Wissenschaftliche Begleitung und Beratung MGH-HdF

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Wissenschaftliche Begleitung und Beratung MGH-HdF
Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. (ism)
Wissenschaftliche Begleitung von EFi
Verfasserin: Anne Grossart
Datum: 17.09.2013
Dokumentation der Fachkonferenz EFi
am 26. August 2013 in Hannover
Programm:
1. Begrüßung, Vorstellung des Tagesprogramms und thematische Einführung
2. Vortrag und Diskussion zum Thema „Armut von Kindern und Familien“, Prof. Dr. Franz Hamburger, Universität Mainz
3. Informationen zu unterstützenden Leistungen für Familien durch Stiftungen, Familienfreizeiten und Familienerholung, Norbert
Schnipkoweit, MS
4. Informationen zu Aktivitäten des Landes im Bereich Armut, Dr. Ilse Bramsche, MS
5. Präsentation des EFi-Vorhabens in der Region Hannover/Stadt Barsinghausen
6. Vortrag und Diskussion zum Thema „Interkulturelle Väterarbeit“, Michael Tunç, Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung
(ZfTI) an der Universität Duisburg-Essen
1. Begrüßung, Vorstellung des Tagesprogramms und thematische Einführung
Heinz Müller, ism, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Teilnehmenden. Dabei verwies er darauf, dass Dr. Kerstin Rock, die bisher die
wissenschaftliche Begleitung von EFi mit Heinz Müller durchgeführt hat, das ism zum 1.9.2013 verlässt und als Professorin an die HTW Saarbrücken geht. Ihr folgt im Projekt Anne Grossart vom ism nach.
Das Tagesprogramm der EFi-Fachkonferenz wurde ebenfalls von Heinz Müller vorgestellt.
Daran anschließend begründete er die Wahl des Schwerpunktthemas „EFi und Armut von Familien“.
Dabei dienen folgende Forschungsergebnisse als Grundlage für die Beschäftigung mit dem Thema:
„In Deutschland leben über 2,5 Millionen Kinder in Einkommensarmut. Dies entspricht etwa 18,7 Prozent aller Personen unter 18 Jahren.“
(Quelle: Deutscher Kinderschutzbund 2011)
„Bei den Sieben- bis Zehnjährigen der untersuchungsrelevanten Altersgruppe haben insbesondere Kinder aus Ein-Eltern-Familien (37 % leben
von einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze), Kinder aus sehr großen Familien (vier und mehr Kinder) (56 % unterhalb der Armutsgrenze) und Kinder von Familien mit Migrationshintergrund (50 % leben von einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze) ein extrem hohes Armutsrisiko.“ (Quelle: AWO-ISS-Studie: http://www.iss-ffm.de/projekte/aktuelle-projekte.html?tx_projekte_pi1[showUid]=556)
„Jedes siebente Kind/ jeder siebente Jugendliche ist arm (lebt in einer Familie, die weniger als 50 Prozent des durchschnittlichen Einkommens
zur Verfügung hat).“
„Arme Kinder benötigen fast doppelt so häufig Frühförderung wie Kinder aus nicht-armen Elternhäusern“, sind in den Hilfen zur Erziehung und
im Kinderschutz deutlich überrepräsentiert.
„Gegenüber einem Arbeiterkind hat ein Kind aus der oberen Schicht – bei gleicher schulischer Leistung – eine 2,6mal höhere Chance, auf das
Gymnasium zu gehen wie arme Kinder.“
„16 Prozent der armen Kinder fühlen sich oft einsam (gegenüber 9 Prozent der nicht-armen Kinder).“
„Nur ein Viertel der armen Kinder ist Mitglied in einem Verein (bei nicht-armen Kindern ist es die Hälfte).“
(Quelle: www.armut.de (World Vision Institut für Forschung und Innovation); eigene Daten)
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Armut bedingt daher Folgendes:
benachteiligte Lebenslage: Einschränkung der Handlungs- und Entwicklungsräume
mehrfaches Entwicklungsrisiko
eingeschränktes Wohlergehen (Bertram, Unicef 2010)
soziale Ausgrenzung
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Verschiedene Armutskonzepte beschäftigen sich daher sowohl mit
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Für EFi relevant sind bei der Beschäftigung mit dem Thema vor allem folgende Ansatzpunkte:
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2. Vortrag und Diskussion zum Thema „Armut von Kindern und Familien“, Prof. Dr. Franz Hamburger, Universität Mainz
Univ.-Prof. i. R. Dr. Franz Hamburger, der an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bis 2011 die Professur für Sozialpädagogik inne hatte,
referierte zum Thema „Armut von Kindern und Familien“. Dabei bezog er sich auf statistische Daten einerseits zum Thema Migration und Familien
mit Migrationshintergrund und andererseits zum Thema Armut (z. B. AWO-ISS-Studie). Bei Letzterem differenzierte er jeweils zwischen Familien
mit und ohne Migrationshintergrund. Seine zentrale Aussage war die, dass nicht der Migrationshintergrund im Fokus von Armutsprävention und
Bearbeitung von Armutsrisiken und -folgen stehen dürfe, sondern lediglich die Benachteiligung, welche die Familien erfahren.
Die Präsentation von Prof. Dr. Hamburger ist hier abrufbar.
3. Informationen zu unterstützenden Leistungen für Familien durch Stiftungen, Familienfreizeiten und Familienerholung, Norbert
Schnipkoweit, MS
Norbert Schnipkoweit, Referatsleiter Familienpolitik im Sozialministerium, stellte Hilfemöglichkeiten durch Stiftungen sowie die Richtlinie über die
Förderung von Familienerholungsurlauben, Familienfreizeiten und Freizeiten für junge Familien vor. Folgende Stiftungen halten Angebote insbesondere für Familien in Armut vor:
Niedersächsische Stiftung „Familie in Not“
Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“
Sonderfonds „DabeiSein!“
Nähere Informationen enthält die Präsentation, die hier verfügbar ist.
4. Informationen zu Aktivitäten des Landes im Bereich Armut, Dr. Ilse Bramsche, MS
Dr. Ilse Bramsche, Referat Grundsätze der Sozialpolitik im Sozialministerium, stellte den Teilnehmenden die Landes-Aktivitäten zur Armutsbekämpfung vor. Dabei präsentierte sie zunächst einige Zahlen zur Armut in Niedersachsen und informierte dann über folgende Handlungsansätze:
Handlungsorientierte Sozialberichterstattung Niedersachsen (HSBN)
Förderung von Modellprojekten
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Regionale Mitmachtage gegen Armut und soziale Ausgrenzung von Kindern
Weitere Informationen sind in der Präsentation enthalten, die hier heruntergeladen werden kann.
5. Präsentation des EFi-Vorhabens in der Region Hannover/Stadt Barsinghausen
Regina Kitsche, Integrationsfachberaterin in der Stadt Barsinghausen, stellte ein Teilprojekt des dortigen EFi-Vorhabens vor. EFi besteht in der
Region Hannover aus drei in Barsinghausen angesiedelten Teilprojekten:
Aufbau einer Anlaufstelle für Migrantinnen mit kleinen Kindern in der Nordstadt („Familiencafé international“)
geschlechtsspezifische Angebote der Jugendsozialarbeit für Jugendliche mit Migrationshintergrund
mobile und aufsuchende Beratung
Frau Kitsche ist zuständig für das „Familiencafé international“, in dem Mütter mit kleinen Kindern einmal pro Woche zum Frühstück, Austausch,
Spielen etc. zusammentreffen.
Eine genaue Beschreibung des Teilprojekts findet sich in der Präsentation, die hier zur Verfügung steht.
6. Vortrag zum Thema „Interkulturelle Väterarbeit“, Michael Tunç, Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) an der
Universität Duisburg-Essen
Michael Tunç vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) an der Universität Duisburg-Essen referierte zum Thema „Interkulturelle Väterarbeit“. Herr Tunç führt seit Januar 2013 am ZfTI das Projekt „Praxisforschung für nachhaltige Entwicklung interkultureller Väterarbeit in
Nordrhein-Westfalen“ durch. Darin werden neun interkulturelle Väterprojekte analysiert und evaluiert. Daneben ist er Gründungsmitglied von „Väter
in Köln e. V.“ und organisiert hier z. B. Vater-Kind-Wochenenden (mehr zu Herrn Tunçs Arbeit ist hier zu erfahren).
Herr Tunç sprach an, dass das Bild von Vätern mit Migrationshintergrund oft negativ geprägt ist und in der öffentlichen Wahrnehmung eher traditionelle Rollenbilder transportiert werden. Daneben hält sich das Bild des Vaters als Ernährer weiterhin aufrecht, in dessen Folge sich die Väter auch
unter Druck gesetzt fühlen. Die Ansprache von Vätern mit Migrationshintergrund gilt bei Fachkräften als Herausforderung. Zahlreiche interkulturelle
Väterprojekte versuchen hingegen Vorurteilen und auch Zugangsbarrieren entgegenzuwirken, indem sie gezielt auf Väter zugehen, ihnen Vater-
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Kind-Angebote machen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen einbeziehen und sie bei der Erziehung ihrer Kinder unterstützen. Viele der Projekte werden in einem Film und einer Broschüre des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vorgestellt.
Herr Tunç hat bei der Erstellung des Films Väter mit Migrationshintergrund - "Mein Papa ist cool!" (Ein Film von Besime Atasever), die vom Integrationsministerium NRW gefördert wurde, mitgewirkt. Dieser ist hier bestellbar.
Des Weiteren hat er einen Beitrag in der Broschüre
Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Väter mit Migrationshintergrund. Düsseldorf.
verfasst, die hier online verfügbar ist und hier bestellt werden kann.
Herr Tunç verwies auch auf das VäterMobil Niedersachen (nähere Informationen hier), die Arbeit von mannigfaltig Hannover
(http://www.mannigfaltig.de/) und die Broschüre Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (2010): Die Rolle annehmen? In der Rolle bleiben? Neue Rollen leben? Einstellungen
und Vorstellungen von Frauen und Männern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zur Gleichberechtigung (hier abrufbar und bestellbar)
Sonstige Hinweise:
Beate Helmke (MS) stellte den Teilnehmenden Nicole Frey, die seit 01.06.2013 die neue Koordinatorin für Wellcome in Niedersachsen ist, vor
(weitere Informationen hier).
Bis zum 30.09.2013 können beim LS noch EFi-Projekte entsprechend der Grundsätze der Richtlinie Familienförderung beantragt werden, die
noch in diesem Jahr beginnen. Der Förderzeitraum darf 12 Monate überschreiten. Weitere Informationen (v.a. zur Beantragung von Restmitteln)
folgen Anfang Oktober.
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