Wer liegt da unter meinem Bett
Transcription
Wer liegt da unter meinem Bett
bevor's losgeht! Das, was Sie jetzt in Händen halten, ist die Neuauflage meiner heiteren Geschichten, die mein Leben schrieb, teilweise auch mein süßer kleiner Cairn-Terrier Stanley. Ein bildschöner Bursche, lustig, witzig, gescheit und von mir sehr geliebt. Hundebesitzer wissen, wovon ich rede (schreibe!). Er war es auch, der diesem Buch den Titel ge geben hat, aber das ist eine andere Geschichte, die Sie auf den folgenden Seiten nachlesen können. Nun, mittlerweile ist Stanley im Hundehimmel und sein Nachfolger ist eine Nachfolgerin: ein Cairn-Terrier-Mädchen namens Shirley, das am Schreiben noch nicht interessiert ist. Aber auch eine lustige Person, bildschön und sich dessen auch bewusst! 8 Nach wie vor, egal wie alt ich jetzt bin, ist Humor für mich nach der Liebe das Wichtigste im Leben. Und so finden Sie auf diesen Seiten witzige, skurrile und lustige Geschichten und Anekdoten, die tatsächlich passiert sind und mich amüsiert haben – gewürzt mit Neuem, das die Zeit mit sich gebracht hat. Es würde mich natürlich freuen, wenn Sie an den heiteren Seiten meines Lebens auch Ihren Spaß haben. Und: Vielleicht kommen Sie auch drin vor … Ihre Chris Lohner 9 ALS ICH MIR MEINEN STANLEY HOLTE Es ist schon sehr lange her, dass ich voller Aufregung ein Flugzeug Richtung Düsseldorf bestieg, per Eisenbahn weiterfuhr in ein kleines Dorf an der holländischen Grenze, um ihn zu treffen. Vom Bahnhof nahm ich dann noch ein Taxi, das mich zu jener Adresse brachte, die ich dem Fahrer mitteilte. Umständlich ja, aber ging nicht anders. An Ort und Stelle angelangt, wusste ich sofort: Hier war ich richtig! Hundegebell in jeder Tonlage schallte mir entgegen. Eindeutig das unverkennbare Bellen kleinerer Exemplare der Sorte Terrier. Um präzise zu sein: das zauberhafte Gebell von vielen jüngeren und älteren, weiblichen und männlichen Cairn-Terriern. Das sind übrigens jene Hunde, die aussehen wie Westhighland-Terrier – kurz Westies genannt –, jene kleinen, weißen, kofferartig geformten Hunde, die seit einigen Jahren stark in Mode sind! Die 11 Cairns sehen genauso aus, sind aber nicht weiß. Diese Hundemädels und -burschen sind bunter, zum Beispiel beige, rot oder schwarz-grau gesprenkelt! Und ich sollte in Kürze strahlende Besitzerin eines kleinen Cairn-Buben sein! Anni, die Züchterin, führte mich in das „Cairn-Zimmer“, in dem sich etwa 20 Cairns tummelten, Purzelbäume schlugen und geschäftig herumrannten. Kurz: Man sah, sie hatten viel zu tun! Mitten unter den „Erwachsenen“ kugelten die Kleinen herum, wurden hie und da von den Oldies zur Ordnung gerufen oder, wenn’s ange bracht schien, auch liebkost! Der Frechste von allen, der immer wieder einen kleinen Knuffer einstecken musste, das war – wie sich sehr bald heraustellte – „meiner“! Stanley mit Namen oder, um genau zu sein, Stanley von Lochnagar vulgo Stanley Lohner. Anni machte uns miteinander bekannt und wir beide „beschnupperten“ uns gegenseitig zum ersten Mal. Ich weiß natürlich nicht, was Stanley sich dabei dachte, aber ich fand ihn ganz nett. Vielleicht ein wenig zu dick und irgendwie passten Kopf und Körper noch nicht so ganz zusammen. Aber 12 am Beispiel seiner Eltern, so wurde mir versichert, könne ich schon sehen, was mal aus ihm werden würde. Nun, aus heutiger Sicht ist zu sagen: Er ist noch viel hübscher geworden als Mutter und Vater! Nach Tee und Kuchen und einigen wichtigen Ratschlägen seitens der Züchterin für mein richtiges Verhalten gegenüber Stanley erklärte sich Anni bereit, mich mit ihrem Auto nach Düsseldorf zum Flughafen zu bringen. Kleinhund Stanley war im Flugzeug als Passagier bereits von Wien aus angemeldet; einer angenehmen Reise sollte also nichts im Wege stehen. Die ganze Portion Hund, etwa ein halbes Kilo, saß während der Autofahrt auf meinen Knien und verhielt sich mustergültig. Wir passierten die Grenze – damals noch nicht EU –, erreichten rechtzeitig den Flughafen, ich stieg mit Stanley unterm Arm aus, winkte Anni noch zum Abschied und ging zum Check-in. Als „wir“ an der Reihe waren und ich mein Ticket aus meinem Passetui holen wollte, war es nicht mehr da! Siedendheiß raste das Blut durch meinen Körper! Ich wusste sofort: Pass und Ticket waren auf dem Weg zurück nach Holland! Hatte alles einfach an der Grenze in das Seitenfach von Annis Autotür gesteckt – und dort war es immer noch! 13 Jetzt hieß es, kühlen Kopf zu bewahren. Hatte ich doch am nächsten Tag Fernsehdienst, sprich: Programmansage, und konnte es mir keineswegs leisten, nicht beim ORF zu erscheinen. Also, erster Schritt: auf zur Flughafenpolizei, damit ich irgendwie durch die Passkontrolle kam. Da stand ich also mit meinem kleinen Hund vor insgesamt drei Polizisten und erzählte ihnen meine Geschichte. Mit todernster Miene betrachteten sie mich und Stanley und fragten mich, was das unter meinem Arm denn sei. Auf meine Antwort „Ein Hund“ konnten sie sich vor Lachen kaum einkriegen, auch glaubte ich das Wort: „Kampfhamster“ zu hören. Na, wie auch immer: Wieder ernst geworden, teilten sie mir mit, dass ich eben warten müsse, bis meine holländische Freundin wieder zurückkäme. „Aber ich bin doch Fernsehsprecherin beim ORF und muss zurück nach Wien, weil ich nämlich morgen Dienst habe und meinen Job nicht verlieren möchte!“ Nach einer Schweigeminute ging ein breites Grinsen über die Gesichter der drei Gesetzeshüter und der mittlere sagte zu mir: „Jetzt regen Sie sich mal nicht auf, Frau Lohner! Wir kennen Sie ja aus 14 der Fernsehserie ,Kottan‘ und lassen Sie schon ausreisen. Und in Wien wird man Sie ja wohl reinlassen! Also, nehmen Sie Ihren kleinen Hund und schauen Sie, dass Sie das Flugzeug noch erwischen. Um den Rest kümmern wir uns. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Sie uns ein Foto von Stanley schicken.“ Also, ich nichts wie Versprechen abgeben und weg! Musste mir ein neues Ticket lösen, weil es angeblich nicht anders möglich war, und erreichte in letzter Minute mit Stanley das Flugzeug. Er war die ganze Zeit über im absoluten Phlegma und nichts, aber schon gar nichts von meiner großen Aufregung hatte sich auf den kleinen Cairn übertragen. Offenbar hatte ich ein sehr ausgeglichenes Exemplar erwischt. Auch die Tatsache, dass er der absolute Stargast des Fluges war, schien ihm egal zu sein. Alle Passagiere kamen kurz vorbei, um den „herzigen“ kleinen Hund zu besichtigen, und ich hatte Angst, wir würden ob der einseitigen Belastung schon ganz schief in der Luft hängen! Endlich in Wien angelangt, ließ man mich und Stanley ungehindert mein Land betreten, so wie es die Polizisten in Düsseldorf vorausgesagt hatten. Ja, mehr noch: Auch hier scharten sich die Mitglieder diverser Behörden um den kleinen 15 Hund und so manches „Na herzig!“ oder „Der ist ja goldig!“ war zu hören. Endlich zuhause, rief ich sofort Anni an. Ich bat sie, doch in ihrem Auto nach meinem Pass und meinem Ticket zu schauen. „Was? Wie bist du denn nach Wien gekommen?“ Die Aufregung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Nun, Sie wissen, wie ich nach Wien gekommen bin. Meinen Pass und das Ticket hatte ich auch wieder. Und bei der Fremdenpolizei in Düsseldorf hängt wahrscheinlich immer noch das große Kleinhundfoto: „Mit besonders lieben Grüßen! Euer Stanley!“ 16 WER LIEGT DA UNTER MEINEM BETT? Ich denke, Sie werden das verstehen: Ich persönlich hätte es ja sehr gern, dass er manchmal auch in meinem Bett liegt, aber er liegt prinzipiell immer nur unter meinem Bett. Dabei ist es doch so gemütlich, in den weichen Kissen zu versinken, die Decke bis zum Kinn hochzuziehen und miteinander zu träumen. Ich habe schon alles versucht, ihn in mein Bett zu locken, aber es funktioniert einfach nicht. Was hab ich ihm schon alles versprochen! Von den sanftesten, raffiniertesten Streicheleinheiten bis zu den feinsten Delikatessen, sollte er es sich doch einmal überlegen. Nichts, aber schon gar nichts, kann ihn dazu bewegen, meinen sehnlichen Wunsch zu erfüllen. Wie wäre es doch so gemütlich, seinen warmen Körper zu spüren. Aber nichts da! 17 Wie oft höre ich neidvoll zu, wenn mir andere von ihren Kuscheleien berichten. Ich schaff das einfach nicht. Und weil das so ist, lege ich mich halt manchmal auf den Teppich und unterhalte mich mit ihm auf seiner Ebene. Ja, das mag er sehr. Davon kann er gar nicht genug bekommen. Meistens geschieht das knapp nach dem Aufwachen. Das heißt, ich bin schon wach und lasse mich herab. Zu ihm. Er schläft dann noch fest und tief und ich beginne ganz leise zu ihm zu sprechen. Schöne, ja schönste Worte, in der Hoffnung, ihn vielleicht doch einmal eine Etage höher zu locken. Doch ohne Erfolg. Und so liege ich da und rede und bin freundlich und bin ganz tief drinnen frustriert! Aber soll ich ihn denn zwingen, in mein Bett zu kommen? Ich könnte das natürlich. Kräftemäßig. Ich gehe ja schließlich drei Mal in der Woche ins Fitnesscenter. Also, ich würde das schon schaffen! Aber: Hätte ich dann noch Freude an der Sache? Ich glaube kaum. Und deshalb bleibt alles so, wie es ist. Leider! auch immer dort lag, wo es am kältesten war. Versteht sich von selbst, dass ein Bett, mit einem Menschen darin, eindeutig für ihn zu warm war. Ja, und so blieb es auch, solange Stanley noch gelebt hat. Er inspirierte mich zum Titel dieses Buches, als es vor Jahren erstmals erschienen ist. Wie gesagt, meinen Stanley gibt es nicht mehr, und ich habe jahrelang gezögert, mich um einen Nachfolger umzusehen. Nun, es ist dann eine Nachfolgerin geworden: ein freches, aufgewecktes Cairn-Terrier-Mädchen namens Shirley. Und sie liegt sehr wohl in meinem Bett und noch vor mir! Ob ich jetzt zufrieden bin? Gelegentlich schon, wenn Shirley nicht gerade mit vollem Gewicht derart auf meinen Füßen liegt, dass mir die Zehen einschlafen. Aber alles kann man eben nicht haben! Das ist schon eine alte Geschichte. ER, das war mein kleiner Cairn-Terrier Stanley, der es gern kühl hatte, auf meinem Steinboden 18 19