Fahrplan – Road Map
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Fahrplan – Road Map
27. November 2013 PUBLIC STATEMENT Positionspapier der Kampagne für Saubere Kleidung – Clean Clothes Campaign zum „Fahrplan – Road Map“ für einen Existenzlohn für H&M-Näherinnen (H&M - ROAD MAP TO A FAIR LIVING WAGE) Die Kampagne für Saubere Kleidung drückt ihre Enttäuschung darüber aus, dass der von H&M kürzlich angekündigte „Fahrplan – die Road Map“ zu einem Grundlohn für H&M-Näherinnen keinen eindeutigen Bezugswert oder Benchmark angibt. Ohne einen definierten Bezugswert ist es jedoch nicht nur unmöglich ein Ziel eines „Fahrplans“ zu erreichen, sondern auch dessen Erfolg zu bemessen. Die Kampagne begrüßt dennoch den „Fahrplan“ als einen positiven Schritt von Seiten H&M. Ein konkreterer Ansatz zum Erreichen eines Existenzlohns bestünde darin, wenn klare Ziele und Zeitvorgaben entwickelt werden. Wir sind der Auffassung, dass ein Existenzlohn ein Grundpfeiler guter Arbeit ist und dass die Zahlung eines Existenz sichernden Lohnes ein inhärenter und untrennbarer Bestandteil jeder wahrhaftig auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmensstrategie sein muss. Die von H&M abgegebene Erklärung, dass das Unternehmen bereit ist, den Zulieferern mehr zu bezahlen, um einen gerechten - fairen Existenz sichernden Lohn zu erreichen, stellt eine wesentliche Verpflichtung dar, die im Zentrum jeder Verbesserung der Löhne steht. Es ist gleichfalls ermutigend, dass H&M sich dazu verpflichtet hat, seine Einkaufpraxis dahingehend zu verbessern, dass weniger Überstunden anfallen und dass ein Werkzeug zur tatsächlichen Lohnentwicklung erarbeitet wird. Wir denken jedoch, dass diese „Road Map“ erweitert werden muss, wenn die Verpflichtung von H&M zur Zahlung eines Existenz sichernden Lohnes ernst genommen werden soll. Dazu ist eben eine klare Definition eines Existenz sichernden Lohnes erforderlich und die Anerkennung dieser Notwendigkeit seitens H&M. Wir fordern H&M auf, als Bezugswert für einen Existenz sichernden Lohn, den Asiatischen Existenzlohn anzunehmen, um auf einen würdigen Lohn für all diejenigen hinarbeiten zu können, die in den (asiatischen) Zulieferketten von H&M arbeiten. Die von H&M erklärte Bereitschaft zwischen dem Management in den Fabriken und den Arbeitern zu verhandeln, ist von grundlegender Bedeutung für die Durchsetzung eines Existenz sichernden Lohnes und ist zu begrüßen. Dies allein wird jedoch keinen „gerechten, Existenz sichernden Lohn“ schaffen. Ausgehend von einem Mindestlohn in Höhe eines Viertels oder eines Sechstels des erforderlichen Existenz sichernden Lohnes, werden die in den Fabriken durch Verhandlungen erreichbaren Löhne niemals das Niveau eines tatsächlich Existenz sichernden Lohnes erreichen, von dem eine Familie ernährt und unterhalten werden kann. H&M könnte die Messlatte in der Branche höher hängen, wenn durch das Unternehmen tatsächlich ein klarer Bezugswert festgesetzt würde. Die weltumspannend tätigen Unternehmen haben die Macht und das Geld - und dieser Einfluss wird benötigt -, um die Situation für die ArbeiterInnen zu verbessern. Es ist ein entscheidender Schritt und richtig, die Lohnverhandlungen in den Fabriken in den „Fahrplan“ aufgenommen zu haben. Wir denken jedoch, dass H&M noch weitergehen sollte, um die Einbeziehung der Gewerkschaften, deren Rolle von entscheidender Bedeutung ist, sicherzustellen. 1 H&M würde eine klares Zeichen des Commitments geben, wenn es das Abkommen über Vereinigungsfreiheit der Indonesischen Textilindustrie unterzeichnen und daran arbeiten würde, einen ähnlichen Schutz in anderen Ländern sicherzustellen, aus denen es Lieferungen bezieht. Wir drängen H&M auch dazu ihren Beirat zu erweitern, um eine bessere unmittelbare Repräsentation von Gewerkschaften sicherzustellen. „Aus Größe erwächst Verantwortung“, hat H&M in der Einleitung zu seinem „Fahrplan – Road Map“ erklärt. Als eines der größten Bekleidungsunternehmen der Welt kann und sollte H&M eine führende Rolle einnehmen, um Einkaufspraxen zu verändern, damit sie zu einer gerechteren und nachhaltigeren Lieferkette führen. Wenn H&M jedoch die Führung übernehmen will, muss dass Unternehmen gemeinsam mit anderen Markenunternehmen dort einen gerechten Existenz sichernden Lohn umsetzen, wo zusammen Aufträge in Zulieferfabriken platziert werden. Wir denken, dass die Pilotfabrik, die im Fahrplan als Modell ausgewiesen ist, ein erster positiver Schritt ist, dass dieser aber nur entscheidende Wirkung zeitigen wird, sofern H&M in der Lage ist, zu belegen, wie die Ergebnisse des Projektes auf größerer Skala mit anderen strategischen Zulieferern umgesetzt werden. Letztlich sind so genannte strategische Zulieferer nur ein Teil der Zulieferkette. Damit alle Arbeiter einen Existenz sichernden Lohn erhalten, muss H&M klären, wie Veränderungen entlang der gesamten Zulieferkette gestaltet werden, zum Beispiel bei Subunternehmern, wo das Risiko von Niedriglöhnen höher ist. Die Kampagne für Saubere Kleidung ist vorsichtig optimistisch, dass sich H&M in Richtung auf einen Existenz sichernden Lohn bewegen wird und wir hoffen, dass die nächsten Schritte in diesem „Fahrplan – Road Map“ darin bestehen, klare Bezugsgrößen für das Niveau der Existenz sichernden Löhne vorzulegen, sowie deutlicher darzulegen, wie die lokalen Gewerkschaften einbezogen werden. Wichtig ist auch die klare Zielangabe, wie die Ergebnisse in der Pilotfabrik in größeren Kreisläufen umgesetzt werden. Die Kampagne für Saubere Kleidung wird die Arbeit von H&M im Bereich der Zahlung eines gerechten Existenz sichernden Lohnes mit Interesse verfolgen und wir hoffen, dass dieser ersten Ankündigung konkreter Schritte Verbesserungen folgen werden. 2 SHORT VERSION OF CCC STATEMENT: Clean Clothes Campaign is disappointed that H&M's newly announced Roadmap to a Fair Living Wage fails to clearly state a living wage benchmark, we believe without such a definition it is both impossible to create a 'roadmap' to achieving its payment and similarly impossible to measure the roadmap's success. However, Clean Clothes Campaign does welcome the roadmap as a positive step forward in the brand's approach to the payment of a fair living wage with some clear goals and deadlines. If H&M is truly committed to paying a fair living wage to the people who make their clothes then this roadmap must go further. In particular we urge H&M to adopt a benchmark for a living wage, in this case the Asia Floor Wage, in order to be able measure their progress and raise the bar for the industry as a whole. Clean Clothes Campaign is cautiously optimistic that H&M are moving in the right direction towards the payment of a living wage and we hope that the next steps in this roadmap will be to provide clear benchmarks for living wage levels and greater clarity on the involvement of local unions and on how the model factory project will be scaled up. 3