Integriertes Handlungskonzept (IHK) Soziales und Bildung Ingolstadt

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Integriertes Handlungskonzept (IHK) Soziales und Bildung Ingolstadt
Integriertes Handlungskonzept (IHK)
Soziales und Bildung
Ingolstadt
Stephan Marek
Ingegerd Schäuble
Februar 2011
Seite 2
Inhalt
1
Warum ein Integriertes Handlungskonzept (IHK) Soziales und Bildung?
Hintergründe, Ziele, Entstehungsprozess............................................................................. 3
2
Handlungsfelder ......................................................................................................................13
2.1
Arbeitslosigkeit...............................................................................................................15
2.2
Bildung / Kinder / Jugendliche / Erwachsene............................................................20
2.3
Gesundheit..................................................................................................................... 23
2.4
Wohnen (in sozialer Hinsicht) .................................................................................... 25
2.5
Integration ..................................................................................................................... 28
2.6 Finanzielle Prävention und Hilfe ................................................................................. 32
2.7
3
Zielgruppe Seniorinnen und Senioren........................................................................ 34
Prozessqualitäten bei der Entwicklung des IHK Soziales und Bildung............................ 38
Integriertes Handlungskonzept IHK Soziales und Bildung Ingolstadt
Prozessgestaltung und Moderation: Ingegerd Schäuble und Stephan Marek
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1
Warum ein Integriertes Handlungskonzept (IHK)
Soziales und Bildung? Hintergründe, Ziele, Entstehungsprozess
In Ingolstadt sind in kurzer Abfolge zunächst ein Sozialbericht und später ein Bildungsbericht entstanden. Im Sozialbericht 2008 heißt es zur Zielsetzung
„Aufgabe des Berichtes ist es, mehrjährige Entwicklungen der sozialen Lage in Ingolstadt,
insbesondere der Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, der Sozialleistungen passiver wie
aktiver Art, weitere soziale Maßnahmen der Stadt und anderer Träger ausführlich zu
beschreiben. Der Bericht soll dem Stadtrat Informationen und Trends zur Verfügung
stellen und die interessierte Öffentlichkeit informieren.“1
Der Bildungsbericht 2009, der erste seiner Art für die Stadt Ingolstadt, wird als Reaktion
auf die zunehmende Bildungsdiskussion in Deutschland und Bayern verstanden und soll
die Stadt in die Lage versetzen, „durch gezielte Maßnahmen und Investitionen positive
Ausgangssituationen für Kinder und Jugendliche zu erreichen“2, auch wenn die Handlungsspielräume von Kommunen im Bildungsbereich selbst eher gering eingeschätzt
werden.
„Die Frage, die sich ... bei der Lektüre des Bildungsberichts stellt, ist, welche politischen
Konsequenzen für die Kommunalpolitik in Ingolstadt daraus zu ziehen sind, soll der
Bildungsbericht nicht in einem Zusammentragen von Fakten und Daten stecken bleiben.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass das kommunale Handlungsfeld insofern begrenzt ist,
als Grundsatzentscheidungen im Schulbereich vom Land und nicht von den Kommunen
getroffen werden.“3
Den Verantwortlichen in der Stadt Ingolstadt liegt daran, die beiden Analyseberichte zur
sozialen Lage und zur Bildungssituation in eine konkrete Handlungsanleitung für die
Kommune zu überführen, um sicherzustellen, dass die gewonnenen Erkenntnisse zu
einer bewussten und gewollten Gestaltung der wachsenden Stadtgesellschaft und zu einer weiteren Verbesserung der Lebensqualität in Ingolstadt beitragen.
Wesentlicher Ausgangspunkt für das Integrierte Handlungskonzept (IHK) Soziales und
Bildung waren also der Sozialbericht 2008 und der Bildungsbericht 2009. Darüber hinaus
1
Sozialbericht 2008, Strukturen, Entwicklungen und Analysen (September 2009), S. 14
Bildungsbericht 2009, Strukturen, Entwicklungen und Analysen (Stand Januar 2010), S. 7
3
ebenda S. 9
2
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liegen in Ingolstadt weitere Fachkonzepte und Materialien vor, die bei der Erarbeitung
dieses IHK ebenfalls einbezogen werden konnten:
-
Visionen für Ingolstadt – Leitbild und Lokale Agenda 21. Aktionsprogramm der Stadt
Ingolstadt (2002)
-
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt (Seniorenbericht 2006)
-
2-Jahresbericht des Modellprojektes „Zukunft gestalten durch Aktivierung und
Beteiligung der Senioren in Ingolstadt“ (Stand: 31.05.2010)
-
Leitlinien zur Seniorenarbeit Ingolstadt (29.07.2010)
-
Alt gewordene Migranten (Teilkonzept des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes,
Stand: 18.10.2010)
-
Wohnen im Alter in Ingolstadt (Teilkonzept des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes,
Stand: 08.11.2010)
-
Grundlagenstudie Bildung der Region Ingolstadt. Ergebnisse: Zusammenfassung
(Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt, 2010)
Bündelung des fachlichen und politischen Willens im integrierten Arbeiten
Mit Vorschlägen aus den Fraktionen und der Verwaltung sind im Bereich Soziales und
Bildung verschiedene Aktivitäten in Gang gekommen. Die in der Stadt drängenden Themen für einzelne Zielgruppen bzw. Lebenslagen wurden in zentralen Handlungsfeldern4
gebündelt:
•
•
•
•
•
•
Arbeitslosigkeit
Bildung/ Kinderbetreuung5
Gesundheit
Wohnen
Integration
Armuts- und Schuldenprävention6,
4
Später kamen als Zielgruppe die Seniorinnen und Senioren sowie als Querschnittaufgaben die
Belange von Behinderten, Familien und Frauen hinzu.
5
Das Handlungsfeld Bildung/ Kinderbetreuung wurde erweitert und heißt nun Bildung/ Kinder/
Jugendliche/ Erwachsene
6
Armuts- und Schuldenprävention wurde später umbenannt in Finanzielle Prävention und Hilfe
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Für jedes Handlungsfeld wurden in den Arbeitsgruppen die Ziele / Qualitäten zur Ausrichtung des kommunalen Handelns sowie denkbare Projekte / Maßnahmen für die
praktische Umsetzung diskutiert und abgestimmt.
Wie differenziert das fachliche Interesse in Ingolstadt in diese Bemühungen einging, zeigt
sich u. a. auch an der großen Zahl und am fachlichen Profil der Mitwirkenden. Im Dialog
IHK Soziales und Bildung haben sich engagiert:
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SeniorInnen
Arbeitslosigkeit
X
Armutsprävention
X
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Gesundheit
Gleichstellungsbeauftragte
Stadträtin
Familienbeauftragte
Ref. Soziales/Umwelt/Gesundh.
Stadtplanungsamt
Behindertenbeauftragte
In-Arbeit-GmbH
BRK
GF Alzheimer Gesellschaft
Stadtjugendring
Amt für Soziales
Ref. Kultur, Schule, Jugend
Stadträtin
Bürgerhaus Ingolstadt
Jobcenter
Stadtrat
Stadtplanungsamt
OB/ZV
Diakonie Ingolstadt
Tafel/ Familien in Not
Stadträtin
Evangelische Aussiedlerarbeit
Jugendamt
GWG
DGB
Integration
Workshop-TeilnehmerInnen und Mitglieder der Arbeitsgruppen –
Arbeitsgruppenleitung in
Fettdruck
Achtner Gerti
Atzerodt Eva-Maria
Biank Adelinde
Böhm Ludwig
Brand Ulrike
Braun Inge
Braun Leonhard
Braunhardt Rosemarie
Dr. Teschauer Winfried
Edenharter Dieter
Einödshofer Christine
Engert Gabriel
Ernst Christl
Ferstl Peter
Fischer Isfried
Geiger Rudolf
Grupp Petra
Havel Melanie
Herrmann Arthur
Hertel Sybille
Hodek Ulrike
Hörner Johannes
Karmann Maro
Karmann Peter
Katzki Karl-Heinz
Handlungsschwerpunkte / Arbeitsgruppen
Wohnen
Institution / Zuständigkeit
Bildung
Kinder
Jugendliche
IHK-Aktive
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Stadtentwicklung u. Statistik
Stadträtin
Caritas
OB/ZV Stadt Ingolstadt
Staatl. Schulamt
Bürgermeister
Stadtjugendring
Stadtplanungsamt
Stadträtin
SeniorInnen
Arbeitslosigkeit
Armutsprävention
Gesundheit
Integration
Handlungsschwerpunkte / Arbeitsgruppen
Wohnen
Workshop-TeilnehmerInnen und Mitglieder der Arbeitsgruppen –
Arbeitsgruppenleitung in
Fettdruck
Kraus Ulrich
Leininger Barbara
Leitner Bernd
Lorenz Herbert
Mang Anton
Misslbeck Sepp
Moser S.
Nehir Bettina
Peters Veronika
Pfannes Petra
Plötz Barbara
Presslein-Lehle Renate
Prof. Dr. Doy’e
Rihl Gudrun
Scheibe Ramona
Schelchshorn Wilhelm
Schels Helmut
Scheuer Wolfgang
Schmachtl Gudrun
Schneider Dr. Elisabeth
Siebicke Jürgen
Stahl Anne
Strohmeier Mechtild
Süß Günter
Thöne Thomas
Thonhauser
Utz Andreas
Vosswinkel Simone
Weingärtner Angela
Werding Gerd
Wittmann Albert
Institution / Zuständigkeit
Bildung
Kinder
Jugendliche
IHK-Aktive
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Stadtplanungsamt
Ref. Stadtentwicklung/Baurecht
Hochschule Ingolstadt
Stadtrat
HPZ Haus Miteinander
Schulverwaltungsamt
Stadtplanungsamt
Ref. Soziales/Umwelt/Gesundh.
Stadtplanungsamt
Gesundheitsamt
Stadtrat
SKF e.V.
OB/ZV Stadt Ingolstadt
AWO
Stadtrat
GF/ HPZ Haus Miteinander
Stadtjugendring
Stadträtin
Jugendamt
Stadtrat
Bürgermeister
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Die Integration unterschiedlicher Fachperspektiven in ein gemeinsam getragenes Handlungskonzept erfordert von den Mitwirkenden eine hohe Kooperations- und Koordinati-
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onsleistung. Dabei gerät – bei dem ohnehin knappen Personalstand in der Kommune –
die Arbeitsbelastung der Verwaltung oft an Grenzen, wenn neben der täglichen Aufgabenerfüllung in den Fachstellen auch noch der Aufwand für das integrierte Arbeiten hinzu
kommt. Gleichwohl ist ressortübergreifendes Arbeiten in der komplexen Stadtgesellschaft
unabdingbar für eine nachhaltige Gestaltung der Lebensbedingungen.
Externe Moderation des Dialog-Prozesses zur Erarbeitung
des Integrierten Handlungskonzeptes (IHK) Soziales und Bildung
Das Referat für Soziales, Umwelt und Gesundheit der Stadt Ingolstadt hat zur Entlastung
der kommunalen Fachleute das Schäuble Institut für Sozialforschung, München, damit
beauftragt, den IHK-Prozess neutral zu moderieren und zu koordinieren. Als Ziel wurde
formuliert, die ressortübergreifende Abstimmung
•
•
•
zwischen den Fachreferaten mit ihren Eigenbeiträgen
zwischen den kommunalen und nicht kommunalen Stadtaktiven
zwischen den unterschiedlichen Themen und Interessen
anzuleiten, ihn zielführend zu strukturieren und mit sachdienlichen Impulsen möglichst
zügig voranzubringen.
Im so entstandenen IHK Soziales und Bildung sollen die mitwirkenden Fachleute ihre
jeweiligen Aufgaben und Fachkompetenzen wieder finden. Mit dem IHK soll sichergestellt
werden, dass die Projekte / Maßnahmen in ihrem eigenen Zuständigkeitsbereich mit den
Projekten / Maßnahmen anderer Zuständigkeitsbereiche weitgehend widerspruchsfrei
abgestimmt sind, so dass das eigene Handeln durch das Handeln anderer Fachbereiche
unterstützt – und nicht behindert – wird. In diesem Verständnis ist auch bei der zukünftigen Aktualisierung an eine dialogisch-kooperative Fortschreibung des IHK gedacht (Näheres dazu im Kapitel 3 „Prozessqualitäten“).
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Der dialogische Entstehungsprozess des IHK erfolgte in 11 kumulativen Arbeitsschritten:
1.
Vorbereitende Besprechungen auf der Referentenebene mit dem Ziel eines gemeinsamen
Verständnisses für das IHK Soziales und Bildung. Sichtung von Anregungen aus Stadtverwaltung und Fraktionen.
2.
Workshop I im Kreis der fachlich Zuständigen mit dem Ziel, deren wesentliche Arbeitsziele/ Qualitätsvorstellungen und Maßnahmenvorhaben aus den verschiedenen Bereichen
zusammenzutragen, die Teilkonzepte zu kommunizieren und das Vereinbarte zu dokumentieren.
3.
Ergänzung des Materials in thematischen Arbeitsgruppen, die sich zu den Handlungsfeldern gebildet haben. Ergebnissicherung in Protokollen, die dem Moderationsteam zur
weiteren Koordination zur Verfügung gestellt werden.
4.
Sortierung und Sondierung der Teilkonzepte zu einem Handlungskatalog durch das
Moderationsteam.
5.
Workshop II zur vertiefenden Diskussion, Ergänzung, Modifikation, Überarbeitung des
zusammengetragenen Materials zu
Grundverständnis
Ziele / Qualitäten
Projekte / Maßnahmen.
Dokumentation durch das Moderationsteam.
6.
Weitere Ergänzung/ Aktualisierung des Materials in sechs thematischen Arbeitsgruppen.
Ergebnissicherung in AG-Protokollen, die vom Moderationsteam weiterverarbeitet werden.
7.
Auswertung der Teilkonzepte und Zusammenführung mit bestehenden kommunalen
Fachkonzepten mit Bezug zu Sozialem und Bildung in Ingolstadt, daraus Erarbeitung
eines Textvorschlags für das IHK durch das Moderationsteam.
8.
Diskussion und Abstimmung des Textvorschlags IHK in Einzelgesprächen auf der
Leitungsebene.
9.
Textfassung eines abgestimmten Integrierten Handlungskonzepts Soziales und Bildung.
10. Präsentation in der Referentenbesprechung.
11. Kenntnisnahme, später Beschluss, im Planungsausschuss bzw. Stadtrat.
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Der sorgfältig angelegte wachsende Arbeitsprozess
•
•
•
von der Einzelüberlegung im Ressort über
den Abgleich mit anderen Ressortüberlegungen und geltenden kommunalen
Teilkonzepten bis zur
ressortübergreifend abgestimmten komplexen kommunalen Handlungsstrategie
ist fachlich wie dialogisch anspruchsvoll. Er braucht eine konsequente Pflege der Kommunikationen, organisatorische und personelle Kontinuität, eine verstehende Vermittlung
zwischen fachlich divergierenden Sichtweisen sowie eine dynamische Ausrichtung auf das
vereinbarte Gesamtziel.
Qualitäten des dialogischen IHK-Prozesses in Ingolstadt
Im IHK Soziales und Bildung gelang die Integration der fachlichen Perspektiven in einem
methodisch transparenten Arbeitsdialog, in dem die örtlichen Besonderheiten in verschiedenen
•
•
•
kommunalen Lebensbereichen
Lebensstil- und Zielgruppen sowie
städtischen Sozialräumen
reflektiert wurden. In Ingolstadt ist das IHK bewusst aus der kommunalen Praxis und
Bedarfssituation – nicht aus einer wissenschaftlichen Theorie heraus – entwickelt worden.
Dass dabei einzelne Handlungsstränge – unterschiedlich fein gegliedert – kumulativ in
den Katalog der kommunal gewollten Ziele / Qualitäten bzw. Projekte / Maßnahmen eingefügt werden, wird als Vorteil erkannt. Die Vollständigkeit der Aussagen und die Widerspruchsfreiheit zwischen den fachlichen Teilen wurde im Dialog zwischen den zuständigen Fachleuten in mehreren Schritten überprüft. Auch in Zukunft wird ein solches
iteratives, kumulatives Vorgehen das Verfahren der Wahl bleiben, denn mit diesem Verfahren kann auch schnellen Veränderungen in der Stadtgesellschaft und dem politischen
Gestaltungswillen entsprochen werden.
Mit der gewollten Multiperspektivität des IHK-Ansatzes geht unvermeidbar eine gewisse
Unübersichtlichkeit im Arbeitsprozess einher. Auf ordnende, prüfende, korrigierende Aktivitäten durch eine professionelle Prozessgestaltung kann daher auch zukünftig nicht
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verzichtet werden. Das IHK Soziales und Bildung ist ein „Werk“, das sich flexibel an den
tatsächlichen Notwendigkeiten / Möglichkeiten in der Kommune orientiert und auf Veränderungen schnell reagieren kann. Ausgehend von
•
•
Handlungsfeldern, in denen die Kommune engagiert ist, und von
Zielgruppen, für die besondere Aufmerksamkeit nötig ist,
haben sich aktuell relevante fachliche Schwerpunkte im IHK Soziales und Bildung herausgeschält. Andere Schnittmengen, die sich aus Handlungsfeldern / Zielgruppen ergeben
können, bleiben späteren Aktualisierungen des IHK Soziales und Bildung vorbehalten.
Das folgende Schema skizziert den Möglichkeitsraum und regt die kontinuierliche Überprüfung auf Dringlichkeit, Vollständigkeit und neue Querverbindungen an.
Das IHK Soziales und Bildung ordnet und bündelt kommunale Anstrengungen in verschiedenen Handlungsfeldern. Darüberhinaus sind aber weiter gehende Erwartungen in
Zusammenhang mit dem IHK im Spiel, nämlich:
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•
Es sollen verschiedene Querschnittaufgaben bewusst und konsequent in allen Handlungsfeldern des IHK beachtet und erfüllt werden (s. dazu Präambel).
•
Das IHK Soziales und Bildung soll als ein wesentlicher Teil der Stadtentwicklung neben anderen in den Integrierten StadtEntwicklungsPlan (StEP) einfließen. Im StEP
werden verschiedene kommunale Fachkonzepte zu einem langfristigen Orientierungsrahmen für die Entwicklung der Kommune verbunden.
Mit dieser Einbindung in den größeren Zusammenhang des Stadtentwicklungsplans wird
die Notwendigkeit der laufenden Aktualisierung und Fortschreibung des IHK Soziales und
Bildung noch deutlicher. (Siehe dazu auch Kapitel 3 „Prozessqualitäten“)
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2
Handlungsfelder
Im Folgenden werden für alle in das IHK Soziales und Bildung einbezogenen Handlungsfelder die derzeitigen Handlungsschwerpunkte in Form von Zielen und Qualitäten sowie
Projekten und Maßnahmen, wie sie im Dialogprozess erarbeitet wurden, in kompakter
Form dargestellt. Als handlungsleitende Orientierung wird jeweils zunächst das Grundverständnis dargelegt und anschließend kurz der aktuelle Stand in Ingolstadt auf der
Basis ausgewählter Ergebnisse aus dem Sozialbericht skizziert. Untergliedert sind die
Ausführungen zu jedem Handlungsfeld dementsprechend nach
•
Grundverständnis
•
Aktueller Stand7
•
Ziele / Qualitäten
•
Zielführende Projekte / Maßnahmen.
Vorangestellt wird, weil für alle Handlungsfelder relevant, eine Präambel, die auch die
übergreifend wichtigen Querschnittaufgaben thematisiert.
Präambel
Bei der Erarbeitung von Visionen für die Stadt Ingolstadt wurden im Jahr 2002 grundsätzliche Leitlinien herausgearbeitet. Die Präambel zu diesen Leitlinien formuliert so:
„Die Vision für Ingolstadt ist und bleibt die humane Stadt.“8 Diese Vision ist Grundlage
und Orientierung für alles städtische Handeln und damit auch für das Integrierte Handlungskonzept Soziales und Bildung.
7
Auf diesen Punkt wurde in den Handlungsfeldern „Bildung/Kinder/Jugendliche/Erwachsene“ und
„SeniorInnen“ verzichtet.
8
Visionen für Ingolstadt. Leitbild und Lokale Agenda 21 Aktionsprogramm der Stadt Ingolstadt,
2002, S. 21
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Als Präambel für das IHK steht über allen Zielen und Maßnahmen zu den einzelnen
Handlungsfeldern ein zentrales und übergreifendes Leitziel:
Allen Bürgerinnen und Bürgern sollen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten
für eine eigenverantwortliche Lebensgestaltung angeboten werden, die sie auch
befähigen, sich als aktive PartnerInnen in die Stadtgesellschaft einzubringen.
Diesem Leitziel werden wichtige Querschnittaufgaben, die in allen Handlungsfeldern zu
berücksichtigen sind, im Sinne von Qualitäten zugeordnet:
• Sozialraumorientierung (sozialräumliche Ausrichtung sozialer und anderer Dienste)
In vielen Handlungsfeldern liegt es auf der Hand, die Leistungen der Stadt möglichst bewohnernah, also dezentral anzubieten – zu denken ist hier z. B. an die Betreuung und Versorgung
von Kindern, Jugendlichen, Behinderten und Älteren, aber auch an aufsuchende Hilfen für andere Zielgruppen. In den vorgeschlagenen Maßnahmen ist dies teilweise bereits berücksichtigt.
• Barrierefreiheit
ist für Menschen mit Behinderung (aber auch für SeniorInnen und für mobilitätseingeschränkte
Menschen) eine wichtige Voraussetzung für Selbständigkeit und Teilhabe in vielen Lebensbereichen. Barrierefreiheit sollte ein selbstverständlicher Standard und auch über das gesetzlich
beschriebene Maß hinaus Kriterium für die Güte eines Angebotes sein. Im IHK werden die in
der Stadt geltenden Qualitäten zumindest maßnahmebezogen beschrieben (z. B. in den
Handlungsfeldern Gesundheit und Wohnen).
• Familienfreundlichkeit
spielt in Ingolstadt eine wesentliche Rolle für die Stadtentwicklung und für die Lebensqualität.
Das reicht vom Wohnungsangebot über Bildungs- und Betreuungsangebote bis hin zur Situation von Alleinerziehenden.
• Geschlechtergerechtigkeit
gehört zum Standard kommunalen Handelns. Es ist sinnvoll, soziale und Bildungsangebote
hinsichtlich der geschlechterspezifischen Qualitäten zu prüfen und zu profilieren.
• Generationengerechtigkeit
Gerade der demographische Wandel regt an, das Verhältnis zwischen den Generationen bewusst zu gestalten und für einen Ausgleich zu sorgen, falls sich Disbalancen ergeben.
• Integration und Chancengleichheit
In einem längerfristigen Prozess der Eingliederung und Einbindung von Marginalisierten in die
gesellschaftlichen Kernbereiche wird das Ziel der Chancengleichheit verfolgt. Für das Gelingen
dieses Prozesses tragen die Mitglieder der Mehrheit wie die Marginalisierten selbst Verantwortung.
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2.1
Arbeitslosigkeit
Grundverständnis
Arbeit ist eine wesentliche Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
im Sinne einer eigenverantwortlichen Lebensgestaltung.
Ab 2012 sind Stadt und Agentur für Arbeit mit neuer Aufgabenverteilung weiterhin dazu
aufgerufen, ihre jeweiligen Möglichkeiten auszuschöpfen, um auf lokaler Ebene die Integration von Arbeitslosen zu verbessern und soziale Ausgrenzung zu verhindern. Besonders wichtig sind dabei die Koordination verschiedener Handlungsfelder und die
Orientierung am Lebensumfeld der betreffenden Menschen (Sozialraumnähe).
Ein Schwerpunkt der städtischen Anstrengungen liegt dabei auf der Förderung derjenigen, die auf Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (ALG II – „Arbeitslosengeld II“) angewiesen sind. Die Gestaltung guter lokaler Arbeitsmarktpolitik für diese
Bürgerinnen und Bürger ist künftig alleinige Aufgabe des städtischen Jobcenters. Besonderer Förderung bedürfen Arbeitsuchende mit Nachteilen am Arbeitsmarkt wie Frauen,
insbesondere Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund, Ältere, Langzeitarbeitslose und sozial benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene. Die Agentur für
Arbeit steht aber, insbesondere im Hinblick auf Berufsberatung und Berufsvorbereitung
hilfebedürftiger junger Menschen, weiter in der Verantwortung.
Die Förderung aller Arbeit- und Ausbildungsuchenden, die nicht auf Leistungen nach
dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) angewiesen sind, bleibt auch ab 2012 Aufgabe der
Agentur für Arbeit. Die Stadt unterstützt in diesem Bereich einerseits durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen (wirtschaftsfreundliche Kommunalpolitik und Ausbau
der Kinderbetreuung), andererseits durch ergänzende Förderangebote über von der
Stadt (mit-)finanzierte Initiativen (Pro Beschäftigung e.V., in arbeit GmbH).
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Aktueller Stand
Seit vielen Jahren weist Ingolstadt laut Sozialbericht 2008 eine überdurchschnittliche
positive Entwicklung der Beschäftigung auf.9
Besonders zurückgegangen ist bis Ende 2008 die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen und
jungen Erwachsenen sowie die Zahl der Langzeitarbeitslosen. Während die im Zuge der
Wirtschaftskrise 2009 deutlich gestiegene Jugendarbeitslosigkeit bis Ende 2010 wieder
abgebaut werden konnte (noch 226 arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene im
Dezember 2010), war ein Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen (571 im Dezember
2010) und der Bezieher von Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende in den
beiden vergangenen Jahren nicht ganz zu verhindern.
Nur unterdurchschnittlich vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren konnten sowohl
in der Phase bis 2008 als auch im aktuellen Aufschwung die älteren Arbeitsuchenden
(über 50 Jahre) und arbeitsuchende Frauen.
9
Die folgenden Ausführungen berücksichtigen auch die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung.
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Betrachtet man nur die Hilfebedürftigen nach SGB II ergibt sich folgendes Bild: Von den
3.465 Bedarfsgemeinschaften (Stand Oktober 2010) sind
47 % Alleinstehende
39 % Familien mit Kindern
11 % Partner ohne Kinder.
Die Hilfebedürftigen nach Sozialgesetzbuch (SGB) II und Arbeitslose nach SGB III verteilten sich im Oktober 2010 in Ingolstadt wie folgt:
In den 3.465 Bedarfsgemeinschaften leben 4.592 Arbeitslosengeld II EmpfängerInnen, von
denen aber „nur“ 1.644 arbeitslos sind. 1.105 Arbeitslosengeld II EmpfängerInnen erzielen
ein anrechenbares Erwerbseinkommen. Für den Bezug von Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Arbeitslosengeld II und Sozialgeld) ergänzend zum Erwerbseinkommen gibt es je nach Haushaltskonstellation verschiedene Gründe.
•
Singles, die ergänzend zum Erwerbseinkommen Arbeitslosengeld II beziehen, sind in
der Regel nicht Vollzeit beschäftigt; Grund für die Hilfebedürftigkeit ist überwiegend
nicht das Lohnniveau, sondern der Arbeitsumfang, der häufig aus gesundheitlichen
Gründen eingeschränkt ist.
•
Bei erwerbstätigen Alleinerziehenden resultiert die Hilfsbedürftigkeit i.d.R. aus Teilzeitbeschäftigung, die wegen fehlender bzw. nicht in Anspruch genommener Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht zur Vollzeitbeschäftigung ausgeweitet wird.
•
Erwerbstätige Familien sind auf Leistungen des SGB II vor allem wegen der den
Familienbedarf nicht deckenden Einkommenshöhe (auch bei Vollzeitbeschäftigung)
und der vergleichsweise hohen Mietkosten angewiesen.
Die größte Gruppe der Arbeitslosengeld II EmpfängerInnen (1.843) ist mithin weder
arbeitslos noch erwerbstätig. Gründe hierfür können z.B. sein, die Betreuung von Kindern
unter 3 Jahren oder der Besuch einer allgemeinbildenden Schule, das Absolvieren einer
beruflichen Qualifizierung oder die Beschäftigung in einer Arbeitsgelegenheit.
Von denen, die Arbeitslosengeld II beziehen, sind rund 57 % Frauen. Hauptursächlich für
diese hohe Zahl ist die hohe Frauenquote (97 %) unter den Alleinerziehenden.
Die Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten steigen: Arbeitsplätze für Menschen ohne Berufsabschluss werden weniger, im Gegenzug verfügen immer mehr Beschäftigte über einen (Fach-) Hochschulabschluss.
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Nicht zufrieden stellen können die Schulabschlüsse ausländischer SchülerInnen, von
denen lediglich 13,7 % die Fach-/ Hochschulreife (deutsche SchülerInnen 43,8 %) und
20,7 % einen mittleren Schulabschluss (deutsche SchülerInnen 36,5 %) erreichten.
24,4 % der ausländischen SchülerInnen sind ohne jeden Abschluss.
Als Folge davon finden AusländerInnen schlechter Zugang zum Arbeitsmarkt, sodass die
Arbeitslosenquote (Dezember 2010: 7,9 %) fast doppelt so hoch wie die allgemeine
Arbeitslosenquote (Dezember 2010: 4,0 %) ist.
Der Schulbildung, Berufsausbildung und weiterführenden Qualifikation dieser Bevölkerungsgruppe muss deshalb besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Ziele / Qualitäten
Im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende, für die die Stadt ab 2012 mit dem
Jobcenter allein zuständig wird, sind die bundesweit gültigen Ziele gesetzlich vorgegeben
(§ 48 a SGB II). Die Stadt Ingolstadt hat sich im Optionsantrag verpflichtet, diese Ziele zu
verfolgen:
Verringerung der (finanziellen) Hilfebedürftigkeit
ergänzend u. a. die Verringerung der Zahl der Arbeitslosengeld II EmpfängerInnen
Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit
Insbesondere wenn eine Integration in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (noch) nicht möglich ist,
werden auch Eintritte in geringfügige und öffentlich geförderte Beschäftigung angestrebt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Nachhaltigkeit der Integrationen sowie der Integration von Alleinerziehenden.
Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug
Auch LangzeitleistungsbezieherInnen sollen in den 1. Arbeitsmarkt integriert werden. Um zumindest Integrationsfortschritte zu erzielen, ist auch ihre Aktivierung ein Ziel. Verhindert werden soll auch, dass aus LeistungsbezieherInnen letztlich LangzeitleistungsbezieherInnen werden.
Über die Erreichung dieser Ziele berichtet das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
künftig monatlich. Dadurch wird sehr zeitnah transparent, wie sich die soziale Lage und
die Lage am Arbeitsmarkt für Bürgerinnen und Bürger, die SGB II Leistungen beziehen, in
den verschiedenen deutschen Städten (und Landkreisen) entwickeln.
Um die Anzahl der verfolgten Ziele noch übersichtlich zu halten und Zielkonflikte möglichst zu vermeiden, wird auf weitere städtische Ziele im Bereich der Grundsicherung für
Arbeitsuchende vorerst verzichtet.
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Für den Ingolstädter Arbeitsmarkt insgesamt strebt die Stadt folgende Ziele, bei deren
Erreichung sie auf die Beiträge der örtlichen Wirtschaft und der Agentur für Arbeit angewiesen ist, an:
Verbesserung der Integration von Älteren, MigrantInnen und Frauen in den ersten Arbeitsmarkt
Verbesserung des Übergangs Schule – Beruf, v. a. für Jugendliche mit Migrationshintergrund
Senkung der Zahl der Arbeitslosen und der Dauer der Arbeitslosigkeit
Weitere Steigerung der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse
am Arbeits- und Wohnort
Zielführende Projekte / Maßnahmen
(i. S. v. Wichtigkeit)
Dringlichkeit
Zeitliche
Umsetzbarkeit
„Netzwerk wirksamer Hilfen für Alleinerziehende“ – Jobcenter Ingolstadt erhält
als einziges bayerisches Jobcenter (und eines von nur 6 Projekten bayernweit)
eine ESF-Projektförderung vom BMAS. Projekt startet zum 1.7.2011. Unterstützung durch städtische Netzwerkpartner (Jugendamt, Familienbeauftragte ab
Projektstart benötigt; mittelfristig nach Auslaufen der 24monatigen Projektfinanzierung evtl. Verstetigung durch städtische Fördermittel bei entsprechendem Projekterfolg)
Priorität 1
ab 1.7.2011
Modellprojekt Bürgerarbeit (seit 3. Quartal 2010 läuft Aktivierungsphase; Beginn
der Beschäftigungsphase ab 2. Quartal 2011): Einrichtung der 120 vom Bund
geförderten Bürgerarbeitsplätze in Ingolstadt. Die Stellen müssen spätestens
am 1.10.2011 beim Bundesverwaltungsamt einzeln unter Beachtung der Fördervoraussetzung zur Zusätzlichkeit und dem öffentlichen Interesse beantragt sein.
Priorität 2
bis spätestens
30.09.2011
C
Maßnahme für arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren
(noch in Planung)
Priorität 3
noch in 2011
D
Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitsmarktferne auch künftig sicherstellen:
Kostenbeteiligung der Stadt an vom Jobcenter öffentlich geförderten Beschäftigungsmöglichkeiten, um trotz Kürzungen der arbeitsmarktpolitischen Fördermittel durch den Bund einen sozialen Arbeitsmarkt aufrecht erhalten zu können
Priorität 4
möglichst bis
Anfang 2012
Beteiligung der Stadt am Perspektive 50plus-Beschäftigungspakt für Ältere in
der Region; Förderung des Jobcenters für 3. Programmphase (2011 – 2015) vom
BMAS bewilligt ; Fördermittel des Bundes reichen jedoch nicht aus, um alle
älteren arbeitsuchenden SGB II LeistungsbezieherInnen in das Projekt aufzunehmen
nachgeordnete
Priorität
A
B
E
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Prozessgestaltung und Moderation: Ingegerd Schäuble und Stephan Marek
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2.2
Bildung / Kinder / Jugendliche / Erwachsene10
Bildung, Kinder und Jugendliche wurden in einem Handlungsfeld zusammengefasst, da
ein sehr intensiver Zusammenhang zwischen Bildung, Kinder und Jugend gesehen wird.
Die Schule entwickelt sich immer stärker auch zu einer Erziehungsinstitution und übernimmt dadurch auch Leistungen, die früher von anderen Institutionen oder den Familien
erbracht worden sind. Insofern fällt der Kinder- und Jugendbereich zunehmend mit dem
Schulbereich zusammen. Nicht nur in Ingolstadt werden deshalb zunehmend auch Leistungen der Jugendhilfe direkt an die Schulen gebracht. Dazu kommt der gesamte Bereich
der Kinderbetreuung bzw. der Ganztagesbetreuung, der ebenfalls eng mit der Schule verknüpft ist.
Grundverständnis
„Bildung heißt, Menschen umfassend zu befähigen, sich in der Gesellschaft kompetent bewegen
zu können“ (Thomas Rauschenbach)
Bildung ist eine wesentliche Ressource für individuelle Lebenschancen. Bildungspolitik ist mit
dafür verantwortlich, dass die Ressource Bildung in ausreichendem Maße bereitgestellt und
Chancengerechtigkeit im Bildungssystem gewährleistet wird.
• Ein erfolgreicher Schulabschluss ist meist Voraussetzung für eine berufliche Qualifikation und
ermöglicht damit eine eigenverantwortliche Lebensgestaltung.
• Eine erfolgreiche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist ohne intensive
Bildungspolitik nicht denkbar. Dies gilt auch für die Integration unterschiedlicher sozialer
Schichten.
• Schule entwickelt sich von der klassischen Bildungs- zunehmend auch zur zentralen
Erziehungsinstitution vieler Kinder und Jugendlichen.
• Die demographische Entwicklung beinhaltet Chancen und Herausforderungen für das Bildungssystem, die es zu nutzen bzw. anzunehmen gilt.
10
Die Erweiterung des Handlungsfeldes Bildung um die Zielgruppe „Erwachsene“ erfolgte aus
perspektivischer Sicht. Es ist angedacht, in künftigen Fortschreibungen des IHK – wie bei Fortschreibungen des Bildungsberichtes – die Bildungsthemen Hochschulen und Erwachsenenbildung
sowie berufliche Bildung mit einzubeziehen. Sowohl im Bildungsbericht 2008 wie auch hier im
aktuellen IHK Soziales und Bildung werden diese Themen nicht oder nur am Rande behandelt.
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Daraus ergeben sich unter anderem folgende Herausforderungen:
• Grundsätzlich muss ein zukunftsgerichtetes Bildungssystem Integration und Spitzenleistung
zugleich erbringen. Dabei müssen Schülerinnen und Schüler zum einen eine Berufsausbildung
erhalten, die ihnen eine Mitgestaltung der Gesellschaft an ihrem jeweiligen Platz ermöglicht,
und zum zweiten die Fähigkeit zur Selbstreflexion und damit zur Selbstfindung eröffnet bekommen, also neben der berufsorientierten Ausbildung eine Persönlichkeitsbildung erfahren.
• Die gewünschte Integrationsleistung kann das Schulsystem nur erbringen, wenn es für Schülerinnen und Schüler, die aus schwierigen oder benachteiligten Situationen kommen, entsprechende Angebote unterbreitet.
• Viele Prägungen erhalten Kinder bereits vor ihrem Schuleintritt. Deshalb ist es wichtig, Kinder
möglichst früh zu erreichen.
• Insgesamt ist es unerlässlich, durch gezielte Maßnahmen und Investitionen positive Ausgangssituationen für Kinder und Jugendliche zu erreichen.
Bildungspolitik und Schulpolitik im Besonderen sind zwar zum großen Teil Ländersache, also
Aufgabe des Freistaates Bayern, aber dennoch hat die Entwicklung von Bildung und Schule für
viele Städte, auch für Ingolstadt, stark an Bedeutung gewonnen und besitzt inzwischen sehr hohe
Priorität. Ingolstadt engagiert sich deshalb seit längerem, die kommunalen Möglichkeiten auszuschöpfen, um für die Kinder und Jugendlichen in Ingolstadt so früh wie möglich gute Ausgangsbedingungen zu schaffen.
Ziele / Qualitäten
Ausbau und Entwicklung der Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche
nach Bedarf und Notwendigkeit
Entwicklung einer innovativen und zukunftsorientierten Bildungslandschaft
Förderung von Kindern und Jugendlichen nach ihren Bedürfnissen und Lebenslagen
Chancenverbesserung für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche durch frühzeitige und
gezielte Förderangebote
Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den Schularten
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Zielführende Projekte / Maßnahmen
(i. S. v. Wichtigkeit)
Dringlichkeit
Zeitliche
Umsetzbarkeit
in Bearbeitung
Sozialräumliche Ausrichtung des Jugendamtes
A
Konzeptentwicklung für die Sozialräumliche Ausrichtung des ASD
(und evtl. weiterer sozialer Dienste)
hoch
B
Mit zusätzlicher Sprachförderung bereits im Kindergarten beginnen
(unterstützt durch integrativen Ansatz und sozialräumliche Ausrichtung)
hoch
Ausbau der Ganztagsangebote bzw. von Ganztagsklassen/ -schulen
C
Weiterer Ausbau der Ganztagsangebote an den Grund- und Hauptschulen
(v. a. auch gebundene Ganztagsklassen)
hoch
In Bearbeitung
D
Ausweitung des Angebotes an Ganztagsschulen
(erster Schritt: spezielle Förderklassen an Grund- und Hauptschulen)
hoch
in Bearbeitung
E
Entwicklung einer Modellganztagsschule (Ingolstadt als Modellstandort) (Entscheidung über Form der Ganztagsschulen liegt bei Freistaat als Schulträger)
mittel
Flexible Kinderbetreuung
F
Bedarfsgerechte Steuerung des Kinderbetreuungsangebotes
hoch
in Bearbeitung
G
Genaue Beobachtung der Situation, um flexibel auf Nachfrage nach
Kinderbetreuung reagieren zu können
mittel
in Bearbeitung
H
Modell für flexible Kinderbetreuung in den Ferienzeiten entwickeln
mittel
in Bearbeitung
I
Flexible Kinderbetreuung versuchsweise in einer Kinderkrippe anbieten
(Angebot: Betreuungszeiten bis 20:30 Uhr)
mittel
Sonstige Maßnahmen
J
Integrationslotsen an Schulen (Konzept liegt vor)
hoch
in Bearbeitung
K
Zuschüsse für bedürftige Schülerinnen und Schüler
hoch
in Bearbeitung
L
„Jungen in Mädchenberufe“ (boys day)
mittel
in Bearbeitung
mittel
in Bearbeitung
M Förderung des Übergangs auf weiterführende Schulen
N
Kostenfreiheit für letztes Kindergartenjahr vor Einschulung
nachgeordnet
O
Errichtung eines Jugendzentrums im Südwesten des Stadt
nachgeordnet
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2.3
Gesundheit
Grundverständnis
Gesundheit ist
• wesentliche Bedingung für die persönliche, soziale und ökonomische Entwicklung
• Basis für Erwerbsfähigkeit und damit Selbstwert
• letztlich entscheidender Bestandteil von Lebensqualität!
Somit muss das Streben nach sozialer Ausgewogenheit in der Stadt Ingolstadt zwingend
mit dem Streben nach gesundheitlicher Chancengleichheit verbunden sein!
Aktueller Stand
Die Gesundheitsversorgung der Ingolstädter Bevölkerung wird durch umfassende Angebote der verschiedenen Leistungserbringer sichergestellt.
Die mittlere Lebenserwartung erlaubt allgemeine Rückschlüsse auf die gesundheitliche
Lage, die medizinische Versorgung und den Lebensstandard der Bevölkerung. Die Lebenserwartung in Ingolstadt liegt knapp unter dem bayerischen Durchschnitt.
Die Gesundheit der Menschen hängt eng mit den gesellschaftlichen Bedingungen zusammen, in denen sie leben. Da die Gesundheit im Wesentlichen in der Kindheit und
Jugend geprägt wird, sind die sozialen Einflüsse, die in dieser Lebensphase auf die Menschen einwirken, von erheblicher Bedeutung. Dies gilt nicht zuletzt auch für den
Gebrauch und Missbrauch von Suchtmitteln. In Ingolstadt ist, wie in anderen Städten
ebenfalls, der zunehmende Konsum von Alkohol und Drogen durch Jugendliche ein
Problem.
Ziele / Qualitäten
Oberziel: Stärkung des "Standortfaktors" einer gesunden, generationen- bzw. familienfreundlichen
Stadt
• Verbesserung der gesundheitsfördernden Verhältnisse für alle Altersgruppen
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• Verbesserung der Angebote zur Gesundheitsbildung und von Informationen zu Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten bei Krankheit und Behinderung
• Verbesserung der Voraussetzungen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen
mit Behinderung – entsprechend UN-Konvention vom Dezember 2006
• Verbesserung von Hilfsstrukturen für Krisen oder Notfall-Situationen
Zielführende Projekte / Maßnahmen
(i. S. v. Wichtigkeit)
Dringlichkeit
Zeitliche
Umsetzbarkeit
A
Sicherstellung eines zuverlässigen Rettungsdienstes und flächendeckender
hausärztlicher Versorgung
hoch
mittelfristig
B
Schaffung einer städtischen Notfall-Servicestelle
hoch
mittelfristig
C
frühest mögliche Beratung für werdende Eltern und für Eltern nach Geburt des
ersten Kindes
hoch
mittel- bis
langfristig
D
Integration und Unterstützung von Kindern, Heranwachsenden und Erwachsenen
mit erhöhtem Förderbedarf, mit drohender Behinderung und mit Behinderung
hoch
mittel- bis
langfristig
E
Ernährungsberatung zu einer guten Gemeinschaftsverpflegung in Kindergärten
und Schulen
hoch
in Bearbeitung
bzw. kurzfristig
F
Intensivierung der Suchtprävention
hoch
in Bearbeitung
bzw. kurzfristig
G
Gründung eines AK „Reduzierung des Alkoholkonsums von Jugendlichen“
hoch
kurzfristig
H
Städtischer Zuschuss für Kontaktladen
hoch
In Bearbeitung
I
Gestaltung des zukünftigen Wohn- und Lebensraums in der Stadt
hoch
mittel- bis
langfristig
J
Informationsschriften und –portale der Stadt zu relevanten Themen gebündelt
und wie Stadtplan gut lesbar
mittel
in Bearbeitung
bzw. kurzfristig
K
Offensive Information zu Palliativ- und Hospizarbeit
mittel
kurzfristig
L
Förderung familien-, senioren-, behindertenfreundlicher Geschäfte, Gaststätten,
Praxen usw.
mittel
in Bearbeitung
mittel
kurzfristig
M Sportförderung; Schnupperjahr einführen, Teilnehmer zahlt nur
Versicherungsbeiträge; Sponsoring
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2.4
Wohnen (in sozialer Hinsicht)
Grundverständnis
Wohnen ist ein elementares Grundbedürfnis. Die Bereitstellung ausreichenden und attraktiven Wohnraums für verschiedene Zielgruppen und Lebenslagen sowie die Herstellung einer hohen Wohn- und Wohnumfeldqualität im städtebaulichen Kontext stellen
hohe Anforderungen an die Kommune. Was eine Kommune zur Qualität des Wohnens
beitragen kann, ist sehr vielfältig. Die wesentlichen Qualitäten des Wohnens in sozialer
Hinsicht sind dabei nur ein (wichtiger) Teil. Die Betrachtung des Wohnens unter sozialen Aspekten ist in diesem Sinne ein zentraler Handlungsschwerpunkt im IHK Soziales
und Bildung. Die Themen Wohnformen, Wohnungsmarkt und Wohnbauflächen werden
im Rahmen des Stadtentwicklungsplans als eigene Schwerpunktthemen vom Referat für
Stadtentwicklung und Baurecht bearbeitet.
Aktueller Stand
Aufgrund der vorliegenden statistischen Daten kann die allgemeine Versorgungssituation
mit Wohnraum in Ingolstadt als gut bezeichnet werden. Allerdings wird der Wohnraumbedarf in den nächsten Jahren wegen des Bevölkerungswachstums zunehmen.
Der seit 2009 deutliche Anstieg der ausgestellten Wohnberechtigungsscheine und der
starke Anstieg der Mietpreise bei neu abgeschlossenen Mietverträgen lassen darauf
schließen, dass es offenbar zunehmend schwieriger geworden ist, preisgünstige bzw.
mietpreisgebundene Wohnungen zu finden bzw. sich am freien Wohnungsmarkt zu erschwinglichen Preisen zu versorgen. Überwiegend sind Mietschulden die Ursache für den
Verlust der Wohnung. In der Regel ist hierfür die Überschuldung im Zusammenhang mit
geringem Einkommen verantwortlich.
Zum 31.12. 2008 waren in den Obdachlosenunterkünften insgesamt 188 Personen, darunter 37 Minderjährige untergebracht.
Immer mehr Bürgerinnen und Bürger möchten auch im Alter und trotz Behinderung unabhängig sein und in ihrer bisherigen Umgebung wohnen bleiben. Dies setzt oftmals
voraus, dass die vorhandene Wohnung möglichst von Barrieren frei umgestaltet wird.
(Wohnen im Alter siehe auch Kapitel 2.7 „SeniorInnen“)
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Seite 26
Ziele / Qualitäten
Ausreichende Wohnraumversorgung unter Berücksichtigung zukünftiger Lebensformen
Förderung vielfältiger Wohnformen für unterschiedliche Zielgruppen und Lebenslagen
Weiterführung des Programms Soziale Stadt
Sozialverträgliches Bauen und Wohnumfeldverbesserungen
Bedarfsgerechtes Angebot von barrierefreien Wohnungen
Zielführende Projekte / Maßnahmen
Dringlichkeit*
(i. S. v. Wichtigkeit)
A
Ausweisung neuer Bauflächen und Aktivierung von Innenpotenzialen
Ausweisung zusätzlicher Wohnbauflächen bevorzugt im Innenbereich,
Baulücken aktivieren
B
Durch Differenzierung der Lebensstile entstandene Nachfrage nach anderen
Wohnungen und Wohnformen befriedigen
Stadt Ingolstadt unterstützt private Initiativen für neue Wohnformen ideell;
Finanzierung und Umsetzung müssen auf der Basis privater Initiative oder privater
Investitionen erfolgen
C
Programm Soziale Stadt weiterführen
Das Programm ist wichtiger Faktor für die Stabilisierung sozialer Brennpunkte.
D
Behutsames Bauen im Bestand der Gebiete der Sozialen Stadt
z. B. mit höherwertigerem Wohnraum (z.B. Eigentumswohnungen) zum Ausgleich
der Sozialstruktur, kein neuer Bau von Sozialwohnungen in der Nähe sozialer
Brennpunkte
E
Bessere Berücksichtigung des Wohnumfeldes
Stärkung von Nachbarschaften, Identität mit Wohnort schaffen; Wohnformen und
Siedlungsstrukturen schaffen, die Nachbarschaften fördern
F
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft als wichtiger Kooperationspartner
z. B. bei der Verwirklichung der Ziele und Maßnahmen (u. a. Wohnen für Familien,
für Ältere, kostengünstiger Wohnraum, exklusives Wohnen)
G
Ausbau und Verbesserung / Optimierung von Kooperationen
z. B. mit Wohnungsbauträgern, sozialen Institutionen, Architekten etc.
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Zeitliche
Umsetzbarkeit*
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Dringlichkeit*
(i. S. v. Wichtigkeit)
H
Barrierefreiheit (vor allem für SeniorInnen und Behinderte) fördern durch Information
u. a. Nutzung der Wohnberatungsstelle im Stadtplanungsamt
I
Sammlung von InteressentInnen für Mehrgenerationenhäuser bzw. für neue
Wohnformen im Alter
z. B. über die Senioren-Wohngemeinschaften; Beratung über Pflegeleistungen und
Dienstleistungen für SeniorInnen im Sozialamt
* Eine Priorisierung der zielführenden Projekte / Maßnahmen nach Dringlichkeit und zeitlicher Umsetzbarkeit erscheint (aus Sicht beteiligter Fachleute) nicht sinnvoll, da die aufgeführten Ziele und
Maßnahmen gleichzeitig und ineinander greifend entwickelt und umgesetzt werden müssen.
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Zeitliche
Umsetzbarkeit*
Seite 28
2.5
Integration
Grundverständnis
Zuwanderinnen und Zuwanderer in unsere Gesellschaft zu integrieren, ist eine Aufgabe
und zugleich eine Herausforderung, die für das Zusammenleben in der Stadt von großer
Bedeutung sind. Dazu gibt es eine Fülle von Angeboten von Bund, Ländern, Kommunen
und freien Trägern, die möglichst effektiv eingesetzt werden sollen.
Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur erfolgreich sein durch
die Mitwirkung aller gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen und ist als Hilfe zur
Selbsthilfe angelegt. Integration ist ein gegenseitiger Prozess. Sie kann nicht verordnet
werden, sie kann nicht einseitig gelingen, sie muss von allen Beteiligten angestrebt und
gelebt werden.
Zur Integration gehören das Bewusstsein und das Verständnis für das Leben in unserer
Gesellschaft mit den geltenden zentralen Werten, wie Menschenwürde, Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Es ist unerlässlich, Werte, wie das Grundgesetz und die Rechtsordnung, zu vermitteln. Sie müssen akzeptiert und aktiv unterstützt werden.
Integration heißt aber auch, dass die Mehrheitsgesellschaft die für sie fremde Kultur und
Lebensart achtet und respektiert. Wenn dies gelingt, sind Zuwanderinnen und Zuwanderer mit ihren unterschiedlichen Potenzialen Gewinn und Chance für das gesamte Gemeinwesen.
Die vier Säulen der (kommunalen) Integrationspolitik sind:
1. Teilhabe an Bildungsmaßnahmen, insbesondere sprachliche Förderung
2. Berufliche Integration
3. Soziale Beratung und Betreuung
4. Gesellschaftliche Integration
Ingolstadt ist eine weltoffene Stadt mit vielfältigen internationalen Beziehungen wirtschaftlicher, kultureller und gesellschaftlicher Art.
Ingolstadt ist eine prosperierende und weiterhin wachsende Stadt. Deshalb werden auch
in Zukunft weitere MigrantInnen nach Ingolstadt kommen und ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Integration ist und bleibt eine wichtige Aufgabe für uns alle. Wir wollen,
dass das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Abstammung auch weiterhin das Bild unserer Stadt prägt.
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Aktueller Stand
In der Stadt leben über 30.000 Zuwanderinnen und Zuwanderer aus mehr als 110 verschiedenen Nationen, die je zur Hälfte als AussiedlerInnen / SpätaussiedlerInnen oder als
AusländerInnen hierher gekommen oder hier geboren sind.
Rund 40 % der EinwohnerInnen Ingolstadts hatten Ende 2008 einen Migrationshintergrund. Hierzu zählen auch die SpätaussiedlerInnen und Eingebürgerten, die rechtlich
deutsche StaatsbürgerInnen sind.
Die statistischen Daten lassen erkennen, wie sehr diese Bevölkerungsgruppe von ökonomischen und sozialen Benachteiligungen betroffen ist.
Angemessene Bildungsabschlüsse gelten für Migrantinnen und Migranten als zentrale
Ressource für ihre späteren Lebenschancen. Gemessen an ihrem Anteil in der Ingolstädter Bevölkerung verlassen ausländische Kinder fünfmal so häufig die Schule ohne Schulabschluss. Die im Schulsystem erworbene Bildung reicht deshalb häufig nicht aus, um die
Anforderungen im deutschen Ausbildungssystem zu erfüllen. Sie finden deshalb nicht nur
seltener einen Ausbildungsplatz, sondern brechen die Ausbildung zudem doppelt so häufig ab.
Viele Studien weisen darauf hin, dass sich die Unterschiede zwischen deutschen und
ausländischen Kind angleichen, wenn sie aus derselben Sozialschicht kommen und eine
ähnliche Sprachkompetenz aufweisen.
Problematisch ist auch, dass viele MigrantInnen in ihrem Herkunftsland gut ausgebildet
wurden, sie aber aufgrund fehlender Anerkennung von Bildungsabschlüssen und mangelhafter Sprachkenntnisse hier beruflich nicht Fuß fassen können und meist weit unter
ihrer Qualifikation in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten.
Personen mit Migrationshintergrund haben insgesamt eine jüngere Altersschichtung als
die übrige Bevölkerung. In ihren Familien leben vergleichsweise mehr Kinder. Häufig leben sie in beengten Wohnverhältnissen. Sie verfügen über wenig Information zum deutschen Gesundheitssystem und zeigen sich gegenüber Themen, wie z.B. Zahngesundheit,
Ernährung, Impfungen oder Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, nicht sehr aufgeschlossen.
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Ziele / Qualitäten
Interkulturelle Orientierung und Öffnung der Verwaltung
Förderung des Spracherwerbs und Erhöhung der Bildungschancen bei Kindern
Förderung des Spracherwerbs bei Erwachsenen
Förderung der politischen Partizipation
Unterstützung der Kulturvereine von Migrantinnen und Migranten
Verstetigung der Integrationsarbeit in den Stadtteilen
Zielführende Projekte / Maßnahmen
Dringlichkeit*
(i.S. v. Wichtigkeit)
Zeitliche
Umsetzbarkeit
Interkulturelle Orientierung und Öffnung der Verwaltung
A
Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen in städtischen Ämtern
(z.B. Interkulturelle Schulungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern )
B
Erhöhung des Mitarbeiteranteils mit Migrationshintergrund;
Aufnahme der Sprachkompetenz in das Stellenprofil;
Aufbau eines Dolmetscherdienstes für schwierige Gespräche bei Behörden oder bei
Krankheit
mittelfristig
Gleichberechtigter Zugang zu allen Angeboten der Stadt unabhängig von Herkunft
und Lebensweise
langfristig
C
kurzfristig
Förderung des Spracherwerbs und Erhöhung der Bildungschancen bei Kindern
D
Vorschule: Fahrdienst zwischen Kindergarten und Schule;
Grundschule: Förderung von Bildungspatenschaften, Unterstützung von weiteren
Fördermaßnahmen, wie Hausaufgabenbetreuung und individuelle Förderung;
Mutter-Kind-Gruppen
E
Förderung der Elternarbeit durch Projekte wie z.B. INES (Ingolstädter Netzwerk für
Erziehungs- und Sozialkompetenz)
F
Schaffung gleicher Bildungschancen für alle Kinder durch vielfältige und qualitätvolle
Fördermaßnahmen; flächendeckendes Angebot von gebundenen Ganztagsschulen
kurzfristig
mittelfristig
langfristig
Förderung des Spracherwerbs bei Erwachsenen
G
"Mama lernt Deutsch" - Kurse; Integrationskurse
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kurzfristig
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Dringlichkeit*
(i.S. v. Wichtigkeit)
H
Kostengünstige Sprachkursangebote und Konversationskurse über B1 Niveau
I
Erwerb der deutschen Sprache
Zeitliche
Umsetzbarkeit
mittelfristig
langfristig
Förderung der politischen Partizipation
J
Beteiligung der Migrantinnen und Migranten bei der Mittelvergabe im Rahmen des
städtischen Bürgerhaushalts, Mitarbeit im Bezirksausschuss
K
Gewinnung der Migrantinnen und Migranten für Partei- und Gremienarbeit
L
Maßnahmen für eine höhere politische Beteiligung von Migrantinnen und Migranten
weiter verfolgen (kommunale Unterstützung des Ausländerwahlrechts?)
kurzfristig
mittelfristig
langfristig
Unterstützung der Kulturvereine von Migrantinnen und Migranten
M Vernetzung und Unterstützung der Jugendarbeit von Moscheevereinen in Ingolstadt;
Frauenarbeit
N
O
Weiterführung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs in den bestehenden
Gruppen;
Angebote für Unterstützung und Schulung
Gemeinsame Projekte und Kooperationen;
Dialog auf Augenhöhe
kurzfristig
mittelfristig
langfristig
Verstetigung der Integrationsarbeit in den Stadtteilen
P
Q
R
Anlaufstelle für Migrantinnen und Migranten im Stadtteil, generationsübergreifende
Angebote im Bereich Integration und Bildung;
positive Begegnungsmöglichkeiten zwischen Einheimischen und Migrantinnen /
Migranten schaffen;
Vermittlung von Bildungs- und Sprachpatenschaften
Intensive Vernetzung mit der kommunalen Verwaltung, den Wohlfahrtsverbänden
und Kirchen;
Angebote der Integrationsarbeit zusammen mit stadtteilbezogenem Bürgerservice
Integrationsarbeit auf Dauer als kommunale Aufgabe auch in den Stadtteilen verankern
* Eine Priorisierung der zielführenden Projekte / Maßnahmen nach Dringlichkeit erscheint (aus Sicht
beteiligter Fachleute) nicht sinnvoll, da Integration eine Querschnittsaufgabe ist, für die sehr differenzierte Angebote geschaffen werden müssen. Zudem ist die Kommune hier sehr stark abhängig von
landes- oder bundespolitischen Entscheidungen (z. B. bei der Förderung von Sprachkursen).
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kurzfristig
mittelfristig
langfristig
Seite 32
2.6
Finanzielle Prävention und Hilfe
Grundverständnis
Die kommunale Sozialpolitik trägt wesentlich zur Lebensqualität und Versorgungssicherheit der Bürgerinnen und Bürger, aber auch zur Integrationskraft der Stadtgesellschaft bei.
Ingolstadt wird auch in den nächsten Jahren bestrebt sein, durch eine bedarfsgerechte
Weiterentwicklung der sozialen Angebote im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit die Lage
von sozial schwachen Familien, von Menschen mit Behinderungen, der älteren Bürgerinnen und Bürger sowie aller in Not geratenen Menschen in der Stadt zu verbessern.
Besonders wichtig ist, neben einer Hilfe in akuten Notlagen, die Armuts- und Schuldenprävention, mit der langfristig verhindert werden soll, dass sich (familiäre) „Armutskarrieren“ entwickeln, die mit Bildungsdefiziten, gesundheitlichen Beeinträchtigungen,
Verschuldung und fehlender wirtschaftlicher und beruflicher Perspektive einhergehen.
Aktueller Stand
Überschuldung wird definiert als eine Situation, in der ein Haushalt angesichts seiner
Einkommensverhältnisse nicht mehr in der Lage ist, die Ausgaben für den Lebensunterhalt und sonstige Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Ausgewählte Hauptursachen sind:
Arbeitslosigkeit
Scheidung oder Tod
Unwirtschaftliche Haushaltsführung
Erkrankung, Unfall, Sucht
rund 30,0 %
rund 13,0 %
8,5 %
8,6 %
Die ökonomische und psychosoziale Destabilisierung von Überschuldeten stellt ein zusätzliches Merkmal der Überschuldung dar.
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Ziele / Qualitäten
Prävention von Armut und Schulden
Hilfe bei außergewöhnlichen Notlagen, für die kein gesetzlicher Anspruch vorhanden ist.
Verbesserung der Allgemeinbildung in Bezug auf den verantwortlichen Umgang mit Geld.
Zielführende Projekte / Maßnahmen
(i. S. v. Wichtigkeit)
Dringlichkeit
Zeitliche
Umsetzbarkeit
A
Schaffung einer Einrichtung zur Hilfe bei außergewöhnlichen Notlagen
Priorität 1
kurzfristig
B
Verstetigung und Sicherung der (Energie-)Beratung durch in-arbeit
Priorität 1
mittelfristig
C
Frühstück an Schulen für alle bedürftigen Kinder
Priorität 2
kurzfristig
D
„Freies Essen“ für Kinder an vorhandenen Stellen, die von „Bedürftigen“
besucht werden
Priorität 2
mittelfristig
E
„Finanzielle Allgemeinbildung“ als Inhalt von Schulungsmaßnahmen
Priorität 3
kurzfristig
F
Aufstockung der Mietschuldenberatung um 0,5 Planstellen
Priorität 3
mittelfristig
G
Einführung eines „Ingolstadt-Passes“ und / oder eines Sozialtickets
Priorität 4
kurzfristig
H
Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
Priorität 4
mittelfristig
I
Erhalt und Ausbau der Nachhilfeangebote in den Stadtteiltreffs
Priorität 5
kurzfristig
J
Hilfen bei der Wohnungssuche für Härtefälle
Priorität 6
kurzfristig
K
„Finanzielle Allgemeinbildung“ als fester Bestandteil der Schulausbildung
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langfristig
Seite 34
2.7
Zielgruppe Seniorinnen und Senioren
Grundverständnis
Alter ist eine Lebensphase, die sozial und gesellschaftlich bestimmt ist. Zugleich ist Alter ein wesentliches Merkmal sozialer Differenzierung. Die traditionelle Dreiteilung des Lebenslaufes – nach
der die Jugend mit Bildung und Ausbildung ausgefüllt wird, das Erwachsenenalter mit Berufstätigkeit und Familienphase sowie das Rentenalter mit dem „Ruhestand“ – wird brüchig: Der
„Ruhestand“ ist schon lange nicht mehr eine Lebensphase des Rückzugs aus sozialen Zusammenhängen.
Die Seniorenpolitik der Stadt Ingolstadt ermöglicht eine ausgewogene Ausrichtung auf den
demographischen Wandel. Dabei wird das Alter als aktive Lebensphase betrachtet, in welcher
sowohl die individuelle Selbstbestimmung als auch die Mitgestaltung des gesellschaftlichen
Lebens ermöglicht wird.
Die Seniorenpolitik der Stadt Ingolstadt verfolgt dabei einen präventiven Ansatz und berücksichtigt die unterschiedlichen Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren bzw. von hoch betagten
Menschen. Im Rahmen der Sicherheit und Schutzfunktion steht die bedarfsgerechte Versorgung
und Betreuung, im Rahmen der Förderung der Selbstbestimmung und Eigenständigkeit die Aktivierung und Beteiligung der älteren Generation im Vordergrund.
Ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität und die persönliche Zufriedenheit älterer Bürgerinnen und Bürger ist die Wohnsituation und das Wohnumfeld. Die Meisten ziehen es vor, im Alter
zu Hause wohnen zu bleiben, in der angestammten Umgebung. Angebote und Hilfen, die dieses
Anliegen möglich machen bzw. unterstützen, sind deshalb von großer Wichtigkeit. Richtige und
rechtzeitige Information ist Voraussetzung, seinen Alltag möglichst lange und selbstbestimmt zu
meistern. Ist ein Verbleib in der bisherigen Wohnsituation nicht mehr gewünscht oder nicht mehr
sinnvoll umzusetzen, so gibt es eine Reihe von alternativen Wohnangeboten, die ein selbstständiges Wohnen und Leben mit der jeweils notwendigen Unterstützung verbinden.
Aufgrund der sich wandelnden Bedürfnisse der älteren Bürgerinnen und Bürger, aber auch einer
immer älter werdenden Gesellschaft ist das Thema „Wohnen im Alter“ in Ingolstadt sehr aktuell
und es gab dazu in der jüngeren Vergangenheit bereits eine Reihe von Aktivitäten.
Für die Seniorenarbeit gewinnt auch die Versorgung älterer MigrantInnen zunehmend an Bedeutung, weil diese nach Beendigung ihres beruflichen Lebens zunehmend in Deutschland bleiben,
bzw. pendeln.
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Seite 35
In diesem Bereich wurden im Rahmen des Modellprojektes "Innovative Altenhilfekonzepte in Bayern“ (Zukunft mitgestalten – Älter werden in Ingolstadt) als Schwerpunkte die
Einbindung älterer BürgerInnen und deren VertreterInnen sowie der Ausbau des bürgerlichen Engagements untersucht und bereits erfolgreich umgesetzt.
Die Entwicklung eines seniorenpolitischen Gesamtkonzepts läuft noch. Die Ergebnisse
der beiden Teilkonzepte „Wohnen im Alter“ und „Ältere Migranten“ wurden hier integriert. Es sollen noch folgende Handlungsfelder näher untersucht werden: Kooperation
und Vernetzung, integrierte Orts- und Entwicklungsplanung, Pflege und Demenz, Unterstützung pflegender Angehöriger, Gerontopsychiatrie, Hospiz- und Palliativversorgung,
Beratung und Öffentlichkeitsarbeit.
Ziele / Qualitäten
Oberziel 1: Bedarfsgerechte Betreuung und Versorgung
• Wohnen daheim – auch bei notwendiger Versorgung oder Betreuung
• Unterstützung alternativer Wohnformen
• Sicherstellung ausreichender ambulanter und stationärer Angebote
• Sicherung der medizinischen Versorgung
Oberziel 2: Förderung der Selbst- und Eigenständigkeit sowie Aktivierung und Beteiligung
• Schaffung eines (institutionellen, sozialen, baulichen) Rahmens zur Beibehaltung und
Fortführung einer selbständigen Lebensführung sowie einer seniorengerechten Infrastruktur
• Gesunderhaltung im Alter durch frühzeitige Prävention in den Bereichen Freizeit, Kultur,
Bildung, Ernährung und Sport
• Förderung der sozialen Integration und Teilhabe am sozialen Leben
• Erschließung der Lebenserfahrung und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements
• Aktivierung und Beteiligung der Seniorinnen und Senioren
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Zielführende Projekte / Maßnahmen
Dringlichkeit*
(i. S. v. Wichtigkeit)
Bedarfsgerechte Betreuung und Versorgung (Oberziel 1)
A
Stärkung von nachbarschaftlichen Netzwerken im Bestand mit einem Schwerpunkt
auf hochbetagte Ältere
B
Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit der Wohnberatungsstelle im Stadtplanungsamt
C
Unterstützung von Interessensgruppen zum Aufbau von gemeinschaftsorientierten
Wohnangeboten durch die Moderation von Gruppen. Sicherung von Baugrundstücken für diese Flächen
D
Durchführung von Quartiersspaziergängen, um Anhaltspunkte zur Verbesserung
von Infrastrukturangeboten und der barrierefreien Gestaltung wichtiger
Einrichtungen zu erhalten
E
Sammlung von InteressentInnen für Mehrgenerationenhäuser bzw. für neue Wohnformen im Alter, z. B. über die Senioren-Wohngemeinschaften; Beratung über
Pflegeleistungen und Dienstleistungen für SeniorInnen im Amt für Soziales
F
Stärkung von Treffpunktmöglichkeiten in den Stadtquartieren (Quartierskonzept)
Förderung der Selbst- und Eigenständigkeit sowie Aktivierung und Beteiligung
(Oberziel 2)
G
Lebenslanges Lernen ist im Sinne der Prävention und der Ermöglichung einer möglichst langen Phase des Lebens in der gewohnten Umgebung zu fördern.
Frühzeitige Prävention durch geeignete Bildungsangebote soll deshalb u. a. auch
der Gesunderhaltung im Alter dienen
H
Um die soziale Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, müssen die sozialen Netzwerke älterer Menschen unterstützt werden. Hierzu
sollen Gelegenheiten geschaffen werden, die Begegnungen zwischen Menschen
aller Altersstufen ermöglichen. Das Bürgerhaus, Mehrgenerationenhaus der Stadt
Ingolstadt ist hierfür ein positives Beispiel.
I
Ältere Menschen verfügen über reichhaltiges und wichtiges Erfahrungswissen aus
Beruf und Familie. Durch das Erschließen dieser Kompetenzen für die Kommune
und das bürgerschaftliche Engagement können zusätzliche Aufgaben bewältigt
werden, die ohne dieses Engagement nicht leistbar wären. Das erfolgreiche
Bildungsprojekt „Erfahrungswissen für Initiativen“ des Bürgerhauses soll
fortgeführt werden.
Integriertes Handlungskonzept IHK Soziales und Bildung Ingolstadt
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Zeitliche
Umsetzbarkeit*
Seite 37
Dringlichkeit*
(i. S. v. Wichtigkeit)
J
Die Aktivierung und Beteiligung der Seniorinnen und Senioren an Entscheidungsfindungsprozessen stärken ihre Eigeninitiative und ihr bürgerschaftliches Engagement. Die positiven Erfahrungen aus dem Modellprojekt „Innovative Altenhilfe in
Bayern“ sollen deshalb auch zukünftig umgesetzt werden.
Zielgruppe ältere MigrantInnen
K
Multiplikatorenprogramm (MiMi) Teil II, Alter und Pflege
L
Informationsveranstaltungen für pflegende Angehörige (Schwerpunkte zunächst
Stadtbezirke Nordwest und Nordost)
M
Vernetzung und Ausweitung der Angebote mit den Kirchen und Kulturvereinen
N
Bedarf für ambulante Pflegedienste (Teilangebot) prüfen und aufklären über
Finanzierung
O
Bedarf für Betreutes Wohnen untersuchen
* Eine Priorisierung der zielführenden Projekte / Maßnahmen ist für die Zielgruppe SeniorInnen bislang
nicht erfolgt.
Integriertes Handlungskonzept IHK Soziales und Bildung Ingolstadt
Prozessgestaltung und Moderation: Ingegerd Schäuble und Stephan Marek
Zeitliche
Umsetzbarkeit*
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Prozessqualitäten bei der Entwicklung des
IHK Soziales und Bildung
Die sozialpolitischen und bildungspolitischen Positionen in der Stadt Ingolstadt sind im
IHK Soziales und Bildung in den oben dargestellten (manchmal zeit- und personalaufwendigen) Schleifen formuliert und zwischen den zahlreichen Fachleuten bzw. Zuständigkeiten abgestimmt worden. Dabei ging es sowohl um die fachlich inhaltliche Substanz
des IHK als auch um die kommunale Strategie zur Realisierung der Projekte / Maßnahmen in den Handlungsfeldern.
Vor dem Hintergrund der positiven Dialog-Erfahrung votieren die Arbeitsgruppen dafür,
auch die Aktualisierung und Fortschreibung des IHK als ressortübergreifende Aufgabe zu
verstehen. Eine dialogische Weiterarbeit sichert ihrer Meinung nach die schon geleistete
Arbeit am IHK ab und garantiert zugleich eine zukünftig nachhaltige und praktisch nutzbare Konzeption in den Bereichen Soziales und Bildung.
In ihren Überlegungen waren sich die thematischen Arbeitsgruppen darin einig, dass
•
der Dialog zwischen ihnen und möglichen weiteren thematischen Arbeitsgruppen
fortgeführt werden muss
•
am besten in verlässlichen und verbindlichen Abständen – anfangs, etwa in den ersten vier Jahren, in jährlicher Dichte und, wenn schon eine gewisse Routine erreicht ist,
in zweijährlichen Abständen. Eine erste Überprüfung der IHK-Umsetzung und eine eventuelle Überarbeitung der Ziele- und Maßnahmenkataloge bietet sich für Ende 2012
an, weil dann auch die Ergebnisse und Erfahrungen des kommunalen Jobcenters mit
reflektiert werden können
•
der Dialog neutral moderiert werden sollte – wenn nicht jedes Treffen, dann zumindest jedes zweite.
Unter Aktualisierung wird dabei sowohl eine kritische Rückschau (im Sinne einer Evaluation des Geleisteten) als auch eine strategische Vorausschau (im Sinne einer praxisgeleiteten Zukunftskonzeption) verstanden.
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Die Aktualisierung / Fortschreibung sollte im Rahmen von moderierten AktualisierungsWorkshops geschehen, bei denen Fragen bearbeitet werden wie z.B.:
•
Hat sich das Grundverständnis in den Handlungsfeldern geändert? Muss es aktualisiert werden?
•
Wurden die formulierten Ziele / Qualitäten mit den ausgewählten Projekten / Maßnahmen erreicht? Wie weit ist die Stadt bis jetzt gekommen? Was ist schon realisiert,
was wird bald umgesetzt sein, was wurde nicht umgesetzt und warum nicht?
•
Sind die Ziele und Maßnahmen noch aktuell? Gibt es neue Entwicklungen und
Trends, die eine Anpassung erfordern?
•
Wurden die Querschnittaufgaben in allen Handlungsfeldern angemessen
berücksichtigt?
•
Soll das IHK um weitere Handlungsfelder oder Zielgruppen oder Schnittmengen
(s. dazu Tabelle S. 11) erweitert werden?
Die Antworten auf diese Fragen tragen zur Reflexion und Vereinbarung des jederzeit bedarfsgerechten und effizienten kommunalen Handelns bei. Hilfreich ist dafür – auch bei
knappem kommunalem Personalstand – eine sorgfältige Organisation des IHK-Dialogs,
z.B. durch eine eindeutige Zuständigkeitsregelung. Gewünscht wird dafür
•
die Referatsleitungen bzw. die Arbeitsgruppen-LeiterInnen sollen die Vorprüfung dafür vornehmen, ob und welcher Bedarf für eine Aktualisierung besteht
•
Ideal wäre eine gesondert ausgewiesene Stelle in der Kommune, die für die entsprechende organisatorische Betreuung und Koordination zuständig ist, die laufenden Aktivitäten bündelt und dokumentiert.
•
Mit einer externen neutralen Prozesssteuerung und Moderation kann der Dialog
fachlich unterstützt und im Verfahren optimiert werden.
•
Für die Aktualisierungs-Workshops sollte der bewährte TeilnehmerInnenkreis, der
auch schon an der Entstehung des IHK beteiligt war, im Kern beibehalten werden.
Die Gesamtverantwortung für den IHK-Prozess sollte in der Verantwortung von Sozialreferent und Kulturreferent liegen. Im Aktualisierungs-Workshop erfolgt Aussprache und
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Abstimmung zu bisherigen Ergebnissen bzw. zu nötigen inhaltlichen oder strategischen
Änderungen sowie zu neuen Handlungsfeldern.
Eine sorgfältige Protokollierung der jeweiligen Vereinbarungen sichert die Kontinuität und
Verbindlichkeit ab. Mit der Veröffentlichung, z.B. auf der Internet Seite der Stadt, werden
Interessierte informiert und eventuelle Zuarbeiten bzw. eine systematische Mitwirkung
von nicht kommunalen KooperationspartnerInnen erleichtert.
Das jetzt erarbeitete Integrierte Handlungskonzept Soziales und Bildung wird so auch in
Zukunft die Kreativität in der Stadtgesellschaft im Dialog bündeln und die Lebensqualität
kooperativ positiv gestalten.
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Prozessgestaltung und Moderation: Ingegerd Schäuble und Stephan Marek

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