Linux Basic

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Linux Basic
bm:bwk - CCIT
Jänner 2002
Austrian LINUX-Certificate (Stufe 1) für Österreichs Bildung –
„Open Source“ als Arbeitsphilosophie (bm:bwk, CCIT; IBM, FAA)
Prinzipiell gibt es viele Zugänge und Angebote für das Betriebssystem LINUX: Die weltweit
getätigte offene Entwicklung über das Internet gestattet bei der Entwicklung die Mitarbeit
jedes interessierten Informatikkundigen, die großen Mutterfirmen mit ihren riesigen
Marketingbudgets fehlen. Trotzdem gibt es natürlich Distributoren, die LINUX als „Paket“
(meist als CD-ROM unter Berechnung der reinen Produktions- und Vertriebskosten)
vertreiben wie S.u.S.E., Red Hat oder Caldera.
Bei standardisierten Kenntnissen zu LINUX ist die Lage, der Philosophie des „offenen
Systems“ entsprechend, unübersichtlich: Es gibt Zertifikate, die meist umfangreiche
Administratorkenntnisse erfordern wie die Prüfungen 101 bis 3xx von Linux Professional
Institute (LPI); weitere Zertifikate von Brainbench, SAIR, Caldera oder Red Hat. Diese
Standards sind natürlich eher auf
Marktpositionierungen oder lokale Bedürfnisse
zugeschnitten, und gehen nicht auf die neuen Projektarbeitsformen ein. Daher haben sich
Experten aus dem österreichischen Schulwesen gemeinsam mit dem Bundesministerium für
Bildung und dem Verein „Competence Centers for Information Technology (CCIT)“
entschlossen, ein „Austrian LINUX Certificate, Stufe 1 “ (ALC-1) zu entwickeln, das
gemeinsam mit der Firma IBM Österreich und Finanzakademie Austria (FAA Austria )
entwickelt und als gehobene Grundstufe von Kenntnissen und Erfahrungen über das
Betriebssystem LINUX allen Interessierten und Auszubildenden in jeder gewünschten
Altersstufe angeboten werden soll.
A. Allgemeines zum Austrian LINUX Certificate, Stufe 1
Prüfungsvorgang und Prüfungsgebühren werden an das erfolgreiche Modell des
Europäischen Computerführerscheins (ECDL) – Advanced Level angepasst: Für die
Zertifikatsprüfung wird ein Organisationsmodell wie beim ECDL angeboten; die Kosten
entsprechen einem Modul des ECDL-Advanced Level (derzeit 42 Euro) und berechnen sich
aus die Lizenz- und Korrekturkosten der Zertifikatsprüfung.
Nach einer genauen Ausarbeitung von allgemeinen und praktischen Fragestellungen durch
eine Expertengruppe soll eine automatische Prüfungsauswertung programmiert werden.
Vorbereitungsmaterialien zu einem Kurs sind ebenfalls zu entwickeln.
Das Austrian LINUX-Certificate, Stufe 1 ist eine erste von drei Stufen in Richtung
professioneller Zertifikatsprüfungen sein, wobei die LPI-Zertifizierung (Linux Professional
Institute) der Stufe 1 (Prüfungen 101 und 102) im Auge behalten wird.
In der Folge wird nun ein Syllabus für das Austrian LINUX-Certificate, Stufe 1 beschrieben,
der mit entsprechenden Fragestellungen eine erste Orientierung über den Stoffumfang geben
soll. Dieser Syllabus wird veröffentlich und soll jedem Anbieter von Kursmaterial oder
Kursen als Leitlinien für den Umfang und das Niveau der Zertifikatsprüfung geben. Die
Prüfung selbst setzt sich aus Multiple Choice – Fragen und praktischen Aufgaben, die
unmittelbar am PC bearbeitet werden, zusammen.
Β. Der Austrian LINUX-Certificate Syllabus
B.1. Ziel der Ausbildung :
Der Prüfungskandidat kennt die Struktur und Komponenten von LINUX. Er kann die
wesentlichen LINUX-Kommandos anwenden und das System über die Desktopoberfläche
(Komman-dozeile, graphische Oberfläche) bedienen. Er kann die UNIX-Werkzeuge
anwenden.
B.2. Umfang der Ausbildung: Prinzipiell nicht normiert; 70 Stunden als Richtwert.
B.3. Vorkenntnisse: Grundkenntnisse der Datenverarbeitung; Anwendung eines Betriebssystems (beispielsweise auf ECDL-Niveau, Module 1 und 2).
B.4. Didaktische Grundsätze: Gruppenkurs mit klar definierten Vorgaben in Richtung einer
Zertifikatsprüfung; hoher Praxisanteil (zuerst mit einem vorgefundenen, dann aber auch neu
aufgesetztem Betriebssystem LINUX; siehe Inhalt). Ein Verständnis für Lizenzformen soll
erzeugt werden.
B.5 Struktur der Prüfungsinhalte:
Die Abfolge der Inhalte ist chronologisch mit dem Fortschreiten im Kurs zu verstehen.
B.5.1. Arbeiten mit Dateien, Verzeichnissen und Dateistrukturen (einschliesslich Ansprechen
einfacher Gerätedateien wie Speichermedien, Drucker, u.a.);
B.5.2. LINUX-Online-Systemdokumentation („Hilfe zur Selbsthilfe“);
B.5.3. UNIX-Editor: vi (mit reduziertem Befehlsumfang; eventuell auch andere Editoren);
B.5.4. Prozesse und Prozessverwaltung (Prozesse erzeugen, überwachen, abbrechen);
B.5.5. Arbeiten mit der LINUX-Kommandozeile (Variable; Filter; Pipes; Start-up-Skripte);
B.5.6. Benutzerkonzepte, Benutzerverwaltung;
-------------------------------B.5.7. Einfache Installation von LINUX; Basis-Konfiguration; Geräteverwaltung;
B.5.8. Netzwerkanbindung mit einem “Local Area Network” und dem Internet;
B.5.9. X-Windowsystem – Grundlagen der graphischen Oberfläche;
B.5.10. Sicherheit (zusammenfassende Vorkehrungen; Sicherheitseinstellungen).
B.6. Methodische Hinweise
Der erste Teil der Ausbildung kann in der Konfiguration als SSH-Client (Secure shell) in
einem EDV-Raum mit einem PC pro Kandidaten/Schüler/Studenten (Übungsaspekt!)
erfolgen. Die vermittelten Inhalte sind möglichst unabhängig von der jeweiligen Distribution
von LINUX zu halten. Eine Befehlsliste wird dem Syllabus angeschlossen, um Umfang und
Tiefe der Erörterung klarzumachen. Auf diverse Formen von Sicherheitskonzepten ist bei der
Lehrstoffdarbietung laufend einzugehen (Anlegen eines zweiten Benutzers etc...).
C. Befehlsliste zum LINUX-Certificate, Stufe 1
Die Einteilung der nachfolgenden Befehle entspricht der im Kap.B getroffenen Reihenfolge.
Abänderungen wie beispielsweise ein Vorziehen der Hilfebefehle kann didaktisch sinnvoll
sein. Liste von Befehlen, die die Schüler im Rahmen von Kursen zum Zertifikat auf jeden Fall
kennenlernen sollen:
0. Basics
Logout, exit; w, who, whoami, id ; passwd; date.
1. Arbeiten mit Dateien und Verzeichnissen
Pwd, cd, ls; locate find; which, file; cp, mv; ln; mkdir, touch; rm, rmdir; cat, less, more; sed,
awk; lpr; tar, gzip, bzip2.
2. Hilfe
Man, info; --help, -h; whatis, apropos; HOWTOs.
3. Edit
Vi; (x)emacs; joe, pico, ed.
4. Prozesse
Uname; ps, top; nice; kill, killall; shutdown, halt, reboot; runlevel, telinit;
5. Shell Grundlagen
Bash; alias; echo; #!/bin/sh; &, bg, fg; | < > ``; head, tail; grep, wc; sort, uniq; cut.
6. Benutzer
Passwd; su, sudo; useradd, usermod, userdel; chmod, umask; write, talk.
7. Installation und Konfiguration
Fdisk, pdisk; rpm; du, df; mount, umount; Paketverwaltung, beispielsweise lilo.
8. Vernetzung
Ifconfig; route; netstat; ping, traceroute; host, hostname, nslookup, dig; ssh, scp; ftp.
9. X-Windowsystem
Startx, xinit; gnome, kde; Browser- und Mailprogramme.
D. Vor- und nach dem Austrian LINUX-Certificate
Unterhalb des Austrian LINUX Certificates könnte in Zukunft bei konsequenter Handhabe
auf der Ebene des ECDL - Moduls 2 (Betriebssysteme) der Linux-Desktop-User angesiedelt
sein (Kommandozeile, einfache Datei- und Verzeichnisverwaltung, einfache Prozesse) bzw.
in den anderen Modulen der Officepalette mit Staroffice gearbeitet werden.
An das Austrian LINUX -Certificate schliessen in zwei weiteren Stufen Bausteine an, die in
Richtung des LPI-Programms gehen und die LPI-Prüfungsbausteine 101 und 102
unterstützen. Dies bedeutet einerseits eine Vertiefung der oben angeführten Inhalte und
andererseits eine Erweiterung in Richtung Administration, Hardware, Installation und
Paketverwaltung,
Linux-Kernel,
Shells,
Scripting,
Netzwerkdiensten
und
Sicherheitskonzepten. Diese Ziele können in zwei weiteren Modulen erreicht werden.
Der Prüfungsablauf wurde entsprechend vordefiniert. Fragen und praktische Beispiele werden
von Experten ausgearbeitet.
Literatur:
Tobin Maginnis, GNU/Linux-Zertifizierung, d´punkt-Verlag, 2001.
August Hörandl, Linux, ADIM-Skripten, Wien/Graz, Nov.2000; ISBN-3-85071-093-9.
IBM, AIX/Unix/Linux-Kursverzeichnis (unter ibm.com/services/learning/at ).
Linux-Webforum www.linuxfibel.de .
Vitual book www.kofler.cc/linux.html .
Das LPI-Programm, Prüfungsziele der LPI-Prüfungen 101 und 102 (von FAA zur Verfügung
gestellt).
G. Aichholzer, A. Braun, C. Dorninger, A. Hörandl, S. Karpischek, M. Kugler, H. Jakoubek, M. Weiss, M.
Weissenböck, Jänner 2002.

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