Berufskolleg Opladen – Eine Schule mit internationalen Kontakten

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Berufskolleg Opladen – Eine Schule mit internationalen Kontakten
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Berufskolleg Opladen – Eine Schule mit
internationalen Kontakten
wurde in aller Eile eine Fete mit gutem Essen, Bier und
Tanzmusik veranstaltet. Gleichzeitig wurden die Lehrer
einig, dass eine nähere Zusammenarbeit zwischen den
beiden Schulen positiv wäre.
Langjährige Schulpartnerschaft mit der Aalborg Handelsskole (Dänemark)
Seitdem hat es oftmals einen Schüleraustausch und
Kontakte zwischen den beiden Schulen gegeben. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben teilgenommen
und dazu beigetragen, die gute Zusammenarbeit zu
entwickeln und zu zementieren. Die Leitungen der beiden Schulen haben während des ganzen Verlaufs die
vielen Aktivitäten unterstützt.
Grußwort des Schulleiters Hugo Michelsen
Der Anfang der Zusammenarbeit zwischen dem Berufskolleg Opladen und der Aalborg Handelsskole war etwas außergewöhnlich, da der damalige Direktor der
Aalborg Handelsskole bei einigen Freunden einen
Lehrer aus Deutschland getroffen hatte, der an der
Herstellung einer Schulpartnerschaft mit der Aalborg
Handelsskole interessiert war.
Während der Besuche in Opladen und Aalborg haben
die Teilnehmer u. a. an folgenden Themen gearbeitet:
Es war 1977 und der deutsche Lehrer war Herr Hajo
Jommersbach, der mit einer Schülergruppe in einem
Pfadfinderhaus in der Nähe von Aalborg wohnte. Zwei
Deutschlehrerinnen der Aalborg Handelsskole organisierten schon am gleichen Tag ein Treffen zwischen den
deutschen Schülern und einer dänischen Klasse.
Die Zusammenarbeit war ein voller Erfolg und abends
• Größere gemeinsame Projekte über Wirtschaft,
Kultur, Politik oder Sport sowie über den Einfluss
der EU in Deutschland und Dänemark
• Erarbeitung von Stadtprofilen Leverkusens und
Aalborgs
• Unternehmensführungen und Besuche von Museen
Zudem hat es Ausflüge und soziale Veranstaltungen
gegeben. Parallel dazu hat es Lehreraustausch gegeben.
An der Aalborg Handelsskole schätzen wir diese Zusammenarbeit sehr und sehen deren Weiterentwicklung
entgegen – zu Gunsten der Schüler/-innen und der Lehrer/innen der beiden Schulen. Zum Jubiläum des Berufskollegs Opladen gratulieren wir Ihnen somit sehr herzlich.
Gleichzeitig wünschen wir Ihrer Schule in Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Hugo Michelsen
Schulungsleiter
Das Handelsgymnasium Saxogade
Aalborg Handelsskole
Die dänischen Gäste im BAYCOMM. 1995. Rechts im Bild
jeweils mit Krawatte: Hugo Michelsen (Schulleiter Aalborg
Handelsskole) und Hajo Jommersbach (Fachbereichsleiter BKO)
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Junge Kontakte zum Lycée Professionnel Sévigné
(Frankreich)
LilIe, 2004 auch europäische Kulturhauptstadt, ist die
Hauptstadt des französischen Nordens und mit der
modernen führerlosen Metro in einer knappen Stunde
von Tourcoing erreichbar, ebenso wie Villeneuve d'Ascq,
die Partnerstadt von Leverkusen.
Französische Partnerschule des Berufskollegs Opladen
ist das Lycée Professionnel Sévigné in Tourcoing (Nordfrankreich). Erfreulich ist, dass dieser Kontakt gerade
im Jubiläumsjahr intensiviert werden kann. Im Juni
2005 unternimmt der Französisch-Kurs mit Schülerinnen und Schülern des Wirtschaftsgymnasiums und der
Höheren Handelsschule eine vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) geförderte Projektfahrt nach
Tourcoing. Ein erster Gegenbesuch anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Schuljubiläum ist geplant.
Das Lycée Professionnel Sévigné ist hinsichtlich der
Größe mit dem Berufskolleg Opladen vergleichbar.
Der Schwerpunkt liegt im Bereich Wirtschaft, die
Schülerinnen und Schüler können in den Fachrichtungen
„Sekretariat“, „Rechnungswesen“ und „Handel“ ihr
Abitur (bac professionnel) ablegen.
Stadtführung in Lille. Projektfahrt 2005
Außerdem führt das Lycée Professionnel Sévigné noch
andere Schwerpunkte, z. B. die „Haus- und Gesundheitswirtschaft“. Hier bieten sich Chancen für eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem neuen Bildungsgang
„Gesundheit/Pflege“ des Berufskollegs Opladen. Bildungsgänge, die erst nach dem Abitur beginnen (postbac), runden das Angebot der Partnerschule ab.
Somit bietet die Region insgesamt für das Berufskolleg
Opladen viele Chancen. Frankreich ist unser wichtigster
Partner, in kultureller, vor allem aber auch in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Französisch ist
Weltsprache und europäische Nachbarschaftssprache.
Im heutigen Europa ist Mehrsprachigkeit geboten und
kulturelle Vielfalt stellt auch Schülerinnen und Schüler
der berufsbildenden Schulen vor große Herausforderungen.
Die Stadt Tourcoing selbst (wie auch Roubaix) hatte im
letzten Jahrhundert Weltgeltung in der Textilindustrie.
Die Spuren dieser Vergangenheit sind noch heute
anzutreffen, die strukturellen Umbrüche aber zum
größten Teil vollzogen. Die Stadt bleibt bedeutend,
wenn auch die Nachbarstadt LilIe mittlerweile eine
größere Bedeutung in der Region hat.
Im Zusammenhang mit der Intensivierung des Kontaktes
zum Lycée Professionnel Sévigné werden Schülerinnen
und Schüler, die Französisch als zweite Fremdsprache
wählen, auf die DELF-Prüfung vorbereitet.
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Dieses Fremdsprachenangebot ergänzt die fremdsprachliche Ausrichtung des Berufskollegs Opladen. Im
Wirtschaftsgymnasium besteht die Möglichkeit, parallel
zum Abitur die Prüfung zum Fremdsprachenkorrespondenten vor der Industrie- und Handelskammer abzulegen. Auszubildende verschiedener Berufe (z. B.
Industriekauffrau/-mann, Großhandelskauffrau/-mann)
können sich auf die Prüfung zum Erwerb des KMKFremdsprachenzertifikats vorbereiten.
Eine ganz besondere Schulpartnerschaft – Das Partnerschaftsprojekt des Berufskollegs Opladen in Mosambik
H. B. Schreiber. Engagiert sich für Mosambik
1996 kommt das Berufskolleg Opladen durch seinen
Leiter des Fachbereichs Ernährung und Hauswirtschaft,
Berthold Schreiber, in Kontakt zu dem Partnerschaftsprojekt in Mosambik. Durch gute Beziehungen
zu Industrie und Handwerk, durch viele Sach- und
Geldspenden sowie durch die tatkräftige Unterstützung von Schülerinnen und Schülern und von Lehrerinnen und Lehrern am Berufskolleg Opladen gelingt es,
jedes Jahr einen Überseecontainer, voll mit dringend
benötigten Werkzeugen, Baumaterialien und Ersatzteilen, nach Mosambik zu verschiffen. Seit 1999
geschieht dies in Zusammenarbeit mit der kommunalen Entwicklungshilfe der Stadt Leverkusen. Durch
mehrere Reisen nach Mosambik intensiviert Berthold
Schreiber seinen persönlichen Kontakt, aber auch den
Kontakt seines Berufskollegs Opladen zu den Projekten und Menschen im Lande.
Rheinische Post. 24. Juni 2002
Mosambik gehört zu den sieben ärmsten Ländern der
Welt. Das Land im südlichen Afrika leidet immer noch
an den Folgen des mehr als dreißigjährigen Kampfes
um seine Unabhängigkeit. Nach der Jahrhundertflut
im Jahre 2000 wird das Land zum dritten Mal von einer
extremen Dürre heimgesucht. Die AIDS-Epidemie betrifft weite Teile der Bevölkerung. Ein Drittel aller
Kinder kann keine Schule besuchen, weil es keine
Schulräume gibt.
Nur wenige Wochen nach seinem letzten Besuch in
Mosambik in den Sommerferien 2004 verstirbt Hermann Berthold Schreiber am 21. November 2004 plötzlich und völlig unerwartet. Seine vielen Freunde an seinen beiden Schulen in Mosambik und in Opladen
vermissen ihn sehr.
Bereits 1986 wird in Neuss-Norf ein Schulpartnerschaftsverein ins Leben gerufen, um die Lebens- und
Lernsituation von Schülerinnen und Schülern in
Mosambik zu verbessern.
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Neben den Schulzentren in Jecua, Maziquera und Nhamatanda fördert das Projekt vor allem den dringend
notwendigen Bau von so genannten „Busch-Schulen“ in
den meist unwegsamen Gebieten im Landesinneren.
Dies sind aus Stein gebaute Schulen mit 2 - 4 Klassenräumen sowie 1 - 2 Wohnräumen für die dort tätigen Lehrerinnen und Lehrer. Zirka 13.000 Euro kostet solch eine
Kleinstschule. Die Lehrkräfte stellt der mosambikanische
Staat. Seit 2001 konnten bereits 23 Schulen eröffnet
werden. Doch der Bedarf ist weiterhin immens groß.
Schließlich wird seit 1991 ein 400 ha großes erodiertes
Gelände durch schnell wachsende Mahagonis wieder
aufgeforstet. Jährlich werden etwa 5.000 neue Bäume
gepflanzt.
Das Berufskolleg Opladen fühlt sich auch nach dem
Tode von Berthold Schreiber diesem Projekt sehr verpflichtet und führt die Arbeit in seinem Sinne weiter.
Junge Wege in Europa – Eine mehrfach „ausgezeichnete“
rumänisch-deutsche Schulpartnerschaft
In Chimolo wird gemeinsam mit mosambikanische Frauen eine Schule für benachteiligte Mädchen aus den
Flüchtlingsgebieten des Landes errichtet. Der Unterricht
ist kostenlos und umfasst an den Nachmittagen auch die
Unterweisung in Kochen, Textilkunde, Gesundheitslehre/
AIDS-Prävention und in Familienplanung.
Seit 1997 besteht eine intensive Schulpartnerschaft des
Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswesen am Berufskolleg Opladen mit dem Pädagogischen Lyzeum und
dem Brukenthal Gymnasium in Hermannstadt/Sibiu
(Rumänien). In dieser relativ kurzen Zeit haben bisher
bereits fünf Austauschbegegnungen stattgefunden.
In Gondola wird ein Wohnheim für junge Menschen
errichtet, die Opfer der immer noch überall im Lande
liegenden Landminen wurden. Hier erhalten sie medizinische und prothetische Versorgung sowie die Finanzierung ihres Schulbesuches und Lebensunterhaltes.
An beiden Schulen ist Deutsch
die Unterrichtssprache. Ziel der
Begegnungen ist zum einen
das Kennenlernen unterschiedlicher Lebensbedingungen in
verschiedenen Kulturen. Zum
anderen interessieren sich die
Schülerinnen und Schüler der sozialpädagogischen Bildungsgänge des BKO aus fachlicher Sicht für die Vorschulpädagogik und die Schulatmosphäre im Partnerschaftsland. Entsprechend ist das Programm der
Austauschbegegnungen gestaltet.
Zwei Schülerbegegnungen, im Jahre 2001 mit dem
Videoprojekt „Leben in Hermannstadt – Leben in
Leverkusen“ und im Jahre 2002 mit dem Theaterprojekt „Herzen im Kanonenrohr“, sind von der
Robert-Bosch-Stiftung gefördert und im Rahmen des
Wettbewerbs „Junge Wege in Europa“ als herausragende Projekte ausgezeichnet worden.
„Busch-Schule“ in Mosambik
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Von 230 Bewerbungen sind 90 Partnerschaften in die
Förderung aufgenommen worden und die 15 besten
Projekte wurden in Berlin geehrt.
Nach den Begegnungen
erscheinen die Schülerinnen und Schüler, die in
Rumänien gewesen sind,
bei ihrer Rückkehr nach
Deutschland verändert.
Sie sind begeistert von
dem fremden Land, aber
auch nachdenklich geworden über die Lebensbedingungen im eigenen
Land. Insgesamt wirken sie erwachsener und reifer.
Der nächste Besuch von Schülerinnen und Schülern des
Berufskollegs Opladen in Hermanstadt steht kurz
bevor: Er wird vom 24. Oktober bis zum 4. November
2005 stattfinden.
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Partnerschaftliche Kontakte mit Labin (Kroatien)
Die Kontakte zwischen dem Berufskolleg Opladen und
der Srednje skole Mate Blazine reichen zurück bis
ins Jahr 1997. Sie beginnen mit einem ersten Besuch
einer vierköpfigen Opladener Delegation in Labin
(Region Istrien). Im Rahmen dieses Treffens werden
erste Praktika für Schülerinnen und Schüler im jeweiligen Partnerland vermittelt. Im November erfolgt
der Gegenbesuch der kroatischen Lehrerinnen und
Lehrer in Opladen. Im Rahmen dieses Aufenthalts
findet auch ein Empfang der Gäste durch die Stadt
Leverkusen statt.
V.l.n.r.: G. Ruzic (Schulleiter in Labin), OB P. Hebbel, E. Militic,
A. Stipetic (Labin), H. B. Schreiber, K.-H. Schnickmann (BKO)
Im März bzw. April 2000 wird durch die beiden
Schulleiter Karl-Heinz Schnickmann und Cedomir Ruzic
der Partnerschaftsvertrag unterschrieben. Zahlreiche
gemeinsame Projekte, z. B. ein technisches Unterrichtsprojekt zur Nutzung regenerativer Energien, und
gegenseitige Besuche von Schülergruppen ergeben
sich aus diesem Vertrag in den Folgejahren.
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Projektarbeit am Berufskolleg Opladen –
Unterrichtliches Arbeiten in Lernfeldern
und an Lernsituationen
Wir sitzen alle im selben Boot
Schon in den Schuljahren 1983/84 werden mit den Berufsvorbereitungsklassen Sportboote gebaut. Es entstehen zunächst vier Einer-Kajaks aus Kunststoff, die
auf zahlreichen Klassenfahrten und Schulveranstaltungen erfolgreich eingesetzt werden.
Bildungsziele im Berufskollegs sind die berufliche, gesellschaftliche und personale Handlungskompetenz der
jungen Menschen. Die unterrichtliche Arbeit hat sich
deshalb an komplexen Handlungssituationen der beruflichen und gesellschaftlichen Realität zu orientieren, zu
deren Bewältigung die Schülerinnen und Schüler befähigt werden sollen. Demzufolge muss der Unterricht
am Berufskolleg von komplexen Lernsituationen ausgehen. Bei der Bewältigung dieser vielschichtigen Lernsituationen müssen die Schülerinnen und Schüler auf
Kenntnisse und Methoden aus verschiedenen Fachdisziplinen zurückgreifen; genauso, wie sich auch die
Aufgaben- und Problemstellungen im beruflichen,
gesellschaftlichen und privaten Alltag nicht mit den
Inhalten einer einzelnen Wissensdisziplin bewältigen
lassen.
Im Schuljahr 1985/86 beginnen die damaligen Fachlehrer für Holzpraxis, P. Fischer und H. Zorlu, unter der
Projektleitung des Klassenlehrers des Berufsvorbereitungsjahres, B. Schreiber, mit dem Bau von ZweierKanadiern in Holzbauweise. Die Herstellung von Holzbooten lässt nach den vorangegangenen Erfahrungen
eine intensivere Einbindung der Schüler in den Handlungsprozess und selbstständigeres Arbeiten zu. Die
Bootstaufe mit Stapellauf erfolgt noch zum Ende des
Schuljahres auf der Diepentalsperre. Ein Schwerpunkt
der Projektkonzeption liegt auf der Integration ausländischer Schüler und der Verbesserung der interkulturellen Kontakte: Wir sitzen eben alle in einem Boot.
Die fächerübergreifende Arbeit in Lernfeldern und an
Lernsituationen hat mit der Projektarbeit am Berufskolleg Opladen eine lange Tradition; Projektarbeit,
verstanden als Verknüpfung der Unterrichtsinhalte
mehrerer Fächer und als Bearbeiten eines umfassenderen Vorhabens.
Rheinische Post. 28. Juni 1986
Stapellauf Diepental-Stausee: Links mit Sonnenbrille der
Projektleiter Berthold Schreiber
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Heute wird die Bootsbautradition von den Schülerinnen und Schülern im vorberuflichen Förderbereich
fortgesetzt. Unter der Leitung von Bootsbaumeister
Markus Lutze ist im Schuljahr 2004/2005 mit dem Bau
von sechs Kanadiern aus Holz begonnen worden. Jedes
Boot ist ca. 5 m lang und 0,80 m breit. Mit einer hohen
Stabilität ausgestattet, sind diese Boote für Anfänger
gut geeignet. Durch moderne Versiegelung sind die
Boote auch leicht zu warten.
Das einzelne Boot trägt drei Erwachsene mit Proviant.
Nach ihrer Fertigstellung sollen die Kanadier dem
Förderverein des Berufskollegs Opladen übergeben
werden. Eine Kanu AG wird die Boote betreuen und
warten. Mit der Wupper steht ein wunderbares Bootsrevier direkt „vor der Türe“ zur Verfügung. Sechs
Kanadier werden ausreichen, um mit Klassen von bis
zu 18 Schülerinnen und Schülern Ausflüge auf den
Flüssen der Umgebung machen zu können. Ein Anhänger für den Landtransport ist bereits vorhanden
und muss lediglich mit einem Trägergestell aufgerüstet
werden. Doch das wird ein Projekt für die Lerngruppen
in der Fachpraxis Metall sein.
Konstruktionsarbeit
Bootbau 2005
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Projekt Weltgarten
Auch einer zentralen Bitte der Kirchen an die teilnehmenden Gruppen kommen die Schülerinnen und
Schüler der Gartenbauklasse nach. Mit großem
Engagement gestalten sie für die Besuchen des Weltgartens eine Mittagsandacht. Bei ihrer Suche nach
Pflanzen und Bäumen in der Bibel sind die Auszubildenden auf das Gleichnis vom Feigenbaum (Lukas 13,
6 - 9) gestoßen. Dieses Gleichnis wählen sie als Grundlage für die Andacht aus. In ihren Diskussionen wird
deutlich, dass die Situation des Feigenbaums durchaus
mit ihrer eigenen Lebenssituation und der vieler anderer Menschen vergleichbar ist. Wer im Beruf nicht
so brauchbar ist wie gewünscht, muss damit rechnen,
von seinem Arbeitsplatz entfernt zu werden, so wie
der Feigenbaum im Gleichnis abgeholzt werden
soll, weil er keine Früchte trägt. Bei der Liedauswahl
fällt die Wahl schließlich auf den Lobgesang der
Schöpfung von Franz von Assisi: „ Laudato si“ und auf
das Lied „Danke“.
Die Vorgeschichte
Im Jahre 2003 stellt der evangelische Kirchenkreis
Leverkusen eine Pfarrerin für die Vorbereitung und
Durchführung kirchlicher Projekte auf der Landesgartenschau. Zusammen mit katholischen Partnern wird
die Idee des Weltgartens entwickelt. Die Schulpfarrerin
A. Becker gewinnt im Rahmen des Religionsunterrichts
die Mittelstufe der Fachklasse des Produktionsgartenbaus für die Mitarbeit.
Die Vorbereitung
Nach einem intensiven Brainstorming wird eine Idee
für die Realisierung ausgewählt: ein Quiz über „Blumen und Pflanzen in der Bibel“. Pflanzenkundliche
Recherchen werden durchgeführt und in Bibel sowie
im Gesangbuch sammeln die Schülerinnen und Schüler
geeignete Informationen. Das Material reicht für zwei
Fragebögen mit dem jeweiligen Lösungsbogen.
Als Preise werden Postkarten, illustriert mit einem
schönen Spruch und gepressten Blättern, hergestellt.
Einige Stunden verbringt die Klasse beim Werkeln, vorsichtig müssen die gepressten Blätter auf die Karten
aufgebracht werden, dann wird ein passender Spruch
aus bereitliegenden Büchern in Schönschrift dazu gestaltet. Und schließlich soll das Werk mittels Klebefolie
gesichert werden. An einer Leine quer durch den Weltgarten aufgehängt, sollen die Karten die Besucher zum
Raten einladen.
Preise: Postkarten, illustriert mit einem Bibelspruch oder
Liedtext
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Die Durchführung auf der Landesgartenschau
Dienstag, der 31. Mai 2005, von 9 - 14 Uhr. So ist es auch
im ausführlichen Programm des Kirchengartens zu lesen.
Zur verabredeten Zeit sind alle in der Schule. Das Material ist vollzählig vorhanden. Im Zelt des Kirchengartens
erfolgt eine Einweisung in die technischen Geräte, z. B.
Einsatz der Mikrofonanlage während der Mittagsandacht. Danach kann es losgehen.
den dabei in den Blick genommen, z. B. Brandschutz
und Brandgefahr bei verschiedensten Materialien,
Rauchentwicklung über Versorgungsleitungen, Brandschutzzonen, Fluchtwege und ihre Ausweisung.
Inhalte und Methoden aller traditionellen Unterrichtsfächer kommen fächerübergreifend zur Anwendung.
Fachkenntnisse aus der Materialkunde sind ebenso
erforderlich wie Fertigkeiten aus dem Fachrechnen,
z. B. zur volumenmäßigen Berechnung von Brandschutzzonen. Methoden zur Informationsrecherche
und zur powerpoint-gestützten Präsentation trägt der
Deutschunterricht unter Leitung von R. Wagner bei.
Viele Besucher des Kirchengarten-Zelts sind bereit, sich
auf das Quiz einzulassen, und „pflücken“ als Belohnung
gerne eine Karte von der Leine. Und über vierzig Personen nehmen an der Andacht teil. Einziges Problem:
Die Kopien der Liedtexte reichen nicht aus. Am Ende
des Projekttages sind sich alle einig: Es hat sich gelohnt,
das Projekt ist eine schöne Erfahrung gewesen.
Ergebnis: Wenn es brennt, kann am Berufskolleg Opladen
eigentlich nicht viel passieren.
Wenn es brennt ...
Ein eindrucksvolles Projekt präsentieren im Jubiläumsjahr die beiden Bezirksfachklassen des Ausbildungsberufes Maler/-in und Lackierer/-in. Im Rahmen des Lernfelds „Schutz- und Spezialbeschichtungen ausführen“
machen die Auszubildenden unter Leitung ihrer Fachlehrer H. Clausius und P. Stötzel den Brandschutz im
Schulgebäude an der Stauffenbergstraße zum Thema
ihres Unterrichts. Alle Prozessschritte werden systematisch durchlaufen – von der Problemanalyse (aktueller
Brandschutz-Zustand im Schulgebäude), über die Erarbeitung von Lösungsalternativen (notwendige Brandschutz-Maßnahmen) bis hin zur Dokumentation und
Präsentation der Ergebnisse (Brandschutzbericht an
die Schulleitung). Vielfältige Brandschutzaspekte wer-
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Von den Bundesjugendspielen zur Sportolympiade des
Berufskollegs Opladen
Disziplinen einfallen, die
nichts mehr von der abschreckenden Wirkung der
„alten“ Bundesjugendspiele
haben und darüber hinaus
das Gemeinschaftsgefühl
stärken und fördern:
Torwandschießen im Klassenwettbewerb, Kanufahren im Hallenbad, Ergonometer-Training und vieles
mehr unterscheiden sich
nun wirklich vom Kugelstoßen und Langstreckenlauf.
Die Generation der Eltern der jetzigen Schülerinnen
und Schüler erinnert sich noch – mit mehr oder weniger
gutem Gefühl. Einmal im Jahr fanden an jeder Schule
die Bundesjugendspiele statt. Die klassischen Disziplinen waren vor allem: Weitsprung, Schlagballweitwurf
und der Sprint. Belohnt wurde man mit einer Siegeroder Ehrenurkunde, letztere persönlich unterschrieben
vom damaligen Kultusminister des Landes NRW. Für
die „Sportskanonen“ der Klasse ein großer Tag, für die
anderen eher ein „Tag der Leiden“.
Die klassischen Bundesjugendspiele gibt
es schon lange nicht
mehr. Dennoch hat
der Sport auch an
einem Berufskolleg
nichts von seiner Bedeutung verloren.
Sportolympiade 2005
www.bk-opladen.de – Der Internetauftritt des Berufskollegs Opladen
Auch für Berufskollegs gelten Schulbezirksgrenzen. So
ist das Berufskolleg Opladen zuständige Berufsschule
für alle Auszubildenden, deren Ausbildungsbetrieb
im Einzugsgebiet der Schule seinen Geschäftssitz hat.
Vereinzelt stellen neue Berufschülerinnen und -schüler
zum Beginn eines neuen Ausbildungsjahres den Antrag, eine andere Berufsschule besuchen zu dürfen.
Aufgrund gesetzlicher Vorschriften kann dem nur in
den seltensten Fällen stattgegeben werden. Aber der
Hinweis auf Recht und Gesetz überzeugt die Antragsteller selten, ganz anders der Hinweis auf die Homepage des BKO. Die Reaktion ist dann immer: „Vielleicht
bin ich am Berufskolleg Opladen doch ganz gut aufgehoben. Nach der Internetseite muss das ja eine tolle
Schule sein.“ Und in der Tat: www.bk-opladen.de ist
immer einen Besuch wert.
Seit vielen Jahren organisiert deshalb das
Team der Sportlehrerinnen und Sportlehrer am Berufskolleg Opladen die
Sportolympiade. Ziel
ist es, allen Schülerinnen und Schülern
die positiven WirkunBundesjugendspiele in den 60er Jahren
gen sportlicher Betätigung erfahrbar zu machen und sie für regelmäßiges
Sporttreiben zu motivieren. Für diese Olympiade
am BKO lassen sich die Sportlehrerinnen und Sportlehrer immer wieder interessante und überraschende
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Erfolge auf dem Börsenparkett
Unter der fachkundigen Leitung von B. Plagemann und
G. Joppien steuern zu diesem schulischen Großprojekt
alle Fachbereiche und Bildungsgänge ihre Beiträge bei.
Zu allen Fragen bezüglich des Bildungsangebots am
Berufskolleg Opladen findet der Besucher verständliche, ausführliche und vor allem aktuelle Informationen. Anhand der präsentierten Projekte und Veranstaltungen kann er sich ein anschauliches Bild vom
lebendigen Lernen an dieser Schule machen. Und dank
des übersichtlichen Designs und der geordneten Struktur verliert niemand den Überblick. Wahrlich eine gelungene Seite, die ihresgleichen sucht.
Da strahlen die Teilnehmer des Börsenkurses gemeinsam mit ihrer Lehrerin Frau Susanne Beyer und ihrer
Betreuerin Frau Dietrich Jöngk von der Volksbank
Rhein-Wupper eG um die Wette. Sie halten den
begehrten Wanderpokal der Volksbank, der dem aktivsten Börsenspielteam zugesprochen wird, stolz in die
Kamera des Pressefotografen.
Siegerehrung
Vom 22. Februar bis zum 17. Juni 2005 hat der Börsenkurs des BKO die Herausforderung angenommen. Mit
den von der Volksbank Rhein-Wupper eG zur Verfügung gestellten 10.000 Euro kaufen und verkaufen die
Schülerinnen und Schüler an der Börse Aktien, um
Kursgewinne zu realisieren.
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Trotz der sehr schwierigen Anlagesituation am deutschen Aktienmarkt können aufgrund fleißiger Recherchen in der Wirtschaftspresse 192,19 Euro Kursgewinn
erzielt werden – natürlich versteuert!
Und das ist das Besondere am diesjährigen Wanderpokal,
der schon mehrmals für ein Jahr am Berufskolleg
Opladen zu bewundern gewesen ist: Anlässlich des
25-jährigen Jubiläums des Börsenspiels der Volksbank
Rhein-Wupper eG ist der Pokal zusätzlich mit 300 Euro
Preisgeld dotiert und dadurch „richtig Geld“ wert.
Somit können insgesamt 492,19 Euro Gewinn auf die
fleißigen Jung-Börsianer verteilt werden – neben einer
Teilnehmerurkunde und erworbenem Wissen über Wertpapiere und Anlagestrategien. Wenn das kein Lernerfolg ist!
Die Schülerinnen und Schüler des Börsenkurses 2005
setzen mit ihrem Erfolg eine langjährige Tradition fort.
Seit 1992 nimmt der Börsenkurs an dem jährlichen
Börsenplanspiel der Volksbank Rhein-Wupper eG teil.
In dieser Zeit haben die „Jungbörsianer“ des Berufskollegs Opladen unter ihrer Kursleiterin Frau Beyer insgesamt siebenmal die Siegerpreise dieses Wettbewerbs
gewonnen.
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Die schönen Künste am Berufskolleg
Opladen
Ja, sagen Karin Kampa, Dieter Ewig (Theater), Ingrid
Nissel-Voigtländer (Kunst), Sonja Faust (Tanz) und
Ortrud Kuhn-Schließ (Musik), deren Gedanken hier
zusammengetragen sind.
„Das kann doch nicht alles gewesen sein, das bisschen
Lehrplan und die wenigen Leistungsscheine...“ mögen
sich die Deutschlehrerin Karin Kampa und der Deutschund Musiklehrer Dieter Ewig gedacht haben, als sie vor
15 Jahren im Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen die Theater-AG ins Leben gerufen haben.
Theater
Kultur ist kein Luxusgut. Betätigungen in Kultur und
Kunst formen die jungen Menschen zu ganzen Persönlichkeiten. Wer z. B. ein Jahr lang die im Theaterbereich teilweise sehr anstrengenden Proben durchgestanden, seine Freizeit in ein waghalsiges Projekt
investiert und dabei Frustrationen und Erfolg erlebt hat,
ist gut gerüstet, auch im Beruf
und im privaten Leben
schwierige Situationen zu
bestehen.
Theater an einem Berufskolleg? Musik, Tanz, bildende
Kunst? Wo findet sich da die Verbindung von allgemeiner und beruflicher Bildung, sozusagen die Magna
Charta dieser Bildungs- und Ausbildungseinrichtung?
Um es unverschleiert auszudrücken, wo ist der möglichst unmittelbare beruflich-wirtschaftliche Verwertungszusammenhang erkennbar?
Oder sind diese Dinge ein kulturelles Dekor, ein Luxus
neben dem Unterrichtsbetrieb? Die Theateraufführung zum Schuljahresende als Sahnehäubchen. Wir
haben auch Kultur! Schaut her! Und es steht in der
Zeitung. Wenn es aber
nun doch wegführt von
den soliden Zielen des zu
erwerbenden Berufes in
ungewisse, luftikussöse
Gefielde?
Das Theaterspielen vermittelt
einen Einblick darin, wie eine
andere Wirklichkeit auf der
Bühne in einem arbeitsreichen
Prozess entstehen kann. Theaterspielen ist learning by doing
und hilft den angehenden ErSloane Square 2000
zieherinnen/Erziehern modellhaft, auch mit Kindern und Jugendlichen Theater oder
Szenen zu spielen. In fremde Rollen geschlüpft zu sein,
hilft auch, andere Menschen besser zu verstehen.
Ist denn vorher alles
schlecht gewesen? Und
was ist jetzt besser? Würde sich die Erwartung
bestätigen, dass in jeder/m Schüler/-in mehr
steckt, als man aus dem
Anmeldeformular entnehmen kann?
Nicht nur der Beifall des Publikums belohnt die jungen
Akteure: In den 15 Jahren ihres Bestehens hat die
Theater-AG die jährlich durch die Kölner Schultheaterwochen vorgenommene Prämierung bereits mehrmals
erreicht. Ein Ansporn, die Messlatte stets hoch zu
halten in dieser sinnstiftenden Arbeit mit allen Höhen
und Tiefen.
Medea im Deutschunterricht
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Bildende Künste
nen Produkt stehen. Auch das Produkt in einem
Betrieb muss man lernen zu vertreten. Dies ist ein wichtiges Ziel der beruflichen Bildung: Die Auseinandersetzung und die Identifikation.
So viele Gedanken, Ideen, Gefühle, Wissen, Fähigkeiten, Werte trägt der Mensch in sich! Er selbst wirkt
aber doch blass, grau und gewöhnlich, als einer von vielen. Wie kann er zu einem besseren Ausdruck seiner
eigenen Person gelangen? Als Hilfe dazu soll eine
ästhetische Bildung dienen. Diese können die Schülerinnen und Schüler entwickeln, indem sie Techniken erlernen und ihr Wissen über Kunstgeschichte, verschiedene
Malerinnen und Maler sowie über aktuelle Kunsttendenzen erweitern. Zum Ende ihrer Ausbildung sollen sie
fähig sein, gestalterische Aktionen im Kinder- und
Jugendbereich durchzuführen (Praxisbezug).
Ein Tanz ist ein Produkt, in gemeinschaftlicher Arbeit
hergestellt. Die Präsentation ist sein Angebot am
Markt. Seine Produzenten stehen zu ihm, identifizieren sich mit ihm. Ist der Tanz gelungen, steigen Sicherheit und Selbstbewusstsein seiner Hersteller. Körpertraining und Improvisationstraining, der spielerische
Umgang, das Sichtrauen, dies alles hilft, Befangenheiten
abzulegen.
Die Schülerinnen und Schüler bekommen nichts vorgegeben. Sie sollen ihre Darstellung selbst finden, sich
auseinander setzen und Entscheidungen treffen. Die
gegenseitigen Rückmeldungen wirken stärker als die
Hinweise der Lehrerin. Tanzgebildete Erzieherinnen
und Erzieher leben den Kindern vor, sich selbst darzustellen. Selbst kulturellen Ausdruck lernen, ist die
Grundlage kultureller Bildung.
Musik
Im Kunstunterricht
Tanz
Kulturelle Bildung ist wichtig für das gesellschaftliche
Zusammenleben. Sie ist auch ein Gegenentwurf zur
herrschenden passiven Konsumhaltung. Das berufliche
Zweckdenken kann nicht alles sein. Wenn Schülerinnen
und Schüler selbst etwas gestalten und das Ergebnis
ihrer Arbeit präsentieren, stellen sie sich selbst zur
Disposition. Sie müssen zu dem von ihnen geschaffe-
Musikunterricht
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Ein Schriftsteller zum Anfassen – Lesung mit
Hans Werner Kettenbach
Das Fach Musikerziehung/Rhythmik hat an der Fachschule für Sozialpädagogik einen hohen Stellenwert.
Neben der eigenen Qualifizierung im Bereich der
Musikerziehung müssen die Schülerinnen und Schüler
auch ihre Kompetenz als Multiplikatoren erarbeiten,
damit sie ihr Wissen und ihre Motivation weitervermitteln können. Es sind häufig die Erzieherinnen und
Erzieher, die den musikalischen Grundstein legen, der
bei den Kindern ein ganzes Leben prägen kann.
Es liegt in der Natur der Sache, dass im Fachbereich
Sozial- und Gesundheitswesen kulturelle Unterrichtsinhalte eine bedeutende Rolle spielen. Aber auch in
den anderen Abteilungen des Berufskollegs Opladen
ergänzt im Sinne einer ganzheitlichen Bildung die
Beschäftigung mit Kunst und Kultur die fachliche Ausbildung.
Der Musikunterricht am Berufskolleg Opladen hat
somit nicht nur musikbezogene Ziele, sondern auch
berufspragmatische. Er geht hierbei der Frage nach,
in welcher Weise Musik im Hinblick auf die Verwirklichung sozialpädagogischer Ziele bedeutsam ist. Dies
gilt für die Arbeit im Kindergarten, im Heim und im
Kinder- und Jugendfreizeitbereich. Musik wird von
den Erzieherinnen und Erziehern in erster Linie als
Medium und als Kommunikationsmittel eingesetzt.
Vordergründiges Ziel der Musikerziehung ist die Förderung der Gesamtpersönlichkeit des Kindes durch den
Umgang mit Musik. Es ist also für das Kind wichtig,
seine Freude an der Musik zu wecken und seine Kreativität zu fördern. Nach neuesten Studien der Musiksoziologie können durch musikalische Fertigkeiten
auch das Selbstbe-wusstsein gestärkt und Intelligenz
erworben werden. Das Kind lernt weitere Möglichkeiten, sich auszudrücken.
So hat der Literaturkurs des Wirtschaftsgymnasiums
zum Abschluss einer Unterrichtsreihe über den Roman
„Schmatz oder die Sackgasse“ von Hans Werner Kettenbach die einmalige Gelegenheit, den Autor persönlich kennen zu lernen. Kettenbach, für seine Romane,
Hörspiele und Drehbücher (z. B. die Fernsehfilme mit
Willy Millowitsch als Kommissar Klefisch) mehrfach
ausgezeichnet, kommt zu einer Lesung in das Berufskolleg Opladen. 90 Minuten kann man im Raum D 1.1
eine Stecknadel fallen hören, so gebannt verfolgen die
Schülerinnen und Schüler die Amerika-Erlebnisse von
Minnie, einer anderen bekannten Romanfigur aus den
Kriminalgeschichten von H. W. Kettenbach.
Zum Schluss besteht natürlich Gelegenheit, sich sein
Lektüre-Exemplar mit einer persönlichen Widmung
signieren zu lassen. In der Tat ein gelungener Abschluss
der von den Deutschlehrern H. Hilgendorf
und F.-D. Seitz geplanten Unterrichtsreihe.
H. W. Kettenbach im BKO.
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Kolleg-Igel, Durchblick, GUSS und KISS 25 Jahre Schülerzeitung
„Brokdorf-Demo“, „25 Jahre Bundeswehr“, „Pressezensur“, „Die Neonazis kommen“. Auch die Auseinandersetzung mit der 68er Bewegung und in der Folge
mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des
deutschen Staates finden im „Kolleg-Igel“ ihren Platz.
Neben diesen allgemein-politischen Aspekten werden
natürlich auch die damalige Schulentwicklung sowie das
„System Schule“ im Allgemeinen kritisch thematisiert.
Die Arbeit der Schülervertretung ist an einem Berufskolleg infolge der Vielfalt der Schwerpunkte, Bildungsgänge und Schülerinteressen sehr zeitaufwendig und
nicht immer leicht zu organisieren. Dies gilt natürlich
im besonderen Maße für die Herausgabe einer Schülerzeitung. Viele Vollzeitschülerinnen und -schüler sind
nur knapp zwei Jahre an der Schule, so dass sich die Zusammensetzung des Redaktionsteams häufig verändert,
was zwangsläufig zu Lasten der erforderlichen Kontinuität geht. Trotzdem sind am Berufskolleg Opladen
in der Vergangenheit immer wieder – durchaus recht
sehens- und lesenswerte – Schülerzeitungen erschienen,
in der Regel unter beratender Mitwirkung von Lehrerinnen und Lehrern.
Zum Bedauern der Redaktion ist die Resonanz der
Mehrheit der Schülerinnen und Schüler auf die Ausgaben des „Kolleg-Igel“ eher gering. Im Vorwort zu einer
Ausgabe beklagt das Redaktionsteam dieses Desinteresse ausdrücklich.
Durchblick
1988 startet mit dem „Durchblick“ ein erneuter Versuch, am Berufskolleg Opladen eine Schülerzeitung zu
etablieren. Die Redaktion unter Mitarbeit von Gregor
Schröder legt, entsprechend dem veränderten Zeitgeist und den Erfahrungen der früheren Redaktionen,
den Schwerpunkt weniger auf aktuelle politische
Themen und gestaltet das Layout lesefreundlicher. Mit
Berichten über Klassenfahrten, Science-Fiktion-Storys,
Psychotests sowie vielen kreativ-satirischen Texten versucht das Redaktionsteam die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler zu erreichen.
Dabei ist der „Durchblick“ keineswegs unkritisch, befasst er sich doch auch mit Reizthemen der damaligen Zeit,
z. B. mit der Problematik von Tierversuchen. Über die
Projektwoche „Das Bild der Hexe im Wandel der Zeit“
wird ausführlich berichtet. Sehr gut kommen bei den
Leserinnen und Lesern auch die selbstironischen Lehrerporträts an. Nicht zuletzt bedingt durch die Tatsache,
dass die tragenden Kräfte in der Redaktion nach erfolgreichem Abschluss das Berufskolleg Opladen verlassen,
kommt die Arbeit am „Durchblick“ aber leider wieder
zum Erliegen.
Kolleg-Igel
Von 1979 bis 1981 erscheinen mehrere Ausgaben des
„Kolleg-Igel“. Im als „Depressum“ bezeichneten Impressum wird Horst Hilgendorf als Berater genannt.
Der „Kolleg-Igel“ macht seinem „stacheligen“ Namen
alle Ehre und befasst sich viel stärker als die späteren
Schülerzeitungen mit aktuellen politischen Themen.
Dies dokumentieren ausgewählte Artikelschlagzeilen:
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GUSS
KISS
Erst im Jahre 1997 gelingt es Gregor Schröder, in der
sozialpädagogischen Abteilung erneut Schülerinnen
und Schüler für die Mitarbeit in einer Redaktion
zu gewinnen. Das Redaktionsteam gibt der neuen
Zeitung in selbstkritischer Erkenntnis den Namen
GUSS. In ironischer Anlehnung an eine bekannte TVSendung steht er für „Gute Seiten, schlechte Seiten“.
Zielgruppe der Zeitung sind zunächst in erster Linie die
Schülerinnen und Schüler des sozialpädagogischen
Fachbereichs, was sich auch in der thematischen Ausrichtung dokumentiert.
Im Mai 2000 erscheint eine neue Schülerzeitung mit
dem Namen KISS – wie der Name andeutet, will die
Redaktion kritisch, informativ, sozial und satirisch arbeiten. Die erste Ausgabe von KISS ist mit 71 Seiten
nicht nur die bisher umfangreichste Schülerzeitung am
BKO. Auch in inhaltlicher und grafischer Sicht braucht
sie sich nicht zu verstecken.
Leider wird die Redaktionsarbeit nach dem Erscheinen
der ersten KISS aus verschiedenen Gründen wieder eingestellt. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass es der im
Jubiläumsjahr der Schule neu gewählten SV mit tatkräftiger Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern
gelingt, in neu gestalteten Räumen diese so wichtige
Arbeit wieder aufzunehmen.
Der erste Erfolg der neuen Schülerzeitung führt zu
einem zweiten „Auf-GUSS“, der sich jetzt aber an alle
Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Opladen
richtet. Veröffentlicht werden z. B. ein Interview mit
Werner Brösel, dem Kult-Comic-Zeichner und Texter
der WERNER-Bücher, sowie mit dem Comedy-Star Gaby
Köster, die der Redaktion nach einem Kabarettbesuch
ihres Programms „Die dümmste Praline der Welt“
Rede und Antwort steht.
Im Januar 2000 kommt der dritte „Auf-GUSS“ als Milleniumausgabe heraus. Neben einem Interview mit dem
ehemaligen BKO-Schüler Markus Esser, der bei der
Leichtathletikweltmeisterschaft 2005 den 4. Platz im
Hammerwerfen erreicht, befasst sich die Redaktion auch
mit brisanten Themen, was zu einer intensiven Auseinandersetzung über die Grenzen der Schülerpressefreiheit führt.
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