KRAMPFADERN FRÜHZEITIG BEHANDELN

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KRAMPFADERN FRÜHZEITIG BEHANDELN
KRAMPFADERN FRÜHZEITIG BEHANDELN
Dr. med. Bruno Schwarzenbach
Phlebologie SGP (Venenleiden)
Mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung ist von
Venenleiden betroffen, und rund 75% der Fälle von
offenen Beinen sind auf nicht behandelte Venenerkrankungen zurückzuführen. Dennoch glauben
heute immer noch die meisten Patienten, dass
Krampfadern nur aus kosmetischen Gründen behandelt und operiert werden. Tatsache ist aber,
dass das langjährige Belassen von Krampfadern vielfach völlig schmerzfrei - zu einer chronischen
Hautschädigung führt, die nicht mehr vollständig
behoben werden kann. Aus diesem Grund ist es
enorm wichtig, frühzeitig in den krankhaften Prozess einzugreifen und auch symptomfreie Krampfadern zu entfernen. Dadurch können viele Unterschenkelgeschwüre («offene Beine», lat. Ulcus
cruris) vermieden werden. Bei gutem Allgemeinzustand des Patienten ist die Krampfaderoperation
bis ins hohe Alter möglich.
Entstehung von Krampfadern
Unsere Venen transportieren das sauerstoffarme
und schadstoffhaltige Blut zurück zum Herz. Die
Venenklappen als «Ventile» (Abb. 1) regeln die
Richtung des Blutstroms und verhindern einen
Rückfluss. Bei einer meist genetisch bedingten
oder auf Thrombosen zurückzuführenden Schwäche der Venenklappen fliesst das verbrauchte Blut
in die falsche Richtung, das heisst in das Bein
zurück, und verursacht dort einen Überdruck. Ein
jahrelanger krankhaft überhöhter Venendruck führt
in vielen Fällen zu Komplikationen, wenn er nicht
behandelt wird. Zu den ersten Sympto- men gehören kleinste Krampfadern, verbunden mit Schwere- und Müdigkeitsgefühl sowie Wadenkrämpfen.
Treten in der Folge auch noch Hautveränderungen
auf (Braunverfärbung, Rötung, Überwärmung, Juckreiz), so besteht die Gefahr von Komplikationen
und «offenen Beinen».
Konservative Behandlung oder chirurgische
Entfernung von Krampfadern?
Bevor die Therapie festgelegt werden kann, bedarf
es einer Abklärung mit Farbultraschall (Abb. 2) und
einer Messung des Venenabstroms. Die Untersuchungen sind schmerzfrei und werden vom Phlebologen in der Praxis durchgeführt. Bei noch geringfügig ausgebildeten Krampfadern ohne Hinweis
auf zu erwartende Komplikationen genügt meist
das konsequente Tragen von Kompressionsstrümpfen. Die Verödungstherapie sollte wegen der Gefahr von Rückfällen nur noch bei kleinsten Krampfadern, den so genannten «Besenreisern», angewendet werden.
Abb.2
Farbultraschall:
Das gesamte Venensystem ist heute dank
Farbultraschalltechnik
einsehbar
Abb.1
Korrosionspräparat:
die intakten
Venenklappen
«Ventile»
verhindern
einen Rückfluss
Operation von Krampfadern
Bei einer Operation werden nur die oberflächli- chen
krankhaft en Venen entfernt. Längere, vor allem
gradlinig verlaufende, krankhafte Venenabschnitte
werden mit einem dünnen Metallstab («Stripper»)
auf der ganzen Länge entfernt, klei- ne Krampfadern hingegen mit einem speziell dafür entwickelten Häkchen («Häkelmethode», lat. Phlebektomie).
Dank der heutigen Technik wird bei diesen Eingriffen die Haut geschont, und die kleinen Hautschnitte
sind nach drei bis sechs Monaten praktisch nicht
mehr sichtbar.
Abb.3
Querschnitt am
anatomischen
Präparat
Gelb = oberflächliches Venensystem
Rot = tiefes Venensystem, welches bei
der Krampfaderoperation nicht
tangiert wird
Abb.4
Krampfadern breiten
sich bei dieser
Patientin vom
Oberschenkel zum
Unterschenkel aus
Das tiefe Venensystem,
das mehr als 90% des
Blutes transportiert (Abb.
3), wird bei der Krampfaderoperation nicht tangiert und übernimmt
weiterhin den Venenabstrom. Eingriffe am tiefen
System werden heute nur
in seltenen Fällen durchgeführt und erfordern eine
hohe fachliche Kompetenz und Erfahrung des Gefässchirurgen.
Frühzeitige Operation
Je früher der erhöhte Venendruck in den Krampfadern beseitigt werden kann, desto weniger breiten sich die Krampfadern aus, und es ist einfacher, sie zu entfernen (Abb. 4). Sind hingegen
bereits Hautveränderungen eingetreten. wird der
operative Eingriff komplexer. Bei ausgedehnten
Schädigungen kann sich
die Haut auch nach einer
optimalen Krampfaderoperation nur in seltenen
Fällen wieder vollständig
erholen.
Behandlung von offenen Beinen
Die Behandlung von chronischen Wunden ist meist
aufwendig und schwierig. Unterschenkelgeschwüre aufgrund einer krankhaft veränderten Haut heilen grundsätzlich schlecht (Abb. 5). Am komplexen Ablauf der Wundheilung ist eine Vielzahl von
Zellen und von biochemischen Prozessen beteiligt. Der gesamte Mechanismus ist auch heute nur
zum Teil bekannt, weshalb die Behandlung eines
Ulcus cruris schwierig bleibt. Oft ist es nicht möglich, die Wundheilung von Anfang an sicher in den
Griff zu bekommen. Die Erkenntnis, dass eine
Wunde im feuchten Milieu schneller abheilt, hat in
den letzten Jahren zur Entwicklung von modernen
und verbesserten Wundauflagen bis hin zu biologischem Hautersatz geführt.
Abb.5
Unterschenkelgeschwür
(Ulcus cruris) am rechten
Innenknöchel
Die besten Behandlungschancen liegen deshalb
in einer engen Zusammenarbeit von Phlebologen,
Angiologen, Chirurgen, Dermatologen und Internisten. Dadurch ergibt sich ein breites Spektrum an
spezifischem Fachwissen und medizinischer Erfahrung, das zur Ermittlung der besten Behandlungsform für den einzelnen Patienten eingesetzt
werden kann. Eine allgemein gültige, einzig richtige Therapie bei offenen Beinen, gibt es bis heute
nicht. Die Behandlungsform muss deshalb - basierend auf einem möglichst breiten Wissen - für
jeden einzelnen Fall speziell und neu festgelegt
werden.
Venenzentrum Klinik Im Park
Leitung
Dr. med. Bruno P. Schwarzenbach
Bellariastrasse 38
8038 Zürich
T 01 209 20 50
F 01 209 20 51

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