Kaktus sein | Eine etwas andere Maiandacht
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Kaktus sein | Eine etwas andere Maiandacht
Kaktus sein | Eine etwas andere Maiandacht von Manuel Rederlechner und Matteo Graiff | 21.04.2016 angelehnt an eine Maiandacht des Bistums Dresden-Meissen (www.bistum-dresden-meissen.de) Der Monat Mai steht vor der Tür, und wir alle kennen die von stiller Anbetung und Rosenkranzgebet geprägten Maiandachtsfeiern. Wir möchten euch heute eine etwas andere Maiandacht vorschlagen, mit einem ungewöhnlichen Bild: dem Kaktus. Was wäre, wenn nicht die Rose, sondern der Kaktus ein Symbol für uns Christen darstellt und uns so vielleicht einen neuen Blick auf Maria ermöglicht? Hier findet ihr den kompletten Ablauf mit allen Texten und Liedern, die wir für euch ausgewählt haben, sowie eine kurze Materialliste. Ihr braucht - einen Raum für eine Gruppe von ca. 20 Personen, wo man sich im Kreis zusammensetzen kann. - Kissen/Decken zum Sitzen - einen Kaktus - ein Gerät, um Musik abzuspielen (Laptop mit Boxen,…) - einen Liederzettel mit den Texten zum Mitsingen der Lieder - Papier, Farben, Kulis Eingangslied: Th e Edw in Haw kins Singer s - Oh Happy Day Begrüßung & Einleitung Wenn wir an den Monat Mai denken, verbinden wir damit ganz viele Bilder und Begriffe. Offene Frage in die Runde: Was verbindet ihr mit dem Monat Mai? Was fällt euch dazu ein? In unserer heutigen Maiandacht wird nicht von Maiglöckchen, Tulpen oder anderen Frühlingsblumen die Rede sein, sondern von einem Kaktus. (In diesem Moment wird der Kaktus geholt und in die Mitte des Raumes gestellt.) Gebet: Gott, du Schöpfer des Lebens. Jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch – alles hat in dir seinen Ursprung. Wir danken dir, dass du die Welt so wunderbar gestaltet hast. Staunenswert sind all deine Werke. Wir bitten dich: Lass uns immer besser verstehen, was dein Plan mit dieser Welt ist und hilf uns, nach dem Beispiel deiner Mutter Maria, dir zu vertrauen, dich zu loben und mit dir zu leben. Amen. Erste Kaktus-Meditation Werfen wir nun also einen Blick auf die Merkmale eines Kaktus‘. Das erste Merkmal des Kaktus‘ ist seine Aufnahmefähigkeit. Kakteen haben sich im Laufe ihrer Entwicklung daran angepasst, dass sie – wenn sie Wasser bekommen – möglichst viel von dieser Feuchtigkeit in sich aufnehmen und speichern. Er ist damit für unser Leben ein perfektes Vorbild: Immer wieder gibt es Sternstunden, immer wieder schöne Momente, immer wieder Augenblicke, in denen wir uns Gott nahe fühlen. Doch solche Momente vergehen leider oft allzu schnell. Wie ein Kaktus sollten wir diese Momente in uns speichern. Wir wollen jetzt auf unser Leben zurückschauen. Manches ist uns sicher noch ganz klar vor Augen, aber manche Erinnerungen müssen wir erstmal aus dem Gedächtnis wieder hervorkramen. - Wann hatte ich in letzter Zeit solche Momente des Glücks? - Gab es Situationen, wo ich gespürt habe, Gott ist mir nah? - Welche Sternstunden konnte ich in letzter Zeit erleben? Während im Hintergrund Musik läuft, stellt jede/r ihre/seine Momente des Glücks auf einem Blatt Papier bildlich dar (max 15 min). Die Bilder können anschließend rund um den Kaktus gelegt werden. Playlist Hintergrundmusik: Linkin Park - What I‘ve done, Muse - Feeling Good, U2 Beautiful Day, U2 - Sweetest Thing, The Verve - Bitter Sweet Symphony, Coldplay - Viva La Vida, Coldplay - Paradise, Bastille – Pompeii, Red - Ordinary World Wir hören jetzt von Maria, die sich im zarten Alter von vielleicht 15 Jahren mit viel Vertrauen auf Gott eingelassen hat. Lesung aus dem Evangelium nach Lukas (K apitel 2, Ver se 1-19) In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Friede / bei den Menschen seiner Gnade. Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Zweite Kaktus-Mediation Kommen wir zurück zum Kaktus: Das zweite Merkmal eines Kaktus‘ hängt sehr mit dem ersten zusammen: Dadurch, dass er so aufnahmefähig ist, hält er auch die trockenen Zeiten durch und bleibt selbst in Dürreperioden am Leben. Er ist von Anfang an darauf eingestellt, dass irgendwann auch mal schlechte Zeiten kommen werden. Und genau dies musste Maria und müssen auch wir immer wieder erleben. Neben den Sternstunden gibt es auch die Dunkelheit, neben der Freude auch immer wieder Enttäuschungen. Niemand lebt sein ganzes Leben in einer Heilen Welt. Der Kaktus macht uns deutlich: Wenn wir auf die schweren Zeiten vorbereitet sind, können wir vielleicht leichter damit umgehen. Wenn wir die guten Augenblicke, die Sternstunden, die Nähe Gottes ganz intensiv in uns aufnehmen und speichern, können wir vielleicht auch schwere Zeiten besser durchstehen. Der Kaktus verhindert zwar keine Dürreperioden, aber er kommt darüber hinweg – bis zur nächsten Regenzeit. Wir wollen jetzt auf unser Leben zurückschauen. Manches ist uns sicher noch ganz klar vor Augen, aber manche Erinnerungen müssen wir erstmal aus dem Gedächtnis wieder hervorkramen. - Wann hatte ich es in letzter Zeit nicht so leicht? - Gab es Situationen, wo ich mich einsam und verlassen gefühlt habe? - Was hätte ich in diesen Momenten am dringendsten gebraucht? Jede/r denkt für sich über diese Fragen nach und schreibt nach eigenem Ermessen eine oder mehrere Antworten auf ein Zettelchen. Währenddessen herrscht bewusst Stille. Die Zettelchen können anschließend in die Mitte zum Kaktus gelegt oder behalten werden. Wir hören jetzt wieder von Maria, die es als Mutter von Jesus nicht immer leicht hatte. Lesung aus dem Evangelium nach Lukas (K apitel 2, Ver se 39-51) Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihm. Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen und seine Mutter sagte zu ihm: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.“ Da sagte er zu ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. Dritte Kaktus-Mediation Noch einmal zurück zum Kaktus. Kommen wir zu dem Merkmal, das uns allen wohl als erstes eingefallen ist: Er hat Dornen. Ohne „aggressiv“ zu sein, wehrt er sich damit gegen die, die ihm an das Gute wollen, das er gespeichert hat. Er braucht diese Stacheln um – im wahrsten Sinne des Wortes – standhaft zu bleiben gegenüber den Widrigkeiten seiner Umgebung. Und er braucht diese Stacheln auch, um das Wunderbare zu schützen, das er in sich gespeichert hat. Auch hier finden wir einen Blick auf Maria, denn auch sie blieb standhaft gegen alle Widrigkeiten – ohne aggressiv zu sein. Auch wir wollen uns überlegen, wie wir das Gute, das uns geschenkt wurde, das wir in uns speichern konnten, bewahren können. - Was hat im Laufe meines Lebens heftig an meinen Überzeugungen gerüttelt? - Wie habe ich reagiert? Wie habe ich mich dagegen gewehrt? - Was habe ich daraus gelernt? Die Teilnehmer/innen werden in Dreiergruppen eingeteilt. Gemeinsam besprechen sie die Fragen und suchen sich eine Episode aus ihrem Leben aus, die sie dann in einem kurzen Impro-Theaterstück dem Rest der Gruppe vorführen. Zeit zur Vorbereitung: 10 Minuten; Dauer des Stücks: max. 3 Minuten. Nacheinander führen alle Kleingruppen ihre Theaterstücke vor. Wir hören jetzt einen Auszug aus der Leidensgeschichte Jesu, dem wohl schrecklichsten Moment im Leben von Maria. Lesung aus dem Evangelium nach Johannes (K apitel 19, Ver se 17-27) In jener Zeit trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus. Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus. Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn!“ Dann sagte er zu dem Jünger: „Siehe, deine Mutter!“ Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Vierte Kaktus-Mediation Eine wichtige Fähigkeit der Kakteen haben wir aber bislang vergessen: sie können aufnehmen, speichern, standhaft sein und – blühen! Sie blühen nicht immer und ständig, aber hin und wieder schon. Das ist der Sinn dieser ganzen anderen Eigenschaften. Es geht nicht nur ums eigene Überleben, es kommt darauf an, andere daran teilhaben zu lassen, was man an Gutem erlebt und gespeichert hat. Wenn man nur für sich selbst sammeln würde, wäre die Welt eine Wüste, die nur aus dornigen, langweiligen Kakteen bestehen würde. Wenn man aber hin und wieder auch anderen davon erzählt, wenn andere an uns die Begeisterung, die Freude spüren, dann können wir trockene Wüsten in blühende Landschaften verwandeln. Als letzten Auszug aus der Bibel wollen wir von einem Ereignis hören, das in Maria und den Jüngern die Begeisterung wie ein Feuer entfacht hat. Lesung aus der Apostegeschichte (K apitel 2, Ver se 1-8) Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören? Schlussgebet: Gott, wir wissen, dass wir Teil einer weltumspannenden Gemeinschaft sind, die überall auf der Erde den Glauben mit Begeisterung lebt. Hilf uns, wie Maria darauf zu vertrauen und uns dafür einzusetzen, dass alles gut wird, egal was das Leben bringt, und begleite uns in guten und schweren Zeiten mit deinem Segen, damit wir in der Welt wie eine Flamme aufleuchten. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Schlusslied: Th e Scr ipt - Hall of Fame