Prof. Dr. Ulrich Deinet

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Prof. Dr. Ulrich Deinet
Ulrich Deinet
Fachhochschule Düsseldorf
1 Der Hintergrund der hier
vorgestellten Methoden
2 Die Methoden und
Anwendungsbeispiele
Ulrich Deinet, FH Düsseldorf
Aneignungs- und Sozialraumorientierung
als zentrale Qualität der Kinder- und
Jugendarbeit
• Kinder- und Jugendarbeit hat ein subjektorientiertes
Bild vom Sozialraum als Aneignungs- und
Bildungsraum
• Kinder- und Jugendarbeit gewinnt ihre konkreten
(und sich verändernden!) Ziele aus einer qualitativen
Sozialraum-Lebensweltanalyse
• Ziele werden nicht (nur) aus abgefragten
Bedürfnissen sondern aus Bedarfen entwickelt
• Kinder- und Jugendarbeit versteht sich als
Unterstützung für die Bildung des Subjektes im
sozialen Raum und stellt dazu Aneignungs- und
Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung.
• Kinder- und Jugendarbeit gewinnt die Kompetenzen
einer Expertin für die Belange von Kindern und
Ulrich Deinet, FH Düsseldorf
Grundorientierungen der
Lebensweltanalysen
Altersdifferenzierung:
Berücksichtigung der altersspezifischen Lebenslagen, Bedürfnisse, Fähigkeiten und
Interessen
Geschlechterdifferenzierung:
Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebenslagen, Interessen, Entwicklungsaufgaben,
Bedürfnisse von Mädchen und Jungen
Aktivierung und Beteiligung
Kinder und Jugendliche motivieren, für ihre Interessen/Bedürfnisse einzutreten Prozesse der
Partizipation in Gang setzen
Jugendkulturelle Orientierung
Jugendkulturelle Szene- und Stilbildungen im Stadtteil aufspüren und berücksichtigen
Cliquenorientierung
Beziehungsstrukturen, Lebenslagen, Interessen und Bedürfnisse von Jugendlichen in Cliquen
aufspüren und berücksichtigen
Kooperation und Vernetzung
Vernetzung von Strukturen, Einrichtungen und Angeboten im Stadtbezirk erkennen und
fördern
Das Aneignungskonzept zum
Verständnis der sozialräumlichen
Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen
• Aneignung als individuelle
Seite des gegenständlichen
Produktionsprozesses
• Aneignung als Gegensatz
zur Anpassung
• Der Aneignungsprozess
• Die Übertrag auf die innere
Ebene wird als
Interiorisierung bezeichnet
• Sachliche und personale
Gegenstandsbedeutung
• Das Spiel als
Aneignungstätigkeit
• Entwicklung als Folge
dominanter Tätigkeiten
Sozialökologische Modelle zum
Verständnis subjektiver
Lebenswelten
Ulrich Deinet
Fachhochschule Düsseldorf
2 Die Methoden und
Anwendungsbeispiele
Methodenkoffer
1. Die Stadtteilbegehung mit Kindern und
Jugendlichen
2. Die Nadelmethode
3. Das Cliquenraster
4. Die Institutionenbefragung
5. Die strukturierte Stadtteilbegehung
6. Subjektive Landkarten
7. Die Fremdbilderkundung
8. Die Autofotografie
9. Die Zeitbudgets
10.
Netzwerk-und Ressourcenkarte
Die Stadtteilbegehung mit Kindern +
Jugendlichen
Zielgruppe
ca. 6 – 18 Jahre
kleine Gruppe, möglichst nach Alter u.
Geschlecht differenziert
Methode
Ein Streifzug durch den Stadtteil aus der
Sicht v. Kindern u. Jugendlichen
Hilfsmittel
Fotoapparat, Karten, Diktiergerät
Erkenntnisinteresse
Den Stadtteil aus der Perspektive von
Kindern und Jugendlichen kennenlernen;
ihre Nutzung u. Bewertung v. Wegen,
Plätzen, Straßen, Ge-bäuden;
Informationen über Cliquen, Konflikte,
Gefahren bekommen
Bemerkung
Aktionsorientierte Arbeitsform spricht
Zielgruppe als Experten an!!
Die Nadelmethode
Zielgruppe
ca. 10 – 18 Jahre
kleine Gruppe, möglichst nach Alter u.
Geschlecht differenziert
Methode
Kinder u. Jugendliche kennzeichnen
versch. Orte mit verschiedenen farbigen
Nadeln auf Stadtteilkarten
Hilfsmittel
Karten auf Pinwand aufgezogen,
Metaplan-Karten, dicke Filzstifte
Erkenntnis-interesse
schnelle Bestimmung von wichtigen
Wohn- oder Freizeitorten (Hinweise auf
ihre jeweiligen Qualität); Chance zur
ersten Strukturierung des Sozialraumes
Bemerkung
Umgang m. Plänen muss nicht geläufig
sein (Altersbezug!!)
Das Cliquenraster
Zielgruppe
Methode
Alle Cliquen im Stadtteil
Hilfsmittel
Karte, Audiorecorder, Fotoapparat
Erkenntnis-interesse
Erfassung von Cliquen, Szenen,
Jugend-kulturen m. ihren Fähigkeiten,
Orientierungen u. Aktivitäten; Konflikte,
Konkurrenzen; Interessen, Bedürfnisse,
Wünsche
Bemerkung
behutsame Kontaktaufnahme ohne
Verprechungen; ggf. mehrere Kontakte;
Interviews ohne spektakulären
Mikrophoneinsatz; Achtung: Mädchen
werden vielleicht weniger erreicht!!
Systematische Beobachtung und
Befragung von Cliquen nach Ort, Zeit,
Alter,
, Outfit, Aktivitäten, …
Die Institutionenbefragung
Zielgruppe
Experten im Stadtteil,
„Schlüsselpersonen“
Methode
Leitfadengestützte Befragung von
Experten in Institutionen; auch
Schlüsselpersonen
Hilfsmittel
Interviewleitfaden, Audio-Aufzeichnung
Erkenntnis-interesse
Gezielte Abfrage (oder offenes
Interview) von/zu Problemen, Defiziten,
Netzwerken, Gefahrenstellen und –
quellen, Ressourcen und
Anderungsmöglichkeiten
Bemerkung
Kenntnisse über den Stadtteil und über
die soziale Infrastruktur müssen
vorhanden sein; sorgfältige Erstellung
eines Leitfadens
Die strukturierte Stadtteilbegehung
Zielgruppe
Methode
Fachkräfte, MitarbeiterInnen
Hilfsmittel
Karten, Fotoapparate,
Beobachtungsprotokoll
Erkenntnis-interesse
schrittweise und gezielte Ermittlung von
Problemen, Defiziten, Netzwerken,
Gefahrenstellen und –quellen,
Ressourcen und
Anderungsmöglichkeiten
Bemerkung
Methodenmix
Stadtteilbegehung der Fachkräfte, keine
Stadtteilbegehung mit Ki. + Jug.!
Wahrnehmen, Beobachten,
Interpretieren, Auswerten.
Die Autofotografie
Zielgruppe
insbesondere Kinder, auch Jugendliche
Methode
Kinder fotografieren ihre alltägliche
Umgebung und kommentieren die
entstandenen Fotos
Hilfsmittel
Einfach- oder Einmalkameras
Erkenntnis-interesse
Einholen der subjektiven Perspektive
von Kindern auf ihre alltägliche
Umgebung
Bemerkung
spielerisches Verfahren mit besonderem
Reiz wegen der medialen Gestaltung
Die subjektiven Landkarten
Zielgruppe
Methode
altere Kinder u. Jugendliche
Hilfsmittel
Malutensilien, Plakatkarton o.ä. große
Papierbögen
Erkenntnis-interesse
Durch die Gestaltungsmög-lichkeiten
erschließt sich die subjektive
Wahrnehmung von Einzelnen oder d.
Zielgruppe; durch Betrachtung und
Reflexion wird verbalisiert
Bemerkung
Betreuer strukturieren durch die
Vorgabe, was gemalt werden kann; sehr
offenes und aktivierendes Verfahren
In kleinen Gruppen oder einzeln werden
persönliche Karten gezeichnet, auf
welchen Orte und Funktionen dargestellt
werden; anschl. Besprechung der
Ergebnisse
Die Zeitbudgets
Zielgruppe
Kinder ab Schulalter u. Jugendliche (?)
Methode
Kinder u. Jugendliche tragen ihren
Zeitplan in Wochenkalender ein
Hilfsmittel
Große, vorgefertigte
Wochenkalenderblätter
Erkenntnis-interesse
womit Kinder u. Jugendliche ihre Zeit
verbringen, über wieviel „freie“ Zeit sie
verfügen und an welchen Orten sich das
abspielt
Bemerkung
Verfahren benötigt einen
entsprechenden ruhigen Rahmen und
Konzentration
Die Fremdbilderkundungen
Zielgruppe
Methode
Kinder, Jugendliche u. Erw.
Hilfsmittel
ggf. Leitfaden oder Audiorec.
Erkenntnis-interesse
Einholen der Perspektive von
„Fremden“, die nicht zur Szene gehören
oder die Einrichtungen benutzen
Bemerkung
Zufallsbefragung im Einkaufszentrum,
an Schulen usw.
leitfadengestützte Befragung zum Image
von bestimmten Orten, Einrichtungen,
Cliquen
Unser Methodenset für Schulen im
45- Minutentakt
Halbe Klasse:
1. Cliquenportrait
Halbe Klasse:
1. Nadelmethode
2. Befragung zum
Verhalten im Internet
2. Befragung zum
Freizeitverhalten
Und zum Schluß werden
noch drei
Überraschungseier
verlost!
An drei Tagen in 12
Klassen knapp 200
Jugendliche befragt!
Schriftliche Befragung „Lebenswelt
von Jugendlichen in Gevelsberg“
zu folgenden Themenbereichen:
• Fragen zur Person (anonymisiert)
• Schulische Situation (kurz)
• Freizeit: Umfang, Verteilung, Präferenzen,
Lieblingsorte, Einschätzungen zu
Gevelsberg, persönliche
Zukunftsperspektive
• Einschätzung von bestehenden
Angeboten, Cliquenorientierung, Verhalten
im Internet: Zugang, Nutzung,
Fragen zur Wahrnehmung ihrer
Umwelt mit der Nadelmethode
Interessante Ergebnisse
Cliquenportraits
Bezeichnung
Äußeres
Verhalten
Musik
Weltbild/
Politik
Treffpunkt(e)
Emos (6x)
-schwarze Kleidung
-Symbole: (Würfel,
Totenköpfe, Sterne
-Haare ins Gesicht
-Schleifen im Haar
-schlecht drauf
-depressiv
-Selbstmitleid
-Suizid
-unauffällig
-ritzen sich, -“gestört“
-Emo /Emocore
-depressive Musik
-Rock/Metal
-Alternative
-Panic a. th. Disco
-Billy Talent
-scheiß Leben
-unzufrieden
-alles ist scheiße
-alle hassen mich
-denken an
Zukunft
-Süden
-Schlosspark
-McDonalds
-Bahnhof
Punks (5x)
-bunte Haarfarben,
-Iro, Springerstiefel
-Leder und Nieten
-Buttons
-Röhrenjeans
-Sicherheitsnadeln
-sitzen rum
-gegen Nazis
-Alkohol, Drogen
-“asozial“
-(teils) aggressiv
-auch freundlich
-sind unter sich
-Punk
-Rock
-Metal
-laute Musik
-neutral
-Freiheit
-Anarchie
-Gegen Krieg
-links (extrem)
-linksradikal
-Kö
-Meuer
-Süden
-Volksschule
-Röhre
-Parks / Stadtpark
Hip-Hopper
(4x)
-XXL-Kleidung
-Baggies
-Hosen hängen tief
-Goldschmuck
-Vans
-Karl Kani
-kiffen
-eigene Sprechart
(„ey Alter“, „cool“)
-laute Musik
-meist friedlich
-Hip Hop
-Rap (Deutsch)
-R N B
-Gangster
-kein Interesse
-liberal
-Bahnhof
-Mc Donalds
-Kö
-Cafe Mocca
-Spielplatz
-Jugendzentrum
Gothics (3x)
-Schwarz
-Leder
-Rüschen
-Ruhig
-in sich gekehrt
-in Gruppe
aggresiv
-“Thema Tod“
-Rock
-Alternative
-Emo-Musik
-Gothicpunk
-nicht zufrieden
-unpolitisch
-Süden
-Park

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