Bachelorarbeit Franziska Holm
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Bachelorarbeit Franziska Holm
Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung Studiengang Early Education – Bildung und Erziehung im Kindesalter Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) „Rituale im pädagogischen Alltag als Hilfsmittel in Institutionen der frühen Kindheit“ Name: Franziska Holm URN: urn:nbn:de:gbv:519-thesis2012-0065-3 Erstprüfer: Prof. Dr. Heike Helen Weinbach Zweitprüfer: Prof. Dr. phil. Marion Musiol Abgabe: 02.Juli 2012 ! Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG 3 THEORETISCHER TEIL 5 1.Kapitel: Begriffsbestimmung 5 1.1 Definition Ritual 5 1.2 Sinn von Ritualen 6 1.3 Arten von Ritualen 7 2. Kapitel: Selbstreflexion 8 3.Kapitel: Rituale im pädagogischen Alltag 11 3.1 Rituale in pädagogischen Konzeptionen 12 3.2 Den pädagogischen Alltag mit Ritualen gestalten 13 3.2.1 Morgen/Abschiedsrituale 14 3.2.2 Tischrituale 15 3.2.3 Schlafrituale 18 3.2.4 Morgenkreis 20 3.2.5 Rituale als Alltagshelfer 21 4.Kapitel: Rituale im Jahreskreis 23 4.1 Das Jahr feiern 23 4.1.1 Feste im Jahreskreis 23 4.1.2 Geburtstage feiern 24 4.1.3 Feste individuell gestalten 25 4.2. Mit Ritualen Transitionsprozesse gestalten 26 4.2.1 Der Übergang von der Familie in die Krippe 28 4.2.2 Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule 32 ! 5.Kapitel: Rituale und ihre Wirkung 35 5.1 Rituale und ihre Bedeutung für Kinder 36 5.2 Die Bildungswirkung von Ritualen 38 5.3 Rituale als Entwicklungshilfen 40 5.4 Entwicklungshemmende Rituale 42 5.4.1 Typologie „schlechter“ Rituale 43 5.4.2 Wenn aus Ritualen Zwänge werden 45 5.4.2.1 Zwänge bei Kindern 46 5.5 Kita - Alltag gestalten – feste Strukturen oder komplette Öffnung? 48 EMPIRISCHER TEIL 50 1.Kapitel: Vorstellung der empirischen Methoden 50 2.Kapitel: Methodisches Vorgehen 54 3.Kapitel: Ergebnisse der Datenerhebungen 55 4.Kapitel: Auswertung der Ergebnisse 64 4.1 Schlussfolgerungen 65 4.2 Fehleranalysen 68 SCHLUSSTEIL 69 LITERATURVERZEICHNIS 71 ANHANG 75 Anlage 1 - Anschreiben 76 Anlage 2 - Fragebogen 77 Anlage 3 - Fragebogenauswertung 80 Anlage 4 - Diagramme 87 Anlage 5 - Protokolle der teilnehmenden Beobachtung 92 Eidesstattliche Erklärung 105 " ! „Ich habe keine Rituale – bis auf Sachen, die man immer wieder gleich macht.“ (Michael Ballack) Einführung Geregelte Tagesabläufe und tägliche Routine wirken sich positiv auf das seelische Wohlbefinden aus, so ein Ergebnis der AOK-Familienstudien 2010. Werden Tagesabläufe mit Hilfe von Ritualen gestaltet, tragen diese dazu bei, dem Alltag eben solche feste und geordnete Strukturen zu geben und ihn so für den Einzelnen vorhersehbar zu machen. Obwohl eine Vielzahl, ich möchte gar meinen der Großteil der Leute ihren Alltag oder bestimmte Ereignisse ihres Lebens nach von ihnen festgelegten Strukturen und gleichbleibenden Abläufen gestalten, nehmen nur die wenigsten ihre täglichen Rituale wirklich als solche wahr bzw. benennen diese so. Dies ist zum Einen der Tatsache geschuldet, dass viele Menschen den Begriff Ritual mit Religion in Verbindung bringen und damit automatisch an starre und veraltete Zeremonien denken. Zum Anderen sind Verhaltensweisen solcher Art bei vielen Leuten schon in einem Ausmaß manifestiert, dass sie oft in der Lage sind, diese mechanisch zu vollziehen, mit der Konsequenz, dass Rituale zum Automatismus werden und die Beteiligten immer weniger über ihre Riten nachdenken und reflektieren. Erst wenn das Vorgehen verändert oder vergessen wird, merken die meisten Leute, dass etwas anders ist. Augenscheinlich fehlt etwas. Bei Vorüberlegungen zu dieser wissenschaftlichen Arbeit fielen auch mir zahlreiche Situationen ein, in denen ich in Praktika oder im Privaten an Ritualen teilnahm bzw. sie selber gestaltete, ohne näher darüber nachzudenken, was hinter meinem Handeln und somit hinter dieser „Alltäglichkeit“ steckt. Rituale werden eingesetzt und vollzogen, weil sie einen bestimmten Sinn verfolgen, so auch in der Erziehung und Bildung von Kindern. Damit sich dieser Sinn aber auch ergibt muss ein Bewusstsein darüber entwickelt werden, was sich hinter dem Begriff Ritual verbirgt und welche Effekte man mit ihnen erzielen kann. Daraus resultierend drängte sich mir die Fragestellung auf, welche Bedeutung Rituale für Erzieher haben, verbunden mit der Frage, welchen Stellenwert sie im pädagogischen Handeln einnehmen – werden diese bewusst vollzogen oder handelt es sich um starre Angewohnheiten, die durchgeführt werden, weil sie eben da sind? Vor diesem Hintergrund # ! möchte ich mich in meiner Bachelorarbeit mit dem Thema Rituale beschäftigen. Diese sollen im Zusammenhang mit der pädagogischen Praxis in frühkindlichen Institutionen betrachtet werden. Deshalb trägt meine Arbeit den Titel: „Rituale im pädagogischen Alltag als Hilfsmittel in Institutionen der frühen Kindheit“. Unter der Fragestellung: „Inwieweit bestimmen Rituale den Alltag frühkindlicher Institutionen und welche Wirkungen erzielen sie?“ soll das Thema „Rituale“ näher beleuchtet werden. Dazu werde ich in einem theoretischen Teil beginnend auf den Begriff Ritual eingehen und in dem Zusammenhang den Sinn und exemplarisch verschiedene Arten von Ritualen näher betrachten. Im zweiten Kapitel werde ich mich und meine eigenen Erfahrungen mit Ritualen reflektieren, ehe ich mich im dritten mit Ritualen im pädagogischen Alltag auseinandersetze. Neben allgemeinen Aspekten möchte ich überprüfen, ob und inwieweit Rituale in pädagogischen Konzepten vertreten sind bevor ich dann einige Rituale aus frühkindlichen Institutionen beispielhaft beleuchten werde. Im vierten Kapitel möchte ich mich schließlich mit Ritualen innerhalb des Jahreskreises auseinandersetzen. Dabei wird der Fokus neben dem Feiern von Festen und Geburtstagen vor allem auf die Gestaltung von Transitionsprozessen mit Hilfe von Ritualen liegen. Im fünften Kapitel des theoretischen Teils werde ich auf Rituale und ihre Wirkung eingehen. Dieser Abschnitt schließt unter anderem die Bildungswirkung von Ritualen sowie ihre Bedeutung für Kinder ein. Desweiteren werde ich Rituale zum Einen als Entwicklungshilfen, und zum Anderen als Entwicklungshemmer betrachten. Um eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis herzustellen möchte ich in einem zweiten empirischen Teil den aktuellen Zustand in der Praxis beleuchten. Es ist meine Absicht die Vielfalt von Ritualen aufzeigen und die durch ihren Einsatz erzielte Wirkung, vor allem in Bezug auf Kinder zu untersuchen. Zielsetzung der Arbeit soll eine Vorstellung verschiedenster Rituale sowie deren kritische Betrachtung und ihrer Wirkung sein, immer hinsichtlich ihrer Anwendung in frühkindlichen Bildungsinstitutionen. Diese Bachelorarbeit soll kein Ratgeber für verschiedene Rituale und deren Anwendung werden, sondern durch Beleuchtung theoretischer Aspekte in Verbindung mit praktischen Gesichtspunkten dazu beitragen, das Bewusstsein und die Sensibilität für diese Thematik anzuregen und zu schärfen. $ ! Um den Lesefluss zu erhalten werde ich im Laufe der Arbeit stets die maskuline Form für pädagogische Fachkräfte verwenden. Feminine Formen sind damit ebenfalls angesprochen. Genauso werden mit dem Begriff „Kinder“ immer Jungen wie Mädchen gleichermaßen angesprochen. THEORETISCHER TEIL 1.Kapitel: Begriffsbestimmung 1.1 Definition Ritual Die große Bedeutung und Wichtigkeit von Ritualen wird in vielen Kontexten hervorgehoben, eine allgemein gültige Definition darüber was ein Ritual ist, ist jedoch schwer zu finden. Rituale existieren bereits seit Beginn der Menschheit in allen Kulturen und sind auch heute noch überall auf der Welt in großer Vielfalt zu finden. Man spricht deshalb auch davon, dass es sich bei rituellem Handeln um archetypisches sprich um genetisch verankertes, evolutionär erworbenes Verhalten handelt (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S. 11). Trotzdem war der Begriff Ritual(e) in den 60er und 70er Jahren lange verpönt, da man ihn in dieser Zeit mit sinnentleerten Traditionen und überholten kirchlichen wie volkstümlichen Bräuchen gleichsetzte. Diese Gedanken haben sich allerdings inzwischen verworfen, sodass sich Wissenschaft wie Praxis wieder zunehmend der Thematik annehmen (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.9). Laut Langlotz und Bingel bezeichnen Rituale bewusst wiederholte Vorgehensweisen, die von der Wiederkehr leben, wodurch sie Zeit rhythmisieren und Struktur wie Raum schaffen. Deshalb eignen sie sich besonders dazu, den Alltag mit Kindern bewusster zu gestalten und so gezielt Alltagskultur zu prägen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.4) Dabei unterliegen Rituale einem bestimmten Schema und folgen damit einem festen Ablauf, der allen Beteiligten bekannt ist. Von wem Form und Ablauf des Rituals festgelegt wurden, ist dabei zweitrangig (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.9-10). Durch ihre symbolische Bedeutung lassen sich Rituale deutlich von Gewohnheiten unterscheiden. „Die Gewohnheit Zähneputzen beispielsweise hat den Zweck, die Zähne zu reinigen, mehr nicht. Eine Ritualhand % ! lung hingegen hat eine Tiefendimension. Sie macht über die bloße Handlung hinaus Beziehungen deutlich und vollzieht Beziehung.“ (Bischöfliches Ordinariat 2010, S.13) Dass es sich bei der Durchführung eines Rituals um eine besondere Situation handelt zeigen vor allem die besonderen Umstände an, mit denen rituelles Handeln oft verbunden ist. So werden Rituale etwa an einem besonderen Ort oder zu einer bestimmten Zeit durchgeführt. Desweiteren nutzen die Teilnehmer bestimmte Gegenstände, Worte oder Verhaltensweisen, die das Ritual zu einer speziellen Situation werden lassen (vgl. Imber-Black u.a. 2001, S.21). Aus diesen Gedanken heraus stellt sich die Frage, warum Rituale vollzogen werden und vor allem welcher Sinn mit ihnen verfolgt wird. 1.2 Sinn von Ritualen „Die Funktion des Rituals, wie ich es verstehe, ist, dem menschlichen Leben Form zu verleihen und zwar nicht durch ein bloßes Ordnen auf der Oberfläche, sondern in seiner Tiefe.“ (Joseph Campell, amerikanischer Mythenforscher) Blickt man zurück, so sind Rituale vor allem in Krisensituationen zu finden, in Momenten, denen Menschen Angst machten und in welchen sie sich auf etwas Neues einstellen mussten. In diesem Zusammenhang wurden etwa Fruchtbarkeitsrituale durchgeführt, die vor Missernten bewahren sollten oder Rituale vollzogen, welche die Götter gnädig stimmen sollten (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.10f.). Rituale hatten also den Sinn das Leben der Menschen in Krisensituationen zu ordnen und sie von Existenzängsten zu befreien. In unserer heutigen Zeit verfolgt man mit der Anwendung von Ritualen zwar weniger mit dem Sinn, Existenzängste zu mildern bzw. Existenzen zu sichern, doch besinnen sich noch immer viele Menschen in Krisensituationen auf sie. Darüber hinaus werden sie vor allem vollzogen, um das menschliche Bedürfnis nach verlässlichen Strukturen und Regeln im Alltag zu befriedigen. So strukturieren sie zum Einen Handlungsverläufe indem sie einen klaren Anfang, Ablauf und ein deutliches Ende vorgeben, als auch das menschliche Zusammenleben und fungieren damit als Bindeglied für Gruppen und Gesellschaft. Dementsprechend vermitteln sie etwa Umgangsformen, wie z.B. das in unserer Kultur verbreitete Händeschüt & ! teln zur Begrüßung und zur Verabschiedung und erleichtern somit das gesellschaftliche Leben (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.11/20). Auf diese Weise können Rituale Menschen zusammenbringen indem sie Leute in Gruppen einbeziehen oder aber auch ausschließen. So stärken sie das Zusammengehörigkeitsgefühl und tragen damit entscheidend zur Identitätsbildung bei. Ihre festgelegte Form und der sich wiederholende Charakter schafft Gewohnheit und vermittelt Sicherheit, was etwa dazu beitragen kann, schwierige Situationen zu überstehen, Veränderungen zu verarbeiten oder Ängste zu begrenzen bzw. ganz und gar zu überwinden (vgl. Kränzle u.a. 2006, S.263). Rituale stellen einen Erwartungsrahmen. Durch diesen von Wiederholungen und Vertrautheit gekennzeichneten Rahmen schaffen sie Ordnung und geben Halt. Rituale helfen auf diese Weise dabei, sich im Alltag zu orientieren (vgl. Greine/Rodner 2009a, S.3). Desweiteren kann durch stetiges Wiederholen bereits Bekanntes verfestigt oder in neue Verhaltensweisen und Handlungen umgewandelt werden. Dadurch tragen Rituale zur Bedeutungserweiterung bei (vgl. Imber-Black u.a. 2001, S.28). Letztlich haben Rituale auch immer den Sinn, alte Gebräuche und Traditionen über Generationen hinweg weiterleben zu lassen. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, Werte und Normen auszubilden, an denen wir uns in unserem Leben orientieren können. Rituale tragen damit dazu bei, unsere Traditionen zu pflegen (vgl. Greine/Rodner 2009a, S.3). Es gibt verschiedene Situationen, in denen Rituale als Machtmittel missbraucht werden, etwa um zu disziplinieren, zu reglementieren, zu manipulieren oder soziale Kontrolle auszuüben. Dies ist allerdings weder Ziel noch Sinn von Ritualen. Sie sollen sinnstiftende Handlungen kreieren, die für alle Mitwirkende bedeutsam sind. Andernfalls können Rituale Ausgangspunkt negativer Erfahrungen werden, woraus sich ihnen gegenüber Abwehrhaltungen entwickeln können (vgl. Langlotz/ Bingel 2008, S.9). 1.3 Arten von Ritualen Je nach Kultur und Situation lassen sich in Alltag und Praxis sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Ritualen in ihrem Typ und ihrer Funktion unterscheiden. Im Fol ' ! genden möchte ich zum besseren Verständnis kurz drei Arten von Ritualen vorstellen, die im Verlauf meiner Arbeit und meiner Meinung nach im pädagogischen Alltag von besonderer Relevanz sind. Bei dem wohl am regelmäßigsten anzutreffende Ritual handelt es sich um das Alltagsritual. Dieses kann überall dort sinnvoll sein, wo es darum geht, den Alltag harmonischer zu gestalten, Entspannung zu schaffen und ein größeres Gefühl von Sicherheit zu geben (vgl. Ersfeld 2011). So kann etwa der Kindergartentag jeden Morgen mit einem Alltagsritual (beispielsweise mit einem Morgenkreis) begonnen werden, welches die Kinder willkommen heißt und ihnen somit die nötige Sicherheit und Motivation für den Tag gibt (vgl. Bischöfliches Ordinariat 2010, S.14). Andere Rituale wiederum begegnen uns nicht täglich, sondern nur einige Male, oft sogar nur ein Mal im Jahr. Diese Rituale im Jahreskreis, auch Jahresrituale genannt, verbinden uns bewusst mit den angelegten Rhythmen der Natur und schaffen so besondere Struktur im Jahr (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.33). Unter diesen Riten sind bzw. Rituale wie Geburtstage, Feste wie Weihnachten und Ostern oder das jährliche Abschiedsfest im Kindergarten zu verstehen. Von ebenfalls großer Bedeutung im pädagogischen Handeln sind Übergangsrituale. Sie sind überall dort zu finden, wo Lebensübergänge bevorstehen und sollen helfen den Übergang im Leben gefühlsmäßig zu verarbeiten (vgl. Ersfeld 2011). So kann etwa der Übergang von der Familie in die Tageseinrichtung oder die Transition vom Kindergarten in die Grundschule bewusst mit Ritualen gestaltet werden. Auf diese Weise erleben Kinder den Übergang intensiver und das Loslassen sowie der damit verbundene Identitätswechsel wird ihnen erleichtert (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.68). 2.Kapitel: Selbstreflexion Erste Vorüberlegungen und zunehmende Kenntnisse über das Thema regten mich dazu an, mich und meine persönlichen Erfahrungen mit Ritualen zu reflektieren. Etwas, was mich in meiner Entwicklung und in meinem „So-geworden-sein“ entscheidend geprägt hat, war die religiöse Erziehung, die ich genossen habe. Als ( ! Tochter eines zum Teil katholisch geprägten Elternhauses erfuhr und erlebte ich eine Vielzahl an religiösen Ritualen, die mein Leben stets begleiten und mich in Lebensereignissen unterstützen. So teilten die Ereignisse Taufe, Erstkommunion und Firmung und die jeweiligen Vorbereitungen darauf mein Leben in für mich überschaubare Etappen ein, die mir das Erwachsenwerden vor Augen führten und greifbarer machten. Dabei erfuhr ich es stets als sehr unterstützend und positiv, bei all diesen Ritualen immer jemand (einen sogenannten Paten) an meiner Seite zu wissen. Dieser unterstützte und begleitete mich bei all diesen Schritten. Bei weltlichen Übergangsritualen wie etwa der Jugendweihe ist so etwas zu vermissen. Dabei beschränkte sich das Verhältnis zu meinem Paten nicht nur auf die religiöse Ebene. Durch diese religiösen Rituale wurde mir ein Mensch an meine Seite gestellt, der mich bisher durch mein ganzes Leben begleitet hat und zu dem ich in meinen Augen eine besondere und irgendwo auch einzigartige Beziehung pflege. Desweiteren erlebte ich eine Vielzahl an religiösen Ritualen durch die katholische Kindertageseinrichtung, die ich 5Jahre lang besuchte. Dabei sind mir die morgendlichen Runden, in denen jedes Kind die Gelegenheit hatte Gott mitzuteilen, was es gerade beschäftigt oder ein Gebet bzw. eine Bitte vorzutragen besonders in Erinnerung geblieben. Zum Einen vermittelten sie mir ein enormes Gefühl von Gemeinschaft. Zum Anderen beruhigte es mich als Kind zu wissen, dass es jemanden gibt, der fähig ist, auf mich, meine Familie und alle Menschen aufzupassen. Gerade in einem Alter, in dem man als Kind erkennt, dass die Eltern nicht wie lange geglaubt allmächtig sind und alles zum Guten wenden können kann der Glaube an eine höhere Macht so manche Angst nehmen. Zu wissen, dass es in meinem Leben immer etwas geben wird, an das ich mich halten kann, gibt mit auch heute noch in vielen Situationen Sicherheit. Ein Ritual, das mich bis zum Ende meiner Schulzeit begleitet hat, war das morgendliche Wecken durch meine Eltern. Jeden Morgen kam meine Mutter zur gleichen Zeit in mein Zimmer und weckte mich auf immer die gleiche Weise, danach ging sie zu meinem Bruder. Schon wenn ich sie noch im Halbschlaf vor meiner Zimmertür hörte, wusste ich was gleich folgte. Danach ging sie nach unten um das Frühstück vorzubereiten. Für mich jedoch noch kein Grund aufzustehen, denn ich wusste, dass gleich mein Vater das Zimmer betreten würde, um mich mit dem immer gleichen Guten-Morgen-Lied zu wecken. Dann wusste ich, dass es Zeit ) ! zum Aufstehen ist. Ich genoss diesen morgendlichen Ablauf sehr, er strukturierte unseren Tagesbeginn und trug in meinen Augen dazu bei, dass er meist harmonisch und stressfrei ablief. Im späteren Verlauf änderte sich unser morgendliches Ritual etwas, bedingt durch neue Arbeitszeiten meines Vaters. Er konnte länger schlafen, so dass ich es nun war, die ihn jeden Morgen weckte, bevor ich nach dem Frühstück ins Bad ging. Meist packte ich ihn am großen Zeh und zog dran. Er war zu dem Zeitpunkt oft bereits wach, doch wartete meist immer noch mit dem Aufstehen, bis ich ins Zimmer kam. Bin ich jetzt zuhause und es bietet sich die Situation, dass wir alle zusammen aufstehen, genieße ich es, wenn meine Eltern unser altes Ritual wiederholen und mich morgens auf die gleiche Art wecken wie früher. Ein Ritual, für mich von sehr hoher Bedeutung, ist Weihnachten. Der Heilige Abend muss für mich möglichst jedes Jahr gleich sein und nach selben Ablauf erfolgen. Das impliziert, dass ich mit meinem Vater den Baum aufstelle und diesen schmücke, genauso wie den Zeitpunkt wann gegessen und wann und wo zur Kirche gegangen wird. In den letzten Jahren hat meine Familie versucht innerhalb des Abends etwas zu variieren, aber so gut gefallen wie unsere Ursprungsvariante hat es nie, sodass wir in diesem Jahr wieder alles wie immer machen wollen. Von meinem Standpunkt aus kann ich sagen, dass ich Rituale meist positiv erlebte und mir auch nach längerer Reflexionszeit keine Situation eingefallen ist, welche mich ausgehend von erlebten Ritualen Abwehrhaltungen oder ähnliches entwickeln ließ, wobei ich mir im Klaren darüber bin, dass dies durchaus gängig ist. Ich erlebte die gemeinschaftsstiftende Wirkung von Ritualen, erfuhr durch sie Sicherheit und Struktur und lernte es zu schätzen, wenn man sich auf etwas verlassen kann. Trotzdem habe ich die wichtige Erfahrung gemacht, dass man Rituale auch mal verändern muss, entweder um sich neuen Gegebenheiten anzupassen oder altes wieder schätzen zu lernen um so den richtigen Weg für sich zu finden. Diese Gedanken möchte ich mir für mein späteres berufliches Wirken behalten um so die Kraft von Ritualen optimal für mich nutzen zu können, ohne dabei im Handeln zu erstarren. * ! 3.Kapitel: Rituale im pädagogischen Alltag „Ein erheblicher Teil der Bildung von Kindern und Jugendlichen vollzieht sich in Ritualen.“ (Wulf u. et al 2004, S.8) Folgt man diesem Zitat, so müssten sich, ausgehend vom Bildungsauftrag frühkindlicher Institutionen, im Alltag von Kindertagesstätten eine Fülle von Ritualen wiederfinden. Rituale bilden das Grundgerüst des pädagogischen Alltags (vgl. Hielscher 2011, S.7). Diese Aussage deckt sich mit Angaben pädagogischer Fachkräfte, die mir bestätigten, dass Rituale einen hohen Stellenwert in ihrem pädagogischen Handeln inne haben und so Kindern wie Erziehern im täglichen Kitaleben Halt und Struktur geben. Dabei geht es jedoch nicht darum möglichst originelle oder zeitaufwändige Rituale zu finden, sondern diese regelmäßig, verlässlich und liebevoll einzusetzen. Nur auf diese Weise erfüllen Rituale ihren eigentlichen Sinn (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.24). Da jedes Kind individuelle Bedürfnisse und Vorlieben sowie Abneigungen hat sollten sowohl diese, als auch Gruppenbedürfnisse Grundlage für die Entscheidung sein, wann, wie und welche Situationen bewusster mit Ritualen gestaltet werden soll. Um diesem möglichst nahe zu kommen ist es deshalb sinnvoll, die Kinder, die im Späteren die „Konsumenten“ des Rituals sein werden von Beginn an, in die Planung mit einzubeziehen. Diese Form der Partizipation lässt Kinder nicht nur spüren, dass sie ernst genommen werden und ihre Meinungen und Ideen Anklang finden, sondern ermöglicht es den Sinn des Rituals für die Kinder greifbarer zu gestalten und diese so intensiver zu erleben (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.8-9). Zudem sollten Erzieher in engen Austausch mit den Eltern der Kinder stehen um zu erfahren, welche Rituale zuhause vollzogen werden (vgl. Neuß 2011, S.108). Auf diesem Weg können Rituale aus dem Privaten der Kinder mit in den Gruppenalltag integriert bzw. miteinander kombiniert werden. Von Erziehern ist dann darauf zu achten, dass einmal eingeführte Rituale auf möglichst immer gleiche Weise beibehalten und nicht stetig verändert werden. So lernen Kinder wann sie mit welchem Ritual rechnen können, was Erwartung und Vorfreude entstehen lässt (vgl. Bäcker-Braun 2011, S.16). Zudem sollten pädagogische Fachkräfte Rituale weder als Belohnung, noch zur Bestrafung einsetzen, sprich eventuell ein sonst fest im Tagesablauf verankertes Ritual ausfallen lassen, ! um ein oder mehrere Kinder damit zu bestrafen. Nur wenn Rituale stets kontinuierlich ausgeführt werden können sie ihre volle Kraft und Sicherheit entfalten (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S. 23). Werden diese grundlegenden Gedanken von Erziehern beachtet tragen Rituale dazu bei, die einzelnen Wochentage, Aktivitäten und Themen im pädagogischen Alltag zu ordnen. So können sich die Kinder darauf verlassen, dass das eine Ereignis an einem festen Tag stattfindet, was ihnen hilft ein Gefühl für Zeit zu entwickeln. Desweiteren muss nicht jeder Tag von den Pädagogen komplett neu geplant werden, wodurch sie Hilfestellung bei der Tagesgestaltung erhalten (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.23). Auf diese Weise wissen Kinder, Erzieher und möglichst auch die Eltern was jeden Tag wann zu erwarten ist. Demzufolge verhelfen Rituale zu einem vorhersehbaren und wohltuenden Tagesrhythmus. 3.1 Rituale in pädagogischen Konzeptionen Es ist auffällig, dass trotz des hohen Stellenwertes den viele Pädagogen Rituale in ihrem Handeln einräumen, in den Bildungskonzeptionen und Rahmenplänen der Bundesländer keine ausführlichen Ausführungen zu diesem Thema zu finden sind. So sind lediglich vereinzelnd kurze Einschiebungen bezüglich dieser Thematik zu finden. In der Bildungskonzeption Mecklenburg-Vorpommerns wird etwa empfohlen, Rituale als Hilfsmittel zu nutzen, um den Kindern so die Eingewöhnung in die Kindertagesstätte zu erleichtern (vgl. Bildungskonzeption MV, Übergänge bewältigen S.6). Desweiteren wird die Relevanz von Ritualen bei der Gestaltung des Alltages hervorgehoben. „Rituale sind von Bedeutung bei der bewussten Gestaltung des Alltags, des Lebens und um Werte zu pflegen, z.B. Rituale zur Begrüßung, zum Abschied, oder die gemeinsamen Mahlzeiten am Tisch.“ (Bildungskonzeption MV, Wertorientiert handelnde Kinder, S.5). Desweiteren werden die Fachkräfte dazu angehalten, zusammen mit den Kindern die Bedeutung von traditionellen Ritualen zu erkunden und gemeinsam zu überlegen, welche Rituale für die Gruppe übernommen werden sollen (vgl. Bildungskonzeption MV, Wertorientiert handelnde Kinder, S.12). Auch wird den Erziehern empfohlen, sich untereinander abzusprechen, welche Rituale fest im Tagesablauf verankert werden sollen, um so auf der einen Seite Sicherheit im Alltag zu schaffen und um auf der anderen Seite zu ver " ! hindern, dass diese eventuell Kinder, Eltern oder Mitarbeiter einengen (vgl. Diakonie Mitteldeutschland 2009, S. 107). Im Berliner Bildungsprogramm wird dieser Aspekt ergänzt indem Fachkräften außerdem geraten wird sich auch mit den Eltern der Kinder im Anmeldegespräch über eventuell im Privaten praktizierte Rituale auszutauschen, um diese dann nach Möglichkeit in den Kitaalltag zu integrieren (vgl. Berliner Bildungsprogramm S.110-111). Der bayrische Bildungsplan beschreibt Rituale darüber hinaus als Hilfsmittel, mit denen Fachkräfte ihrer Einrichtung eine persönliche Note verleihen können. Zudem eignen sie sich, um Kindern beispielsweise eigene Identitätswandel erlebbar zu machen, da sie ihnen eine spielerische Bewältigung der komplexen Situation ermöglichen (vgl. bayrischer Bildungsplan S.110-111). In der Pikler-Pädagogik ist zwar nicht ausdrücklich von Ritualen zu lesen, jedoch heißt es in den Grundsätzen, dass Beständigkeit und immer wiederkehrende Handlungen zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung des Kindes beitragen, da es auf diese Weise Sicherheit und Vertrauen erfährt, was dem Wesen von rituellen Handeln entspricht (vgl. Neuß 2001, S.61). Desweiteren sollen laut Pikler Sicherheit und Verlässlichkeit durch regelmäßige Tagesstruktur mit vorhersagbaren Gegebenheiten gewährleistet werden (vgl. Von Gosen/Wettich 2009, S.12). Resultierend lässt sich sagen, dass Ritualen in den untersuchten Konzeptionen keine zentrale Rolle eingeräumt wird. Zwar wird oft deren hohe Bedeutung erwähnt und wann es möglich wäre sie einzusetzen, doch bin ich auf keine Konzeption gestoßen, die sich etwa mit der Begriffsdefinition oder dem Wie und Warum der Anwendung beschäftigt. Das lässt vermuten, dass Rituale von Einrichtungen und den pädagogischen Fachkräften weitgehend in Eigenregie erdacht und durchgeführt werden, was mich wieder zu der Frage kommen lässt, ob sich Institutionen und Erzieher der Thematik in vollem Umfang bewusst sind und dieser genügend Beachtung schenken. 3.2 Den pädagogischen Alltag mit Ritualen gestalten Im Folgenden möchte ich exemplarisch Situationen aufzeigen die sich dazu eignen im pädagogischen Alltag ritualisiert zu werden sowie beschreiben, warum und wie diese Rituale eingesetzt werden können und welche Effekte damit teilweise hervorgerufen werden. # ! 3.2.1 Morgen/ Abschiedsrituale Das morgendliche Bringen der Kinder und das damit verbundene Abschied nehmen von den Eltern stellt eine besondere Situation im Tagesablauf dar. Kinder wie Eltern müssen den Wechsel vom kleinen Kreis der Familie zum größeren Kreis der Kindergartengruppe bewältigen. Dies ist häufig mit vielen Emotionen verbunden (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.24). Oft werden Kinder von der Angst geplagt, dass die Eltern sie verlassen und am Ende des Tages nicht mehr wiederkommen. Viele Eltern haben wiederum gerade zu Beginn der Kindergartenzeit ihres Kindes Schuldgefühle, welche oft aus dem Gedanken resultieren sie würden ihre Kinder abschieben. Um den unterschiedlichen Gefühlen und den damit verbunden Bedürfnissen gerecht zu werden sollte dieser Übergang im Tag bewusst gestaltet werden. Rituale mit ihren wiederkehrenden Strukturen und festen Abläufen können dazu beitragen, den Beteiligten die nötige Sicherheit, Vertrauen und Geborgenheit zu vermitteln (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.13). Der Zeitpunkt des Abschiednehmens sollte ein Moment des Innehaltens sein, indem eine bewusste Begegnung der Beteiligten, sprich zwischen Eltern und Kind, stattfindet (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.69). Es sollte deshalb ein Augenblick der Zweisamkeit geschaffen werden, für den sich angemessen viel Zeit genommen und der nicht nebenbei vollzogen wird. Besonders bei jüngeren Kindern ist zu beobachten, dass ihnen der Abschied von den Eltern oft schwer fällt. Hier kann es hilfreich sein, ein Ritual zu entwickeln, mit dem das Loslassen schrittweise vollzogen wird. „… von der Umarmung über das Halten der Hände bis hin zum Winken und Luftküssen o.Ä. aus der Entfernung.“ (Langlotz/Bingel 2008, S.69) Dieser immer gleich bleibende Ablauf gibt den Kindern Stabilität und Sicherheit. Oft hilft es auch das Trennungsritual im Vorfeld mit den Kindern zu üben, sodass sie genau wissen, was sie in den nächsten Momenten erwartet und sich beide Seiten auf die Trennung vorbereiten können. Um seine volle Kraft zu entfalten und auf diese Weise eine zentrale Stütze für Kind und Eltern zu werden ist es von zentraler Bedeutung, dass das Abschiedsritual jedes Mal durchgeführt und auf immer gleiche Weise vollzogen wird (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.73). $ ! Nicht nur gleichbleibende Handlungen, auch die Nutzung von jeweils ähnlichen Abschiedsworten kann erheblich für Sicherheit sorgen. So können die Eltern ihren Kindern etwa erklären wo sie hingehen oder mit ihnen verbindliche Absprachen treffen wann sie wiederkommen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.69). Dabei sollte beachtet werden, dass die Worte eine positive und stärkende Wirkung haben, die das Selbstbewusstsein der Kinder stärkt (vgl. Greine/Rodner 2009b). Es ist von zentraler Bedeutung, dass sich die pädagogische Fachkraft an der morgendlichen Übergangssituation beteiligt. In Absprache mit Eltern und Kind sollte überlegt werden, was die Beteiligten in dieser Situation brauchen und wie der Erzieher sie unterstützen kann. Ungeachtet dessen sollte die Fachkraft jeden Morgen jedes Kind persönlich und möglichst individuell begrüßen sowie auf die augenblickliche Verfassung von Eltern und Kind achten und je nach Möglichkeit darauf eingehen (vgl. Diakonie Mitteldeutschland 2009, S.108). Erzieher sollten sich dem Kind also als sichere Bezugsperson anbieten und das Kind in den Tag einladen. Auf diese Weise wird es dem Kind erleichtert von einem sicheren Hafen in den anderen überzutreten. Sollte die Trennung während des Tages für das Kind unerträglich werden können sogenannte Ritualgegenstände, sprich Gegenstände die das Ritual begleiten, helfen. Viele Kinder bringen z.B. ein Kuscheltier mit in die Einrichtung, an das sie sich bei Angst und Trauer klammern oder ihm ihre Sorgen erzählen können. Welcher Gegenstand welches Kind am besten unterstützt ist variiert und sollte deshalb zusammen mit dem Kind besprochen und entschieden werden (vgl. Diekemper /Reimann-Höhn 2000, S.14-15). Mit zunehmendem Alter sollte das Ritual dann an den Entwicklungsstand und die damit zunehmende Selbstständigkeit und veränderten Bedürfnisse des Kindes angepasst werden (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.69). 3.2.2 Tischrituale Täglich nehmen wir mehrere Mahlzeiten zu uns, was diese zu einem festen Teil unseres Alltages werden lassen. Bewusstes Essen geht jedoch vermehrt durch Arbeits- und Alltagsstress unter, sodass wir uns immer weniger Zeit nehmen gemeinsames Essen zu kultvieren (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.135). % ! Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass gemeinsame Mahlzeiten für viele Kinder keine Selbstverständlichkeit mehr darstellen. In Kindertagesstätten bietet sich die Möglichkeit dies zu kompensieren. Rituale können helfen, die Bedeutung für bewusste Ernährung zu fördern und auf diesem Weg Interesse, Appetit und Freude am Essen wecken (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.62). Dabei gilt, je früher Rituale am Tisch eingeführt werden, desto selbstverständlicher gehören sie für die Kinder zum Essen dazu. Es geht darum den Kindern mit Hilfe von Ritualen zu vermitteln, dass Nahrung Achtsamkeit verdient, verbunden mit Wertschätzung für den eigenen Körper und die eigene Gesundheit. Das Wort Nahrung kommt von nähren, heilen, gesund werden. Für eine gesunde, nährende Mahlzeit ist dabei nicht die Frage „Was essen?“, sondern auch das „Wie essen?“ entscheidend. Mit Freude genießen ist dabei die beste Voraussetzung, um gesund zu bleiben. Kinder nehmen ihre Umwelt ganzheitlich wahr, was bedeutet, dass sie auch Stress und Spannungen mit allen ihren Sinnen aufnehmen, auch beim Essen und könne darauf empfindliche regieren (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.62). Damit die gemeinsamen Mahlzeiten keine Hast werden, die nebenbei abgehandelt werden ist es von zentraler Bedeutung viel Zeit einzuplanen. Auf diese Weise dient das gemeinschaftliche Essen der Erholung und allen Beteiligten bietet sich die Möglichkeit vom Alltagsstress weg zukommen. Zudem unterstreicht ein entsprechender Rahmen, so etwa angemessen viel Zeit, die Bedeutung der Mahlzeit (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.31). Um Neugier und Appetit auf gesundes und vielseitiges Essen bei den Kindern zu wecken empfiehlt es sich die Zubereitung dessen zu ritualisieren. Statt sie als nötige Last zu betrachten kann die Essensvorbereitung auf diese Weise zu einem sinnlichen Erlebnis werden. Desweiteren bildet dieser Weg einen Gegentrend zum sonst oft gängigen Fastfood und kann so vor allem Kindern mit Gewichtsproblemen darin unterstützen ihr Interesse an gesunder Nahrung zu wecken (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.62). Denn gerade unbekannte Lebensmittel essen Kinder mit größerer Bereitschaft, wenn sie diese im Vorfeld selber zubereitet und sich mit ihnen auseinandergesetzt haben. Außerdem lässt sich so den Kindern der Wert von Nahrungsmitteln verdeutlichen. Erleben sie mit, wie diese wachsen und wie & ! viel Sorgfalt, Mühe und Zeit es bedarf diese zu ernten und zuzubereiten, werden sie sorgsamer und bewusster mit Essbaren umgehen (vgl. Hof 2010, S. 24-27). Beim Decken des Tisches sollten Kinder ebenfalls einbezogen werden. Auf diese Weise übernehmen sie die Verantwortung dafür, dass auch jeder das geeignete Essgeschirr erhält. Hier handelt es sich bei bewusstem Vollzug um ein Ritual der Aufmerksamkeit, welches großen Einfluss auf die Lebensqualität haben kann. So kann ein liebevoll gestalteter Tisch die Vorfreude auf das Essen wecken und es zu einem gemütlichen und wohltuenden Ereignis werden lassen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.63). Einstimmungsrituale wie zum Beispiel ein Gong, Musik, beten oder ein Lied signalisieren den Kindern den Beginn der Mahlzeit und verdeutlichen ihnen den Wechsel vom lebhaften Spiel zur ruhigeren Atmosphäre des Essens (vgl. Wehrmann 2009, S.6). Zudem können sie eine fröhliche Stimmung, ein Gefühl von Dankbarkeit und Konzentration fördern. Fasst man sich an die Hände und sagt gemeinsam einen Tischspruch auf verbindet das die Teilnehmer des Essens zusätzlich, was das Wir-Gefühl deutlich verstärkt und das Essen zu einer besonderen Situation werden lässt (vgl. Langlotz/ Bingel 2008, S.64). Spruch oder Lied vor dem Essen werden auf diese Weise zum Erkennungszeichen für die gemeinsame Mahlzeit und sollte deshalb bewusst ausgewählt und möglichst von allen mitgetragen werden (vgl. Bäcker-Braun 2011, S.17). Beim Essen selbst sollte der Ablauf verlässlich und allen bekannt sein. Jeder sollte sich am Tischgespräch beteiligen dürfen und auf die anderen Rücksicht nehmen. Dazu zählt, dass mit dem Beginn des Essens gewartet wird, bis alle etwas auf dem Teller haben, genauso wie erst aufgestanden werden sollte, wenn alle mit der Mahlzeit fertig sind (vgl. Rustemeyer, Dr. 2010, S.26). Gemeinsames beginnen und beendigen stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Werden Mahlzeiten auf diese Weise mit beschriebenen oder ähnlich besonderen Rituale bewusst gestaltet, können sie für alle Beteiligten zu einem kulturellen und sozialen Ereignis mit zahlreichen Bildungs- und Sozialerfahrungen werden. ' ! 3.2.3 Schlafrituale „Zu einem wohltuenden Rhythmus des Tages gehören Pausen.“ (Langlotz/Bingel 2008, S.14). Diese können gerade für jüngere Kinder und für jene, die schon von früh morgens in der Einrichtung sind, enorm wichtig sein. Deshalb empfiehlt es sich gerade nach dem Mittagessen für die Kinder eine Zeit zu gestalten, in der sie zur Ruhe kommen können, um so Kraft für die zweite Hälfte des Tages zu tanken. Für die Erzieher bedeutet dies, dass sie den Kindern einen angemessenen Rahmen zur Verfügung stellen müssen, in denen diese den Wechsel zwischen Realität und Traumwelt, zwischen Aktivsein und Entspannung vollziehen können. Die Kinder sollen ohne Bedenken den Alltag mit all seinen Erlebnissen, Freuden und Sorgen mit der Gewissheit loslassen können, dass sie sich in einer beschützten und geborgenen Umgebung befinden. Dieses Gefühl erleichtert es ihnen sich zu entspannen und sich fallen zu lassen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.11ff.). Deshalb ist es wichtig, den Übergang vom Alltagsleben hin zum Schlaf ohne Hektik und Stress zu gestalten, sodass er sich beruhigend auf die Kinder auswirkt. Dazu gehört zum Einen, die Kinder dazu anzuhalten nicht mehr zu toben und auch keine aufreibenden Aktionen mit ihnen durchzuführen, da sonst die Gefahr besteht, dass diese überdrehen. Desweiteren sollte auch der Erzieher Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlen, welche sich auf die Kinder überträgt (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.45-46). Ein Geheimrezept damit Einschlafen bzw. Entspannen garantiert gelingen, gibt es nicht. Riten, die immer vor dem Einschlafen wiederholt werden, können jedoch dazu beitragen, den Übergang vom Wachzustand zum Schlaf zu erleichtern und den Kindern helfen sich dem Schlaf anzuvertrauen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.11). Durch den wiederholenden Charakter von Ritualen wissen die Kinder genau, was als nächstes kommt und sind dadurch wesentlich entspannter. Dies kann besonders jüngeren Kindern helfen, die oft Probleme haben, die vielen bisher am Tag erlebten Eindrücke, zu verarbeiten. Immer gleich ablaufende Einschlafrituale helfen solche Gedanken zu vertreiben, sich von den Aufregungen zu erholen und entspannt einzuschlafen (vgl. Greine/Rodner 2009b). Um auf das eigentliche Zu-Bett-Gehen einzustimmen empfiehlt es sich die Vorbereitung darauf ebenfalls mit den Kindern zu ritualisieren. So können der Toiletten ( ! gang, das Zähneputzen, das Ausziehen immer in unveränderte Reihenfolge ablaufen. Auf diese Weise wird den Kindern signalisiert, dass es langsam zum Schlafen geht. Anhand der einzelnen Schritte können sie einschätzen, wie viel Zeit bis dahin noch ist (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.29). Zur Vorbereitung auf den Mittagsschlaf sollte auch gehören, dass jedes Kind seinen Schlafplatz selber vorbereiten darf und für sich entscheidet, wie Kissen, Decke und Kuscheltiere liegen sollen. So fühlt es sich später geborgen und sicher. Da alle Kinder individuelle Einschlafgewohnheiten haben kann kein allgemein gültiges Ritual benannt werden, dass allen gleichermaßen zu Gute kommt. Deshalb erweist es sich bei der Wahl von Mittagschlafritualen als positiv die Kinder nach ihren Vorlieben und Vorstellungen zu fragen. Ebenfalls kann es hilfreich sein, diese an die für die Kinder von zuhause bekannten Abendrituale anzulehnen. Dies verstärkt bei den Kindern das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass die Rituale zum Mittagsschlaf deutlich kürzer sein sollten, als die zum abendlichen Zu-Bett-Gehen. Das Ausmaß sollte dabei im Vorfeld zusammen festgelegt und auch eingehalten werden (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.15), sprich es sollte einen klaren Anfang und ein deutliches Ende geben. Sind Kindern diese nicht bewusst, werden sie immer wieder Erklärungen finden, um die Einschlafzeit zu verschieben. Zudem können sie sich durch ein deutliches Ende eher auf den Schlaf einstellen, als wenn sie die ganze Zeit gespannt darauf warten ob und was als nächstes folgt (vgl. Greine/Rodner 2009b). Im Mittelpunkt von Einschlafritualen stehen wohl am häufigsten Tätigkeiten wie singen, vorlesen, erzählen oder kuscheln. Im Zuge des Einschlafrituals Musik zu spielen oder etwas vorzusingen eignet sich besonders, da vor allem alte Schlaflieder auf einer harmonischen Tonfolge basieren, was meist mit einer entspannten Wirkung einher geht. Spezielle Entspannungs- oder Meditationsmusik ist extra den in der Entspannung herrschenden Pulsschlag angepasst, was die Kinder darin unterstützt sich zu beruhigen. Auch das Vorlesen einer Geschichte ist ein beliebtes Einschlafritual. Dies kann so weit gehen, dass viele Kinder vor dem Schlafen immer die gleiche Geschichte hören wollen. Bei der Auswahl der Geschichte sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht zu lang ist und eine klare Handlung, sowie einen positiven Ausgang hat. Auch für Rituale zum Einschlafen gilt wie für alle, dass sie, ungeachtet des ) ! sen, was im Vorfeld vorgefallen ist, immer konsequent durchgeführt werden sollten. Nur so können sie zu verlässlichen Strukturen werden (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.49ff.). Auch beim Schlafen können Ritualgegenstände eingesetzt werden, welche die Kinder vor und während des Schlafens unterstützen. Oft handelt es sich dabei um Kuscheltiere, an die sich die Kinder kuscheln und selbst regulieren können, um sich im Bett weniger allein zu fühlen. Es sollte darauf geachtet werden, dass rituelle Schlafgegenstände nicht für andere Situationen zweckentfremdet werden, da sie sonst ihren Wert verlieren (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.29). Auch Aufwachrituale sollten auf den individuellen Wach-Werde-Rhythmus der Kinder abgestimmt werden (vgl. Greine/Rodner 2009b). Ruhige und ausgeglichene eignen sich dabei am besten. So kann z.B. leise Musik gespielt werden, die Vorhänge können langsam aufgemacht werden oder man erzählt einander von seinen Träumen. Die verlässliche Strukturen, die Rituale bieten eignen sich zum Einsatz beim Aufwachen, da sie Stress reduzieren und den Kindern ausreichend Zeit geben, um wieder in den Tag zu kommen (vgl. Langlotz/Bingel, 2008, S. 11f.) 3.2.4 Morgenkreis In frühkindlichen Institutionen treffen oft eine Vielzahl an Kindern aus unterschiedlichsten Familiensituationen und Erlebniswelten aufeinander. Deshalb stehen die pädagogischen Fachkräfte vor der Herausforderung, aus vielen individuellen Persönlichkeiten mit verschiedensten Bedürfnissen eine Gemeinschaft zu formen und ein möglichst ausgeprägtes Wir-Gefühl zu schaffen. Den Tag jeden Morgen mit einem gemeinsamen Kreis als rituellen Anfangspunkt zu beginnen führt die Gruppe stetig aufs Neue zusammen, was dazu beiträgt, das Gemeinschaftsgefühl zu stabilisieren. Wird der Morgenkreis jeden Tag zur gleichen Zeit durchgeführt wird den Kindern außerdem bewusst, dass jetzt eine bestimmte Phase innerhalb des Tages anbricht. Dies hilft ihnen, sich im Tagesablauf zu orientierten (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.58f.). Ein im Vorfeld ausgemachtes und allen Beteiligten bekanntes Zeichen kann den Anfang des Morgenkreises signalisieren. Dazu eignet sich z.B. ein Gong oder ein Lied (vgl. Langlotz/Bingel 2008 S.24). Zu Beginn des Morgenkreises sollten alle "* ! Anwesenden persönlich willkommen geheißen werden. „Ein Begrüßungsritual, bei dem man seinem Gegenüber in die Augen schaut, seinen Namen nennt und/oder in irgendeiner Weise Körperkontakt aufnimmt, symbolisiert Achtung vor dem anderen und Akzeptanz.“ (Greine/Rodner 2009b). Durch die Erwähnung eines jeden Einzelnen fühlen sich die Kinder angenommen und willkommen. Ihnen wird deutlich vor Augen geführt, dass sie ein Teil der Gruppe sind. Im Anschluss sollten alle Anwesenden die Möglichkeit erhalten, von Erlebten zu erzählen, Gefühle, Wünsche und Sorgen anzusprechen oder Neuigkeiten in die Runde zu bringen (vgl. bayrischer Bildungsplan S.410). Erst wenn die Kinder den Kopf frei von Gedanken haben und ihr Redebedarf gedeckt ist sind sie wirklich in der Lage, sich auf das Folgende einzustellen. Auf diese Weise spüren sie außerdem, dass sie mit ihren Anliegen wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Um sich auf den folgenden Tagesablauf einzustimmen bietet es sich an, anstehende Vorhaben zu besprechen oder Dinge zu planen. Auf diese Weise stellt der Morgenkreis eine Partizipationsmöglichkeit für die Kinder dar (vgl. Langlotz/Bingel 2008 S.26). Führen Erzieher den Morgenkreis als Alltagsritual ein geben sie den Jungen und Mädchen jeden Tag aufs Neue die Möglichkeit, aktiv am Kitaleben mitzuwirken. 3.2.5 Rituale als Alltagshelfer Um eine Phase im Tagesablauf zu ritualisieren, bedarf es keines großen Tagespunktes. Auch für kleine und auf den ersten Blick vielleicht unscheinbare Momente können Rituale entwickelt werden, welche allen Beteiligten ihre Bewältigung erleichtern kann. Ein Beispiel dafür wäre das nahezu täglich stattfindende Aufräumen der Spielsachen und Arbeitsmaterialien. Der Moment in dem das Ende des freien Spiels verkündet wird sowie die anschließende Zeit des Aufräumens sind nicht selten von Disharmonie und Unmut seitens der Kinder gekennzeichnet. Während Erzieher zum Ende des Spiels aufrufen und es als Pflicht der Kinder ansehen, dass in ihren Augen geschaffene Durcheinander möglichst schnell wieder zu ordnen, stören diese sich meist nicht daran und sind eher gewillt ihr Spiel fortsetzen. Aufräumrituale können helfen, diese Situation zu entspannen. Dazu empfiehlt es sich, dass Erzieher und Kinder im Vorfeld aushandeln in welcher Form aufgeräumt werden soll und wie das Ergebnis " ! letztlich aussehen soll. Dabei sollte von den Fachkräften bedacht werden, dass die Kinder meist bereits ihre eigene Ordnung im Raum entwickelt haben. Diese gilt es mitzudenken. Um den Kindern dann den Übergang vom Spiel zur „Pflicht“ möglichst angenehm zu gestalten, sollte darauf geachtet werden, dass das gewählte Aufräumritual fröhlich und spielerisch von statten geht (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.38). Das Ende des freien Spiels kann mit einem den Kindern bekannten Signal deutlich gemacht werden. So eignet sich z.B. ein Gong oder ein Lied, das die Erzieher anstimmen. Dabei ist es wichtig das Spiel nicht abrupt zu beenden, sondern es den Kindern einige Zeit vorher anzukündigen. So können sich die Kinder langsam auf das Ende einstellen und in ihrem eigenen Tempo das Spiel beenden. Während des Aufräumens ist es dann wichtig, dass den Kindern bewusst wird, dass jetzt auch wirklich aufgeräumt wird. Dies kann dadurch erzielt werden, indem der Vorgang des Aufräumens dann immer gleich gestaltet wird. So lässt er sich z.B. spielend verpacken. Es können etwa Aufgaben verteilt werden, die dann spielerisch bewältigt werden müssen (Bsp. Alle Kinder mit blonden Haaren räumen alle roten Spielzeuge weg). Oder der Prozess kann immer in Form von Wettkämpfen gestaltet werden (Bsp. Wer seine Spielsachen als erstes aufgeräumt hat, hat gewonnen). Sind sich die Kinder darüber bewusst, wie das Aufräumen abläuft und dass es immer wieder spaßig gestaltet wird, werden sie sich mit mehr Freude und Bereitschaft daran beteiligen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.101). Auf diese Weise kann die tägliche Pflicht zu einem gemeinsamen Erlebnis werden, das vor allem von Freude und Spaß gekennzeichnet ist. Auch in emotionsgeladenen Situationen bietet es sich an, Rituale als Bewältigungshilfsmittel einzusetzen. Kindern fällt es oft noch schwer angemessen mit ihren Emotionen umzugehen, da sie aufgrund geringerer Erfahrungen über weniger Bewältigungsstrategien verfügen. Deshalb ist es für die kindliche Entwicklung bedeutsam, Erfahrungen mit den eigenen Gefühlen zu machen und dabei sein Bewältigungsspektrum zu erweitern. Dafür brauchen sie jedoch Möglichkeiten im Alltag, in denen sie Gelegenheit haben ihre Gefühle voll auszuleben. Hier können Rituale helfen, Gefühle auszudrücken und sich selber Luft zu machen ohne dabei andere auf irgendeine Weise zu verletzen. Gerade wenn Kinder wütend sind ist es wichtig, diesem Gefühl einen angemessenen Raum zu geben und zusammen mit dem jeweiligen Kind einen Weg zu finden, wie Emotionen verarbeitet werden kön- "" ! nen. Rituale unterstützen dabei, die aufkommende Energie der Gefühle zu verwandeln und sind damit wichtige Begleiter. Die starke Energie der Wut kann z.B. in konstruktives Tun wie etwa Bewegungen oder Kreativität umgelenkt werden, statt sich in zerstörerischen Verhalten auszudrücken (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.112f.). So können Kinder etwa mit aller Kraft auf den Boden stampfen, draußen laut schreien oder ein Kissen hauen. Ebenfalls stellt es eine Möglichkeit dar, mit möglichst verschiedenen und wilden Bewegungen die Wut aus dem eigenen Körper schütteln. Die verschiedenen Formen an Trotz-und Wutritualen sollten allerdings im Vorfeld spielerisch mit den Kindern eingeübt werden, damit sie dann in entsprechenden Situationen eigenständig vom Kind abgerufen werden können (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.50). Auf diesen Weg geben Rituale den Gefühlen einen Raum, der sowohl dem Kind, als auch dem Erzieher dabei hilft, Wut und entsprechende Signale zu verstehen. Nachdem ich mich einer Auswahl an Alltagsritualen widmete, möchte ich im Folgenden Bespiele für Jahresrituale beleuchten, die in meinen Augen einen besonderen Platz im pädagogischen Handeln einnehmen sollten. 4.Kapitel: Rituale im Jahreskreis Es existiert eine Fülle an Ritualen die alljährlich wiederkehren und uns auf diese Weise ein Gefühl von Sicherheit und Kontinuität vermitteln. Ähnlich wie bei Alltagsritualen besteht ihre Funktion darin, Orientierung in der Zeit zu geben, wodurch sie Geborgenheit vermitteln. Handelt es sich um ein persönliches oder Familienritual fördern sie außerdem das Selbstwertgefühl und stärken einen in dem Bewusstsein, in ein größeres Ganzen eingebunden zu sein (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.127). 4.1 Das Jahr feiern 4.1.1 Feste im Jahreskreis „Feste sind Rituale, die im Jahresablauf immer wiederkehren.“ (Van Dieken 2008, S.100) Das Feiern von Festen mit Kindern kann ihnen ein Gefühl von Zeit und Rhythmus vermitteln. Da Kinder handelnd wahrnehmen, schafft man ihnen auf diese Weise besondere Erfahrungen auf der Ebene des selber Erlebens (vgl. "# ! Langlotz/Bingel 2008, S.10). Dabei gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie die einzelnen Feste im Verlauf des Jahres gestaltet und gefeiert werden können. Kinder lieben vertraute Traditionen. Deshalb finden sie Feste meist gerade dann besonders schön, wenn diese immer weitgehend gleich ablaufen. So achten viele Kinder bewusst darauf, ob das jeweilige Fest nach dem gleichen Ritual verläuft, wie im Jahr zuvor (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.105). Auf diese Weise wissen sie, was bei dem Fest zu erwarten ist. Somit gibt ihnen der gleichbleibende Ablauf Sicherheit und weckt Vorfreude. Kinder denken bis zu einem bestimmten Alter nicht in Wochen oder Monaten, sondern in Ereigniszeiten. „Das bedeutet z.B.: „Zuerst kommt mein Geburtstag, dann Nikolaus, dann Weihnachten und dann der Geburtstag von Oma. Die Bedeutung dieser Ereignisse bestimmt somit für die Kinder einen eigenen Jahresverlauf – und an dem orientieren sie sich.“ (vgl. Bäcker-Braun 2011, S.16). Das Feiern der Jahresfeste hilft Kindern den Verlauf des Jahres wahrzunehmen und sich so in der Zeit zu orientieren. Zudem wird den Kindern auf diese Weise zum Einen der Wandel des Jahres vor Augen geführt, verbunden mit den Phänomenen Entstehen und Vergehen. Zum Anderen wird ihnen vermittelt, dass es zugleich Kontinuität im Leben gibt. Dadurch kommen sie bewusst mit den in der Natur angelegten Rhythmen in Verbindung, was Struktur schafft (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.33). 4.1.2 Geburtstage feiern Bei Geburtstagen handelt es sich um individuelle Jahresfeste. Für die meisten Kinder zählt der eigene Geburtstag zu einem der herausragendsten Rituale im Jahresverlauf. Deshalb ist es für viele von enormer Bedeutung, dass der eigene Jahrestag auch angemessen gefeiert wird. Wird der Tag liebevoll und altersgerecht gestaltet, merkt das Geburtstagskind nochmals auf besondere Weise, dass man sich über sein Dasein freut. Besonders für jüngere Kinder ist es gut, wenn der Geburtstag rituell gestaltet wird und damit jedes Jahr in ähnlicher Form abläuft. So wird dem Kind der Übergang von einem Lebensjahr ins andere erleichtert (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S. 127). Wird ein Geburtstag als Ritual gefeiert enthält er für das Geburtstagskind alljährlich wiederkehrende Aspekte. Darunter fallen besonders die Ritualgegenstände- und Handlungen wie etwa der Geburtstagskuchen mit der entsprechenden Anzahl an Kerzen, die Festtafel, Geschenke oder Singen "$ ! von Geburtstagsliedern mit den verbundenen Gratulationen (vgl. Diakonie Mitteldeutschland 2009, S.119). Um den besonderen Charakter der Geburtstagsrituale zu wahren sollte es z.B. gewisse Spiele und Lieder geben, die nur diesem Anlass vorbehalten sind (vgl. Bäcker-Braun 2011, S.18). Egal auf welche Weise der Jahrestag gestaltet wird, es ist dabei von enormer Bedeutung stetig zu hinterfragen, ob bei der rituellen Ausrichtung auch wirklich stets das Kind im Mittelpunkt steht und ob das Fest mit seinen Ritualen auch wirklich zum Kind und seinen individuellen Wünschen und Bedürfnissen passt. 4.1.3 Feste individuell gestalten Um Kultur zu wahren, ist es von großer Bedeutung, dass Feste sowie deren Ursprünge mit ihren Traditionen und Ritualen nicht in Vergessenheit geraten. Für die Gesellschaft bedeuten Traditionen und Rituale Sicherheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit. Aus diesen Gründen sollte das Wissen darum an Kinder weitergegeben werden, sodass sie sich der Herkunft und den Besonderheiten der Feste, die mit ihnen gefeiert werden, bewusst sind. Um starres und überholtes Handeln zu verhindern, sollten allerdings gerade pädagogischen Fachkräfte sich nicht gegen neue Einflüsse sperren. „Es muss nicht gut sein, was immer gut war. Schon gar nicht für alle Kinder gleich. Was für den einen gut ist, muss dem anderen noch lange nicht gefallen.“ (Breuer 2009, S.7). Werden Traditionen individuell gestaltet ergibt sich ein persönlicher Bezug zu ihnen, wodurch ihnen noch größere Bedeutung und Wirkung zukommt. Durch Beobachtung und Dokumentation lernen Erzieher die Vorlieben und Abneigungen der Kinder kennen und sollten diese bei der Gestaltung von Festen mitdenken. So gefällt es nicht jedem Kind im Mittelpunkt zu stehen, auch nicht am eigenen Geburtstag und auch nicht jedem gefällt es, mit dem Stuhl in die Luft gehoben zu werden. Der Geburtstag wird erst dann zu einem besonderen Fest, wenn neben den für alle geltenden Rituale, die Person um die es geht mit ihrer Persönlichkeit Beachtung findet. Dazu gehört es zu akzeptieren, dass manche Rituale, die allen anderen gefallen, für den einen eben nicht geeignet sind. Um den Geburtstag oder ein anderes Fest möglichst individuell und damit persönlich ansprechend zu gestalten, sollten Fachkräfte den Rahmen, in dem gefeiert werden soll, nicht alleine bestimmen. Hierfür bedarf es einem Dialog mit den Beteiligten und vor allem mit "% ! der Peron(en), um die es hauptsächlich gehen soll (vgl. Breuer 2009, S.7f.). „Es sind doch die persönlichen Dinge, im Kleinen, die uns berühren, an die wir uns gerne erinnern.“ (Breuer 2009, S.8) Bei der Festgestaltung, empfiehlt es sich also bisher existierende Rituale zu reflektieren und zu hinterfragen, ob diese wirklich den individuellen Bedürfnissen der Beteiligten entsprechen. Gegebenenfalls bedeutet dies, dass Vorhandenes angepasst oder neu gedacht werden muss, es bedeutet aber auch, einen Menschen in seinem So-Sein zu begegnen und zu respektieren. 4.2 Mit Ritualen Transitionsprozesse gestalten Unser Leben mit seinen einzelnen Abschnitten und seinem Eingebettet sein in die Gesellschaft mit ihren Strukturen und Veränderungen bringt es mit sich, dass wir von Zeit zu Zeit stetig vor Transitionen stehen, die es zu bewältigen gilt. „Als Transition werden komplexe, ineinander übergehende und sich überblendende Wandlungsprozesse bezeichnet, wenn Lebenszusammenhänge eine massive Umstrukturierung erfahren – ein Kind z.B. vom Kindergartenkind zum Schulkind wird.“ (Griebel/Niesel 2004, S.35). Bei diesen Übergängen durchleben alle daran Beteiligten eine besonders lernintensive Zeit, die mit Phasen beschleunigter Veränderungen einhergeht. Dabei kommt es zur Anhäufung von unterschiedlichsten Belastungsfaktoren, die Veränderungen und Anpassungen auf individueller (von der Person aus), interaktionaler (Beziehungen zwischen verschiedenen Personen) und kontextueller Ebene (zwischen den Lebensbereichen) erfordern. Auf diese Weise und durch die Neuordnung von innerpsychischen Prozessen sowie der Neugestaltung von Beziehungen zu anderen Personen wird das Vorherige in das Gegenwärtige integriert (vgl. Griebel/Niesel 2004, S.35). Dabei gehen viele Übergänge mit emotionalen Belastungen, Unsicherheiten und Ängsten einher. Um diese zu mindern und solchen Lebensphasen die nötige Sicherheit zu geben, wurden entscheidende Übergänge im Leben der Menschen mit Riten abgesichert, die auch als Übergangsrituale bezeichnet werden (vgl. Kerstin Klimenta 2011)+ Sie markieren Schnittstellen im Leben und helfen eine Zäsur zu setzen, um Altes abzuschließen und Neues beginnen zu können (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.4). Nach Victor Turner und Arnold van Gennep lassen sich Übergangsriten dabei in drei Phasen einteilen: der Trennungsphase, der "& ! Marginal-Schwellphase und der Reintegration. In der Trennungsphase wird das Individuum von seinem eigentlichen Status getrennt und von bisher üblichen Routinen, Strukturen, Kontakten und früheren sozialen Status isoliert. In der MarginalSchwellphase befindet sich die Person dann weder im alten, noch im neuen Status, sprich in der Schwebe, in einem Zwischenstatus zwischen beiden. In der letzten Phase, der Reintegration gelangt die Person dann zu ihrem neuen Status und damit zu einem neuen, wieder stabilen Zustand. Der neue Status ist dabei für gewöhnlich ein höherer als der zuvor. Ab jetzt wird von der Person wieder angemessenes Verhalten erwartet. Die Phasen können bei verschiedenen Übergangsriten unterschiedlich, etwa in Dauer oder Ausgestaltung variieren. (vgl. Imber-Black u.a. 2001, S.39f.). Auch Kinder sind bereits von einer Vielzahl an Übergängen betroffen, so etwa der Übergang von der Familie in die Kindertagesstätte, von der Kita in die Schule oder bei der Geburt eines Geschwisterkindes. In diesen und in vielen anderen Situationen müssen sich Kinder von Altem trennen und werden mit Neuem konfrontiert. Übergangsrituale bieten sich hier als sinnvolle Unterstützung an. Sie stellen in Zeiten der Veränderung eine Konstante dar und bilden so eine Brücke zwischen Altem und Neuem. Auf diese Weise mindern sie Angst und bieten Schutz, Vertrauen, Sicherheit und Orientierung – Qualitäten, die gerade in Umbruchsituationen von Bedeutung sind (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.10). Mit Hilfe von Ritualen lassen sich Übergänge bewusst gestalten sowie erleben und können Kindern auf diese Weise das Loslassen erleichtern (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.68). Es gilt jedoch zu beachten, dass nicht jeder Übergang gleich ist. So müssen gelebte Rituale und bewährte Strategien vor jedem Eintritt in den Übergang verändert, angepasst oder zum Teil neu entwickelt werden. Diese Veränderungsprozesse wirken sich wiederum grundlegend auf die kindliche Identität aus (vgl. Bildungskonzeption MV, Übergänge gestalten, S.1). Im Folgenden möchte ich an den Transitionsprozessen Familie-Kinderkrippe und Kindergarten-Grundschule beispielhaft aufzeigen, wie und warum es sich anbietet, diese Phasen rituell zu gestalten und beleuchten, welche Effekte damit zu erzielen sind. "' ! 4.2.1 Der Übergang von der Familie in die Krippe Der Eintritt in die Kinderkrippe bedeutet für viele Kinder, zum ersten Mal über längere Zeit fremd betreut zu werden, was mit einem Abschied von der reinen Familienzeit einhergeht (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.70). Die Gestaltung der Übergangsphase, sprich die Eingewöhnung des Kindes in die Einrichtung, in der es sich allmählich an die neue Umgebung und die neuen Menschen gewöhnen soll und so seine Identität vom „zuhause-betreuten Kind“ zum Krippenkind ausbildet, hat enormen Einfluss auf die kindliche Entwicklung und entscheidet über den Aufnahmeerfolg des Kindes in die Krippe, sowie über seinen weiteren Werdegang in der außerfamiliären Betreuung. Somit kann die Eingewöhnung als wichtiger Übergang im Lebensverlauf eines Kindes betrachtet werden und sollte deshalb bewusst gestaltet werden. Am Ende des Übergangsprozesses sollte der Erzieher neben den Eltern zur Bezugsperson für das Kind werden und ihm die nötige Sicherheit und Geborgenheit vermitteln können, die das Kind in der neuen Umgebung braucht. Dieses wiederum soll sich in der Einrichtung erkenntlich wohl fühlen und sich am Morgen beruhigt von seinen Eltern verabschieden können (vgl. Neuß 2001, S.87f.). Um dem Kind den Übergang in die Krippe und die Konfrontation mit den vielen neuen Eindrücken zu erleichtern helfen kleine Übergangsrituale. Durch sie erfährt das Kind, dass es herzlich willkommen ist und in seiner neuen Umgebung akzeptiert wird (vgl. Bäcker-Braun 2011, S.18). Um zu erfahren, welche Rituale dem Kind bereits bekannt sind und welche sich für die Interaktion mit ihm am besten eignen, empfiehlt es sich, sich bereits im Aufnahmegespräch diesbezüglich bei den Eltern zu informieren. Auf diese Weise erfahren die Fachkräfte, welche Rituale zuhause vollzogen werden und wie das Kind auf diese im Einzelnen reagiert, um sie dann nach Möglichkeit in ihre Interaktionen mit dem Kind zu integrieren (vgl. Berliner Bildungsprogramm S.110-111). So sollte der Erzieher sich z.B. erzählen bzw. noch besser zeigen lassen, wie das Kind am liebsten gewickelt, gefüttert oder getröstet werden möchte und dieses in sein Handeln übernehmen. „Das Beisein der Erzieherin in dieser Situation ist deswegen wichtig, da sie so etwas über die individuellen Rituale der Eltern erfährt. An ihnen kann sie sich später im allgemeinen Umgang mit dem Kind orientieren und mutet "( ! ihm so keine völlig neue und fremde Situation zu.“ (Neuß 2001, S.91). Folgendermaßen findet das Kind auf diesen Weg in der neuen Umgebung bereits Vertrautes vor, was ihm extra Sicherheit gibt. Desweiteren sollte mit den Eltern darüber gesprochen werden, wie das Kind mit bisherigen Abschieden umgegangen ist. Verfügt die Fachkraft über entsprechendes Wissen kann sie sich optimal auf das Kind vorbereiten und weiß, wie sie auf dessen Abschiedsschmerz zu reagieren hat. Hat das Kind bisher noch nie längere Abschiede von den Eltern erfahren oder fallen diese immer sehr schmerzhaft aus, sollten die Eltern im Vorfeld des Kitabesuches mit ihm kleine Abschiede im familiären Rahmen üben sowie gemeinsame Abschiedsrituale entwickeln. Hat das Kind durch diese kleinen Abschiede oft genug erfahren, dass die Eltern wiederkommen und ist ihm durch den bekannten Ablauf des Rituals bewusst, dass ein Abschied ansteht, wird ihm dieser deutlich leichter fallen. Es empfiehlt sich dann, diese eingeübten Rituale aus der Familie mit in die Kita zu übernehmen (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.15). Werden Abschiedsrituale mit Krippenkindern vollzogen sollte darauf geachtet werden, dass diese so ausgerichtet sind, dass der Abschied schrittweise vollzogen werden kann. So können die Eltern etwa noch mit in den Raum kommen und sich mit ihrem Kind ein Buch anschauen, um dann im Anschluss langsam den Raum zu verlassen und zum Winken nochmals am Fenster zu erscheinen. Durch die langsame Entfernung voneinander, die sich jeden Tag in gleicher Abfolge wiederholt wird dem Kind die Zeit gegeben, sich ganz langsam auf den nahenden Abschied einzustellen. Das erleichtert ihm, wie auch seinen Eltern den Abschied und erspart übermäßigen körperlichen Stress (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.70). Die Begrüßung des Kindes durch die Erzieherin sollte ebenfalls ritualisiert werden. Eine fröhliche, zugewandte und in der ersten Zeit täglich gleiche Begrüßung erleichtert dem Kind den Einstieg in den neuen Lebensabschnitt und fördert sein Vertrauen und seine Entdeckerlust (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.90). Eine ebenfalls freundliche Reaktion der Eltern darauf, wirkt sich entspannend auf das Kind aus. Begrüßt die Fachkraft das Kind mit immer dem gleichen Lied oder Spiel (gemeint sind Fingerspiele, Streichelspiele Kitzelspiele etc.) entwickeln sich diese für das Kind zum Erkennungszeichen in der neuen Situation und für seinen festen ") ! Platz in der Einrichtung (vgl. Bäcker-Braun 2011, S.18). Kommt das Kind in der Einrichtung an, ist es vor allem während der Eingewöhnung und in der ersten Zeit danach enorm wichtig, dass es jeden Tag von seiner vertrauten Erzieherin, seiner späteren Bezugserzieherin begrüßt wird und diese es mit in die Gruppe nimmt (vgl. Neuß 2001, S.90/97). Bei ihr ist sich das Kind in der Regel von allen neuen Personen am sichersten, dass es hier gut aufgehoben ist und lässt sich bei Trennungsschmerz auch von ihr am ehesten wieder beruhigen. Sie ist der sichere Hafen für das Kind, in dem es den Abschied von den Eltern am ehesten verkraften und sich emotional aufladen kann. Für den Tagesablauf ist es vor allem in der Eingewöhnung entscheidend, dass dieser möglichst ritualisiert, sprich gleich und sich wiederholend gestaltet wird. So sollte viel Wert auf das Wiedererscheinen von Situationen gelegt werden, die dem Kind bereits bekannt sind. Dies vermittelt ihm Verlässlichkeit und Stabilität. Desweiteren sollte der Tagesablauf geregelt und überschaubar sein. Auf diese Weise erhält das neue Kind die emotionale Sicherheit, um für unterschiedliche Lernerfahrungen offen zu sein (vgl. Neuß 2001, S.91). Entsprechende Ritualgegenstände oder in diesem Kontext sogenannte Übergangsobjekte können den Abschied und die erste Zeit in der Einrichtung neben den immer wiederkehrenden Ritualen zusätzlich erleichtern. Diese Ritualgegenstände stellen etwas Besonderes für Kinder dar, über die sie mit ihrem gewohnten Umfeld in Verbindung bleiben. Schon ihr Anblick kann in ihnen bestimmte Prozesse in Bewegung bringen. Auf sie kann das Kind seine Sorgen und emotionale Schmerzen übertragen, es drücken und sich von ihm körperliche Zuwendung holen. Zudem symbolisiert es, an Anstelle der abwesenden Eltern, für das Kind deren Stärke und Macht. So hilft es ihm, die Situation ohne seine Eltern besser auszuhalten (vgl. Neuß 2001, S.98). Bei dem Übergangsobjekt kann es sich um alles Mögliche handeln, um ein Stofftier, ein T-Shirt der Mutter, ein Bild der Familie oder ein beliebiger Gegenstand, den es morgens von Mutter oder Vater mit in den Tag bekommt und der beim Abholen wieder zurückgetauscht wird. Damit es sich dabei allerdings auch wirklich um einen Gegenstand handelt, der dem Kind Halt, Kraft und Trost gibt, sollte das Kind sich das Übergangsobjekt selber auswählen, bzw. wenn es dafür noch zu jung ist, sollten die Eltern dies nach besten Wissen übernehmen. Da ein Ritualgegenstand immer an eine Situation bzw. einen Sinn ge #* ! knüpft ist und in diesem Fall ein Hilfsmittel in einer Krisensituation darstellt, sollte er nicht zum Spaß, sprich zweckentfremdet werden. Andernfalls würde der Wert und die damit verbundene Kraft für das Kind verlieren. Die Macht des Objektes ist dabei immer vom kindlichen Entwicklungsstand, seiner Denkweise und seinen psychosozialen Bedürfnissen abhängig (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.149ff.). Die Fachkraft sollte den Ritualgegenstand des Kindes kennen, sich über seinen Wert für das Kind bewusst sein und ihn nach Möglichkeit von Beginn an so oft wie möglich in die Interaktionen mit dem Kind einbeziehen. So kann er z.B. in den morgendlichen Abschied von den Eltern einbezogen werden. Der Erzieher kann, handelt es sich bei dem Übergangsobjekt z.B. um ein Stofftier auch dies morgens begrüßen und es dazu einsetzen, das Kind in den Tag einzuladen (Bsp. Dein Teddy und ich können dir ja mal zeigen, welche Kinder schon da sind…). Setzt beim Kind über den Tag plötzlich wieder Trennungsschmerz ein sollte der Ritualgegenstand immer griffbereit sein, um regulierend auf das Kind zu wirken (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.17f.). Auch innerhalb der Kindergruppe können Rituale eingeführt werden, die zum Einen die Jungen und Mädchen darauf vorbereitet, dass bald ein neues Kind in die Gruppe kommen wird und zum Anderen dem neuen Kind verdeutlicht, dass es hier herzlich willkommen ist und einen festen Platz haben wird. So kann jedem neuen Kind etwa ein Gruppensymbol mitgegeben werden, dass ihm seine Zugehörigkeit zur Gruppe verdeutlicht. Eine weitere Möglichkeit wäre noch vor dem ersten Besuch einen Begrüßungsbrief an das neue Kind zu schreiben, in dem die Gruppe ihre Freude über sein Kommen zum Ausdruck bringt. Um die Jungen und Mädchen der Gruppe auf das neue Mitglied vorbereiten zu können, werden die Eltern des neuen Kindes gebeten werden, Hand-Fuß- oder Körperumrisse ihres Kindes mitzubringen. Diese werden dann im Vorfeld im Gruppenraum aufgehängt. So wissen die Jungen und Mädchen der Gruppe, dass immer wenn ein Umriss dazu kommt bald ein neues Kind dazu stoßen wird. Das Kind wiederum findet schon am ersten Tag Spuren von sich im Raum vor, was ihm verdeutlicht, dass es hier einen festen Platz hat (vgl. bayerische Bildungsplan S.111). # ! 4.2.2 Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule Wie alle Übergänge im Leben, sollte auch der Übertritt vom Kindergarten in die Grundschule bewusst gestaltet werden. Dieser Prozess betrifft dabei nicht nur das Kind. Auch Eltern, Erzieher und zukünftige Lehrkräfte sollten sich daran beteiligen bzw. mit eingeschlossen werden. Die Kindertagesstätte war bisher ein wichtiger Lebensort für das Kind, an dem es viele Stunden verbrachte und reichhaltige neue Erfahrungen und Entwicklungsschritte machte. Auch hat es eine Vielzahl an Beziehungen zu Erziehern und anderen Kindern aufgebaut, von denen einige entscheidend prägten (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.71). Nun steht das Kind vor der Herausforderung, sich schrittweise eine neue Identität aufzubauen. Es wird nun bald kein Kindergartensondern ein Schulkind sein. An diese neue Identität werden neue Ansprüche, Leistungen und Regeln gekoppelt sein. Dieser Schritt in einen neuen Lebensabschnitt sollte langsam und langfristig mit dem Kind zusammen vorbereitet werden. Um allen am Übergang Beteiligten bei diesem Schritt verlässliche Orientierung zu geben, empfiehlt es sich diesen rituell zu gestalten(vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.79). Dabei finden sich Rituale von Seiten der Kindertagesstätte aus, die das Kind angemessen verabschieden sollen und welche seitens der Grundschule, die es herzlich und vertraut wieder aufnehmen. Auf die kommenden ABC-Schützen sollten im letzten Kindergartenjahr Jahresrituale warten, die ihnen viele Wünsche, Erinnerungen und Mut machendes mit auf den Weg geben und sie gleichzeitig in ihrer Selbstständigkeit und ihrer Identität stärken um ihnen so den Abschied leichter zu machen. Sind den Vorschülern die Rituale von den älteren Kindern aus den letzten Jahren bekannt, sind sie sich bewusst, dass wenn sie dran sind diese zu erleben, da auch für sie bald der Schuleintritt bevorsteht (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.71). Das Wissen, darum jetzt einer von „den Großen“ zu sein, stärkt oftmals das kindliche Selbstbewusstsein und weckt Vorfreude auf Kommendes. Bei den Kindern entstehen dadurch erfahrungsgemäß viele Fragen und Anliegen. Deshalb sollte sich die Thematik „Schule“ im Jahresverlauf immer wieder an verschiedenen Stellen des Alltags wiederfinden. Auf diese Weise wird den Kindern ermöglicht, sich intensiv mit ihr auseinanderzusetzen. So könnten regelmäßige Besuche der neuen Schule mit vereinzelten #" ! Schnupperstunden bei zukünftigen Lehrern zu festen Jahresritualen gehören. Genauso erkunden viele Fachkräfte zusammen mit ihren Vorschülern den zukünftigen Schulweg. Das Abschiedsfest für die Vorschüler stellt in vielen Einrichtungen ein festes Jahresritual dar. Hier wird sich nochmal zurück erinnert aber vor allem fröhlich und positiv in die Zukunft geblickt. Daran gebunden ist oftmals ein Abschiedsgeschenk. Ein gängiges Ritual ist es den Kindern eine Mappe mit Erinnerungen an ihre Kindergartenzeit mitzugeben. Sie enthalten meist Fotos, Gebasteltes oder Dokumentiertes des Kindes (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.91). Auch die Kinder können für sich untereinander Rituale entwickeln, um sich von ihrer Kindergartenzeit zu verabschieden. So kann es etwa zu einem kraftvollen Abschiedsritual werden, wenn die älteren den jüngeren ihren Gruppenraum feierlich übergeben. Dafür räumen sie diesen im Vorfeld auf, säubern ihn und übergeben ihn dann z.B. mit einem schönen Empfang an die Kinder, die ihn im nächsten Jahr nutzen werden (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.72). Kommen die Kinder dann in die Schule beginnt für sie endgültig der Lebensabschnitt, auf den sie über ein Jahr vorbereitet wurden. Für sie bedeutet es, in eine neue Situation, hineinzuwachsen und sich an einen anderen Lebensrhythmus mit neuen Herausforderungen gewöhnen zu müssen. Rituale helfen Übergang und Schulzeit zu gliedern, sie mit Spannung zu füllen und durch ihren festen und sich wiederholenden Charakter jedem Kind psychischen Halt zu geben (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.79) Ein fast in allen Schulen verbreitetes Ritual ist die Einschulungsfeier. Hier wird der Übergang vom Kindergarten in die Schule symbolisch inszeniert. Das Einschulungsritual als performativer Akt macht aus Kindergartenkindern Schulkinder und deren Eltern zu Eltern schulpflichtiger Kinder (vgl. Wulf u.a. 2004, S.24). Dabei gilt, dass je behutsamer die Kinder auf die Einschulung vorbereitet wurden, desto mehr können sie diese genießen. Dazu gehört vor allem, dass im Vorfeld vor den Kindern nicht negativ von der Institution Schule gesprochen, sie etwa als Ernst des Lebens oder ähnliches betitelt wird. Dies bremst die Vorfreude und weckt die Vorstellung, Schule sei etwas Bedrohliches (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S. 79ff.). „Einschulungen laufen in vielen Grundschulen Jahr für Jahr nach einem bestimmten Muster ab, ein Ritual, das sowohl den Kindern und ihren Eltern als ## ! auch den Lehrern und Lehrerinnen Beständigkeit und Sicherheit vermittelt.“ (Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.80) Ein weit verbreitetes Ritual, welches mit der Einschulung einher geht, ist das Schenken einer Schultüte an den Erstklässler. Sie ist oft mit Süßigkeiten, Spielzeug, Schulsachen und anderen kleinen Dingen gefüllt und symbolisiert nach außen, was den Träger erwartet, nämlich dass er am heutigen Tag eingeschult wird. Die Vorfreude auf die auch oft als Zuckertüte bezeichnete Schultüte, ist bei Kindern oftmals so groß, dass bestehende Angst und Aufregung vor dem großen Schritt, meist Stolz und Freude weichen (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.82). Darf sich das Kind die Schultüte selber aussuchen oder bastelt sie gar zusammen mit einem Erwachsenen, vertieft sich der persönliche Bezug zu ihr (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.91). Nach der Feierlichkeit beginnen dann für die Kinder meist ziemlich schnell der neue Alltag und damit die Herausforderung sich im neuen Umfeld zu Recht zu finden, alle kennenzulernen und sich auf alles Neue einzustellen (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.86). Um den Erstklässlern diesen Schritt zu erleichtern ist es in vielen Grundschulen ein gängiges Ritual geworden, ihnen für die erste Zeit einen Schüler der höheren Stufe, sprich einen Paten an die Seite zu stellen. Seine Aufgabe ist es, dem neuen Schulmitglied alles zu zeigen und ihm bei Fragen und Problemen zu helfen. Durch das Wissen, dass es extra eine Person gibt, die für einen da ist, fühlen sich die Erstklässler gut aufgehoben und in ihrem Status als Anfänger akzeptiert (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.123). Die älteren Kinder wiederum, die eine Patenschaft übernehmen, setzen sich durch dieses Ritual aktiv mit der Situation der neuen Kinder auseinander und werden daran erinnert, wie es ihnen damals erging. Dadurch werden sie für die Situation der neuen sensibilisiert. Außerdem wird ihnen auf dieses Weise Mitverantwortung für andere übertragen, was ihre Selbständigkeit stärkt und ihnen positive Wertschätzung durch die Gruppe entgegenbringt. Durch dieses Ritual wird das Kind auf der gleichaltrigen Ebene in die neue Umgebung eingeführt und hat dabei einen Ansprechpartner und vertrauten Begleiter an seiner Seite (vgl. bayerische Bildungsplan S.412). #$ ! 5.Kapitel: Rituale und ihre Wirkung Folgt man Aussagen pädagogischer Fachkräfte, so finden sich Rituale beim überwiegenden Teil im pädagogischen Handeln wieder. Dies lässt rückschließen, dass Kinder, die eine elementarpädagogische Einrichtung besuchen, täglich Rituale erfahren. Vorausgehend wurde beleuchtet, wie diese aussehen und vollzogen werden können. Da bisher nur in einigen Zügen leicht angeklungen, möchte ich mich im Folgenden vertiefend mit den damit erzeugten Effekten, sprich den Wirkungen von Ritualen beschäftigen. Werden Rituale regelmäßig eingehalten können sie viel bewirken. Da sie jedoch ihre eigentliche Funktion oft überschreiten, kann ihre Wirkung nicht auf eine Zweck-Mittel-Relation reduziert werden (vgl. Wulf u.a. 2004, S.10). Allgemein ist festzustellen, dass Rituale durch ihren wiederkehrenden Charakter und gleichbleibenden Ablauf Sicherheit und Vorhersehbarkeit erzeugen. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, Stress, Angst und Unsicherheit bei den an Ritualen beteiligten Leuten zu verringern und unterstützen diese so bei der Bewältigung von großen und kleinen Krisen. Bedingt durch eben diese Eigenschaften, geben sie dem Leben Strukturen vor und teilen so unsere Tage, Wochen und unser Jahr ein, wodurch sie mit ihrer Ordnung einen Jahreskreis ergeben (vgl. Bäcker-Braun 2011, S.16). Doch nicht nur zeitliche sondern auch gesellschaftliche Ordnungen können Rituale durch ihren gemeinschaftstiftenden Charakter markieren. Folgt eine große Masse bestimmten Ritualen, so können dadurch auf der Einen Seite Normen und Traditionen etabliert werden, wie auf der anderen gesellschaftliche Strukturen zerstört oder transformiert (vgl. Imber-Black u.a. 2001, S.31). Demzufolge sind Rituale in der Lage, soziale Strukturen zu bestätigen oder aber auch zu wiederlegen Menschen die gemeinsam Rituale vollziehen, fühlen sich dadurch sehr miteinander verbunden und stark. Auf diese Weise wirken sich Rituale, die in Gemeinschaften vollzogen werden stabilitätsfördernd auf die Gruppe aus. „Ein Ritual wird immer wiederholt und damit die Zusammengehörigkeit neu besiegelt“ (KaufmannHuber 2001, S.100), wodurch sie die Identität eines einzelnen Menschen oder der gesamten Gemeinschaft stärken. #% ! Im Folgenden möchte ich die Wirkung von Ritualen nochmals spezialisierter betrachten. 5.1 Rituale und ihre Bedeutung für Kinder Kinder wünschen sich Wiederkehrendes. Für sie ist es von großer Bedeutung, dass bestimmte Dinge immer auf die gleiche Art und Weise getan werden. Deshalb haben sie einen besonderen Zugang zu Ritualen und fordern sich diese häufig ein. Aus diesem Grunde bestimmen Rituale auch weite Teile der kindlichen Lebenswelt und erfüllen dort wichtige Funktionen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.4). Das kindliche Alter spielt dabei eine untergeordnete Rolle, denn Kinder sind in jedem Alter für Rituale empfänglich. Es gilt jedoch, je kleiner ein Kind ist, desto größer ist auch sein Bedürfnis nach Ritualen (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.21). Das immer Wiederkehrende vermitteln Kindern abseits von der Hektik des Alltages ein Gefühl von Gewohnheit, Vertrautheit und Sicherheit. Dadurch bewirken sie, dass sich das Kind in die Handlung oder in die Beziehung zu einem Menschen fallen lassen kann und aus diesem Gefühl von Geborgenheit und wohl sein heraus bereit für die folgenden Schritte ist (etwa für den Abschied von den Eltern oder für das Einschlafen) (vgl. Bischöfliches Ordinariat 2010, S.13). Dieses Gefühl ist vor allem in den ersten Lebensjahren von besonderer Bedeutung, da es die Grundlage für die Explorationsprozesse des Kindes bildet. (vgl. Greine/Rodner 2009a, S.4). Rituale tragen dazu bei, Stücke von Kultur einzuüben und weiterzugeben. Erfahren und erleben Kinder rituelle Arrangements, werde ihnen dadurch Erlebnis–und Erfahrungsräume eröffnet, die dazu beitragen, sie zu kultivieren. Demzufolge dienen sie Kindern zur Orientierung in der Gesellschaft und geben ihnen auf diese Weise Hilfestellung dabei, sich die Welt vertraut zu machen und nach und nach anzueignen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.5). In dem sie Grenzen setzen und ihr Ablauf oft an Regeln gebunden ist unterstützen sie Kinder außerdem darin, Regeln zu akzeptieren. „Alles, was regelmäßig wiederkehrt und immer nach dem gleichen Schema abläuft, akzeptieren Kinder leichter.“ (Greine/Rodner 2009a, S.4) Kinder stehen im Laufe ihrer Entwicklung wie bereits beschrieben immer wieder vor neuen Lebensabschnitten und Übergängen, die es zu bewältigen gilt. Rituale sind vorhersehbar. Auf diese Weise helfen sie, Vertrauen zu entwickeln. Demzu #& ! folge sind Rituale in solchen Lebenssituationen wohltuende Stützpunkte für Kinder, die ihnen Geborgenheit, Sicherheit und Verlässlichkeit vermitteln und auf diese Weise eine Konstante in ihrem Leben bilden. Dementsprechend signalisieren Rituale Kindern, dass zwar nicht immer alles im Leben, aber doch das meiste Liebgewordene und Vertraute erhalten bleibt (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.64). Erleben Kinder tägliche Routine und damit verbunden feste Rituale in ihrem Alltag (egal ob alleine oder in Gemeinschaft), schützen diese sie vor übermäßigen Stress und fördern darüber hinaus die Stressverarbeitung. Auf diese Weise können Kinder durch das Erleben von Ritualen vor Stressreaktionen wie etwa wiederkehrende Kopf- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen oder Nervosität geschützt werden (vgl. Settertobulte, Dr. 2010, S.26). Durch ihre große Wirkung auf die psychische Gesundheit des Kindes stärken Rituale zudem die Widerstandkraft, sprich die Resilienz von Kindern (vgl. Greine/Rodner 2009a, S.4). Somit wirkt sich das Erleben von Ritualen positiv auf die kindliche Gesundheit aus. Kinder haben das Verlangen, Teil einer Gemeinschaft zu sein, in ihr mitzuwirken und sich einzubringen. Erfahren Kinder gemeinschaftliche Rituale, stärken diese ihre Beziehungsfähigkeit und Identität. Werden sie offen gestaltet geben sie außerdem Raum für unterschiedliche Persönlichkeiten und Bedürfnisse, wodurch das einzelne Kind Verständnis und Achtsamkeit für seine Anliegen erfährt (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.95). Durch gemeinschaftliches rituelles Handeln dieser Art fühlt sich das Kind in seiner Person wertgeschätzt und angenommen, was dazu beiträgt, sein Selbstvertrauen zu stärken. Werden Lernarrangements für Kinder rituell gestaltet hilft dies ihnen dabei, zu kompetenten Individuen zu werden, die in der Lage sind, ihre Lernprozesse selbstständig zu gestalten und zu kontrollieren. Somit unterstützen Rituale die Entwicklung der kindlichen Selbstständigkeit, die wiederum hilft Individualität zu entfalten (vgl. Wulf u.a. 2007, S.326). Zusammenfassend kann gesagt werden, das die Orientierung und die Strukturierung kindlichen Alltags durch Rituale Kindern hilft, sich von Menschen zu lösen und anzunähern um sich so in Gruppen einzufügen; dazu beiträgt, kindliches Selbstvertrauen zu stärken; Ängste zu bewältigen, indem sie ihnen Vertrauen geben; kindliche Autonomie zu stärken, kindliche Gesundheit positiv zu beeinflussen #' ! sowie sich gemeinschafts- wie identitätsstiftend auswirkt (vgl. Diekemper/ Reimann-Höhn 2000, S.37/55/70). Betrachtet man die Wirkungen, die Rituale auf Kinder haben können, wird deutlich, dass sich die Effekte nicht nur auf die Zeit der Kindheit beschränken, sondern in der Kindheit vollzogene Rituale eine Person sein ganzes späteres Leben lang prägen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.4). Aus diesem Grund sollten kindlichen Ritualen stets Beachtung geschenkt und mit Bedacht entwickelt werden. Demzufolge kann gesagt werden, dass von Kindern erlebte Rituale eine große Bedeutung für die Jungen und Mädchen, sowie deren Entwicklung haben. 5.2 Die Bildungswirkung von Ritualen Mit zunehmender Entwicklung erschließt sich ein Kind nach und nach mehr Lebensräume, die miteinander in Wechselbeziehung stehen und an denen sich die entwickelnde Person aktiv beteiligt. Demzufolge wächst ein Kind meist nicht nur in einem, sondern in mehreren Sozialisationsfeldern gleichzeitig auf (Bsp. Familie, Institution, Peers, Nachbarschaft) (vgl. Bronfenbrenner 1989, S.39f.). Innerhalb ihrer verschiedenen Sozialisationsfelder machen Kinder unterschiedlichste Lernerfahrungen. Kindliche Lernprozesse sind somit in soziale Situationen eingebettet, die unmittelbar Einfluss auf die Bildung und Entwicklung nehmen. Rituale können helfen diese Lernprozesse durch ihre symbolischen, kommunikativen Handlungsmuster und Regeln zu prägen und auf diese Weise Ordnung in ihnen zu erzeugen (vgl. Wulf u.a. 2007, S.324). Ausgehend von diesen Gedanken tätigt Wulf die Aussage: „Ein erheblicher Teil der Bildung von Kindern (…) vollzieht sich in Ritualen.“ (Wulf u.a. 2004, S.8) Folgt man dem, so haben Rituale bildende Wirkung. Mit Bildung meint er jedoch weniger die Aneignung curricularer, sprich formaler, geplanter Fähigkeiten, sondern den Erwerb sozialer Kompetenzen. So lernen Kinder durch die aktive Teilnahme an Ritualen etwa mit individuellen Differenzen umzugehen, sodass eine gemeinsame Aufführung entstehen und dadurch eine Gemeinschaft erzeugt werden kann. Auf diese Weise werden rituelle Lernarrangements mimetischen Lernprozesse bei Kindern gefördert. Sie lernen also sich auf einander zu beziehen und abzustimmen (vgl. Wulf u.a. 2007, S.326). Deshalb ist Bildung in diesem Zusammenhang nicht auf die Aneignung kognitiver Lernprozesse zu begrenzen, sondern #( ! als performativer, ritueller Prozess zu sehen. Die Bildungswirkung solcher ritueller Prozesse hängt nämlich vor allem vom Körper ab, dem hier eine zentrale Rolle zukommt (vgl. Wulf 2004, S.10). Dieser wird während ritueller Prozesse auf verschiedenste Weise eingesetzt. So verbinden sich u.a. Sprache Handlungen, Mimen und Gesten, sodass der Körper bei der Durchführung von Ritualen meist ganzheitlich genutzt wird. Auf diese Weise und durch stetige Wiederholung der Prozesse schreiben sich die rituellen Prozesse und ihre Abfolgen, Sequenzen und Muster in die Körper der Beteiligten ein, formen dort innere Bilder und werden so zu praktischem Körperwissen. Dieses, sprich das Wissen darüber, wie das Ritual abläuft, bildet wiederum die Grundlage, um erfolgreich daran teilnehmen zu können. Dabei darf praktisches Wissen nie als abgeschlossen betrachtet werden. Durch die stetige Wiederholung von Ritualen werden die erzeugten inneren Bilder zunehmend ausdifferenziert. Sie verändern sich in Form und Qualität. Auf diese Weise wird auch praktisches Körperwissen zunehmend aktualisiert, modifiziert und erweitert, was wiederum zur Erweiterung ritueller Kompetenzen beiträgt und neue Formen des Lernens ermöglicht (vgl. Wulf u.a. 2004, S.9 / vgl. Wulf u.a. 2007, S.324). Bildung durch Rituale bedeutet also, „die Erzeugung sozialer, im praktischen Wissen des Körpers verankerte Kompetenzen.“ (Wulf u.a. 2004, S.10). Werden Rituale regelmäßig reflektiert und bei entsprechenden Bedarf den Bedürfnissen der Beteiligten neu angepasst, kommt es automatisch zu einer Verbindung zwischen bisherigen Ritualen, sprich vertrauten Lernaktivitäten und den neuen, veränderten Kontexten. Auf diese Weise wird bereits Gelerntes durch die neuen Aspekte erweitert, was von den Beteiligten ein Umlernen erfordert. Dadurch werden bestimmte Lerninhalte vergessen und andere gefördert und aktualisiert. Diese werden wiederum zum Ausgangspunkt neuer Erfahrungen (vgl. Wulf 2007, S.325). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nachhaltigkeit der Bildungswirkung von Ritualen in ihrem performativen, symbolischen und repetiven Charakter besteht (vgl. Wulf 2004, S.9). Wie in allen Gruppen bestehen auch im Kindergarten zwischen den Teilnehmern Differenzen, die sich unterschiedlich auf kindliche Bildungs- und Lernprozesse auswirken können. Rituale eignen sich aufgrund ihres performativen Charakters #) ! dazu, solche Differenzen und eventuell daraus resultierende Konflikte zu bearbeiten. Durch die erzeugten körperlichen und kommunikativen Handlungen werden Gefühle von Zugehörigkeit und Gemeinschaft hervorgerufen, was zu Beziehungen unter den Lernenden führt. Rituale erzeugen also durch ihren Rahmen und ihre Kontinuität gemeinschaftliche Lernkulturen (vgl. Wulf u.a. 2007, S.324f.). Rituell gestaltetet Lernarrangements sind wirksam, weil die Beteiligten an den Sinn der Rituale glauben und ihn anerkennen. Wird dieser jedoch in Frage gestellt, dann verlieren sie ihre Funktion, die das gemeinschaftliche Lernen fördern soll. In diesem Fall müssen Rituale wieder so gestaltet werden, dass sie von allen Beteiligten anerkannt werden (vgl. Wulf u.a. 2007, S.325f.). 5.3 Rituale als Entwicklungshilfen „Kinder stehen beinahe täglich vor ungewohnten und neuen Situationen, die ihnen Mut, Neugier und Kraft abverlangen. Ganz selbstverständlich lernen sie jeden Tag hinzu und meistern die vielen Herausforderungen des Lebens. Dafür brauchen sie Rahmenbedingungen in Familie, Kindergarten und Schule, die vielfältige Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten bieten und die ihnen zu mehr Selbstständigkeit verhelfen.“ (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.83) Ritualen können dazu beitragen, einen entsprechen, die Entwicklung unterstützenden Rahmen zu schaffen. So können entsprechende Rituale etwa dazu beitragen, das Vertrauen der Kinder in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten zu stärken.“ Stärkende Rituale können Gesten sein, die Zutrauen und Anerkennung ausdrücken, die Erreichtes sichtbar machen und das Können der Kinder hervorheben.“ (Langlotz/Bingel 2008, S.83). So könnte man in der Einrichtung z.B. zusammen mit den Kindern einen kleinen Heißluftballon basteln. Am Ende der Woche finden sich alle Kinder zu einem Abschlusskreis zusammen und es wird gemeinsam überlegt, welches Kind in der letzten Woche besonderes geleistet hat oder es aus anderem Grund verdient, in den Ballon einzusteigen. Der Name des ausgewählten Kindes wird im Anschluss auf einen Zettel geschrieben und in den Korb des Ballons gelegt. Dieser wird dann wieder an die Decke gehängt, sodass das Kind auf diese Wiese eine Woche lang symbolisch mitfliegen darf. Durch Rituale dieser Art wird auch den kleinen Errungenschaften angesichts der täglichen Herausforderungen Aufmerksamkeit geschenkt. Hier zeigt sich eine Möglichkeit, den Kindern bewusst vor Au- $* ! gen zu führe, dass und was sie geschafft haben. Auf diese Weise tragen Rituale dazu bei, das Vertrauen der Kinder zu sich selber, die Wahrnehmung für andere, sowie die Fähigkeit, sich darüber zu freuen, was ein andere geschafft hat zu unterstützen und zu fördern (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.83). Die meisten Kinder kommen in ein Alter, in denen ihnen viele Situationen Angst bereiten. Das kann z.B. die Angst vor Dunkelheit, vor bestimmten Tieren, vor dem Alleinsein oder vor fremden Menschen sein. Viele Kinder entwickeln in diesen Situationen für sich eigene Rituale, um sich selbstständig zu regulieren. So lutschen sie etwa am Daumen oder umarmen fest ihr Kuscheltier. Es ist wichtig die Ängste von Kindern ernst zu nehmen und ihnen in diesen Momenten Beistand und Verständnis entgegen zu bringen. Es kann helfen, diese, dem Kind Angst machende Situationen im Vorfeld mit ihm zu üben und zusammen weitere Rituale zu entwickeln, die ihm helfen, seine Angst schrittweise zu überwinden (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.86). Im sogenannten „magischen Alter“, also im Alter von zwei bis fünf, in dem Kinder besonders offen für Geheimnisvolles und Magisches sind, kann ihre Offenheit diesem gegenüber und ihre Fantasie genutzt werden, um kleine magische Rituale zu entwickeln, die ihnen in Angstsituationen helfen. So können etwa gezielte Mut- und Zaubersprüche für die jeweiligen Situationen entwickelt werden. Werden sie in den jeweiligen Momenten aufgesagt helfen sie dem Kind, aus seiner Angst heraus zu kommen und wieder eigene Handlungskraft zu entwickeln. Eine andere Möglichkeit wäre es, zusammen mit dem Kind ein Mutmach-Schutzwesen zu erschaffen. Das Kind stattet es mit den gewünschten Eigenschaften aus, die sein Wesen braucht, um es zu beschützen. Um das Wesen dem Kind zu vergegenständlichen kann z.B. ein Stofftier mit den entsprechenden Eigenschaften beseelt werden. Kommt das Kind dann in eine Situation, welche ihm Angst bereitet hat es sein Schutzwesen an der Seite, an dessen Kräfte es glaubt und dass es beschützt. (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.86f.). Bei solch magischen Ritualen geht es weniger darum, den Kindern etwas vorzuzaubern, auch können sie die entsprechenden Momente nicht auflösen. Sie können Kindern aber helfen, sich ihren eigenen Ängste bewusst zu werden, sich diesen zu stellen und sie dabei unterstützen, eigene Stärken zu finden, um so mit eigener Kraft die Angst zu besiegen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.86). $ ! Ängste oder andere Probleme lassen sich ebenfalls durch rituelles Geschichtenerzählen lösen. Dazu wird zusammen mit dem Kind eine Geschichte ausgesucht, die sich auf die Situation des Kindes bzw. auf die gerade erlebte Schwierigkeit übertragen lässt. Das Kind erkennt sich und seine Problematik in der Geschichte wieder und kann die Lösung aus der Geschichte für sich selber übernehmen. Wird diese immer und immer wieder vorgelesen/erzählt löst dies einen inneren Suchprozess im Kind aus. Dadurch wird es dazu angeregt, neben der angebotenen Lösung auch eigene zu entwickeln (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.145f.). Ausgehend von den exemplarisch genannten Beispielen kann zusammenfassend festgehalten werden, dass positive Rituale Kinder in ihrer gesunden Entwicklung unterstützen, indem sie etwa ihre Selbstständigkeit fördern, ihnen helfen Krisen und Ängste zu besiegen, ihnen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein geben und ihr Leben strukturieren (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.16). So lässt sich schnell vermuten, dass Rituale an sich stets positiv und damit entwicklungsfördernd sind. Um den kindlichen Alltag und ihr Leben allerdings wirklich zu bereichern, sollten Rituale immer den neuen Anforderungen der kindlichen Lebenssituation angepasst werden (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.12). Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich ausgewählte Rituale negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken und auf diese Weise zum Entwicklungshemmer werden. 5.4 Entwicklungshemmende Rituale Rituale zeichnen sich unter anderem durch ihren festen Ablauf und bestimmte Regeln aus, welche über längere Zeit gleich bleiben. Allerdings leben wir inzwischen in einer Gesellschaft, die durch stetigen Wandeln und fortlaufende Veränderungsprozesse gekennzeichnet ist. Werden Rituale in ihrem Sinn und ihren Inhalten nicht an entsprechend neue gesellschaftliche Gegebenheiten angepasst, laufen sie schnell Gefahr, ihren Sinn zu verlieren und somit zu leeren Handlungen zu werden, die niemanden etwas bedeuten (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.10). In solchen Fällen ist der eigentliche Sinn des Rituals nicht mehr nachvollziehbar, wodurch die Handlung weder Wert noch Bedeutung für die Beteiligten hat und für sie damit auch keinen positiven Effekt mehr erzielen kann. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass Rituale den Beteiligten entgegen der ursprünglichen Absicht mehr schaden als nutzen (vgl. Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S.152f.). Deshalb soll- $" ! ten Rituale nie einfach so vollzogen, sondern sensibel eingesetzt ausgewählt und ihr Einsatz stets hinterfragt werden. Auch kindliche Bedürfnisse verändern sich ausgehend von stetig gemachten Erfahrungen und zunehmenden Alter. Demzufolge ist es ebenso im elementarpädagogischen Kontext von enormer Bedeutung, eingesetzten Rituale offen zu halten und ihre Stimmigkeit immer wieder zu überprüfen. Andernfalls verkommen Rituale zu reinen Floskeln und mechanischen Handlungen, die die Sicherheit, welche durch sie vermittelt werden soll, nicht aufkommen lassen und eigenständiges Denken blockieren. Rituale dieser Art nehmen Kindern oft den Spaß und werden dann von ihnen als Zwang und Gängelei empfunden. Aus negativen Erfahrungen dieser Art können schließlich Abwehrhaltungen Ritualen gegenüber entstehen (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.8ff.). Demzufolge sind ein kritischer Blick und ein sensibler Umgang mit dem Thema gefordert, um den negativen Effekten von nicht angemessenen Ritualen entgegenzuwirken 5.4.1 Typologie „schlechter“ Rituale Es gibt eine Vielzahl von Ritualen, die sich durch ihre unangemessene Anwendung negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken können. So etwa starre Rituale. In ihnen gibt es viele Verhaltensweisen, die den Teilnehmern vorgeschrieben sind und nur wenige offene Teile, die Individualität oder Kreativität zulassen (vgl. Imber-Black u.a. 2001, S.51) Zwar geben kontinuierliche und im Wesentlichen gleichbleibende Strukturen Sicherheit und Orientierung, von denen vor allem sehr junge Kinder profitieren, aber trotzdessen sollten sich Rituale letztlich immer an den Bedürfnissen der Kinder orientieren. Demzufolge sollten Rituale stets weiterentwickelt und an neue Gegebenheiten oder den Bedürfnissen der beteiligten Kinder angepasst werden (vgl. Eder 2011, S.9). Starre Rituale bleiben jedoch stets unverändert (vgl. Imber-Black u.a. 2001, S.51). Auf diese Weise halten sie stetig an Gewohnheiten fest und stehen damit notwendige Entwicklungen und angemessener Bedürfnisbefriedigung im Wege (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.12). Auch den Kindern aufgezwungene Rituale können sich negativ auf ihre Entwicklung auswirken. Bedeuten sie den Kindern nichts, so werden sie als sinnlos empfunden. Kinder sind in diesem Sinne nur Statisten, die sich zwar am Ablauf beteiligen, sich jedoch nicht mit den Inhalten und Zielen auseinandersetzen (vgl. $# ! Diekemper/Reimann-Höhn 2000, S. 153). Rituale dieser Art verfehlen meist die eigentlichen Bedürfnisse des Kindes. Ein Beispiel für ein starres, wie auch für ein aufgezwungenes Ritual, wäre ein Baby, das die Brust oder die Flasche nicht nur zum Stillen seines Hungers bekommt, sondern auch zur Beruhigung, zur Ablenkung oder zum Trösten. Aus diesem negativen Ritual kann sich eine schlechte Angewohnheit beim Kind entwickeln. Bekommt es immer wieder Nahrung, anstelle Aufmerksamkeit für seine wahren Bedürfnisse wird das Kind daran gehindert, ein Gefühl für seinen Körper und für Hunger zu entwickeln. Desweiteren erfährt es Essen als Problemlösestrategie, woraus sich eine Essstörung entwickeln kann (vgl. Kunze/Salamander 2009, S.26). Vollziehen viele Menschen ein gemeinsames, sprich ein Gruppenritual, kann dies enorme Kraft und Wirkung freisetzen – man fühlt sich verbunden und stark. Aus dem persönlichen Ich des Einzelnen wird ein „kollektives Wir“, welchem man sich als alleinige Person oft nur schwer entziehen kann. Diese Wirkung und Kraft kann ausgenutzt werden, so z.B. in Zeiten des Neo-Faschismus zu sehen. Hier folgten Millionen von Menschen einem falschen Ideal, weil sie unter anderem durch die Kraft verschiedener Rituale in den Bann gezogen wurden. Die Kraft von Ritualen darf deshalb nicht unterschätzt oder ausgenutzt werden (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S. 100f.). Da Rituale eine besondere Wirkung auf Kinder ausüben sollte dies besonders von Fachkräften bedacht werden. Rituale sollten die persönliche Integrität nicht untergraben. Mit diesem Gedanken geht einher, dass Rituale oftmals zur Machtausübung missbraucht werden. So entwickeln Erzieher bspw. Strafrituale wie „in die Ecke stellen“ oder Ausschluss von der Gruppe. Statt sinnstiftende Handlunge zu erzeugen, wie eigentlich durch Rituale vorgesehen, erfahren Kinder so Disziplinierung und soziale Kontrolle. Unter diesen Umständen wird eventuell der störungsfreie Ablauf in der Institution gesichert, der eigentliche in der jeweiligen Situation vorherrschende Konflikt jedoch unter den Teppich gekehrt und nicht angemessen und individuell mit dem Kind geklärt (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.9). Um der kindlichen Entwicklung nicht hinderlich zu sein, sondern sie möglichst positiv zu unterstützen sollten Rituale deshalb regelmäßig darauf überprüft werden, ob sich alle Beteiligten mit $$ ! ihnen wohlfühlen und ob sie ihren ursprünglichen Sinn noch immer gerecht werden (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S.9). Doch nicht immer wird rituelles Verhalten von außen an Jungen und Mädchen herangetragen. Auch Kinder sind in der Lage, für sich selber komplexe Rituale zu entwickeln und zu vollziehen. Auch diese müssen nicht immer im positiven Sinne entwicklungsfördernd sein. 5.4.2 Wenn aus Ritualen Zwänge werden Ein intrinsisch vollzogenes Ritual wird dann zum Entwicklungshemmer, wenn es dem Einzelnen nicht mehr nur dazu dient eine Krise oder eine besondere Situation zu überstehen und ihn darin unterstützt stetig auf Neues zuzugehen, sondern es lediglich vollzogen wird, um die Angst vor dem Neuen abzuwehren. In diesem Fall können sich rituelle Zwangshandlungen entwickeln, die zwar die Angst vor Unbekannten abwehren, jedoch die folgenden Entwicklungsschritte nicht zulassen (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.98). Damit sind nicht die harmlosen Formen des Zwanges gemeint, die wir in unserem täglichen Leben erfahren, wie etwa doppelt zu überprüfen, ob die Haustür abgeschlossen ist oder nochmal zu kontrollieren, ob Herd und Bügeleisen abgeschaltet sind. Diese Art von Zwängen behindern uns in unserem Leben kaum und kommen uns selber oft albern oder unsinnig vor (vgl. Hoffmann/Hofmann 2011, S.7). Unter einem wahren Zwang oder einer Zwangsstörung werden „wiederkehrende und anhaltende Verhaltensweisen, Ideen, Gedanken und Impulse verstanden, die sich gegen den inneren Widerstand aufdrängen und vom Patienten als unsinnig, übertrieben oder quälend erlebt werden.“ (Wewetzer 2004, S.13). Es handelt sich also um ein Ritual, das, obwohl der Sinn des Tuns nichts mehr mit dem ursprünglichen Auslöser zu tun hat, trotzdem immer wieder wiederholt wird. Auf diese Weise schränkt er das Leben des Betroffenen deutlich ein (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.99). Zwangsrituale sind in Zwangsgedanken und Zwangsstörungen zu unterteilen. Zwangsgedanken implizieren Ideen, Vorstellungen und Impulse, die sich beim Erkrankten gegen dessen Willen aufdrängen und ihn damit immer wieder beschäftigen. Es handelt sich dabei also um nichts von außen an Person herangetragenes, $% ! sondern der Betroffene erlebt diese Vorstellungen als eigene Gedanken. Meist handelt es sich bei Zwangsgedanken um zwanghafte Befürchtungen, wie etwa vor Verschmutzungen oder Bakterien oder sie beziehen sich auf Symmetrien und Genauigkeit (vgl. Wewetzer 2004, S.13f.). Bei Zwangshandlungen handelt es sich wiederum um häufig wiederholte, ritualisierte Handlungen, deren Nichtausführung den Betroffenen nur sehr schwer möglich ist. Als Beispiele für zwanghafte Handlungen sind Wasch- oder Kontrollzwänge, sowie die Einhaltung bestimmter Ordnungen zu nennen. Wird zwanghaftes Verhalten nicht verwirklicht steigen im Betroffenen Anspannung und Angst, verbunden mit der Furcht, die Nichtausführung ziehe schlimme Folgen nach sich. Zwangshandlungen solcher Art gehen meist Zwangsgedanken voraus, welche dann durch die entsprechende Handlung umgesetzt und so neutralisiert werden (vgl. Wewetzer 2004, S.14). Zwangsrituale werden von den Betroffenen oft als „ich-dyston“, sprich als nicht zu ihnen dazugehörig, fremd und störend erlebt. Somit werden das eigene Handeln oder die eigenen Gedanken meist als unnötig, unangenehm, lästig und total übertrieben empfunden. Trotzdessen zwingen sich Betroffene entsprechende Handlungen und Gedanken, bis zur persönlichen Zufriedenheit immer wieder auszuführen. Dadurch nehmen sie rituellen Charakter an (vgl. Wewetzer 2004, S.25). Zwangsrituale können mit Begleitstörungen wie etwa Depressionen, Angsterkrankungen sowie Ess-Tic-oder Persönlichkeitsstörungen einhergehen (vgl. Wewetzer 2004, S.31). 5.4.2.1 Zwänge bei Kindern Entgegen der langjährigen Meinung Zwangsstörungen treten nur äußerst selten bei Kindern auf, wurde inzwischen bewiesen, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte der erkrankten Erwachsenen bereits im Kindesalter von ihren Zwängen betroffen waren. Während kindliche Rituale als entwicklungsbezogene Verhaltensweisen betrachtet werden können, die zu einer normalen emotionalen und sozialen Entwicklung gehören und von Kindern als positiv erlebt werden, werden Zwangsrituale in diesem Alter oft als quälend und belastend erlebt. Zwangsrituale als Krankheitssymptom entstehen meist zwischen dem 6. und 8. Lebensjahr, also zu einem Zeitpunkt, indem kindliche Rituale rückläufig sind. Beide Formen haben jedoch $& ! gemein, dass jeweils hartnäckig auf die exakte Durchführung geachtet wird und sie in Situationen des täglichen Lebens auftreten (vgl. Wewetzer 2004, S.24f.). Studien ergaben, dass sich kindliche Zwangsgedanken am häufigsten um die Befürchtung vor Schmutz und Keimen drehen, sowie sich auf Symmetrie und Genauigkeit beziehen. Auf der Handlungsebene sind Wasch-und Reinigungsrituale, sowie Kontrollzwänge an erster Stelle zu finden. Desweiteren sind betroffene Kinder oftmals deutlich in ihrem Leistungsbereich beeinträchtigt und ziehen sich häufig aus dem sozialen Leben zurück (vgl. Wewetzer 2004, S.29f.). Die definitive Ursache, warum Kinder Zwänge entwickeln ist nicht bekannt. Auch konnte bisher kein Kontinuum zwischen kindlichen Ritualen und späteren Zwangserkrankungen festgestellt werden. Zwangserkrankte Kinder vollziehen demzufolge nicht häufiger Rituale, als nichterkrankte (vgl. Wewetzer 2004, S.25). Es wird jedoch vermutet, dass zwangserkrankte Kinder häufig perfektionistische Eltern haben. In diesem Sinne ist die elterliche Akzeptanz daran gebunden, dass einzuhalten, was die starren Regeln und die Normen der Eltern vorgaben. Abweichungen wurden geahndet oder als böse empfunden, weshalb es diese zu vermeiden galt. Aus Angst sich falsch zu verhalten und so ausgeschlossen oder bestraft zu werden, ordnet sich das Kind und seine eigene Bedürfnisse nach Unabhängigkeit und Eigenständigkeit unter, sodass es keine eigene Impulse ausleben kann. Um keine Abweichungen zuzulassen und sich stets richtig zu verhalten entwickelt das Kind für sich ritualisierte Verhaltensweisen, die ihm die Sicherheit geben, sich immer gleich zu verhalten. Dieses starre Handeln kann dann allmählich zu einem Müssen, sprich zu einem Zwang werden, der jegliches spontanes Handeln unmöglich macht (vgl. Wewetzer 2004, S.87f.). Ausgehend von den zuletzt aufgeführten Gedanken stellt sich die Frage, ob es sich eher empfiehlt den pädagogischen Alltag mithilfe von Ritualen zu gestalten und Kindern auf diese Weise Struktur uns Sicherheit zu geben, oder aufgrund der möglicherweise negativ erzeugten Effekte auf diese zu verzichten und so Platz für maximale Individualität zu schaffen. $' ! „Tägliche Routine kann entlasten, aber sie verhindert auch, dass man nach neuen und besseren Lösungen sucht, um seine Zeit sinnvoll zu füllen.“ (Gelinde Unverzagt, 2012) 5.5 Kita-Alltag gestalten – feste Strukturen oder komplette Öffnung? Gerade in unserer schnelllebigen Zeit brauchen Kinder Orte und Situationen mit verlässlichen und gleichbleibenden Strukturen, die ihnen den nötigen Halt geben. So sollte auch in Kindertagesstätten ein verbindlicher Rahmen geschaffen werden, auf den sich die Kinder verlassen können und der ihnen Orientierung im Alltag bietet. Demzufolge ist es sinnvoll, Abläufe in frühkindlichen Institutionen zu ritualisieren und Rituale zu einem festen Bestandteil des Kitalebens zu machen. Auf diese Weise werden gleichbleibende und kontinuierliche Tagesstrukturen geschaffen, die den Kindern Sicherheit, Vertrauen und Wohlbefinden vermitteln. Kindliche Bedürfnisse dürfen dabei jedoch nie aus dem Auge verloren werden. Die Struktur des Tagesverlaufs sollte sich in erster Linie an ihnen orientieren (vgl. Eder 2011, S. 7ff.). Das Selbstverständnis von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen unterliegt jedoch stetigen Wandlungsprozessen. So brauchen Kinder nach dem modernen Verständnis von Bildung Gelegenheiten, ihre Lernprozesse selbstständig zu gestalten. Folglich erweist es sich als nicht förderlich, den Kita-Alltag bis ins kleinste Detail durchzuplanen. Demnach müssen Abläufe auch mal verändert werden, um so kindlichen Entwicklungsschritten Gestaltungsspielräume zu eröffnen (vgl. Eder 2011, S.9f.). Fachkräfte sollten deshalb ihr pädagogisches Handeln und die Tagesstruktur stetig reflektieren und überprüfen, ob sich an manchen Stellen Gewohnheiten eingeschlichen haben, die eventuelle Freiräume blockieren oder Bedürfnissen nicht gerecht werden. Demzufolge kann eine Tagestruktur nicht ein für alle Male festgelegt werden, sondern sollte immer wieder an neue Gegebenheiten angepasst werden, da sie sonst nur zu sehr einengt und nur wenig Raum für individuelle Lebensgestaltung und Kreativität lässt (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.115). So sollten etwa die Tagestrukturen nicht einfach so aus dem letzten KitaJahr übernommen werden, sondern unter Berücksichtigung individueller Bedürf- $( ! nisse und durch Mitgestaltung der Kinder offen gehalten und neu angepasst werden (vgl. Eder 2011, S.10). Vielleicht entsteht so etwa der Wunsch, mal anders zu essen oder eine neue Form der Gutnachgeschichte zu hören. Auf diese Weise entdecken Kinder neue Formen z.B. von Esskultur und bekommen ausgehend von der erlebten Vielfalt wiederum die Möglichkeit, daraus persönliche Rituale zu entwickeln (vgl. Langlotz/Bingel 2008, S. 67). Bedingt dadurch, dass Kinder sich so mit den einzelnen Situationen aktiv auseinandersetzen, werden bei ihnen zusätzlich neue und kreative Denkprozesse angeregt. Diese befähigen sie zum flexiblen Denken, sprich es fällt ihnen leichter, neu zu disponieren, umzudenken und vielseitige Wege in Betracht zu ziehen – eine Basiskompetenz, die in unserer heutigen Gesellschaft durchaus gefordert ist (vgl. Eder 2011, S.7f.). Es ist festzuhalten, dass es in dieser Thematik kein Entweder - Oder gibt. Weder ein straff strukturierter Tagesablauf, noch ein komplett ungeregelter, bilden den goldenen Weg. Ein nur von starren Strukturen bestimmter Alltag kann Kinder zu sehr in ihrer Individualität einengen, während ein komplett ungeregelter bei ihnen Verwirrung stiften kann (vgl. Kaufmann-Huber 2001, S.116). Die Mischung macht es aus. Es geht darum flexibel zu arbeiten, was nicht bedeutet unstrukturiert zu sein, sondern Lebensräume für Kinder zu schaffen, in denen sie ihre individuellen Bedürfnisse entwickeln und entfalten können. Um dies zu ermöglichen sollten sich pädagogische Fachkräfte stets fragen, wann es sinnvoll ist, den Alltag mal zu unterbrechen, um ihn anders zu gestalten oder Neuerungen einzuführen, die alle bereichern. Dabei müssen sie ihr Handeln stets an den Bedürfnissen der Kinder ausrichten, um diese zum Einen nicht mit dauernden Neuerungen zu überfordern und zum Anderen durch Strukturen und Plänen Eltern, Kindern und Bildungsplänen Genüge zu tun (vgl. Eder 2011, S.8). Deshalb ist es sinnvoll „ … der Struktur, die durch Rituale geschaffen wird, und der Herausforderung, die im Ausprobieren von Neuem liegt, gleichermaßen Platz einzuräumen. So gilt es, eine Ausgewohnheit zu ermöglichen, um ein fruchtbares und stabiles Lebensumfeld für Kinder, Pädagogen und Eltern zu schaffen.“ (Eder 2011, S.7). $) ! EMPIRISCHER TEIL Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurden die fachlichen Grundlagen zum Thema Rituale in frühkindlichen Institutionen gelegt. In diesem zweiten, empirischen Teil, soll es nun darum gehen, wie Rituale in der aktuellen Praxis bewertet und gehandhabt werden. Den Fragebogen, Antworten der Befragung, die dazugehörigen Diagramme, sowie die Protokolle der teilnehmenden Beobachtung finden sich im Anhang wieder. 1.Kapitel: Vorstellung der empirischen Methoden „Unter empirischer Sozialforschung wird allgemein eine Gesamtheit von Methoden, Techniken und Instrumenten zur wissenschaftlich korrekten Durchführung von Untersuchungen des menschlichen Verhaltens und weiterer sozialer Phänomene verstanden.“ (Häder 2010, S.20). Um dabei ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen, etwa um spezielle Informationen zu gewinnen, können verschiedene Methoden eingesetzt werden. Bei diesen Methoden handelt es sich um Systeme von Handlungsanweisungen und Regeln, die dazu dienen, bestimmte Erkenntnisse bzw. gewisse Resultate zu realisieren (vgl. Häder 2010, S.20). Die Ergebnisse, die mit Hilfe solch sozialwissenschaftlicher Methoden gewonnen werden, lassen sich in quantitative und qualitative Daten unterscheiden. Wird in einer Empirie etwa die Menge eines Merkmals, einer Verhaltensweise oder etwa einer Eigenschaft betrachtet, so bezeichnet man diese Ergebnisse als quantitative Daten bzw. den Prozess als quantitative Sozialforschung. Werden solche Merkmale oder entsprechende Merkmalsausprägungen jedoch verbal beschrieben, spricht man von qualitativen Daten bzw. qualitativer Sozialforschung (vgl. Häder 2010, S.23). Dabei kommt es häufig jedoch auch dazu, dass sich qualitative und quantitative Forschungen nicht leicht voneinander trennen lassen bzw. vermischen. So habe ich für meinen empirischen Teil einen Fragebogen entwickelt, sprich eine Methode der quantitativen Forschung gewählt. Da ich ihn jedoch in Verbindung mit von mir gemachten teilnehmenden Beobachtungen setzen werde und es mir bei der Beantwortung der Fragen nicht auf die Masse, sondern auf die qualitativen Äußerungen der einzelnen Fachkräfte ankommt, zähle ich meine Forschung insgesamt zur qualitativen Forschung. %* ! Um theoretische Erkenntnisse zu überprüfen, möchte ich im empirischen Teil meiner Arbeit pädagogische Fachkräfte mit Hilfe eines Fragebogens zu ihren Erfahrungen und ihren Umgang mit Ritualen im eigenen Handeln befragen. Desweiteren werde ich mir durch teilnehmende Beobachtungen einen eigenen und nochmals vertiefenden Eindruck über bestehende Rituale in verschiedenen Kindergruppen verschaffen. Auf diese Weise können die durch den Fragebogen gewonnenen Erkenntnisse mit der gelebten Praxis abgeglichen werden. Durch den Gebrauch der Fragebögen erwarte ich mir vielseitige Antworten auf gleiche Fragen und erhoffe mir dadurch Multiperspektivität. Durch die gegebenen Antworten werde ich dann die den Fragen zugrunde liegende Konzepte überprüfen. Die Bögen dienen also als Verbindungsstück zwischen Theorie und Praxis. Zunächst möchte ich den Aufbau meines Fragebogens vorstellen, bevor ich den zweiten Teil meiner Forschung, die teilnehmende Beobachtung genauer darstellen werde. Der Fragebogen, welcher sich zur Verdeutlichung im Anhang befindet, gliedert sich in vier Teile. Im ersten Teil werden Daten zu den persönlichen Angaben der Befragten erhoben. An dieser Stelle sollen die Fachkräfte Aussagen zu ihrem Alter, ihrem pädagogischen Abschluss, möglichen Zusatzqualifikationen und der Dauer, wie lange sie bereits als pädagogische Fachkraft tätig sind, bzw. seit wann sie in ihrer jetzigen Einrichtung arbeiten, machen. Mit Hilfe dieser Fakten, möchte ich eventuelle Beziehungen zwischen Alter, beruflicher Qualifikation oder bisheriger Tätigkeit und dem Einsatz von Ritualen ermitteln. Im zweiten Teil (Rituale) werden den Fachkräften Fragen zum persönlichen Verständnis von Ritualen gestellt. Da es keine feste und allgemein gültige Definition vom Begriff Ritual(e) gibt, kann auf diese Weise in Erfahrung gebracht werden, welches Verständnis die Grundlage für das pädagogische Handeln und die Argumentationen der einzelnen Fachkräfte bildet. Dabei lässt sich außerdem ermitteln, inwieweit sich in der Praxis einzelne Verständnisse von Ritualen voneinander unterscheiden. Im dritten Teil (Selbstreflexion) werden die Erzieher zu ihrer persönlichen Einstellung und ihren eigenen Erfahrungen mit Ritualen befragt. So ist anzugeben, ob sie Rituale im Privaten ausüben, wie diese ihrer Ansicht nach gestaltet werden sollten, ob es Rituale gibt, die in der Kindheit selber erlebt und deshalb weitergegeben wurden und ob sich schon ein Mal gegen ein Ritual entschieden wurde. Durch diese Aussagen % ! kann ein Zusammenhang zwischen persönlicher Einstellung und vermehrten bzw. verminderten Einsatz in der Praxis hergestellt werden. Der letzte Teil macht den Großteil des Fragebogens aus und beschäftigt sich mit Ritualen im pädagogischen Handeln. Hier werden die Fachkräfte gezielt nach einzelnen Ritualen sowie deren Entstehung und Effekten in ihrer beruflichen Praxis befragt. Bei dem Fragebogen handelt es sich um einen standardisierten Fragebogen. Dies bedeutet, dass alle Befragten den gleichen Bogen mit den gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge erhalten. Alle Bögen sind also identisch. Bis auf eine Ausnahme im dritten Teil sind alle Fragen der ersten drei Teile offen gestellt, d.h. es sind keine Antwortkategorien vorgegeben. Auch Teil vier enthält in Teilen offene Fragen. Dies ermöglicht es den Fachkräften in eigenen Worten zu antworten. Zudem ist durch eine Fragestellung solcher Art die Wahrscheinlichkeit viel größer, eine Vielzahl an unterschiedlichen Antworten zu bekommen (vgl. Porst 2011, S.54). Teile des vierten Abschnittes des Fragebogens enthalten darüber hinaus geschlossene Fragen. Hier liegt eine begrenzte und definierte Anzahl an möglichen Antwortkategorien vor. Demzufolge muss der Befragte seine Antwort in die Vorlagen einpassen. Dabei ist stets immer nur eine Nennung möglich, d.h. die Fachkräfte müssen sich für eine der vorgegebenen Alternativen entscheiden (vgl. Porst 2011, S.51). Um die einzelnen Meinungen und Einstellungen differenziert messen zu können, habe ich die vorgegebenen Antwortformate in mehrstufige Skalen eingeteilt und diese außerdem mit folgenden vier Antwortkategorien verbalisiert: • Trifft voll und ganz zu • Trifft eher zu • Trifft eher nicht zu • Trifft überhaupt nicht zu Durch die Mehrstufigkeit der Skalen können die Befragungspersonen ihre Einstellung zum Thema zum Ausdruck bringen. Zudem wird diese Art der Befragung dem Bedürfnis des Einzelnen gerecht, seine Position differenziert darzustellen (vgl. Porst 2011, S.75). Um neutrale Antworten zu vermeiden habe ich mich für einen so genannten Force-Choice, sprich einen Frageborgen mit gerader Anzahl an Antwortkategorien entschieden. Die Befragten müssen sich also entweder für die %" ! Seite des bejahenden Pols oder für die des verneinenden entscheiden (vgl. RaabSteiner/Benesch 2010, S.55). Dadurch verspreche ich mir aussagekräftigere Ergebnisse und eindeutigeres Material. Desweiteren nutze ich in meiner Empirie die teilnehmende Beobachtung. Sie gilt als eine Standardmethode der Feldforschung. Durch die teilnehmende Beobachtung verspreche ich mir einen umfassenden Einblick in das Leben einzelner Kindergruppen und deren Rituale. Dabei stehe ich bei der Durchführung nicht passiv, sprich außerhalb des Geschehens, sondern nehme selbst an der sozialen Situation teil. So bin ich näher am Geschehen, was mir eine Innenperspektive der jeweiligen Situation eröffnet. Ziel ist es entsprechende Daten über die Rituale zu sammeln. Dabei ist es weder sinnvoll, völlig frei noch vollständig strukturiert vorzugehen (vgl. Mayring 2002, S.80f.). Um entsprechende Informationen zu dokumentieren, arbeite ich deshalb zum Einen mit eigens entwickelten halb-standardisierten Beobachtungsbögen. Wie im Anhang nachzuvollziehen, sind im Protokoll fünf Teile auszufüllen. Um sich auf den ersten Blick orientieren zu können, soll im ersten Teil knapp die vorliegende Situation beschrieben werden. Darunter sind dann im zweiten das aktuelle Datum bzw. die Dauer des Rituals einzutragen. Im folgenden dritten Teil sollen dann alle Teilnehmer aufgeführt werden. Es folgt der vierte, der Hauptteil. Ihm ist der meiste Platz des Protokolls gewidmet. Hier soll die jeweilige soziale Situation, sprich der Ablauf des Rituals verbunden mit jeweiligen Reaktionen etc. beschrieben werden. In der rechten Spalte befindet sich dann letztlich der fünfte und letzte Teil. Hier dokumentiere ich eigene Gedanken und Empfindungen. Diese wenigen Vorgaben ermöglichen es mir, offener zu arbeiten und ausführliche Kommentare abzugeben, sowie neue Aspekte herauszuarbeiten. Um die unterschiedlichen Beobachten jedoch im Nachherein miteinander vergleichen zu können, habe ich im Vorfeld trotzdem die wichtigsten Beobachtungsdimensionen festgelegt, sprich entwickelte für mich einen Beobachtungsleitfaden. So möchte ich ungeachtet der jeweiligen Situation bzw. des jeweiligen Rituals für mich festhalten wer alles daran teilnimmt, welche Rahmenbedingungen vorliegen, wie das Ritual abläuft (sprich Ablauf bekannt? Starr? Individuell? etc.), wer die jeweilige Situation anleitet, wie die Beteiligten jeweils auf sie reagieren und was ich selber in den je- %# ! weiligen Momenten empfinde. Desweiteren fokussiere ich mich in meinen Beobachtungen auf im Vorfeld von mir festgelegte Situation. Zu beobachten sind: die jeweiligen Abschieds/Begrüßungs- Tisch- und Schlafrituale, sowie spezifische Rituale der einzelnen Gruppen. Auf diese Weise sollte aus jeder Beobachtung ein aussagekräftiges Beobachtungsprotokoll entstehen. Diese Beobachtungsprotokolle werden dann im Nachherein mit den Aussagen der Fragebögen abgeglichen, wodurch ich in Erfahrung bringen möchte, inwieweit pädagogisch rituelles Handeln sich in Vorstellung und Praxis der Fachkräfte differenzieren. 2.Kapitel: Methodisches Vorgehen Nach der Erarbeitung der beiden qualitativen Methoden, bat ich zwei Kindertagesstätten in Schwaan um ihre Mithilfe bei der Durchführung meiner Empirie. Zum Einen kontaktierte ich die katholische Kindertagesstätte und bat die drei Mitarbeiterinnen dort um Hilfe beim Ausfüllen zweier Fragebögen. Ich wählte diese Einrichtung, da ich ihre Arbeit in einem meiner Praktika als sehr positiv erlebte und mir aufgrund ihrer religiösen Ausrichtung aufschlussreiche Informationen bezüglich religiöser Rituale erhoffte. Bei der zweiten Einrichtung handelte es sich um die Kindertagesstätte „Warnowkrümel“, welche sich in Trägerschaft des DRK befindet. Auch hier absolvierte ich im Vorfeld ein Praktikum, jeweils eines im Hort- und eines im Kitabereich. Die Vorgespräche zu den jeweiligen Praktika und zur Durchführung meiner Praxis empfand ich zudem immer als sehr bereichernd. Nachdem ich von den beiden Einrichtungen die Zusage zur Zusammenarbeit hatte, brachte ich die Fragebögen persönlich in die Kindertagesstätten, wo ich sie den Mitarbeitern zum Einen im persönlichen Gespräch, zum anderen in der Dienstversammlung vorstellte und Fragen bezüglich meiner Arbeit beantwortete. Ich ließ jeder Fachkraft jeweils einen Bogen für zwei Wochen zum ausfüllen dort und holte sie dann persönlich wieder ab. Um den Erziehern Anonymität zu garantieren erhielt jeder zusätzlich einen Briefumschlag, in den der Fragebogen nach dem Ausfüllen reinzustecken und dieser dann zu verkleben war. Von acht ausgeteilten Bögen bekam ich sieben zurück, was einer Rücklaufquote von 87,5% entspricht. %$ ! Diese hohe Quote ist auf die überschaubare Anzahl der ausgeteilten Bögen und den stets persönlichen gepflegten Kontakt zurückzuführen. In der Einrichtung der „Warnowkrümel“ bekam ich zudem die Möglichkeit, die Rituale der drei Kindergruppen durch teilnehmende Beobachtung mitzuerleben. Ich wählte dafür diese Einrichtung, weil mein letztes Praktikum hier noch nicht allzu lange her war und ich so einem Teil der Kinder noch bekannt, bzw. ich mit den Abläufen und Anforderungen des Alltages vertraut war. Dies schienen für mich geeignete Bedingungen zu sein, um in den Gruppen nicht als Störfaktor zu wirken und von den Kindern schnell akzeptiert zu werden. Beides wichtige Komponenten um einen angemessenen Zugang zum Untersuchungsfeld zu bekommen (vgl. Mayring 2002, S.82). Im Vorfeld setzte ich mich zuerst mit der Leiterin und anschließend mit den einzelnen Erziehern der Gruppen in Verbindung und machte mit ihnen Termine für meine jeweils eintägige Hospitation aus. Ich verbrachte dann an den jeweiligen Tagen immer ein paar Stunden in den drei Gruppen und nahm aktiv an den Geschehnissen und vor allem an ihren Ritualen teil. Um jedoch keine Situationen zu verfälschen oder meinen subjektiven Eindruck beeinträchtigen zu lassen, griff ich in die jeweiligen Situationen nicht weiter ein und überlies pädagogisches Handeln in entsprechenden Momenten weitgehend den Erziehern. Im Anschluss eines beobachteten oder erlebten Rituals zog ich mich zurück, um Eindrücke und Wahrgenommenes auf meinen Protokollen zu dokumentieren. Um eine angemessene wissenschaftliche Form herzustellen überarbeitete ich meine Aufzeichnungen nach den jeweiligen Hospitationen nochmals und trug verschiedene Beobachtungen zusammen. Entsprechende Beobachtungen, sowie die Ergebnisse der Fragebögen trug ich letztlich zusammen. Diese bilden die Grundlage für meine Schlussauswertung bilden. 3.Kapitel: Ergebnisse der Datenerhebungen Im Vorfeld meiner Ergebnispräsentation möchte ich betonen, dass die Ergebnisse meiner Empirie gemessen an der Zahl der Befragten und gemachten Beobachtungen nicht repräsentativ, sondern lediglich exemplarisch zu betrachten sind. Einige Ergebnisse der Fragebögen habe ich zur anschaulicheren Darstellung prozentual als graphische Darstellung in den Anhang eingefügt. Dort ist die Auswer %% ! tung ebenfalls nochmals in tabellarischer Form zu finden, sowie einige Protokolle der teilnehmenden Beobachtung. Ich beginne mit den Ergebnissen der Fragebögen und präsentiere im Anschluss die der teilnehmenden Beobachtungen. Der erste Teil des Fragebogens, welcher nach den persönlichen Angaben der Fachkräfte fragte lieferte folgende Ergebnisse. Zum Zeitpunkt der Befragung waren drei der pädagogischen Fachkräfte im Alter von 20 - 29 Jahren, zwei in der Altersspanne von 40 – 49 Jahren und zwei weitere zwischen 50 – 59 Jahre alt. Vier der Befragten absolvierten eine Ausbildung zum Erzieher, zwei zum Heilerzieher und einer zum Sozialassistenten. Daneben erlangten zwei Erzieher eine Zusatzqualifikation zum Religionspädagogen, einer zum Naturkindergärtner und einer verfügt über Leitungsqualifikationen. Vier der Befragten machten zu diesem Punkt keine Angaben. Zwei der Fachkräfte stiegen in ihren Beruf schon vor 1980 ein, zwei begannen zwischen 1985 und 1990 und zwei weitere starteten erst nach 2010 in den Beruf. Ein Befragter machte zu dieser Frage keine Angaben. Dabei begann ein Befragter in seiner jetzigen Einrichtung bereits zwischen 1990 und 1995, zwei zwischen 2000 und 2005 und drei erst nach 2010 zu arbeiten. Einer der Erzieher machten dazu keine Angaben. In der ersten Frage des zweiten Teils wurden die Fachkräfte darüber befragt, was sie unter dem Begriff Ritual verstehen. Mit diesem verbinden sie immer wiederkehrende Handlungen, sowie weltliche oder religiöse Bräuche. Desweiteren werden sie ein Mal als durch Wiederholung und Festigung angeeignete Abläufe beschrieben. Einige Befragten erwähnten in diesem Zusammenhang, dass Rituale feste Bestandteile der Tage und Wochen, sowie des Lebens sind, die sowohl Struktur und Zusammengehörigkeit schaffen, als auch Traditionen pflegen. Bezogen auf pädagogisches Handeln verbinden die Fachkräfte mit dem Begriff Ritual Wertevermittlung, Gemeinschaft, Orientierung, Sicherheit, Rhythmus, Fingerspiele vor dem Mittag, den Morgenkreis, einen festen Tages-Wochenablauf, die Gute-NachtGeschichte vor dem Einschlafen, sowie einen vorgegebenen Fahrplan. Außerdem wurde geantwortet, dass Rituale nicht aus dem Kita-Alltag wegzudenken seien, Kinder diese lieben und sie die Arbeit in der Institution erleichtern. Auch eignen sie sich, um den Kindern Hintergrundwissen zu einzelnen Dingen zu vermitteln. Das ständige Wiederholen löse zudem Automatismus bei den Kindern aus. In Frage acht wurden die Fachkräfte nach möglichen Effekten gefragt, die Rituale erzeugen %& ! können. Die Befragten antworteten das Rituale Ordnung, Orientierung, Sicherheit, Geborgenheit, Halt, Gemeinschaft, gute Umgangsformen, Verlässlichkeit, Bindung, Zuneigung, Selbstständigkeit und Erlebnisräume schaffen. Desweiteren reduzieren sie Angst, fördern kindliche Sprache, stärken deren Persönlichkeit, prägen Gewohnheiten bzw. das ganze Leben, helfen Kindern dabei Regeln einzuhalten und eröffnen Möglichkeiten für Gespräche. Im dritten Teil wurden die Fachkräfte gebeten, sich selber in Bezug auf eigene Erfahrungen und ihrer Einstellung gegenüber Ritualen zu reflektieren. Zunächst wurden sie in Frage neun dazu befragt, ob sie Rituale im Privaten ausüben. Diese wurde von allen mit ja beantwortet. In der zehnten Frage sollte darauf geantwortet werden, wie Rituale gestaltet werden sollten. Sie sollten liebevoll, herzlich, in Ruhe (sprich nicht in Hektik), regelmäßig, strukturiert, und immer auf die gleiche Art und Weise durchführt werden. Desweiteren sollten sie sinnvoll, gut abgestimmt und von Wertschätzung und Akzeptanz geprägt sein. In einem schönen und gemütlichen Umfeld sollten sie so durchgeführt werden, dass alle Sinne angesprochen werden. Darüber hinaus sollen sie Gewohnheiten prägen. Im Anschluss wurde nach Ritualen gefragt, die die Fachkräfte selber als Kind erlebt und weitergegeben haben bzw. noch heute vollziehen. In diesem Zuge nannten sie die Gute-NachtGeschichte vor dem Einschlafen, den Morgenkreis, Feiern im Kreise der Familie, das Singen unterm Tannenbaum, das gemeinsame Familienfrühstück am Wochenende, sowie Familientreffen. Außerdem wurden Rituale zu Festen, kirchlichen Anlässen, Mahlzeiten, Verabschiedungen und Gebeten genannt. In der letzten Frage des Selbstreflexionsteils sollten die Befragten angeben und begründen, ob sie sich schon einmal gegen ein Ritual entschieden haben. Daraufhin wurden Halloween aufgrund des Hintergrundes, sowie erfahrene Entspannungsübungen aus der Grundschule genannt. Ebenfalls gab eine Fachkraft an, dass sie nicht mehr so früh und pünktlich frühstückt, wie zu Lebzeiten der Oma und eine weitere, dass sie Familienfeste nicht mehr wie früher alleine ausrichtet. Der vierte Teil bezieht sich auf Rituale im pädagogischen Handeln. In einem gebundenen Antwortformat sollten die Fachkräfte ihre Einstellung und Einschätzung gegenüber Ritualen deutlich machen. Dabei standen ihnen die Antwortkategorien „Trifft voll und ganz zu“, „Trifft eher zu“, „Trifft eher nicht zu“ und „Trifft überhaupt nicht zu“ zur Verfügung. Auf die Aussage dreizehn „Rituale haben für mich einen %' ! hohen Stellenwert“ antworteten fünf der Befragten mit „Trifft voll und ganz zu“, einer mit „Trifft eher zu“ und einer mit „Trifft eher nicht zu“. Aussage vierzehn lautete „Ohne Rituale kann pädagogische Arbeit nicht gelingen“. Viermal wurde mit „Trifft voll und ganz zu“, zweimal mit „ Trifft eher zu“ und einmal mit „Trifft eher nicht zu“ geantwortet. Vier Fachkräfte kreuzten bei der Aussage „Rituale können pädagogisches Handeln festfahren“ „Trifft eher zu“, eine „Trifft eher nicht zu“ und zwei „Trifft überhaupt nicht zu“ an. Aussage sechzehn „Rituale lassen wenig Platz für Individualität“. Zwei antworteten mit „Trifft eher zu“, eine mit „Trifft eher nicht zu“ und vier mit „Trifft überhaupt nicht zu“. Sechs sind voll und ganz der Meinung, dass Rituale die kindliche Entwicklung fördern können. Eine Fachkraft denkt, dass dies eher zutrifft. Mit Aussage achtzehn wurde das Gegenteil beleuchtet, nämlich das Rituale die kindliche Entwicklung beeinträchtigen können. Eine Fachkraft kreuzte „Trifft eher zu“, zwei „Trifft eher nicht zu“ und vier „Trifft überhaupt nicht zu“ an. Zwei der Befragten sind voll und ganz der Auffassung, dass Rituale den gesamten pädagogischen Alltag durchziehen. Vier zählten sich in diesem Punkt zu „Trifft eher zu“ und einer zu „Trifft eher nicht zu“. Der vollen Auffassung, dass Kinder Rituale brauchen sind sechs der Erzieher. Einer wählte die Antwortkategorie „Trifft eher zu“. Für vier trifft es voll und ganz zu, dass Rituale und ihre Bedeutung regelmäßig hinterfragt und ggf. verändert werden müssen. Zwei entschieden sich für die Antwortmöglichkeit „ Trifft eher zu“ und einer für „Trifft eher nicht zu“. Aussage zweiundzwanzig lautete „Rituale müssen für alle Beteiligten nachvollziehbar sein“. Hier kreuzten sechs „Trifft voll und ganz zu“ und eine Person „ Trifft eher nicht zu“ an. Die letzte Aussage lautet „Mir sind die Rituale der anderen Kindergruppen bekannt“. Vier der Befragten antworteten mit „Trifft voll und ganz zu“, zwei mit „Trifft eher zu“ und einer entschied sich für die Antwortkategorie „Trifft eher nicht zu“. Frage vierundzwanzig befragt die Fachkräfte darüber, ob sich in ihrem pädagogischen Handeln Rituale wiederfinden. Sechs antworteten mit ja, eine mit nein. Die Personen, die mit ja geantwortet haben, sollten dann in Frage 25 begründen, warum sie diese nutzen. Folgende Antworten wurden gegeben: um kindliches Selbstbewusstsein und das Wir-Gefühl zu stärken, um Gemeinschaft zu erleben, um Übergänge zu bewältigen, zur Wertevermittlung, um Sicherhit, Verlässlichkeit, Halt und Beschäftigung zu geben, um die Persönlichkeit zu stärken, zur Arbeitserleichterung, um Kinder zum Aufräumen zu bewegen oder Aktionen interessanter %( ! zu gestalten, damit sich Kinder leichter beruhigen. Desweiteren erwähnten sie, dass ohne Rituale keine pädagogische Arbeit möglich wäre, dass diese für die kindliche Entwicklung wichtig seien, dass sie im täglichen Leben unterstützen und prägen. Bei Frage sechsundzwanzig „ Worin sehen Sie die Wichtigkeit von Ritualen in Bezug auf Kindern?“, wurden folgende Aussagen getätigt: vermitteln Kindern Werte und Umgangsformen, sind gemeinschaftsfördernd, persönlichkeitsstärkend und geben Ordnung, Struktur und Anhaltpunkte, unterstützen Kinder bei der Einordnung bestimmter Situationen in den Tagesablauf/ helfen ihnen sich im Tag zu orientieren und Handlungen zu planen, unterstützen sie bei der Akzeptanz von Regeln, verdeutlichen Dinge besser, Kinder lernen mit Ritualen eigenständig zu sein. Desweiteren sagte eine Fachkraft, dass Rituale im Vergleich zu vielen anderen Dingen der heutigen Zeit Beständigkeit haben, wodurch sie ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit geben. Durch den immer wiederkehrenden Ablauf werden sie außerdem zu Alltäglichkeiten. Auf Frage siebenundzwanzig „Gibt es Rituale, die aus Ihrem Gruppenalltag nicht mehr wegzudenken sind“ antworteten fünf der Befragten mit ja und zwei mit nein. Darauf sollten die Personen, die ja angekreuzt haben in Frage achtundzwanzig erklären warum dies so ist und wie diese Rituale entstanden sind. Zum überwiegenden Teil nannten die Fachkräfte infolge dessen Beispiele für Rituale in ihren Gruppen, so das tägliche Gebet, den Lieblingsspielzeugtag, die Geschichte vor dem Einschlafen, den Morgenkreis, den Umgang mit Kerzen, das Tischgebet, das Krippenspiel für Eltern und Freunde, das Laternenbasteln zu Sankt Martin oder das Basteln von Muttertagsgeschenken. In der katholischen Einrichtung gab man an, dass sich die Gruppenrituale vor allem aus den Traditionen des kirchlichen Jahreskreises entwickelt haben. So etwa auch das Fasten zur Fastenzeit, in der die Kinder verzichten lernen sollen. Desweiteren benannte eine Fachkraft die jährliche Weihnachtsfeier als festes Gruppenritual, das vor allem wegen der gemütlichen und besinnlichen Atmosphäre aufrecht gehalten wird. Auf die Frage, woran sich die Rituale in den einzelnen Gruppen orientieren kamen als Antworten der Tagesablauf, Fest & Feiern, besondere Anlässe, der kirchliche Jahreskreis, Bräuche & Traditionen, die Bedürfnisse der Kinder, das Alter der Kinder sowie deren Entwicklungsstand. Desweiteren erklärte eine Fachkraft, dass die Kinder selber Rituale erfinden und diese dann stetig einfordern, %) ! wodurch sie den Alltag mitbestimmen. Ein weiterer Erzieher orientiert sich mit seinen Gruppenritualen am Situationsansatz der Kita. Zwei weitere Antworten auf die Frage lauteten „pflege von Traditionen“ und „ Zusammengehörigkeit der Gruppe“. In Frage dreißig war die Frage nach der Existenz von Ritualen im Jahreskreis. Sechs der Fachkräfte bestätigten, dass es in ihrem pädagogischen Handeln feste Rituale innerhalb des Jahreskreises gibt. Eine kreuzte nein an. Auch hier sollten wenn vorhanden im Anschluss Beispiele benannt werden. Folgende Jahresrituale wurden aufgeschrieben: die Adventszeit / Weihnachten / Weihnachtsfeiern; die Fastenzeit; Ostern, Pfingsten, Mainacht, Blumen für den Marienaltar, das Basteln zum Muttertag, Erntedank, Sankt Martin, Laternen basteln zum Martinstag, Geburtstagsfeiern, den Morgenkreis nach Jahreszeiten gestalten, in der dunklen/ kalten Jahreszeit Kerzen beim Frühstück, am Wandertag etwas für den Gruppenraum mitbringen; das Sommerfest; der Kindertagsumzug; das Herbst- Osterfeuer; das Drachenfest; die Sportspiele; das Abschlussfest; die Arbeitseinsätze mit Kindern; das Schultütenfest; der Laternenumzug; das Lichtfest und das Sommerfest. Frage einunddreißig fragt danach inwieweit die Eltern in Gruppenrituale einbezogen werden und ob es eventuell Rituale gibt, die aus den Familien übernommen wurden bzw. umgekehrt. Es wurde geantwortet, dass die Eltern in die Vor-und Nachbereitung, sowie in die Gestaltung von Ritualen mit einbezogen werden. Desweiteren wird mit ihnen in Elterngesprächen über die in der Kita existierenden Rituale gesprochen. Einige Eltern hätten das Ritual des Tischspruches oder der Gute-Nacht-Geschichte mit nach Hause übernommen. Auch das rituelle Wegräumen von Spielzeug und Arbeitsmaterialien fand bei manchem Anklang. Auf die Frage, ob es in der Gruppe für manche Kinder individuelle Rituale gibt antworteten 3 der Befragten mit ja und vier mit nein. Die drei Bejaher nannten als Beispiele, dass Geburtstagsfeiern individuell nach Bedarf des jeweiligen Kindes gestaltet werden und das es bestimmte Rituale für die Vorschulkinder gibt. Eine Fachkraft nannte in diesem Zusammenhang kleine Sandpäckchen, die den Kindern während des Schlafens auf Rücken oder Brust gelegt werden und ihnen so individuell beim Einschlafen helfen. Die letzte Frage des Bogens, Nummer fünfunddreißig bezog sich auf die Reaktion der Kinder, wenn ein Ritual mal ausfällt oder verändert wird. An dieser Stelle wur- &* ! de nochmals betont, dass Rituale ein fester Bestandteil des Kita-Alltags sind. Die Kinder würden die Erzieher deshalb in einer solchen Situation deutlich darauf aufmerksam machen, dass etwas fehlt. Desweiteren wurde genannt, dass die Kinder in einem solchen Fall unkonzentrierter seien und schwerer zur Ruhe kommen. Es wurde ebenfalls geantwortet, dass die Kinder nachfragen, warum das Ritual ausfällt und dann oft traurig sind bzw. es zu einem späteren Zeitpunkt einfordern oder aber selbstständig handeln. Eine andere Fachkraft schrieb, dass die Kinder das Wegfallen oder die Veränderung zwar zur Kenntnis nehmen, jedoch nichts weiter dazu sagen würden. Soweit die Ergebnisse der Fragebögen. Nun folgend, die Resultate der teilnehmenden Beobachtung. Wie bereits beschrieben legte ich meinen Fokus vor allem auf mögliche Rituale beim morgendlichen Verabschieden und Begrüßen der Kinder, auf Tischrituale, auf Rituale vor / beim Schlafen sowie auf spezifische Rituale der einzelnen Kindergruppen. Bei den morgendlichen Abschiedsritualen fiel auf, dass vor allem die jüngeren Kinder feste Rituale und die Unterstützung ihrer Eltern sowie der Erzieher benötigen (vgl. Protokoll Nr.1&2). Sie bestehen auf ihre morgendlichen Rituale und die Erzieher kommen diesem auch nach (vgl. Protokoll Nr.1). Dafür ist es für die Fachkraft wichtig, den Ablauf des Rituals zu kennen bzw. etwa zu wissen, welche Ritualobjekte dem Kind helfen, diesen morgendlichen Übergang zu bewältigen (vgl. Protokoll 1&2). Die Kinder ließen sich durch die ihnen bekannten Rituale oft schnell beruhigen bzw. zeigten keine weiteren zu beobachtenden Problemen. Bei Kindern, die weniger bzw. gar keine Probleme beim morgendlichen Abschied zeigten, oder aber älter waren fiel auf, dass hier der Abschied und somit die Rituale oft nur zwischen den Eltern und dem jeweiligen Kind vollzogen werden, sprich der Erzieher nicht darin involviert ist (vgl. Portokoll 2&3). Dies bereitete mit teilweise etwas Unbehagen, da so in manchen Fällen der Verabschiedung bzw. der Begrüßung aus meiner Sicht nicht die nötige Beachtung geschenkt wurde, die es eigentlich bedarf. Die Kinder zeigten darauf jedoch keine zu beobachtende Reaktion. Ein schönes Ritual, dass ich bei einer Fachkraft beobachten durfte ist das Abholen des jeweilig ankommenden Kindes an der Grupperaumtür. Egal wo sich der Erzieher gerade befand, wurde ein Kind gebracht kam er immer zur Tür und begleitete & ! das Kind in den Raum und führte es so in die Gruppe ein. Dies empfand ich als ein die Kinder stärkendes Ritual (vgl. Protokoll 2). Die Rituale zum Essen bzw. zur Vorbereitung der Mahlzeiten waren in allen Gruppen nahezu identisch. Unter den Kindern werden zwei ausgewählt, die den Tischdient übernehmen. Die Kinder informieren sich, was es zum Essen gibt und decken anhand dieser Informationen für die vorher abgezählte Kinderanzahl den Tisch mit dem entsprechenden Geschirr. Im Anschluss holen sie selbstständig den Essenswagen. Wo und wie ist ihnen bekannt. Die Kinder vollziehen den Ablauf der Vorbereitungen sicher, sodass sie zum größten Teil alles selbstständig durchführen. Die Fachkraft gibt lediglich das Signal zum Beginn der Vorbereitungen. Nur bei jüngeren Kindern greift sie in einige Phasen unter die Arme (vgl. Protokoll Nr.4 & Nr.5). Wie zu beobachten war, scheint die Aufgabe bei den Kindern sehr beliebt zu sein. Ich empfand es als sehr positiv zu sehen, dass so viel Eigenständigkeit zugelassen und gefördert wird. Steht das Essen dann auf dem Tisch wissen alle Kinder, dass sie selbstständig mit dem Auffüllen beginnen können. Mit dem Essen warten alle, bis jeder etwas hat und bis ein Tischspruch aufgesagt wurde. Dieser wird im Vorfeld von den Kindern vorgeschlagen. Er kann also variieren. Trotzdem war zu beobachten, dass alle Kinder ihn mit aufsagten, er der Gruppe also stets bekannt war. Die Fachkraft musste dabei nicht helfen oder anderweitig eingreifen (vgl. Protokoll Nr.5 & Nr.6). Nur in Gruppen mit vornehmlich jüngeren Kindern wurde der Tischspruch durch den Erzieher angeleitet. So kam etwa die Aufforderung an die Kinder mit einzustimmen. Sie wurden also an dieses Ritual herangeführt (vgl. Protokoll Nr.5). Beim Essen selbst wird stets auf eine angemessene Gesprächsatmosphäre geachtet, so dass eine lockere aber keine aufdrehte Stimmung herrscht. Die Kinder sind sich in weiten Teilen diesem Rahmen bewusst und erinnern sich teilweise gegenseitig daran (vgl. Protokoll Nr.5). Nach dem Essen ist allen bekannt, dass wenn sie fertig sind, sie ihr Geschirr selbstständig abräumen können und sich dann wieder an den Tisch setzen, um auf die anderen zu warten. Diese Tischsitte haben die Kinder verinnerlicht und mussten während der Beobachtungen auch nicht weiter dran erinnert werden (vgl. Protokoll Nr.5 & Nr.6). Auch die Vorbereitung auf den Mittagschlaf wird, wenn auch von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich, ritualisiert. In einer Gruppe war zu beobachten, dass alle Kinder noch vor, bzw. einige auch noch nach dem Essen selbstständig ihre Matten &" ! und ihr Bettzeug holen und diese auf ihren festen Platz legen. Dort bereiten sie dann ihren Schlafplatz individuell vor, wobei die jüngeren Kinder von der Fachkraft Hilfe erhalten. Die Kinder wissen genau, wo sie was finden, und wie was liegen soll. Sie wirken routiniert und es ist eine überwiegend ruhige Atmosphäre (vgl. Protokoll Nr.7). Vor dem Schlafen werden dann alle Kinder dazu angehalten ins Bad zu gehen, sich zu waschen, Zähne zu putzen und auf Toilette zu gehen. Gerade auf das letzte reagieren einige Kinder mit Widerstand und beteuern nicht pullern zu müssen. Ein Paar kommen damit durch, andere müssen den Aufforderungen der Fachkraft nachkommen. Dies empfand ich als teilweise aufgezwungenes Ritual. Der Toilettengang findet sich als Ritual an mehreren festen Punkten des Tages wieder (vgl. Protokoll Nr.8 & Nr.9). Vor dem Schlafen gehen suchen sich alle Kinder selbstständig einen Stuhl, auf dem sie ihre Kleidung ablegen. Von der Fachkraft wird dabei sehr auf angemessene Ordnung geachtet. Wer fertig ist legt sich auf seine Matte und darf noch ein Buch anschauen. Durch diesen ritualisierten Ablauf wissen die Kinder, dass sie sich langsam auf den Mittagschlaf einzustellen haben. Dies ermöglicht ihnen nach und nach ruhiger zu werden. Ich empfand diesen langsamen Übergang als sehr angenehm. Auch schön, dass sich jeder seinen Schlafplatz selber vorbereiten darf und somit entscheiden kann, was er zum schlafen braucht (vgl. Protokoll Nr.7). Wenn alle liegen wird in den Gruppen eine Gute-Nacht-Geschichte gehört oder vorgelesen. Dabei ist das Einschlafritual auf eine Geschichte begrenzt. Die Kinder sind sich dieser Begrenzung bewusst und fragen nach dem Ende auch nicht nach einer weiteren. Dieses Bewusstsein für die zeitliche Begrenzung empfinde ich als sinnvoll, da andernfalls das Einschlafen von den Kindern stetig hinausgezögert werden kann (vgl. Protokoll Nr.7 & Nr.10). In einer Gruppe beobachtete ich ein Ritual, was ich als sehr liebevoll und herzlich empfand. Nach der Geschichte standen einige der Kinder nochmals auf und gingen zur Fachkraft um sich dort, je nach eigenem Wunsch und Bedürfnis nochmals eine Gute-Nacht-Umarmung oder ein Gute-Nacht-Küsschen abzuholen. Dieses Ritual gestalten die Kinder jeden Tag individuell von sich aus und befriedigen auf diese Weise selbstaktiv ihren Wunsch nach Nähe (vgl. Protokoll Nr.10). Für die Kinder der Vorschulgruppe gibt es ein festes Jahresritual, das ihnen ihren Status bewusst machen und ihnen ein Highlight sein soll. Etwa zwei Monate vor Schulbeginn brauchen sie keinen Mittagschlaf mehr machen. Statt sich nach dem &# ! Essen hinzulegen gehen sie dann auf den Hof. Den Kindern in ihrem letzten KitaJahr Höhepunkte zu setzen sehe ich als eine gute Idee. Auf diese Weise wird die Vorfreude auf die Schule kontinuierlich aufrecht erhalten und ihnen das Bewusstsein vermitteln, dass sie nun die „ganz Großen“ in der Kita sind. Bei einem Kind stellte sich heraus, dass es doch nicht wie erwartet, dieses Jahr in die Schule kommt, sondern den Kindergarten noch ein weitere Jahr besuchen wird. Aufgrund dessen wird es von dem Ritual ausgeschlossen und verbringt die Zeit in einer anderen Gruppe, in der Mittagschlaf gehalten wird. Zuerst protestierte es, doch dann fügte es sich. Desweiteren wird das Ritual für alle Kinder bei schlechtem Wetter ausgesetzt, da dann nicht auf den Hof gegangen werden kann. Es wird an solchen Tagen also wieder Mittagschlaf gehalten (vgl. Protokoll Nr.11). In mehreren Beobachtungen war eine Art Strafritual zu erkennen. Auf empfundenes Fehlverhalten einzelner wurde seitens der Fachkraft oft mit Ausschluss von der Gruppe gemahnt oder dieser auch durchführt. So war etwa zu beobachten, dass Kinder alleine essen sollten, nicht weiter am Angebot teilnehmen durften oder separat zu schlafen hatten. Die Kinder reagierten darauf oft mit Protest, doch fügten sich dem irgendwann. Dies bereitete mir oft Unbehagen (vgl. Protokoll Nr.12). Abschließend möchte ich ein Ritual präsentieren, dass mir sehr gut gefallen hat und das ich durchaus kreativ empfand. Durch das Geräusch der Klangschale markiert die Fachkraft für die Kinder das nahende Ende der Freispielphase. Um ihnen das anschließend anstehende Aufräumen zu erleichtern und schmackhafter zu machen, verpackt sie es in eine Art Wettkampf. Es wird eine Sanduhr aufgestellt, die fünfzehn Minuten misst. Bis zum Ende der Zeit muss alles aufgeräumt sein. Die Kinder eifern sofort los und sind darum bemüht so schnell wie möglich fertig zu sein um die Sanduhr zu schlagen. Dabei werden sie durch die Erzieher unterstützt und zusätzlich immer wieder angestachelt. So wird das Ende des Freispiels verschönert und ansonsten durch das Aufräumen hervorgerufener Stress vermieden (vgl. Protokoll Nr.13). 4.Kapitel: Auswertung der Ergebnisse Im Folgenden soll es um die Wertung der im Vorfeld beschriebenen Ergebnisse geben. Entsprechende Schlussfolgerungen und die Fehleranalyse, formen das &$ ! Fazit dieses empirischen Teils und bilden so den Abschluss. Ich möchte im Vorfeld darauf verweisen, dass es sich bei meinen Beobachtungen um subjektive Eindrücke handelt, die ich letztlich mit den Ergebnissen der Fragebögen in Zusammenhang setzen werde. Dadurch kann diese Auswertung nicht als die einzig richtige angesehen werden, sondern stellt im Sinne von Multiperspektivität eine Wertung von vielen möglichen dar. 4.1 Schlussfolgerungen Die Auswertung der Fragebögen zeigte, dass alle Befragten für sich eine Definition vom Begriff Ritual(e) haben und ausgehend von ihren eigenen Vorstellungen mit dieser Begrifflichkeit etwas verbinden können. Auch ist man sich darin einige, dass Rituale für Kinder wichtig sind. Ebenfalls sind sich die Fachkräfte der Effekte bewusst, die durch den Vollzug von Ritualen erzielt werden können. Dabei ist jedoch auffällig, dass hier keinerlei kritische Betrachtungen oder Bemerkungen Ritualen gegenüber vermerkt wurden. Auch bei den Behauptungen, Rituale ließen wenig Platz für Individualität oder können kindliche Entwicklung beeinträchtigen, ordnete sich der Großteil der Befragten stets der gegenteiligen Aussage zu. Trotz der Tatsache, dass fast alle Fachkräfte der Ansicht sind, das Rituale regelmäßig hinterfragt werden müssen lassen die vorangegangenen Punkte darauf schließen, dass sich mit dem Thema nicht umfassend und kritisch auseinander gesetzt wird, bzw. lediglich die positiven Seiten Beachtung finden. Auch ist auffällig, dass sich ungeachtet der jeweiligen Frage, der Fachkraft oder der Einrichtung, in der diese tätig ist, sich viele Antworten doppelten oder wiederholten. Dies macht deutlich, dass das Thema Rituale und ihre Anwendung in den Einrichtung präsent ist und Anklang findet, jedoch nicht unbedingt von den jeweiligen Institutionen und Erziehern differenziert betrachtet und auf unterschiedlichste Art herausgearbeitet und ausgeschöpft wird. Hier könnte eine mögliche Antwort für das Phänomen gefunden werden, warum sich der Alltag vieler Kindergruppen in Kitas gleicht. Aus diesem Gedanken heraus stellt sich die allgemeine Frage, wie offen Fachkräfte frühkindlicher Institutionen neuen Gedanken und Ansätzen gegenüber sind, was damit einher geht, wie tolerant sie ihnen unbekannten Ritualen gegenüberstehen. &% ! Desweiteren weckten einige Aussagen den Eindruck, als würden Rituale teilweise nicht dazu eingesetzt, um ihre positive Kraft und Effekte zu nutzen, sondern um unangemessenes kindliches Verhalten zu vermeiden, sprich die Kinder auf diese Weise zu reglementieren. Dies wiedersprich jedoch dem eigentlich Sinn eines Rituals. Die Befragten waren in der Lage, eine Vielzahl an unterschiedlichsten Ritualen zu nennen, die sie in ihrer pädagogischen Praxis vollziehen oder erleben. Dabei lässt sich jedoch in manchen Fällen die Frage stellen, ob sich Fachkräfte dem Unterschied zwischen einem Ritual und einer Gewohnheit bewusst sind. So würde ich etwa ausgehend von meinem Verständnis, die in meinen Beobachtungen erlebten Abläufe im Bad zum größten Teil weniger als Rituale, sondern eher als Gewohnheiten bezeichnen, da sie eher dazu dienen, einen bestimmten Zweck zu erfüllen, sprich der Hygiene nachzukommen und weitgehend ohne Gefühlsbeteiligung, sondern „einfach so“ vollzogen werden. Um an dieser Stelle Klarheit und Deutlichkeit zu schaffen, sollte darüber nachgedacht werden, ob es für die pädagogische Praxis eine eindeutige Definition des Begriffes geben sollte, da sie die Grundlage für das Verständnis und so für das pädagogische Handeln des einzelnen bildet. Einige der gewonnenen Eindrücke aus den teilnehmenden Beobachtungen unterstreichen diese Gedanken. So galt manch eine Situation in der einen Kindergruppe als Ritual, die in wieder einer anderen nahezu identisch durchführt nicht als solches bezeichnet wurde. Wieder andere wurden als normal angesehen, wo für mich als Außenstehender jedoch rituelles Verhalten erkennbar war. So etwa beim Strafen. Für die Fachkraft war es in diesen Momenten eine Strafe, sprich ihre Reaktion auf ein ihrer Meinung nach unangemessenes Verhalten. Nach meinem Verständnis wurde jedoch jedes Mal das gleiche Strafritual vollzogen. Wenn es aufgrund unangemessenen Verhaltens zu einer Strafe kommt, dann sollte diese auch der Situation angemessen sein und nicht eine Art von Strafe für alle Fehlverhalten. Sie sollte also der jeweiligen Situation entsprechen und im Zusammenhang zum kindlichen Verhalten stehen, damit diese die Reaktion und die Konsequenz nachvollziehen können. So jedoch wurde jede Situation gleich behandelt und immer nach identischen Ablauf und wiedekehrender Konsequenz darauf reagiert, sprich es gibt existiert ein festes Strafritual. Der pädagogischen Fachkraft schien dies jedoch nicht bewusst zu sein (vgl. Protokoll Nr.12). && ! Betrachtet man die Ergebnisse der Fragebögen und teilnehmenden Beobachtungen und setzt sie miteinander in Zusammenhang, so lassen sich deutliche Übereinstimmungen zwischen den Aussagen der Fachkräfte und der gelebten Praxis erkennen. Die Vielzahl der erlebten Rituale etwa, die ich in diesen wenigen Stunden wahrnahm unterstreicht die Aussage der Befragten, dass sich Rituale in ihrem pädagogischen Handeln wiederfinden und hier einen hohen Stellwert einnehmen. Auch durfte ich einige der genannten Rituale selber miterleben und konnte so erfahren, wie diese umgesetzt wurden. Oft glich sich diese mit den Angaben der Befragten. Ebenfalls im pädagogischen Alltag zu erleben, die Vermittlung von Werten und Kultur, sowie Umgangsformen durch Rituale. Beispielhaft dafür sind die Tischrituale zu nennen (vgl. Protokoll Nr.5 & Nr.6). Zu ihnen gehört es, dass sich die Kinder angemessen unterhalten dürfen und mit dem Aufstehen auf einander warten. Dies zeugt von gegenseitigem Respekt und akzeptiert den anderen in seinem Essenstempo. Zudem lernen die Kinder auf diese Weise, dass es in unserer Kultur üblich und in gewissem Maße auch angebracht ist sich am Essenstisch zu unterhalten. An anderen Stellen nahm ich jedoch deutliche Defizite zwischen den Antworten der Fragebögen und den Ergebnissen der teilnehmenden Beobachtung wahr, so etwa bei der Frage, woran sich die Rituale in der Gruppe orientieren. Es wurden u.a. das Alter, der Entwicklungsstand, sowie die jeweiligen Bedürfnisse der Kinder genannt. Das Jahresritual der Vorschulgruppe, bei dem alle Kinder etwa zwei Monate vor Schulbeginn keinen Mittagschlaf mehr halten brauchen kommt aber eventuell nicht den Entwicklungsstand bzw. dem Schlafbedarf der einzelnen Kinder nach. Manche wünschen sich vielleicht trotzdem eine Ruhephase, während andere diese eventuell schon seit längerer Zeit nicht mehr benötigen (vgl. Protokoll Nr.11). In diesem Sinne ist auch das rituelle auf Toilette gehen zu betrachten (vgl. Protokoll Nr.8 & Nr.9). Hier setzt sich die Fachkraft mit ihrer Ansicht über das Körperempfinden des Kindes hinweg. Das Jahresritual, des Mittagschlafes wiedersprich zudem im gewissen Sinne den Aussage der Befragten, dass Rituale u.a. deshalb vollzogen werden, um das WirGefühl zu stärken und eine gute Gemeinschaft, sowie Zusammengehörigkeit zu erleben. Durch die strikte Auslegung des Rituals, wird das Kind, welches noch ein &' ! weiteres Jahr den Kindergarten besucht, aus der Gruppe ausgeschlossen und zudem im gewissen Sinne für seinen Verbleib in der Kita bestraft. Für dieses Kind hat das Ritual somit keinen gemeinschaftstiftenden Charakter, sondern könnte sich im schlimmsten Fall sogar negativ auf das Kind auswirken. Desweitere empfinde ich es als schade, dass dieses von den Kindern heiß ersehnte Ritual über den Tag immer wieder als mögliche Strafe missbraucht wird, sprich wenn etwas vorgefallen ist wird in Aussicht gestellt, dass dies dazu führen kann, dass der Mittagschlaf stattfinden wird (vgl. Protokoll Nr.11). Dies wiederlegt die Aussage, dass Rituale ein fester Bestandteil des Alltages zum teil. In diesem Sinne lässt sich eher denken, dass solange Rituale ein fester Bestandteil sind, wie die Kinder angemessenes Verhalten zeigen. Auch die Aussage der Fachkräfte, dass es bedeutsam sei, Rituale regelmäßig und konsequent auszuführen ist in dem Sinne hinfällig, dass der Mittagschlaf bei schlechtem Wetter aufgrund von Platzmangel doch stattfindet. Somit wird das Ritual nicht konsequent durchgeführt. 4.2 Fehleranalyse Während der Auswertung der Fragebögen wurde an einigen Stellen deutlich, dass nicht alle Aussagen und Antworten der Befragten zu den gestellten Fragen passten. Um dem entgegenzuwirken wäre für spätere Befragungen solcher Art darüber nachzudenken, die Fragen noch klarer und verständlicher zu stellen, bzw. sie im Vorfeld intensiver mit den Fachkräften zu besprechen. Desweiteren waren es zum großen Teil offene Fragen, die von den Befragten nicht beantwortet bzw. offen gelassen wurden. Dies kann eventuell auf den höheren Zeitaufwand zurückgeführt werden, den es zum Beantworten von Fragen dieser Kategorie bedarf. Um es den Befragten zu erleichtern, sollte demzufolge versucht werden, möglichst viele Fragen einen weiger zeitaufwendigeren Charakter zu geben. &( ! SCHLUSSTEIL Institutionen der frühen Kindheit haben einen deutlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen. Um diesen in angemessener qualitativer Form umzusetzen, bedarf es in den Einrichtungen entsprechender Rahmenbedingungen und eine gute Qualität der pädagogischen Arbeit. Dazu zählt unter anderem, dass in den jeweiligen Gruppen eine den Gegebenheiten angepasste Tagesstruktur, sowie Bedingungen vorzufinden sind, die den Kindern Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Dies sind unter anderen die Grundlagen für emotionales Wohlbefinden, welches wiederum entscheidend dazu beiträgt, dass kindliche Selbstbildungsprozesse stattfinden. Bei der Umsetzung entsprechender Bedingungen hilft der Einsatz von Ritualen. Durch ihren von Wiederholung und Beständigkeit geprägten, festgelegten Ablauf, helfen sie Kindern dabei, sich im Fluss des Tages zu orientieren und den Überblick über die Geschehnisse zu behalten. Indem sie durch entsprechende Rituale Rückhalt erfahren, können sie den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden. Auf diese Weise geben Rituale dem Leben von Kindern den sicheren Rahmen, den sie brauchen, um ihre Fähigkeiten erproben und erweitern zu können. Es gilt jedoch zu überprüfen, ob diese durch Rituale erzeugten Wirkungen bei allen Kindern entstehen. Hilft das speziell für das Kind entwickelte Abschiedsritual dem Kind am Morgen oder gewinnt es durch die Abschiedsszene nur den Eindruck, dass es in Ordnung ist, sich von den Eltern zu trennen, weil sich ja alle Kinder auch von ihren Eltern verabschieden? Fühlt sich das Kind dadurch, dass es jeden Morgen im Morgenkreis persönlich begrüßt wird als Teil der Gruppe oder sieht es selber dieses von den Fachkräften erdachtes Ritual als individuellen Lernprozess an, um seinen Namen wiederzuerkennen? Doch egal in welchen Formen und mit welchen Wirkungen, Rituale gehören in vielen Institutionen elementarpädagogischer Praxis zum festen Alltag dazu, sprich eine Vielzahl an Situationen und Abläufen wird durch die Fachkräfte ritualisiert. Dabei gilt es jedoch von ihnen zu bedenken, dass Rituale immer den Bedürfnissen und Anforderungen der Beteiligten, sprich der Kinder gerecht werden müssen. Werden diese verfehlt bzw. können die Kinder keine Beziehung zu dem Ritual aufbauen oder dessen Sinn nicht nachvollziehen, wird dessen Wirkung ins Leere laufen. Demzufolge müssen sich Fachkräfte darüber bewusst sein, dass eingesetzte Rituale stetig reflektiert und gegebenenfalls verändert werden müssen. Um &) ! die positive Kraft von Ritualen nutzen zu können reicht es nicht aus, wenn Fachkräfte bisher schon mal irgendetwas diesbezüglich gehört haben. Dafür bedarf es eines klaren Verständnisses darüber, was ein Ritual ist und Kenntnisse, welche Wirkungen mit ihm erzielt werden können. Ein Ritual kann deshalb nicht einfach so vollzogen werden, sondern braucht stetig sinnstiftende Hintergedanken, die für alle Beteiligten geeignet sind. Der empirische Teil zeigte, dass viele Fachkräfte für sich ein Verständnis entwickelt haben, was ein Ritual ist und was sie damit erzielen möchten. Demzufolge nutzt ein Großteil diese in ihrem pädagogischen Handeln. Es zeigte sich allerdings auch, dass viele ihre angewandten Rituale nicht ausreichend reflektieren und so nur deren positiven Aspekte sehen. Desweiteren zeigt sich ein leichter Hang zur „Überritualisierung“, meint, entsprechende Situationen werden sehr schnell als Ritual bezeichnet. Demzufolge haben Rituale in der elementarpädagogischen Praxis zwar einen hohen Stellenwert inne, jedoch wird nicht kritisch genug mit ihnen umgegangen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rituale ein bekanntes und gängiges Hilfsmittel in der Praxis frühkindlicher Institutionen sind, die sich in vielen Teilen des pädagogischen Alltags wiederzufinden. Es bleibt jedoch die Frage offen, wie bewusst sich die einzelnen Fachkräfte der Thematik sind. Wie bereits angeklungen, empfiehlt es sich, im pädagogischen Sinne ein gemeinschaftliches Verständnis vom Begriff Ritual zu schaffen, etwa durch eine feste Definition, da diese Grundlage für pädagogisches Handeln ist. Diese kann etwa im Zusammenhang mit der momentanen Inklusionsdebatte neu erdacht werden. In diesem Zuge muss der Ritualbegriff in Bezug auf Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gedacht werden, was bedeutet, dass einige Fachkräfte ihr Verständnis erweitern oder verändern müssen. Im Prozess der Selbsterfahrung hat mich das Schreiben dieser Arbeit und die Auseinandersetzung mit der Thematik dazu gebracht, eigene und erlebte Rituale zu reflektieren. Dabei bin ich mir erst bewusst geworden, wie ritualisiert mein Leben eigentlich ist und wie gut mir der Halt tut, den ich dadurch erfahre. Trotzdem habe ich auch gemerkt, wie wichtig es ist, sich in seinem Denken und Handeln offen zu halten, um die neuen und aufregenden Dinge im Leben nicht an sich vorbeiziehen zu lassen. '* ! Literaturverzeichnis Berliner Bildungsprogramm für die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen bis zu ihrem Schuleintritten gewinnen. 2.Auflage. Freiburg. Herder. Bildungskonzeption MV (2010): Bildungskonzeption für 0- bis 10-jährige Kinder in Mecklenburg Vorpommern. Zur Arbeit in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege. Stand 2010. Schwerin. Bischöfliches Ordinariat (Hrsg) (2010): Religion erleben. 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Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. '$ ! ANHANG • Anlage 1 - Anschreiben • Anlage 2 - Fragebogen • Anlage 3 - Ergebnisse • Anlage 4 - Diagramme • Anlage 5 - Protokolle der teilnehmenden Beobachtung '% ! Anlage 1 - Anschreiben Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich bin Studentin des Studiengangs „Early Education – Bildung und Erziehung im Kindesalter“ an der Hochschule Neubrandenburg. Momentan studiere ich im 6. Semester und schreibe an meiner Bachelorarbeit. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit möchte ich mich mit der Thematik „Rituale“ auseinandersetzten. Unter dem Titel „ Rituale im pädagogischen Alltag als Hilfsmittel in Institutionen der frühen Kindheit“ möchte ich mich mit der Fragestellung beschäftigen, inwieweit Rituale den Alltag frühkindlicher Institutionen bestimmen und welche Wirkungen sie dabei erzielen. Dabei bitte ich Sie als ExpertenInnen aus der Praxis um Ihre Unterstützung. Anbei finden Sie den von mir zu dieser Thematik entwickelten Fragebogen. Bitte nehmen sie sich in den nächsten Tagen einige Minuten, um ihn auszufüllen. Beziehen Sie Ihre Antworten immer auf Ihre Arbeit und Ihre eigenen Erfahrungen. Falls Sie Fragen kommentieren oder bei bestimmten Fragen ausführliche Antworten geben wollen, können Sie das auf der letzten Fragebogenseite gerne tun. Stecken Sie den Fragebogen abschließend in den beiliegenden Umschlag und verschließen Sie diesen. Ich werde die Fragebögen am 21.05.2012 persönlich abholen. Die erhobenen Daten werden anonym und vertraulich behandelt und dienen lediglich als Grundlage für Thesen meiner Bachelorarbeit. Bei aufkommenden Fragen können Sie mich gerne unter folgender Nummer bzw. Email-Adresse erreichen: Franziska Holm: 0173-9022070 [email protected] An dieser Stelle bereits herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit und viel Spaß beim Ausfüllen des Fragebogens! Mit freundlichen Grüßen Franziska Holm '& ! Anlage 2 – Fragebögen '' ! '( ! ') ! Anlage 3- Fragebogenauswertung Fragebogenauswertung Persönliche Angaben 1. Alter 2. 20-29 30-39 40-49 50-59 60-67 3 - 2 2 - Keine Angaben - Art des pädagogischen Abschluss 4x Erzieher ; 2x Heilerzieher ; 1x Sozialassistent 3. Zusatzqualifikationen 2x Religionspädagogik ; 1x Leitungsqualifikation ; 1x Naturkindergärtnerin ; 4x keine Angaben 4. Wie lange sind Sie als pädagogische Fachkraft tätig? Vor 1980 – 1985 – 1990 – 1995 – 2000 – 2005 - Nach 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2010 2 2 2 5. Wie lange sind Sie in der Einrichtung tätig? 1990 1995 2000 2005 1995 2000 2005 2010 1 2 - Nach 2010 3 Keine Angaben 1 Keine Angaben 1 (* ! Rituale 6. - 7. - Was verbinden Sie mit dem Begriff Ritual bezogen auf pädagogisches Handeln? aus Kita-Alltag nicht wegzudenken Kinder lieben Rituale Wertevermittlung Hintergrundwissen vermitteln (Bsp. Warum feiern wir was?) Gemeinschaft erleben erleichtert Arbeit mit Kindern Orientierungspunkte, Ordnung, Sicherheit, Rhythmus Morgenkreis fester Tages- Wochenablauf Gute-Nacht-Geschichte vor dem Schlafen / Fingerspiele vor dem Essen geben Fahrplan vor ständiges Wiederholen löst Automatik bei Kindern aus - Welche Effekte erzielen Rituale Ihrer Meinung nach? Ordnung, Orientierung, Sicherheit, Geborgenheit, Halt reduzieren Angst schaffen Gemeinschaft schaffen gute Umgangsformen Sprachförderung Verlässlichkeit Persönlichkeitsstärkung einhalten von Regeln Bindung und Zuneigung Gespräche über Gott und die Welt prägen Gewohnheiten / das ganze Leben lang schaffen Erlebnisräume Selbstständigkeit verbessern / entwickeln - 8. Was verstehen Sie unter dem Begriff Ritual? immer wiederkehrende Handlung weltliche oder religiöse Bräuche fester Bestandteil des Lebens / der Woche / des Tages durch Wiederholung und Festigung angeeignete Abläufe schaffen Struktur, Zusammengehörigkeit pflegen Tradition ( ! Selbstreflexion 9. Gestalten Sie Rituale im Privaten? Ja Nein 7 - 10. - 11. Wie sollten Rituale Ihrer Meinung nach gestaltet werden? keine Hektik / genügend Zeit / in Ruhe liebevoll / herzlich sinnvoll gut abgestimmt regelmäßig / auf gleiche Art und Weise schönes & gemütliches Umfeld einfach / leicht zu merken strukturiert alle Sinne ansprechend geprägt von Wertschätzung und Akzeptanz Gewohnheiten prägend sind Lebensweisheiten sollten wiederholbar sein - Gibt es Rituale, die Sie als Kind erlebt haben und noch heute vollziehen bzw. weitergeben? Rituale zu Festen, kirchlichen Anlässen, Mahlzeiten, Verabschiedungen, Gebete Geschichte vor dem Einschlafen Morgenkreis Familientreffen Ausflüge in verschiedene Städte Feiern im Kreise der Familie singen unterm Tannenbaum gemeinsames Familienfrühstück am Wochenende - Gab es Situationen, in denen Sie sich bewusst gegen ein Ritual entschieden haben, es vielleicht sogar eingestellt haben – wenn ja, warum? Halloween – wegen des Hintergrunds Entspannungsübungen aus der Grundschule frühes Frühstück am Wochenende kein alleiniges Ausrichten mehr der Familienfeste - 12. Keine Angaben - (" ! Rituale im pädagogischen Handeln 13 - 23 Rituale haben für mich einen hohen Stellenwert Ohne Rituale kann pädagogische Arbeit nicht gelingen Rituale können pädagogisches Handeln festfahren Rituale lassen wenig Platz für Individualität Rituale können kindliche Entwicklung fördern Rituale können kindliche Entwicklung beeinträchtigen Rituale durchziehen den gesamten pädagogischen Alltag Kinder brauchen Rituale Es ist wichtig, Rituale und ihre Bedeutung regelmäßig zu hinterfragen und ggf. zu verändern Rituale müssen für alle Beteiligten nachvollziehbar sein Mir sind die Rituale der anderen Kindergruppen bekannt Trifft voll und ganz zu Trifft eher zu Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu 5 1 1 - 4 2 1 - - 4 1 2 - 2 1 4 6 1 - - - 1 2 4 2 4 1 - 6 1 - - 4 2 1 - 6 - 1 - 4 2 1 - (# ! 24. Finden sich Rituale in Ihrem pädagogischen Handeln wieder? Ja Nein Keine Angaben 6 1 - 25. Wenn ja, warum nutzen Sie diese? kindliches Selbstbewusstsein stärken Wir-Gefühl stärken / Gemeinschaft erleben Übergänge bewältigen Wertevermittlung Verlässlichkeit, Sicherheit, Halt, Beschäftigung geben Persönlichkeit stärken ohne Rituale keine pädagogische Arbeit wichtig für kindliche Entwicklung Arbeitserleichterung Rituale sind wichtig um Kinder zum Aufräumen zu bewegen / Aktionen interessanter gestalten Kinder können sich leichter beruhigen unterstützen im täglichen Leben sind prägend Rätselspiele am Mittagstisch - 26. - - Worin sehen Sie die Wichtigkeit von Ritualen in Bezug auf Kinder? haben Beständigkeit im Vergleich zu vielen Anreizen / Veränderungen der heutigen Zeit – geben Kindern Sicherheit / Geborgenheit / Verlässlichkeit Wertevermittlung gemeinschaftsfördernd / Gemeinschaft erleben gute Umgangsformen persönlichkeitsstärkend geben Ordnung, Struktur, Anhaltspunkte unterstützen bei Einordnung bestimmter Situationen im Tagesablauf / helfen sich im Tag zu orientieren und Handlungen zu planen immer wiederkehrend werden sie zu Alltäglichkeiten prägen sich ein Unterstützung bei der Akzeptanz von Regeln zur besseren Verdeutlichung von Dingen Kinder lernen eigenständig zu sein ($ ! 27. Gibt es Rituale, die aus Ihrem Gruppenalltag nicht mehr wegzudenken sind? Ja Nein Keine Angaben 5 2 - 28. Wenn ja, warum und wie sind diese entstanden? Tägliches Gebet Lieblingsspielzeugtag Geschichte vor dem Schlafen Morgenkreis Umgang mit Kerzen Tischgebet Krippenspiel mit Kindern für Eltern und Freunde Laternen basteln zu Sankt Martin Muttertagsgeschenke basteln fasten in der Fastenzeit – verzichten lernen Entstehung aus Traditionen aus kirchlichen Jahreskreis Fast alle Rituale nicht mehr wegzudenken, vor allem Tischspruch & Gute-Nacht-Geschichte Vor dem Essen – nach dem Essen – Hände waschen nicht vergessen Mittagsruhe – zum runterfahren Weihnachtsfeier – Gemütlichkeit, Besinnlichkeit - 29. - Woran orientieren sich die Rituale in Ihrer Gruppe? Tagesabläufe Feste & Feiern besondere Anlässe Kirchlicher Jahreskreis Bräuche & Traditionen Bedürfnisse der Kinder Alter der Kinder Entwicklungsstand der Kinder Kinder erfinden selber Rituale- fordern diese ein – machen Angebote zu Ritualen am Situationsansatz der Kita Kinder bestimmen den Alltag Pflege von Traditionen Zusammengehörigkeit der Gruppe (% ! 30. Gibt es feste Rituale im Jahreskreis Ja Nein 6 1 31. - 32. - Keine Angaben - Wenn ja, nennen Sie bitte Beispiele Adventszeit / Weihnachten / Weihnachtsfeiern Fastenzeit Ostern Pfingsten Mainacht Blumen für den Marienaltar Basteln zum Muttertag Erntedank Sankt Martin Laternen basteln zum Martinstag Geburtstagsfeiern Morgenkreis nach Jahreszeiten gestalten In der dunklen / kalten Jahreszeit Kerzen beim Frühstück Bringen am Wandertag immer etwas für den Gruppenraum mit Sommerfest Kindertagsumzug Herbstfeuer Osterfeuer Drachenfest Sportspiele Abschlussfest Arbeitseinsätze mit Kindern Schultütenfest Laternenumzug Lichtfest Sommerfest Inwieweit werden Eltern in die Gruppenrituale einbezogen? Gibt es eventuell sogar Rituale, die aus dem Gruppenalltag in die Familien übernommen werden oder umgekehrt? Vor- Nachbereitung Mitgestaltung in Elterngespräche wird über Kita-Rituale gesprochen einige Eltern haben Ritual des Tischspruches oder der Gute-NachtGeschichte übernommen wegräumen des Spielzeuges / Arbeitsmaterials (& ! 33. Gibt es in Ihrer Gruppe individuelle Rituale für einzelne Kinder? Ja Nein Keine Angaben 3 4 - 34. Wenn ja, nennen Sie bitte Beispiele - Geburtstagsfeiern individuell und nach Bedarf des Kindes gestalten - Vorschulkinder - Sandpäckchen während des Schlafens auf Brust oder Rücken der Kinder legen – hilft individuell beim Einschlafen 35. Wie wirkt es sich auf Ihre Gruppe aus, wenn ein Ritual vergessen oder abgewandelt wird? Rituale als fester Bestandteil unseres Alltags Kinder machen Erzieher darauf aufmerksam Kinder sind unkonzentrierter, nervöser, kommen schwer zur Ruhe Kinder sind sensibel - fragen nach sind traurig fordern Rituale zu späteren Zeitpunkt ein nehmen es zur Kenntnis, sagen jedoch nichts weiter dazu bei anderen Ritualen werden alte wieder aufgegriffen gehen selbstständig in den Waschraum - (' ! Anlage 4 – Diagramme , - , , , / *. $. $. '". 0 # , - , , , / *. $. "). %'. 0 $ , - , , , / *. $. % %'. "). (( 0 % ! !" , - , , , / / *. "). %'. $. 0 0 & , , *. # , - , / / *. $. (&. 0 0 ' # , - , , *. , / $. % %'. "). 0 ( () ! , - , , , / *. $. "). %'. 0 ) ( , - , *. , , / *. $. (&. 0 "* # $ % & & ' " , - , , , / *. $. "). %'. 0 " )* ! % " , - , , , / *. *. $. (&. 0 "" ) ( , - , , / *. "). , $. %'. 0 "# ) ! Anlage 5 – Protokolle der teilnehmenden Beobachtung Situation: Morgendlicher Abschied von der Mutter Protokoll Nr.1 Datum/ Dauer: Teilnehmer: 07.05.2012 7.45Uhr-8.00Uhr Mädchen(4) + Mutter + Erzieher Beschreibung der sozialen Situation - Mädchen hatte lange Zeit Probleme sich morgens von ihrer Mutter zu trennen (wenn nur unter Tränen) Erzieherin, Mutter & Mädchen entwickelten morgendliches Ritual, dass noch immer beibehalten wird - Bevor Mädchen den Raum betritt, ist sie noch lange Auf Arm ihrer Mutter Schauen dann zusammen im Gruppenraum, welche Kinder schon da sind Mädchen begleitet Mutter dann zur Tür der Einrichtung – gibt nochmal Küsschen Mutter verlässt Kita – Mädchen läuft zum Fenster, wo Mutter draußen vor steht Erzieher hebt Mädchen hoch, sodass diese auf Augenhöhe mit ihrer Mutter ist Beide winken sich nochmals + Luftkuss Mutter geht Gefühle/ Reaktionen Haben für sich individuelles + angemessene Lösung gefunden Zusammenspiel ist sehr schön anzusehen Pos. Erzieher nimmt sich jeden Morgen aufs neue Zeit für das Ritual ( könnte es ja theoretisch auch einstellen, da Probleme des Mädchens ja morgens geringer als früher) Mädchen besteht auf morgendliches Ritual, fordert es zur Not auch von Erzieher ein Alle Beteiligten kennen Ablauf des Rituals – achten darauf ihn einzuhalten )" ! Situation: Morgendlicher Abschied von der Mutter Protokoll Nr. 2 Datum/ Dauer: 03.05.2012 Teilnehmer: Junge(3) + Mutter + Erzieher Beschreibung der sozialen Situation - Junge kommt auf Arm der Mutter in Raum bereits am weinen - - Gefühle/ Reaktionen Angenehm zu sehen, wie Fachkraft & Mutter zusammen agieren + Erfolg erzielen Mutter versucht zu trösten – Erzieher kommt hinzu – versuchen ihn gemeinsam von Mutter zu lösen + ihn zu übergeben – Junge hat wie jeden Tag Spielzeug Weg gefunden, morvon zuhause mit (Teddy + Autos) gendlichen Abschied Mutter + Erzieher nutzen diese, um ihn zu beruhigen zu erleichtern Erzieher schlägt vor, Junge solle die Dinge mal zeigen, man könne ja zusammen damit spielen – lässt sich dadurch beruhigen Mutter + Erzieher arbeiten zusammen - ansonsten werden Rituale jedoch nur zwischen Kindern + Eltern ( ohne Erzieher gestaltet) - Erzieher holt jedoch jedes Kind vom Elternteil ab und betritt mit ihm zusammen den Gruppenraum / führt es rein Abholen der Kinder & in die Gruppe reinführen – schönes für Kinder stärkendes Ritual von Erzieher )# ! Situation: Abschied von der Mutter am Morgen Protokoll Nr. 3 Datum/ Dauer: 02.05.2012 8.00Uhr- 8.10Uhr Teilnehmer: Junge-a-(5) + Junge-b-(6) + jeweilige Mütter Beschreibung der sozialen Situation - - - - Gefühle/ Reaktionen Junge (a) kommt mit Mutter in Gruppe – Mutter bleibt an Tür stehen – Aufforderung er solle Erzieher begrüßen Begrüßung durch Handschlag – jedoch keine Begrüßung Mutter – Erzieher untereinander Junge (a) kehrt zur Mutter zur Tür zurück – kuscheln und küssen viel Junge (a) fragt immer Mutter wieder, ob sie ihn auch wieder abholen kommt- bestätigt dies ( so läuft es jeden Morgen) Mutter gibt letzten Kuss, schließ Gruppentür Junge (a) setzt sich auf Stuhl neben Tür und bleibt lange dort sitzen Unbehagen vor allen in Situation mit Jungen (a), da keine Hilfe seitens des Erziehers, obwohl Probleme beim Abschied bekannt Junge (b) steht mit Mutter in Tür Geben sich Abschiedskuss Junge läuft in Gruppe – Mutter geht Keine Begrüßung zwischen Erzieher & Mutter Junge (b) begrüßt Erzieher mit Handschlag Pers. Eindruck Kein angemessener Rahmen geschaffen, um sich herzlich begrüßt zu fühlen Abschiedsrituale werden meist nur zwischen Elternteil und Kindern vollzogen Pos. Raum für Abschiedsrituale zw. Eltern – Kinder wir gegeben Anschein, als werden Kinder nebenbei begrüßt Keine Tür- und Angel-Gespräche )$ ! Situation: Mahlzeiten vorbereiten Protokoll Nr. 4 Datum/ Dauer: 02.05.2012 Teilnehmer: jeweils 2 Kinder der Gruppe für eine Woche Beschreibung der sozialen Situation - Kinder informieren sich was für Essen es gibt + zählen Kinder Gefühle/ Reaktionen Sehr positiv decken nach diesen Informationen den Tisch - Gehen in Küche und holen Essenwagen - Verteilen Schüsseln auf Tisch - Decken nach Essen ab – bringen Wagen zurück – wischen Tisch ab Aufgabe bei Kindern sehr begehrt )% ! Situation: Essen + Vorbereitung der Mahlzeiten Datum/ Dauer: 03.05.2012 Protokoll Nr. 5 Teilnehmer: zur Vorbereitung jeweils 2 Kinder / zum Essen alle Kinder + Erzieher Beschreibung der sozialen Situation - Kinder entscheiden morgens selbstständig, wer Tischdienst übernimmt decken Tisch zum Frühstück + Mittag + holen Essenwagen + teilen Schüssel aus - - andere Kinder setzen sich in der Zeit an Tisch und warten Kindern ist Ablauf bekannt – Erzieher geben lediglich Signal, wann Vorbereitungen beginnen Pos. Kinder dürfen sich unterhalten – es wird dabei auf angemessene Sprechatmosphäre geachtet Gelockerte und frohe Stimmung, aber nicht aufgedreht - einladend Vor dem Essen füllen sich alle Kinder selbstständig auf – warten mit Essen, bis alle etwas haben gemeinsamer Beginn nach Tischspruch Gefühle/ Reaktionen - Große sprechen mit – jüngeren Kinder werden durch Erzieher angeleitet – Aufforderung wenn möglich mit einzustimmen (Ranführen ans Ritual) bleiben jedoch meist stumm - wer fertig ist räumt selbstständig ab, bleibt jedoch an Tisch sitzen – aufstehen erst nach Aufforderung durch Erzieher – wenn Großteil mit Essen fertig Durch Ritual wird Respekt und Selbstständigkeit geschaffen )& ! Situation: Tischritual Protokoll Nr. 6 Datum/ Dauer: 02.05.2012 Teilnehmer: alle Kinder + Erzieher der Gruppe Beschreibung der sozialen Situation - - - Kinder füllen sich selbstständig auf, warten mit Essen, bis alle etwas auf dem Teller haben Kinder dürfen Tischspruch vorschlagen – haben viele verschiedene + zu unterschiedlichen Situationen passen Beim Essen wird geflüstert – fällt Kinder schwer – viele verfallen schnell in normale Lautstärke - werden dann von Erzieher oder anderen Kindern ermahnt wer mit Essen fertig ist, räumt Geschirr selbstständig ab Gefühle/ Reaktionen Schön, das so viel Eigenständigkeit zugelassen wird Sehr respektvoller Umgang Eventuelle Lösung suchen, die das Warten erleichtert Kinder wissen, wo alles hin muss + nehmen sich selbstständig Nachtisch und beginnen damit = Essenstempo kann so jeder selber bestimmen - alle warten, bis letzter aufgegessen hat – stehen dann gemeinsam auf schnelle Esser müssen teilweise lange warten – werden unruhig - es wird auf Tischsitten geachtet – Kinder haben diese verinnerlicht )' ! Situation: Schlafen und Vorbereitung Protokoll Nr. 7 Datum/ Dauer: 03.05.2012 11.30Uhr-14.00Uhr Teilnehmer: alle Kinde der Gruppe + Erzieher Beschreibung der sozialen Situation - - noch vor dem Essen holen sich Kinder selbstständig Schön, dass jeder ihre Matten + Bettzeug – legen diese auf festen seinen Schlafplatz Platz – bereiten Schlafplatz individuell vor selber vorbereiten darf jüngeren Kinder bekommen Hilfe Durch gleichbleibenKinder wissen genau, wo was ist + hin muss - siden Ablauf wissen cher/routiniert – ruhige Atmosphäre Kinder, dass sie sich Vor dem Schlafen suchen Kinder sich selbstständig langsam auf Schlaeinen Stuhl – legen dort Anziehsachen rauf fen einzustellen Erzieher erinnert/achtet auf Ordnung - - Gefühle/ Reaktionen Wichtig, dass Ritual zeitlich begrenzt ist wer ausgezogen ist legt sich auf Matte, darf Buch anschauen – schafft ruhige + angenehme Atmosphäre, die zum Schlafen einlädt wenn alle liegen – CD zum Einschlafen 1 Geschichte wird gehört – Kinder fragen nicht nach weiterer - nach Geschichte Aufforderung – alle mögen jetzt Augen zu machen - Erzieher sitzen neben einigen Kindern, um diese zu beruhigen - Kinder, die unruhig sind werden namentlich erwähnt - Außer Kuscheltiere keine individuelle Einschlafhilfen-rituale - Kindern ist Ablauf bekannt, sehr selbstständig, reagieren routiniert auf Aufforderungen )( ! Situation: Abläufe im Badezimmer (vor/nach dem Essen; vor/nach dem Rausgehen; Vor dem Schlafen) Protokoll Nr. 8 Datum/ Dauer: 02.05.2012 Teilnehmer: alle Kinder der Gruppe Beschreibung der sozialen Situation - - - vor + nach dem Essen gehen die Kinder selbstständig & ohne Aufforderung ins Badezimmer – waschen sich Gesicht + Hände + putzen sich nach dem Essen die Zähne wenn Kinder von draußen kommen gehen sie ebenfalls selbstständig Händewaschen werden dazu angehalten vor dem Rausgehen + vor dem Schlafen auf Toilette zu gehen Kinder reagieren teilweise mit Widerstand – sie müssten nicht pullern Gefühle/ Reaktionen Erstaunen, dass Kinder so selbstständig auf Hygiene achten Ist es nicht eher Gewohnheit als Ritual? Toilettengang als teilweise aufgezwungenes Ritual manche kommen damit durch, andere müssen trotzdem gehen - Erzieher überprüft hinterher, ob Ergebnis Vorstellungen entspricht – wenn nicht, wird Kind zurück ins Bad geschickt )) ! Situation: Abläufe im Badezimmer (vor/nach dem Essen; vor/nach dem Rausgehen; vor dem Schlafen) Protokoll Nr. 9 Datum/ Dauer: 03.05.2012 Teilnehmer: alle Kinder der Gruppe + Erzieher Beschreibung der sozialen Situation - - Vor/ nach den Mahlzeiten werden Kinder aufgefordert Hände zu waschen + vor Rausgehen zusätzlich auf Toilette zu gehen Kinder werden von Fachkraft ins Bad begleitet achtet darauf, dass entsprechende Vorgänge durchgeführt werden + kontrolliert Resultat bei Unzufriedenheit – Wiederholung - Vor allem kleinen Kinder werden zum Toilettengang verpflichtet – auch bei Protest Situation wird sehr von Fachkraft angeleitet, gesteuert Kindern ist Ablauf trotzdem bekannt Gefühle/ Reaktionen Gut das auf Vorgänge geachtet wird – hilft Hygienegefühl bei Kindern zu entwickeln Kinder bräuchten in manchen allerdings mehr Entscheidungsfreiheit Bsp. Toilettengang eigene Entscheidung darüber wichtig, um eigenes Körperempfinden zu entwickeln Gerade deshalb könnte man ihnen mehr Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung geben?! ** ! Situation: Einschlafritual Datum/ Dauer: 07.05.2012 15min Protokoll Nr. 10 Teilnehmer: Fachkraft + alle Kinder der Gruppe Beschreibung der sozialen Situation - - - - Gefühle/ Reaktionen Liebevolle, harmoniErzieher liest vor dem Schlafen ausgesuchte Geschichte vor – alle Kinder liegen dabei auf ihren Mat- sche Atmosphäre ten Schafft Gemeinschaft Wenn möglich werden Kinder in die Geschichte Kinder haben Mögeinbezogen lichkeit für sich gefunden, Bedürfnisse nach Nähe individuell für sich zu befrieNach einer Geschichte ist Schluss – Kinder ist dies digen bekannt – fragen nicht nach weiterer und protestieren auch nicht Schön, dass dem Platz eingeräumt Erzieher wünscht „ Gute Nacht“ wird Einige Kinder stehen daraufhin nochmal auf und geben/ holen sich bei Erzieher Gute-Nacht-Küsschen / Gute-Nacht-Umarmung Rituale wird jeden Tag von Kindern gestaltet – jedes Kinde entscheidet für sich, ob es dran teilnimmt * ! Situation: Schlafen in der Vorschulgruppe Datum/ Dauer: 02.05.2012 11.30Uhr-14.00Uhr Protokoll Nr. 11 Teilnehmer: alle Kinder, die im Sommer in die Schule kommen Beschreibung der sozialen Situation - Festes Jahresritual, dass Kinder der Vorschulgruppe ca. zwei Monate vor Schulbeginn keinen Mittagsschlaf mehr machen müssen Gefühle/ Reaktionen Pos. , dass Kindern im Jahr Highlights geschaffen werden, die ihnen ihre Situation verdeutlicht gehen nach dem Essen auf den Hof soll für Kinder Highlight darstellen + verdeutlichen, Ritual wird eventuell nicht Entwicklungsdass sie bald zur Schule kommen stand / individuellen Schlafbedarf einzel- Rituale wird über den Tag als mögliche Strafe miss- ner Kinder gerecht braucht – bei unangemessenen Verhalten wird in Aussicht gestellt, das Mittagschlaf doch stattfindet, wenn Verhalten nicht eingestellt wird - - - Rituale stiften Junge, der doch noch ein Jahr in der Kita bleibt, muss als einziger der Gruppe drinnen bleiben und in Gemeinschaft – hier wird 1 Junge jedoch anderer Gruppe schlafen – obwohl er doch Teil der durch das Ritual Vorschulgruppe ist ausgeschlossen Kinder freuen sich, dass sie keinen Mittagsschlaf mehr machen müssen – Junge protestiert anfangs, fügt sich dann jedoch Bei schlechtem Wetter, wenn Hofgang nicht möglich, findet der Mittagsschlaf wieder statt Ritual wird nicht konsequent vollzogen *" ! Situation: Strafritual Protokoll Nr. 12 Datum/ Dauer: 07.05.201 Teilnehmer: Fachkraft + Kinde, das Strafe erhält Beschreibung der sozialen Situation - Häufig angedrohtes bzw. teilweise auch durchgeführtes Strafritual, das jeweilige Kind bei Fehlverhalten von der Gruppe zu separieren - Bsp. Alleine essen Keine weitere Teilnahem am Angebot Alleine schlafen Gefühle/ Reaktionen Wenn schon Strafe, dann individuell, angemessen + für das Kind nachvollziehbar + der Situation entsprechend Nicht eine Strafe für alle Ritual nicht im Sinne von Gemeinschaftsförderung *# ! Situation: Aufräumen Protokoll Nr. 13 Datum/ Dauer: 07.05.2012 Teilnehmer: alle Kinder der Gruppe + Erzieher Beschreibung der sozialen Situation - - Erzieher markieren durch Geräusch der Klangschale das Ende der Freispielzeit – fordern Kinder zum Aufräumen auf Sanduhr wird umgedreht (15min) – gibt Kindern Zeitrahmen für das Aufräumen nach Ablauf müssen alle fertig sein - - Gefühle/ Reaktionen Kinder sind angespornt und mit Begeisterung dabei Kinder wollen möglichst viel in möglichst kurzer Zeit aufräumen macht Aufräumen für Kinder zum Wettkampf – alle bemühen sich möglichst schnell fertig zu werden Erzieher helfen – unterstützen vor allem jüngere + neue Kinder Kinder wissen mit der Sanduhr etwas anzufangen und wissen, dass sie die Zeit zum Aufräumen verdeutlicht Kinder sind angespornt Ritual verringert Stress, der sonst oft durchs Aufräumen ausgelöst wird + verschönert das Ende des Freispiels *$ ! EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Ich versichere hiermit, dass ich die vorstehende Bachelorarbeit selbstständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe und sowohl wörtliche, als auch sinngemäß entlehnte Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen. Neubrandenburg 2.Juli 2012 Franziska Holm *%