Gewaltverherrlichende Mixed Martial Arts

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Gewaltverherrlichende Mixed Martial Arts
Rede des Innenministers Lorenz Caffier
auf der Landtagssitzung am 18.11.2009
„Gewaltverherrlichende
Mixed
Martial
Arts- Veranstaltungen untersagen“
Schwerin, 18.11.2009
Nummer:
Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede,
als Innenminister dieses Landes befasse ich mich gerne
mit Angelegenheiten des Sports. Es liegt mir zudem sehr
daran, zu verdeutlichen, dass der Sport ein unersetzbarer
Teil unseres sozialen und kulturellen Lebens ist und als
solcher, auch in Zeiten allgemeiner Finanznöte, jedwede
Unterstützung verdient.
Die Materie, mit der sich der Landtag heute beschäftigt,
nämlich
gewaltverherrlichende
„Mixed
Martial
Arts-
Veranstaltungen“ hat indes nicht im Geringsten etwas mit
Sport zu tun.
Innenministerium
Und so ist es eigentlich ein Widerspruch in sich, wenn ich
Mecklenburg-Vorpommern
als Sportminister heute hier vor diesem Hohen Hause zu
Alexandrinenstraße 1
dem von den Regierungsfraktionen eingebrachten Antrag
19055 Schwerin
Telefon: +49 385 588-2003
spreche. Aber zugleich bin ich dankbar für diesen Antrag,
Telefax: +49 385 588-2971
zielt er doch in die richtige Richtung, und zwar darauf ab,
E-Mail:
[email protected]
Internet: www.im.mv-regierung.de
diese sogenannten Kampfveranstaltungen als das zu
V. i. S. d. P.: Marion Schlender
2
bezeichnen,
was
sie
gewaltverherrlichende
und
sind,
mit
der
nämlich
als
Menschenwürde
unvereinbare Exzesse!
Diese Kampfveranstaltungen, die unter dem Namen „Mixed
Martial
–
Arts
MMA“
zusammengefasst
werden,
insbesondere das sog. „Ultimate Fighting“ und das
„Extreme Fighting“ drängen derzeit aggressiv auf den Markt
und
ihre
Organisatoren
versuchen
europaweit
Veranstaltungen durchzuführen. Der Sportfernsehsender
DSF bietet bereits feste Sendezeiten und eine „RealityShow“ zu den MMA an. Köln und Kiel waren bereits
Veranstaltungsorte.
Mit Blick auf diese nicht hinnehmbare Entwicklung wird sich
die Sportministerkonferenz noch in dieser Woche, am
19./20. November mit dieser Thematik befassen. Und sie
wird sich dabei veranlasst sehen, Folgendes klarzustellen:
Derartige Kämpfe suchen den Begriff des Sports als
Deckmantel,
um
dahinter
den
Charakter
als
reine
Inszenierung von Brutalität und Gewalt kaschieren zu
können.
Diese
Veranstaltungen,
bei
denen
wichtige
Grundregeln des Sports und gesellschaftliche Grundwerte
eines
fairen
Miteinanders
grob
missachtet
werden,
verfolgen rein kommerzielle und gewaltverherrlichende
Interessen und haben mit sportlichen Wettbewerben nichts
gemein.
Es ist daher nur konsequent und begrüßenswert, wenn
auch der Deutsche Olympische Sportbund in seiner
Erklärung vom 3. November 2009 klar stellt, dass „Ultimate
3
Fighting“ als Teil der so genannten „Mixed Martial Arts“
kein Sport ist.
Angesichts der Gewaltexzesse der jüngsten Vergangenheit
sind
alle
gesellschaftlichen
Kräfte
aufgerufen,
Entwicklungen entgegenzutreten, die die Ausübung von
Gewalt mit dem Etikett von üblichen gesellschaftlichen
Handlungsformen versehen wollen. Besonders bedenklich
ist, dass MMA-Wettbewerbe in Einzelfällen auch schon auf
den Kinder- und Jugendbereich ausgedehnt worden sind.
Auch der Jugendschutz dürfte daher ganz entscheidend
gefordert sein.
Anrede,
klare politische Distanzierung ist das eine. Darüber hinaus
muss es aber auch darum gehen, alle rechtlichen
Instrumentarien auszuschöpfen, um diesen Exzessen von
Gewalt nachhaltig Einhalt zu gebieten.
Gewerberecht und allgemeines Ordnungsrecht sind die
Rechtsmaterien, die hiervon berührt sind. Es wird dabei zu
untersuchen
sein,
ob
bzw.
inwieweit
die
dortigen
Eingriffsnormen ausreichen, auf rechtsstaatlich solider
Grundlage
öffentliche
Auftritte
jener
brutalen
Art
unterbinden zu können.
Wir werden dieser Frage in Zusammenarbeit mit dem für
das Gewerberecht zuständigen Wirtschaftsministerium mit
Nachdruck
nachgehen
Handlungsmöglichkeiten
und,
nachdem
ausgelotet
wir
haben,
die
auch
entsprechende Hinweise an die zuständigen Behörden
weitergeben.
Die
in
dem
Entschließungsantrag
der
Regierungsfraktionen aufgestellten Forderungen nehme ich
daher sehr gerne an.
Ich danke Ihnen!