Erfahrungsbericht von Philipp Hoffmann

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Erfahrungsbericht von Philipp Hoffmann
Chongqing (China)
Erfahrungsbericht WS 13/14
P. Hoffmann
Mein Studium an der Southwest University of Political Science and Law in
Chongqing (V. R. China), Wintersemester 2013/2014
Ein Erfahrungsbericht von Philipp Hoffmann, stud. iur. an der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
I. Einleitung
Es ist äußerst schwierig, ein solches komplexes Land wie China mit seiner eigenen, sehr differenzierten Kultur zu beschreiben. Zudem sollte beim Lesen dieses Berichts bedacht werden,
dass Erfahrungen stets subjektiv sind und diese Darstellung daher lediglich meine Ansichten
widerspiegelt. Auch verändern Erfahrungen ihr Erscheinungsbild mit der Zeit. Einige Erinnerungen verblassen schneller, andere stehen noch heute klar vor meinen Augen. Als ich mich
am Ende meines Aufenthalts in China daran machte, diesen Bericht zu schreiben, stand ich
somit zunächst vor dem Problem, wo ich beginnen und wie ich enden sollte.
Schließlich habe ich mich dafür entschieden, den Bericht nicht nur auf allgemeine Schilderungen zu beschränken, sondern auch kulturelle Einblicke sowie meine Eindrücke von China
per se wiederzugeben. Ich versuche somit in meinem Bericht auch China etwas verständlicher
zu machen, wobei ich betonen möchte, dass ich niemals behaupten würde, China verstanden
zu haben. Im Gegenteil, umso mehr ich versuchte zu verstehen, als Jurastudent auf der ewigen
und rastlosen Suche nach Logik, umso widersprüchlicher und schwieriger erschien es mir
manchmal, bestimmte kulturelle Besonderheiten zu verstehen; und dann war es doch wieder
ganz einfach.
Gleichzeitig möchte ich mit diesem Bericht denjenigen, die nicht in China gewesen waren
und mit denen ich meine Erfahrungen nicht in einem persönlichen Gespräch teilen konnte, die
Möglichkeit geben, nachzuvollziehen, was ich alles erlebt habe. Denn was sollte man antworten, auf die Frage „wie war es?“. Mit „schön“? Natürlich war es schön, aber schön war auch
der letzte Bade-Urlaub in Spanien gewesen. „Ereignisreich“? Ereignisreich war der Aufenthalt sicherlich auch. Um solche tautologischen Antworten vermeiden zu können, dieser Bericht.
Dabei sei daraufhin gewiesen, dass dieser Bericht keine wissenschaftlichen Belege enthält
und somit nicht wissenschaftlich verfasst ist, und das soll er aus meiner Sicht auch nicht sein.
Etwaige Fehler bitte ich nachzusehen. Der Report beruht lediglich auf meinen Notizen, die ich
mir während meines Aufenthalts gemacht hatte.
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P. Hoffmann
Letztendlich musste ich feststellen, dass ich nicht alles Erlebte wiedergeben konnte und so
kann dieser Bericht nur ein Versuch bleiben, China und meine Erfahrungen diesbezüglich
darzulegen; gleichzeitig, so hoffe ich zumindest, soll er jedoch ein Aufruf an alldiejenigen
sein, die an der chinesischen Kultur interessiert sind, ihre eigenen Erfahrungen vor Ort zu
sammeln und ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.
Ich möchte an dieser Stelle herzlich dem Institut für Wirtschaftsrecht der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg und dem International Office der Southwest University of Political Science and Law (im folgenden SWUPL) für die hervorragende Organisation sowie dem
Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für das großzügige Stipendium danken.
Im Nachfolgenden werde ich zunächst einen Überblick über die SWUPL geben und das Studentenleben dort (II.), über die geschlossenen Freundschaften und Bekanntschaften (III.) und
schließlich meine Eindrücke von China an sich wiedergeben (IV.). Es folgt dann ein Bericht
meiner Reisen (V.) sowie ein abschließendes Fazit (VI.). Im Anhang habe ich einige Links zu
interessanten Artikeln und Videos zusammengestellt.
Da dieser Bericht nun doch sehr ausufernd geworden ist, empfehle ich, einfach auf die Abschnitte zu springen, die einen am meisten interessieren. Es würde mich natürlich besonders
freuen, wenn ich hörte, jemand hätte alles gelesen, aber das sind wahrscheinlich nur diejenigen, die an China und diesem Austausch besonders interessiert sind, oder die Korrekturleser
juristischer Hausarbeiten.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
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II. Das Studentenleben an der Southwest University of Political Science and Law
Die Southwest University of Political Science and Law wurde 1953 in Chongqing gegründet.
Rechnet man die Außengrenzen der ehemaligen Provinz Chongqing zum Stadtgebiet, so ist
Chongqing die größte Stadt der Welt. Heute ist Chongqing neben Beijing, Shanghai und Tianjin eine sog. Munizipalität und damit direkt der Regierung in Peking unterstellt.
Aller guten Dinge sind drei und so zeichnet sich Chongqing nach einem chinesischen Sinnspruch vor allem für seine schöne Frauen, seine schöne Landschaft sowie gutes und vor allem
scharfes Essen (美女, měi nǚ; 美景, měi jǐng; 美食, měi shí) aus. Besonders beliebt ist der
sog. Hotpot, eine Art chinesisches Fondue.
Etwas bekannter im Ausland wurde die Stadt durch den Skandal um ihren ehemaligen Chef
Bo Xilai, der auf Grund von Korruptionsvorwürfen und angeblichen Amtsmissbrauch sein
Amt niederlegen musste. Eine interessante Randnotiz ist, dass sein Sohn vorletztes Jahres an
der SWUPL graduiert hat. Wie uns viele Chinesen erzählt haben, genießt die Universität im
Bereich der Rechtswissenschaften eine hervorragende Reputation, wer jedoch nach
Chongqing kommt, um sein Chinesisch zu verbessern, der sieht sich leider etwas enttäuscht,
da in Chongqing nicht das reine Mandarin-Chinesisch gesprochen wird, das sog. Putonghua,
sondern ein lokaler Dialekt.
Abb.: Veranstaltungsplatz SWUPL
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Der Campus der Universität ist sehr groß und bietet Platz für sämtliche Lehrgebäude, Studentenwohnheime, Mensen und Einkaufsläden. Zudem bestehen zahlreiche Sportmöglichkeiten
wie Badminton, Tischtennis, Tennis, Fußball, Schwimmen, Basketball, Fitness etc., so dass
für jeden Geschmack etwas dabei ist. Da ich sehr gerne Fußball spiele, habe ich insbesondere
den Fußballplatz geschätzt. Dass die Nationalmannschaft Chinas im internationalen Vergleich
nicht sonderlich gut abschneidet, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es viele Chinesen
gibt, die gerne und gut Fußball spielen, so dass man fast jederzeit mit anderen auf dem Fußballplatz spielen kann. Viele Studenten der Universität gründen ihr eigenes Team und treten
dann gegeneinander in zahlreichen Spielen an; auch ich spielte für eine Mannschaft. Das Auftreten ihrer Fußballnationalmannschaft nehmen die Chinesen im Übrigen mit Humor: Brasilien könne vielleicht China 11:0 im Fußball schlagen, im Tischtennis aber sei es andersherum.
Abb.: Bibliothek; Fußballstadion und Sporthalle SWUPL
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Man hat entweder die Möglichkeit, im Studentenwohnheim für internationale Studierende auf
dem Campus zu leben oder in einem Apartmentkomplex in der Nähe der Universität. Als ich
mir an meinem ersten Tag in Chongqing die Studentenwohnheime anschaute, muss ich zugeben, dass ich zunächst etwas abgeschreckt war; nicht aus dem Grund, dass es dreckig gewesen
wäre oder die Zimmer nicht komfortabel, das Gegenteil war der Fall, sondern weil es in dem
Apartment, das man mir zunächst gezeigt hatte, ausschließlich Hocktoiletten gab. In Nachhinein erscheint es mir äußerst merkwürdig, dass man bereit ist, für ein halbes Jahr seine Familie und sein gewohntes Leben in Deutschland zu verlassen, aber wenn man schon auf seine
Familie verzichtet, dann bitte auch nicht noch darauf. Dabei ist die Hocktoilette mit ständiger
Übung der Dehnung der Patellasehnen durchaus handelbar. Da ich aber diesbezüglich anscheinend kein Einzelfall gewesen war, hatte die Universität letztes Jahr die Toiletten umgebaut und die anderen Apartments mit westlichen Toiletten versehen, so dass ich mich zusammen mit zwei Kommilitonen entschied, in ein Apartment im Studentenwohnheim zu ziehen.
Normalerweise sind die Zimmer für internationale Studierende auf zwei Personen pro Zimmer
ausgelegt, da sich aber die anderen Studierenden aus Deutschland entschieden, im Apartmentkomplex in der Nähe der Universität zu leben, hatten wir jeder unser eigenes Zimmer. Im
Übrigen sind die Apartments für internationale Studenten wesentlich komfortabler als für chinesische Studierende, die keinen Gemeinschaftsraum haben, und bei denen in einem Zimmer
vier statt zwei Personen leben, bei gleicher Größe der Zimmer.
Aus meiner Sicht hat das Leben auf dem Campus den Vorteil, dass man wesentlich schneller
mit sowohl chinesischen als auch internationalen Studenten in Kontakt kommt sowie die Wege zu den Lehrgebäuden, den oben beschriebenen Sportmöglichkeiten sowie zur Mensa kurz
sind.
Abb.: Zimmer International Dormitory SWUPL
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Mein Stundenplan in China war so aufgebaut, dass ich Unterricht in Intensive Chinese (mit
Fokus auf dem Erlernen der Schriftzeichen), Spoken Chinese, Chinese Culture, Law in Traditional China, Chinese Company Law, Chinese Competition Law und Labor and Employment
Law bekam (siehe Anhang). Unterrichtssprache war Englisch. Insgesamt erschien mir das
Studium in China sehr „verschult“, zumal die Klassen kleiner sind, was den großen Vorteil
mit sich bringt, sich öfters einbringen zu können, was wiederum insbesondere für die Sprachkurse sehr lernfördernd war.
Die Sprache zu lernen, heißt, ein Teil der Kultur kennenzulernen und dank des auch intensiven Sprachunterrichts, konnte man trotz der kurzen Zeit wesentliche Fortschritte verzeichnen.
Insbesondere gelang es, einen Zugang zu der Sprache und den Schriftzeichen zu erlangen und
sich in Alltagssituationen mit den Chinesen zu verständigen. Am Ende meines Aufenthalts
war mein Chinesisch ziemlich gut: Ich vermochte mich mit einem Dreijährigen über Gott und
die Welt zu unterhalten.
In unserer Klasse waren nicht nur wir fünfzehn Deutsche von der Martin-Luther-Universität,
sondern auch drei Amerikaner, zwei Kanadier, ein Franzose, eine Engländerin, ein Laote und
eine Vietnamesin. Zudem waren noch zahlreiche Studenten aus Südkorea dort sowie eine
Taiwanesin, mit denen wir zwar zusammen keinen Unterricht hatten, die aber ebenso wie der
Großteil der aufgezählten internationalen Studierenden in unserem Studentenwohnheim
wohnten.
Somit bot der Aufenthalt in China nicht nur die Möglichkeit, in Kontakt mit der chinesischen
Kultur und Sprache zu kommen, sondern gleichfalls auch internationale Kontakte zu schließen und seine Sprachkenntnisse im Englischen aufzufrischen. Auch der Unterricht mit so vielen Nationen und den damit verbundenen verschiedenen Ansichten war sehr interessant. Zudem feierten wir beispielsweise mit den Amerikanern „Thanksgiving“ oder kochten mit den
Südkoreanern und der Taiwanesin klassische heimatliche Gerichte.
Vom International Office wurden zudem zwei sog. practice activities organisiert. Ein Ausflug
ging in ein lokales Zivilgericht, ein anderer in eine Fabrik in Chongqing. Obwohl wir sehr
wenig im Gericht verstanden, war es sehr interessant, ein chinesisches Zivilverfahren zu beobachten, insbesondere, da es normalerweise sehr schwierig ist, ein Gerichtsverfahren in China als Ausländer besuchen zu dürfen; oder um es mit den Worten eines Mitarbeiters des International Office zu sagen: “for Chinese difficult, for foreigners impossible“.
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Dies mag sich vielleicht daraus erklären, dass das chinesische System keine Gewaltenteilung
kennt, sondern ein als euphemistisch bezeichnetes System der Kooperation von Legislative,
Exekutive und Judikative. Wie auch immer, jedenfalls schien es, dass die Universität kräftig
für uns die Kontakte spielen lassen hatte, um uns den Gerichtsbesuch zu ermöglichen.
Der andere Ausflug ging in ein Unternehmen, das Zentrifugen herstellte. Die Firma hatte
zahlreiche Arbeitskräfte und es war uns erlaubt, den Arbeitsprozess zu besichtigen. Besonders
erstaunt war ich über die Worte eines Managers, der verkündete, dass, wenn wir in zwei Jahren wiederkämen, die Firma ein vollständig anderes Gesicht hätte. Noch in diesem Jahr wollte
er Maschinen anschaffen, die viele Arbeiter ersetzen würden und er zeigte uns den Stellplatz
für die Maschinen, der bereits geschaffen wurde.
Diese Worte sind Ausdruck der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas, aber auch den
damit verbundenen Problemen wie dem Anstieg der Lohnkosten, der strikteren Arbeitsregulierung durch die Gesetzesnovellierungen in 2008 und das „Weiterziehen“ der sog. Outsourcing-Bewegung zu anderen Billiglohnländern.
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III. Meine Freundschaften und das chinesische System der „Guānxi“
Da das Austauchprogramm so organisiert ist, dass das Semester zuvor Studenten der SWUPL
an unserer Universität in Halle studieren, besteht schon frühzeitig die Möglichkeit, in Kontakt
mit den chinesischen Studenten zu kommen und sie in Deutschland bei der Planung von Reisen zu unterstützen. Beispielsweise hatte ich den Chinesen einige Plätze in Halle gezeigt, mit
ihnen einen Ausflug zu meiner Heimatstadt Berlin unternommen oder sie bei alltäglichen
Dingen unterstützt. Aus vielen dieser geknüpften Bekanntschaften sind heute Freundschaften
geworden. Umgekehrt haben mir meine Freunde in China sehr geholfen, wenn ich auf Unterstützung angewiesen war.
Zudem war mir das System der sog. Guānxi (关系)unerwartet sehr hilfreich und ich bin sehr
dankbar dafür, dass mich einige Freunde in ihr Guānxi aufgenommen haben. Guānxi meint
das chinesische System der Beziehung von Menschen, das Knüpfen von Kontakten auf verschiedenen Ebenen, ähnlich unserem „Vitamin B“ in Deutschland, aber doch wesentlich vielschichtiger, komplizierter, alle Gesellschaftsbereiche durchdringend. So hat mir eine Freundin, die ebenfalls das Semester zuvor in Halle studiert hat, mich mit ihren Freunden bekannt
gemacht, da sie selber leider auf Grund eines Praktikums in Beijing nicht länger in Chongqing
bleiben konnte. Diese Freunde haben mich wiederum ihren Freunden vorgestellt, so dass ich
unter anderem die Möglichkeit bekam, einen Kalligraphie-Künstler kennenzulernen, der mir
in alten chinesischen Schriftzeichen, einen sehr bekannten Spruch zeichnete: 水至清则无鱼
(„shuǐ zhì qīng zé wú yú“). Dieser besagt, dass wenn das Wasser zu klar sei, es keine Fische
gebe.
Zudem lernte ich über die vorbenannte chinesische Freundin eine junge Anwältin kennen, die
in einer großen Anwaltskanzlei arbeitet und mir ihre Kanzlei vorstellte. Man sagte mir dort,
dass diese Kanzlei bevorzugt Studenten der SWUPL nähme, die dann innerhalb der Kanzlei
eine besondere Verbundenheit teilten.
Aber auch, wenn man es vorher nicht schafft, Kontakte zu Chinesen zu schließen, ist das kein
Problem, da die Chinesen sehr kontaktfreudig und hilfsbereit sind und man schnell viele
Freundschaften schließen kann. Im Übrigen sollte man berücksichtigen, dass es für einige
Chinesen eine Überwindung darstellt, uns anzusprechen, da viele von ihnen zuvor noch nie
mit Ausländern kommuniziert haben. Und auch wenn man mal keine Lust mehr hat, seine
Kontaktdaten weiterzugeben, sollte man vor diesem skizzierten Hintergrund bedenken, dass
viele Chinesen nicht durch eine Absage ihr „Gesicht“ verlieren wollen.
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Daneben spielt auch die Bescheidenheit bezüglich ihrer Fähigkeiten eine große Rolle in der
chinesischen Kultur. Wenn man vielen Chinesen bezüglich ihres Könnens in irgendeinem
Feld ein Kompliment macht, streiten sie meistens ab, dass sie darin gut wären. Ich glaube,
wenn Christiano Ronaldo Chinese wäre, der dieses Jahr zum besten Fußballer der Welt gewählt worden ist, er würde von sich behaupten, er könne nicht Fußball spielen.
Bei dem Knüpfen von Kontakten sowie der Kontaktpflege nimmt das gemeinsame Essen eine
zentrale Rolle ein. Man wird sehr oft von seinen Freunden zum Essen eingeladen, und versucht man sich zu revanchieren, so wird die Rechnung vorher geschickt durch einen angeblichen Gang zur Toilette bezahlt oder sogar online. Dabei werden die Gerichte in die Mitte gestellt, so dass jeder darauf mit seinen Stäbchen zugreifen kann. Es wäre äußerst befremdlich,
wenn jeder sein „eigenes Gericht“ vor der Nase hätte. Vor allem sind die Chinesen sehr großzügig, und bestellen viel mehr Gerichte als man tatsächlich essen kann. Da dadurch viel Essen
verschwendet wird, hat die Regierung eine Kampagne gestartet mit dem Slogan „clean your
plate“. Und obwohl ich versuchte, diesbezüglich ein guter Untertan zu sein, es war unmöglich
alles aufzuesssen.
Einst lernten wir auf dem Campus eine Chinesin kennen, die vier Jahre mit ihrem Mann in
Deutschland studiert hatte, und nun für die Universität arbeitet. Sie lud meine beiden Kommilitonen und mich auf die Hochzeit eines ihrer Verwandten ein, so dass wir die einzigartige
Möglichkeit bekamen, einer chinesischen Hochzeit beizuwohnen. Dank der chinesischen
Gastfreundschaftlichkeit fühlten wir uns dort sehr herzlich aufgenommen, obwohl wir ja eigentlich keinerlei familiäre oder freundschaftliche Bindung zu dem Hochzeitspaar hatten, und
fast jeder der Gäste wollte mit uns anstoßen und mit uns „gānbēi“ (干杯, „leeres Glas“) trinken. Ich war froh, dass ich zu dieser Zeit dank zahlreicher Einladungen zum Essen halbwegs
trinkfest war.
Im Chinesischen gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass die Hochzeit für die Eltern ist, die
Beerdigung für die Kinder und dementsprechend reich war das Angebot an Speisen und der
Saal prunkvoll. Es gab sowohl mittags als auch abends Essen und wir hatten die besondere
Ehre, am Tisch des Brautvaters und des Bräutigamvaters zu sitzen. In der Zeit zwischen Mittagessen und Abendessen wurden die Tische wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt und es begann die Zeit, Mahjong zu spielen. Die Tische waren nämlich Mahjong-Tische,
ein Spiel das die Chinesen lieben und das wir auch zusammen mit jeweils einem Chinesen als
Ratgeber über mehrere Stunden gleich den anderen Gästen spielten.
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IV. Meine Eindrücke von China per se
Im Folgenden habe ich meine Eindrücke von China per se dargelegt. Dass ich das tue, hat
vielleicht auch etwas mit dem Wetter zu tun.
Chongqing gehört zu den heißesten Städte Chinas, und damit meine ich an dieser Stelle nicht
die schönen Frauen. Als ich in Chongqing Ende August ankam, waren es um die vierzig Grad,
und das Wetter war dann die folgenden zwei Monate sehr gut, warme Temperaturen, T-ShirtWetter, Sonnenschein; bis sich Ende Oktober das Wetter schlagartig änderte. Ohne Übergang
wurde es Winter und die Sonne kam durch den dichten Nebel, der nun über der Stadt lag, nur
noch selten durch; und mir war, als würde man mit diesem Wetterwechsel auch sensibler für
die Probleme der Menschen in China; und wo vorher die Sonnenstrahlen vieles glänzend erscheinen ließ, sah man nun genauer hin.
Zudem ließen einen die modernen und futuristisch anmutenden Megacities mit ihren internationalen Geschäften und Shoppingmalls, die beeindruckenden Bahnhöfe, die Schnellzüge, die
vielen Autos und breiten Verkehrsstraßen manchmal vergessen, dass nicht alle Bereiche Chinas in den letzten Jahrzehnten so weit vorangeschritten sind, wie die wirtschaftliche Entwicklung, sondern im Gegenteil dieser diametral gegenüber zu stehen scheinen
Einige Chinesen verglichen die politische Situation Chinas mit dem bekannten Märchen „Des
Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen: Jeder wisse wie es um die politische
Situation stehe, aber niemand wage es, sie auszusprechen.
Dass ich das vorliegend erwähne, soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mir der Aufenthalt nicht gefallen hätte oder diese Probleme einen erdrücken oder das Leben in China
selbst erschweren würden; ob man sie sieht oder nicht, sie annimmt oder nicht, liegt an einem
selbst. In einer Vorlesung hörte ich einmal den Satz: „China ist nicht so schlecht, wie es die
ausländischen Medien darstellen, und nicht so gut, wie es die inländischen Medien machen.“
Meiner Auffassung nach hat China zwei Gesichter hat: Auf der einen Seite die sehr herzlichen
und sehr hilfsbereiten Menschen, auf der anderen Seite ein dominanter Staat.
Von China hört man oft, es sei das Land der Gegensätze, und obwohl diese Titulierung oft
gebraucht wird und viel zu finden ist, entspricht keine Beschreibung so exakt dem, wie ich
China erlebt habe.
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Allein die Einkommensverhältnisse in China sind sehr unterschiedlich verteilt und so sieht
man in der Stadt durchaus viele Menschen, die es sich leisten können, Autos bekannter Marken zu fahren, die hier in China übrigens deutlich teurer sind als in Deutschland, oder andere
Luxusartikel in den zahlreichen Boutiquen zu erstehen, während auf dem Land viele Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben. Ich sehe es als einen großen Vorteil von Chongqing
an, diese Gegensätze hautnah erfahren zu können. Man muss nur nach Jifangbei fahren, einem
Bezirk in Chongqing, wo die Clubs und großen Einkaufszentren zu finden sind, oder auf das
Land in der Provinz Chongqing.
Zudem hatte ich den Eindruck, dass die chinesische Gesellschaft unter hohem Leistungs- und
Anforderungsdruck steht. Beispielsweise bietet die Graduation für viele Studenten die Möglichkeit, die sog. Hùkǒu der Stadt zu erhalten, in der man studiert hat. Die Hùkǒu ist eine
Wohnsitzkontrolle der chinesischen Regierung, die vorsieht, dass ausschließlich die Bewohner einer bestimmten Stadt die dortigen Sozialsysteme nutzen können. Menschen vom Land
können jedoch diese sozialen Sicherungssysteme nicht nutzen.
Dies hat vor allem horrende Folgen für die sog. Migrant-Workers, die auf Grund des Arbeitsangebots in den Städten ihre Familie verlassen und dort für niedrige Löhne arbeiten, aber
sämtliche Sozialleistungen der Stadt nicht wahrnehmen dürfen. Und obwohl diese MigrantWorkers seit Jahren das Rückgrad des Wachstums der chinesischen Wirtschaft darstellen, hat
die Regierung auch in diesem Jahr keine Reform des 1958 eingeführten Hùkǒu-Systems beschlossen. China hat zwar bereits im Jahr 2008 neue Arbeitsgesetze eingeführt, die vorsehen,
dass jedem chinesischen Arbeiter ein entsprechender Arbeitsvertrag zu geben ist; es gilt aber
zu bedenken, dass restriktive Gesetze auch einer entsprechenden Umsetzung bedürfen.
Außerdem müssen sich die graduierten Studenten einem starken Konkurrenzdruck auf dem
Arbeitsmarkt stellen. So ist es häufig der Fall, dass auf eine Stelle über tausende von Bewerbungen eingehen. Viele meiner chinesischen Freunde aus dem Austauschprogramm mussten
sich diesen zahlreichen Bewerbungen und Einstellungsgesprächen stellen, und nicht immer
waren sie auf Grund der Masse der Bewerber erfolgreich. Ein chinesischer Freund erzählte
mir sogar, dass einen Job zu finden, die bislang größte Schwierigkeit in seinem Leben darstelle. In diesem Dialog versuchte er mir gegenüber Zuversicht zu zeigen, aber man spürte die
Sorge und große Last auf seinen Schultern, da mit dem Beruf vieles zusammenhängt, beispielsweise die Möglichkeit, zu heiraten und eine Familie zu gründen.
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Wer in China heiraten will, der sollte als Mann ein Apartment und ein Auto sein Eigentum
nennen können, andernfalls stehen die Chancen sehr schlecht, heiraten zu können, da diese
beiden Dinge anscheinend von der Familie der potentiellen Frau vorausgesetzt zu werden
scheinen. Und so war es tatsächlich der Fall, dass die Eltern vieler Studenten bereits ihrem
Sohn eine Wohnung gekauft hatten oder zumindest dafür sparten.
Frauen hingegen sehen sich dem Druck ausgesetzt, möglichst vor der Vollendung des dreißigsten Lebensjahres zu heiraten, da sie ansonsten als „shèngnǚ“ (剩女, „Alte Jungfer“) abgetan werden. Allerdings nimmt die Zahl der Akademikerin zu, so dass sicherlich hier in der
Zukunft eine Veränderung stattfindet. Zudem hat die Ein-Kind-Politik zu einem sehr ungünstigen Altersaufbau der Gesellschaft geführt: China ist das einzige Entwicklungsland der Welt,
das bereits eine alternde Bevölkerung aufweist.
Noch im Jahr 2013 hat die chinesische Regierung deshalb ein Reformpaket beschlossen, das
unter anderem die Lockerung der Ein-Kind-Politik vorsieht. Des Weiteren sollen unter anderem die Arbeitslager abgeschafft sowie die Wirtschaft weiter für ausländische Unternehmen
geöffnet werden.
Insgesamt betrachtet erschien es mir, als befinde sich China noch in einer Findungsphase:
Von der der noch ländlich geprägten Gesellschaft auf dem Weg zur modernen Industriegesellschaft. Einige befürworten diesen Schritt und den Wechsel zur kapitalistischen Marktform,
andere, vor allem viele alte Chinesen, trauern immer noch der sog. Eisernen Reisschüssel (鐵
飯碗, tiě fàn wǎn) mit einem sicheren und lebenslangen Arbeitsverhältnis aus Maos Zeiten
nach.
Seit der wirtschaftlichen Öffnung Chinas 1978 unter Deng Xiaoping ist es jedenfalls zu einem
starken Wirtschaftswachstum gekommen, das aus einem größtenteils armen und unterentwickelten Land einen Staat gemacht hat, der in Zukunft eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft und in der globalen Politik spielen wird. Schon jetzt ist Deutschland Chinas wichtigster
Handelspartner in Europa und umgekehrt China Deutschlands wichtigster Handelspartner in
Asien. Diese gute wirtschaftliche Beziehung hat sich im Zuge der europäischen Wirtschaftskrise weiter verstärkt.
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V. Meine Reisen
Die Sicherheitslage in China ist sehr gut und das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut, so dass Reisen weitgehend problemfrei möglich ist. Zudem sind die Menschen sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Einschränkend lässt sich jedoch festhalten, dass man Grundkenntnisse im Chinesischen haben sollte, da nur die wenigsten Chinesen Englisch sprechen. Ich empfehle daher,
sich einen Reiseführer zu beschaffen, der die Orte auch in chinesischen Schriftzeichen wiedergibt, und natürlich, fleißig Chinesisch zu studieren.
Interessant war es festzustellen, dass man auf Grund der Größe des Landes eine vollständig
andere Einstellung zu Entfernungen entwickelt. Ausflüge, die man hier in Deutschland nicht
unternommen hätte, weil sie einem zu weit entfernt schienen, hielt man in China für äußerst
kurz und als Tagesausflug planbar.
Der nachfolgende Bericht gliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt benennt die
Orte und Städte, die ich von Chongqing aus besuchte (blau gekennzeichnet), während der
zweite Abschnitt meine abschließenden Reise entlang der Ostküste beschreibt (rot gekennzeichnet).
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1. Reiseziele von Chongqing aus
Während der Vorlesungszeit unternahmen meine Mitbewohner und ich Ausflüge nach Dazu,
Songji und Diaoyuchang, die allesamt in der Provinz Chongqing liegen und daher problemlos
an einem Tag besichtigt werden können. Zudem organisierte das International Office einen
Tagesauflug nach Changshou, das ebenfalls in Chongqing liegt.
Sehr zu empfehlen ist, die Flusskreuzfahrt auf dem Yangtze, die ungefähr drei bis vier Tage in
Anspruch nimmt und daher an einem verlängerten Wochenende unternommen werden kann.
Ziel der Kreuzfahrt ist der Drei-Schluchten-Staudamm.
Ein weiterer Ausflug an einem Wochenende ging nach Chengdu. Sehenswert ist dort insbesondere die Zuchtstation für Pandas. In der näheren Umgebung von Chengdu ist die große
Buddha-Statue von Leshan zu finden.
Zudem flogen wir nach Xi’an, wo die sagenumwobene Terrakotta-Armee besichtigt werden
kann.
Während unserer rund einwöchigen Ferien beschlossen wir die Yunnan-Provinz zu erkunden,
und entschieden uns hierbei für die Hauptstadt Kunming sowie für Dali, Lijiang und die Tigersprungschlucht. Persönliches Highlight der Reise war für mich die Tigersprungschlucht.
Abb.: Tigersprungschlucht, Yunnan
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2. Reise entlang der Ostküste
Nach Beendigung der Vorlesungszeit reiste ich entlang der Ostküste, von Hong Kong, der
fortschrittlichen, sehr internationalen Metropole im Süden, mit warmen subtropischen Klima,
hoch nach Dandong, an die Grenze zu Nordkorea mit äußerst angenehmen Temperaturen um
die minus fünfzehn Grad. Die Reise dauerte rund einen Monat.
Die einzelnen Stationen waren Hongkong, Macau, Shenzhen, Foshan, Guangzhou, Xiamen,
Gulang Yu, Hangzhou, Shanghai, Qingdao, Beijing, Dalian und Dandong.
Meine Reise entlang der Ostküste habe ich fast vollständig mit dem Zug absolviert. Insbesondere an der sehr weit entwickelten Ostküste sind das Streckennetz, die Bahnhöfe und die Züge
hochmodern. Beachten sollte man, dass die Züge in China sehr pünktlich abfahren; als Deutscher war ich in diesem Punkt anderes gewohnt.
Hongkong und Macau sind durch ihre koloniale Vergangenheit und ihre Angleichung an das
dortige Gesellschafts- und Rechtssystem sehr internationalisiert. Deng Xiaoping prägte dafür
einst den Ausdruck „zwei Systeme, ein Land“, als Hongkong 1997 von dem Vereinigten Königreich zurück an China gegeben wurde, mit der Auflage, dass bis 2020 das bisherige
Rechtssystem aufrechterhalten werden müsse. Somit hatte ich weder in Macau noch in Hongkong hatte ich das Gefühl, wirklich in China zu sein. Verstärkt hat diesen Eindruck, dass im
Süden Chinas kein Mandarin, sondern Kantonesisch gesprochen wird, und in Hongkong im
Unterschied zum Festland Englisch sehr gut verstanden und gesprochen wird.
Abb.: Hongkong
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Shenzhen ist nur durch einen Fluss von Hongkong getrennt und somit sehr gut von Hongkong
erreichbar, sofern man natürlich ein entsprechendes Visum hat, um die Grenze passieren zu
dürfen. Die Stadt ist die erste Sonderwirtschaftszone in China, in der mit den Regeln der
Marktwirtschaft experimentiert wurde. Um zu zeigen, dass China durchaus mit dem westlich
geprägten Hongkong mithalten kann, flossen in diese Planstadt viele Milliarden. Das Stadtbild
ist daher vor allem von modernen Wolkenkratzern geprägt.
Guangzhou (Kanton) ist die Hauptstadt der Provinz Guangdong und vor allem durch seine
Handelsmesse bekannt. Ähnlich wie in Shenzhen reihen sich auch hier Hochhaus und Hochhaus aneinander; die wirtschaftliche Entwicklung, die diese Stadt in den vergangenen zwanzig
Jahren genommen hat, ist enorm. Mit der Metro ist auch Foshan sehr gut erreichbar.
Abb.: Blick auf Shenzhen
Abb.: Shenzhen-Museum
Abb.: Haixinsha und Geschäftsviertel, Guangzhou
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Xiamen und Hangzhou waren für mich Zwischenstationen auf dem Weg nach Shanghai. Ich
kann diese Städte vor allem denjenigen empfehlen, der nach den Großstädten etwas Kraft
tanken und etwas die Ruhe genießen will.
Shanghai ist die bedeutendste Industriestadt in China und wie Chongqing eine regierungsunmittelbare Stadt. Ähnlich wie Hongkong ist Shanghai durch seine semi-koloniale Vergangenheit und die dort ansässigen ausländischen Firmen wie beispielsweise VW-Shanghai eine sehr
internationale Stadt. Sehenswert dort sind vor allem der Bund, die Französische Konzession
sowie die Gründungsstätte der Kommunistischen Partei.
Nach Shanghai folgte Qingdao, für Bierfreunde Tsingtao. Qingdao gefiel mir sehr gut, es war
eine sehr willkommene Abwechslung zum Lärm und Gedränge Shanghais, sehr ruhig, fast
schon dörflich, am Meer gelegen und die deutsche Vergangenheit war spürbar. Sehenswert
dort ist vor allem die Protestantische Kirche, die Bierfabrik und unsere ehemalige Botschaft,
deren Bau angeblich so teuer war, dass nachdem der Botschafter Kaiser Wilhelm II. die
Rechnung hierfür präsentiert hatte, er prompt entlassen worden war.
Abb.: Protestantische Kirche, Qingdao
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Auf Qingdao folgte schließlich Peking, Hauptstadt und politisches Zentrum der Volksrepublik
China. Sehenswert dort ist vor allem der Tiananmenplatz, auf dem sich unter anderem das
Mausoleum Maos und die Volkskonkresshalle befinden. Dort ist auch der Eingang zur Verbotenen Stadt, das sog. Tor des Himmelsfriedens, von dem Mao 1949 die Volksrepublik China
ausrief. Von Peking aus kann man auch hervorragend die Große Mauer besichtigen, die natürlich absolutes Pflichtprogramm eines jeden China-Aufenthaltes ist.
Abb.: Tor des Himmelsfriedens, Beijing
Abb.: Volkskonkresshalle, Beijing
Zum Ende meiner Reise begab ich mich schließlich noch über Dalian nach Dandong, an die
Grenze zu Nordkorea. Dandong liegt direkt gegenüber von der nordkoreanischen Stadt
Sinŭiju. Als unmittelbare Grenzstadt kann man dort vor allem mit Chinesen in Kontakt kommen, die schon öfters in Nordkorea waren, und dementsprechend viel über Nordkorea berichten können. Es sind sogar einige Nordkoreaner anzutreffen, denen es erlaubt ist, nach China
einzureisen. Unheimlich ist Dandong vor allem bei Nacht, da Sinŭiju im Gegensatz zum hell
erleuchteten China komplett dunkel bleibt.
Abb.: Dandong (China) bei Nacht
Abb.: Sinŭiju (Nordkorea) bei Nacht
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VI. Fazit
Als ich mich von einem sehr guten chinesischen Freund in China verabschiedete, der ebenfalls am Austausch zwischen der MLU und der SWUPL teilgenommen hatte, fragte er mich,
wie mir China gefallen hat und er war erleichtert zu hören, als ich ihm antwortete, dass mir
der Aufenthalt hier sehr gut gefallen hat. Er erklärte mir, dass er nachdem er in Deutschland
gewesen war, befürchtete, es könne mir hier nicht gefallen. Auch in Deutschland stellten mir
viele Freunde neben jener die Frage, ob ich mir vorstellen könnte, in China zu leben. Eine
abschließende Antwort kann ich darauf nicht geben. Einerseits schätze ich sehr, die Art der
Menschen, ihre große Gastfreundschaftlichkeit und Herzlichkeit und vermisse meine chinesischen Freunde, andererseits hat der Staat per se noch einige Defizite.
Diesbezüglich bin ich sehr gespannt, wie die Entwicklung Chinas vorangehen wird: Wird
China sein hohes Wirtschaftswachstum auch in Zukunft halten können? Wird China tatsächlich im Jahre 2020 die größte Volkswirtschaft der Welt sein? Werden die westlichen Länder
dann immer noch in China fertigen lassen oder wird China selbst konkurrenzfähige Unternehmen haben, die dann wiederum in anderen „Billiglohnländern“ fertigen? Wird „Made in
China“, das bislang noch als Synonym für billige Produkte steht, sich zum Qualitätsmerkmal
wandeln? Oder wird der chinesische Markt bei weiterer Öffnung von unseren Produkten überschwemmt werden? Auf der anderen Seite: Wie hoch wird der Preis bezüglich den Umweltschäden dafür sein? Wird wie in Deutschland in den 1970er Jahren ein Bewusstsein für Umweltschutz entstehen? Wird sich der Ein-Parteien-Staat halten können oder wird die wachsende Mittelschicht politische Teilhaberechte einfordern? Und wenn ja, wie? Über Reformen von
innen oder gar Revolution? Wie werden sich das wachsende Selbstbewusstsein Chinas und
die betriebene Aufrüstung auf sein Verhältnis zu den anderen asiatischen Staaten und den
USA auswirken?
Fragen über Fragen, die Zukunft wird Antwort wissen.
Insbesondere durfte ich dank dieses Austauschprogramms viele tolle Menschen kennen lernen; viele intelligente, gute ausgebildete Menschen und ich hoffe, dass die Regierung ihnen in
Zukunft Gehör schenken wird. Fest steht jedenfalls dass ich mit diesem Land immer eine besondere Verbundenheit teilen werde. Und als ich im Flugzeug saß, verließ ich China mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Gefühle genauso gegensätzlich wie ich das Land
erlebt habe - Willkommen in China!
19
Chongqing (China)
Erfahrungsbericht WS 13/14
P. Hoffmann
Anhang
Bücher
- Vogelsang, Kai, Geschichte Chinas, 3. Auflage, Stuttgart 2013
- Kuan, Yu-Chien, Der China-Knigge, eine Gebrauchsanweisung für das Reich der Mitte, 8.
Auflage, Frankfurt am Main 2011
- Weggel, Oskar, China, 5. Auflage, München 2002
- Harper, Damian, Lonely Planet, Reiseführer China, 2013
Zeitungsartikel
- Chongqing, die größte Stadt der Welt, Tagesspiegel-Artikel vom 15.07.2013
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/chongqing-die-groesste-stadt-derwelt/8490580.html
- So groß wie Österreich – die Monsterstadt Chongqing, Welt-Artikel vom 17.10.2013
http://www.welt.de/reise/staedtereisen/article120977326/So-gross-wie-Oesterreich-dieMonsterstadt-Chongqing.html
Videos
- Ten minutes and you know everything about China
http://www.youtube.com/watch?v=IvEVEIzmYBc
- Chongqing - China's Secret Metropolis
http://www.youtube.com/watch?v=sXQOBM37MH0
- Chongqing – Die größte Stadt der Erde
http://www.n24.de/n24/Mediathek/Dokumentationen/d/197444/chongqing---die-groesstestadt-der-erde.html
Illustration
- Der Unterschied zwischen Deutschland und China anhand von Bildern erklärt
http://www.schleckysilberstein.com/2013/11/der-unterschied-zwischen-deutschland-undchina-einfach-erklart/
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Foreign Students’ Class Schedule for the Fall Semester of 2013
Beginner’s Level
( Week 2- 17 )
Time
Class
8:30—10:10
第一节
Class 1
第二节
Class 2
10 :30—12 :10
14:00—15:40
16:00—17:40
第三节
Class 3
第四节
Class 4
第五节
Class 5
第 节
Class 6
星期一
Mon
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom3410 教室
Miss Liu Juan 刘娟
星期二
Tue
中国武术课
Chinese Martial Arts
Classroom
学生活动中心
Ms. Jiang Yunli
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom3410 教室
Miss Liu Juan 刘娟
WTO 与中国
WTO and China
Classroom 3315 教室
Mr. Wang Heng 王衡
第七节
Class 7
第 节
Class 8
1
星期三
Wed
星期四
Thu
中国文化
Chinese Culture
Classroom3410 教室
Mr. Yan Wenqiang 严文强
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3410 教室
Miss Liu Juan 刘娟
传统中国法律
Law in Tradional China
Classroom 3410 教室
Mr. Yan Wenqiang 严文强
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3410 教室
Miss Liu Juan 刘娟
星期五
Fri
劳动法
Labor and Employment
Law
Classroom 3411 教室
Mr. Li Mankui 李满奎
中国 司法
Chinese Company Law
Classroom 3410 教室
Ms. Yang Shan 杨姗
汉语口语
Spoken Chinese
Classroom 3410 教室
Ms.Liu Duan 刘端
中国竞争法
Chinese Competition Law
Classroom 3410 教室
Mr. Wang Huaiyong 王怀勇
汉语口语
Spoken Chinese
Classroom 3410 教室
Ms.Liu Duan 刘端
Foreign Students’ Class Schedule for the Fall Semester of 2013
Intermediate Level
( Week 2- 17 )
Time
Class
8:30—10:10
第一节
Class 1
第二节
Class 2
10 :30—12 :10
13:30—15:10
15:30—17:10
第三节
Class 3
第四节
Class 4
星期一
Mon
星期二
Tue
星期三
Wed
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3410 教室
Ms.Li Wei 黎薇
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3412 教室
Ms.Li Wei 黎薇
汉语口语
Spoken Chinese
Classroom 3410 教室
Miss Zeng Xiaoxue 曾晓雪
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3410 教室
Ms.Li Wei 黎薇
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3412 教室
Ms.Li Wei 黎薇
汉语口语
Spoken Chinese
Classroom 3410 教室
Miss Zeng Xiaoxue 曾晓雪
第五节
Class 5
第 节
Class 6
第七节
Class 7
第 节
Class 8
2
星期四
Thu
星期五
Fri
Foreign Students’ Class Schedule for the Fall Semester of 2013
Advanced Level
( Week 2- 17 )
Time
Class
8:30—10:10
第一节
Class 1
第二节
Class 2
10 :30—12 :10
13:30—15:10
15:30—17:10
第三节
Class 3
第四节
Class 4
星期一
Mon
星期二
Tue
星期三
Wed
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3411 教室
Miss Yang Ting 杨婷
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3411 教室
Miss Yang Ting 杨婷
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3411 教室
Miss Yang Ting 杨婷
汉语精读
Intensive Chinese
Classroom 3411 教室
Miss Yang Ting 杨婷
星期四
Thu
星期五
Fri
报刊阅读
Newspaper and Magazines
Reading
Classroom 3411 教室
Ms. He Jianping 贺建
第五节
Class 5
第 节
Class 6
第七节
Class 7
第 节
Class 8
国际合作与交流处
2013 9 月 2 日
3

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