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Die Super Nanny 3000 bei der Bösen Hexe
In der heutigen Folge sieht sich Super Nanny Valentina Fahlschrank mit ihrem bislang
schwierigsten Fall konfrontiert: Im Haus der bösen Hexe kommt es immer wieder zu tätlichen
Übergriffen gegen die Adoptivkinder Hänsel und Gretel. Die Hexe scheint mit der Erziehung
der beiden Kinder völlig überfordert zu sein. Nach einem kurzen, abschätzigen Blick auf das
wenig kindergerecht gebaute Haus pocht die Super Nanny an die Tür.
„Knusper knusper Knäuschen, wer -“
„Hallo! Ich bin die Super Nanny und möchte Sie und Ihre Kinder vor Millionen von
Zuschauern der Lächerlichkeit preisgeben, unablässig meckern, jeden Handgriff von Ihnen
bemängeln und kluge Sprüche aus dem Poesiealbum klopfen. Darf ich reinkommen?“
Die etwas überraschte Hexe bittet die Super Nanny in ihr Haus. Diplom-Psychopathin Dr.
Fahlschrank fällt sofort auf, wie wenig kindergerecht die schlichte Wohnung eingerichtet ist,
hält mit ihren Vorbehalten jedoch noch hinterm Berg, um nicht gleich zu Beginn
Missstimmung aufkeimen zu lassen. Am Herd steht die elfjährige Gretel und formt Pizzateig.
Die Super Nanny versucht sofort Vertrauen aufzubauen. „Hallo Gretel! Ich bin gekommen,
um dir ein paar Stunden lang zu helfen und meine neue DVD zu bewerben. Sag mal, wie
gefällt es dir hier eigentlich? Fühlst du dich wohl oder möchtest du etwas an eurer Situation
ändern?“
„Na ja. Ich muss achtzehn Stunden am Tag arbeiten. Ich möchte auch mal spielen oder so.“
Dr. Fahlschrank ist schockiert und schlägt sich in einer theatralischen, perfekt vor dem
Spiegel eingeübten Bewegung leicht gegen den Mund. „Nein! Achtzehn Stunden? Ist das
wahr, Frau Hexe?“
„Ja. Aber immerhin habe ich sie bei mir aufgenommen! Erzähl doch den Leuten, Gretel, wie
euch eure Eltern verjagt und im Wald ausgesetzt haben und wie ich euch in mein Häuschen
reingelassen habe.“
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Die Super Nanny lauscht gebannt den Erzählungen des kleinen Mädchens. Zwar muss sie am
Schluss der Geschichte ein Gähnen unterdrücken, doch sie ist entsetzt über die
Grausamkeiten, die das Mädchen erfahren hat.
„Gretel wuchs in einem sehr lieblosen Elternhaus auf. Die leibliche Mutter hat ihre
Zwillingsschwester an vorbeiziehende Organhändler verkauft und ist dann mit einem Förster
durchgebrannt. Der Vater hat später noch einmal geheiratet, aber zu spät erkannt, dass es sich
bei der vermeintlichen Frau um einen Paris-Hilton-Pappaufsteller handelte. Zu allem
Überfluss entpuppte sich dieser als kaltherzig und verwies die Kinder des Hauses, um Platz
für ihre Stoffhunde zu schaffen. Danach sind sie und ihr Bruder durch den Wald geirrt und
haben das Haus der Hexe zufällig gefunden. Für mich ist klar, dass ein starkes
Kindheitstrauma vorliegt, das durch die einsetzende Prä-Pubertätsphase verstärkt wird. In
diesem Alter sollten Kinder nicht länger als vierzehn Stunden am Tag schwere körperliche
Arbeit verrichten. Es ist mir ein Anliegen, diese Botschaft zu verbreiten.“
Als nächstes möchte die Super Nanny mit Hänsel sprechen. Zu ihrer größten Verwunderung
muss dieser in einem Käfig leben. Deshalb stellt sie die Hexe zur Rede: „Ich muss gestehen,
dass ich so etwas in den zehn Jahren, seit ich andere Leute pseudo-therapiere, noch nie
gesehen habe.“
„Ja, gut. Ich meine, Sie waren auch nicht dabei, als die beiden Rotzlöffeln die Fassade meines
Häuschens zu demolieren begannen.“
„Stimmt das, Hänsel?“
Mit strengem Blick entlockt die Super Nanny dem Jungen ein Geständnis.
„Hm-hm. Ja, das stimmt. Aber wir hatten doch solchen Hunger.“
„Das verstehe ich. Trotzdem war es nicht in Ordnung, findest du nicht auch? Doch nun zu
Ihnen, Frau Hexe. Warum sperren Sie den Jungen in einen Käfig? Und wie lange geht das
schon so?“
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Nach anfänglichem Zögern rückt die Hexe mit der schockierenden Wahrheit heraus. „Ich
mäste ihn und wenn er fett genug ist bereite ich Kinderbraten aus ihm zu.“
Frau Dr. Fahlschrank hat genug gesehen und gehört und beruft deshalb einen Familienrat am
Käfig von Hänsel ein.
„Ich bin erschüttert! Und das sage ich nicht nur, um die Quoten nach oben zu jagen und meine
eigene Karriere zu pushen. Bevor ich gehe und in einer Woche einen Kontrollbesuch machen
werde, gebe ich euch einige Tipps, wie ihr euer Zusammenleben wieder harmonischer
gestalten könnt. Sie, Frau Hexe, sollten Hänsel mindestens einmal täglich ein paar Minuten
aus dem Käfig lassen. Die einseitige Ernährung mit Lebkuchen ist nicht nur bedenklich,
sondern bewirkt durch den hohen Zuckeranteil auch einen gewissen Aggressivitätsschub bei
Kindern. Bitte versuchen Sie nicht dies zu begreifen. Ich habe es mir schließlich erst vor einer
Minute selber ausgedacht.
Gretel braucht ihren Freiraum und sollte gerade wegen ihrer Pubertät die Möglichkeit
erhalten, ihre Sexualität zu entdecken. Selbstverständlich sollte dies auf natürliche Weise
geschehen, indem sie nach der Arbeit im Wald spazieren gehen darf und an Tümpeln Frösche
küsst in der Hoffnung, einer davon verwandelte sich in den Traumprinzen.
Außerdem empfehle ich Ihnen, Frau Hexe, einen Termin bei einem Schönheitschirurgen zu
vereinbaren. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung ein paar gute Adressen nennen. Die haben
sogar mein natürliches Lächeln kaschieren können und stattdessen dieses roboterhafte,
eiskalte Grinsen hinbekommen!“
Nun kommt der schwerste Teil für unsere Super Nanny: Sie überlässt eine Woche lang die
Familie ihrem eigenen Treiben und kann nur hoffen, dass ihre wertvollen Ratschläge
übernommen wurden.
Nach exakt einer Woche kehrt Super Nanny Dr. Fahlschrank zurück ins Hexenhäuschen. Ein
strahlender Hänsel umarmt sie. Tränen der Rührung stehen der Super Nanny in den Augen als
sie den liebevollen Umgang der einstmals bösen Hexe mit dem Jungen sieht.
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„Da hat sich ja einiges zum Guten gewendet wie ich sehe.“
Der Käfig ist weggeräumt worden, an den Wänden hängen „Bravo-Starschnitte“ sowie Poster
von Pamela Anderson in verführerischen Posen, Lego-Bausteine sind über den Boden
verstreut und auf einem Ecktisch steht ein Computer, auf dem „Counterstrike“ installiert ist.
„Das sieht ja schon richtig aus wie in jedem x-beliebigem Kinderzimmer! Ja, so gefällt uns
das, oder? Alle Menschen gleich machen, wunderbar. Das haben Sie toll gemacht, Frau
Hexe!“
„Danke. Ich habe mir auch viel Mühe gegeben. Gut, ein paar Mal hat er mich schon noch zur
Weißglut getrieben und ich habe ihn hin und wieder in ein Tier verwandelt. Aber seit zwei
Tagen läuft es wunderbar rund zwischen uns. Wir nehmen uns viel Zeit füreinander und
können endlich wieder ganz vernünftig miteinander reden. Und das verdanken wir
größtenteils Ihnen, Frau Fahlschrank!“
Die Super Nanny lächelt verlegen. Sie muss das, denn es steht in ihrem Vertrag.
„Eigentlich verdanken Sie das zur Gänze mir. Aber wir wollen uns nicht mit solchen
Spitzfindigkeiten aufhalten.“
Für unsere Super Nanny ist es Zeit, sich einem neuen Fall zuzuwenden und völlig normale
Menschen mit ihrer Arroganz in den Wahnsinn zu treiben. Schweren Herzens verabschiedet
sie sich von der Hexe und von Hänsel. „Wo ist eigentlich Gretel? Im Wald?“
„Äh, nein. Wissen Sie, gut sein ist ziemlich anstrengend und macht hungrig…“
Versäumen Sie nicht die nächste Folge mit unserer Super Nanny, wenn sie sich ihrem
nächsten schwierigen Fall gegenüber sieht. Wird es ihr gelingen, Norman Bates aus der
erdrückenden Liebe seiner Mutter zu befreien sowie von seinem Fetischismus für
Frauenkleider zu heilen? Verpassen Sie nicht, wie eine Frau unter der Dusche Norman Bates
auslacht: „Hihi! Ich kann deinen Schniedelwutz sehen! Aua! Au! Haha, und die Perücke ist
auch verrutscht und – Aua!“
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Die Super Nanny 3000 und Darth Vader
Nach der erfolgreichen Rehsozialisierung von Bambi, widmet sich Super Nanny Valentina
Fahlschrank ihrem nächsten schwierigen Fall, der sie zu Familie Skywalker führt. Bereits
beim Anblick des düsteren Todessterns ahnt sie, dass sie diesmal ihr ganzes aus
Frauenzeitschriften erworbenes Quacksalberwissen anwenden wird müssen.
„Hallo! Ich bin die Super Nanny. Und Sie sind bestimmt Herr Darth Vader.“
Ihr Gegenüber röchelt zustimmend. Dr. Fahlschrank missbilligt die Maske des Vaters und
schneidet das Thema sogleich an. „Es wundert mich nicht, dass Ihre Kinder Distanz zu Ihnen
wahren, wenn Sie doch Ihrerseits mit Ihrer Maske Abscheu vor Ihnen zeigen. Warum machen
Sie nicht einen Anfang und nehmen die Maske ab?“
Herr Vader kommt diesem Wunsch nach.
„Hm. Wissen Sie was? Das war doch keine gute Idee.“
Nach kurzer Inspektion von Sektor F, in welchem die Gefangenenzellen, die Wäscherei sowie
die Duschen untergebracht sind, kann die Super Nanny mit ihren ersten Eindrücken nicht
mehr hinterm Berg halten: „Es gibt hier nur Männerduschen. Wo sind die gesetzlich
vorgeschriebenen Frauenduschen?“
„An Bord meiner Raumschiffe gibt es keine Frauen!“
Der Super Nanny wird so einiges klar. „Dann wundert es mich nicht, wenn sich Ihre Tochter
Leia abkapselt. Gerade junge Frauen benötigen Umgang mit gleichaltrigen Mädchen. Etwa
zum Austausch belangloser Gerüchte oder für das Aufsuchen von Toiletten. Und was Ihren
Sohn Luke betrifft, so benötigt er … mir fällt jetzt kein Euphemismus für Wichsvorlagen ein.
Nun, er benötigt den Anblick von Frauenkörpern, um seine jugendliche Sexualität frei
entfalten zu können. Haben Sie wenigstens Sexzeitungen an Bord?“
„Das hier ist der Todesstern, nicht der Coupé-Stern!“
„Ein sehr gutes Stichwort: Müssen Sie dieses Raumschiff denn unbedingt Todesstern nennen?
Jugendliche benötigen positive Werte für die Zukunft.“
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Offensichtlich hat Herr Vader darüber noch nie nachgedacht. Trotz Maske wirkt er
nachdenklich. „Wie soll ich es sonst nennen?“
„Nun, wie wäre es mit Flower-Power-Station? Pension Sonnenblick?“
„Zum letzten Mal: Das ist ein Todesstern! Eine Vernichtungsmaschinerie! Es ist mein Job,
Angst und Schrecken zu verbreiten. Wie würde denn das aussehen, wenn die Rebellen sich
zuriefen: ‚He, Jungs, da kommt der Kuschelbär-Stern’?“
Dr. Fahlschrank hat genug gehört und möchte sich ein Bild von Herrn Vaders Kindern
machen. Zunächst sucht sie Leia auf, die sich in einer Bar eines selbst der Super Nanny
fremden Planeten herumtreibt. Rasch erwirbt sie das Vertrauen der jungen Frau.
„Denkst du nicht, dass sich dein Vater Sorgen um dich macht? Du schließt dich
Rebellengruppen an, die regierungsfeindlich sind und somit gegen deinen eigenen Vater
agieren.“
„Der interessiert sich doch gar nicht für mich. Er will nur die ganze Galaxis erobern und
zerstören. Für mich bleibt da kein Platz in seinen Plänen.“
Doch Dr. Fahlschrank sieht das anders. „Weißt du, ich könnte mir vorstellen, dass er ein sehr
unsicherer Mensch ist und die Kälte, die du ihm entgegen bringst, mit Allmachtsphantasien zu
kompensieren versucht. Unter den Stahlplatten seines Körpers schlägt ein künstliches Herz.
Das solltest du nie vergessen.“
Leia scheint nicht überzeugt zu sein. „Als ich das letzte Mal zu Besuch war, zerstörte er einen
ganzen Planeten, damit ich dort nicht mehr jeden Tag zum Friseur gehen kann. Was sagen Sie
dazu?“
Die Super Nanny ist schockiert. „Das hat er gemacht? Konnte man dort RTL empfangen?“
„Nein.“
„Trotzdem ist das nicht okay. Genau so wenig wie der Umgang, den du pflegst. Dieser Han
Solo ist ein Schmuggler und Verkehrsrowdy. Außerdem redet er mit einem Kerl, der in einen
Flokati gehüllt ist und unanständige Laute ausstößt. Findest du das nicht bedenklich? Mir ist
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ja klar, dass ein junges Mädchen wie du gegen die Klassengesellschaft rebellieren möchte.
Aber man braucht eine gewisse Sicherheit im Leben, und die kann nur ein funktionierendes,
autoritäres System versprechen.“
Nach kurzem Zögern ist Leia bereit, die Super Nanny auf den Todesstern zu begleiten, um
dort das Gespräch mit Herrn Vader zu suchen. Derweil sucht Dr. Fahlschrank auf Dagobah –
wie immer von unserem Werbepartner Dr. Oetkers Eierköppe präsentiert – nach dem jungen
Luke. Sie findet ihn in Gesellschaft eines legasthenischen Geringwüchsigen vor.
„Dein Vater macht sich große Sorgen um dich, Luke.“
„Ich will nicht zu ihm zurück! Er hat mir die Hand abgeschlagen. Seitdem kann ich nur noch
einhändig masturbieren.“
Die Super Nanny versteht seine Bedenken und legt einen Arm um ihn. „Wenn du möchtest,
kannst du dich jetzt emotional fallen lassen und weinen.“
„Danke, aber nein.“
„Du lässt dich jetzt fallen und heulst Rotz und Wasser oder ich spiele Zwerge werfen mit
deinem Freund hier!“
Spontan bricht Luke in Tränen aus und Dr. Fahlschrank nimmt ihn in die Arme. „Gut, das
reicht. Gleich ist Werbepause. Lass uns zum Todesstern fliegen.“
Gerührt verfolgt die Super Nanny Lukes Abschied von seinem Freund Yoda, der ihm noch
einen Rat auf den Weg mitgibt. „Luke! Niemals die dunkle Seite der Macht du unterschätzen
darfst.“
„Jetzt bin ich aber einigermaßen verunsichert. Wir werden es doch hoffentlich nicht mit der
dunklen Seite der Macht zu tun bekommen, Frau Super Nanny?“
Dr. Fahlschrank kann den Jungen beruhigen. „Natürlich werden wir! Dein Vater ist das
absolut Böse und ich bin von RTL. Zusammengerechnet ergibt das mehr Dunkelheit, als ohne
Taschenlampe in einem Schwarzen Loch herumzuirren.“
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„Ah, gut! Einen Moment noch, bitte: Ich hole schnell mein Zwei-Laserschwert, das so lustig
blau flimmert.“
Zurück auf dem Todesstern kommt es zum Eklat: Vater und Sohn lassen harten verbalen
Attacken physische folgen. Entschlossen greift die Super Nanny ein.
„Halt! Das reicht! Augenblicklich steckt ihr jetzt die Laserschwerter wieder ein, verstanden?
So nicht! Wir sind zivilisierte Menschen. Luke, das gilt auch für dich!“
Widerwillig strecken die beiden ihre Waffen.
„Schön. Und jetzt sollte einer von euch einen versöhnlichen Neubeginn setzen. Herr Vader?
Wollen Sie es nicht probieren?“
„Luke! Ich bin dein Vater!“
Ein Knalleffekt folgt, der selbst die Super Nanny sekundenlang sprachlos macht.
„Du bist nicht mein Vater!“
Erstaunen mischt sich in die vergiftete Atmosphäre an Bord.
„Wie meinst du das, Luke? Wieso sollte Herr Vader nicht dein Vater sein?“
„Es war eine unbefleckte Empfängnis! Also ist er nicht mein Vater.“
„Stimmt das, Herr Vader?“
Darth Vader scheint nicht so recht zu wissen, was er antworten soll. Endlich rückt er denn
doch mit der Wahrheit heraus. „Die Eltern meiner Frau Padme waren immer gegen unsere
Beziehung. Als sie dann schwanger wurde erinnerte ich mich an einen Trick, den ich mal in
einem Buch gelesen habe. Wir behaupteten, sie sei einfach so schwanger geworden, ohne mit
mir … na, Sie wissen schon! Hauruck, und so. Luke, du bist mein Sohn! Und Leia, du
natürlich auch.“
Dr. Fahlschrank nimmt es heute ganz genau. „Sie meinen, sie ist Ihre Tochter.“
„Nein, auch Leia ist mein Sohn! Aber damals erhielt man vom Staat für Töchter höhere
Geburtenbeihilfen als für Söhne und wir gaben Leia als Mädchen aus. Verzeih mir, bitte!“
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Leia scheint die schockierende Nachricht sehr gelassen aufzunehmen. „Ach so. Das erklärt
meine flache Brust und warum meine Freunde noch während der ersten Liebesnacht immer
schreiend davonliefen.“
Ermutigt von diesem Eingeständnis bohrt Dr. Fahlschrank nach. „Herr Vader. Gibt es da nicht
noch etwas das Sie Ihrem Sohn, ich meine, dem Hübscheren Ihrer beiden Söhne, gestehen
müssen? Ich spreche von einer körperlichen Einschränkung, die er Ihnen zu verdanken hat.“
„Ja, ich … es tut mir Leid, Luke! Aber wir sind nun mal Juden und die Beschneidung gehört
einfach dazu und –“
„Nein, das andere.“
Herr Vader macht einen Schritt auf seinen Sohn. „Oh. Also das mit der Hand tut mir natürlich
auch Leid. Aber du musst zugeben, dass ich dich nie wie andere Väter geohrfeigt habe.
Schließlich liebe ich dich wie mein eigen Fleisch, Blut und Maschinenöl. Ich werde auch nie
wieder versuchen dich mit einem Laserschwert zu erschlagen oder deinen Raumgleiter
abzuschießen. Lass uns wieder Vater und Sohn sein und mit grausamer Knute die Galaxis
unterjochen und beherrschen.“
Luke scheint noch zu zögern. Aufmunternd nickt die Super Nanny ihm zu. „Akzeptierst du
dann auch meine Freunde?“
„Hm. Ja, gut. Meinetwegen kannst du den hässlichen Zwerg zur nächsten Geburtstagsfeier
einladen. Aber wenn er wieder anfängt, Sprüche aus dem Abreißkalender zu rezitieren,
erwürge ich ihn.“
„Herr Vader!“
„Das war nur ein Scherz. Ja, ich akzeptiere deine Freunde. Auch diesen Typen, der wie eine
gigantische Nacktschnecke aussieht.“
„Jabba? Der ist doch nicht mein Freund!“
„Nicht? Er hat aber behauptet er wäre dein Freund. Du lieber Himmel – ich habe ihm deine
Bahncard geliehen.“
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Endlich, nach vielen Jahren des Hasses, liegen sich Vater und männlicher Sohn in den Armen.
Nun muss auch noch die Aussöhnung zwischen Herrn Vader und seinem weibischen Sohn
stattfinden.
„Entschuldige, Leia, dass ich deine Kindheit vermiest und diesen Planeten, auf dem du viele
Freunde hattest, zerstört habe. Meine Laune war an dem Tag ziemlich im Keller, nachdem ich
ein paar unfähige Offiziere erwürgen hatte müssen. Und mein Hinterkopf juckte, ohne dass
ich die Stelle kratzen konnte.“
„Na ja, ich war auch nicht immer nett zu dir. Im Rebellenstützpunkt benutzten wir dein Bild
als Dartscheibe.“
„Kannst du deinem armen, alten, zerbrechlichen, vom Rost zerfressenen Vater noch einmal
verzeihen?“
Auch Leia fällt in seine Arme und endlich sind diese drei Menschen, die einander spinnefeind
waren wie RTL und SAT1, in familiärer Liebe vereint.
Die Super Nanny ist gerührt und wünscht Familie Vader alles Gute.
„Dann hoffe ich einfach mal, dass alle Unstimmigkeiten ausgeräumt sind und ihr wieder eine
klischeehafte Familie bildet. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Hund. Warum adoptiert ihr
nicht diesen Chewbacca? Falls ihr mich wieder einmal braucht: Planet Erde, nicht vergessen.“
„Oha! Ich fürchte, den habe ich gestern zerstören lassen. Nein, kleiner Scherz.“
Erleichtert besteigt Super Nanny Dr. Fahlschrank ihr Super Shuttle und bricht nach Hause auf.
Noch ahnt sie nichts von ihrem nächsten Fall, der sie ausgerechnet in die Zelle des grausamen
Psychologen-Kollegen Hannibal Lecter führen wird. Kann sie die Lämmer zum Schweigen,
oder wenigstens zum Nachgrübeln bringen? Wird Anstaltsleiter Dr. Chilton auch ihr das
schockierende Foto seines monströsen Pimmels zeigen? Kann sie Buffalo Bill das Fell über
die Ohren ziehen? Und wird sie die Essenseinladung von Dr. Lecter annehmen und trotz
leeren Kühlschranks und Sezierinstrumenten auf der Anrichte keinen Verdacht schöpfen?
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Versäumen Sie keinesfalls die nächste Folge der Super Nanny … oder wir läuten an Ihre Tür
und blamieren Sie vor Millionen Zuschauern.
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