Wer nichts wird, wird Hirt - JSV

Transcription

Wer nichts wird, wird Hirt - JSV
„O du fröhliche“: Pfarrer Christoph Peters stimmte mit den Besuchern der Kia-Kaffeestube an Heiligabend auch Weihnachtslieder an.
Nach dem Tod von Kia-Gründerin Elfie Blanke hatte sich auf seine Initiative rasch ein Unterstützer-Kreis gebildet. ■ Fotos: Salmen
„Wer nichts wird, wird Hirt“
Judo-Verein organisiert Weihnachtsfeier für Bedürftige in der Kia-Kaffeestube
LIPPSTADT ■ Da sind die alten Männer, die sonst niemanden haben. Oder die ExKnackis, die im Teufelskreis
von Wohnungs- und Arbeitslosigkeit kein Bein auf
den Boden bekommen. Und
die junge Mutter, die mit ihren beiden Töchtern an Heiligabend die Kaffeestube in
der Unionstraße aufsucht,
um ihnen wenigstens ein
kleines Festmahl an Weihnachten zu ermöglichen.
„Keiner ist allein“, bedeutet das Kürzel der Bedürftigen-Initiative Kia. Und an
kaum einem Tag dürfte diese Botschaft wichtiger sein
als am Fest der Familie, das
viele Menschen besonders
schmerzhaft ihre Einsamkeit spüren lässt. Etwa 20
Menschen vom Rand der Gesellschaft konnten an Heiligabend zumindest für ein
paar Stunden Gemeinschaft
erfahren. Diesmal durfte sogar das Kia-Team um Gisela
König einen Gang zurückschalten. Denn organisiert
und durchgeführt wurde
die Weihnachtsfeier von einem guten Dutzend freiwilliger Helfer des Judo-Sportvereins Lippstadt.
„Das ist ja wie Erntedank“, entfuhr es Pfarrer
Christoph Peters, als er die
Kaffeestube betrat. An einer
Tafel mit roten Tischdecken, Kerzen und Tannengrün ließen sich die Gäste
eine Mahlzeit mit Braten,
Erbsen, Möhren und Kartoffeln schmecken, während
die Sportler schon Kuchen
und Torten anrichteten.
„Es ist ein kleines Wunder, dass wir überhaupt
heute in der Kia Weihnachten feiern dürfen“, sagte Pe-
Jacqueline Madeya und Henrik
Maja vom Judo-Verein servierten Kuchen und Torte.
ters in Anspielung auf die
Turbulenzen, in die der Verein nach dem Tod der Gründerin Elfie Blanke geraten
war. Hinter einer Engelsfigur hing am Dienstag ihr
Bild an der Wand.
Peters machte den Menschen Mut. Die Hirten hätten einst in der Gesellschaft
nichts gegolten. „Wer im
Leben nichts wird, wird
Hirt“, sei die Devise gewesen. Nach der Bibel seien sie
aber als die ersten Besucher
zur Krippe geeilt, Jesus
selbst habe sich als „guter
Hirte“ bezeichnet. Deshalb
sei die Weihnachtsgeschichte eine „Hoffnungsgeschichte“, betonte der Pfarrer.
„Ich finde, wir haben einen
Gott der kleinen Leute.“
Mit Schals, Mützen und
Handschuhen hatte der
Judo-Verein noch Geschenke für den Winter mitgebracht. Jeder bekam auch
eine Gabentüte. Ganz eng
hielt ein kleines blondes
Mädchen am Ende die beiden Kuscheltiere im Arm,
die sie darin fand. ■ isa