enthält shogun: total war und das offizielle mongol invasion
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enthält shogun: total war und das offizielle mongol invasion
Manual Cover - SHOGUN TOTAL WAR GOLD EDITION JETZT ERHÄLTLICH SHOGUN: TOTAL WAR™ OFFICIAL EXPANSION PACK, MONGOL INVASION INCLUDES AND THE CONTIENT SHOGUN: TOTAL WAR™ OFFICIELLE MONGOL INVASION ET L'EXTENSION UND DAS ® www.totalwar.com ™ ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR™ OFFIZIELLE MONGOL INVASION ERWEITERUNGSPAKET www.sega.de ™ © The Creative Assembly Limited 2002-2004 . Total War, Shogun: Total War und das Total War Logo sind Marken oder gesetzlich geschützte Marken von The Creative Assembly Limited im Vereinigten Königreich und/oder anderen Ländern. Veröffentlicht von SEGA Publishing Europe Limited. SEGA und das SEGA Logo sind entweder Marken oder gesetzlich geschützte Marken der SEGA Corporation. Alle weiteren Marken und Markennamen sind Eigentum des jeweiligen Besitzers. © SEGA Corporation, 2006. Alle Rechte vorbehalten. SEGA Europe Ltd, 27 Great West Road, Brentford, Middlesex, TW8 9BW. ® SHOGUN: TOTAL WAR™ PACK DE EXPANSIÓN OFICIAL MONGOL INVASION CONTIENE Y EL SHOGUN: TOTAL WAR™ L’ESPANSIONE UFFICIALE MONGOL INVASION CONTIENE E Einleitung ................................2 Die Schlachten von Oda Nobunaga, 1560-1575 ......80 1: Die Entstehung Japans ............................................6 Die Schlachten von Toyotomi Hideyoshi, 1582-1590 ..............86 Das Frühe Japan ....................7 Die Ersten Samurai ..............8 Die Schlachten von Tokugawa Ieyasu, 1564-1600 ....................91 Der Gempei-Krieg ..............10 5: Die Mongolen ............98 Die Frühen Shogunate ........11 Wer waren die Mongolen? ........98 Sengoku - Die Zeit der kämpfenden Länder ............12 Temüdschin ................................99 Kubilai Khan ............................103 Das letzte Shogunat ............28 Die Invasion Japans ..................106 Geschichte in diesem Spiel ........................29 Das Mongolische Heer ............110 Mongolische Einheiten in Shogun: Total War ..............115 Die Daimyo in Shogun: Total War ..............30 2: Die Samurai ..................34 Mitwerkende ............................118 Bushido: Der Weg des Kriegers ........35 Lizenzvereinbarung ..................118 Garantie ....................................120 Waffen und Rüstungen ........39 Kundendienst............................120 Samuraiverbände ................46 Truppenteile ........................50 Kampf um Schlösser und Festungen ....................56 Artillerie ..............................57 Flotte ................................58 Strategische Einheiten ........58 3: Das Land Der Daimyo ........................62 Rebellionen, Bauernaufstände & Ronin ..............65 Militärische Einrichtungen ..68 4: Drei SamuraiFeldzüge ..................................78 Eine Taktische Revolution ..........79 1 “Siegen wird der, der weiß, wann er kämpfen muss und wann nicht.” Einleitung — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges “Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Shogun: Total War™ –Gold Edition spielt größtenteils in der Sengoku-Periode der japanischen Geschichte. Im Moment wisst Ihr dies vermutlich nicht einzuordnen, es sei denn, Ihr seid ein Kenner des feudalen Japans. Nach der Lektüre dieses Handbuchs und dem Genuss des Spiels wird Euch jedoch klar sein, dass das “Zeitalter der kämpfenden Länder”, so die wörtliche Übersetzung des Wortes Sengoku, zu den dramatischsten und aufregendsten Phasen in der Geschichte Japans gehört. Oder ist die Sengoku-Periode sogar das atemberaubendste Kapitel der Weltgeschichte?! “Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges In einem Zeitraum von etwa 100 Jahren kämpften riesige Samurai-Heere um die Vorherrschaft in Japan. An der Spitze dieser Verbände standen die Daimyo, mächtige Territorialfürsten mit der Machtfülle eines europäischen Königs. Einige dieser Daimyo waren zweifellos wahre Helden, andere wiederum grausame Despoten. Doch sie hatten eines gemein: Ihren unbeugsamen Ehrgeiz. Nun greift auch Ihr als Daimyo in den erbarmungslosen Kampf um Japan ein. Der Shogun bestimmt das Schicksal des Landes. Er ist mächtiger als der Kaiser selbst. Der Lohn für einen siegreichen Herrscher ist unermesslich, doch der Preis, den Ihr für Euer Versagen bezahlt, ist hoch. Der Sieger dieser Auseinandersetzung wird der neue Shogun, der militärische Herrscher über ganz Japan. Versagt Ihr, könnt Ihr Euer Haus nur durch das Seppuku vor noch größerer Schande bewahren! “Den Sieg nur zu sehen, wenn er auch von allen anderen gesehen wird, ist kein Beweis hervorragender Leistung. Eine Spinnwebe zu heben, ist kein Beweis für große Kraft; Sonne und Mond zu sehen, ist kein Beweis für ein scharfes Auge; den Lärm des Donners zu hören, ist kein Beweis für ein gutes Ohr.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Weder die Geschichte noch der Verlauf einer Schlacht unterliegen dem Zufall. Um das Spiel besser zu verstehen, solltet Ihr zunächst dieses Handbuch lesen. Ihr müsst Euch später nicht an jede Einzelheit erinnern (wir werden Euer Wissen nicht prüfen). Doch erst, wenn Ihr versteht, warum Daimyo A Daimyo B hasst, und weshalb er ein Bündnis mit Clan C eingehen möchte, könnt Ihr das Spiel in vollen Zügen genießen. Schließlich lernt Ihr die verschiedenen Territorialfürsten des Landes kennen – und wer weiß, vielleicht kann Euch das Handbuch sogar helfen, Shogun zu werden! Nur wenn Ihr denkt wie ein Daimyo, werdet Ihr siegen wie ein Daimyo! 2 Ihr müsst Euch in die Lage eines Daimyo versetzen und die Philosophie von Sun Tzu verstehen. Sein Werk über die Kunst des Krieges ist der Schlüssel für Euren Erfolg. Folgt Ihr seiner Lehre, werdet Ihr eines Tages über Eure Feinde triumphieren und als neuer Shogun über Japan herrschen! “Bist du umzingelt, verwende Kriegslisten; befindest du dich in einer hoffnungslosen Situation, kämpfe.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Vertraut niemandem. Beobachtet Eure Freunde … und vor allem Eure Feinde! Wer war Sun Tzu? In Shogun: Total War – Gold Edition und in diesem Handbuch findet Ihr zahlreiche Zitate aus Die Kunst des Krieges, dem berühmten Werk des chinesischen Philosophen Sun Tzu. Aber warum war ein chinesischer Philosoph mehrere hundert Jahre nach seinem Tod so wichtig für die Samurai Japans? “Die guten Kämpfer der Vergangenheit schlossen jede Möglichkeit einer Niederlage aus und warteten dann auf eine Gelegenheit, den Feind zu schlagen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Sun Tzu, ein Zeitgenosse des großen Philosophen Konfuzius, lebte um 500 v.Chr. im Königreich Qi, der heutigen Provinz Shandong in Ostchina. Zu seinen Lebzeiten wurde China von mehreren Kriegen erschüttert, als sich einige Teilrepubliken des Landes gegen die Zentralregierung der kaiserlichen Zhou-Dynastie erhoben. Wie Ihr später sehen werdet, ähnelt diese Zeit der kriegerischen Wirren sehr stark der japanischen Sengoku-Periode. Aus diesem Grunde war Sun Tzu mit den verschiedenen Fassetten der Kriegsführung bestens vertraut. Angeblich hat er sein Buch für Helu, den König von Wu zwischen 514 und 496 v.Chr. verfasst. Helu beherrschte das untere Jangtse-Tal und führte einen blutigen Krieg gegen das benachbarte Königreich Yue. Mehr ist über das Leben von Sun Tzu nicht bekannt. Etwa um 100 v.Chr. verfasste Sima Qian, einer seiner Chronisten, eine Biografie, in der er schildert, wie Sun Tzu seinen König von seinen Fähigkeiten als General überzeugte. Der Legende nach hatte Sun Tzu behauptet, er könne jeden Menschen dazu bringen, militärische Anweisungen zu befolgen. Also befahl ihm der König, über die Kühnheit seines Untergebenen belustigt, seine Konkubinen zu Soldaten auszubilden. Sun Tzu teilte die Frauen daraufhin in zwei Kompanien und stellte die Lieblingskonkubinen des Königs an die Spitze der Abteilungen. Natürlich waren die Frauen alles andere als Soldaten. Als Sun Tzu seine Befehle erteilte, brachen sie nur in Lachen aus. Daraufhin sagte Sun Tzu ruhig: “Wenn die Kommandoworte nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig verstanden werden, dann trifft die Schuld den General.” Geduldig wiederholte er anschließend seine Anweisungen... leider ohne Erfolg. Als die Frauen erneut in Gelächter ausbrachen, sagte er: “Wenn die Kommandos nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig 3 verstanden werden, dann trifft die Schuld den General. Doch wenn seine Befehle klar sind und die Soldaten dennoch nicht gehorchen, dann ist es die Schuld der Offiziere.” Darauf gab er den Befehl, die beiden Anführerinnen der Kompanien hinzurichten. Doch der König, der das Geschehen aufmerksam beobachtet hatte, wollte seine Lieblingskonkubinen nicht verlieren. Eilig versicherte er Sun Tzu: “Wir sind zufrieden mit Euren Fähigkeiten. Wenn wir dieser beiden Konkubinen beraubt werden, verliert unser Essen und Trinken den Geschmack. Wir wünschen nicht, dass sie enthauptet werden.” Sun Tzu entgegnete jedoch: “Nachdem ich einmal von Eurer Majestät zum General ernannt wurde, gibt es gewisse Befehle, die ich nicht akzeptieren kann.” Die Frauen wurden hingerichtet. Und siehe da, plötzlich befolgten die eingeschüchterten Konkubinen alle Befehle Sun Tzus. Obwohl der König von Wu sehr um seine beiden Lieblingsfrauen trauerte, erkannte er, dass Sun Tzu ein Heer zu führen wusste, und ernannte ihn zum General. “Der Weg der Strategie ist, den Feind zu fällen. Dies ist eine Notwendigkeit, die keiner Erklärung bedarf.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes Sun Tzu hätte Musashis augenscheinliche Simplifizierung der Dinge vermutlich nicht gebilligt! Obwohl sich die Waffen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, steht ein militärischer Befehlshaber noch heute vor ähnlichen Problemen. Sun Tzus Lehre hat daher heute dieselbe Gültigkeit, wie vor vielen Jahrhunderten, als die Samurai sein Werk wissbegierig lasen. Bis heute gilt Die Kunst des Krieges als Standardwerk der Militärstrategie. Das Werk enthält auch für moderne Befehlshaber allgemein gültige Regeln der Kriegsführung. Alle großen Generäle der vergangenen Jahrhunderte haben dieses große Werk gelesen. Alles, was wir heute über Sun Tzu und seine Denkweise wissen, entnehmen wir seinem Hauptwerk Die Kunst des Krieges. Er war offensichtlich ein kluger Mann … ein kühler Denker mit militärischer Erfahrung. Sun Tzu konnte auf sein geballtes Wissen zurückgreifen, als er die Probleme und Grundregeln der Kriegsführung analysierte und seine Erkenntnisse niederschrieb. Das Resultat seiner Überlegungen war ein Buch, in dem erstmals in der Geschichte der Menschheit die Kunst der Kriegsführung zur Philosophie erhoben wurde. Natürlich ist das Buch weit mehr als eine “Wie gewinne ich einen Krieg”-Fibel. Die Kunst des Krieges behandelt als Studie der Kriegsführung alle persönlichen und internationalen Aspekte eines Krieges. Sun Tzu geht davon aus, dass ein General, der alle Eigenheiten eines bewaffneten Konfliktes kennt, unbesiegbar ist und über seine Feinde triumphieren wird, ohne eine Schlacht zu schlagen – eine bemerkenswerte Theorie. Noch bemerkenswerter ist jedoch die Tatsache, dass er die formulierten Ziele in Die Kunst des Krieges tatsächlich verwirklicht! Seine Strategie ist derart klar und weise, dass sie manchmal zu geradlinig und offensichtlich, ja beinahe simpel, erscheint ... und dennoch richtig ist. “Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir, unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des Feindes in unserer Hand.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges In Shogun: Total War sind Sun Tzus Strategien und Lektionen ein wichtiger Bestandteil des Gameplays. Dem Spiel liegt Sun Tzus Philosophie zu Grunde, da auch die Daimyo und ihre Samurai seiner Lehre folgten. Die Japaner hatten über die Jahrhunderte die besten und (für sie) nützlichsten Ideen der chinesischen Kultur übernommen, ohne ihre Unabhängigkeit aufzugeben. Die Kunst des Krieges war nur eines von vielen Büchern, die vom Festland nach Japan gelangten und dort von den Japanern begierig aufgenommen wurden. Vielleicht ist das ein Grund für die Grausamkeiten während der Sengoku-Periode. Hätte nur einer der großen Daimyo Sun Tzu gelesen und verstanden, wären die Kriege vermutlich schon nach kurzer Zeit entschieden gewesen. Da jedoch alle Kriegsherren des Landes Sun Tzus Werk gelesen hatten, kämpften auf den Schlachtfeldern Japans unzählige grandiose Strategen. Die Samurai nutzten Sun Tzus Weisheit auf ihre Weise, und so verschmolz die chinesische Philosophie im Laufe der Jahre mit einer typisch japanischen Vorstellung der Kriegsführung. 4 5 1: Die Entstehung Japans “Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit auf Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges “Es kommt die Zeit und es gibt einen Ort, an dem wir die Waffen kreuzen müssen.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde In der japanischen Mythologie werden die Menschen als die Kinder der Götter bezeichnet. Einst standen der Gott Izanagi und die Göttin Izanami auf der Himmelsbrücke und stießen einen Korallenspeer in den Ozean. Als sie den Speer aus dem Wasser zogen, fielen einige Tropfen in den Ozean zurück. Diese Tropfen erstarrten und bildeten Inseln. Nun stieg das Paar aus dem Himmel herab und machten den Korallenspeer zum Zentrum ihres Hauses. Dies war die Geburtsstunde Japans. Das erste Kind von Izanagi und Izanami war Amaterasu, die Sonnengöttin. Doch wie in vielen Familien gab es schon bald Probleme ... göttliche Probleme: Izanagi erschlug sein zweites Kind, den Feuergott, da er seiner Mutter bei der Geburt schwere Verbrennungen zugefügt hatte. Izanami floh daraufhin in die Unterwelt. Susano-o, der zweite Sohn, war zügellos und gewalttätig. Er schleuderte Blitze über den Himmel und warf eines Tages nach einem Streit sogar ein Pferd nach seiner Schwester Amaterasu, die sich daraufhin in einer Höhle versteckte. Durch die Flucht der Sonnengöttin wurde die Erde in Dunkelheit gehüllt. Nur mit einer List gelang es den anderen Göttinnen und Göttern, Amaterasu aus ihrer Höhle zu locken: Sie befestigten einen Spiegel und eine Halskette mit wertvollen Juwelen an einem Baum vor ihrem Versteck. Fasziniert von ihrem eigenen Spiegelbild, verließ die Sonnengöttin ihr Versteck, und das Licht kehrte auf die Erde zurück. Susano-o machte seinen Fehler wieder gut, indem er eine riesige Schlange mit acht Köpfen und Schwänzen tötete. Die Schlange hatte ein Vorliebe für junge Mädchen und Sake. Also legte sich Susano-o mit einem Mädchen und reichlich Sake als Köder auf die Lauer. Die Schlange stürzte sich sofort auf den Sake. Susano-o wartete geduldig, bis das Ungeheuer betrunken war und hackte es schließlich in Stücke! In einem Schwanz der Schlange entdecke er ein Schwert, das er seiner Schwester Amaterasu zum Geschenk machte. Der Name der hervorragenden Klinge lautete Ame no murakomo no tsurugi oder “Regenwolkenschwert”. Am Anfang der Geschichte Japans stand also ein Schwert – ein Schwert mit magischen Kräften. Als Erstgeborene erbte Amaterasu die Erde und sandte ihren Enkel Ninigi zu den Menschen. Dieser sollte über Japan herrschen. Amaterasu schenkte ihrem Enkel – gleichsam zur Erleichterung seiner Aufgabe – drei Talismane: den Spiegel, die Edelsteine ihrer Halskette und das Regenwolkenschwert. Von diesem Zeitpunkt an waren diese drei Artefakte das Sinnbild der kaiserlichen Macht. Viele Jahre später wurde sein Enkel Jimmu 6 erster irdischer Kaiser Japans. Dieser bestieg der Sage nach den Thron am 11. Februar 660 v. Chr. Daher ist dieser Tag bis heute ein japanischer Nationalfeiertag. Der heutige Tenno stammt in direkter Linie von diesem ersten Kaiser ab. Um das Jahr 200 v. Chr. erlebte das Land unter Tenno Sujin und seinem Sohn, Kronprinz Yamato (der spätere Tenno Keiko), tiefgreifende Veränderungen. Zu dieser Zeit bestimmten unzählige Clans die Geschicke Japans. Der mächtigste Clan war jedoch die kaiserliche Familie aus dem Geschlecht der Yamato. Die Yamato (benannt nach ihrer Heimatprovinz auf Honshu) beanspruchten aufgrund der direkten Abstammung von der Sonnengöttin Amaterasu die Herrschaft über Japan für sich. Als an den Grenzen des Reiches Rebellionen ausbrachen, ernannte Sujin als erster Kaiser vier Generäle, die die vier Flanken seines Reiches verteidigen sollten. Diese Generäle erhielten den Titel “Shogun” (“Kronfeldherr”). Yamato Sujin, eine teils mythische, teils historische Figur, ist der typische Vertreter des heldenhaften Samurai späterer Epochen: Ein fähiger Krieger adeliger Abstammung, der von seinen Feinden gejagt wird und – obgleich er tragisch endet – einen ehrenhaften Tod stirbt. Das Frühe Japan “In alten Zeiten machte sich der fähige Krieger unbesiegbar, bevor er nach der Schwäche seiner Feinde suchte.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Unabhängig von der mythischen Entstehungsgeschichte Japans weisen archäologische Funde auf ein altsteinzeitliches Leben für die Zeit vor etwa 100.000 Jahren hin. Die Ureinwohner Japans, die Ainu, wurden von den Mongolen im Laufe der Jahrhunderte auf die Insel Hokkaido zurückgedrängt. Die Einwanderer gründeten unzählige Stämme und Clans. Im Laufe der Zeit stieg jedoch der Yamato-Clan aus der zentral gelegenen Kanto-Ebene zur stärksten Macht des Landes auf und einte die ehemaligen Teilstämme. Die Yamato-Fürsten festigten ihre Macht, indem sie eine Frühform des Shintoismus zur allgemeinen Religion erhoben. Denn tatsächlich war es einfacher, gegen einen Kriegsherren zu rebellieren, als sich gegen den Nachkommen einer Göttin zur Wehr zu setzen! In der Herrschaftszeit der Yamato durchdrangen Einflüsse des chinesischen Festlandes die Kultur Japans. Dank der guten Handelsbeziehungen mit dem Königreich Paekche im südlichen Korea (die durch die geringe Entfernung zwischen beiden Ländern begünstigt wurden), brachten Händler Eisen, chinesisches Schriftgut und die chinesische Philosophie in den Staat der Yamato, die alle wichtigen Dokumente fortan in chinesischer Schrift verfassten. Die ersten zuverlässigen Zeugnisse japanischer Geschichtsschreibung stammen aus dem Jahr 430 n. Chr. Etwa 100 Jahre später breitete sich auch eine neue Religion, der Buddhismus, zunehmend aus. Japans Insellage hatte zwei Vorteile: Zum einen gelangten neue Kulturen, Technologien und neue Ideen in das Land, zum anderen konnten unerwünschte Lehren und Einflüsse aufgrund der Entfernung zum Festland abgehalten werden. Die Regierungsstruktur des Landes orientierte sich daher stark am chinesischen Rechtssystem: Ein großer Rat, der so genannte Dajokan (mit acht untergeordneten Ministerien), regierte das Kaiserreich mit Hilfe lokaler Gouverneure. Ab 710 war Nana in der Provinz Yamato die erste ständige japanische Hauptstadt, Kyoto blieb von 794 bis 1868 kaiserliche Residenzstadt. 7 Obwohl die Yamato ihre Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten konnten, zogen sich die Kaiser mehr und mehr aus den täglichen Regierungsgeschäften zurück. Auf diese Weise verkamen die ehemaligen Machthaber zu bloßen Symbolen der Macht. Der Rückzug der Kaiser aus der politischen Verantwortung und die Übertragung der staatlichen Aufgaben an ihre Untergebenen führte zum Aufstieg der Fujiwara, der bedeutendsten Adelsfamilie am kaiserlichen Hof. Der Kaiser selbst blieb zwar an der Macht, das Land regierten jedoch andere. 858 wurde der Fujiwara-Prinz Yoshifusa als Vormund für seinen erst einjährigen Enkel (der aus der Verbindung seiner Tochter mit dem Kaiser hervorgegangen war) bestimmt. Die Fujiwara besetzten alle wichtigen Posten am kaiserlichen Hof und in der Verwaltung mit Verwandten. 884 stieg schließlich Fujiwara Motosune zum Kampaku – dem ersten “bürgerlichen Herrscher” – auf. Ein knappes Jahrhundert später herrschte der bedeutendste Herrscher der Fujiwara, Fujiwara Michinaga über das Land. Dieser vermählte seine fünf Töchter mit den jeweils fünf aufeinander folgenden Kaisern und sicherte auf diese Weise die Macht seiner Familie am kaiserlichen Hof! Unter der Herrschaft der Fujiwara entwickelte sich eine eigenständige japanische Kultur, die sich langsam ihrer chinesischen Wurzeln entledigte. Die Regierungszeit von Michinaga wird daher auch als Periode der klassischen japanischen Literatur bezeichnet. Gleichzeitig veränderte sich unter den Fujiwara auch der Charakter der Regierung. Korruption und Unfähigkeit begannen die Zentralregierung zu schwächen und es bildeten sich mehr und mehr feudalistische Strukturen. Adelige Mitglieder der Regierung erhielten als Bezahlung riesige steuerfreie erbliche Landgüter. Viele Bauern und Grundbesitzer mussten ihre Ländereien an diese Güter anschließen, um der drückenden Steuerlast, die für die Bewirtschaftung des öffentlichen Landes zu entrichten war, zu entkommen! Die Ersten Samurai “Der Weg des Kriegers ist die bedingungslose Annahme des Todes.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde Gleichzeitig schlossen sich in den Provinzen kleinere Kampfgruppen zusammen, die den feudalen Adel schützten. Ein militärischer Führer konnte wie ein europäischer Ritter durch entsprechende Leistungen in den Stand eines Samurai aufsteigen. Diese Samurai standen im Dienst aristokratischer Landbesitzer, reicher Adelsfamilien oder mächtiger Kriegsherren. Der Begriff Samurai ist übrigens eine Ableitung des alten japanischen Wortes für “dienen”. Die Regierung erkannte rasch den enormen Nutzen der Samurai bei der Niederschlagung von Aufständen und Rebellionen. Aber durch die Verschiebung des Machtgefüges zu Gunsten der mächtigen Landbesitzer verschob sich auch die Loyalität der Samurai. Diese kämpften nun meist gegen rivalisierende Landbesitzer, Banditen und aufständische Bauern. Obwohl einige Samurai von niedriger Herkunft waren, verfolgten die aufstrebenden Clans ihre Vorfahren oft über Jahrhunderte zurück und beriefen sich nicht selten auf (entfernte) Verwandte aus den Reihen der kaiserlichen Familie, die einst vom Hof verstoßen wurden, und zu Reichtum und Ansehen gelangten. Zwei dieser aristokratischen Samurai-Clans waren 8 die Minamoto, im Osten des Landes, und die Taira, die den Süden Japans beherrschten. Schließlich griffen die Samurai mehr und mehr in die Politik der Regierung ein und kämpften um die Vorherrschaft in Japan. Es ist sinnvoll, alle politischen und militärischen Maßnahmen und Ereignisse der folgenden Jahrzehnte zu betrachten, da in dieser Zeit die Weichen für die spätere Geschichte des Landes gestellt wurden – eine Geschichte skrupelloser Machtpolitik, in der die Sieger alles gewannen und die Verlierer alles verloren – auch ihren Kopf! 1155 kam es zu einer Krise in der kaiserlichen Thronfolge. Am kaiserlichen Hof lebten zwei ehemalige Kaiser und der kränkliche Kind-Kaiser Konoe. Als Konoe vergiftet wurde, unterstützten die Fujiwara Kaiser Sotoku. Dessen Vater, der ehemalige Kaiser Toba, bestand allerdings darauf, dass sein anderer Sohn, Go-Shirakawa, neuer Kaiser werden sollte. Daraufhin bestieg dieser den kaiserlichen Thron. Als Toba 1156 starb, riefen Sotoku und Go-Shirakawa ihre Anhänger in die Hauptstadt. Der Taira- und der Minamoto-Clan überwarfen sich in der Frage der Thronfolge endgültig. Entscheidend war jedoch, dass fortan die Samurai über die Zukunft der Regierung entschieden und nicht mehr die Fujiwara. In den darauf folgenden Jahren wurde Japan mit dem Schwert regiert. “Der Weg des Kriegers ist der Tod. Gilt es, zwischen dem Leben und dem Tode zu wählen, ist es die Pflicht des Kriegers, dem Tod ins Auge zu sehen. Nicht mehr und nicht weniger. Der Weg des Kriegers ist die Entschlossenheit.” — Yamamoto Tsunenori, Ha Gakure (Verborgene Blätter) In der Schlacht von Hogen erlitten Sotukus Samurai eine empfindliche Niederlage. Kaiser Go-Shirakawa erwartete, dass die geschlagenen Samurai den Preis für ihren Widerstand bezahlen würden. Der einzige bedeutende Taira-Samurai an Sotukus Seite war bei seinen Verwandten derart unbeliebt, dass seine Hinrichtung niemanden verwunderte. Minamaoto Tameyoshi, das Oberhaupt der Sotuku-treuen Minamoto-Familie, wurde auf Befehl seines Sohnes Yoshitomo in einem Akt der Loyalität hingerichtet. Seinen Bruder Tametomo ließ Yoshitomo verstümmeln und zwang ihn ins Exil. Daraufhin beging Tametomo (als einer der ersten Samurai) das rituelle Harakiri, um seine Ehre zu retten. Nun gelang es dem Taira-Clan, seinen Einfluss am kaiserlichen Hofe rasch auszubauen. Schließlich war Kaiser Go-Shirakawa des Regierens müde und dankte zu Gunsten seines Sohnes Nijo ab. Der Führer der Taira, Taira Kiyomori, erklärte sich zum ersten Minister und setzte die Politik der Fujiwara fort. Auch er verheiratete seine Tochter mit einem kaiserlichen Prinzen und sorgte dafür, dass auch des Kaisers Konkubinen Angehörige des Taira-Clans waren. Die Fujiwara versuchten unterdessen, die am Hofe lebenden Angehörigen der Minamoto-Familie dazu zu bewegen, Rache zu nehmen – eine Idee, die schon bald in die Tat umgesetzt wurde. Der zweite Bürgerkrieg von 1159 bis 1160 war daher eine direkte Auseinandersetzung zwischen den Taira und den Minamoto. Obwohl das Kriegsglück anfangs auf Seiten der Minamoto lag, wandte sich das Blatt bald zu Gunsten der Taira. Diese attackierten das Hauptquartier der Minamoto und provozierten damit einen Gegenschlag. Der Gegenangriff der Minamoto scheiterte jedoch, da sich Minamoto Yorimasa weigerte, in die Schlacht einzugreifen, um seine Pflichten gegenüber dem Kaiser nicht zu verletzen. Die überlebenden Minamoto wurden daraufhin erbarmungslos gejagt und niedergemetzelt. 9 Minamoto Yoshitomo gelang mit drei Söhnen die Flucht. Einer seiner Söhne, Tomonaga, war allerdings so schwer verletzt, dass er seinen Vater anflehte, ihn zu töten, damit er schneller fliehen konnte. Obwohl Yoshimoto dem Wunsch seines Sohnes entsprach, wurde er entdeckt und in seinem Bad ermordet, als er glaubte, seinen Häschern entkommen zu sein. Taira Kiyomori ließ das Oberhaupt des Minamoto-Clans köpfen. Nicht einmal der bereits tote Tomonaga entkam dieser Demütigung: Taira Kiyomori ließ den Leichnam ausgraben und ebenfalls enthaupten! Die Frühen Shogunate “Derjenige, der angreift, ohne nach Ruhm zu schielen, und sich zurückzieht, ohne Ungnade zu fürchten, dessen einziger Gedanke der Schutz seines Volkes und der Dienst für seinen Herrn ist, dieser General ist das Juwel des Königreichs.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Der Gempei-Krieg “Eine gute Armee sollte wie eine Schlange handeln. Schlage ihr auf den Kopf und der Schwanz wird dich angreifen; schlage ihr auf den Schwanz und der Kopf wird dich angreifen; schlage sie in der Mitte, und Kopf und Schwanz werden dich angreifen. Wenn du gefragt wirst, ob eine Armee die Schlange imitieren kann, dann antworte mit Ja. Selbst Feinde helfen einander, wenn sie im gleichen Boot einen Fluss überqueren und von einem Sturm überrascht werden.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Taira Kiyomori schien unbesiegbar zu sein. Er hatte seine Rivalen unter den Samurai ausgeschaltet und auch die Fujiwara geschlagen. 1180 wurde sein Enkel Antoku neuer Kaiser. Allerdings waren nicht alle Minamato der Mordlust Kiyomoris zum Opfer gefallen. Die Überlebenden hatten in den 20 Jahren seiner Herrschaft zu alter Stärke gefunden und es kam zu einem erneuten Aufstand. Dieser Bürgerkrieg, der Gempeikrieg, dauerte fünf Jahre. (Der Name “Gempei” leitet sich von der chinesischen Betonung der Ideogramme in den Clannamen der Taira und der Minamoto ab). Erneut trafen die Taira auf die Minamoto und die Fujiwara, auf deren Seite nun auch die Sohei, fanatische Mönchskrieger aus den Tempeln von Nara und Kyoto, in die Schlacht zogen. Die Sohei spielten auch in der späteren Geschichte Japans wiederholt eine entscheidende Rolle. Später waren verschiedene Gruppen der Mönche sogar eine ernsthafte Bedrohung für die herrschenden Kriegsherren. Trotzdem konnten die Taira die Armeen der Minamato in den Schlachten von Uji und Ishibashiyama anfangs vernichtend schlagen. Erst im Jahr 1183 wendete sich das Blatt zu Gunsten des Minamoto-Clans. Nach mehreren großen Siegen der Minamato kam es 1185 schließlich bei Danoura zur Entscheidungsschlacht. In der Straße von Shimonoseki trafen die Kriegsflotten der Taira und der Minamoto ein letztes Mal aufeinander. Im Verlauf der Schlacht von Danoura färbte sich die See rot vom Blut der getöteten Armeen der Taira. Auch der kindliche Kaiser Antoku befand sich an Bord eines Schiffes der Taira. Schließlich symbolisierte er deren Herrschaftsanspruch. Als Kaiser Antoku ertrank, versank auch seine (mit einer tiefen Symbolik verbundene) Replik des Ame no murakomo no tsurugi, des “Regenwolkenschwertes”, das die Sonnengöttin einst dem ersten Kaiser Japans geschenkt hatte, für immer in den Fluten der Inlandsee. Glücklicherweise handelte es sich bei dem Schwert nur um eine Nachbildung, doch die symbolische Bedeutung dieses Verlustes war katastrophal. Schließlich galten die Kaiser bei allen Clans, die sie kontrollieren wollten, als direkte Nachkommen der Sonnengöttin. Daher war die symbolische Bedeutung des Kaisers ähnlich wichtig, wie seine tatsächliche irdische Macht. 10 Dank dieses militärischen Triumphs war Minamoto Yoritomo nicht länger auf die politischen Winkelzüge am kaiserlichen Hofe angewiesen, derer sich die Taira und die Fujiwara bedient hatten. Seine Macht gründete sich auf seine Armeen und nicht mehr auf familiäre Verbindungen zu der kaiserlichen Familie. Nach der Abdankung des Kaisers erfüllte dieser nur noch eine rein symbolische Funktion. Yoritomo nahm den Titel und das Amt eines Seiitaishogun (kurz Shogun), also eines obersten Feldherrn, an. Außerdem verlegte er seinen Herrschaftssitz nach Kamakura in der Kanto-Ebene (in der Nähe des heutigen Tokio). Der kaiserliche Hof blieb zwar formal bestehen, spielte aber für die Regierung des Landes keine Rolle mehr – Das Zeitalter der Shogune war angebrochen. Schließlich gelangte der Hojo-Clan durch verschiedene Verschwörungen und die Ermordung aller Erben der Minamoto und deren Gefolgsleuten an die Macht. Anstatt jedoch selbst das Amt des Shoguns zu übernehmen, ernannten die Hojo Marionetten (teilweise auch Kinder) als Shogune, um selbst als Shikken, also Regenten, die eigentliche Macht zu übernehmen. Formal wurde das Land von Shogunen im Namen eines symbolischen Kaisers verwaltet, während in Wirklichkeit eine dritte Person die eigentliche Macht besaß. Die Hojo wussten, dass diese Macht wichtiger war, als alle Titel dieser Welt. Trotz dieser grotesken Konstellation regierte die Hojo-Familie das Land bis in das Jahr 1333. 1274 und 1281 gelang es den Hojo, zwei Invasionen der Mongolen unter Kubilai Khan abzuwehren. 1281 bewahrte der Götterwind Kamikaze Japan vor der Eroberung durch die Mongolen. Der Kampf gegen die Mongolen hatte jedoch zu einer fatalen Schwächung und einem daraus resultierenden Machtverfall der Hojo innerhalb des Reiches geführt. Dies war der Grund für eine Revolte des ehemaligen Kaisers Godaigo, die im Jahr 1333 in der Eroberung Kamakuras, der Hauptstadt des Shogunats, gipfelte. Godaigos Versuch das Shogunat abzuschaffen, wurde durch die Revolte seines Vasallen Ashikaga Takauji vereitelt. Dieser verbannte Godaigo aus Kyoto und setzte einen Gegenkaiser ein. Der Erbfolgekrieg zwischen Godaigo und seinen Nachfolgern einerseits und den Ashikaga-Shogunen und deren Gegenkaisern andererseits prägte das Land in den folgenden 56 Jahren. Erst im Jahre 1392 dankte der (rechtmäßige) Kaiser ab und erklärte seinen Verzicht auf die Kronjuwelen und alle kaiserlichen Insignien. Damit waren die Marionetten der Ashikaga die legitimen Herrscher Japans. Trotzdem verloren die Ashikaga-Shogune relativ schnell ihre Macht. Nach der Ermordung von Ashikaga Yoshinori im Jahr 1441 und dem frühen Tod seines achtjährigen Sohnes, bestieg dessen jüngerer Bruder Yoshimasa den Thron. Obwohl er 30 Jahre lang Shogun blieb, konnte Yoshimasa den Machtverfall seiner Familie nicht aufhalten. Der Shogun verlor seine Macht zunehmend an andere bedeutende SamuraiFamilien, die einer Klasse adeliger Territorialfürsten (Daimyo) angehörten. Es gelang den Ashikaga-Shogunen nie, die Daimyo zu kontrollieren. Diese Unfähigkeit sollte das Land in ein Jahrhundert blutiger Auseinandersetzungen stürzen. 11 Sengoku – Die Zeit der Kämpfenden Länder “Schicke deine Armee in tödliche Gefahr, und sie wird überleben; schicke sie in eine verzweifelte Situation, und sie wird sie überwinden. Menschen in Gefahr sind in der Lage, den Sieg zu erringen. — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Zeit zwischen 1477 und 1615 nennt man Sengoku-Periode (übersetzt etwa “Die Zeit der kämpfenden Länder”). In dieser Phase grausamer Machtkämpfe spielt auch größtenteils Shogun: Total War-Gold Edition. Heute gilt die kurze Periode der Ashikaga als Zeit der Verfeinerung der Sitten, in der große künstlerische und literarische Werke entstanden. Auch der Buddhismus gewann unter den Ashikaga als politische Macht an Bedeutung. Während sich die Ashikaga-Shogune vor allem für Teezeremonien und die Poesie interessierten, versuchten andere Kräfte, die Macht an sich zu reißen. Die einflussreichsten Samurai des Landes waren inzwischen mächtige Landbesitzer geworden. Diese Männer kontrollierten riesige Ländereien und befehligten wahrhaft königliche Heere. Es begann die große Zeit der Daimyo! Das Wort Daimyo bedeutet “jemand der nach Besserem strebt” – im Falle der Daimyo nach Macht! Alle Daimyo waren außerordentlich ehrgeizig und die mächtigsten unter ihnen träumten vom Ende des Ashikaga-Shogunats. Dies ist durchaus verständlich, da die Ashikaga nicht mehr in der Lage waren, die Geschicke des Landes zu lenken. Ashikaga Yoshimasa versuchte beispielsweise, als Shogun abzudanken und versetzte seine Rüstung, um mit dem Geld seine kostspieligen Hobbys, wie zum Beispiel Blumenfeste, zu finanzieren! Dies kann in den Augen der Daimyo kaum der passende Zeitvertreib für einen Shogun gewesen sein. Nicht zuletzt deshalb verlor das Shogunat bei den aufstrebenden und mächtigen Daimyo jegliche Autorität. Ikki und Ashigaru “Begegne der Unordnung mit Ordnung und dem Ungestüm mit Ruhe.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Doch nicht nur die Daimyo wollten die Situation ändern. Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts hatten die traditionell unterjochten Bauern die Geduld verloren. Im Großen und Ganzen drohte den Bauern des Landes – im Gegensatz zu den europäischen Bauern – von den vorbeiziehenden Armeen keine Gefahr. Abgesehen von zerstörten Feldern oder gestohlenem Getreide stellte der Krieg für die Bauern keine existenzielle Bedrohung dar. Auch Morde, Vergewaltigungen und Zwangsverpflichtungen für den Armeedienst waren eher eine Seltenheit. Doch nicht nur die Bauern litten unter den Ashikaga. Auch die Ji-Samurai, eine Klasse “besser gestellter Bauern”, die in Kriegszeiten kämpften und im Frieden das Land bestellten, waren durch die drückenden Steuern in ihrer Existenz bedroht oder baten um den Schutz eines Daimyo – dem sie als Gegenleistung ihre Ländereien überschrieben. Die Situation änderte sich erst, als sich die Bauern und die Ji-Samurai zu Kampfverbänden, den Ikki, zusammenschlossen. Die allgemeine Unzufriedenheit mit den Herrschenden gipfelte schließlich in mehreren Bauernaufständen. 1428 weitete sich eine Revolte in Kyoto auf ganz Japan aus. 1441 kehrten die Ikki, getrieben von der Last der Steuern und den drückenden Schulden, nach Kyoto zurück, und zogen mordend und brandschatzend durch die Stadt. Erst nach einer Woche der Gewalt wurden den Bauern ihre Schulden bei den Geldverleihern und Pfandleihern auf Erlass des Ashikaga-Shogunats erlassen (was deren Verhältnis zu den Shogunen, die ihrerseits auf die Hilfe der Geldverleiher angewiesen waren, zweifellos schwer belastete!). In den Jahren 1447, 1451, 1457 und 1461 standen die Ikki jedoch erneut vor Kyoto. 1457 besiegten sie sogar ein 800 Mann starkes Samurai-Heer, das sich ihnen entgegengestellt hatte! “Der Weg bedeutet, die Soldaten auf die Ziele ihres Generals einzuschwören, auf dass sie furchtlos an seiner Seite in den Tod gehen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Durch den Eintritt in die Armee eines Daimyo konnte ein Bauer den Schulden entkommen. Voraussetzungen für den Militärdienst waren lediglich eine Rüstung und Waffen – beides stand aufgrund der langjährigen Kriege des Landes im Übermaß zur Verfügung. Bauern hatten in der Armee zwar nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten, aber immerhin erhielten sie stets einen Teil der Beute. Schon bald bildeten diese Fußsoldaten, die Ashigaru (was wörtlich mit “Leichtfüße” übersetzt werden könnte), einen wichtigen Teil des Heeres, wenngleich ihre Disziplin meist zu wünschen übrig ließ. Die Ashigaru waren notorische Plünderer (da sie auf diese Weise ihren Sold aufbesserten) mit einer deutlich geringeren Moral als die wahren Samurai. Dennoch setzten die Daimyo in den Kriegen der folgenden Jahre verstärkt Ashigaru zur Unterstützung der Samuraiverbände ein. Mit der Zeit entwickelten sich die relativ “preiswerten” Ashigaru sogar zu einem entscheidenden Machtmittel. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Ashigaru und Ikki die Gesellschaftsstruktur und die Kriegsführung nachhaltig veränderten; es begann die Phase des so genannte Gekokujo, der Auflehnung der “Unteren gegen die Oberen”. Diese Entwicklung gipfelte in der SengokuPeriode, als sich zahlreiche (traditionell zur absoluten Loyalität verpflichtete) Vasallen gegen die herrschenden Clans und mächtigen Kriegsherrn erhoben, um deren Plätze einzunehmen. In den Wirren der Kriege und der Verschiebung der “natürlichen Ordnung” des japanischen Machtgefüges konnten die Ashikaga-Shogune weder die aufständischen Bauern, noch die mächtigen Daimyo länger kontrollieren. Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann die Situation eskalieren würde. Dafür hatten die Bauern ein anderes Problem: Die Steuereintreiber der Shogune, deren kostspielige Hobbys und vornehme Lebensweise sie finanzieren mussten. Außerdem trieben die Steuereintreiber der Ashikaga die Steuern mit den Jahren in Schwindel erregende Höhen. Es gab Zeiten, in denen die Bauern 70% ihrer Ernteerträge als Steuern abgeben mussten. Angesichts dieser Situation waren die Bauern zweifellos nicht gut auf ihre Herren zu sprechen. 12 13 Der Onin-Krieg “Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Der Ausbruch des Onin-Krieges im Jahr 1467 markierte den eigentlichen Beginn der Sengoku-Periode. Der im ersten Jahr der Herrschaft Onins (daher der Name) entfachte Krieg wütete fast ausschließlich in Kyoto, das auch nach den Ikki-Aufständen der vergangenen Jahrzehnte immer noch die prachtvollste Stadt Japans war. Der Krieg brach aus, als Shogun Yoshimasa – derselbe Yoshimasa, der bereits seine Rüstung verpfändet hatte – seinen Bruder Yoshimi als Nachfolger bestimmte und diesen dazu sogar aus dem Kloster holte. Als jedoch ein Jahr später sein Sohn Yoshihisa geboren wurde, änderte Yoshimasa seine Meinung wieder. Zur gleichen Zeit suchten die beiden rivalisierenden Familien der Yamana und der Hosokawa nach einem Vorwand, einander den Krieg zu erklären. Da es zwei potenzielle Kandidaten für das Amt des Shoguns gab, war es unvermeidlich, dass beide Clans auf verschiedenen Seiten kämpften. Yamana Sozen, der aufgrund seines Temperaments und seiner Priesterschaft “Roter Mönch” genannt wurde, unterstützte Yoshihisa, während Hosokawa Katsumoto Yoshimi, dem Bruder des amtierenden Shoguns seine Loyalität zusicherte – eine unangenehme und schwierige Situation. Immerhin stand Hosokawa Katsumoto seinem eigenen Schwiegervater, Yamana Sozen, gegenüber. Beide Seiten sammelten ihre Armeen in Kyoto. 80.000 Samurai und Soldaten der Yamana trafen auf die etwa 85.000 Mann starken Verbände der Hosokawa. Die Truppenstärke beider Familien zeigt den enormen Reichtum Japans in dieser Periode. Die Zahl ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Armeen um die Heere zweier Clans (und nicht um die Truppen des ganzen Landes) handelte. An dieser Stelle sei ein kleiner Vergleich gestattet: In den Rosenkriegen, die etwa zur gleichen Zeit im fernen England wüteten, bestanden die Heere der Kontrahenten aus (für japanische Verhältnisse lächerlichen) 12.000 Mann. “Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, dass wir weit entfernt sind; wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, dass wir nahe sind. Lege Köder aus und schlage den Feind, wenn er überrascht ist.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Keine Seite wagte jedoch den ersten Schritt, da es sich keine der beiden Familien leisten konnte, vom schwachen Shogun als Rebell gebrandmarkt zu werden. Schließlich entlud sich die Spannung. Gerade als weitere 20.000 Mann der Yamana-Armee nach Kyoto marschierten, brannte ein Anwesen der Hosokawa auf mysteriöse Art und Weise bis auf die Grundmauern nieder. Daraufhin überfielen die Truppen der Hosokawa einen Versorgungskonvoi der Yamana. Wenig später kam es zu ersten schweren Kämpfen und im Juli 1467 –zwei Monate nach dem Ausbruch der Kämpfe – lag der Nordteil Kyotos bereits in Trümmern. Beide Kriegsparteien verschanzten sich hinter hastig errichteten Barrikaden und es entbrannte ein von Überfällen und Vergeltungsmaßnahmen geprägter Stellungskrieg, in dessen Verlauf unzählige Menschen vor den Soldaten aus der zerstörten Stadt flohen. 14 In den folgenden Jahren gelang es keiner Seite, dem Kriegsverlauf eine entscheidende Wende zu geben. Auch nach dem Tod von Yamana Sozen und Hosokawa Katsumoto im Jahr 1473 dauerte der Krieg mit unverminderter Härte an. Schließlich schwand jedoch der Mut der inzwischen als Rebellen gebrandmarkten Yamana, bis Ouchi Masahiro, einer der Yamana-Generäle sein Viertel in Kyoto in Brand setzte und floh. Die Stadt selbst wurde nun, 10 Jahre nach dem Ausbruch der Kämpfe, vom aufgebrachten und völlig verarmten Mob geplündert. Kyoto lag in Trümmern und unzählige Männer waren gefallen – einen Sieger gab es jedoch nicht. Und die Shogune? Tatenlos hatten sie den Verlauf der Kämpfe verfolgt. Ashikaga Yoshimasa soll ein Mann mit einem gestörten Wahrnehmungsbewusstsein gewesen sein. Das Schicksal Japans schien ihn in keiner Weise zu interessieren. Während Kyoto zerstört wurde, verbrachte er seine Zeit mit Dichterlesungen und anderen kulturellen Veranstaltungen und plante den Ginkaku-ji, einen Silberpavillon, der noch prächtiger als der Goldene Pavillon seines Großvaters sein sollte. Die Kämpfe in Kyoto hatten allerdings ernsthafte Auswirkungen auf ganz Japan. Der OninKrieg und die Untätigkeit des Shoguns gipfelten in Privatkriegen der verschiedenen Daimyo, die sich im ganzen Land ausbreiteten. Kein Winkel des Landes blieb von der nun folgenden Welle der Gewalt verschont – es regierte die Macht des Schwertes. Aber wer sollte die mächtigen Daimyo aufhalten? Der Shogun jedenfalls konnte oder wollte nicht eingreifen. Die Ikko-Ikki “Wenn das Wasser den Fels bewegt, ist dies wahre Kraft. Wenn der Falke seine Beute schlägt, so ist dies Präzision. Gleiches gilt für den erfolgreichen Krieger.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Nach dem Ende der Kämpfe in Kyoto breitete sich der Krieg über ganz Japan aus. In der Provinz Yamashiro kam es zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen zwei befeindeten Lagern des Hatakeyama-Clans – einer Auseinandersetzung mit ernsthaften Folgen. 1485 folgte eine Revolte der Bauern und der Ji-Samurai. Die Aufständischen bildeten eine eigene Armee und vertrieben die Truppen der Clans aus der Provinz. In der Folgezeit wandelten sich die Ikki vom bewaffneten Mob zu einer disziplinierten Armee. 1486 setzten sie in Yamashiro sogar eine provisorische Regierung ein. Auch in der Provinz Kaga überschlugen sich die Ereignisse. Hier gab es seit dem 13. Jahrhundert eine bedrohliche Ikko-Gruppe (Amida-Buddhisten, die vor allem von Bauern unterstützt wurden). Da sich die Ikko im Gegensatz zu anderen –adeligen – buddhistischen Sekten vor allem an das gemeine Volk wandten, hatten sie großen Einfluss. Einer der bedeutendsten Fürsten der Provinz, ein gewisser Togashi Maschika, beging den – möglicherweise verhängnisvollen – Fehler, die Ikko in seine Armee aufzunehmen. In der Folgezeit ging aus den Ikko eine fanatische Sekte von Mönchskriegern, die Ikko-Ikki, hervor. Deren geistige Führer predigten, dass der ehrenvolle Tod auf dem Schlachtfeld mit einem Platz im Paradies belohnt würde. Daher kannten die Krieger keinerlei Furcht. Selbst angesichts größter Gefahren kämpften die Ikko-Ikki verbissen bis in den Tod. 15 Togashi Maschika hatte sich somit selbst entmachtet. 1488 revoltierten die Ikko-Ikki, verbannten ihn aus Kaga und übernahmen die Kontrolle über die Provinz. Wie im Falle der Ikki ist auch der Aufstand der Ikko-Ikki ein Zeichen des Gekokujo, des Kampfes der “Unteren gegen die Oberen.” 1496 begannen die Ikko-Ikki an der Mündung des Yodo mit dem Bau einer befestigten “Kathedrale” als Hauptquartier. Sie wählten den Ort für das Ishiyama Hongan-ji sehr klug. Nach dem Untergang der Ikko-Ikki wurde auch Schloss Osaka (der Schauplatz der letzten Schlacht der Sengoku-Periode) an derselben Stelle errichtet. Umstürze und Verrat “Zeigst du dich demütig, wird der Feind überheblich. Fliehe, um ihn zu ermüden. Stifte Verwirrung. Greife an, wenn der Feind unvorbereitet ist und bewege dich, wenn er es nicht erwartet.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Als sich der Onin-Krieg ausbreitete, nutzten unzählige Daimyo die Situation, um alte Rechnungen zu begleichen und ihr Territorium auf Kosten ihrer Nachbarn zu vergrößern. Das System folgte einfachen – beinahe darwinistischen – Prinzipien. Unter den Territorialfürsten tobte ein grausamer Macht- und Überlebenskampf – ein Kampf, den viele Familien nicht überlebten. Anfang des 16. Jahrhunderts hatten sich die Shiba und Isshiki sowie die Hatakeyama und Yamashiro, ja selbst die einst mächtigen Yamana gegenseitig ausgelöscht. Doch ein Clan verlor in den Kriegswirren weit mehr als erwartet: Die kaiserliche Familie der Yamato war bankrott und konnte im Jahre 1501 nicht einmal für die Bestattung von Kaiser Go-Tsuchi-Mikado aufkommen. Die Krönung von Kaiser Go-Nara verzögerte sich um sage und schreibe 20 Jahre, bis die Ikki der kaiserlichen Familie das Geld für die Zeremonie zur Verfügung stellten. Bis zu seinem Tod lebte Go-Nara in einer Holzhütte in ärmlichen Verhältnissen. Dem Ashikaga-Shogunat ging es kaum besser. Eine Zentralregierung gab es nicht mehr. Die Daimyo setzten ihre Privatkriege fort, die meist erst endeten, wenn die Geldmittel einer Kriegspartei erschöpft waren. Auch die niederen Samurai-Familien träumten jetzt von Macht und dem Raub fremder Ländereien. Ein typisches Beispiel ist hier die Geschichte von Ise Shinkuro. Der Aufstieg eines Samurai Ise Shinkuro war ein unbedeutender Samurai, bis er sich in die Angelegenheiten der Ashikaga einmischte. Ashikaga Chacha hatte sich dem Befehl des Shoguns widersetzt, Priester zu werden. Daraufhin attackierte Shinkuro Chacha und trieb diesen in den Selbstmord. Shinkuros Lohn war die Provinz Izu. Er nannte sich fortan Hojo Soun (damit entschloss er sich, einen buddhistischen Namen anzunehmen). Die Hojo hatten vor mehreren hundert Jahren über Japan geherrscht. Shinkuro – oder Hojo Soun, wie er sich nun nannte –, war mit den Hojo nicht einmal verwandt. Daher vermählte er einen Sohn mit einer entfernten Verwandten der “echten” Hojo! Hojo Soun beschloss nun, seinen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Auf einer Treibjagd ließ er daher den Fürsten von Odowara ermorden und gliederte dessen Provinz in sein Reich ein. Anschließend unterwarf er die Provinzen Sagami und Musashi und zog schließlich in die Kanto-Ebene. Dort wartete er geduldig auf eine Schwäche der Uesugi und eroberte deren Burg in Edo, der alten Kaiserstadt (das heutige Tokio). Souns Sohn Ujitsuna und sein Enkel Ujiyasu setzten den Kampf gegen die Uesugi fort und schlugen diese im Jahr 1542 in der Schlacht vor Schloss Kawagoe. Das Interessante an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass dem Niemand Hojo Soun (dem einstigen Ise Shinkuro) in nur drei Generationen der Aufbau eines mächtigen Reichs gelungen war. Gewalt und Verrat hatten diesen Aufstieg ermöglicht – ein Aufstieg, der undenkbar gewesen wäre, wenn die Ashikaga-Shogune ihre Pflichten wahrgenommen hätten. Die Clan-Kriege: Wechselndes Kriegsglück Hojo Soun war allerdings nicht das einzige Problem der Uesugi. Der berühmteste General der Familie, Uesugi Kenshin, wurde um das Jahr 1552 adoptiert. Er organisierte sofort einige Raubzüge gegen den (neuen) Hojo-Clan. Die meiste Zeit kämpfte er jedoch gegen die Takeda unter Takeda Shingen. Die Auseinandersetzung der beiden Kriegsherrn war allerdings etwas ungewöhnlich. Im Jahre 1553 kam es auf der Kawanakajima-Ebene in der Provinz Shinano zu mehreren Schlachten zwischen Uesugi Kenshin und Takeda Shingen. In den Jahren 1554, 1555, 1556, 1557 und 1563 trafen die Rivalen am selben Ort erneut aufeinander; sie schienen die Schlachten inzwischen als Ritual zu betrachten. Etwa zur gleichen Zeit versuchte Takeda Shingen, die Provinz Shinano, das Land der Murakami Yoshikiyo, zu unterwerfen. Mit dem Hilfegesuch des Murakami-Clans an Uesugi Kenshin begann eine langjährige Rivalität zwischen den Uesugi und den Shingen. “Hart wie ein Fels, kämpfe wie ein Feuer, sei beständig wie Holz und schnell wie der Wind. Im Himmel und auf Erden werde nur ich verehrt.” — Motto auf dem Banner von Takeda Shingen (1521-1573) 16 17 Ouchi Masahiro hatte seine Gönner aus der Yamana-Familie überlebt und die Macht seines Clans vergrößert. Auch sein Sohn Yoshioki war ein großer Kriegsherr. Die Familie erlebte bis zur Machtübernahme von Masahiros Enkel, Ouchi Yoshitaki, eine Blütezeit. Mit Yamaguchi als sichere und reiche Heimatprovinz im Rücken, beschloss Yoshitaki im Jahr 1543 alle Kämpfe einzustellen und förderte stattdessen mit der Unterstützung exilierter Höflinge aus Kyoto die Kultur und Künste. Seine wichtigsten Gefolgsleute, Mori Motonari und Sue Harukata, warnten ihn, dass er durch dieses Verhalten sein Reich gefährden würde, zumal einige ehrgeizige Samurai nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, um ihn zu stürzen. Als Sue Harukata wenig später rebellierte, beging der verratene Ouchi Yoshitaki Selbstmord. Die Angelegenheit war damit allerdings nicht beendet, da es Mori Motonari als seine Pflicht empfand, seinen ehemaligen Herrn zu rächen. 1555 gelang es ihm schließlich, Sue Harukata, der über ein deutlich größeres Heer verfügte, in eine Burg auf der Insel Miyajima zu locken. Nun spielte die Größe der Armee keine Rolle mehr, da Sues Soldaten auf der Insel eingekesselt waren. Am Ende der Schlacht richteten sich unzählige der geschlagenen und demoralisierten Soldaten Sues selbst. In der Folgezeit stieg der Mori-Clan zum mächtigsten Clan Westjapans auf. “Ob es darum geht, eine Armee zu zerschmettern, eine Stadt zu erstürmen oder einen Mann zu ermorden, so müsst Ihr zuvor immer die Namen des befehlshabenden Generals, der Besucher, der Türsteher und der Diener herausfinden. Dies in Erfahrung zu bringen, ist die Aufgabe der Spione.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die wechselnden Rivalitäten und Bündnisse prägten diese Zeit. Verbündeten sich zwei Clans gegen einen dritten Clan, kam es nicht selten vor, dass einer der beiden Bündnispartner feststellen musste, dass sein Verbündeter oder ein ehemals loyaler Vasall plötzlich eine größere Bedrohung war als der gemeinsame Feind. Schon immer gehörten schmutzige Tricks, heimtückische Morde und offene Verschwörungen zu den Waffen der Samurai. In früheren Auseinandersetzungen, wie dem Gempei-Krieg, wurden die Clans, die sich derartiger Mittel bedienten allerdings als Verbrecher gebrandmarkt. Erst in der Sengoku-Periode war jedes Mittel erlaubt. Ein feiger Mord oder ein ehrbarer Sieg in der Schlacht – das Ergebnis war entscheidend. Die neuen Daimyo hatten Sun Tzu gelesen und beherzigten vor allem seine Ratschläge über den Einsatz von Spionen und den Nutzen von Mordanschlägen. Es ist also kaum verwunderlich, dass die Daimyo mehr und mehr auf die Hilfe der besten Spione und tödlichsten Attentäter aller Zeiten vertrauten – die Ninja. Ein weiser Mann ergriff nun weitreichende Maßnahmen zu seinem eigenen Schutz – während er selbst die Ermordung lästiger Rivalen plante. 18 Musketen “Die Muskete ist die tödlichste Waffe in der Schlacht, bevor die Truppen aufeinander treffen. Doch sobald die Schwerter gekreuzt werden, ist sie wertlos.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde Inmitten dieser Wirren landeten im Jahr 1543 die ersten portugiesischen Händler auf der Insel Kyushu. Die Europäer brachten zwei wichtige kulturelle Neuerungen nach Japan: Musketen und das Christentum. Mit dem Einfluss des Christentums werden wir uns an anderer Stelle noch eingehend beschäftigen. Feuerwaffen waren den Samurai nicht völlig fremd. Mit Sicherheit kannten sie bereits die Handfeuerwaffen der Chinesen, und auch die Mongolen hatten im Jahr 1274 primitive Handgranaten gegen die Samurai eingesetzt. Allerdings verwendeten die japanischen Verbände bisher kein Schießpulver. Nun brachten die Portugiesen jedoch Arkebusen und Luntenschlossmusketen nach Japan. Bei beiden Waffen wurde das Pulver nicht mit einem Feuerstein, sondern mit einer Lunte entzündet. Die Arkebusen waren – verglichen mit den Feuerwaffen früherer Zeiten – leicht und relativ sicher – immerhin explodierten sie seltener als die bisherigen Gewehre. Schon bald erkannten die Japaner den enormen Vorteil der Arkebuse: Während die Ausbildung eines guten Bogenschützen mehrere Jahre dauerte, nahm die Ausbildung eines Arkebusiers nur wenige Tage in Anspruch. Außerdem war die Bedienung der neuen Wunderwaffe ein Kinderspiel. Nicht zuletzt deshalb wurde die Arkebuse rasch die Hauptwaffe der riesigen Ashigaru-Verbände in den Heeren Japans. Dank des handwerklichen Geschicks der japanischen Schwert- und Waffenschmiede dauerte es nicht lange, bis die Arkebusen von den einheimischen Handwerkern nachgebaut wurden. Wenig später rüsteten die Daimyo ihre Armeen mit den neuen Wunderwaffen aus. Trotz aller Vorteile der Arkebuse dauerte es jedoch geraume Zeit, bis die ersten Feldherrn größere Verbände aus Arkebusieren taktisch und effektiv einsetzten. 19 Die Drei Rivalen: Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu “Indem er seine Vorkehrungen ändert und seine Pläne anpasst, hält der kluge General den Feind unwissend. Indem er sein Lager verlegt und Umwege nimmt, verhindert er, dass der Feind seine Absichten erkennt.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Der Zusammenbruch des zentralistischen Herrschaftssystems der Ashikaga brachte ein grundlegendes Problem mit sich. Mehrere Familien (vor allem die Hojo, die Takeda und die Uesugi) beanspruchten Kyoto und damit den Titel des neuen Shoguns für sich. Würde jedoch ein Daimyo seinen Herrschaftsbereich verlassen, hätten seine Rivalen die Gelegenheit, in dessen Provinz einzumarschieren, um ihm so seine Machtbasis zu rauben. In dieser Situation betrat eine weitere Samuraifamilie die politische Bühne: die Oda. Diesem Clan war es während der Segoku-Periode gelungen, die Provinz Owari in ihren Herrschaftsbereich einzugliedern. Ab 1551 lenkte der skrupellose Oda Nobunaga die Geschicke der Familie. 1558 gewann er die Unterstützung eines Ashigaru namens Toyotomi Hideyoshi, der sich in den folgenden Jahren als hervorragender General erwies. Zur gleichen Zeit stand ein anderer junger Samurai, Tokugawa Ieyasu, in den Diensten der ImagawaFamilie – eigentlich als Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Diese drei Männer sollten in den folgenden Jahren die Geschichte Japans prägen. Im Augenblick griffen jedoch noch andere nach der Macht. Nobunaga befahl dennoch den Angriff. Es gelang ihm, Yoshimoto in einen Hinterhalt zu locken und die Hauptstreitmacht der Imagawa in einer Schlucht zu überraschen. Diese Schlacht von Okehazama dauerte nur wenige Minuten. Yoshimoto fiel und erkannte erst im letzten Moment, dass er nicht von seinen eigenen betrunkenen Männern angegriffen worden war. Es spricht nicht unbedingt für Yoshimotos Autorität, dass er glaubte, seine Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt. Oda Nobunaga wurde der neue Gefolgsmann von Tokugawa Ieyasu, dessen Verpflichtung gegenüber dem Imagawa-Clan durch den Tod Yoshimotos ein Ende gefunden hatte. Auch für Nobunaga muss die Versuchung, nach Kyoto zu marschieren, groß gewesen sein. Stattdessen schloss er jedoch Bündnisse mit seinen Nachbarn und vermählte diese mit seiner Tochter und seiner jüngeren Schwester. Er selbst heiratete die Tochter des ehemaligen Ölhändlers Saito Toshimasa, der in der Provinz Mino zum Daimyo aufgestiegen war und als ruchloser Herrscher galt. Toshimasa war ein Sadist, der es liebte, Menschen bei lebendigem Leib zu kochen! Schließlich fand er einen gerechten Tod, als ihn sein eigener Sohn, Yoshitatsu, tötete und seinen Platz einnahm. Yoshitatsu wiederum erlag der Lepra, kurze Zeit nachdem ihm Nobunaga den Krieg erklärt hatte. Immerhin war der ermordete Toshimasa sein Schwiegervater gewesen. Nobunaga zögerte nicht, den Saito-Clan auszulöschen. Nun war der Weg nach Kyoto frei und das Shogunat in greifbare Nähe gerückt. Toyotomi Hideyoshi erhielt den Auftrag, die Überlebenden des Saito-Clans zu töten – eine Mission, die er 1564 erfolgreich beenden konnte. Nobunaga brauchte lediglich einen guten Grund, um zur Hauptstadt zu marschieren. 1567 ergab sich zufällig die perfekte Chance. Ashikaga Yoshiaki war als Nachfolger des Shoguns eine bedeutende politische Symbolgestalt. Sein Vorgänger und Bruder Yoshiteru gehorchte bedingungslos den hinterhältigen christlichen Hofbeamten Miyoshi Chokei und Matsunaga Hisahide, die ihn schließlich ermordeten und seinen jüngeren (und noch besser kontrollierbaren) Cousin als Marionette einsetzten. Auch Yoshiaki schwebte nun in großer Gefahr, doch es gelang ihm, zu Nobunaga zu fliehen. Oda Nobunaga marschierte im November des Jahres 1568 in Kyoto ein. An seiner Seite ritt Ashikaga Yoshiaki, den er nun zum Ashikaga-Shogun ernannte. Die eigentliche Macht lag allerdings in Nobunagas Händen, da der offizielle Herrscher lediglich eine symbolische Bedeutung hatte. Aufgrund verschiedener dynastischer Probleme wären die Oda niemals selbst als Shogune akzeptiert worden; durch die neue Konstellation hielt Nobunaga jedoch alle Fäden in der Hand. Imagawa Yoshimoto gehörte zu den ehrgeizigen Daimyo, die nach dem Amt des Shogun strebten. 1560 marschierte er aus diesem Grund nach Kyoto und machte sich den Umstand zu Nutze, dass sich die Hojo und Uesugi gerade gegenseitig bekämpften. Drei Provinzen lagen zwischen ihm und Kyoto – unter anderem Oda Nobunagas Heimat Owari. Anfangs war das Kriegsglück auf der Seite der Imagawa. Nachdem Tokugawa Ieyasu (im Namen der Imagawa) die Grenzfeste bei Marune genommen hatte, standen zwischen Imagawas 25.000 Mann starkem Heer und dem Sieg lediglich die 2000 tapferen Soldaten Nobunagas. “Siegen wir, indem wir die Schwerter mit dem Feind kreuzen oder genießen wir die Schlacht gegen übermächtige Gegner, mehren wir unsere Macht und die Stärke unseres Herrn. Dies ist die Tugend der Strategie.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde 20 21 Nobunaga: Konsolidierung und Verrat Den Rest seines Lebens widmete er sich der Bekämpfung seiner noch lebenden Rivalen. Dabei unterstützten ihn zwei fähige Kommandeure: Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu. Nach Nobunagas Tod sollten diese beiden Männer gegeneinander intrigieren … Im Augenblick kämpfte Ieyasu jedoch gegen die Ikko-Ikki (1563). Beinahe hätte er in dieser Schlacht sein Leben verloren, als zwei Kugeln seine Rüstung durchschlugen, ihn jedoch nicht verletzten! Nobunagas nächster – erfolgreicher – Feldzug richtete sich gegen Miyoshi Chokei und Matsunaga Hisahide. Beide fielen 1567 in der Schlacht von Sakai. Diese Schlacht ist erwähnenswert, weil die christlichen Samurai, die auf beiden Seiten dienten, einen gemeinsamen Gottesdienst feierten, bevor sie in die Schlacht zogen. Die Jesuiten, die die christliche Lehre verbreiteten, hatten einen großen Einfluss auf die Samurai. Christliche Samurai waren daher schon bald keine Seltenheit mehr. Obwohl Oda Nobunaga nie selbst zum Christentum konvertierte, unterstützte er die Jesuiten-Missionare – allerdings hauptsächlich aus politischen Gründen – im Kampf gegen rebellische buddhistische Sekten. Die Zeit der Christenverfolgung lag noch in weiter Ferne. “Wenn sicher ist, dass der Kampf mit einem Sieg endet, dann musst du kämpfen, auch wenn der Herrscher es verbietet; wenn der Kampf nicht mit einem Sieg enden wird, dann darfst du nicht kämpfen, auch wenn der Herrscher es befiehlt.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die letzten Lebensjahre Nobunagas waren von Feldzügen zur Machterhaltung geprägt. 1570 überfiel er die Asakura in der Provinz Echizen, musste sich jedoch zurückziehen, als sich sein Schwager, Asai Nagamasa, auf die Seite der Asakura stellte. Nobunaga kehrte im selben Jahr noch einmal zurück und besiegte die Asakura in der Schlacht von Anegawa. Obwohl seine Truppen die Schlacht für sich entscheiden konnten, gelang es ihnen nicht, die Asakura und Asai endgültig zu besiegen. Der Druck auf Nobunaga nahm zu und er erkannte, dass neben den Armeen der Asakura und Asai inzwischen auch andere Kräfte die Einheit Japans bedrohten. Neben den Ikko aus Ishiyama Hongan-ji waren auch die Sohei aus dem Kloster Enryaku-ji eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Außerdem stand Tokugawa Ieyasu nun gleichzeitig der Armee der Hojo und dem Heer Takeda Shingens gegenüber. Nobunaga war von seinen Feinden eingekesselt und entschloss sich zum Angriff. Seine Truppen umstellten Enryaku-ji und töteten jeden – Männer, Frauen und Kinder – den sie im Kloster selbst oder in der direkten Umgebung fanden. Jetzt konnte Nobunaga auch gegen seine anderen Feinde vorgehen. 1572 zog Takeda Shingen schließlich gegen ihn in die Schlacht und drängte Tokugawa Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück. Ieyasu blieben zwei Möglichkeiten: Sollte er bleiben und Shingen dadurch den Marsch auf Kyoto erlauben, oder sollte er kämpfen? Er entschloss sich, das Schloss zu verlassen und stellte Takedas Heer in den verschneiten Sümpfen von Mikata-ga-hara in der Nähe des Magome. Nach der ergebnislosen Schlacht kehrte Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück (er hatte seine Pflicht, Shingen aufzuhalten, erfüllt), während Shingen nach Hause ritt. Er sollte Kyoto niemals erreichen. 22 Im Frühling des Jahres 1573 fiel Shingen in die Provinz Mikawa ein. Doch auch dieser Versuch, Kyoto zu erobern, scheiterte. In den folgenden Kämpfen traf ihn eine Kugel. Wenig später erlag er seiner Verletzung. Diese Niederlage war eine Katastrophe für den TakedaClan, zumal Shingens Sohn, Katsuyori, in keiner Weise über die Fähigkeiten seines Vaters verfügte. Sogar Uesugi Kenshin soll über den Verlust dieses edlen Feindes getrauert haben. Kenshin selbst kam im Jahre 1582 unter mysteriösen Umständen ums Leben. Angeblich hatten Nobunagas Ninja einen weiteren Rivalen ausgeschaltet – ein Vorwurf, der nie bewiesen werden konnte. Eine (vermutlich falsche) Version über die Umstände von Kenshins Tod findet Ihr im Kapitel über die Ninja in diesem Handbuch. “Ein wahrer Samurai kann weder seine Frau noch seine Familie vergessen, wenn er in die Schlacht zieht, da er sich niemals gestattet, an sie zu denken!” — Zitat eines Vasallen Takedas Zwei Jahre später wurden die Takeda endgültig besiegt. 1575 belagerte Takeda Katsuyori mit seiner Armee Schloss Nagashino, wo er auf heftigen Widerstand der belagerten Anhänger der Oda stieß. Nobunaga erkannte, dass er den Takeda-Clan mit seinen Einsatztruppen vernichten konnte – er sollte Recht behalten. In der Schlacht von Nagashino triumphierten Oda Nobunaga und seine Arkebusiere. Nobunaga sammelte 3000 seiner besten Schützen in einem einzigen Kampfverband und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in Stellung. Als die Soldaten des Takeda-Clans über das aufgeweichte Schlachtfeld stürmten, liefen sie in ihr Verderben – in kurzen Abständen hallten die Salven der Arkebusiere über das Schlachtfeld. Die wenigen Überlebenden wurden von den übrigen Einheiten Nobunagas niedergemetzelt. Gleichzeitig fielen die Verteidiger des Schlosses der Armee Takedas in den Rücken. Die Schlacht war gewonnen. Takeda Katsuyori konnte dem Blutbad entkommen und versank in der Bedeutungslosigkeit. 1582 fiel er einem Mordanschlag zum Opfer. Nobunaga zog nun nach Osten gegen den Mori-Clan. Mori Motonari war tot, aber sein Enkel, Mori Terumoto, herrschte über ein mächtiges Reich, das 10 Provinzen umfasste. Terumoto hatte Nobunagas Seeblockade gegen die Ikko-Ikki in Ishiyama Hongan-ji durchbrochen, was einer Kriegserklärung gleichkam. Nobunaga reagierte sofort und entsandte ein Heer unter den Samurai-Generälen Toyotomi Hideyoshi und Akechi Mitsuhide. Er selbst setzte den Kampf gegen die Ikko-Ikki fort und ließ sogar mit Eisenplatten gepanzerte Kriegsschiffe bauen – 300 Jahre, bevor die Europäer Panzerungen einsetzten. Schließlich kesselte er die Ikko ein und zwang sie im Jahr 1580 zum Aufgeben. Damit war die Macht der fanatischen Krieger endgültig gebrochen. In dieser Zeit baute Nobunaga in der Nähe von Kyoto auf der Insel Azuchi im Biwa-See eine Burg. Diese sollte die veränderten Machtverhältnisse in Japan symbolisieren. Erstmals in der Geschichte Japans entstand nun eine Burg mit mächtigen Mauern und Schießscharten für Arkebusiere. Nun konnte sich Nobunaga auf die Auseinandersetzung mit den Mori konzentrieren. Toyotomi Hideyoshi belagerte nach mehreren Siegen bereits die Burg der Mori bei Takamtsu und ließ sogar den Lauf des nahe gelegenen Flusses verändern, um die Festung zu überfluten. Daraufhin sammelten die Mori sämtliche Kräfte, um den Belagerungsring zu durchbrechen. Hideyoshi wiederum bat Nobunaga um Verstärkung, als er erkannte, welcher Übermacht er gegenüberstand: Ieyasu und (wie sich später herausstellte) zu viele von Nobunagas Kämpfern brachen auf, um sein Heer zu unterstützen. Nobunaga blieb mit nur 100 Leibwächtern in Kyoto zurück – eine geringe Zahl, wenn man bedenkt, dass er sein Leben normalerweise mit 2000 Leibwächtern schützte. Ein (wie wir heute wissen) verhängnisvoller Leichtsinn. 23 Und Akechi Mitsuhide? Nach seinem fehlgeschlagenen Feldzug gegen die Mori war er bei Nobunaga in Ungnade gefallen. Daher zog er vor Kyoto, um sich an Nobunaga zu rächen. Die genauen Beweggründe für seinen Angriff auf Nobunagas Haus in Kyoto liegen weitgehend im Dunklen. Am 21. Juni 1582 wurde Nobunaga jedoch auf Befehl seines eigenen Generals erschossen. Es ist die Ironie des Schicksals, dass er mit derselben Waffe niedergestreckt wurde, der er seinen Aufstieg verdankte: der Arkebuse. Selbst gemessen an den herrschenden Verhältnissen seiner Zeit war Nobunaga ein skrupelloser Mann – für ihn war ein klarer Sieg gleichbedeutend mit der Auslöschung des Feindes. Dennoch hat er Japan nachhaltig verändert. Seine militärischen Neuerungen führten zu einer Modernisierung der Kriegsführung. Die Bauern und Ji-Samurai mussten ihre Felder verlassen, um zu kämpfen. Unter Nobunaga zog ein Mann in die Schlacht oder er bestellte das Land. Die Samurai und Ashigaru entwickelten sich zu Kriegerklassen und mussten nicht auf ihr Land zurückkehren, um die Ernte einzubringen. Sie hatten nur eine einzige Aufgabe: Für ihren Herrn zu kämpfen. Der Shogun der 13 Tage “Der General, der keine Strategie verfolgt und seinen Gegner unterschätzt, wird schon bald ein Gefangener des Feindes sein.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Als Toyotomi Hideyoshi von Akechi Mitsuhides Verrat erfuhr, schloss er augenblicklich Frieden mit den Mori und marschierte auf Kyoto. In der Zwischenzeit tötete Mitsuhide alle Verwandten und Gefolgsleute Nobunagas, die er fand, während Tokugawa Ieyasu in ein sicheres Versteck floh. Die prachtvolle Burg Azuchi brannte indessen (vermutlich ohne Zutun Mitsuhides) bis auf die Grundmauern nieder. Wenige Tage später endete das Akechi-Shogunat mit dem Angriff Hideyoshis. Mitsuhide musste fliehen und wurde von plündernden Banditen gefangen genommen und zu Tode geprügelt. Der ehrenhafte Tod durch das Schwert eines Samurai blieb dem Verräter damit verwehrt. So endete das Leben des “Shoguns der 13 Tage”. Toyotomi Hideyoshi hatte nun als “offizieller” Rächer Nobunagas eine außerordentlich starke Position. Aufgrund seiner niederen Abstammung war der überaus fähige Kommandeur bei seinen Ashigaru-Soldaten sehr beliebt. Die überlebenden Verwandten Oda Nobunagas – insbesondere dessen dritter Sohn Nobutaka – beobachteten Hideyoshis Aufstieg zum Oberhaupt des Clans verständlicherweise misstrauisch. Auch einigen anderen Generälen Nobunagas missfiel der Machtzuwachs Hideyoshis. Neben Tokugawa Ieyasu, Shibata Katsuie und Niwa Nagahide beanspruchten auch Takigawa Kazumasu und Ikeda Nobuteru die Nachfolge Nobunagas für sich! Wie so oft kam es zum Krieg, obwohl – oder möglicherweise weil – Hideyoshi Nobunagas einjährigen Enkel als neues Clan-Oberhaupt vorgeschlagen hatte. Damit hätte sich die traditionelle Regierungsweise mit einem Marionettenherrscher und einem mächtigen Mann im Hintergrund fortgesetzt. Die nächsten Monate standen für Hideyoshi im Zeichen mehrerer schwieriger Feldzüge. Der gefährlichste Gegner war zweifellos Shibata Katsuie. Dieser hatte bereits versucht, Akechi Mitsuhide anzugreifen. Er kam jedoch zu spät, um die Lorbeeren für dessen Ermordung selbst zu ernten. Wäre es Katsuie gelungen, seine Kampfhandlungen mit denen seiner Verbündeten, Oda Nobutaka und Takigawa Kazumasu, abzustimmen, hätten die drei Männer die Schlacht gewinnen können. Auch Ieyasu und die anderen warteten ab – um selbst nach der Macht zu greifen, oder um wenigstens die siegreiche Seite zu unterstützen! 24 Leider hatte Katsuie keine weisen Bündnispartner. Während das Land der Shibata noch unter einer hohen Schneedecke lag, gab Nobutaka Befehl zum Angriff. Dadurch hatte Hideyoshi die Möglichkeit, die Armeen seiner Gegner zu trennen und gefangen zu nehmen. Nobutaka war auf Burg Gifu eingeschlossen und winselte um Gnade. Nun tat Hideyoshi etwas Bemerkenswertes: Er verschonte Nobutakas Leben und sicherte sich dessen Loyalität, indem er zahlreiche Geiseln nahm. Noch vor kurzer Zeit hätte Nobutakas Vater, Nobunaga, jeden Feind, dessen er habhaft wurde, erbarmungslos getötet! Anschließend spaltete Hideyoshi Takigawa Kazumasus Streitkräfte, indem er eine wichtige Garnison bestach. Es gelang ihm sogar, Kazumasu selbst gefangen zu nehmen. “Friedensvorschläge, die nicht von einem beschworenen Abkommen begleitet sind, deuten auf einen Schachzug hin.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Dank des einsetzenden Tauwetters konnte Shibata Katsuie nun seine Truppen aussenden. Oda Nobutaka bedankte sich für die ihm erwiesene Gnade mit einer Rebellion gegen Hideyoshi. Dann beging der Shibata-General Sakuma Morimasa jedoch einen schweren Fehler. Er hatte nicht aus den Ereignissen der Schlacht von Nagashino gelernt und attackierte mit seinen Einheiten eine stark befestigte Stellung von Arkebusieren. Die folgende Schlacht von Shizugatake im Jahre 1583 endete für die Shibata-Streitkräfte in einer Katastrophe. Den Truppen blieb nur der Rückzug in Katsuies Burg. Dieser erkannte, dass er Hideyoshi unterlegen war, beging Selbstmord und brannte seine Burg nieder. Als Oda Nobutaka vom Tod Katsuies hörte, sah er seine Chancen auf ein siegreiches Ende der Auseinandersetzung schwinden und nahm sich das Leben. Nun kam es zur Konfrontation zwischen Hideyoshi und Ieyasu, den wichtigsten Gefolgsmännern und fähigsten Generälen Nobunagas. Beide Kriegsherren suchten nach Verbündeten. Die wichtigen Clans in Nobunagas ehemaligem Reich stellten sich auf unterschiedliche Seiten. Keine Seite konnte den Krieg jedoch für sich entscheiden, obwohl es zu blutigen Kämpfen, wie beispielsweise der Schlacht von Nagakute (1584) kam. Nach der Schlacht waren fast 2500 Soldaten der 9000 Mann starken Streitmacht Hideyoshis gefallen. Ieyasu hatte lediglich 600 Mann verloren. Und trotzdem war der Krieg längst nicht entschieden. Eine Zweckgemeinschaft Schließlich unterwarf sich Ieyasu seinem Rivalen. Diese Entscheidung folgte primär praktischen Überlegungen. Gemeinsam waren die beiden Männer unbesiegbar, und Hideyoshi, der ältere der beiden, würde nicht ewig leben … Mit Ieyasu als neuem Verbündeten gelang es Hideyoshi nun, ganz Japan zu erobern. Dass ihm dies in relativ kurzer Zeit gelang, ist zum einen auf seine militärischen, zum anderen auf seine politischen Fähigkeiten zurückzuführen. Im Kampf gegen Nobunaga blieb den Gegnern meist nichts anderes übrig, als bis zum bitteren Ende zu kämpfen – da er ohnehin jeden tötete, egal ob er Widerstand leistete oder nicht. 25 Hideyoshi ging hingegen diplomatischer (oder geschickter) vor. Er war seinen Feinden gegenüber großzügig und ließ diesen sogar einige ihrer Besitztümer (allerdings besetzte er einen Teil ihrer Ländereien, um seine loyalen Gefolgsleute zu entlohnen). Er nahm Geiseln, verzichtete jedoch darauf, ganze Familien auszulöschen. Im Gegenteil: Nachdem diese ihm absolute Treue geschworen hatten, durften sie sogar ihre alten Ämter behalten. Auf diese Weise gelang es ihm im Laufe der Zeit, die Armeen seiner Feinde in sein eigenes Heer einzubinden und seine Macht weiter zu vergrößern. Hideyoshi änderte außerdem die Art der Besoldung seiner Samurai. Fortan entlohnte er die Kämpfer nicht mehr mit Landbesitz, sondern mit Gold! Hideyoshi war nun Herr über ganz Japan und konnte sich endlich anderen Aufgaben widmen. Er ließ Schloss Osaka auf den Grundmauern der ehemaligen Ikko-Festung Ishiyama Hongan-ji errichten und veranlasste 1588 die wichtigste Reform des Landes: “Die große Jagd nach dem Schwert”. Dabei wurden alle Bauern entwaffnet und die Waffen eingeschmolzen. Das Metall sollte zum Bau von Hideyoshis Großem Buddha verwendet werden. Von nun an war das Tragen einer Waffe ausschließlich den Kriegern gestattet. Die gesellschaftliche Unterteilung in unbewaffnete Bauern, leicht bewaffnete Ashigaru und Samurai – die zwei Schwerter tragen durften – bestimmte nun das Gesellschaftsbild Japans. Hideyoshi verfolgte auch Pläne zur Eroberung Chinas. Allerdings würde die Beschreibung dieses Feldzuges dieses Handbuch und das Spiel sprengen. Die Invasion in Korea endete mit einer schweren Niederlage der Samurai. Es gelang ihnen zwar nicht, ihr Reich auf das Festland auszudehnen, allerdings rafften sie eine lohnende Beute zusammen. Seltsamerweise waren Tokugawa Ieyasus Truppen nicht an den Kämpfen auf dem Festland beteiligt. Die Letzte Schlacht “Demütige Worte und eifrige Vorbereitungen sind Zeichen dafür, dass der Feind vorrücken wird. Eine gemeine Sprache und wütendes Anstürmen, als wolle er angreifen, sind Zeichen dafür, dass er sich zurückziehen wird. — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Kurz vor seinem Tod im Jahr 1598 ernannte Hideyoshi fünf Männer als Regenten, die im Namen seines minderjährigen Sohnes regieren sollten. Toyotomi Hideyori war erst fünf Jahre alt, als die Vasallen seines Vaters ihren Treueschwur brachen und die Macht an sich rissen. Der bedeutendste dieser Männer, Tokugawa Ieyasu, gehörte inzwischen zu den reichsten Männern Japans: Die Erträge seiner Ländereien lagen bei 2.557.000 Koku – ein Koku entsprach einem Scheffel Reis, von dem ein Mann ein Jahr lang leben konnte. Bemerkenswert ist, dass es sich bei dieser unvorstellbaren Summe um das jährliche Einkommen und nicht um den Wert seiner Besitztümer handelte! Die vier anderen Regenten, Ukita Hideie, Maeda Toshiie, Mori Terumoto und Uesugi Kagaktasu, waren die einflussreichsten Daimyo Japans. Offensichtlich hatte Hideyoshi versucht, sie durch die Regentschaft an seine Familie zu binden. 26 “Geschwindigkeit ist kein Teil des wahren Weges der Strategie. Geschwindigkeit bedeutet, dass die Dinge schnell oder langsam erscheinen, abhängig davon, ob sie im Gleichgewicht sind oder nicht. Wie der Weg auch heißen möge, ein Meister der Strategie erscheint niemals schnell.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde Ieyasu hatte ehrgeizige Pläne, doch Ishida Mitsunari, ein Verwaltungsbeamter Hideyoshis, stellte sich ihm entgegen. Da Ieyasu jedoch nicht die Verantwortung für einen neuen Krieg tragen wollte, wartete er ab, bis Ishida Mitsunari schließlich den ersten Schritt machte. In der Zwischenzeit entschieden sich alle wichtigen Clan-Oberhäupter nach und nach für eine Seite. Ieyasu hatte Glück: Die meisten ehemaligen Gefolgsleute von Hideyoshi schlugen sich auf die Seite des erfolgreichen Kriegsherren. Außerdem kam ihm ein weiterer glücklicher Umstand zu Hilfe. Im Jahr 1600 traf er auf den ersten Engländer, der japanischen Boden betrat. Dieser Mr. Adams war außerordentlich interessant, handelte er doch mit Gewehren, Munition und hervorragendem europäischem Schießpulver. Ieyasu verlor keine Zeit und beschlagnahmte die gesamte Ware. Schließlich waren Ishidas Vasallen – sie bildeten die so genannte Westarmee – am Zug. Leider erwies sich die Ostarmee der Tokugawa auf Schloss Fushimi als außerordentlich kampfstark und widerstandsfähig. Als die Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert war, öffneten diese die Tore und attackierten die Westarmee mehrmals! Obwohl sie bis auf den letzten Mann aufgerieben wurden, verschafften sie Ieyasu genügend Zeit, um gegen Ishida Mitsunaris Armee in die Schlacht zu ziehen. Die Rivalen trafen am 21. Oktober 1600 im dichten Nebel auf einem engen Pass bei Sekigahara aufeinander. Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen konnten den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel am Vormittag lichtete, gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Doch als Kobayakawa Hideaki die Ostarmee mit seinen Einheiten attackierte, bemerkte er zu spät, dass er sich gegen seine eigenen Truppen gewandt hatte. Damit war die Westarmee geschlagen. “Gibt es in einem Gebiet unpassierbares Gelände, Schluchten und Fallgruben, verlasse dieses Gebiet so schnell du kannst. Ich selbst halte mich vor diesen Gebieten fern und blicke in ihre Richtung, damit der Feind sie im Rücken hat.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe der getöteten Feinde. Obwohl er keinen entscheidenden Sieg errungen hatte, muss er mit dem Ausgang der Schlacht sehr zufrieden gewesen sein. Ishida stellte keine Gefahr mehr dar. Das Schicksal der überlebenden Daimyo stand in der Folgezeit in direktem Zusammenhang mit der Seite, für die sie sich entschieden hatten. Von diesem Tage an war Tokugawa Ieyasu der unumstrittene Herrscher über Japan. 1603 ernannte er sich selbst zum Shogun. Damit nahm 30 Jahre nach dem Sturz des letzten Ashikaga-Shoguns (Yoshiaki) erstmals ein Herrscher diesen Titel an. Ein Gegner war jedoch immer noch am Leben und schmiedete gefährliche Pläne: Toyotomi Hideyori. 27 Ieyasu entschloss sich, zu warten und konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die Regierungsgeschäfte. Doch dann bot sich eine großartige Gelegenheit, um mit dem letzten Feind abzurechnen. Nach einer langen und erfolglosen Belagerung von Schloss Osaka wandten sich Hideyoris Truppen gegen Tokugawas Armee. Hideyoris Soldaten kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, während die Armee Tokugawas bewies, dass sie über die Jahre “gestählt” worden war. Tokugawas Männer entschieden die Schlacht für sich – allerdings ohne Elan. Mit dieser Schlacht endeten – nach Jahren – die Herrschaftskriege um Japan. In den folgenden Jahren gab es keine Rebellion mehr und der letzte Toyotomi, Hideyoris erst achtjähriger Sohn (Hideyoshis Enkel), wurde enthauptet. Die neue Regierung wollte aus Japan einen modernen Staat machen, da die berechtigte Gefahr bestand, dass Japan, wie viele andere Staaten des fernen Ostens, in einen europäischen Kolonialstaat eingegliedert werden würde. Sogar China und Indien hatten ihre Unabhängigkeit inzwischen verloren. In einem Zeitraum von nur 50 Jahren verwandelte sich Japan von einer mittelalterlichen Nation in einen modernen Industriestaat. Kein anderes Land hat in einer derart kurzen Zeitspanne dramatischere Umwälzungen erlebt. Im Russisch-Japanischen Krieg (1904/05) bewies Japan mit dem Sieg über Russland, dass es den Wandel zu einer modernen Nation geschafft hatte. Sowohl die moderne kaiserliche Armee als auch die Kriegsflotte waren den Heeren der Europäer nun absolut ebenbürtig. Ieyasu konnte seinen Sieg nur ein Jahr lang auskosten, da er bereits im Jahr 1616 starb. Trotz seiner außerordentlichen Vitalität erlag dieser große Mann dem Magenkrebs (so die Diagnose heutiger Wissenschaftler). Doch auch nach seinem Tod kam es zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen und Morden unter seinen Nachfolgern. Sein Sohn Tokugawa Hidetada nahm den Platz seines Vaters ein und regierte als zweiter Tokugawa-Shogun. Damit war das Shogunat gesichert und in Japan kehrte endlich Frieden ein. Doch dieser Wandel vollzog sich nicht ohne Blutvergießen. 1877 kam es in der Provinz Satsuma zu einem letzten Aufstand der Samurai unter Saigo Takamori. Das mittelalterliche Samurai-Heer hatte gegen die moderne Armee jedoch keine Chance mehr. Selbst die Tapferkeit der Samurai konnte die Zukunft nicht mehr aufhalten; als Takamori dies erkannte, beging er Seppuku. Ieyasu blieb in den Köpfen der Menschen unsterblich, da er als To-sho-gu, der Sonnengott des Ostens verehrt wurde. Das Letzte Shogunat “Wer als Erster auf dem Felde ist und das Kommen des Feindes erwartet, der ist für den Kampf ausgeruht; wer als Zweiter aufs Feld kommt und zur Schlacht eilt, der trifft erschöpft ein. Deshalb zwingt der kluge Kämpfer seinem Gegner seinen Willen auf, doch er lässt nicht zu, dass der Gegner ihm den seinen aufzwingt.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Tokugawa-Shogune blieben 250 Jahre lang die unumstrittenen Herrscher Japans. Der Kaiser war weiterhin eine gottähnliche Symbolfigur ohne tatsächliche Macht. Typisch für die Tokugawa-Shogune ist die systematische Abschottung Japans von der übrigen Welt. Schon vor dem Sieg bei Osaka hatten sich die Tokugawa gegen Fremde gewandt. Ab 1612 kam es zu blutigen Christenverfolgungen, die Spanier durften nach 1624 nicht mehr in Japan landen und schließlich verbot ein Edikt den Japanern selbst die Reise ins Ausland. Lediglich einige niederländische Kaufleute wurden weiterhin im Land geduldet. Die Shogune konnten diese Isolation bis in das Jahr 1853 aufrecht erhalten. Erst als eine Gesandtschaft der Amerikaner unter dem Kommodore Calbraith Perry landete – und dem Land die Kolonialisierung durch eine der aufstrebenden europäischen Großmächte drohte – gab man die Isolationspolitik auf. Japan war ein rückständiger Feudalstaat in einer neuen, modernen, viktorianischen Industriegesellschaft. Schon bald formierten sich jedoch die fremdenfeindlichen Clans, die zahlreiche Angriffe auf ausländische Händler ausübten, was wiederum die Position der Tokugawa-Shogune schwächte, die mehr und mehr die Kontrolle über die Clans verloren. Im Jahre 1867 stärkte die Meiji-Reform die Macht der kaiserlichen Familie und beendete das Shogunat. Alle Clans wurden entwaffnet und ihrer Lehensgüter beraubt. 28 Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Geist der Samurai in der siegreichen kaiserlichen Armee Japans weiterlebte … Geschichte in Diesem Spiel “Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Schauplätze der geschilderten Ereignisse liegen in ganz Japan verstreut. Ihr müsst eines beherzigen, wenn Ihr Shogun: Total War - Gold Edition siegreich beenden wollt. Kennt Ihr den tatsächlichen Gang der Geschichte, fällt es Euch leichter, Eure Gegner zu zerschmettern, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Einen erfolgreichen Daimyo zeichnete stets ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit aus – also sammelt Informationen über Eure Feinde und wartet auf Eure Chance! Obwohl Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu die wichtigsten Anwärter auf das Amt des Shoguns waren, stand zu keinem Zeitpunkt fest, dass einer dieser drei Männer Erfolg haben würde. Auch die übrigen Daimyo kämpften verbissen um die Vorherrschaft in Japan. Wäre das Wetter bei Nagashino besser gewesen, und wären die Takeda nicht in das Gewehrfeuer der Oda, und damit in ihr Verderben geritten ... vielleicht hätte eines Tages ein Takeda den Thron des Shoguns bestiegen. In Shogun: Total War - The Mongol Invasion liegt es an Euch, herauszufinden, wer der rechtmäßige Herrscher Japans ist … In Shogun: Total War-Gold Edition beginnt im Jahr 1530, während der Sengoku-Periode. Seit zwei Generationen tobt ein blutiger Krieg. Der Kampf der Daimyo um das Shogunat ist längst nicht entschieden. Denkt daran, dass Kriege in dieser Zeit noch mit traditionellen Mitteln geführt werden: “Moderne” europäische Feuerwaffen stehen Euch zu dieser Zeit noch nicht zur Verfügung. Erst im Laufe des Spiels lernen Eure Generäle die neuen Wunderwaffen, wie Arkebusen und Musketen, kennen und schätzen. Denkt daran, dass Ihr die Zeit in Shogun: Total War - Gold Edition um 300 Jahre zur Zeit der Invasion durch die Mongolen zurückdrehen könnt. 29 Hojo Die Daimyo in Shogun: Total War Hojo Ujitsuna — Ujitsuna setzt die stolze Tradition der HojoShogunen fort. Unter den Hojo erlebte Japan nach dem Sieg über die Mongolen eine Zeit der Blüte und des Friedens. Ujitsuna und seine Söhne sind mächtige Daimyo die viele Jahre gegen die Takeda und Uesugi kämpften. Der Begründer der Familie, Hojo Soun, war ein Samurai von niederer Abstammung, der die alte Ordnung in seiner Heimatprovinz stürzte und einen alten Namen annahm. Seine Erben stehen ihm in punkto Skrupellosigkeit in nichts nach! “Führungsstärke ist eine Frage von Intelligenz, Glaubwürdigkeit , Gerechtigkeit, Mut und Autorität.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Traditionell steht in Japan der Familienname an erster und der Rufname an zweiter Stelle. Tokugawa Ieyasu bedeutet also “Ieyasu aus der Familie der Tokugawa”. Die Verwandtschaftsverhältnisse und Clan-Loyalitäten sind die wichtigsten Bindungen der bedeutenden Daimyo in dieser geschichtlichen Phase. Auf diese Weise behaltet Ihr stets den Überblick über die unterschiedlichen Gruppen, die Euch in Shogun: Total War erwarten! Menschen mit demselben Familiennamen stehen grundsätzlich auf einer Seite. Wie Ihr wisst, hält dies einige Daimyo und Samurai jedoch nicht davon ab, gegen ihre Führer, Verwandten und Freunde zu rebellieren! Am Anfang von Shogun: Total War herrschen alle Daimyo über ihre heimischen Ländereien und bereiten sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung vor. Jeder Clan könnte den zukünftigen Shogun stellen. Es gibt zahlreiche Bewerber auf das Amt des Shoguns, doch nur derjenige, der den Krieg gewinnt und seine Feinde erbarmungslos ausschaltet, wird eines Tages Herrscher dieses Landes sein! “Wenn du die Pläne deiner Gegner nicht kennst, kannst du niemals hilfreiche Bündnisse eingehen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Tatsächlich verdankte Tokugawa Ieyasu (der als Kind von Imagawa Yoshimoto als Geisel genommen wurde) seinen Aufstieg geschickten politischen Schachzügen und seinen enormen militärischen Fähigkeiten. 250 Jahre lang stellte seine Familie die Shogune, doch Eure Version der Geschichte kann völlig anders verlaufen! Es ist Eure Aufgabe, Shogun zu werden, Eure Feinde zu zerschmettern und den Einflussbereich der Familie zu vergrößern. Die Tokugawa bzw. die Imagawa müssen nicht gewinnen … es sei denn, Ihr seid ihr Kriegsherr und führt sie skrupellos zum Sieg! Imagawa Imagawa Yoshimoto — Unter Yoshimoto eroberte der Imagawa-Clan die Provinzen Mikawa, Totomi und Suruga. Als er in Owari einmarschierte, stellte sich ihm jedoch Oda Nobunaga (der Sohn von Oda Nobuhide) entgegen und Yoshimoto fiel in der Schlacht von Okehazama. Nach seinem Tod erlosch die Macht seiner Familie. Mori Mori Motonari — Die Mori waren einst Vasallen von Ouchi Yoshitaka. Später beherrschten sie 50 Jahre lang die Inlandsee und kämpften gegen die Amako. Nach dem Sturz der Ouchi nutzte Motonari die Gelegenheit, alle seine Rivalen auszuschalten und seine Machtbasis zu festigen. Anschließend dehnte er die Besitztümer seiner Familie erfolgreich bis in die Gebiete der Amako aus. Sein Enkel und Nachfolger kämpfte später gegen die Generäle Oda Nobunagas. Im Folgenden findet Ihr einige mächtige Daimyo: 30 31 Oda Uesugi Oda Nobuhide — Der Vater des berühmten Oda Nobunaga war ein Verwandter der Taira-Familie, die einst über ganz Japan herrschte. Nobuhide führte seine Familie bei Azukizaka zum Sieg über die Imagawa und ebnete damit den Weg für seine Kinder. Sein berühmtester Sohn, Nobunaga, war ein habgieriger und skrupelloser Mann. Dennoch ist er der Archetyp des Daimyo-Generals seiner Zeit und hielt unter den letzten Ashikaga-Shogunen die tatsächliche Macht in den Händen. Uesugi Tomooki — Tomooki führte einen langen Krieg gegen die Hojo. Sein Zweig der Uesugi-Familie (die Ogigyatsu) starb aus, als sein Sohn Tomosada im Jahr 1545 beim Versuch, Schloss Kawagoe einzunehmen, im Kampf gegen die Hojo fiel. Der andere Zweig der Familie, die Yamanouchi, hatte mehr Glück. Uesugi Kagekatsu wechselte nach der Schlacht von Sekigahara auf die Seite Tokugawas und wurde für seine Loyalität mit Ländereien bei Yonezawa belohnt. Die Uesugi befanden sich außerdem lange Jahre im Krieg mit den Takeda. Shimazu Shimazu Takahisa — Takahisa war ein bedeutendes Oberhaupt des Shimazu-Clans im Süden Kyushus. Als erster Daimyo rüstete er seine Soldaten mit Arkebusen aus. Diese neue Waffe aus Europa sicherte ihm den Sieg bei der Belagerung von Schloss Kajiki in der Provinz Osumi. Nach seinem Tod sank der Stern des Hauses Shimazu. Takahisas Niederlage an der Seite Ishida Mitsunaris in der Schlacht von Sekigahara führte schließlich zum Untergang der Familie. Takeda Takeda Nobutora —Nobutora war einer der fähigsten Herrscher der Provinz Kai. Als er jedoch seinen jüngeren Sohn zu seinem Nachfolger ernannte, revoltierte der ältere Sohn, Takeda (Harunobu) Shingen gegen den eigenen Vater. Auf Befehl seines Sohnes wurde der gedemütigte Nobutora von einem benachbarten Daimyo gefangen genommen! Trotz dieses unglücklichen Anfangs, wurde Shingen einer der besten Daimyo seiner Zeit. Er ist auch der Held in Akira Kurosawas epischem Samurai-Film Kagemusha – dieser Film enthält übrigens unzählige Tipps für dieses Spiel! 32 33 Bushido: Der Weg des Kriegers 2: Die Samurai “Betrachte deine Soldaten wie deine eigenen Kinder und sie werden bis in den Tod an deiner Seite stehen. Wenn du jedoch nachgiebig bist, und unfähig, deine Autorität durchzusetzen und deinen Befehlen Gehör zu verschaffen, werden deine Soldaten verzogenen Kindern ähneln.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Samurai sind bis heute das Sinnbild des mittelalterlichen Japans. Tapfer und unerschrocken zogen sie in die Schlacht und opferten für ihren Herrn ihr Leben. In einigen Fällen erhoben sich die Samurai jedoch gegen ihre Herren, in der Hoffnung, selbst zu Ruhm und Macht zu gelangen! Die Daimyo gehörten keiner eigenen gesellschaftlichen Klasse an. Sie waren lediglich die “edelsten” – oder besser gesagt skrupellosesten – Samurai Japans. Wie die japanische Geschichte zeigt, wandelte sich die Stellung der Samurai über die Jahrhunderte: Die einfachen militärischen Diener “der Großen und Guten” drängten sich mehr und mehr selbst in die Rolle der “Großen und Guten”. Was sich durch die Macht des Schwertes verteidigen ließ, konnte durch dieselbe Macht auch genommen werden! Die Samurai sollten nun – viele Jahrhunderte lang – die Geschicke des Landes bestimmen. Ohne ein schlagkräftiges Samurai-Heer konnte kein Daimyo, und war er noch so mächtig, lange überleben. Dies führte schließlich dazu, dass die Daimyo fürchten mussten, eines Tages von ihren eigenen Vasallen gestürzt zu werden … In der Theorie folgten alle Samurai demselben Ehrenkodex. Viele Samurai – vermutlich sogar der Großteil – blieben diesem Kodex bis in den Tod treu. Der Name dieses Kodex lautet Bushido und bedeutet: “der Weg des Kriegers”. “Heute siegen wir über unser gestriges Selbst; morgen siegen wir über die Minderwertigen.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers Das Bushido existierte als Ehrenkodex bereits in der Frühzeit der Samurai. Doch erst am Ende der Sengoku-Periode ließen die Tokugawa-Shogune die “Regeln” niederschreiben. In vielen Bereichen ähnelt das Bushido den “Vorschriften” der mittelalterlichen Ritter: Es handelte sich also um einen Kodex, nach dem ein Mann zu leben hatte und der ihn gesellschaftlich über den normalen Söldner stellte. Das Bushido lehrte Tugenden wie Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit, Fruchtbarkeit, Tapferkeit, Geduld und vor allem Loyalität. Ein Samurai, der dieser Berufung folgte, vergrößerte sein gesellschaftliches Ansehen. Dieser bedingungslose Ehrbegriff trieb viele Samurai zu augenscheinlich sinnlosen – und vor allem tödlichen – Taten. Ein Samurai, der, von seinen Feinden umstellt, auch in einer ausweglosen Situation weiter kämpfte, opferte im Sinne des Bushido nicht sein Leben, sondern bewies seine aufrichtige Loyalität. Dieses Bushido-Prinzip mag vom modernen Standpunkt aus unvernünftig oder gar dumm erscheinen, tatsächlich ist es jedoch nicht unvernünftiger als der Begriff der Ritterehre in Europa. Ein Samurai mit dem wahren Sinn des Bushido bedachte in seinen Handlungen nicht sein eigenes Leben. Leben und Tod hatten vor dem Ausgang einer Schlacht keine Bedeutung, vorausgesetzt, der Samurai tat das Richtige. Etwas zu wagen und zu verlieren, galt mehr, als nichts zu wagen. Dies hinderte einige Samurai nicht daran, in der Schlacht die Flucht zu ergreifen. Wir sollten nicht übersehen, dass Bushido keinen Kampf bis zum bitteren Ende und um jeden Preis forderte. Ein Samurai sollte klug und mutig handeln und nicht leichtfertig sein Leben riskieren. Ein offensichtlicher Selbstmord muss also vom Standpunkt des Bushido betrachtet werden. Einen Feind anzugreifen, der Euer Schloss belagert, ist Selbstmord. Wenn der Angriff den Feind jedoch aufhält und Ihr die Schlacht dadurch siegreich beendet, gilt dies als Akt der Treue und des Mutes, und nicht als selbstmörderische Torheit. Genau das taten die letzten 200 Tokugawa-Verteidiger des Fushimi-Schlosses im Jahre 1600, als sie die Tore öffneten und die Westarmee immer wieder angriffen. Dies erklärt auch die selbstmörderischen Banzai-Kämpfe der Japaner im Zweiten Weltkrieg. Der BushidoEhrenkodex hielt sich in der Armee und in der Marine Japans bis in das 20. Jahrundert. Bushido hatte, wie alle formalisierten Verhaltenskodexe, natürlich auch seine dunkle Seite. Oft behandelten die Samurai ihre Gefangenen grausam, da sie gegen den Verhaltenskodex verstoßen hatten. Viele Gegner wurden nach einer Schlacht nur deshalb hingerichtet. Anders als im mittelalterlichen Europa, wo ein gefangener Ehrenmann oder Ritter (oft jahrelang) festgehalten wurde, um Lösegeld zu erpressen, machten die Japaner mit Gefangenen meist kurzen Prozess. Einen Samurai oder Daimyo, der lebend gefangen genommen wurde, erwartete in der Regel ein schrecklicher Tod durch die Hand des Feindes. Die bis heute erhaltenen Bücher aus dieser Zeit können drei Hauptkategorien zugeordnet werden. Bei einigen Büchern handelt es sich um allgemeine Handbücher, die sich mit der Verwendung verschiedener Waffen befassen. Das Bushido beschränkt sich hier weitgehend auf einige praktische Fertigkeiten. Das Buch Tanki Yoriaki (wörtlich: “Ein einzelner Reiter”) ist ein Werk aus dem Jahre 1735 über die Rüstung und Bewaffnung eines Samurai vor der 34 35 Schlacht. Der Untertitel des Buches lautet Hi Ko Ben oder “Die Kunst des Waffentragens”. Obwohl das Werk lange nach der Sengoku-Periode verfasst wurde, ist es dennoch vom Konservativismus des Tokugawa-Shogunats beseelt. Die beschriebenen Techniken wurden noch über ein Jahrhundert später praktiziert. In anderen, philosophischen Werken werden der Allgemeinheit Einstellungen zum Kampf, Vorstellungen und die Theorie des Bushido erklärt. Die dritte Kategorie bilden die praktischen und weltlichen Hinweise zum Stürmen eines Schlosses und zum Besiegen einer Samurai-Armee, sie zeigen jedoch auch auf, wie Bushido das Alltagsleben eines Samurai beeinflusste. Das Gesetz Kato Kiyomasas, “ein Samurai, der tanzte, solle den Befehl erhalten, Hara-Kiri zu begehen”, mag extrem erscheinen, aber vielleicht hatte Kiyomasa seine Gründe. Vielleicht war er kein guter Tänzer oder er dachte, ein Krieger solle seine Energie in den Kampf stecken und nicht in die Kultur. Ein “vollendeter Samurai” sollte ein kultivierter Mann und ein fähiger Krieger sein. Man erwartete von ihm neben der meisterlichen Beherrschung des Schwertes untadelige Umgangsformen, sowie einen Sinn für Zeremonien und die Poesie. Die Samurai trugen sogar Poesie-Duelle gegeneinander aus ... bisweilen sogar auf dem Schlachtfeld! Dabei sprach ein Samurai die erste Zeile eines Gedichts, woraufhin sein Gegner die folgende Zeile ergänzen musste. Ausgeklügelte Wortspiele und Anspielungen wurden besonders gewertet. Japan war ein reiches Land, und die Samurai genossen ein hohes Ansehen. Sie hatten also die Gelegenheit, sich den kulturellen Dingen des Lebens zu widmen. Ein Daimyo führte ein Leben, das mit dem Leben eines europäischen Landfürsten zu vergleichbar war. Harakiri: Tod und Ehre “Bei allen Formen der Strategie ist es notwendig, im alltäglichen Leben die Kampfhaltung einzunehmen und die alltägliche Haltung zur Kampfhaltung zu machen.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers Grundsätzlich ist der rituelle Selbstmord nicht nur eine japanische Idee. Auch die römischen Kaiser gestatteten Verrätern häufig, sich selbst zu richten, um die Ehre ihrer Familie zu retten: Schließlich war der Befehl, sich selbst zu töten, bereits Bestrafung genug. Anders bei den Samurai: Durch den Selbstmord konnte ein Mann einerseits die eigene Ehre wahren und sich andererseits selbst bestrafen. Ein Samurai beging beispielsweise Harakiri, um der Gefangennahme durch einen Feind zu entgehen oder um seinem Herrn – als Zeichen seiner absoluten Loyalität – in den Tod zu folgen. Außerdem gab es die (für Außenstehende) seltsam anmutende Form der Selbsttötung als Protest gegen eine Entscheidung des Herrschers. Dieser Akt galt als Zeichen absoluter Loyalität; welcher Mann würde seine Entscheidung nicht überdenken, wenn einer seiner Gefolgsleute den Freitod dem Gehorsam vorzieht? 36 Es muss nicht erwähnt werden, dass das Harakiri, oder “Bauchaufschneiden” mit außerordentlichen Schmerzen verbunden war – dies sollte so sein. Unter Einhaltung bestimmter Regeln schnitt sich das Opfer den Leib von links nach rechts auf. Dieses Aufschlitzen war derart unmenschlich, dass die Samurai die Zeremonie später selbst abschwächten und sich das Opfer daraufhin “nur” in sein Schwert stürzen musste. Nach dem ersten Schnitt wurde der Selbstmörder von einem Freund oder Vertrauten mit einem Schwerthieb enthauptet. Obwohl dieser Gnadenstoß für das Opfer eine Erlösung war, erforderte das Harakiri eine außerordentliche Selbstdisziplin des Selbstmörders. Harakiri war jedoch nicht die einzige Form des rituellen Selbstmords. Togo Shigechika, ein sagenumwobener Samurai, fand beispielsweise ein besonders schauerliches Ende. Nachdem er vergeblich versucht hatte, eine feindliche Burg zu erobern, ließ er sich – in voller Rüstung auf dem Rücken seines Pferdes – bei lebendigem Leib begraben und schwor seinen Feinden grausame Rache! Samurai und Ninja “Das Vorwissen kann nicht den Geistern entlockt werden; es kann nicht aus den Sternen und auch durch keine Schlussfolgerung gewonnen werden. Das Wissen um die Pläne des Feindes kannst du nur von anderen Männern erhalten. Es gibt fünf Klassen von Spionen: eingeborene Spione, innere Spione, übergelaufene Spione, todgeweihte Spione und überlebende Spione. Eingeborene Spione zu haben heißt, sich der Hilfe der Einwohner eines Gebietes zu versichern. Innere Spione zu haben bedeutet, die Offiziere des Feindes zu benutzen. Übergelaufene Spione zu haben bedeutet, die Spione des Feindes zu fassen und selbst einzusetzen. Todgeweihte Spione zu haben bedeutet, dem Feind falsche Informationen zu geben. Überlebende Spione sind jene, die Nachricht aus dem Lager des Feindes überbringen. Daher darf es in der ganzen Armee keine vertraulicheren Beziehungen geben als jene, die mit Spionen aufrecht erhalten werden. Niemand anderer in der Armee sollte großzügiger entlohnt werden. In keiner anderen Beziehung muss größere Diskretion geübt werden.” Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 37 Spricht man von der Geschichte der Kriegsführung im mittelalterlichen Japan, spricht man automatisch von den effektivsten Mördern und besten Spionen dieser Zeit, den Ninja. Mit dem Begriff Ninja verbinden wir heute meist einen gewissenlosen, durch und durch bösen Schurken – zu Unrecht. Auf ihre Weise waren die Ninja tapfere und fähige Kämpfer: Nur ein Ninja konnte beispielsweise seine Gliedmaßen ausrenken, um seinen Fesseln zu entkommen. Außerdem war er in der Lage, jeden zu töten, jedes beliebige Ziel zu treffen, sich auf offenem Feld zu verstecken und sich fortzubewegen, ohne Spuren zu hinterlassen. Es gibt sogar Legenden über Ninja, die im Stile eines asiatischen Robin Hood die Bauern und Armen vor ihren habgierigen Herrschern beschützten. Dass die Menschen die Ninja fürchteten, beweisen die unzähligen Fallen in den herrschaftlichen Burgen und Anwesen. In einer – möglicherweise erfundenen – Geschichte, wird die Gefährlichkeit der Ninja deutlich. Wir Ihr bereits wisst, führten Takeda Shingen und Uesugi Kenshin fünf ergebnislose Schlachten um die Vorherrschaft in der Kawanakajima-Ebene. Eine sechste Auseinandersetzung erlebte Uesugi Kenshin jedoch nicht mehr, da er zuvor – angeblich – ermordet wurde. Nicht einmal die Samurai, die Uesugi Kenshin Tag und Nacht bewachten, konnten den Mord vereiteln. Der Mörder selbst hatte zuvor mehrere Tage auf der Latrine auf Kenshin gewartet. Nach einigen – vermutlich unangenehmen – Tagen wurde die Geduld des Ninja schließlich belohnt. Als Kenshin seine Notdurft verrichtete, tötete der Ninja den völlig überraschten Kriegsherren mit einem einzigen Schlag! Möglicherweise gab Takeda Shingen den Befehl zu diesem Mord, doch auch andere Daimyo hatten durchaus Vorteile vom Tod Kenshins. War Oda Nobunaga für die Ermordung Kenshins verantwortlich – oder starb dieser vielleicht doch eines natürlichen Todes? Egal – in jedem Fall ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Ninja Kenshin ermordet hat … Tod und Niederlage eines Daimyo Niederlage und Tod eines Samurai-Generals oder eines Daimyo waren normalerweise eine Katastrophe für sein Volk, es sei denn, er hatte einen Sohn oder Erben, der seine Stellung einnahm. Aber selbst dann konnten Probleme auftreten, wenn der Nachfolger seinen Vorgänger nicht würdig ersetzen konnte. Oftmals begangen Samurai aus Loyalität HaraKiri, wenn ihr Herrscher starb. Das Ende einer Daimyo-Familie führte oft dazu, dass die Anhänger ihre Position und ihr Vermögen verloren. Samurai ohne Herrscher hatten einen schlechten Ruf. Sie irrten oft lange auf der Suche nach einer neuen Stellung umher, denn es gab viele von ihnen, und der Wettbewerb war groß. Manchmal entwickelte sich ein Samurai auch selbst zum Kriegerlord einer Provinz. So wurden viele große Daimyo geboren! Im schlechtesten Fall sahen sich die stellungslosen Daimyo gezwungen, ihre Schwerter meistbietend zu verkaufen, ganz gleich, ob der Käufer ein Bandit oder ein ehrenwerter Mensch war. Manche Samurai verkauften ihr Schwert für eine Schüssel Reis. 38 Waffen und Rüstungen “Eine Armee ohne ihren Tross ist verloren; ohne Proviant ist sie verloren; ohne Geld ist sie verloren.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Über die Waffen und Rüstungen der Samurai wurden bereits unzählige Bücher geschrieben. In diesem Handbuch findet Ihr nur eine kurze Übersicht. Wenn Ihr Euch intensiver mit dieser Thematik befassen wollt, empfehlen wir Euch die Lektüre eines dieser Bücher. Heraldik der Samurai Die Heraldik hatte in Japan eine ähnliche Bedeutung wie in der westlichen Welt. Die Clans und Samurai waren an ihren Farben und Wappen eindeutig zu erkennen. Nur so konnten die Krieger auf dem Schlachtfeld feindliche Truppen von verbündeten Einheiten unterscheiden. Die Clanzugehörigkeit einer Armee war an deren Standarten und Bannern für jedermann erkennbar. Darüber hinaus zierte ein Mon, ein (normalerweise symbolisches) Familienwappen, die Banner, Rüstungen und Holzschilde der Samurai. Im Gegensatz zur westlichen Heraldik war die Form des Mon wichtiger als die Farbe. Außerdem blieb das Familienwappen für alle Zeiten unverändert. In der europäischen Heraldik deutete die Unterteilung eines Wappenschildes in Hälften, Viertel usw. häufig auf die Abstammung des Trägers hin. Da jeder Sohn das Familienwappen veränderte, ist die europäische Heraldik daher außerordentlich kompliziert. In Japan trugen alle Mitglieder einer Familie und deren Gefolgsleute ein und dasselbe Mon. In der Sengoku-Periode hatten alle wichtigen Samurai-Familien ein eigenes Wappen. Das Clansymbol der Tokugawa war ein dreiblättriges, zu einem Kreis geformtes Aoi (eine Steckrose). Verschiedene andere Familien trugen als Wappen eine Variante des Tomoe (des Yin-und-Yang-Symbols). Auch das Sashimono, das einige Samurai und Ashigaru auf dem Rücken trugen, war meist mit dem Mon ihres Hauses bestickt. An der Grundfarbe dieses kleinen Banners erkannte man, welcher Einheit der Träger angehörte. Berühmte (oder übermäßig stolze) Samurai ersetzten das Clan-Symbol auf ihrem Sashimono gelegentlich durch ihren Namen. Natürlich prangte auch auf den Nobori (den langen Querholz-Standarten der verschiedenen Truppenteile) das Clan-Symbol der Einheit. Auf anderen Nobori der Einheit war oft das Motto des jeweiligen Hauses zu lesen. Viele Feldherrn ließen die Standarten ihrer Einheiten auch mit Leitsätzen besticken. Auf einer der Flaggen Tokugawa Ieyasus war beispielsweise der buddhistische Sinnspruch “Entsage dieser schmutzigen Welt, und du wirst die Reinheit finden” zu lesen. Die unzähligen Standarten und Banner eines Samurai-Heeres waren auf dem Schlachtfeld vermutlich ein beeindruckender Anblick. Jeder Soldat durfte sein persönliches Sashimono tragen. Neben den Nobori einer Einheit gab es unzählige andere Banner, Wimpel, Flaggen und außergewöhnliche Heeresinsignien: Das Fukinuki, ein farbenprächtiger, üppig verzierter, zylindrischer Wimpel auf einem kreisförmigen Rahmen ist beispielsweise eine Frühform der modernen Windhose! 39 Rüstung Die Samurai trugen keine Plattenpanzer, wie die Chinesen und Europäer. Sie bevorzugten Harnische aus kleinen Metallplatten, die mit Seide oder Lederschnüren verbunden waren. Die ursprünglich für berittene Einheiten entwickelte Yoroi wog etwa 30 kg und bot einen sehr guten Schutz. Da das Hauptgewicht der Rüstung auf den Schultern des Trägers lastete, eignete sie sich jedoch nicht für Fußsoldaten. Solange die Samurai auf dem Rücken ihrer Pferde in die Schlacht zogen, war dies allerdings kein größeres Problem. Im Verlauf des Onin-Krieges entwickelte man neue Rüstungen mit einer besseren Gewichtsverteilung auf den gesamten Oberkörper. Die Schnürriemen behielt man allerdings bei. Es war außerordentlich aufwendig, eine derartige Rüstung herzustellen und zu pflegen. In einem Land, das überwiegend aus Reisfeldern bestand, wirkt eine geschnürte Rüstung auf den ersten Blick etwas unpraktisch. Zum einen sogen sich die Lederriemen voll Wasser, was das Gewicht der Rüstung zusätzlich erhöhte, zum anderen fror die Rüstung bei großer Kälte rasch ein! Allerdings waren die Rüstungen dadurch dehnbar, leicht, und einfach zu reparieren. Außerdem konnten die Kämpfer ihre Kameraden an den farbigen Schnüren ihrer Rüstungen auch im Schlachtgetümmel von feindlichen Einheiten unterscheiden ... in der Hitze des Gefechts war dies ein möglicherweise lebenswichtiger Vorteil! Gerade die Schnürung lässt die japanische Rüstung so farbenprächtig und attraktiv erscheinen. Die Samurai dachten freilich eher praktisch über ihre Rüstung und legten keinen großen Wert auf eine übermäßige Farbenpracht, zumal einige Färbstoffe die Seide – und damit die Rüstung – zerstörten. Für die Samurai waren Rüstungen außerdem ein wichtiges Handelsgut. Dabei spielten auch Modeerscheinungen eine große Rolle: Nach der Entdeckung schwarzer Färbstoffe um das Jahr 1570 waren beispielsweise schwarze Rüstungen außerordentlich beliebt. “Der umsichtige Kämpfer bringt sich in eine Position, die die Niederlage unmöglich macht, und er versäumt nicht den richtigen Moment, den Feind zu vernichten.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 40 Die Rüstung eines Samurai bestand aus zahlreichen Einzelteilen, die auch separat getragen werden konnten. Dadurch konnte ein Samurai (beispielsweise im sicheren Heerlager) nur einen Teil seiner Rüstung tragen und die schweren Rüstungsteile erst im Ernstfall anlegen. In der Regel war eine Rüstung aus mehreren Schichten aufgebaut: Einer Verstärkung aus weichem Metall, einer Deckschicht aus Stahl und schließlich einem Lacküberzug, der das Rosten des Metalls verhinderte. Ein Samurai, der lediglich das Haus seines Herrn bewachte, verrichtete seinen Dienst gewiss nicht in voller Rüstung. Stattdessen trug er unter seiner Kleidung gepanzerte (und mit Seide oder Leder überzogene) Armschoner. Diese bestanden aus kleinen Platten und wurden mit Schulterriemen befestigt. Das Anlegen der Rüstung folgte einem strengen Ritual, das sogar die Reihenfolge, in der die verschiedenen Teile der Rüstung angelegt werden sollten, festlegte. Durch dieses strenge Ritual war sichergestellt, dass der Samurai keinen Teil der Rüstung übersah. Die japanische Rüstung hatte jedoch noch einen weiteren Vorteil: Da die verschiedenen Rüstungsteile übereinander lagen, bot die Panzerung einen optimalen Schutz. Es war daher fast unmöglich, die schwere Rüstung eines Samurai mit einem Schwerthieb zu durchdringen. Die Vielfalt der Samurai-Helme ist kaum zu beschreiben. Es gab Furcht erregende Helme mit Ornamenten, die den Kopf vollständig verhüllten. Die Helme zierten außerdem Geweihe, riesige Federbüsche, Hörner, lange Federn sowie Sonnenbanner, Sonnen und verschiedene andere Ornamente, die den Gegner einschüchtern sollten. Auch das Mon des jeweiligen Hauses durfte auf keinem Helm fehlen. Ferner trugen die Samurai Masken – meist Furcht einflößende Dämonenfratzen oder groteske Grimassen. Nur wenige Daimyo gingen jedoch so weit wie Date Masamune, der seine 200 Hatamoto (Leibwächter) mit spitzen, goldüberzogenen Helmen ausrüstete, die fast so groß waren, wie die Träger selbst! Man darf allerdings nicht vergessen, dass viele der Prunkrüstungen und -helme, die die Zeit überdauert haben, niemals auch nur in der Nähe eines Schlachtfeldes getragen wurden. Ein Samurai (oder ein Daimyo), der es sich leisten konnte, versorgte sich und seine Männer stattdessen mit normalem Kriegsgerät und verschiedenen dekorativen Zeremonialgegenständen. Nach der Ankunft der Portugiesen waren “christliche” Rüstungen sehr beliebt. Es handelt sich dabei um spanische Rüstungen, die mit Sicherheit nicht der Qualität der japanischen Rüstungen entsprachen. Trotzdem gibt es verschiedene Darstellungen von Samurai in europäischen Rüstungen. Dies war möglicherweise eine Modeerscheinung oder eine Demonstration enormen Reichtums (schließlich kostete eine aus dem fernen Europa eingeführte Rüstung ein kleines Vermögen). Vielleicht trugen die Samurai die europäischen Rüstungen aber auch, um aller Welt ihren neuen – christlichen – Glauben zu zeigen. Die bis heute erhaltenen europäischen Rüstungen dieser Zeit weisen meist ein Einschussloch im Bereich der Brustplatten auf. Dies bedeutet nicht zwingend, dass der Träger erschossen wurde, sondern dass man eine Kugel auf die Rüstung abfeuerte, um deren Qualität zu prüfen. An der so entstandenen Delle erkannte man, dass die Rüstung für den Kampf geeignet war. 41 Rüstungen der Ashigaru Viele Ashigaru erhielten von dem Clan, dem sie dienten, einfache Rüstungen und Waffen (für sein Schwert war allerdings jeder Soldat selbst verantwortlich). Um den Eindruck einer einheitlichen Uniform zu schaffen, bestrich man die Rüstungen mit Buntlacken. Die Rüstung eines Ashigaru war weitaus billiger als die Rüstung eines Samurai. Dennoch bot sie dem Soldaten einen guten Schutz. Von der Qualität dieser Rüstungen konnte ein Soldat im fernen Europa zu dieser Zeit nur träumen. Der konische Helm eines Ashigaru, der so genannte Jingasa, konnte gleichzeitig als Kochtopf verwendet werden! Das Schwert “Den Feind zu erschlagen ist der Weg der Strategie. Es gibt keinen Grund, dies weiter auszuführen.” Abschließend hüllte der Schmied das Schwert in eine Schicht aus Lehm, die entlang der Klinge deutlich dünner war. Nun wurde das Schwert gebrannt. Je dünner die Lehmschicht über dem Metall war, desto elastischer blieb die Klinge an der entsprechenden Stelle. Nach der Politur des Schwertes wurde die Yakiba, eine wellenförmige Begrenzungslinie zwischen Schneide und Klinge eingraviert. Mit diesem Schwert konnte man einen Menschen mit einem einzigen Hieb zerteilen. Gelegentlich prüfte der Auftraggeber die Tauglichkeit der Klinge an zum Tode verurteilten Personen. Meist verwendete man zu diesem Zweck jedoch ein Bündel aus Bambusstämmen oder Leichen. Bei einigen Schwertern wurde das Testergebnis in den Heftzapfen der Waffe eingraviert. Das Schwert galt als “Seele des Samurai” und war häufig ein wertvolles Familienerbstück. Noch im 2. Weltkrieg trugen einige japanische Offiziere das Schwert ihrer Familie als Teil ihrer Uniform. Diese Schwerter, die die Alliierten als Kriegsbeute nach Europa und Amerika brachten, zählen heute zu den wertvollsten Klingen der Welt. — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes Die Sengoku-Periode war eine gesetzlose Zeit, in der sich selbst die Bauern bewaffneten. Allerdings trugen ausschließlich die Samurai (als Statussymbol) zwei Schwerter (Daisho). Dieses Schwerterpaar bestand aus dem langen Katana und dem kürzeren Wakizashi. Allerdings setzte der Samurai beide Waffen nur selten gleichzeitig ein. Miyamoto Musashi, der “Heilige des Schwertes” und Autor des Buches der fünf Ringe, dem berühmtesten Werk über die Kunst des Schwertkampfes, hatte einen besonderen Kampfstil. Er kämpfte mit beiden Klingen gleichzeitig. Ein weiteres Schwert, das mit beiden Händen geführte NoDachi, konnte ausschließlich von Fußsoldaten geführt werden. Da die Katana zugleich Angriffs- und Verteidigungswaffe der Samurai war, kannten diese – im Gegensatz zu den europäischen Rittern – keine Schilde. Dank der hohen Elastizität der Klinge konnte ein Samurai selbst Schwerthiebe abwehren, die eine normale Stahlklinge zerstört hätten. Trotz dieser Elastizität verursachte die außerordentlich scharfe Schneide der Katana tiefe Wunden. Diese beiden gegensätzlichen Eigenschaften waren das Ergebnis der Erfahrungen, die die japanischen Schwertschmiede im Lauf der Jahrhunderte gesammelt hatten. Kein anderes Schwert, nicht einmal die berühmten Klingen aus Toledo, erreichten jemals die Qualität dieser Klinge. Ein Samurai-Schwert bestand aus zahlreichen Schichten aus Stahl und Eisen. Das Material wurde flach geschmiedet und unzählige Male gefaltet. Mit jedem Schmiedevorgang verdoppelte sich so die Anzahl der Faltungen. Ein Schwert konnte auf diese Weise bis zu 4.194.304 hauchdünne Schichten aufweisen. Durch diese Faltung erhielt die Klinge ihre außerordentliche Härte. Während das Eisen die Elastizität des Schwertes garantierte, konnten aus dem gehärteten Stahlkern die perfekte Schneide geschmiedet werden. 42 43 Der Bogen “Der Bogen ist eine taktisch bedeutsame Waffe. Vor allem bei Schlachten in Sumpfgebieten kann er die Reihen der Speerkämpfer rasch dezimieren.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde Die Kunst des Bogenschießens stand bei den frühen Samurai über allen anderen Fähigkeiten. Sie beschrieben ihr militärisches Selbstverständnis als “den Weg des Pferdes und des Bogens”, da die Samurai zunächst primär als berittene Bogenschützen in die Schlacht zogen. Als der Speer im Laufe der Jahrhunderte jedoch den Bogen als Hauptwaffe der Kavallerie verdrängte, kämpften immer mehr Samurai als Fußsoldaten. Dennoch blieb der Bogen stets das Symbol des perfekten Kriegers. Da sich der Spannpunkt des japanischen Bogens im unteren Drittel des Bogens befand, wirkte dieser asymmetrisch. Dies war jedoch völlig beabsichtigt, da ein Reiter den Bogen dadurch besser einsetzen konnte. Ein symmetrischer Bogen wäre für den Einsatz vom Rücken eines Pferdes ungeeignet gewesen. Der Bogen selbst bestand aus mehreren Lagen feinsten Bambusholzes. Eine Lackschicht schütze die empfindliche Waffe vor Feuchtigkeit. Gelegentlich flochten mehrere Männer die Sehne des Bogens. Dadurch hatte dieser eine außerordentliche Spannkraft. Die Präzision, die ein Samurai im Umgang mit dem Bogen erreichte, war das Ergebnis einer jahrelangen Ausbildung. Ein Samurai traf selbst kleinste Ziele aus vollem Galopp. Bis heute wird diese Kunst auf Yamasame-Festen demonstriert. Es gab zahlreiche Pfeilarten. Die Samurai setzten häufig Signalpfeile mit einer Holzpfeife an der Pfeilspitze ein. Diese erzeugten ein trillerndes Geräusch und sollten am Anfang einer Schlacht die Aufmerksamkeit der Kami oder Geister auf die bevorstehenden Heldentaten lenken. Naginata & Yari “Nichts ist schwieriger als die Kunst der Kriegsführung.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Naginata, eine Schwertlanze, hatte einen etwa 160 cm langen Schaft und eine leicht gekrümmte Klinge. Sie wurde vor allem von den Sohei verwendet. In den Händen eines geschickten Mannes – also eines Samurai – war die Naginata eine tödliche Waffe. In der Sengoku-Periode verdrängte jedoch der deutlich längere Yari die Naginata von den Schlachtfeldern Japans. Die Daimyo nutzten den Yari als “offensive” Defensivwaffe. Schließlich war es für den heranstürmenden Feind nicht einfach, eine geschlossene Reihe rasiermesserscharfer Klingen zu durchbrechen! Die Yari der einzelnen Clans hatten völlig unterschiedliche Längen. Die Krieger der Oda setzten beispielsweise über 5 Meter lange Speere ein. Mit diesen extrem langen Waffen gaben die Kämpfer den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Waffen nachluden. Die Arkebuse “Verteidige dich, wenn du in Unterzahl bist, greife an, wenn du dem Feind überlegen bist.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Arkebuse oder Luntenschlossmuskete war eine einfache Schusswaffe. Nachdem der Schütze das Pulver, Watte und die Kugel in den Lauf gestopft und das Pulver in das Zündloch gefüllt hatte, setzte er die Lunte in Brand und feuerte. Im Gegensatz zu anderen Handfeuerwaffen ist die Lunte bei der Arkebuse direkt an der Waffe befestigt. Dadurch war ein Versagen des Zündmechanismus ausgeschlossen. Da die Arkebusen jedoch gelegentlich in den Händen ihres Benutzers explodierten, kostete sie nicht wenige Soldaten das Leben. Wenn Feuchtigkeit das Pulver unbrauchbar machte, war die Arkebuse allerdings nichts weiter, als ein teurer Knüppel. Aus diesem Grund konnten Arkebusiere nur bei schönem Wetter eingesetzt werden. Auch die Daimyo und die Samurai erkannten sofort die Möglichkeiten der neuen Wunderwaffe. Nach 1542 dauerte es nicht lange, bis sie die Handwerker mit dem Bau von Arkebusen beauftragten. Viele Samurai zogen fortan mit einer Arkebuse bewaffnet in die Schlacht und setzten sie ein, um wichtige Feinde (aufgrund der schlechten Zielgenauigkeit der Waffe mit wechselndem Erfolg) aus dem Hinterhalt zu erschießen. Trotz aller Vorzüge konnte die Arkebuse jedoch das Schwert als Hauptwaffe des wahren Samurai nicht verdrängen. Für einen einzelnen (und wohlhabenden) Samurai war die Waffe einfach nicht effektiv genug, zumal er sich ein wertvolles Schwert leisten konnte. Abgesehen davon hatte ein Arkebusier auf dem Schlachtfeld häufig keine Zeit, seine Waffe nachzuladen. Erst als große Ashigaru-Verbände mit Arkebusen ausgerüstet wurden, setzte sich die Waffe auf den Schlachtfeldern Japans durch. Nur wenn ein ganzes Heer gleichzeitig auf den Gegner feuerte, spielte die katastrophal schlechte Zielgenauigkeit der Arkebuse keine Rolle mehr. Lediglich mit Glück konnte ein einzelner Arkebusier einen Mann aus 50 Metern Entfernung töten. Ein Treffer aus 100 Metern Entfernung war daher ein wahres Wunder. Feuerte jedoch ein größerer Verband aus Arkebusieren auf eine heranstürmende Armee, spielte dies keine Rolle. In der Folgezeit veränderte die Arkebuse die Art der Kriegsführung daher nachhaltig. Wie alle japanischen Waffen fertigten auch den Yari außerordentlich geschickte Handwerker an. Der Schaft des Speeres bestand aus Eichenholz, das mit dünnen Bambusscheiben und einer wasserdichten Lackschicht überzogen wurde. Die Spitze hatte ein beidseitig geschliffenes Blatt. Der ursprünglich 3 bis 4 Meter lange Yari wurde in der Sengoku-Periode von den Daimyo aus taktischen Gründen sogar noch verlängert. Ein Schuss aus einer Arkebuse verletzte den Getroffenen äußerst schwer, da die handgegossenen Kugeln (mit etwa 25 mm Durchmesser) vergleichsweise brüchig waren. Wenn die Kugel im Körper eines Angeschossenen zersprang, fügte sie diesem schwerste Verletzungen zu. Da die abgefeuerte Kugel relativ langsam flog, war die Wucht des Aufpralls enorm. Nicht selten starb ein Soldat mit einer Kugel im Arm oder Bein daher am Schock, den der Treffer auslöste. Moderne Geschosse sind deutlich schneller und durchschlagen das Ziel meist mühelos (ohne zu zersplittern). Die Verletzungen des Angeschossenen sind daher meist wesentlich harmloser. 44 45 Am Ende der Sengoku-Periode verboten die Tokugawa-Shogune die Verwendung der Arkebuse. Demzufolge waren die Samurai die einzigen Krieger der Welt, die den Schusswaffen – und damit den Waffen der Zukunft – den Rücken kehrten. Samuraiverbände “I. Alle Männer dieses Distriktes, einschließlich der Samurai, haben sich bis zum 20. dieses Monats für die Armee zu melden. Besitzen sie eine Muskete, einen Speer oder eine andere Waffe, so mögen sie diese, ohne Angst vor Bestrafung zu haben, mitbringen. “II. Jeder Mann in diesem Distrikt, der dieser Aufforderung nicht nachkommt oder den Kriegsdienst verweigert, egal ob Gouverneur oder gemeiner Bauer, wird unverzüglich enthauptet. “III. Alle Männer im Alter von 15 bis 70 Jahren, sind zum Armeedienst verpflichtet; nicht einmal ein gewöhnlicher Affenzüchter wird entschuldigt.” — Rekrutierungsbefehle von Hojo Ujiyasu (1515-1570) Wie in jeder guten Armee gab es auch in den Samurai-Heeren verschiedene Einheiten. Neben der Kavallerie zogen Bogenschützen (oder Arkebusiere) und Infanteristen in die Schlacht. Die Größe der einzelnen Truppenteile war von Clan zu Clan verschieden. In der Sengoku-Periode spielten die Ashigaru in den Armeen Japans eine immer größere Rolle. Schließlich mussten die Samurai-Verbände ständig mit willigen Soldaten verstärkt werden! Doch die Samurai waren auch in der Vergangenheit stets mit mehreren Dienern in die Schlacht gezogen, die sie im Kampf unterstützten. Diese Lakaien (Genin oder Shoju) hatten ihren Herren zur rechten Zeit die richtige Waffe gereicht, sie mit neuen Pfeilen versorgt, oder deren Siege gezählt! “Stelle niemals einen Feind, dessen Banner eine vollkommene Ordnung zeigen; halte dich davor zurück, eine Armee anzugreifen, die zuversichtlich im Verband anrückt. Es ist eine Regel der Kriegsführung, nicht bergauf gegen den Feind anzutreten und sich ihm nicht zu stellen, wenn er bergab kommt.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Aber egal, wer an ihrer Seite kämpfte, im Zweifelsfall wurde eine Schlacht stets von den Samurai entschieden. Traditionell rückten die Samurai, ihren Namen rufend, vor und suchten nach einem würdigen Gegner. Hatte ein Samurai einen Gegner gefunden, kämpften diese beiden Männer Mann gegen Mann. Der Sieger zog weiter, während sein unterlegener Rivale enthauptet wurde. Der Schädel erhielt eine Markierung, damit später jedermann sehen konnte, wer den Krieger getötet hatte. Nach der Schlacht inspizierte der siegreiche General alle Köpfe und belohnte seine Männer für ihre Tapferkeit. Ein Samurai, der versehentlich einen Verbündeten getötet hatte, wurde hingegen schwer bestraft. Aufgrund dieser Vorgehensweise ähnelten die meisten Schlachten eher einer Massenschlägerei als einem gezielten Feldzug. Ein tapferer Samurai empfand es als große Ehre, die feindlichen Reihen zu durchbrechen, um dort einen würdigen Gegner zu töten und Anerkennung zu ernten. An eine möglicherweise übergeordnete Strategie seines Befehlshabers dachte er dabei nicht. Für einen General war dieser Enthusiasmus oft verheerend, da er seine Männer nicht davon abhalten konnte, blind in die Schlacht zu stürmen. Unzählige geniale Schlachtpläne scheiterten, als sich die Samurai – ohne über die Folgen ihres Handelns nachzudenken – in die Schlacht stürzten. Nichtsdestoweniger galt ein Samuraiverband unter dem richtigen Befehlshaber als bemerkenswertes Machtinstrument. Obwohl die Krieger oft nur schwer zu bändigen waren, standen sie doch meist auf der Seite des Siegers. Taktik “Lässt der Feind eine Tür offen, musst du hineinstürmen. Ergreife, was ihm teuer ist, und versuche, den Zeitpunkt seiner Ankunft auf dem Gelände abzuschätzen. Erhalte die Disziplin deiner Männer, und mache dich mit dem Feind vertraut, bis du die entscheidende Schlacht schlagen kannst. Zeige die Schüchternheit eines Mädchens, bis der Feind dir die Tür öffnet; danach entwickle die Geschwindigkeit eines rennenden Hasen, und für den Feind wird es zu spät sein, sich dir zu widersetzen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Jeder Daimyo verfolgte eine eigene Strategie. Die Takeda eröffneten eine Schlacht beispielsweise immer mit einem Angriff der Kavallerie; eine sinnvolle Taktik, wenn man bedenkt, dass die berittenen Samurai der Takeda zu den besten Reitern des Landes gehörten. Diese Taktik ging auf, bis die Armee der Takeda in der Schlacht von Nagashino (1575) auf weichem Boden gegen eine Stellung mit Arkebusieren vorrückte. An diesem Tag mussten die Takeda erkennen, dass sich die Art der Kriegsführung geändert hatte. Den Arkebusen des Nobunaga-Clans hatten die Reiter nichts entgegenzusetzen. Es war eine wichtige Kriegsregel, mit möglichst vielen Samurai gegen einen möglichst kleinen Truppenverband des Feindes vorzurücken. Obwohl in jedem Heer weit mehr Ashigaru als Samurai dienten, entschieden dennoch meist die Samurai eine Schlacht. Kein Verband aus Ashigaru konnte im direkten Kampf einer ebenbürtigen Zahl von fanatischen und kampfstarken Samurai trotzen. Immerhin genoss ein Samurai bereits im Kindesalter eine außergewöhnliche militärische Ausbildung, während ein Ashigaru meist notgedrungen ein Leben als Soldat wählte, um dem eintönigen Dasein als armer Reisbauer zu entfliehen. 46 47 Oda Nobunaga, der bedeutendste General der Sengoku-Periode, war kein Taktiker im eigentlichen Sinn. Er hatte jedoch die Bedeutung von Disziplin, Drill und Training für den Aufbau einer schlagkräftigen Armee erkannt. Außerdem beeindruckte er seine Gegner mit den weithin sichtbaren und farbenprächtigen Uniformen seiner Soldaten – eine einfache aber wirkungsvolle Taktik. Dank dieser einfachen Veränderungen war Nobunaga seinen Zeitgenossen weit voraus. Taktik und Arkebusen “Wenn ein General, der nicht fähig ist, die Stärke des Feindes einzuschätzen, zulässt, dass eine unterlegene Streitmacht eine überlegene angreift, ist das Ergebnis immer die Niederlage.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Auch der Einsatz der Arkebuse und die Nutzung der – für damalige Verhältnisse – enormen Feuerkraft dieser Waffe, gab Oda Nobunagas taktischen Neuerungen zusätzliche Stoßkraft. Ein gut ausgebildeter Arkebusier konnte in einer Minute drei Schüsse abgeben, wenngleich der Durchschnitt eher bei zwei Schuss pro Minute gelegen haben dürfte. Während die Arkebusiere ihre Flinten nachladen mussten, konnten sich die Gegner jedoch nähern und die gefährlichen Schützen ausschalten. Bisher hatten alle Daimyo, die Ashigaru-Arkebusiere einsetzten, die Soldaten gleichzeitig feuern lassen. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen der Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig nutzlos – und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ immer nur einen Teil seiner Arkebusiere feuern. Da seine Soldaten in Abteilungen feuerten, gelang es ihm, den Feind permanent unter Beschuss zu nehmen. Die japanischen Heere entwickelten sich nun zu Armeen mit Speeren und Feuerwaffen nach europäischem Vorbild. Mit Speeren bewaffnete Einheiten schützten die Arkebusiere, während diese ihre Waffen nachluden. Die taktische Ausrichtung der Truppen unterschied sich jedoch immer noch deutlich von der Taktik europäischer Kampfverbände. Da die Japaner beispielsweise niemals Speerkämpfer in 30 Reihen einsetzten, wurde diese Art der Massenschlacht nie ein wichtiger Teil der Samuraikriege – dafür sorgten die Samurai mit ihren tödlichen Katanas. “Auf trockenem, ebenem Grund suche dir eine leicht zugängliche Stellung mit ansteigendem Gelände zu deiner Rechten und hinter dir, so dass die Gefahr vor dir ist und die Sicherheit im Rücken.” Die Führung einer Armee war außerordentlich schwierig. Mit Flaggensignalen und Trommeln ließ ein General einfache Befehle an die Truppen übermitteln. Weit entfernte Einheiten erhielten ihre Befehle durch berittene Boten. Aus diesem Grund mussten die Kampfformationen unbedingt eingehalten werden, denn nur wenn jeder Mann in der Schlacht seinen festen Platz einnahm, konnte der General die einzelnen Truppenteile koordinieren. Feigheit vor dem Feind war ein Phänomen, mit dem sich die Generäle nur selten konfrontiert sahen. Wenn jemand desertierte und angesichts des Feindes die Flucht ergriff, dann nur ein Ashigaru. Aus diesem Grund setzte ein kluger General die Ashigaru niemals an Schlüsselpositionen ein. Außerdem stellte er sicher, dass hinter den Ashigaru weitere Truppenverbände aufrückten. Diese sollten die Moral der Ashigaru stärken und Deserteure töten. Ein Samurai hätte niemals freiwillig das Schlachtfeld verlassen – außer in einer völlig aussichtslosen Situation, in der sein Tod niemandem gedient hätte. Gelegentlich war diese engstirnige Tapferkeit jedoch problematisch: Nicht selten stürmten die Samurai – allen Befehlen zum Trotz – blind in die Reihen der Feinde. Aus der Sicht eines Strategen wäre die “Flucht” häufig eine sinnvolle taktische Variante gewesen – nicht aber für die Samurai. Ihr ungestümes (andererseits aber durchaus löbliches) Verhalten zerstörte so manchen wohl durchdachten Schlachtplan – in diesem Fall gefährdete der übergroße Enthusiasmus der Samurai den Sieg weit mehr, als die mangelnde Moral der einfachen Soldaten. Formationen “Der Ansturm eines siegreichen Heeres ist wie das Hereinbrechen aufgestauten Wassers in eine tiefe Schlucht. Soviel zur Taktik.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Zusammenstellung eines organisierten Heeres war die wichtigste Aufgabe eines Generals. Eine Armee, die in die Schlacht zog, musste aus der Marschordnung heraus bestimmte Standardformationen einnehmen können. Im Folgenden findet Ihr sechs wichtige Kampfformationen, die jede Armee beherrschen sollte. Die Formationen gingen auf alte chinesische Theorien der Kriegsführung zurück und hatten verschiedene gemeinsame Elemente. Der Taisho, also der General, stand stets im Zentrum seiner Armee, da er die Einheiten auf diese Weise optimal befehligen konnte. Die Kavallerie – gemeint sind ausschließlich Samurai – marschierte an den schwachen Punkten des gegnerischen Heeres auf. Gleichzeitig rückten Verbände aus Samurai und Ashigaru vor, um die Frontlinie des Feindes zu durchbrechen. Jeder General hielt außerdem ein gewisses Truppenkontingent als taktische Reserve zurück, das erst später in die Schlacht eingriff. — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 48 49 Ganko — Diese flexible und kampfstarke Formation kann durch wenige Truppenbewegungen in eine defensive Stellung (Onryo) umgewandelt werden. Die Samurai-Einheiten zogen sich an einer Flanke zurück und bildeten somit eine zweite Linie. Gyorin — Hierbei handelt es sich um eine Keilformation, die in der Regel zahlenmäßig deutlich unterlegene Truppen einnahmen. Sie ist der HoshiFormation sehr ähnlich. Hoen — Diese “Schlüsselloch-Formation” galt in militärischen Kreisen als perfekte Antwort auf die Hoshi-Keilformation. Die feindlichen Truppen wurden eingekesselt und aufgerieben. Hoshi — Die keilförmige Hoshi-Formation gehörte zu den effektivsten Offensivformationen Japans. Sie eignet sich hervorragend, um eine Bresche in die feindliche Frontlinie zu schlagen. Kakuyoku — Auch hierbei handelt es sich um eine starke Formation, die der General an die jeweiligen Gegebenheiten anpasste. Die Kakuyoku-Forrmation war gleichzeitig Angriffs- und Defensivformation, da die Schlachtreihen relativ schnell die Hoshi-Formation einnehmen konnten, um anschließend den Feind zu attackieren. Koyaku — Die Vorhut dieser Formation hielt den Feind auf, bis die wahren Pläne der gegnerischen Armee offenkundig wurden. Anschließend nahm der Haupttross des Heeres eine der Situation angemessene Formation ein. Truppenteile “Die Kunst, eine Armee zu formen, liegt darin, Unordnung vorzutäuschen. Eine Streitkraft in Unordnung verwirrt feindliche Spione und erschwert es dem Gegner, eine Strategie zu entwerfen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Alle im Folgenden beschriebenen Einheiten stehen Euch in Shogun: Total War zur Verfügung. Sie werden in den Festungen oder Schlössern der verschiedenen Daimyo ausgebildet. Für einige Einheiten ist die Modernisierung des Schlosses mit speziellen Waffenschmieden oder der Bau eines Dojo (einer Ausbildungsstätte) erforderlich. Eine Armee besteht aus unterschiedlichen Truppenteilen mit individuellen Stärken und Schwächen. Ein fähiger General nutzt die Stärken aller Truppenteile, ohne dabei jedoch deren Schwächen zu vergessen. Nur wenn es ihm gelingt, die Schwachstellen in seinem Heer zu kompensieren, kann er ein schlagkräftiges Heer aufbauen. “Der fähige General befiehlt keine zweite Aushebung, und seine Vorratswagen werden nicht mehr als zweimal beladen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die optimale Zusammensetzung einer Armee ist stark von den Vorlieben des verantwortlichen Daimyo abhängig. Die Takeda vertrauten beispielsweise sehr stark auf ihre Kavallerie, da sie jede Schlacht (meist erfolgreich) mit einem Vorstoß der Kavallerie eröffneten. Auf diese Weise konnten die Generäle der Takeda den Feind häufig schockieren und demoralisieren, bevor die Schlacht richtig begonnen hatte. Die Weichen waren also auf Sieg gestellt. Wie Ihr Eure Armeen, die Ihr in Shogun: Total War und in Shogun: Total War Gold Edition befehligt, zusammensetzt, hängt von Eurer Kriegstaktik, vom jeweiligen Gegner und von Eurem Einkommen ab. Ein guter Taisho achtet stets darauf, die Verluste in den eigenen Reihen so gering wie möglich zu halten, zumal ein Pyrrhussieg auch die eigene Kampfkraft schwächt. Da alle Kämpfer in Shogun: Total War in jedem Kampf an Erfahrung gewinnen, ist es außerordentlich wichtig, die eigenen Verluste zu minimieren. Schließlich verliert eine Armee mit jedem Soldaten auch an Effektivität und Kampferfahrung – auf diese Weise verbaut Ihr Euch langfristig den Sieg. “Die von guten Kämpfern entwickelte Energie ist wie der Schwung eines runden Steins oder Baumstamms, der einen tausend Fuß hohen Berg hinabrollt. Soviel zur Energie.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Wenn Ihr nun die verschiedenen Einheiten betrachtet, denkt daran, dass die Samurai der lebende Beweis für ein einfaches militärisches Prinzip waren: Waffen sind nutzlos, wenn sie nicht geschickt geführt werden; die Männer, die sie tragen, sind wichtiger als die Waffen selbst. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass ein Samurai-Verband (mit jeder Waffe) deutlich effektiver kämpft, als eine Horde Ashigaru. Trotzdem sind auch die (deutlich billigeren) Ashigaru eine wichtige Stütze Eures Heeres. Natürlich könnt Ihr nur dann eine Einheit ausbilden, wenn Ihr über die erforderliche Menge an Koku verfügt. Einige Einheiten erscheinen auf den ersten Blick “billig”. Dabei dürft Ihr jedoch nicht vergessen, dass ein Koku einem Scheffel Reis entspricht, von dem sich ein Mann ein Jahr lang ernähren kann. Ein Daimyo, der eine Einheit der Berittenen Bogenschützen ausbilden lässt, muss also vergleichsweise wohlhabend sein und prall gefüllte Lagerhäuser besitzen. Allerdings gründete sich der Reichtum der verschiedenen Daimyo nicht unbedingt auf den Abgaben ihrer Bauern. Während die Takeda ihren Reichtum einer Goldmine verdankten, unterhielten andere Clans intensive Handelsbeziehungen mit dem chinesischen Festland, um ihre Schatzkammern zu füllen. In jedem Fall ist der Koku in Shogun: Total War - Gold Edition ein sicherer Hinweis auf den Reichtum eines Daimyo. 50 51 Leichte Samurai No-Dachi-Samurai Die Leichten Samurai gehören in Shogun Total War zu den wichtigsten Einheiten, da Ihr für ihre Ausbildung wenig Zeit und Geld benötigt. Wie alle Samurai haben auch die Leichten Samurai eine außerordentlich starke Moral und sollten aufgrund ihrer exzellenten Ausbildung in keiner Armee fehlen. Leichte Samurai sind mit Bögen und Schwertern bewaffnet. Nachdem sie eine tödliche Salve von Pfeilen auf die gegnerischen Reihen abgefeuert haben, rücken Sie vor und stürzen sich – wenn nötig – in den Kampf Mann gegen Mann. Die Ausrüstung und der Harnisch der Leichten Samurai sind von hervorragender Qualität. Dank ihrer außergewöhnlichen Moral zählen sie zu den wichtigsten Einheiten eines Daimyo. . Aufgrund ihrer Kampfkraft sollten die Leichten Samurai in keiner Armee fehlen “Nahe am Ziel zu sein, während der Feind noch weit entfernt ist; gelassen zu warten, während der Feind sich müht; gut genährt zu sein, während der Feind hungert – dies ist die Kunst, die eigenen Kräfte einzuteilen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Naginata-Samurai Die Naginata eines Samurai gehört zu den tödlichsten Waffen auf den Schlachtfeldern Japans. Sie ist zwar kürzer als der Yari, dafür aber “handlicher”. Trotzdem hat ein Naginata-Samurai eine größere Reichweite als ein normaler Schwertkämpfer. Ein einziger Hieb mit dieser schrecklichen Waffe kann einen herangaloppierenden Reiter enthaupten, oder dessen Pferd töten! Naginata-Samurai tragen häufig eine schwerere Rüstung und sind daher etwas langsamer als andere Einheiten. Allerdings erhalten sie durch die Rüstung verschiedene Verteidigungsboni. Yari-Samurai Der Yari, ein langer Speer mit einer beidseitig geschliffenen Klinge, war ursprünglich lediglich eine stabilere Variante der Lanze der berittenen Samurai. Erst später setzten ihn die Daimyo auch als eigenständige Waffe ein. Auch im Kampf Mann gegen Mann sind die Yari-Samurai außerordentlich gefährliche Gegner – allerdings nur, solange sie in Formation kämpfen. Yari-Samurai eignen sich hervorragend für den Kampf gegen berittene Einheiten, da es selbst mit einem perfekt ausgebildeten Schlachtross kaum möglich ist, eine Barriere aus Speerspitzen zu durchbrechen. Aus diesem Grund ist der Yari eine perfekte Defensivwaffe. Idealerweise wird der heranstürmende Feind von den Speerspitzen durchbohrt, bevor er einen einzigen Schwerthieb anbringen kann. 52 Jeder Samurai trug als Zeichen seines Standes zwei Schwerter. Die NoDachi-Samurai kämpften mit dem No-Dachi, einem mit beiden Händen geführten Schwert, mit dem ein geschickter Samurai beinahe jeden Gegner töten konnte. No-Dachi-Samurai sind sehr effektiv, wenn es gilt, feindliche Linien zu durchbrechen. Außerdem eignen sie sich hervorragend im Kampf gegen Einheiten mit geringer Moral, denn auch der tapferste Kämpfer erblasst beim Anblick eines heranstürmenden No-Dachi-Samurai! Ein weiser General denkt bei aller Stärke der No-Dachi-Samurai jedoch stets an ihre schwache Verteidigung. Kriegermönche Die Sohei sind fanatische Buddhisten, die als Samurai in verschiedenen Kriegen eine wichtige Rolle spielten. Unzählige Klöster bildeten diese tapferen und fanatischen Krieger aus, die den Tod auf dem Schlachtfeld nicht als Niederlage oder Schmach, sondern als Tor zum Paradies empfanden. Die kampfstarken Sohei werden stets von ihrem unerschütterlichen Glauben angetrieben. Das Feldzeichen der Sohei ist ein “tragbarer Schrein”, der andere buddhistische Einheiten davon abhält, die Mönche zu attackieren, um kein Sakrileg zu begehen. Christliche Samurai (die nach der Ankunft der Portugiesen im Jahr 1542 und die anschließende Bekehrung durch die Jesuiten auftreten) lassen sich von diesem Schrein allerdings nicht beeindrucken. Berittene Bogenschützen Die mit Schwertern und Bögen bewaffneten, außerordentlich wendigen, Berittenen Bogenschützen sind perfekt für den Nahkampf geeignet. Nachdem diese furchtlosen berittenen Samurai den Gegner mit einem Pfeilhagel geschwächt haben, stürzen sie sich mit gezogenem Schwert selbst in das Schlachtgeschehen. Für einen perfekt organisierten Truppenverband sind die Berittenen Bogenschützen allerdings keine ernste Bedrohung; für eine ungeordnete Truppe können sie jedoch tödlich sein. Ein kluger General befiehlt den Berittenen Bogenschützen, in die ungeschützten Flanken des Feindes einzufallen oder demoralisierte Truppen auszuschalten. Wie alle Kavallerieeinheiten müssen auch Berittene Bogenschützen im Kampf gegen Arkebusiere umsichtig und weise eingesetzt werden. “Schlage zu, wo es der Feind nicht erwartet, und während er unentschlossen ist, nutze deinen Vorteil und vernichte ihn.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers 53 Schwere Kavallerie Diese schwer bewaffneten Samurai sind die Elite des Schlachtfeldes. Dank ihrer Geschwindigkeit, ihres Gewichtes und ihrer Kampkraft eignen sie sich hervorragend als Stoßtruppen gegen beinahe jeden Gegner. Die Schwere Kavallerie zeigt lediglich gegen Yari-Einheiten (die sie mit ihren langen Speeren auf Distanz halten) und gegen Akebusiere Schwächen. Im Nahkampf fügen die Reiter jedoch jedem Feind schwere Wunden zu. Auch in der Verteidigung sind diese Samurai verlässliche Diener. Fast alle Clans verstärkten ihre Heere mit Verbänden der Schweren Kavallerie. Vor allem die Takeda fügten ihren Gegnern am Anfang jeder Schlacht zunächst einen schweren Schlag durch die Schwere Kavallerie zu. Yari-Kavallerie Arkebusen-Ashigaru Als die Portugiesen im Jahr 1542 die Arkebuse nach Japan brachten, änderte sich die Organisation und die Bewaffnung der Armeen Japans nachhaltig. Trotz der relativ geringen Reichweite und der langen Ladezeiten war die Arkebuse – überlegt eingesetzt – eine verheerende Waffe, die den traditionellen Bogen schon bald verdrängen sollte. Die außerordentlich schweren Arkebusen konnten anfangs nur mit Hilfe eines Stativs abgefeuert werden. Daher war es zum einen sehr mühselig, die Waffe zu transportieren und in Stellung zu bringen, zum anderen hatten mit Arkebusen bewaffnete Ashigaru im Nahkampf keine Chance gegen traditionelle Einheiten. Ein Schuss aus einer Arkebuse konnte dem heranstürmenden Feind schwere Verletzungen zufügen. Kam der Gegner jedoch nahe genug an den Schützen heran, war ihm dieser schutzlos ausgeliefert. Trotzdem ist die Yari-Kavallerie außerordentlich kampfstark. Allerdings fehlt den Reitern der Verteidigungsbonus der Schweren Kavallerie. Im Kampf gegen Arkebusiere ist jedoch Vorsicht geboten. Durch einen schlecht geplanten Angriff verliert ein General seine Kavallerie, noch bevor diese den Feind selbst attackieren kann. Da für die Ausbildung von Arkebusieren eine Handelsstation erforderlich ist, könnt Ihr Eure Truppen erst nach der Ankunft europäischer Händler mit Arkebusen ausrüsten: Die Portugiesen erreichten Japan im Jahr 1542, die Niederländer folgten 1561. Die europäischen Kaufleute fanden in den Kriegsherren des Landes unzählige Käufer der neuen Wunderwaffe. Da die europäischen Waffenschmiede jedoch eine lange und beschwerliche Seereise von Japan entfernt waren, begannen auch die einheimischen Handwerker – anfangs relativ erfolglos – mit der Herstellung von Arkebusen. Dies ist einer der Gründe für die langwierige Ausbildung eines Arkebusiers: Es ist kein Problem, einem Ashigaru die Funktionsweise dieser Waffe zu erklären. Der Nachschub an guten Arkebusen, Pulver und Kugeln ist jedoch begrenzt! Yari-Ashigaru Musketier-Ashigaru Die Yari-Kavallerie hat dank ihrer Speere eine deutlich größere Reichweite als die Schwere Kavallerie. Aus der Lanze der berittenen Samurai entwickelte sich später der Yari der Infanterieeinheiten. Da die Lanzen der Yari-Kavallerie kürzer und leichter sind als die Speere der Fußsoldaten und der Ashigaru, haben sie gegen Yari-Einheiten einen gewissen Nachteil. Am Anfang von Shogun: Total War erhalten die meisten Clans einen “kostenlosen” Yari-Ashigaru als erste Einheit. Der Yari, ein Langspeer, war die typische Waffe der Ashigaru. Einem einfachen Bauern beizubringen, in welche Richtung er den Speer halten musste, nahm schließlich deutlich weniger Zeit in Anspruch, als die mühsame Ausbildung am Schwert. Yari-Ashigaru unterscheiden sich deutlich von ähnlich ausgerüsteten Samurai. Diese genießen eine wesentlich bessere Ausbildung, haben eine stärkere Moral und eine hochwertigere Ausrüstung. Andererseits sind die Ashigaru preiswerte Soldaten, die in sehr großer Zahl in relativ kurzer Zeit ausgebildet werden können. Aus eben diesem Grund gibt es in jeder Armee große Ashigaru-Kontingente. Nach europäischem Vorbild setzten die Daimyo ihre Yari-Truppen als “Speerwall” ein. Auf diese Weise gaben die Soldaten den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Flinten nachluden. 54 Durch die Verbesserung der Waffentechnik und der taktischen Möglichkeiten der Arkebusiere während der Sengoku-Periode – also auch in Shogun: Total War – könnt Ihr ab einem gewissen Zeitpunkt auch Musketiere ausbilden. Die Musketen dieser Truppen haben eine etwas größere Reichweite und eine höhere Schussfrequenz. Der wichtigste Vorteil der neuen Musketen ist jedoch ihr geringes Gewicht. Dadurch kann auch ein einzelner Ashigaru die Waffe effektiv einsetzen. Hinweis: In den Feldzügen von Shogun: Total War - Gold Edition stehen keine reinen Arkebusier-Einheiten für die Zeit der Invasion durch die Mongolen zur Verfügung. Der Begriff “Musketier” ist eigentlich nicht richtig, da die Ashigaru nicht mit Musketen, sondern mit leichten Arkebusen ausgerüstet sind. Die Bezeichnung “Arkebusen-Ashigaru mit einer leichteren aber effektiveren Waffe” ist jedoch etwas umständlich! 55 NAGINATA-KAVALLERIE Diese Form der Kavallerie entstand, als die berittenen Samurai zunehmend mit Speeren kämpften. Die Naginata, eine Schwertlanze, vereint die Vorteile eines Schwertes und eines Speers. Naginata-Kavalleristen können ausschließlich in Provinzen mit einem berühmten Reiter-Dojo und einem Speer-Dojo ausgebildet werden. KENSAI Kensai ist das japanische Wort für “Schwertheilige”. Einer dieser Kensai (und gleichzeitig einer der größten Schwertkämpfer aller Zeiten) war Miyamoto Musashi. Nicht selten kämpften die Kensai gegen eine feindliche Übermacht, ohne dabei selbst verletzt zu werden. Nur wenige Länder haben jemals derart perfekte Schwertkämpfer hervorgebracht. Nicht einmal die größten Schwertmeister Europas waren einem Kensai auch nur ansatzweise gewachsen. Kensai können ausschließlich in legendären Schwert-Dojos ausgebildet werden. Sie ziehen stets als Einzelkämpfer in die Schlacht. Aber lasst Euch nicht täuschen … diese Männer sind absolut tödlich! NINJA-ASSASSINEN Im Gegensatz zu anderen Ninja (traditionell Meuchelmörder) können Ninja-Assassinen wie normale Einheiten auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden. Dank ihrer perfekten Tarnung sind sie in der Lage, feindliche Stellungen zu umgehen. Sie werden erst entdeckt, wenn sie angreifen. ASHIGARU-ARMBRUSTSCHÜTZEN Die Ashigaru-Armbrustschützen werden im Abschnitt Die Mongolen beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle spielten. Voraussetzung für die Ausbildung von Armbrustschützen ist ein Bogen-Dojo. Kampf um Schlösser und Festungen Schlösser waren in der Kriegsgeschichte Japans stets von größter Bedeutung. Aus diesem Grund müsst Ihr auch in Shogun: Total War – Gold Edition verschiedene Schlösser und Festungen erobern oder verteidigen. In Shogun: Total War dauert – dank des strategischen Spielsystems – keine Belagerung lange. Wenn Eure Truppen eine Provinz mit einem Schloss belagern, müsst Ihr zunächst die Garnison der Provinz in die Knie zwingen. Allerdings fällt dadurch nicht automatisch die ganze Provinz in Eure Hände. Die besiegten Verteidiger ziehen sich auf ihre Festung zurück und verteidigen entschlossen und tapfer ihre Heimat. In dieser Zeit fließen aus der umkämpften Provinz keine Steuern in die Schatzkammern der Kriegsparteien. Zu allem Überfluss kann der Verteidiger darüber hinaus keine neuen Truppen ausheben. Solange sich in einer Provinz ein Offensivheer aufhält, gilt das Schloss als belagert. Als Daimyo Eures Clans müsst Ihr Euch keine Sorgen über die Details der Belagerung machen. Während einer Belagerung erleiden die Verteidiger einer Festung hohe Verluste. Die Belagerung ist also eine langwierige, aber erfolgreiche Methode, ein Schloss einzunehmen. Natürlich könnt Ihr Schlüsseleinheiten des Gegners ermorden lassen, um so eine offene Schlacht zu provozieren. Wenn die Zeit drängt, solltet Ihr auf eine Belagerung verzichten und andere Strategien in Erwägung ziehen. Auf den ersten Blick haben die Verteidiger nur die Möglichkeit, in einer Festung auszuharren, bis sie verhungern oder die Festung eingenommen wird. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit: Ihr könnt beispielsweise warten, bis der Feind aufgibt. Natürlich ist es gut möglich, dass Ihr die unvermeidliche Niederlage dadurch nur hinauszögert. Wagt Ihr einen Ausbruch aus Eurem Schloss, ist dieses verloren, wenn Eure Männer dem Feind auf dem Schlachtfeld unterliegen. Wenn Ihr Eure Verbündeten zu Hilfe ruft, könnt Ihr die feindlichen Truppen mit einem Entsatzheer angreifen, um so Eure Festung zu retten. Nach der Eroberung einer Festung ist diese meist stark beschädigt. In diesem Fall funktionieren möglicherweise verschiedene Verbesserungen des Schlosses erst, nachdem Ihr das Schloss repariert habt. Mit einem Schloss könnt Ihr den Vormarsch Eurer Feinde also vergleichsweise lange aufhalten. Außerdem werden in Festungen neue Einheiten ausgebildet. EINHEITEN DER MONGOLEN Historische Schlösser Die Schlösser im historischen Japan wurden meist als schwer einzunehmende Trutzburgen in unzugänglichem Gelände errichtet. Anfangs baute man Festungen aus Holz mit wenigen Steinverstärkungen. Oft ließen die Kriegsherren sogar die Gipfel von Hügeln und Bergen befestigen oder nutzen den Schutz eines nahe gelegenen Waldes. Die verschiedenen Einheiten der Mongolen werden im Abschnitt Die Mongolen beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle spielten. Alle mongolischen Einheiten setzen vom chinesischen Festland nach Japan über. Da die Mongolen in Japan selbst keine Truppen ausbilden, sind für die Aushebung mongolischer Soldaten keine Einrichtungen erforderlich. 56 Anders als in Europa hatten die Verteidiger in einem Punkt jedoch Glück: Die Belagerungsmethoden der japanischen Heere waren durchschaubar und brachial. Üblicherweise umstellten die Angreifer die Festung und versuchten, diese mit Pfeilen in Brand zu schießen. Gelegentlich schossen außerdem die Infanteristen ungezielt über die Mauer oder das Tor des belagerten Schlosses. Die Verteidiger ihrerseits hofften, dass die 57 Angreifer eines Tages aufgeben oder die Soldaten desertierten würden. In der Regel warteten die Verteidiger jedoch nicht untätig ab, sondern gingen selbst zum Angriff über. In der japanischen Geschichte finden wir viele Beispiele von Samurai, die eine sichere Festung verließen, um dem Feind im Kampf gegenüberzutreten. Bis zur Sengoku-Periode wurden Schlösser nach demselben Prinzip gebaut. Dadurch hatten sich auch die Belagerungstaktiken im Laufe der Jahrhunderte nur unwesentlich verändert – schließlich gab es keinen Grund, erfolgreiche Strategien zu ändern. Vor der Sengoku-Periode baute man – aus gutem Grund (immerhin war Japan schon immer erdbebengefährdet) – fast ausschließlich Holzburgen. Nur selten wurden die Holzfestungen auf Steinfundamenten errichtet. Wichtigster Aspekt beim Bau, der Verteidigung und der Belagerung eines Schlosses blieb die Reichweite der Brandpfeile. Die Fähigkeit, ein Schloss niederzubrennen, war von entscheidender Bedeutung. Außerdem galt es, die Verteidiger von den Schwachstellen der eigenen Armee fernzuhalten. All dies änderte sich jedoch mit der Einführung von Feuerwaffen. Plötzlich musste beim Bau einer Festung auch der Einsatz von Gewehren und Belagerungsgeschossen berücksichtigt werden. Eines änderte sich jedoch auch in der Sengoku-Periode nicht ... die Bereitschaft der Verteidiger, den Angreifern im offenen Feld entgegenzutreten. Bedenkt man den Einfluss des Bushido auf die Samurai, wird klar, warum die Krieger nicht in ihren Festungen ausharrten, sondern mutig in den Kampf stürmten! Im Laufe der Sengoku-Periode entstanden riesige Schlösser. Toyotomi Hideyoshis gewaltige Trutzburg in Osaka war allen anderen Festungen der damaligen Zeit überlegen. Sogar der nahe gelegene Fluss war ein Teil der Befestigungsanlagen. Die äußeren Festungsmauern waren über 18 Kilometer lang. Hatten die Angreifer die erste Mauer erstürmt, mussten sie erkennen, dass sie noch unzählige weitere Mauern von ihrem Ziel, der Festung, trennten. Artillerie In den Augen eines europäischen Feldherrn des 16. oder 17. Jahrhunderts fehlt dem japanischen Heer dieser Zeit eine wichtige Komponente: Die Feldartillerie. Da Handfeuerwaffen in Europa sehr teuer und schwer zu bedienen waren, setzten die Armeen Europas die Artillerie lange vor der Handfeuerwaffe ein. In Japan hingegen war es genau umgekehrt. Aufgrund eines kaiserlichen Ediktes gegen die Verwendung von Transportmitteln mit Rädern, gingen alle Japaner zu Fuß, ritten oder ließen sich in Sänften befördern. Ohne ein Fuhrwerk war es jedoch völlig unmöglich – und vor allem unpraktisch – schwere Feldgeschütze zu bewegen. Stellt Euch vor, Ihr müsst ein Fuhrwerk über eine nasse Wiese schieben, während Euch zum einen 100 Feinde attackieren und Ihr zum anderen darauf achten sollt, dass Eure wertvolle Fracht nicht feucht wird ... ein schier unmögliches Unterfangen. Flotte Es ist eine Tatsache, dass die Samurai Seegefechte nicht schätzten, da sie selbst keine guten Seeleute waren. Ein Daimyo mit Ambitionen auf das Amt des Shoguns verließ sich daher nie auf eine Flotte, sondern auf seine Samurai. Die wenigen japanischen Schlachtschiffe spielten während der Sengoku-Periode keine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund stehen Euch in Shogun: Total War keine Seestreitkräfte zur Verfügung. Die Werften in den Küstenregionen benötigt Ihr lediglich für den Handel mit dem chinesischen Festland. Strategische Einheiten Die im Folgenden beschriebenen Einheiten spielen vor allem eine taktische Rolle. Mit Ausnahme des Taisho, des Generals, erscheinen sie nicht auf dem Schlachtfeld. Ihre einzigartigen Fähigkeiten sollte ein weiser Daimyo jedoch in vollem Umfang nutzen. Aber lest selbst! Taisho Der Taisho wird unter den fähigsten Samurai gewählt und befehligt einen Teil des Heeres oder die gesamte Streitmacht eines Clans. Er erscheint auf der strategischen Karte Japans an der Stelle, an der sich seine Armee aufhält und ist auf jedem Schlachtfeld anwesend, auf dem Einheiten unter seinem Befehl kämpfen. Der Taisho wird stets von einigen Leibwächtern (den Hatamoto) abgeschirmt. Als General hat er einen starken Einfluss auf die ihm unterstellten Einheiten. Eine Armee unter einem erfahrenen Taisho mit einem starken Ehrgefühl erhält daher einen Moralbonus. Generäle können auf dem Schlachtfeld fallen und sind häufig das Ziel von Mordanschlägen durch feindliche Ninja. Da ein Taisho sehr wichtig für Euer Heer ist, solltet Ihr stets für seinen Schutz sorgen. Aus diesem Grund setzten die Daimyo Arkebusen und Musketen zwar begeistert ein, ignorierten die Artillerie jedoch als eigenständige Waffengattung. Es gab zwar einige große Geschütze, die allerdings niemals auf offenem Feld eingesetzt wurden. Da die Artillerie bei der japanischen Kriegsführung dieser Zeit kaum eine Rolle spielte, steht sie in Shogun: Total War nicht zur Verfügung. Hinweis: In den Szenarien zur Invasion durch die Mongolen steht Euch Schießpulver zur Verfügung! Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sogar die gefürchteten Koreanischen Scharmützler auf Eure Gegner hetzen! 58 59 Unterhändler Shinobi Unterhändler sind Samurai, die Ihr aufgrund ihrer absoluten Loyalität auswählt und zu Botschaftern Eures Hauses ausbildet. Sie verfügen über ein außergewöhnliches diplomatisches Geschick und treten einem feindlichen Daimyo stets mit Respekt und Ehrerbietung gegenüber. Ein Unterhändler gewinnt mit jeder erfolgreichen Mission an Erfahrung. Dadurch steigen zum einen seine Erfolgsaussichten bei zukünftigen Verhandlungen, zum anderen ist er besser gegen Mordanschläge feindlicher Ninja gewappnet. Schickt Ihr einen Unterhändler zu einem feindlichen Daimyo, besteht immer die Gefahr, dass seine Mission scheitert und Euch der Daimyo als Antwort auf Euer Angebot den Kopf des Unterhändlers schickt. In diesem Fall könnt Ihr davon ausgehen, dass die Antwort des feindlichen Daimyo “Nein” lautet. Ninja Ninja sind perfekte Spione und Mörder. Nur ein törichter Daimyo verzichtet im Kampf gegen seine Rivalen auf die Unterstützung eines Ninja – und sei es nur, um Informationen zu sammeln. Ein Ninja tötet auf Befehl alle lästigen Widersacher: Unterhändler, Generäle, ja sogar einen feindlichen Daimyo. Je erfahrener sein Ziel ist, desto geringer sind jedoch seine Erfolgsaussichten. Meister- und legendäre Ninja leisten nach unzähligen erfolgreichen Missionen auch bei Belagerungen wichtige Dienste, da sie unerkannt in eine Festung eindringen und Euren Truppen die Tore öffnen können! Mit jeder erfolgreichen Mission steigt die Erfahrung eines Ninja. Dadurch nimmt natürlich auch seine Gefährlichkeit zu – es sei denn, er wird von Euren Gegnern entdeckt und hingerichtet! 60 Shinobi sind Spione, die im Reich Eurer Feinde Informationen sammeln und dort Unruhe stiften. Als Daimyo erhaltet Ihr in Shogun: Total War – Gold Edition nur dann Informationen über ein bestimmtes Gebiet, wenn Ihr einen Shinobi ausgesandt habt. Dieser informiert Euch über den Wert und die Besonderheiten einer Provinz sowie über deren militärische Situation. Außerdem kann ein Shinobi die Loyalität der Bevölkerung schwächen und Aufstände provozieren. Nach einer Revolte unterwerfen sich die Bewohner einer Provinz allerdings nicht automatisch einem neuen Herrn, sondern erklären ihre Unabhängigkeit und heben ein eigenes Heer aus Bauern und Ronin aus. Setzt Ihr die Shinobi auf Eurem eigenen Territorium ein, organisieren sie eine effektive Spionageabwehr und schalten feindliche Agenten aus. Dadurch verhindert Ihr, dass feindliche Shinobi Eure Untertanen aufhetzen. Schließlich sind endlose Rebellionen für den Fortbestand Eures Reiches ebenso gefährlich wie ein feindliches Heer. Legendäre Geisha Die Legendäre Geisha ist eine hervorragende Diplomatin, gleichzeitig jedoch eine perfekte Spionin und Mörderin. Schickt Ihr sie als Unterhändlerin zu einem feindlichen Daimyo, sammelt sie in dessen Schloss – wie ein NinjaSpion – wichtige Informationen. Das perfide an dieser Situation ist, dass Euer Opfer genau weiß, dass die Geisha nichts Gutes plant. Er kann ihrem Treiben jedoch nur ein Ende setzen, indem er sie von einem Ninja töten lässt! Vergesst nicht, dass eine Geisha keine Prostituierte oder Konkubine, sondern eine gebildete Begleiterin und Unterhalterin ist – wer könnte also besser geheime Informationen sammeln … 61 Jesuit 3: Das Land der Daimyo Ihr könnt Jesuiten als Unterhändler einsetzen, die als Diplomaten vor allem mit christlichen Herrschern außerordentlich gute Verhandlungsergebnisse erzielen. Unabhängig vom Ausgang seiner Mission wird ein Jesuit von einem christlichen Daimyo niemals enthauptet. Ein buddhistischer Daimyo hingegen hat keinen Grund, der christlichen Kirche oder einem ihrer Repräsentanten Respekt zu zollen! “Das Terrain wird nach der Größe, der Zugänglichkeit und der Sicherheit bewertet.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Landbesitz und der auf den Feldern angebaute Reis waren im feudalen Japan stets eine wichtige Grundlage für Reichtum und Ansehen. Wenn man bedenkt, dass im mittelalterlichen Japan mehr Menschen lebten, als in ganz Europa, wird die Bedeutung des Grundbesitzes noch deutlicher. Das Land selbst besteht aus den vier Hauptinseln Hokkaido (Im Norden), Honshu (der größten Insel), Shikoku und Kyushu. Hokkaido steht in Shogun Total War nicht als Kriegsschauplatz zur Verfügung, da die Herrschaft über diese Insel während der Sengoku-Periode weder eine strategische, noch eine taktische Bedeutung hatte. Hokkaido galt im Mittelalter eher als rückständige Barbareninsel, auf der lediglich die Ainu, die Ureinwohner Japans, lebten. Damals wie heute war Honshu die wichtigste Insel des Landes. Die Kontrolle über die Honshu-Provinzen sicherte den Tokugawa die Herrschaft über Japan. Es wäre allerdings falsch, Shikoku und Kyushu als unwichtig zu bezeichnen, da beide Inseln immer wieder mächtige Daimyo hervorbrachten. Dank der Inlandsee, die diese Inseln voneinander trennte, hatten die Daimyo die Möglichkeit, gewaltige Armeen aufzubauen. “Die siegreiche Armee sucht nur dann den Kampf, wenn der Sieg bereits errungen ist. Ein Heer, das zum Untergang verdammt ist, kämpft zuerst und sucht dann den Sieg.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Aufgrund der Entfernung zum asiatischen Festland war es für fremde Armeen vergleichsweise schwierig, in Japan einzufallen – wie die Mongolen am eigenen Leib erfuhren. Durch diesen Umstand konnten sich die Daimyo gegenseitig bekämpfen, ohne eine Landung der Chinesen oder Mongolen befürchten zu müssen. Die Sengoku-Periode hätte sich also vermutlich nicht in dieser Form abgespielt, wenn die Bedrohung durch fremde Mächte größer gewesen wäre. Man denke nur an das Griechenland der Antike, das trotz der ständigen Bedrohung durch die Perser wuchs und gedieh. 62 63 Provinzen & Verbesserungen In Shogun: Total War unterscheiden sich die einzelnen Provinzen des Landes kaum voneinander. Den Wert einer Provinz macht in erster Linie das Geld (gemessen in Koku) aus, das der herrschende Daimyo jährlich erwirtschaftet. Weitere Faktoren sind die strategische Position einer Provinz sowie das Prestige, das mit der Herrschaft über eine Provinz verbunden ist. Die Lage einer Provinz spielt hingegen keine entscheidende Rolle. Obwohl der Daimyo den Steuersatz in seinem Reich selbst bestimmen kann, sind die Steuereinnahmen in reichen und fortschrittlichen Provinzen natürlich am höchsten. Gleichzeitig darf die Steuerlast jedoch nicht zu hoch sein. Ein Daimyo, der seine Untertanen allzu gierig ausbeutet, um seine Soldaten zu entlohnen, oder um neue Festungen zu errichten, riskiert eine Rebellion. Vor allem die bäuerlichen Ikki und die Ji-Samurai haben aus Zorn über zu hohe Steuern schon so manchen Daimyo gestürzt! Provinzen wie Yamato oder Hida auf der Hauptinsel Honshu kommt eine enorme strategische Bedeutung zu, da ein Daimyo, der diese Provinzen beherrscht, sein Reich in verschiedene Richtungen ausdehnen kann. Dieser strategische Vorteil ist jedoch gleichzeitig – unter der Herrschaft eines schwachen Daimyo – die größte Schwäche, da die feindlichen Heere alle Grenzen des Landes bedrohen. Andererseits lässt sich eine Provinz auf Kyushu zwar hervorragend verteidigen, allerdings ist sie vom Kernland Japans und dem Machtzentrum Kyoto abgeschnitten. Ein weiser und fähiger Daimyo weiß die Vorteile beider Provinzen zu nutzen, zumal er nach weit höherem, als dem Sieg in der nächsten Schlacht strebt. “Ein weiser General achtet darauf, beim Feind zu plündern. Eine Wagenladung Vorräte vom Feind entspricht 20 eigenen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Jede Provinz ist für sich einzigartig. In einigen Provinzen gibt es Gold- oder Erzvorkommen, die Ihr ausbeuten könnt. In anderen Territorien leben traditionell großartige Reiter (was die Aushebung von Kavallerieeinheiten deutlich erleichtert). Wieder andere Provinzen haben eine lange Tradition in der Ausbildung von Ninja-Assassinen. Diese Besonderheiten solltet Ihr bei der Planung Eurer Feldzüge stets berücksichtigen. Immerhin könnt Ihr einem Gegner durch die Unterwerfung einer Provinz wichtige Rohstoffe entziehen oder Eure eigenen Pläne vorantreiben. Wenn Ihr eine feindliche Provinz unterwerft, nehmt Ihr auch die Schlösser und Burgen des jeweiligen Gebietes ein ... ein großartiger Vorteil, wenn man bedenkt, dass die Eroberung eines Schlosses in der Regel langwierig und verlustreich ist. Ihr müsstet normalerweise mindestens zwei Schlachten schlagen oder die belagerten Einheiten einer Festung aushungern. Natürlich wird ein Schloss im Zuge einer Eroberung beschädigt (und um eine Ausbaustufe zurückgestuft). Allerdings ist dies meist deutlich billiger als die Errichtung einer neuen Festung. Alle militärischen Einrichtungen des Schlosses fallen nach der Eroberung ebenfalls in Eure Hände, es sei denn, das Schloss wird zu stark beschädigt. Durch die Unterwerfung einer Provinz könnt Ihr einen Gegner also empfindlich schwächen und Eure eigene Macht im Handstreich vergrößern! Förderung von Provinzen Die Daimyo waren große Feldherren und mächtige Landbesitzer. Ohne ihre riesigen Ländereien wäre der außerordentlich kostspielige Unterhalt ihrer gewaltigen Heere nicht möglich gewesen. Wie alle Großgrundbesitzer verfolgten die Daimyo die Entwicklung ihrer Besitztümer sehr aufmerksam und waren stets darauf bedacht, den Reichtum ihrer Provinzen zu steigern – schließlich war der Wohlstand ihrer Untertanen ausschlaggebend für die Höhe der eingetriebenen Steuern. In Shogun: Total War fördert Ihr Eure Provinzen durch gezielte Investitionen. Durch die Verbesserung des Weidelandes (maximal vier Mal) erzielt Ihr deutlich höhere jährliche Erträge. Stoßt Ihr in einer Provinz auf Bodenschätze, solltet Ihr augenblicklich eine Mine bauen. Schließlich sind Gold und andere Bodenschätze wichtige Einnahmequellen. Dank ihrer reichen Goldminen konnten die Takeda die Steuern senken und dennoch eine mächtige Kavallerie aufbauen. Das Garnisonsheer einer Provinz muss nicht ausgebaut werden. In Gebieten, in denen kein stehendes Heer auf Eure Befehle wartet, wahrt eine Armee aus Bauern, Ashigaru und JiSamurai Eure Interessen. Schlagt Ihr in Eurer Heimatprovinz eine Schlacht, wird diese tapfere Bürgerwehr durch zusätzliche Einheiten verstärkt. Wenn kein Daimyo über eine Provinz herrscht, verteidigen die Bauern und Ashigaru ihre Heimat gegen jeden potenziellen Eroberer. Sendet einen Shinobi zur Erkundung in eine Provinz, bevor Ihr diese angreift. Schließlich solltet Ihr die strategische und wirtschaftliche Bedeutung einer Provinz kennen, bevor Ihr sie in Euer Reich eingliedert. Der Angriff auf eine feindliche Provinz bringt zwei Vorteile mit sich: Zum einen vergrößert Ihr Euer eigenes Territorium, zum anderen wird der Feind durch den Ausfall der Erträge in der eroberten Provinz zusätzlich geschwächt. Die Unterwerfung einer Provinz verschiebt das herrschende Machtgefüge daher entscheidend und eröffnet dem siegreichen General meist neue strategische Möglichkeiten. 64 65 Wachtürme und Grenzbefestigungen Es gibt in Shogun: Total War zwei “nicht-wirtschaftliche” Bauwerke, die Ihr errichten könnt, bevor Ihr ein Schloss gebaut habt. Wachtürme dienen dabei nicht der Verteidigung Eurer Provinzen, sondern der Überwachung benachbarter Regionen. Wenn Ihr in einer Provinz Wachtürme errichtet habt, steht dem Bau einer Grenzbefestigung nichts mehr im Wege. Durch den Bau einer Grenzbefestigung verhindert Ihr, dass feindliche Spione in der jeweiligen Provinz ihr Unwesen treiben. Außerdem wird durch Wachtürme und Grenzbefestigungen die Loyalität der Provinzbewohner gefestigt. Katastrophen Japan wurde im Laufe seiner Geschichte immer wieder von schrecklichen Naturkatastrophen heimgesucht. Es besteht daher immer die Gefahr, dass ein plötzliches Erdbeben einige oder alle Gebäude und Verbesserungen einer Provinz zerstört. Glücklicherweise sind Erdbeben relativ selten. Ähnlich gefährlich und zerstörerisch sind die gefürchteten Taifune. Diese gewaltigen Stürme brauen sich über dem Pazifik zusammen und richten in den Küstenregionen des Landes verheerende Schäden an. Aufgrund der Nähe des chinesischen Festlandes besteht in den Provinzen an der japanischen Westküste übrigens keine Gefahr. Rebellionen, Bauernaufstände & Ronin Nicht alle Provinzen des Spiels gehören zum Herrschaftsbereich eines Daimyo. Wie im historischen Japan gibt es Gebiete, in denen der Herrscher von Ikko-Ikki oder von revoltierenden Bauern gestürzt wurde. Ihrer Meinung nach ist es in diesem Fall besser, die gesamte Ernte für sich zu behalten, und dem Zorn ihres Herrn zu trotzen, als den Großteil einer ohnehin schlechten Ernte abzuführen und selbst zu verhungern. Natürlich habt Ihr verschiedene Möglichkeiten, die Loyalität Eurer Untertanen zu festigen. Durch den Bau einer Garnison könnt Ihr Aufstände bis zu einem gewissen Grad unterdrücken. Außerdem schützen die stationierten Einheiten Eure Provinz vor Überfällen rivalisierender Daimyo. Entsendet in eine Provinz Shinobi als “Geheimpolizei”, damit Ihr negative Strömungen frühzeitig erkennt und unterdrücken könnt. Auch Grenzbefestigungen und Wachtürme tragen zur Zufriedenheit der Bevölkerung bei: Auf diese Weise zeigt Ihr Euren Untertanen, dass Ihr Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreift und die eingenommenen Steuern nicht in die Aushebung eines – für Eure Bauern unwichtigen – Heeres investiert. Ein Daimyo, der sich um das Wohl seiner Untertanen sorgt, und Geld in die Verbesserung ihrer Bauernhöfe investiert, ist natürlich ebenfalls beliebt. Es gibt noch einen weiteren Faktor, der zum Ausbruch einer Revolte führen kann: In einer eben unterworfenen Provinz schlagen sich die Bauern meist auf die Seite ihres alten Herrn. Wenn Ihr keine Garnison stationiert (und einen Shinobi in die Provinz entsendet), öffnet Ihr einer Revolte Tür und Tor. Nach der Eroberung einer Provinz dauert es etwa fünf Jahre, bis die Bevölkerung den neuen Herrscher akzeptiert. Dies solltet Ihr bei der Festsetzung der Steuern und vor der Verlagerung von Truppen immer bedenken. Früher oder später werden die Bewohner einer Provinz gegen Euch rebellieren. Einige dieser Revolten stellen eine ernsthafte Bedrohung dar. Andere Aufstände könnt Ihr getrost einige Zeit ignorieren. Wartet mit der Niederschlagung eines Aufstandes aber nicht zu lange, ansonsten könnte sich eine anfangs harmlose Rebellion auch auf benachbarte Provinzen ausdehnen. Bauernaufstände sind – aus der Sicht eines Daimyo – relativ unbedeutend. Schließlich ist es für ein Samurai-Heer ein Leichtes, eine Horde Ikki und mit Speeren bewaffnete Ashigaru in ihre Schranken zu weisen und die Revolte der aufgebrachten Bauern niederzuschlagen. Eine deutlich größere Gefahr geht von religiösen Aufständen aus, da Eure Samurai in diesem Fall meist gut ausgebildeten, religiösen Fanatikern gegenüberstehen. Bei einem Christenaufstand zieht ein kampfstarkes Samurai-Heer, das häufig von Arkebusieren unterstützt wird, gegen Euch in die Schlacht. Die buddhistischen Ikko-Ikki verwenden keine Arkebusen (schließlich handelt es sich hierbei um “christliche” Waffen). Allerdings kämpfen in ihren Reihen unzählige Kriegermönche. Aufgrund der Übermacht der feindlichen Truppen kann es mitunter sehr schwierig sein, einen religiös motivierten Aufstand niederzuschlagen. Für jede Provinz in Shogun: Total War gibt es einen Loyalitätswert. Dieser steht für die Loyalität der Bauern und Ji-Samurai gegenüber ihrem Herrscher. Die Loyalität Eurer Untertanen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Der wichtigste Grund für die Unzufriedenheit Eurer Untertanen ist ein allzu hoher Steuersatz. Zwar könnt Ihr mit hohen Steuern Euren persönlichen Reichtum fördern, allerdings lösen drückende Steuern in der Bevölkerung einer Provinz Unruhen aus. Nach der Einführung und der Verbreitung des Christentums beeinflusst unter Umständen auch die Religion die Loyalität Eurer Untertanen. Mehr dazu erfahrt Ihr im nächsten Kapitel dieses Handbuchs. Wenn Ihr eine Rebellion nicht rechtzeitig niederschlagt, breitet sich der Aufstand möglicherweise wie ein Flächenbrand auf benachbarte Provinzen aus. Zu allem Überfluss erheben sich die Bauern einer Provinz manchmal auch nach schlechten Ernten oder Naturkatastrophen gegen ihren Daimyo. In erst kürzlich unterworfenen Provinzen droht darüber hinaus die Gefahr, dass ein (dem ehemaligen Daimyo treu ergebener) Teil der Bevölkerung rebelliert, um die Provinz zurückzuerobern. Dies kann Vor- und Nachteile mit sich bringen: Richtet sich der Loyalistenaufstand gegen den Angreifer, steht dieser plötzlich einem neuen Samurai-Heer gegenüber. Der unterlegene Herrscher einer Provinz hat hingegen die Chance, seine bereits verloren geglaubte Provinz mit einem ausgeruhten Heer zurückzuerobern! 66 67 Stirbt ein Daimyo ohne Erben, zerfällt sein Reich in unabhängige Regionen, die von Ronin, den ehemaligen Soldaten des Verstorbenen, kontrolliert werden. Obwohl die Ronin auf den ersten Blick wie einfache Rebellen wirken, verfolgen sie ein Ziel … ihren Einfluss zu vergrößern. Nicht zuletzt deshalb zählen die Ronin-Heere zu den gefährlichsten unabhängigen Armeen in Shogun: Total War. Glücklicherweise gehen sie jedoch meist ungeordnet und selbstsüchtig vor. Es wäre für die Ronin undenkbar, einem bedrängten Ronin-Heer in einer benachbarten Provinz zu Hilfe zu eilen. Da das Christentum keine andere Religion neben sich duldete, waren die alten Kompromisse für die wahren Gläubigen nicht mehr akzeptabel. Dies führte wiederum zu Spannungen zwischen den Anhängern der neuen Religion und den Buddhisten. Religion Früher oder später muss sich jeder Daimyo in Shogun: Total War zu einer Religion bekennen. Dies wirkt sich wiederum nachhaltig auf die Loyalität seiner Untertanen aus. Als die Portugiesen und insbesondere die Jesuiten den Katholizismus nach Japan brachten, geriet das traditionelle Glaubensgefüge aus Buddhismus, Shintoismus und Zen ins Wanken. Der 1539 von Ignatius von Loyola als “Gesellschaft Jesu” gegründete Jesuitenorden verstand sich als Orden der katholischen Erneuerung und der Gegenreformation. Zahlreiche großartige Scholaren, geschickte Diplomaten und brillante Soldaten schlossen sich im Laufe der Jahre der neuen Ordensgemeinschaft an. Als Missionare des Papstes unternahmen die Jesuiten unzählige Forschungsreisen. In Japan beeindruckten die Jesuiten die Samurai durch ihre martialische Denkweise … diese geht auf Ignatius von Loyola zurück, da dieser selbst einem alten Rittergeschlecht entstammte. In Shogun: Total War verliert ein Daimyo, dessen Religion vom Glauben seiner Untertanen abweicht, die Unterstützung seiner Bevölkerung. Ein buddhistischer Daimyo bekommt in einer buddhistischen Provinz deutlich mehr Unterstützung (und Steuern) als ein christlicher Daimyo, und umgekehrt. Jede Religion hat Vor- und Nachteile: Nur einem christlichen Daimyo stehen bereits in der Frühphase des Spiels Feuerwaffen zur Verfügung. Dies ändert sich erst mit der Ankunft der niederländischen Händler, die (im Gegensatz zu den Jesuiten) auch buddhistische Daimyo mit Gewehren versorgen. Entscheidet Ihr Euch für die buddhistische Lehre, ziehen fanatische und kampferprobte Kriegermönche für Euch in die Schlacht. In beiden Fällen konvertieren die Bewohner einer Provinz langsam zum offiziellen Glauben (also in der Regel zum Glauben des herrschenden Daimyo). Christliche Kirchen oder buddhistische Tempel beschleunigen diesen Prozess und ermuntern die Bürger einer Provinz, dem “richtigen” Glauben zu folgen. Umgekehrt können religiöse Differenzen zwischen einem Daimyo und seinen Untertanen Rebellionen auslösen. Militärische Einrichtungen Da Japan in einer Erdbebenzone liegt, haben die Bewohner der Inseln stets erdbebensichere Gebäude gebaut. Die traditionellen, aus Holz errichteten, Bauwerke waren ausgesprochen sinnvoll, da ein leichtes Bauwerk aus Holz elastischer ist und daher im Falle eines Erdbebens nicht zwingend einstürzt! Das bedeutet allerdings nicht, dass es in Japan keine gemauerten Gebäude gab. Diese entstanden jedoch erst nach der Einführung des Schießpulvers und der Schusswaffen. Wie überall waren die japanischen Burgen anfangs lediglich Festungen, die nur selten als Wohnungen genutzt wurden. Im Laufe der Jahre entstanden jedoch immer größere und prächtigere Burgen. Die in der Spätzeit der Sengoku-Periode gebauten Schlösser waren jeder anderen Festung dieser Zeit ebenbürtig – wenn nicht sogar überlegen. Bevor die Armeen einfache Raketen und Belagerungskanonen einsetzten, beschoss man das Schloss mit Brandpfeilen, um auf diese Weise die Gebäude im Inneren der Festung in Brand zu setzen. Befanden sich die Gebäude in Schussweite, ging diese Taktik weitgehend auf. Durch den Bau von mehreren Außenmauern aus Stein konnten die Verteidiger die inneren Bereiche der Festung jedoch vor diesem Pfeilhagel schützen. “Geschickt angewandte, unorthodoxe Methoden sind unerschöpflich wie Himmel und Erde, endlos wie das Gleiten mächtiger Ströme; wie die Bahnen von Sonne und Mond enden sie, um von neuem zu beginnen; sie vergehen und kehren wieder, wie die vier Jahreszeiten.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 68 69 Da Belagerungen von Festungen spieltechnisch vergleichsweise unattraktiv sind, spielen sie in Shogun: Total War nur eine untergeordnete Rolle und werden sehr geradlinig abgehandelt. Ihr müsst Euch also keine Gedanken über die Details einer Belagerung machen. Belagerungen waren weder heroisch, noch dramatisch, sondern eher ein schmutziges Geschäft; Nahrungsmittel verrotteten, es gab weder sauberes Trinkwasser, noch Toiletten und die Soldaten konnten sich oft monatelang nicht waschen. Außerdem dezimierten Krankheiten (ausgelöst durch verdorbene Nahrungsmittel, schlechtes Wetter und mangelnde Hygiene) sowie gelegentliche Kämpfe mit den Belagerten die Armee. Trotz der geschilderten Widrigkeiten gab es natürlich auch in Japan immer wieder Belagerungen. Die Belagerung Osakas im Jahr 1615 endete (wie andere Belagerungen) damit, dass die belagerten Truppen das Schloss verließen, um sich der feindlichen Armee auf dem Schlachtfeld zu stellen. Manchmal war es ein kluger Schachzug des befehlshabenden Kommandeurs, den Belagerungsgürtel zu durchbrechen. In der Regel – so auch in Osaka – zogen es die Verteidiger jedoch lediglich vor, auf dem Schlachtfeld einen ehrenvollen Tod zu sterben, anstatt in der eigenen Burg zu verhungern. Samurai-Schlösser In Shogun Total War gibt es vier mögliche Ausbaustufen eines Schlosses. Ein Schloss ist zum einen der Stützpunkt für die Armee eines Daimyo, zum anderen ein Symbol für die Macht des Herrschers. Ohne ein Schloss als Verwaltungszentrum könnt Ihr in einer Provinz keine militärischen Einrichtungen bauen. Die einfachste und billigste Form des Schlosses ist das Kastell (Schloss 1). Alle anderen Schlösser sind Erweiterungen dieses Standardschlosses. Ein Schloss entspricht in etwa dem befestigten Anwesen eines wohlhabenden Landbesitzers. Die größte Ausbaustufe des Kastells ist die Zitadelle (Schloss 4). Das großartige Schloss Osaka ist ein typisches Beispiel für eine Zitadelle. Höchstwahrscheinlich werden im Spielverlauf lediglich ein bis zwei Zitadellen errichtet. Neben den offensichtlichen Verteidigungsanlagen gibt es in japanischen Schlössern übrigens unzählige Fallen. Diese sollten feindliche Ninja abwehren. Alle Schlösser vergrößern das Ansehen des jeweiligen Besitzers. Als Ausdruck von Reichtum und Macht sind sie das Zeichen der unumstrittenen Herrschaft eines Daimyo. Jedes Schloss kann durch unterschiedliche militärische Gebäude erweitert werden. Diese werden im Folgenden beschrieben. Als allgemeine Regel gilt, dass sich die Größe und das Ansehen eines Schlosses direkt auf die Qualität der angeschlossenen Gebäude und deren Erzeugnisse auswirken. Während Ihr eine kleine Befestigung lediglich mit einfachen Gebäuden ausbauen könnt, lockt ein mächtiges Schloss große und legendäre Handwerker und Sensei an, die Euch ihre Dienste anbieten. Mit Hilfe dieser fähigen Handwerker könnt Ihr kampfstärkere – und einige zusätzliche – Truppen ausbilden. In Shogun Total War errichtet ein weiser Herrscher in einer Provinz ein bis zwei große Schlösser, um zwei besonders starke Einheiten auszubilden. Es macht wenig Sinn, in jeder Provinz ein Schloss zu errichten, und diese über die Jahre auszubauen. Vergesst nicht, dass Euch nur begrenzte Geldmittel zur Verfügung stehen. Nur einmal pro Jahr füllt sich Eure Schatzkammer dank der Ernteerträge auf den Feldern und der Abgaben Eurer Untertanen! Denkt außerdem daran, dass Schlösser und Ausbildungsstätten lediglich die Grundlage für Eure ehrgeizigen Pläne, Shogun zu werden, sind. Möchtet Ihr über Japan herrschen, braucht Ihr Soldaten und keine leeren Dojos! “Es gibt Straßen, denen du nicht folgen darfst, und Armeen, die nicht angegriffen werden dürfen; es gibt Städte, die du nicht belagern darfst, Stellungen, um die nicht gekämpft, und Befehle des Herrschers, denen nicht gehorcht werden darf.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Zeughaus Im Gegensatz zu den Ashigaru, die den armen und niedrigen Gesellschaftsklassen angehörten, kümmerten sich die Samurai in der Regel selbst um ihre Rüstung und Waffen. In der Sengoku-Periode sorgten jedoch strenge Daimyo für eine einheitliche Ausrüstung der einfachen Soldaten. Auf diese Weise war die optimale Bewaffnung aller Soldaten sichergestellt. Außerdem entwickelte sich durch die einheitliche Rüstung ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Ashigaru. In Shogun Total War verbessert ein Zeughaus die Rüstungswerte aller Einheiten, die in der entsprechenden Provinz ausgebildet werden. Ihr habt ab einem gewissen Zeitpunkt ferner die Möglichkeit, Euer Zeughaus zu einem berühmten oder sogar legendären Zeughaus auszubauen. Dadurch erhalten Eure Einheiten einen zusätzlichen Bonus auf ihre Rüstung. “Dein großes Ziel im Krieg soll der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges, 70 71 Bogen-Dojo Haus der Geisha Ursprünglich kämpften die Samurai mit ihren tödlichen Bögen – meist vom Rücken der Pferde. Nur außerordentlich geschickte und erfahrene Handwerker waren in der Lage, die großartigen asymmetrischen Langbögen der Samurai herzustellen. Aus diesem Grund verpflichtete jeder umsichtige Herrscher mindestens einen dieser grandiosen – und fürstlich entlohnten – Bogenflechter. Außerdem sorgte er dafür, dass stets einige Sensei zur Ausbildung seiner Männer bereitstanden. Ein Bogen-Dojo kann in jedem Schloss gebaut werden und gehört zu den wichtigsten Ausbildungsstätten einer Armee. In einem Bogen-Dojo bilden Eure Ausbilder Samurai-Bogenschützen aus. Baut Ihr das Dojo zu einem berühmten oder legendären Dojo aus – Voraussetzung dafür ist ein Schloss – könnt Ihr SamuraiBogenschützen mit einem größeren Ehrgefühl ausbilden. In der Sengoku-Periode wurde der Bogen langsam von Arkebusen und Musketen verdrängt. “Wenn du den Himmel und die Erde kennst, wird dein Sieg vollständig sein.” Besitzt ein Daimyo alle kulturellen Einrichtungen (ein Berüchtigtes Ninja-Haus, einen Lustgarten und ein Legendäres Teehaus), darf er endlich das Haus der Geisha errichten. Dies ist jedoch ausschließlich in sehr großen Schlössern möglich. Im Haus der Geisha werden Geishas als Spione und Unterhändler ausgebildet. Waffenfabrik Nachdem die Portugiesen die Arkebuse nach Japan gebracht hatten, verloren die Daimyo keine Zeit, die neue Wunderwaffe von ihren Waffenschmieden nachbauen zu lassen. Die europäischen Waffen waren den Daimyo trotz des enorm hohen Preises sehr willkommen. In bemerkenswert kurzer Zeit gelang es den japanischen Waffenschmieden, Arkebusen zu bauen, die den Vorbildern aus dem fernen Europa in nichts nachstanden. In Shogun Total War kann eine Waffenfabrik nur in der Nähe eines großen Schlosses errichtet werden. — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Reiter-Dojo Kirche und Kathedrale Die Portugiesen brachten neben der Arkebuse auch eine neue Religion nach Japan: den Katholizismus. Die Jesuiten, die das Land missionierten, lehrten jedoch eine äußerst militante Form des christlichen Glaubens, da der Begründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, selbst einem alten Rittergeschlecht entstammte. Bei den Samurai des Landes fand die martialische Denkweise der “Ritter der Gegenreformation” erwartungsgemäß großen Anklang. Bereits wenige Jahre nach ihrer Ankunft hatten die Jesuiten wichtige Teile der Bevölkerung bekehrt. Noch lag die Christenverfolgung der Tokugawa-Shogunate in weiter Ferne. Die Jesuiten und ihre kleine Anhängerschar errichteten als Symbol des neuen Glaubens und als Zeichen ihres Einflusses sofort einige Kirchen. Ein Daimyo, der eine christliche Kirche errichtet, muss zuvor zum Christentum konvertieren. Der Bau einer Kirche beschleunigt jedoch die Verbreitung des Christentums unter der Landbevölkerung. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Christen in den nahe gelegenen Provinzen, was wiederum – langfristig – die Gefahr eines Christenaufstandes verringert. In einer Kirche werden außerdem Priester geweiht. Gelingt es Euch, eine Kirche zur Kathedrale auszubauen, verbreiten Eure Priester das Christentum rascher. 72 Die Kavallerie benötigt viele Reit- und Packpferde. Eine Schlacht ist für Mensch und Tier eine Furcht erregende und verwirrende Erfahrung. Die Ausbildung eines tauglichen Schlachtrosses (das sogar darauf trainiert wurde, den Feind zu beißen oder zu treten) nahm daher sehr viel Geduld und Zeit in Anspruch. Da ein kampferprobtes Pferd als normales Transportmittel zu wertvoll (und vermutlich zu gefährlich) war, hatte ein Samurai mindestens zwei Pferde – ein Tier für die Schlacht und ein Reittier. Ein Kastell reicht für den Bau eines Reiter-Dojo nicht aus. Ihr benötigt zusätzlich in derselben Provinz ein Bogen- oder ein Speer-Dojo. Auch das Reiter-Dojo kann zu einem berühmten und einem legendären Dojo ausgebaut werden. Das Reiter-Dojo ist die Ausbildungsstätte Eurer berittenen Bogenschützen und der Yari-Kavallerie. Verfügt Ihr ferner über ein Zeughaus, könnt Ihr in einem Berühmten Reiter-Dojo auch Einheiten der Schweren Kavallerie ausbilden. “Stelle dich nicht gegen den Feind, wenn er bergab kommt.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 73 Ninja-Haus Speer-Dojo Die heimlich arbeitenden Ninja werden in einem besonderen Dojo in den dunklen Künsten der Spionage und des Mordes ausgebildet. Aufgrund ihrer hochspezialisierten Waffen und Fähigkeiten ist ausschließlich ein Ninja-Meister in der Lage, seine Schüler zu unterrichten. Die Ausbildung eines Ninja beginnt bereits im Kindesalter. Es dauert viele Jahre, um die Kinder in tödliche Kampfmaschinen zu verwandeln. Nachdem Ihr eine Festung errichtet habt, könnt Ihr ein Berüchtigtes Ninja-Haus bauen. Hafen Befindet sich in einer Küstenprovinz ein Schloss, könnt Ihr einen künstlichen Hafen anlegen. Dieser ermöglicht Euch die Ausbildung von Unterhändlern und Spionen. Außerdem kommt Ihr durch den Bau eines Hafens in den Genuss eines Handelsbonus. Schließlich habt Ihr noch die Möglichkeit, Eure Truppen auf dem Seeweg in eine andere Provinz zu verlegen. Ein Hafen ist eine Voraussetzung für den Bau einer Handelsstation oder einer Waffenfabrik. Portugiesische und Niederländische Handelsstation Obwohl die Samurai bereits Erfahrung mit den Schusswaffen der Chinesen (einschließlich einer primitiven Form der Handgranate der Koreanischen Scharmützler) gesammelt hatten, revolutionierte erst die Arkebuse, die portugiesische Händler in das Land brachten, die japanische Kriegsführung. Zwar stellten schon bald einheimische Handwerker den Großteil der Flinten der Samurai und Ashigaru her, allerdings handelte es sich bei diesen Waffen (anfangs) um schlechte Kopien der europäischen Vorbilder. Aufgrund der besseren Qualität des europäischen Schießpulvers ist eine Handelsstation für einen ehrgeizigen Daimyo ein absolutes Muss. Die Niederländer landeten in Japan deutlich nach den Portugiesen und Jesuiten. Obwohl auch die niederländischen Kaufleute mit Arkebusen handelten, unterschieden sie sich in einem Punkt entscheidend von den Portugiesen: Sie versuchten nicht, das Land durch Missionare zum Christentum zu bekehren. Das religiöse Sendungsbewusstsein des Landes war aufgrund des protestantischen Glaubens seiner Bürger wenig ausgeprägt. Die niederländischen Kaufleute begnügten sich damit, Geld zu verdienen und verzichteten darauf, die verlorenen Seelen ihrer Kunden zu retten! Voraussetzungen für den Bau einer Handelsstation sind ein Hafen und ein Schloss. Ein Daimyo kann entweder mit den Portugiesen ODER mit den Niederländern handeln. 74 Ein Dojo ist eine Ausbildungsstätte, in der ein Sensei – ein Meister in einer bestimmten Kunst – sein Wissen in einer angemessenen Atmosphäre der Ruhe an willige Schüler weitergibt. Dies gilt sowohl für verschiedene Kampftechniken als auch für friedliche Künste. Die besten Sensei werden von unzähligen Daimyo umworben, da sie nicht nur ihren Schülern ihre Fähigkeiten lehren, sondern auch den Ruhm und das Ansehen des Daimyo erhöhen. Im Speer-Dojo werden Yari-Ashigaru und Yari-Samurai ausgebildet. Auch das Speer-Dojo kann zu einem berühmten oder legendären Dojo ausgebaut werden. In einem Berühmten Speer-Dojo dürft Ihr zusätzlich Naginata-Samurai ausbilden, sofern Ihr ein Zeughaus besitzt. Schwert-Dojo Das Schwert ist die typische Waffe des Samurai. Nur nach einer langjährigen harten Ausbildung wird aus einem Samurai ein Meister des Schwertes. In Japan gab es unzählige Schwertschulen, in denen unterschiedliche Kampfstile gelehrt wurden. Nicht selten duellierten sich zwei Männer, um die bessere Technik zu ermitteln. Auch Miyamoto Musashi, der Heilige des Schwertes, tötete in seiner Jugend bei derartigen Duellen unzählige Gegner, um zu beweisen, dass seine Technik die beste war. Steigt ein Samurai in den Status eines legendären Schwertkämpfers auf, kann sein befehlshabender Daimyo ein Schwert-Dojo errichten. Daher ist es wichtig, dass Eure Truppen nicht nur überleben, sondern ihre Kampfkraft verbessern! Voraussetzung für den Bau eines Schwert-Dojo, in dem No-DachiSamurai ausgebildet werden, ist ein Schloss. Ihr könnt das Schwert-Dojo außerdem zu einem berühmten oder zu einem legendären Dojo erweitern. Schwertschmiede Nachdem ein weiser Daimyo ein Schloss gebaut hat, stellt er einen erfahrenen Schwertschmied in seine Dienste. Dadurch erhalten alle in der Provinz ausgebildeten Einheiten einen Angriffsbonus. Die Schmiede in einer Schwertschmiede beherrschen die verlorene Kunst, perfekte Klingen zu falten, und schmieden dadurch Waffen von unübertrefflicher Qualität. Auch dieses Gebäude kann zu einer berühmten oder einer legendären Schwertschmiede ausgebaut werden. 75 “Die Tugend des langen Schwertes zu meistern, heißt die Welt selbst zu beherrschen; denn das lange Schwert ist die Grundlage der Strategie. Ein Mann, der die Tugend des Langschwertes erreicht, kann 10 Männer schlagen. Und so wie ein Mann 10 Männer schlagen kann, so schlagen 100 Männer 1000 und 1000 Männer 10.000. Nach meiner Lehre ist ein Mann so stark wie 10.000; deshalb ist diese Lehre die Kunst des Schwertes.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde Lustgarten In den meisten Tempeln und größeren Anwesen Japans gibt es einen Garten als Ort des Friedens und der Ruhe. Natürlich ist ein Garten der perfekte Ort, um – fernab von den Ohren der Wachen und Diener – mit Euren Agenten, Spionen und Unterhändlern zu sprechen. In einem Land, in dem die Häuser aus dünnen Bambus- und Papierwänden bestanden, waren ungestörte Gespräche schließlich nicht selbstverständlich! Ein Lustgarten kann in jedem Schloss angelegt werden. Außerdem ist er die Grundvoraussetzung für den Bau von Tempeln und Kirchen. Teehaus Grenzbefestigungen “Die Kunst der Feder und des Schwertes”. So lautet die vereinfachte aber zutreffende Beschreibung des Weges des Samurai. Die Samurai waren nicht nur gefürchtete Krieger, sondern gleichzeitig außerordentlich kultivierte Männer, die Haiku dichteten und die Teezeremonie begingen. Einer der Gründe, warum Japan in zahllosen Bürgerkriegen versank, ist die Tatsache, dass die Ashikaga-Shogune Teezeremonien und andere Zerstreuungen der Regierung des Landes vorzogen. Ein Teehaus kann in größeren Schlössern zu einem berühmten oder zu einem legendären Teehaus erweitert werden. Es ist sehr wichtig, dass Ihr Euer wachsendes Reich und Eure hart erkämpften Provinzen mit starken Grenzbefestigungen schützt. Grenztürme erlauben Euch, einen Blick in das Hinterland des Gegners zu werfen und ermöglichen die Kontrolle von Kaufleuten bei der Grenzüberschreitung. Außerdem erhaltet Ihr auf diese Weise wichtige Informationen über den Standort der feindlichen Truppen. Grenzbefestigungen sichern Eure Grenzen zu den Nachbarprovinzen und erschweren es feindlichen Einheiten, in Euer Reich einzudringen. Buddhistischer Tempel Drill-Dojo Obwohl die Religion häufig in ein kontemplatives und meditatives Leben führte, gab es immer wieder Bruderschaften, die sich im Namen des Herren auch in den Kampf stürzten. Die buddhistischen Mönchskrieger Japans waren allen anderen Soldaten ihrer Zeit ebenbürtig und zögerten nicht, auch außerhalb der Mauern ihres Klosters in die Politik des Landes einzugreifen. Wie Ihr wisst, hatte auch der große Nobunaga wiederholt Probleme mit den fanatischen Mönchen. Als Verbündete sind die Mönche sehr nützlich, wenngleich die japanische Geschichte gezeigt hat, dass sie nur schwer zu kontrollieren sind. Durch den Bau eines Tempels wird die Botschaft des Buddhismus in den nahe gelegenen Provinzen verbreitet. Auf diese Weise könnt Ihr das Christentum zurückdrängen. In einem Tempel werden Mönche ausgebildet. Berühmte Tempel und Tempelanlagen sind im Kampf gegen das Christentum aufgrund der besseren Ausbildung der hier lebenden Mönche deutlich effektiver. 76 Die Ausbildung von Soldaten umfasst weit mehr als die Weitergabe militärischer Erfahrung. Ein Soldat muss wissen, wie er sich in einem Kampfverband zum Wohle seiner Kameraden zu verhalten hat. Jeder Befehlshaber lehrt seine Rekruten auf seine Weise Disziplin und Kampfgeist. In der Regel liegen dem formalisierten militärischen Drill praktische Kampferfahrungen zu Grunde: Ein Verband aus Speerwerfern sollte beispielsweise stets in strenger Formation in die Schlacht ziehen! Im Drill-Dojo wird die Effektivität und die Disziplin Eurer Einheiten verbessert. Voraussetzung für den Bau eines Drill-Dojos ist ein Palast. Ninja-Dojo In Ninja-Dojos werden keine traditionellen Spione und Meuchelmörder, sondern kampfstarke Spezialeinheiten ausgebildet. Diese Ninja-Stoßtrupps sind für Eure Feinde eine tödliche Bedrohung. Voraussetzung für den Bau eines Ninja-Dojos ist ein (beliebiges) Schwert-Dojo und ein brüchtigtes Ninja-Haus (in derselben Provinz). 77 4: Drei Samurai-Feldzüge Die drei historischen Feldzüge von Shogun: Total War – Gold Edition sind zeitlich in den späten Jahren des Sengoku Jidai, der “Zeit der kämpfenden Länder”, angesiedelt. In dieser Zeit erreichte der Kampf um die Vorherrschaft in Japan seinen Höhepunkt, als die bedeutendsten Feldherrn dieser Zeit ihre Rivalen um die Macht zerschmetterten und selbst nach dem Thron des Shoguns griffen. Einer dieser großen Daimyo war Oda Nobunaga, über dessen Skrupellosigkeit und Kühnheit Ihr bereits an anderer Stelle gelesen habt. Im Laufe der Feldzüge führt Ihr mächtige Samuraiheere auf das Schlachtfeld. Schlüpft in die Rolle von Oda Nobunaga, Tokugawa Ieyasu oder Toyotomi Hideyoshi. Diese drei Männer beendeten die Zeit des Sengoku Jidai und formten das Land neu. Sie waren die Schlüsselfiguren im Kampf um die Vorherrschaft in Japan. Im Laufe ihres Lebens trafen diese drei Daimyo (als Rivalen und als Verbündete) immer wieder aufeinander. Tokugawa Ieyasu kämpfte beispielsweise als junger Mann bei Anegawa an der Seite des großen Oda Nobunaga. “Einem klugen Kämpfer werden seine Siege weder den Ruf der Weisheit noch den des Mutes einbringen. Er gewinnt seine Schlachten, indem er keine Fehler macht. Keine Fehler zu machen ist die Grundlage für die Gewissheit des Sieges, denn es bedeutet, einen Feind zu besiegen, der bereits geschlagen ist.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Historiker stellen sich häufig die Frage, “Was wäre geschehen, wenn Tokugawa Ieyasu nicht zum unumstrittenen Shogun aufgestiegen wäre?” Vermutlich hätte ein anderer Daimyo seinen Platz eingenommen, und eine andere Familie hätte fortan die Geschicke Japans gelenkt. Eines wird bei diesem Gedanken klar: Die Geschichte hätte auch einen völlig anderen Verlauf nehmen können. Niemand konnte vorhersagen, dass Oda Nobunaga seine Schlachten gewinnen würde … und auch Ihr habt nicht die Gewissheit, dass Ihr in seinen historischen Schlachten triumphiert. Wie viele Entscheidungen hätten dem Schicksal eine andere Wendung geben können? In den historischen Feldzügen seid Ihr in derselben Situation wie vor Jahrhunderten die mächtigen Daimyo – jede Entscheidung könnte das Ende Eurer Familie bedeuten! Nun liegt es an Euch, diesen großen Feldherrn nachzueifern und selbst als mächtiger Daimyo in die Geschichte einzugehen! 78 Eine Taktische Revolution Obwohl die Japaner Feuerwaffen und Schießpulver lange Zeit vorher kannten, wurde die Arkebuse erst im Verlauf dieser drei Feldzüge eine wichtige – wenn nicht entscheidende – Waffe der Samurai-Kriege. Es gab viele gute Gründe, die für den Einsatz von Arkebusieren sprachen. Der Hauptgrund war sicherlich die einfache Handhabung der Waffe. Auch in Europa hatten Einheiten mit Schusswaffen nicht zuletzt deshalb längst die traditionellen Bogenschützen verdrängt. Ein geübter Bogenschütze kann in derselben Zeit, in der ein Arkebusier einen leidlich präzisen Schuss abgibt, mehrere Pfeile abfeuern. Allerdings erfordert dieses Kunststück eine jahrelange Ausbildung. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht jeder Mann stark und geschickt genug ist, um den Bogen effektiv einzusetzen. Und hier liegt der Hauptvorteil der Arkebuse: Jeder Bauer konnte an dieser Waffe ausgebildet werden! Aus diesen Gründen war die Arkebuse also die perfekte Waffe für die riesigen AshigaruVerbände einzelner Daimyo. Durch die Verbreitung der Arkebuse änderte sich die Kriegstaktik der Samurai grundlegend. Vorbei waren die Tage, in denen einzelne Samurai laut schreiend über das Schlachtfeld stürmten, um sich einem würdigen Gegner zu stellen. Nach und nach verdrängte auf den Schlachtfeldern eine beinahe professionelle Mordlust die Ehre des Einzelnen. Auslöser für diese Entwicklung waren zweifellos die Ashigaru, einfache Kämpfer, denen der Ethos der individuellen Ehre fremd war. Wenige Jahre später waren die einst hastig rekrutierten und kaum ausgebildeten Ashigaru eine wichtige Stütze der Clan-Armeen. Die Ashigaru selbst verstanden sich nun als professionelle Söldner. “Im Krieg ist alles sehr einfach, aber selbst die einfachsten Dinge erweisen sich als schwierig ” — Carl von Clausewitz, Über den Krieg Alle großen Daimyo – unter ihnen auch Oda Nobunaga – hatten erkannt, dass die Modernisierung der Angriffsstrategie über Sieg und Niederlage entscheiden würde. Also verlagerten sie die Arkebusiere in die vorderste Schlachtreihe – eine ehrenhafte Position, die bisher ausschließlich den Samurai vorbehalten war. Nobunaga, eher ein Stratege und Realist, als ein engstirniger Traditionalist, wusste, dass die Arkebusiere die feindliche Streitmacht ausschalten mussten, bevor diese angreifen konnte. Diese Erkenntnis bedeutete jedoch in keiner Weise, dass er sich zukünftig ausschließlich auf seine Arkebusiere verlassen wollte. Allerdings setzte er (und später auch seine Konkurrenten) herkömmliche Ashigaru und Samurai vermehrt zum Schutz seiner Arkebusiere ein. Das Sperrfeuer der Arkebusiere wurde so zum entscheidenden Faktor auf den Schlachtfeldern Japans. Hätte die SengokuPeriode noch länger angedauert, hätten die Daimyo den Aufbau großer Musketier-Verbände, die von Bogenschützen und Schwertkämpfern flankiert wurden, sicherlich weiter vorangetrieben. 79 Nobunagas eigentliche taktische Leistung ist jedoch die Erkenntnis, dass der Sieg weitaus wichtiger ist, als die persönliche Ehre und die Wahrung von überkommenen Traditionen. Seine Bereitschaft, den Ashigaru den Vorzug zu geben, ist ein eindrucksvoller Beweis seiner weltoffenen Denkweise. Er war damit der erste Daimyo, der riesige Verbände aus Arkebusieren effektiv einsetzte. Natürlich hatten auch andere Feldherren die Bedeutung der Arkebuse erkannt, allerdings zögerten seine Zeitgenossen, große Truppenteile mit der neuen Wunderwaffe auszurüsten. Bisher war es darüber hinaus üblich, dass alle Arkebusiere eines Verbandes gleichzeitig feuerten. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen der Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig nutzlos – und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ seine Soldaten in Abteilungen feuern. Auf diese Weise gelang es ihm, den Feind permanent unter Beschuss zu nehmen. Die Schlachten von Oda Nobunaga, 1560-1575 Oda Nobunaga war 15 Jahre alt, als er widerwillig das Erbe seines Vaters antrat. Erst nach dem Selbstmord seines loyalen Gefolgsmannes Hirade Kiyohide, der sich aus Protest gegen die Gleichgültigkeit des jungen Mannes, in sein Schwert gestürzt hatte, übernahm Nobunaga Verantwortung. Später ging Oda Nobunaga als einer der fähigsten aber gleichzeitig grausamsten und skrupellosesten Männer seiner Zeit in die Geschichte ein. Auch sein Tod war grausam. Glaubt man der Überlieferung, fiel er einem heimtückischen Mordanschlag seines eigenen Generals Akechi Mitsuhide zum Opfer. “Wenn unsere Streitkräfte dem Feind zehn zu eins überlegen sind, umzingeln wir ihn. Wenn wir fünf zu eins überlegen sind, greifen wir an. Wenn wir doppelt so zahlreich sind, teilen wir unsere Armee. Wenn die Kräfte gleich sind, können wir eine Schlacht erwägen. Sind wir zahlenmäßig unterlegen, meiden wir den Feind. Wenn wir ihm in keiner Hinsicht gewachsen sind, können wir fliehen. Eine kleine Truppe kann den Feind zwar aufhalten, doch am Ende wird sie von der größeren Streitmacht gefangen genommen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges In den Feldzügen von Shogun: Total War – Gold Edition erlebt Ihr noch einmal den steilen Aufstieg Oda Nobunagas, von seinem eindrucksvollen Sieg bei Okehazama im Jahr 1560 (siehe unten), bis zur alles entscheidenden Schlacht gegen den Takeda-Clan bei Nagashino im Jahr 1575. Fünf Jahre nach der Schlacht bei Okehazama fügte Nobunaga den Asakura bei Anegawa eine verheerende Niederlage zu, die den Untergang des Hauses Asakura besiegelte. Als sich die Ikko-Ikki gegen Nobunaga erhoben, spürten die religiösen Fanatiker in der Schlacht von Nagashima (1573) seinen Zorn. Die Schlacht von Nagashino ist als Sieg der Feuerwaffe über die traditionelle Kriegsführung in die Geschichte eingegangen. In dieser denkwürdigen Schlacht erteilten Nobunagas Arkebusiere der gefürchteten Kavallerie der Takeda eine bittere Lektion. Okehazama, 1560 “Wenn der Kampf tatsächlich begonnen hat und der Sieg lange auf sich warten lässt, dann werden die Waffen deiner Männer stumpf und ihr Eifer wird gedämpft … und wenn der Feldzug sich lange hinzieht, werden die Schätze des Staates unter der Belastung schwinden.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Im Juni 1560 marschierte Imagawa Yoshimoto in Richtung Kyoto. Allerdings lag zwischen ihm und seinem Ziel das Reich der Oda. Die Truppen der Imagawa rückten zügig vor und zerstörten die Grenzfestungen bei Washizu und Marune. Anschließend lagerten die Soldaten in der engen Dengaku-hazama-Schlucht in der Provinz Owari. Hier wurden sie von den ortskundigen Spähern Nobunagas entdeckt. Nobunaga fasste einen kühnen Plan und lockte Imagawa Yoshimotos Streitmacht in einen Hinterhalt. Er ließ seine Armee lagern und führte unbemerkt einen kleinen Stoßtrupp in den Rücken der feindlichen Truppen. Lag es an der drückenden Hitze oder an einem plötzlich hereinbrechenden Sommergewitter, dass die Wachposten Nobunagas Männer, die sich im Schutz des dichten Regens langsam dem Lager der Imagawa näherten, nicht bemerkten? Als sich das Gewitter gelegt hatte, gab Nobunaga Befehl zum Angriff. Yoshimotos Leibwächter und seine Soldaten flohen in Panik. Nur Imagawa Yoshimoto blieb in seinem Kommandozelt zurück. Anfangs glaubte er, dass unter seinen betrunkenen Männern ein heftiger Streit ausgebrochen war. Es spricht nicht für die Disziplin von Yoshimotos Soldaten, wenn er wirklich glaubte, seine Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt. Als Yoshimoto reagierte, war es bereits zu spät. Verzweifelt befahl er Nobunagas Männern (die er für seine Soldaten hielt), an ihre Arbeit zurückzukehren. Wenig später wurden er 80 81 und alle seine ranghohen Offiziere getötet. Nur zwei seiner Berater überlebten das Gemetzel. An einem einzigen Nachmittag hatte Nobunaga so den Imagawa-Clan aus den Geschichtsbüchern getilgt. Die Imagawa versanken in der Bedeutungslosigkeit. Obwohl Oda Nobunagas Männer der Armee der Imagawa zahlenmäßig deutlich unterlegen waren, zwang er seinen Gegner durch einen Überraschungsangriff mit gut ausgebildeten und hochmotivierten Einheiten in die Knie. In Shogun: Total War – Gold Edition trefft Ihr auf ein undiszipliniertes Imagawa-Heer. Wenn es Euch gelingt, den Willen der Soldaten zu brechen, ergreifen die feindlichen Samurai die Flucht. Vertreibt alle feindlichen Einheiten vom Schlachtfeld oder sichert Euch den Sieg wie einst Oda Nobunaga – beseitigt Imagawa Yoshimoto! Anegawa, 1570 “Zorn mag sich in Freude verwandeln; auf Verärgerung mag Zufriedenheit folgen. Doch ein Königreich, das einmal zerstört wurde, kann nie wieder errichtet werden; und auch die Toten können nicht ins Leben zurückgeholt werden.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den historischen Feldzügen. Anfang Juli 1570 zog Nobunaga gegen seinen Schwager Asai Nagamasa in die Schlacht. Sein Ziel war die Eroberung von Schloss Odani. Mitte Juli erreichten Nobunagas Truppen den Anegawa. Nobunaga schlug am südlichen Ufer des Flusses sein Lager auf und wartete auf die Verstärkung unter der Führung von Tokugawa Ieyasu. Ein kleiner Teil seiner Streitmacht belagerte währenddessen (als Ablenkungsmanöver) Schloss Yokoyama. Gleichzeitig marschierten am Nordufer des Anegawa die vereinigten Streitkräfte von Asai Nagamasa und den Asakura auf. Es kam zur alles entscheidenden Schlacht … Nach der Ankunft von Tokugawa Ieyasu war Nobunagas Streitmacht der Armee seiner Feinde zahlenmäßig weit überlegen. Da allerdings viele seiner Soldaten aus ehemaligen Provinzen der Asai stammten, konnte und wollte er ihnen im Ernstfall nicht vertrauen. Nobunaga unterstellte die fraglichen Einheiten kurzerhand seinem loyalen General Toyotomi Hideyoshi und gab seiner Armee Befehl zum Angriff. Nobunaga war fest entschlossen, seinen verhassten Schwager zu töten. Im Morgengrauen entbrannte in der Mitte des seichten Flusses eine blutige Schlacht. Während sich die Truppen der Tokugawa den Soldaten der Asakura stellten, attackierte Nobunaga mit seinen Verbänden die Einheiten der Asai. Das Wasser des Anegawa färbte sich rot, als ein Stoßtrupp der Tokugawa unter dem Befehl der Generäle Honda Tadakatsu und Sakakibara Yasumasa der Streitmacht der Asakura in die Flanke fiel und die Truppen General Kagetakes einkesselten. Die Asakura zogen sich daraufhin an das Nordufer des Flusses zurück. Ein einziger Mann gab den fliehenden Truppen in dieser dunklen Stunde Deckung und wurde so zum Helden der Schlacht: Makara Jurozaemon Naotaka. Der groß 82 gewachsene No-Dachi-Samurai schritt schreiend durch die Schlachtreihen der Tokugawa und forderte würdige Gegner zum Zweikampf ... sein offensichtliches Ablenkungsmanöver erfüllte seinen Zweck: Während er gemeinsam mit seinem Sohn unzählige Gegner ausschaltete, zogen sich die Asakura geordnet zurück. Die beiden tapferen Männer bezahlten ihren Heroismus indes mit ihrem Leben. In der Schlacht zwischen den Oda und den Asai überstürzten sich unterdessen die Ereignisse. Aus unerfindlichen Gründen trug Nobunaga nicht seine komplette Rüstung und wäre um ein Haar von Endo Kizaemon, einem Samurai der Asai, getötet worden. Langsam wichen Nobunagas Truppen vor den heranstürmenden Soldaten zurück. Erst als Tokugawa Ieyasu mit seinem Heer die Flanke von Nobunagas Streitmacht verstärkte, wendete sich das Blatt. Als auch noch die Belagerungstruppen von Schloss Yokoyama zurückkehrten, war das Schicksal der Asai besiegelt! Im Gegensatz zu den anderen Feldzügen Oda Nobunagas, war die Schlacht am Anegawa aus taktischer Sicht eine Katastrophe. Sie erinnerte eher an eine Massenschlägerei, als an einen organisierten militärischen Feldzug ... an eine direkte Einflussnahme auf die kämpfenden Soldaten war nach dem Beginn der Schlacht kaum noch zu denken. In Shogun: Total War – Gold Edition müsst Ihr diese Schlacht gewinnen – nicht mehr und nicht weniger. Verlasst Euch nicht allzu sehr auf Toyotomi Hideyoshis Männer, zumal Ihr diesen keine direkten Befehle erteilen könnt. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Truppen von Tokugawa Ieyasu. Solltet Ihr jedoch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, betet zu Gott, dass Ieyasu Euren Hals rettet! Mt. Hiei, 1571 “Attackiere in der Schlacht stets die stärksten Stellungen des Feindes; wenn du siehst, dass sich seine Soldaten zurückziehen, teile deine Streitkräfte und greife eine andere starke Stellung seines Heeres an. Deine Taktik muss einem gewundenen Gebirgspfad gleichen.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers 1571 beschloss Oda Nobunaga, dem Treiben der rebellischen Tendai-Mönche am Mount Hiei ein Ende zu setzen. Immer wieder hatten die Mönche seine ungeschützte Flanke bedroht, wenn er gegen wichtige Feinde in die Schlacht zog. Mit der Vernichtung der Mönche wollte er ganz Japan zeigen, dass er keinen Widerstand gegen seine Autorität duldete. Nobunaga war fest entschlossen, die Mönche bis auf den letzten Mann zu töten und weder Frauen noch Kinder zu verschonen. Nur so konnte er seinem Machtanspruch Nachdruck verleihen! 83 Als Oda Nobunaga mit seinen Truppen versuchte, den Belagerungsgürtel um Schloss Nagashino zu durchbrechen, kam es zur Schlacht mit Takeda Katsuyori. Dieser sammelte augenblicklich seine Belagerungstruppen und stellte sich den Oda, obwohl die Armee der Takeda den Soldaten Nobunagas zahlenmäßig deutlich unterlegen waren. Allerdings zog die gefürchtete Kavallerie der Takeda den offenen Kampf einer langwierigen Belagerung vor. Sogar das Wetter schien auf der Seite der Takeda zu stehen … Nagashima, 1573 “Manchmal gerät eine Armee in eine Notlage, die keine natürlichen Gründe hat, sondern auf Fehlern beruht, für die der General verantwortlich ist.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den historischen Feldzügen. Im Juli 1573 hatte Oda Nobunaga genug von den aufständischen Ikko-Ikki. Er wusste, dass die rebellischen Kriegermönche seine Vorherrschaft niemals anerkennen würden. Daher war er fest entschlossen, ihrem Treiben ein Ende zu setzen. Er ließ in der Provinz Ise ein gewaltiges Heer ausheben. Über die genaue Zahl seiner Soldaten ist nichts bekannt. Nobunaga schickte starke Ashigaru-Verbände mit Arkebusen nach Nagashima – Sie sollten eine Bresche in die Reihen seiner Feinde schlagen. Gleichzeitig sicherten die Armeen von Sakuma Nobumori und Toyotomi Hideyoshi die westliche Flanke der Ashigaru-Truppen. Nobunagas kühner Plan scheiterte an einem plötzlichen Wetterumschwung. Nach einem heftigen Regenguss waren Nobunagas Arkebusen unbrauchbar. Die fanatischen Ikko-Ikki nutzen die Gunst der Stunde und trieben seine Stoßtruppen zurück. Dann, als der Regen aufgehört hatte, konnten die Mönche endlich ihre eigenen Feuerwaffen einsetzen! Nobunagas Truppen blieb nur der Rückzug. Nobunaga selbst wäre beinahe erschossen worden. Glücklicherweise tötete die für ihn bestimmte Kugel einen seiner Leibwächter. Diese Episode zeigt einmal mehr, dass auch Nobunaga immer an vorderster Front, also in Reichweite der Arkebusen, kämpfte. Schließlich zogen sich auch die Entsatztruppen im Westen zurück … zum zweiten Mal in nur zwei Jahren mussten sich Nobunagas Truppen geschlagen geben. Hatte sich Nobunaga überschätzt? In diesem Fall sicher nicht, da nur der plötzlich einsetzende Regen der Schlacht diese überraschende Wendung gegeben hatte. Kein General der Welt kann den Ausfall seiner Hauptstreitmacht kompensieren. Hoffentlich habt Ihr bei Nagashima mehr Glück, als einst Nobunaga. Besiegt die Ikko-Ikki. Es gibt nur eine Möglichkeit, diese fanatischen Krieger aufzuhalten: Tötet möglichst viele von ihnen. Eure Armee muss mindestens 50 Prozent der feindlichen Einheiten ausschalten, um deren Widerstand zu brechen. Die Ikko-Ikki sind hochmotiviert. In ihren Reihen dienen Krieger, die den einfachen Soldaten im Heer der Oda weit überlegen sind. Nagashino, 1575 Nobunaga lockte die Takeda in eine Falle: Er zog sich mit seinen Truppen auf das gegenüberliegende Ufer des seichten Rengogawa zurück, dessen Steilufer die berittenen Einheiten der Takeda aufhalten sollte. Anschließend sammelte er 3000 seiner besten Schützen und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in Stellung. Als die Soldaten des Takeda-Clans heranstürmten, liefen sie in ihr Verderben. Die Takeda gingen nach ihrer bewährten Taktik vor. Nach einem Vorstoß der Kavallerie sollten starke Infanterieverbände nachrücken ... angesichts der schweren Regenfälle der Nacht und der anhaltenden Schauer ein durchaus vernünftiger Plan. Takeda Katsuyori hatte guten Grund zu der Annahme, dass Nobunagas Arkebusen feucht und damit unbrauchbar waren. Außerdem, so dachte er, würde es ein Leichtes sein, die schutzlosen Arkebusiere nach der ersten Salve aufzureiben, während sie ihre Waffen nachluden. Diese an sich logische Überlegung sollte sich jedoch als tödlicher Irrtum erweisen. Als Takeda Katsuyori Befehl zum Angriff gab, feuerten Nobunagas Arkebusiere in drei Abteilungen auf die heranstürmenden Takeda – in kurzen Abständen hallten die Salven der Arkebusiere über das Schlachtfeld. Die Takeda hatten nicht den Hauch einer Chance. Schließlich mussten Katsuyoris Soldaten bis auf eine Schwertlänge an ihre Feinde herankommen, um diese zu töten ... ein im Kugelhagel aussichtsloses Unterfangen. Die Takeda waren mit einem unbeugsamen Siegeswillen in ihr Verderben gerannt. Etwa zwei Drittel von Katsuyoris Männern fielen im Kugelhagel der Oda. Noch nie zuvor hatte ein Samurai-Heer derart schreckliche Verluste erlitten. Mehr als die Hälfte der 97 namentlich bekannten Samurai in Diensten der Takeda verloren in der Schlacht von Nagashima ihr Leben – unter ihnen auch acht der berühmten “24 Generäle” des Clans. Nobunaga triumphierte. Wenn Ihr vor Nagashino siegen wollt, müsst Ihr den Takeda eine ähnlich vernichtende Niederlage zufügen. Vergesst jedoch nicht, dass Eure Arkebusiere nach einem plötzlichen Regenguss vorübergehend unbrauchbar sind. “Siegen wird der, der gut vorbereitet darauf wartet, den unvorbereiteten Feind anzugehen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 84 85 Die Schlachten von Toyotomi Hideyoshi, 1582-1590 “Wenn der Feind uns zahlenmäßig überlegen ist, können wir ihn am Kampf hindern. Versuche, seine Pläne aufzudecken und zu erkennen, wie Erfolg versprechend sie sind. Reize ihn, und ergründe das seiner Aktivität oder Inaktivität zu Grunde liegende Prinzip.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Toyotomi Hideyoshi stammte aus ärmlichen Verhältnissen und stieg vom einfachen Ashigaru zum getreuen General und Gefolgsmann Oda Nobunagas auf, an dessen Seite er zahlreiche Schlachten schlug. Hideyoshi war es auch, der die Ermordung Nobunagas durch Akechi Mitsuhide rächte. Sein Triumph über den Verräter sollte sein Recht auf die Nachfolge Nobunagas untermauern. Dies führte wiederum zu Spannungen mit ehemaligen Gefolgsleuten Nobunagas, die im Kampf um die Vorherrschaft in Japan Tokugawa Ieyasu unterstützten. Nach der (vorläufigen) Einigung mit Ieyasu widmete sich Hideyoshi einem drängenden Problem ... der Zerschlagung des Hojo-Clans. Sein übergroßer Ehrgeiz wurde Hideyoshi schließlich zum Verhängnis: Die Landung in Korea erwies sich als Katastrophe, da es Hideyoshi nicht gelang, seinen Einfluss auf das chinesische Festland auszudehnen. Nach seinem Tod im Jahr 1598 versank seine Familie in der Bedeutungslosigkeit. Ein anderer Mann betrat nun als Hideyoshis Nachfolger die politische Bühne: Tokugawa Ieyasu. Die Schlachten, die Ihr in Shogun: Total War – Gold Edition in Toyotomi Hideyoshis Namen befehligt, fanden alle nach dem Tode Oda Nobunagas statt. Natürlich hatte Hideyoshi bereits an der Seite seines Herrn zahlreiche Schlachten geschlagen. Das militärische Genie dieses großen Generals trat allerdings erst nach Nobunagas Ermordung zu Tage. Im Jahr 1582 rächte Hideyoshi die heimtückische Ermordung Oda Nobunagas durch dessen General Akechi Mitsushide. Nur 13 Tage nach Nobunagas Tod kam es in der Nähe des Dorfes Yamazaki zur entscheidenden Schlacht zwischen Hideyoshi und Mitsushide, dem “Shogun der 13 Tage”. 1583 triumphierte Hideyoshi in der Schlacht von Shizugatake über Shibata Katsuie, seinen Rivalen um die Nachfolge Oda Nobunagas. Im darauf folgenden Jahr festigte er in der Schlacht von Kanie mit einem Sieg über Nobunagas Sohn seine Position als politischer und militärischer Nachfolger Nobunagas! 1585 rückten Hideyoshis Streitkräfte gegen eine Sekte von Kriegermönchen aus Negoroji vor. Sie sollten für ihre Loyalität gegenüber Tokugawa Ieyasu teuer bezahlen. In den Schlachten von Takajo und Sendaigawa richtete sich Hideyoshis Zorn 1597 gegen die Shimazu, bevor er im Jahr 1590 den Hojo in der Schlacht von Odawara eine vernichtende Niederlage zufügte. Obwohl Hideyoshi nach seinen Siegen der unangefochtene Herrscher über Japan war, sollte der Thron des Shoguns für ihn immer unerreichbar bleiben ... 86 Yamazaki, 1582 “Überheblich zu beginnen und danach vor der Zahl des Feindes zurückzuschrecken, ist ein Beweis für einen außergewöhnlichen Mangel von Intelligenz.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Hideyoshi verlor nach der Ermordung Oda Nobunagas keine Zeit, seinen Herrn zu rächen. Akechi Mitsuhide hatte inzwischen Schloss Nijo in Kyoto erreicht und sich nach der Hinrichtung von Nobunagas Sohn und Erben selbst zum Shogun ernannt. Als Hideyoshi von den jüngsten Entwicklungen erfuhr, wusste er, dass er schnell handeln musste. Wenn es ihm nicht gelang, Akechi Mitsuhide binnen weniger Tage auszuschalten, würde der Verräter seine neu gewonnene Macht weiter festigen. Mitsuhide hatte geduldig abgewartet, bis alle seine Rivalen weit vom Zentrum der Macht entfernt waren, bevor er selbst Anspruch auf den Thron des Shoguns erhob. Als Mitsushide zehn Tage nach Nobunagas Tod von Hideyoshis Plänen erfuhr, entschloss er sich, Hideyoshis Armee auf dem Schlachtfeld entgegenzutreten, und nicht in seinem Schloss auf den Angriff seines Feindes zu warten. Auf der Straße nach Kyoto kam es schließlich zur alles entscheidenden Schlacht ... siegessicher ließ Mitsuhide seine Truppen vor seinen Schlössern aufmarschieren. Auch Hideyoshi zog die offene Schlacht einer langwierigen Belagerung vor. Bei der Suche nach einem geeigneten Schlachtfeld fiel seine Wahl auf einen bewaldeten Hügel bei Tennozan, unweit des Dorfes Yamazaki. Mitsuhide sammelte seine Truppen indes am Ufer des Enmyojigawa, einem schmalen Fluss ganz in der Nähe. Nach Einbruch der Dunkelheit setzten Hideyoshis Ninja in Mitsushides Lager mehrere Zelte in Brand und verunsicherten so dessen Soldaten ... Mitsuhides Ende stand kurz bevor. Am nächsten Morgen, 13 Tage nach Nobunagas Tod, gab Hideyoshi Befehl zum Angriff. Während ein Teil seiner Streitmacht zum Enmyojigawa vorrückte, entbrannte bei Tennozan eine blutige Schlacht. Verbissen hielten Hideyoshis Männer den Hügel. Gleichzeitig kesselte Hideyoshi das Heer seines Rivalen mit der rechten und linken Flanke seiner Streitmacht ein ... panisch ergriffen die feindlichen Soldaten die Flucht. Auch Mitsushide floh. Allerdings wurde er wenig später von marodierenden Plünderern gefangen genommen und zu Tode geprügelt. So nahm der Shogun der 13 Tage ein vergleichsweise unrühmliches Ende. Hideyoshis Taktik war aufgegangen. Auch der Aufmarsch seiner Truppen vor der eigentlichen Schlacht gilt bis heute als Musterbeispiel strategischen Kalküls. Nach seinem Sieg ging Hideyoshi als Rächer Oda Nobunagas in die Geschichte ein ... und er wusste diesen politischen Vorteil zu nutzen. Diese Schlacht beweist eindrucksvoll, dass ein einziger Sieg das Schicksal eines ganzen Landes besiegeln kann! Der Lohn für den Sieger dieser Schlacht war das politische und militärische Erbe von Oda Nobunaga. 87 Immer wieder bedrohten verschiedene Sekten von Kriegermönchen die Daimyo. Die Mönche konnten durchaus wertvolle Verbündete sein – in der Regel waren sie jedoch gefährliche und fanatische Feinde. Hideyoshi verbündete sich schließlich mit den Kriegermönchen von Ishiyama und Kyoto, nachdem er an der Seite Oda Nobunagas bereits blutige Kriege gegen die IkkoIkki geführt hatte. Shizugatake, 1583 “Es gibt fünf gefährliche Fehler, die jeder General begehen kann. Die beiden ersten sind: Unbekümmertheit, da sie zur Vernichtung führt; und Feigheit, da sie zur Gefangennahme führt. Der nächste ist ein empfindliches Ehrgefühl, das für Scham empfänglich ist; und ein ungezügeltes Temperament, das durch Beleidigung provoziert werden kann. Der letzte Fehler ist übergroße Sorge um das Wohl der Männer. Dies sind die fünf schrecklichsten Sünden eines Generals.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Auch nach Hideyoshis Sieg über Akechi Mitsuhide kämpften andere Generäle der Oda um den Thron des Shoguns. Einer dieser Männer war Shibata Katsuie. Hideyoshi errichtete auf den Bergen am Nordufer des Biwasees mehrere Festungen, da er den erwarteten Angriff Shibata Katsuies bereits im Keim ersticken wollte. Die Festung Shizugatake auf dem höchsten Gipfel stand unter dem Befehl von Nakagawa Kiyohide. Trotz des schwierigen Geländes attackierte Shibata Katsuie die Festung mit einer Armee unter dem Befehl seines Neffen Sakuma Morimasa. Da dieser wusste, dass Hideyoshis Streitmacht Schloss Gifu belagerte, missachtete er den Rückzugsbefehl seines Onkels. Er war fest entschlossen, das Schloss in nur drei Tagen zu erobern. Hideyoshi reagierte blitzschnell und stellte Morimasa nur einen Tag später mit starken Kavallerieverbänden vor den Toren der Festung. Obwohl Nakagawa Kiyohide getötet wurde, gelang es den verbissen kämpfenden Verteidigern, die Festung zu halten. Morimasa musste die Belagerung beenden und stellte sich Hideyoshis Truppen. Sakuma Morimasas Niederlage war verheerend. Die Schlacht glich eher einem blutigen Massaker als einem organisierten Feldzug. Die Soldaten der Sakuma entledigten sich ihrer Waffen und Rüstungen und flohen in den dichten Wald. Als Shibata Katsuie die traurigen Überreste seiner stolzen Armee sah, beging er Seppuku. Nun seid Ihr ein Befehlshaber in Hideyoshis Heer. Es liegt an Euch, Sakuma Morimasa eine ähnliche Niederlage zuzufügen, wie einst Toyotomi Hideyoshi. Negoroji, 1585 “Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir, unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des Feindes in unserer Hand.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 88 1585 verweigerten immer noch einige Sekten Hideyoshi den Gehorsam und unterstützten stattdessen seinen Rivalen Tokugawa Ieyasu. Vor allem die Mönche aus Negoroji und Saiga hatten 1584 in mehreren Schlachten unter Ieyasu gedient. Hideyoshi bestrafte die Mönche für ihre Loyalität gegenüber Ieyasu spät, aber äußerst grausam. Er marschierte in die Provinz Kii ein und zerstörte dort vier kleinere Außenposten, bevor er nach Negoroji weiterzog. Obwohl die Kriegermönche mutige Kämpfer waren, zogen sich viele von ihnen auf Schloss Ota in der Provinz Saito zurück. Die Zurückgebliebenden bereiteten sich indes auf den Kampf vor. Hideyoshi ging grausam, aber äußerst effektiv gegen die Mönche vor. Er ließ die Holzgebäude von Negoroji in Brand setzen – und verbrannte so einen Teil der Mönche bei lebendigem Leibe. Die Überlebenden wurden von seinen Soldaten erbarmungslos niedergemetzelt. Die Siegbedingungen für diese Schlacht sind klar: Kein einziger Mönch darf überleben! Takajo, 1587 “Zwar haben wir von dummer Hast im Kriege gehört, doch Klugheit wurde noch nie mit langen Verzögerungen in Verbindung gebracht. In der ganzen Geschichte gibt es kein Beispiel dafür, dass ein Land aus einem langen Krieg Gewinn gezogen hätte.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 1587 entschloss sich Hideyoshi, den verhassten Shimazu-Clan auszulöschen. Mit einem Heer unter dem Befehl seines Halbbruders Hashiba Hidenaga drängte er die Streitmacht der Shimazu auf Schloss Takajo in der Provinz Hyuga zurück. Hidenaga schlug daraufhin sein Lager vor Schloss Takajo auf. Als die Shimazu von der Belagerung hörten, kehrten sie um und stellten sich Hidenagas Armee. Dieser sammelte seine Truppen und zog sich hinter eine eilig errichteten Palisade zurück. Ein kleiner Stoßtrupp der Shimazu rückte vor, um eine Bresche in die Reihen der Feinde zu schlagen. Anschließend sollte die Kavallerie nachrücken, um Hidenagas Soldaten aufzureiben. Der Plan schien aufzugehen, bis die Shimazu selbst durch eine geschickte Kriegslist getäuscht wurden: Hidenaga führte einen kleinen Stoßtrupp in den Rücken der feindlichen Streitmacht. Die Shimazu sollten glauben, dass ein zweites Heer sämtliche Rückzugswege blockierte. Die List funktionierte. Hastig zogen sich die zahlenmäßig deutlich überlegenen Truppen der Shimazu zurück und flohen in die Provinz Satsuma – Hidenaga triumphierte. 89 Nach drei endlosen Monaten erkannten die Hojo, dass sie der Belagerung nicht mehr standhalten konnten und übergaben das Schloss Hideyoshi. Sendaigawa, 1587 “Es liegt in unserer Hand, uns vor einer Niederlage zu schützen, doch die Gelegenheit, den Feind zu schlagen, gibt uns der Feind selbst.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Nach dem Triumph von Takajo vereinte Hideyoshi seine Armee mit Hidenagas Streitmacht. Unter seinem Befehl marschierten die Truppen anschließend zum Sendaigawa, dem Grenzfluss zu Kagoshima. Hier erwartete sie bereits eine Armee der Shimazu unter dem Befehl von Niiro Tadamoto. Obwohl er zahlenmäßig etwa 30 zu 1 unterlegen war, gab Niiro Tadamoto Befehl zum Angriff ... eine sinnlose aber außerordentlich tapfere Geste. Als die Nacht hereinbrach, zogen sich die Überlebenden seiner Armee nach Kagoshima zurück. Dort wurden sie von Hideyoshis Streitmacht eingekesselt. Anstatt seine Feinde anzugreifen, löste Hideyoshi den Konflikt jedoch durch geschickte Verhandlungen. “Du kannst sicher sein, mit deinem Angriff Erfolg zu haben, wenn du nur Orte angreifst, die unverteidigt sind. Du kannst die Sicherheit deiner Verteidigung erhöhen, wenn du nur Positionen hältst, die nicht angegriffen werden können. Der General, dessen Gegner nicht weiß, was er verteidigen soll, greift weise an; und er ist ein weiser Verteidiger, wenn sein Gegner nicht weiß, was er angreifen soll.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Schlachten von Tokugawa Ieyasu, 1564-1600 Die Karriere von Tokugawa Ieyasu, dem späteren Shogun, war selbst in der SengokuPeriode einzigartig. Odawara, 1590 “Wenn du die Stellung des Feindes nicht sehen kannst, täusche einen Angriff vor, um seine Stärke zu enthüllen. Es ist einfach, ihn zu besiegen, wenn du seine Stärke kennst.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers Im Jahr 1590 hatte Hideyoshi die Hojo nahezu ausgerottet. Zum dritten und letzten Mal belagerte er Schloss Odawara. Verzweifelt setzte der Daimyo der Hojo Zwangsarbeiter aus den nahe gelegenen Dörfern ein, um die Befestigungsanlagen des Schlosses zu verstärken. Diese waren bereits seit 1582 kontinuierlich ausgebaut worden. Hideyoshis Übermacht war erdrückend. In einem Brief an seine Frau schrieb er: “Wir haben Odawara in zwei oder drei Ringen umstellt und einige Gräben und Mauern angelegt. Kein Feind wird das Schloss lebend verlassen.” Das riesige Heerlager Hideyoshis erinnerte an eine eilig vor den Toren der Festung errichtete Kleinstadt. Selbst für die Unterhaltung der Soldaten war gesorgt. Laut hallte das ausgelassene Gelächter der siegessicheren Belagerer über das Schlachtfeld. Mit dieser inszenierten Heiterkeit sollten die eingeschlossenen Verteidiger demoralisiert werden. Er sammelte seine ersten militärischen Erfahrungen als Soldat der Imagawa – eigentlich als Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Trotzdem diente er in der Armee der Imagawa und kämpfte gegen die Soldaten Oda Nobunagas! Erst nach dem Tod Imagawa Yoshimotos brach er mit den Imagawa und wurde ein treuer Gefolgsmann Oda Nobunagas. Ieyasu hatte Zeit. Schließlich konnte er davon ausgehen, dass der wesentlich ältere Nobunaga vor ihm sterben würde. Nach seinem Tod, so hoffte Ieyasu, würde er dessen militärisches und politisches Erbe antreten. Nach Nobunagas Tod kämpfte Ieyasu mit Toyotomi Hideyoshi um die Vorherrschaft in Japan – mit wechselndem Erfolg, wie Ihr im Kapitel Der Weg des Daimyo nachlesen könnt. Schließlich krönte Ieyasu sein Lebenswerk mit dem Titel des Shoguns. 250 Jahre lang sollten er und seine Nachfolger die Geschicke Japans lenken. “Eins mit dem Feind werden bedeutet, sich in die Situation des Feindes zu versetzen. In unserer Welt denken die Menschen meist an einen Einbrecher, der in einem Haus gefangen ist. Wenn wir jedoch “eins mit unserem Feind werden”, erkennen wir, dass die ganze Welt gegen uns ist, und uns keine Hoffnung auf Flucht bleibt.” — Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers Kein europäisches Land dieser Zeit hätte sich den Unterhalt derart riesiger Truppenverbände leisten können. Insgesamt dienten in Hideyoshis Armee bis zum Fall des Schlosses etwa 200.000 Männer! Während der Belagerung gab es vor den Toren der Festung unzählige kleinere Scharmützel. Einmal gelang es einem Sprengkommando Hideyoshis sogar, eine Bresche in die Mauer des Schlosses zu sprengen. 90 91 In Shogun: Total War – Gold Edition zieht Ihr gegen verschiedene Feinde Ieyasus in die Schlacht und trefft auf altbekannte Gegner. Bei Azukizaka bewies Ieyasu 1564 im Kampf gegen Oda Nobunagas Erzfeinde, die Ikko-Ikki, seine Tapferkeit. 1569 traf er in der Schlacht von Kakegawa auf seine einstigen Verbündeten, die Imagawa. In den denkwürdigen Schlachten von Mikata ga hara (1572), Yoshida (1575) und Temmokuzan (1582) kämpfte er gegen den mächtigen Takeda-Clan. Im Oktober des Jahres 1600, zwei Jahre nach dem Tod seines Rivalen Toyotomi Hideyoshi, schlug Ieyasu seine letzte Schlacht. Mit seinem Sieg am Sekigahara-Pass über die Ostarmee von Mitsunari Ishida sicherte er sich den Titel des Shoguns ... der Kampf um die Vorherrschaft war endlich entschieden. Azukizaka, 1564 “Die Kunst des Krieges lehrt uns, nicht darauf zu hoffen, dass der Feind nicht kommt, sondern darauf zu bauen, dass wir bereit sind, ihn zu empfangen; nicht auf die Möglichkeit, dass er nicht angreift, sondern auf die Tatsache, dass wir unsere Stellung uneinnehmbar gemacht haben.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Tokugawa Ieyasu stellte die Ikko-Ikki bei Azukizaka in der Provinz Mikawa. Als loyaler Befehlshaber Oda Nobunagas hatte er wenig Mitleid mit den fanatischen Mönchen, die den Zorn seines Herrn entfacht hatten. Ieyasu kämpfte in der blutigen Schlacht an vorderster Front. Mehrere Kugeln durchschlugen seine Rüstung, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Für damalige Verhältnisse grenzte dies beinahe an ein Wunder: Nicht selten zersplitterten die minderwertigen Kugeln beim Eindringen in den Körper des Angeschossenen. Die Kugeln waren also durchaus mit modernen Explosiv- oder Dum-Dum-Geschossen vergleichbar. Vergesst nicht, dass die fanatischen Kriegermönche der Ikko-Ikki äußerst gefährlich sind. Ihre Moral ist nur schwer zu brechen. Nur wenn Ihr den Mönchen schwere Verluste zufügt, könnt Ihr sie in die Knie zwingen. Diese Schlacht ist übrigens als “Zweite Schlacht von Azukizaka” in die Geschichte eingegangen. In der erste Schlacht von Azukizaka trafen im Jahr 1542 die Oda auf die Imagawa. Es war in Japan durchaus üblich, dass Feldherren ihre Soldaten – vermutlich aus Platzmangel – immer wieder auf dieselben Schlachtfelder führten! Kakegawa, 1569 “Verfolge keinen Feind, der die Flucht vortäuscht. Greife keine Soldaten an, die auf den Kampf warten. Schlucke keinen Köder, den der Feind anbietet. Greife keine Armee an, die nach Hause zurückkehrt. Lasse ein Schlupfloch frei, wenn du eine Armee umzingelst. Du darfst einen verzweifelten Gegner nicht zu hart bedrängen. Dies sind militärische Leitsätze.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Es schien beinahe, als wollte Tokugawa Ieyasu eine alte Rechnung begleichen und sich für seine jahrelange Gefangenschaft bei den Imagawa rächen, als er Imagawa Ujizane auf Schloss Kakegawa belagerte. Ujizane war der Sohn Imagawa Yoshimotos, der Ieyasu wenige Jahre zuvor als Geisel festgehalten hatte. Trotz seiner persönlichen Ressentiments gegen die Imagawa wusste Ieyasu, dass die Eroberung des Schlosses wesentlich wichtiger war, als der Tod seiner Feinde. Also trat er mit seinen verhassten Feinden in Verhandlungen – mit Erfolg. Die Imagawa übergaben Ieyasu die Festung kampflos. Im Gegenzug sicherte ihnen Ieyasu seine Unterstützung bei der Rückeroberung der Provinz Suraga zu. Allerdings hatte Ujizane den Zenit seiner Macht zu diesem Zeitpunkt längst überschritten und musste nach einer verheerenden Niederlage gegen die Streitmacht der Takeda bereits ein Jahr später abdanken. Der lachende Dritte war zweifellos der neue Herr auf Schloss Kakegawa: Tokugawa Ieyasu. Denkt in dieser Schlacht immer daran, dass Ihr das Schloss um jeden Preis einnehmen müsst. Gelingt es Euch in Shogun: Total War – Gold Edition, die Festung im Sturm zu nehmen (wie es ursprünglich auch Ieyasu geplant hatte)? Natürlich ist die Eroberung der Festung sinnlos, wenn ein Großteil Eurer Truppen bei der Belagerung fällt. Mikata ga hara, 1572 “Jede Kriegsführung gründet auf Täuschung. Wenn wir also fähig sind anzugreifen, müssen wir unfähig erscheinen; wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir inaktiv scheinen.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Die Kavallerie der Takeda war in ganz Japan gefürchtet. Zu oft hatten die unerschrockenen Reiter der Takeda bereits über ihre Feinde triumphiert. Auf dem Weg zur Festung Hamamatsu traf Takeda Shingen bei Mitaka-ga-hara auf die Streitkräfte der Tokugawa unter dem Befehl Tokugawa Ieyasus. Laut Koyo Gunkan ließ Ieyasu seine Truppen auf der Mitaka-ga-Hara-Hochebene nördlich der Festung in Gyorin-Formation, auch Fischschuppen-Formation genannt, aufmarschieren. 92 93 Die Keilformation sollte einen Angriff der Takeda provozieren. Da Ieyasus Heer den Truppen der Takeda etwa 1 zu 3 unterlegen war, sammelte er seine Männer und wartete auf den nächsten Schritt seiner Feinde. Die linke Flanke seiner Armee sicherten drei hervorragende MikawaGeneräle: Matsudaira Ietada, Honda Tadakatsu und Ishikawa Kazumasa. Zu seiner Rechten marschierten Einheiten Oda Nobunagas auf. Trotz der Übermacht der Takeda rückten die Truppen der Tokugawa schließlich vor und feuerten auf die feindlichen Schlachtreihen. Als am Spätnachmittag leichter Schneefall einsetzte, gewannen die Takeda an der linken Flanke der Tokugawa-Armee die Oberhand. Takeda Shingen zog nun seine müden Soldaten langsam zurück und schickte frische Truppen ins Feld. Als sich die linke Flanke der Tokugawa im Schutz der hereinbrechenden Dunkelheit zurückzog, gab Takeda Shingen seiner Hauptstreitmacht Befehl zum Angriff. Je länger der Kampf dauerte, desto verzweifelter wurde die Situation für die Armee der Tokugawa. Schließlich sammelte Ieyasu seine Soldaten unter seinem persönlichen Banner und zog sich auf Schloss Hamamatsu zurück. Ursprünglich wollte er sich selbst auf die Soldaten der Takeda stürzen, um seinen eingekesselten Freund Mizuno Tadashige zu unterstützen. Er besann sich jedoch eines Besseren und rettete sich mit seinen Gefolgsleuten in die Festung. Die Schlacht, so schien es, war entschieden, da er Hamamatsu mit nur fünf Mann erreichte. Mit dem Mut der Verzweiflung befahl er, die Tore der Festung zu öffnen, um den Überlebenden seiner Armee den Rückzug in das Schloss zu ermöglichen. Darüber hinaus ließ er Signalfeuer entzünden und eine riesige Trommel schlagen. Als die Vorhut der Takeda Hamamatsu erreichte und die Männer die offensichtliche Zuversicht der Tokugawa sahen, fürchteten sie einen Hinterhalt. Anstatt die Festung anzugreifen, schlugen die Tokugawa daher bei Saigadake ihr Nachtlager auf. Die siegreichen Soldaten wähnten sich in Sicherheit, als sie am Eingang der engen Schlucht von Mikata ga Hara lagerten. In der Nacht überfielen zwei Gefolgsmänner Ieyasus das Lager und trieben unzählige Samurai in die enge Schlucht. Hier waren sie für die Krieger der Tokugawa ein leichtes Ziel. Am nächsten Morgen zogen sich die Takeda zurück und überließen Hamamatsu Tokugawa Ieyasu – vorläufig. In Shogun: Total War – Gold Edition droht die Schlacht außer Kontrolle zu geraten. In einer offenen Schlacht habt Ihr kaum eine Chance gegen die Übermacht der Takeda. Haltet die Takeda mit einem Teil Eures Heeres so lange wie möglich auf, und zieht Euch mit Eurer Hauptstreitmacht geordnet auf die Festung zurück. Ein kontrollierter Rückzug ist nicht einfach. Wenn die Festung fällt, habt Ihr auch die Schlacht verloren. Yoshida, 1575 “Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil siehst; setze deine Truppen nicht ein, wenn es nichts zu gewinnen gibt; kämpfe nicht, wenn die Lage nicht kritisch ist.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 1575, zwei Jahre nach dem Tod seines alten Rivalen Takeda Shingen, kämpfte Ieyasu immer noch gegen die Takeda. Da die Takeda den Aufstieg ihres Clans allerdings vor allem dem militärischen Genie Takeda Shingens verdankten, atmeten dessen Feinde nach seinem Tod erleichtert auf! Lediglich Shingens Sohn, Takeda Katsuyori, erwies sich als gefährlicher Feind. 1575 war er in die Provinz Mikawa eingefallen, um dort eine (augenscheinlich) schwache Garnison auf Schloss Yoshida zu belagern. Ieyasu hatte jedoch mit diesem Schachzug seines Gegners gerechnet und die Garnison mit gut ausgebildeten Truppen verstärkt. Katsuyori ging ihm in die Falle. Es gelang seiner Armee nicht, die Truppen der Tokugawa in die Knie zu zwingen, zumal diese klug genug waren, sich seiner Streitmacht nicht in der offenen Schlacht zu stellen. Enttäuscht brach Takeda Katsuyori die Belagerung ab und zog mit seiner Armee nach Norden in Richtung Nagashino. In Shogun: Total War – Gold Edition müsst Ihr die Truppen der Takeda möglichst lange aufhalten. Wenn es Euch gelingt, Takeda Katsuyoris Männer zu zermürben und einige von ihnen zu töten, geben Eure Feinde auf. Natürlich müsst Ihr darauf achten, dass Eure eigene Streitmacht von Euren zahlenmäßig deutlich überlegenen Feinden nicht aufgerieben wird. Temmokuzan, 1582 “Deine Schnelligkeit soll sein wie die des Windes; deine Festigkeit wie die des Waldes. Beim Angriff und Plündern sei wie das Feuer; wenn du dich nicht bewegst, sei wie ein Berg. Deine Pläne sollen dunkel und undurchdringlich sein wie die Nacht, und wenn du dich bewegst, dann stürze herab wie ein Blitzschlag.” — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges Nach jahrelangen harten Kämpfen triumphierte Ieyasu schließlich über die Takeda und tilgte den einst mächtigen Clan aus den Geschichtsbüchern. Als die Heere von Oda Nobunaga und Tokugawa Ieyasu anrückten, wusste Takeda Katsuyori, dass er den Kampf um die Vorherrschaft verloren hatte. Er ließ seine Festung bei Shinpujo niederbrennen und floh in die Berge, um sich auf Iwadono, eine Festung seines Vasallen Oyamada Nobushige, zurückzuziehen. Doch als dieser die Tore der Festung vor Katsuyoris Augen schließen ließ, blieb dem Oberhaupt der Takeda keine Wahl. Er befahl seinen verbleibenden Gefolgsleuten, die Streitmacht der Oda und der Tokugawa möglichst 94 95 lange aufzuhalten und nahm sich das Leben. Obwohl Nobunaga und Ieyasu ihren alten Rivalen sicher gerne selbst getötet hätten, spielte die Art seines Todes für die beiden Pragmatiker vermutlich keine Rolle. Ein Feind, der Selbstmord beging war für sie genauso tot, wie ein Gegner, den sie selbst enthauptet hatten. Eure Aufgabe ist klar: Vernichtet die Armee der Takeda. Bahnt Euch einen Weg durch die Reihen seiner Armee und tötet Katsuyori, bevor er sich selbst richtet. Ihr könnt den Truppen von Oda Nobunaga keine Befehle erteilen. Allerdings kämpfen sie tapfer an Eurer Seite. Sekigahara, 1600 Die Schlacht von Sekigahara war die alles entscheidende Schlacht der Sengoku-Periode. An einem nebligen Oktobertag des Jahres 1600 krönte Tokugawa Ieyasu am Sekigahara-Pass sein Lebenswerk und herrschte fortan als neuer Shogun über Japan. Tokugawa Ieyasu befehligte die Ostarmee, eine Allianz ehemaliger Gefolgsleute Toyotomi Hideyoshis und Oda Nobunagas, allesamt Gegner einer neuen kaiserlichen Zentralregierung. Gleichzeitig hatten sich mehrere Clans, die Ieyasu als neuen Shogun ablehnten, der Westarmee des designierten neuen Kaisers Ishida Mitsunari angeschlossen. Ende Oktober 1600 spitzte sich die Situation nach mehreren verlustreichen aber ergebnislosen Schlachten und Belagerungen dramatisch zu. Die Ostarmee der Tokugawa trotzte auf Schloss Fushimi zunächst erfolgreich dem Ansturm der Westarmee. Als die Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert war, öffneten diese die Tore und griffen die Westarmee mehrmals an ... kein einziger Verteidiger überlebte diesen Ausfall. Eine weitere kuriose Episode der Auseinandersetzung war die Belagerung der Garnison Hosokawa Yusai Fujitakas auf Schloss Tanabe durch die Westarmee. Die Angreifer wagten es offenbar nicht, die Festung des angesehenen Gelehrten einzunehmen. Wie sonst ist es zu erklären, dass verschiedene Generäle der Westarmee “vergaßen”, die Kanonen mit Kanonenkugeln zu bestücken, bevor sie auf die Festung feuerten? Nicht zuletzt deshalb geriet die Belagerung zur Farce. Tokugawa Ieyasu wusste, dass Hideakas Armee bereit war, die Seiten zu wechseln. Da ihm das Ausharren des Generals als Beweis für dessen Loyalität jedoch nicht ausreichte, ließ er einen kleinen Stoßtrupp auf Hideakas Truppen feuern, um diesen zu einer eindeutigen Entscheidung zu zwingen. Nun wechselte Kobayakawa Hideaka tatsächlich die Seiten und attackierte die Flanke seiner ehemaligen Verbündeten. Otani Yoshitsugu hatte diesen heimtückischen Angriff jedoch offenbar erwartet und schlug die Verräter zurück. Gleichzeitig attackierte Tokugawa Ieyasu zwei weitere Abteilungen der Westarmee – mit Erfolg: Die Kuchiki und die Wakizaka wechselten ebenfalls die Seiten. Als die Otani nun von drei Seiten angegriffen wurden, befahl Otani Yoshitsugu einem seiner Gefolgsleute, ihn zu töten; da er an Lepra litt konnte er sich nicht selbst richten. Das Ende der Westarmee stand kurz bevor. Lediglich den Shimazu gelang es, sich zurückzuziehen. Der Versuch, sich mit Ishida Mitsunaris Reservetruppen zu vereinigen scheiterte jedoch, da diese bereits zu Tokugawa Ieyasu übergelaufen waren ... genau die Truppen, die Ishida Mitsunari den Sieg sichern sollten, hatten ihn nun verraten. Damit war das Schicksal Japans besiegelt. Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe seiner gefallenen Gegner. Es gab niemanden mehr, der seine Autorität anzweifeln konnte. Ishida Mitsunari war geschlagen. Die Daimyo, die sich Ieyasu angeschlossen hatten, wurden für ihre Loyalität belohnt. Obwohl Ieyasu erst drei Jahre später zum Shogun erklärt wurde, war er von diesem Tage an der unumstrittene Herrscher Japans. Schließlich trafen die beiden Armeen am engen Sekigahara-Pass in der Provinz Mino aufeinander. Allerdings stieß die Westarmee am Morgen dieses 21. Oktobers 1600 nach einem nächtlichen Gewaltmarsch eher zufällig auf die Westarmee Ieyasus. Ishida Mitsunari hatte den Pass als Schlachtfeld gewählt, da er hoffte, die Ostarmee überraschen zu können. Er wollte einen geordneten Aufmarsch von Ieyasus Truppen um jeden Preis verhindern. Also riegelte er den engen Pass mit seinem riesigen Heer ab. Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen waren völlig durchnässt und konnten den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel gegen Mittag lichtete, gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Zunächst schien es, als hätten Ieyasus Truppen den Gewehrsalven der Westarmee nichts entgegenzusetzen. Doch schließlich ging die Ostarmee zum Gegenangriff über … es folgte ein blutiges Gemetzel. Langsam gewannen die Soldaten von Tokugawa Ieyasu an Boden und näherten sich unaufhaltsam Ishida Mitsunari. Da seine gesamte Streitmacht in Kämpfe verwickelt war, gab dieser mit einem zuvor vereinbarten Signalfeuer seinen Entsatztruppen unter dem Befehl von Kobayakawa Hideaka Befehl zum Angriff. Kobayakawas Einheiten sollten – so der Plan – mit einem raschen Vorstoß die linke Flanke der Ostarmee aufreiben. Zu Mitsunaris Entsetzen griff Kobayakawa Hideaka jedoch nicht in die Schlacht ein. 96 97 Temüdschin 5: Die Mongolen “Die Horde der Tataren ist riesig. Wenn einer dieser schrecklichen Krieger getötet wird, springen zehn andere an seine Stelle. Jeder von ihnen hat den Schädel eines Hundes und trägt die Waffen von drei bis vier Kämpfern.” — Benedikt der Pole, um 1240 Benedikt der Pole fasste die Barbaren der östlichen Steppen (wie übrigens viele seiner Zeitgenossen) fälschlicherweise unter dem Begriff “Tataren” zusammen. Seine Furcht vor dieser Bedrohung, die Europa bis auf seine Grundfeste erschüttern sollte, war jedoch berechtigt. Furcht erregende Berichte aus Polen und dem fernen China schürten die Angst vor den grausamen und blutrünstigen Eroberern. Niemand – darin waren sich alle einig – konnte diese Ausgeburten der Hölle aufhalten. Die Mongolen werden häufig als die “Roten Khmer des Mittelalters” bezeichnet. Sie waren bereit, jeden zu töten, der sich ihnen in den Weg stellte. Skrupellos zerstörten die grausamen Horden blühende Zivilisationen und hinterließen in Asien und Europa eine Spur der Verwüstung. Niemand bestreitet, dass die Mongolen grausam, kompromisslos und brutal waren. Sie hatten anfangs überhaupt kein Interesse, den Reichtum der unterworfenen Völker für sich zu nutzen. Stattdessen tilgten sie ihre Opfer aus den Geschichtsbüchern. Insofern wurden sie ihrem Ruf durchaus gerecht. Die Unterwerfung durch die Mongolen war für die wenigen Überlebenden einer Invasion ein traumatisches Ereignis. Wer waren die Mongolen? Die Mongolen zogen (wie einige Jahrhunderte zuvor die Hunnen) als Nomaden durch die Steppen Zentralasiens und überfielen gelegentlich sesshafte (und zivilisiertere) Nachbarvölker. Gelang es einem Führer, seine Horde auch nach einem Beutezug zusammenzuhalten, ließen sich die plündernden Nomaden nicht selten in der unterworfenen Region nieder und bildeten dort einen neuen Adelsstand. Auch das Königreich Chin in Nordchina ist auf diese Weise entstanden. Unter Dschingis Khan erlebte das Mongolenreich seine Blütezeit. Wie einst Attila der Hunnenkönig hatte der gefürchtete Kriegsherr eine Vision und das unstillbare Verlangen, ein Weltreich zu errichten. Im Gegensatz zum Hunnenreich, das nach Attilas Tod in sich zusammenfiel, führten die Kinder und Kindeskinder Dschingis Khans dessen Lebenswerk erfolgreich weiter und blieben mehrere Jahrhunderte lang die bestimmende Macht in Asien. 98 Zu Beginn seiner militärischen Laufbahn war Dschingis Khan alles andere als ein charismatischer Führer oder mächtiger Eroberer. Er erblickte zwischen 1155 und 1167 das Licht der Welt. Sein Vater gab ihm den Namen eines Tatarenfürsten, den er einst getötet hatte: Temüdschin. Die nomadisierenden Mongolenstämme der Naimanen, Keräiten, Uiraten, Merkiten und Jalairen führten ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Ihre Erzfeinde waren die Tataren und ihre Verbündeten, das Königreich Chin in Nordchina. Nach der Ermordung seines Vaters durch die Tataren war der etwa 12-jährige Junge unverhofft das neue Familienoberhaupt. Die Gefolgsleute seines Vaters verweigerten ihm jedoch den Gehorsam. Zu allem Überfluss musste sich der junge Temüdschin auch noch gegen seine Brüder behaupten. Eine überlieferte Episode verdeutlicht Temüdschins Grausamkeit: Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Chasar lockte er seinen Halbbruder Bektar in einen Hinterhalt und tötete ihn. Dieser hatte es gewagt, einen Fisch und einen Vogel aus Temüdschins Fallen zu stehlen. Die drakonische Bestrafung Bektars ist ein typisches Beispiel für die Unversöhnlichkeit der Mongolen … Schließlich scharte Temüdschin eine Horde loyaler Krieger um sich, die seine Fähigkeiten als Führer und Eroberer – und vermutlich vor allem seine Großzügigkeit – schätzten. Die Menschen schwärmten, dass der junge Temüdschin für seine Männer sein letztes Hemd geben würde. An der Seite von Toghril, dem Khan der Keräiten, zog er gegen seine Erzfeinde, die Tataren in die Schlacht. Die Europäer bezeichneten die Mongolen später fälschlicherweise ebenfalls als “Tartaren”, weil sie die Steppenbewohner für Ausgeburten der Hölle (Homers Tartarus) hielten. Nach langen Kämpfen gelang es Temüdschin und Toghril schließlich, die Tataren mit der Unterstützung des Königreichs Chin (das inzwischen die Seiten gewechselt hatte) in die Knie zu zwingen. Die Tataren wurden bis auf wenige Überlebende, die sich den Mongolen anschlossen, getötet. Etwa zur gleichen Zeit nahm Temüdschin den Titel “Dschingis Khan” (“Weltherrscher”) an. Als es wenig später zum Bruch mit Toghril kam, zog sich Dschingis Khan mit seinen loyalen Gefolgsleuten nach Sibirien zurück. Erst nach Toghrils Tod (er wurde versehentlich getötet, als er das Territorium der Naimaner durchquerte) akzeptierten die Keräiten Dschingis Khan als ihren Führer. Da dieser jedoch die Loyalität seiner neuen Verbündeten anzweifelte, setzte er alles daran, den Stamm auszulöschen. Anschließend wandte er sich gegen die mächtigen Naimaner, da er fürchtete, sie könnten seinen Aufstieg gefährden. Nach einem blutigen Feldzug unterwarfen sich die Naimaner. 1206 wurde Dschingis Khan zum Khan aller Völker und Stämme der Mongolei ausgerufen und von einem Schamanen zum göttlichen Herrscher erhoben. Und nun? Dschingis Khan befehligte inzwischen riesige Armeen, die unbedingt beschäftigt werden mussten. Nur so konnte er Machtkämpfe zwischen den verschiedenen Stämmen verhindern. 99 Also entschied er sich, weitere Gebiete – oder wenn möglich die ganze Welt – zu erobern … eine durchaus praktische Lösung des Problems. Zunächst unterwarf er die Kirgisen und andere Nomadenvölker Zentralasiens. Andere Stämme, wie die Uighuren erkannten die Zeichen der Zeit und unterwarfen sich freiwillig. In der Folgezeit hatte die uighurische Kultur großen Einfluss auf die Gesellschaft im neu entstehenden mongolischen Weltreich. Der Weg nach China China war zu jener Zeit ein zersplittertes Land. Die Mongolen nutzen diesen Umstand und fielen plündernd in die Königreiche Chin (bei Peking) und Hsi-Hsia in Westchina ein. Obwohl sich Hsi-Hsia Dschingis Khan daraufhin unterwarf, war der Feldzug kein wirklicher Erfolg. Die mongolische Kriegstaktik, besiegte Feinde erbarmungslos niederzumetzeln, war im Kampf gegen Steppenvölker äußerst effektiv, da man den Nomaden dadurch ihren einzigen “Reichtum”, die Arbeitskraft des Einzelnen raubte. Wozu aber Millionen von Chinesen töten? Es machte nicht einmal Sinn, die chinesischen Bauern in die Armee einzugliedern, da sie keine Kampferfahrung hatten. Gleichzeitig blieben die Herrscher von Chin eine ernste Bedrohung (schließlich waren sie selbst gefürchtete Eroberer). Nicht einmal nach dem Fall Pekings im Jahr 1215 unterwarfen sich die unbeugsamen Chin der Übermacht der Mongolen ... tapfer kämpften sie viele Generationen lang gegen die ungeliebten Eroberer. Nach dem Sturz der Kara Khitai in Ostturkestan nutzten Dschingis Khans Generäle die religiösen Spannungen des Landes geschickt zu ihren Gunsten und beendeten die Verfolgung der Muslime. Durch diesen klugen Schachzug wurden die Mongolen von der muslimischen Bevölkerung als Befreier gefeiert. Dschingis Khan plante indes einen neuen Feldzug: Hinter dem Pamir lagen die prächtigen Reiche der Osmanen ... Transoxanien und Persien. Krieg gegen die Araber “… meine Feinde in Stücke zu schneiden, sie vor mir herzutreiben, ihren Besitz zu rauben, mich an den Tränen ihrer Hinterbliebenen zu laben, und ihre Frauen und Töchter zu nehmen.” Nach Rashid al Din die Lieblingsbeschäftigung Dschingis Khans ALLE Bewohner – ungeachtet ihres Alters oder Geschlechts – getötet. Die Mongolen verschonten lediglich Handwerker, da sie deren Fähigkeiten schätzten und zu nutzen wussten. Die Städte selbst wurden teilweise versehentlich, teilweise bewusst, niedergebrannt. Durch diese willkürliche Schreckensherrschaft brachen die Mongolen schließlich die Moral der Bevölkerung und der Soldaten von Chorezm. Schließlich bliebt Ala al Din Muhammed nur die Flucht. Er starb 1220 desillusioniert und verzweifelt an Erschöpfung. Doch selbst nach seinem Tod setzten die Mongolen ihre Plünderungen fort. Dschingis Khan ließ sogar die Grabmäler der Vorfahren seiner Feinde zerstören. Nichts schien seinem ungezügelten Zorn standzuhalten. Ala al Dins Sohn, Jalal al Din setzte den Kampf gegen die Mongolen unerschrocken fort. Er besiegte sogar ein Mongolenheer, bevor ihn Dschingis Khan am Ufer des Indus stellte. Erstaunlicherweise ließ er seinen Rivalen, den er als wahren Helden würdigte, entkommen. Anschließend fielen die Mongolen in Indien ein, bevor sie erneut nach Norden zogen. Gleichzeitig revoltierten in Herat die Anhänger Jalals ... sie sollten für ihren Mut teuer bezahlen. Sechs lange Monate belagerten die Mongolen die Stadt, bis sich die Verteidiger der mongolischen Übermacht geschlagen geben mussten. Nach dem Fall der Stadt ließ Dschingis Khan angeblich 1,6 Millionen Menschen hinrichten. 1223 kehrte Dschingis Khan mit mehreren Tausend Gefangenen in die mongolische Steppe zurück. Da die Mongolen die Gefangenen nicht mit Nahrungsmitteln versorgen konnten, begannen sie, diese systematisch zu töten. Auch die (inzwischen überflüssig gewordenen) Handwerker und Gelehrten fielen dem Massaker zum Opfer. Der Massenmord war damit endgültig zum wichtigsten politischen Mittel Dschingis Khans geworden. Seine Armeen zogen indes weiter. Ein Heer, das ursprünglich den fliehenden Ala al Din Muhammed töten sollte, plünderte zunächst den Westen des heutigen Iran und fiel anschließend im christlichen Georgien ein. Schließlich erreichten die Mongolen das Kaspische Meer. Hier trafen sie auf die nomadisierenden Kipchaken, die sich den Mongolen freiwillig unterwerfen wollten. Als die Mongolen dies ablehnten, wandten sich die Kipchaken Hilfe suchend an den Fürsten von Kiew. Dieser fiel jedoch in die Hände der Mongolen, die ihn (nach einer ungewohnt rücksichtsvollen Behandlung) unter einem Stapel Teppiche erstickten. Für die Mongolen war dies eine äußerst ehrenvolle Hinrichtung. Schließlich hatten sie peinlichst genau darauf geachtet, keinen Tropfen des fürstlichen Blutes zu vergießen. Anschließend zogen die mongolischen Horden weiter und brachten Tod und Verderben über das Land. Auf der anderen Seite des Gebirges traf Dschingis Khan auf einen Mann, der ihm ebenbürtig war: Muhammed II., Sultan von Chorezm. Dieser hatte seinerseits die Khitai und seine Rivalen in Afghanistan bezwungen und sah keinen Grund, sich dem Großkhan zu unterwerfen. Allerdings beging Muhammed im Jahr 1219 einen entscheidenden Fehler. Er glaubte, dass Dschingis Khan sein Land lediglich plündern wollte, um anschließend nach China weiterzuziehen. Obwohl Muhammeds Armee den Mongolen zahlenmäßig deutlich überlegen war, drängten die Eroberer seine Truppen in mehrere Garnisonsstädte zurück. Die Städte hatten dem Ansturm der Mongolen nichts entgegenzusetzen. Als Bukhara fiel, ließ Dschingis Khan die dort stationierten Soldaten bis auf den letzten Mann töten. Viele Städte ereilte in der Folgezeit ein ähnliches Schicksal. Selbst in Städten, die sich kampflos ergaben, ließ Dschingis Khan die militärischen, geistigen und religiösen Führer enthaupten. Widersetzte sich eine Stadt, wurden 100 101 Der Tod Dschingis Khans 1226 wagte der alternde Dschingis Khan erneut einen Feldzug gegen China. Mit der gleichen Grausamkeit, mit der die Mongolen zuvor die Araber in die Knie gezwungen hatten, überrannten sie nun das Königreich Hsi-Hsia. Bevor er seinen Triumph jedoch feiern konnte, starb Dschingis Khan (vermutlich) an den Folgen eines Reitunfalls. Sein Tod wurde bis zum Ende des Feldzuges geheim gehalten. Angeblich töteten die Mongolen, die seine sterblichen Überreste in das Kentai-Gebirge brachten, jeden, der ihren Weg kreuzte. Schließlich sollte es dem Großen Khan auch im Jenseits nicht an willigen Dienern mangeln. 40 junge Frauen, allesamt Angehörige der bedeutendsten mongolischen Familien, wurden zu Ehren des großen Feldherrn geopfert und folgten ihm in den Tod. Auch seine Dienstmägde, Pferde und die persönlichen Besitztümer des Großen Khans wurden in seiner Gruft bestattet. Noch an seinem Grab (das bis heute nicht gefunden wurde) beschlossen seine Nachfolger das letzte Massaker unter den Hsi-Hsia. Seine Söhne und Enkel, die Mitglieder der Goldenen Familie, führten das Lebenswerk Dschingis Khans fort. Nach der Herrschaft seines Sohnes Ögödai und seiner Enkel Kuyuk und Möngke betrat sein berühmtester Enkel die politische Bühne: Kubilai Khan. seines Vaters bis in den Mittleren Osten und an die Grenzen Europas ausgedehnt. Obwohl sie ein Weltreich beherrschten, das sich von der Donau bis in das entfernte China erstreckte, waren die Mongolen stets ihren nomadischen Wurzeln treu geblieben: Sie kehrten in ihre Heimat zurück, um einen neuen Khan zu bestimmen! Der Alkohol wurde Ögödai schließlich zum Verhängnis. Nach seinem Tod wurde die grundlegende Schwäche des politischen Systems der Mongolen deutlich: Der Khan war die alleinige Identifikationsfigur des ganzen Volkes. Als er starb, kehrten die Mongolen in ihre Heimat zurück, um einen neuen Führer zu wählen. Gerade als sie die Möglichkeit hatten, Europa zu unterwerfen, ritten die Mongolen nach Hause und kehrten niemals zurück. In Polen wird die Niederlage von Liegnitz übrigens bis heute als Befreiungsschlacht gefeiert, die Europa rettete. Die Mongolen verschonten Europa und richteten ihre Aufmerksamkeit nach Osten … Kubilai Khan In Xanadu did Kubla Khan A stately pleasure dome decree Where Alph, the sacred river ran Through caverns measureless to man Down to a sunless sea Ancestral voices prophesying war Auch nach Dschingis Khans Tod setzten die Mongolen ihre aggressive Eroberungspolitik fort. Schließlich fielen sie in den Mittleren Osten ein und stießen bis nach Europa vor. Der WestEn Wankt Am 9. April 1241 stellte sich ein deutsch-polnisches Ritterheer bei Liegnitz den vorrückenden Mongolen. Beim Anblick der schwer gepanzerten christlichen Ritter ergriffen die Mongolen die Flucht. Als diese nun siegessicher die Verfolgung aufnahmen, gerieten sie jedoch in einen heimtückischen Hinterhalt. Kein einziger Ritter überlebte das anschließende Massaker. Nur einen Tag später vernichtete ein anderes Mongolenheer die Streitmacht König Bélas von Ungarn. Die Mongolen hatten einen Rückzug vorgetäuscht und die nachrückenden ungarischen Truppen eingekesselt. Eine neue Katastrophe stand bevor. Dann entdeckten die Ungarn eine Lücke im Belagerungsring der Mongolen. Die verzweifelten Soldaten wagten einen Ausbruch. Beinahe schien es, als würde einigen von ihnen die Flucht gelingen, als plötzlich ein Teil der Soldaten in Panik geriet ... damit war das Schicksal der Ungarn besiegelt. Erbarmungslos wüteten die Mongolen unter den völlig verstörten Europäern. Nur wenige überlebten das Massaker: König Béla floh auf eine Insel im Mittelmeer. Erst als er das Meer überquert hatte, atmete er erleichtert auf! Nach der Unterwerfung Ungarns schlugen die Mongolen ihr Lager auf, um sich für den nächsten Feldzug zu rüsten. Europa stand kurz vor einer Katastrophe. Sollte auch Wien unter dem Ansturm der Mongolen fallen, war der Weg nach Deutschland und Frankreich frei. Kein europäischer Monarch hatte die nötigen Mittel, ein Heer auszuheben, das den mongolischen Kolonnen standhalten konnte ... der Untergang des Abendlandes stand kurz bevor. Hilflos warteten die Europäer auf das Unvermeidliche … hatte sich Gott von den Christen abgewandt? Eines stand fest: Die Mongolen würden unaufhaltsam bis an den Atlantik marschieren. — Samuel Taylor Coleridge Im Zenit seiner Macht war Kubilai Khan der reichste und mächtigste Herrscher der Welt. Sein unermesslicher Reichtum ermöglichte ihm sogar den Unterhalt eines Sommerpalastes in Xanadu. Dieser Palast in Shang-tu, der Hauptstadt seines Reiches, lag inmitten eines riesigen Jagdreviers. Nie zuvor hatte es einen ähnlich Prachtbau gegeben. Als Marco Polo den Hof des Khans zum ersten Mal sah, verschlug es ihm angesichts des Reichtums seines Gastgebers den Atem. Kubilai Khan herrschte über ein Reich, das sich von der Donau bis an die chinesische Pazifikküste, und von Sibirien bis an den Indischen Ozean erstreckte. Der unumstrittene Khan aller mongolischen Clans setzte das Lebenswerk seines Großvaters, des großen Dschingis Khan, fort. Allerdings konzentrierte sich Kubilai Khan auf die Unterwerfung Chinas und die Errichtung eines chinesischen Großreichs (unter der Herrschaft der Mongolen). Kubilai einte China und begründete eine neue Herrscherdynastie. Doch in letzter Sekunde kehrten die Mongolen völlig unerwartet um. Nur durch einen glücklichen Zufall entging Europa der Unterwerfung – Ögödai Khan, der dritte Sohn Dschingis Khans war gestorben. Der kluge (aber stets betrunkene) Regent hatte das Reich 102 103 Die Unterwerfung Chinas Unmittelbar nach Dschingis Khans Tod kam es zu Aufständen der unterdrückten Chin. Erst im Jahr 1234 gelang es den Mongolen, deren Widerstand zu brechen. Am Südufer des Hwai lag das Königreich Sung. Die Unterwerfung dieses mächtigen Reichs sollte 40 Jahre dauern. Nach Ögödais Tod im Jahr 1241 (er hatte sich buchstäblich zu Tode getrunken) drohte das mongolische Weltreich in rivalisierende Clans zu zerfallen. Schließlich riss Möngke, ein Enkel Dschingis Khans, die Macht an sich. Nach seiner Ernennung zum Großkhan setzte der unerschrockene Krieger die Eroberungszüge der Mongolen fort. Seinem Bruder Kubilai schenkte er einen Teil des eroberten Chinas, während er seinen anderen Bruder, Hülegü, zum Oberbefehlshaber seiner Armeen im Mittleren Osten ernannte. Da Möngke allerdings nicht im Traum daran dachte, erneut in Europa einzufallen, war dieser Posten vergleichsweise unbedeutend. Möngke und Kubilai bereiteten sich indes auf einen gemeinsamen Feldzug gegen die Sung vor. Ein langwieriger und verlustreicher Krieg stand bevor. Im reichen und dicht besiedelten Südchina gab es zu jener Zeit unzählige befestigte Städte. Außerdem kam die mongolische Armee (überwiegend berittene Bogenschützen) auf dem unwegsamen Gelände nur langsam voran. Im ungewohnten Klima des Landes hatten die Invasoren darüber hinaus mit bisher ungekannten Krankheiten zu kämpfen. Die Mongolen beschlossen, die Chinesen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Sie rekrutierten chinesische Infanteristen, Ingenieure und andere Spezialisten. Schon bald beherrschten sie die chinesischen Kriegstaktiken meisterlich. Bevor Möngke jedoch offen gegen die Sung in die Schlacht zog, fiel er im Königreich Nanchow ein, um die Handelsrouten der Sung nach Indien und Burma zu unterbrechen. Kubilai war als Oberbefehlshaber für die perfekte Planung und Vorbereitung des Feldzuges verantwortlich. Erstmals bewies er nun sein militärisches Genie. Auf ihrem Weg nach Ta-li, der Hauptstadt von Nanchow, verzichteten die Mongolen (zum ersten Mal in ihrer Geschichte) auf blutige Massaker. Im Gegenteil: Kubilais chinesischer Lehrmeister hatte ihm von einem General erzählt, der einst eine Stadt eroberte, ohne einen einzigen Bewohner zu töten. Also verzichtete auch Kubilai auf unnötige Gewalt. Beim Einmarsch in Ta-li trugen seine Soldaten Banner mit den Worten “Jeder der tötet, wird mit dem Tode bestraft”. Dennoch töteten die Befehlshaber der Stadt die mongolischen Unterhändler. Als die Mongolen später unbehelligt in die Stadt einritten, ließ Kubilai die Mörder kurzerhand exekutieren. Alle anderen Bewohner der Stadt wurden von den Mongolen verschont. Vermutlich trug der Ruf der Mongolen entscheidend dazu bei, dass Kubilais Taktik aufging. Allerdings erkannte er, dass Gnade ein ähnlich wirkungsvolles politisches Werkzeug war, wie ein blutiges Massaker. Im Jahr 1257 stand einem Angriff auf das Reich der Sung nichts mehr im Wege. Doch dann begingen die Mongolen den törichten Fehler, die Annam in Nordvietnam anzugreifen. Die stolzen Eroberer ereilte in Vietnam jedoch ein ähnliches Schicksal, wie viele Großmächte nach ihnen. Obwohl sie mehrere Schlachten (sogar gegen Elefanten) gewinnen konnten, kehrten von den 100.000 Mongolen weniger als 20.000 Überlebende aus Vietnam zurück. Unzählige Männer waren Krankheiten und den Überfallkommandos der Annam zum Opfer gefallen. In der Folgezeit versuchten die Mongolen noch mehrmals, Vietnam zu unterwerfen – ohne Erfolg. 104 Kubilai Khan verbrachte indes einen Großteil seiner Zeit mit der Verwaltung seiner nordchinesischen Besitztümer. In Shang-tu (dem “Xanadu” aus Coleridges Gedicht) ließ er (etwa zehn Tagesreisen von Peking entfernt) eine neue Hauptstadt errichten. Er gewährte seinen chinesischen Ratgebern und Dienern außergewöhnliche Freiheiten, ohne jedoch die militärische Macht aus den Händen zu geben. Diese liberale Politik stieß bei den traditionell denkenden Mongolen erwartungsgemäß auf Unverständnis. Dies führte schließlich dazu, dass Möngke mehrere prominente chinesische Berater seines Bruders ermorden ließ. Kubilai und Möngke rüsteten sich zum Bürgerkrieg. In letzter Sekunde besannen sich die beiden Brüder jedoch eines Besseren und zogen Seite an Seite gegen die Sung-Dynastie in die Schlacht. Ihre Strategie war durchaus bemerkenswert. Anstatt (nach Art der Nomaden) plündernd und brandschatzend in Sung einzufallen, beschlossen die Brüder, das Kerngebiet der Sung in Ostchina zu isolieren, um die Sung auf diese Weise zur Kapitulation zu zwingen. Diese Taktik beweist, dass die Mongolen ihre Vergangenheit als blutrünstige Barbaren längst abgestreift hatten. Als Kubilai Wuchang belagerte, erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Bruders. Möngke war in Ho-chou an der Ruhr gestorben. Es gibt allerdings auch Berichte, dass ein Armbrustschütze der Sung den Großen Khan getötet hatte. Sung war gerettet – vorläufig. Doch die Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Anders als in Europa zogen sich die Mongolen nicht zurück. Der Tod des Khans führte weder zu einem Zerfall der mongolischen Armee, noch zum Ausbruch blutiger Clankriege. Dies ist allein Kubilai zu verdanken. Anstatt zum Quriltai, dem Treffen aller Mongolen, zu reiten, um einen neuen Khan zu wählen, setzte er den Feldzug gegen die Sung fort. Kubilai wusste, dass ein Sieg über die verhassten Chinesen seinen Anspruch auf den Thron des Khans festigen würde. Er überquerte trotz des erbitterten Widerstandes der Chinesen und des Befehls, umzukehren, den Jangtse. Niemals, dachte er, würden es die Mongolen wagen, das Quriltai ohne ihn abzuhalten. Natürlich gab es verschiedene Anwärter auf den Thron des Khans. Allerdings hielten sich nur Kubilai und sein Bruder Arik-Böke mit nennenswerten Armeen in der Nähe der Versammlungsstätte auf. Da Kubilai wegen seiner Offenheit gegenüber den Chinesen und ihrer Kultur bei den Mongolen jedoch relativ unbeliebt war, schien es lange Zeit, als würde Arik-Böke anstelle seines Bruders zum neuen Großkhan ausgerufen. 1260 ließ sich Kubilai von seiner Armee in Shang-tu zum Großen Khan proklamieren. ArikBöke zog indessen die traditionsbewussteren Stammesfürsten der Mongolei auf seine Seite. Es kam zum Bürgerkrieg. Kubilai triumphierte über seinen jüngeren Bruder, verzichtete jedoch auf dessen Hinrichtung. 1264 ergab sich Arik-Böke schließlich. Zwei Jahre später starb er als Kriegsgefangener seines eigenen Bruders. Kubilai Khan nahm den traditionellen Titel der chinesischen Herrscher an und regierte fortan als “Sohn des Himmels”. Außerdem erließ er ein Dekret, das die Beteiligung chinesischer Berater an der Regierung ermöglichte. Kubilai sah die Zukunft seines Volkes also offensichtlich in China und im Osten ... Feldzüge im Mittleren Osten und Europa spielten in seinen Überlegungen nur noch eine untergeordnete Rolle. Nur die Goldene Horde war für das ferne Europa noch eine Bedrohung. Der von den Christen und Muslimen befürchtete Mongolensturm blieb jedoch aus. 105 Die Unterwerfung der Sung Japan zur Zeit der Mongolen 1264 fiel Kubilai Khan erneut im Reich der Sung ein. Er plante den Feldzug bis ins letzte Detail, da er Südchina weder entvölkern, noch verwüsten wollte. Als die Mongolen in Japan landeten, stand das Land kurz vor einem Krieg, obgleich sich die Machtkämpfe zunächst ausschließlich am kaiserlichen Hof abspielten. Von den Intrigen am Hofe unbehelligt, lenkten die Samurai indes die Geschicke des Landes ... die Zeiten, in denen sie auf den Schlachtfeldern Japans gekämpft hatten, waren längst vorbei. Der Feldzug war langwierig, hart und unangenehm. Unzählige Mongolen erlagen im feuchten Klima des Landes verschiedensten Infektionskrankheiten. Es gab weder ausreichend Weideflächen für die Pferde, noch (für Kavallerieangriffe) geeignete Schlachtfelder. Also rekrutierten die Mongolen unzählige chinesische Fußsoldaten – eine, wie sich bald zeigen sollte, kluge Entscheidung. Außerdem verstärkte Kubilai Khan sein Heer mit ausgebildeten Belagerungstruppen. Selbst aus dem fernen Irak marschierten seine Soldaten schließlich nach China. Die Belagerungseinheiten waren dringend nötig, da die Mongolen beinahe jede Stadt der Sung belagern mussten, bis sich die fanatischen Verteidiger schließlich ergaben. Vor allem die Belagerung von Hsiang-yang ist in die Geschichte eingegangen: Erst nach einer fünfjährigen Belagerung gelang es den Mongolen, die Stadt einzunehmen. Der Fall der Stadt besiegelte das Schicksal der Sung, obwohl die kaiserliche Witwe Kubilai Khan erst im Jahr 1276 die Reichsinsignien und die Stadt Hang-tschou übergab. Der endgültige Sieg über die Sung ließ jedoch weitere drei Jahre auf sich warten. 1279 musste sich der letzte, erst neun Jahre alte, Kaiser der Sung, mit den Überresten seiner Flotte der Übermacht der Mongolen beugen. Der Oberbefehlshaber der Flotte sprang daraufhin mit dem Kind im Arm über Bord, um dem Zorn der Mongolen zu entgehen. Nach dem Triumph über die Sung gelang es Kubilai Khan, China (erstmals seit dem Untergang der T’ang-Dynastie im 10. Jahrhundert) zu einen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Chinesen war offenbar auch nach Jahrhunderten der Spaltung ungebrochen. Natürlich weiteten die Mongolen unter Kubilai Khan ihren Herrschaftsbereich auch in andere Länder Asiens aus. Nachdem die Koreaner vergeblich versucht hatten, die Mongolen zu bestechen, um eine Unterwerfung ihres Landes abzuwenden, stellten sie sich den Invasoren entschlossen entgegen. Schließlich ging jedoch auch Korea im mongolischen Weltreich auf. Die königliche Familie des Landes regierte fortan im Namen des Großen Khans. Die Koreaner feierten die Unterwerfung durch die Mongolen sogar als Befreiung von den ungeliebten Herrschern des alten Königshauses. Die Invasion Japans In Korea entschloss sich Kubilai Khan schließlich, auch Japan zu unterwerfen, da japanische Piraten in der Vergangenheit wiederholt koreanische Küstenstädte geplündert hatten. Natürlich wagten sich die Seeräuber aus Furcht vor dem Zorn des Khans inzwischen längst nicht mehr an die Küsten des chinesischen Festlandes, doch Kubilai Khan wollte mehr. In den Jahren 1266 und 1268 entsandte er Unterhändler in das Land der aufgehenden Sonne und forderte die Unterwerfung Japans. Die Reaktion der Japaner dürfte den erfolgsverwöhnten Großen Khan überrascht haben: Japan hatte bereits einen göttlichen Kaiser und brauchte keinen neuen Herrscher. An der Spitze des Machtgefüges stand der Kaiser – die eigentliche Macht hielten jedoch andere in Händen. Der göttliche Kaiser war nichts weiter als eine Marionette der Shogune, den eigentlichen Herrschern des Landes. Als Kubilai Khans Unterhändler in Japan landeten, hatte sich das Machtgefüge erneut verschoben. Die Shogune hatten ihre Macht verloren ... an ihre Stelle war inzwischen der Shikken getreten. Die Hojo herrschten über das Land. Sie hatten die Minamoto-Shogune nach jahrelangen Intrigenspielen gestürzt und dabei nicht einmal vor heimtückischen Morden zurückgeschreckt. Natürlich waren die neuen Herrscher nicht bereit, sich nun kampflos einem fremden Eroberer zu unterwerfen ... nicht einmal dem mächtigen Kubilai Khan. 1274 nahm erstmals eine Invasionsflotte Kurs auf Japan. An Bord der Schiffe waren Mongolen und einigen koreanische Krieger. Es versteht sich von selbst, dass die Koreaner alles andere als enthusiastisch in den Krieg gegen Japan zogen. Nach kleineren Scharmützeln auf den Inseln Tsushima und Iki landeten die Mongolen schließlich in der Hakata-Bucht. Obwohl es ihnen gelang, ein japanisches Samurai-Heer zurückzuschlagen, konnten die Mongolen ihre Position nicht festigen. Als das Wetter umschlug, überzeugten die koreanischen Offiziere ihre mongolischen Herren davon, dass es besser sei, dem aufziehenden Sturm auf hoher See zu trotzen – eine, wie sich später zeigen sollte, katastrophale Entscheidung: 13.000 Männer ertranken in der aufgepeitschten Inlandsee. Die wenigen Überlebenden der mongolischen Streitmacht segelten nach Korea zurück. Ganz Japan jubelte! Allerdings verdankten die Japaner ihre Rettung vor allem dem Sturm, und weniger den Samurai. Schließlich hatten diese keinerlei militärische Erfahrung, da ihre letzten Schlachten bereits viele Jahrzehnte zurücklagen. Die Japaner konnten dem Ansturm einer mongolischen Armee nichts entgegensetzen – zu sehr unterschied sich die militärische Tradition der Samurai von der Kriegsführung der Mongolen. Für die mongolischen Krieger hatte die Ehre des Einzelnen keine Bedeutung. Für die Samurai war jedoch jede Schlacht eine Frage der Ehre zwischen wohl erzogenen Kriegern. Die Samurai liefen traditionell über das Schlachtfeld und verkündeten lauthals ihre edle Abstammung, ihre Heldentaten und ihre Tapferkeit. Auf diese Weise suchten sie nach würdigen Gegnern, um sich mit diesen im Duell zu messen. Natürlich erkannten auch die Samurai die Vorteile eines organisierten Angriffs, allerdings hielten sie diese Form der Kriegsführung nicht für angemessen. Zu allem Überfluss erkannten die Samurai sehr schnell, dass die Mongolen weit bessere Waffen besaßen. Der mongolische Kurzbogen war dem japanischen Langbogen deutlich überlegen. Darüber hinaus zogen die Mongolen mit tödlichen Feuerwaffen in die Schlacht. Trotzdem war die erste Invasion kein Erfolg. Doch die Mongolen sollten zurückkehren … mit einem wesentlich größeren Heer. 106 107 Der Kamikaze Bevor Kubilai Khan seine Aufmerksamkeit erneut auf Japan richtete, mussten die Sung unterworfen werden. Einige Zeit spielten die Japaner sogar mit dem Gedanken, ihrerseits in Korea einzufallen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Im Jahr 1281 betraten die Mongolen erneut japanischen Boden. Ungewohnt hastig sammelte Kubilai Khan ein (deutlich größeres) Invasionsheer. Zwei Flotten stachen in Süd- bzw. Nordchina in See. Beide Flotten trafen sich in der Nähe der Insel Iki und nahmen gemeinsam Kurs auf die japanische Hauptinsel. Da sich die Befehlshaber der beiden Flotten überwarfen, kam es allerdings nie zu einem wirklich koordinierten Angriff. Die Schiffe der zerstrittenen Kommandeure ankerten in der HakataBucht. Am Strand der Bucht hatten die Japaner bereits eine 20 Kilometer lange Mauer errichtet. Obwohl beide Invasionsheere den Strand erreichten, gelang es den Samurai, die Mongolen aufzuhalten. Da die chinesischen und koreanischen Truppen in den Reihen der Mongolen alles andere als verbissen kämpften, konnten sich die Japaner dem Ankerplatz der beiden Flotten nähern. Vom 23. Juni bis zum 14. August 1281 tobte eine blutige Schlacht, bis schließlich am 15. und 16. August ein Taifun einen Großteil der mongolischen Flotten versenkte. Etwa die Hälfte der südlichen Flotte und ein Drittel der Nordflotte versank für immer in den Fluten des Meeres. Die überlebenden Mongolen wurden von den Japanern noch am Strand getötet oder versklavt. Nach dieser Katastrophe musste Kubilai Khan seine Eroberungspläne erneut begraben. Wieder hatte der “göttliche Wind”, der Kamikaze, Japan gerettet. (Aus diesem Grund werden auch die japanischen Selbstmordpiloten des 2. Weltkrieges “Kamikaze” genannt, da sie dem Feind ähnlich verheerende Verluste zufügten.) Trotz der schrecklichen Verluste war Kubilai Khan entschlossen, ein drittes Mal in Japan einzufallen. Nur die Beharrlichkeit seiner Untergebenen (die einen weiteren Angriff strikt ablehnten) und sein plötzlicher Tod vereitelten eine dritte Invasion. Angesichts seiner beeindruckenden Errungenschaften spielte der Verlust Japans für Kubilai Khan allerdings keine große Rolle. Lediglich der Mythos der Unbesiegbarkeit hatte in Asien enormen Schaden genommen. “Was wäre wenn?” Der Mongolensturm in Shogun: Total War – Gold Edition Shogun: Total War – Gold Edition unterscheidet sich in einem entscheidenden Punkt von den tatsächlichen historischen Ereignissen. Was wäre geschehen, wenn die mongolische Flotte am 15. und 16. August des Jahres 1281 nicht gesunken wäre? Was wäre geschehen, wenn die Mongolen in Japan Fuß gefasst hätten? Hätten sie Japan unterworfen und als weitere Provinz in das mongolische Reich eingegliedert? Stellen wir uns nun einmal vor, dass (besseres Wetter vorausgesetzt) weitere mongolische Truppen in Japan gelandet wären. Mit diesen Entsatztruppen hätten die Mongolen die Samurai vermutlich in das Hinterland zurückgedrängt. Wie lange hätten die tapferen Japaner die grausamen und disziplinierten Eroberer in diesem Fall noch aufhalten können? 108 40 Jahre vor der Landung in Japan hatten die Mongolen im polnischen Liegnitz ein riesiges Ritterheer bis auf den letzten Mann aufgerieben. Die Samurai zu Zeiten Kubilai Khans hatten einen ähnlichen Ehrenkodex wie ebendiese Ritter – auch sie waren nicht bereit, ihre persönliche Ehre einer militärischen Disziplin unterzuordnen. Sicherlich gab es in Japan unzählige talentierte Samurai – aber eine Armee, die den Truppen der Mongolen ebenbürtig war? Wohl kaum. Einzelne Samurai hätten vermutlich bis zum letzten Blutstropfen gegen die Eindringlinge gekämpft. Doch genau diese Art des Widerstandes hätte unweigerlich zu blutigen Massakern geführt … Natürlich kann man die Armeen Kubilai Khans nicht mit der gewaltigen Streitmacht seines Großvaters vergleichen. Man denke nur an die ethnischen Differenzen innerhalb der Armee. Allerdings hatten die Mongolen ihre Undiszipliniertheit und die taktischen Zwänge der “alten” Horde längst abgelegt. Alles in allem unterhielt Kubilai Khan also ein außergewöhnlich modernes Heer. Der Einfluss der Mongolen Fielen die Mongolen in ein Land ein, hatte dies für die Bevölkerung schreckliche Konsequenzen. Plündernd und brandschatzend hinterließen die Eroberer eine Spur der Verwüstung und verbreiteten unter den Menschen Angst und Schrecken. In vielen Ländern galten die Mongolen daher als Strafe Gottes. Die Mongolen töteten systematisch einen Großteil der Bewohner eines Landes. Die Überlebenden nahm man gefangen oder überließ sie ihrem Schicksal. Die kalkulierte Verschonung eines kleinen Teils der Bevölkerung erscheint heute grausamer, als die Vernichtung des gesamten Volkes. Die Eroberer zerstörten ganze Städte und entvölkerten systematisch riesige Landstriche. Als die Mongolen unter Hülegü (Kubilai Khans Bruder) Bagdad, das damalige Zentrum des Islams, einnahmen, steckten sie den Kalifen der Stadt gefesselt in einen Ledersack und trampelten ihn mit Pferden zu Tode – eine jahrhundertlange religiöse Tradition endete damit unter den Hufen der Pferde. In den Augen der Mongolen hatte man den Kalifen allerdings durchaus respektvoll behandelt. Schließlich verhinderte der Ledersack, dass sein Blut (sichtbar) vergossen wurde. Vielleicht hätte den japanischen Kaiser oder den Papst ein ähnliches Schicksal erwartet, wenn die Mongolen Edo oder Rom erreicht hätten. Im Mittleren Osten vernichteten die Mongolen die so genannten Ganats, unterirdische Kanäle zur Bewässerung der Wüste. Sie hatten auch in anderen Ländern Ernten und Lagerhäuser zerstört, um ihre Feinde auszuhungern und zu töten, durch den Entzug des Wassers erreichte ihre Grausamkeit jedoch einen neuen Höhepunkt. Ohne ein funktionierendes Bewässerungssystem war keine Landwirtschaft möglich, zumal nicht mit regelmäßigen Regenfällen zu rechnen war. Einige islamische Gelehrte sind sogar der Ansicht, dass sich der Mittlere Osten bis heute nicht von den Folgen der mongolischen Tyrannei erholt hat. Chinas Gesamtbevölkerung sank während der Mongoleneinfälle um etwa 30 Prozent. Angesichts der riesigen Einwohnerzahl des Landes ist dies eine erschreckend hohe Zahl. Allerdings werden bei dieser Hochrechnung neben den getöteten und verhungerten Chinesen auch die so genannten “fehlenden Generationen”, also Menschen, die nie geboren wurden, berücksichtigt. Auf kurze Sicht wurde der Bevölkerungsrückgang gewiss durch die Zerstörungswut der Mongolen ausgelöst, allerdings erlagen in der Folgezeit unzählige Chinesen verschiedenen Krankheiten und Seuchen. Wäre es den Japanern nicht gelungen, die Mongolen zurückzuschlagen und hätte der 109 Kamikaze die mongolische Flotte nicht vernichtet ... wer weiß, vielleicht hätte das Land der aufgehenden Sonne ein ähnliches Schicksal ereilt. Sicher, Kanäle können leichter zerstört werden, als Reisfelder. Trotzdem wäre vermutlich ein Großteil der japanischen Bevölkerung den grausamen Eroberern zum Opfer gefallen. In Ländern, in denen sich die Menschen den Mongolen widersetzten, gab es meist nur wenige Überlebende. Und auch die Samurai hätten den Mongolen vermutlich bis zum letzten Atemzug getrotzt. Dies gebot ihnen ihr überlieferter Ehrenkodex. Das Mongolische Heer “Ein unaufmerksamer Wachposten wird getötet. Ein betrunkener Bote wird getötet. Jeder, der einem Flüchtling Schutz gewährt, wird getötet. Ein Krieger, der Beute unterschlägt, wird getötet. Ein unfähiger Führer wird getötet.” — aus dem Yasak, Dschingis Khans Gesetzeswerk Als Dschingis Khan 1227 starb, bestand seine Armee aus etwa 130.000 Mann und weiteren 60.000 Reservisten. Diese Zahlen sind allerdings (wie alle Angaben zu mittelalterlichen Heeresgrößen) mit Vorsicht zu genießen. Immerhin behaupteten die Feinde der Mongolen, dass diese unendlich viele Soldaten in die Schlacht schickten – wer gibt schließlich gerne zu, dass er von einem Feind besiegt wurde, der einfach nur kampfstärker war, als das eigene Heer? Der Mythos der “zahllosen Horde” wurde von den erfolgreichen Khans bewusst aufrecht erhalten. Dschingis Khan erklärte jedem Besucher, dass er unendlich viele Soldaten befehligte – und seine Gäste glaubten ihm. Andererseits bezahlten die Wenigen, die seine Worte anzweifelten, ihre Kühnheit vermutlich mit ihrem Leben. Das Wort “Horde” wird übrigens vom türkischen “Ordu” abgeleitet. Es bedeutet nichts weiter als “Zeltlager”. Es gab verschiedene Gründe, warum die Beobachter Schwierigkeiten hatten, die Größe einer mongolischen Armee einzuschätzen. Die Hauptursache war vermutlich das hohe Marschtempo der Mongolen. Viele Zeitgenossen konnten einfach nicht glauben, wie schnell die mongolischen Kolonnen vorrückten. Als die Mongolen in Ungarn einfielen, legten sie beispielsweise in nur drei Tagen über 400 Kilometer zurück – durch eine tief verschneite Landschaft! Eine moderne Armee hätte trotz mechanischer Transportmittel Probleme, nach einem derartigen Gewaltmarsch kampfbereit zu bleiben. Es war also nicht verwunderlich, dass die Menschen die Truppenstärke der Mongolen überschätzten. Schließlich tauchten die Eroberer innerhalb weniger Tage an Orten auf, die hunderte von Kilometern voneinander entfernt waren. Keine andere Armee dieser Zeit marschierte auch nur annähernd so schnell. Ein außergewöhnlich hoher Prozentsatz (etwa 60 %) der mongolischen Bevölkerung diente in den Heeren des Khans. Diese Zahl ist selbst für ein Nomadenvolk sehr hoch. Auch die Frauen spielten in der mongolischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Einige Frauen zogen sogar an der Seite ihrer Männer in die Schlacht oder bildeten eigene Kampfverbände. Für die Männer war es eine Selbstverständlichkeit und eine große Ehre, in den Heeren des Khans zu dienen. Sie lernten bereits im frühesten Kindesalter zu reiten und zu jagen – Fähigkeiten, die einen guten Krieger auszeichneten. Unter Kubilai Khan wurde diese eher spielerische Ausbildung formalisiert. Mit Erfolg: Die Khans konnten immer auf ein schlagkräftiges Heer aus hervorragenden Soldaten zurückgreifen. Die disziplinierte Armee der Mongolen war in Abteilungen zu je 10, 100, 1000 und 10.000 Mann unterteilt, an deren Spitze ausschließlich kampferprobte und bewährte Befehlshaber standen. Auch Mitglieder des Adelsstandes mussten ihre Qualifikation (im Gegensatz zu allen anderen Heerführern dieser Zeit) zunächst unter Beweis stellen, bevor ihnen der Befehl über eine Armee anvertraut wurde. Nicht einmal die Mitglieder der Goldenen Familie waren von dieser Regel ausgenommen. Ein mongolischer Befehlshaber konnte von seinen Männern absoluten Gehorsam erwarten. Auch dies war in den zeitgenössischen Armeen bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Dank der enormen Disziplin ihrer Soldaten hatten die Mongolen gegenüber ihren sesshaften und zivilisierteren Gegnern einen entscheidenden Vorteil! Als das mongolische Reich wuchs, änderte sich unweigerlich auch die Zusammensetzung der Heere. Zum einen wurden andere Steppenvölker in die mongolische Gesellschaft eingegliedert, zum anderen rekrutierten die Mongolen nun auch Krieger und Spezialeinheiten der unterworfenen Völker. In Kubilai Khans Heeren dienten neben den traditionell nomadisierenden Mongolen chinesische Infanteristen, Mongolen aus sesshaften Kolonien, muslimische Ingenieure und Kanoniere, Kirpaken aus den russischen Steppen, christliche und iranische Alanen, Koreaner und, und, und. Die Versorgung der Truppen war ein logistischer Albtraum – und eine großartige Leistung Kubilai Khans. Dass es ihm gelang, den Nachschub auch auf Feldzügen (wie gegen die Sung) zu sichern, war ein Triumph. Der Nachschub an Pferden blieb (vor allem in China) das Hauptproblem der Mongolen. Die Pferdezucht war nie eine Stärke der Chinesen. Allerdings brauchten die mongolischen Herrscher dringend neue Pferde. Von hundert Pferden mussten die chinesischen Pferdezüchter daher ein Tier (zu einem niedrigen Festpreis) der mongolischen Regierung überlassen. Nicht selten wurden die Pferde kurzerhand konfisziert. Auf die Unterschlagung oder den Schmuggel der wertvollen Reittiere standen drakonische Strafen. Trotz aller Probleme gibt es Aufzeichnungen, dass teilweise bis zu 10.000 Pferde an die Heere der Mongolen geliefert wurden. Außerdem täuschten die Mongolen selbst geschickt eine größere Armee vor. Da jeder Krieger neben seinem Reitpferd vier bis fünf Ersatzpferde besaß, entstand bei den Gegnern der Eindruck einer riesigen Streitmacht. Manchmal banden die Mongolen auch Reisig an die Schwänze ihrer Pferde, um gewaltige Staubwolken aufzuwirbeln. Außerdem befestigten sie auf den Ersatzpferden Strohpuppen, um ihre Feinde zu täuschen. Die einfachen Tricks und Kriegslisten der Barbaren bewährten sich. Vor der Schlacht bei Chakirma’ut im Jahr 1204 hatten alle mongolischen Krieger Befehl, fünf Lagerfeuer zu entfachen. Schließlich war die Täuschung und Einschüchterung der Gegner ein wichtiger Bestandteil der mongolischen Strategie. 110 111 Strategie, Taktik und Waffen Wie alle Nomadenvölker verließen sich auch die Mongolen in der Schlacht auf berittene Bogenschützen und auf eine kampfstarke Kavallerie. In den mongolischen Armeen dienten daher vor allem leicht gepanzerte, berittene Bogenschützen. Der Angriff mit einer starken Reiterei hatte sich in den offenen Steppen seit Jahrhunderten bewährt. Vermutlich hätte auch Attila der Hunnenkönig die mongolischen Horden mühelos befehligen können. Alles in allem unterhielten die Mongolen eine – für mittelalterliche Verhältnisse – sehr moderne Streitmacht. Die Strategie der Mongolen war perfekt auf die Reiterei abgestimmt. Wie bereits erwähnt, legten die mongolischen Kolonnen innerhalb weniger Tage immense Entfernungen zurück. Für moderne Verhältnisse hatten die Soldaten nur wenige Ausrüstungsgegenstände im Gepäck. Jeder Krieger hatte überdies neben seinem Reitpferd mehrere Ersatzpferde. Häufig wechselten die Reiter ihre Pferde im vollen Galopp. Neben ihrer enormen Marschgeschwindigkeit hatten die Mongolen noch einen weiteren Vorteil: Eine perfekt funktionierende Informations- und Befehlskette. Im modernen Militärjargon wird diese Strategie des “Wissensvorsprungs” als C3I — Command, Control, Communications, Intelligence (Kommando, Kontrolle, Kommunikation und Spionage) bezeichnet. Das Kommando lag stets in den Händen der fähigsten Männer. Die Untergebenen hatten sich dem Befehl der Kommandeure widerspruchslos zu beugen. Die Übermittlung von Nachrichten war Aufgabe der “Pfeilboten”. Diese legten tagtäglich bis zu 190 Kilometer zurück (Marco Polo spricht sogar von 500 Kilometern, allerdings dürfte dies etwas übertrieben sein). Die Kuriere ritten zwischen den verschiedenen Kolonnen eines Heeres hin und her und ermöglichten dadurch das geschlossene Vorrücken aller Truppenteile. Keine andere Armee der damaligen Zeit war dazu in der Lage. Die Pfeilboten waren auf allen wichtigen Straßen des Reiches anzutreffen, da sie (sozusagen als Postboten) Nachrichten in alle Teile des Reichs beförderten. Diese Form der Kommunikation ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass in vielen anderen Armeen dieser Zeit die Befehle desjenigen befolgt wurden, der am lautesten brüllte. Die Mongolen waren hervorragende Spione — für ein Volk, das die meiste Zeit mit Beutezügen verbrachte, war dies äußerst wichtig. Selbst als Kubilai Khan seine Armeen mit chinesischen Fußsoldaten verstärkte, behielten die Mongolen ein überdurchschnittlich hohes Marschtempo bei. Sie hatten ein wichtiges militärisches Prinzip erkannt: Erreiche das Schlachtfeld mit möglichst vielen Kriegern vor dem Feind … Die Taktik der Kavallerie war perfekt auf die berittenen Bogenschützen abgestimmt. Die disziplinierten Abteilungen führten komplizierte Manöver aus, ohne (wie die japanischen Samurai und die Ritter Europas) ungestüm und ohne jede Strategie auf eigene Faust vorzupreschen, um sich einem “würdigen” Gegner zu stellen. Die Mongolen versuchten ihre Feinde einzukesseln, oder mit einem geschlossenen Angriff der Bogenschützen zu zermürben. Nicht selten setzten sie Kriegslisten ein, um ihre Feinde in einen Hinterhalt zu locken und bis auf den letzten Mann niederzumetzeln. Auf diese Weise fügten die Mongolen ihren Feinden meist vernichtende Niederlagen zu, ohne selbst nennenswerte Verluste zu erleiden. Allerdings waren die mongolischen Soldaten keine Nahkampftruppen, sondern dezimierten ihre Feinde aus sicherer Entfernung. 112 Gelegentlich kamen jedoch auch die Mongolen nicht umhin, ihre Feinde im Nahkampf zu stellen. Dies war die Aufgabe der schweren Kavallerie, einer Eliteeinheit. Die schwer gepanzerten Reiter ritten durch die Reihen der Gegner, um die zurückweichenden Feinde endgültig in die Knie zu zwingen. Natürlich brauchten die Mongolen effektive Waffen und robuste Pferde. Es ist also kein Zufall, dass die Mongolen fähige Pferdezüchter und großartige Reiter waren. Der mongolische Kurzbogen war deutlich effektiver als der englische Langbogen oder der asymmetrische Bogen der Samurai. Der Bogen wurde nicht aus einem einzigen Holzstück gefertigt, sondern bestand aus mehreren Schichten Horn, Sehnen und Holz. Diese Zusammensetzung gab dem Bogen eine außergewöhnliche Spannkraft. Obwohl der Bogen sehr kurz war (schließlich musste ihn ein Reiter aus vollem Galopp einsetzten), hatte er eine enorme Reichweite. Ein guter Bogenschütze traf ohne Schwierigkeiten Ziele in 300 Metern Entfernung. Beim Bogen der Mongolen war die Geschwindigkeit, mit der ein Pfeil die Sehne verließ, wichtiger, als dessen Gewicht. Die hohe Pfeilgeschwindigkeit und die Beschaffenheit des Bogens machten diesen in den Händen eines Experten zu einer präzisen und tödlichen Waffe – und die Mongolen waren fast ausnahmslos Experten. Die Khans bewahrten die überlieferten Strategien und übernahmen von ihren unterworfenen Feinden zahlreiche neue Kampftaktiken, die für die Belagerung von Festungen oder den Einsatz von Infanterieverbänden wichtig waren. Später kopierten auch die Muslime und (allen voran) die Christen die Kriegstechniken der Mongolen. Schiesspulver Wir widmen dem Schießpulver ein eigenes Kapitel, weil es für den Krieg in Japan von entscheidender Bedeutung war. Nie zuvor hatten die schockierten Samurai bisher eine ähnlich verheerende Waffe gesehen. Wann genau das Schießpulver als Waffe entdeckt wurde, ist unklar, allerdings setzten die Chinesen auf dem Schlachtfeld bereits um 1000 primitive “Flammenwerfer” ein – möglicherweise eine Abart des “Griechischen Feuers” der Byzantiner. Etwa 100 Jahre später verschossen chinesische Soldaten mit Bambusrohren Feuerkugeln – ein Experiment, das vermutlich viele Soldaten das Leben kostete. Die ersten “Schusswaffen” (Bambusrohre, mit deren Hilfe kleine Kugeln auf den Gegner gefeuert wurden) entstanden weitere 100 Jahre später. Die primitiven Handfeuerwaffen waren für den Schützen allerdings mindestens genauso gefährlich wie für das Opfer. Gleichzeitig setzten die Chinesen mit Kalk gefüllte Feuerwerkskörper ein, die das Schlachtfeld in eine ätzende Rauchwolke hüllten – die erste chemische Waffe war geboren. Für Menschen und Tiere war der ätzende Rauch äußerst unangenehm, zumal es vor den giftigen Dämpfen kein Entkommen gab. Als die Mongolen in Japan einfielen, gab es bereits chemische Feuerwerkskörper, die mit einem lauten Knall explodierten und den Gegner in eine dichte Rauchwolke hüllten. Wir wissen nicht, ob diese frühen Granaten, so genannte Huo-p’aos, anfangs Metallsplitter oder Steine enthielten, um die Gegner ernsthaft zu verletzen, oder ob die Explosion die feindlichen Einheiten nur verwirren sollte. Im 13. Jahrhundert gehörten die Huo-p’aoGranaten zu den gefährlichsten Waffen auf den Schlachtfeldern Japans. Die Samurai waren über diese neue Wunderwaffe verständlicherweise schockiert. In einigen Quellen finden sich Hinweise auf einen “Granatwerfer”, den Hui-hui p’ao. Ob es sich bei diesem seltsamen Gerät eher um ein Katapult oder um einen mit Pulver betriebenen Werfer handelte, ist allerdings unklar. 113 Seltsamerweise schenkte Kubilai Khan Verteidigungseinrichtungen gegen Sprengstoff, Kanonenkugeln oder andere Artilleriegeschosse keine Beachtung. Wir wissen mit Sicherheit, dass die Mongolen bei der Belagerung der Städte der Sung Stein-Katapulte einsetzten. Allerdings mussten sie (beispielsweise bei der Belagerung Pekings) lediglich einen aufgeschütteten Erdwall und zwei dünne Mauerringe überwinden. Mit einer Artillerie konnte man hingegen Löcher in die Mauern einer Festung schießen. Vermutlich ist das Schießpulver an sich eine Erfindung der Chinesen. Allerdings fand es erst im Mittleren Osten und bei den Muslimen als Treibladung für Fernwaffen Verwendung. Möglicherweise waren die Mongolen in dieser Zeit einfach sicher, dass kein feindliches Heer jemals eine mongolische Stadt erreichen würde. Mongolische Einheiten in Shogun: Total War Die Rekrutierung mongolischer Einheiten unterscheidet sich deutlich von der Ausbildung japanischer Truppen, da sie auf dem chinesischen Festland ausgebildet werden und mit Schiffen nach Japan übersetzen. Die Größe des mongolischen Einflussbereichs bestimmt die Anzahl und Art der rekrutierten Krieger. Vergesst jedoch nicht, dass in China und in der Mongolei nur begrenzte Truppenkontingente auf ihren Einsatz warten. Leichte Kavallerie Die Krieger der Leichten Kavallerie sind (wie alle Nomaden) geschickte Bogenschützen und exzellente Reiter. Sie haben Befehl, alle Feindbewegungen zu stören und die gegnerischen Armeen in einen Hinterhalt zu locken. Die Kriegstaktik der Mongolen ist optimal auf die wendige und schnelle Leichte Kavallerie abgestimmt. Die pfeilschnellen Bogenschützen kommen häufig wie ein Sturm über eine feindliche Armee: Sie sammeln sich, greifen an, ziehen sich zurück, und greifen sofort erneut an. Da die Bogenschützen nur eine leichte Rüstung tragen, eignen sie sich nicht für den Nahkampf. Schwere Kavallerie Die Schwere Kavallerie der Mongolen prescht durch die Reihen einfacher Soldaten, um diese auszuschalten. Die exzellenten Reiter tragen eine schwere Rüstung und attackieren ihre Gegner mit tödlichen Speeren. Verbände der Schweren Kavallerie eignen sich vor allem für Angriffe auf Infanterieeinheiten und demoralisierte Verbände. Scharmützler Diese schwer gepanzerten Einheiten sind mit Speeren, Schilden und Schwertern bewaffnet, obwohl sie nicht direkt in das Schlachtgetümmel eingreifen. Scharmützler sollten in größeren Verbänden vorrücken. Dank ihrer Rüstung sind sie (theoretisch) vor feindlichen Geschossen geschützt. Nachdem die Scharmützler ihre (drei) Speere geschleudert haben, ziehen sie sich zurück. Scharmützler sind keine Mongolen im eigentlichen Sinn, sondern chinesische Rekruten. Sie spielten in den Heeren Kubilai Khans eine entscheidende Rolle. 114 115 Speerwerfer Die koreanischen Speerwerfer eignen sich (wie die Speerwerfer der Japaner) hervorragend für die Abwehr von Kavallerieangriffen. Ihre Ausbildung ist zwar schlechter als die eines Samurai, allerdings sind sie eine verlässliche Stütze der mongolischen Armee. Wächter Die relativ langsamen Fußsoldaten sind besser gepanzert als die Speerwerfer. Sie ziehen mit einer etwa 2,5 Meter langen Schwertlanze (ähnlich der japanischen Naginata) in die Schlacht. Allerdings ist die Naginata der Samurai etwas effektiver. Die Einheiten sollten vor allem im Nahkampf oder gegen Truppen mit Fernwaffen eingesetzt werden. “Fehlende” Einheiten: Ashigaru-Arkebusiere, Musketiere und andere Als die Grenadiere der Mongolen in Japan landeten, waren die Samurai entsetzt ... zum ersten Mal standen sie Schusswaffen gegenüber. Die Mongolen fielen etwa 300 Jahre vor dem Beginn der Sengoku-Periode (und damit der Verbreitung der Schusswaffen durch die Europäer) in Japan ein. Da den Japanern im Kampf gegen die Mongolen weder Arkebusen noch Musketen zur Verfügung standen, können die entsprechenden Einheiten in dieser Zeit nicht ausgebildet werden. Es gib noch verschiedene andere Einheiten, auf die Ihr im Kampf gegen die Mongolen verzichten müsst: Kriegermönche, Ninja und Ashigaru-Speerwerfer. Grenadiere Nur geschickte und absolut furchtlose Soldaten haben die Nervenstärke, hochexplosive Granaten auf ihre Feinde zu schleudern. Die Granaten sind (vorsichtig ausgedrückt) unberechenbar. Nicht selten werden durch die Explosion auch verbündete Einheiten in Stücke gerissen. Grenadiere können sich auch versehentlich selbst in die Luft sprengen. Im Nahkampf werden sie von ihren Gegnern meist mühelos überwältigt. Japanische Einheiten im Kampf gegen die Mongolen Ashigaru-Armbrustschützen Die Armbrust war ursprünglich eine chinesische Waffe, die die Japaner im Laufe der Zeit kopierten und gelegentlich einsetzten. Auch die Armbrust hatte (wie jede Waffe) Vor- und Nachteile. Die Ausbildung eines Armbrustschützen war (im Gegensatz zur Ausbildung eines Bogenschützen) ein Kinderspiel. Jeder Mann, der stark genug war, die Waffe zu spannen, konnte sie auch einsetzen ... unzählige Hebel, Federn und Mechanismen erleichterten das Spannen der Waffe zusätzlich. Natürlich hatte die Armbrust auch einen entscheidenden Nachteil: Es dauerte relativ lange, einen neuen Bolzen einzulegen und die Waffe wieder zu spannen. Ashigaru-Armbrustschützen sind sehr preiswert. Allerdings braucht Ihr für ihre Ausbildung ein Bogen-Dojo. Im Nahkampf sind die Armbrustschützen absolut nutzlos. Wenn sich feindliche Truppen nähern, ergreifen die Armbrustschützen meist panisch die Flucht! 116 117 MITWIRKENDE SEGA EUROPE LIMITED CEO of SEGA Europe / SEGA America Naoya Tsurumi President/COO of SEGA Europe Mike Hayes Development Director Gary Dunn Head of Development – Europe Brandon Smith Production James Brown Darius Sadeghian Creative Director Matthew Woodley Director of European Marketing Gary Knight Senior Producer Carl Jones Head of Brand Marketing Helen Nicholas European PR Lynn Daniel Kerry Martyn Brand Manager Darren Williams International Brand Manager Ben Stevens Creative Services Tom Bingle Keith Hodgetts Akane Hiraoka Arnoud Tempelaere Alison Warfield Online Marketing Manager Web Editor Senior Web Designer Head of Development Services QA Supervisor Master Tech. Lead Testers Testers Morgan Evans Romily Broad Bennie Booysen Mark Le Breton Marlon Grant Stuart Arrowsmith John Hegarty Denver Cockell Phongtep Boonpeng Rickard Kallden Andrzej Lubas Dominic Taggart Hercules Bekker Hany Gohary Dave George LIZENZVEREINBARUNG Bitte lesen Sie die folgenden Informationen behutsam, da in diesen Ihre fixierten Rechte von Sega Corporation von 1-2-12, Haneda, Ohta-ku, Tokyo, 144-8531 Japan und dessen angeschlossenen Unternehmen ("Sega") bezüglich der Benutzung der im Spiel eingegliederten Spiel-Software aufgelistet sind. WENN SIE MIT DIESEN BEDINGUNGEN NICHT ÜBEREINSTIMMEN, wird Ihnen die Benutzung der Spiel-Softwarenicht gestattet. Sega bittet Sie darum, eins der Kundenberatungszentren zu kontaktieren, die in den der Spiel-Software beiliegenden Informationen aufgelistet sind. Bitte beachten Sie, dass für den Anruf zum Kundenberatungszentrum eine Gebühr entfallen kann. 1. Lizenz zur Benutzung der Software Der Begriff "Spiel-Software" beinhaltet die Software in diesem Spiel, assoziierte Medien,jegliche Software, die mit dem Online-Modus des Spiels in Verbindung steht, jegliche gedruckte Materialien, jegliche elektronische oder OnlineDokumentation und alle anderen aus solcher Software und Materialien hervorgegangenen Kopien und abgeleiteten Arbeiten. Sega gestattet Ihnen das nicht-exklusive, nicht übertragbare eingeschränkte Recht und die Lizenz,die Spiel-Software zu installieren und deren Kopienur für den persönlichen Gebrauch zu benutzen. Alle Rechte, die nicht ausdrücklich durch diese Lizenz übertragen wurden, verbleiben bei Sega. Die Spiel-Software wurde für Sie lizensiert und nicht an Sie verkauft. Diese Lizenz verleiht Ihnen keinerlei Anspruch oder Eigentumsrechte der Spiel-Software und darf nicht als Verkauf oder Weiterleitung jeglicher geistiger Eigentumsrechte der Spiel-Software interpretiert werden. 2. 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Schadensersatz Sie erklären sich bereit, Sega, dessen Partner, angeschlossene Unternehmen, Auftragnehmer, leitende Angestellte, Geschäftsführer, Arbeitnehmer und Bevollmächtigte zu entschädigen, und von jeglicher finanzieller Haftung, Ansprüchen, Kosten und Ausgaben (einschließlich Gerichtskosten) auszuschließen, die direkt oder indirekt aufgrund Ihrer Handlungen oder Unterlassungen zu handeln, auf unsachgemäße Benutzung der Spiel- Software, die nicht mit den Bedingungen dieses Abkommens übereinstimmt, zurückzuführen ist. 9. Sonstiges Diese Lizenz und der Bezugsvertrag, auf den Sie treffen, wenn Sie die Spiel-Software im Online-Modus spielen, stellen das gesamte Abkommen zwischen Sega und Ihnen bezüglich der Benutzung der Spiel-Software dar und tritt an Stelle aller vorherigen Abkommen und Vertretungen, Garantien oder Übereinkünfte (ob nachlässig oder unschuldig verursacht, betrügerische Absicht ausgeschlossen). Wenn eine Vorschrift dieser Lizenz aus irgendeinem Grund für nicht vollstreckbar gehalten wird, wird diese Vorschrift nur insoweit umgeformt werden, dass sie durchführbar ist und die verbleibenden Vorschriften dieser Lizenz nicht beeinflusst werden. Diese Lizenz schließt Dritte davon aus, jeglichen Gewinn oder Rechte aus den Bedingungen dieser Lizenz einzuklagen, und die Vorschriften der Verträge (Rechte Dritter), Gesetz 1999 (da von Zeit zu Zeit berichtigt und abgeändert), sind ausdrücklich ausgeschlossen. Diese Lizenz wird von den englischen Gesetzen beherrscht und dem nicht-exklusiven Gerichtsstand der englischen Gerichte unterworfen. 119 GARANTIE GARANTIE: SEGA Europe Limited garantiert Ihnen, dem ursprünglichen Käufer dieses Spiels, dass dieses Spiel im Wesentlichen 90 Tage ab dem Erstkaufdatum wie in der beiliegenden Anleitung beschrieben funktioniert. Sollten Sie innerhalb dieser Garantiezeit von 90 Tagen auf ein Problem stoßen, hat Ihr Händler die Möglichkeit, Ihnen das Spiel nach seiner Wahl entweder kostenfrei zu reparieren oder zu ersetzen. Dabei ist unten beschriebene Vorgehensweise unbedingt einzuhalten (strengstens verboten). Diese begrenzte Garantie (a) gilt nicht bei geschäftlicher oder gewerblicher Verwendung des Spiels und (b) tritt außer Kraft, wenn die aufgetretenen Schwierigkeiten auf Unfälle, Missbrauch, Viren oder unsachgemäße Anwendung zurückzuführen sind. Diese begrenzte Garantie verleiht Ihnen bestimmte Rechte. Außerdem stehen Ihnen eventuell positive oder andere Rechte unter Ihrer örtlichen Rechtssprechung zu. GARANTIEANSPRÜCHE: Wenden Sie sich mit Ihren Garantieansprüchen bitte immer an den Händler, bei demsSie das Spiel gekauft haben. Geben Sie das Spiel zusammen mit einer Kopie des Originalkaufbelegs und einer Beschreibung der aufgetretenen Schwierigkeiten zurück. 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