Leserfrage Oel II

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Leserfrage Oel II
Leserfrage Öl II - Der berühmte Tropfen Öl
Beantwortet von Tatjana Brandes
Zu den Fragen zur (Lein-)Ölfütterung hat sich für unsere Leserin Dr.
Sabine Kulenkampff eine weitere, vertiefende Frage ergeben:
Ist es nicht so, dass viele Mineralstoffe und Vitamine fettlöslich sind
und das man deshalb EIN WENIG Öl auf das Mineralfutter geben
sollte? Ähnlich wie wir Menschen auch Öl auf unsere Karottenrohkost träufeln, um die Vitamine aufnehmen zu können?
Unsere Expertin Tatjana Brandes erklärt dazu:
Für die Aufnahme von fettlöslichen Stoffen allgemein (und von
fettlöslichen Vitaminen im Speziellen) ist die Gallenflüssigkeit
zuständig. Gallensäuren, die als gemischte Mizellen (bestimmte Aggregationen, siehe
nachstehend) in den Zwölffingerdarm (der Teil des Darms, der sich gleich hinter dem Magen
anschließt) gelangen, dienen als Emulgatoren bei der Fettverdauung; sie werden zu 95 % im
hinteren Dünndarm resorbiert.
Mizellen sind bestimmte Aggregationen, die aus Molekülen mit zwei verschiedenen "Andock"Stellen bestehen. D. h., sie besitzen ein wasserliebendes, fettabweisendes Ende und ein
fettliebendes, wasserabweisendes Ende. Sie dienen zum Transport fettlöslicher Substanzen
durch eine wässrige Umgebung. Das ist übrigens auch beim Menschen so.
Beim Pferd kommt noch hinzu, dass sich diese Mizellen immer im Darm befinden und nicht
wie beim Menschen nur bei reflektorischer Abgabe aus der Gallenblase. Beim Pferd werden
die Gallenflüssigkeiten permanent in den Zwölffingerdarm abgegeben.
Dass sich fettlösliche Vitamine also nur mit "einem Tropfen Öl" verwerten lassen, stimmt also
nicht. Auch, wenn man das allerorten immer wieder hört.
Text: Tatjana Brandes / Foto: Karen Diehn
© töltknoten.de 2011
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