Komm an Bord - CLIPPER DJS e.V.

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Komm an Bord - CLIPPER DJS e.V.
Komm an Bord
Inhalt
Herausgeber
CLIPPER DJS e.V.
Reichskanzlerstraße 11 B
D-22609 Hamburg
■ Das ist CLIPPER
CLIPPER stellt sich vor
■ Die CLIPPER Flotte
Vier CLIPPER Schiffe: Nostalgie mit moderner Technik
S.S. Amphitrite
S.S. Seute Deern
S.S. Albatros
S.S. Johann Smidt
Telefon +49-(0)40 822 78103
Fax
+49-(0)40 822 78104
www.clipper-djs.org
[email protected]
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Redaktion
Zeichnungen
Grafik/Design
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Bankhaus Neelmeyer AG
Kto 9288 BLZ 29020000
IBAN: DE07 2902 0000 0000 0092 88
SWIFT-Code: NEEL.DE 22
Knut Frisch, Hans-Jürgen Lomer
Clipperarchiv
Michael Bolmer
Meinders & Elstermann, 49191 Belm bei Osnabrück
Clipperarchiv
■ Das Fahrtgebiet
Seefahrt pur auf der Ostsee
■ CLIPPER Mississippi Spaß und Arbeit: Beliebter Treffpunkt in Hamburg
4-5
6-7
8-9
10-11
12-13
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■ Tips für Newcomer
Von der Anmeldung zu einem Törn bis zum Zuschnüren des
Seesacks kurz vor Reiseantritt
■ Checkliste
Was alles in den Seesack gehört
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■ Regeln an Bord
Wichtig für einen guten Reiseverlauf
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■ Reisebericht
Segeln auf einem großen Schiff
16-17
20-22
3
Das ist CLIPPER
CLIPPER wurde 1973 als Deutsches Jugendwerk zur See e.V. von einer kleinen Gruppe
Segelbegeisterter und Seeerfahrener gegründet. Zu ihnen gehörten Kapitäne, nautische
und technische Schiffsoffiziere sowie Kaufleute und Juristen.
Mässig bewegte See:
kein Problem für
SS Johann Smidt.
Wunsch und Ziel dieser Gruppe war es, insbesondere seefahrtbegeisterten Jugendlichen
das Erlebnis traditioneller Segelschifffahrt zu
ermöglichen. Man gab sich eine Satzung und
legte als besondere Zielgruppe Jugendliche
von 15 bis 26 Jahre fest. Darüberhinaus sollten
aber auch andere Interessenten, die aktive
Segeltörns mitmachen möchten, berücksichtigt werden.
Hierauf erhielt der Verein schon bald die
Anerkennung der besonderen Förderungswürdigkeit.
vorschriften für Traditionsschiffe: Die Ausrüstung umfaßt moderne Navigations-geräte
und Maschinenanlagen, die u.a. auch die
Strom- und Wasserversorgung sowie den Betrieb der Heizungsanlagen sicherstellen.
An Bord gibt es gemütliche Aufenthaltsräume
und die notwendigen sanitären Anlagen sowie
je Schiff ca. 30 Schlafplätze in festen Kojen.
Mit Beginn der ersten Frühjahrslüfte bis zum
Herbst mit den ersten Stürmen segeln die
Schiffe vornehmlich zwischen deutschen und
skandinavischen Küsten. Bei Hafenmanövern,
gelegentlich auch bei Flaute oder schwerem
Wetter, kommt die Maschine zum Einsatz.
Und dauert der Winter einmal zu lange, wird
die CLIPPER-Flagge auch in südlichen Gewässern, zum Beispiel im Bereich der Kanarischen
Inseln, gezeigt.
So unterschiedlich, wie die Gruppe der für
CLIPPER Verantwortlichen über die Jahre hinweg auch zusammengesetzt war, eines war
und ist allen gemeinsam: Die Arbeit für den
Verein wird ehrenamtlich verrichtet! Das gilt
insbesondere für die vielen freiwilligen Helfer,
die für den Ablauf der Organisation und für
die Instandhaltung der Schiffe sorgen und vor
allem für die Schiffsführungen, die als Berufsseeleute häufig ihren Jahresurlaub in Anspruch nehmen, um CLIPPER den notwendigen
Wind in die Vereinssegel blasen zu lassen.
Gute Stimmung auch
bei kühler Witterung
Daneben ist CLIPPER auf Spenden und auf die
jährlichen Beiträge seiner Vereinsmitglieder
angewiesen, weil es nur so möglich ist, dass
immer wieder Jugendliche zu erschwinglichen
Kostenbeiträgen auf erlebnisreiche Segeltörns
gehen können. Seit der Gründung segelten
bislang über 75.000 Menschen auf den
Schiffen des Vereins.
Setzen der Segel auf
SS Seute Deern:
die Reise beginnt.
Vier Segelschiffe fahren unter CLIPPER-Flagge:
Albatros, Amphitrite, Johann Smidt und Seute
Deern. Sie alle entsprechen den Sicherheits-
4
5
S.S. Amphitrite
Die Amphitrite wird seit 1975 für CLIPPERTörns eingesetzt und ist die Grand Old Lady
der Flotte. Der schlanke Rumpf und die
hohen Masten zeigen, dass der Drei-MastSchoner vor mehr als hundert Jahren als
Yacht konzipiert wurde. 1884 bis 1887 in
Gospor t /Großbritannien bei Camper &
Nicholson in Teak auf Eiche als RennSchoner gebaut, hat das Schiff eine ebenso
wechselvolle wie abenteuerliche Geschichte erlebt. SS Amphitrite nahm an vielen
Regatten teil und segelte bereits gegen die
“Meteor“, die Yacht von Kaiser Wilhelm II.
Zwischen 1900 und 1922 trug sie die
Namen “Dolores“, “Joy farer“ und “Hinemoa“. 1915 erhielt das Schiff zum ersten
Mal eine Maschine und auf dem Vorschiff
und achtern ein Deckshaus.
S.S. Amphitrite
Rufzeichen DJRT
Bauart
Dreimast-
Baujahr
1887
Gaffelschoner
gebaut in Gosport/GB
BRZ
110,00
Länge ü.A. 44,33 Meter
Breite
5,72 Meter
Tiefgang
3,90 Meter
Segelfläche 540 qm
Maschine 2 DB Diesel
Im Krieg diente Amphitrite als Ballonsperre
gegen Tiefflieger im Plymouth Sound. Nach
ihrer Instandsetzung ab 1947 war sie
Wohnschiff in England. Ab 1957 hielt sie
sich meistens im Mittelmeer auf, wurde zu
einem Drei-Mast-Schoner und 1965 , als
“Amphitrite af Stockholm“, zur Barkentine
umgebaut . Nach einer kurzen Zeit als
Filmschiff Anfang der siebziger Jahre
wurde sie unter CLIPPER-Flagge wieder ein
Drei-Mast-Schoner.
Trotz des Umbaus zu einem Jugendschiff
mit größerer Kojenkapazität erinnern
heute noch verschiedene bauliche Details
im Inneren an die ehemalige Luxusausstattung und zeugen von der besonderen
Vergangenheit des Schiffes, auf dessen
Deck sich einst Stars und Staatsgäste tummelten. Heute geben dort segelbegeisterte
Jugendliche den Ton an.
Alle Segel gesetzt,
um auch den den kleinsten
Windhauch zu nutzen:
SS Amphitrite in der Flaute
6
je 173 kw
Kojen
29 (davon 22
für Mitsegler)
Kojenplan der
SS Amphitrite
Ein besonderes Merkmal der nostalgischen
Eleganz dieses Schiffes ist eine Breitfock,
die bei achterlichen Winden gerne gesetzt
wird.
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S.S. Seute Deern
Die Seute Deern kam 1973 als erstes Schiff
für C LI PPER in Fahr t . Ihre vielseitigen
Einsätze gaben ihr den Beinamen
„Mädchen für Alles“. Mit ihren lohfarbenen
Segeln hat die Galeasse ein unverkennbares Profil.
Das robuste Schiff wurde 1939 als “Havet“
in Svendborg/Dänemark für die Frachtfahrt gebaut. Später segelte es einmal für
Forschungsvorhaben der Universität Kopenhagen bis in die Südsee. Die dabei
gezeigte Zuverlässigkeit hat die dänischen
und später auch die deutschen Eigner dazu
bewogen, es als Ausbildungsschiff zu verwenden. Die Ausbildungsfahrten der dänischen Reederei Lauritzen führten bis nach
Grönland.
S.S. Seute Deern
Die Seute Deern wurde durch Umbauten
den jeweiligen Erfordernissen angepaßt .
Achtern er folgte die Vergrößerung des
Ruderhauses. In einem Decksaufbau findet
man heute Kombüse und Sanitärräume. Aus
der früher verhältnismäßig großen Messe,
in der zum Schlafen die Mitsegler ihre
Hängematten ausrollten, entstanden ein
immer noch großzügiger Aufenthalts-raum
und zwei Kammern mit jeweils acht Kojen.
Als CLIPPER seine traditionellen Reviere in
weiter entfernte Seegebiete ausdehnte,
war es die Seute Deern, die im Herbst 1979
für das erste Winterprogramm im Archipel
der Kanarischen Inseln zum Einsatz kam.
Kojen
Rufzeichen DDGU
Bauart
Gaffel-Ketch
Baujahr
1939
gebaut in Svendborg/DK
BRZ
127
Länge ü.A. 36,00 Meter
Breite
7,15 Meter
Tiefgang
3,40 Meter
Segelfläche 332 qm
Maschine Alpha Diesel
124 kw
Immer wieder
ein schönes Bild:
SS Seute Deern auf
Auslaufkurs
Zu den relativ großzügigen Räumlichkei-ten
gehört auch die zentral gelegene Kom-büse
mit Zugängen von beiden Seiten des Decks,
die auch abends gern für Feierlich-keiten
genutzt wird.
Gute Sicht gibt es für den Rudergänger von
der Brücke des Ruderhauses aus, und wenn
unter fachkundiger Anleitung alle Segel
gesetzt sind, ist jeder fasziniert von der
klassischen Schönheit dieses Schiffes.
8
30 (davon 23
für Mitsegler)
Relativ großzügige
Räumlichkeiten bieten
Platz für
die Crew-Mitglieder
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S.S. Albatros
Seit die Albatros im Jahr 1979 in die CLIPPER-Flotte eingespleißt wurde, bewährte
sie sich stets als unermüdliches Arbeitspferd. Auffallend sind das Rahsegel dieses
Drei-Mast-Topsegelschoners und der starke Sprung des Rumpfes.
1942 in Hobro/Dänemark als frachtsegelnde Galeasse in Eiche auf Eiche mit Hilfsmotor gebaut, ereilte die damalige „Dagmar Larsen“ bald das Schicksal der meisten Küstensegler: Masten und Segel verschwanden, und man nutzte das Schiff
schließlich als Steinfischer und um die
Findlinge für den Bau von Hafenmolen
und Uferbefestigungen zu transportieren.
Anfang der siebziger Jahre kam es unter
englische Flagge, wurde als Drei-MastTopsegelschoner geriggt und für Erleb nisreisen umgebaut: Im ehemaligen Ladera u m e nt s t a n d e n S c h l a f ka m m e r n u n d
eine gemütliche Messe.
S.S. Albatros
Rufzeichen DEQZ
Bauart
DreimastTopsegelschoner
Baujahr
1942
gebaut in Hobro / DK
BRZ
99,00
Länge ü.A. 35,70 Meter
Breite
6,87 Meter
Tiefgang
3,05 Meter
Segelfläche 300 qm
Maschine Alpha Diesel
90 kw
Kojen
26 (davon 19
für Mitsegler)
Als das Schiff 1978 zum Verkauf stand,
griff CLIPPER zu und erweiterte damit die
Flotte. In den folgenden Jahren erfolgte
mit großem Aufwand die Restaurierung.
Dabei wurden zahlreiche Spanten ausgewechselt, die Außenhaut weitgehend neu
a u fg e p l a n k t u n d n a h e z u d i e g e s a mt e
Takelage erneuert .
26 Kojen zu beiden
Seiten der urigen Messe:
Relativ viel Platz auf
diesem schönen Schiff
Es gibt nur kleine Aufbauten. So bleibt das
Schiff übersichtlich und bietet viel Raum
f ü r d a s Le b e n a n D e c k . Vi e l e C L I P P E RFreunde schätzen unter Deck vor allem die
urige Messe mit den dicken Innenplanken.
Eine Wettfahrt liefern
sich SS Seute Deern (rechts)
und SS Albatros (links).
Das Rahsegel verbessert die Segel- und
Manövriereigenschaften dieses zuverlässigen Seglers, dessen Handigkeit, harmonische Linienführung und nahezu originalgetreues Aussehen zurecht von allen
seinen Freunden gelobt wird.
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S.S. Johann Smidt
D i e s e r s p o r t l i c h e S e g l e r ka m 1 9 8 9 a l s
vier tes Schiff unter die C LI PPER-Flagge
und machte sich bald aufgrund seiner
guten Segeleigenschaften einen besonderen Namen. Der blaue Stahlrumpf und
das klassische hohe Gaffel-TopsegelschonerRigg geben diesem Schiff ein charakteristisches Aussehen.
S.S. Johann Smidt
Rufzeichen DEFY
D a s j ü n g s t e S c h i ff d e r C L I P P E R- F l o t t e
w u rd e 1 9 74 b e i Ca m m e n g a i n A m s t e rdam/Niederlande als Jugendsegler gebaut . Die bauliche Ausstattung war daher
bereits auf C LI PPER-Er fordernisse zugeschnitten. Als „Eendracht“, wie sie damals
hieß, nahm sie an zahlreichen Regatten
der Sail Training Association (STA) teil
und überquer te mehrmals den Atlantik.
D i e s e r Tra d i t i o n fo l g e n d s e t z t e a u c h
Clipper die Johann Smidt auf zahlreichen
Wi n d j a m - m e r re g at t e n i n e u ro p ä i s c h e n
Gewässern mit großem Er folg ein.
Bauart
Gaffel-Topsegel-
Baujahr
1974
schoner
gebaut in Amsterdam/NL
BRZ
146,00
Länge ü.A. 36,00 Meter
Breite
8,03 Meter
Tiefgang
3,60 Meter
Segelfläche 471 qm
Maschine GM-Detroit Diesel/290 kw
Kojen
37 (davon 30
für Mitsegler)
Trotz des Einsatzes moderner Yachtbaut e c h n i k i s t j e d e r ü b e r ra s c ht vo n d e r
Oldtimer-Atmosphäre, die dieses Schiff
ausstrahlt . Hierzu tragen die gemütliche
Innenausstattung und insbesondere der
sogenannte Seegar ten hinter dem Großmast bei, der die Mitsegler während der
Freiwache einlädt, einigermassen windu n d wa s s e rg e s c h ü t z t d i re k t a n D e c k
immer dabei zu sein.
SS Johann Smidt unter
vollen Segeln in
Richtung Dänemark
Die Handhabung der großen Segel wird
d u rc h d e n E i n s at z vo n Wi n d e n u nt e r stützt .
Kojenplan
der SS Johann Smidt
Wenn dann Johann Smidt unter vollen
Segeln auf Kurs liegt, genießt man das
besondere Flair dieses eleganten schnellen Schiffes.
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Das Fahrtgebiet
CLIPPER „Mississippi“
Die Ostsee kann beinahe schon traditionell als
„Stammfahrtgebiet” für die CLIPPER-Schiffe
bezeichnet werden.
Abwechslungsreiche Küstengebiete mit vorgelagerten Inseln, zauberhaften Häfen mit nordischer Beschaulichkeit und romantischen
Ankerplätzen bieten die Basis für interessante
Segeltörns.
Dabei hat es sich als vorteilhaft erwiesen, von
unterschiedlichen Häfen aus „in See“ zu stechen. Auf diese Weise wird erreicht, dass auch
innerhalb einer begrenzten Zeit von sieben
Tagen unterschiedliche Gebiete der Ostsee
besegelt werden können. Kiel, Travemünde,
Aarhus oder Köge sind im Normalfall die
Häfen, die für den Besatzungswechsel vorgesehen sind. Zwischen Abgangs- und Endhafen
liegen sieben bzw. vierzehn Tage Seefahrt pur.
Wohin die Reise geht, welche Häfen oder welche Ankerplätze aufgesucht werden, richtet
sich nach Wind, Wetter und der Crew.
Ein wichtiger Punkt bei der Routenplanung ist
das seglerische Können der Besatzung, deren
Vertrautheit mit dem Schiff und die Bereit-
schaft aller, sich von alltäglichen Gewohnheiten zu trennen und in die Bordgemeinschaft
einzubringen. Stimmt diese Mischung aus
Sinn für Gemeinschaft und fachlicher Kompetenz, eröffnet sich dem Teilnehmer die kaum
beschreibbare Faszination traditioneller Seefahrt unter Segeln.
Die CLIPPER Saison in der Ostsee dauert ungefähr von April bis Oktober. Wenn also Sturm
und Regen wieder an der Tagesordnung sind
und Tiefs in unseren Breiten Hochkonjunktur
haben, werden die CLIPPER-Schiffe in geschützte Häfen gebracht, um eine Pause für
Überholungsarbeiten einzulegen.
bürsten, Schrubber und Pinsel, um die CLIPPERSchiffe wieder auf Vordermann zu bringen.
Jedoch genügt das allein nicht: Ohne die altbewährten Winterarbeiter im technischen und
nautischen Bereich, die sich unermüdlich und
ehrenamtlich einsetzen, wäre die CLIPPER-
Fahrten durch die dänische Inselwelt bis nach
Schweden und Norwegen oder längere
„Schläge” z. B. bis nach Bornholm sind ebenso
denkbar, wie das tägliche Anlaufen der verschiedensten kleineren Häfen.
Aufgrund der oben genannten Gegebenheiten
gleicht kein Törn einem anderen und regelmässig werden Eindrücke mit nach Hause
genommen, die nachhaltig die Besonderheiten gerade dieser Tage an Bord eines der
Schiffe dokumentieren.
Das gilt gleichermaßen für weitere Fahrtgebiete, in denen die CLIPPER-Flagge im
Herbst und Winter gezeigt wird, wie z.B. im
Bereich der Balearen oder im Archipel der
Kanarischen Inseln.
Werkstätten, 20 Kojen, eine
Kombüse und eine Messe
für 40 Personen:
Gute Voraussetzungen und
viel Platz für fleissige
Helfer und Crew-Treffen.
Skagerrak
Göteborg
Frederikshavn
Oskarsmann
Aalborg
Kattegat
Grena
Arhus
Die CLIPPER Ablösehäfen:
Basis für
interessante Segeltörns
Kalmar
Köge
Nordsee
Svendborg
Flensburg
Bornholm
Kiel
Travemünde
Hamburg
14
Rostock
Ostsee
Saßnitz
Stralsund
Danzig
Seit 1985 gibt es in Hamburg-Harburg ein
Zuhause für unsere Schiffe. Am Überwinterungshafen bieten ein Grundstück und ein
Schwimmponton, genannt „CLIPPER-Mississippi“, Aufenthaltsräume und vielseitige Werkstätten für die Arbeiten an den CLIPPER Schiffen. Gleichzeitig ist die ”Messe” oft
Treffpunkt für Crewtreffen nach den Törns. Die
Schlafräume bieten Platz für Übernachtungen.
Mitsegler der Sommertörns kommen an den
Wochenenden hierher und schwingen Rost-
Flotte schlecht dran und der Törnpreis entsprechend höher! Diese Fachkundigen und die
hilfreichen Mitsegler ermöglichen mit ihrem
winterlichen Einsatz den optimalen Start für
die nächste Saison.
Nach fleissigem Werken gehört natürlich eine
gemütliche Abendrunde auf Mississippi dazu,
um über die Arbeit an CLIPPER-Schiffen zu
fachsimpeln, Dias von den Sommer-Törns zu
zeigen, zu klönen und das alles bei “selbstgemachter“ Musik. Du triffst alte Freunde wieder
und lernst neue kennen.
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Tips für Newcomer
Wer fährt mit?
Jeder Interessierte mit oder ohne Segelkenntnisse, kann teilnehmen. Einzige Voraussetzung
ist lediglich, daß die Teilnehmer 15 Minuten
ohne Unterbrechung schwimmen können.
Jugendliche im Alter von 15 bis 26 Jahren
haben Vorrang. Hast du eine Behinderung, auf
die Rücksicht genommen werden sollte, bist
du verpflichtet, dieses dem Kapitän vor Beginn
der Reise mitzuteilen.
Anmeldung
Wähle zunächst aus dem Fahrtenprogramm
einen Törn aus, an dem du teilnehmen möchtest. Du solltest auf dem CLIPPER-Anmeldeformular auch Alternativen angeben. Für die
Angaben in den Besatzungslisten muß das von
CLIPPER vorgesehene Formular verwendet
werden. Nach Eingang deiner Anmeldung bei
CLIPPER erhälst du so schnell wie möglich eine
Bestätigung. Sei aber nicht ungeduldig, denn
auch in der Geschäftsstelle haben wir aus
Kostengründen keine riesengroße Organisation aufgebaut.
Reisekosten
Erst wenn du die schriftliche Bestätigung deiner Anmeldung zum Törn in den Händen hast,
wird auch dein Reisekostenbeitrag fällig. Der
Reisekostenbeitrag beinhaltet die Kosten für
Verpflegung, Hafengelder, Brennstoff etc.
Innerhalb von 14 Tagen ist eine Anzahlung zu
leisten, die sich aus der Bestätigung der TörnTeilnahme ergibt. Spätestens sechs Wochen
vor Beginn der Reise muß der gesamte
Törnbeitrag auf dem Vereinskonto von CLIPPER
eingegangen sein.
Ausweispapiere / Versicherungen
Du mußt unbedingt einen gültigen Ausweis
bei dir haben. Das kann ein Reisepaß oder
auch ein Personalausweis sein. Mitsegler aus
Nicht EU-Staaten sollten sich über die Einreisebestimmungen in Skandinavien informieren. Wir empfehlen außerdem, einen von dei-
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ner Krankenkasse ausgestellten Auslandskrankenschein mitzubringen. Darüber hinaus
sollte vor Reiseantritt eine Reisekranken- und
eine Unfallversicherung abgeschlossen werden. Da CLIPPER für den Verlust und eventuelle Beschädigungen deines Gepäcks nicht haftet, wären eine Reisegepäck- sowie Reiserücktrittsversicherung ebenfalls empfehlenswert.
Taschengeld
Taschengeld führst du am besten nur in
begrenzter Menge mit. Es sollte ausreichen,
um deine persönlichen Ausgaben – zum
Beispiel für Souvenirs oder Postkarten – beim
Landgang zu bestreiten. Meist werden pro
Törn drei bis vier Häfen angelaufen. Etwas
Geld wirst du für die "Schiffskantine" benötigen. Hier kannst du in begrenzten Mengen
Softdrinks, Bier, Zigaretten, Schokolade und
auch Reiseandenken wie CLIPPER-Shirts und
Postkarten kaufen.
Reisedauer / Einweisung
CLIPPER-Törns dauern zwischen einer und drei
Wochen. Am Anfang, vor Auslaufen des Schiffes, stehen die Einweisung und die Sicherheitsbelehrung.
Reiserouten
Eine vorgeschriebene Reiseroute gibt es nicht:
Wind und Wetter bestimmen den Kurs unserer
Segelschiffe. Viele reizvolle Häfen zwischen
Gotland und Arendal werden angelaufen, oder
es wird in malerischen Buchten der Schären
vor Anker gegangen. Wo sich die Gelegenheit
bietet, booten die Besatzungen aus und veranstalten bei Grill- und Lagerfeuer Shantyabende am Strand. Entsprechend verlaufen auch
die Wintertörns, wenn CLIPPER die Flagge in
südlichen Gefilden zeigt.
Törn kein Passagier, sondern Mitglied der
Crew, die das Schiff segelt und instand hält.
Das bedeutet, daß du an Bord bestimmte
Aufgaben und Pflichten übernehmen mußt.
Wacheinteilung
Den Lebensrhythmus auf See bestimmt die
Wacheinteilung. Mit Ausnahme des Kochs und
des Maschinisten zieht bei dem festgelegten
Wachsystem jeder an Bord zweimal täglich
auf Seewache. Während der Wache wirst du
lernen, das Schiff zu steuern und Ausguck zu
gehen. Auch kleinere Segelmanöver wirst du
unter Anleitung deines Steuermannes durchführen. Wenn du zum Beispiel bei großen
Manövern das Kommando "all hands" hörst,
muß jeder an Deck und auf die Manöverstationen, auch die Freiwachen.
Borddienst
Zum Borddienst gehört auch das umschichtige Helfen in der Kombüse, die Backschaft und
das tägliche Reinschiff. Und wenn du einmal
glaubst, daß nun wirklich alles getan sei, wirst
du bestimmt erleben, dass der Chief-Mate
(1.Steuermann) immer noch einen "Job" zu vergeben hat. So ist das eben auf einem Segelschiff. Trotz aller Pflichten sind CLIPPER-Törns
Ferienfahrten, auf denen die Freizeit auf keinen Fall zu kurz kommt!
Was muß mit?
Was du anziehst und was du sonst noch mitnimmst, ist deine Sache. Hier nur ein paar
Ratschläge, die sich bewährt haben:
■ Bis auf ein "Landgangspäckchen" läßt du deine
Gala-Garderobe am besten zu Haus.
Kiel
■ Ölzeug und Gummistiefel sind unverzichtbar!
■ Auf See kann es auch im Sommer kalt sein,
besonders während der Nachtwache.
■ An Deck kannst du sehr schnell einmal naß
werden. Dann brauchst du trockenes Zeug
zum Wechseln.
■ Wenn du ein Musikinstrument besitzt, solltest du es auf alle Fälle mitbringen (vielleicht
nicht gerade dein Klavier)!
■ Und noch eins: benutze nach Möglichkeit
keinen Koffer. Derart sperrige Gegenstände
stehen später jedem im Weg. Packe deine
Sachen darum in einen Seesack oder in eine
Reisetasche!
Das Kleingedruckte
Da CLIPPER ein eingetragener Verein ist, der
auch eine Satzung hat, findest du die Törnbedingungen in ausführlicher Form auf der
Rückseite der Anmeldung.
Wo geht’s los?
Die Sommer-Törns beginnen und enden in
deutschen oder ausländischen Häfen. Über
Ankunfts- und Abfahrtshäfen gibt der jährliche Törnplan Auskunft. Mit der Törn-Bestätigung erfährst du, wo du an Bord gehen sollst,
und ob dich ein Bus zum Abgangshafen
bringt. Endet der Törn in einem ausländischen
Hafen, fährt dich ein Bus wieder zurück an den
CLIPPER-Treffpunkt in Kiel, Travemünde oder
Hamburg. Nähere Einzelheiten erfährst du mit
der Törn-Bestätigung. Die Liegeplätze der
Schiffe in Kiel und Travemünde erkennst du
auf unseren Skizzen.
Die Kosten für die An- und Abreise zum CLIPPER-Treffpunkt mußt du selbst tragen, sie sind
nicht im Törnbeitrag enthalten.
Travemünde
Leben an Bord
Im Gegensatz zu vielen anderen Urlaubsreisen
auf einem Schiff bist du auf einem CLIPPER-
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Regeln an Bord
Checkliste für den CLIPPER-Seesack
Für eine Segelreise benötigst du:
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❏
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❏
Und immer wieder
zwischendurch werden
Knoten geübt.
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Schlafsack ( nicht erforderlich für die
Balearen und die Kanarischen Inseln)
Unterwäsche / lange Unterhosen für
kalte Nächte
Schlafzeug
Strümpfe
T -Shirts, strapazierfähige Hemden
2 Paar Jeans, kurze Hosen
warmer Pullover, Mütze, Schal und
Handschuhe
Schuhe mit weichen, rutschfesten
Sohlen
wind- und regendichte, warme Jacke
wasserdichte Hose
Gummistiefel
Handtücher
Badelatschen für die Dusche im Hafen
Toilettenartikel
Sonnencreme
Badezeug
Kopfkissenbezug und Laken
Taschenlampe (an frische Batterien
denken)
Taschenmesser
Ersatzbrille, Sonnenbrille, Brillenband
zum Sichern der Brille
❏
Personalausweis oder Reisepass,
Impfpass. Je nach Staatsangehörigkeit: ggf. Visum
❏
Auslandskrankenschein
❏
ausländisches Geld
❏
Taschengeld
Je nach Interessen wäre noch an Kamera, Filme,
Blitzgerät, Fernglas, Musikinstrumente, Liederbücher, Lesestoff und Schreibutensilien zu denken.
Und was du getrost zu Hause läßt:
Schmuck, Musikwiedergabegeräte, Regenschirm,
Alkohol, Drogen, „Gala-Garderobe“ und Stöckelschuhe.
Grundsätzlich ist zu bedenken, daß es auch im
Sommer, vor allem nachts, auf See kalt sein kann.
Auch ist das Wetter nicht vorhersehbar, du solltest für alle Situationen gut ausgerüstet sein.
Seesack, Rucksack oder Taschen sind akzeptiert.
Koffer können nicht untergebracht werden!
Alle CLIPPER-Schiffe verfügen über ein 220 Volt
Wechselstrom-Bordnetz.
Mit „Komm an Bord“ lädt CLIPPER zu einem
Aktivurlaub auf seinen Schiffen ein. Wesentliche Voraussetzung für eine tolle Reise ist die
Bereitschaft, sich in die jeweilige Crew voll
einzubringen.
Die Besatzung besteht aus einer ehrenamtlich
tätigen „Stammbesatzung“ und aus häufig
seemännisch unerfahrenen Mitseglern, die
sich im Regelfall zum ersten Mal in ihrem
Leben an Bord treffen, um dann eine oder zwei
Wochen gemeinsam das Schiff zu fahren.
Erfolge oder auch Misserfolge bei z. B. Segelmanövern werden deshalb auch gemeinsam
erlebt. Es ist daher notwendig, das Leben auf
einem beengten Schiff in seinen Grundzügen
zu regeln.
zu anderen Menschen, wie in der engen Welt
eines Segelschiffes. Das Meer verbindet, wenn
man mit ihm lebt. Der Respekt vor Wind und
Wetter darf dabei nie verloren gehen. Das
erfordert allerdings auch, ein Schiff vorausschauend und gut organisiert zu fahren.
Hierfür sorgt die Stammbesatzung.
Segeltörns auf Clipperschiffen verlaufen
weder nach einem Einheitsmuster noch nach
einem festen Fahrplan. Abfahrts- und Ankunftshafen für den Beginn und das Ende
einer Reise stehen fest.
Die strikte Einhaltung aller Sicherheitsregeln
hat dabei oberste Priorität,denn Feuerwehr,
Arzt oder Polizei sind auf See nicht unmittelbar verfügbar. In der Verantwortung des
Kapitäns liegt es daher, auf die absolute
Einhaltung dieser Regeln zu achten.
Weiterhin ist eine reibungslose Bordroutine
nötig wie z.B. See- und Ankerwache, Backschaft, Reinigung der Sanitärräume und des
Schiffes, aber auch sporadisch anfallende
Dinge wie Reparatur- bzw. Verschönerungsarbeiten gehören dazu. Selbstverständlich
wird jeder seinen Möglichkeiten entsprechend
mit diesen Aufgabenstellungen betraut und
niemand wird überfordert.
Um zu einem guten Gelingen und einem harmonischen Verlauf des Törns beizutragen, bist
du gehalten, deine Aufgaben verantwortungsbewusst, selbstständig und zügig auszuführen. Trotz der Pflichten, die dir übertragen
werden, bleibt viel Zeit für Spass, Gespräche,
Gesang und gemeinsames Segeln. Wohl kaum
irgendwo sonst erhält man so schnell Zugang
Auch das ist Bordroutine:
Technische Vorbereitungen
zum Ankerhieven.
Die Törnplanung dazwischen nimmt der
Kapitän unter Mitwirkung der Crew vor, der
Wind und Wetter zu berücksichtigen hat. Da
das Segeln im Vordergrund steht, kann es
immer wieder vorkommen, dass eine einmal
geplante Route wegen der Wetterentwicklung
geändert werden muss. Das macht die Sache
allerdings für alle spannend.
Wenn du bereit bist, dich als Mitglied der
Crew voll einzubringen und nicht Passagier
sein möchtest, wirst du am Ende des Törns
nachhaltige Eindrücke und Erlebnisse mit
nach Hause nehmen.
Deshalb: KOMM AN BORD !
19
Segeln auf einem großem Schiff
Den Seesack gepackt, auf alles vorbereitet,
stehe ich am Sartori-Kai in Kiel. Die Seute
Deern liegt vor mir. Plötzlich konnte ich alles
anfassen, fühlen, schmecken, hören, riechen schon toll!
An Bord werde ich von einem Steuermann in
Empfang genommen. Gleich geht der Urlaub
los: Wir müssen Proviant bunkern, genug für
unseren Törn und die Rückreise der nächsten
Gruppe. Wer gut essen will, muss auch etwas
dafür tun.
Danach steht die Begrüßung, Einteilung und
Sicherheitseinweisung durch den Kapitän auf
dem Programm. Der Käpt'n ist Seelotse, also
ein Profi, für den das Fahren auf unserer
"Nussschale" sein Urlaub ist. Die Mannschaft
wird in drei Gruppen eingeteilt. Jede ist
einem Steuermann zugeteilt und für einen
Teil der Segel zuständig am Besanmast,
Großmast und bei den Vorsegeln. Außerdem
muss von jeder Wache einer am Tag
Backschaft machen, also Küchendienst. Die
Sicherheitseinweisung ist ein relativ zeitaufwendiger Punkt vor jedem Segeltörn.
Feuerlöscher, Lenzpumpen oder Rettungsinseln werden erklärt, aber auch die
Schwimmweste oder das Verhalten bei
Notfällen. Danach geht's immer noch nicht
los, denn es weiß ja noch keiner, an welchen
Strippen wir ziehen müssen, damit die Segel
hochkommen. Also wieder Theorie und Praxis:
jeder Steuermann erklärt seinen Leuten, was
wie und wann zu tun ist. Gar nicht so einfach,
Fockfall, Vorliekstrecker, Bullenstander und
das ganze andere Zeug auseinander zu halten. Am Ende der Woche hat man aber so oft
an den verschiedenen Enden gerissen, dass es
in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Dann geht's endlich los. Ablegen unter Motor,
die Kieler Förde runter, Segel setzen, Diesel
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aus und mit einer frischen Brise raus auf die
Ostsee. Als alle Segel gesetzt sind und das
Deck soweit klar ist, kehrt ein Moment Ruhe
ein. Das Schiff rollt leicht hin und her, die
Segel sind prall gefüllt mit Wind, und am
Horizont verschwindet langsam das Ehrenmal von Laboe. Ich segle, und es ist so schön,
wie ich es mir vorgestellt habe. Die Stammcrew bugsiert nach dem ersten Tag auf See
das Schiff unter Motor vorsichtig in den
Hafen. Noch kurz wird der Ort erkundet, dann
falle ich wie alle anderen in die Koje. Wir
schlafen zum ersten mal auf 'unserem' Schiff.
vor sich hin, der Hafen und die Stadt liegen
schlafend vor einem. Wir fahren Richtung
Norden eine enge Wasserstrasse herauf, die
ersten Möwen sind zu sehen, Nebel liegt in
den Buchten am Ufer, ein großer Frachter
kommt uns entgegen und gleitet vorbei. Am
Ufer erwacht langsam das Leben, die Sonne
kriecht über die Kimm und einige Tümmler
umspielen unser Schiff. Alles ist wunderbar...
"Klar zum Segel setzen! Wer hat Backschaft?
Wieso ist das Deck noch nicht klar? Räumt die
Festmacher weg, was soll denn die nächste
Wache von uns denken?" Man hört´s, der
Kaum zu glauben, der Törn ist schon halb rum.
Inzwischen gehen die Segelmanöver schon
wie geschmiert. Die Wache am Großmast versucht die Segel schneller oben zu haben als
die am Besan, aber die Vorsegel stehen natürlich zuerst. Langsam arbeiten wir uns weiter
nach Norden vor. Obwohl - arbeiten ist der
falsche Ausdruck. Es wird viel erzählt, der
Steuermann muss immer wieder Fragen zum
Schiff und zum Segeln beantworten oder
Geschichten von früher erzählen. Es werden
Knoten geübt, denn wir wollen alle echte
Seemänner werden. Da muss man natürlich
Steuermann ist wach. Inzwischen kennt man
die anderen Mitsegler schon. Zwischen 15 und
60 Jahre alt, Männlein und Weiblein, von
Student über Tischler bis Rentner ist alles vertreten. Über das Segeln, woher und wohin
gehen die Gespräche schnell hinaus.
Palstek und doppelt auf Slip gelegte Kreuzknoten können, das macht auch an Land Eindruck. Es werden Zeisinge gespleißt, Tee
getrunken und über die Geschwindigkeit der
Fähren gefachsimpelt. Es ist richtig Urlaub
angesagt. Seit Beginn der Reise hat es keine
Am nächsten Morgen wird es gegen sieben
Uhr unruhig. Die Backschafter sind auf, um
das Frühstück vorzubereiten. Duschen auf
dem Schiff soll man wegen des großen
Wasserverbrauchs vermeiden, also gehen die
einen in die Hafenduschen, den anderen
reicht die Katzenwäsche. Beim Ablegen und
Segelsetzen nach dem Frühstück sind alle
dabei. Nach diesen 'All Hands' Manövern kann
man während der Freiwache machen, was
man will –Tee trinken, lesen oder noch ein
Nickerchen halten. Während der Wache muss
einer den Ausguck besetzen und einer das
Ruder übernehmen. Der Ausguck ist nicht nur
traditionell. Gerade nachts und bei schlechter
Sicht ist es eine ernsthafte Aufgabe. Bei
Flaute und mitten in der Ostsee, weit ab von
den Fährrouten, allerdings ein sehr ruhiger
Job. Ruder zu gehen, macht viel Spaß, schließlich hat man die Verantwortung, das Schiff
auf Kurs zu halten. Bei einem so großen Schiff
gar nicht so einfach, denn am Anfang fährt
man ständig in Schlangenlinien.
Der Kapitän will früh ablegen. Was sich nach
ziemlicher Plackerei anhört, zeigt sich als
einer der besten Momente der Reise. In großer
Ruhe werden die nötigen Handgriffe im
Halbdunkel erledigt, der Diesel tuckert ruhig
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Zeitung mehr bis an Bord geschafft, das dänische Radio könnte einem nicht weiterhelfen
und Handy's sind zum Glück nicht an Bord.
Kaum einer weiß auf Anhieb, welcher
Wochentag gerade ist. Die viel spannendere
Frage lautet: Was zaubert die Backschaft
heute auf den Tisch? Neben den drei Helfern
aus den Wachen gibt es in der Kombüse noch
den Smut, den Koch. Was er in der Woche alles
auf diesen wenigen Quadratmetern zubereitet, ist beeindruckend. Erst leckeres Frühstück, dann ein ausgezeichnetes Mittagessen.
Zur Kaffeezeit können Kuchenstückchen
bereitstehen, und zum Abendessen wird noch
einmal aufgefahren, was der Kühlschrank hergibt. Bei jeder Mahlzeit werden die Tee- und
Kaffeekannen gefüllt, damit den ganzen Tag
etwas da ist. Zwischendurch bleibt die Küche
kalt, denn um 220V an die Steckdosen zu bringen, muss der Hilfsdiesel laufen, und der
macht Lärm.
Heute ist mein Backschaftertag, ich muss also
früh raus. Das Aufdecken geht ja noch, aber
Spülen! Küche ist nicht meine Welt, gehört
aber dazu.
Wir legen spät ab, vom Segeln bekomme ich
heute allerdings nicht allzu viel mit. Unglaublich, was alles zu tun ist, um die Besatzung satt zu machen. Gegen Abend werfen
wir Anker, der Kapitän hat sich eine Bucht,
nicht weit entfernt von unserem Ziel Aarhus,
ausgesucht. Nach dem Abendessen sitzen wir
alle in der Messe und feiern Abschied. Unser
Lied, selbst gedichtet und das Geschenk an
die Stammcrew, kommen gut an. Die Stimmung ist ausgelassen, wenn auch ein Hauch
von Wehmut in der Luft liegt. Als letzte seemännische Erfahrung lernen wir in dieser
Nacht die Ankerwache kennen. Zwei Leute
kontrollieren in regelmäßigen Abständen die
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Position des Schiffes und die Spannung der
Ankerkette.
Der letzte Morgen. Es ist neblig und kühl, man
kann nicht mal das nur wenige hundert
Meter entfernte Ufer sehen. Trotzdem wird
uns nach dem Frühstück schnell warm, die
Order lautet: 'Anker auf'. Mit sechs Leuten
gleichzeitig drehen wir an den großen
Kurbeln vom Ankerspill, zentimeterweise
kommt die Ankerkette an Bord. Alle zwei
Minuten wird durchgewechselt. Danach
geht's an's Packen und, vor allem, Aufräumen.
Jede Ecke wird geputzt, die Segel ordentlich
gepackt und das Deck besonders gründlich
geschrubbt. Aarhus ist schon in Sicht,
Adressen werden ausgetauscht, letzte
Arbeiten erledigt. Dann kommen die Busse
mit den Neuen. Sie stehen mit denselben
skeptisch-neugierigen Gesichtern da, wie wir
vor einer Woche. Später im Bus ist es ruhig,
wir sind müde, glücklich, traurig, die spannende Entspannung der letzten Woche
weicht, und die ersten Gedanken richten sich
schon wieder auf das Leben an Land. Der
Alltag hat mich wieder, aber das Lächeln bei
den Erinnerungen an diesen Urlaub bleibt.
Bericht unseres Mitseglers Torsten Th.

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