Auf Augenhöhe - DIE LINKE. Dessau
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Auf Augenhöhe - DIE LINKE. Dessau
Dessau / Roßlau November 2006 16. Jahrgang In dieser Ausgabe: Seite 2: Neues aus der Stadtratsfraktion Seite 3: Keine Zeit zum Ausruhen Seite 4 + 5: Was für eine Partei wird die neue Linke? Seite 10: Termine, Ehrungen Auf Augenhöhe Als eine bedeutende Voraussetzung für die ab 1. Juli 2007 offizielle Doppelstadt Dessau-Roßlau haben sich am Sonnabend, dem 14. Oktober 2006, in einem »historischen Stadtparteitag« im Kornhaus der Stadtverband Dessau mit dem Ortsverband Roßlau der Linkspartei. PDS vertrauensvoll, aber auch voller Erwartungen auf eine gute Zusammenarbeit, vereinigt. Es wurde ein gemeinsamer Stadtvorstand, die Finanzrevision und die Mitglieder des Landesparteirates der Linkspartei.PDS neu gewählt. Mit den einführenden Rechenschaftsberichten der bisherigen Vorsitzenden konnten beide Verbände auf viele Aktivitäten verweisen, die eine Fusion der beiden Städte auf Augenhöhe verdienen. Auch wenn der sprichwörtliche Rückenwind seitens der übergeordneten Parteiorgane des Landes SachsenAnhalt, bezogen auf die nicht zu umgehende Gebietsreform, noch ausgeblieben sind. Gerade hierzu wurden von den Standorten Dessau und Roßlau sehr gute Beispiele von Bürgerdemokratie vorgelebt. Das betrifft ganz besonders das Vereinigungsbegehren und die Aktionen zum Erhalt der Stadtwerke Dessau als kommunales Eigentum der Stadt Dessau. Sehr wesentliche Initiativen, ob in der Frauenbewegung und bei der Ausländerintegration, sind auffallende Aktivitäten der Linkspartei.PDS. In einem anschließenden Wahlverfahren wurde der Genosse Frank Hoffmann als Vorsitzender des Stadtvorstandes wiedergewählt, die Genossen Harald Bettführ und Andras Schwierz fungieren als Stellvertreter des Vorsitzenden. Der Vorstand besteht noch aus der Schatzmeisterin, Genossin Monika Andrich, und weiteren acht Mitgliedern. Aufmerksamkeit verdiente auch die mit dem jüngsten Landesparteitag nicht als beendet zu betrachtende Debatte zum Parteiprogramm der neuen Linkspartei nach der Fusion mit der WASG in Deutschland. Meinungen und Diskussionsbeiträge wurden zur Kenntnis genommen. In dieser Ausgabe sind die wesentlichsten Beiträge dazu enthalten. Ebenso veröffentlichen wir den Beschluss dazu, der von den Tagungsteilnehmern einstimmig angenommen wurde. Die Teilnehmer wurden sich darüber einig, dass in die Diskussion der neuen Eckpunkte des Landesvorstandes Sachsen-Anhalt die gesamte Basis unserer Partei einbezogen werden muss, damit das künftige Parteiprogramm von der gesamten Mitgliedschaft getragen werden kann. Der Parteitag nominierte den Genossen Ralf Schönemann als den Kandidaten der Linkspartei für die Wahl des neuen Oberbürgermeisters der Doppelstadt im kommenden Jahr. In den kommenden Ausgaben unserer »Typisch« werden der neue Vorstand sowie der OB-Kandidat vorgestellt, sowie über weitere Ergebnisse des Stadtparteitages berichtet. Die Redaktion Seite 2 Neues aus der Stadtfraktion der Linkspartei Dessau November 2006 Fraktionsmitglieder zu Gast bei der Dessauer Berufsfeuerwehr Entsprechend dem Arbeitsplan der Fraktion informierten sich die Fraktionsmitglieder über die Gewährleistung der Sicherheit der Dessauer Bürger und der Region im Fall von eintretenden Katastrophen wie Brände, Unfälle und Hochwassergefahren. In einem Rundgang durch die Gebäudeteile der Feuerwehr konnten wir einen hohen Ausrüstungsstand zur Bekämpfung von Katastrophen feststellen. 10,2 Mio. Euro kostete der Neubau. Finanzen, die unbedingt notwendig wurden, um vom desolaten Zustand der alten Feuerwache zu einem zeitgemäßen für die Arbeitsbedingungen der Einsatzkräfte notwendigen und für die Sicherheit der Bürger erforderlichen Gebäudekomplex umzuziehen. wehren stehen die FFW in den Stadtgebieten Süd und Waldersee an der Spitze. Eine Aufstockung des Personalbestandes ist zurzeit bei den Feuerwehren in Kühnau und Mosigkau notwendig. Hier liegt der Personalbestand unter dem gesetzten Limit von 18 Kameradinnen und Kameraden (Kühnau 17, Mosigkau 14). Ein besonderes Augenmerk legt die Einsatzleitung auf die notwendig gewordene Ausbildung von Kraftfahrern mit der Fahrerlaubnis „c“. Es wird nach Möglichkeiten gesucht, die Ausbildung von Kraftfahrzeugführern trotz der Ausbildungskosten von je 3500,- Euro zu gewährleisten. Neu im Aufgabenspektrum (nach den Erfahrungen des Hochwassers 2002) ist die Bildung und Ausbildung von Wasserwehren. Für 7 Einsatzabschnitte rund um Dessau stehen 350 ehrenamtliche Arbeitskräfte zur Verfügung. Kontinuierlich werden die Helfer von der Einsatzstelle betreut und für den Notfall vorbereitet. Schlussfolgernd aus dem mit dem Leiter der Berufsfeuerwehr, Herrn Schneider, geführten Gesprächsrunde und dem Einblick in die Arbeitsbereiche vor Ort beschloss die Fraktion, in ihrem Arbeitsplan auf die Klärung der Aufgaben der Stabilisierung der Freiwilligen Feuerwehren in Mosigkau und Kühnau sowie auf die Bildung und Sicherung von Jugendfeuerwehren Einfluss zu nehmen. Harald Krüger Zurzeit sind bei der Berufsfeuerwehr 80 Frauen und Männer beschäftigt, davon 57 in 3 Wachabteilungen, die rund um die Uhr für den Notfall zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es ein Rettungsteam, das mit einem Rettungsfahrzeug bei Unfällen und gesundheitsbedrohlichen Zuständen im Einsatz ist. In diesem Zusammenhang haben wir erfahren, dass die Rettungsleitstelle auch für die Bürgerinnen und Bürger im Fall von ärztlicher Hilfe zur Verfügung steht. Dies bedeutet, dass die Bürger viel häufiger über die Notrufnummer 112 Hilfe in Anspruch nehmen können. Das heißt, die Leitstelle des Rettungsdienstes kümmert sich generell auch um die gesundheitliche Betreuung der Bevölkerung. Weiter wurde uns aufgezeigt, dass von der Berufsfeuerwehr aus 11 Freiwillige Feuerwehren in den Dessauer Ortsteilen betreut werden. In 8 dieser FFW sind Jugendfeuerwehren (110 Jugendliche bis 18 Jahre) integriert. Sie werden auf den Dienst zur Bekämpfung von Katastrophen vorbereitet. In der Struktur besteht auch eine Alters- und Ehrenfeuerwehr mit 100 Kameraden. Wenn man bedenkt, dass eine Vollausrüstung, die Bekleidung eines Feuerwehrmannes, im Einsatzfall ca. 1000,- Euro kostet, kann man abschätzen, wie viel Geld für die Sicherheit von Feuerwehrmännern und -frauen und damit für die Bevölkerung notwendig wird. Bei der Einschätzung des Bereitschaftszustandes der einzelnen Freiwilligen Feuer- Der Ausländerbeauftragte der Stadt Dessau informierte die PDS-Fraktion über Schwerpunkte und Aufgaben der Integrationsarbeit in unserer Stadt Am 16. Oktober hatte ich die Gelegenheit, auf Einladung der Dessauer PDS-Fraktion sowohl über die Schwerpunkte meiner Tätigkeit, als aber auch über anstehende Aufgaben der Integrationsarbeit in der Stadt Dessau zu informieren. Nach einem reichlichen Jahr in meiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Ausländerbeauftragter der Stadt Dessau kann ich eine positive Bilanz ziehen. Die dienstags und donnerstags im Raum 120 des Rathauses angebotenen Sprechstunden wurden zu Beginn meiner Tätigkeit eher zurückhaltend von ausländischen Bürgern wahrgenommen, jedoch ist in den letzten Monaten ein stetiger Anstieg von Rat suchenden Menschen zu den Sprechstunden zu verzeichnen. Die Bandbreite der Anliegen reicht dabei von Auskünften bezüglich der Durchführung von Sprachkursen über Fragen zur Wohnungssuche bis hin zu rechtlichen Auskünften. In diesem Zusammenhang möchte ich die positive Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde und dem Sozialamt der Stadt Dessau hervorheben, die mir bei auftretenden rechtlichen Fragen stets freundlich und kompetent zur Seite stehen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Kontakt zu örtlichen Verbänden, Vereinen und Behörden. Hervorheben möchte ich hier die Zusammenarbeit mit dem Multikulturellen Zentrum, dem Bündnis gegen Rechtsextremismus sowie dem Dessauer Polizeirevier. Diese drei genannten Einrichtungen stehen stellvertretend für das umfangreiche Betätigungsfeld, das mit einer engagierten Tätigkeit als Ausländerbeauftragter verbunden ist. Die vielen Kontakte zu den Protagonisten, die für ein tolerantes und weltoffenes Dessau stehen, haben letztlich dazu geführt, mich im Rahmen der Interkulturellen Woche mit einer eigenen Veranstaltung zum Asylbewerberleistungsgesetz einzubringen. Möglich war dies durch die Unterstützung der Volkshochschule Dessau in Person von Dr. Lundershausen und die fachliche Untersetzung durch Frau Pohle vom Sozialamt der Stadt Dessau. Ein besonderes Anliegen ist die Begleitung von Projekten, die das Miteinander von Kulturen fördern. Da das positive Anliegen der Projekte einen gesamtgesellschaftlichen Anspruch darstellt, ist es aus meiner Sicht viel zu kurz gegriffen, diese Projekte nach drei Jahren abrupt auslaufen zu lassen und die weitere Finanzierung den ohnehin extrem knappen kommunalen Haushalten zu überlassen. Ein Ende dieser Projekte ist somit vorprogrammiert. Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft ist Erarbeitung eines Integrationskonzeptes für die Stadt Dessau. Dies wird eine Aufgabe sein, dem sich alle in Dessau arbeiteten Vereine und Verbände, die im Rahmen der Migration wirken, widmen sollten. Hier wurde mir auch von der PDS-Fraktion kompetente Hilfestellung angeboten. Gleichzeitig möchte ich es nicht versäumen, allen Parteien und Fraktionen der Stadt Dessau nochmals meine Zusammenarbeit, in welcher Form auch immer, anzubieten. Das Ringen um ein tolerantes und weltoffenes Miteinander in unserer Heimatstadt Dessau sollte das Anliegen aller Menschen und besonders auch der Dessauer Kommunalpolitik sein. Andreas Schwierz, der Stadt Dessau Ausländerbeauftragter Seite 3 Keine Zeit zum Ausruhen Am 14.10.06 haben wir eine wichtige Entscheidung über die Fusion mit den Genossen aus Roßlau beschlossen und eine wichtige Etappe der Entwicklung bewältigt. Wir haben aber keine Zeit zum Ausruhen, denn es geht gleich richtig weiter. Der neue Vorstand hat sich zu konstituieren und auch aus der Diskussion des Stadtparteitages Schlussfolgerungen zu ziehen. Die anstehenden Diskussionen zum Parteibildungsprozess und die Transparenz auch der entstehenden Dokumente müssen wir qualifizieren, damit einhergehend unbedingt auch kommunikative Prozesse verbessern. Auch die Arbeitsfähigkeit der Basis und die Nutzung der Regionalgeschäftsstelle gehört auf den Prüfstand. Wir brauchen eine ernsthafte Reaktion aus der Basis, wenn wir als Vorstand darum bitten, die Besetzung der Geschäftsstelle mit abzusichern. Von Mitgliedergewinnung und deren Bedeutung für eine Zukunft unserer Partei reden wir mit zunehmender Sorge. Hier müssen wir deutlich zulegen. Ungeachtet dessen stehen aber vor allem die Prozesse der Vorbereitung des Wahlkampfes zur Kommunalwahl 2007 im Mittelpunkt. Wir brauchen ein zugkräftiges Programm für unsere neue Stadt Dessau-Roßlau. Mit dem letzten Programm von 2004 haben wir Maßstäbe gesetzt, hinter die wir nicht zurücktreten dürfen. Unsere Ansprüche sind nicht geringer geworden. Bei den politischen Aktivitäten im Bemühen um die Zukunftsfähigkeit unserer Region sind wir eine treibende Kraft und wir wollen es auch bleiben. Viele Menschen treten in unser Sichtfeld und es ist eine weitere wichtige Aufgabe des Vorstandes und der jetzigen Fraktion, hier Mitstreiter für den zukünftigen Stadtrat der Stadt DessauRoßlau zu gewinnen. Ganz besonders ist die zukünftige Arbeit unserer Partei für die Unterstützung unseres OB-Kandidaten Ralf Schönemann zu organisieren. Hierbei ist wieder das übliche Programm der Verteilung von Material, Kleben und Anbringen von Plakaten und die personelle Absicherung von Veranstaltungen zu sehen. Ich möchte aber heute schon aufrufen auch die finanziellen Aufwendungen in den Blick zu nehmen. Bei den zurückliegenden Wahlen haben die Kandidaten vielfach Geld in den Wahlkampftopf gespendet und sie werden es auch diesmal tun, nicht zuletzt haben die beiden Direkt-Kandidaten bei den zurückliegenden Landtagswahlen vieles selbst finanziert. Hier ist also wieder Spendenbereitschaft gefragt. Angesichts der Bedeutung dieser Wahl sollten alle diesen Aufruf ernst nehmen und „sich richtig ins Zeug legen“. Frank Hoffmann Großdemo am 21. Oktober in Berlin Zehntausende Menschen, unter ihnen zahlreiche Mitglieder der Linkspartei.PDS und der WASG, beteiligten sich an den Kundgebungen in mehreren Städten Deutschlands, zu denen die Gewerkschaften im Rahmen ihres Aktionstages aufgerufen hatten. Die nachfolgenden Bilder entstanden vor dem Roten Rathaus in Berlin. Seite 4 Was für eine Partei wird die Neue Linke? Diskussionsbeitrag anlässlich der 1. Tagung des 4. Parteitages der Stadtparteiorganisation Dessau-Roßlau am 14.10.2006 im Kornhaus in Dessau. Die Vereinigung der Stadtparteiorganisationen Dessau und Roßlau kann ich voll unterstützen. Es ist ein wichtiger Schritt bei der Bildung einer gemeinsamen Partei, der „Linken.PDS“. Ich hoffe dass auch qualitativ dadurch eine Verbesserung eintritt. Insbesondere durch die Wahl eines gemeinsamen Stadtvorstandes, dem wir unsere konkrete Unterstützung geben müssen. Vorstand und Basis, Basis und Vorstand, nur gemeinsam geht es gut voran. Niemand ist zu alt oder zu gebrechlich, seinen Beitrag dazu zu leisten. Unser gegenwärtiges Navigationssystem ist jedoch eine Irrweg und kann uns nicht auf den richtigen Weg führen. Ich spreche nicht nur meine Meinung aus, ich weiß, dass ein großer Teil von Genossen und auch Außenstehende unsere Politik nicht mehr verstehen. Siehe Berlin. Unser Parteistatut berechtigt uns u.a., an der politischen Meinungs- und Willensbildung in der Partei uneingeschränkt teilnehmen zu dürfen, im Besonderen durch unsere Beteiligung am Diskussionsprozess, und dass wir über alle Parteiangelegenheiten umfassend und wahrheitsgemäß informiert werden. In Magdeburg ist ein sog. Leitantrag, was das auch immer heißen mag, beschlossen worden. Was dort drin steht, weiß ich heute noch nicht. Darüber wurde ja nicht informiert. Oder muss ich ein Internet haben, wenn ich lt. Parteistatut leben will? Jedenfalls war ich überrascht, über die Existenz eines solchen Papiers am 06.09.06 aus dem ND zu erfahren, wo doch zwei Wochen später schon der Landesparteitag sein sollte. Ist das der Spielraum, in dem ich mich an der Willens- und Meinungsbildung in der Partei beteiligen kann? Oder ist es nicht eher ein Überra- schungsmoment der Landesleitung, um eigensinnig Funktionärsmeinungen durchsetzen zu wollen? (Lt. ND v. 06. 09. 06 lehnt doch der Genosse Höhn eine „autoritär und personalisiert geführte Meinungsführerschaft“ ab!) Ist das der demokratische Sozialismus, der in Chemnitz im Programm unserer Partei als Ziel genannt ist? Beschlüsse sind zu respektieren, heißt es im Parteistatut. Hat der Landesvorstand und nun auch der Landesparteitag die Chemnitzer Beschlüsse respektiert? Soll unsere Partei so verunstaltet werden, dass die „globalisierte” Wirtschaft den Handlungsrahmen unserer linken Politik bestimmt? „Welch hochtrabende Worte: die Linke muss sich zuerst aus ihrer eigenen inhaltlichen Stärke heraus definieren, aus ihrem gesellschaftsverändernden Anspruch (nur?), nicht aber durch die Abgrenzung anderen gegenüber (ND 15. 09.) Also Wischi-Waschi nichts genaues weiß man nicht? Ein Unterschied ist nicht erkennbar? Müssen wir mitschwimmen? Ich habe hier nicht die Zeit, über einzelne Passagen des “Leitantrages” zu sprechen. Wir sollen heute einen OBKandidaten wählen. Was, wenn der Kandidat OB wird? Wie stellt er sich den Demokratischen Sozialismus vor? Eine Gesellschaft, in der er nur Verwalter der Macht der Konzerne ist, in der er die Privatisierung fördert und der Lobby freies Spiel gibt? So wie es ein Herr Neubert und Otto getan haben, so wie sich heute Dessau darstellt? Geschrumpft und dezimiert? Finanzierbare Konzepte! Von wem sollen die Finanzen kommen, wenn die Macht vergeben ist? So eng ist die OB-Kandidatur mit dem Navigationssystem verbunden. Ein positives Signal steht noch: Sozialismus ist unsere Identität (ND 06 .09.) Deshalb stelle ich hiermit den folgenden Antrag: ANTRAG An die 1. Tagung des 4. Stadtparteitages der Linkspartei. PDS Dessau Anlässlich der Auswertung des Landesparteitages für den Stadtverband Dessau am 28.09.2006 hat unser Vorsitzender richtigerweise betont, dass der Leitantrag des Landesvorstandes an den Landesparteitag ein wichtiges Dokument ist und dass noch sehr viel zu tun ist, damit dieses Dokument zum Willensbekenntnis aller Genossen werden kann. Das ist mit allem Nachdruck zu unterstützen. Zwischenzeitlich ist diesem Leitantrag eine 2. Fassung des Eckpunktepapiers nachgeschoben worden, die keine Klärung der offenen Fragen bringt. Wir schlagen deshalb vor, dass der Stadtvorstand Dessau-Roßlau beim Landesvorstand erwirkt, dass 1. sofort eine Ausreichung dieser „Eckpunkte“ an die Mitglieder beginnt und dass er 2. die Diskussion darüber organisiert, sie begleitet, auswertet und anlässlich eines Stadtparteitages die Stadtparteiorganisation einen Beschluss über die Auswertung fasst. Damit kann sich jeder Genosse entscheiden, ob und wie er sich in Zukunft der Partei zur Verfügung stellt und wo er seinen Platz findet. Antragsteller sind 8 Delegierte. Dessau, den 14.10.2006 Seite 5 Die DDR war der legitime Versuch, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Bei der Herausbildung einer neuen Partei der Linken in Deutschland geht es um die Lösung der organisatorischen Fragen, aber vor allem um die Diskussion um das theoretische, strategische und politische Profil dieser Partei. Die im Februar 2006 vorgelegten „Eckpunkte...“ enthalten einen sehr umfangreichen Katalog einer Haltung zur neoliberalen Gegenwart, einer „gestaltenden Mitwirkung“ in der jetzigen Gesellschaft, einer möglichen Regierungsbeteiligung. Dagegen sind sowohl über die Vergangenheit der sozialistischen Bewegung als auch über das sozialistische Ziel der Partei nur sehr dürre und umschriebene Formulierungen enthalten. Die „Eckpunkte...“ enthalten zum untergegangenen Sozialismus und zur DDR ausschließlich Abgrenzung und Verurteilung als „Stalinismus“ und „Poststalinismus“. Der Leitantrag des Landesvorstandes Sachsen-Anhalt für den Landesparteitag am 23./24.9.06 hat diese Ausgrenzung der DDR noch verschärft. Matthias Höhn hat ausdrücklich bekräftigt, dass Muster der Vergangenheit nicht mehr taugen. Der am 20.9.06 vorgelegte „Zweite Entwurf“ (Pressedienst 39/06) fordert zwar eine „kritische und solidarische Auseinandersetzung mit der Geschichte linker Praxis in der DDR und der BRD“ (Abschnitt I., 5. Absatz). Andererseits treibt er die Verurteilung der DDR bis zu der unsäglichen Gemeinheit, die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968 mit dem konterrevolutionären Putsch in Chile unter Pinochet 1973 gleichzusetzen (Abschnitt II., 1. Absatz). Werden Genossen der Basis, die Jahrzehnte mit Leidenschaft für den Aufbau einer neuen Gesellschaft arbeiteten, endlich für eine gerechte Beurteilung der DDR, ihrer Ziele, ihrer Erfolge und Fehler, ihrer inneren und äußeren Schwierigkeiten, ihrer Gerechtigkeit und ihrer Ungerechtigkeiten eintreten und der einseitigen Verurteilung widersprechen? Ich bin Jahrgang 1923, ließ mich als junger Mensch von den Nazis als Soldat benutzen und büßte dafür zu recht drei Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Die antifaschistisch-demokratische Zielstellung, die Entmachtung der Monopole und Junker entsprach meiner Forderung nach einer neuen und friedlichen Ordnung. Unverständlich ist mir heute, wie ich nach den Verbrechen unter dem Führer-Kult erneut einem „Großen Führer Stalin“ vertrauen konnte. Ich sah voller Sorge das Wiedererstehen der Monopole und die Einbeziehung der Westzonen in den Kalten Krieg. Deshalb begrüßte ich die Gründung der DDR, die ich als persönliche Konsequenz meiner Vergangenheit betrachtete. Ich wurde ein bewusster Bürger der DDR, zu der ich mich auch heute noch bekenne. Die Verfassung der DDR von 1949 war demokratischer als das Grundgesetz der BRD. Und die sowjetische Besatzungsmacht unterstützte diese Entwicklung. Den Aufbau des Sozialismus in der DDR betrachtete ich als notwendige Konsequenz der Entwicklung, auch im Weltmaßstab, wenngleich ich damals polemisierte gegen die Art seiner Verkündung, indem Walter Ulbricht sogar den Parteitag damit überraschte. Ich lehrte damals das „Neue Ökonomische System“, mit dem wir die sozialistische Wirtschaft beweglicher, demokratischer und effektiver gestaltet hätten. Die Eingliederung der BRD in die NATO, die offene Feindschaft der Herrschenden der BRD gegen die DDR, das Scheitern einer von der DDR vertretenen Neutralität der beiden deutschen Staaten ließ auch mich die militärische Stärkung und die Eingliederung in den „Warschauer Vertrag“ aktiv vertreten, wenngleich mich Formen militärischen Gebarens aus eigener Vergangenheit abstießen. Ich bedauerte das theoretische und poli- tische Erstarren der DDR, begründete es aber auch aus der die Existenz der die Welt bedrohenden imperialistischen Politik der USA und der BRD. Schließlich führte ich an der Pädagogischen Hochschule Köthen ein öffentliches Kolloquium durch gegen die These von Erich Honecker, dass die „Diktatur des Proletariats“ bestehen bleiben müsse bis zum vollen Siege des Kommunismus. Dabei konnte ich mich stützen auf die Position Chrustschows und der KPdSU, dass die Diktatur des Proletariats ihre historische Mission erfüllt habe und übergegangen sei in den „Sozialistischen Staat des ganzen Volkes“. Diese Position wäre ein politischer Neuanfang in der DDR gewesen. Das Politbüro als Machtzentrale alter Männer zeigte seine totale Unfähigkeit in der 1989 herangereiften ökonomischen, ideologischen und politischen Krise. Den „Gründungskonsens der PDS“ Ende 1989, auf den sich die „Eckpunkte“ einseitig berufen, sehe ich nicht nur in der endgültigen Abkehr vom „Stalinismus“, sondern auch darin, eine neue, bessere DDR zu schaffen. Damals wollten wir keinen Beitritt der DDR in die BRD, wie er 1990 nach dem Sturz von Modrow erfolgte. Die „Eckpunkte“ verschweigen auch diese historische Episode und vertreten das „Ankommen“ in dieser neoliberalen (in Wirklichkeit kapitalistischen und imperialistischen) Gesellschaft. Seit dem Untergang des Sozialismus und der DDR sind 17 Jahre vergangen. Es erscheint jetzt möglich und es ist höchste Zeit, sachlich über die Vergangenheit in beiden früheren deutschen Staaten zu diskutieren und Schlussfolgerungen zu ziehen für einen neuen Anfang der Partei der Linken. Ich verlange, dass eine solche ausgewogene Aussage in das künftige Programm aufgenommen wird. Eine einseitige Abgrenzung, auch durch Verschweigen oder durch mehrdeutige Formulierungen, finde ich unwürdig und schädlich. Werner Grossert Seite 6 Meine Meinung zum Stadtparteitag am Sonnabend, dem 14. 10. 06 An Gen. Dr. Grossert und die Delegierten des Stadtparteitages der PDS im Kornhaus. Leider war es mir nicht möglich, an selbigem teilzunehmen. Deshalb mein schriftlicher Diskussionsbeitrag zum Thema Leitantrag. Wie ich mich erinnere, ist dieser mit großer Mehrheit auf dem Landesparteitag der PDS angenommen worden. Ich wäre auch dafür gewesen. Die Welt ist seit 1989 nicht stehen geblieben. Die DDR ist untergegangen, ob uns das gefällt oder nicht. Die sozialistische Staatengemeinschaft ebenfalls. Dafür gibt es viele Gründe, die Historiker müssen das eines Tages noch klären. Die Linke.PDS gibt es noch. In vielen Städten und Gemeinden gibt es Bürgermeister der PDS, das ist gut so. Die PDS will, wenn es möglich ist, auch Regierungsverantwortung übernehmen, dafür bin ich auch. Zum Thema Sozialismus im Programm, ja, wir sind für den Sozialismus, aber nicht heute - oder morgen, die Zeit ist dafür nicht da. Die PDS hat sich seit 1990 vom Stalinismus abgewandt, in keiner Weise können wir die Verbrechen, die unter Stalin begangen wurden, rechtfertigen. Wenn wir sie leugnen, bekennen wir uns nicht zu unseren Fehlern. Stalin hat die eigenen Leute umbringen lassen. Auch in der DDR hat es ähnliche Erscheinungen des Stalinismus gegeben. Gen. Grossert, ich kann nicht sehen, dass die PDS die Linksentwicklung verlässt. Die Genossen im Bundestag und in den Landesparlamenten setzen jeden Tag auch mit ihrer Tätigkeit linke Politik durch. Sie müssen nicht immer draufschreiben DDR-Politik, da finden sie kein Gehör, sondern nur durch unermüdliche Kleinarbeit in den jeweiligen Ausschüssen ist es möglich, einiges durchzusetzen, was für die Menschen im Lande gut ist. Liebe Genossinnen und Genossen, die Linke.PDS muss sich dazu bekennen, die kapitalistische Gesellschaft zu überwinden - ja, als Fernziel - aber nicht heute. Dazu gehören Mehrheiten, und die haben wir nicht - noch nicht. Renate Knobloch, BO Sieben Säulen, Mitgl. seit 1954. Beratungsstellen für Opfer rechtmotivierter Gewalttaten in den östlichen Bundesländern stehen vor dem Aus Über 1000 Opfer rechtsmotivierter Gewalttaten wurden von 8 Beratungsstellen in den östlichen Bundesländern und Berlin im Jahr 2005 beraten. Insgesamt 614 rechtsgerichtete Gewalttaten mit insgesamt 910 Opfern haben sie im gleichen Zeitraum in Ostdeutschland recherchiert. An der Auswahl der Opfer kann man ablesen, dass die Gewalt zielgerichtet ist. Betroffen sind neben Flüchtlingen mit dunkler Hautfarbe meist Jugendliche, die sich in ihrer Symbolsprache Kleidung, Haartracht - und in ihren Handlungen nicht der rechten Subkultur anpassen oder von ihr abgrenzen. Auch Aussiedler oder Obdachlose werden häufig Opfer. Rechte Gewalt ist kein ostdeutsches Phänomen, aber gemessen an der Anzahl der Einwohner ist die Wahrscheinlichkeit, als Flüchtling oder LINKER Opfer einer rechtsmotivierten Gewalttat zu werden, in Sachsen oder Thüringen deutlich höher als in BadenWürttemberg oder Bayern. Seit 2001 wurde dieser Entwicklung mit dem Aufbau eines Netzwerkes spezialisierter Beratungsstellen Rechnung getragen. Finanziert werden die Opferberatungsstellen durch das Bundesprogramm CIVITAS. Neben strukturschaffenden Maßnahmen wurden weitere Mittel für kleine lokale Projekte zur Verfügung gestellt., mit denen demokratische Potenziale gegen Rechtsextremismus und Gewalt gestärkt werden sollen. Die Arbeit der mobilen Beratungsstellen und der Opferberatungsstellen wurden wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse sind, trotz der anhaltenden Gewalttaten von Rechts, positiv. Es ist ein professionelles Netzwerk entstanden, das örtlichen Initiativen und Projekten Impuls gibt. Das Bundesprogramm CIVITAS läuft aber Ende 2006 aus - den erfolgreichen Beratungsstrukturen und zahllosen kleinen Projekte droht damit de facto das Aus. Es soll zwar ein neues Programm aufgelegt werden, ob der eingeschlagene Weg zur Stärkung demokratischer Strukturen weitergeführt werden kann, ist ungewiss. 19 Millionen, so wurde verkündet, sollen für den Kampf gegen Rechts zur Verfügung gestellt werden. So weit, so gut. Nur: Das Programm wird wahrscheinlich nicht vor dem Frühjahr 2007 anlaufen; die professio- nellen Strukturen werden durch die Unsicherheit und die Finanzierungslücke kaum die qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten können. Und: Das erfolgreiche Herzstück des CIVITAS-Programms, die Mobilen Beratungsteams und Opferberatungsstellen, werden im Rahmen des neuen Programms keine Förderung mehr erhalten. Für eine weitere Förderung der Mobilen Beratungsteams und die Opferberatungsstellen seien nun die Länder zuständig. Dort jedoch fehlt das Geld und teilweise auch der politische Wille, die entstandenen Strukturen zu übernehmen. Zur Zeit wird auf der Bundesebene geprüft, ob ein anderer Weg beschritten werden kann. Wird keine Lösung gefunden, werden im Januar 2007 die Mobilen Beratungsstellen und die Opferberatungsstellen in den meisten Ländern ihre Arbeit einstellen müssen. Soweit das Ergebnis der Koordination Civitas-geförderter Beratungsstellen für Opfer rechtsmotivierter Gewalttaten. Chausseestr. 29, 10115 Berlin Tel.: 030 24045383 Quelle: »ravensbrückblätter« Sept. 2006 Im Land Sachsen-Anhalt steht das Programm gegen die Nazis in der Kritik. Laut »Mitteldeutsche Zeitung« vom 19. Oktober stößt das Aktionsprogramm der Landesregierung beim Verein »Miteinander« überwiegend auf Ablehnung. Vermisst wird vor allem ein finanzielles Engagement des Landes im Kampf gegen rechte Aktivitäten. Die Landtagsfraktion der Linkspartei.PDS setzt sich dafür ein, dass für die Aufrechterhaltung der Wirksamkeit der Netzwerke gegen Rechts im Landeshaushalt eine Million Euro eingestellt werden soll. Es ist dringend geraten, dieses Problem aufmerksam zu verfolgen, nicht zu ruhen, damit die Forderungen auch durchgesetzt werden. Seite 7 Kontakte gehen weiter Der ehemalige Verein „Tschernobyl-Kinderhilfe“, der in den vergangenen 10 Jahren kranke und behinderte Kinder in Rogatschow versorgte, hat seine Arbeit in diesem Jahr eingestellt. Hier sollte noch einmal auf einen Beitrag verwiesen werden, der im November 05 in ihrer Zeitschrift zu lesen war. Verständlich ist, dass Kontakte die über 10 Jahre bestanden nicht einfach aufgegeben werden können. Ehemalige Mitglieder halten Verbindungen aufrecht, die sich besonders durch menschliche Nähe und Anteilnahme an Problemen in vielen Familien auszeichnen. Auch wir hatten gemeinsam mit Freunden des Vereins die Idee, das bevorstehende Jolkafest noch einmal mit einer Sachspende zu unterstützen. So ist es uns gemeinsam gelungen, durch Geldspenden aus den Reihen der Linkspartei/PDS, aus den Basisgruppen Nord 7 Säulen, Frauen-AG Sportgruppe Helma Zimmermann und private Geldzuwendungen sowie der Basisgruppe um Frau Lieschke, Süßigkeiten und Spielmaterial für das Freizeitzentrum des Rogatschower Vereins zu beschaffen und zu verpacken. Wir danken sehr herzlich für die Unterstützung, die uns auch ermöglicht, bei einem Besuch in Rogatschow das Freizeitzentrum auch gezielt finanziell zu unterstützen. S. und B. Leuteritz Der Bildungsverein Elbe-Saale der Rosa-Luxemburg-Stiftung lädt ein Dienstag, 28.11.06, 18 Uhr, Galerie-Cafe Dessau: Lesung der Autorin Renate Gruber-Lieblich, Wittenberg aus ihrem neuen Buch „Nachtzug nach Piestany“ Das Schicksal der jüdischen Ärztin Miriam Litwin aus Lodz (Polen) im KZ der Arado-Flugzeugwerke Wittenberg und Bericht über die Spurensuche durch die Autorin. Moderation: Hans Hunger Offen kommentiert Der jüngste Landesparteitag der Linkspartei in Sachsen-Anhalt hatte wichtige Themen zu bereden. Über all denen stand spannend die Zukunft der Linken. Eine Zukunft, die von vielen Genossinnen und Genossen mit gewaltigen Erwartungen, mit Neugier, Fragen, Zweifeln, Optimismus, mitunter mit Sorge betrachtet wird. Nein, dazu möchte sie sich nicht äußern. DISPUT wollte es genauer wissen: Was bewegt Linkspartei-Mitglieder knapp ein Dreivierteljahr vor der geplanten Parteineugründung? Mit eben dieser Frage wandte ich mich in Magdeburg an eine jüngere Delegierte. Ihre Antwort fiel kurz und völlig unerwartet aus. Zu dem Thema, so die Befragte, sage sie nichts. Wie bitte? Warum das? Ja, sie habe da noch viele Probleme, und überhaupt: Ob sie nach der Bildung der neuen Linken dieser Partei angehören werde ... Gleich mehrere Fragezeichen klangen mit. Bei der freundlich vorge- brachten, aber deutlich wiederholten Bekräftigung, sich zu diesem Thema nicht zu Wort melden zu wollen. Es gibt, wir wissen es, allerorts große Erwartungen und vielerorts mancherlei Fragen, was verständlich ist und was bedacht werden muss. Es gibt die Kritik, die »Basis« käme zu wenig zum Zuge. Es gibt die Wahrnehmung, bei den zahlreichen Papieren sehe bald niemand mehr durch. Es gibt Hinweise, die »unten« würden sich »oben« nicht wieder-finden. Es gibt Vorwürfe, der Prozess würde sich zu schnell oder zu langsam vollziehen. Und es gab unsere Genossin hatte es zwei Beratungstage lang vor Augen das Motto ihres Landesparteitages: »Offen für Veränderung, offen für den Dialog«. Eben. Quelle: DISPUT Oktober 2006 Seite 8 Anmerkungen zu den Zeitbezügen 5. u. 6. November 1956 Krise am Suezkanal Als am 05. u. 06. 11. 1956 in einer Luft- u. Seeoperation brit. u. franz. Truppen am Eingang des Suez- Kanals bei Port Said landeten, erreichte die Suezkrise ihren Höhepunkt. Ausgelöst hatte sie das Dekret des ägyptischen Präsidenten Nasser üb. die Nationalisierung des Suez-Kanals vom 26. 07. 1956. Obwohl es eine Entschädigung für die Aktienbesitzer der Suezgesellschaft vorsah, suchten die Hauptaktionäre Großbr. u. Frankr. auf diplomat. Wege u. mit Hilfe internat. Konferenzen, den Nationalsierungsbeschluss rückgängig zu machen. Als das im Spätsommer u. Frühherbst 1956 misslang, entfesselten sie mit Hilfe Israels den Krieg gegen Ägypten. Er begann am 29. 10. 56 mit der israelischen Invasion auf der SinaiHalbinsel u. in Gaza. Verabredet mit Israel, forderten Großbrit. u. Frankr. am 30. 10. demagogisch den »Rückzug« der ägyptischen und israelischen Truppen auf Linien westl. u. östl. des Kanals, die Israel noch gar nicht erreicht hatte. Als Ägypten erwartungsgemäß ablehnte, bombardierten brit. u. franz. Fliegerkräfte die ägyptischen Kanalstädte. Briten u. Franzosen rechneten nicht mit dem Eingreifen der SU u. der USA, die mit eigenen Problemen zu tun hatten. Doch die Verurteilung der Invasion durch beide Mächte u. Waffenstillstandsaufforderungen der Vereinten Nationen, schließlich die sowj. Drohung mit einem Militärschlag führten am 07. 11. zur Einstellung der Kampfhandlungen. Die brit. u. frz. Truppen zogen sich aus Ägypten zurück. Ägypten garantierte die freie Schifffahrt durch den Suez-Kanal. 15. November 1906 SPDParteischule in Berlin eröffnet W. Pieck Die insgesamt etwa 200 Absolventen der zentralen Parteischule der deutschen Sozialdemokratie bewährten sich bestens ausgerüstet mit marxistischem Wissen - in der ersten Reihe des proletarischen Abwehrkampfes. Unter Ihnen waren Wilhelm Pieck, Fritz Heckert u Georg Schumann. Diese höchste Bildungsstätte der SPD eröffnete am 15. 11. 1906 August Bebel in Berlin in der Lindenstraße Nr. 3. Vor den 30 Sozialdemokraten, die an dem sechsmonatigen Kursus teilnahmen, sprach er von der Notwendigkeit, zunehmend mehr Leitungskader auszubilden. Denn der SPD gehörte inzwischen eine Million Mitglieder an. Lehrer wie Franz Mehring, Rosa Luxemburg u. Hermann Duncker vermittelten den zukünftigen Redakteuren, Parteisekretären u. Agitatoren solide marxistische Kenntnisse. Auch Aufsatz- u. Stillehre, Redeübungen u. Zeitungstechnik standen auf dem Plan. Die Partei trug alle Ausbildungskosten, gewährte jedem Kursanten eine monatliche Unterstützung von 125 Mark, vergütete An- u. Heimreise u. zahlte Kindergeld. Bis zum Frühjahr 1914 wurde an der Parteischule gelehrt, 1917 wurde sie vom Parteivorstand aufgelöst. 21. November 1806 Napoleon verhängt die Kontinentalsperre Nach seinem Sieg über Preußen in der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 erließ Napoleon am 24. 11. 1806 von Berlin aus das Dekret über die Kontinentalsperre. Die damit über die brit. Insel verhängte Blockade sollte England wirtschaftlich niederringen. Jeder im frz. Machtbereich liegende kontinentale Hafen war für Schiffe gesperrt, die aus Großbritannien kamen oder brit. Waren geladen hatten. Die Folgen für die deutschen Staaten waren zwiespältig. Zwar wurde die engl. Konkurrenz ausgeschaltet und auf einigen Gebieten kam es zum industriellen Aufschwung, aber auch die Ausfuhr eigener Waren war damit unterbunden. Von den Absatzproblemen betroffen waren z. B. Metallwaren u. Textilien. Doch die Abriegelung war durch Schmuggel bald durchlässig. Russland hielt sich nicht an die Bestimmungen u. wurde dafür 1812 mit dem Überfall bestraft - der dann das Ende Napoleons u. seiner Sperre einläutete. 22. November 1931 Stalins Rufmord an Rosa Luxemburg Stalins sog. »Leserbrief« von Mitte November 1931 an ein sowj. Geschichtsjournal wurde am 22. 11. in der »Roten Fahne« unter der Überschrift »Über einige Fragen der Geschichte des Bolschewismus« abgedruckt u. wie eine Offenbarung gefeiert. Das ließ aufhorchen. Nur scheinbar ging es in Stalins Brief um Streitfragen von Historikern, um den Disput zw. Lenin u. den deutschen Linken in den Jahren um den ersten Weltkrieg. Die »beiläufige« Wortmeldung des Moskauer Führers war in ihrer aggressiven Tonart ein inquisitorisches Verdikt aktueller politischen Art, das seine Gegner in der KPdSU einschüchtern u. die Kommunistische Internationale zügeln sollte, in demdie KPD gedemütigt u. Rosa Luxemburg pauschal herabgesetzt wurde. Kommunisten, die am 15. 01.1932 nach Friedrichsfelde gingen, kamen in eine schizophrene Situation: Sie ehrten das Andenken einer Frau, der Stalin gerade so gut wie alle politischen Qualitäten abgesprochen hatte u. die er in eine Reihe mit Leo Trotzki u. Alexander HelphandParvus gestellt hatte. Trotzki hatte damals schon einem Kommunisten als Verräter zu gelten. Und Parvus, 1905 in St. Petersburg ein Revolutionär, hatte sich im ersten Weltkrieg als Waffenschieber, Getreidespekulant u. Mittelsmann wilhelminischer Militärs um seien guten Ruf gebracht. Luxemburg und Parvus waren in Sachen politischer Moral Antipoden. Indem Stalin sie gleichsetzte, beging er Rufmord an Rosa. Und der kleine Funktionär Popov konnte dann Ende 1931 in der deutschsprachigen »Inprekorr« schreiben: »Die Idealisierung des Luxemburgismus ist die Sprache unserer Feinde«. Fortsetzung Seite 9! Seite 9 Zeitbezüge 05.11.1941 In Mexiko erscheint die erste Ausgabe der Exil-Zeitschrift »Freies Deutschland«, für die u. a. die Schriftsteller Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Anna Seghers u. Thomas Mann als Autoren arbeiten. 05.11.1956 Landung 13 000 brit. u. 9 000 frz. Soldaten bei Port Said - Höhepunkt der Krise am Suezkanal. 06.11.1966 Der NPD gelingt bei Wahlen in Hessen zum ersten Male der Einzug in einen BRD-Landtag. Am 20. 11. gelingt es den Neofaschisten auch in Bayern. 08.11. 1936 Eintreffen der Internationalen Brigaden in Madrid. 10.11.1931 Das ZK der KPD verurteilt den individuellen Terror als Antwort auf den Mordterror der Nazis. Wer ihn ausübe, gehöre nicht in die KPD. 14.11.1996 Diskussionsveranstaltung des Bildungsvereins Elbe-Saale im Galerie-Café mit André Brie. 15.11.1906 August Bebel eröffnet die sozialdemokr. Schule in Berlin. 15.11.1981 Die bisher größte Demonstration mit 100 000 Menschen findet gegen den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen statt. 16.11.1936 Entsendung der fasch. »Legion Condor« nach Spanien 16.11.1976 Die DDR-Regierung verweigert dem Liedermacher Wolf Biermann die Wiedereinreise nach einer Tournee in Westdeutschland. B. hatte dort u. a. am 15.11.76 seinen 40. Geburtstag gefeiert. 21.11.1806 Napoleon erlässt in Berlin das Dekret über die Kontinentalsperre. 38 000 Seidenweber in Lyon erheben sich gegen die Aufhebung der Mindestlöhne durch die Pariser Regierung; 20 000 Soldaten schlagen den Aufstand am 03.12. nieder. Stalins Rufmord an Rosa Luxemburg wird im Zentralorgan der KPD »Rote Fahne« veröffentlicht. Der Herausgeber der »Weltbühne«, Carl v. Ossietzky, wird wegen angeblichen »Verrats militärischer Geheimnisse« zu eineinhalb Jahren Gefängnis vom Vierten Strafsenat des Reichsgerichts verurteilt. Am 24.11.1936 wird O. - der im KZ inhaftiert ist - der Friedensnobelpreis verliehen. Mit der Bombardierung der nordvietnamesischen Stadt Haiphong beginnt Frankreich den Krieg gegen die 1945 von Ho Chi Minh ausgerufene Demokratische Republik Vietnam. Der Hessischen Landesregierung werden die von den Naziführern ausgearbeiteten »Boxheimer Dokumente« bekannt, ein Aktionsprogramm für den Fall eines nazistischen Umsturzes. Die »Granma« verlässt den mexikanischen Hafen Tuxpan Richtung Cuba. Als erste Stadt in Europa weiht Budapest eine U-Bahn ein. Verhaftung von Wolfgang Harich u. a. Oppositionellen gegen die Politik der SEDFührung unter Walter Ulbricht. A. K. 21.11.1831 22.11.1931 23.11.1931 23.11.1946 25.11.1931 25.11.1956 28.11.1896 29.11.1956 Fortsetzung von Seite 8 Intern, in unveröffentlichten Briefen, wandte Clara Zetkin sich gegen Stalins Verdikt u. warnte Wilhelm Pieck u. Thälmann vor einer »sektiererischen Haltung bei der Einschätzung Luxemburgs«. Und so bestritt Thälmann im Februar 1932 vor dem ZK der KPD zwar, die »guten revolutionären Traditionen« Rosas verleugnen zu wollen, dekretiert aber zugleich im Sinne Moskaus: »In allen Fragen, in denen Rosa Luxemburg eine andere Auffassung als Lenin vertrat, war ihre Meinung irrig«. Stalins Rosa-Luxemburg-Demontage konnte in Deutschland letztlich nicht so durchgesetzt werden, wie in der SU. Die KPD dachte z. B. nicht daran, ihre Reichsparteischule in Berlin-Fichtenau den Namen Rosa Luxemburg zu nehmen. Schon am 13. 01. 1946 zog man wieder nach Friedrichsfelde, wo die Nazis das Mies-van-der-Rohe-Denkmal zerstört hatten u. wo am 14. 01. 1951 (noch zu Lebzeiten Stalins) das neue Mahnmal durch Wilhelm Pieck eingeweiht wurde. 25. November 1956 Auslaufen der »Granma« Die legendäre »Granma« (Großmutter) lief mit 82 Männern unter Führung Fidel Castros aus dem mexikanischen Hafen Tuxpan in Richtung Kuba aus, mit dem Ziel, die verhasste Diktatur Batista zu stürzen. Am 02. 12. landeten die Revolutionäre bei Playa Colorado. Kurz darauf begann der bewaffnete Aufstand in Oriente. Nach der Schlacht bei Santa Clara flüchtete Batista am 01. 01. 1959 nach Santo Domingo. Einen Tag später marschierten die Vorausabteilungen der Revolutionäre in Havanna ein, u. am 19. 02. 1959 wurde Fidel Castro Ministerpräsident des befreiten Kuba. Die originale Motorjacht steht heute neben dem Revolutionsmuseum in Havanna. A. K. Seite 10 Herzlichen Glückwunsch Termine für November 2006: •Mo., 06. Nov., 16.00 Uhr, Herzliche Glückwünsche allen Genossinnen und Genossen, die im November 2006 ihren Geburtstag begehen. Vor allem gehen die Glückwünsche an die Genossinnen und Genossen Hans Ebert, Heinz Noeßke und Herbert Zimmermann zum 85., Helga Hildebrandt und Werner Bormann zum 75., Liane Hartung zum 70., Klaus Mieder, Frank-Rainer Ceglarek und Roland Zeuner zum 65. Geburtstag. •Mo., 06. Nov., 18.30 Uhr, •Di., 07. Nov., 10.00 Uhr, •Di., 07. Nov., 18.30 Uhr, •Do., 09. Nov., 17.00 Uhr, Veranstaltung nicht bestätigt! Bitte Tagespresse verfolgen! •So., 12. Nov., 19.00 Uhr, •Mo., 13. Nov., 18.30 Uhr, •Mo., 20. Nov., 18.30 Uhr, •Mi., 22. Nov., 18.00 Uhr, 18.30 Uhr, 19.00 Uhr, Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: •Do., 23. Nov., 10.00 Uhr, •Do., 23. Nov., 19.30 Uhr Donnerstag, 09:00 - 14:00 Uhr Freitag, 09:00 - 12:00 Uhr •Mo., 27. Nov., 18.30 Uhr, •Di., 28. Nov., 18.00 Uhr, Kontaktadresse: Stadtvorstand und Fraktion DIE LINKE.PDS Karlstraße 4, 06844 Dessau Tel./Fax: 03 40 / 2 20 19 50 E-Mail: [email protected] Alte MildenseerStraße 17 Tel./Fax:0340 / 2203260/1 E-Mail:[email protected] Ansprechpartner WASG Dessau Ireneusz Motylewicz Tel.: 0177 - 525 57 29 •Do., 30. Nov., 17.00 Uhr, Redaktionsschluss für die Typisch Dezember 2006 ist Donnerstag, der 23. November 2006 Geschäftsstelle Karlstraße: Öffentliche Mitgliederversammlung der BO Dessau Nord/Waldersee zum Thema: Beschlüsse des Landesparteitages Geschäftsstelle Waldersee, Fraktionssitzung Geschäftsstelle Karlstraße: AG-Senioren Alternatives Jugendzentrum, Schlachthofstraße 25: Beratung des Bündnisses gegen Rechtsextremismus (BgR) Marienkirche: “Lieder gegen das Vergessen” KIEZ, Bertholt- Brecht-Str.: FG Zyklon B zeigt den Film: “Der Stellvertreter” über Kurt Gerstein Geschäftsstelle Karlstr., Vorstandssitzung Fachhochschule Anhalt, Fraktion vor Ort Ratssaal: Eröffnung Aktionswochen gegen Antisemitismus in Dessau Kleiner Festakt Film: “Der Tod kam aus Dessau” Zeitzeugengespräch mit Max Mannheimer (Holocaustüberlebender) Geschäftsstelle Karlstraße: Typisch-Redaktion Gemeinde- u. Diakoniezentrum St. Georg Dessau, Ruststr. 10: “Die Wahrheit über Oskar Schindler” Gespräch mit der Buchautorin Eri Rosenberg (Buenos Aires) Geschäftsstelle Karlstraße: Vorstandssitzung Galerie Café: Veranstaltung des BgR u. des Bildungsvereins Elbe-Saale e. V. Buchlesung “Nachtzug nach Piestany” mit der Autorin Renate Gruber (Wittenberg) Geschäftsstelle Karlstraße: Beratung der BO-Vorsitzenden Herausgeber: PDS-Stadtvorstand Dessau Redaktion D. Schulze, E. Rudolf, C. Rasch Druck: -dte Gölzau