusiere in die vorderste Schlachtreihe – eine ehrenhafte Position,
die bisher ausschließlich den Samurai vorbehalten war. Nobunaga, eher ein Stratege und
Realist, als ein engstirniger Traditionalist, wusste, dass die Arkebusiere die feindliche
Streitmacht ausschalten mussten, bevor diese angreifen konnte. Diese Erkenntnis bedeutete
jedoch in keiner Weise, dass er sich zukünftig ausschließlich auf seine Arkebusiere verlassen
wollte. Allerdings setzte er (und später auch seine Konkurrenten) herkömmliche Ashigaru
und Samurai vermehrt zum Schutz seiner Arkebusiere ein. Das Sperrfeuer der Arkebusiere
wurde so zum entscheidenden Faktor auf den Schlachtfeldern Japans. Hätte die SengokuPeriode noch länger angedauert, hätten die Daimyo den Aufbau großer Musketier-Verbände,
die von Bogenschützen und Schwertkämpfern flankiert wurden, sicherlich weiter
vorangetrieben.
79
Nobunagas eigentliche taktische Leistung ist
jedoch die Erkenntnis, dass der Sieg weitaus
wichtiger ist, als die persönliche Ehre und die
Wahrung von überkommenen Traditionen. Seine
Bereitschaft, den Ashigaru den Vorzug zu geben,
ist ein eindrucksvoller Beweis seiner weltoffenen
Denkweise. Er war damit der erste Daimyo, der
riesige Verbände aus Arkebusieren effektiv
einsetzte. Natürlich hatten auch andere
Feldherren die Bedeutung der Arkebuse erkannt,
allerdings zögerten seine Zeitgenossen, große
Truppenteile mit der neuen Wunderwaffe
auszurüsten. Bisher war es darüber hinaus üblich, dass alle Arkebusiere eines Verbandes
gleichzeitig feuerten. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen
der Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig
nutzlos – und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ seine Soldaten in Abteilungen feuern.
Auf diese Weise gelang es ihm, den Feind permanent unter Beschuss zu nehmen.
Die Schlachten von Oda
Nobunaga, 1560-1575
Oda Nobunaga war 15 Jahre alt, als er widerwillig das Erbe seines Vaters antrat. Erst nach
dem Selbstmord seines loyalen Gefolgsmannes Hirade Kiyohide, der sich aus Protest gegen
die Gleichgültigkeit des jungen Mannes, in sein Schwert gestürzt hatte, übernahm Nobunaga
Verantwortung. Später ging Oda Nobunaga als einer der fähigsten aber gleichzeitig
grausamsten und skrupellosesten Männer seiner Zeit in die Geschichte ein. Auch sein Tod
war grausam. Glaubt man der Überlieferung, fiel er einem heimtückischen Mordanschlag
seines eigenen Generals Akechi Mitsuhide zum Opfer.
“Wenn unsere Streitkräfte dem Feind zehn zu eins überlegen sind, umzingeln wir ihn.
Wenn wir fünf zu eins überlegen sind, greifen wir an. Wenn wir doppelt so zahlreich
sind, teilen wir unsere Armee. Wenn die Kräfte gleich sind, können wir eine Schlacht
erwägen. Sind wir zahlenmäßig unterlegen, meiden wir den Feind. Wenn wir ihm in
keiner Hinsicht gewachsen sind, können wir fliehen. Eine kleine Truppe kann den Feind
zwar aufhalten, doch am Ende wird sie von der größeren Streitmacht gefangen
genommen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
In den Feldzügen von Shogun: Total War – Gold Edition erlebt Ihr noch einmal den steilen
Aufstieg Oda Nobunagas, von seinem eindrucksvollen Sieg bei Okehazama im Jahr 1560
(siehe unten), bis zur alles entscheidenden Schlacht gegen den Takeda-Clan bei Nagashino
im Jahr 1575. Fünf Jahre nach der Schlacht bei Okehazama fügte Nobunaga den Asakura bei
Anegawa eine verheerende Niederlage zu, die den Untergang des Hauses Asakura
besiegelte. Als sich die Ikko-Ikki gegen Nobunaga erhoben, spürten die religiösen Fanatiker
in der Schlacht von Nagashima (1573) seinen Zorn. Die Schlacht von Nagashino ist als
Sieg der Feuerwaffe über die traditionelle Kriegsführung in die Geschichte eingegangen. In
dieser denkwürdigen Schlacht erteilten Nobunagas Arkebusiere der gefürchteten Kavallerie
der Takeda eine bittere Lektion.
Okehazama, 1560
“Wenn der Kampf tatsächlich begonnen hat und der Sieg lange auf sich warten lässt,
dann werden die Waffen deiner Männer stumpf und ihr Eifer wird gedämpft … und
wenn der Feldzug sich lange hinzieht, werden die Schätze des Staates unter der
Belastung schwinden.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Im Juni 1560 marschierte Imagawa Yoshimoto in Richtung Kyoto. Allerdings lag zwischen
ihm und seinem Ziel das Reich der Oda. Die Truppen der Imagawa rückten zügig vor und
zerstörten die Grenzfestungen bei Washizu und Marune. Anschließend lagerten die Soldaten
in der engen Dengaku-hazama-Schlucht in der Provinz Owari. Hier wurden sie von den
ortskundigen Spähern Nobunagas entdeckt.
Nobunaga fasste einen kühnen Plan und lockte Imagawa Yoshimotos Streitmacht in einen
Hinterhalt. Er ließ seine Armee lagern und führte unbemerkt einen kleinen Stoßtrupp in den
Rücken der feindlichen Truppen. Lag es an der drückenden Hitze oder an einem plötzlich
hereinbrechenden Sommergewitter, dass die Wachposten Nobunagas Männer, die sich im
Schutz des dichten Regens langsam dem Lager der Imagawa näherten, nicht bemerkten? Als
sich das Gewitter gelegt hatte, gab Nobunaga Befehl zum Angriff. Yoshimotos Leibwächter
und seine Soldaten flohen in Panik. Nur Imagawa Yoshimoto blieb in seinem Kommandozelt
zurück. Anfangs glaubte er, dass unter seinen betrunkenen Männern ein heftiger Streit
ausgebrochen war. Es spricht nicht für die Disziplin von Yoshimotos Soldaten, wenn er
wirklich glaubte, seine Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt.
Als Yoshimoto reagierte, war es bereits zu spät. Verzweifelt befahl er Nobunagas Männern
(die er für seine Soldaten hielt), an ihre Arbeit zurückzukehren. Wenig später wurden er
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und alle seine ranghohen Offiziere getötet. Nur zwei seiner Berater überlebten das
Gemetzel. An einem einzigen Nachmittag hatte Nobunaga so den Imagawa-Clan aus den
Geschichtsbüchern getilgt. Die Imagawa versanken in der Bedeutungslosigkeit.
Obwohl Oda Nobunagas Männer der Armee der Imagawa zahlenmäßig deutlich unterlegen
waren, zwang er seinen Gegner durch einen Überraschungsangriff mit gut ausgebildeten und
hochmotivierten Einheiten in die Knie. In Shogun: Total War – Gold Edition trefft Ihr auf ein
undiszipliniertes Imagawa-Heer. Wenn es Euch gelingt, den Willen der Soldaten zu brechen,
ergreifen die feindlichen Samurai die Flucht. Vertreibt alle feindlichen Einheiten vom
Schlachtfeld oder sichert Euch den Sieg wie einst Oda Nobunaga – beseitigt Imagawa
Yoshimoto!
Anegawa, 1570
“Zorn mag sich in Freude verwandeln; auf Verärgerung mag Zufriedenheit folgen.
Doch ein Königreich, das einmal zerstört wurde, kann nie wieder errichtet werden;
und auch die Toten können nicht ins Leben zurückgeholt werden.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den
historischen Feldzügen.
Anfang Juli 1570 zog Nobunaga gegen seinen
Schwager Asai Nagamasa in die Schlacht. Sein
Ziel war die Eroberung von Schloss Odani. Mitte
Juli erreichten Nobunagas Truppen den
Anegawa. Nobunaga schlug am südlichen Ufer
des Flusses sein Lager auf und wartete auf die
Verstärkung unter der Führung von Tokugawa
Ieyasu. Ein kleiner Teil seiner Streitmacht
belagerte währenddessen (als
Ablenkungsmanöver) Schloss Yokoyama.
Gleichzeitig marschierten am Nordufer des
Anegawa die vereinigten Streitkräfte von Asai
Nagamasa und den Asakura auf. Es kam zur alles entscheidenden Schlacht …
Nach der Ankunft von Tokugawa Ieyasu war Nobunagas Streitmacht der Armee seiner
Feinde zahlenmäßig weit überlegen. Da allerdings viele seiner Soldaten aus ehemaligen
Provinzen der Asai stammten, konnte und wollte er ihnen im Ernstfall nicht vertrauen.
Nobunaga unterstellte die fraglichen Einheiten kurzerhand seinem loyalen General Toyotomi
Hideyoshi und gab seiner Armee Befehl zum Angriff. Nobunaga war fest entschlossen,
seinen verhassten Schwager zu töten.
Im Morgengrauen entbrannte in der Mitte des seichten Flusses eine blutige Schlacht.
Während sich die Truppen der Tokugawa den Soldaten der Asakura stellten, attackierte
Nobunaga mit seinen Verbänden die Einheiten der Asai. Das Wasser des Anegawa färbte
sich rot, als ein Stoßtrupp der Tokugawa unter dem Befehl der Generäle Honda Tadakatsu
und Sakakibara Yasumasa der Streitmacht der Asakura in die Flanke fiel und die Truppen
General Kagetakes einkesselten. Die Asakura zogen sich daraufhin an das Nordufer des
Flusses zurück. Ein einziger Mann gab den fliehenden Truppen in dieser dunklen Stunde
Deckung und wurde so zum Helden der Schlacht: Makara Jurozaemon Naotaka. Der groß
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gewachsene No-Dachi-Samurai schritt schreiend
durch die Schlachtreihen der Tokugawa und
forderte würdige Gegner zum Zweikampf ... sein
offensichtliches Ablenkungsmanöver erfüllte
seinen Zweck: Während er gemeinsam mit
seinem Sohn unzählige Gegner ausschaltete, zogen
sich die Asakura geordnet zurück. Die beiden
tapferen Männer bezahlten ihren Heroismus indes
mit ihrem Leben.
In der Schlacht zwischen den Oda und den Asai
überstürzten sich unterdessen die Ereignisse. Aus
unerfindlichen Gründen trug Nobunaga nicht seine komplette Rüstung und wäre um ein
Haar von Endo Kizaemon, einem Samurai der Asai, getötet worden. Langsam wichen
Nobunagas Truppen vor den heranstürmenden Soldaten zurück. Erst als Tokugawa Ieyasu
mit seinem Heer die Flanke von Nobunagas Streitmacht verstärkte, wendete sich das Blatt.
Als auch noch die Belagerungstruppen von Schloss Yokoyama zurückkehrten, war das
Schicksal der Asai besiegelt!
Im Gegensatz zu den anderen Feldzügen Oda Nobunagas, war die Schlacht am Anegawa aus
taktischer Sicht eine Katastrophe. Sie erinnerte eher an eine Massenschlägerei, als an einen
organisierten militärischen Feldzug ... an eine direkte Einflussnahme auf die kämpfenden
Soldaten war nach dem Beginn der Schlacht kaum noch zu denken. In Shogun: Total War –
Gold Edition müsst Ihr diese Schlacht gewinnen – nicht mehr und nicht weniger. Verlasst
Euch nicht allzu sehr auf Toyotomi Hideyoshis Männer, zumal Ihr diesen keine direkten
Befehle erteilen könnt. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Truppen von Tokugawa Ieyasu.
Solltet Ihr jedoch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, betet zu Gott, dass Ieyasu Euren
Hals rettet!
Mt. Hiei, 1571
“Attackiere in der Schlacht stets die stärksten Stellungen des Feindes; wenn du siehst,
dass sich seine Soldaten zurückziehen, teile deine Streitkräfte und greife eine andere
starke Stellung seines Heeres an. Deine Taktik muss einem gewundenen Gebirgspfad
gleichen.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers
1571 beschloss Oda Nobunaga, dem Treiben der rebellischen Tendai-Mönche am Mount
Hiei ein Ende zu setzen. Immer wieder hatten die Mönche seine ungeschützte Flanke
bedroht, wenn er gegen wichtige Feinde in die Schlacht zog. Mit der Vernichtung der
Mönche wollte er ganz Japan zeigen, dass er keinen Widerstand gegen seine Autorität
duldete. Nobunaga war fest entschlossen, die Mönche bis auf den letzten Mann zu töten
und weder Frauen noch Kinder zu verschonen.
Nur so konnte er seinem Machtanspruch Nachdruck verleihen!
83
Als Oda Nobunaga mit seinen Truppen
versuchte, den Belagerungsgürtel um Schloss
Nagashino zu durchbrechen, kam es zur Schlacht
mit Takeda Katsuyori. Dieser sammelte
augenblicklich seine Belagerungstruppen und
stellte sich den Oda, obwohl die Armee der
Takeda den Soldaten Nobunagas zahlenmäßig
deutlich unterlegen waren. Allerdings zog die
gefürchtete Kavallerie der Takeda den offenen
Kampf einer langwierigen Belagerung vor. Sogar
das Wetter schien auf der Seite der Takeda zu
stehen …
Nagashima, 1573
“Manchmal gerät eine Armee in eine Notlage, die keine natürlichen Gründe hat,
sondern auf Fehlern beruht, für die der General verantwortlich ist.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den
historischen Feldzügen.
Im Juli 1573 hatte Oda Nobunaga genug von den aufständischen Ikko-Ikki. Er wusste, dass
die rebellischen Kriegermönche seine Vorherrschaft niemals anerkennen würden. Daher
war er fest entschlossen, ihrem Treiben ein Ende zu setzen.
Er ließ in der Provinz Ise ein gewaltiges Heer ausheben. Über die genaue Zahl seiner
Soldaten ist nichts bekannt. Nobunaga schickte starke Ashigaru-Verbände mit Arkebusen
nach Nagashima – Sie sollten eine Bresche in die Reihen seiner Feinde schlagen. Gleichzeitig
sicherten die Armeen von Sakuma Nobumori und Toyotomi Hideyoshi die westliche Flanke
der Ashigaru-Truppen.
Nobunagas kühner Plan scheiterte an einem plötzlichen Wetterumschwung. Nach einem
heftigen Regenguss waren Nobunagas Arkebusen unbrauchbar. Die fanatischen Ikko-Ikki
nutzen die Gunst der Stunde und trieben seine Stoßtruppen zurück. Dann, als der Regen
aufgehört hatte, konnten die Mönche endlich ihre eigenen Feuerwaffen einsetzen!
Nobunagas Truppen blieb nur der Rückzug. Nobunaga selbst wäre beinahe erschossen
worden. Glücklicherweise tötete die für ihn bestimmte Kugel einen seiner Leibwächter.
Diese Episode zeigt einmal mehr, dass auch Nobunaga immer an vorderster Front, also in
Reichweite der Arkebusen, kämpfte. Schließlich zogen sich auch die Entsatztruppen im
Westen zurück … zum zweiten Mal in nur zwei Jahren mussten sich Nobunagas Truppen
geschlagen geben.
Hatte sich Nobunaga überschätzt?
In diesem Fall sicher nicht, da nur der plötzlich einsetzende Regen der Schlacht diese
überraschende Wendung gegeben hatte. Kein General der Welt kann den Ausfall seiner
Hauptstreitmacht kompensieren. Hoffentlich habt Ihr bei Nagashima mehr Glück, als einst
Nobunaga. Besiegt die Ikko-Ikki. Es gibt nur eine Möglichkeit, diese fanatischen Krieger
aufzuhalten: Tötet möglichst viele von ihnen. Eure Armee muss mindestens 50 Prozent der
feindlichen Einheiten ausschalten, um deren Widerstand zu brechen. Die Ikko-Ikki sind
hochmotiviert. In ihren Reihen dienen Krieger, die den einfachen Soldaten im Heer der Oda
weit überlegen sind.
Nagashino, 1575
Nobunaga lockte die Takeda in eine Falle: Er zog sich mit seinen Truppen auf das
gegenüberliegende Ufer des seichten Rengogawa zurück, dessen Steilufer die berittenen
Einheiten der Takeda aufhalten sollte. Anschließend sammelte er 3000 seiner besten
Schützen und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in Stellung. Als die Soldaten
des Takeda-Clans heranstürmten, liefen sie in ihr Verderben.
Die Takeda gingen nach ihrer bewährten Taktik vor. Nach einem Vorstoß der Kavallerie
sollten starke Infanterieverbände nachrücken ... angesichts der schweren Regenfälle der
Nacht und der anhaltenden Schauer ein durchaus vernünftiger Plan. Takeda Katsuyori hatte
guten Grund zu der Annahme, dass Nobunagas Arkebusen feucht und damit unbrauchbar
waren. Außerdem, so dachte er, würde es ein Leichtes sein, die schutzlosen Arkebusiere
nach der ersten Salve aufzureiben, während sie ihre Waffen nachluden.
Diese an sich logische Überlegung sollte sich jedoch als tödlicher Irrtum erweisen. Als
Takeda Katsuyori Befehl zum Angriff gab, feuerten Nobunagas Arkebusiere in drei
Abteilungen auf die heranstürmenden Takeda – in kurzen Abständen hallten die Salven der
Arkebusiere über das Schlachtfeld. Die Takeda hatten nicht den Hauch einer Chance.
Schließlich mussten Katsuyoris Soldaten bis auf eine Schwertlänge an ihre Feinde
herankommen, um diese zu töten ... ein im Kugelhagel aussichtsloses Unterfangen.
Die Takeda waren mit einem unbeugsamen Siegeswillen in ihr Verderben gerannt. Etwa
zwei Drittel von Katsuyoris Männern fielen im Kugelhagel der Oda. Noch nie zuvor hatte
ein Samurai-Heer derart schreckliche Verluste erlitten. Mehr als die Hälfte der 97
namentlich bekannten Samurai in Diensten der Takeda verloren in der Schlacht von
Nagashima ihr Leben – unter ihnen auch acht der berühmten “24 Generäle” des Clans.
Nobunaga triumphierte.
Wenn Ihr vor Nagashino siegen wollt, müsst Ihr den Takeda eine ähnlich vernichtende
Niederlage zufügen. Vergesst jedoch nicht, dass Eure Arkebusiere nach einem plötzlichen
Regenguss vorübergehend unbrauchbar sind.
“Siegen wird der, der gut vorbereitet darauf wartet, den unvorbereiteten Feind
anzugehen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
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85
Die Schlachten von Toyotomi
Hideyoshi, 1582-1590
“Wenn der Feind uns zahlenmäßig überlegen ist, können wir ihn am Kampf hindern.
Versuche, seine Pläne aufzudecken und zu erkennen, wie Erfolg versprechend sie sind.
Reize ihn, und ergründe das seiner Aktivität oder Inaktivität zu Grunde liegende Prinzip.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Toyotomi Hideyoshi stammte aus ärmlichen Verhältnissen und stieg vom einfachen Ashigaru
zum getreuen General und Gefolgsmann Oda Nobunagas auf, an dessen Seite er zahlreiche
Schlachten schlug.
Hideyoshi war es auch, der die Ermordung Nobunagas durch Akechi Mitsuhide rächte. Sein
Triumph über den Verräter sollte sein Recht auf die Nachfolge Nobunagas untermauern.
Dies führte wiederum zu Spannungen mit ehemaligen Gefolgsleuten Nobunagas, die im
Kampf um die Vorherrschaft in Japan Tokugawa Ieyasu unterstützten. Nach der (vorläufigen)
Einigung mit Ieyasu widmete sich Hideyoshi einem drängenden Problem ... der Zerschlagung
des Hojo-Clans. Sein übergroßer Ehrgeiz wurde Hideyoshi schließlich zum Verhängnis: Die
Landung in Korea erwies sich als Katastrophe, da es Hideyoshi nicht gelang, seinen Einfluss
auf das chinesische Festland auszudehnen. Nach seinem Tod im Jahr 1598 versank seine
Familie in der Bedeutungslosigkeit. Ein anderer Mann betrat nun als Hideyoshis Nachfolger
die politische Bühne: Tokugawa Ieyasu.
Die Schlachten, die Ihr in Shogun: Total War –
Gold Edition in Toyotomi Hideyoshis Namen
befehligt, fanden alle nach dem Tode Oda
Nobunagas statt. Natürlich hatte Hideyoshi
bereits an der Seite seines Herrn zahlreiche
Schlachten geschlagen. Das militärische Genie
dieses großen Generals trat allerdings erst nach
Nobunagas Ermordung zu Tage.
Im Jahr 1582 rächte Hideyoshi die heimtückische
Ermordung Oda Nobunagas durch dessen
General Akechi Mitsushide. Nur 13 Tage nach
Nobunagas Tod kam es in der Nähe des Dorfes
Yamazaki zur entscheidenden Schlacht zwischen Hideyoshi und Mitsushide, dem “Shogun
der 13 Tage”.
1583 triumphierte Hideyoshi in der Schlacht von Shizugatake über Shibata Katsuie, seinen
Rivalen um die Nachfolge Oda Nobunagas. Im darauf folgenden Jahr festigte er in der
Schlacht von Kanie mit einem Sieg über Nobunagas Sohn seine Position als politischer und
militärischer Nachfolger Nobunagas! 1585 rückten Hideyoshis Streitkräfte gegen eine Sekte
von Kriegermönchen aus Negoroji vor. Sie sollten für ihre Loyalität gegenüber Tokugawa
Ieyasu teuer bezahlen. In den Schlachten von Takajo und Sendaigawa richtete sich
Hideyoshis Zorn 1597 gegen die Shimazu, bevor er im Jahr 1590 den Hojo in der Schlacht
von Odawara eine vernichtende Niederlage zufügte. Obwohl Hideyoshi nach seinen Siegen
der unangefochtene Herrscher über Japan war, sollte der Thron des Shoguns für ihn immer
unerreichbar bleiben ...
86
Yamazaki, 1582
“Überheblich zu beginnen und danach vor der Zahl des Feindes zurückzuschrecken, ist
ein Beweis für einen außergewöhnlichen Mangel von Intelligenz.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Hideyoshi verlor nach der Ermordung Oda
Nobunagas keine Zeit, seinen Herrn zu rächen.
Akechi Mitsuhide hatte inzwischen Schloss Nijo
in Kyoto erreicht und sich nach der Hinrichtung
von Nobunagas Sohn und Erben selbst zum
Shogun ernannt. Als Hideyoshi von den jüngsten
Entwicklungen erfuhr, wusste er, dass er schnell
handeln musste. Wenn es ihm nicht gelang,
Akechi Mitsuhide binnen weniger Tage
auszuschalten, würde der Verräter seine neu
gewonnene Macht weiter festigen. Mitsuhide
hatte geduldig abgewartet, bis alle seine Rivalen
weit vom Zentrum der Macht entfernt waren, bevor er selbst Anspruch auf den Thron des
Shoguns erhob.
Als Mitsushide zehn Tage nach Nobunagas Tod von Hideyoshis Plänen erfuhr, entschloss er
sich, Hideyoshis Armee auf dem Schlachtfeld entgegenzutreten, und nicht in seinem Schloss
auf den Angriff seines Feindes zu warten. Auf der Straße nach Kyoto kam es schließlich zur
alles entscheidenden Schlacht ... siegessicher ließ Mitsuhide seine Truppen vor seinen
Schlössern aufmarschieren.
Auch Hideyoshi zog die offene Schlacht einer langwierigen Belagerung vor. Bei der Suche
nach einem geeigneten Schlachtfeld fiel seine Wahl auf einen bewaldeten Hügel bei
Tennozan, unweit des Dorfes Yamazaki. Mitsuhide sammelte seine Truppen indes am Ufer
des Enmyojigawa, einem schmalen Fluss ganz in der Nähe. Nach Einbruch der Dunkelheit
setzten Hideyoshis Ninja in Mitsushides Lager mehrere Zelte in Brand und verunsicherten
so dessen Soldaten ... Mitsuhides Ende stand kurz bevor.
Am nächsten Morgen, 13 Tage nach Nobunagas Tod, gab Hideyoshi Befehl zum Angriff.
Während ein Teil seiner Streitmacht zum Enmyojigawa vorrückte, entbrannte bei Tennozan
eine blutige Schlacht. Verbissen hielten Hideyoshis Männer den Hügel. Gleichzeitig kesselte
Hideyoshi das Heer seines Rivalen mit der rechten und linken Flanke seiner Streitmacht ein
... panisch ergriffen die feindlichen Soldaten die Flucht. Auch Mitsushide floh. Allerdings
wurde er wenig später von marodierenden Plünderern gefangen genommen und zu Tode
geprügelt.
So nahm der Shogun der 13 Tage ein vergleichsweise unrühmliches Ende. Hideyoshis Taktik
war aufgegangen. Auch der Aufmarsch seiner Truppen vor der eigentlichen Schlacht gilt bis
heute als Musterbeispiel strategischen Kalküls. Nach seinem Sieg ging Hideyoshi als Rächer
Oda Nobunagas in die Geschichte ein ... und er wusste diesen politischen Vorteil zu nutzen.
Diese Schlacht beweist eindrucksvoll, dass ein einziger Sieg das Schicksal eines ganzen
Landes besiegeln kann! Der Lohn für den Sieger dieser Schlacht war das politische und
militärische Erbe von Oda Nobunaga.
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Immer wieder bedrohten verschiedene Sekten
von Kriegermönchen die Daimyo. Die Mönche
konnten durchaus wertvolle Verbündete sein – in
der Regel waren sie jedoch gefährliche und
fanatische Feinde. Hideyoshi verbündete sich
schließlich mit den Kriegermönchen von Ishiyama
und Kyoto, nachdem er an der Seite Oda
Nobunagas bereits blutige Kriege gegen die IkkoIkki geführt hatte.
Shizugatake, 1583
“Es gibt fünf gefährliche Fehler, die jeder General begehen kann. Die beiden ersten
sind: Unbekümmertheit, da sie zur Vernichtung führt; und Feigheit, da sie zur
Gefangennahme führt. Der nächste ist ein empfindliches Ehrgefühl, das für Scham
empfänglich ist; und ein ungezügeltes Temperament, das durch Beleidigung provoziert
werden kann. Der letzte Fehler ist übergroße Sorge um das Wohl der Männer. Dies
sind die fünf schrecklichsten Sünden eines Generals.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Auch nach Hideyoshis Sieg über Akechi
Mitsuhide kämpften andere Generäle der Oda
um den Thron des Shoguns. Einer dieser Männer
war Shibata Katsuie.
Hideyoshi errichtete auf den Bergen am
Nordufer des Biwasees mehrere Festungen, da
er den erwarteten Angriff Shibata Katsuies
bereits im Keim ersticken wollte. Die Festung
Shizugatake auf dem höchsten Gipfel stand unter
dem Befehl von Nakagawa Kiyohide. Trotz des
schwierigen Geländes attackierte Shibata Katsuie
die Festung mit einer Armee unter dem Befehl
seines Neffen Sakuma Morimasa. Da dieser wusste, dass Hideyoshis Streitmacht Schloss
Gifu belagerte, missachtete er den Rückzugsbefehl seines Onkels. Er war fest entschlossen,
das Schloss in nur drei Tagen zu erobern.
Hideyoshi reagierte blitzschnell und stellte Morimasa nur einen Tag später mit starken
Kavallerieverbänden vor den Toren der Festung. Obwohl Nakagawa Kiyohide getötet
wurde, gelang es den verbissen kämpfenden Verteidigern, die Festung zu halten. Morimasa
musste die Belagerung beenden und stellte sich Hideyoshis Truppen.
Sakuma Morimasas Niederlage war verheerend. Die Schlacht glich eher einem blutigen
Massaker als einem organisierten Feldzug. Die Soldaten der Sakuma entledigten sich ihrer
Waffen und Rüstungen und flohen in den dichten Wald. Als Shibata Katsuie die traurigen
Überreste seiner stolzen Armee sah, beging er Seppuku.
Nun seid Ihr ein Befehlshaber in Hideyoshis Heer. Es liegt an Euch, Sakuma Morimasa eine
ähnliche Niederlage zuzufügen, wie einst Toyotomi Hideyoshi.
Negoroji, 1585
“Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir,
unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des
Feindes in unserer Hand.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
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1585 verweigerten immer noch einige Sekten
Hideyoshi den Gehorsam und unterstützten
stattdessen seinen Rivalen Tokugawa Ieyasu. Vor
allem die Mönche aus Negoroji und Saiga hatten 1584 in mehreren Schlachten unter Ieyasu
gedient. Hideyoshi bestrafte die Mönche für ihre Loyalität gegenüber Ieyasu spät, aber
äußerst grausam. Er marschierte in die Provinz Kii ein und zerstörte dort vier kleinere
Außenposten, bevor er nach Negoroji weiterzog. Obwohl die Kriegermönche mutige
Kämpfer waren, zogen sich viele von ihnen auf Schloss Ota in der Provinz Saito zurück. Die
Zurückgebliebenden bereiteten sich indes auf den Kampf vor.
Hideyoshi ging grausam, aber äußerst effektiv gegen die Mönche vor. Er ließ die
Holzgebäude von Negoroji in Brand setzen – und verbrannte so einen Teil der Mönche bei
lebendigem Leibe. Die Überlebenden wurden von seinen Soldaten erbarmungslos
niedergemetzelt.
Die Siegbedingungen für diese Schlacht sind klar: Kein einziger Mönch darf überleben!
Takajo, 1587
“Zwar haben wir von dummer Hast im Kriege gehört, doch Klugheit wurde noch nie
mit langen Verzögerungen in Verbindung gebracht. In der ganzen Geschichte gibt es
kein Beispiel dafür, dass ein Land aus einem langen Krieg Gewinn gezogen hätte.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
1587 entschloss sich Hideyoshi, den verhassten Shimazu-Clan auszulöschen.
Mit einem Heer unter dem Befehl seines Halbbruders Hashiba Hidenaga drängte er die
Streitmacht der Shimazu auf Schloss Takajo in der Provinz Hyuga zurück. Hidenaga schlug
daraufhin sein Lager vor Schloss Takajo auf. Als die Shimazu von der Belagerung hörten,
kehrten sie um und stellten sich Hidenagas Armee.
Dieser sammelte seine Truppen und zog sich hinter eine eilig errichteten Palisade zurück.
Ein kleiner Stoßtrupp der Shimazu rückte vor, um eine Bresche in die Reihen der Feinde zu
schlagen. Anschließend sollte die Kavallerie nachrücken, um Hidenagas Soldaten aufzureiben.
Der Plan schien aufzugehen, bis die Shimazu selbst durch eine geschickte Kriegslist
getäuscht wurden: Hidenaga führte einen kleinen Stoßtrupp in den Rücken der feindlichen
Streitmacht. Die Shimazu sollten glauben, dass ein zweites Heer sämtliche Rückzugswege
blockierte. Die List funktionierte. Hastig zogen sich die zahlenmäßig deutlich überlegenen
Truppen der Shimazu zurück und flohen in die Provinz Satsuma – Hidenaga triumphierte.
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Nach drei endlosen Monaten erkannten die Hojo, dass sie der Belagerung nicht mehr
standhalten konnten und übergaben das Schloss Hideyoshi.
Sendaigawa, 1587
“Es liegt in unserer Hand, uns vor einer Niederlage zu schützen, doch die Gelegenheit,
den Feind zu schlagen, gibt uns der Feind selbst.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Nach dem Triumph von Takajo vereinte Hideyoshi seine Armee mit Hidenagas Streitmacht.
Unter seinem Befehl marschierten die Truppen anschließend zum Sendaigawa, dem
Grenzfluss zu Kagoshima. Hier erwartete sie bereits eine Armee der Shimazu unter dem
Befehl von Niiro Tadamoto.
Obwohl er zahlenmäßig etwa 30 zu 1 unterlegen
war, gab Niiro Tadamoto Befehl zum Angriff ...
eine sinnlose aber außerordentlich tapfere
Geste. Als die Nacht hereinbrach, zogen sich die
Überlebenden seiner Armee nach Kagoshima
zurück. Dort wurden sie von Hideyoshis
Streitmacht eingekesselt.
Anstatt seine Feinde anzugreifen, löste Hideyoshi
den Konflikt jedoch durch geschickte
Verhandlungen.
“Du kannst sicher sein, mit deinem Angriff Erfolg zu haben, wenn du nur Orte
angreifst, die unverteidigt sind. Du kannst die
Sicherheit deiner Verteidigung erhöhen, wenn
du nur Positionen hältst, die nicht angegriffen
werden können. Der General, dessen Gegner
nicht weiß, was er verteidigen soll, greift weise
an; und er ist ein weiser Verteidiger, wenn sein
Gegner nicht weiß, was er angreifen soll.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Schlachten von Tokugawa
Ieyasu, 1564-1600
Die Karriere von Tokugawa Ieyasu, dem späteren Shogun, war selbst in der SengokuPeriode einzigartig.
Odawara, 1590
“Wenn du die Stellung des Feindes nicht sehen kannst, täusche einen Angriff vor, um
seine Stärke zu enthüllen. Es ist einfach, ihn zu besiegen, wenn du seine Stärke
kennst.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers
Im Jahr 1590 hatte Hideyoshi die Hojo nahezu ausgerottet. Zum dritten und letzten Mal
belagerte er Schloss Odawara.
Verzweifelt setzte der Daimyo der Hojo Zwangsarbeiter aus den nahe gelegenen Dörfern
ein, um die Befestigungsanlagen des Schlosses zu verstärken. Diese waren bereits seit 1582
kontinuierlich ausgebaut worden.
Hideyoshis Übermacht war erdrückend. In einem Brief an seine Frau schrieb er: “Wir haben
Odawara in zwei oder drei Ringen umstellt und einige Gräben und Mauern angelegt. Kein
Feind wird das Schloss lebend verlassen.” Das riesige Heerlager Hideyoshis erinnerte an
eine eilig vor den Toren der Festung errichtete Kleinstadt. Selbst für die Unterhaltung der
Soldaten war gesorgt. Laut hallte das ausgelassene Gelächter der siegessicheren Belagerer
über das Schlachtfeld. Mit dieser inszenierten Heiterkeit sollten die eingeschlossenen
Verteidiger demoralisiert werden.
Er sammelte seine ersten militärischen Erfahrungen als Soldat der Imagawa – eigentlich als
Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Trotzdem diente er in der Armee der
Imagawa und kämpfte gegen die Soldaten Oda Nobunagas! Erst nach dem Tod Imagawa
Yoshimotos brach er mit den Imagawa und wurde ein treuer Gefolgsmann Oda Nobunagas.
Ieyasu hatte Zeit. Schließlich konnte er davon ausgehen, dass der wesentlich ältere
Nobunaga vor ihm sterben würde. Nach seinem Tod, so hoffte Ieyasu, würde er dessen
militärisches und politisches Erbe antreten. Nach Nobunagas Tod kämpfte Ieyasu mit
Toyotomi Hideyoshi um die Vorherrschaft in Japan – mit wechselndem Erfolg, wie Ihr im
Kapitel Der Weg des Daimyo nachlesen könnt. Schließlich krönte Ieyasu sein Lebenswerk
mit dem Titel des Shoguns. 250 Jahre lang sollten er und seine Nachfolger die Geschicke
Japans lenken.
“Eins mit dem Feind werden bedeutet, sich in die Situation des Feindes zu versetzen. In
unserer Welt denken die Menschen meist an einen Einbrecher, der in einem Haus
gefangen ist. Wenn wir jedoch “eins mit unserem Feind werden”, erkennen wir, dass
die ganze Welt gegen uns ist, und uns keine Hoffnung auf Flucht bleibt.”
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers
Kein europäisches Land dieser Zeit hätte sich den Unterhalt derart riesiger
Truppenverbände leisten können. Insgesamt dienten in Hideyoshis Armee bis zum Fall des
Schlosses etwa 200.000 Männer! Während der Belagerung gab es vor den Toren der
Festung unzählige kleinere Scharmützel. Einmal gelang es einem Sprengkommando
Hideyoshis sogar, eine Bresche in die Mauer des Schlosses zu sprengen.
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In Shogun: Total War – Gold Edition zieht Ihr
gegen verschiedene Feinde Ieyasus in die
Schlacht und trefft auf altbekannte Gegner.
Bei Azukizaka bewies Ieyasu 1564 im Kampf
gegen Oda Nobunagas Erzfeinde, die Ikko-Ikki,
seine Tapferkeit. 1569 traf er in der Schlacht von
Kakegawa auf seine einstigen Verbündeten, die
Imagawa. In den denkwürdigen Schlachten von
Mikata ga hara (1572), Yoshida (1575) und
Temmokuzan (1582) kämpfte er gegen den
mächtigen Takeda-Clan.
Im Oktober des Jahres 1600, zwei Jahre nach dem Tod seines Rivalen Toyotomi Hideyoshi,
schlug Ieyasu seine letzte Schlacht. Mit seinem Sieg am Sekigahara-Pass über die Ostarmee
von Mitsunari Ishida sicherte er sich den Titel des Shoguns ... der Kampf um die
Vorherrschaft war endlich entschieden.
Azukizaka, 1564
“Die Kunst des Krieges lehrt uns, nicht darauf zu hoffen, dass der Feind nicht kommt,
sondern darauf zu bauen, dass wir bereit sind, ihn zu empfangen; nicht auf die
Möglichkeit, dass er nicht angreift, sondern auf die Tatsache, dass wir unsere Stellung
uneinnehmbar gemacht haben.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Tokugawa Ieyasu stellte die Ikko-Ikki bei Azukizaka in der Provinz Mikawa. Als loyaler
Befehlshaber Oda Nobunagas hatte er wenig Mitleid mit den fanatischen Mönchen, die den
Zorn seines Herrn entfacht hatten.
Ieyasu kämpfte in der blutigen Schlacht an vorderster Front. Mehrere Kugeln durchschlugen
seine Rüstung, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Für damalige Verhältnisse grenzte dies
beinahe an ein Wunder: Nicht selten zersplitterten die minderwertigen Kugeln beim
Eindringen in den Körper des Angeschossenen. Die Kugeln waren also durchaus mit
modernen Explosiv- oder Dum-Dum-Geschossen vergleichbar.
Vergesst nicht, dass die fanatischen Kriegermönche der Ikko-Ikki äußerst gefährlich sind.
Ihre Moral ist nur schwer zu brechen. Nur wenn Ihr den Mönchen schwere Verluste zufügt,
könnt Ihr sie in die Knie zwingen.
Diese Schlacht ist übrigens als “Zweite Schlacht von Azukizaka” in die Geschichte
eingegangen. In der erste Schlacht von Azukizaka trafen im Jahr 1542 die Oda auf die
Imagawa. Es war in Japan durchaus üblich, dass Feldherren ihre Soldaten – vermutlich aus
Platzmangel – immer wieder auf dieselben Schlachtfelder führten!
Kakegawa, 1569
“Verfolge keinen Feind, der die Flucht vortäuscht. Greife keine Soldaten an, die auf
den Kampf warten. Schlucke keinen Köder, den der Feind anbietet. Greife keine
Armee an, die nach Hause zurückkehrt. Lasse ein Schlupfloch frei, wenn du eine
Armee umzingelst. Du darfst einen verzweifelten Gegner nicht zu hart bedrängen.
Dies sind militärische Leitsätze.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Es schien beinahe, als wollte Tokugawa Ieyasu
eine alte Rechnung begleichen und sich für seine
jahrelange Gefangenschaft bei den Imagawa
rächen, als er Imagawa Ujizane auf Schloss
Kakegawa belagerte. Ujizane war der Sohn
Imagawa Yoshimotos, der Ieyasu wenige Jahre
zuvor als Geisel festgehalten hatte.
Trotz seiner persönlichen Ressentiments gegen
die Imagawa wusste Ieyasu, dass die Eroberung
des Schlosses wesentlich wichtiger war, als der
Tod seiner Feinde. Also trat er mit seinen
verhassten Feinden in Verhandlungen – mit
Erfolg. Die Imagawa übergaben Ieyasu die Festung kampflos. Im Gegenzug sicherte ihnen
Ieyasu seine Unterstützung bei der Rückeroberung der Provinz Suraga zu. Allerdings hatte
Ujizane den Zenit seiner Macht zu diesem Zeitpunkt längst überschritten und musste nach
einer verheerenden Niederlage gegen die Streitmacht der Takeda bereits ein Jahr später
abdanken. Der lachende Dritte war zweifellos der neue Herr auf Schloss Kakegawa:
Tokugawa Ieyasu.
Denkt in dieser Schlacht immer daran, dass Ihr das Schloss um jeden Preis einnehmen
müsst. Gelingt es Euch in Shogun: Total War – Gold Edition, die Festung im Sturm zu nehmen
(wie es ursprünglich auch Ieyasu geplant hatte)? Natürlich ist die Eroberung der Festung
sinnlos, wenn ein Großteil Eurer Truppen bei der Belagerung fällt.
Mikata ga hara, 1572
“Jede Kriegsführung gründet auf Täuschung. Wenn wir also fähig sind anzugreifen,
müssen wir unfähig erscheinen; wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir
inaktiv scheinen.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Die Kavallerie der Takeda war in ganz Japan gefürchtet. Zu oft hatten die unerschrockenen
Reiter der Takeda bereits über ihre Feinde triumphiert.
Auf dem Weg zur Festung Hamamatsu traf Takeda Shingen bei Mitaka-ga-hara auf die
Streitkräfte der Tokugawa unter dem Befehl Tokugawa Ieyasus.
Laut Koyo Gunkan ließ Ieyasu seine Truppen auf der Mitaka-ga-Hara-Hochebene nördlich der
Festung in Gyorin-Formation, auch Fischschuppen-Formation genannt, aufmarschieren.
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Die Keilformation sollte einen Angriff der Takeda
provozieren. Da Ieyasus Heer den Truppen der
Takeda etwa 1 zu 3 unterlegen war, sammelte er
seine Männer und wartete auf den nächsten
Schritt seiner Feinde. Die linke Flanke seiner
Armee sicherten drei hervorragende MikawaGeneräle: Matsudaira Ietada, Honda Tadakatsu
und Ishikawa Kazumasa. Zu seiner Rechten
marschierten Einheiten Oda Nobunagas auf.
Trotz der Übermacht der Takeda rückten die
Truppen der Tokugawa schließlich vor und
feuerten auf die feindlichen Schlachtreihen. Als
am Spätnachmittag leichter Schneefall einsetzte, gewannen die Takeda an der linken Flanke
der Tokugawa-Armee die Oberhand. Takeda Shingen zog nun seine müden Soldaten
langsam zurück und schickte frische Truppen ins Feld. Als sich die linke Flanke der Tokugawa
im Schutz der hereinbrechenden Dunkelheit zurückzog, gab Takeda Shingen seiner
Hauptstreitmacht Befehl zum Angriff. Je länger der Kampf dauerte, desto verzweifelter
wurde die Situation für die Armee der Tokugawa.
Schließlich sammelte Ieyasu seine Soldaten unter seinem persönlichen Banner und zog sich
auf Schloss Hamamatsu zurück. Ursprünglich wollte er sich selbst auf die Soldaten der
Takeda stürzen, um seinen eingekesselten Freund Mizuno Tadashige zu unterstützen. Er
besann sich jedoch eines Besseren und rettete sich mit seinen Gefolgsleuten in die Festung.
Die Schlacht, so schien es, war entschieden, da er Hamamatsu mit nur fünf Mann erreichte.
Mit dem Mut der Verzweiflung befahl er, die Tore der Festung zu öffnen, um den
Überlebenden seiner Armee den Rückzug in das Schloss zu ermöglichen. Darüber hinaus
ließ er Signalfeuer entzünden und eine riesige Trommel schlagen. Als die Vorhut der Takeda
Hamamatsu erreichte und die Männer die offensichtliche Zuversicht der Tokugawa sahen,
fürchteten sie einen Hinterhalt. Anstatt die Festung anzugreifen, schlugen die Tokugawa
daher bei Saigadake ihr Nachtlager auf. Die siegreichen Soldaten wähnten sich in Sicherheit,
als sie am Eingang der engen Schlucht von Mikata ga Hara lagerten. In der Nacht überfielen
zwei Gefolgsmänner Ieyasus das Lager und trieben unzählige Samurai in die enge Schlucht.
Hier waren sie für die Krieger der Tokugawa ein leichtes Ziel. Am nächsten Morgen zogen
sich die Takeda zurück und überließen Hamamatsu Tokugawa Ieyasu – vorläufig.
In Shogun: Total War – Gold Edition droht die Schlacht außer Kontrolle zu geraten. In einer
offenen Schlacht habt Ihr kaum eine Chance gegen die Übermacht der Takeda. Haltet die
Takeda mit einem Teil Eures Heeres so lange wie möglich auf, und zieht Euch mit Eurer
Hauptstreitmacht geordnet auf die Festung zurück. Ein kontrollierter Rückzug ist nicht
einfach. Wenn die Festung fällt, habt Ihr auch die Schlacht verloren.
Yoshida, 1575
“Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil siehst; setze deine Truppen nicht ein, wenn
es nichts zu gewinnen gibt; kämpfe nicht, wenn die Lage nicht kritisch ist.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
1575, zwei Jahre nach dem Tod seines alten Rivalen Takeda Shingen, kämpfte Ieyasu immer
noch gegen die Takeda. Da die Takeda den Aufstieg ihres Clans allerdings vor allem dem
militärischen Genie Takeda Shingens verdankten, atmeten dessen Feinde nach seinem Tod
erleichtert auf!
Lediglich Shingens Sohn, Takeda Katsuyori,
erwies sich als gefährlicher Feind. 1575 war er in
die Provinz Mikawa eingefallen, um dort eine
(augenscheinlich) schwache Garnison auf Schloss
Yoshida zu belagern. Ieyasu hatte jedoch mit
diesem Schachzug seines Gegners gerechnet und
die Garnison mit gut ausgebildeten Truppen
verstärkt. Katsuyori ging ihm in die Falle. Es
gelang seiner Armee nicht, die Truppen der
Tokugawa in die Knie zu zwingen, zumal diese
klug genug waren, sich seiner Streitmacht nicht
in der offenen Schlacht zu stellen. Enttäuscht
brach Takeda Katsuyori die Belagerung ab und zog mit seiner Armee nach Norden in
Richtung Nagashino.
In Shogun: Total War – Gold Edition müsst Ihr die Truppen der Takeda möglichst lange
aufhalten. Wenn es Euch gelingt, Takeda Katsuyoris Männer zu zermürben und einige von
ihnen zu töten, geben Eure Feinde auf. Natürlich müsst Ihr darauf achten, dass Eure eigene
Streitmacht von Euren zahlenmäßig deutlich überlegenen Feinden nicht aufgerieben wird.
Temmokuzan, 1582
“Deine Schnelligkeit soll sein wie die des Windes; deine Festigkeit wie die des Waldes.
Beim Angriff und Plündern sei wie das Feuer; wenn du dich nicht bewegst, sei wie ein
Berg. Deine Pläne sollen dunkel und undurchdringlich sein wie die Nacht, und wenn du
dich bewegst, dann stürze herab wie ein Blitzschlag.”
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges
Nach jahrelangen harten Kämpfen triumphierte Ieyasu schließlich über die Takeda und tilgte
den einst mächtigen Clan aus den Geschichtsbüchern.
Als die Heere von Oda Nobunaga und Tokugawa Ieyasu anrückten, wusste Takeda
Katsuyori, dass er den Kampf um die Vorherrschaft verloren hatte. Er ließ seine Festung bei
Shinpujo niederbrennen und floh in die Berge, um sich auf Iwadono, eine Festung seines
Vasallen Oyamada Nobushige, zurückzuziehen. Doch als dieser die Tore der Festung vor
Katsuyoris Augen schließen ließ, blieb dem Oberhaupt der Takeda keine Wahl. Er befahl
seinen verbleibenden Gefolgsleuten, die Streitmacht der Oda und der Tokugawa möglichst
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lange aufzuhalten und nahm sich das Leben. Obwohl Nobunaga und Ieyasu ihren alten
Rivalen sicher gerne selbst getötet hätten, spielte die Art seines Todes für die beiden
Pragmatiker vermutlich keine Rolle. Ein Feind, der Selbstmord beging war für sie genauso
tot, wie ein Gegner, den sie selbst enthauptet hatten.
Eure Aufgabe ist klar: Vernichtet die Armee der Takeda. Bahnt Euch einen Weg durch die
Reihen seiner Armee und tötet Katsuyori, bevor er sich selbst richtet. Ihr könnt den
Truppen von Oda Nobunaga keine Befehle erteilen. Allerdings kämpfen sie tapfer an Eurer
Seite.
Sekigahara, 1600
Die Schlacht von Sekigahara war die alles entscheidende Schlacht der Sengoku-Periode. An
einem nebligen Oktobertag des Jahres 1600 krönte Tokugawa Ieyasu am Sekigahara-Pass
sein Lebenswerk und herrschte fortan als neuer Shogun über Japan.
Tokugawa Ieyasu befehligte die Ostarmee, eine Allianz ehemaliger Gefolgsleute Toyotomi
Hideyoshis und Oda Nobunagas, allesamt Gegner einer neuen kaiserlichen Zentralregierung.
Gleichzeitig hatten sich mehrere Clans, die Ieyasu als neuen Shogun ablehnten, der
Westarmee des designierten neuen Kaisers Ishida Mitsunari angeschlossen.
Ende Oktober 1600 spitzte sich die Situation nach mehreren verlustreichen aber
ergebnislosen Schlachten und Belagerungen dramatisch zu. Die Ostarmee der Tokugawa
trotzte auf Schloss Fushimi zunächst erfolgreich dem Ansturm der Westarmee. Als die
Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert war, öffneten diese die Tore und griffen die
Westarmee mehrmals an ... kein einziger Verteidiger überlebte diesen Ausfall.
Eine weitere kuriose Episode der Auseinandersetzung war die Belagerung der Garnison
Hosokawa Yusai Fujitakas auf Schloss Tanabe durch die Westarmee. Die Angreifer wagten es
offenbar nicht, die Festung des angesehenen Gelehrten einzunehmen. Wie sonst ist es zu
erklären, dass verschiedene Generäle der Westarmee “vergaßen”, die Kanonen mit
Kanonenkugeln zu bestücken, bevor sie auf die Festung feuerten? Nicht zuletzt deshalb
geriet die Belagerung zur Farce.
Tokugawa Ieyasu wusste, dass Hideakas Armee bereit war, die Seiten zu wechseln. Da ihm
das Ausharren des Generals als Beweis für dessen Loyalität jedoch nicht ausreichte, ließ er
einen kleinen Stoßtrupp auf Hideakas Truppen feuern, um diesen zu einer eindeutigen
Entscheidung zu zwingen. Nun wechselte Kobayakawa Hideaka tatsächlich die Seiten und
attackierte die Flanke seiner ehemaligen Verbündeten. Otani Yoshitsugu hatte diesen
heimtückischen Angriff jedoch offenbar erwartet und schlug die Verräter zurück.
Gleichzeitig attackierte Tokugawa Ieyasu zwei weitere Abteilungen der Westarmee – mit
Erfolg: Die Kuchiki und die Wakizaka wechselten ebenfalls die Seiten. Als die Otani nun von
drei Seiten angegriffen wurden, befahl Otani Yoshitsugu einem seiner Gefolgsleute, ihn zu
töten; da er an Lepra litt konnte er sich nicht selbst richten.
Das Ende der Westarmee stand kurz bevor.
Lediglich den Shimazu gelang es, sich
zurückzuziehen. Der Versuch, sich mit Ishida
Mitsunaris Reservetruppen zu vereinigen
scheiterte jedoch, da diese bereits zu Tokugawa
Ieyasu übergelaufen waren ... genau die Truppen,
die Ishida Mitsunari den Sieg sichern sollten,
hatten ihn nun verraten. Damit war das Schicksal
Japans besiegelt.
Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe seiner
gefallenen Gegner. Es gab niemanden mehr, der
seine Autorität anzweifeln konnte. Ishida
Mitsunari war geschlagen. Die Daimyo, die sich Ieyasu angeschlossen hatten, wurden für
ihre Loyalität belohnt. Obwohl Ieyasu erst drei Jahre später zum Shogun erklärt wurde, war
er von diesem Tage an der unumstrittene Herrscher Japans.
Schließlich trafen die beiden Armeen am engen Sekigahara-Pass in der Provinz Mino
aufeinander. Allerdings stieß die Westarmee am Morgen dieses 21. Oktobers 1600 nach
einem nächtlichen Gewaltmarsch eher zufällig auf die Westarmee Ieyasus. Ishida Mitsunari
hatte den Pass als Schlachtfeld gewählt, da er hoffte, die Ostarmee überraschen zu können.
Er wollte einen geordneten Aufmarsch von Ieyasus Truppen um jeden Preis verhindern. Also
riegelte er den engen Pass mit seinem riesigen Heer ab.
Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen waren völlig durchnässt und
konnten den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel gegen Mittag
lichtete, gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Zunächst schien es, als hätten Ieyasus
Truppen den Gewehrsalven der Westarmee nichts entgegenzusetzen. Doch schließlich ging
die Ostarmee zum Gegenangriff über … es folgte ein blutiges Gemetzel. Langsam
gewannen die Soldaten von Tokugawa Ieyasu an Boden und näherten sich unaufhaltsam
Ishida Mitsunari.
Da seine gesamte Streitmacht in Kämpfe verwickelt war, gab dieser mit einem zuvor
vereinbarten Signalfeuer seinen Entsatztruppen unter dem Befehl von Kobayakawa Hideaka
Befehl zum Angriff. Kobayakawas Einheiten sollten – so der Plan – mit einem raschen
Vorstoß die linke Flanke der Ostarmee aufreiben. Zu Mitsunaris Entsetzen griff Kobayakawa
Hideaka jedoch nicht in die Schlacht ein.
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Temüdschin
5: Die Mongolen
“Die Horde der Tataren ist riesig. Wenn einer dieser schrecklichen Krieger getötet
wird, springen zehn andere an seine Stelle. Jeder von ihnen hat den Schädel eines
Hundes und trägt die Waffen von drei bis vier Kämpfern.”
— Benedikt der Pole, um 1240
Benedikt der Pole fasste die Barbaren der
östlichen Steppen (wie übrigens viele seiner
Zeitgenossen) fälschlicherweise unter dem
Begriff “Tataren” zusammen. Seine Furcht vor
dieser Bedrohung, die Europa bis auf seine
Grundfeste erschüttern sollte, war jedoch
berechtigt. Furcht erregende Berichte aus Polen
und dem fernen China schürten die Angst vor
den grausamen und blutrünstigen Eroberern.
Niemand – darin waren sich alle einig – konnte
diese Ausgeburten der Hölle aufhalten.
Die Mongolen werden häufig als die “Roten
Khmer des Mittelalters” bezeichnet. Sie waren bereit, jeden zu töten, der sich ihnen in den
Weg stellte. Skrupellos zerstörten die grausamen Horden blühende Zivilisationen und
hinterließen in Asien und Europa eine Spur der Verwüstung.
Niemand bestreitet, dass die Mongolen grausam, kompromisslos und brutal waren. Sie
hatten anfangs überhaupt kein Interesse, den Reichtum der unterworfenen Völker für sich
zu nutzen. Stattdessen tilgten sie ihre Opfer aus den Geschichtsbüchern. Insofern wurden
sie ihrem Ruf durchaus gerecht. Die Unterwerfung durch die Mongolen war für die wenigen
Überlebenden einer Invasion ein traumatisches Ereignis.
Wer waren die Mongolen?
Die Mongolen zogen (wie einige Jahrhunderte zuvor die Hunnen) als Nomaden durch die
Steppen Zentralasiens und überfielen gelegentlich sesshafte (und zivilisiertere)
Nachbarvölker. Gelang es einem Führer, seine Horde auch nach einem Beutezug
zusammenzuhalten, ließen sich die plündernden Nomaden nicht selten in der
unterworfenen Region nieder und bildeten dort einen neuen Adelsstand. Auch das
Königreich Chin in Nordchina ist auf diese Weise entstanden.
Unter Dschingis Khan erlebte das Mongolenreich seine Blütezeit. Wie einst Attila der
Hunnenkönig hatte der gefürchtete Kriegsherr eine Vision und das unstillbare Verlangen, ein
Weltreich zu errichten. Im Gegensatz zum Hunnenreich, das nach Attilas Tod in sich
zusammenfiel, führten die Kinder und Kindeskinder Dschingis Khans dessen Lebenswerk
erfolgreich weiter und blieben mehrere Jahrhunderte lang die bestimmende Macht in Asien.
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Zu Beginn seiner militärischen Laufbahn war
Dschingis Khan alles andere als ein
charismatischer Führer oder mächtiger Eroberer.
Er erblickte zwischen 1155 und 1167 das Licht
der Welt. Sein Vater gab ihm den Namen eines
Tatarenfürsten, den er einst getötet hatte:
Temüdschin. Die nomadisierenden
Mongolenstämme der Naimanen, Keräiten,
Uiraten, Merkiten und Jalairen führten ein hartes
und entbehrungsreiches Leben. Ihre Erzfeinde
waren die Tataren und ihre Verbündeten, das
Königreich Chin in Nordchina.
Nach der Ermordung seines Vaters durch die Tataren war der etwa 12-jährige Junge
unverhofft das neue Familienoberhaupt. Die Gefolgsleute seines Vaters verweigerten ihm
jedoch den Gehorsam. Zu allem Überfluss musste sich der junge Temüdschin auch noch
gegen seine Brüder behaupten. Eine überlieferte Episode verdeutlicht Temüdschins
Grausamkeit: Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Chasar lockte er seinen Halbbruder
Bektar in einen Hinterhalt und tötete ihn. Dieser hatte es gewagt, einen Fisch und einen
Vogel aus Temüdschins Fallen zu stehlen. Die drakonische Bestrafung Bektars ist ein
typisches Beispiel für die Unversöhnlichkeit der Mongolen …
Schließlich scharte Temüdschin eine Horde loyaler Krieger um sich, die seine Fähigkeiten als
Führer und Eroberer – und vermutlich vor allem seine Großzügigkeit – schätzten. Die
Menschen schwärmten, dass der junge Temüdschin für seine Männer sein letztes Hemd
geben würde. An der Seite von Toghril, dem Khan der Keräiten, zog er gegen seine
Erzfeinde, die Tataren in die Schlacht. Die Europäer bezeichneten die Mongolen später
fälschlicherweise ebenfalls als “Tartaren”, weil sie die Steppenbewohner für Ausgeburten
der Hölle (Homers Tartarus) hielten.
Nach langen Kämpfen gelang es Temüdschin und Toghril schließlich, die Tataren mit der
Unterstützung des Königreichs Chin (das inzwischen die Seiten gewechselt hatte) in die Knie
zu zwingen. Die Tataren wurden bis auf wenige Überlebende, die sich den Mongolen
anschlossen, getötet. Etwa zur gleichen Zeit nahm Temüdschin den Titel “Dschingis Khan”
(“Weltherrscher”) an. Als es wenig später zum Bruch mit Toghril kam, zog sich Dschingis
Khan mit seinen loyalen Gefolgsleuten nach Sibirien zurück. Erst nach Toghrils Tod (er
wurde versehentlich getötet, als er das Territorium der Naimaner durchquerte)
akzeptierten die Keräiten Dschingis Khan als ihren Führer. Da dieser jedoch die Loyalität
seiner neuen Verbündeten anzweifelte, setzte er alles daran, den Stamm auszulöschen.
Anschließend wandte er sich gegen die mächtigen Naimaner, da er fürchtete, sie könnten
seinen Aufstieg gefährden. Nach einem blutigen Feldzug unterwarfen sich die Naimaner.
1206 wurde Dschingis Khan zum Khan aller Völker und Stämme der Mongolei ausgerufen
und von einem Schamanen zum göttlichen Herrscher erhoben. Und nun? Dschingis Khan
befehligte inzwischen riesige Armeen, die unbedingt beschäftigt werden mussten. Nur so
konnte er Machtkämpfe zwischen den verschiedenen Stämmen verhindern.
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Also entschied er sich, weitere Gebiete – oder wenn möglich die ganze Welt – zu erobern
… eine durchaus praktische Lösung des Problems. Zunächst unterwarf er die Kirgisen und
andere Nomadenvölker Zentralasiens. Andere Stämme, wie die Uighuren erkannten die
Zeichen der Zeit und unterwarfen sich freiwillig. In der Folgezeit hatte die uighurische
Kultur großen Einfluss auf die Gesellschaft im neu entstehenden mongolischen Weltreich.
Der Weg nach China
China war zu jener Zeit ein zersplittertes Land. Die Mongolen nutzen diesen Umstand und
fielen plündernd in die Königreiche Chin (bei Peking) und Hsi-Hsia in Westchina ein.
Obwohl sich Hsi-Hsia Dschingis Khan daraufhin unterwarf, war der Feldzug kein wirklicher
Erfolg. Die mongolische Kriegstaktik, besiegte Feinde erbarmungslos niederzumetzeln, war
im Kampf gegen Steppenvölker äußerst effektiv, da man den Nomaden dadurch ihren
einzigen “Reichtum”, die Arbeitskraft des Einzelnen raubte. Wozu aber Millionen von
Chinesen töten? Es machte nicht einmal Sinn, die chinesischen Bauern in die Armee
einzugliedern, da sie keine Kampferfahrung hatten. Gleichzeitig blieben die Herrscher von
Chin eine ernste Bedrohung (schließlich waren sie selbst gefürchtete Eroberer). Nicht
einmal nach dem Fall Pekings im Jahr 1215 unterwarfen sich die unbeugsamen Chin der
Übermacht der Mongolen ... tapfer kämpften sie viele Generationen lang gegen die
ungeliebten Eroberer.
Nach dem Sturz der Kara Khitai in Ostturkestan nutzten Dschingis Khans Generäle die
religiösen Spannungen des Landes geschickt zu ihren Gunsten und beendeten die Verfolgung
der Muslime. Durch diesen klugen Schachzug wurden die Mongolen von der muslimischen
Bevölkerung als Befreier gefeiert. Dschingis Khan plante indes einen neuen Feldzug: Hinter
dem Pamir lagen die prächtigen Reiche der Osmanen ... Transoxanien und Persien.
Krieg gegen die Araber
“… meine Feinde in Stücke zu schneiden, sie vor mir herzutreiben, ihren Besitz zu
rauben, mich an den Tränen ihrer Hinterbliebenen zu laben, und ihre Frauen und
Töchter zu nehmen.”
Nach Rashid al Din die Lieblingsbeschäftigung Dschingis Khans
ALLE Bewohner – ungeachtet ihres Alters oder Geschlechts – getötet. Die Mongolen
verschonten lediglich Handwerker, da sie deren Fähigkeiten schätzten und zu nutzen
wussten. Die Städte selbst wurden teilweise versehentlich, teilweise bewusst,
niedergebrannt. Durch diese willkürliche Schreckensherrschaft brachen die Mongolen
schließlich die Moral der Bevölkerung und der Soldaten von Chorezm.
Schließlich bliebt Ala al Din Muhammed nur die Flucht. Er starb 1220 desillusioniert und
verzweifelt an Erschöpfung. Doch selbst nach seinem Tod setzten die Mongolen ihre
Plünderungen fort. Dschingis Khan ließ sogar die Grabmäler der Vorfahren seiner Feinde
zerstören. Nichts schien seinem ungezügelten Zorn standzuhalten. Ala al Dins Sohn, Jalal al
Din setzte den Kampf gegen die Mongolen unerschrocken fort. Er besiegte sogar ein
Mongolenheer, bevor ihn Dschingis Khan am Ufer des Indus stellte. Erstaunlicherweise ließ
er seinen Rivalen, den er als wahren Helden würdigte, entkommen. Anschließend fielen die
Mongolen in Indien ein, bevor sie erneut nach Norden zogen.
Gleichzeitig revoltierten in Herat die Anhänger Jalals ... sie sollten für ihren Mut teuer
bezahlen. Sechs lange Monate belagerten die Mongolen die Stadt, bis sich die Verteidiger
der mongolischen Übermacht geschlagen geben mussten. Nach dem Fall der Stadt ließ
Dschingis Khan angeblich 1,6 Millionen Menschen hinrichten.
1223 kehrte Dschingis Khan mit mehreren Tausend Gefangenen in die mongolische Steppe
zurück. Da die Mongolen die Gefangenen nicht mit Nahrungsmitteln versorgen konnten,
begannen sie, diese systematisch zu töten. Auch die (inzwischen überflüssig gewordenen)
Handwerker und Gelehrten fielen dem Massaker zum Opfer. Der Massenmord war damit
endgültig zum wichtigsten politischen Mittel Dschingis Khans geworden.
Seine Armeen zogen indes weiter. Ein Heer, das ursprünglich den fliehenden Ala al Din
Muhammed töten sollte, plünderte zunächst den Westen des heutigen Iran und fiel
anschließend im christlichen Georgien ein. Schließlich erreichten die Mongolen das
Kaspische Meer. Hier trafen sie auf die nomadisierenden Kipchaken, die sich den Mongolen
freiwillig unterwerfen wollten. Als die Mongolen dies ablehnten, wandten sich die Kipchaken
Hilfe suchend an den Fürsten von Kiew. Dieser fiel jedoch in die Hände der Mongolen, die
ihn (nach einer ungewohnt rücksichtsvollen Behandlung) unter einem Stapel Teppiche
erstickten. Für die Mongolen war dies eine äußerst ehrenvolle Hinrichtung. Schließlich
hatten sie peinlichst genau darauf geachtet, keinen Tropfen des fürstlichen Blutes zu
vergießen. Anschließend zogen die mongolischen Horden weiter und brachten Tod und
Verderben über das Land.
Auf der anderen Seite des Gebirges traf Dschingis Khan auf einen Mann, der ihm ebenbürtig
war: Muhammed II., Sultan von Chorezm. Dieser hatte seinerseits die Khitai und seine
Rivalen in Afghanistan bezwungen und sah keinen Grund, sich dem Großkhan zu
unterwerfen. Allerdings beging Muhammed im Jahr 1219 einen entscheidenden Fehler. Er
glaubte, dass Dschingis Khan sein Land lediglich plündern wollte, um anschließend nach
China weiterzuziehen. Obwohl Muhammeds Armee den Mongolen zahlenmäßig deutlich
überlegen war, drängten die Eroberer seine Truppen in mehrere Garnisonsstädte zurück.
Die Städte hatten dem Ansturm der Mongolen nichts entgegenzusetzen. Als Bukhara fiel,
ließ Dschingis Khan die dort stationierten Soldaten bis auf den letzten Mann töten. Viele
Städte ereilte in der Folgezeit ein ähnliches Schicksal. Selbst in Städten, die sich kampflos
ergaben, ließ Dschingis Khan die militärischen, geistigen und religiösen Führer enthaupten.
Widersetzte sich eine Stadt, wurden
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Der Tod Dschingis Khans
1226 wagte der alternde Dschingis Khan erneut einen Feldzug gegen China. Mit der
gleichen Grausamkeit, mit der die Mongolen zuvor die Araber in die Knie gezwungen
hatten, überrannten sie nun das Königreich Hsi-Hsia. Bevor er seinen Triumph jedoch feiern
konnte, starb Dschingis Khan (vermutlich) an den Folgen eines Reitunfalls. Sein Tod wurde
bis zum Ende des Feldzuges geheim gehalten. Angeblich töteten die Mongolen, die seine
sterblichen Überreste in das Kentai-Gebirge brachten, jeden, der ihren Weg kreuzte.
Schließlich sollte es dem Großen Khan auch im Jenseits nicht an willigen Dienern mangeln.
40 junge Frauen, allesamt Angehörige der bedeutendsten mongolischen Familien, wurden zu
Ehren des großen Feldherrn geopfert und folgten ihm in den Tod. Auch seine Dienstmägde,
Pferde und die persönlichen Besitztümer des Großen Khans wurden in seiner Gruft
bestattet. Noch an seinem Grab (das bis heute nicht gefunden wurde) beschlossen seine
Nachfolger das letzte Massaker unter den Hsi-Hsia.
Seine Söhne und Enkel, die Mitglieder der Goldenen Familie, führten das Lebenswerk
Dschingis Khans fort. Nach der Herrschaft seines Sohnes Ögödai und seiner Enkel Kuyuk
und Möngke betrat sein berühmtester Enkel die politische Bühne: Kubilai Khan.
seines Vaters bis in den Mittleren Osten und an die Grenzen Europas ausgedehnt. Obwohl
sie ein Weltreich beherrschten, das sich von der Donau bis in das entfernte China
erstreckte, waren die Mongolen stets ihren nomadischen Wurzeln treu geblieben: Sie
kehrten in ihre Heimat zurück, um einen neuen Khan zu bestimmen!
Der Alkohol wurde Ögödai schließlich zum Verhängnis. Nach seinem Tod wurde die
grundlegende Schwäche des politischen Systems der Mongolen deutlich: Der Khan war die
alleinige Identifikationsfigur des ganzen Volkes. Als er starb, kehrten die Mongolen in ihre
Heimat zurück, um einen neuen Führer zu wählen. Gerade als sie die Möglichkeit hatten,
Europa zu unterwerfen, ritten die Mongolen nach Hause und kehrten niemals zurück. In
Polen wird die Niederlage von Liegnitz übrigens bis heute als Befreiungsschlacht gefeiert, die
Europa rettete.
Die Mongolen verschonten Europa und richteten ihre Aufmerksamkeit nach Osten …
Kubilai Khan
In Xanadu did Kubla Khan
A stately pleasure dome decree
Where Alph, the sacred river ran
Through caverns measureless to man
Down to a sunless sea
Ancestral voices prophesying war
Auch nach Dschingis Khans Tod setzten die Mongolen ihre aggressive Eroberungspolitik fort.
Schließlich fielen sie in den Mittleren Osten ein und stießen bis nach Europa vor.
Der WestEn Wankt
Am 9. April 1241 stellte sich ein deutsch-polnisches Ritterheer bei Liegnitz den
vorrückenden Mongolen. Beim Anblick der schwer gepanzerten christlichen Ritter ergriffen
die Mongolen die Flucht. Als diese nun siegessicher die Verfolgung aufnahmen, gerieten sie
jedoch in einen heimtückischen Hinterhalt.
Kein einziger Ritter überlebte das anschließende Massaker.
Nur einen Tag später vernichtete ein anderes Mongolenheer die Streitmacht König Bélas
von Ungarn. Die Mongolen hatten einen Rückzug vorgetäuscht und die nachrückenden
ungarischen Truppen eingekesselt. Eine neue Katastrophe stand bevor. Dann entdeckten die
Ungarn eine Lücke im Belagerungsring der Mongolen. Die verzweifelten Soldaten wagten
einen Ausbruch. Beinahe schien es, als würde einigen von ihnen die Flucht gelingen, als
plötzlich ein Teil der Soldaten in Panik geriet ... damit war das Schicksal der Ungarn
besiegelt. Erbarmungslos wüteten die Mongolen unter den völlig verstörten Europäern. Nur
wenige überlebten das Massaker: König Béla floh auf eine Insel im Mittelmeer. Erst als er das
Meer überquert hatte, atmete er erleichtert auf!
Nach der Unterwerfung Ungarns schlugen die Mongolen ihr Lager auf, um sich für den
nächsten Feldzug zu rüsten. Europa stand kurz vor einer Katastrophe. Sollte auch Wien
unter dem Ansturm der Mongolen fallen, war der Weg nach Deutschland und Frankreich
frei. Kein europäischer Monarch hatte die nötigen Mittel, ein Heer auszuheben, das den
mongolischen Kolonnen standhalten konnte ... der Untergang des Abendlandes stand kurz
bevor. Hilflos warteten die Europäer auf das Unvermeidliche … hatte sich Gott von den
Christen abgewandt? Eines stand fest: Die Mongolen würden unaufhaltsam bis an den
Atlantik marschieren.
— Samuel Taylor Coleridge
Im Zenit seiner Macht war Kubilai Khan der reichste und mächtigste Herrscher der Welt.
Sein unermesslicher Reichtum ermöglichte ihm sogar den Unterhalt eines Sommerpalastes
in Xanadu. Dieser Palast in Shang-tu, der Hauptstadt seines Reiches, lag inmitten eines
riesigen Jagdreviers. Nie zuvor hatte es einen ähnlich Prachtbau gegeben. Als Marco Polo
den Hof des Khans zum ersten Mal sah, verschlug es ihm angesichts des Reichtums seines
Gastgebers den Atem.
Kubilai Khan herrschte über ein Reich, das sich von der Donau bis an die chinesische
Pazifikküste, und von Sibirien bis an den Indischen Ozean erstreckte. Der unumstrittene
Khan aller mongolischen Clans setzte das Lebenswerk seines Großvaters, des großen
Dschingis Khan, fort. Allerdings konzentrierte sich Kubilai Khan auf die Unterwerfung Chinas
und die Errichtung eines chinesischen Großreichs (unter der Herrschaft der Mongolen).
Kubilai einte China und begründete eine neue Herrscherdynastie.
Doch in letzter Sekunde kehrten die Mongolen völlig unerwartet um. Nur durch einen
glücklichen Zufall entging Europa der Unterwerfung – Ögödai Khan, der dritte Sohn
Dschingis Khans war gestorben. Der kluge (aber stets betrunkene) Regent hatte das Reich
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Die Unterwerfung Chinas
Unmittelbar nach Dschingis Khans Tod kam es zu Aufständen der unterdrückten Chin. Erst
im Jahr 1234 gelang es den Mongolen, deren Widerstand zu brechen. Am Südufer des Hwai
lag das Königreich Sung. Die Unterwerfung dieses mächtigen Reichs sollte 40 Jahre dauern.
Nach Ögödais Tod im Jahr 1241 (er hatte sich buchstäblich zu Tode getrunken) drohte das
mongolische Weltreich in rivalisierende Clans zu zerfallen. Schließlich riss Möngke, ein Enkel
Dschingis Khans, die Macht an sich. Nach seiner Ernennung zum Großkhan setzte der
unerschrockene Krieger die Eroberungszüge der Mongolen fort. Seinem Bruder Kubilai
schenkte er einen Teil des eroberten Chinas, während er seinen anderen Bruder, Hülegü,
zum Oberbefehlshaber seiner Armeen im Mittleren Osten ernannte. Da Möngke allerdings
nicht im Traum daran dachte, erneut in Europa einzufallen, war dieser Posten
vergleichsweise unbedeutend.
Möngke und Kubilai bereiteten sich indes auf einen gemeinsamen Feldzug gegen die Sung
vor. Ein langwieriger und verlustreicher Krieg stand bevor. Im reichen und dicht besiedelten
Südchina gab es zu jener Zeit unzählige befestigte Städte. Außerdem kam die mongolische
Armee (überwiegend berittene Bogenschützen) auf dem unwegsamen Gelände nur langsam
voran. Im ungewohnten Klima des Landes hatten die Invasoren darüber hinaus mit bisher
ungekannten Krankheiten zu kämpfen. Die Mongolen beschlossen, die Chinesen mit ihren
eigenen Waffen zu schlagen. Sie rekrutierten chinesische Infanteristen, Ingenieure und
andere Spezialisten. Schon bald beherrschten sie die chinesischen Kriegstaktiken meisterlich.
Bevor Möngke jedoch offen gegen die Sung in die Schlacht zog, fiel er im Königreich
Nanchow ein, um die Handelsrouten der Sung nach Indien und Burma zu unterbrechen.
Kubilai war als Oberbefehlshaber für die perfekte Planung und Vorbereitung des Feldzuges
verantwortlich. Erstmals bewies er nun sein militärisches Genie. Auf ihrem Weg nach Ta-li,
der Hauptstadt von Nanchow, verzichteten die Mongolen (zum ersten Mal in ihrer
Geschichte) auf blutige Massaker. Im Gegenteil: Kubilais chinesischer Lehrmeister hatte ihm
von einem General erzählt, der einst eine Stadt eroberte, ohne einen einzigen Bewohner zu
töten. Also verzichtete auch Kubilai auf unnötige Gewalt. Beim Einmarsch in Ta-li trugen
seine Soldaten Banner mit den Worten “Jeder der tötet, wird mit dem Tode bestraft”.
Dennoch töteten die Befehlshaber der Stadt die mongolischen Unterhändler. Als die
Mongolen später unbehelligt in die Stadt einritten, ließ Kubilai die Mörder kurzerhand
exekutieren. Alle anderen Bewohner der Stadt wurden von den Mongolen verschont.
Vermutlich trug der Ruf der Mongolen entscheidend dazu bei, dass Kubilais Taktik aufging.
Allerdings erkannte er, dass Gnade ein ähnlich wirkungsvolles politisches Werkzeug war, wie
ein blutiges Massaker.
Im Jahr 1257 stand einem Angriff auf das Reich der Sung nichts mehr im Wege. Doch dann
begingen die Mongolen den törichten Fehler, die Annam in Nordvietnam anzugreifen. Die
stolzen Eroberer ereilte in Vietnam jedoch ein ähnliches Schicksal, wie viele Großmächte
nach ihnen. Obwohl sie mehrere Schlachten (sogar gegen Elefanten) gewinnen konnten,
kehrten von den 100.000 Mongolen weniger als 20.000 Überlebende aus Vietnam zurück.
Unzählige Männer waren Krankheiten und den Überfallkommandos der Annam zum Opfer
gefallen. In der Folgezeit versuchten die Mongolen noch mehrmals, Vietnam zu unterwerfen
– ohne Erfolg.
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Kubilai Khan verbrachte indes einen Großteil seiner Zeit mit der Verwaltung seiner
nordchinesischen Besitztümer. In Shang-tu (dem “Xanadu” aus Coleridges Gedicht) ließ er
(etwa zehn Tagesreisen von Peking entfernt) eine neue Hauptstadt errichten. Er gewährte
seinen chinesischen Ratgebern und Dienern außergewöhnliche Freiheiten, ohne jedoch die
militärische Macht aus den Händen zu geben. Diese liberale Politik stieß bei den traditionell
denkenden Mongolen erwartungsgemäß auf Unverständnis. Dies führte schließlich dazu,
dass Möngke mehrere prominente chinesische Berater seines Bruders ermorden ließ.
Kubilai und Möngke rüsteten sich zum Bürgerkrieg. In letzter Sekunde besannen sich die
beiden Brüder jedoch eines Besseren und zogen Seite an Seite gegen die Sung-Dynastie in
die Schlacht.
Ihre Strategie war durchaus bemerkenswert. Anstatt (nach Art der Nomaden) plündernd
und brandschatzend in Sung einzufallen, beschlossen die Brüder, das Kerngebiet der Sung in
Ostchina zu isolieren, um die Sung auf diese Weise zur Kapitulation zu zwingen. Diese
Taktik beweist, dass die Mongolen ihre Vergangenheit als blutrünstige Barbaren längst
abgestreift hatten. Als Kubilai Wuchang belagerte, erreichte ihn die Nachricht vom Tod
seines Bruders. Möngke war in Ho-chou an der Ruhr gestorben. Es gibt allerdings auch
Berichte, dass ein Armbrustschütze der Sung den Großen Khan getötet hatte.
Sung war gerettet – vorläufig. Doch die Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Anders als
in Europa zogen sich die Mongolen nicht zurück. Der Tod des Khans führte weder zu einem
Zerfall der mongolischen Armee, noch zum Ausbruch blutiger Clankriege. Dies ist allein
Kubilai zu verdanken. Anstatt zum Quriltai, dem Treffen aller Mongolen, zu reiten, um einen
neuen Khan zu wählen, setzte er den Feldzug gegen die Sung fort. Kubilai wusste, dass ein
Sieg über die verhassten Chinesen seinen Anspruch auf den Thron des Khans festigen
würde. Er überquerte trotz des erbitterten Widerstandes der Chinesen und des Befehls,
umzukehren, den Jangtse. Niemals, dachte er, würden es die Mongolen wagen, das Quriltai
ohne ihn abzuhalten. Natürlich gab es verschiedene Anwärter auf den Thron des Khans.
Allerdings hielten sich nur Kubilai und sein Bruder Arik-Böke mit nennenswerten Armeen in
der Nähe der Versammlungsstätte auf. Da Kubilai wegen seiner Offenheit gegenüber den
Chinesen und ihrer Kultur bei den Mongolen jedoch relativ unbeliebt war, schien es lange
Zeit, als würde Arik-Böke anstelle seines Bruders zum neuen Großkhan ausgerufen.
1260 ließ sich Kubilai von seiner Armee in Shang-tu zum Großen Khan proklamieren. ArikBöke zog indessen die traditionsbewussteren Stammesfürsten der Mongolei auf seine Seite.
Es kam zum Bürgerkrieg. Kubilai triumphierte über seinen jüngeren Bruder, verzichtete
jedoch auf dessen Hinrichtung. 1264 ergab sich Arik-Böke schließlich. Zwei Jahre später
starb er als Kriegsgefangener seines eigenen Bruders.
Kubilai Khan nahm den traditionellen Titel der chinesischen Herrscher an und regierte
fortan als “Sohn des Himmels”. Außerdem erließ er ein Dekret, das die Beteiligung
chinesischer Berater an der Regierung ermöglichte. Kubilai sah die Zukunft seines Volkes
also offensichtlich in China und im Osten ... Feldzüge im Mittleren Osten und Europa
spielten in seinen Überlegungen nur noch eine untergeordnete Rolle. Nur die Goldene
Horde war für das ferne Europa noch eine Bedrohung. Der von den Christen und Muslimen
befürchtete Mongolensturm blieb jedoch aus.
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Die Unterwerfung der Sung
Japan zur Zeit der Mongolen
1264 fiel Kubilai Khan erneut im Reich der Sung ein. Er plante den Feldzug bis ins letzte
Detail, da er Südchina weder entvölkern, noch verwüsten wollte.
Als die Mongolen in Japan landeten, stand das Land kurz vor einem Krieg, obgleich sich die
Machtkämpfe zunächst ausschließlich am kaiserlichen Hof abspielten. Von den Intrigen am
Hofe unbehelligt, lenkten die Samurai indes die Geschicke des Landes ... die Zeiten, in
denen sie auf den Schlachtfeldern Japans gekämpft hatten, waren längst vorbei.
Der Feldzug war langwierig, hart und unangenehm. Unzählige Mongolen erlagen im
feuchten Klima des Landes verschiedensten Infektionskrankheiten. Es gab weder
ausreichend Weideflächen für die Pferde, noch (für Kavallerieangriffe) geeignete
Schlachtfelder. Also rekrutierten die Mongolen unzählige chinesische Fußsoldaten – eine, wie
sich bald zeigen sollte, kluge Entscheidung. Außerdem verstärkte Kubilai Khan sein Heer mit
ausgebildeten Belagerungstruppen. Selbst aus dem fernen Irak marschierten seine Soldaten
schließlich nach China. Die Belagerungseinheiten waren dringend nötig, da die Mongolen
beinahe jede Stadt der Sung belagern mussten, bis sich die fanatischen Verteidiger schließlich
ergaben. Vor allem die Belagerung von Hsiang-yang ist in die Geschichte eingegangen: Erst
nach einer fünfjährigen Belagerung gelang es den Mongolen, die Stadt einzunehmen. Der Fall
der Stadt besiegelte das Schicksal der Sung, obwohl die kaiserliche Witwe Kubilai Khan erst
im Jahr 1276 die Reichsinsignien und die Stadt Hang-tschou übergab.
Der endgültige Sieg über die Sung ließ jedoch weitere drei Jahre auf sich warten. 1279
musste sich der letzte, erst neun Jahre alte, Kaiser der Sung, mit den Überresten seiner
Flotte der Übermacht der Mongolen beugen. Der Oberbefehlshaber der Flotte sprang
daraufhin mit dem Kind im Arm über Bord, um dem Zorn der Mongolen zu entgehen. Nach
dem Triumph über die Sung gelang es Kubilai Khan, China (erstmals seit dem Untergang der
T’ang-Dynastie im 10. Jahrhundert) zu einen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der
Chinesen war offenbar auch nach Jahrhunderten der Spaltung ungebrochen.
Natürlich weiteten die Mongolen unter Kubilai Khan ihren Herrschaftsbereich auch in
andere Länder Asiens aus. Nachdem die Koreaner vergeblich versucht hatten, die Mongolen
zu bestechen, um eine Unterwerfung ihres Landes abzuwenden, stellten sie sich den
Invasoren entschlossen entgegen. Schließlich ging jedoch auch Korea im mongolischen
Weltreich auf. Die königliche Familie des Landes regierte fortan im Namen des Großen
Khans. Die Koreaner feierten die Unterwerfung durch die Mongolen sogar als Befreiung von
den ungeliebten Herrschern des alten Königshauses.
Die Invasion Japans
In Korea entschloss sich Kubilai Khan schließlich, auch Japan zu unterwerfen, da japanische
Piraten in der Vergangenheit wiederholt koreanische Küstenstädte geplündert hatten.
Natürlich wagten sich die Seeräuber aus Furcht vor dem Zorn des Khans inzwischen längst
nicht mehr an die Küsten des chinesischen Festlandes, doch Kubilai Khan wollte mehr. In
den Jahren 1266 und 1268 entsandte er Unterhändler in das Land der aufgehenden Sonne
und forderte die Unterwerfung Japans. Die Reaktion der Japaner dürfte den
erfolgsverwöhnten Großen Khan überrascht haben: Japan hatte bereits einen göttlichen
Kaiser und brauchte keinen neuen Herrscher.
An der Spitze des Machtgefüges stand der Kaiser – die eigentliche Macht hielten jedoch
andere in Händen. Der göttliche Kaiser war nichts weiter als eine Marionette der Shogune,
den eigentlichen Herrschern des Landes. Als Kubilai Khans Unterhändler in Japan landeten,
hatte sich das Machtgefüge erneut verschoben. Die Shogune hatten ihre Macht verloren ...
an ihre Stelle war inzwischen der Shikken getreten. Die Hojo herrschten über das Land. Sie
hatten die Minamoto-Shogune nach jahrelangen Intrigenspielen gestürzt und dabei nicht
einmal vor heimtückischen Morden zurückgeschreckt. Natürlich waren die neuen Herrscher
nicht bereit, sich nun kampflos einem fremden Eroberer zu unterwerfen ... nicht einmal
dem mächtigen Kubilai Khan.
1274 nahm erstmals eine Invasionsflotte Kurs auf Japan. An Bord der Schiffe waren
Mongolen und einigen koreanische Krieger. Es versteht sich von selbst, dass die Koreaner
alles andere als enthusiastisch in den Krieg gegen Japan zogen. Nach kleineren Scharmützeln
auf den Inseln Tsushima und Iki landeten die Mongolen schließlich in der Hakata-Bucht.
Obwohl es ihnen gelang, ein japanisches Samurai-Heer zurückzuschlagen, konnten die
Mongolen ihre Position nicht festigen.
Als das Wetter umschlug, überzeugten die koreanischen Offiziere ihre mongolischen Herren
davon, dass es besser sei, dem aufziehenden Sturm auf hoher See zu trotzen – eine, wie
sich später zeigen sollte, katastrophale Entscheidung: 13.000 Männer ertranken in der
aufgepeitschten Inlandsee. Die wenigen Überlebenden der mongolischen Streitmacht
segelten nach Korea zurück. Ganz Japan jubelte!
Allerdings verdankten die Japaner ihre Rettung vor allem dem Sturm, und weniger den
Samurai. Schließlich hatten diese keinerlei militärische Erfahrung, da ihre letzten Schlachten
bereits viele Jahrzehnte zurücklagen.
Die Japaner konnten dem Ansturm einer mongolischen Armee nichts entgegensetzen – zu
sehr unterschied sich die militärische Tradition der Samurai von der Kriegsführung der
Mongolen. Für die mongolischen Krieger hatte die Ehre des Einzelnen keine Bedeutung. Für
die Samurai war jedoch jede Schlacht eine Frage der Ehre zwischen wohl erzogenen
Kriegern. Die Samurai liefen traditionell über das Schlachtfeld und verkündeten lauthals ihre
edle Abstammung, ihre Heldentaten und ihre Tapferkeit. Auf diese Weise suchten sie nach
würdigen Gegnern, um sich mit diesen im Duell zu messen. Natürlich erkannten auch die
Samurai die Vorteile eines organisierten Angriffs, allerdings hielten sie diese Form der
Kriegsführung nicht für angemessen. Zu allem Überfluss erkannten die Samurai sehr schnell,
dass die Mongolen weit bessere Waffen besaßen. Der mongolische Kurzbogen war dem
japanischen Langbogen deutlich überlegen. Darüber hinaus zogen die Mongolen mit
tödlichen Feuerwaffen in die Schlacht.
Trotzdem war die erste Invasion kein Erfolg. Doch die Mongolen sollten zurückkehren …
mit einem wesentlich größeren Heer.
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Der Kamikaze
Bevor Kubilai Khan seine Aufmerksamkeit erneut auf Japan richtete, mussten die Sung
unterworfen werden. Einige Zeit spielten die Japaner sogar mit dem Gedanken, ihrerseits in
Korea einzufallen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Im Jahr 1281 betraten die Mongolen
erneut japanischen Boden.
Ungewohnt hastig sammelte Kubilai Khan ein (deutlich größeres) Invasionsheer. Zwei
Flotten stachen in Süd- bzw. Nordchina in See. Beide Flotten trafen sich in der Nähe der
Insel Iki und nahmen gemeinsam Kurs auf die japanische Hauptinsel. Da sich die
Befehlshaber der beiden Flotten überwarfen, kam es allerdings nie zu einem wirklich
koordinierten Angriff. Die Schiffe der zerstrittenen Kommandeure ankerten in der HakataBucht. Am Strand der Bucht hatten die Japaner bereits eine 20 Kilometer lange Mauer
errichtet.
Obwohl beide Invasionsheere den Strand erreichten, gelang es den Samurai, die Mongolen
aufzuhalten. Da die chinesischen und koreanischen Truppen in den Reihen der Mongolen
alles andere als verbissen kämpften, konnten sich die Japaner dem Ankerplatz der beiden
Flotten nähern. Vom 23. Juni bis zum 14. August 1281 tobte eine blutige Schlacht, bis
schließlich am 15. und 16. August ein Taifun einen Großteil der mongolischen Flotten
versenkte. Etwa die Hälfte der südlichen Flotte und ein Drittel der Nordflotte versank für
immer in den Fluten des Meeres. Die überlebenden Mongolen wurden von den Japanern
noch am Strand getötet oder versklavt. Nach dieser Katastrophe musste Kubilai Khan seine
Eroberungspläne erneut begraben. Wieder hatte der “göttliche Wind”, der Kamikaze, Japan
gerettet. (Aus diesem Grund werden auch die japanischen Selbstmordpiloten des 2.
Weltkrieges “Kamikaze” genannt, da sie dem Feind ähnlich verheerende Verluste zufügten.)
Trotz der schrecklichen Verluste war Kubilai Khan entschlossen, ein drittes Mal in Japan
einzufallen. Nur die Beharrlichkeit seiner Untergebenen (die einen weiteren Angriff strikt
ablehnten) und sein plötzlicher Tod vereitelten eine dritte Invasion. Angesichts seiner
beeindruckenden Errungenschaften spielte der Verlust Japans für Kubilai Khan allerdings
keine große Rolle. Lediglich der Mythos der Unbesiegbarkeit hatte in Asien enormen
Schaden genommen.
“Was wäre wenn?” Der
Mongolensturm in Shogun: Total
War – Gold Edition
Shogun: Total War – Gold Edition unterscheidet sich in einem entscheidenden Punkt von den
tatsächlichen historischen Ereignissen.
Was wäre geschehen, wenn die mongolische Flotte am 15. und 16. August des Jahres 1281
nicht gesunken wäre? Was wäre geschehen, wenn die Mongolen in Japan Fuß gefasst hätten?
Hätten sie Japan unterworfen und als weitere Provinz in das mongolische Reich
eingegliedert?
Stellen wir uns nun einmal vor, dass (besseres Wetter vorausgesetzt) weitere mongolische
Truppen in Japan gelandet wären. Mit diesen Entsatztruppen hätten die Mongolen die
Samurai vermutlich in das Hinterland zurückgedrängt. Wie lange hätten die tapferen Japaner
die grausamen und disziplinierten Eroberer in diesem Fall noch aufhalten können?
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40 Jahre vor der Landung in Japan hatten die Mongolen im polnischen Liegnitz ein riesiges
Ritterheer bis auf den letzten Mann aufgerieben. Die Samurai zu Zeiten Kubilai Khans hatten
einen ähnlichen Ehrenkodex wie ebendiese Ritter – auch sie waren nicht bereit, ihre
persönliche Ehre einer militärischen Disziplin unterzuordnen. Sicherlich gab es in Japan
unzählige talentierte Samurai – aber eine Armee, die den Truppen der Mongolen ebenbürtig
war? Wohl kaum. Einzelne Samurai hätten vermutlich bis zum letzten Blutstropfen gegen die
Eindringlinge gekämpft. Doch genau diese Art des Widerstandes hätte unweigerlich zu
blutigen Massakern geführt …
Natürlich kann man die Armeen Kubilai Khans nicht mit der gewaltigen Streitmacht seines
Großvaters vergleichen. Man denke nur an die ethnischen Differenzen innerhalb der Armee.
Allerdings hatten die Mongolen ihre Undiszipliniertheit und die taktischen Zwänge der
“alten” Horde längst abgelegt. Alles in allem unterhielt Kubilai Khan also ein
außergewöhnlich modernes Heer.
Der Einfluss der Mongolen
Fielen die Mongolen in ein Land ein, hatte dies für die Bevölkerung schreckliche
Konsequenzen. Plündernd und brandschatzend hinterließen die Eroberer eine Spur der
Verwüstung und verbreiteten unter den Menschen Angst und Schrecken. In vielen Ländern
galten die Mongolen daher als Strafe Gottes.
Die Mongolen töteten systematisch einen Großteil der Bewohner eines Landes. Die
Überlebenden nahm man gefangen oder überließ sie ihrem Schicksal. Die kalkulierte
Verschonung eines kleinen Teils der Bevölkerung erscheint heute grausamer, als die
Vernichtung des gesamten Volkes. Die Eroberer zerstörten ganze Städte und entvölkerten
systematisch riesige Landstriche.
Als die Mongolen unter Hülegü (Kubilai Khans Bruder) Bagdad, das damalige Zentrum des
Islams, einnahmen, steckten sie den Kalifen der Stadt gefesselt in einen Ledersack und
trampelten ihn mit Pferden zu Tode – eine jahrhundertlange religiöse Tradition endete damit
unter den Hufen der Pferde. In den Augen der Mongolen hatte man den Kalifen allerdings
durchaus respektvoll behandelt. Schließlich verhinderte der Ledersack, dass sein Blut
(sichtbar) vergossen wurde. Vielleicht hätte den japanischen Kaiser oder den Papst ein
ähnliches Schicksal erwartet, wenn die Mongolen Edo oder Rom erreicht hätten.
Im Mittleren Osten vernichteten die Mongolen die so genannten Ganats, unterirdische
Kanäle zur Bewässerung der Wüste. Sie hatten auch in anderen Ländern Ernten und
Lagerhäuser zerstört, um ihre Feinde auszuhungern und zu töten, durch den Entzug des
Wassers erreichte ihre Grausamkeit jedoch einen neuen Höhepunkt. Ohne ein
funktionierendes Bewässerungssystem war keine Landwirtschaft möglich, zumal nicht mit
regelmäßigen Regenfällen zu rechnen war. Einige islamische Gelehrte sind sogar der Ansicht,
dass sich der Mittlere Osten bis heute nicht von den Folgen der mongolischen Tyrannei
erholt hat.
Chinas Gesamtbevölkerung sank während der Mongoleneinfälle um etwa 30 Prozent.
Angesichts der riesigen Einwohnerzahl des Landes ist dies eine erschreckend hohe Zahl.
Allerdings werden bei dieser Hochrechnung neben den getöteten und verhungerten
Chinesen auch die so genannten “fehlenden Generationen”, also Menschen, die nie geboren
wurden, berücksichtigt. Auf kurze Sicht wurde der Bevölkerungsrückgang gewiss durch die
Zerstörungswut der Mongolen ausgelöst, allerdings erlagen in der Folgezeit unzählige
Chinesen verschiedenen Krankheiten und Seuchen.
Wäre es den Japanern nicht gelungen, die Mongolen zurückzuschlagen und hätte der
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Kamikaze die mongolische Flotte nicht vernichtet ... wer weiß, vielleicht hätte das Land der
aufgehenden Sonne ein ähnliches Schicksal ereilt. Sicher, Kanäle können leichter zerstört
werden, als Reisfelder. Trotzdem wäre vermutlich ein Großteil der japanischen Bevölkerung
den grausamen Eroberern zum Opfer gefallen. In Ländern, in denen sich die Menschen den
Mongolen widersetzten, gab es meist nur wenige Überlebende. Und auch die Samurai
hätten den Mongolen vermutlich bis zum letzten Atemzug getrotzt.
Dies gebot ihnen ihr überlieferter Ehrenkodex.
Das Mongolische Heer
“Ein unaufmerksamer Wachposten wird getötet. Ein betrunkener Bote wird getötet.
Jeder, der einem Flüchtling Schutz gewährt, wird getötet. Ein Krieger, der Beute
unterschlägt, wird getötet. Ein unfähiger Führer wird getötet.”
— aus dem Yasak, Dschingis Khans Gesetzeswerk
Als Dschingis Khan 1227 starb, bestand seine Armee aus etwa 130.000 Mann und weiteren
60.000 Reservisten. Diese Zahlen sind allerdings (wie alle Angaben zu mittelalterlichen
Heeresgrößen) mit Vorsicht zu genießen. Immerhin behaupteten die Feinde der Mongolen,
dass diese unendlich viele Soldaten in die Schlacht schickten – wer gibt schließlich gerne zu,
dass er von einem Feind besiegt wurde, der einfach nur kampfstärker war, als das eigene
Heer?
Der Mythos der “zahllosen Horde” wurde von den erfolgreichen Khans bewusst aufrecht
erhalten. Dschingis Khan erklärte jedem Besucher, dass er unendlich viele Soldaten
befehligte – und seine Gäste glaubten ihm. Andererseits bezahlten die Wenigen, die seine
Worte anzweifelten, ihre Kühnheit vermutlich mit ihrem Leben. Das Wort “Horde” wird
übrigens vom türkischen “Ordu” abgeleitet. Es bedeutet nichts weiter als “Zeltlager”.
Es gab verschiedene Gründe, warum die Beobachter Schwierigkeiten hatten, die Größe
einer mongolischen Armee einzuschätzen. Die Hauptursache war vermutlich das hohe
Marschtempo der Mongolen. Viele Zeitgenossen konnten einfach nicht glauben, wie schnell
die mongolischen Kolonnen vorrückten. Als die Mongolen in Ungarn einfielen, legten sie
beispielsweise in nur drei Tagen über 400 Kilometer zurück – durch eine tief verschneite
Landschaft! Eine moderne Armee hätte trotz mechanischer Transportmittel Probleme, nach
einem derartigen Gewaltmarsch kampfbereit zu bleiben. Es war also nicht verwunderlich,
dass die Menschen die Truppenstärke der Mongolen überschätzten. Schließlich tauchten die
Eroberer innerhalb weniger Tage an Orten auf, die hunderte von Kilometern voneinander
entfernt waren. Keine andere Armee dieser Zeit marschierte auch nur annähernd so schnell.
Ein außergewöhnlich hoher Prozentsatz (etwa 60 %) der mongolischen Bevölkerung diente
in den Heeren des Khans. Diese Zahl ist selbst für ein Nomadenvolk sehr hoch. Auch die
Frauen spielten in der mongolischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Einige Frauen zogen
sogar an der Seite ihrer Männer in die Schlacht oder bildeten eigene Kampfverbände. Für
die Männer war es eine Selbstverständlichkeit und eine große Ehre, in den Heeren des
Khans zu dienen. Sie lernten bereits im frühesten Kindesalter zu reiten und zu jagen –
Fähigkeiten, die einen guten Krieger auszeichneten. Unter Kubilai Khan wurde diese eher
spielerische Ausbildung formalisiert. Mit Erfolg: Die Khans konnten immer auf ein
schlagkräftiges Heer aus hervorragenden Soldaten zurückgreifen.
Die disziplinierte Armee der Mongolen war in Abteilungen zu je 10, 100, 1000 und 10.000
Mann unterteilt, an deren Spitze ausschließlich kampferprobte und bewährte Befehlshaber
standen. Auch Mitglieder des Adelsstandes mussten ihre Qualifikation (im Gegensatz zu allen
anderen Heerführern dieser Zeit) zunächst unter Beweis stellen, bevor ihnen der Befehl
über eine Armee anvertraut wurde. Nicht einmal die Mitglieder der Goldenen Familie
waren von dieser Regel ausgenommen. Ein mongolischer Befehlshaber konnte von seinen
Männern absoluten Gehorsam erwarten. Auch dies war in den zeitgenössischen Armeen bei
weitem keine Selbstverständlichkeit. Dank der enormen Disziplin ihrer Soldaten hatten die
Mongolen gegenüber ihren sesshaften und zivilisierteren Gegnern einen entscheidenden
Vorteil!
Als das mongolische Reich wuchs, änderte sich unweigerlich auch die Zusammensetzung der
Heere. Zum einen wurden andere Steppenvölker in die mongolische Gesellschaft
eingegliedert, zum anderen rekrutierten die Mongolen nun auch Krieger und
Spezialeinheiten der unterworfenen Völker. In Kubilai Khans Heeren dienten neben den
traditionell nomadisierenden Mongolen chinesische Infanteristen, Mongolen aus sesshaften
Kolonien, muslimische Ingenieure und Kanoniere, Kirpaken aus den russischen Steppen,
christliche und iranische Alanen, Koreaner und, und, und.
Die Versorgung der Truppen war ein logistischer Albtraum – und eine großartige Leistung
Kubilai Khans. Dass es ihm gelang, den Nachschub auch auf Feldzügen (wie gegen die Sung)
zu sichern, war ein Triumph. Der Nachschub an Pferden blieb (vor allem in China) das
Hauptproblem der Mongolen. Die Pferdezucht war nie eine Stärke der Chinesen. Allerdings
brauchten die mongolischen Herrscher dringend neue Pferde. Von hundert Pferden mussten
die chinesischen Pferdezüchter daher ein Tier (zu einem niedrigen Festpreis) der
mongolischen Regierung überlassen. Nicht selten wurden die Pferde kurzerhand konfisziert.
Auf die Unterschlagung oder den Schmuggel der wertvollen Reittiere standen drakonische
Strafen. Trotz aller Probleme gibt es Aufzeichnungen, dass teilweise bis zu 10.000 Pferde an
die Heere der Mongolen geliefert wurden.
Außerdem täuschten die Mongolen selbst geschickt eine größere Armee vor. Da jeder
Krieger neben seinem Reitpferd vier bis fünf Ersatzpferde besaß, entstand bei den Gegnern
der Eindruck einer riesigen Streitmacht. Manchmal banden die Mongolen auch Reisig an die
Schwänze ihrer Pferde, um gewaltige Staubwolken aufzuwirbeln. Außerdem befestigten sie
auf den Ersatzpferden Strohpuppen, um ihre Feinde zu täuschen. Die einfachen Tricks und
Kriegslisten der Barbaren bewährten sich. Vor der Schlacht bei Chakirma’ut im Jahr 1204
hatten alle mongolischen Krieger Befehl, fünf Lagerfeuer zu entfachen. Schließlich war die
Täuschung und Einschüchterung der Gegner ein wichtiger Bestandteil der mongolischen
Strategie.
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Strategie, Taktik und Waffen
Wie alle Nomadenvölker verließen sich auch die Mongolen in der Schlacht auf berittene
Bogenschützen und auf eine kampfstarke Kavallerie. In den mongolischen Armeen dienten
daher vor allem leicht gepanzerte, berittene Bogenschützen. Der Angriff mit einer starken
Reiterei hatte sich in den offenen Steppen seit Jahrhunderten bewährt. Vermutlich hätte
auch Attila der Hunnenkönig die mongolischen Horden mühelos befehligen können. Alles in
allem unterhielten die Mongolen eine – für mittelalterliche Verhältnisse – sehr moderne
Streitmacht.
Die Strategie der Mongolen war perfekt auf die Reiterei abgestimmt. Wie bereits erwähnt,
legten die mongolischen Kolonnen innerhalb weniger Tage immense Entfernungen zurück.
Für moderne Verhältnisse hatten die Soldaten nur wenige Ausrüstungsgegenstände im
Gepäck. Jeder Krieger hatte überdies neben seinem Reitpferd mehrere Ersatzpferde. Häufig
wechselten die Reiter ihre Pferde im vollen Galopp. Neben ihrer enormen
Marschgeschwindigkeit hatten die Mongolen noch einen weiteren Vorteil: Eine perfekt
funktionierende Informations- und Befehlskette. Im modernen Militärjargon wird diese
Strategie des “Wissensvorsprungs” als C3I — Command, Control, Communications,
Intelligence (Kommando, Kontrolle, Kommunikation und Spionage) bezeichnet.
Das Kommando lag stets in den Händen der fähigsten Männer.
Die Untergebenen hatten sich dem Befehl der Kommandeure widerspruchslos zu beugen.
Die Übermittlung von Nachrichten war Aufgabe der “Pfeilboten”. Diese legten tagtäglich bis
zu 190 Kilometer zurück (Marco Polo spricht sogar von 500 Kilometern, allerdings dürfte
dies etwas übertrieben sein). Die Kuriere ritten zwischen den verschiedenen Kolonnen
eines Heeres hin und her und ermöglichten dadurch das geschlossene Vorrücken aller
Truppenteile. Keine andere Armee der damaligen Zeit war dazu in der Lage. Die Pfeilboten
waren auf allen wichtigen Straßen des Reiches anzutreffen, da sie (sozusagen als Postboten)
Nachrichten in alle Teile des Reichs beförderten. Diese Form der Kommunikation ist umso
bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass in vielen anderen Armeen dieser Zeit die
Befehle desjenigen befolgt wurden, der am lautesten brüllte.
Die Mongolen waren hervorragende Spione — für ein Volk, das die meiste Zeit mit
Beutezügen verbrachte, war dies äußerst wichtig.
Selbst als Kubilai Khan seine Armeen mit chinesischen Fußsoldaten verstärkte, behielten die
Mongolen ein überdurchschnittlich hohes Marschtempo bei. Sie hatten ein wichtiges
militärisches Prinzip erkannt: Erreiche das Schlachtfeld mit möglichst vielen Kriegern vor
dem Feind …
Die Taktik der Kavallerie war perfekt auf die berittenen Bogenschützen abgestimmt. Die
disziplinierten Abteilungen führten komplizierte Manöver aus, ohne (wie die japanischen
Samurai und die Ritter Europas) ungestüm und ohne jede Strategie auf eigene Faust
vorzupreschen, um sich einem “würdigen” Gegner zu stellen. Die Mongolen versuchten ihre
Feinde einzukesseln, oder mit einem geschlossenen Angriff der Bogenschützen zu
zermürben. Nicht selten setzten sie Kriegslisten ein, um ihre Feinde in einen Hinterhalt zu
locken und bis auf den letzten Mann niederzumetzeln. Auf diese Weise fügten die Mongolen
ihren Feinden meist vernichtende Niederlagen zu, ohne selbst nennenswerte Verluste zu
erleiden. Allerdings waren die mongolischen Soldaten keine Nahkampftruppen, sondern
dezimierten ihre Feinde aus sicherer Entfernung.
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Gelegentlich kamen jedoch auch die Mongolen nicht umhin, ihre Feinde im Nahkampf zu
stellen. Dies war die Aufgabe der schweren Kavallerie, einer Eliteeinheit. Die schwer
gepanzerten Reiter ritten durch die Reihen der Gegner, um die zurückweichenden Feinde
endgültig in die Knie zu zwingen.
Natürlich brauchten die Mongolen effektive Waffen und robuste Pferde. Es ist also kein
Zufall, dass die Mongolen fähige Pferdezüchter und großartige Reiter waren.
Der mongolische Kurzbogen war deutlich effektiver als der englische Langbogen oder der
asymmetrische Bogen der Samurai. Der Bogen wurde nicht aus einem einzigen Holzstück
gefertigt, sondern bestand aus mehreren Schichten Horn, Sehnen und Holz. Diese
Zusammensetzung gab dem Bogen eine außergewöhnliche Spannkraft. Obwohl der Bogen
sehr kurz war (schließlich musste ihn ein Reiter aus vollem Galopp einsetzten), hatte er eine
enorme Reichweite. Ein guter Bogenschütze traf ohne Schwierigkeiten Ziele in 300 Metern
Entfernung. Beim Bogen der Mongolen war die Geschwindigkeit, mit der ein Pfeil die Sehne
verließ, wichtiger, als dessen Gewicht. Die hohe Pfeilgeschwindigkeit und die Beschaffenheit
des Bogens machten diesen in den Händen eines Experten zu einer präzisen und tödlichen
Waffe – und die Mongolen waren fast ausnahmslos Experten.
Die Khans bewahrten die überlieferten Strategien und übernahmen von ihren
unterworfenen Feinden zahlreiche neue Kampftaktiken, die für die Belagerung von
Festungen oder den Einsatz von Infanterieverbänden wichtig waren. Später kopierten auch
die Muslime und (allen voran) die Christen die Kriegstechniken der Mongolen.
Schiesspulver
Wir widmen dem Schießpulver ein eigenes Kapitel, weil es für den Krieg in Japan von
entscheidender Bedeutung war. Nie zuvor hatten die schockierten Samurai bisher eine
ähnlich verheerende Waffe gesehen.
Wann genau das Schießpulver als Waffe entdeckt wurde, ist unklar, allerdings setzten die
Chinesen auf dem Schlachtfeld bereits um 1000 primitive “Flammenwerfer” ein –
möglicherweise eine Abart des “Griechischen Feuers” der Byzantiner. Etwa 100 Jahre später
verschossen chinesische Soldaten mit Bambusrohren Feuerkugeln – ein Experiment, das
vermutlich viele Soldaten das Leben kostete. Die ersten “Schusswaffen” (Bambusrohre, mit
deren Hilfe kleine Kugeln auf den Gegner gefeuert wurden) entstanden weitere 100 Jahre
später. Die primitiven Handfeuerwaffen waren für den Schützen allerdings mindestens
genauso gefährlich wie für das Opfer.
Gleichzeitig setzten die Chinesen mit Kalk gefüllte Feuerwerkskörper ein, die das
Schlachtfeld in eine ätzende Rauchwolke hüllten – die erste chemische Waffe war geboren.
Für Menschen und Tiere war der ätzende Rauch äußerst unangenehm, zumal es vor den
giftigen Dämpfen kein Entkommen gab.
Als die Mongolen in Japan einfielen, gab es bereits chemische Feuerwerkskörper, die mit
einem lauten Knall explodierten und den Gegner in eine dichte Rauchwolke hüllten. Wir
wissen nicht, ob diese frühen Granaten, so genannte Huo-p’aos, anfangs Metallsplitter oder
Steine enthielten, um die Gegner ernsthaft zu verletzen, oder ob die Explosion die
feindlichen Einheiten nur verwirren sollte. Im 13. Jahrhundert gehörten die Huo-p’aoGranaten zu den gefährlichsten Waffen auf den Schlachtfeldern Japans. Die Samurai waren
über diese neue Wunderwaffe verständlicherweise schockiert. In einigen Quellen finden sich
Hinweise auf einen “Granatwerfer”, den Hui-hui p’ao. Ob es sich bei diesem seltsamen
Gerät eher um ein Katapult oder um einen mit Pulver betriebenen Werfer handelte, ist
allerdings unklar.
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Seltsamerweise schenkte Kubilai Khan Verteidigungseinrichtungen gegen Sprengstoff,
Kanonenkugeln oder andere Artilleriegeschosse keine Beachtung. Wir wissen mit Sicherheit,
dass die Mongolen bei der Belagerung der Städte der Sung Stein-Katapulte einsetzten.
Allerdings mussten sie (beispielsweise bei der Belagerung Pekings) lediglich einen
aufgeschütteten Erdwall und zwei dünne Mauerringe überwinden. Mit einer Artillerie
konnte man hingegen Löcher in die Mauern einer Festung schießen. Vermutlich ist das
Schießpulver an sich eine Erfindung der Chinesen. Allerdings fand es erst im Mittleren Osten
und bei den Muslimen als Treibladung für Fernwaffen Verwendung. Möglicherweise waren
die Mongolen in dieser Zeit einfach sicher, dass kein feindliches Heer jemals eine
mongolische Stadt erreichen würde.
Mongolische Einheiten in
Shogun: Total War
Die Rekrutierung mongolischer Einheiten unterscheidet sich deutlich von der Ausbildung
japanischer Truppen, da sie auf dem chinesischen Festland ausgebildet werden und mit
Schiffen nach Japan übersetzen. Die Größe des mongolischen Einflussbereichs bestimmt die
Anzahl und Art der rekrutierten Krieger. Vergesst jedoch nicht, dass in China und in der
Mongolei nur begrenzte Truppenkontingente auf ihren Einsatz warten.
Leichte Kavallerie
Die Krieger der Leichten Kavallerie sind (wie alle Nomaden) geschickte
Bogenschützen und exzellente Reiter. Sie haben Befehl, alle
Feindbewegungen zu stören und die gegnerischen Armeen in einen
Hinterhalt zu locken. Die Kriegstaktik der Mongolen ist optimal auf die
wendige und schnelle Leichte Kavallerie abgestimmt. Die pfeilschnellen
Bogenschützen kommen häufig wie ein Sturm über eine feindliche Armee:
Sie sammeln sich, greifen an, ziehen sich zurück, und greifen sofort erneut
an. Da die Bogenschützen nur eine leichte Rüstung tragen, eignen sie sich
nicht für den Nahkampf.
Schwere Kavallerie
Die Schwere Kavallerie der Mongolen prescht durch die Reihen einfacher
Soldaten, um diese auszuschalten. Die exzellenten Reiter tragen eine
schwere Rüstung und attackieren ihre Gegner mit tödlichen Speeren.
Verbände der Schweren Kavallerie eignen sich vor allem für Angriffe auf
Infanterieeinheiten und demoralisierte Verbände.
Scharmützler
Diese schwer gepanzerten Einheiten sind mit Speeren, Schilden und
Schwertern bewaffnet, obwohl sie nicht direkt in das Schlachtgetümmel
eingreifen. Scharmützler sollten in größeren Verbänden vorrücken. Dank
ihrer Rüstung sind sie (theoretisch) vor feindlichen Geschossen geschützt.
Nachdem die Scharmützler ihre (drei) Speere geschleudert haben, ziehen
sie sich zurück.
Scharmützler sind keine Mongolen im eigentlichen Sinn, sondern
chinesische Rekruten. Sie spielten in den Heeren Kubilai Khans eine
entscheidende Rolle.
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Speerwerfer
Die koreanischen Speerwerfer eignen sich (wie die Speerwerfer der
Japaner) hervorragend für die Abwehr von Kavallerieangriffen. Ihre
Ausbildung ist zwar schlechter als die eines Samurai, allerdings sind sie
eine verlässliche Stütze der mongolischen Armee.
Wächter
Die relativ langsamen Fußsoldaten sind besser gepanzert als die
Speerwerfer. Sie ziehen mit einer etwa 2,5 Meter langen Schwertlanze
(ähnlich der japanischen Naginata) in die Schlacht. Allerdings ist die
Naginata der Samurai etwas effektiver. Die Einheiten sollten vor allem im
Nahkampf oder gegen Truppen mit Fernwaffen eingesetzt werden.
“Fehlende” Einheiten: Ashigaru-Arkebusiere, Musketiere
und andere
Als die Grenadiere der Mongolen in Japan landeten, waren die Samurai entsetzt ... zum
ersten Mal standen sie Schusswaffen gegenüber.
Die Mongolen fielen etwa 300 Jahre vor dem Beginn der Sengoku-Periode (und damit der
Verbreitung der Schusswaffen durch die Europäer) in Japan ein. Da den Japanern im Kampf
gegen die Mongolen weder Arkebusen noch Musketen zur Verfügung standen, können die
entsprechenden Einheiten in dieser Zeit nicht ausgebildet werden.
Es gib noch verschiedene andere Einheiten, auf die Ihr im Kampf gegen die Mongolen
verzichten müsst: Kriegermönche, Ninja und Ashigaru-Speerwerfer.
Grenadiere
Nur geschickte und absolut furchtlose Soldaten haben die Nervenstärke,
hochexplosive Granaten auf ihre Feinde zu schleudern. Die Granaten sind
(vorsichtig ausgedrückt) unberechenbar. Nicht selten werden durch die
Explosion auch verbündete Einheiten in Stücke gerissen. Grenadiere
können sich auch versehentlich selbst in die Luft sprengen. Im Nahkampf
werden sie von ihren Gegnern meist mühelos überwältigt.
Japanische Einheiten im Kampf gegen
die Mongolen
Ashigaru-Armbrustschützen
Die Armbrust war ursprünglich eine chinesische Waffe, die die Japaner im
Laufe der Zeit kopierten und gelegentlich einsetzten. Auch die Armbrust
hatte (wie jede Waffe) Vor- und Nachteile. Die Ausbildung eines
Armbrustschützen war (im Gegensatz zur Ausbildung eines
Bogenschützen) ein Kinderspiel. Jeder Mann, der stark genug war, die
Waffe zu spannen, konnte sie auch einsetzen ... unzählige Hebel, Federn
und Mechanismen erleichterten das Spannen der Waffe zusätzlich.
Natürlich hatte die Armbrust auch einen entscheidenden Nachteil: Es
dauerte relativ lange, einen neuen Bolzen einzulegen und die Waffe wieder zu spannen.
Ashigaru-Armbrustschützen sind sehr preiswert. Allerdings braucht Ihr für ihre Ausbildung
ein Bogen-Dojo. Im Nahkampf sind die Armbrustschützen absolut nutzlos. Wenn sich
feindliche Truppen nähern, ergreifen die Armbrustschützen meist panisch die Flucht!
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MITWIRKENDE
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