Zwei Creditoner wollen die Geschichte nachhaltig und

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Zwei Creditoner wollen die Geschichte nachhaltig und
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Dienstag, 12. Mai 2015
Dienstag, 12. Mai 2015
Zwei Creditoner wollen die Geschichte
nachhaltig und eindringlich erzählen
Die Engländer Rod Brookes und Anthony Richards stellten OB Möller die neue Bonifatius-Installation in Crediton vor
Von Michael Schwab
sein, dass das Opus in allen
drei Partnerstädten mit
rund 20 Schauspielern aus
drei Ländern und jeweils lokaler Chor- und Orchesterbegleitung aufgeführt werden kann. Dazu müssen
Brookes und Richards allerdings noch kräftig die Werbetrommel rühren, vor allem hinsichtlich der Finanzen. Große Hoffnung setzen
beide auf das EU-Programm
„Creative Europe“, flankierend sind Sponsoren aus
den jeweiligen Partnerstädten notwendig.
FULDA. Das südenglische
Crediton möchte das Band
der Verbindung zu Fulda
noch enger knüpfen. Einerseits über Bonifatius:
Sein Leben und vor allem
die Frage, wie sein europäisches Wirken für viele Creditoner im Alltag sichtbarer werden kann, ist einer
von zwei Anknüpfungspunkten. In einem weiteren Projekt möchten die
beiden Initiatoren Rod
Brookes und Anthony Richards ihre Partnerstädte
in
Frankreich
und
Deutschland durch ein
Theaterstück mit Chorund Orchesterelementen
einander näher bringen.
Ihre Überlegungen stellte
das Projektteam Oberbürgermeister Gerhard Möller
bei einem Besuch im Stadtschloss vor.
Interessante Idee
Von Fenstern inspiriert
Die Erinnerung an Bonifatius hält vor allem die katholische Pfarrei von Crediton
wach. Aber auch einige sehr
schöne, bunte Fenster der
mittelalterlichen
„Holy
Cross Church“ erzählen einen Teil der Geschichte, die
die Heimat des angelsächsischen Missionars mit den
Orten seines späteren Wirkens verbindet. Für Rod
Brookes die entscheidende
Initialzündung zu seiner
Idee: Ließe sich nicht etwas
Vergleichbares wie die Fenster als Kunstobjekt mitten
im Herzen der englischen
Kleinstadt aufstellen? Eine
heimische Künstlerin riet
aus praktischen Gründen
schnell ab. Nur im dunklen
Kirchenschiff würde das Zusammenspiel aus farbigen
Fenstern und Licht funktionieren, nicht jedoch bei Tageslicht im Freien. „Wir entschieden uns daher für eine
Bogenfenstern
ähnelnde
Rahmenkonstruktion und
bespannten diese mit Fahnenstoff aus Nylon“, beschreibt Brookes die Alternativvariante. Am Wochenende vom 12. und 13. Juni
soll die Installation aus acht
Rahmen mit ausschnitthaf-
Die „Holy Cross Church“ von Crediton ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst.
ten Szenen aus dem Leben
des Bonifatius der Öffentlichkeit in Crediton während eines großen Stadtfestes präsentiert werden.
Bonifatius im
Mittelpunkt
Grundgedanke der Idee
war für Brookes, „Bonifatius
in der öffentlichen Wahrnehmung wieder mehr in
den Mittelpunkt zu rücken“.
Weniger eine tiefe religiöse
Beziehung zum großen angelsächsischen Missionar,
als vielmehr die Bedeutung
der historischen Persönlichkeit und sein Wirken, wie
das Fällen der Donareiche
bei Geismar, inspirierten
Brookes zu seinem ambitionierten Projekt. Mittlerweile
gibt es in Crediton auch
schon Stadtführungen zum
Thema Bonifatius. Und Gäste des Stadtfestes werden
sich auf ein sogenanntes
„Reinactment“ freuen können, auf dem von Darstellern die Geschichte von Bonifatius in historischen Kostümen nacherzählt wird.
Während das „Bonifatius-
Projekt“ bereits Realität ist,
sind Brookes und Richards
momentan fleißig dabei, ihr
gemeinsames Theaterprojekt voranzubringen. In den
Partnerstädten werben sie
für ihre Idee, tragen historisches Quellenmaterial zusammen, wozu unter anderem auch ein Besuch bei
Kulturamtsleiter Dr. Thomas Heiler im Stadtarchiv
diente, und knüpfen Kontakte zu potenziellen Mitwirkenden. Denn sowohl in
Crediton als auch im französischen Avranches und in
Fulda sollen lokale Akteure
das Stück textlich und musikalisch ausgestalten. „In
dem Stück geht es uns darum, die Ähnlichkeiten der
Lebensumstände der Menschen in allen drei Ländern
während des Ersten Weltkriegs
herauszuarbeiten“,
erläutern die beiden Projektverantwortlichen das Konzept. Bislang habe man diese
Zeitphase eher nur aus englischer Sicht betrachtet. „Als
wir uns intensiver mit diesem Thema beschäftigt haben, stellten wir fest, wie
ähnlich doch vieles bei den
Rod Brookes stellt Oberbürgermeister Möller seine Idee anhand von Bildmotiven aus der „Holy
Cross Church“ vor. Bildmitte: Stadtarchivleiter Dr. Thomas Heiler.
Kriegsbeteiligten war. Jeder
glaubte, Gott auf der eigenen Seite zu haben und
hoffte, dass der Krieg schnell
vorüber
wäre.
Deshalb
möchten wir mit unserem
Stück die individuellen Erfahrungen der Menschen in
unseren Partnerstädten kennenlernen und so Geschichte erzählen.“
Unterstützung erhofft
Noch existiert kein Skript,
aber ein Konzept. Brookes
und Richards sind zurzeit
unterwegs, um es vorzustellen und zu erfahren, wie interessiert die Bevölkerung in
den Partnerstädten (auch in
Fulda) an diesem im besten
Sinne „europäischen Projekt“ ist. Avranches ist nach
Brookes Worten bei dem
Vorhaben gerne mit dabei.
Nicht zuletzt, weil der derzeit amtierende Bürgermeister David Nicolas zuvor Archivleiter war und so besondere Bezüge zur Geschichte
hat. Auch in Fulda hoffen
beide auf Unterstützung ihres Vorhabens, das zeigen
soll, dass „das Europa von
heute sich infolge des Ersten
Weltkriegs so darstellt, wie
wir es kennen“. Gleichzeitig
soll es eine Mahnung sein,
nie wieder miteinander in
Konflikt zu geraten. „Wir
wollen kein Melodram
schaffen, sondern mit unserem Werk nachhaltig wirken“, bringt es Brookes auf
den Punkt. „Wir werden in
unserem Stück reflektierende Strukturen schaffen, die
anregen sollen, über den
Krieg nachzudenken“, ergänzt Richards, der seine Erfahrung als Theaterdirektor
in die Produktion einbringt.
Im Umfeld von Crediton arbeitet er bereits seit Jahren
erfolgreich mit professionellen
Schauspielern
und
„Amateuren“ zusammen.
Um zumindest schon einmal den Creditonern und
ihren Gästen aus den Part-
Fotos: Michael Schwab
nerstädten einen kleinen
Vorgeschmack auf das künftige Werk geben zu können,
hat Anthony Richards szenenhafte Ausschnitte erarbeitet, die er voller Erwartung auf die Resonanz des
Publikums während des Festes gemeinsam mit einigen
Akteuren präsentieren wird.
2017 soll es dann soweit
Fuldas Verwaltungschef
bezeichnete das von Brookes und Richards vorgestellte Projekt als „interessante
Idee“. Allerdings bedürfe es
noch einiger Anstrengungen, um es Wirklichkeit werden zu lassen. In der neuen
„Bonifatius-Installation“ in
Crediton sieht Möller hingegen einen spannenden Ansatz, das Leben des großen
Heiligen und Missionars
von europäischer Dimension in den Alltag hinein zu
holen. Zugleich sei dieses
Werk ein Zeichen für die gemeinsame Geschichte der
Städte, die sich auf Bonifatius berufen, wie der Geburtsort Crediton, aber auch Fulda als letzte Ruhestätte und
Dokkum, wo der Heilige den
Märtyrertod erlitt.
AMTLICHE BEKANNTMACHUNGEN
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Dienstag, 12. Mai 2015
Gelungenes Beispiel für erfolgreiche
interkommunale Zusammenarbeit
OB Möller freut sich über neues Logistikzentrum der Geis-Gruppe und äußert sich zum Einzelhandelsgutachten
Von Michael Schwab
FULDA/EICHENZELL. In
nur fünfmonatiger Bauzeit entstand in Eichenzell
eine der modernsten Güter-Umschlaganlagen.
Rund zehn Millionen Euro
investierte die international agierende Unternehmensgruppe Geis mit
Stammsitz im fränkischen
Bad Neustadt in das Speditionsterminal, mit dem es
seine Umschlagkapazitäten in der Region Fulda
verdreifacht hat.
Wichtiges Ereignis
Für die Stadtregion und die
beteiligten Gemeinden Eichenzell, Künzell und Petersberg sowie deren Bürgermeister Dieter Kolb, Peter
Meinecke und Karl-Josef
Schwiddessen, „aber gerade
auch für uns in Fulda ein
wichtiger Tag und ein ungemein wichtiges Ereignis,
dass sich ein so großes Unternehmen im interkommunalen Gewerbegebiet an
einem für die Logistik exzellenten Platz niedergelassen
hat“,
kommentierte OB
Gerhard Möller die Ansiedlung. Fuldas Wirtschaftsdezernent sieht darin ein „herausragendes Beispiel“, wie
interkommunale
Zusammenarbeit
funktioniert.
DIVERSES
Das neue Logistik-Terminal verfügt über zirka 6000 Quadratmeter Umschlagsfläche und einen rund 1200 Quadratmeter umfassenden Bürokomplex. Wirtschaftsdezernent Gerhard Möller ist begeistert und drückt dies im Gespräch mit Firmenchef Wolfgang
Geis sowie IHK-Präsident Bernhard Juchheim aus.
Foto: Michael Schwab
Möllers besonderer Dank
galt seinem Bürgermeisterkollegen Kolb. Mit viel Engagement, Verhandlungsgeschick und raschem Handeln der Verwaltung habe er
die Grundlage für das neue
Logistikterminal des Unternehmens im Eichenzeller
Ortsteil Kerzell gelegt. Das
Beispiel Geis zeige, dass über
interkommunale
Ansiedlungspolitik „nicht geredet,
sondern gehandelt wird.“
Einzelhandelsgutachten
Als weiteres Beispiel gelungener Zusammenarbeit
führt Möller das Einzelhandelsgutachten für die Stadtregion an, das zurzeit in Arbeit ist. Der Lenkungsausschuss, der sich aus den an
der interkommunalen Zusammenarbeit beteiligten
Bürgermeistern zusammensetzt, hatte das Konzept in
Auftrag gegeben. Abwickler
ist die Stadt. Laut Wirtschaftsdezernent
Möller
handelt es sich dabei um einen „ersten wichtigen Baustein“ in der Ergänzung der
öffentlich rechtlichen Vereinbarung zum interkommunalen
Gewerbegebiet
und zu den Beschlüssen, die
alle Partner zur geplanten
Standortverlagerung
des
Möbelanbieters Sommerlad
getroffen haben. Das Gutachten, so die Absicht aller
Beteiligten, wird eine Bestandsaufnahme
vornehmen.
„Selbstverständlich
werden die Repräsentanten
des Handels mit einbezogen“, bekräftigte Möller im
Zusammenhang und betonte zugleich, dass dies von
vornherein so geplant gewesen und auch so mit den
Kommunen abgestimmt sei.
Logistikterminal
Das neue Logistik-Terminal verfügt über zirka 6000
Quadratmeter Umschlagsfläche und einen rund 1200
Quadratmeter umfassenden
Bürokomplex. Attraktiv für
Kunden unterschiedlichster
Branchen ist die Lage – zen-
tral in Deutschland und nahe den Autobahnen A7 und
A66. Das ist eine ideale Voraussetzung für weitere Services:
„Zusätzlich
zum
Stückgut-Umschlag sind wir
am neuen Standort als Gebietsspediteur für die Automobilindustrie im Einsatz“,
sagt Niederlassungsleiter Ramon Walter. „Zudem steuern wir von hier unser noch
relativ junges Produkt‚ Geis
Direkt‘.“ Dieser Service umfasst die qualitativ hochwertige Abwicklung deutschlandweiter Teil- und Komplettladungen, die nicht in
das klassische Stückgut-Raster passen.
Für die Zukunft gerüstet
Mit der Inbetriebnahme
des Umschlagszentrums hat
Geis zudem begonnen, die
Leistungspalette vor Ort
auszuweiten. Von Eichen-
zell aus richtete das Team bereits weitere nationale und
internationale
Direktverkehre ein. Künftig ist auch
der Ausbau der Logistik- und
Mehrwertlösungen möglich
– dafür bestehen auf dem
rund 56000 Quadratmeter
großen Grundstück weitere
Flächen, auf denen eine Logistikanlage errichtet werden kann. Zurzeit sind
knapp 50 Mitarbeiter im
neuen Terminal beschäftigt.
In den kommenden Jahren
ist eine Steigerung auf 130
bis 150 Arbeitsplätze in der
Endausbaustufe möglich.
Im Raum Fulda ist Geis bereits seit fast 30 Jahren aktiv
– und ein verlässlicher Partner für namhafte Unternehmen im Umkreis Fulda, Alsfeld, Vogelsberg, Schlüchtern und Rhön. „Die Region
bietet großes Potenzial“, sagen die geschäftsführenden
Gesellschafter Hans-Georg
Geis und Wolfgang Geis.
„Mit der neuen Anlage, unserer gewohnten Zuverlässigkeit und Qualität wollen
wir
Wachstumschancen
nutzen und Bestands- und
Neukunden
zusätzliche
Möglichkeiten eröffnen.“
GEIS-GRUPPE
Die
Geis-Gruppe
mit
Stammsitz im fränkischen
Bad Neustadt hat sich seit
ihrer Gründung 1948 zu einem globalen Full-ServiceLogistikdienstleister
mit
mehr als 5.200 Mitarbeitern an europaweit 112 eigenen Netzwerk- und Logistikstandorten entwickelt
(Stand: 31. März 2015).
Das inhabergeführte Unternehmen bietet seinen
Kunden das komplette logistische Leistungsspektrum: vom klassischen
Lkw-Verkehr über globale
Luft- und Seefracht bis zu
komplexen
logistischen
Dienstleistungen.
Gute Idee auch für andere Städte
Rolli-Challenge Fulda stößt auf große Resonanz / Barrierefreiheit wichtiges Thema
FULDA (fd). Hunderte Interessierter haben HansUwe Theele auf die Aktion
„Rolli Challenge“ angesprochen, sich informiert
und mitgemacht. Diese
positive Zwischenbilanz
zog jetzt der Initiator und
1. Vorsitzende der IGbFDInteressengemeinschaft
barrierefreies Fulda.
Schon im Vorfeld war der öffentliche Zuspruch und die
Unterstützung von zahlreichen Gastronomen und
ortsansässigen
Betrieben
sehr groß. Inzwischen gibt
es zahlreiche Videotrailer im
Internet, und auch RTL hat
einen Fernsehbeitrag gedreht und bereits am 5. Mai
ausgestrahlt. „Somit hat eine hohe sechsstellige Zahl
von Menschen Informationen zur Rolli-Challenge Ful-
Hans-Uwe Theele gibt Nicht-Gehbehinderten die Möglichkeit,
mit dem Rollstuhl die Innenstadt zu erkunden.
Foto: privat
da, die noch bis zum 6. Juni
läuft, aus erster Hand erhalten“, freut sich Theele.
Bisher haben circa 300 Interessierte selbst an der Aktion teilgenommen und von
Woche zu Woche wird die
durchschnittliche Teilnehmerzahl größer. Was aber genauso wichtig wie die Selbsterfahrung ist: Für viele „ist
Barrierefreiheit in Fulda
plötzlich ein großes Thema,
wenn sie die vielen Rollstuhlfahrer in der Stadt beobachten“, meint der Ideengeber. Aber nicht nur von
Bürgern und Geschäftsleuten aus Fulda, aus ganz
Deutschland hat die IGbFD
Zuspruch bekommen. Auch
die Beauftragte der Hessischen Landesregierung für
Menschen mit Behinderungen, Frau Müller-Erichsen,
habe inzwischen den Verantwortlichen der IGbFD
für ihr „tolles Engagement
in Fulda gedankt.“
Die Anrufe, Interneteinträge und Mails nehmen
kein Ende. IGbFD-Vorsitzender Theele geht davon
aus, dass die Rolli-Challenge
ein Exportschlager wird und
zahlreiche andere Städte
dieses Konzept aufgreifen
werden.