Auf Augenhöhe - DIE LINKE. Dessau

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Auf Augenhöhe - DIE LINKE. Dessau
Dessau / Roßlau
November 2006
16. Jahrgang
In dieser Ausgabe:
Seite 2:
Neues aus der
Stadtratsfraktion
Seite 3:
Keine Zeit zum
Ausruhen
Seite 4 + 5:
Was für eine Partei
wird die neue Linke?
Seite 10:
Termine,
Ehrungen
Auf Augenhöhe
Als eine bedeutende Voraussetzung für
die ab 1. Juli 2007 offizielle Doppelstadt
Dessau-Roßlau haben sich am Sonnabend, dem 14. Oktober 2006, in einem
»historischen Stadtparteitag« im Kornhaus der Stadtverband Dessau mit dem
Ortsverband Roßlau der Linkspartei.
PDS vertrauensvoll, aber auch voller
Erwartungen auf eine gute Zusammenarbeit, vereinigt.
Es wurde ein gemeinsamer Stadtvorstand, die Finanzrevision und die
Mitglieder des Landesparteirates der
Linkspartei.PDS neu gewählt.
Mit den einführenden Rechenschaftsberichten der bisherigen Vorsitzenden
konnten beide Verbände auf viele
Aktivitäten verweisen, die eine Fusion
der beiden Städte auf Augenhöhe verdienen. Auch wenn der sprichwörtliche
Rückenwind seitens der übergeordneten
Parteiorgane des Landes SachsenAnhalt, bezogen auf die nicht zu umgehende Gebietsreform, noch ausgeblieben
sind. Gerade hierzu wurden von
den Standorten Dessau und Roßlau sehr
gute Beispiele von Bürgerdemokratie vorgelebt. Das betrifft ganz besonders das
Vereinigungsbegehren und die Aktionen
zum Erhalt der Stadtwerke Dessau als
kommunales Eigentum der Stadt Dessau.
Sehr wesentliche Initiativen, ob in der
Frauenbewegung und bei der Ausländerintegration, sind auffallende Aktivitäten
der Linkspartei.PDS.
In einem anschließenden Wahlverfahren
wurde der Genosse Frank Hoffmann als
Vorsitzender des Stadtvorstandes wiedergewählt, die Genossen Harald Bettführ
und Andras Schwierz fungieren als
Stellvertreter des Vorsitzenden. Der Vorstand besteht noch aus der Schatzmeisterin, Genossin Monika Andrich,
und weiteren acht Mitgliedern.
Aufmerksamkeit verdiente auch die mit
dem jüngsten Landesparteitag nicht als
beendet zu betrachtende Debatte zum
Parteiprogramm der neuen Linkspartei
nach der Fusion mit der WASG in
Deutschland. Meinungen und Diskussionsbeiträge wurden zur
Kenntnis
genommen. In dieser Ausgabe sind die
wesentlichsten Beiträge dazu enthalten.
Ebenso veröffentlichen wir den Beschluss dazu, der von den Tagungsteilnehmern einstimmig angenommen
wurde.
Die Teilnehmer wurden sich darüber
einig, dass in die Diskussion der neuen
Eckpunkte
des
Landesvorstandes
Sachsen-Anhalt die gesamte Basis unserer Partei einbezogen werden muss, damit
das künftige Parteiprogramm von der
gesamten Mitgliedschaft getragen werden kann.
Der Parteitag nominierte den Genossen
Ralf Schönemann als den Kandidaten der
Linkspartei für die Wahl des neuen
Oberbürgermeisters der Doppelstadt im
kommenden Jahr.
In den kommenden Ausgaben unserer
»Typisch« werden der neue Vorstand
sowie der OB-Kandidat vorgestellt,
sowie über weitere Ergebnisse des
Stadtparteitages berichtet.
Die Redaktion
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Neues aus der Stadtfraktion der Linkspartei Dessau November 2006
Fraktionsmitglieder
zu Gast bei der
Dessauer Berufsfeuerwehr
Entsprechend dem Arbeitsplan der Fraktion
informierten sich die Fraktionsmitglieder
über die Gewährleistung der Sicherheit der
Dessauer Bürger und der Region im Fall von
eintretenden Katastrophen wie Brände,
Unfälle und Hochwassergefahren.
In einem Rundgang durch die Gebäudeteile
der Feuerwehr konnten wir einen hohen
Ausrüstungsstand zur Bekämpfung von
Katastrophen feststellen. 10,2 Mio. Euro
kostete der Neubau. Finanzen, die unbedingt
notwendig wurden, um vom desolaten
Zustand der alten Feuerwache zu einem
zeitgemäßen für die Arbeitsbedingungen der
Einsatzkräfte notwendigen und für die
Sicherheit
der
Bürger
erforderlichen
Gebäudekomplex umzuziehen.
wehren stehen die FFW in den Stadtgebieten
Süd und Waldersee an der Spitze. Eine Aufstockung des Personalbestandes ist zurzeit
bei den Feuerwehren in Kühnau und
Mosigkau notwendig. Hier liegt der Personalbestand unter dem gesetzten Limit von 18
Kameradinnen und Kameraden (Kühnau 17,
Mosigkau 14).
Ein besonderes Augenmerk legt die Einsatzleitung auf die notwendig gewordene
Ausbildung von Kraftfahrern mit der Fahrerlaubnis „c“. Es wird nach Möglichkeiten
gesucht, die Ausbildung von Kraftfahrzeugführern trotz der Ausbildungskosten von
je 3500,- Euro zu gewährleisten.
Neu im Aufgabenspektrum (nach den
Erfahrungen des Hochwassers 2002) ist die
Bildung und Ausbildung von Wasserwehren.
Für 7 Einsatzabschnitte rund um Dessau
stehen 350 ehrenamtliche Arbeitskräfte zur
Verfügung.
Kontinuierlich werden die Helfer von der
Einsatzstelle betreut und für den Notfall
vorbereitet.
Schlussfolgernd aus dem mit dem Leiter
der Berufsfeuerwehr, Herrn Schneider,
geführten Gesprächsrunde und dem
Einblick in die Arbeitsbereiche vor Ort
beschloss die Fraktion, in ihrem Arbeitsplan auf die Klärung der Aufgaben
der Stabilisierung der Freiwilligen
Feuerwehren in Mosigkau und Kühnau
sowie auf die Bildung und Sicherung von
Jugendfeuerwehren Einfluss zu nehmen.
Harald Krüger
Zurzeit sind bei der Berufsfeuerwehr 80
Frauen und Männer beschäftigt, davon 57 in
3 Wachabteilungen, die rund um die Uhr für
den Notfall zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus gibt es ein Rettungsteam, das
mit einem Rettungsfahrzeug bei Unfällen
und gesundheitsbedrohlichen Zuständen im
Einsatz ist. In diesem Zusammenhang haben
wir erfahren, dass die Rettungsleitstelle auch
für die Bürgerinnen und Bürger im Fall von
ärztlicher Hilfe zur Verfügung steht. Dies
bedeutet, dass die Bürger viel häufiger über
die Notrufnummer 112 Hilfe in Anspruch
nehmen können. Das heißt, die Leitstelle des
Rettungsdienstes kümmert sich generell auch
um die gesundheitliche Betreuung der
Bevölkerung.
Weiter wurde uns aufgezeigt, dass von der
Berufsfeuerwehr aus 11 Freiwillige Feuerwehren in den Dessauer Ortsteilen betreut
werden. In 8 dieser FFW sind Jugendfeuerwehren (110 Jugendliche bis 18 Jahre)
integriert. Sie werden auf den Dienst zur
Bekämpfung von Katastrophen vorbereitet.
In der Struktur besteht auch eine Alters- und
Ehrenfeuerwehr mit 100 Kameraden.
Wenn man bedenkt, dass eine Vollausrüstung,
die Bekleidung eines Feuerwehrmannes, im
Einsatzfall ca. 1000,- Euro kostet, kann man
abschätzen, wie viel Geld für die Sicherheit
von Feuerwehrmännern und -frauen und
damit für die Bevölkerung notwendig wird.
Bei der Einschätzung des Bereitschaftszustandes der einzelnen Freiwilligen Feuer-
Der Ausländerbeauftragte der
Stadt Dessau informierte die
PDS-Fraktion über Schwerpunkte und Aufgaben der
Integrationsarbeit in unserer
Stadt
Am 16. Oktober hatte ich die Gelegenheit,
auf Einladung der Dessauer PDS-Fraktion
sowohl über die Schwerpunkte meiner Tätigkeit, als aber auch über anstehende Aufgaben
der Integrationsarbeit in der Stadt Dessau zu
informieren.
Nach einem reichlichen Jahr in meiner
Tätigkeit als ehrenamtlicher Ausländerbeauftragter der Stadt Dessau kann ich eine
positive Bilanz ziehen. Die dienstags und
donnerstags im Raum 120 des Rathauses
angebotenen Sprechstunden wurden zu
Beginn meiner Tätigkeit eher zurückhaltend
von ausländischen Bürgern wahrgenommen,
jedoch ist in den letzten Monaten ein stetiger
Anstieg von Rat suchenden Menschen zu den
Sprechstunden zu verzeichnen. Die Bandbreite der Anliegen reicht dabei von Auskünften bezüglich der Durchführung von
Sprachkursen über Fragen zur Wohnungssuche bis hin zu rechtlichen Auskünften. In
diesem Zusammenhang möchte ich die
positive Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde und dem Sozialamt der Stadt Dessau
hervorheben, die mir bei auftretenden rechtlichen Fragen stets freundlich und kompetent
zur Seite stehen.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet der
Kontakt zu örtlichen Verbänden, Vereinen
und Behörden. Hervorheben möchte ich hier
die Zusammenarbeit mit dem Multikulturellen Zentrum, dem Bündnis gegen
Rechtsextremismus sowie dem Dessauer
Polizeirevier. Diese drei genannten Einrichtungen stehen stellvertretend für das
umfangreiche Betätigungsfeld, das mit einer
engagierten Tätigkeit als Ausländerbeauftragter verbunden ist.
Die vielen Kontakte zu den Protagonisten,
die für ein tolerantes und weltoffenes Dessau
stehen, haben letztlich dazu geführt, mich im
Rahmen der Interkulturellen Woche mit einer
eigenen Veranstaltung zum Asylbewerberleistungsgesetz einzubringen. Möglich
war dies durch die Unterstützung der
Volkshochschule Dessau in Person von Dr.
Lundershausen und die fachliche Untersetzung durch Frau Pohle vom Sozialamt der
Stadt Dessau.
Ein besonderes Anliegen ist die Begleitung
von Projekten, die das Miteinander von
Kulturen fördern. Da das positive Anliegen
der Projekte einen gesamtgesellschaftlichen
Anspruch darstellt, ist es aus meiner Sicht
viel zu kurz gegriffen, diese Projekte nach
drei Jahren abrupt auslaufen zu lassen und
die weitere Finanzierung den ohnehin extrem
knappen kommunalen Haushalten zu überlassen. Ein Ende dieser Projekte ist somit
vorprogrammiert.
Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft ist
Erarbeitung eines Integrationskonzeptes für
die Stadt Dessau. Dies wird eine Aufgabe
sein, dem sich alle in Dessau arbeiteten
Vereine und Verbände, die im Rahmen der
Migration wirken, widmen sollten. Hier
wurde mir auch von der PDS-Fraktion
kompetente Hilfestellung angeboten.
Gleichzeitig möchte ich es nicht versäumen,
allen Parteien und Fraktionen der Stadt
Dessau nochmals meine Zusammenarbeit, in
welcher Form auch immer, anzubieten. Das
Ringen um ein tolerantes und weltoffenes
Miteinander in unserer Heimatstadt Dessau
sollte das Anliegen aller Menschen und
besonders auch der Dessauer Kommunalpolitik sein.
Andreas Schwierz,
der Stadt Dessau
Ausländerbeauftragter
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Keine Zeit zum Ausruhen
Am 14.10.06 haben wir eine wichtige
Entscheidung über die Fusion mit den
Genossen aus Roßlau beschlossen und
eine wichtige Etappe der Entwicklung
bewältigt. Wir haben aber keine Zeit
zum Ausruhen, denn es geht gleich richtig weiter. Der neue Vorstand hat sich
zu konstituieren und auch aus der
Diskussion
des
Stadtparteitages
Schlussfolgerungen zu ziehen.
Die anstehenden Diskussionen zum
Parteibildungsprozess und die Transparenz auch der entstehenden Dokumente müssen wir qualifizieren, damit
einhergehend unbedingt auch kommunikative Prozesse verbessern. Auch die
Arbeitsfähigkeit der Basis und die
Nutzung der Regionalgeschäftsstelle
gehört auf den Prüfstand. Wir brauchen
eine ernsthafte Reaktion aus der Basis,
wenn wir als Vorstand darum bitten,
die Besetzung der Geschäftsstelle mit
abzusichern. Von Mitgliedergewinnung
und deren Bedeutung für eine Zukunft
unserer Partei reden wir mit zunehmender Sorge. Hier müssen wir deutlich
zulegen.
Ungeachtet dessen stehen aber vor
allem die Prozesse der Vorbereitung
des Wahlkampfes zur Kommunalwahl
2007 im Mittelpunkt. Wir brauchen ein
zugkräftiges Programm für unsere neue
Stadt Dessau-Roßlau. Mit dem letzten
Programm von 2004 haben wir
Maßstäbe gesetzt, hinter die wir nicht
zurücktreten dürfen. Unsere Ansprüche
sind nicht geringer geworden. Bei den
politischen Aktivitäten im Bemühen
um die Zukunftsfähigkeit unserer
Region sind wir eine treibende Kraft
und wir wollen es auch bleiben. Viele
Menschen treten in unser Sichtfeld und
es ist eine weitere wichtige Aufgabe
des Vorstandes und der jetzigen
Fraktion, hier Mitstreiter für den
zukünftigen Stadtrat der Stadt DessauRoßlau zu gewinnen. Ganz besonders
ist die zukünftige Arbeit unserer Partei
für die Unterstützung unseres OB-Kandidaten Ralf Schönemann zu organisieren. Hierbei ist wieder das übliche
Programm der Verteilung von Material,
Kleben und Anbringen von Plakaten
und die personelle Absicherung von
Veranstaltungen zu sehen. Ich möchte
aber heute schon aufrufen auch die
finanziellen Aufwendungen in den
Blick zu nehmen. Bei den zurückliegenden Wahlen haben die Kandidaten
vielfach Geld in den Wahlkampftopf
gespendet und sie werden es auch diesmal tun, nicht zuletzt haben die beiden
Direkt-Kandidaten bei den zurückliegenden Landtagswahlen vieles selbst
finanziert. Hier ist also wieder
Spendenbereitschaft gefragt. Angesichts der Bedeutung dieser Wahl sollten alle diesen Aufruf ernst nehmen
und „sich richtig ins Zeug legen“.
Frank Hoffmann
Großdemo am 21. Oktober in Berlin
Zehntausende Menschen, unter ihnen zahlreiche Mitglieder der Linkspartei.PDS und der WASG, beteiligten sich an den
Kundgebungen in mehreren Städten Deutschlands, zu denen die Gewerkschaften im Rahmen ihres Aktionstages
aufgerufen hatten. Die nachfolgenden Bilder entstanden vor dem Roten Rathaus in Berlin.
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Was für eine Partei wird die Neue Linke?
Diskussionsbeitrag
anlässlich
der 1. Tagung des 4. Parteitages
der
Stadtparteiorganisation
Dessau-Roßlau am 14.10.2006
im Kornhaus in Dessau.
Die Vereinigung der Stadtparteiorganisationen Dessau und Roßlau
kann ich voll unterstützen. Es ist ein
wichtiger Schritt bei der Bildung einer
gemeinsamen Partei, der „Linken.PDS“. Ich hoffe dass auch qualitativ dadurch eine Verbesserung eintritt. Insbesondere durch die Wahl
eines gemeinsamen Stadtvorstandes,
dem wir unsere konkrete Unterstützung geben müssen. Vorstand
und Basis, Basis und Vorstand, nur
gemeinsam geht es gut voran.
Niemand ist zu alt oder zu gebrechlich, seinen Beitrag dazu zu leisten.
Unser gegenwärtiges Navigationssystem ist jedoch eine Irrweg und
kann uns nicht auf den richtigen Weg
führen. Ich spreche nicht nur meine
Meinung aus, ich weiß, dass ein großer Teil von Genossen und auch
Außenstehende unsere Politik nicht
mehr verstehen. Siehe Berlin.
Unser Parteistatut berechtigt uns u.a.,
an der politischen Meinungs- und
Willensbildung in der Partei uneingeschränkt teilnehmen zu dürfen, im Besonderen durch unsere Beteiligung am
Diskussionsprozess, und dass wir
über alle Parteiangelegenheiten
umfassend und wahrheitsgemäß
informiert werden.
In Magdeburg ist ein sog. Leitantrag,
was das auch immer heißen mag,
beschlossen worden. Was dort drin
steht, weiß ich heute noch nicht.
Darüber wurde ja nicht informiert.
Oder muss ich ein Internet haben,
wenn ich lt. Parteistatut leben will?
Jedenfalls war ich überrascht, über die
Existenz eines solchen Papiers am
06.09.06 aus dem ND zu erfahren, wo
doch zwei Wochen später schon der
Landesparteitag sein sollte.
Ist das der Spielraum, in dem ich mich
an der Willens- und Meinungsbildung in der Partei beteiligen kann?
Oder ist es nicht eher ein Überra-
schungsmoment der Landesleitung,
um eigensinnig Funktionärsmeinungen durchsetzen zu wollen? (Lt.
ND v. 06. 09. 06 lehnt doch der
Genosse Höhn eine „autoritär und personalisiert geführte Meinungsführerschaft“ ab!)
Ist das der demokratische Sozialismus, der in Chemnitz im
Programm unserer Partei als Ziel
genannt ist? Beschlüsse sind zu
respektieren, heißt es im Parteistatut.
Hat der Landesvorstand und nun auch
der Landesparteitag die Chemnitzer
Beschlüsse respektiert? Soll unsere
Partei so verunstaltet werden, dass die
„globalisierte” Wirtschaft den Handlungsrahmen unserer linken Politik
bestimmt? „Welch hochtrabende
Worte: die Linke muss sich zuerst aus
ihrer eigenen inhaltlichen Stärke
heraus definieren, aus ihrem gesellschaftsverändernden
Anspruch
(nur?), nicht aber durch die
Abgrenzung anderen gegenüber (ND
15. 09.) Also Wischi-Waschi nichts
genaues weiß man nicht? Ein
Unterschied ist nicht erkennbar?
Müssen wir mitschwimmen?
Ich habe hier nicht die Zeit, über einzelne Passagen des “Leitantrages” zu
sprechen.
Wir sollen heute einen OBKandidaten wählen. Was, wenn der
Kandidat OB wird? Wie stellt er sich
den Demokratischen Sozialismus
vor? Eine Gesellschaft, in der er nur
Verwalter der Macht der Konzerne
ist, in der er die Privatisierung fördert
und der Lobby freies Spiel gibt? So
wie es ein Herr Neubert und Otto
getan haben, so wie sich heute Dessau
darstellt? Geschrumpft und dezimiert? Finanzierbare Konzepte! Von
wem sollen die Finanzen kommen,
wenn die Macht vergeben ist? So eng
ist die OB-Kandidatur mit dem
Navigationssystem verbunden. Ein
positives
Signal
steht
noch:
Sozialismus ist unsere Identität (ND
06 .09.)
Deshalb stelle ich hiermit den folgenden Antrag:
ANTRAG
An die 1. Tagung des 4. Stadtparteitages der Linkspartei. PDS Dessau
Anlässlich der Auswertung des Landesparteitages für den Stadtverband
Dessau am 28.09.2006 hat unser
Vorsitzender richtigerweise betont,
dass der Leitantrag des Landesvorstandes an den Landesparteitag ein
wichtiges Dokument ist und dass noch
sehr viel zu tun ist, damit dieses
Dokument zum Willensbekenntnis
aller Genossen werden kann.
Das ist mit allem Nachdruck zu unterstützen.
Zwischenzeitlich ist diesem Leitantrag eine 2. Fassung des Eckpunktepapiers nachgeschoben worden, die
keine Klärung der offenen Fragen
bringt.
Wir schlagen deshalb vor, dass der
Stadtvorstand Dessau-Roßlau beim
Landesvorstand erwirkt, dass
1. sofort eine Ausreichung dieser „Eckpunkte“ an die Mitglieder beginnt
und dass er
2. die Diskussion darüber organisiert,
sie begleitet, auswertet und anlässlich
eines Stadtparteitages die Stadtparteiorganisation einen Beschluss
über die Auswertung fasst.
Damit kann sich jeder Genosse entscheiden, ob und wie er sich in
Zukunft der Partei zur Verfügung
stellt und wo er seinen Platz findet.
Antragsteller sind 8 Delegierte.
Dessau, den 14.10.2006
Seite 5
Die DDR war der legitime
Versuch, eine sozialistische
Gesellschaft aufzubauen.
Bei der Herausbildung einer neuen
Partei der Linken in Deutschland geht es
um die Lösung der organisatorischen
Fragen, aber vor allem um die
Diskussion um das theoretische, strategische und politische Profil dieser
Partei. Die im Februar 2006 vorgelegten
„Eckpunkte...“ enthalten einen sehr
umfangreichen Katalog einer Haltung
zur neoliberalen Gegenwart, einer „gestaltenden Mitwirkung“ in der jetzigen
Gesellschaft, einer möglichen Regierungsbeteiligung. Dagegen sind
sowohl über die Vergangenheit der
sozialistischen Bewegung als auch über
das sozialistische Ziel der Partei nur
sehr dürre und umschriebene Formulierungen enthalten. Die „Eckpunkte...“ enthalten zum untergegangenen
Sozialismus und zur DDR ausschließlich Abgrenzung und Verurteilung als
„Stalinismus“ und „Poststalinismus“.
Der Leitantrag des Landesvorstandes
Sachsen-Anhalt für den Landesparteitag am 23./24.9.06 hat diese
Ausgrenzung der DDR noch verschärft.
Matthias Höhn hat ausdrücklich bekräftigt, dass Muster der Vergangenheit
nicht mehr taugen.
Der am 20.9.06 vorgelegte „Zweite
Entwurf“ (Pressedienst 39/06) fordert
zwar eine „kritische und solidarische
Auseinandersetzung mit der Geschichte linker Praxis in der DDR und der
BRD“ (Abschnitt I., 5. Absatz).
Andererseits treibt er die Verurteilung
der DDR bis zu der unsäglichen
Gemeinheit, die Niederschlagung des
„Prager Frühlings“ 1968 mit dem konterrevolutionären Putsch in Chile unter
Pinochet 1973 gleichzusetzen (Abschnitt II., 1. Absatz).
Werden Genossen der Basis, die
Jahrzehnte mit Leidenschaft für den
Aufbau einer neuen Gesellschaft arbeiteten, endlich für eine gerechte
Beurteilung der DDR, ihrer Ziele, ihrer
Erfolge und Fehler, ihrer inneren und
äußeren
Schwierigkeiten,
ihrer
Gerechtigkeit und ihrer Ungerechtigkeiten eintreten und der einseitigen
Verurteilung widersprechen?
Ich bin Jahrgang 1923, ließ mich als junger Mensch von den Nazis als Soldat
benutzen und büßte dafür zu recht drei
Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.
Die
antifaschistisch-demokratische
Zielstellung, die Entmachtung der
Monopole und Junker entsprach meiner
Forderung nach einer neuen und friedlichen Ordnung. Unverständlich ist mir
heute, wie ich nach den Verbrechen
unter dem Führer-Kult erneut einem
„Großen Führer Stalin“ vertrauen konnte. Ich sah voller Sorge das Wiedererstehen der Monopole und die
Einbeziehung der Westzonen in den
Kalten Krieg. Deshalb begrüßte ich die
Gründung der DDR, die ich als persönliche Konsequenz meiner Vergangenheit
betrachtete. Ich wurde ein bewusster
Bürger der DDR, zu der ich mich auch
heute noch bekenne. Die Verfassung der
DDR von 1949 war demokratischer als
das Grundgesetz der BRD. Und die sowjetische Besatzungsmacht unterstützte
diese Entwicklung.
Den Aufbau des Sozialismus in der
DDR betrachtete ich als notwendige
Konsequenz der Entwicklung, auch im
Weltmaßstab, wenngleich ich damals
polemisierte gegen die Art seiner
Verkündung, indem Walter Ulbricht
sogar den Parteitag damit überraschte.
Ich lehrte damals das „Neue Ökonomische System“, mit dem wir die sozialistische Wirtschaft beweglicher, demokratischer und effektiver gestaltet hätten.
Die Eingliederung der BRD in die
NATO, die offene Feindschaft der
Herrschenden der BRD gegen die DDR,
das Scheitern einer von der DDR vertretenen Neutralität der beiden deutschen
Staaten ließ auch mich die militärische
Stärkung und die Eingliederung in den
„Warschauer Vertrag“ aktiv vertreten,
wenngleich mich Formen militärischen
Gebarens aus eigener Vergangenheit
abstießen.
Ich bedauerte das theoretische und poli-
tische Erstarren der DDR, begründete es
aber auch aus der die Existenz der die
Welt bedrohenden imperialistischen
Politik der USA und der BRD.
Schließlich führte ich an der Pädagogischen Hochschule Köthen ein
öffentliches Kolloquium durch gegen
die These von Erich Honecker, dass die
„Diktatur des Proletariats“ bestehen bleiben müsse bis zum vollen Siege des
Kommunismus. Dabei konnte ich mich
stützen auf die Position Chrustschows
und der KPdSU, dass die Diktatur des
Proletariats ihre historische Mission
erfüllt habe und übergegangen sei in den
„Sozialistischen Staat des ganzen
Volkes“. Diese Position wäre ein politischer Neuanfang in der DDR gewesen.
Das Politbüro als Machtzentrale alter
Männer zeigte seine totale Unfähigkeit
in der 1989 herangereiften ökonomischen, ideologischen und politischen
Krise.
Den „Gründungskonsens der PDS“
Ende 1989, auf den sich die „Eckpunkte“ einseitig berufen, sehe ich nicht nur
in der endgültigen Abkehr vom „Stalinismus“, sondern auch darin, eine neue,
bessere DDR zu schaffen. Damals wollten wir keinen Beitritt der DDR in die
BRD, wie er 1990 nach dem Sturz von
Modrow erfolgte. Die „Eckpunkte“ verschweigen auch diese historische
Episode und vertreten das „Ankommen“
in dieser neoliberalen (in Wirklichkeit
kapitalistischen und imperialistischen)
Gesellschaft.
Seit dem Untergang des Sozialismus
und der DDR sind 17 Jahre vergangen.
Es erscheint jetzt möglich und es ist
höchste Zeit, sachlich über die
Vergangenheit in beiden früheren deutschen Staaten zu diskutieren und
Schlussfolgerungen zu ziehen für einen
neuen Anfang der Partei der Linken. Ich
verlange, dass eine solche ausgewogene
Aussage in das künftige Programm aufgenommen wird. Eine einseitige Abgrenzung, auch durch Verschweigen
oder durch mehrdeutige Formulierungen, finde ich unwürdig und
schädlich.
Werner Grossert
Seite 6
Meine Meinung zum
Stadtparteitag am
Sonnabend, dem 14. 10. 06
An Gen. Dr. Grossert und die
Delegierten des Stadtparteitages der
PDS im Kornhaus.
Leider war es mir nicht möglich, an selbigem teilzunehmen. Deshalb mein
schriftlicher Diskussionsbeitrag zum
Thema Leitantrag.
Wie ich mich erinnere, ist dieser mit großer Mehrheit auf dem Landesparteitag
der PDS angenommen worden. Ich
wäre auch dafür gewesen.
Die Welt ist seit 1989 nicht stehen
geblieben. Die DDR ist untergegangen,
ob uns das gefällt oder nicht. Die sozialistische Staatengemeinschaft ebenfalls. Dafür gibt es viele Gründe, die
Historiker müssen das eines Tages noch
klären. Die Linke.PDS gibt es noch.
In vielen Städten und Gemeinden gibt
es Bürgermeister der PDS, das ist gut
so. Die PDS will, wenn es möglich ist,
auch Regierungsverantwortung übernehmen, dafür bin ich auch.
Zum Thema Sozialismus im Programm, ja, wir sind für den Sozialismus, aber nicht heute - oder morgen,
die Zeit ist dafür nicht da.
Die PDS hat sich seit 1990 vom
Stalinismus abgewandt, in keiner Weise
können wir die Verbrechen, die unter
Stalin begangen wurden, rechtfertigen.
Wenn wir sie leugnen, bekennen wir
uns nicht zu unseren Fehlern. Stalin hat
die eigenen Leute umbringen lassen.
Auch in der DDR hat es ähnliche
Erscheinungen des Stalinismus gegeben.
Gen. Grossert, ich kann nicht sehen,
dass die PDS die Linksentwicklung verlässt.
Die Genossen im Bundestag und in den
Landesparlamenten setzen jeden Tag
auch mit ihrer Tätigkeit linke Politik
durch. Sie müssen nicht immer draufschreiben DDR-Politik, da finden sie
kein Gehör, sondern nur durch unermüdliche Kleinarbeit in den jeweiligen
Ausschüssen ist es möglich, einiges
durchzusetzen, was für die Menschen
im Lande gut ist.
Liebe Genossinnen und Genossen, die
Linke.PDS muss sich dazu bekennen,
die kapitalistische Gesellschaft zu überwinden - ja, als Fernziel - aber nicht
heute. Dazu gehören Mehrheiten, und
die haben wir nicht - noch nicht.
Renate Knobloch,
BO Sieben Säulen,
Mitgl. seit 1954.
Beratungsstellen für Opfer rechtmotivierter Gewalttaten
in den östlichen Bundesländern stehen vor dem Aus
Über 1000 Opfer rechtsmotivierter
Gewalttaten wurden von 8 Beratungsstellen in den östlichen Bundesländern und Berlin im Jahr 2005
beraten. Insgesamt 614 rechtsgerichtete
Gewalttaten mit insgesamt 910 Opfern
haben sie im gleichen Zeitraum in
Ostdeutschland recherchiert. An der
Auswahl der Opfer kann man ablesen,
dass die Gewalt zielgerichtet ist.
Betroffen sind neben Flüchtlingen mit
dunkler Hautfarbe meist Jugendliche,
die sich in ihrer Symbolsprache Kleidung, Haartracht - und in ihren
Handlungen nicht der rechten
Subkultur anpassen oder von ihr
abgrenzen. Auch Aussiedler oder
Obdachlose werden häufig Opfer.
Rechte Gewalt ist kein ostdeutsches
Phänomen, aber gemessen an der
Anzahl der Einwohner ist die
Wahrscheinlichkeit, als Flüchtling oder
LINKER Opfer einer rechtsmotivierten
Gewalttat zu werden, in Sachsen oder
Thüringen deutlich höher als in BadenWürttemberg oder Bayern.
Seit 2001 wurde dieser Entwicklung
mit dem Aufbau eines Netzwerkes spezialisierter Beratungsstellen Rechnung
getragen. Finanziert werden die
Opferberatungsstellen
durch
das
Bundesprogramm CIVITAS. Neben
strukturschaffenden Maßnahmen wurden weitere Mittel für kleine lokale
Projekte zur Verfügung gestellt., mit
denen demokratische Potenziale gegen
Rechtsextremismus
und
Gewalt
gestärkt werden sollen. Die Arbeit der
mobilen Beratungsstellen und der
Opferberatungsstellen wurden wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse
sind, trotz der anhaltenden Gewalttaten von Rechts, positiv. Es ist ein
professionelles Netzwerk entstanden,
das örtlichen Initiativen und Projekten
Impuls gibt.
Das Bundesprogramm CIVITAS läuft
aber Ende 2006 aus - den erfolgreichen
Beratungsstrukturen und zahllosen kleinen Projekte droht damit de facto das
Aus. Es soll zwar ein neues Programm
aufgelegt werden, ob der eingeschlagene Weg zur Stärkung demokratischer
Strukturen weitergeführt werden kann,
ist ungewiss. 19 Millionen, so wurde
verkündet, sollen für den Kampf gegen
Rechts zur Verfügung gestellt werden.
So weit, so gut. Nur: Das Programm
wird wahrscheinlich nicht vor dem
Frühjahr 2007 anlaufen; die professio-
nellen Strukturen werden durch die Unsicherheit und die Finanzierungslücke
kaum die qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten können. Und: Das erfolgreiche Herzstück
des CIVITAS-Programms, die Mobilen
Beratungsteams
und
Opferberatungsstellen, werden im Rahmen des
neuen Programms keine Förderung
mehr erhalten. Für eine weitere
Förderung der Mobilen Beratungsteams und die Opferberatungsstellen
seien nun die Länder zuständig. Dort
jedoch fehlt das Geld und teilweise
auch der politische Wille, die entstandenen Strukturen zu übernehmen. Zur
Zeit wird auf der Bundesebene geprüft,
ob ein anderer Weg beschritten werden
kann. Wird keine Lösung gefunden,
werden im Januar 2007 die Mobilen Beratungsstellen und die Opferberatungsstellen in den meisten Ländern
ihre Arbeit einstellen müssen.
Soweit das Ergebnis der
Koordination Civitas-geförderter
Beratungsstellen für Opfer rechtsmotivierter Gewalttaten.
Chausseestr. 29, 10115 Berlin
Tel.: 030 24045383
Quelle: »ravensbrückblätter«
Sept. 2006
Im Land Sachsen-Anhalt
steht das Programm gegen
die Nazis in der Kritik.
Laut »Mitteldeutsche Zeitung« vom 19.
Oktober stößt das Aktionsprogramm
der Landesregierung beim Verein »Miteinander« überwiegend auf Ablehnung.
Vermisst wird vor allem ein finanzielles
Engagement des Landes im Kampf
gegen rechte Aktivitäten.
Die Landtagsfraktion der Linkspartei.PDS setzt sich dafür ein, dass für
die Aufrechterhaltung der Wirksamkeit der Netzwerke gegen Rechts im
Landeshaushalt eine Million Euro eingestellt werden soll.
Es ist dringend geraten, dieses Problem
aufmerksam zu verfolgen, nicht zu
ruhen, damit die Forderungen auch
durchgesetzt werden.
Seite 7
Kontakte gehen weiter
Der ehemalige Verein „Tschernobyl-Kinderhilfe“, der in
den vergangenen 10 Jahren kranke und behinderte Kinder
in Rogatschow versorgte, hat seine Arbeit in diesem Jahr
eingestellt.
Hier sollte noch einmal auf einen Beitrag verwiesen
werden, der im November 05 in ihrer Zeitschrift zu lesen
war.
Verständlich ist, dass Kontakte die über 10 Jahre bestanden
nicht einfach aufgegeben werden können. Ehemalige
Mitglieder halten Verbindungen aufrecht, die sich
besonders durch menschliche Nähe und Anteilnahme an
Problemen in vielen Familien auszeichnen.
Auch wir hatten gemeinsam mit Freunden des Vereins die
Idee, das bevorstehende Jolkafest noch einmal mit einer
Sachspende zu unterstützen.
So ist es uns gemeinsam gelungen, durch Geldspenden aus
den Reihen der Linkspartei/PDS, aus den Basisgruppen
Nord 7 Säulen, Frauen-AG Sportgruppe Helma
Zimmermann und private Geldzuwendungen sowie der
Basisgruppe um Frau Lieschke, Süßigkeiten und
Spielmaterial für das Freizeitzentrum des Rogatschower
Vereins zu beschaffen und zu verpacken.
Wir danken sehr herzlich für die Unterstützung, die uns
auch ermöglicht, bei einem Besuch in Rogatschow das
Freizeitzentrum auch gezielt finanziell zu unterstützen.
S. und B. Leuteritz
Der Bildungsverein Elbe-Saale der Rosa-Luxemburg-Stiftung
lädt ein
Dienstag, 28.11.06, 18 Uhr, Galerie-Cafe Dessau:
Lesung der Autorin Renate Gruber-Lieblich, Wittenberg
aus ihrem neuen Buch
„Nachtzug nach Piestany“
Das Schicksal der jüdischen Ärztin Miriam Litwin aus Lodz (Polen)
im KZ der Arado-Flugzeugwerke Wittenberg und
Bericht über die Spurensuche durch die Autorin.
Moderation: Hans Hunger
Offen kommentiert
Der jüngste Landesparteitag der
Linkspartei in Sachsen-Anhalt hatte
wichtige Themen zu bereden.
Über all denen stand spannend die
Zukunft der Linken. Eine Zukunft,
die von vielen Genossinnen und
Genossen mit gewaltigen Erwartungen, mit Neugier, Fragen, Zweifeln, Optimismus, mitunter mit Sorge
betrachtet wird.
Nein, dazu möchte sie sich nicht
äußern.
DISPUT wollte es genauer wissen:
Was bewegt Linkspartei-Mitglieder
knapp ein Dreivierteljahr vor der
geplanten Parteineugründung?
Mit eben dieser Frage wandte ich
mich in Magdeburg an eine jüngere
Delegierte.
Ihre Antwort fiel kurz und völlig
unerwartet aus. Zu dem Thema, so
die Befragte, sage sie nichts.
Wie bitte?
Warum das?
Ja, sie habe da noch viele Probleme,
und überhaupt: Ob sie nach der Bildung der neuen Linken dieser Partei
angehören werde ...
Gleich mehrere Fragezeichen klangen mit. Bei der freundlich vorge-
brachten, aber deutlich wiederholten
Bekräftigung, sich zu diesem Thema
nicht zu Wort melden zu wollen. Es
gibt, wir wissen es, allerorts große
Erwartungen und vielerorts mancherlei Fragen, was verständlich ist
und was bedacht werden muss. Es gibt
die Kritik, die »Basis« käme zu wenig
zum Zuge. Es gibt die Wahrnehmung,
bei den zahlreichen Papieren sehe
bald niemand mehr durch. Es gibt
Hinweise, die »unten« würden sich
»oben« nicht wieder-finden.
Es gibt Vorwürfe, der Prozess würde
sich zu schnell oder zu langsam
vollziehen. Und es gab
unsere
Genossin hatte es zwei Beratungstage
lang vor Augen das Motto ihres
Landesparteitages: »Offen für Veränderung, offen für den Dialog«.
Eben.
Quelle: DISPUT Oktober 2006
Seite 8
Anmerkungen zu den Zeitbezügen
5. u. 6. November 1956 Krise am
Suezkanal
Als am 05. u. 06. 11. 1956 in einer Luft- u.
Seeoperation brit. u. franz. Truppen am
Eingang des Suez- Kanals bei Port Said
landeten, erreichte die Suezkrise ihren
Höhepunkt. Ausgelöst hatte sie das
Dekret des ägyptischen Präsidenten
Nasser üb. die Nationalisierung des
Suez-Kanals vom 26. 07. 1956. Obwohl
es eine Entschädigung für die Aktienbesitzer der Suezgesellschaft vorsah,
suchten die Hauptaktionäre Großbr. u.
Frankr. auf diplomat. Wege u. mit Hilfe
internat. Konferenzen, den Nationalsierungsbeschluss rückgängig zu
machen. Als das im Spätsommer u.
Frühherbst 1956 misslang, entfesselten
sie mit Hilfe Israels den Krieg gegen
Ägypten.
Er begann am 29. 10. 56 mit der
israelischen Invasion auf der SinaiHalbinsel u. in Gaza. Verabredet mit
Israel, forderten Großbrit. u. Frankr. am
30. 10. demagogisch den »Rückzug« der
ägyptischen und israelischen Truppen
auf Linien westl. u. östl. des Kanals, die
Israel noch gar nicht erreicht hatte. Als
Ägypten erwartungsgemäß ablehnte,
bombardierten brit. u. franz. Fliegerkräfte die ägyptischen Kanalstädte.
Briten u. Franzosen rechneten nicht mit
dem Eingreifen der SU u. der USA, die
mit eigenen Problemen zu tun hatten.
Doch die Verurteilung der Invasion durch
beide Mächte u. Waffenstillstandsaufforderungen der Vereinten Nationen,
schließlich die sowj. Drohung mit einem
Militärschlag führten am 07. 11. zur
Einstellung der Kampfhandlungen. Die
brit. u. frz. Truppen zogen sich aus
Ägypten zurück. Ägypten garantierte die
freie Schifffahrt durch den Suez-Kanal.
15. November 1906
SPDParteischule in Berlin eröffnet
W. Pieck
Die insgesamt etwa 200 Absolventen der
zentralen Parteischule der deutschen
Sozialdemokratie bewährten sich bestens ausgerüstet mit marxistischem
Wissen - in der ersten Reihe des
proletarischen Abwehrkampfes. Unter
Ihnen waren Wilhelm Pieck, Fritz
Heckert u Georg Schumann. Diese
höchste Bildungsstätte der SPD eröffnete
am 15. 11. 1906 August Bebel in Berlin in
der Lindenstraße Nr. 3.
Vor den 30 Sozialdemokraten, die an dem
sechsmonatigen Kursus teilnahmen,
sprach er von der Notwendigkeit,
zunehmend mehr Leitungskader auszubilden. Denn der SPD gehörte
inzwischen eine Million Mitglieder an.
Lehrer wie Franz Mehring, Rosa
Luxemburg u. Hermann Duncker vermittelten den zukünftigen Redakteuren,
Parteisekretären u. Agitatoren solide
marxistische Kenntnisse. Auch Aufsatz- u. Stillehre, Redeübungen u.
Zeitungstechnik standen auf dem Plan.
Die Partei trug alle Ausbildungskosten,
gewährte jedem Kursanten eine monatliche Unterstützung von 125 Mark,
vergütete An- u. Heimreise u. zahlte
Kindergeld.
Bis zum Frühjahr 1914 wurde an der
Parteischule gelehrt, 1917 wurde sie vom
Parteivorstand aufgelöst.
21. November 1806 Napoleon verhängt die Kontinentalsperre
Nach seinem Sieg über Preußen in der
Schlacht von Jena und Auerstedt am 14.
10. 1806 erließ Napoleon am 24. 11. 1806
von Berlin aus das Dekret über die
Kontinentalsperre. Die damit über die
brit. Insel verhängte Blockade sollte
England wirtschaftlich niederringen.
Jeder im frz. Machtbereich liegende
kontinentale Hafen war für Schiffe
gesperrt, die aus Großbritannien kamen
oder brit. Waren geladen hatten. Die
Folgen für die deutschen Staaten waren
zwiespältig. Zwar wurde die engl.
Konkurrenz ausgeschaltet und auf
einigen Gebieten kam es zum
industriellen Aufschwung, aber auch die
Ausfuhr eigener Waren war damit
unterbunden. Von den Absatzproblemen
betroffen waren z. B. Metallwaren u.
Textilien. Doch die Abriegelung war
durch Schmuggel bald durchlässig.
Russland hielt sich nicht an die
Bestimmungen u. wurde dafür 1812 mit
dem Überfall bestraft - der dann das Ende
Napoleons u. seiner Sperre einläutete.
22. November 1931 Stalins Rufmord
an Rosa Luxemburg
Stalins sog. »Leserbrief« von Mitte
November 1931 an ein sowj.
Geschichtsjournal wurde am 22. 11. in
der »Roten Fahne« unter der Überschrift
Ȇber einige Fragen der Geschichte des
Bolschewismus« abgedruckt u. wie eine
Offenbarung gefeiert. Das ließ aufhorchen.
Nur scheinbar ging es in Stalins Brief um
Streitfragen von Historikern, um den
Disput zw. Lenin u. den deutschen
Linken in den Jahren um den ersten
Weltkrieg. Die »beiläufige« Wortmeldung des Moskauer Führers war in
ihrer aggressiven Tonart ein inquisitorisches Verdikt aktueller politischen
Art, das seine Gegner in der KPdSU
einschüchtern u. die Kommunistische
Internationale zügeln sollte, in demdie
KPD gedemütigt u. Rosa Luxemburg
pauschal herabgesetzt wurde.
Kommunisten, die am 15. 01.1932 nach
Friedrichsfelde gingen, kamen in eine
schizophrene Situation: Sie ehrten das
Andenken einer Frau, der Stalin gerade
so gut wie alle politischen Qualitäten
abgesprochen hatte u. die er in eine Reihe
mit Leo Trotzki u. Alexander HelphandParvus gestellt hatte. Trotzki hatte
damals schon einem Kommunisten als
Verräter zu gelten. Und Parvus, 1905 in
St. Petersburg ein Revolutionär, hatte
sich im ersten Weltkrieg als Waffenschieber, Getreidespekulant u. Mittelsmann wilhelminischer Militärs um
seien guten Ruf gebracht. Luxemburg
und Parvus waren in Sachen politischer
Moral Antipoden. Indem Stalin sie
gleichsetzte, beging er Rufmord an Rosa.
Und der kleine Funktionär Popov konnte
dann Ende 1931 in der deutschsprachigen
»Inprekorr« schreiben: »Die Idealisierung des Luxemburgismus ist die
Sprache unserer Feinde«.
Fortsetzung Seite 9!
Seite 9
Zeitbezüge
05.11.1941
In Mexiko erscheint die erste Ausgabe der
Exil-Zeitschrift »Freies Deutschland«, für die
u. a. die Schriftsteller Lion Feuchtwanger,
Egon Erwin Kisch, Anna Seghers u. Thomas
Mann als Autoren arbeiten.
05.11.1956
Landung 13 000 brit. u. 9 000 frz. Soldaten
bei Port Said - Höhepunkt der Krise am
Suezkanal.
06.11.1966
Der NPD gelingt bei Wahlen in Hessen zum
ersten Male der Einzug in einen BRD-Landtag. Am 20. 11. gelingt es den Neofaschisten
auch in Bayern.
08.11. 1936
Eintreffen der Internationalen Brigaden in
Madrid.
10.11.1931
Das ZK der KPD verurteilt den individuellen
Terror als Antwort auf den Mordterror der
Nazis. Wer ihn ausübe, gehöre nicht in die
KPD.
14.11.1996
Diskussionsveranstaltung des
Bildungsvereins Elbe-Saale im Galerie-Café
mit André Brie.
15.11.1906
August Bebel eröffnet die sozialdemokr.
Schule in Berlin.
15.11.1981
Die bisher größte Demonstration mit 100 000
Menschen findet gegen den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen statt.
16.11.1936
Entsendung der fasch. »Legion Condor«
nach Spanien
16.11.1976
Die DDR-Regierung verweigert dem
Liedermacher Wolf Biermann die
Wiedereinreise nach einer Tournee
in Westdeutschland. B. hatte dort u.
a. am 15.11.76 seinen 40. Geburtstag gefeiert.
21.11.1806
Napoleon erlässt in Berlin das Dekret über
die Kontinentalsperre.
38 000 Seidenweber in Lyon erheben sich
gegen die Aufhebung der Mindestlöhne durch
die Pariser Regierung; 20 000 Soldaten
schlagen den Aufstand am 03.12. nieder.
Stalins Rufmord an Rosa Luxemburg wird im
Zentralorgan der KPD »Rote Fahne« veröffentlicht.
Der Herausgeber der »Weltbühne«, Carl v.
Ossietzky, wird wegen angeblichen »Verrats
militärischer Geheimnisse« zu eineinhalb
Jahren Gefängnis vom Vierten Strafsenat des
Reichsgerichts verurteilt.
Am 24.11.1936 wird O. - der im KZ
inhaftiert ist - der Friedensnobelpreis verliehen.
Mit der Bombardierung der nordvietnamesischen Stadt Haiphong beginnt Frankreich
den Krieg gegen die 1945 von Ho Chi Minh
ausgerufene Demokratische Republik
Vietnam.
Der Hessischen Landesregierung werden die
von den Naziführern ausgearbeiteten
»Boxheimer Dokumente« bekannt, ein Aktionsprogramm für den Fall eines nazistischen Umsturzes.
Die »Granma« verlässt den mexikanischen
Hafen Tuxpan Richtung Cuba.
Als erste Stadt in Europa weiht Budapest eine
U-Bahn ein.
Verhaftung von Wolfgang Harich u. a.
Oppositionellen gegen die Politik der SEDFührung unter Walter Ulbricht.
A. K.
21.11.1831
22.11.1931
23.11.1931
23.11.1946
25.11.1931
25.11.1956
28.11.1896
29.11.1956
Fortsetzung von Seite 8
Intern, in unveröffentlichten Briefen,
wandte Clara Zetkin sich gegen Stalins
Verdikt u. warnte Wilhelm Pieck u.
Thälmann vor einer »sektiererischen
Haltung bei der Einschätzung Luxemburgs«. Und so bestritt Thälmann im
Februar 1932 vor dem ZK der KPD zwar,
die »guten revolutionären Traditionen«
Rosas verleugnen zu wollen, dekretiert
aber zugleich im Sinne Moskaus: »In
allen Fragen, in denen Rosa Luxemburg
eine andere Auffassung als Lenin vertrat,
war ihre Meinung irrig«.
Stalins Rosa-Luxemburg-Demontage
konnte in Deutschland letztlich nicht so
durchgesetzt werden, wie in der SU. Die
KPD dachte z. B. nicht daran, ihre
Reichsparteischule in Berlin-Fichtenau
den Namen Rosa Luxemburg zu nehmen.
Schon am 13. 01. 1946 zog man wieder
nach Friedrichsfelde, wo die Nazis das
Mies-van-der-Rohe-Denkmal zerstört
hatten u. wo am 14. 01. 1951 (noch zu
Lebzeiten Stalins) das neue Mahnmal
durch Wilhelm Pieck eingeweiht wurde.
25. November 1956 Auslaufen der
»Granma«
Die legendäre »Granma« (Großmutter)
lief mit 82 Männern unter Führung Fidel
Castros aus dem mexikanischen Hafen
Tuxpan in Richtung Kuba aus, mit dem
Ziel, die verhasste Diktatur Batista zu
stürzen. Am 02. 12. landeten die
Revolutionäre bei Playa Colorado. Kurz
darauf begann der bewaffnete Aufstand
in Oriente. Nach der Schlacht bei Santa
Clara flüchtete Batista am 01. 01. 1959
nach Santo Domingo. Einen Tag später
marschierten die Vorausabteilungen der
Revolutionäre in Havanna ein, u. am 19.
02. 1959 wurde Fidel Castro Ministerpräsident des befreiten Kuba.
Die originale Motorjacht steht heute
neben dem Revolutionsmuseum in
Havanna.
A. K.
Seite 10
Herzlichen Glückwunsch
Termine für November 2006:
•Mo., 06. Nov., 16.00 Uhr,
Herzliche Glückwünsche
allen Genossinnen und
Genossen, die im
November 2006 ihren
Geburtstag begehen. Vor
allem gehen die
Glückwünsche an die
Genossinnen und Genossen
Hans Ebert,
Heinz Noeßke und
Herbert Zimmermann
zum 85.,
Helga Hildebrandt und
Werner Bormann zum 75.,
Liane Hartung zum 70.,
Klaus Mieder,
Frank-Rainer Ceglarek und
Roland Zeuner
zum 65. Geburtstag.
•Mo., 06. Nov., 18.30 Uhr,
•Di., 07. Nov., 10.00 Uhr,
•Di., 07. Nov., 18.30 Uhr,
•Do., 09. Nov., 17.00 Uhr,
Veranstaltung nicht bestätigt!
Bitte Tagespresse verfolgen!
•So., 12. Nov., 19.00 Uhr,
•Mo., 13. Nov., 18.30 Uhr,
•Mo., 20. Nov., 18.30 Uhr,
•Mi., 22. Nov., 18.00 Uhr,
18.30 Uhr,
19.00 Uhr,
Öffnungszeiten der
Geschäftsstelle:
•Do., 23. Nov., 10.00 Uhr,
•Do., 23. Nov., 19.30 Uhr
Donnerstag, 09:00 - 14:00 Uhr
Freitag,
09:00 - 12:00 Uhr
•Mo., 27. Nov., 18.30 Uhr,
•Di., 28. Nov., 18.00 Uhr,
Kontaktadresse:
Stadtvorstand und Fraktion
DIE LINKE.PDS Karlstraße 4,
06844 Dessau
Tel./Fax: 03 40 / 2 20 19 50
E-Mail: [email protected]
Alte MildenseerStraße 17
Tel./Fax:0340 / 2203260/1
E-Mail:[email protected]
Ansprechpartner WASG Dessau
Ireneusz Motylewicz
Tel.: 0177 - 525 57 29
•Do., 30. Nov., 17.00 Uhr,
Redaktionsschluss für die
Typisch Dezember 2006
ist Donnerstag, der 23.
November 2006
Geschäftsstelle Karlstraße:
Öffentliche Mitgliederversammlung der BO Dessau Nord/Waldersee zum Thema:
Beschlüsse des Landesparteitages
Geschäftsstelle Waldersee,
Fraktionssitzung
Geschäftsstelle Karlstraße:
AG-Senioren
Alternatives Jugendzentrum,
Schlachthofstraße 25: Beratung
des Bündnisses gegen Rechtsextremismus (BgR)
Marienkirche:
“Lieder gegen das Vergessen”
KIEZ, Bertholt- Brecht-Str.:
FG Zyklon B zeigt den Film:
“Der Stellvertreter” über
Kurt Gerstein
Geschäftsstelle Karlstr.,
Vorstandssitzung
Fachhochschule Anhalt,
Fraktion vor Ort
Ratssaal:
Eröffnung Aktionswochen gegen
Antisemitismus in Dessau
Kleiner Festakt
Film: “Der Tod kam aus Dessau”
Zeitzeugengespräch mit Max
Mannheimer (Holocaustüberlebender)
Geschäftsstelle Karlstraße:
Typisch-Redaktion
Gemeinde- u. Diakoniezentrum
St. Georg Dessau, Ruststr. 10:
“Die Wahrheit über Oskar Schindler” Gespräch mit der Buchautorin
Eri Rosenberg (Buenos Aires)
Geschäftsstelle Karlstraße:
Vorstandssitzung
Galerie Café:
Veranstaltung des BgR u. des Bildungsvereins Elbe-Saale e. V.
Buchlesung “Nachtzug nach
Piestany” mit der Autorin Renate
Gruber (Wittenberg)
Geschäftsstelle Karlstraße:
Beratung der BO-Vorsitzenden
Herausgeber: PDS-Stadtvorstand
Dessau
Redaktion D. Schulze, E. Rudolf,
C. Rasch
Druck:
-dte Gölzau

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