Université Claude Bernard, Lyon 1, 2008/2009

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Université Claude Bernard, Lyon 1, 2008/2009
Erfahrungsbericht Erasmus Lyon 2008/09
Von:
Chantal Le Marié
[email protected]
Erfahrungsbericht Erasmus Lyon 2008/09
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Interesse an einem Auslandssemester in Lyon!
Lyon ist einfach eine wunderschöne Stadt, die jeden bezaubert, der sich für schöne Städte mit
Charme begeistern kann und ein Auslandssemester oder -praktikum ist das Beste, was man während
seines Studiums machen kann.
Allerdings ist es auch mit vielen organisatorischen Problemen und Hürden verbunden und damit du
es damit etwas leichter hast, versuche ich mit diesem Bericht eine kleine Starthilfe zu bieten.
Über Lyon
Lyon ist eine wunderschöne gewachsene Stadt, deren Geschichte bis zur Gründung durch die Römer
zurückgeht. Als Überrest aus dieser Zeit sind auch noch zwei Amphitheater erhalten.
Das Zentrum unterteilt sich in drei Hauptbereiche: vieux Lyon, croix rousse und Presqu’Il. Der älteste
der drei Teile ist vieux Lyon, dessen Gebäude überwiegend aus dem 15. Und 16 Jh. stammen. Es
befindet sich auf dem westlichen Hügel der Stadt, auf dessen Spitze die Kathedrale Fourvière (19Jh.)
thront. Die Straßenzüge sind durch Geheimgänge, die durch die Häuserzeilen führen, verbunden und
im Herzen der Altstadt befindet sich die Kathedrale St. Jean (12 Jh.)
Lyons Wirtschaft florierte besonders aufgrund der Seidenweberei und als das alte Viertel vieux Lyon
zu klein wurde, entstand das Viertel croix rousse, das sich auf dem nördlichen Hügel befindet.
Am Fuße von croix rousse schließt sich Presqu’Il, die Halbinsel zwischen Saône und Rhône, an. Dieses
Viertel entstand im 17, 18 und 19 Jh. und ist mit seinen prächtigen Straßenzügen ebenfalls
imponierend.
Die Innenstadt von Lyon gilt als UNESCO Weltkulturerbe, weil in keiner anderen europäischen Stadt
so gut die Stadtentwicklung über die Jahrhunderte hinweg verfolgt werden kann. Lyon wurde nie
Opfer größerer Zerstörungen, so bestehen die Stadtviertel zum größten Teil aus den originalen
historischen Gebäuden.
Berühmter rosa Turm in vieux Lyon
Umgang in einem Innenhof in vieux Lyon
Hôtel de Ville
Kathedrale Fourvière
Ebenfalls sehr schön ist der Parc Tête d’Or in dem ich mich sehr viel und sehr gerne aufgehalten
habe. Er ist ziemlich groß und zu jeder Jahreszeit wunderschön. In der Mitte befindet sich ein großer
See und außerdem beinhaltet er einen Zoo und einen botanischen Garten mit großem Gewächshaus,
die beide umsonst sind.
Croux rousse
Uni
Place de Terraux
Puvis de Chavannes
Parc de la Tête d’Or
Vieux Lyon
Place de Bellecour
Feste:
Im September gibt es den Tag „Patriomione“ an diesem Tag sind viele öffentliche Gebäude geöffnet,
die man besichtigen kann.
Außerdem ist ganz wichtig die „Fête des Lumières“ am 8.12. und die Tage davor. Zu diesem Fest sind
ganz viele Gebäude und Plätze zu Lichtinstallationen umfunktioniert. Sehr beeindruckend.
://www.lumieres.lyon.fr/lumieres/sections/fr
St. Jean
Beides zur Fête des Lumières
Musée des beaux arts
Anreise
Anreisen könnt ihr natürlich mit dem Auto, Bus, Zug oder Flugzeug. Das ist ja klar! Ich bin damals mit
der Bahn sehr günstig gefahren und habe mir von der Bahn mein Gepäck transportieren lassen. Die
haben mir das dann im Wohnheim angeliefert. Allerdings müsst ihr damit rechnen, dass dies bis 10
Tage dauern kann auch wenn die Bahn 7 Tage verspricht.
Wenn ihr euch rechtzeitig bemüht, kann man auch relativ preiswerte Flüge ergattern, aber mit dem
Gepäck seid ihr dann natürlich sehr eingeschränkt.
Bei einer Anreise mit dem Auto müsst ihr beachten, dass neben Spritkosten auch die Mautgebühren
noch dazu kommen. Also mit einkalkulieren!
Von Köln und anderen Großstädten aus gibt es auch eine Busverbindung nach Lyon mit „Eurolines“.
Die ist günstig, braucht aber natürlich länger. Ihr dürft zwei Koffer mitnehmen.
Ankunft
Am besten begebt ihr euch direkt in die Maison de l’Université, dort befinden sich zu Beginn des
Wintersemesters mehrere Tutoren, die nur dafür da sind euch zu helfen! Geht dort direkt hin und
versucht nicht alleine den Kram mit Versicherung und Wohnheim zu regeln. Die nehmen euch sehr
nett in Empfang und helfen euch. Allerdings können sie bei Fragen zum Studienfach nicht
weiterhelfen. Dafür müsst ihr euch an euren Koordinator oder ans Sekretariat der Biologie wenden.
(siehe nächster Abschnitt)
Uni-Campus
Semesterdauer:
Das Wintersemester beginnt bereits Anfang September und endet Ende Januar. Das
Sommersemester startet dann auch direkt im Februar und endet Ende April oder im Mai, das ist
Studienfach und Kurs abhängig.
Sprachkurs:
Die Uni bietet für Erasmusstudenten einen Sprachkurs an. In meinem Jahr waren das jeweils 3
Stunden pro Woche über 10 Wochen hinweg. Man konnte zwischen verschiedenen Niveaus wählen.
Ich würde mal sagen, der Kurs war besser als nichts, aber ich hätte mir einen intensiveren Kurs
gewünscht. Eine Überlegung wäre es vielleicht wert, bevor die Vorlesungen starten, einen
Intensivsprachkurs in einer Sprachschule zu machen, falls ihr meint, dass eure Sprachkenntnisse
gering sind.
Biologie-Studium
Die Meisten, die diesen Bericht lesen, werden längst im Bachlor/Mastersystem sein und passen
daher wunderbar ins Schema. Denn in Lyon ist alles in Licence (entspricht Bachlor ) und Master
organsiert. Ihr steht also nicht mehr vor der Frage, ob ihr Licence oder Masterkurse machen möchtet.
Ich habe mich für einen Masterstudiengang eingeschrieben, da ich mich im siebten Semester Diplom
befunden habe, und damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Im Rahmen dieses Masters habe ich an zwei Praktika und zwei Seminaren teilgenommen und
besonders durch die Praktika kommt man sehr schnell mit den Studenten in Kontakt. Ich würde euch
wirklich raten etwas auszuwählen, bei dem ihr die Möglichkeit habt mit den anderen zusammen zu
arbeiten. Nur durch in die Vorlesungen gehen, lernt man keine Leute kennen. Das kennt ihr von der
RWTH auch nicht anders.
Bei der Einschreibung müsst ihr darauf achten, dass ihr euch zweimal einschreibt, einmal
administrativ und noch einmal richtig in euren Studiengang. Bei mir wurde das Zweite einfach
vergessen worden und ist dann durch einen glücklichen Zufall noch rechtzeitig aufgefallen.
Ganz grundsätzlich: Es hat nie irgendwer eine Ahnung und daher tretet den Leuten solange auf die
Füße bis sie euch weiterhelfen indem sie sich erst einmal selbst informieren. Außerdem nehmt
immer alle eure Unterlagen mit, denn irgendwas habt ihr gerade bestimmt nicht dabei, was
gebraucht wird. In Frankreich herrscht genauso die Bürokratie wie in Deutschland, wenn nicht noch
schlimmer.
Jeder Fachbereich hat einen zuständigen Koordinator, wie bei uns auch. Am besten geht ihr direkt zu
Beginn einmal hin und sprecht mit ihm. Wer das ist, erfahrt ihr im Sekretariat der Biologie (entweder
Master oder Licence, die haben eigene Sekretariate), die befinden sich im DEAMB. (siehe unten)
Genau wie in Aachen, gibt es eine Webseite auf er man sich seine Unterrichtsmaterialien
herunterladen kann (Spiral), also wie L2P. Ihr könnt euch auf der Seite mit eurer Matrikelnummer und
dem auf eurem Studentenausweis vermerkten Passwort einloggen. Allerdings bekommt man den
Ausweis erst ca. eine Woche nach der Einschreibung. Mit diesen Daten könnt ihr auch auf dem
Campus ins Internet gehen. Zum einen mit eurem eigenen Notebook, denn es ist auf dem ganzen
Campus Wifi, oder in einem Computerraum. Dort befindet sich auch immer ein Drucker, den man
umsonst benutzen darf. Nur das Papier muss man selbst mitbringen.
Ich fand die Orientierung auf dem Campus etwas schwierig zu Beginn, daher um es euch leichter zu
machen, hier eine Karte mit den wichtigsten Gebäuden:
Campus La Doua (nur der Ostteil, da ist alles Wichtige drauf)
Praktikum
Vielleicht möchte der eine oder andere lieber ein Praktikum anstatt ein Auslandssemester machen.
Hier zwei Seiten auf denen ihr nach Praktika suchen und euch bewerben könnt:
://www.ens-lyon.eu/web/nav/
://www.univ-lyon1.fr/1203427108319/0/fiche___article/&RH=
Dabei gilt aber auf jeden Fall Eigeninitiative.
Wohnen
In der Regel stehen den Erasmusleuten zwei Wohnheime zur Auswahl. Welche das sind, wechselt von
Hochschule zu Hochschule, aber bei den Aachener Studenten handelt es sich in der Regel um das
Wohnheim „Puvis de Chavannes“ oder das „Einstein“. In das „Einstein“ darf man allerdings nur
einziehen, wenn man mindestens 10 Monate bleibt. Da ich selbst nur ein Semester dort war, habe
ich im „Puvis de Chavannes“ gewohnt.
Das ist ein elf Etagen hoher Wohnturm in dem man auf jeglichen Luxus verzichten muss. Hat ein
bisschen Ähnlichkeit mit den Türmen in Aachen. Wir haben uns jeweils zu 15 Leuten eine Küche, die
aus zwei Herdplatten und einer Mikrowelle bestand, geteilt. Die Sanitäranlagen waren auch nicht
besser, denn wir hatten zwei Duschen und Toiletten, die ziemlich verschimmelt waren ebenfalls für
alle 15 Leute.
Mein Zimmer fand ich soweit ok, französisch einfach eben, aber nichts für Allergiker, denn auch hier
sprießte der Schimmel in allen Ecken. Mich haben in meiner Zeit dort zwei Schimmelallergiker
besucht und sie haben sehr gelitten. Außerdem werden sehr große Leute Probleme mit dem Bett
bekommen.
Einen Kühlschrank gab es ebenfalls nicht, aber jeder hat draußen neben dem Fenster einen Kasten
hängen, der im Winter als Kühlschrank dienen kann. Das funktioniert allerdings auf der Südseite
selbst im Winter nicht.
Also alles sehr bescheiden, aber dafür auch sehr preiswert. Die Miete betrug 140 Euro im Monat,
aber nachdem man Wohngeld bei der CAF beantragt hatte waren es nur noch knappe 100 Euro.
Preiswerter kann man mit Sicherheit nicht wohnen. Außerdem war ein großer Vorteil, dass man
durch die gemeinschaftlichen Räume sehr schnell in Kontakt mit anderen Studenten kam.
Falls ihr mit ein bisschen mehr Komfort leben wollt, dann würde ich euch raten euch selbstständig
um eine Unterkunft zu kümmern. Entweder käme dafür eine WG in Frage oder ihr bewerbt euch
direkt bei den Wohnheimen um einen Platz. Ein Wohnheim, was ich mit gutem Gewissen empfehlen
kann, wäre das Monod. Es liegt direkt neben meinem Wohnheim, die beiden sind Geschwister, aber
dort hat jeder sein eigenes Badezimmer und eine Gemeinschaftsküche, die ebenfalls besser
ausgestattet ist. Es ist in einem deutlich besseren Zustand als das Puvis.
Das „Einstein“ ist denke ich ebenfalls gut nach dem, was ich gehört habe, aber ich war selbst nie im
Inneren. Dabei handelt es sich um kleinere Appartements mit eigener Kochnische und eigenem
Badezimmer. Also wenn ihr einen längeren Aufenthalt plant, könntet ihr darüber nachdenken,
allerdings ist es erheblich teurer als das Puvis. Außerdem ist es deutlich schwerer Leute
kennenzulernen, wenn sich jeder in seinem Zimmer verschanzt.
Wohnheime findet ihr hier: ://www.crous.fr/
Versicherung, Bank usw.
Um überhaupt ins Wohnheim einziehen zu dürfen, müsst ihr eine Haftpflichtversicherung
abschließen. Bei mir hat das ein Tutor mit mir zusammen an meinem Ankunftstag gemacht. Das ist
auch nicht weiter schwer. Es gibt direkt am Campus zwei Agenturen bei denen man das erledigen
kann. Außerdem müsst ihr ein französisches Bankkonto eröffnen, wenn ihr das Wohngeld der CAF
beantragen möchtet und das würde ich euch dringend empfehlen. Wie viel CAF ihr bekommt, wird
abhängig von eurer Miete berechnet. Bei mir waren das 50 Euro im Monat, aber wenn eure
Unterkunft teurer ist, dann bekommt ihr auch mehr CAF.
Bei der Beantragung helfen euch entweder die Tutoren oder ein Student, der für die CAF in den
ersten Tagen im Wohnheim anwesend ist.
Sport
Es gibt an der Uni ein ziemlich großes Angebot an Sportarten (ok, gegen Aachen ist es wenig) und zu
Beginn des Semesters kann man sich für die Kurse anmelden.
Einkaufen und anderes
Direkt um die Ecke befindet sich ein Supermarkt (Champignon) in dem ihr alles für den täglichen
Bedarf bekommt. Ein Bäcker und mehrere Waschsalons befinden sich ebenfalls in der Nähe. Aber
um die Nahrungsmittelkosten zu drücken, würde ich euch empfehlen hin und wieder einen Ausflug
zum LIDL zu machen. Ich bin einmal in der Woche dorthin gefahren um meinen Bedarf an
Grundnahrungsmitteln zu decken. Es gibt einen in Villeurbanne (das Viertel in dem sich auch der
Campus befindet) und einer ist direkt mit der Tram T1 zu erreichen. (An der Uni Lyon2).
Außerdem befindet sich am Bahnhof Part-Dieu ein sehr großes Einkaufszentrum in dem sich ein
Carrefour befindet. Dort könnt ihr alle Leckereien, die Frankreich zu bieten hat, einkaufen. Und
davon gibt es bekannter Weise eine ganze Menge!
Zu Beginn braucht man zum Zubereiten seiner Speisen natürlich auch Töpfe, Teller usw. In Lyon
befindet sich ein IKEA bei dem ihr alles Nötige besorgen könnt. Wie ihr dorthin kommt, wissen eure
Tutoren. Ansonsten bietet auch der Carrefour ein großes Angebot an Haushaltsgegenständen.
Ebenfalls eine Überlegung wert wäre, euch eine französische Handykarte zuzulegen. Mit der Zeit
lernt man viele Leute kennen und um sich zu verabreden, ist das der einfachste Weg.
Ausgehen
Abends ausgehen tut man in der Nähe vom Hôtel de Ville oder auf einem der Partyboote am RhôneUfer.
Transport
Lyon verfügt über ein sehr gutes Netz von Métro, Tram und Bus. Für Studenten gibt es eine
Monatsfahrtkarte für 30 Euro. Falls ihr meint, dass sich das nicht lohnt, gibt es auch 10er Carnets.
Außerdem gibt es Fahrräder, die an Stationen in der ganzen Stadt stehen, die man an jeder Station
ausleihen und zurückstellen kann. Besonders praktisch nachts, wenn keine Métro mehr fährt. Im
Winter gibt es einen Nachtbus, der Do-Sa Abend fährt und auch den Campus ansteuert.
Rund um Lyon
Die Umgebung um Lyon bietet viele schöne Ausflugsziele und ich möchte euch wirklich ans Herz
legen, sie zu erkunden. Ich habe mehrere kleine Tagestouren mit Freunden gemacht und es sind mit
die schönsten Erinnerungen.
Die französische Bahn bietet eine Bahnkarte für Studenten an, die 50 Euro kostet und ein Jahr gültig
ist. Mit dieser Karte habt ihr in der Regel 50% Ermäßigung und das lohnt sich wirklich.
Außerdem organisiert die Maison de l’Université mehrere kleine Ausflüge, Partys, Abendessen und
ähnliches an denen ihr teilnehmen könnt.