Schöner wohnen auf hohem Niveau
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Schöner wohnen auf hohem Niveau
66 KUNSTMARKT Schöner wohnen auf hohem Niveau Die Cologne Fine Art & Antiques hat ihr Profil geschärft. Die Kölner Traditionsmesse setzt auf einen frischen Mix der Sammelgebiete. Khmer, ist mit 450 000 Euro eines der teuersten Kunstwerke dieser Messe. Von geradezu musealer Qualität ist bei dem Antikenhändler Gordian Weber der Kopf eines adeligen Römers, mit unversehrter Nase und höchst individuellen Zügen. Machtbewusstsein, Reflexion und Durchsetzungskraft lassen sich in seinen Zügen leSusanne Schreiber sen. 120 000 Euro erwartet der KölKöln ner für das veristische Bildnis. Goras strenge Auswahlver- dian Weber hat als Beirat der Messe fahren für die Cologne auch drei Pariser Neuaussteller (von Fine Art & Antiques (Co- insgesamt 13) zur Teilnahme bewefaa, noch bis 22.11.) trägt gen können. Früchte. Mit rund 90 AusAuch die jungen Franzosen sind stellern in der gut gelegenen Halle eine Bereicherung. Alexis Renard ist 11.2 der Kölnmesse und der anregen- der einzige Aussteller mit islamiden Durchmischung von Stilen und schen und indischen Antiken. Er bieEpochen hebt sich die Cofaa deutlich tet drei indische Bekrönungen von von der Konkurrenz ab. Im zweiten Prozessionsstangen aus dem 18. JahrJahr unter der Direktorin Ulrike Be- hundert für 12 000 Euro an. David rendson wird das angestrebte Profil Ghezelbash ist ein Freund von monuder Universalmesse schon recht deut- mental wirkender Kleinskulptur. Er lich. Hier finden sich schöne, bezahl- setzt einen späthellenistischen Bronbare Kunstwerke von der Antike bis zeakt – ein Gott oder ein wohlgebauin die achtziger Jahre des 20. Jahrhun- ter Athlet – auf 36 000 Euro an. Ein derts. elegantes Fragment der FruchtbarAnders als bei der Kunstmesse keitsgöttin Isis weist noch Reste seiMünchen ist die Kunst des 20. Jahr- nes originalen Goldüberzugs auf und hunderts so prominent wie facetten- kostet 18 000 Euro. Charles-Wesley reich an den Ständen von 34 Ausstel- Hourdé schließlich bringt eine große lern vertreten. Die Einbindung von stillende Frauenfigur der Senufo (ElDesign tut gut und fenbeinküste) mit, dürfte auch jüngere deren Kopf und Kunstfreunde anHaartracht wild sprechen. Die Erstund animalisch wiraussteller Frankandken (110 000 Euro). Euro oliver trumpfen mit Beim Stammessoll das zwölfteilige dem Prototyp eines kunst-Händler MiSpeisezimmer von Peter chael Vignold ist Ledersofas von Paul Behrens, dem Kjaerholm auf, das eine Maske der Dokeine Füße hat. Der AEG-Architekten, kosten. gon zu entdecken, an der Wand befesein VogelmischweQuelle: Dr. Westermeier tigte Dreisitzer soll sen, das aus der 42 000 Euro kosten. Design-Tradi- Sammlung des Bildhauers Fritz Koetion konzentriert sich auf Möbel aus nig stammt. Für die außergewöhnliÖsterreich. Zwei Drehsessel aus Alu che Skulptur erwartet der Kölner mit Lederpolstern aus dem Jahr 1970 180 000 Euro. Sein Stand geht in den von Josef Krawina kosten 6 500 Euro. von Thole Rotermund über, auch Eine Rarität, denn es wurden nur vier hier gelingt die Aufhebung der Kojenproduziert. begrenzung. Mit der nur handtellerIn ein Museum gehörte das kom- großen Zeichnung „Rotes Pferd“ von plett erhaltene zwölfteilige „Wert- Franz Marc bietet Rotermund eine Raheim“-Speisezimmer aus dem Jahr rität an. Konturbetont, voller Rhyth1902 von Peter Behrens, das Dr. Wes- mus und Beseelung ist hier die Quinttermeier für 170 000 Euro abgibt, essenz von Marcs Ideenwelt Form geweit unter dem Preis, den ein Aukti- worden. Deshalb liegt ihr Preis auch onshaus zu erzielen suchte. bei 198 000 Euro. Das stimmungsvolle Aquarell „ElbFünf Händler zeigen gemeinsam kähne“ von Ernst Ludwig Kirchner neue Perspektiven auf hält Petra Koch für 100 000 Euro beDie Cofaa 2009 zeichnet sich durch ei- reit. Schlichtenmaier stellt die Düsselnen großzügigen Hallenplan und dorfer Maler Gerhard Hoehme, Peter zahlreiche Durchblicke aus. Noch fin- Brüning und Karl Otto Götz mit furiodet der von Berendson initiierte Ab- sen Bildern der Frühzeit aus. Eine unschied von abgeschotteten Kojen nur betitelte Leinwand von Brüning aus vereinzelt statt. Paradebeispiel ist dem Jahr 1963 besticht durch ihr dyhier der Gemeinschaftsstand von Hu- namisches Lineament in Rot und bertus Melsheimer (Moderne Kunst), Schwarz (120 000 Euro). Esch (Alte Kunst), Hirschberg (TeppiAuf der Cofaa lassen sich auch che), Simonis (Stammeskunst) und Künstler entdecken jenseits der zu Michael Woerner (Asiatika). Die oft gesehenen Namen. So zeigt WilDurchsichten machen neugierig. Der fried Utermann einen Ausschnitt aus Flaneur kann im Zentrum des Groß- seiner aktuellen Bruno-Goller-Ausstandes in einer Ruhezone verwei- stellung. Gollers Interieurs changielen, in der außereuropäische Skulp- ren auf höchst interessante Weise zwitur auf Wandteppiche, Nagel-Reliefs schen Abbild und Innenbild, in Realisvon Uecker (58 000 Euro) und baro- tisches bricht immer wieder Surreacke Schaugerichte trifft. les ein. Die kleinen Ölbilder liegen bei Michael Woerner aus Hongkong ist 40 000 Euro, die größeren bei bis zu mit seiner hochwertigen asiatischen 145 000 Euro. Wolfgang Paalen, ein Skulptur eine echte Bereicherung. Deutscher, der sich den Pariser SurDer Franke bringt den aus Ton model- realisten anschloss, schuf 1934 für die lierten Porträtkopf eines bärtigen Luzerner Ausstellung „Abstraction Mannes aus Gandhara mit, der Creation“ das Querformat „Avertisse75 000 Euro kosten soll. Ein kleiner ment“. Hier schöpft Paalen aus dem stehender Bodhisattva aus Stein, Prä- großen Reservoir abstrakter Formen D 170000 Kölnmesse (5) Otto E. Wagners Aquarell „Architekturkompostion“ stellt Thole Rotermund aus, den Couchtisch von Carl Auböck Design-Tradition , die DogonMaske eines Vogelmischwesens Michael Vignold, das indische Yakshi-Relief Alexis Renard, das Modell von fünf deutschen Renaissancehäusern Otto von Mitzlaff. (für 430 000 Euro gesehen bei der Galerie Döbele). Porzellanfreunde werden die Stände von Oberacker, Dr. Holz, Zeisner und Steinbeck ansteuern. Steinbeck hält eine Kaffeekanne in Böttger-Porzellan mit Goldchinesenmalerei bereit, wahrscheinlich 1725 von der Seuter-Familie ausgeführt. Sie UNIVERSALMESSE Der Anspruch der Cologne Fine Art & Antiques ist weit gespannt: Hier findet der Kunstfreund besondere Werke von der Antike bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Neu dabei sind Design und Fotografie. Von 88 Teilnehmern sind 13 Neuaussteller und 19 Rückkehrer. Bis 22. November, 12-20 Uhr. www.cofaa.de soll um 35 000 Euro kosten. Seltenheitswert hat auch Steinbecks quietschbunter Harlekin von J.J. Kaendler, der auf einem Ziegendudelsack spielt (um 20 000 Euro). Deutsche Renaissancehäuser haben hier Spielzeugformat Die Möbelsektion präsentiert sich dieses Jahr vielseitig und prominent besetzt. Otto von Mitzlaff hat nicht nur ein Verwandlungsmöbel von Abraham Roentgen mitgebracht, sondern auch das Miniaturmodell von fünf berühmten, deutschen (im Krieg zerstörten) Renaissancehäusern. Das Modell ist sehr fein gearbeitet und entstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts (16 000 Euro). Originell ist auch ein lederbezogener, englischer Kinder-Lehnsessel von 1720. Dafür erwartet Otto von Mitzlaff 12 500 Euro. Axel Schlapka hat einen Palmentisch der Biedermeierzeit aus Ungarn in die vorderste Reihe gerückt. 48 000 kostet der runde Tisch mit den attraktiven Beinen. Fazit: Die Cofaa hat ihr Profil gefunden. Das kann sie noch schärfen etwa im Bereich der Altmeister-Malerei durch Spezialisten aus den Nachbarländern. Stärker profilieren kann sich die Cofaa sicher auch noch bei Kunst auf Papier, aber auch bei Fotografie. Hier ist mit der Hamburger Foto-Händlerin Flo Peters nicht mehr als ein Anfang gemacht. Dennoch: Die Cofaa 2009 bietet Überraschendes und Wertbeständiges mit Geschichte zu Preisen im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Das haben die ersten Besucher zu schätzen gewusst und sich zu Spontankäufen hinreißen lassen. Mehr zum Kunstmarkt: www.handelsblatt.com/ Finanzen/Kunstmarkt ' Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]