"Euterentzündungen" als PDF

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"Euterentzündungen" als PDF
Kapitel der Broschüre zur Ansicht
II.
c) Entzündungen und Eutererkrankungen
Mastitis ist eine Faktorenerkrankung; besteht darin ein Bestandsproblem, sollten Sie
sich in Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt oder Milchhygienedienst zunächst
bemühen, Zusammenhänge herauszufinden. Wenn die Ursache (Melkmaschine?
Fütterung? Einstreuhygiene? ...) nicht abgestellt wird, werden immer wieder neue
Tiere erkranken.
Sinnvoll ist auch, sich einen Überblick über die an den Mastitiden beteiligten Keime
zu
verschaffen,
denn
nach
diesen
Leitkeimen
richtet
sich
dann
das
Maßnahmenpaket. Bei eutergebundenen Erregern wie z.B. Staphylococcus aureus
gilt es, die Übertragung etwa durch Melkzeugzwischendesinfektion und das Tragen
von
Handschuhen
beim
Melken
zu
minimieren.
Vor
und
während
des
Trockenstellens kann dann eine sinnvolle antibiotische Behandlung von Staph
aureus erfolgen. In der Laktation sind gerade bei Staphylococcus aureus
homöopathische Behandlungen erfolgversprechender als antibiotische, die im
Ökobetrieb Haus Riswick nicht einmal erfolgreich waren.
Zunehmend häufiger trifft man als Erreger auch Umweltkeime an (z.B. KNS), die
zwar problemlos antibiotisch zu behandeln sind, die aber - aufgrund unzureichender
körpereigener Abwehr des Tieres - sofort wieder von der Zitzenhaut in das Euter
einwandern. Auch hier ist eine homöopathische Behandlung sinnvoll. Häufig zeigt
sich dann bei der Anamnese, dass das abwehrschwache Tier eben nicht nur an einer
Mastitis leidet, sondern dass das Euter eben nur der schwächste Punkt ist. Eine
erfolgreiche Behandlung muss dann auch die Vorerkrankungen (Stoffwechsel?
Gebärmutter? Gelenksentzündungen? ) mit berücksichtigen.
Zuletzt noch ein Hinweis: Homöopathika haben keine Wartezeit, aber die Milch
euterkranker Tiere sollte dennoch verworfen werden!!!
Akute Erkrankungen und Entzündungen verlangen häufig zuerst nach Aconitum in
stündlichen Gaben. Aconitum passt besonders gut, wenn die Erkrankung nach
kaltem, stürmischem Wetter auftritt; dem Tier ist bereits deutlich ein beginnender
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Fieberschub anzumerken, ohne dass sich sagen lässt, welches Organ erkranken
wird. Euter und Milch sind zunächst unverändert, werden dann jedoch binnen kurzer
Zeit heiß, rot, geschwollen und berührungsempfindlich. Dann ist es Zeit, ein
Folgemittel zu geben; meist passt hier Belladonna sehr gut. Der akute Fieberschub
steht im Vordergrund; die Tiere sind erregt, übernervös; die erkrankten Organe sind
stark durchblutet, dadurch gerötet und geschwollen und schmerzempfindlich.
Ein weiteres Akutmittel ist Apis mellifica (Honigbiene). Das Euter ist ödematös
geschwollen (einen Finger in das Euter drücken; der Abdruck / die Delle bleibt
deutlich sichtbar für einige Minuten). Entzündungen, die nach Apis verlangen, sind
heiß und schmerzhaft, die betroffenen Viertel sind weiß-rot verfärbt und durch
Kühlung bessert sich die Schmerzhaftigkeit.
Ein wichtiges Mittel für Entzündungen, die perakut mit schneller Störung des
Allgemeinbefindens verlaufen, ist Lachesis. Die Tiere sind verrückt vor Schmerzen,
was sich in wütendem Ausschlagen bei Berühren des erkrankten Viertels äußert.
Dieses ist dunkelrot bis bläulich (Colimastitis!) und das Sekret ist stark verändert,
meist wird es schnell wässrige Konsistenz mit Eiterbröckchen annehmen. Besonders
häufig ist die linke Körperhälfte betroffen. Da bei Colimastitis sehr schnell Toxine in
die Blutbahn gelangen, die die Funktion des Immunsystems schädigen, empfiehlt
sich eine Parallelbehandlung mit Antibiotika!
Bryonia alba (Zaunrübe) ist angesagt bei hochgradiger Schmerzhaftigkeit und
heißer, harter Schwellung. Die Euterhaut ist jedoch blass. Auffällig ist, dass die Kuh
lieber auf der erkrankten Euterseite liegt (Druck bessert also!). Das Sekret ist
wässrig; Bryonia zeigt eine starke Tendenz zur Rechtsseitigkeit und häufig sind
mehrere Entzündungsherde im Körper vorhanden (Brustfell, Gelenke ...).
Eine
Bryonia-Mastitis beginnt häufig mit Stress und Milchstau; Bryonia kann daher auch
gleich gegeben werden, wenn eine Kuh aufgrund von Brunst oder Stress nicht
ausgemolken hat und das Euter daher hart und schmerzhaft ist.
Bei Phytolacca steht die Sekretionsstörung im Vordergrund, meist sind weißliche
Flocken im Vorgemelk und die Milchmenge ist vermindert, das erkrankte Viertel ist
durchgehend verhärtet und kann auch schmerzhaft und warm sein. Phytolacca ist
eines der wichtigsten Mastitismittel; in Urtinktur und D1 hemmt es die Sekretion, ab
der D4 fördert es die Sekretion. Bitte beachten bei der Potenzwahl!
Bei festsitzenden, kaum ermelkbaren Flocken kann Phytolacca mit Phellandrium
kombiniert werden.
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Hepar sulphuris, 2x täglich, passt bei stark fauligem Sekret-Geruch. Das
Milchsekret ist eitrig-gelb und in der Drüse sind derbe, schmerzhafte Knoten fühlbar,
die eine beginnende Abszedierung anzeigen.
Auch das Arzneibild von Asa foetida D8 (Stinkasant) zeigt einen stark stinkenden
Geruch. Das Sekret ist jedoch wässrig; Euterhaut und Drüsen sind eher unauffällig.
Es ist allerdings eine deutliche Schmerzhaftigkeit und Berührungsempfindlichkeit
vorhanden. Die Milch wird aufgehalten.
Eine Euterentzündung, die nach Mercurius verlangt, ist wenig oder gar nicht
schmerzhaft. Das Euter ist hart mit großknotigen Veränderungen. Im Vorgemelk
finden sich gelbe eitrige Flocken, die oft mit Blut vermischt sind.
Ist das Euter stark gefüllt, lässt sich schlecht leeren und liegt die Kuh auf der
erkrankten Seite (wie bei Bryonia!), denkt man an Lac caninum (Hundemilch).
Charakteristisch ist der Wechsel der erkrankten Viertel = wandernde Euterentzündung!
Bei chronischen und subakuten Mastitiden kann Conium maculatum D30 (Gefleckter
Schierling) das Mittel der Wahl sein. Auch hier zeigen sich harte Schwellungen mit
derben Knoten, die abszedieren können. Ansonsten ist das Euter schlaff und nicht
schmerzhaft.
Subakute Euterentzündungen, die immer wiederkehren, verlangen gelegentlich nach
Phosphorus (Gelber Phosphor) C12 oder C30, 1X täglich. Das Euter ist gespannt
und hart, jedoch ohne Schmerz; die Milch jedoch anscheinend unverändert, aber der
Schalmtest positiv und die Zellzahl erhöht.
Wenn die Mastitis nicht ausheilen will, und die Kühe auf alle möglichen Behandlungen nicht ansprechen, passt evtl. Sulphur (Schwefel) C30, 1-2 X im Abstand
von 3 Tagen. Besonders angezeigt ist Sulphur bei auffallend schmutzigen Kühen
und Rindern, die evtl. zusätzlich noch Durchfälle, Scheidenausflüsse oder
Hauterkrankungen zeigen.
Chronische und subakute Euterentzündungen benötigen oftmals Silicea C30. Die
Milch erscheint unverändert, das Euter ist schlaff, der Milchzellgehalt jedoch erhöht.
Tatsächlich sind jedoch häufig zahlreiche, kaum tastbare, kleine Abszesse in der
Milchdrüse vorhanden. Häufig schlägt Silicea bei Hefemastitiden an.
SSC (Sulphur, Silicea und Carbo vegetabilis = Holzkohle) ist bei chronischen, oft
nicht präzise diagnostizierenden Euterentzündungen die Mischung der Wahl. Carbo
beeinflusst darüber hinaus alle septischen Prozesse positiv.
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Natürlich gilt für alle Eutererkrankungen:
Häufiges Ausmelken unterstützt den Heilungsprozess!
Mittel bei Euterentzündungen
Aconitum
Hohes Fieber, Euter und Sekret noch unverändert
(D30, C200)
Belladonna
Fieber, Euter heiß, rot, geschwollen und
(D30)
berührungsempfindlich, Kuh nervös
Apis
Euter weiß-rot, ödematös, schmerzhaft, kühlen
(D30)
bessert
Lachesis
Kuh verrückt vor Schmerzen, schnelle Störung den
(D8)
Allgemeinbefindens, Euter dunkelrot-bläulich, Sekret
wässrig
Bryonia
Milchstau, Euter hart, blass, schmerzhaft; Druck
(D30)
bessert Schmerz; Sekret wässrig; oft Gelenke mit
entzündet (daher Bewegungsunlust)
Phytolacca
ein Hauptmittel bei Mastitis; fördert Sekretion!
(D30, D200)
Euter verhärtet, schmerzhaft, weiße Flocken,
Milchmenge vermindert
Phellandrium (D6)
große, kaum ausmelkbare Flocken
Hepar sulphuris
Im Euter knotige Verhärtungen ertastbar, stechende
(D30)
Schmerzen; gelbliches stinkendes Sekret
Asa foetida (D6)
Euter schmerzhaft, aber wenig verändert; Sekret
wässrig und stark stinkend
Mercurius (D12)
chronische Mastitis; Verhärtungen im Euter, immer
wieder gelbliche Flocken im Vorgemelk, die mit Blut
vermischt sein können
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Lac caninum (D30)
„wandernde Mastitis“, immer andere Viertel betroffen
Conium (D30)
chronische Mastitis, Euter schlaff/ Kuh altmelk, derbe
Knoten im Euter, nicht schmerzhaft
Phosphorus (C30)
chronische Mastitis, Euter hart, Milch unverändert
Sulphur (C30)
„SSC“, chronische Mastitis
Silicea (C30)
„SSC“, chronische Mastitis; Silicea hilft zudem oftmals
bei Hefemastitis und unterstützt die antibiotische
Behandlung von staph-aureus, wenn es direkt davor
gegeben wird
Carbo vegetabilis
„SSC“, chronische Mastitis
(D30)
Äußerliche Behandlung bei Mastitis:
Bei akuten, heißen und schmerzhaften Entzündungen eignen sich kühle Umschläge
mit Quark, Essigwasser oder essigsaure Tonerde. Es ist bei akuten Mastitiden nicht
ratsam, mit Kampfer- oder Eukalyptussalben zu arbeiten- oder würden Sie sich ein
Wärmepflaster auf eine Nagelbettentzündung kleben???
Bei älteren, subakuten und chronischen Erkrankungen kann man die Durchblutung
mit Kampfersalbe oder Eukalyptussalbe anregen und die Heilung beschleunigen.
Eukalyptus hat zudem keimabtötende Eigenschaften, hemmt jedoch die Wirkung
homöopathischer Mittel.
Weitere Eutermittel bei…
Blutmilch:
bei
traumatischer
Ursache
Arnica,
Ipecacuanha,
Hamamelis,
Millefolium
Achtung!!! Ipecacuanha und Hamamelis werden durch Arnica antidotiert!!!
bei toxischer Ursache Ipecacuanha und Lachesis im Wechsel.
Blutmilch mit Flocken: Mercurius
Geburtsödem: Apis, Apocyanum, Kalium carbonicum.
Milchaufhalten: Chamomilla, Belladonna, Natrium chloratum, Pulsatilla und
Phosphorus.
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Achtung! Chamomilla und Pulsatilla antidotieren sich gegenseitig!
Milchmangel: Phytolacca, Galega und Urtica urens wirken milchflussanregend
Strichverletzungen: Bellis perennis (frische Verletzung, Quetschung) Chamomilla
(Entzündung einer Wunde am Strich);
Schließmuskel wächst zu: Pulsatilla D200 und Ruta C30
Strichkanalverengungen und Narbenbildung vermeiden: Kalium chloratum und
Silicea
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