Das Sakrileg - ein spannender Roman oder mehr?

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Das Sakrileg - ein spannender Roman oder mehr?
Das Sakrileg - ein spannender Roman oder mehr?
War Jesus verheiratet mit Maria Magdalena? Bewahrte Leonardo da Vinci ein
geheimes Wissen über Jesus? Sind die Evangelien der Bibel eine Fälschung?
Die antichristlichen Grundaussagen Dan Browns in seinem Buch lassen sich fast alle
recht leicht widerlegen.
Inhaltsübersicht
1. Dichtung und Wahrheit
2. Beispiel: Die Zahl Phi 1,618
3. Kaiser Konstantin (325 n. Chr.) habe den christlichen Glauben grundlegend
verändert
3.1. Konstantin habe Jesus zum Gott erhoben
3.2. Konstantin habe die vier biblischen Evangelien neu schreiben bzw. umschreiben
lassen
3.3. Den Begriff Häresie gebe es erst seit Konstantin
3.4. Angeblich alte Quellen gäben das ursprüngliche Jesusbild wieder, seien aber
durch Konstantin vernichtet worden, dazu gehören:
3.5. Konstantin habe die Gottheit Jesu zur Festigung seiner Macht gebraucht
4. Maria Magdalena
5. Das göttlich Weibliche
6. Leonardo Da Vinci
7. Zusammenfassung
8. Anhang: Zitate
8.1. Irenäus von Lyon, Adversus haereses, Buch 3, ca 180 n.Chr.
8.2. Tertullian, De praescripitione haereticorum, Kap 13, 204 n.Chr.
8.3. Thomasevangelium (Nag Hammadi)
8.4. Philippusevangelium (Nag Hammadi)
9. Anhang: Literaturhinweis
1. Dichtung und Wahrheit
Das Sakrileg ist ein sehr spannend geschriebener Roman, der – so der Autor Dan Brown
– auf Tatsachen beruhen soll. Angeblich halte die katholische Kirche uralte Dokumente
zurück, deren bekannt Werden den christlichen Glauben widerlegen würde. Ein
Professor für Kunst und eine Kriminalistin kommen diesem uralten Wissen auf die Spur
und durchlaufen ein Labyrinth von Aufgaben und Gefahren.
In den Roman eingebaut sind lehrhafte Blöcke (z.B. S.310-360). Diese werden von
positiv eingeführten, glaubwürdigen Romanfiguren vorgebracht, v.a. besagtem Professor
Robert Langdon. Für den Leser ist hier Dichtung und Wahrheit nicht mehr zu trennen,
vielmehr ist er geneigt, die „Erkenntnisse“ des Professors zu glauben. Und das genau ist
das Problem. Denn die Erkenntnisse stimmen nicht!
2. Beispiel: Die Zahl Phi 1,618
Langdon lehrt seine erstaunten Studenten (S.132 u. – 133 M.), die Natur sei von
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Zahlengesetzen durchzogen, eine Schlüsselrolle bilde die Zahl Phi. So sei das
Verhältnis von Körpergröße zur Höhe des Bauchnabels (und auch andere Proportionen)
bei ausnahmslos allen Menschen exakt Phi.
Diese Aussage lässt sich mit einem Zollstock und einem Taschenrechner sofort
widerlegen. Denn verschiedene Menschen sind verschieden gebaut. Phi ist allenfalls ein
ungefährer Mittelwert.
Doch gehen wir von solchen Bagatellweisheiten, die im Roman absolut einleuchtend
erscheinen, obwohl sie nicht stimmen, zu schwerwiegenderen Aussagen (die auch
einleuchtend erscheinen, obwohl sie nicht stimmen):
3. Kaiser Konstantin (325 n. Chr.) habe den christlichen
Glauben grundlegend verändert
3.1. Konstantin habe Jesus zum Gott erhoben
Vorher sei Jesus nur als großer Mensch, Lehrer, Vorbild verehrt worden. Dagegen
spricht: Schon der Römer Plinius schreibt 112 n. Chr. „…sie verehren Christus als ihren
Gott“. Auch Kirchenväter wie Tertullian1 2 und Irenäus von Lyon gehen in ihren
Schriften um 200 n. Chr. klar von der Gottheit Jesu aus.
3.2. Konstantin habe die vier biblischen Evangelien neu schreiben bzw.
umschreiben lassen
Menschliches über Jesus sei gestrichen worden, Göttliches eingefügt. Ca. 80
ursprüngliche Evangelien seien nahezu vernichtet worden.
Dagegen spricht:
Gerade die 4 Evangelien betonen neben der Gottheit auch die Menschlichkeit
Jesu. Er braucht Windeln, isst, trinkt, weint, hat Angst, hat Wut, ist sterblich usw.
Es gibt zahlreiche Handschriftenfunde 3 von Teilen der vier Evangelien aus der
Zeit vor 325.
3.3. Den Begriff Häresie gebe es erst seit Konstantin
Dagegen: Die Kirchenväter der 2.Jh. verwenden diesen Begriff schon.4
3.4. Angeblich alte Quellen gäben das ursprüngliche Jesusbild wieder,
seien aber durch Konstantin vernichtet worden, dazu gehören:
Die Quelle Q - Diese ist aber nur ein wiss. Postulat, das sich allein auf die vier
Evangelien stützt.
Die Qumranschriften - Diese sagen aber kein einziges Wort über Jesus.
Die Funde von Nag Hammadi5 - Diese Schriften reden oft sehr rätselhaft und
viel weniger menschlich von Jesus als z.B. die Evangelien. Einfach einmal im
Internet hineinlesen! 6 Schon um 200 nach Christus waren die in ihnen
vertretenen Lehren als häretisch (= irrgläubig) bekannt.
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Hingegen haben wir sehr alte Handschriftenfunde der vier Evangelien 7 , die
wissenschaftlich untersucht werden 8 . Siehe auch 9 , 10 und 11 .
3.5. Konstantin habe die Gottheit Jesu zur Festigung seiner Macht
gebraucht
Warum eigentlich? Der heldenhafte Mensch Jesus hätte es auch getan!
4. Maria Magdalena
Jesus sei mit Maria Magdalena verheiratet gewesen und habe mit ihr eine Tochter Sara
gehabt. Von ihr stammen die späteren französischen Könige der Merowinger. Stellen,
die die Ehe Marias mit Jesus belegen, habe Konstantin streichen lassen. Die 4
Evangelien stellen Maria Magdalena bewusst in einem negativen Licht dar.
Dagegen: Die gnostischen Schriften sprechen fast gar nicht von Maria Magdalena.
Einzig das sog. Philippusevangelium (55) sagt: Und die Gefährtin von … ist Maria
Magdalena. Der … … sie mehr als … Jünger, und er küsste sie … auf ihren …
Die Tochter Jesu und anderes ist reine Spekulation.
Übrigens: Wäre Jesus verheiratet gewesen und hätte Kinder gehabt, wäre das in seiner
Zeit absolut nicht anstößig gewesen, die Evangelisten hätten es ruhig berichten können.
Auch theologisch wäre es kaum ein Problem.
Die vier Evangelien schildern Maria hingegen sehr positiv als Jüngerin Jesu, die ihm
sehr nah stand:
Jesus hatte sie von sieben Dämonen befreit (Mk 16,9; Luk 8,2).
Sie begleitete Jesus bei seinem Wirken (Luk 8,1-3).
Sie ist Augenzeugin der Kreuzigung (Mt 27,56; Mk 15,40; Joh 19,25).
Augenzeugin beim Begräbnis Jesu (Mt 27,61; Mk 15,47).
Augenzeugin am leeren Grab (Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Luk 24,10).
Besondere Begegnung mit dem Auferstandenen (Mk 16,9; Joh 20,11-18).
5. Das göttlich Weibliche
Die Antwort Dan Browns auf die Frage der Religion durchzieht den ganzen Roman:
Mutter Erde, das göttlich Weibliche ist die eigentliche Gottheit. Nur wenige Wissende
leben diese Religion bis heute weiter (Astarte und Baalskult in bibl. Zeit, - Freimaurer,
Illuminati und diverse Geheimkulte heute). Dies muss im Geheimen geschehen, weil die
böse, männerdominierte katholische Kirche die wahre Religion unterdrückt.
Dagegen: Die christliche Religion ist hier tatsächlich eine andere. Das Weibliche wird
nicht vergöttlicht, sondern ist Teil der Schöpfung. Die Gleichwertigkeit von Mann und
Frau ist wichtig. Mann und Frau ergänzen sich, sie können von einander lernen, indem
sie dauerhaft miteinander leben und das heißt: sich gegenseitig im Alltag aushalten.
Übrigens: Frauen in den Evangelien werden für die damalige Zeit außergewöhnlich
positiv dargestellt (z.B. Joh 4, Luk 8,1-3 usw.)
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6. Leonardo Da Vinci
Er habe zu den Wissenden gehört. In seiner Kunst habe er angeblich geheime
Botschaften für die Nachwelt versteckt, die er wegen des Drucks der Kirche nicht offen
aussprechen konnte.
Z.B. Das Bild „Das letzte Abendmahl“ zeigt statt Johannes links von Jesus tatsächlich
Maria Magdalena. Eine Hand mit einem Messer, zu der keine Person gehört, zielt auf
Maria. Das ist natürlich die böse Kirche. Zwischen ihr und Jesus bildet sich ein großes
„V“, das Symbol für das Weibliche.
Dagegen: Das ist alles Spekulation. Die Hand gehört eindeutig zu Petrus (der Jesus mit
dem Messer später verteidigen wollte). Die Szene stellt die Frage der Jünger „Bin
ich’s ?“ lebendig dar. Deshalb die Bewegung auf dem Bild und die dadurch entstehende
Figur des V. Johannes wird traditionell zärtlich dargestellt. Es ist der Jünger, den Jesus
lieb hatte, der wahrscheinlich (noch) ein wenig kindlich und anlehnungsbedürftig war. Er
hat tatsächlich auf dem Bild relativ weibliche Züge.
7. Zusammenfassung
Die antichristlichen Grundaussagen Dan Browns in seinem Buch lassen sich fast alle
recht leicht widerlegen.
Das Problem besteht auf einer anderen Ebene: Die Leute lesen es, finden es
einleuchtend, und glauben daran, ohne weiter nachzufragen.
8. Anhang: Zitate
8.1. Irenäus von Lyon, Adversus haereses, Buch 3, ca 180 n.Chr.
Sie alle (gemeint sind die Evangelisten) haben uns überliefert, dass es einen einzigen
Gott gibt, den Schöpfer des Himmels und der Erde, vom Gesetz und den Propheten
verkündigt, und einen einzigen Christus, Gottes Sohn.
8.2. Tertullian, De praescripitione haereticorum, Kap 13, 204 n.Chr.
Dieses Wort sei sein Sohn genannt worden, unter dem Namen Gott verschiedentlich von
den Patriarchen geschaut, in den Propheten beständig vernommen, zuletzt aus dem
Geiste und durch die Kraft Gottes des Vaters in die Jungfrau Maria herabgestiegen, in
ihrem Mutterschoße Fleisch geworden und als Jesus Christus von ihr geboren worden.
Darnach habe er das neue Gesetz und die neue Verheißung des Himmelreiches
gepredigt und Wunder getan; ans Kreuz geschlagen, sei er am dritten Tage wieder
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auferstanden; in den Himmel entrückt, sitze er zur Rechten des Vaters, habe als die
seine Stelle vertretende Kraft den Hl. Geist, welcher die Gläubigen bewegen soll,
gesendet und werde wiederkommen mit Herrlichkeit, um die Heiligen in den Genuß des
ewigen Lebens und der himmlischen Verheißungen aufzunehmen und die Unheiligen
zum ewigen Feuer zu verurteilen, nachdem die mit Wiederherstellung des Fleisches
verbundene Auferweckung beider geschehen ist.
8.3. Thomasevangelium (Nag Hammadi)
( Logion 114): Simon Petrus sagte zu ihnen: ,,Mariham soll von uns gehen. Denn die
Frauen sind des Lebens nicht würdig!
Jesus sagte: ,,Siehe, ich werde sie ziehen, damit ich sie männlich mache, damit auch sie
zu einem lebendigen Geist werden, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie
sich männlich machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen.
( Titel) Das Evangelium nach Thomas
8.4. Philippusevangelium (Nag Hammadi)
Spruch 53: Die Eucharistie ist Jesus. Denn auf syrisch wird er genannt Pharisatha, das
heißt der Ausgebreitete. Jesus kam nämlich, indem er ein der Welt Gekreuzigter ist .
Spruch 54: (25) Der Herr ging in die Färberei Levis. Er nahm 72 Farben und warf sie in
den Kessel. Er brachte sie alle weiß heraus und sagte: ,So ist auch der Sohn (30) des
Menschen [als] Färber gekommen.
Spruch 55: Die Sophia, die man die ,Unfruchtbare` nennt, sie ist die Mutter [der] Engel.
Und die Gefährtin von [Christus] ist Maria Madgalena. Der [Herr liebte] sie (35) mehr als
[alle] (anderen) Jünger , und er küßte sie [oftmals] auf ihren [Mund]. Die übrigen [Jünger
( 64.1) ...], sie sagten zu ihm: ,,Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?`` Es antwortete
der Erlöser, er sprach zu ihnen: ,,Weshalb liebe ich euch nicht (so) (5) wie sie?
9. Anhang: Literaturhinweis
Nicky Gumbel: Das Sakrileg unter der Lupe. Antworten auf Dan Browns Theorien, 2005
Gerth Medien GmbH, Asslar, ISBN 3-89651-221-4
1
Zu empfehlen ist z.B. aus „De Praescriptione haereticorum“ das 13.Kapitel.
2
Siehe Website: Schriften von Tertullian * Hier finden sie die Schriften des Kirchenvaters Tertullian in deutscher Übersetzung.
(http://www.tertullian.org/articles/kempten_bkv/)
3
Siehe Website: Biblische Handschriftenfunde * Die spannende Geschichte vom Fund biblischer Handschriften wird hier erzählt
und reflektiert. (http://www.dctb.de/dctb/downloads/fundament-artikel/f604_Handschriften.pdf )
4
Siehe Quellentext: Irenäus von Lyon * Bischof Irenäus von Lyon starb zwar erst 190 n.Chr., hatte aber sehr gründlich über das
Leben Jesu recherchiert. (http://www.glauben-und-fragen.de/AblageDaten/pdf/Irenaeus_von_Lyon.pdf)
5
Siehe Website: Funde von Nag Hammadi * Die spannende Geschichte vom Fund der Handschriften von Nag Hammadi
(http://www.nag-hammadi.com)
6
Siehe Website: Schriften von Nag Hammadi * Alle Schriften von Nag Hammadi in deutscher Übersetzung.
(http://www.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node1.html)
7
Siehe Informationstext: Handschriften der Evangelien * Überblick über die verschiedenen uns heute vorliegenden Handschriften
des NT (http://www.glauben-und-fragen.de/AblageDaten/pdf/Evv_Handschriften.pdf)
8
Siehe Website: Institut für neutestamentliche Textforschung * Homepage der Herausgeber des Novum Testamentum Graece,
der wissenschaftlichen Urtextausgabe des NT (http://www.uni-muenster.de/NTTextforschung/)
9
Siehe Informationstext: Wann sind die Evangelien entstanden? * Es gibt frühe und späte Datierungsansätze. Zeitkorridor:
zwischen 50 und 100 n.Chr. (http://www.glauben-und-fragen.de/AblageDaten/pdf/Evangelien_Datierung.pdf)
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10
Siehe Thema: Wie zuverlässig sind die Evangelien? * Die Evangelien sind in hohem Maße zuverlässig. (http://www.glauben-undfragen.de/Prozessor.php?id=D&Thema=3)
11
Siehe Thema: Wird in den Evangelien bewusst die Unwahrheit über Jesus gesagt? * Die Evangelienberichte über Jesus sind
kein vorsätzlicher Betrug. (http://www.glauben-und-fragen.de/Prozessor.php?id=D&Thema=10)
Copyright by Robert Augustin 2007
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