Mecklenburgische Seenplatte
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Mecklenburgische Seenplatte
Mecklenburgische Seenplatte 305 Mecklenburgische Seenplatte 1000 Seen und ein kleines Meer. Nicht zu vergessen die sehenswerten Residenzstädte und malerischen Dörfer, der Müritz-Nationalpark mit seinen intakten Naturräumen und die weit verzweigten Wasserwege. Und sogar eine Schweiz gibt es hier. Die zauberhaften Landschaften rund um die Mecklenburgische Seenplatte sind mehr als nur eine Reise wert. Vom Schweriner See im Westen (→ S. 86) bis zur Feldberger Seenlandschaft, von der gewundenen Warnow bis zur verzweigten Havel, vom weitläuf igen Kummerower See am Rand der Mecklenburgischen Schweiz bis zur vielgestaltigen Kleinseenplatte an der Grenze zu Brandenburg – zahllose Flüsse und Kanäle verbinden die mecklenburgischen Seen zu einem dichten Netz von Wasserwegen. In dessen Mitte erstreckt sich die Müritz, „das kleine Meer“, Deutschlands größter Binnensee, mit dem herrlichen Müritz-Nationalpark. Entlang der gewundenen Flussläufe und zergliederten Seen f inden sich versteckte Badebuchten und viel unberührte Natur ebenso wie lebhafte kleine Häfen und idyllische Anlegestellen, tiefe Wälder und sanfte Hügel, prächtige Schlösser und malerische Dörfer ... Kurz: Mecklenburg bietet eine Seenlandschaft von faszinierender Schönheit, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Im Westen der Seenplatte Karte → S. 308/309 Mecklenburgische Seenplatte 306 Im Westen der Seenplatte Plau am See | Im Natur- und Umweltpark Güstrow Im Westen der Seenplatte Östlich von Schwerin öffnet sich eine typisch mecklenburgische Landschaft: ein paar versteckte Bauerndörfer inmitten eines lieblichen Landstrichs, ein, zwei Kleinstädte, Felder und Wiesen, durchzogen von Waldstücken und Flüssen, sanfte Hügel und hin und wieder ein blau leuchtender See. Zuallererst sind da natürlich der Sternberger See, der Goldberger See und der Krakower See zu nennen, die ein wenig vereinzelt und abseits der touristischen Hauptrouten liegen. Kultureller Höhepunkt im Westen ist zweifellos das schöne Güstrow mit seinem sehenswerten Schloss, der Altstadt und nicht zuletzt den Spuren, die sein berühmtester Sohn hinterlassen hat: der Bildhauer und Schriftsteller Ernst Barlach. Rund um Sternberg erstreckt sich der 540 Quadratkilometer große Naturpark Sternberger Seenland (→ S. 311), der bei Goldberg nahtlos in den 365 Qua- Mecklenbu dratkilometer großen Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide (→ S. 325) überrgische geht. Geprägt wird das Gebiet von mehreren Endmoränen aus der letzten Eiszeit – Seenplatte unzählige Seen, Moore und Wälder bieten vielen seltenen Vogelarten (darunter Seeund Fischadler) einen idealen Lebensraum. Im Naturpark Sternberger Seenland f inden Freizeitkanuten auf der Warnow und dem kleinen Nebenfluss Mildenitz ein herrliches Revier. Am Plauer See beginnen dann die langen und verzweigten Wasserwege der Mecklenburgischen Seenplatte. Von hier aus gelangen die Wasserwanderer via Kanal und stromgleichen Seen über Fleesensee und Kölpinsee zur Müritz. Neukloster ca. 3900 Einwohner Im Jahr 1219 gründete Heinrich Borwin I. hier ein Kloster für Benediktinerinnen, die im Lauf des 13. Jh. ein blühendes Gemeinwesen schufen. Von der einst mächtigen Klosteranlage sind die Kirche, der Glockenturm und die Propstei erhalten. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1555 säkularisiert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg f iel Neukloster mit Wismar an Schweden und blieb bis 1803 (de jure DÄNEMARK ARK Rü Rüg Rügen üg üge gen ge en HiddenHid Hi iddenidd dd dend de en enn-N. P. Vorp. Hidd Mecklenburgische Seenplatte see se ee ee Boddenlandnlan Ostsee O stse ee e 307 N. P. Jasmund Fehmarn F Fehm Feh Fe eh ehm eh hm ma arrn ar arn n schaftt Ahrenshoop Ahr Ah hre hre rensho ensh ens nsho ns sho hoop hoo oo op op Fis Fi Fischland issc is isc c ch chl h hlla la lan and nd nd Heiligendamm H Hei Heili Heiligend He eili ei ililigenda lige ige ig gen endamm enda e end nd nda nda dam damm amm amm mm Bad Ba ad ad Doberan Do ob ber b be era era ran an Poell Wismar W Wis ism ismar ism sma mar ar Schweriner S ch w erin er See S ee Zingst Zing Z ingst Stralsun St Stralsund tra rals ra ral als lsu sund sund Ludwigslust L u d w iig gs lu st Sassnitz S Sas Sa Sassnit a as assnitz ssn ssn ss snit sni itz itz tz Biinzz Binz Bin B Putbus Putbu Put Pu utb ut tb tbu bus bu us us Warnemünde Warne W Wa a arn ar arnem rn rne rne nem emün ünde ünde nde nd de Rostock Rosto R Ro os ostoc o ost sstto to tock ock oc c ck Greifswald G reif rrei re eif e ei iifs if ffsw fs sswa sw w wa ald ald Use Us Usedom se sed se ed edo do do om m Wolgast W o l g as t Demmin D emm in Güstrow Te t er o w Teterow Sc Schwerin ch chwer chw hw hwe we we errri rin i in Bergen B er ge n Plau Waren am See Müritz MüritzN. P. Röbel An k l a m Anklam Stettiner S t ett i ner Haff H af f NeubranNeub N eu bra an ndenburg denbu d enbu rg Naturpark Feldberger rger Seenlandschaft lan la an Carwitzer C a ar arw arwi rrw rwitzer wi wiitz wit itttz tze ze zer ze err Neustrelitz N eu ust stre elilitz Ca See S ee Im Westen der Seenplatte bis 1903) unter der Herrschaft der Drei Kronen (zuerst auf 100 Jahre an Mecklenburg verpachtet, dann von den Schweden nicht zurückgefordert). Mit dem Bau der spätromanischen Klosterkirche wurde 1219/1220 begonnen. 1865 wurde die Kirche restauriert und teilweise umgestaltet. Einzigartig sind die Glasmalereien der Klosterkirche – es sind die ältesten in Mecklenburg: Schon 1240 wurde die Kirche mit kunstvoll bemalten, schlanken Fenstern geschmückt, von denen drei (restauriert und ergänzt) noch erhalten sind. Dargestellt sind u. a. die hl. Elisabeth von Thüringen und die hl. Katharina. Die um 1400 erbaute Propstei, ein langes Backsteingebäude mit schöner Staffelgiebelfront, dient heute als Kindertagesstätte. Der Glockenturm (um 1500) brannte 1989 aus, wurde aber wieder instand gesetzt. Um den ehemaligen Klosterhof gruppieren sich neben Glockenturm und Propstei in schön restaurierten BacksteinFachwerkhäusern ein Schullandheim und das kleine Museum. Hier kann man sich in drei Räumen über Stadtgeschichte, Arbeitswelt und Alltag der Handwerker und Bauern informieren (Di–Sa 10–16 Uhr, Spende erwünscht). Rund um den Neuklostersee führt ein 9,4 Kilometer langer Wanderweg vornehmlich am schilfreichen Seeufer entlang. Mit vier Kilometern deutlich kürzer ist der Spaziergang rund um die in den See ragende Halbinsel (beide Touren lassen sich kombinieren). Information Touristinformation Neukloster, Di und Do/Fr 9–12 Uhr geöffnet, Di auch 15–18 Uhr, Do 14–15.30 Uhr. Hauptstr. 27, 23992 Neukloster, ¢ 038422-44030, www.neu kloster.de. Übernachten/Essen Unser Tipp: Seehotel, herrliche Anlage 2 km südlich von Neukloster am Ufer des Neuklostersees. Stilvoll eingerichtete Zimmer, die sich auf mehrere Gebäude des Anwesens verteilen, Restaurant mit Wintergarten und Terrasse zum See (tägl. mittags und abends geöff- net, abends reservieren), Badescheune mit Spa-Bereich, am See Badestrand samt Steg, Strandkorb und Liegewiese, außerdem gibt es eine Bar und die Kunstscheune mit Raum für Veranstaltungen, Konzerte, Seminare etc. EZ 85–115 €, DZ 140–190 €, Suite 180–230 €, Frühstück inkl., Halbpension 33–35 €/Tag; Hund 12 €/Tag. Im Ortsteil Nakendorf südlich von Neukloster (beschildert). Seestr. 1, 23992 Neukloster, ¢ 0384224570, § 038422-45717, www.seehotel-neu klostersee.de. Im Westen der Seenplatte Karte → S. 308/309 Klosterkirche St. Maria und Johannes Ev.: Im Sommer Mo–Fr 10–12 und 14–16 Uhr, im Winterhalbjahr eingeschränkt, Führungen nach Anmeldung unter ¢ 038422-25451. Mois Im Westen der Seenplatte Warin Wismar Wismar 308 ca. 3400 Einwohner Eingebettet in eine zauberhafte Landschaft aus sanften Hügeln, Weiden, Feldern, Wäldern und blau funkelnden Seen, liegt Warin im nordwestlichen Eck des Naturparks Sternberger Seenland. Schon im 13. Jh. hatte es die Bischöfe Jesendorf aus Schwerin nach Warin gezogen, die den Ort zu ihrem Sommerquartier machten. Im Ortskern des beschaulichen Ortes residiert vor der neugotischen Kirche das Naturparkzentrum Sternberger Seenland (→ S. 311). Ein schönes Strandbad mit grüner Wiese und Spielplatz liegt am Großen Wariner See (beschildert). Lübberstorf Klosterkirche Neuklostersee 192 Großer Wariner See Mankmoos Warin Laase Groß Labenz Langen Jarchow Häven Blankenberg Großlabenzer See Tempziner See B Zahrensdorf Naturpark Groß R Brüel Sternberger 104 Kuhlen Weitendorf Golchen Schloss Kaarz Gustävel Zaschendorf Sternberger See Sternberg Qualitz Klein Warin Müsselmow S Kaarz Jülchendorf Wendorf Wenzkow Demen Basthorst Barniner See Schwerin Schwerin Zentrum des 2004 ausgewiesenen Naturparks Sternberger Seenland ist der Große Sternberger See, der mit nur 2,5 Quadratkilometern allerdings recht klein ausfällt. Überdies ermöglichen Augustenhof seine überwiegend bewachsenen Ufer kaum eine touristische Nutzung. Kulturhistorischer Höhepunkt der Gegend ist die slawische Tempelanlage des Archäologischen Landesmuseums Groß Raden etwas nordöstlich des Sees. Ka Nakenstorf Schwerin Schwerin Information Wariner Fremdenverkehrsverein, Mai bis Sept. Mo–Fr 9.30–12 undTessin 14–16 Uhr, Sa 9.30–11.30 Uhr: Okt. bis April Mo/Di und Fr 9.30–12 Uhr, Mo/Di auch 14– 16 Uhr. Am Markt 4 a, 19417 Warin, ¢ 03848260431, www.stadt-warin.eu. Neukloster Zurow Bülow Barnin 321 Prestin Run Crivitz Zö ca. 4400 Einwohner Das ruhige kleine Städtchen geht auf eine alte slawische Siedlung zurück, die 1248 erstmals erwähnt wurde, als ihr das Stadtrecht verliehen wurde. Heute rühmt sich der Ort als „staatlich anerkannter Erholungsort“, nicht zuletzt dank der schönen Lage oberhalb des Großen Sternberger Sees auf einem Hügel, umgeben von einer Stadtmauer (mit gotischem Stadttor). Gleich beim beschaulichen Marktplatz mit seinen ansehnlichen Fachwerkhäusern und dem tudor-gotischen Rathaus bef indet sich am höchsten Punkt des Ortes die mächtige gotische Backsteinkirche (um 1320), gegenüber davon hat sich das Heimatmuseum von Sternberg niedergelassen. In die Chroniken ging Sternberg im Oktober 1492 ein, als es bei einem Hochzeitsfest zu einer „Hostienschändung“ gekommen sein soll – der Legende nach durch- An der unteren Warnow Bernitt Selow Rostock Rostock Moisall An der unteren Warnow Bützower See Wilhelminenhof w Parumersee Zibühl Groß Raden Bülow Boitin Sternberg Mustin Bolz Rothen Woserin 192 Woseriner See 103 Hohen Pritz Ruest Belom Kadom Krakow am See NSG Mildenitzdurchbruchstal Dobbertin Dobbin Kloster Dobbertin Lüschow Dobbertiner See Runow Groß Niendorf Techentin Goldberg Steinbeck Langenhagen g NSG Langenhägener Seewiesen Augzin Hof Hagen Mildenitz Mestlin Zölkow Krakower See Goldberger See Zidderich Prestin Reimershagen Allenhagen Groß Tessin Krakower See Im Westen der Seenplatte Karte → S. 308/309 Kleinpritzer See Wamckom Garder See Lohmen Borkow Dabel en Bellin Groß Breesen Bolzer See Rothener See 103 Zehna Klein Groß Upahl Upahl Großupahler See Ruchow Mühl Rosin Hoppenrade Tieplitz 104 Loiz Großer Witzin Sternberger Trenntsee See Natur und Umweltpark Schabernack lsee Inse Gutow Prüzen Freilichtmuseum se e Tarnow Seenland Schloss Güstrow Buldenbuck Warnow Buchenhof NSG Warnowdurchbruchstal Parum Langensee Dreetz roß abenz Barlachstadt Güstrow Su m pf rn o Glasewitz Gülzow Baumgarten Wa 103 Lüssow Zepelin Rühn Laase Pla Sarmstorf Großer See os Karow Groß Schwiesow Bützow Steinhagen Qualitz 309 A 19 Neuendorf Katelbogen Rostock Rostock Kritzkow Mistorf Damerower See Westen der Seenplatte 3 km Mühlenhof stach ein jüdischer Hochzeitsgast die Hostien mit seinem Schwert, die daraufhin geblutet haben sollen. Infolge dieses Vorfalls wurden in Sternberg 27 Juden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, alle anderen Juden des Landes verwiesen. Die Hostien selbst wurden daraufhin in einer eigens erbauten Kapelle als Heiligtum verehrt, Sternberg avancierte kurzzeitig zum Wallfahrtsort. Ein halbes Jahrhundert später, am 20. Juni 1549, bekannte sich der Landtag von Sternberg (eine von den Herzögen verfügte Ständeversammlung) zur Lehre Martin Luthers und öffnete damit ganz Mecklenburg für die Reformation. Am Ort des Geschehens, der Sagsdorfer Brücke über die Warnow, etwa drei Kilometer nordwestlich von Sternberg, erinnert heute ein Gedenkstein an dieses Ereignis. 310 Im Westen der Seenplatte ĒBasis-Infos Information Touristinformation Sternberg, am Marktplatz. Mai bis Sept. Mo–Fr 9–12 und 13–17 Uhr, im Juli/Aug. auch Sa 10–13 Uhr; Okt.–April Mo–Do 9–12 und 13– 16 Uhr, Fr nur 9–12 Uhr. Am Markt 3, 19406 Sternberg, ¢ 03847-444535, § 03847-444570, www.sternberg.m-vp.de. Verbindungen Busse fahren mehrmals tägl. nach Groß Raden und Schwerin. Sport Kanu- und Kajakverleih, die Kanutour durch das Warnow-Durchbruchstal (→ „An der unteren Warnow“) zählt zu den aufregendsten Wassertouren in der Gegend, Anfänger finden auf der Warnow aber auch ruhigeres Fahrwasser. Infos, Tourenvorschläge und Kanuverleih bei Kanu Warnow am Camping Sternberger Seenlandschaft (→ Camping). Einsteigertouren ab 25 € (halber Tag), Tagestouren ab 30 €. Kontakt über den Camping, weitere Infos zu Touren etc. unter www.kanu-warnow.de. Camping Camping Sternberger Seenland, direkt am Luckower See (ausgeschildert), gut ausgestatteter Platz, Bade- und Anlegestelle, 150 Stellplätze, einige am Wasser, außerdem Blockhütten und Bungalows. Kanu- und Kajakvermietung, Angeln, Bootstouren, Tischtennis, Volleyball usw. Gaststätte mit Terrasse, Mini-Market. Hunde sind willkommen (separater Hundestrand). Stellplatz mit Wohnmobil für 2 Pers. 24 €, mit Wohnwagen oder Zelt für 1 Pers. 18 €, weitere Pers. 6 €, Kind 2–14 J. 4,50 €, Hund 3,50 €, Stellplatz am See plus 4,50 €. Blockhaus für 2–4 Pers. 75–90 €, Bungalow (2–6 Pers.) 50–95 €. Geöffnet April bis Okt. Maikamp 11, 19406 Sternberg, ¢ 03847-2534, § 03847-5376, www.camping-sternberg.de. Sternberg/Umgebung Archäologisches Landesmuseum Groß Raden (Freilichtmuseum): Die weitläuf ige obotritisch-altslawische Siedlung samt Tempelanlage aus dem 9./10. Jh. ist die bekannteste und sicherlich eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern. 1973 begannen die Grabungen auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Areal (gerade einmal die Hälfte des ehemals besiedelten Gebiets), bei denen an die 100.000 Fundstücke zutage kamen, teilweise bestens erhalten, da über die Jahrhunderte luftdicht im Wasser und Moor verborgen. Die Funde deuten auf Über dem Ausgrabungsgelände wieder aufgebaut: die altslawische Siedlung An der unteren Warnow 311 eine Besiedlung durch die Warnower (eine Seitenlinie der Obotriten) im 9. Jh. wie auch auf eine zweite Besiedlungsphase im 10. Jh. hin, wobei davon auszugehen ist, dass die erste Siedlung komplett zerstört und einige Jahrzehnte später wieder aufgebaut wurde. Ebenso fand man heraus, dass der Ringwall vor der Halbinsel vor rund 1000 Jahren noch vom Festland abgeschnitten war, der einzige Zugang führte über eine Brücke. Auch die Siedlung selbst war mit tiefen Gräben und Palisaden geschützt und nur über ein Eingangstor zu betreten. Seit 1987 ist die rekonstruierte Anlage als Freilichtmuseum zugänglich. Öffnungszeiten April bis Okt. tägl. 10– 17.30 Uhr, Nov. bis März Di–So 10–16.30 Uhr. Eintritt 2,50 €, erm. 1,50 €, Kinder unter 6 J. frei, Familien 5 €. Kastanienallee, 19406 Groß Raden, ¢ 03847-2252, www.freilichtmuseumgross-raden.de. Anfahrt Von Sternberg ca. 4 km nordöstlich nach Groß Raden (hier einige Cafés). Der Parkplatz des Museums befindet sich in Groß Raden, von diesem aus geht es noch ein Stück durch den Ort, dann oberhalb des Sees entlang und schließlich durch den Wald – knapp 1,5 km zu Fuß bis zum Freilichtmuseum (ausgeschildert). Naturpark Sternberger Seenland Mai bis Sept. tägl. 10–18 Uhr, Okt. bis April Mo–Fr 10–16 Uhr geöffnet. Am Markt 1, 19417 Warin, ¢ 038482-235270, § 038482-2352720, www.np-sternberger-seenland.de. An der unteren Warnow Warnow-Durchbruchstal: Bevor die Warnow bei Warnemünde in die Ostsee fließt, hat sie bereits einen beträchtlichen Weg zurückgelegt. Von ihrer Quelle östlich von Schwerin bis zur Unterwarnow und Breitling bei Rostock sind es über 140 Kilome- Im Westen der Seenplatte Karte → S. 308/309 Der 2004 eingerichtete Naturpark erstreckt sich über knapp 540 Quadratkilometer. Er reicht von Neukloster hinunter bis fast an das Ostufer des Schweriner Sees, nördlich schließt er von Goldberg an den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide an. Landschaftlich geprägt wird der Naturpark Sternberger Seenland von zwei Endmoränen, Hinterlassenschaften der letzten Eiszeit, sowie von über 80 Seen, deren Entstehung zumeist auf Toteisblöcke und Schmelzwasserrinnen zurückgeht. Die größten Seen sind der Neuklostersee, der Große Wariner See, der Großlabenzer See und der Große Sternberger See. An den schilfreichen Seeufern, in gewundenen Flussniederungen, abgelegenen Mooren und zahlreichen sogenannten Söllen (von Toteisblöcken hinterlassene Feuchtgebiete → S. 21), aber auch auf großen Weideflächen und in ausgedehnten Wäldern f inden zahllose Tierarten einen intakten Lebensraum. Bemerkenswert sind vor allem die Biberbestände und die See- und Fischadler. Zuletzt wurden zwölf Seeadler-Paare rund um Warin gezählt, angesichts der Seltenheit der stolzen Greifvögel ein enormer Bestand. Eine geologische Besonderheit der Gegend stellt der Sternberger Kuchen dar, ein geologisches „Gebäck“ aus Sandsteinschmirgel, Muscheln, Schnecken und anderen Fossilien, das schon Tausende von Jahren alt ist. Mit dem Naturparkzentrum Sternberger Seenland in Warin ist neben einer Informationsstelle auch eine kleine Ausstellung entstanden. Interessant und kindgerecht aufbereitet, kann man sich hier in drei Räumen über den hiesigen Naturraum informieren. Auch geführte Wanderungen, Rad- und Kanutouren im Naturpark werden angeboten. 312 Im Westen der Seenplatte ter gewundener Flusslauf. Etwa acht Kilometer nördlich von Sternberg bei Groß Raden bef indet sich das Warnow-Durchbruchstal, heute ein idyllisches Naturschutzgebiet. Während der letzten Eiszeit wurde hier durch die Gletscher ein gigantischer Wall aufgehäuft, der beim Abschmelzen dem mächtigen Druck der Wassermassen nachgab und der Warnow den Weg ebnete – daher auch der Name Durchbruchstal. Geblieben ist ein tiefer Einschnitt mit bis zu 30 Meter hohen Steilhängen und einer stellenweise recht wilden Warnow, die sich als Kanurevier großer Beliebtheit erfreut (Wasserrastplatz bei Klein Raden). Das Tal ist von Groß Görnow aus zu erreichen. Bützow (ca. 7600 Einwohner): Das Städtchen ist der nächste größere Ort in Richtung Norden. In seinem Zentrum liegen die wuchtige, ehemalige Stiftskirche, die in ihrem Kern aus dem 13. Jh. stammt, das neogotische Rathaus mit zierlichen Türmchen und der weitläuf ige Marktplatz mit dem Gänsebrunnen. Ein literarisches Denkmal setzte der große, heute leider ein wenig in Vergessenheit geratene Erzähler Wilhelm Raabe der Stadt dank seiner Novelle Die Gänse von Bützow (1866). Fragt man in der freundlichen Buchhandlung von Bützow nach der Novelle, wird man enttäuscht. Doch das ist keine Nachlässigkeit im Sortiment der bezüglich Regionalia sehr gut sortierten Buchhandlung, sondern dem bedauerlichen Umstand geschuldet, dass die Novelle heute keinen Verleger mehr f indet. Am südlichen Ortsausgang von Bützow befindet sich der Schlossplatz mit dem verwitterten Schloss und dem sorgsam renovierten Krummen Haus (15. Jh.), das einst Teil des Schlosses war und heute das Heimatmuseum beherbergt. Information Touristinformation Bützow, Mo und Mi/Do 8.30–16 Uhr, Di bis 17.30 Uhr, Fr 8.30–13 Uhr. Am Markt 1, 18246 Bützow, ¢/§ 038461-50120, www.buetzow.eu. Öffnungszeiten Das „Krumme Haus“: Heimatmuseum und Stadtbibliothek, Mo 13–17 Uhr, Di/Mi und Fr/Sa 10–12 Uhr, Di auch 13–18 Uhr und Fr 13–16 Uhr. Schlossplatz 2, ¢ 038461-4051 oder 038461-66915. Einkaufen Buchhandlung Am Markt, gut sortiertes Regionalia-Regal, freundlich. Lange Str. 34, ¢ 038461-2608. Südlich von Bützow bef indet sich versteckt in einem kleinen Waldstück der sogenannte Steintanz von Boitin. Dabei handelt es sich um vier prähistorische Steinkreise, drei nahe beieinander und einer etwas abseitig. Der „Tanz der Menhire“ hatte sicherlich kultische Bedeutung und diente nachweislich auch als Begräbnisstätte, ob er auch – quasi als mecklenburgisches Stonehenge – eine astrologische Funktion hatte, konnte bislang nicht eindeutig belegt werden. Sowohl von Dreetz als auch von Boitin, wenige Kilometer südlich von Bützow, führen Feld-/ Waldwege zum Steintanz (jeweils etwa 2 km zu laufen). Burg Werle: Etwa auf halbem Weg Richtung Norden nach Schwaan liegt der winzige Weiler Werle. Nur der Name weist darauf hin, dass es sich um einen geschichtsträchtigen Ort handelt. Von der nahe gelegenen Burg stammen die slawischen Obotriten, die Schwerin gründeten und später gegen Heinrich den Löwen fochten. Doch von der einstmals stolzen Slawenburg ist heute nur noch ein niedriger Hügel im Wald übrig. Fehlte der Gedenkstein und die Tafel über Niklot, der hier die entscheidende Schlacht gegen Heinrich den Löwen verlor, würde man die Burg glatt verpassen. Etwas unterhalb des Hügels fließt malerisch die Warnow vorbei. Von dem Flussidyll abgesehen, ist die Burg Werle wohl nicht einmal mehr für Grabräuber interessant. Am nördlichen Ortsausgang von Werle verläuft die Straße über die Eisenbahngleise, hier zweigt links ein Feldweg ab (beschildert), der nach etwa 1,7 km zur Burg führt. Schwaan: Das 5000-Einwohner-Städtchen ist der letzte größere Ort an der Warnow vor Rostock (20 km). Schwaan ist eine verschlafene kleine Ackerbürgerstadt mit Güstrow Karte → S. 316 Güstrow Güstrow 313 vergleichsweise stattlicher Kirche aus dem 13. Jh. und einer alten restaurierten Wassermühle an der Durchgangsstraße, die heute die Touristinformation beherbergt und seit 2002 als Kunstmühle dient. In den Jahren um 1885–1890 entstand nämlich auch in Schwaan eine kleine Künstlerkolonie, gegründet vom hiesigen Maler Franz Bunke, der seinerzeit in Weimar Landschaftsmalerei lehrte und seine Schüler mit in die Heimatstadt brachte. Und Landschaft gab es hier wahrlich genug zu malen: In den drei Stockwerken der Mühle sind Fluss- und Stadtansichten von Schwaan zur Genüge zu sehen, dazu diverse Landschaftsszenen. Neben dem Kunstprofessor Bunke ließen sich auch die gebürtigen Schwaaner Rudolf Bartels und Peter Paul Draewing sowie der Hamburger Alfred Heinsohn von der mecklenburgischen Landschaft inspirieren. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges ging es mit der Künstlerkolonie Schwaan jedoch bergab. Neben der sehenswerten Dauerausstellung werden in der Kunstmühle auch wechselnde Ausstellungen gezeigt. Touristinformation Schwaan und Kunstmuseum: April bis Okt. Di–Fr 10–17 Uhr, Sa 13–17 Uhr, So 11–17 Uhr (feiertags jedoch 13–17 Uhr); Nov. bis März Di–Fr 10–16 Uhr, Sa geschlossen, So 11–17 Uhr (feiertags 13– Güstrow 17 Uhr). Eintritt Kunstmuseum 4 €, erm. 3 €. Mühlenstr. 12, 18258 Schwaan, ¢ 03844891792, § 03844-8900335, www.kunstmuseumschwaan.de (offizielle Seite der Stadt: www.schwaan.de). ca. 29.000 Einwohner Berühmt geworden ist Güstrow dank Ernst Barlach, der hier zeichnete und lithografierte, schnitzte und in Bronze goss – kurz: der hier sein Hauptwerk schuf. Doch die Stadt an der Nebel, die sich heute stolz Barlachstadt nennt, ist auch eine altehrwürdige Residenzstadt mit schönem historischen Zentrum und vor allem einem prächtigen Renaissanceschloss. Güstrows Altstadt präsentiert sich als ein kompaktes, fast kreisrundes Zentrum, das anstatt einer früheren Stadtmauer heute von einem schmalen, grünen Gürtel Güstrow Karte → S. 316 Güstrows prächtiges Schloss 314 Güstrow umgeben ist. Einen Stadtrundgang beginnt man am besten bei der nicht nur in ihren Ausmaßen größten Sehenswürdigkeit, dem Schloss (was sich auch deshalb anbietet, da sich neben dem weitläuf igen Park ein ebenso weitläuf iger Parkplatz bef indet). Vom Torhaus des Schlosses ist es nicht weit bis zum Franz-Parr-Platz – Parr war übrigens einer der Architekten der exklusiven Immobilie. Hier bef indet sich die Touristinformation sowie das sehenswerte Stadtmuseum. Seltsam zurückgesetzt liegt am südwestlichen Altstadtrand der altehrwürdige Dom. Vom Parr-Platz aus verläuft die Domstraße (allerdings ohne am Dom entlangzuführen) zur Marienkirche und zum Rathaus am Markt, dem lebhaften Zentrum Güstrows. Vom autofreien Marktplatz führt die Fußgängerzone, eine kleine Einkaufsmeile mit Geschäften, Restaurants und Cafés, vorbei am martialischen Borwin-Brunnen, der den mecklenburgischen Fürsten als stolzen Recken zeigt, zum Pferdemarkt. Schon etwas außerhalb der Altstadt, aber nur wenige Schritte vom Pferdemarkt entfernt, bef indet sich in der Gertrudenkapelle das Barlachmuseum. Doch nicht nur Güstrows Altstadt ist einen Besuch wert. In südöstlicher Richtung um den Inselsee f inden sich weitere Publikumsmagneten: das Badeparadies, der Natur- und Umweltpark Güstrow (NUP), das Barlachatelier und schließlich der See selbst. Stadtgeschichte Aus einem kleinen slawischen Weiler im sumpf igen Tal des Flusses Nebel entwi- Güstrow ckelte sich dank seiner Lage an der Kreuzung zweier Handelstraßen ein blühendes Gemeinwesen mitsamt einer Burg. Der mecklenburgische Fürst Heinrich Borwin II. gründete 1226 ein Kollegiatsstift und initiierte damit den Baubeginn des Güstrower Doms. 1228 erhielt Güstrow das Schweriner Stadtrecht. Nördlich der alten Siedlung um Burg und Dombaustelle entwickelte sich ein jüngerer Stadtteil um den heutigen Marktplatz, an dem im frühen 14. Jh. eine zweite Kirche, St. Marien, sowie das Rathaus entstanden. Anfang des 16. Jh. legten innerhalb von neun Jahren drei schwere Feuer die Stadt in Schutt und Asche. Dass Güstrow zur Residenzstadt wurde, verdankt die Stadt einem Bruderzwist. Nicht eben ungewöhnlich, ging es bei diesem Streit ursprünglich um die Aufteilung eines Erbes. 1547, nach dem Tod Herzog Albrechts VII., stritten sich seine Söhne Johann Albrecht I. und Ulrich um die Vorherrschaft über die Hinterlassenschaften des Vaters. Nach einem Machtwort des brandenburgischen Kurfürsten wurde schließlich brüderlich geteilt: Johann Albrecht bekam das westliche Gebiet mit Schwerin und Wismar als blühende Zentren, Ulrich den östlichen Teil um Güstrow. Damit wurde im Prinzip die Teilung Mecklenburgs schon vorweggenommen, sie manifestierte sich jedoch erst 1621. Mit der Landesteilung entstanden zwei Mecklenburgs, näher definiert durch ihre Residenzstädte: Mecklenburg-Schwerin und eben Mecklenburg-Güstrow. Das neue Schloss von Güstrow gef iel auch dem Generalissimus. 1628 erklärte es Wallenstein, nunmehr Herzog von Mecklenburg, zu seiner Residenz, wohl mit der Absicht, länger zu bleiben. Unverzüglich ließ er größere Umbaumaßnahmen in Angriff nehmen, doch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges machten auch vor dem Größten der Generäle nicht Halt. Wallenstein wurde weitergetrieben und die alten Mecklenburger Herzöge kehrten zurück. Nach dem Tod Gustav Adolphs von Mecklenburg-Güstrow 1695 endete die Güstrower Herzogslinie. Der Herzog hatte zwar elf Töchter, aber keinen männlichen Thronfolger. Der Name der Mutter, die des- Basis-Infos