Mecklenburgische Seenplatte

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Mecklenburgische Seenplatte
Mecklenburgische Seenplatte
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Mecklenburgische Seenplatte
1000 Seen und ein kleines Meer. Nicht zu vergessen die sehenswerten Residenzstädte und malerischen Dörfer, der Müritz-Nationalpark mit seinen intakten Naturräumen und die weit verzweigten Wasserwege. Und sogar eine
Schweiz gibt es hier. Die zauberhaften Landschaften rund um die Mecklenburgische Seenplatte sind mehr als nur eine Reise wert.
Vom Schweriner See im Westen (→ S. 86) bis zur Feldberger Seenlandschaft, von
der gewundenen Warnow bis zur verzweigten Havel, vom weitläuf igen Kummerower See am Rand der Mecklenburgischen Schweiz bis zur vielgestaltigen Kleinseenplatte an der Grenze zu Brandenburg – zahllose Flüsse und Kanäle verbinden die
mecklenburgischen Seen zu einem dichten Netz von Wasserwegen. In dessen Mitte
erstreckt sich die Müritz, „das kleine Meer“, Deutschlands größter Binnensee, mit
dem herrlichen Müritz-Nationalpark. Entlang der gewundenen Flussläufe und zergliederten Seen f inden sich versteckte Badebuchten und viel unberührte Natur
ebenso wie lebhafte kleine Häfen und idyllische Anlegestellen, tiefe Wälder und
sanfte Hügel, prächtige Schlösser und malerische Dörfer ... Kurz: Mecklenburg bietet eine Seenlandschaft von faszinierender Schönheit, die in Deutschland ihresgleichen sucht.
Im Westen der Seenplatte
Karte → S. 308/309
Mecklenburgische Seenplatte
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Im Westen der Seenplatte
Plau am See | Im Natur- und Umweltpark Güstrow
Im Westen der Seenplatte
Östlich von Schwerin öffnet sich eine typisch mecklenburgische Landschaft:
ein paar versteckte Bauerndörfer inmitten eines lieblichen Landstrichs, ein,
zwei Kleinstädte, Felder und Wiesen, durchzogen von Waldstücken und
Flüssen, sanfte Hügel und hin und wieder ein blau leuchtender See.
Zuallererst sind da natürlich der Sternberger See, der Goldberger See und der Krakower See zu nennen, die ein wenig vereinzelt und abseits der touristischen Hauptrouten liegen. Kultureller Höhepunkt im Westen ist zweifellos das schöne Güstrow
mit seinem sehenswerten Schloss, der Altstadt und nicht zuletzt den Spuren, die
sein berühmtester Sohn hinterlassen hat: der Bildhauer und Schriftsteller Ernst
Barlach. Rund um Sternberg erstreckt sich der 540 Quadratkilometer große Naturpark Sternberger Seenland (→ S. 311), der bei Goldberg nahtlos in den 365 Qua- Mecklenbu
dratkilometer großen Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide (→ S. 325) überrgische
geht. Geprägt wird das Gebiet von mehreren Endmoränen aus der letzten Eiszeit – Seenplatte
unzählige Seen, Moore und Wälder bieten vielen seltenen Vogelarten (darunter Seeund Fischadler) einen idealen Lebensraum.
Im Naturpark Sternberger Seenland f inden Freizeitkanuten auf der Warnow und
dem kleinen Nebenfluss Mildenitz ein herrliches Revier. Am Plauer See beginnen
dann die langen und verzweigten Wasserwege der Mecklenburgischen Seenplatte.
Von hier aus gelangen die Wasserwanderer via Kanal und stromgleichen Seen über
Fleesensee und Kölpinsee zur Müritz.
Neukloster
ca. 3900 Einwohner
Im Jahr 1219 gründete Heinrich Borwin I. hier ein Kloster für Benediktinerinnen,
die im Lauf des 13. Jh. ein blühendes Gemeinwesen schufen. Von der einst mächtigen Klosteranlage sind die Kirche, der Glockenturm und die Propstei erhalten. Im
Zuge der Reformation wurde das Kloster 1555 säkularisiert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg f iel Neukloster mit Wismar an Schweden und blieb bis 1803 (de jure
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Im Westen der Seenplatte
bis 1903) unter der Herrschaft der Drei Kronen (zuerst auf 100 Jahre an Mecklenburg verpachtet, dann von den Schweden nicht zurückgefordert).
Mit dem Bau der spätromanischen Klosterkirche wurde 1219/1220 begonnen. 1865
wurde die Kirche restauriert und teilweise umgestaltet. Einzigartig sind die
Glasmalereien der Klosterkirche – es sind die ältesten in Mecklenburg: Schon 1240
wurde die Kirche mit kunstvoll bemalten, schlanken Fenstern geschmückt, von denen drei (restauriert und ergänzt) noch erhalten sind. Dargestellt sind u. a. die hl.
Elisabeth von Thüringen und die hl. Katharina.
Die um 1400 erbaute Propstei, ein langes Backsteingebäude mit schöner Staffelgiebelfront, dient heute als Kindertagesstätte. Der Glockenturm (um 1500) brannte
1989 aus, wurde aber wieder instand gesetzt. Um den ehemaligen Klosterhof
gruppieren sich neben Glockenturm und Propstei in schön restaurierten BacksteinFachwerkhäusern ein Schullandheim und das kleine Museum. Hier kann man sich
in drei Räumen über Stadtgeschichte, Arbeitswelt und Alltag der Handwerker und
Bauern informieren (Di–Sa 10–16 Uhr, Spende erwünscht).
Rund um den Neuklostersee führt ein 9,4 Kilometer langer Wanderweg vornehmlich am schilfreichen Seeufer entlang. Mit vier Kilometern deutlich kürzer ist der
Spaziergang rund um die in den See ragende Halbinsel (beide Touren lassen sich
kombinieren).
Information Touristinformation Neukloster, Di und Do/Fr 9–12 Uhr geöffnet, Di auch
15–18 Uhr, Do 14–15.30 Uhr. Hauptstr. 27,
23992 Neukloster, ¢ 038422-44030, www.neu
kloster.de.
Übernachten/Essen
Unser Tipp:
Seehotel, herrliche Anlage 2 km südlich von
Neukloster am Ufer des Neuklostersees.
Stilvoll eingerichtete Zimmer, die sich auf
mehrere Gebäude des Anwesens verteilen,
Restaurant mit Wintergarten und Terrasse
zum See (tägl. mittags und abends geöff-
net, abends reservieren), Badescheune mit
Spa-Bereich, am See Badestrand samt
Steg, Strandkorb und Liegewiese, außerdem gibt es eine Bar und die Kunstscheune
mit Raum für Veranstaltungen, Konzerte,
Seminare etc. EZ 85–115 €, DZ 140–190 €,
Suite 180–230 €, Frühstück inkl., Halbpension 33–35 €/Tag; Hund 12 €/Tag. Im Ortsteil
Nakendorf südlich von Neukloster (beschildert). Seestr. 1, 23992 Neukloster, ¢ 0384224570, § 038422-45717, www.seehotel-neu
klostersee.de. 
Im Westen der Seenplatte
Karte → S. 308/309
Klosterkirche St. Maria und Johannes Ev.: Im Sommer Mo–Fr 10–12 und 14–16 Uhr, im
Winterhalbjahr eingeschränkt, Führungen nach Anmeldung unter ¢ 038422-25451.
Mois
Im Westen der Seenplatte
Warin
Wismar
Wismar
308
ca. 3400 Einwohner
Eingebettet in eine zauberhafte Landschaft aus sanften Hügeln, Weiden, Feldern, Wäldern und blau funkelnden Seen,
liegt Warin im nordwestlichen Eck des
Naturparks Sternberger Seenland. Schon
im 13. Jh. hatte es die Bischöfe Jesendorf
aus
Schwerin nach Warin gezogen, die den
Ort zu ihrem Sommerquartier machten.
Im Ortskern des beschaulichen Ortes
residiert vor der neugotischen Kirche
das Naturparkzentrum Sternberger Seenland (→ S. 311). Ein schönes Strandbad
mit grüner Wiese und Spielplatz liegt am
Großen Wariner See (beschildert).
Lübberstorf
Klosterkirche
Neuklostersee
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Schwerin
Schwerin
Zentrum des 2004 ausgewiesenen Naturparks Sternberger Seenland ist der
Große Sternberger See, der mit nur 2,5 Quadratkilometern allerdings recht klein
ausfällt. Überdies ermöglichen Augustenhof
seine
überwiegend bewachsenen Ufer kaum
eine touristische Nutzung. Kulturhistorischer Höhepunkt der Gegend ist die
slawische Tempelanlage des Archäologischen Landesmuseums Groß Raden etwas nordöstlich des Sees.
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Nakenstorf
Schwerin
Schwerin
Information Wariner Fremdenverkehrsverein, Mai bis Sept. Mo–Fr 9.30–12 undTessin
14–16 Uhr, Sa 9.30–11.30 Uhr: Okt. bis April
Mo/Di und Fr 9.30–12 Uhr, Mo/Di auch 14–
16 Uhr. Am Markt 4 a, 19417 Warin, ¢ 03848260431, www.stadt-warin.eu.
Neukloster
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Bülow
Barnin
321
Prestin
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ca. 4400 Einwohner
Das ruhige kleine Städtchen geht auf eine alte slawische Siedlung zurück, die 1248
erstmals erwähnt wurde, als ihr das Stadtrecht verliehen wurde. Heute rühmt sich
der Ort als „staatlich anerkannter Erholungsort“, nicht zuletzt dank der schönen
Lage oberhalb des Großen Sternberger Sees auf einem Hügel, umgeben von einer
Stadtmauer (mit gotischem Stadttor). Gleich beim beschaulichen Marktplatz mit
seinen ansehnlichen Fachwerkhäusern und dem tudor-gotischen Rathaus bef indet
sich am höchsten Punkt des Ortes die mächtige gotische Backsteinkirche (um
1320), gegenüber davon hat sich das Heimatmuseum von Sternberg niedergelassen.
In die Chroniken ging Sternberg im Oktober 1492 ein, als es bei einem Hochzeitsfest zu einer „Hostienschändung“ gekommen sein soll – der Legende nach durch-
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Im Westen der Seenplatte
Karte → S. 308/309
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Natur und
Umweltpark
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Westen der Seenplatte
3 km
Mühlenhof
stach ein jüdischer Hochzeitsgast die Hostien mit seinem Schwert, die daraufhin
geblutet haben sollen. Infolge dieses Vorfalls wurden in Sternberg 27 Juden auf dem
Scheiterhaufen verbrannt, alle anderen Juden des Landes verwiesen. Die Hostien
selbst wurden daraufhin in einer eigens erbauten Kapelle als Heiligtum verehrt,
Sternberg avancierte kurzzeitig zum Wallfahrtsort.
Ein halbes Jahrhundert später, am 20. Juni 1549, bekannte sich der Landtag von
Sternberg (eine von den Herzögen verfügte Ständeversammlung) zur Lehre Martin
Luthers und öffnete damit ganz Mecklenburg für die Reformation. Am Ort des Geschehens, der Sagsdorfer Brücke über die Warnow, etwa drei Kilometer nordwestlich von Sternberg, erinnert heute ein Gedenkstein an dieses Ereignis.
310
Im Westen der Seenplatte
ĒBasis-Infos
Information
Touristinformation Sternberg, am Marktplatz. Mai bis Sept. Mo–Fr
9–12 und 13–17 Uhr, im Juli/Aug. auch Sa
10–13 Uhr; Okt.–April Mo–Do 9–12 und 13–
16 Uhr, Fr nur 9–12 Uhr. Am Markt 3, 19406
Sternberg, ¢ 03847-444535, § 03847-444570,
www.sternberg.m-vp.de.
Verbindungen Busse fahren mehrmals
tägl. nach Groß Raden und Schwerin.
Sport Kanu- und Kajakverleih, die Kanutour durch das Warnow-Durchbruchstal
(→ „An der unteren Warnow“) zählt zu den
aufregendsten Wassertouren in der Gegend, Anfänger finden auf der Warnow
aber auch ruhigeres Fahrwasser. Infos, Tourenvorschläge und Kanuverleih bei Kanu
Warnow am Camping Sternberger Seenlandschaft (→ Camping). Einsteigertouren ab 25 €
(halber Tag), Tagestouren ab 30 €. Kontakt
über den Camping, weitere Infos zu Touren
etc. unter www.kanu-warnow.de.
Camping Camping Sternberger Seenland, direkt am Luckower See (ausgeschildert), gut ausgestatteter Platz, Bade- und
Anlegestelle, 150 Stellplätze, einige am Wasser, außerdem Blockhütten und Bungalows.
Kanu- und Kajakvermietung, Angeln, Bootstouren, Tischtennis, Volleyball usw. Gaststätte mit Terrasse, Mini-Market. Hunde
sind willkommen (separater Hundestrand).
Stellplatz mit Wohnmobil für 2 Pers. 24 €,
mit Wohnwagen oder Zelt für 1 Pers. 18 €,
weitere Pers. 6 €, Kind 2–14 J. 4,50 €, Hund
3,50 €, Stellplatz am See plus 4,50 €.
Blockhaus für 2–4 Pers. 75–90 €, Bungalow
(2–6 Pers.) 50–95 €. Geöffnet April bis Okt.
Maikamp 11, 19406 Sternberg, ¢ 03847-2534,
§ 03847-5376, www.camping-sternberg.de.
Sternberg/Umgebung
Archäologisches Landesmuseum Groß Raden (Freilichtmuseum): Die weitläuf ige
obotritisch-altslawische Siedlung samt Tempelanlage aus dem 9./10. Jh. ist die
bekannteste und sicherlich eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern. 1973 begannen die Grabungen auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Areal (gerade einmal die Hälfte des ehemals besiedelten Gebiets), bei
denen an die 100.000 Fundstücke zutage kamen, teilweise bestens erhalten, da über
die Jahrhunderte luftdicht im Wasser und Moor verborgen. Die Funde deuten auf
Über dem Ausgrabungsgelände wieder aufgebaut: die altslawische Siedlung
An der unteren Warnow
311
eine Besiedlung durch die Warnower (eine Seitenlinie der Obotriten) im 9. Jh. wie
auch auf eine zweite Besiedlungsphase im 10. Jh. hin, wobei davon auszugehen ist,
dass die erste Siedlung komplett zerstört und einige Jahrzehnte später wieder
aufgebaut wurde. Ebenso fand man heraus, dass der Ringwall vor der Halbinsel vor
rund 1000 Jahren noch vom Festland abgeschnitten war, der einzige Zugang führte
über eine Brücke. Auch die Siedlung selbst war mit tiefen Gräben und Palisaden geschützt und nur über ein Eingangstor zu betreten. Seit 1987 ist die rekonstruierte
Anlage als Freilichtmuseum zugänglich.
Öffnungszeiten April bis Okt. tägl. 10–
17.30 Uhr, Nov. bis März Di–So 10–16.30 Uhr.
Eintritt 2,50 €, erm. 1,50 €, Kinder unter 6 J.
frei, Familien 5 €. Kastanienallee, 19406 Groß
Raden, ¢ 03847-2252, www.freilichtmuseumgross-raden.de.
Anfahrt Von Sternberg ca. 4 km nordöstlich nach Groß Raden (hier einige Cafés).
Der Parkplatz des Museums befindet sich
in Groß Raden, von diesem aus geht es
noch ein Stück durch den Ort, dann oberhalb des Sees entlang und schließlich
durch den Wald – knapp 1,5 km zu Fuß bis
zum Freilichtmuseum (ausgeschildert).
Naturpark Sternberger Seenland
Mai bis Sept. tägl. 10–18 Uhr, Okt. bis April Mo–Fr 10–16 Uhr geöffnet. Am Markt 1,
19417 Warin, ¢ 038482-235270, § 038482-2352720, www.np-sternberger-seenland.de.
An der unteren Warnow
Warnow-Durchbruchstal: Bevor die Warnow bei Warnemünde in die Ostsee fließt,
hat sie bereits einen beträchtlichen Weg zurückgelegt. Von ihrer Quelle östlich von
Schwerin bis zur Unterwarnow und Breitling bei Rostock sind es über 140 Kilome-
Im Westen der Seenplatte
Karte → S. 308/309
Der 2004 eingerichtete Naturpark erstreckt sich über knapp 540 Quadratkilometer. Er reicht von Neukloster hinunter bis fast an das Ostufer des
Schweriner Sees, nördlich schließt er von Goldberg an den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide an. Landschaftlich geprägt wird der Naturpark
Sternberger Seenland von zwei Endmoränen, Hinterlassenschaften der letzten Eiszeit, sowie von über 80 Seen, deren Entstehung zumeist auf Toteisblöcke und Schmelzwasserrinnen zurückgeht. Die größten Seen sind der Neuklostersee, der Große Wariner See, der Großlabenzer See und der Große
Sternberger See. An den schilfreichen Seeufern, in gewundenen Flussniederungen, abgelegenen Mooren und zahlreichen sogenannten Söllen (von Toteisblöcken hinterlassene Feuchtgebiete → S. 21), aber auch auf großen Weideflächen und in ausgedehnten Wäldern f inden zahllose Tierarten einen intakten Lebensraum. Bemerkenswert sind vor allem die Biberbestände und
die See- und Fischadler. Zuletzt wurden zwölf Seeadler-Paare rund um Warin gezählt, angesichts der Seltenheit der stolzen Greifvögel ein enormer Bestand. Eine geologische Besonderheit der Gegend stellt der Sternberger Kuchen dar, ein geologisches „Gebäck“ aus Sandsteinschmirgel, Muscheln,
Schnecken und anderen Fossilien, das schon Tausende von Jahren alt ist.
Mit dem Naturparkzentrum Sternberger Seenland in Warin ist neben einer
Informationsstelle auch eine kleine Ausstellung entstanden. Interessant und
kindgerecht aufbereitet, kann man sich hier in drei Räumen über den hiesigen Naturraum informieren. Auch geführte Wanderungen, Rad- und Kanutouren im Naturpark werden angeboten.
312
Im Westen der Seenplatte
ter gewundener Flusslauf. Etwa acht Kilometer nördlich von Sternberg bei Groß
Raden bef indet sich das Warnow-Durchbruchstal, heute ein idyllisches Naturschutzgebiet. Während der letzten Eiszeit wurde hier durch die Gletscher ein
gigantischer Wall aufgehäuft, der beim Abschmelzen dem mächtigen Druck der
Wassermassen nachgab und der Warnow den Weg ebnete – daher auch der Name
Durchbruchstal. Geblieben ist ein tiefer Einschnitt mit bis zu 30 Meter hohen Steilhängen und einer stellenweise recht wilden Warnow, die sich als Kanurevier großer
Beliebtheit erfreut (Wasserrastplatz bei Klein Raden). Das Tal ist von Groß Görnow
aus zu erreichen.
Bützow (ca. 7600 Einwohner): Das Städtchen ist der nächste größere Ort in Richtung Norden. In seinem Zentrum liegen die wuchtige, ehemalige Stiftskirche, die in
ihrem Kern aus dem 13. Jh. stammt, das neogotische Rathaus mit zierlichen Türmchen und der weitläuf ige Marktplatz mit dem Gänsebrunnen. Ein literarisches
Denkmal setzte der große, heute leider ein wenig in Vergessenheit geratene Erzähler Wilhelm Raabe der Stadt dank seiner Novelle Die Gänse von Bützow (1866).
Fragt man in der freundlichen Buchhandlung von Bützow nach der Novelle, wird
man enttäuscht. Doch das ist keine Nachlässigkeit im Sortiment der bezüglich Regionalia sehr gut sortierten Buchhandlung, sondern dem bedauerlichen Umstand
geschuldet, dass die Novelle heute keinen Verleger mehr f indet. Am südlichen
Ortsausgang von Bützow befindet sich der Schlossplatz mit dem verwitterten Schloss
und dem sorgsam renovierten Krummen Haus (15. Jh.), das einst Teil des Schlosses
war und heute das Heimatmuseum beherbergt.
Information Touristinformation Bützow,
Mo und Mi/Do 8.30–16 Uhr, Di bis 17.30 Uhr,
Fr 8.30–13 Uhr. Am Markt 1, 18246 Bützow,
¢/§ 038461-50120, www.buetzow.eu.
Öffnungszeiten Das „Krumme Haus“:
Heimatmuseum und Stadtbibliothek, Mo
13–17 Uhr, Di/Mi und Fr/Sa 10–12 Uhr, Di
auch 13–18 Uhr und Fr 13–16 Uhr. Schlossplatz 2, ¢ 038461-4051 oder 038461-66915.
Einkaufen Buchhandlung Am Markt, gut
sortiertes Regionalia-Regal, freundlich. Lange Str. 34, ¢ 038461-2608.
Südlich von Bützow bef indet sich versteckt in einem kleinen Waldstück der sogenannte Steintanz von Boitin. Dabei handelt es sich um vier prähistorische Steinkreise, drei nahe beieinander und einer etwas abseitig. Der „Tanz der Menhire“ hatte sicherlich kultische Bedeutung und diente nachweislich auch als Begräbnisstätte,
ob er auch – quasi als mecklenburgisches Stonehenge – eine astrologische Funktion hatte, konnte bislang nicht eindeutig belegt werden.
Sowohl von Dreetz als auch von Boitin, wenige Kilometer südlich von Bützow, führen Feld-/
Waldwege zum Steintanz (jeweils etwa 2 km zu laufen).
Burg Werle: Etwa auf halbem Weg Richtung Norden nach Schwaan liegt der winzige
Weiler Werle. Nur der Name weist darauf hin, dass es sich um einen geschichtsträchtigen Ort handelt. Von der nahe gelegenen Burg stammen die slawischen Obotriten,
die Schwerin gründeten und später gegen Heinrich den Löwen fochten. Doch von
der einstmals stolzen Slawenburg ist heute nur noch ein niedriger Hügel im Wald
übrig. Fehlte der Gedenkstein und die Tafel über Niklot, der hier die entscheidende
Schlacht gegen Heinrich den Löwen verlor, würde man die Burg glatt verpassen.
Etwas unterhalb des Hügels fließt malerisch die Warnow vorbei. Von dem Flussidyll
abgesehen, ist die Burg Werle wohl nicht einmal mehr für Grabräuber interessant.
Am nördlichen Ortsausgang von Werle verläuft die Straße über die Eisenbahngleise, hier
zweigt links ein Feldweg ab (beschildert), der nach etwa 1,7 km zur Burg führt.
Schwaan: Das 5000-Einwohner-Städtchen ist der letzte größere Ort an der Warnow
vor Rostock (20 km). Schwaan ist eine verschlafene kleine Ackerbürgerstadt mit
Güstrow
Karte → S. 316
Güstrow
Güstrow
313
vergleichsweise stattlicher Kirche aus dem 13. Jh. und einer alten restaurierten
Wassermühle an der Durchgangsstraße, die heute die Touristinformation beherbergt und seit 2002 als Kunstmühle dient. In den Jahren um 1885–1890 entstand
nämlich auch in Schwaan eine kleine Künstlerkolonie, gegründet vom hiesigen
Maler Franz Bunke, der seinerzeit in Weimar Landschaftsmalerei lehrte und seine
Schüler mit in die Heimatstadt brachte. Und Landschaft gab es hier wahrlich genug
zu malen: In den drei Stockwerken der Mühle sind Fluss- und Stadtansichten von
Schwaan zur Genüge zu sehen, dazu diverse Landschaftsszenen. Neben dem Kunstprofessor Bunke ließen sich auch die gebürtigen Schwaaner Rudolf Bartels und Peter Paul Draewing sowie der Hamburger Alfred Heinsohn von der mecklenburgischen Landschaft inspirieren. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges ging es mit der
Künstlerkolonie Schwaan jedoch bergab. Neben der sehenswerten Dauerausstellung werden in der Kunstmühle auch wechselnde Ausstellungen gezeigt.
Touristinformation Schwaan und Kunstmuseum: April bis Okt. Di–Fr 10–17 Uhr, Sa
13–17 Uhr, So 11–17 Uhr (feiertags jedoch
13–17 Uhr); Nov. bis März Di–Fr 10–16 Uhr,
Sa geschlossen, So 11–17 Uhr (feiertags 13–
Güstrow
17 Uhr). Eintritt Kunstmuseum 4 €, erm. 3 €.
Mühlenstr. 12, 18258 Schwaan, ¢ 03844891792, § 03844-8900335, www.kunstmuseumschwaan.de (offizielle Seite der Stadt:
www.schwaan.de).
ca. 29.000 Einwohner
Berühmt geworden ist Güstrow dank Ernst Barlach, der hier zeichnete und
lithografierte, schnitzte und in Bronze goss – kurz: der hier sein Hauptwerk
schuf. Doch die Stadt an der Nebel, die sich heute stolz Barlachstadt nennt,
ist auch eine altehrwürdige Residenzstadt mit schönem historischen
Zentrum und vor allem einem prächtigen Renaissanceschloss.
Güstrows Altstadt präsentiert sich als ein kompaktes, fast kreisrundes Zentrum,
das anstatt einer früheren Stadtmauer heute von einem schmalen, grünen Gürtel
Güstrow
Karte → S. 316
Güstrows prächtiges Schloss
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Güstrow
umgeben ist. Einen Stadtrundgang beginnt man am besten bei der nicht nur in ihren Ausmaßen größten Sehenswürdigkeit, dem Schloss (was sich auch deshalb anbietet, da sich neben dem weitläuf igen Park ein ebenso weitläuf iger Parkplatz bef indet). Vom Torhaus des Schlosses ist es nicht weit bis zum Franz-Parr-Platz –
Parr war übrigens einer der Architekten der exklusiven Immobilie. Hier bef indet
sich die Touristinformation sowie das sehenswerte Stadtmuseum.
Seltsam zurückgesetzt liegt am südwestlichen Altstadtrand der altehrwürdige Dom.
Vom Parr-Platz aus verläuft die Domstraße (allerdings ohne am Dom entlangzuführen) zur Marienkirche und zum Rathaus am Markt, dem lebhaften Zentrum Güstrows. Vom autofreien Marktplatz führt die Fußgängerzone, eine kleine Einkaufsmeile
mit Geschäften, Restaurants und Cafés, vorbei am martialischen Borwin-Brunnen,
der den mecklenburgischen Fürsten als stolzen Recken zeigt, zum Pferdemarkt.
Schon etwas außerhalb der Altstadt, aber nur wenige Schritte vom Pferdemarkt
entfernt, bef indet sich in der Gertrudenkapelle das Barlachmuseum.
Doch nicht nur Güstrows Altstadt ist einen Besuch wert. In südöstlicher Richtung
um den Inselsee f inden sich weitere Publikumsmagneten: das Badeparadies, der
Natur- und Umweltpark Güstrow (NUP), das Barlachatelier und schließlich der See
selbst.
Stadtgeschichte
Aus einem kleinen slawischen Weiler im sumpf igen Tal des Flusses Nebel entwi- Güstrow
ckelte sich dank seiner Lage an der Kreuzung zweier Handelstraßen ein blühendes
Gemeinwesen mitsamt einer Burg. Der mecklenburgische Fürst Heinrich Borwin II.
gründete 1226 ein Kollegiatsstift und initiierte damit den Baubeginn des Güstrower
Doms. 1228 erhielt Güstrow das Schweriner Stadtrecht. Nördlich der alten Siedlung um Burg und Dombaustelle entwickelte sich ein jüngerer Stadtteil um den
heutigen Marktplatz, an dem im frühen 14. Jh. eine zweite Kirche, St. Marien, sowie
das Rathaus entstanden. Anfang des 16. Jh. legten innerhalb von neun Jahren drei
schwere Feuer die Stadt in Schutt und Asche.
Dass Güstrow zur Residenzstadt wurde, verdankt die Stadt einem Bruderzwist.
Nicht eben ungewöhnlich, ging es bei diesem Streit ursprünglich um die Aufteilung
eines Erbes. 1547, nach dem Tod Herzog Albrechts VII., stritten sich seine Söhne Johann Albrecht I. und Ulrich um die Vorherrschaft über die Hinterlassenschaften
des Vaters. Nach einem Machtwort des brandenburgischen Kurfürsten wurde
schließlich brüderlich geteilt: Johann Albrecht bekam das westliche Gebiet mit
Schwerin und Wismar als blühende Zentren, Ulrich den östlichen Teil um Güstrow. Damit wurde im Prinzip die Teilung Mecklenburgs schon vorweggenommen,
sie manifestierte sich jedoch erst 1621. Mit der Landesteilung entstanden zwei
Mecklenburgs, näher definiert durch ihre Residenzstädte: Mecklenburg-Schwerin
und eben Mecklenburg-Güstrow.
Das neue Schloss von Güstrow gef iel auch dem Generalissimus. 1628 erklärte es
Wallenstein, nunmehr Herzog von Mecklenburg, zu seiner Residenz, wohl mit der
Absicht, länger zu bleiben. Unverzüglich ließ er größere Umbaumaßnahmen in Angriff nehmen, doch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges machten auch vor dem
Größten der Generäle nicht Halt. Wallenstein wurde weitergetrieben und die alten
Mecklenburger Herzöge kehrten zurück. Nach dem Tod Gustav Adolphs von Mecklenburg-Güstrow 1695 endete die Güstrower Herzogslinie. Der Herzog hatte zwar
elf Töchter, aber keinen männlichen Thronfolger. Der Name der Mutter, die des-
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