Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel

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Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel
Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel
Hochschule für Kirche und Diakonie
Protestant University Wuppertal/Bethel
Der Rektor
Kirchliche Hochschule · Missionsstraße 9b · 42285 Wuppertal
Stellungnahme des Rektorats der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel – Hochschule für Kirche und
Diakonie – (KiHo) zu den aktuell diskutierten Sparvorschlägen der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Am 8. September 2014 veröffentlichte die Kirchenleitung (KL) der Evangelischen Kirche im Rheinland
(EKiR) den Vorschlag, im Rahmen umfassender Einsparungen bei den gesamtkirchlichen Aufgaben ihren
Anteil am Haushalt unserer Hochschule durch Verhandlungen mit den anderen Trägern und der EKD um
eine Million Euro – rund ein Viertel des Hochschuletats – zu vermindern und hat hinzugefügt: „Sollte
eine nennenswerte Entlastung […] nicht gelingen, so wird die EKiR mit den anderen Trägerinnen […] über
ihr Ausscheiden als Trägerin der KiHo verhandeln.“ Die anderen Träger der Hochschule haben daraufhin
den Mangel an Abstimmung kritisiert und darauf hingewiesen, dass sie die angestrebte Umverteilung für
nicht erreichbar halten. Damit droht der KiHo acht Jahre nach ihrer Gründung eine Existenzkrise.
Entstanden ist die Hochschule für Kirche und Diakonie am 1. Januar 2007 aus der Fusion der beiden benachbarten Kirchlichen Hochschulen in
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Bielefeld-Bethel – 1905 gegründet von Friedrich v. Bodelschwingh d. Ä., damit wissenschaftliche
Theologie im Kontext existentieller Grundfragen von Krankheit, Behinderungen und Sterben getrieben werde –
 und Wuppertal – gegründet 1935 während des Kirchenkampfes, als viele staatliche Fakultäten
vom Nationalsozialismus funktionalisiert wurden.
Die KiHo hat drei Träger. Zu 66 Prozent wird sie von der EKiR getragen, zu 30 Prozent von der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und zu vier Prozent durch die v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel. Weil die Fortführung Kirchlicher Hochschulen (neben Wuppertal-Bethel gibt es nur mehr die Augustana in Neuendettelsau im fränkischen Teil Bayerns) eine gesamtkirchliche Aufgabe darstellt, geschah
die Fusion in enger Abstimmung mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Diese übernimmt
seither ungefähr 20 Prozent der Kosten, ohne selbst Trägerin zu sein. Der Staat ist nicht an der Grundfinanzierung der Hochschule beteiligt. Zahlreiche Forschungsprojekte werden durch Drittmittel (DFG, Stiftungen usw.) langfristig gefördert.
Sitz der fusionierten Hochschule wurde auf dringenden Wunsch der EKiR Wuppertal, wo der Studiengang
Evangelische Theologie für Pfarramt und Magister (PfA/Mag) weitergeführt wird. In Bethel wurde der
theologische Studiengang aufgegeben und 2008 das Institut für Diakoniewissenschaft und DiakonieManagement (IDM) gegründet, das in Verbindung mit eigener Forschung Weiterbildungsstudiengänge für
leitungserfahrene DiakonikerInnen und PastorInnen anbietet, nämlich
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Anschrift Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel · Missionsstraße 9a/b · 42285 Wuppertal
Kontakt Telefon (0202) 28 20-100 · Fax (0202) 28 20-101 · E-Mail [email protected] · Internet www.kiho-wb.de
Konto Bank für Kirche und Diakonie Duisburg, IBAN: DE 61 3506 0190 1014 4150 13 BIC: GENODED1DKD
Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel
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einen Master of Arts in Diakoniemanagement in einer deutschen und einer internationalen Variante (in Kooperation mit der Vereinten Evangelischen Mission) – seit 2004 bzw. 2011 –
und ein PhD-Studienprogramm zum Doktor der Diakoniewissenschaft – Dr. diac., seit 2008.
Unter der Begleitung ihres Kuratoriums nutzte die KiHo die vergangenen acht Jahre und stellte die Weichen in die Zukunft:
Es entstand eine Hochschule mit zwei Standbeinen.
 Beide Fachrichtungen sind eng miteinander verbunden, die Lehrenden beider Standorte wachsen
immer mehr zu einem Kollegium zusammen.
 In Wuppertal verzeichnet das Pfarramtsstudium mit integrierter Sprachenausbildung im Grundstudium auf übersichtlichem Campus rege Nachfrage (derzeit 173 Ersthörer und weitere 45
Zweit- und 45 Gasthörer aus den Trägerkirchen und vielen weiteren Kirchen in In- und Ausland).
 In Bielefeld bietet das IDM (mit etwa 55 Studierenden) in engem Kontakt zu diakonischen Trägern Weiterbildungsstudiengänge zu Fragen des Führens und Leitens von Wohlfahrtsunternehmen an, die ihres Gleichen suchen. Das Institut zählt bisher über 70 AbsolventInnen, darunter
erste sieben DoktorInnen der Diakoniewissenschaft.
 An beiden Standorten hat sich die Kooperation mit der VEM stark entwickelt und der Internationalisierung der Hochschule einen kräftigen Schub gegeben, der sich noch verstärken wird.
Im Sommersemester 2014 wurde am Standort Wuppertal ein Akkreditierungsverfahren für den Vollzeitstudiengang Evangelische Theologie (PfA/Mag) durchgeführt. Das Votum der Gutachter fiel eindeutig
aus. Die Kirchliche Hochschule habe sich „die Entwicklung eines auf die Praxisfelder von Kirche und Diakonie bezogenen Profils“ (4) vorgenommen und sei sich ihrer geschichtlichen Verwurzelung im Kirchenkampf und im „Bodelschwinghsche(n) Ideal der Einheit von theologischem Forschen und kirchlichem
Handeln“ (4) bewusst. Daher hätten „Kirchliche Hochschulen […] Beispielcharakter für die besondere
Verzahnung von Theologie mit Leben und Glauben.“ (4) Die KiHo entspreche „mit ihren Schwerpunkten
in besonderer Weise dem Auftrag der Theologie, in die gesamtkulturelle und religiöse Öffentlichkeit hinein zu wirken“ und könne „auf das Konzept der Theologie an staatliche Universitäten ausstrahlen.“( 6)
Zum Studiengang wird bemerkt:
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„Die Ziele und die wissenschaftlichen Ressourcen vor Ort sprechen dringend dafür, den Standort
[…] Wuppertal zu erhalten, zu stärken und zu fördern.“ (6)
„Die Kooperation zwischen Studierenden und Lehrenden kann als sehr positiv bewertet werden
[…].“ (11)
„Die Finanzierung ist ausreichend, allerdings wäre durch eine Verringerung […] das Erreichen des
Studiengangziels nicht mehr gewährleistet.“ (11)
„Die Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel bietet mit dem Studiengang ‚Evangelische Theologie‘ (Magister Theologiae) einen überzeugenden Studiengang an, der für das Pfarramt qualifiziert. Die Studienbedingungen in Wuppertal können sowohl hinsichtlich der Organisation des
Studiengangs [… als auch] der Ressourcen und der Studienkultur als vorbildlich angesehen werden.“ (14)
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Im Blick auf die Gesamtentwicklung der Hochschule merken die GutachterInnen an, dass „die Möglichkeiten interdisziplinärer Kooperation, die sich mit dem zweiten Standort der Hochschule in Bethel verbinden könnten, noch nicht ausgeschöpft“ würden (9). Hier und in der Fortentwicklung der Studiengänge
einschließlich eines neuen Aufbaustudiengangs für den Zugang zum Pfarramt (etwa eines zweijährigen
Masters Theologiae) liegen erhebliche Möglichkeiten für die Zukunft. Sie setzen den Fakultätsstatus voraus.
Die Option der KiHo Wuppertal/Bethel ist klar: Sie will die Arbeit auf dem eingeschlagenen Weg fortsetzen und ihr besonderes Profil weiter entwickeln.
Als Rektor, der Erfahrungen des Betheler Hochschulstandortes im Hintergrund hat, gewinne ich den Eindruck, dass die rheinische Kirchenleitung die erst vor acht Jahren gebildete neue Hochschule ohne Rücksicht auf die seitherige Entwicklung zur Diskussion stellt. Ohne Vorabstimmung mit den anderen Finanziers wird sie zum Gegenstand einer breiten Spardebatte gemacht, als handele es sich weiterhin um die
in eigener Regie geführte frühere Wuppertaler Hochschule. Dieses Vorgehen ist umso verwunderlicher,
als sich seit Aushandlung des Vertrages über die Hochschulträgerschaft weder bundesweit noch in Nordrhein-Westfalen (NRW) die allgemeinen hochschulpolitischen Rahmenbedingungen verändert haben.
Angesichts einer geringer werdenden Akzeptanz staatlicher theologischer Fakultäten muss sich die EKiR
überlegen, ob sie wirklich das Signal setzen will, dass auf eine kirchliche Fakultät in NRW und in der nördlichen Hälfte der Bundesrepublik verzichtet werden könne, nachdem erst vor acht Jahren die Zahl der
Kirchlichen Hochschulen bundesweit von drei auf zwei vermindert wurde.
Das Rektorat bittet die Kirchenleitung und die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland, den weiteren Aufbau der gemeinsamen Hochschule für Kirche und Diakonie nicht aufs Spiel zu setzen, und
wünscht sich von allen Trägern und Finanziers, dass sie die Empfehlung der Akkreditierungskommission
vom vergangenen Sommer 2014 beherzigen, die KiHo „zu erhalten, zu stärken und zu fördern.“
Prof. Dr. Matthias Benad, Rektor
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