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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist meine traurige und betrübende Pflicht, euch mitzuteilen, dass es sich bei
dieser Ausgabe, die ihr jetzt in den Händen haltet, um die letzte Ausgabe des
Distelblatts handelt.
Nach so vielen Jahren, in denen das Distelblatt nicht nur die Oberstufe, sondern
die gesamte Schülerschaft, mit vielen Artikeln, Reportagen, Kommentaren,
News und vielem mehr versorgt hat, kommt jetzt das Aus.
Im Laufe der letzten Jahre hatte sich die Redaktion immer weiter verkleinert bis
sie zuletzt auf einen Minimumstand von vier Redakteuren gesunken ist, von
denen zwei nach Ablauf dieses Schuljahres die Schule verlassen.
Zwar haben sich auf die vielen Aufrufe vor kurzem fünf Schüler aus der 7c
gemeldet, die Interesse am Projekt Schülerzeitung haben und auch schon in
dieser Ausgabe vertreten sind, doch es fehlt noch ein Betreuungslehrer für
nächstes Halbjahr und es mangelt an einem Layouter und an einem geeigneten
Chefredakteur.
Leider ließ sich für diese drei wichtigen Posten noch kein Ersatz finden und so
wird wohl der Schule in der nächsten Zeit etwas wichtiges, die Schülerzeitung
als Medium der Schüler, verloren gehen.
Da uns die Geschichte lehrt, die Hoffnungn nicht aufzugeben, wollen wir einmal
annehmen, dass es vielleicht bald zu einer Neugründung oder Wiederbelebung
der Schülerzeitung am MPG kommen wird – ein paar wenige Redakteure gibt es
noch. Und vielleicht gibt es auch irgendwann wieder das Interesse.
Freundliche Grüße
Christian Griesinger
Chefredakteur Distelblatt
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
2 Vorwort
3 Inhalt
4 zur Schulklingel +
Distelclick
5 über Handys
6 der große Krieg
7 Die Hellermannschen
Gesetze
9 DVD TIPP: MEMENTO
11 Spieletipp: Black and White
12 Rächtschreibfeeler!
14 Spieletipp: die Sims 2
15 Der Große KULI-TEST
20 2 Berichte aus der 13
27 Der Sinn des Lebens
28 Gott ja! oder Gott nein! ?
30 Was passiert mit
unseren Altkleidern?
31 Reihe: Rettet uns
32 zum Rhetorikwettbewerb
33 die Gewinnerrede des
Rhetorikwettbewerbes
3
Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Schulinterne Ansage:
Kommentar zur Abschaffung des Klingelzeichens
kurzen Pause daran erinnert werden,
dass sie nun wieder zurück in die
Klassen müssen. Aber das Beste
kommt ja noch, denn da das
Klingeln nach den Stunden auch
abgeschafft wurde, können die
Lehrer nun die Stunde beenden,
wann sie wollen. Dadurch wird die
Fünf-Minuten-Pause verkürzt und
wertvolle Minuten der Freizeit der
Schüler vergeudet. Doch Gott sei
Dank ist uns das erlösende Geräusch
nach der sechsten Stunde geblieben.
Doch was können die Schüler schon
gegen den Entschluss der höheren
Gewalt am MPG tun? Klar, wir
könnten einen Streik anzetteln, aber
das würde das Vorurteil bestätigen,
dass die Klingel Aggressionen
aufbaue. Also müssen wir uns der
Entscheidung beugen und können
nur hoffen, dass irgendwann unsere
heiß geliebte Klingel zurückkommt.
Jeder kennt es, dieses nervige, viel
zu laute, ohrenbetäubende, aber
immer
wieder
gern
gehörte
Klingelzeichen. Und nun sollte der
beste Freund des Schülers für immer
verschwinden. Aber warum? Wer
hat denn die Schüler aus ihrem
Tiefschlaf
geholt,
wenn
der
Unterricht
mal
wieder
stinklangweilig war, und wer hat
denn den Schülern immer ein
Zeichen gegeben, dass der Lehrer
nun kommt und dass nun die noch zu
erledigenden
Hausaufgaben
weggepackt werden müssen? Genau
- es war unsere gute alte Klingel!
Doch da sie angeblich Aggressionen
fördere, musste sie weg. Aber, als ob
dass nicht genug wäre, bleibt das
Klingelzeichen nach der Pause
erhalten (Satz?????). Aber gerade
hier können Aggressionen entstehen,
wenn die Schüler nach der viel zu
DISTELCLICK (www …)
Hier ein paar interessante und auch lustige Seiten und Chat-Rooms aus dem
Internet, die wir euch empfehlen können:
Bambussratte.de Hier gibt’s lustige Sachen zu sehen und zu machen
Witzigste Seite im Internet
Lustich.de
Hier findet man Daten über alle bekannten Leute
Weltchronic.de
Wikipedia.de
ICQ5
Habbohotel
Hier kann jeder seine Informationen zu einem bestimmten
Thema abladen
Größter und bekanntester Chat-room
Nicht so bekannter Chat-room, wo man mit seinem
eigenen Männchen in einem Hotel herumläuft
gesamte Seite: Johannes Recht
4
Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
FKKFKKFurchtbar Konservative Kirche
Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler,
ich möchte ein paar Worte zu jenen summenden, vibrierenden und sündhaft
teueren Geräten, die ihr „Handys“ nennt, loswerden:
Ihr glaubt diese Geräte wurden
erschaffen, um die Göttin der
Telekommunikation „Vodafonis“ zu
beschwören, um an jeder Ecke ein
Wort mit Freund oder Feind reden
und um den Götterboten Hermes um
den Transport eurer sinnlosen
Buchstabenkombinationen, die ihr
„SMS“ nennt, zu bitten.
die wissen wollen, wie ihr es mal
wieder geschafft habt, mit eurem
Handy 472 €uro unters Volk zu
jubeln. Wenn die Ausreden wie „
Gestern
Nachmittag
ist
das
Festnetztelefon bei uns ausgefallen,
und ich konnte meinen Freund in
Tokio nur via Handy anrufen“ wie
üblich nicht greifen, müsst ihr eine
Tracht Prügel über euch ergehen
lassen oder noch schlimmer:
arbeiten. Nachdem ihr dann einen
Monat lang eure Finger beim
Abwasch mit den Essensresten von
anderen Leuten verdreckt habt, geht
das Ganze von vorne los.
Mein Rat: Lasst die Finger von
diesem Hokus Pokus, oder wenn ihr
schon ein „Handy“ habt, trennt euch
davon. Werft es einfach aus dem
nächsten Fenster heraus. Lasst die
Finger von allen Telefonen und
unterhaltet euch einfach, wie früher,
mit Zurufen (bei Entfernungen über
100 Meter empfehle ich eine
anständige Mikrofonanlage).
Guten Tag.
Nein, sind sie nicht! Sie wurden von
dem Satan und seinem Nebenmann
Jambaes im Auftrag raffgieriger
Mobilfunkkonzernchefs geschaffen.
Wenn ihr euch ein solch harmlos
aussehendes „Handy“ kauft, wisst
ihr nicht, welche Gefahren da drin
stecken: Viele von diesen „Handys“
haben eine Fotokamera. Mit ihr
fangt ihr die Seele eures Freundes
oder Feindes ein und schickt sie per
„MMS“ zu einem anderen Freund
oder Feind. Doch Jambaes hat sich
auch etwas einfallen lassen: Er
macht auf Sendern wie MTV oder
VIVA Reklame - Computerprogrammierte Männchen, die auf
eurem Handydisplay herumspringen
und irgendeinen Blödsinn singen.
Jambas saugt euch so das Geld aus
eurem Sparschwein, Sparstrumpf
oder wo auch sonst ihr es immer
aufbewahrt.
Und das Schlimmste: Einmal im
Monat hört ihr einen Schrei nach
eurem Namen. Das sind eure Eltern,
Pfarrer Braun
(alias Raphael Zinsgen, 7c)
FKKFKK Furchtbar
Konservative Kirche
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Der große Krieg
Heute gehen wir in die Zukunft und zwar 1000 Jahre. Wir begeben uns in die
Sicht eines Menschen, der diesen Krieg miterlebt hat...
Obwohl beide Städte sich dessen
Es war ein warmer Sommertag, aber
bewusst war, hörten sich nicht auf,
man merkte, dass es Herbst wurde,
zu kämpfen. Als Bevelle ihre
die ersten Blätter fielen und ein
stärkste Maschine einsetzen wollte,
frischer Wind wehte mir ums
verfinsterte sich der Himmel. Ich
Gesicht. Vor wenigen Wochen erst
spürte die Angst in meinen Gliedern
war der Bürgermeister Kaharien in
zucken und auch die anderen
Retardo zu Besuch gewesen. Dabei
verspürten Angst. Aus dem Meer
hatte es einen schweren Streit
stieg plötzlich eine riesige Welle.
gegeben, jedoch wusste niemand,
Diese stieg aus dem Meer und wurde
worum es ging. In dieser Zeit war in
zu einer Kugel, in der sich etwas
unserer Welt namens Jeon der
aufhielt. Ehe ich mich versah, kam
beliebteste Sport Blitzball. Und wie
eine Energiewelle auf den Strand zu
es der Zufall wollte, war ich der
und tötete auf einen Schlag
Starspieler der Retardo Abes. Bei
mindestens 1000 Soldaten. Da ich
dem Meisterschaftsspiel gegen die
mich hinter einem Felsen versteckt
Kaharian Beasts fing der Krieg an.
hatte, traf mich die Welle nicht.
Die Zuschauer aus Kaharien
Nach dieser Massentötung bewegte
zündeten eine Flarebombe, die alles
sich die Wasserkugel Richtung
in der Umgebung in sich hinein zog.
Retardo. Plötzlich wurde mir übel,
Bei diesem Ereignis wurden so viele
ich übergab mich und sank zu
Menschen verletzt und getötet, dass
Boden. Drei Stunden später wachte
eine Woche später an den Grenzen
ich auf. Ich lag im Verletztenzelt, in
schon der Krieg tobte. Auch ich
einem Bett. Ein Arzt kam zu mir und
musste an die Front, um zu kämpfen.
sagte: „Ich muss ihnen mitteilen,
In der ersten Woche bereits starben
dass Retardo zerstört wurde!“
bis zu 500 Leute. Zuerst wurde mit
Mich durchfuhr eine Wut und ich
leichten Maschinen gekämpft, doch
schrie. „Aaaa!“ Nach diesem Schock
da der Krieg kein Ende nahm,
hatte ich mich, wie durch ein
wurden die Maschinen immer
Wunder, erholt und trat die
stärker, bis auf beiden Seiten
Rückreise nach Retardo an ...
Maschinen waren, die ganz Jeon zu
vernichten drohten.
…Fortsetzung folgt…
…unter der Voraussetzung, dass ihr [die Leser] aktiv werdet und euch für ein
Wiederauferstehen einer Schülerzeitung engagiert!
Tobias Wagner
Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Die Hellermannschen Gesetze
Die Hellermannschen Gesetze stellen ein Beweisverfahren für die Einsteinsche
Formel E=mc² dar. Sie wurden durch den berühmten Physiker Hellermann
zusammengestellt, der mir freundlicherweise seine Manuskripte hinterließ.
1. Gesetz: Das Stimmungsgesetz
Für die Stimmung S von Schülern gilt das Hopfsche Axiom. Es gilt einfach, also
braucht man sich auch keine Gedanken darüber zu machen:
∞
1
sinh( x ) n
(1 + ) n ] + sin 2 ( x ) + cos ²( x) − ∑ (
) × cosh n +1 ( x) × 2 1 − tanh ²( x )
S = ln[lim
n →∞
n
n =0 sinh(2 x )
2. Gesetz: Das Motivationsgesetz
Ferner gilt nach der Ogorschen Motivationsfeldtheorie für die Motivation eines
Schülers Folgendes:
m=
Sk
log(Tk − Tr )
Tk ist die Körpertemperatur
die
Raumtemperatur
der
Klasse.
Die
des
Schülers,
Tr
Konzentrationsfähigkeitsvariable k gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein
Schüler alle von ihm geforderten Aufgaben korrekt und konzentriert löst. Es gilt
daher für k folgende Einschränkung: 0 < k < 1.
3. Gesetz: Das Weg-Zeit-Gesetz
Die Schülerkraft K eines Schülers ist proportional zu seiner Masse ms,
proportional zum Quadrat der Entfernung d seines Hauses zur Schule,
antiproportional zu seiner Schulzeit und seiner täglichen Unterrichtszeit (ts und
tu) und sie abhängig von der Schulzischen Konstanten.
K=
s × ms × d ² kg × m²
t s × tu
s²
Die durchschnittliche tägliche Unterrichtszeit beträgt 6 × 45 × 60 Sekunden, die
durchschnittliche Schulzeit 13 × 365 × 24 × 60 × 60 Sekunden, während die mittlere
Entfernung der Schüler zur Schule ungefähr 5 Kilometer beträgt.
s × ms × 5² × 10 6
kg × m² s × ms × 10³ kg × m²
=
6 × 45 × 60 × 13 × 365 × 24 × 60 × 60 s ²
265659264 s ²
Die einheitslose universelle Schulzische Konstante beträgt 2,390933376 ×10 22 .
⇒K=
Daraus ergibt sich für die Schülerkraft:
K=
2,390933376 × 10 25
kg × m²
kg × m²
kg × m²
kg × m²
× ms
= 9 ×1016 × ms
= (3 *108 )² × ms
= c ² × ms
265659264
s²
s²
s²
s²
Wie wir sehen, ergibt sich aus der mittleren Schul- und Unterrichtszeit sowie der mittleren
Schüler-Schule-Entfernung und der universellen Schulzischen Konstante die
Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat. Die Herleitung der Schulzischen Konstante erfordert
Kenntnisse höherer Mathematik, daher sei hier auf einschlägige Fachliteratur verwiesen.
4. Gesetz: Das Kraft-Energie-Gesetz
Gemäß dem nicht mehr zu beweisenden Griesingerschen Dogma gilt K + M = E
(Schülerkraft + Motivation = Energie). Der mathematisch Interessierte stellt fest,
dass gemäß den Gesetzen 1 und 2, M = 0 Geltung hat. ⇒ E = K ⇔ E = ms × c ²
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Somit ist dank der hervorragenden Arbeit der Physiker im Dürrenmattschen
Sinne Griesinger, Hopf, Ogor und Schulz die Relativitätstheorie endgültig
bewiesen worden.
Anwendung von E = mc²
Wir wenden nun einmal die Formel E=mc² an, um die Praxisnähe der
Einsteinschen Theorien zu beweisen. Möchte man nun die Masse des allseits
beliebten Physikers Maximilian Hopf, bekannt durch das Hopfsche Axiom,
verdoppeln, so muss man ihn - gemäß Formel - erst einmal auf
Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Die dazu benötigte Energie berechnet sich
wie folgt, wenn man einmal Hopf auf 60 kg schätzt:
E = 60 × 9 ×1016
kg × m²
kg × m²
= 5,4 × 1018
s²
s²
Jetzt, da Hopf sich mit Lichtgeschwindigkeit im Teilchenbeschleuniger bewegt,
wird jedes bisschen Energie in erhöhte Masse umgewandelt. Um schließlich die
Masse zu verdoppeln, muss man noch einmal die oben berechnete Energie
aufwenden, also
E = 1,08 × 1019
kg × m²
. Dieser Wert war einfach zu berechnen,
s²
doch man hat leider noch keine Vorstellung davon, wie viel Energie das
eigentlich ist. Dazu möchte ich hier ein paar Vergleichswerte aus dem Alltag
zitieren. Die selbe Kraft braucht man, um einen Wasserwürfel mit der
Kantenlänge a = 3 10,8 ×1015 km = 3 10,8 ×10 5 km = 221,04km um einen Meter pro
Sekunde² zu beschleunigen. Dieser Wasserwürfel würde übrigens Polen mit
einer Höhe von 34,538 km bedecken und Malta mit einer Höhe von 34.219,654
km, was dem 3.880fachen der Höhe des Mount Everest entspricht. Man bräuchte
ungefähr 5,4 ×1016 Citröen Berlingo HDI, die alle gleichzeitig Maximalkraft
liefern, um diese doch recht große Menge an Energie zu liefern. Eine ebenfalls
recht große Menge Geld benötigt man, um dem Citröen-Konzern die ganzen
Autos abzukaufen. Bei einem durchschnittlichen Lieferpreis von 15.000 Euro
müsste man 8,1×10 20 Euro aufwenden wofür ein Arbeitnehmer mit einem
durchschnittlichen Nettoverdienst von 2500 Euro monatlich circa 2,7 ×1016 Jahre
arbeiten müsste, was das 415.384.615,4fache der Zeitspanne ist, vor der die
Dinosaurier ausstarben. Bei dieser Rechnung wurden jedoch die steigenden
Spritkosten nicht mit berücksichtigt. Damit man endlich die Masse Hopf
verdoppeln kann, müsste jeder Bundesbürger ungefähr 10 Billionen Euro
beisteuern. Betrachtet man den aktuellen Schuldenstand Deutschland von
ungefähr 1.457.160.000.000 Euro, also 1,45716 ×1012 Euro, dann sieht man, dass
das Ziel zwar noch in weiter Ferne liegt, aber unter dem richtigen
Finanzminister schon in wenigen Jahren realisiert werden kann. Man kann also
sagen, dass dieses unglaublich wichtige und äußerst wünschenswerte Ziel,
Hopfs Masse zu verdoppeln, schon bald nicht mehr Utopie sein wird.
Christian Griesinger
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Der DVD-Tipp
MEMENTO
Hallo liebe Leser und Leserinnen, zur
wahrscheinlich und dann natürlich leider letzten
Ausgabe des Distelblatts (mit dieser Ausgabe
halten Sie übrigens schon die 57. Ausgabe in den
Händen) möchte ich Ihnen noch ein letztes Mal
ein absolutes Glanzstück der neueren - wenn
nicht der gesamten - Filmgeschichte präsentieren:
es geht um den Ausnahmethriller „Memento“.
„Memento“ ist bereits der zweite Film des
englischen Regisseurs Christopher Nolan
(geboren 1970). Nolans neuster Film ist der
Blockbuster „Batman Begins“. Sein erster Film
„Following“ bezieht seine Stärke genau wie
„Memento“ aus seiner außergewöhnlichen und
neuen Handlung. Der Plot von „Memento“ stammt nebenbei noch aus einer
Novelle von Christopher Nolans Bruder Jonathan Nolan, weswegen man sich
fragt, ob Filme eines filmemachendes Brüdergespanns immer so gut werden wie
zum Beispiel die der Coen Brüder (Fargo, The Big Lebowski).
Doch nun zurück zu „Memento“ und zu seiner genialen Besetzung: Die
Hauptrolle übernimmt Guy Pearce (The Time Machine), der als guter Cop in
„L.A. Confidential“ durch seine spitzen Gesichtszüge sehr kühl rüberkam, in
„Memento“ passt eben dieser etwas kühle Aspekt bestens zum Charakter des
Exversicherungsermittlers Leonard Shelby. Der zweite große Name wird wohl
den meisten Lesern bekannt sein, da es sich um die Schauspielerin Carrie-Anne
Moss handelt, die sich, wir schauen alle auf unser Matrix Plakat, als taffe Trinity
an der Seite ihres geliebten Neos durch Matrix I bis III prügelte. Carrie-Anne
Moss spielt die Rolle der geheimnisvollen Natalie und auch sie wirkt emotional
etwas distanziert. Das etwas lustigere und lockere Gegengewicht dazu bildet Joe
Pantoliano als der nette aber ebenfalls geheimnisvolle Teddy. Nun, wer ist Joe
Pantoliano? Wir schauen erneut auf unser Matrix Plakat und sehen überrascht,
dass Pantoliano den fiesen und gemeinen Verräter mimt. Diese drei Personen
stehen primär im Vordergrund und wir sehen, dass die Rollen zwar nicht mit den
ganz großen Hollywood-Topstars, aber dennoch mit großen Namen besetzt sind.
Schauspielerisch befindet sich dieser Film also schon mal auf einem sehr hohen
Niveau.
Aber was bedeutet eigentlich der Filmtitel: „Memento“? … Dieses Wort haben
wir doch alle schon irgendwo mal gehört… Richtig! „Memento mori!“, so lautet
der lateinische Spruch, der da übersetzt bedeutet: „Bedenke, dass du sterben
wirst!“. Außerdem finden sich Teile des Wortes „Memento“ auch im englischen
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Wort „memory“ wieder, welches man im Kontext des Filmes „Memento“ wohl
am besten mit Erinnerung beziehungsweise Erinnerungsvermögen übersetzt.
Denn in unserem Film geht es um den ehemaligen Versicherungsermittler
Leonard Shelby, der nach dem Vergewaltiger und Mörder seiner Frau sucht um
Rache zu nehmen. Klingt vielleicht nach einem düsteren Rachethriller mit viel
Gewalt und ohne Gnade. So würde es vielleicht auch sein, wenn Leonard Shelby
seit dem Mord an seiner Frau nicht sein Kurzzeitgedächtnis verloren hätte und
sich nur noch Dinge in einem zeitlichen Rahmen von zwei bis fünf Minuten am
Stück merken kann, dann alles wieder vergisst und praktisch wieder von vorne
anfängt. Die einzigen Erinnerungen, die ihm geblieben sind, sind die vor dem
Tod seiner Frau und das Wissen, dass sie Tod ist und dass er sie rächen muss.
Jetzt klingt die ganze Aktion plötzlich unmöglich, doch Leonard hat ein System
entwickelt: er macht sich Berge von Notizen, macht Fotos von seinen
„Bekannten“, seinem Auto, seinem Wohnort und besonders wichtige Dinge und
Fakten zur Aufklärung des Mordfalls lässt er sich auf seinen Körper tätowieren.
Mit diesem, nicht gerade kleinen, Handicap ermittelt Shelby nach dem Täter.
Mehr oder weniger zur Seite stehen ihm seine Freunde oder auch nicht Freunde
(man vergisst es ja ständig) Natalie, eine Bedienung und Teddy, über dessen
Machenschaften wir erst später erfahren.
Allein dieser Inhalt ist schon außergewöhnlich, jedoch die Präsentation
desselbigen ist absolut genial: die Handlung des Films wird nicht wie
gewöhnlich vorangetrieben, sie wird erst einmal in zwei Handlungsstränge
unterteilt, der eine in Farbe, der andere in Schwarz/Weiß. Beide
Handlungsstränge wechseln sich gegenseitig ab. Die Handlung in Farbe beginnt
in der Gegenwart und führt von da an kontinuierlich in die Vergangenheit. Der
Strang in Schwarz/Weiß beginnt in einem Hotelzimmer und führt in die
Zukunft. Wir haben also zwei Handlungsstränge, die einmal farbig und einmal
nicht farbig sind, die sich abwechseln und die auf der Zeitachse gegeneinander
laufen. Wenn dass jetzt in irgendeiner Art und Weise verwirrend für Sie klingt,
dann ist das erstens verständlich und zweitens von Regisseur Nolan so gedacht.
Viel mehr kann ich leider nicht verraten, sonst müsste ich den Enthüllungen und
Wendungen, die diesen Film ausmachen, schon zu weit vorgreifen und würde
damit den filmischen Genuss zunichte machen.
Als Fazit bleibt mir noch zu sagen: Wer von sich behauptet, einen guten
Filmgeschmack zu haben, darf diesen Film nicht verpassen und wird ihn lieben!
DVD Facts:
Drehbuch und Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano
Die Bonus-DVD bietet zwar üppige, aber keine umwerfenden Specials
Lauflänge ca. 109 Minuten Farbe; S/W
deutscher und englischer 5.1 Ton
ab 16 Jahren
Doppel-DVD sollte für 10 Euro zu haben sein (gesehen bei Media Markt)
Peter Lames
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Gott sein –
voller Güte oder abgrundtief böse?
Endlich gibt es die Fortsetzung des hochgelobten Spiels „Black & White“ von
Peter Molyeux und Ron Millar. Schlüpfe in die Rolle eines mächtigen Gottes,
der dank eines Gebetes in die einst so idyllische Welt Eden zurückkehrt, um die
Griechen vor den Azteken, die mit aller Gewalt versuchen, das Land an sich zu
reißen, zu schützen. Mit Hilfe einer riesenhaften Kreatur, die du von nun an
aufziehen, ernähren und für den Kampf rüsten musst, verschaffst du dir Respekt
und Verehrung der Einheimischen und kämpfst gegen feindliche Stämme. Es ist
dir überlassen, wie du das schaffst – sei es mit Liebe oder mit Gewalt.
Wähle dir eine von vier Kreaturen aus, kümmere dich um sie
und schicke sie in den Kampf.
Erbaue riesige Städte, verwalte sie und versorge die
Einwohner, da ohne sie nichts läuft.
Deine Kreatur kann friedlich sein, sich um die Einwohner
kümmern und bei der Rohstoffbesorgung helfen.
Oder du machst sie zu einem Soldaten, mit dem du in
Schlachten ziehst oder die Einwohner quälst.
Alle Bilder:
http://www. lionhead.com/bw2/screenshots.html
Genre
Echtzeit-Strategie
Entwickler
Electronic Arts / Lionhead
Plattform
PC
Altersfreigabe
ab 12 Jahre
Spieleranzahl
1 Spieler
Preis
45 Euro
Website
www.electronic-arts.de / www.lionhead.com
Felix Daniel Busch
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Dumme Rächtschreibfeeler!!!
Hier wieder einige alltägliche Beispiele für „kleine“ Rechtschreibpannen:
Wer könnte
dieses Schild
aufhängen,
ohne den
Fehler zu
bemerken?
Aber das muss doch jemandem
aufgefallen sein?! Genau das
denkt man immer wieder, wenn
man sich so durch die
Rechtschreibung
in
der
deutschen Öffentlichkeit schlägt
und einen Fehler nach dem
anderen entdeckt. Hier einige
Highlights, die sicherlich einen
Auslöser
für
den
oben
genannten Gedanken darstellen.
Ob der Besitzer wohl
jemals noch eine Pizza
verkaufen wird, ist bei
Beibehaltung dieser
Werbestrategie
fraglich.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Hoffentlich
wird man bei
dieser
Angelegenheit
nicht allzu
nass!
Vielleicht sollte
man bei diesem
Angebot doch
konservativ bleiben
und bei der guten
alten deutschen
Bratwurst bleiben.
Was man nicht alles
tut, um auch mal ein
bisschen kreativ zu
sein, damit man sich
einmal im Leben von
der großen grauen
Masse unterscheiden
kann?
Und zu guter Letzt
die
Entdeckung
einer neuen, bisher
unbekannten, aber
überaus femininen
Fischart:
Zusammenstellung: Felix Daniel Busch
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Übernimm die Kontrolle für „Die Sims 2“!
Der Nachfolger des Erfolgreichsten PC-Spiels aller Zeiten, der 2004 erschienen
ist, kommt nun mit vielen neuen Features für die Konsolen, Handhelden und das
Handy heraus! Wieder heißt es: Erschaffe deine eigenen Sims, passe die
Umgebung ihren Bedürfnissen an, hilf ihnen bei der Wahl ihrer Laufbahn und
erfülle ihre Wünsche.
Zum ersten Mal kannst Du Deine Sims direkt steuern und mit Hilfe eines neuen,
kreativen Systems, kannst Du tausende von eigenen Musikmixen,
Kleidungsstücken und Rezepten das Leben der Sims etwas aufpappen. Auch das
gemeinsame Spielen mit einem Freund über geteilten Bildschirm ist möglich!
Die Sims 2 – jetzt neu für Konsole, Handheld und Handy!
Da die Steuerung für die Konsolen anders ist, als
die für PC, sind natürlich auch alle Menüs
umgestaltet.
Jedoch ist es nun viel komplizierter ein Haus zu
bauen und den Überblick zu behalten ist schon
eine Meisterleistung!
Diese und weitere Mängel werden aber durch
viele zusätzliche Gegenstände und
Extras
wieder wettgemacht.
Alle Bilder:
http://images.google.de/images?q=Die+Sims+2+Playstation&hl=de
Genre
Simulation
Entwickler
Electronic Arts / Maxis
Plattform
PS2 / GBA / Xbox / PSP / NGC / NDS / Mobile Version
Altersfreigabe
ohne Altersbeschränkung
Spieleranzahl
1 bis 2 Spieler
Preis
je nach Konsole zwischen 50 und 60 Euro
Website
www.electronic-arts.de / www.diesims2.de
Felix Daniel Busch
14
Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Liebe Leser und Leserinnen, das Sprichwort: „Kost nix, is nix!“, wird euch
sicher bekannt sein. Aber falls es überhaupt gilt, gilt es dann auch für
Werbekulis?
Um diese absolut weltbewegende und unheimlich wichtige Frage nach der
Qualität eines Werbegeschenkkugelschreibers zu beantworten, testet das
Distelblatt acht Kulis in den Kategorien: Komfort des Gehäuses, Komfort der
Mine, Design, Qualität und Größe der Mine.
Wer also wissen will, welche Werbekulis man dankend annehmend und welche
man den Werbenden sonst wohin stecken sollte, wird an diesem gnadenlosen
Enthüllungsbericht nicht vorbeikommen.
Doch bevor wir mit den einzelnen Kategorien beginnen, stellen wir doch erst
einmal die Kandidaten vor und geben ein paar Infos zu Aufschrift und Farbe.
Der erste Kuli kommt von der LandesschülerInnenvertretung des hiesigen
Bundeslandes Rheinland-Pfalz und trägt die überaus provokante Aussage:
„Schulkritik = Gesellschaftskritik“. Dazu gibt sich das Äußere des Kulis als eine
aggressive Mischung aus Ferrarirot und Konservativschwarz …
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Kandidat zwei ist der Kuli mit der Aufschrift „Heizungsbau Scheibe“ und
vertritt mit seinem Kulikollegen von Hornbach die Handwerkskulifraktion. Der
Schreiber besteht farblich aus einer Rot-Weiß-Gelb-Komposition, wirkt aber
etwas altbacken.
Nicht fehlen darf Kandidat drei. Mit der „Fahrschule Horst Marx“ aus Thalfang
haben wir einen Vertreter der Schulen, bei denen man noch Geld bezahlt um
geprüft zu werden.
Nummer vier ist der weißblaue Raiffeisenbankkugelschreiber.
Der Debeka-Kuli mit der Inschrift: „Versichern - Bauplanen“, ebenfalls in weiß
und blau, stellt unsre Nummer fünf dar.
Schreiberling sechs ist der eben schon erwähnte Jajajabaajippijippijäi - es gibt
immer was zu tun - Hornbach Kuli im hornbachtypischen Orange.
Mit Stil, Charme und mit Schwarz, Gold kommt Kandidat sieben vom Trierer
Bistumsblatt Paulinus daher.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Der aber mit Abstand wichtigste Teilnehmer ist der weißgrüne Bierbraukuli mit
dem kompromisslosen Forderung: „Bitte ein Bit“.
Der spaßige Teil ist nun vorbei, kommen wir zu den Tests. In jedem Testaspekt
gibt es drei Bewertungen:
Minus: - ; ein Minus bedeutet: Kuli, du hast es versaut
Null: 0 ; die Null kennzeichnet den Standard: Nix dolles, aber wenigstens nicht
versaut
Plus: + ; was das Plus heißt, könnt ihr euch selber denken
erste Testkategorie: Komfort des Gehäuses.
Als Gehäuse bezeichnen wir den gesamten Kuli minus die darin befindliche
Mine. In dieser Kategorie achten wir darauf, wie der Kugelschreiber in der Hand
liegt und wie komfortabel seine Minenaus- und einfahrfunktion umgesetzt ist.
Nun gut, wenn sich alle Modelle darauf beschränken, den Kuli zur Spitze hin
gleichmäßig zu verjüngen, wird man zwar bei niemandem sagen können, dass
sich der Stift nicht anständig halten lässt und man deswegen jedes zweite Wort
falch (dieser Rechtschreibfehler ist ausnahmsweise gewollt) schreibt.
Phänomenal gut liegen diese Kulis allerdings auch nicht in der Hand und
deswegen kommen fast alle Kulis mit einer langweiligen Null davon. Wenn wir
hier von fast allen Kulis sprechen, nehmen wir den Schülervertretungskuli aus,
da dieser mit seinem zu geringen Gewicht und den zu grob gelungenen Riffeln
echt mies in der Hand liegt.
Genauso unspektakulär geht es mit den „Mine-Raus“ und „Mine-Rein“Funktionen weiter. Bei den meisten ist stupides Obendraufdrücken angesagt.
Lediglich unser Bitburger Kandidat setzt auf eine innovative Drehtechnik, die
jedoch zu schwerfällig geraten ist und somit im Null-Bereich bleibt. Ebenfalls
ein Plus verschenkt der Paulinus: das Ein- und Ausfahren der Schreibmine
funktioniert zuverlässig und butterweich, jedoch der Drückkopf ist so spitz
geraten, dass das Drücken ungemütlich wird. Negativ fällt der Hornbach auf, da
sich der Drückknopf störend mit dem inneren Mechanismus mitdreht und zudem
unzuverlässig ist, außerdem lässt sich dieser Kuli als einziger in diesem Test
nicht zum Minenwechsel öffnen. Kandidat Hornbach ist also
überraschenderweise unpraktikabel und handelt sich damit ein Minus ein.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
zweite Kategorie: Komfort der Mine.
Hier testen wir, wie gut und flüssig die Minen schreiben.
Diese Kategorie war eine der schwierigsten, da sich die Unterschiede nur sehr
langsam offenbaren, aber am Ende doch klar sind. Alle Kulis machen eine
anständige Figur und bekommen dafür eine versöhnliche Null, der
Schülervertretungskuli aber fällt mit seiner rauen und etwas schwach deckenden
Schrift leicht negativ auf und bekommt ein Minus. Ein Plus dagegen bekommen
der Raiffeisen und der Hornbach für ihre besonders weiche und deckende
Schreibe.
dritte Kategorie: Größe der Mine.
Hier machen wir es uns einfach. Es gibt nur ein Minus für eine billige Minimine
und ein Plus für eine generöse Supermegamonstermine.
Immerhin die Hälfte der manipulativen Geschenke ist mit einer fetten Mine und
damit mit einem Plus gesegnet. Auf der Heizungsbaumine steht sogar für die
Ungläubigen unter uns: „Super-Großraummine“! Vielen Dank dafür. Der Rest
bedient uns nur mit einer kleinen Popelmine und von uns kriegen sie dafür ein
Minus.
Gut, bei Hornbach können wir aus oben genannten Gründen nicht mal
nachschauen, aber als Strafe dafür gibt’s dann unabhängig von der Mine ein
Minus.
vierte Kategorie: Qualtität.
Das ist wohl das Manko bei den Gratiskulis. Überall kann man noch unsaubere
Ränder, kurzlebige Plastikgewinde und abgeriebene Werbeschriften feststellen.
Qualität steht also nicht im Vordergrund. Betrachtet man dieses Problem aber
mit etwas Verstand, ist die Qualität eigentlich scheißegal, da man damit nicht
die Welt retten muss, sondern einfach nur hin und wieder mal ein paar Worte zu
Papier bringen möchte. Außerdem praktisch: Ist ein Kuli einmal kaputt oder
leer, hol ich mir einfach einen neuen. Kostet ja nix. Für alle also eine Null.
fünfte Kategorie: Design.
Die fünfte und letzte Kategorie ist mit dem Komfort des Kulis so ziemlich das
Wichtigste an einem Kuli. Denn schreiben kann jeder Kuli, dabei aber noch cool
aussehen ist das weitaus schwierigere Unterfangen.
Wie auch schon beim Komfort des Gehäuses erwähnt, setzt keiner der
Testkandidaten auf eine extraordinäre Form, alle Teilnehmer sehen also mehr
oder weniger wie ein Kuli aus.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Die meisten Kandidaten machen zwar einen etwas altbacken Eindruck und sind
zwar alles andere als echte Hingucker, aber weil sie nicht alle potthässlich sind,
geben wir ihnen doch noch eine Null. Nur der Schülervertretungskuli sieht so
lieblos und absolut undesignt aus, dass man diesem Ausrutscher durchaus zwei
mal ein Minus geben könnte.
Besonders hervorheben wollen wir aber noch zwei Plus-Kandidaten: Zum einen
ist das der Paulinus, der mit seinem stilvollen Äußeren durchaus an teure
Prollkulis erinnert und einen edlen Eindruck macht. Der zweite mit einem Plus
ausgezeichnete Kuli ist der Bitburger, der allerdings nur dank seinem „Bitte ein
Bit“-Spruch überzeugt, der pure Kuli ohne den Aufdruck ist dagegen lediglich
eine bessere Null.
Hier noch einmal eine Tabelle mit allen Ergebnissen:
Griffigkeit Mine rein/raus
Komfort
Mechanismus
der Mine
Landesschüler0
vertretung
Heizungsbau
0
0
0
Fahrschule
0
0
0
+
Raiffeisenbank
0
0
Debeka
0
0
0
+
Hornbach
0
Paulinus
0
0
0
Bitburger
0
0
0
Größe der
Mine
-
+
+
+
+
Qualität Design
0
-
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
+
+
Das kleine Fazit:
Als Gewinner dieses enorm aufwendigen und teuren Tests steht nun der Kuli …
fest. Gut, wir geben es zu: der Test ist zu undifferenziert um genau einen
Gewinner küren zu können. Raiffeisenbank, Paulinus und Bitburger sind mit
jeweils zwei Pluspunkten gleich auf.
Dafür einen herzlichen Glückwunsch.
Das Einzige, was man aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass der
Schülervertretungskuli, auch wenn er für uns gedacht ist, richtig versagt hat und
voller Schmach, als hässlichstes Exemplar seiner Gattung gebrandmarkt, nach
Hause gehen muss.
Das große Fazit vom Fazit zum großen Kulitest:
Wer nun einen Gewinnerkuli besitzt, darf sich freuen, wer einen anderen Kuli
hat, kann mit dem weiterschreiben, wer einen Schülervertreterkuli hat, hat
verloren und ist ein Versager, kann aber auch damit weiterschreiben.
Das Testteam, bestehend aus dem Typen, der am Ende der Seite unten rechts
steht, verabschiedet sich und freut sich auf das nächste Mal, wenn es wieder
heißt: Teste das, was jeder schon hat, im Grunde aber niemand braucht! Auf
Wiedersehen.
Peter Lames
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
2 Berichte aus der 13ten Klasse
Nachfolgend findet ihr zwei Artikel geschrieben von Michael Dickerhoff und
Karin Bergtraum im Laufe eines Deutschprojektes bei Herrn Kornmüller.
Der erste Text thematisiert die Reaktionen der Westdeutschen Bevölkerung auf
den Mauerfall, während der zweite sich mit der hetigen jüdischen Gemeinde
befasst.
Der Mauerfall aus Sicht der Westberliner
Es ist der 9. November 1989, spät abends, gegen 23.00 Uhr, als Günter Dickerhoff entspannt
in seinem Auto am Flughafen Tempelhof vorbei,
in Richtung Lichterfelde West fährt. Kaum ein
paar Straßen weiter in östlicher Himmelsrichtung
befindet sich die von Soldaten der NVA schwer
bewachte Grenzanlage der Berliner Mauer und
der dahinter liegende Todesstreifen. Und hier
geschieht plötzlich und ganz unverhofft ein tief in
die deutsche Vergangenheit und Zukunft
einschneidendes Ereignis: In die Berliner Mauer
wird das erste Loch geschlagen.
Kurz darauf erfährt es auch Günter Dickerhoff
über das Autoradio, dessen Berichterstattung
nicht die volle Tragweite der Geschehnisse erfassen konnte. „Wird wohl schon nichts
Weltbewegendes sein“, und er setzt die Fahrt nach Hause zu seiner Frau fort, die bereits auf
seine Rückkehr vom Basketballtraining wartet. „Beinahe wöchentlich passiert irgendetwas an
der Grenze. Wegen ein paar sich aufspielender Grenzsoldaten oder einer erneuten Demo
verschwende ich nicht meinen Feierabend.“, meint Günter Dickerhoff.
Die in der Beziehung zur Berliner Mauer hartgesottenen Westberliner lassen sich von einem
kleinen Loch in der Mauer nicht so schnell beeindrucken. Schließlich hören sie häufig
Meldungen über Schüsse und Tote an der Grenze, Bürger der DDR, die die Flucht in den
Westen wagten.
Während die Familie Dickerhoff den Abend gemütlich zu Hause verbringt, wie sicherlich die
Mehrheit der Westberliner, herrscht am Brandenburger Tor Volksfeststimmung. Gerade die
Westberliner, die sich unmittelbar in der Nähe des Brandenburger Tors befinden, kommen an
die Grenze, um die Massen an Ostberliner Willkommen zu heißen. Diese kommen in einem
einzigen riesigen Trabbi- Treck, zahlreiche auch zu Fuß, um die Grenze in den Westen zu
überschreiten, der ihnen lange Zeit verschlossen blieb. Sie werden von den wenigen
Westberlinern mit offenen Armen und Champagner begrüßt. Die Feier am Brandenburger
Tor, der die ratlosen NVA-Grenzbeamten von Beginn an zusehen und die von der Situation
und den Ausmaßen des Ereignisses sichtlich übermannt sind, dauert bis zum nächsten Morgen
an. Jetzt werden durch die Morgennachrichten auch alle Westberliner über die jüngsten
Geschehnisse an der Mauer aufgeklärt und man begibt sich auf den Weg zum Brandenburger
Tor. Auch die großen Firmen, die in Westberlin ansässig sind, erfahren es durch die
Nachrichten und entsenden zahlreiche LKWs, beladen mit Südfrüchten und Schokolade.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Diese wirft man von den Wagen hinunter in die feiernde Menge. Die Menschen befinden sich
in einem Freudentaumel.
Auch die Familie Dickerhoff trifft am Morgen des 10. Novembers am Ort des Geschehens
ein. Uschi Dickerhoff denkt bereits jetzt an die Folgen, die dieses Spektakel, was sich ihnen
hier bietet, nach sich ziehen wird. Mit nüchternem Blick betrachtet sie die Tausenden
Ostberliner, die dankbar und triumphierend die Geschenke des Westens annehmen. „Die
glauben Westberlin wäre das Schlaraffenland. Die Lebensmittel werden von LKWs geworfen
und das Geld liegt auf der Straße. Die werden noch enttäuscht sein.“
Die Vorstellung dieses „Goldenen Westens“ bestand in der DDR schon lange Zeit vor dem
Mauerfall. „Wenn wir zu Verwandten in die DDR gefahren sind, haben wir grundsätzlich den
ganzen Kofferraum voller Lebensmittel gehabt. Als wir dann mit unserem Auto bei unseren
Verwandten geparkt haben, befand sich kurz darauf eine Traube staunender Kinder um das
Auto, das sie noch nie zuvor gesehen hatten. Für unseren Besuch war alles vorbereitet, es
wurde ein Festessen serviert und man nahm unsere Geschenke dankbar an. Wir waren wie
Weihnachtsmänner.“
Am 10. November jedoch wird unbeachtet der
Folgen weitergefeiert und Günter Dickerhoff
ärgert sich, dass er nicht die Nacht zuvor zur
Grenze gefahren ist um die erste Stunde der
deutschen Wiedervereinigung mitzuerleben.
An der Berliner Mauer wimmelt es bereits vor
„Mauerspechten“. Jeder will ein kleines Stück
dieses historischen Objekts als Erinnerung
besitzen. Bald werden schon wie auf einem
Flohmarkt an kleinen Ständen alte DDRUniformen und Abzeichen verkauft.
Nach dem 10. November hält jedoch der Alltag
wieder Einzug in das Leben der Westberliner.
Wenige Tage später machen sich schon die
Auswirkungen des Mauerfalls bemerkbar,
besonders zum Ärger der Westberliner. Die
Straßen in Westberlin sind verstopft mit Trabbis
und die Kaufhäuser werden regelrecht
ausgeplündert durch den Ansturm der
Ostberliner auf die westlichen Waren. „Schon
früh morgens waren die Supermärkte
leergekauft und als ich abends nach dem Dienst
einkaufen wollte, boten sich mir größtenteils
leere Regale“, meint Uschi Dickerhoff. „Wir
Westberliner sagten schon ein paar Wochen
nach der Grenzöffnung im Spaß: ‚Zieht bloß die
Mauer wieder hoch!’ “
Auch das Verhalten vieler „Ossis“, die nun
endlich die starke Wirtschaft und den damit
verbundenen Lebensstil des Westens genießen können, stört die Westberliner: „Die fühlten
sich wie die Könige“.
Natürlich freut man sich über den Mauerfall und die dadurch entstandene Hoffnung auf eine
baldige Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Im Alltag jedoch verursachen die
Ostberliner im Westen nur Unannehmlichkeiten.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Erst viele Wochen später kann man wieder von einem geordneten Tagesablauf sprechen.
Westliche Waren werden nun auch in Ostberlin an die Kaufhäuser geliefert und der Ansturm
auf Westberlin beruhigt sich allmählich.
Mit großer Erwartung verfolgen die Menschen auf beiden Seiten der Grenze die politische
Entwicklung und die Verhandlungen, die schließlich auf die deutsche Wiedervereinigung
hinauslaufen.
Nach dem Tag des offiziellen Beitritts der DDR zur BRD treten die erwarteten Konsequenzen
der Vereinigung auf. Arbeitslosigkeit und die sich am Boden befindliche DDR-Wirtschaft
erfordern umfangreiche Wirtschaftshilfe von der Bundesrepublik.
In diesem Zusammenhang wird unter anderem der „Solidaritätsbeitrag“ von der
Bundesregierung eingeführt. Quasi eine Zusatzsteuer, die den „Aufbau Ost“ finanzieren
sollte.
Die Westdeutschen blicken allgemein etwas unzufrieden auf diese Erhöhung der Abgaben an
den Staat, jedoch zeigt man Verständnis wegen des großen Erfolgs der Wiedervereinigung.
Bald aber setzt sowohl in den neuen, als auch in den alten Bundesländern eine allgemeine
Phase der Enttäuschung ein.
Die Ostbevölkerung erwartet von der Wiedervereinigung einen unmittelbar eintretenden und
starken Wirtschaftsaufschwung, der Verbesserungen der Lebensqualität, Wohlstand und
Arbeit bringt.
Jedoch werden sie enttäuscht von dem harten System des Kapitalismus, in dem jeder für sich
selbst sorgen muss und sich nicht auf die „Volksgemeinschaft“ verlassen kann.
Eine schnell ansteigende Arbeitslosigkeit ist die Folge der Umstellung auf eine
Marktwirtschaft.
Die Westdeutschen erwarten wegen ihren Bemühungen und der enormen Wirtschaftshilfe
einen gewissen Grad an Anerkennung und Dankbarkeit, die ihnen jedoch verwehrt bleibt.
„Mit unserer Verwandtschaft in der ehemaligen DDR haben wir heute keinen Kontakt mehr.“,
erzählt Uschi Dickerhoff, „jahrelang haben wir Kofferraumladungen an Lebensmittel in den
Osten gefahren, da sie in der DDR nicht zu kaufen waren und nach der Wiedervereinigung
muss ich mir anhören, dass damals mit der SED doch alles besser war.“
Somit bleibt die „Mauer in den Köpfen“ besonders bei vielen Westberlinern und
erstaunlicherweise auch bei ehemaligen DDR-Bürgern bestehen.
Toleranz und Offenheit begleiten das jüdische Leben
Von den meisten Trierern unbemerkt
entwickelt sich ein selbstbewusstes
jüdisches Gemeindeleben.
Äußerst unscheinbar steht das jüdische
Gotteshaus in Triers Kaiserstrasse, denn
selbst einige Trierer wissen nicht, dass
das von außen so einfache Gebäude eine
Synagoge ist. Erst auf den zweiten Blick
und nach Heben des Kopfes erkennt
man den Davidstern, welcher sich auf dem Dach der Synagoge befindet.
Beim Eintreten in den Gemeinderaum werde ich von der geborenen Schweizerin Rachel Kyll
begrüßt. Sie ist eine Frau mittleren Alters, welche sich neben ihrer Berufstätigkeit als
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
selbstständige Unternehmensberaterin ehrenamtlich für ihre Gemeinde arbeitet und sich
einsetzt.
Am 26. August 1956 wurde der Grundstein für die Synagoge in der Kaiserstrasse gelegt, da
die alte Synagoge durch den zweiten Weltkrieg und speziell durch die Übergriffe des
Hitlersregimes vollkommen zerstört worden war. Jedoch ist ein altes Element, eine Steintafel,
welche die zehn Gebote darstellt, an der Wand in der Synagoge befestigt. Diese Steintafel
gehört zu den wenigen Dingen, die aus der alten Synagoge gerettet werden konnte.
Heute gehören 470 Mitglieder der Gemeinde Trier an, im nationalen Vergleich eine kleine
Gemeinde. Viele Mitglieder stammen aus der ehemaligen Sowjetunion und haben nun die
Freiheit ihre Lebens- und Gebetspraxis ohne Angst vor Verfolgung nachzugehen. Die
religiöse Gemeinschaft ist autonom und wird auf nationaler Ebene durch den Zentralrat der
Juden in Deutschland vertreten. Trotz der strengen und traditionsbewussten Lebens- und
Gebetspraxis versucht die Gemeinde Toleranz und Offenheit zu verkörpern. Die Gemeinde
pflegt Kontakte zu anderen jüdischen
Gemeinden, vor allem auf Landesebene, wenn
sich die einzelnen Vorstände treffen, um
gewisse Anliegen zu klären, welche auf das
Wohl der Gemeinde zielen. Es werden aber
auch Kontakte zu christlichen Institutionen
gepflegt.
„ Der Kontakt nach draußen ist wichtig, um
die jüdische Geschichte wie auch jüdische
Bräuche präsent zu halten. Somit erhalten vor
allem die jungen Gemeindeangehörigen ein
Gefühl
von
Gemeinschaftssinn
und
Anerkennung ″ , berichtet Rachel Kyll.
„ Durch den Kontakt nach außen zeigen sie
ihren Glauben und gewinnen zusätzlich an
Selbstbewusstsein innerhalb der Gemeinde
dazu. ″
Rachel Kyll versucht im Gespräch zu zeigen,
dass jüdisches Leben in alle Lebensbereiche
eingreift. Sei es im Haushalt oder in der
Gemeinde selbst, überall findet man
Elemente, welche prägend für ein Leben sind,
das nach jüdischem Glauben ausgerichtet ist.
Hauptsächlich werden jüdische Traditionen
innerhalb der Familie gelebt. „ Dies fängt
schon beim Führen des Haushalts an. Den Kindern wird schon früh in der Familie beigebracht
den Haushalt koscher zu führen. Dies bedeutet, dass einzelne Lebensmittel nicht zusammen
gelagert werden dürfen, “ berichtet Frau Kyll. Diese Regelungen richten sich nach dem
jüdischen Speisegesetz.
„ Vor allem zu den Hohen Feiertagen, dazu gehört Yom Kippur, das Fest der Versöhnung im
September, braucht die Gemeinde Kraft, um gemeinsam das Fasten auszuüben.“
Dieser Zusammenhalt hat oberste Priorität, er wird auch in der Unterhaltung mit Frau Kyll
deutlich, denn sie spricht mit großer Freude über ihre Gemeinde und sieht den Zusammenhalt
untereinander als sehr wichtig an: „ Genau dies ist ein Teil jüdischen Lebens, sich zu treffen
und gemeinsam den Glauben zu zelebrieren und miteinander zu teilen. ″
„ Der jüdische Glauben versucht nicht durch Feste und Gottesdienste neue Mitglieder
anzuwerben. Das Judentum ist keine missionierende Religion. Man versucht im jüdischen
Leben bewusst zu leben, um sich selbst zu finden ″, erläutert Rachel Kyll.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Bei dieser Selbstfindung spielt die Geschichte eine große Rolle im jüdischen Leben. Sie hilft
dem Einzelnen seine Identität und seine Wurzeln zu finden. Jüdisches Leben soll nicht nur im
Moment als wichtig angesehen werden, denn auch die Bräuche sind bis heute im Glauben
vertreten.
Um dies über Generationen vermitteln zu können, hat die jüdische Gemeinde Trier Kinderund Jugendgruppen eingerichtet. Kinder lernen dort auf eine spielerische Art den Glauben und
die Tradition kennen. Somit werden sie auf ein jüdisches Leben vorbereitet. Sie entwickeln
und entfalten sich innerhalb der Gemeinde und bringen sich als ein Teil der Gemeinschaft ein.
Jugendfreizeiten, wie man sie unter anderem aus katholischen Institutionen kennt, finden auch
in der jüdischen Gemeinde statt. Italien und Israel sind Ziele der Ferienfreizeiten gewesen.
Den Kindern und Jugendlichen werden Werte und Gemeinschaftssinn vermittelt, welche sie
auch für ihr weiteres Leben wichtig sein können.
„ Hier erkennt und sieht man, dass jüdisches Leben überall gelebt wird. Es findet innerhalb
der Gemeinschaft statt, aber auch außerhalb der Mauern der Synagoge, ″ erläutert Frau Kyll
im Gespräch.
Man merkt an den strahlenden Augen von Rachel Kyll, dass sie ihre Gemeinde als wichtigen
Bestandteil jüdischen Lebens, aber auch ihres Lebens sieht. Dies ist auch das Schöne an
dieser Religion, denn einerseits wirkt sie verschlossen und unnahbar, jedoch ist sie auf der
anderen
Seite aufgeschlossen und tolerant
gegenüber Mitgliedern verschiedener Glaubensrichtungen.
Mit der Stadt Trier steht die Gemeinde in einem engen Kontakt, denn Oberbürgermeister
Helmut Schroer ist Schirmherr der israelischen Kulturtage in Trier. Das Museum in Trier
plant im Jahre 2007 eine jüdische Abteilung im Gebäude zu errichten, um dem Bürger ein
Stück jüdische Geschichte näher zu bringen. Trier und Umgebung waren wichtige Orte für die
jüdische Bewegung im Mittelalter. Vor allem das Arye Maimon Institut an der Universität in
Trier befasst sich speziell mit der jüdischen Geschichte im lokalem Raum.
Toleranz und Offenheit sind das erste was einem nach dem Gespräch mit Rachel Kyll in den
Kopf kommt. Die etwa zweistündige Unterhaltung hat das jüdische Leben, als ein Leben mit
dem Glauben gezeigt.
Beim Verlassen des Gemeinderaumes, stellt Jurastudent Daniel Bortmann, Sohn des
Vorstandsvorsitzenden und ehrenamtlich arbeitendes Gemeindemitglied, den Gebetsraum, die
Synagoge vor.
Die Tür geht auf, doch bevor der 22 jährige den Raum betritt, zieht er sich eine
vorschriftsmäßige Kopfbedeckung an, um zu zeigen, dass über ihm Gott steht.
Beim Betreten des Raumes stehen links und recht braune Bänke. Jedes Gemeindemitglied hat
an den Freitags- und Samstagsgottesdiensten seinen festen Platz. Der Gang zwischen den
Bänken führt zu einem Art Podest, auf dem der Rabbiner oder ein Vorbeter den Gottesdienst
durchführt. Eine Gemeinde braucht keinen Rabbiner, welcher den Gottesdienst abhält. Eine
Min Yang ( Gruppe von 10 Männern ) kann auch den Gottesdienst halten. Der gesamte
Gottesdienst wird auf Hebräisch gehalten. Am Ende des abgerundeten Raumes befindet sich
ein Schrank, in dem sich hinter einem edlen blauen Vorhang, sich die Thorarollen befinden.
Die feierlich verzierten Schriftrollen stammen aus den vorigen Jahrhunderten. Hebt man den
Kopf, sieht man eine große Glaskuppel, in der man den dunklen und bewölkten Himmel
erkennt.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Beim Betreten des Raumes stehen links und rechts braune Bänke. Jedes Gemeindemitglied
hat an den Freitags- und Samstagsgottesdiensten seinen festen Platz. Der Gang zwischen den
Bänken führt zu einem Art Podest, auf dem der Rabbiner oder ein Vorbeter die Gebetspraxis
durchführt. Die Gemeinde braucht keinen Rabbiner, welcher den Gottesdienst abhält. Eine
Min Yang ( Gruppe von 10 Männern ) können auch den Gottesdienst halten. Der gesamte
Gottesdienst wird auf hebräisch gehalten. Am Ende des abgerundeten Raumes befindet sich
eine Schrank, in dem durch einen edlen blauen Vorhang, sich die Thora- Rollen befinden. Die
feierlich verzierten Schriftrollen stammen aus den vorigen Jahrhunderten. Hebt man den Kopf
sieht man eine große Glaskuppel, in der man den dunklen und bewölkten Himmel erkennt.
Die Fenster unterhalb der Decke sind zum Schutz vor Übergriffen klein gehalten. Daniel
Bortmann erklärt, dass sich ein Davidstern ergibt, wenn man die kleinen Fenster zusammen
setzen würde.
Ein Hauch von Ruhe und Harmonie umgibt den besuch. Vor allem die Ruhe bewirkt, dass
man darüber nachdenkt , wie fremd und dennoch vertraut der Ort ist. Über den Glauben
hinaus kann es ein Ort sein, an dem man tief in sich geht, um sich selbst zu finden. Man fühlt
sich dem stressigen Alltag in einer gewissen Weise entrissen. Trotz der Kälte an diesem
verregneten Tag, empfindet man sich geborgen, obwohl man sich doch in einem fremden
Raum befindet.
Beim Verlassen der Synagoge sieht man jüdisches Leben als Vermittler von
Gemeinschaftssinn und moralischen Werten. Dies ist nicht nur wichtig für ein Leben
innerhalb der Gemeinde selbst, sondern auch für ein Leben in unser Gesellschaft wichtig.
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Der Sinn des Lebens
WARUM lebt man?
Und WARUM stirbt man?
In diesen traurigen Zeiten werden sich wahrscheinlich viele diese Fragen gestellt
haben.
Aber hat sich auch jemand diese Fragen gestellt?
WARUM kommt in Amerika eine Pizza schneller als ein Krankenwagen?
WARUM gibt es einen Behindertenparkplatz vor einer Schlittschuhhalle?
WARUM ordern Menschen einen Double Cheeseburger, eine große Pommes und
eine Cola light?
WARUM gibt es Hot Dog Würstchen in einer 10er und die Brötchen nur in einer
8er Packung?
WARUM können Frauen Wimperntusche nicht mit geschlossenem Mund
auftragen?
WARUM ist das Wort „Abkürzung“ so lang?
WARUM muss man um WINDOWS zu schließen das Startprogramm öffnen?
WARUM enthält Zitronensaft künstliche Aromen und das Spülmittel echten
Zitronensaft?
WARUM gibt es kein Katzenfutter mit Mäusegeschmack?
WARUM Hundefutter `mit verbessertem Geschmack´, wer hat das getestet?
WARUM werden Nadeln für die Euthanasie sterilisiert?
WARUM drückt man fester auf die Tasten der Fernbedienung, wenn die Batterie
fast leer ist?
WARUM waschen wir unsere Handtücher, wird denn nicht angenommen, dass
wir sauber sind, wenn wir uns damit abtrocknen?
WARUM tragen Kamikazepiloten einen Helm?
WARUM laufen Schafe bei Regen nicht ein?
WARUM haben Einrichtungen, die 24 Stunden am Tag geöffnet sind, überhaupt
Schlösser?
Weitere Fragen, die nicht mit WARUM beginnen:
Wie kamen die Schilder `Rasen betreten verboten´ überhaupt dorthin?
Freuen sich Analphabeten über Buchstabensuppe?
Wonach suchte der Mensch eigentlich, als er entdeckte, dass Kühe Milch geben?
Woran merkt man, dass im Wörterbuch ein Wort falsch geschrieben ist?
Kriegen die LIPTON-Arbeiter auch eine Kaffeepause?
Denkt mal drüber nach...!
Felix Daniel Busch
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Über den Gottesbeweis von Anselm von Canterbury
Es gibt Gott - es gibt ihn nicht!
Der Gottesbeweis des Anselm von Canterbury soll hier untersucht und wenn
möglich widerlegt werden.
heißt, die Vorstellung von Maxis
Existenz und seine Existenz sind
zweifelsohne größer, als nur die
Vorstellung seiner Existenz. Damit
gäbe es wieder ein größtes
Denkbares. Jedoch hat Anselm nun
eines nicht betrachtet: Und zwar ist
die Existenz Hopfs und die
Vorstellung, dass jemand die
Vorstellung hat, dass Maxi Hopf
existiert, größer als nur die Existenz
und deren Vorstellung. Denn jene
umfasst diese und dazu noch den,
der sie hat. Auch hier hätten wir
wieder ein Größtes Denkbares. Doch
was ist, wenn ich die Vorstellung
habe von jemandem, der die
Vorstellung hat, dass jemand die
Vorstellung hat, dass Maxi Hopf
existiert und er existiert auch noch?
Wäre dies denn nicht noch größer?
Und könnte ich denn dann nicht die
Vorstellung der Vorstellung der
Vorstellung der Vorstellung usw.
entwickeln? Dieses können wir
unendlich oft durchführen und
erhalten so niemals etwa, über dem
nichts Größeres gedacht werden
kann, denn ich kann mir immer
etwas Größeres vorstellen. Es ist fast
wie ein Bild, dass dasselbe Bild ins
sich trägt, welches wiederum dieses
Bild in sich birgt, nur dass es in
diesem Fall ins unendlich Kleine und
nicht ins unendlich Große geht.
Also haben wir bewiesen, dass es
nichts gibt, über dem nichts
Betrachten wir uns den ersten Schritt
des Gottesbeweises. Gott wird
definiert als „etwas, über dem nichts
Größeres gedacht werden kann“.
Wenn es möglich wäre, zu beweisen,
dass es nichts gibt, über dem nichts
Größeres gedacht werden kann, dann
wäre der Gottesbeweis schon an
seiner Definition gescheitert.
Als erstes nehmen wir an, dass es
etwas gibt, das gedacht werden kann.
Als Beispiel hierfür verwenden wir
den Hopf. Gehen wir nun davon aus,
dass Maxi Hopf existiert und
vergleichen wir ihn mit allen
denkbaren anderen Gegenständen
und stellen wir fest, dass Maxi Hopf
größer ist als alle anderen
Gegenstände, so stellen wir fest, dass
Maxi Hopf etwas ist, über dem
Größeres gedacht werden kann.
Wenn wir nun aber denken, dass alle
denkbaren Gegenstände nicht mit
Hopf verglichen werden können,
weil Maxi Hopf diese alle umfasst,
dann macht die Gesamtheit dieser
Dinge in Hopf eigentlich aus, was
wir denken können. Also wäre die
Vorstellung von Hopf etwas, über
dem nichts Größeres gedacht werden
kann. Allerdings gibt es da ein
Problem, das auch Anselm gesehen
hat. Er hat nämlich entdeckt, dass
neben der Vorstellung
eines
allumfassenden Maxi auch noch in
Betracht gezogen werden muss, dass
dieser tatsächlich existiert. Das
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Anhäufung
von
Lauten
abgespeichert und versucht einen
Sinn daraus zu basteln, wenn aber
das Gehirn, siehe Maxi, nicht dazu
in der Lage ist oder die Laute
einfach keinen Sinn ergeben, wie
zum Beispiel diese ganze von mir
vorgetragene Hausaufgabe, dann
können wir nicht von Verständnis
oder Vorstellung reden, wenn man
etwas gehört hat. Denn, wenn man
die Worte „etwas, über dem nichts
Größeres gedacht werden kann“
einem Trierer sagt, dann wird er sie
wohl kaum verstehen, ganz einfach,
weil er eine ganz andere Sprache
spricht und nicht, weil er nicht in der
Lage wäre, diesen abstrakten Begriff
zu fassen. „Eppes üver dem neist
mie gedaacht werde kaaan“ würde
jedoch
im
Trierer
Verstand
aufgenommen
werden
können,
dasselbe gilt für alle anderen
Sprachen. „Something over wich
nothing greater could be thought“
kann in Frankreich keine Sau
verstehen, während „aliquid, super
nihil
maior
potest
cogitare“
hierzulande Fragen aufwirft. Der
geneigte Leser mag sicherlich noch
einige
weitere
Fehler
und
Ungenauigkeiten in Canterburys
Gottesbeweis finden, doch hierbei
sei es belassen.
Größeres gedacht werden kann und
damit, dass es keinen Gott gibt. Es
reichte also die pure Betrachtung der
Definition aus, um den Beweis zu
widerlegen.
Gehen
wir
aber
spaßeshalber davon aus, dass wir
diese
einfache
Widerlegung
übersehen hätten und nehmen wir
an, die Definition ist richtig, dann
finden wir schon in der ersten
Überlegung wieder einen Fehler.
Anselm sagt, dass der Tor, der Gott
leugnet, sobald er die Worte „etwas,
über dem nichts Größeres gedacht
werden kann“ also Gott hört, dies
auch versteht, und was er hört, sei in
seinem Verstande. Hier entstehen
ganz
einfache
philologische
Probleme. Wieder nehmen wir Maxi
Hopf als Beispiel: Maxi Hopf las in
der letzten Lateinarbeit einen Satz.
In dem Moment, in dem er ihn las,
hatte er ihn nach Anselm verstanden.
Doch wie wir anhand seiner völlig
falschen Übersetzung sehen können,
hat er eben dieses nicht. Wir haben
also ein ganz anderes Verständnis
des Wortes „verstehen“ als der Herr
Canterbury. Wenn wir jetzt unter
„im Verstand haben“ etwas anderes
verstehen, meinetwegen, dass der
Begriff im Gehirn abgespeichert ist,
so können wir aus heutiger Sicht
sagen, dass dies nichts bedeutet,
denn Maxis Gehirn hat eine
Christian Griesinger
29
Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Krasser Enthüllungsjournalismus
Wo landen unsere Altkleider?
Ein Thema, das ich in letzter Zeit öfters im Fernsehen gesehen habe und das
mich dazu bringt zu überlegen, ob ich wirklich meine „alte“ Wäsche in
Altkleidercontainer werfen soll, um damit „armen Leuten“ zu helfen.
Wochenmärkten
weiterverkaufen.
Dabei verdienen sie in Westeuropa
bis zu 5000 Euro pro Tonne und in
Osteuropa und Afrika bis zu 1000
Euro pro Tonne.
Und selbst das Rote Kreuz gibt nur
etwa ein Zehntel der gesammelten
Kleidung ins In- und Ausland weiter,
da es mit legal gesammelten 600.000
Tonnen pro Jahr in Deutschland
einfach zu viel wird. Der Rest wird
an Reißereien weitergegeben und
dort
zu
Putzlappen,
Dämmmaterialien, Autositzpolster,
usw. verarbeitet und verkauft. Ein
Teil dieses Geldes fließt dann in
verschiedene Hilfsprojekte.
Jetzt würden viele behaupten, dass
man einfach nach den Logos auf den
Containern schauen kann, doch
selbst
das
Logo
bekannter
Wohltätigkeitseinrichtungen
garantiert
keine
soziale
Verwendung, da die Logos von
anderen Firmen gemietet werden
können.
Jetzt, wo die Winterzeit anfängt und
die Sommerklamotten nicht mehr
gebraucht werden, gehen viele Leute
hin, kramen ihre Kleider zusammen,
packen sie in einen Sack, werfen sie
in einen Altkleidercontainer und
tragen mit dem guten Gewissen: „Ich
habe jetzt an die armen Leute in den
Entwicklungsländern
gespendet.“
ihre Wintersachen.
Aber werden die Sachen wirklich in
Massen mit dem Schiff oder dem
Flugzeug in andere Länder versandt?
Das
sind
doch
alles
Hilfsorganisationen wie das Rote
Kreuz? Sie sollten doch alles
guterhaltene Gesammelte weiter
versenden, doch dem ist meistens
nicht so:
Die meisten von den ca. 50.000 in
Deutschland
zu
findenden
Altkleidercontainern stammen nicht
von Hilfsorganisationen, sondern
von Firmen, die die Kleider
sammeln und sie zu eigenen Gunsten
an Secondhandläden oder auf
Also: Entweder ihr behaltet eure alten Klamotten oder erkundigt euch unter
www.fairwertung.de, wie ihr mit euren Sachen am sinnvollsten helfen könnt.
Quellen: Sendung: Galileo
Zeitschrift: P.M.
Felix Daniel Busch
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Liebe Leser und Leserinnen, normaler Weise finden Sie an dieser Stelle einen
Artikel aus unserer Reihe „Rettet uns!“, in dem wir eine vom Aussterben
bedrohte Tierart von seinem Elend und der Gefahr berichten lassen. Für diese
spezielle Ausgabe haben wir uns entschieden, Ihnen eine ganz besondere vom
Aussterben bedrohte Gattung vorzustellen:
Hallo, mein Name ist Distelblatt und
ich gehöre zur Gattung der Schülerzeitungen. Das ist in der Tat eine
schlimme Begebenheit, denn ich,
beziehungsweise die Gattung der
Schülerzeitung und im speziellen
Fall die Art der Distelblätter stirbt
aus! Das mag auf den ersten Blick
schockierend wirken und klingen.
Auf den zweiten Blick wirkt es
ebenso schockierend. Ich, also das
Distelblatt, existiere schon seit 57
Ausgaben und nun soll auf einmal
die 57. Ausgabe die letzte von mir
sein? Eure intellektuelle Henkersmalzeit sozusagen?
So leid es mir tut und so gerne ich
weiterhin mit Artikeln von engagierten Redakteuren zu einem mit
bis zu 44 Seiten gefüllten Heft in
Schwarz auf Weiß hergestellt
werden und erscheinen würde, ist
meine Zeit gekommen abzutreten.
Doch nicht unbedingt ich sterbe aus,
sondern mein Herz, mein Inhalt,
meine Essenz, meine Redakteure
sterben aus. Vor zehn Jahren war ich
eine richtige Schülerzeitung: über 15
Schüler aus allen Klassen, Kursen
und Stufen waren an meiner
Entstehung beteiligt und an meinem
Wohl interessiert.
Außerdem lag meine Auflage 1995
bei über 600 Ausgaben. Die Auflage
wurde sogar auf 700 erhöht, damit
auch alle dazu gewillten Schüler eine
Ausgabe erwerben konnten. Dann
begann das große Aussterben:
Redakteure sprangen ab oder
verließen mit dem Abitur in der
Tasche diese Schule und der Nachwuchs blieb aus. Irgendwann wurde
ich nur noch von neun Redakteuren
gefüllt, dann von sechs, dann nur
noch fünf und dann sprang meine
letzte weibliche Redakteurin ab. Ich
muss erkennen, dass nicht ich
aussterbe, sondern die Leser und
Käufer sterben aus, die interessierten
Schüler, diejenigen, die wissen
wollen, die Macher! All jene sterben
aus und ich verende wie eine Tierart,
um die sich keiner kümmert.
Deswegen bitte ich euch: rettet mich,
rettet eure eigene Schülerzeitung.
Die Redaktion gehört euch. Meine
weißen Seiten warten nur darauf mit
euren scharfsinnigen und bissigen,
die kleinen und großen Fehler der
Lehrer, der Schule und der Welt aufdeckenden Berichten gefüllt zu
werden. Lasst mich nicht aussterben.
Wenn ich Arme hätte würde ich eine
traurige CD einlegen. Wenn ich
dann noch Ohren hätte würde ich
diese auch vernehmen. Und wenn
ich Augen hätte würde ich bitterliche
Tränen der Resignation und des Abschieds weinen.
Ich danke euch, also meinen Lesern
für euer Interesse und ich hoffe, dass
es mich bald wieder gibt, denn Hoffnung kann nicht aussterben.
das Distelblatt
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Die Teilnahme am Rhetorikwettbewerb des
Rotary Club Trier
Wie auch in den letzten Jahren
veranstaltete der Rotary Club
Trier einen Rhetorikwettbewerb
für die Gymnasien in Trier.
Jedes
Trierer
Gymnasium
durfte bis zu zwei Schüler zu
diesem Wettbewerb der Worte
entsenden und so schickte das
Max-Planck-Gymnasium meine
Wenigkeit ins Rennen, um die
400 € Preisgeld für den Redner
und die 500 € Fördermittel für
die Schule zu erkämpfen.
Dank der exzellenten und kompetenten Vorbereitung durch Frau Winter und
Herrn Kornmüller gelang es mir, mich gegen die vier anderen Redner, allesamt
weiblichen Geschlechts, durchzusetzen und den Titel heimzubringen. Doch dies
war nicht der erste Erfolg für das Max-Planck-Gymnasium bei diesem
Wettbewerb, so gewann bereits letztes Rebecca Haubrich diesen Preis und
weitere zwei Jahre zuvor Johannes Aumüller.
Man muss sagen, dass dieser
Wettbewerb nicht nur eine
ausgezeichente Chance bietet,
sein Taschengeld aufzubessern,
sondern auch Erfahrungen im
Bereich
des
öffentlichen
Auftretens
und
SichPräsentierens zu sammeln. Es
lohnt sich also an dem
Wettbewerb teilzunehmen, denn
man gewinnt auf jeden Fall –
wenn vielleicht nicht einen der
Geldpreise, dann doch Wissen,
Erfahrung und Selbstbewusstein.
Darum alle 11er und 12er: Sprecht doch mal Frau Winter an und fragt sie wegen
einer Teilnahme im nächsten Schuljahr. Sie wird euch sicherlich gerne auf den
Wettbewerb vorbereiten!
Christian Griesinger
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
Titel (Rede Rhetorikwettbewerb) ??
Sehr verehrtes Publikum,
an diesem Abend werden Sie, meine Damen und Herren, nicht nur Zuschauer
und Betrachtende sein, sondern zugleich auch Kritiker einer neuen Inszenierung
des vielleicht wichtigsten Werkes in deutscher Sprache, Goethes „Faust“. Sie
wird in den folgenden Stunden eine Aufführung erwarten, der folgende Fragen
zu Grunde liegen:
1. Warum soll man so alte Stücke wie den Faust immer wieder auf die Bühne
bringen?
2. Kann uns heute noch etwas an diesem Werk interessieren und wenn ja, was?
3. Warum eine Neuinszenierung und nicht eine erneute Aufführung?
Am einfachsten ist die letzte Frage zu beantworten. Wie wir es in der Physik
gelernt haben, gibt es kein Ereignis, dem nicht ein anderes Ereignis
vorausgegangen wäre, es gilt also das Prinzip der Kausalität - mit anderen
Worten, es muss für diese Neuaufführung auch Gründe gegeben haben.
Der erste Grund ist schnell genannt: Die drei anfänglichen Fragen zu stellen und
vielleicht sogar zu beantworten war meine eigentliche Absicht, jene wunderbare
Geschichte erneut und diesmal anders auf die Bühne zu bringen, als es bislang
üblich war.
Doch es gab noch einen zweiten Grund: Als ich das Stück zum ersten Mal las,
als ich noch jung war und in der Schule, da zog mich der Konflikt von Faust und
Mephistopheles gleichsam magisch in seinen Bann. Ihr Gegeneinander, ihr
Miteinander, ihr seltsames Katz- und Mausspiel ließ mich seitdem nicht mehr
los. Die Faszination für das Stück, die mich seit meiner Jugend ergriffen hatte,
musste ich in irgendeiner Weise auch ausleben. Was wäre da besser geeignet,
meine Damen und Herren, als eine eigene Inszenierung?
Um nun die zweite Frage zu beantworten, was dieses Stück heute noch
interessant macht, möchte ich Ihnen zuerst beschreiben, welche Gedanken ich
mir während meiner Schulzeit über den Faust gemacht habe.
Nach ein paar Wochen des Nachdenkens reifte in mir allmählich der Gedanke,
dass dieses enorme Spannungsverhältnis zweier so unterschiedlicher Charaktere
nicht einfach nur Nebensache, Nebenhandlung sein kann. Ich suchte nach einer
Erklärung für das gegenseitige Ausspielen von Faust und Mephisto, dieses
Streben nach Überwältigung und Ausnutzung des Widerparts, dieses Versuchen,
den jeweils anderen sich untertan zu machen.
So suchte ich nach Bestätigung für mir inne wohnende Vermutungen und dachte
sie, mit Hilfe zweier Analogien, gefunden zu haben: Beide finden sich in der
griechischen Antike.
In der griechischen Philosophie um etwa 300 vor Christus, trafen zwei
gegensätzliche Gedankenströmungen aufeinander. Der Hedonismus des Epikur
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
auf der einen Seite und die Stoa des Zenon von Kition auf der anderen. Während
Epikur das Lustprinzip vertrat und den Genuss des Lebens propagierte, stand im
Mittelpunkt des stoischen Strebens die Tugend, insbesondere das Streben nach
Erkenntnis. Hier erkennt man unschwer die Positionen des stoischen Faust und
des hedonistischen Mephisto. So wie sich beide ethisch-philosophischen
Positionen unterscheiden, so unterscheiden sich die beiden Antagonisten der
faustischen Tragödie, und doch sind beide Positionen aus ein- und demselben
Geist entstanden, dem menschlichen Geist.
Die zweite Analogie besteht aus den beiden gegensätzlichen Kunsttrieben der
antiken griechischen Kultur, welche Friedrich Nietzsche in seinem Werk „Die
Geburt der Tragödie“ treffend beschrieb: In der griechischen Kultur standen sich
zwei unterschiedliche Kunsttriebe gegenüber, das Apollinische und das
Dionysische. Der eine Trieb, repräsentiert duch den Gott Apollon, den Gott der
Weisheit, der Selbsterkenntnis und des Maßes, stand für eine Kunst, die sich aus
dem Traum des Individuums heraus ergab und Ausdruck desselben suchte. Der
andere Trieb, repräsentiert duch den Wein- und Festgott Dionysos, stand für
eine Kunst des Maßlosen, des Sich-Selbst-Verlierens im Rausch und der
weltlichen Lustbarkeit. Nietzsche sagte dazu Folgendes: „In zwei Zuständen
nämlich erreicht der Mensch das Wonnegefühl des Daseins, im Traum und im
Rausch.“
Inspiriert durch diese beiden Vergleiche, schlich sich die Idee wie eine
Raubkatze an mich heran, dass Faust und Mephisto im Wesentlichen zwei
unterschiedliche Teile einer einzigen Persönlichkeit sind und nicht zwei
verschiedene Personen.
Stoa und Epikureismus, Apollon und Dionysos, Faust und Mephisto sind alle
jeweils Produkte des gleichen menschlichen Geistes gewesen und müssen somit
in irgendeiner Art und Weise auch in diesem beheimatet sein und das zur
gleichen Zeit. Das Ausschlaggebende, ob jemand Asket oder Sünder ist – wenn
es mir erlaubt ist, die christliche Begrifflichkeit für das gleiche Phänomen hier
anzuwenden – ist die Frage, welcher der beiden Triebe momentan überwiegt.
Nachdem ich nun diese beiden Analogien gefunden hatte, trat ich, einem
Chirurgen gleich, mit dem Skalpell meines Verstandes vor das Problem und
untersuchte es mit den feinsten mir möglichen Messerschnitten der Dialektik.
Wie der Arzt Faser um Faser freilegt, so betrachtete ich die Verse im Faust, um
in langwieriger Kleinarbeit die Motivik und Struktur des Stücks zu analysieren.
Ob mir dies recht gelungen ist, meine sehr verehrten Damen und Herren,
darüber werden Sie heute Abend Richter sein.
Am Ende dieser Betrachtung jedenfalls stehen vier Thesen über das, was den
Faust heute aufführungswert macht und was nicht:
Zunächst du dem, „was nicht“:
1. Das Streben Fausts nach Erkenntnis ist für uns heutige Menschen wenig
interessant. In einer Zeit, in der es zwar viele gescheite, aber keine
gelehrten Menschen mehr gibt, in einer Zeit der schnellen Veränderungen,
in der eine absolute Spezialisierung in allen Wissensbereichen notwendig
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Distelblatt: Ausgabe 57 Herbst 2005
geworden ist, macht eine Gelehrtentragödie nicht mehr viel her – es gibt
keine universellen Gelehrten mehr, nur noch Spezialisten in den einzelnen
Fachrichtungen.
2. Auch der Typus des christlichen unschuldigen Gretchens ist spätestens
mit der sexuellen Revolution des letzten Jahrhunderts ausgestorben, und
so lässt sich auch die Gretchentragödie als heute nicht mehr aktuell
deklarieren.
3. Die Wette zwischen Gott und Teufel, welche schon nach damaligen
Gesichtspunkten nicht im Mittelpunkt des Stückes stand, hat in einer
zunehmend atheistischen Gesellschaft ebenfalls wenig Unterhaltungswert.
4. Das auch heute noch Interessante am Faust resultiert aus dem schon
angeführten Widerspruch von Faust und Mephisto. Der Konflikt dieser
beiden Teile einer Persönlichkeit, der Widerspruch von Verstand auf der
einen Seite und Gefühlen wie Trieben auf der anderen Seite, ist ein
zentrales Motiv der inneren Zerissenheit, die für jeden Menschen heute
noch wichtig ist. Denn früher oder später steht man auch im 21.
Jahrhundert vor der Frage: Wer bin ich, was will ich, und wie kann ich
dies realisieren? Mit anderen Worten, man steht vor der Frage des
Glücklichseins. Wie kann man in einer so menschenunfreundlichen Welt,
wie es die heutige ist, glücklich werden? Gibt es für Menschen überhaupt
Glück?
Nun möchte ich mit zwei Bemerkungen schließen:
Die erste Bemerkung antwortet auf die Frage, warum man den Faust immer
wieder aufführen sollte und richtet sich an diejenigen, welche den Faust immer
wieder gleich aufführen wollen und an die, die in der Erwartung des immer
Gleichen zu einer Faustaufführung kommen:
Lassen Sie etwas mehr Spielraum auch für auf den ersten Blick ungewohnte
oder unangebrachte Interpretationen. Denn hinter einer noch undurchsichtigen
Maske versteckt sich vielleicht ein interessantes Gesicht, das es wert ist, kennen
gelernt zu werden.
Es gibt schließlich nicht nur eine Möglichkeit, die Frage des Glücks zu
beantworten, vielleicht entdecken Sie andere Aspekte im Faust, die heute auch
noch interessant sein können.
Auch wenn eben dieses Vielleicht ein gefährliches ist, über das man weniger
gerne redet, schließlich geht dieses Vielleicht einem Wirbelwinde gleich durch
die Denkerstube und hinterlässt, wenn es sich nicht schnell bannen lässt, ein
heilloses Durcheinander verschiedener Ansichten. Auch wenn es so ist und zum
Umdenken zwingt, vielleicht lohnt es sich ja, einmal näher hinzuschauen.
Zum Schluss möchte ich sagen: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich
auch endlich Taten sehn!“ Daher mein Wunsch an Sie, meine Damen und
Herren: Amüsieren Sie sich heute Abend gut und besuchen Sie uns bald wieder!
Christian Griesinger
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