Ein großartiges Ausstellungsjahr 2013 in Paris

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Ein großartiges Ausstellungsjahr 2013 in Paris
MINISTERIUM FÜR AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN
Nr. 6 – Februar 2013
Ein großartiges Ausstellungsjahr 2013 in Paris
Die Pariser Museen werden 2013 mit großen Retrospektiven und thematisch breit
gefächerten Ausstellungen ihr anspruchsvolles Niveau halten können. Die Ausstellungen
über Marc Chagall, Georges Braque, Marie Laurencin oder auch über die Zauberwelt aus
Tausendundeiner Nacht bilden die Schwerpunkte einer schillernden Saison.
Die Budgetkürzungen sind für die Kulturverantwortlichen zwar eine Herausforderung, doch
zeichnet sich ab, dass das Programm der Großausstellungen 2013 besonders dicht und
abwechslungsreich ausfällt. Ob man nun Liebhaber alter, moderner oder zeitgenössischer Kunst
ist, von Malerei, Skulptur oder Fotografie – wir bieten hier einen Überblick über einige
Ausstellungen, die man nicht verpassen sollte.
Der rätselhafte Orient
Im Institut du Monde Arabe (IMA) ist bis zum
28. April eine prächtige Ausstellung von 350
Werken verschiedener Kunstrichtungen zu
bewundern, die von den Erzählungen aus
Tausendundeiner Nacht inspiriert wurden –
von der Musik bis zum Theater über Gemälde
und Literatur, Oper und Kino, Fotografie und
Mode.
Der Besucher wird gleich zu Beginn der
Ausstellung in ein Halbdunkel versetzt und
bewegt sich im Klang der Stimme der
Märchenerzähler und im Rhythmus der
aufeinanderfolgenden Nächte. Er entdeckt
auf seinem Durchgang alte Manuskripte, Skulpturen, bis dahin noch nie ausgestellte Gemälde
sowie Zier- und Schmuckgegenstände – jedes einzelne Werk ein Schlüssel zum Verständnis
dieses Meisterwerks der Weltliteratur, das auf außerordentliche Weise Orient und Okzident
miteinander verbindet.
Der wunderbare in die arabische Sprache übertragene Text persischen und indischen
Ursprungs, dessen Autoren nach wie vor unbekannt sind, wurde erstmals im 18. Jahrhundert
von Antoine Galland ins Französische übersetzt. Die Ausstellung bietet einen Abriss der
Geschichte dieser Märchensammlung, beschreibt ihr von Reisen und Träumen geprägtes
Universum, das seit Jahrhunderten zum Träumen anregt. Scheherazade, die traumhafte
Märchenerzählerin und Symbolfigur emanzipierender Worte und des Wissens, Aladin und seine
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Wunderlampe, Sindbad, der Seefahrer usw. All diese legendären Figuren haben Spuren in
unserer Vorstellungswelt hinterlassen. Die Ausstellung zeigt sogar eine zeichnerische
Darstellung der Scheherazade von Picasso, und Ausschnitte des Films von Pasolini aus dem Jahre
1974.
Marc Chagall: vom Russland der Zaren bis zur Kleinstadt Saint-Paul de Vence
Das Musée du Luxembourg macht mit einer Ausstellung über Marc Chagall auf sich aufmerksam
(21. Februar bis 21. Juli 2013). Die Ausstellung über den
gebürtigen Weißrussen, der nur schwer einer Kunstströmung
zuzuordnen ist, steht unter dem Titel Entre Guerre et Paix
(Zwischen Krieg und Frieden). Ein originelles Thema, in dessen
Rahmen das Werk des Künstlers aus einer neuen Perspektive
heraus präsentiert wird: nämlich wie Chagall seine persönliche
Erfahrung von Krieg und Frieden in seiner Kunst verarbeitet.
Marc Chagall (1887-1985) erlebte eine Revolution, zwei Kriege,
zwei Exile und verkehrte mit den größten Künstlern seiner Zeit.
Die hundert ausgestellten Werke zeichnen die Lebensjahre des
Weißrussen nach, seine Erinnerungen, Begegnungen und Reisen.
Strukturiert ist die Ausstellung nach vier zentralen Themen: die
russischen Jahre, die Zeit zwischen den beiden Kriegen in Paris,
das Exil in den Vereinigten Staaten, die Nachkriegszeit in
Südfrankreich. Seine Gemälde, Zeichnungen, Radierungen zeigen
uns, dass alle diese Dramen Spuren in seinem Werk hinterlassen haben. In seinem Oeuvre finden
sich der Ernst der jeweiligen Situation, aber auch Spuren von Glück wieder. In der letzten
Schaffensphase strahlen die Werke heitere Ausgeglichenheit und den endlich wiedergefundenen
Frieden aus, in die der Künstler seine Figuren taucht und in denen er neben ihnen im
symbiotischen Zusammenspiel der Farben schwebt. Diese ausgeglichene Ruhe erreicht ihren
Höhepunkt im Werk La Danse (Der Tanz), einer wahren Ode an die Freude, in der die
wichtigsten Figuren des Universums von Chagall deutlich hervortreten.
„Die Muse des Dichters“
Das Museum Marmottan Monet verwöhnt die Liebhaber des Impressionismus mit einer
leidenschaftlichen Hommage an Marie Laurencin (21. Februar bis zum 30. Juni 2013). Die
Ausstellung mit insgesamt 90 Werken ist die erste über Laurencin in einem französischen
Museum. Als Muse von Guillaume Apollinaire, Freundin von
Braque und Picasso, originelle Vertreterin der goldenen
Zwanziger Jahre gehört Marie Laurencin zu den berühmtesten
Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1907 schließt sie sich
dem Kreis von Künstlern an, die im berühmten Bateau-Lavoir
lebten und arbeiteten.
Eine
große
Mehrheit
der
in
der
Ausstellung
zusammengestellten Werke stammen aus dem Museum der
japanischen Mäzene Herrn Takano und Sohn in der Nähe von
Tokio, das sie seit über dreißig Jahren den Werken der
Künstlerin widmen. Die Ausstellung bietet Einblick in die große
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Bandbreite ihres Werks, eines sanft-lieblichen Universums. Ihre subtilen chromatisch
abgestuften Farben und ihr von einfarbigen Flächen gekennzeichneter Stil sind unvergleichlich.
Ihre poetische, von Amazonen und Tauben belebte Welt und deren weibliche Eleganz verdienen
all das Lob, das ihr zuteil wurde. Als Portraitmalerin hatte sie eine Vorliebe für Frauenmodelle.
Und schließlich hinterließ sie der Nachwelt ebenfalls etwa 30 Selbstporträts. Marie Laurencin
wird im Ausland hoch geschätzt und verkörpert mit ihrer Feinheit und ihrem Ideenreichtum
jenen französischen Stil, der die Kunstkenner in Europa und den Vereinigten Staaten so in seinen
Bann zieht.
„In der Kunst zählt nur eines: das Unerklärliche“
Vom 18. September 2013 bis zum 6. Januar 2014 zeigt der Grand
Palais eine umfangreiche Retrospektive des vielgestaltigen Werkes
von Georges Braque, dem großen französischen Meister des
Kubismus. Sämtliche Schaffensperioden werden dort präsentiert. Sie
reichen vom Fauvismus bis zu Braques Spätwerk, mit den
faszinierenden Serien der großen Ateliers und des Vogelmotivs.
Braque gilt nicht nur weltweit als einer der wichtigsten Maler des 20.
Jahrhunderts, sondern wurde auch für seine menschlichen Qualitäten
und seine fesselnde Persönlichkeit geschätzt. Er machte sich gleich in
mehreren Malereigattungen einen Namen: Landschaftsmalerei,
Stilleben, Portraits und Innenszenen.
Der Gang durch die Ausstellung offenbart die Höhepunkte der
außerordentlichen Arbeit des Künstlers, wie den Kubismus, die
großen weiblichen Figuren (Canéphores) der 20er-Jahre oder die Landschaften aus seinen
letzten Lebensjahren, die Nicolas de Staël so bewunderte. Die Ausstellung präsentiert die
wichtigsten Werke sowie die Themenserien mit ihren zahlreichen Variationen: die großen
weiblichen Figuren (Canéphores), Stilleben auf dem runden Tisch (Guéridons) und seine AtelierBilder. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung die Arbeit des Künstlers auch aus anderen
Perspektiven: seine Zusammenarbeit mit Picasso in der Zeit des Kubismus; die enge
Verflechtung seiner Kunst mit der Musik sowie seine Nähe zu Erik Satie; die Verbundenheit zu
Dichtern wie Pierre Reverdy, René Char und Francis Ponge sowie zu den in jener Zeit führenden
intellektuellen Persönlichkeiten wie Jean Paulhan oder Carl Einstein. Ein Teil der Ausstellung ist
dem Werk von Georges Braque aus der Sicht der Fotografen Man Ray, Doisneau bzw. CartierBresson gewidmet.
Gute Zeiten für die Pariser Museen
Die französischen Museen verzeichnen Rekordbesucherzahlen und Paris bleibt unverändert eine
der wichtigsten Kulturmetropolen. 44 Millionen Besucher wurden im Jahr 2011 gezählt, das
entspricht einem Anstieg um 5,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Einige Ausstellungen zählen über
7000 Besucher pro Tag. Der Louvre, das Musée d'Orsay sowie das Musée du Quai Branly
profitieren am meisten von diesem Besucheranstieg. Nennenswert in diesem Zusammenhang ist
auch die Erholung der Besucherzahlen aus den USA und die zunehmende Präsenz der Besucher
aus den Schwellenländern. Kultur kennt keine Krise.
Annik Bianchini
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