Diabetes Früherkennung Typ 2 Diabetes ist häufig unentdeckt

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Diabetes Früherkennung Typ 2 Diabetes ist häufig unentdeckt
Nr. 189 - 04/2011
Diabetes Früherkennung
Typ 2 Diabetes ist häufig unentdeckt:
Nutzen Sie die Chance zur Früherkennung
Zur Messung von Glukose und HbA1c dürfen nur standardisierte und qualitätsgesicherte Labormethoden zum
Einsatz kommen. Schnellteste und POCT-Methoden (Point of Care Testing) sind laut der Deutschen Diabetes
Gesellschaft (DDG) für die Stellung der Diagnose „Diabetes mellitus“ nicht geeignet. Die Messung der Glukose
sollte aus venösem Plasma unter Verwendung von Natrium-Fluorid (NaF)-Röhrchen erfolgen.
Diabetes mellitus ist der Sammelbegriff für heterogene Störungen des Stoffwechsels mit einer chronischen Hyperglykämie als Leitbefund. Typische
Langzeitschäden sind v.a. mikro- und/oder makroangiopathisch bedingte Folgeerkrankungen verschiedener Organe, insbesondere an Augen, Nieren, Herz,
peripheren Arterien und Nervensystem.
Eine Untersuchung in Deutschland zeigte, dass in der
Altersgruppe 55-74 Jahre eine Prävalenz des unentdeckten Diabetes mellitus 8,2% betrug.
Patienten mit Typ 2 Diabetes (ca. 90% der Patienten mit Diabetes mellitus) zeigen eine verminderte Insulinwirkung bei meist normaler oder sogar
erhöhter Insulinsekretion zu Beginn der Erkrankung
(Insulinresistenz).
Eine verminderte Glukosetoleranz wurde sogar bei
16% der 55 bis 74-jährigen gefunden. Diese verminderte Glukosetoleranz führt dazu, dass in etwa 6% der
betroffenen Patienten innerhalb eines Jahres einen
manifesten Typ 2 Diabetes entwickeln.
Es besteht eine Assoziation zum metabolischen
Syndrom (Dyslipidämie, Adipositas, arterieller Hypertonie) und die Erkrankung manifestiert sich meist
im höheren Erwachsenenalter. Die demografischen
Entwicklung mit einem Älterwerden der Gesellschaft sowie eine Zunahme der Adipositas aufgrund
der heutigen Lebensgewohnheiten erklärt auch, dass
weltweit ein Ansteigen der Erkrankungshäufigkeit bei
Diabetes mellitus zu beobachten ist. Die Prävalenz des
Typ 2 Diabetes beträgt in Westeuropa zwischen 7-9%.
Für den Typ 2 Diabetes empfiehlt die Deutsche Diabetesgesellschaft (DDG) generell ein Screening der Nüchternblutglukose ab dem 45. Lebensjahr. Im Rahmen
der Gesundheitsuntersuchung ab dem 35. Lebensjahr
(„Check-up 35+“), die von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommenen wird, ist bereits eine
Glukosebestimmung vorgesehen.
Die Häufigkeit des unentdeckten Diabetes mellitus
in Deutschland liegt im Verborgenen, da der Beginn
der Krankheit sehr häufig ohne Symptome verläuft.
Der Anteil des unentdeckten Diabetes mellitus war
damit in etwa so hoch wie die Häufigkeit des bekannten
Diabetes in dieser Altersgruppe (8,4%).
Auf diese Chance zur Früherkennung der Volkskrankheit Diabetes mellitus sollten die Patienten immer
wieder hingewiesen werden. Der Check-up kann zur
Prävention chronischer Erkrankungen alle 2 Jahre
durchgeführt werden.
Abb. 1 Diagnostisches Flussschema Diabetes mellitus
Nach der Leitlinie der Deutschen Diabetesgesellschaft aus dem Oktober 2010. Die Plasmaglukose
(PG) sollte aus einem Natrium-Fluorid (NaF)-Röhrchen bestimmt werden. NaF hemmt die In-vitroGlykolyse, die ansonsten bei der Bestimmung aus venösem Vollblut/Serum bzw. kapillärem Vollblut zu
falsch niedrigen Werten führen kann.
Symptome des Diabetes
(d.h. Gewichtsverlust, Polyurie, Polydipsie)
und/oder erhöhtes Diabetes-Risiko
(Bestimmung mit Diabetes Risiko-Test, DRT)
HbA1c *
**
5,7-6,4 %
≥39-47 mmol/mol
≥ 6,5 %
≥ 48 mmol/mol
< 5,7 %
< 39 mmol/mol
Nüchternglukose oder OGTT
[mg/dl]
NPG ≥ 126 und/oder NPG 100-125 und/oder NPG < 100 und/oder im OGTT
2h-OGTT-PG ≥ 200 2h-OGTT-PG 140-199 NPG < 100 und 2h-PG < 140
[mmol/l]
NPG ≥ 7,0 und/oder
2h-OGTT-PG ≥ 11,1
NPG 5,6-6,9 und/oder
2h-OGTT-PG 7,8-11,0
NPG < 5,6 und/oder im OGTT
NPG < 5,6 und 2h-PG < 7,8
Diagnose:
Diabetes
Diagnose:
Kein Diabetes
Aufklärung über Diabetesrisiko, Lifestyle-Intervention,
Behandlung von Risikofaktoren.
Erneute Risikobestimmung und HbA1c nach 1 Jahr
Therapie gemäß
Leitlinie
* bei Diabetes Symptomen zusätzlich sofortige Glukosemessung
** wenn eine Verfälschung des HbA1C-Wertes zu erwarten ist, primär Diagnose durch Glukosemessung
Abk. NPG: Nüchtern-Plasmaglukose; 2h-OGTT-PG: 2h-Plasmaglukose im oralen Glukosetoleranztest (75 g), mmol/l
Bei Diabetessymptomen (d.h. Gewichtsverlust, Polyurie, Polydipsie) empfiehlt die DDG in ihrer Leitlinie
seit Oktober 2010 bei nicht-schwangeren Erwachsenen die primäre Mitbestimmung des HBA1c.
(HbA1c ≥6,5% Diagnose eines Diabetes mellitus bzw.
HbA1c <5,7% Ausschluss eines Diabetes mellitus).
Bei Patienten mit einem HbA1c von 5,7-6,4% wird
weiter empfohlen, die herkömmlichen Kriterien zu
verwenden (siehe Abb. 1).
Bei der Glucosebestimmung aus dem Serum ist wegen
der In-vitro -Glykolyse mit der Möglichkeit falsch niedriger Messwerte zu rechnen. Dies kann dazu führen,
dass bei der Bestimmung der Glukose aus
Serum durch falsch niedrige Werte ein Diabetes
mellitus übersehen wird.
Es wird daher empfohlen,
unbedingt
Abnahmesysteme
mit
Hemmstoffen der Glykolyse zu
verwenden (z.B. NatriumFluorid (NaF)-Röhrchen).
Abb.2 Natrium-Fluoridröhrchen
l: Monovette NaF r: Vacuette NaF freecall: 0800 0850-113
In NaF-Röhrchen kann die Plasmaglukose (PG) auch
bei möglicherweise auftretenden längeren Zeiten
bis zur Messung noch korrekt bestimmt werden. Die
Verwendung von NaF-Röhrchen erhöht damit die
Sicherheit in der medizinischen Labordiagnostik für die
betroffenen Patienten. Unterschiede in den Richt- und
Grenzwerten bei der Verwendung verschiedener Materialien müssen beachtet werden (siehe Tab. 1).
Für weiterführende Informationen auch in Bezug auf
den Gestationsdiabetes verweisen wir auf unser LADR
Themenheft Diabetes mellitus vom März 2011, dass
wir unseren Einsendern bei Bedarf sehr gerne zur
Verfügung stellen.
Diabetes
mellitus
Themenhef
Die Durchführung eines oralen Glukosetoleranztests (oGTT) empfiehlt sich bei erhöhter Nüchternglukose im Screening-Test, unter Berücksichtigung von Risikofaktoren ggf. auch bei anderen
klinischen Verdachtsmomenten sowie im Rahmen der
Schwangerschaftsdiagnostik.
Laborärztliche
Arbeitsgemein
schaft für
t
Diagnostik
und Rationa
lisierun
g
Artikel Nr.:
111856
Stand 03/2011
Abb. 3 LADR Themenheft Diabetes mellitus
Zu bestellen unter Freecall: 0 800 0850 113
Art.-Nr.: 111 856
Tab. 1 Diabetes mellitus und erhöhtes Diabetes-Risiko
Aktuelle Grenzwerte für die Glukosebestimmung nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft
(DDG). Empfohlen wird die Bestimmung von Glukose aus Plasma unter Verwendung eines Natrium-FluoridRöhrchens.
Parameter
Glukose bei Gelegenheitsmessung
(unabhängig von
Mahlzeiten und
Tageszeit)
Plasma*
Kapilläres
Vollblut
Venöses
Vollblut
≥ 200 mg/dl
(≥ 11,1 mmol/l)
≥ 200 mg/dl
(≥ 11,1 mmol/l)
≥ 180 mg/dl
(≥ 10,0 mmol/l)
≥ 100 mg/dl
≥ 90 mg/dl
≥ 90 mg/dl
(≥ 5,6 mmol/l)
(≥ 5,0 mmol/l)
(≥ 5,0 mmol/l)
< 100 mg/dl
< 90 mg/dl
< 90 mg/dl
(< 5,6 mmol/l)
(< 5,0 mmol/l)
(< 5,0 mmol/l)
≥ 126 mg/dl
≥ 110 mg/dl
≥ 110 mg/dl
Nüchternglukose
(≥ 7,0 mmol/l)
(≥ 6,1 mmol/l)
(≥ 6,1 mmol/l)
(vorangehende
90 – 110 mg/dl
90 – 110 mg/dl
Nahrungskarenz von 100 - 125 mg/dl
(5,6 - 7,0 mmol/l) (5,0 - 6,1 mmol/l) (5,0 - 6,1 mmol/l)
mind. 8 Stunden)
90 - 99 mg/dl
...
...
(5 - 5,5 mmol/l
< 90 mg/dl
...
...
(< 5 mmol/l
≥ 200 mg/dl
≥ 200 mg/dl
≥ 180 mg/dl
2-Stunden-Wert
(≥ 11,1 mmol/l) (≥ 11,1 mmol/l) (≥ 10,0 mmol/l)
im oGTT mit 75g
140 - 200 mg/dl 140 - 200 mg/dl 120 - 180 mg/dl
Glukose
(7,8 - 11,1 mmol/l) (7,8 - 11,1 mmol/l) (6,7 - 10,0 mmol/l)
(außerhalb der
< 140 mg/dl
< 140 mg/dl
< 120 mg/dl
Schwangerschaft)
(< 7,8 mmol/l)
(< 7,8 mmol/l)
(<6,7 mmol/l)
Bedeutung
Gelegenheitshyperglykämie; bei gleichzeitigem Vorliegen klassischer DiabetesSymptome (Polyurie, Polydipsie), Glucosurie:
Diabetes mellitus; sonst: Bestimmung der
Nüchternglukose zur Bestätigung
Bestimmung der Nüchternglukose
normal
bei Bestätigung in wiederholter Messung:
Diabetes mellitus
IFG (abnorme Nüchternglukose); Indikation
zum oGTT
Erwägung einer Kontrolle der Risikofaktoren
inkl. Plamaglukose
normal
Diabetes mellitus
IGT (gestörte Glukosetoleranz)**
normal
* die Verwendung eines NaF-Röhrchens wird empfohlen
** gilt nur bei gleichzeitigem Nüchternwert unterhalb des Grenzwertes für Diabetes mellitus
g = (Verdachts-)Diagnose Diabetes mellitus
g = erhöhtes Diabetes-Risiko
g = Werte oberhalb des Normbereichs mit empfohlener weiterer Abklärung/Beobachtung
g = Normbereiche
Nr. 189 - 04/2011
Praktische Hinweise
Parameter
Glukose; HbA 1c
Indikation Verdacht auf Diabetes mellitus
g Material
Glucose: 1 mL NaF-Blut
HbA 1C: 2 mL EDTA-Blut
Bei der Durchführung des von der gesetzlichen Krankenversicherung vorgesehenen „Checkup-35+“ markieren Sie bitte das Feld „präventiv“ auf dem Überweisungsschein Muster 10A
oder Muster 10 und fordern Sie Glukose (Ziffer 32881) und Cholesterin (Ziffer 32882) an. Im
Rahmen des Früherkennungsprogramms wird in der Praxis auch der orientierende Streifentest auf Albumin im Urin (Ziffer 32880) durchgeführt.
NaF-Röhrchen (s. Abb. 2) beziehen Sie unter Freecall: 0800 0850-113
a) NaF-Vacuette - Artikelnummer: 261204
b) NaF-Monovette - Artikelnummer: 260671
Idealerweise die Probe direkt nach der Blutentnahme bis zum Transport gekühlt aufbewahren.
Abrechnung
EBM
GOÄ
Ziffer
€
Ziffer
€
(1,15-fach)
Glukose
32057
0,25
3560
2,68
HbA1c
32094
4,00
3561
13,41
Literatur
Informationsmaterial und Literatur zu diesem Thema übersenden wir Ihnen gern.
Telefon (freecall) 0800 0850-111 • Fax 04152 848-490 • [email protected]
Haben Sie Fragen zu diesem Thema? Ihr LADR-Labor berät Sie gern.
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504-82
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