DaHeim August 2008-25.07.2008GT.indd - Ermi-Oma
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Im Gespräch mit dem Kabarettisten Markus Hirtler: „Ich möchte die Lust auf Generationen wecken“ D aHeim: Markus Hirtler, viele Menschen kennen Sie als Ermi-Oma inzwischen auch in Niederösterreich. Wer sind Sie? Woher kommen Sie? Und wer ist die Ermi-Oma? Markus Hirtler: Ich bin ein leidenschaftlicher Hineinschauer! Die Hinter- und Beweggründe reizen mich mehr als die glänzende Fassade. Bin in Knittelfeld geboren, in Graz aufgewachsen und im Zuge der Osterweiterung nach Fürstenfeld gezogen. Die Ermi-Oma ist eine von mir kreierte Kunstfigur. Mit Ihr will ich den Menschen eine Stimme geben, die in unserer Altersentsorgungsgesellschaft nicht gerne gehört werden.. DaHeim: Wie sind Sie zum Kabarett gekommen und wie ist die ErmiOma entstanden? Es ist ja nicht gerade alltäglich, dass Menschen mit Ihrem beruflichen Background eine Karriere als Kabarettist einschlagen. Markus Hirtler: Zum Kabarett bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind! Nie im Leben hätt ich mir das so ausgedacht. Rückblickend könnte man fast sagen, die Ermi-Oma hat sich mich ausgesucht, nicht ich sie! Ich habe vor mehr als 20 Jahren angefangen, Erlebnisse und Eindrücke DaHeim August 2008 meines beruflichen Alltages als Krankenpfleger aufzuschreiben. Nur für mich, als Werkzeug zur Seelenhygiene. Ich bemerkte, dass es nicht immer von Vorteil ist, zu Hause nur über Probleme, Krankheiten oder belastende Situationen zu reden. Das Geschriebene ließ ich in meiner Schreibtischlade verschwinden, damit war es für mich erledigt. Im Fasching 2001 wurde ich gebeten, Rotkäppchens Großmutter zu mimen, ich verkleidete mich genau so wie ich heute als Ermi-Oma auf der Bühne stehe und wusste im gleichen Augenblick: “Mit genau dieser Figur kann ich all die Themen auf die Bühne bringen, die mich seit vielen Jahren beschäftigen.“ DaHeim: Was macht die Ermi-Oma so anziehend für die Menschen? 2007 sind Sie ja auch mit der Hirschwanger Wuchtel, dem Kabarett-Förderpreis der AKNÖ ausgezeichnet worden. Markus Hirtler: Die Ermi-Oma ist anziehend weil sie authentisch ist. Hinter jeder Pointe steckt eine Geschichte ein Erlebnis, eine Person, nichts ist an den Haaren herbeigezogen, das spüren die Leute. DaHeim: Wenn Sie auf der Bühne in die Figur der Ermi-Oma schlüpfen: Was kann die Ermi-Oma, was Markus Hirtler nicht kann? Markus Hirtler: Die Ermi-Oma kann ganz heikle Themen unheimlich lustig ansprechen ohne dabei respektlos zu werden, weil sie eben die Jahre und die Lebensweisheit hat, von denen Markus Hirtler nur träumen kann. DaHeim: Was ist Ihr Anliegen mit der Ermi-Oma? Gibt es so etwas wie einen „gesellschaftlichen Auftrag“ der Ermi-Oma? Was will sie den Menschen sagen? Was würde sie gerne bewirken? Markus Hirtler: Der Auftrag der Ermi-Oma ist ganz klar: Verständnis und Wertschätzung zwischen den Generationen fördern, die Stimme für Menschen, die nicht gerne gehört werden erheben und den Humor als Werkzeug einsetzen um manche zwischenmenschlichen Probleme von einem anderen Standpunkt aus sehen zu können. Ich möchte die Lust auf ein Wertschätzendes Miteinander zwischen den Generationen wecken. Durch die Ermi-Oma soll der Rahmen für gepflegte und pflegende Menschen wesentlich verbessert werden. DaHeim: Worum geht es in Ihren Programmen „Ansichtssache“ und „Urlaub in der Toskana“? Markus Hirtler: Bei Ansichtssache erzählt die Ermi-Oma über ihr Leben im Altenheim und wie sie dorthin gekommen ist. Die Pflegedebatte aus dem Blickwinkel einer Betroffenen. Urlaub in der Toskana ist eine kabarettistische Diashow, Ermi-Oma erzählt von ihrem Urlaub. Schräg, lustig mit viel Stoff zum Lachen aber auch kräftigem Tobak. Wie üblich, bleibt einem bei der Ermi-Oma, das Lachen oft im Hals stecken. Genaue Infos gibt es natürlich unter www.ermi-oma.at Blattsalat 27 ein wertschätzendes Miteinander der DaHeim: Was meinen Sie, warum das Publikum auf die Ermi-Oma so anspricht? Welche Rolle spielt der Humor dabei? Würden Sie sagen, „die Zeit ist reif“ für die ErmiOma? Markus Hirtler: Ermi-Oma ist schrullig, witzig, schlagfertig, spontan und sehr sehr interaktiv. Kein Abend verläuft gleich wie der andere. Man „ludelt“ sich vor Lachen an, obwohl es nicht witzig ist. Wenn über 80 jährige Menschen nach der Veranstaltung auf mich zukommen und sagen: „Danke junger Mann, sie sprechen genau das an, was wir sagen wollen aber uns hört ja keiner“, dann merke ich, dass die Zeit leider seit vielen Jahren reif geworden ist für die Ermi-Oma. DaHeim: Was will die Ermi-Oma zur politischen Diskussion rund um das Pflegethema einbringen? Markus Hirtler: Ermi-Oma wird die nächste Sozialministerin, dann gibt es endlich Politik von Menschen für Menschen. Bei dem derzeitigen System werden beide kaputtgemacht, die Gepflegten und die Pflegenden. Angeblich bereitet sie sich schon auf den Wahlkampf vor. unter www.ermi-oma.at DaHeim: Markus Hirtler privat – Wie lebt er, welche Werte zählen für ihn und wie stellt er sich sein eigenes Alter vor? DaHeim: Im Anschluss an Ihre Vorstellungen werden selbstgemachte Marmeladen und Schnapserln verkauft – für Ermi-Omas ganz persönliche Sozialprojekte. Wer macht die viele Marmelade und den Schnaps und was geschieht mit dem Erlös? Markus Hirtler: Seit 18 Jahren bin ich mit Esther-Claudia verheiratet, Hannah (16) Dora (14) und Tobias (12) machen unser Leben reich und wir fühlen uns als Familie in Fürstenfeld sehr wohl, leben in einem kleinen Häuschen mit vielen Tieren und haben wie alle anderen Menschen auch unser Pinkerl zu tragen. Wir sind vom Leben schon mehrmals ganz ordentlich herausgefordert worden und lieben es trotzdem noch. Die christlichen Werte sind für mich sehr erstrebendwert und ich würde sehr gerne alt und gesund mit meiner Frau auf der Terrasse sitzen und den Kindern, Enkel und Urenkel beim Leben zusehen. Markus Hirtler: Die verschiedenen Produkte werden von der Lebenshilfe oder von heimischen Betrieben hergestellt und können nach der Vorstellung gegen eine freiwillige Spende mitgenommen werden. Die gesamten Einnahmen kommen ohne Abzüge Menschen zugute, die in Not geraten sind. Das Projekt heißt „Helfen Hilft“, da eben nur helfen hilft. Derzeit läuft eine Spendenaktion für Menschen im Wachkoma. Leider ist das in einem der reichsten Länder der Welt noch immer notwendig. Auch dazu gibt es detaillierte Infos DaHeim: Weiterhin viel Erfolg und danke für das Interview! Die Ermi Oma auf Tournee in Niederösterreich 10.9 Hollabrunn 8.10 Wiener Neustadt 16.10 Zwentendorf www.ermi-oma.at 21.10 Schwechat 29.10 Gmünd 30.10 Mödling