Arbeitspapier
Transcription
Arbeitspapier
Arbeitspapier zur Entwicklung von Leitlinien für das Wittener Büchereisystem Gliederung 1. Vorwort 2. Ausgangssituation und Vorgaben 2.1. Geschichte der Stadtbücherei Witten 2.2. Öffentlicher Auftrag, Organisation und Struktur der Stadtbücherei 2.3. Darstellung des gegenwärtigen Systems / aktuelle Situation 2.3.1. Vorgaben durch HSK / mittelfristige Finanzplanung / Finanzkommission 2.3.2. Ergebnisse und Empfehlungen der GPA 2.3.3. Beschlüsse des Verwaltungsrats des Kulturforums Rahmenbedingungen und Ressourcen 2.4.1. Finanzielle Rahmenbedingungen und Ressourcen 2.4.2. Einnahmequellen 2.4.3. Personelle Rahmenbedingungen und Ressourcen 2.4. 3. 3.1. 3.2. 3.3. Rahmenbedingungen der zukünftigen Arbeit Umfeldanalyse / Geografische Lage /Anbindung an ÖPNV Gesellschaftliche Rahmenbedingungen 3.2.1. Demographischer Wandel 3.2.2. Wandel in Bildung und Beruf 3.2.3. Wandel der Medienlandschaft 3.2.4. Wandel des Aufgabenprofils für öffentliche Büchereien Vorgaben des Aufgabenträgers 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. 4.7. 4.8. Zielgruppen und Milieus Familien mit Kindern bis 6 Jahren Grundschulkinder Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen Einkommensschwache Senioren Menschen mit Migrationshintergrund Weiterbildung und berufliche Qualifikation / Lebenslanges Lernen Erkenntnisse des Praxisinstituts Motzko 5. 5.1. Angebote / Maßnahmen / technische Lösungen Medienbestand 5.1.1. Bücher 5.1.2. Digitale Medien / Digitale Angebote 5.1.3. Datenbanken / Online-Angebote Vermittlung von Lese-, Recherche- und Informationskompetenz 5.2.1. Beschreibung möglicher Angebote und Maßnahmen 5.2.2. Beschreibung möglicher Workshops / Seminare / Einführungen Bestandsvermittlung und -Präsentation Veranstaltungen (soweit nicht zuvor beschrieben) 5.2. 5.3. 5.4. 6. 6.1. Kooperationen Kooperationen mit Partnern auf städtischer Ebene 6.1.1. Kooperationen mit Grund- und Förderschulen 1 6.2. 6.3. 6.4. 7. 7.1. 7.2. 6.1.2. Kooperationen mit weiterführenden Schulen 6.1.3. Kooperation mit der Bibliothek und dem Archiv des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark 6.1.4. Kooperation mit dem Märkischen Museum Witten 6.1.5. Kooperation mit dem Rotary Club Witten Hohenstein 6.1.6. Kooperation mit der Volkshochschule Witten 6.1.7. Kooperation mit dem Betriebsamt der Stadt Witten 6.1.8. Kooperation mit dem Kinder- und Jugendparlament 6.1.9. Kooperation mit dem Zentrum Aktiv/ZAK Projektbezogene Kooperationen mit Partnern auf städtischer Ebene 6.2.1. Teilnahme an Stadtteilprojekten 6.2.2. Zusammenarbeit mit interessierten Bürgern und weiteren Institutionen Kooperationen mit Partnern auf regionaler Ebene 6.3.1. Arbeitsgemeinschaft Großstadtbibliotheken 6.3.2. Bezirksregierung Arnsberg 6.3.3. Kooperation im Ennepe-Ruhr-Kreis 6.3.4. Kooperation mit der Stadtbibliothek Hattingen 6.3.5. Inforaum Hagen 6.3.6. Friedrich-Bödecker-Kreis NRW 6.3.7. Landesmedienzentrale 6.3.8. Kultursekretariat des Landes NRW in Gütersloh 6.3.9. Stiftung Lesen Kooperationen mit Partnern auf bundesweiter Ebene Kommunikation und Berichtswesen Interne Kommunikation 7.1.1. Kommunikation mit Entscheidungsträgern 7.1.2. Kommunikation mit der Verwaltung 7.1.3. institutsinterne Kommunikation Externe Kommunikation 7.2.1. Kommunikation mit den Kunden und Nutzern 7.2.2. Kommunikation mit der Presse 8. Evaluation und Erfolgskontrolle 9. 9.1. 9.2. 9.3. Zieldefinition Kurzfristige Ziele (Erreichung bis 2011) Mittelfristige Ziele (Erreichung bis 2013) Mittelfristige Ziele in Abhängigkeit von der Gebäudesituation 10. Zusammenfassung 10.1. Herausforderungen 10.2. Schwerpunkte 1. Vorwort / Zieldefinition Bibliothekskonzept Die Stadtbücherei Witten stellt sich der Herausforderung, angesichts begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen, eine zukunftsfähige Weiterentwicklung und Neuausrichtung des bestehenden Systems sowie seines Angebotsprofils vorzunehmen. Diese erfolgt auf der Grundlage der Analyse der Strukturdaten und wird an den von Aufsichtsbehörden und politischen Entscheidungsträgern definierten Rahmenbedingungen ausgerichtet. In der Konsequenz ermöglicht die Neuausrichtung vornehmlich die Sicherung und den Ausbau bestehender Angebote (hier vor allen Dingen im Kinder- und Jugendbereich) sowie 2 die Erschließung von Zielgruppen und Schwerpunkten, die bislang nur bedingt erreicht werden, wie beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund, junge Erwachsene, Menschen mit besonderen Anforderungen an Fortbildung und Qualifizierung sowie „lebenslanges Lernen“. Zeitgemäße Serviceangebote, eine verbesserte technische Infrastruktur und Medienausstattung sind hierbei wesentliche Elemente, um die Qualität und Leistungsfähigkeit der Bibliothek auszubauen. 2. Ausgangssituation und Vorgaben 2.1. Geschichte der Stadtbücherei Witten In Witten gibt es seit mehr als 125 Jahren eine Stadtbücherei. Die erste wurde als so genannte Volksbücherei im Jahre 1882 im Stadtteil Annen gegründet und existiert auch heute noch in Gestalt der Stadtteilbücherei Annen. Sie hat eine wechselvolle Geschichte mit mehreren Umzügen sowie einem Büchereibrand in den 1980er Jahren hinter sich. Im Stadtteil Heven begann die Buchausleihe in der dortigen Dorfschule. Im Jahr 1911 folgte die Gründung der Zentrale, die ihr erstes Domizil im seinerzeit ebenfalls neu gegründeten Märkischen Museum fand. Der erste Bestand mit insgesamt 4.588 Bänden speiste sich aus den Beständen des Wittener Bildungsvereins. In den 1920er und 1930er Jahren kamen die Zweigstellen in Bommern, Rüdinghausen, Stockum und Auf dem Schnee hinzu. Bis Kriegsende 1945 residierte die Bücherei am Humboldtplatz, schließlich fiel das Gebäude einem Bombenangriff zum Opfer. Nach dem Krieg wurde sie behelfsmäßig an der Nordstraße in der sanierungsbedürftigen Schillerschule untergebracht. Die 1952 – und damit für bundesdeutsche Verhältnisse recht früh – eingeführte Freihandaufstellung löste schließlich die Thekenbücherei ab, in der die Bücher für die Leser noch persönlich durch einen Bibliothekar ausgewählt wurden. 1955 erfolgte der Umzug in den Neubau des Rathausflügels. Dort war die Bücherei zentral untergebracht und genügte somit den zeitgemäßen fachlichen Ansprüchen. Der Nachfrage nach aktueller und unterhaltsamer Literatur insbesondere für Jugendliche begegnete man 1958 mit der Eröffnung der Jugendbücherei im Berufsschulzentrum an der Husemannstraße. Mit dem Umzug der Hauptstelle in das ehemalige Sparkassengebäude an der Ruhrstraße 48 im Jahr 1968 konnten verbesserte Aufstellungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen werden. Um den wachsenden Informationsbedürfnissen der Wittener Bürgerinnen und Bürger zu genügen, wurden die Bestände stetig ausgebaut und den Nutzerbedürfnissen angepasst. Seit 1992 wurde der erste elektronische Katalog (OPAC) eingeführt, was die Ablösung des Zettelkatalogs einläutete. Ebenso kamen digitale Medien hinzu wie CDs und CD-ROMs. 2. 2. Öffentlicher Auftrag, Organisation und Struktur der Stadtbücherei Die Stadtbücherei Witten ist eine öffentliche und für alle Bürger zugängliche Einrichtung des Kulturforums Witten. Als wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Kultur- und Bildungsangebots der Stadt Witten leistet sie einen grundlegenden Beitrag zur Vermittlung von Literatur und Wissen sowie der Bereitstellung von Informationen, zur Förderung der Lese- und Informationskompetenz sowie der Teilhabe an kultureller Bildung. Das gegenwärtige Bibliothekssystem in Witten besteht aus einer Zentralbücherei und vier Stadtteilbüchereien, das der Grundversorgung und im Falle der Zentrale der erweiterten Versorgung mit Literatur (spezialisierter Bedarf) dient. 3 Bei der Stadtbücherei Witten handelt es sich um ein großstädtisches Büchereisystem, bestehend aus der Zentrale in der Ruhrstraße 48 und vier Stadtteilbüchereien in den Ortsteilen Annen, Herbede, Heven und Stockum. Darüber hinaus besteht ein System dezentraler Versorgung von Schulen durch Bücherkisten mit dem „Rotamobil“, das die Schulen mit Medien versorgt. Der Begriff Medien meint nicht nur Bücher, sondern umfasst auch andere Informationsträger wie CDs, CD-ROMs, DVDs oder Videos. Über dieses Angebot werden zurzeit mehr als 3.000 Medien zur Verfügung gestellt, was einer Erhöhung um 1.000 Medien gegenüber dem Jahr 2010 bedeutet. Diese Literaturversorgung ist wesentlicher Teil der vertraglich zwischen der Bücherei und den Grundschulen fixierten Bildungspartnerschaften. Für Neuanschaffungen im Medienbestand standen in den letzten Jahren durchschnittlich 75.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Dieser Etat ist in 2011 um 33 Prozent auf 100.000 Euro aufgestockt worden. Die Zentrale in der Ruhrstraße 48 verfügt aktuell über 124.525 Medien und 30 Öffnungsstunden pro Woche (zu der Verteilung der Öffnungsstunden für Zentrale und Zweigstellen s. insgesamt Anlage 1). Sie bietet unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten vor Ort, wie die Recherche im Wittener OPAC, in großen Bibliothekskatalogen, in über die digitale Bibliothek (Digibib) zugänglichen Datenbanken sowie in der Bibliothek vorhandener Nachschlagewerke und Buchbestände. Zudem sind zwei Internetarbeitsplätze vorhanden, eine Auswahl aktueller Tageszeitungen und Zeitschriften, eine Leseecke, Kopiermöglichkeiten, Arbeitstische und Aufenthaltsmöglichkeiten. Die große Kinderbücherei umfasst knapp 27.000 Bände, darunter circa 19.000 Bände erzählende Kinderliteratur. Es stehen zudem Flächen für Vorlesestunden (Leseecke) zur Verfügung beziehungsweise können für größere Veranstaltungen schnell frei geräumt werden (Regale auf Rollen). Neben Vorlesestunden für Kinder finden Autorenlesungen und Büchereiführungen für alle Altersgruppen statt. Die vier Stadtteilbüchereien sind von unterschiedlicher Größe und haben keine einheitlichen Öffnungszeiten. Alle vier verfügen über Leseecken für Kinder und Erwachsene und halten eine Auswahl an aktuellen Zeitschriften vor. Der zur Verfügung stehende Raum für Klassenführungen und Vorlesestunden ist allerdings in den Zweigstellen Herbede und Stockum stark eingeschränkt. Drei dieser vier Zweigstellen liegen in oder an Schulgebäuden. Die Räumlichkeiten aller vier Zweigstellen sind ausnahmslos nicht für Büchereizwecke konzipiert worden. Die Verteilung über zwei Ebenen (Stockum), ungünstiger Raumzuschnitt und Verwinkeltheit (Herbede) und nicht nebeneinander liegende Räume (Heven) erschweren die Aufsicht und Beratung der Leser. Einzig Annen, ebenfalls ursprünglich nicht als Bücherei gedacht, verfügt über einen großen, L-förmig geschnittenen und relativ gut einsichtigen Raum. Erwachsenen- und Kinderabteilung gehen ineinander über. Barrierefreiheit ist ebenfalls nur in Annen gegeben. Die Stadtteilbücherei in Annen ist die älteste Bücherei auf dem Wittener Stadtgebiet. Sie wurde 1881 als Volksbibliothek gegründet. Seit August 2006 präsentiert sie ihre Bestände (Bücher, Hörkassetten, Zeitschriften, CD-ROMs, CDs und Spiele) auf 250 Quadratmetern im Erdgeschoss des Gebäudes Annenstraße 120. Ein behindertengerechter Zugang ist vorhanden. Die Stadtteilbücherei Annen verfügt über 13.716 Medien und 15 Öffnungsstunden pro Woche sowie einen Internetarbeitsplatz. Für Kinder werden Führungen, Vorlesestunden (auch deutsch-türkisch) und Autorenlesungen angeboten. Die Stadtteilbücherei in Herbede befindet sich seit August 2005 in der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Herbeder Grundschule. Die Schule befindet sich auf einer Anhöhe in einer Seitenstraße der Haupteinkaufsstraße Meesmannstraße und ist damit etwas abseits gelegen. Der Zugang zur Bücherei ist nicht barrierefrei. Mit circa 100 Quadratmetern ist 4 Herbede die kleinste der Stadtteilbüchereien. Sie verfügt über 12.463 Medien und elf Öffnungsstunden pro Woche. Angeboten werden Führungen für Kindergartengruppen und Grundschulklassen sowie Autorenlesungen, soweit es die eingeschränkten Räumlichkeiten zulassen. Seit Juni 2002 ist die Stadtteilbücherei in Heven auf 240 Quadratmetern in der ehemaligen Hevener Wannenschule untergebracht. Sie ist versteckt gelegen und schlecht erreichbar. Zudem befindet sie sich im ersten Stock des Gebäudes und ist nicht barrierefrei. Sie verfügt über 19.478 Medien und 14 Öffnungsstunden pro Woche. Hier finden Führungen für Kindergartengruppen und Grundschulklassen, Autorenlesungen sowie Vorlesestunden statt. Die Stadtteilbücherei Stockum befindet sich in zwei ehemaligen Klassenräumen der Harkortschule. Sie verfügt über 9.437 Medien und zehn Öffnungsstunden pro Woche. Hier werden Führungen für Kindergartengruppen und Grundschulklassen angeboten sowie Autorenlesungen. Die Bücherei, die eng mit der Schule und ihrem Offenen Ganztag zusammenarbeitet, hat 2008 mit dem Ratz & Fatz Kinderzentrum einen weiteren Partner hinzugewonnen. Die Räume sind dabei neu verteilt worden: die Erwachsenenbücherei und die Ausleihtheke liegen im Erdgeschoss, die Kinderbücherei hat für die Offene Tür des Kinderzentrums Platz gemacht und ist ins erste Stockwerk gezogen. Die enge Nachbarschaft zu Ratz & Fatz führt während eines Teils der Öffnungszeiten zu stärkeren Lärmbelästigungen. Zu den Öffnungszeiten von Zentrale und Stadtteilbüchereien s. ANL. 1 Trotz dieser überdurchschnittlichen Zahl von Standorten liegt die Wittener Stadtbücherei bei den Vergleichswerten des BIX bei 15,53 Quadratmetern auf 1.000 Einwohner unter dem Durchschnitt. Zur Darstellung Wittens im Vergleich des BIX s. ANL. 2 Der Bibliotheksindex BIX bietet Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken die Möglichkeit, ihre Leistungen auf nationaler Ebene im Vergleich mit anderen Bibliotheken ihrer Größenklasse zu messen. Gesamtkosten Medienbestand Leser Öffnungszeiten Personal-Std. Ausleihen 2010 Ausleihen 2009 Ausleihen 2008 Medienetat p.a. Annen 73.586,10 € 13.716 1.355 Leser 15 Ö-Stunden Herbede 84.475,92 € 10.463 642 Leser 11 Ö-Stunden Heven 87.400,82 € 19.478 560 Leser 14 Ö-Stunden 20 Assist- u. 9 Bibliothekarsstd. 26.036 26.679 28.917 4.000 Euro 29 Assist.-Std. 29,5 Assist.Std. 36.326 31.107 31.958 4.000 Euro 16.607 19.093 20.936 4.000 Euro Stockum 76.068,94 € 9.436 682 Leser 14/13 ÖStunden 27 Assist.-Std. 28.235 27.886 28.798 4.000 Euro Zur Erläuterung: Die Zahlen entstammen der Statistik des Jahres 2010. Mittlerweile sind die Öffnungszeiten in Stockum auf zehn Stunden reduziert worden, die von einer Kraft mit 19,5 Stunden gewährleistet werden. Die unterschiedlich hohen Kosten erklären sich im Wesentlichen durch unterschiedliche Mietkosten sowie die unterschiedliche Anrechnung der Personalkosten. So werden in Herbede die Kosten einer Vollzeitkraft aus dem Assistentenbereich eingerechnet, obwohl diese als Vertretung durchschnittlich fünf dieser Stunden in Annen verbringt. Fünf weitere Stunden stehen BEI Bedarf für andere Vertretungen zur Verfügung. 5 Die entsprechenden Werte für die Zentralbücherei belaufen sich auf: Gesamtkosten 1.194.272 Medienbestand 124.525 Leser 5.870 Öffnungszeiten 35 Std. / 30 Std. Personal-Std. 300 Assistentenstd. und 213 Bibliothekarsstd. Ausleihen 2010 215.981 Ausleihen 2009 229.973 Ausleihen 2008 226.026 Medienetat p.a. 73.000 (in 2010: 78.000) Die sowohl vom Kulturforum als auch von den politischen Entscheidungsträgern favorisierte Zukunft für die Zentralbücherei sieht folgende Maßnahmen vor • bauliche Zusammenführung mit dem Märkischem Museum • Ausbau der digitalen Angebote • Einführung von RFID • Lockere und ansprechende Präsentation • Steigerung der Aufenthaltsqualität • Einrichtung eines gemeinsamen Seminar- und Werkbereiches • Einrichtung eines gemeinsamen Cafes Die bestehenden Angebote in den Ortsteilen sollen fortgeführt werden. In Herbede und Stockum soll weiterhin das Konzept mit Schwerpunkt Kinder und Familien verfolgt und auch ausgebaut werden, allerdings unter Einbeziehung ehrenamtlichen Engagements. In Stockum sind dabei bereits erfolgreich Gespräche mit den Heimatfreunden geführt worden. Eine Gruppe von 12 Freiwilligen übernimmt ab dem Schuljahr 2011/2012 Teile der Ausleihe. Die kurzfristig notwendig gewordene Reduzierung der Öffnungszeiten kann dadurch rückgängig gemacht werden. In Heven wurden erste Gespräche mit der WABE geführt, die im Oktober fortgesetzt werden sollen. Auch hier kann eine Kooperation erfolgen, entweder durch Aufteilung der verschiedenen Öffnungstage unter den Institutionen nach Stockumer Muster, oder durch Aufteilung der zwei Räume zwischen den verschiedenen Trägern. In Annen soll ein Schwerpunkt lebenslangen Lernens und der Weiterbildung entstehen. Durch die räumliche Nähe zu VHS und Agentur für Arbeit – in der mittels Flyer auch gezielt auf die Angebote der Bücherei hingewiesen werden soll – bietet sich ein solcher Schwerpunkt zusätzlich zu einem Angebot für Kinder und Familien des Stadtteils an. 2.3. Darstellung des gegenwärtigen Systems und der Perspektiven Die Hauptstelle der Stadtbücherei Witten ist seit den sechziger Jahren in einem denkmalgeschützten – gleichwohl baulich bedingt geeigneten – Gebäude in der Ruhrstraße 48 untergebracht. Dieser Bau war ursprünglich nicht als Bücherei konzipiert, sondern diente nach dem Umbau eines Wohnhauses in der Nachkriegszeit als Zentrale der Wittener Sparkasse. Das Gebäude, das zu Teilen bereits aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt, ist seit Jahren in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Aus der Fassade haben sich in den zurückliegenden Monaten bereits mehrmals Elemente der Verkleidung gelöst und sind auf den Gehweg vor dem Haus gefallen. Die Fassade bröckelt und einige Wände weisen Risse auf, so dass Feuchtigkeit eindringt. Außerdem sind die 6 sanitären Anlagen in einem teilweise desolaten Zustand und Barrierefreiheit ist nur in Teilen gegeben – um einige der schwerwiegenden Mängel zu erwähnen. Dies beschreibt jedoch nur den baulichen Zustand der Büchereihauptstelle. In Hinblick auf den Medienbestand, auf digitale und online-Angebote, Auskunftsund Selbstverbuchungssysteme sowie nutzerfreundliche Aufenthalts- und Arbeitsbereiche, Onlinearbeitsplätze, ja eigentlich in Bezug auf all jene Angebote, die ein zeitgemäßes Büchereiangebot auszeichnen und vor allen Dingen inhaltlich hat das Wittener System Nachholbedarf. Durch verschiedene Projekte wie die zeitnahe Einführung von Selbstverbuchungstechnik in Form von RFID oder die Einführung digitaler Medien zur Ausleihe durch die DiviBIB wird daran gearbeitet, diese inhaltlichen Mängel zu beseitigen. Darüber hinaus wird der Bestand der Bibliothek umfassend überprüft und alte oder wenig attraktive Medien werden ausgetauscht bzw. aussortiert. Das Ziel dieser Arbeit ist eine zeitgemäße Bibliothek, die sich an die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Nutzer anpasst. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf ein innerstädtisches Entwicklungsszenario, das eine stärkere städtebauliche Anbindung der unteren Ruhrstraße sowie der Husemannstraße an die Wittener Innenstadt, bei gleichzeitiger Entwicklung der so genannten „Kulturmeile“ von der Bergerstraße zur Husemannstraße mit Saalbau, Kulturbüro, Musikschule, Stadtarchiv und Museum, vorsieht, wird die bauliche Verbindung mit dem Märkischen Museum geplant. Zudem wird die Stadtbücherei sich hier mit neuen Angeboten und Strukturen zukunftsweisend aufstellen. Technische Innovationen wie die Einführung eines Selbstverbuchungssystems für Ausleihverbuchung und Rückgabe, der Einstieg in die Divibib im Verbund mit benachbarten Städten, mehr Onlinearbeitsplätze, Zugang zu Internetdatenbanken, Ausbau des Fernleihsystems sowie die Qualifizierung und Fortbildung der Beschäftigten sowie der Servicequalität werden Eckpunkte der künftigen Entwicklung sein. Die Stadtbücherei hat bereits erste wesentliche Schritte auf diesem Weg getan und bietet seit 2011 auf ihrer Webseite den Zugriff auf das Munzinger-Archiv und den Zugriff auf den EN-MK-Bib. Beim EN-MK-Bib. handelt es sich um den Online-Zusammenschluss von acht Bibliotheken des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie des Märkischen Kreises mit Zugriff auf die Digitale Bibliothek. Derzeit noch im Aufbau begriffen ist die Onleihe Ruhr. Vor dem Hintergrund des schlechten baulichen Zustandes des Gebäudes Ruhrstraße 48 sowie auch aus städtebaulichen und -planerischen Überlegungen stellt sich über fachliche Verbesserungen hinaus aber auch die räumliche Verlagerung der Hauptstelle als wichtige Maßnahme zur Lösung der Probleme dar. Um beiden Instituten (Bücherei und Museum) gleichermaßen gerecht zu werden, reduziert das Museum im Eingangs- und Erdgeschossbereich die eigene Fläche zugunsten gemeinsamer Nutzer- und Besucherzonen sowie von Veranstaltungs- und Seminarräumen. Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit eines Anbaus an das Bestandsgebäude, der für die Bücherei zusätzlich circa 700 bis 750 Quadratmeter Nutzfläche schafft. Zusammen mit den vom Museum überlassenen Räumlichkeiten würde die Bücherei – neben einer Vielzahl von anderen positiven Seiteneffekten und Synergien durch die gemeinsame Nutzung – endlich die Möglichkeit zu einer aufgelockerten und ansprechenden Medienpräsentation sowie zu einer erheblichen Steigerung der Aufenthaltsqualität erhalten. Diese Schritte erfolgen im Sinne eines modernen und zukunftsweisenden Büchereikonzepts. Denn die Bücherei des 21. Jahrhunderts ist nicht länger ein Ort zum bloßen Entleihen von Büchern und Medien. Als öffentlicher Raum, als Treffpunkt sowie als Arbeits-, Aufenthalts- und Kommunikationsort muss sie den vielfältigen und verschiedenen Bedürfnissen der Menschen Rechnung tragen. Zudem können Museum und Bücherei als wechselseitige Frequenzbringer gemeinsam jeweils neue Zielgruppen erschließen und so ihre Wirkung auf einen vergrößerten Nutzerkreis ausweiten. Mögliche Synergieeffekte werden daher keinesfalls primär unter dem Aspekt des Sparens betrachtet; auch dann, wenn die Zusammenfassung 7 bestimmter Aufgaben (zum Beispiel ein gemeinsames Haustechnikteam, Facility Management, Aufsicht und Serviceaufgaben) und die gemeinsame Bewirtschaftung eines Gebäudes sicherlich auch hier Potenziale bergen. Eine räumliche Zusammenlegung vom Museum und Bücherei kann und wird auch die Öffnungszeiten dieser Institute verändern. Die derzeitigen Öffnungszeiten der Zentralbücherei sind mit 30 Stunden zu gering. Allerdings ist die Reduzierung von 35 auf 30 Stunden ohnehin nur eine vorübergehende Maßnahme, die der Bestandsrevision geschuldet ist. In einer Leserumfrage werden zurzeit auch die von den Büchereinutzern bevorzugten Öffnungszeiten erfragt. Fest steht allerdings, dass Museum und Bücherei den Montag als Schließungstag wählen werden. Hier passt die Bücherei sich, die bislang montags und mittwochs jeweils einen halben Tag geöffnet hatte, dem Museum an. Bis in den Nachmittag verlängerte Öffnungszeiten an Samstagen sollten außerdem hinzukommen. Die Einführung eines Dienstleistungsabends soll erneut in Betracht gezogen werden. Darüber hinaus ermöglichen die Onleihe und RFID-Außenrückgabe spätestens nach dem Umzug in das Gebäude Husemannstraße 12 einen von den Öffnungszeiten unabhängigen Service. In Annen engagiert sich die Stadt Witten seit Jahren, den Stadtteil aufzuwerten (Zentrum Aktiv, Quartiersmanagement, Soziale Stadt Annen). Durch die Konzentration sozialer Akteure im ZAK an der Annenstraße (Job-Center, Quabed, VHS) ist hier eine für alle bildungsinteressierten und/oder einkommensschwachen Wittener wichtige Anlaufstelle entstanden, die rund 400.000 Besuche im Jahr zählt. Die VHS bietet bereits kostenfreien Internetzugang, im Jugendzentrum Famous stehen den Jugendlichen mehrere PCs für Spiele zur Verfügung. Im Einzugsgebiet gibt es 16 Kindertageseinrichtungen, vier Grundschulen sowie zwei weiterführende Schulen. Im Stadtteil Annen liegt das Durchschnittsalter mit 42 Jahren deutlich unter dem Wert in Rüdinghausen von 45 Jahren. Neben der Stadtteilbücherei gibt es in Annen auch eine katholische öffentliche Bücherei, die allerdings durch ihre Größe und ihre geringen Öffnungszeiten am Sonntag nur eine Ergänzung des städtischen Angebots darstellt. Über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ist bereits im Rahmen eines Workshops mit positiver Tendenz gesprochen worden. Dieser Kontakt ist intensiv weiterzuführen. Gleiches gilt auch für die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS), dem Zentrum Aktiv (ZAK), der Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft Quabed sowie dem Jugendzentrum Famous. Der Bücherei-Zweigstelle im Ortsteil Annen könnte eine andere und besondere Profilierung zuteil werden, da in diesem Ortteil das Konzept der „Sozialen Stadt“ übergreifend umgesetzt wird. Im Einzugsgebiet dieser Stadtteilbücherei liegen die Stadtteile Annen mit 18.840 Einwohnern (=19% der Gesamtbevölkerung Wittens) und Rüdinghausen mit 6.592 Einwohnern (= 7% der Gesamtbevölkerung). Insbesondere im Hinblick auf den zu erwartenden weiteren Zuwachs der Zahl der Migranten in den nächsten Jahren (Anteil der Migranten in Witten insgesamt mit Stand Mitte 2007: 23 % der Gesamtbevölkerung, Herkunftsländer Polen, Türkei und ehemalige Sowjetunion) und der damit verbundenen steigenden Integrationsanforderungen kann die Stadtbücherei in enger Kooperation mit den Netzwerken vor Ort (u.a. ZAK) wertvolle Beiträge leisten. Dazu gehören zum Beispiel: - die Verstärkung der Zusammenarbeit mit VHS, ZAK, Quabed und Famous 8 - die Intensivierung der bisherigen Angebote (Bildungspartnerschaften mit Grundschulen in Annen und Rüdinghausen, Zusammenarbeit mit Kindergärten, Einbeziehung der beiden weiterführenden Schulen im Ortsteil) Für die Nutzer stehen in der Zweigstelle Annen zurzeit rund 220 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Auf dieser Fläche werden 13.716 Medien präsentiert, davon sind 6.676 Kinderbücher, 3.802 Romane und 2.504 Sachbücher. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, durch den internen Leihverkehr auf das gesamte Medienangebot des Wittener Büchereisystems zurückzugreifen sowie für weitergehende Wünsche den auswärtigen Leihverkehr in Anspruch zu nehmen. Die Bücherei ist 15 Wochenstunden geöffnet. Ein Internetarbeitsplatz steht zur Verfügung. Für Kinder werden Führungen, Vorlesestunden (auch deutsch-türkisch) und Autorenlesungen angeboten. Die Bücherei ist zentral gelegen, mit eigenen Parkplätzen und einer sehr guten ÖPNV-Anbindung. Gegenwärtig werden in der Stadtteilbücherei eine bibliothekarische Kraft mit circa 15 Wochenstunden und eine Assistentin mit ebenfalls 15 Wochenstunden fest eingesetzt. Diese werden regelmäßig ergänzt durch eine Assistentin mit fünf Wochenstunden, sowie bei Bedarf weiterem Personal zur Aufrechterhaltung des Ausleihbetriebs bei Urlaub und Krankheit. Die Stadtteilbücherei bleibt weiterhin interkulturelle Kinder- und Familienbibliothek. Das interkulturelle Angebot soll ausgebaut werden (häufigere zweisprachige Vorlesestunden, gegebenenfalls auch in russischer Sprache). In den Monaten Oktober bis März finden regelmäßig monatlich Vorlesestunden für Kinder ab fünf Jahren statt. Einige Kindergärten nutzen außerdem mit ihren Vorschulkindern einmal im Jahr das Angebot einer Führung (In 2010 vier Kindertagesstätten mit 40 Kindern). Um Kinder möglichst früh an die Bücherei heranzuführen, sollte die Zahl der Kindertagesstätten, die dieses Angebot nutzen erhöht werden. Daneben sollte in Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern am Ort das Interesse der Erziehungsberechtigten geweckt und Tipps zur Leseförderung gegeben werden. Durch besonderes Augenmerk auf interkulturelle Ausrichtung und Ansprache insbesondere von Migranten sowie noch näher zu bestimmenden Milieugruppen sollte versucht werden, den Anteil dieser Mitbürger an der Leserschaft zu steigern. Mit allen Grundschulen der Stadtteile Annen und Rüdinghausen bestehen Bildungspartnerschaften, in diesem Rahmen werden Klassenführungen veranstaltet und Autorenlesungen angeboten. Vereinzelt finden auch Klassenführungen und Autorenlesungen für die Kinder der weiterführenden Schulen Freiligrathschule und Holzkampschule statt. Ein Teil des Bestandes wird für die ersten bis vierten Klassen einerseits und die weiterführenden ab der fünften Klasse andererseits bereits als „Schülerhilfen“ separat angeboten. Für Heranwachsende wird bisher ein kleiner Romanbestand vorgehalten, ergänzt um einige Ratgeber zu den Themen Beruf und Ausbildung sowie allgemeine Lebenshilfe. Das Angebot sollte ausgebaut werden durch einen Bestand an audio-visuellen Medien sowie die Einrichtung eines Gruppenarbeitsplatzes. Die Romane sollten ergänzt werden durch mehr motivierende Texte für Leseschwache. Für Erwachsene werden bereits Bücher zu den Themen „Für Eltern“, „Geld & Beruf“, sowie „Feste feiern“ im Rahmen einer Themenkreisaufstellung präsentiert. Zukünftig sollte der Sachbuchbestand sehr weitgehend nach Themen/Lebenslagen geordnet präsentiert werden. Hierzu zählen insbesondere die Themenkreise „Familie & Co.“, „Gesund und fit“ „Geld & Recht“, „Zu Hause“. In Absprache mit den Bildungsträgern im Stadtteil ist ein Bestand zum Thema Ausbildung und lebenslanges Lernen aufzubauen. Gerade älteren Menschen kommt die verkehrsgünstige Lage der Stadtteilbücherei zu Gute. Nach der Statistik 2010 lesen 30 % der Erwachsenen in Stadtteilen, aber 67% der über Sechzigjährigen; deshalb sollte auch diese wachsende Bevölkerungsgruppe ein ortsnahes Angebot vorfinden. 9 Im Zentrum Aktiv an der Annenstraße findet sich ein Netzwerk sozialer Akteure, das jährlich rund 400.000 Besuche verzeichnet. Die Stadtteilbücherei Annen kooperiert mit den weiteren Einrichtungen des Zentrum Aktiv bei der Organisation und Durchführung gemeinsamer Aktionen wie zum Beispiel dem Fest auf der Annenstraße oder dem Gesundheitstag. Die Zusammenarbeit mit der VHS und Quabed sollte in Hinblick auf die Heranführung einkommensschwacher Personenkreise an das Bibliotheksangebot ausgebaut werden. „Aktiv für Gesundheit“ bietet sich an als Partner insbesondere bei Angeboten für Kinder unter sechs Jahren und ihre Eltern. Gemeinsam mit den Annener Bildungsträgern sollte auch überlegt werden, welche weiteren außerschulischen Veranstaltungen zur Lese- und Sprachförderung die Bücherei anbieten sollte. Mit den weiterführenden Schulen in Annen sollte der Kontakt intensiviert werden mit dem Ziel, das Angebot der Stadtbücherei bekannt zu machen beziehungsweise in Erinnerung zu rufen, sowie die Schülerinnen und Schüler zur Beteiligung am Sommerleseclub zu motivieren. Interessierte Freiwillige führen bisher insbesondere die deutsch-türkischen Vorlesestunden durch. Gerade in diesem Bereich ist die Mitarbeit Ehrenamtlicher wegen der Kenntnisse des Türkischen unerlässlich. Die Gewinnung von Freiwilligen, die andere Sprachen beherrschen (russisch, polnisch) belebt die interkulturelle Arbeit der Bücherei und hilft zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades und der Akzeptanz in der jeweiligen Gemeinschaft. Um die Attraktivität der Zweigstelle zu steigern, ist es notwendig, die Medienbestände vor allem an neuen Musik-CDs und DVDs sowie an Hörbüchern zu vergrößern. Zudem müsste zusätzlicher Platz für die Präsentation von Medien für Jugendliche und zur Steigerung der Aufenthaltsqualität für diese Zielgruppe geschaffen werden. Dies ist in den gegenwärtigen Räumlichkeiten aus Platzgründen jedoch kaum noch möglich. Um dem Bildungsauftrag besser nachzukommen wird angestrebt, in Zusammenarbeit mit Migranten-Organisationen Angebote für Migranten zu entwickeln, die zur Verbesserung von Deutschkenntnissen und sozialer Integration führen. Maßnahmen zur kommunalen Integrationsarbeit (nach Möglichkeit mit Förderung aus Komm-In-Mitteln des MAIS) sollen entwickelt werden. Die Kooperation mit Kindertagesstätten im Einzugsgebiet gilt es mit dem Ziel zu intensivieren, dass 30% der Kinder vor ihrem Schuleintritt mindestens einmal in der Bücherei gewesen sind. Die Zusammenarbeit mit VHS und Quabed ist mit dem Ziel auszubauen, einkommensschwache Bevölkerungskreise an die Bücherei heranzuführen. Problemlösungsbereiche sind zu identifizieren und auf der Basis statistischer Daten weiterzuentwickeln. Beispiele hierfür sind: - Frühkindliche Lese- und Sprachförderung Außerschulische Lese- und Recherchekompetenzverbesserung Schul- und bildungsbegleitende Informations- und Medienversorgung Soziale Kontaktförderung und interkulturelle und milieuübergreifende Kommunikationsangebote Berücksichtigung des Wandels in den Mediengewohnheiten und technischen Rahmenbedingungen (besonders Online-Zugänge) Berücksichtigung der Arbeitszeitveränderungen und der Ganztagsschulentwicklung bei Öffnungszeiten und Serviceangeboten (z.B. zusätzliche Rückgabemöglichkeiten für Pendler, usw.) 10 2.3.1. Vorgaben durch HSK / mittelfristige Finanzplanung / Finanzkommission Der Abschlussbericht 2010 der Finanzkommission nimmt einen Vergleich des Aufwandes für Kultur in Witten mit dem in anderen Städten vor. Im Ergebnis wird der Wittener Bücherei ein unverhältnismäßig hoher Pro-Kopf-Aufwand attestiert, der durch das veraltete und ineffiziente System hervorgerufen wird. Ausdrücklich wird die Verringerung des Pro-KopfAufwandes für Kultur und die Reduzierung der Verlustübernahme durch die Stadt Witten angemahnt. Dieser Beitrag des Kulturforums ist wesentlicher Bestandteil des vom Rat der Stadt beschlossenen Haushaltssicherungskonzeptes. Dazu zählt vor allen Dingen, neue Spielräume zu schaffen durch die Reduzierung der Folgeaufwendungen, wie Betriebskosten, Gebäudeunterhalt, sowie den Aufwand für Service- und Dienstleistungen. Weiterer Bestandteil des mit den Aufsichtsbehörden abgestimmten und in das gesamtstädtische HSK eingearbeiteten Konzeptes ist die Reduzierung des Personalbestandes im Büchereisystem um vier vollzeitverrechnete Stellen bis zum Jahr 2017. Die Auswirkungen werden bereits 2013 zu spüren sein, weil zu diesem Zeitpunkt die passive Phase des Vorruhestands für die Kollegen beginnt. Die Stellen entsprechen einer eingesparten Summe in diesem Bereich von rund 225.000 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Der Gesamtbetrag entspricht einer Reduzierung des Personalbestandes, der um rund eine Vollzeitstelle über der aktuellen Personalausstattung aller Zweigstellen zusammen hinausgeht. Die Aufgabe des Standortes Ruhrstraße 48 und Verlagerung der Hauptstelle in die zu erweiternden Räume der Husemannstraße 12 trägt langfristig zur Reduzierung der Folgeaufwendungen, wie Betriebskosten, Gebäudeunterhalt, Aufwand für Service- und Dienstleistungen bei. Durch Einhaltung und Umsetzung der relevanten Förderkriterien beim neu zu errichtenden Anbau am Museum wären nicht nur weitere Einspareffekte möglich, sondern es bestünde die Möglichkeit, zusätzliche Fördermittel für Investitionen und Infrastruktur zu beantragen. 2.3.2. Ergebnisse und Empfehlungen der GPA Das Wittener Büchereisystem verfügt zurzeit über eine in der Innenstadt gelegene Hauptstelle und zudem über eine großzügig bemessene und weitflächige Versorgung der Nutzer in den Ortsteilen durch vier Nebenstellen. Die Belastung des Budgets resultiert aus dem Personalaufwand und den Mietaufwendungen sowie insbesondere aus den zunehmenden Kosten für die notwendige Bauunterhaltung des denkmalgeschützten Objektes der Hauptstelle an der Ruhrstraße. Die Gemeindeprüfungsanstalt NRW hat im Rahmen eines regionalen und überregionalen Vergleichs in den Jahren 2006 und 2010 unter anderem die unverhältnismäßig hohe Anzahl der Standorte in Witten beanstandet. Im Zuge des Kennzahlenvergleiches und der daraus resultierenden Gespräche wurde darüber hinaus die hohe Mitarbeiterzahl und die in der Summe zu hohe Zahl der Öffnungsstunden diskutiert. Somit sollten die Öffnungszeiten in den Ortsteilen an den ermittelten Bedarf und die verfügbaren Ressourcen angepasst werden. Durch die Einbeziehung von Freiwilligen können hier Spielräume entstehen. Empfohlen wurde der Umbau des Bibliothekssystems in eine zeitgemäße und zukunftsfähige Buch-, Bildungs- und Medienzentrale, die in enger Kooperation mit anderen Trägern sowie Bildungs-, Jugend- und sozialen Einrichtungen auf die besonderen Erfordernisse unterschiedlicher Nutzergruppen eingeht. 11 In Kennzahlen stellt sich die Stadtbücherei Witten folgendermaßen dar: Im Jahr 2011 sind insgesamt 9.109 Bürger bei der Stadtbücherei gemeldete Nutzer. Seit 2009 ist ein Rückgang um circa 550 Leser zu verzeichnen. Siehe Anlage 3: Leserstatistik Im Gesamtsystem finden rund 80,28 Ausleihen je Öffnungsstunde, beziehungsweise 3,52 Ausleihen je Einwohner statt. Es sind 1,81 Medien je Einwohner vorhanden, und es besteht ein Zuschussbedarf in Höhe von 3,27 Euro je Ausleihe beziehungsweise 11,51 Euro Zuschussbedarf je Einwohner. Absolut betrachtet geht die ohnehin geringe Nutzung des Angebotes weiter stetig zurück, wie die Kennzahl Ausleihen je Einwohner zeigt. Da der Zuschussbedarf nicht sinkt, während die Ausleihen rückläufig sind, steigt der Zuschussbedarf je Ausleihe. Auch wenn die Vergleichszahlen der GPA aus dem Jahre 2007 resultieren, hat sich an der grundlegenden Situation im Büchereisystem in der Vergangenheit wenig geändert. Die Betrachtung der Benchmark-Kennziffern zeigt für Witten an dieser Stelle ein deutlich über dem Mittelwert liegendes Ergebnis, das heißt, der Zuschussbedarf ist überdurchschnittlich. Diese Beurteilung ist nachvollziehbar, wenn man die Öffnungsstunden und Ausleihen des Zweigstellensystems mit den Öffnungsstunden und Ausleihen der Hauptstelle vergleicht. Dabei zeigt sich, dass in den Ortsteilen bei rund der doppelten Anzahl an Öffnungsstunden lediglich 30% der Gesamtausleihen erreicht werden. Sicherlich werden sich die Prüfungsansätze der GPA in Zukunft auch dem modernen Dienstleistungsspektrum einer Bibliothek anpassen müssen, weil allein die Anzahl der ausgeliehenen Medien zunehmend an Bedeutung verlieren wird. Dagegen werden die Herausbildung von Lesefähigkeit und Recherchekompetenz zu immer wichtigeren Schwerpunkten werden. 12 Konkreter zu formulierende und messbare Ziele können die Akzeptanz von „weichen“ Zielsetzungen im Bereich von Leseförderung und Integration aber steigern. Angesichts der dramatisch verschlechterten finanziellen Situation der Stadt Witten als Trägerin des Kulturbetriebs haben das Kulturforum und der Verwaltungsrat die Möglichkeiten eines Verkauf der denkmalgeschützten Bücherei- Hauptstelle geprüft. 2.3.3. Beschlüsse des Verwaltungsrats des Kulturforums In der Sitzung des Verwaltungsrates Kulturforum Witten am 10. Mai 2010 zur Neuorganisation des Wittener Bibliothekssystems wurde folgender Beschlussvorschlag beschlossen: „Die Gemeindeprüfungsanstalt NRW hat im Rahmen eines regionalen und überregionalen Vergleichs unter anderem die unverhältnismäßig hohe Anzahl der Standorte in Witten beanstandet. Im Zuge des Kennzahlenvergleiches und der daraus sich ergebenden Gespräche wurde darüber hinaus die hohe Mitarbeiterzahl und die in der Summe zu hohe Zahl der Öffnungsstunden diskutiert. Empfohlen wurde der Umbau des Bibliothekssystems in eine zeitgemäße und zukunftsfähige Buch-, Bildungs- und Medienzentrale, die in enger Kooperation mit anderen Trägern sowie Bildungs-, Jugend- und sozialen Einrichtungen auf die besonderen Erfordernisse unterschiedlicher Milieus eingeht.“ Zudem hat das Kulturforum den Auftrag erhalten, folgende Profile und Schwerpunktbildungen zu entwickeln: eine Kinderbibliothek (zum Beispiel in Kooperationen mit Schulen, mit Einrichtungen städtischer und freier Träger), eine Jugendbibliothek (zum Beispiel Kooperation mit städtischen und kirchlichen Jugendtreffs), eine Interkulturelle Bildungsbibliothek (zum Beispiel in Kooperation mit VHS, QuaBeD und anderen Bildungsträgern), eine Kulturbibliothek (Angebot des gehobenen Anspruchs, Kunst, Kultur, Belletristik). Die in der Sitzung des Verwaltungsrates Kulturforum Witten am 7. Juli 2010 eingebrachte Verwaltungsvorlage zur „Neuorganisation des Wittener Bibliothekssystems“ wurde in der Sitzung am 17. September 2010 wie folgt beschlossen: „Der Verwaltungsrat beauftragt das Kulturforum, bezüglich des Standortes an der Ruhrstraße 48 den aktuellen Verkehrswert am Markt zu ermitteln. Zum Verkauf des Objektes wird nach entsprechender Prüfung durch den Verwaltungsrat diesem eine detaillierte Vorlage zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt.“ 2.4. Rahmenbedingungen und Ressourcen 2.4.1. Finanzielle Rahmenbedingungen und Ressourcen Angesichts der Verschuldungssituation der Stadt Witten war in der Vergangenheit die Aufstellung eines genehmigten Haushalts nicht möglich. Die Stadt befindet sich weiterhin im Nothaushalt. Mit Blick auf diese Situation haben sich die Kommunalaufsicht des EN-Kreises und der Bezirksregierung mit der grundsätzlichen Darstellung öffentlich bezuschusster kultureller Angebote beschäftigt und im Zuge einer mittelfristigen Finanzplanung, zunächst bis 2017, eine Rückführung des städtischen Zuschusses an den Kulturbetrieb vereinbart. Der Mittelabfluss durch die Entwicklung des Preisindexes, die Gehaltssteigerungen auf Grund der Tarifabschlüsse sowie die tendenziellen Erhöhungen bei den Energiekosten steigern das Risiko einer spürbaren Verschlechterung und Reduzierung der Angebote des Kulturforums. 13 In der Vergangenheit ist es immer wieder gelungen, das Leistungsspektrum der Kulturinstitute grundsätzlich nicht in Frage zu stellen und es den Nutzern ohne nennenswerte Einschränkungen zu präsentieren. Vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden Sparvorgaben durch die Aufsichtsbehörde ist vorgesehen, im Rahmen der Haushaltssicherungsbemühungen ein weiteres Konsolidierungspotenzial zur Absenkung des städtischen Zuschusses zu realisieren. Diese Zielvorgaben sind jedoch an Synergien gekoppelt, die durch eine inhaltliche und räumliche Neuausrichtung von Kulturinstituten erreicht werden sollen. In Kombination mit der hohen Inanspruchnahme des Altersteilzeitangebotes im Kulturforum (20 Teilnehmer, davon fünf aus dem Büchereisystem) bleibt dieses Synergiepotenzial immer noch ein ehrgeiziges, aber unverzichtbares Ziel, um die mit den Aufsichtsbehörden vereinbarten erneuten Einsparungen zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund muss das Konzept einer an zeitgemäße und nutzerorientierte Angebote angepassten und zukunftsfähigen Bibliothek von einer um 25% reduzierten (von 16 auf 12 Stellen) Beschäftigtenanzahl in Vollzeit ausgehen. Die Einführung neuer Technologien und die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements sind – neben weiteren Maßnahmen – daher als zusätzliche, unverzichtbare Elemente des Prozesses anzusehen. Die Bibliothek ist abhängig vom Etat, der ihr zugewiesen wird. Daraus werden die Ausgaben bestritten. Wesentliche Posten sind: • der Personaletat mit rund 1.000.000 Euro • der Medienetat mit rund 100.000 Euro • der Veranstaltungsetat mit rund 7.000 Euro • Werbung 3.000 Euro • sonstige betriebliche Aufwendungen mit rund 200.000 Euro • die Mietkosten in den Stadtteilbüchereien rund 32.000 Euro (Aktuelle Angaben für das Wirtschaftsjahr 2011). Der Medienetat wird nach einem jährlich neu diskutierten Schlüssel auf die einzelnen Fachgebiete in der Zentrale verteilt. Die Stadtteilbüchereien erhalten jeweils 4.000 Euro für den Medienerwerb. Diesen Ausgaben stehen folgende Einnahmen gegenüber: • Bruttomieteinnahmen von 41.000 Euro • Lesegebühren in Höhe von rund 30.000 Euro • Mahngebühren in Höhe von rund 15.000 Euro • Sondergebühren für einzelne Medienarten in Höhe von circa 1.500 Euro • Erlöse aus Buchverkäufen in Höhe von rund 2.500 Euro. (Zuweisungen und Spenden machen einen nur geringen Anteil der Einnahmen aus.) Über die von den Stadtwerken zur Verfügung gestellten Fördermittel Kultur erhält die Bibliothek gemäß einem internen Verteilungsplan jährlich 2.000 Euro. Die Beantragung von Landesmitteln unterliegt bestimmten Förderrichtlinien. So muss eine Bibliothek eine hauptamtliche fachliche Leitung haben und jährlich mindestens 8% ihres Bestandes erneuern, was auf Witten zutrifft. Für einzelne Maßnahmen gelten zusätzliche Fördergesichtspunkte. Aktuell läuft die Beantragung von Fördermitteln für die Einrichtung von RFID und für den Einstieg in die Digitale virtuelle Bibliothek. Eine Bewilligung dieser Mittel steht noch aus. 14 2.4.2. Einnahmequellen und Ausgaben Einnahmequellen • Zuweisungen des Trägers Wesentliche Einnahmeposten sind ferner • Nutzungsentgelte • Mieteinnahmen (Änderungen ab 01.09.2011) • Lesegebühren • Mahngebühren • Sondergebühren für einzelne Medienarten circa 1.500 Euro • Buchverkauf Fördermittel können akquiriert werden von • Fördergeber Bezirksregierung • Fördergeber Bauministerium • Fördergeber Kultursekretariat des Landes NRW in Gütersloh (SLC). • Fördergeber Stadtwerke (2.000 Euro im Zuge der Zuwendungen für Kultur). • Fördergeber Buchhandlungen (für den SLC 100 Euro pro Buchhandlung), sowie Preise und Buchgutscheine bei Veranstaltungen • Finanzielle Spenden der Wittener Geschäftsleute konzentrieren sich zur Zeit fast ausnahmslos auf Sachspenden im Rahmen des Sommerleseclubs (SLC) und des Vorlesewettbewerbs sowie auf die Finanzierung des Rotamobils durch die Rotarier. Hier ist eine deutliche Steigerung wünschenswert. • Die Stadtwerke sponsern mit einem festgelegten Jahresbeitrag, vom dem die Bücherei jährlich 2.000 Euro erhält. 2011 soll diese Summe in den Ausbau einer Schülerecke mit Lernhilfen und PC-Arbeitsplatz fließen. Verhandlungen über eine Unterstützung durch die Sparkasse bei Einführung der DiviBib sollen in allen beteiligten Städten geführt werden. Wesentliche Ausgabeposten sind • der Personaletat • der Medienetat Der Medienetat wird nach einem jährlich neu diskutierten Schlüssel auf die einzelnen Fachgebiete in der Zentrale verteilt. Die Stadtteilbüchereien erhalten jeweils 4.000 Euro für den Medienerwerb. der Veranstaltungsetat • Möbeletat • sonstige betriebliche Aufwendungen • Gebäudeunterhalt • Mietkosten in den Stadtteilbüchereien • Technische und digitale Neuerungen sind in Aufbau. Der Aufbau der DiviBib wird aus dem laufenden Etat bestritten. Für die Einführung von RFID wurden Mittel im Haushalt bereit gestellt, für 2011 zunächst in Höhe von 76.000, von denen aufgrund später Genehmigung des Antrags auf Landesförderung und dadurch der Notwendigkeit, die Maßnahme auf zwei Jahre zu strecken, Teile für das nächste Jahr wieder eingestellt werden müssen. 15 Die Aufsichtsbehörden haben der Stadt vorgegeben, auch die Bezuschussung des Kulturbetriebs in den kommenden Jahren abzusenken. Insofern sind besondere Anstrengungen durch die Akquise von Drittmitteln erforderlich, um auch künftig moderne Angebote aufrechterhalten zu können. 2.4.3. Personelle Rahmenbedingungen und Ressourcen Sieben Diplombibliothekare, die insgesamt 223 Arbeitsstunden leisten, und 14 Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, die so genannten „FAMIs“, ermöglichen das Angebot der Stadtbücherei von fachlicher Seite. Die Mehrzahl dieser Stellen ist in Teilzeit besetzt (Stand Juli 2011). In Vollzeitstellen gerechnet sind zurzeit 5,7 bibliothekarische Vollzeitstellen und 10,41 Assistentenstellen im Gesamtsystem besetzt, das entspricht insgesamt 16,1 Vollzeitstellen. Von diesem Fachpersonal sind rund 3,3 Stellen in den Stadtteilbüchereien eingesetzt und eine ganze Stelle entfällt ausschließlich auf Hintergrundarbeiten und Verwaltungstätigkeiten (ohne Ausleihverbuchung). Hinzu kommen 2,6 Stellen Reinigungskräfte und Hausmeister. Letzterer wird mit den anderen Instituten geteilt. Außerdem sind von ihm Allgemeinaufgaben mit zu tragen, wie beispielsweise Rufbereitschaften, Winterdienst, Vertretungsregelungen. Bis Ende 2013 werden aufgrund des hohen Altersdurchschnitts des Büchereiteams drei Assistentenstellen und eine bibliothekarische Stelle entfallen. Wenn im Oktober 2013 die letzte der fünf Mitarbeiterinnen, welche die Vorruhestandsregelung in Anspruch nimmt, in die passive Phase der Altersteilzeit wechselt, fehlen vier vollzeitverrechnete fachbezogene Stellen. Eine dieser Stellen fällt in den bibliothekarischen Aufgabenbereich, bei dreien handelt es sich um Assistentenstellen (vier Personen), von denen eine Stelle wesentliche Verwaltungstätigkeiten wahrnimmt. Zusätzlich fehlt eine Reinigungskraft mit 21,34 Stunden. Aufgrund der mit den Aufsichtsbehörden abgestimmten mittelfristigen Finanzplanung bestehen hier keine Spielräume, Ersatz zu schaffen. Jedoch: Eine weitere Verringerung der Personaldecke hätte zur Folge, dass die Bücherei ihren vielfältigen Aufgaben nicht mehr den Standards gemäß gerecht wird. Denn bereits jetzt liegt die Stadtbücherei Witten beim Personalbestand leicht unter dem Durchschnitt der beim BIX in dieser Größenklasse verglichenen Bibliotheken. Zusätzlich stehen für besondere Aufgaben zwischenzeitlich Aushilfen (so genannte 400Euro-Kräfte) und eine Kraft im freiwilligen sozialen Jahr zur Verfügung. Ab Herbst 2012 soll wieder ein/e Auszubildende/r eingestellt werden. Diese Ausbildung dauert drei Jahre. Bei der beschriebenen Personalausstattung kann es sich die Bücherei allerdings nicht erlauben, Mitarbeiter ohne jegliche bibliothekarische Qualifikation einzustellen. Es ist im Gegenteil für die Jahre 2012 und 2013 vom Wegfall von vier Vollzeit verrechneten Stellen im Rahmen der Altersteilzeit auszugehen. Die Mitarbeiter, ob Bibliothekare oder Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMIs), müssen selbst zusätzlich benötigte Qualifikationen erwerben., um die Themen frühkindliche Leseförderung, Recherchekompetenz etc. fachgerecht abdecken zu können. Ferner können Bedarfe auch durch ehrenamtliches Engagement abgedeckt werden. Das gilt insbesondere in den kommunikativen Bereichen (z.B. Konzept der Vorlesepaten). 16 3. Rahmenbedingungen der zukünftigen Arbeit 3.1. Umfeldanalyse / Geografische Lage /Anbindung an ÖPNV Witten ist mit rund 98.800 Einwohnern (stand 31.12.2010) die größte Stadt im Ennepe-RuhrKreis. Sie liegt im Städtedreieck Bochum/Dortmund/Hagen am südlichen Rand des Ruhrgebiets. Witten ist Universitätsstadt. Die Gründung der privaten Universität Witten-Herdecke fand im Jahre 1983 statt. Es handelt sich bei der UWH um eine sehr junge Gründung, und die Stadt hat nicht das Gepräge und Flair einer typischen Universitätsstadt. Die Stadtteile sind teilweise von eigenständigen Strukturen geprägt, insbesondere Herbede (13.736 Einwohner, Stand 31.12.2010), das erst im Jahr 1975 eingemeindet wurde und ein eigenes Unterzentrum mit Einkaufsstraße und Fußgängerzone bildet. Annen, räumlich deutlich näher am Zentrum gelegen, ist eher ein sozialer Brennpunkt, in dem die Stadt sich bemüht, Angebote zu schaffen (Zentrum Aktiv (ZAK), Quartiersmanagement, Soziale Stadt Annen). Mit 18.490 Einwohnern (Stand 31.12.2010), ist Annen nach Witten-Mitte der zweitgrößte Stadtteil, der in Hinblick auf die Literaturversorgung durch die Büchereizweigstelle, nach der Schließung der Zweigstelle in Rüdinghausen ein Einzugsgebiet von knapp 25.000 Einwohnern umfasst. Der Kaufkraftindex des Ennepe-Ruhr-Kreises lag im Jahr 2010 knapp über dem Durchschnitt Deutschlands, ist aber dennoch im Vergleich zum Jahr 2009 gesunken. Bei einem Pendlersaldo von -54,53 in Witten gegenüber -144,86 im Durchschnitt des Ennepe-Ruhr-Kreises ist davon auszugehen, dass nicht nur mehr Einwohner im Stadtgebiet ihrer Arbeit nachgehen, sondern auch mehr Arbeitskräfte von außerhalb einpendeln als dies in den übrigen Städten der Fall ist. Bei vollständiger Installation der RFID ist eine Rückgabe 24 Stunden am Tag möglich. Aber bereits jetzt, noch im alten Gebäude, soll versuchsweise eine vereinfachte Form der Außenrückgabe eingerichtet werden, bei der man Bücher einwerfen kann, die dann am nächsten Tag zurückgebucht werden (quasi eine Babyklappe für Bücher). Im Jahr 2010 betrug die Arbeitslosenquote für Witten noch 10,3 Prozent. Damit lag sie über der entsprechenden Quote für Deutschland, die im Jahr 2010 zwischen 6,9 und 8,6 pendelte. Andererseits lag Witten auch schon im vergangenen Jahr damit deutlich besser als andere Ruhrgebietsstädte. Die aktuellen Zahlen für den Monat Juli 2011 zeigen für Witten eine Arbeitslosenquote von 8,9 %, die damit nur knapp über dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt von 8,1% liegt. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote für das Ruhrgebiet insgesamt liegt demgegenüber mit 11,1% deutlich höher. Deutschlandweit sind 7% der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos gemeldet. Das Durchschnittseinkommen in Witten liegt mit 18.899 € im Jahr unterhalb der durchschnittlichen Jahreseinkommen in Nordrhein-Westfalen (19.104 €) und des EnnepeRuhr-Kreises (21.549 €). Die SGB II Quote betrug für Witten im Jahr 2008 12,4% (Quelle: Wegweiser Kommune). Betrachtet man die entsprechende Zahl ausschließlich für die ausländische Bevölkerung, beträgt sie sogar mehr als 24% (Wegweiser Kommune). Auch hier findet sich eine Erhöhung gegenüber den Zahlen für Deutschland im Gesamten. Hier lag die Quote im Jahr 2007 bei 10,7 Prozent. 17 Der Anteil der Kinder, die im Bereich der Kinderarmut leben, lag im Jahr 2008 im Vergleich zum Kreis höher. Mit 19,0 % ist fast jedes fünfte Kind in Witten von Kinderarmut betroffen (Quelle: Wegweiser Kommune). Auch bei der Altersarmut liegt Witten mit einem Anteil von 3,2% über dem Durchschnitt im Ennepe-Ruhr-Kreis von 2,4%. Diese Zahlen zeigen, dass die wirtschaftliche Situation der Wittener Bürger gering unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Insbesondere finanziell schlecht ausgestattete Familien brauchen die Bibliothek als kostengünstigen Zugang zu Information und Literatur (Zahlen aus „Wegweiser Kommune“ und „Statistische Kurzinformationen“ der Stadt Witten). 3.2. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen 3.2.1. Demographischer Wandel Prognosen sehen für die Jahre 2006 bis 2025 einen Bevölkerungsrückgang um 9% voraus. Gemäß der Charakterisierung der Bertelsmann-Stiftung zählt Witten damit zum Demographietyp „G2 – schrumpfende Großstädte im postindustriellen Strukturwandel“. Die Zahl der über Sechzigjährigen wird bis 2020 auf fast ein Drittel der Bevölkerung steigen und die Zahl der über Achtzigjährigen wird mit 8% prognostiziert (Quelle: Wegweiser Kommune). Für diese Altersgruppe wird es mit zunehmendem Alter schwieriger, dem technischen – und vor allen Dingen medialen Fortschritt zu folgen – und gewünschte Informationen zu finden. Hier kann die Bücherei durch zielgruppenorientierte Veranstaltungen zur Vermittlung von Medien- und Recherchekompetenz entscheidende Hilfestellungen bieten. Das zur Verfügung stehende Pro-Kopf-Einkommen wird sinken. Außerdem wird der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund steigen. Verkürzt wird dies auf die Formulierung „Wir werden weniger, älter, ärmer und bunter“ gebracht. 3.2.2. Wandel in Bildung und Beruf Auch wenn die Zahl der Schüler insgesamt sinken wird, bleibt die Leseförderung eine zentrale Aufgabe. Studien wie PISA haben gezeigt, dass Schüler in Deutschland vor allem in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik sowie den Naturwissenschaften erhebliche Defizite aufweisen, auch wenn es in den vergangenen Jahren zu einer leichten Steigerung der Leistungen kam. Darüber hinaus hat PISA deutlich gemacht, dass vor allen Dingen Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in diesen Bereichen mit erheblichen Problemen kämpfen müssen. Die Vermittlung von Lese- und Informationskompetenz als zentrale Vorraussetzung für den Wissenserwerb sollte im Fokus der täglichen Büchereiarbeit für Kinder und Jugendliche liegen. In Witten waren im Jahr 2007 21,3% der Kinder auf Förderunterricht im Bereich Sprache angewiesen. (Quelle: Statistische Kurzinformationen) Bildungspolitische Neuerungen wie das Abitur nach zwölf Schuljahren setzen die Schüler zusätzlich unter Druck und sind eher geeignet, diese negativen Entwicklungen zu beschleunigen und zu verstärken. Darüber hinaus macht auch der massive Fachkräftemangel in Deutschland es notwendig, in den Bereich Bildung zu investieren. Der Begriff der Wissensgesellschaft verdeutlicht die zunehmende Bedeutung des Wissens für die soziale und ökonomische Entwicklung der Bürger. Lebenslanges Lernen wird zunehmend erforderlich, um den wachsenden und wechselnden Anforderungen im Beruf gerecht zu werden. Die Bücherei kann hierbei mit ihrem Angebot motivieren und unterstützen und ist damit als Ort des Lernens für alle Generationen prädestiniert. 18 Die Kooperation mit Betrieben und berufsbildenden Schulen ist in diesem Zusammenhang wünschenswert. Allerdings muss sich das Büchereiangebot dabei auf allgemeine Ratgeberliteratur beschränken. Fachkundebücher für einzelne Berufe anzubieten, übersteigt den zur Verfügung stehenden Etat und führt auch zu einem zu stark spezialisierten Bestand. Hier ist eher das Angebot des Auswärtigen Leihverkehrs zu nutzen. Inwieweit der virtuelle und zwischen sechs Städten im östlichen und südlichen Ruhrgebiet geteilte Bestand der DiviBib künftig eine stärkere Spezialisierung zulässt, bleibt abzuwarten. 3.2.3. Wandel der Medienlandschaft Im Jahr 2011 nutzen laut ARD-ZDF-Onlinestudie rund 73,3% der Bevölkerung das Internet. Im Vergleich zum Jahr 2010 kam es damit zu einer Steigerung um 3,9%. Viele Nutzer bedienen sich zudem bereits jetzt der Breitbandtechnologie, und es ist abzusehen, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Darüber hinaus zeigt diese Studie, dass es vor allem bei den Nutzern, die älter als 60 Jahre sind, im Jahresunterschied von 2010 zu 2011 eine Steigerung um rund 23% gab. Im Vergleich dazu gibt es jedoch nach wie vor eine große Zahl von Menschen, die das Internet kaum bis gar nicht nutzen können oder sich für dieses Angebot gar nicht interessieren. Gründe dafür können sowohl der fehlende Zugang oder die mangelnde Verfügbarkeit der Breitbandtechnologie als auch mangelnde finanzielle Möglichkeiten sein. Darüber hinaus gibt es eine ungleiche Verteilung der Internetnutzung nach Altersstufen. Während Schüler und junge Erwachsene das Internet beinahe selbstverständlich nutzen, gibt es gerade im Bereich der Senioren eine große Gruppe von Personen, die diese Technologie mangels Kenntnis oder technischer Möglichkeiten nicht nutzen können oder nicht wollen. Die Internetnutzung in der Gruppe der über Sechzigjährigen liegt bei rund 34,5%. Das Internet wird vor allem dazu genutzt, aktuelle Nachrichten und Informationen abzurufen. Die am häufigsten genannten Interanwendungen sind: - Versenden und empfangen von Emails - Nutzung von Suchmaschinen - ‚einfach so surfen’ - die Nutzung von Online-Communitys - Instant-Messaging - Chats - Downloaden von Dateien - Online-Spiele sowie Musik laden und hören Nach unseren Recherchen sowie nach überregionalen Untersuchungen wird deutlich, dass gerade die von der Bücherei angestrebte Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen über Angebote im Internet zu erreichen ist und die Onleihe braucht. Des Weiteren ist zu überlegen, sich durch Präsenz in Communitys (Face Book, Twitter) an diese Zielgruppe anzunähern. Dennoch sollte bedacht werden, dass das Internet für die Jugendlichen vor allem Unterhaltungs- und Kommunikationsinstrument ist. Angebote der Bücherei sollten auf diese Bedürfnisse eingehen, beispielsweise durch einen hohen Anteil an Unterhaltungsliteratur in digitaler Form oder durch Dienste, welche den Nutzern durch SMS oder Mails zukommen können (Neuerscheinungslisten, Veranstaltungshinweise…). 19 Außerdem ist auch im Bereich der Medien selbst ein deutlicher Wandel zu verzeichnen. Waren Bücher, Videos und Kassetten sehr lange der Ausstattungsstandard in den Bibliotheken, so werden elektronische Medien, wie MP3s oder E-Books immer wichtiger und verstärkt nachgefragt. Zwangsläufig müssen auch diese Medien Einzug in die Bestände der Bibliotheken halten. Dieser Zuwachs und die ständige Weiterentwicklung im Bereich der Medien machen die Notwendigkeit der Vermittlung von grundlegender Medienkompetenz deutlich. Gerade für Kinder und Jugendliche sowie für Senioren ist es entscheidend, über Nutzen und auch Risiken der Verwendung neuer Medien und Technologien informiert zu werden und ein kritisches Verhältnis zu diesen zu entwickeln. Im Zuge dieser Entwicklungen hat die Bücherei bereits begonnen, Altbestände in Kassettenund Videoform aus dem Bestand zu nehmen. Zukünftig werden nur noch Angebote angeschafft, die auf CD, DVD, Blu-ray oder MP3-CD vorliegen. Im Bereich der Kinderhörbücher sind weiterhin Kassetten vorhanden, da viele Kinder nach wie vor Kassettenspieler besitzen. 3.2.4. Wandel des Aufgabenprofils für öffentliche Büchereien Die beschriebenen gesellschaftlichen Entwicklungen werden einen starken Einfluss auf die zukünftige Arbeit von öffentlichen Bibliotheken haben. Aufgrund der demographischen Entwicklung und der sich enorm gewandelten Informationsbedürfnisse in der Gesellschaft sind Bibliotheken gehalten, ihr bisheriges Aufgabenprofil neu auszurichten. Die schrumpfenden Budgets öffentlicher Haushalte verpflichten außerdem, von bisher breit gestreuter Fachliteratur („für jedermann“ beziehungsweise „für jeden etwas“) zu einem auf gezielte Nutzergruppen zugeschnittenen Bestand hinzuarbeiten. Dieser Konzentrationsprozess wird begleitet von der verstärkten Bereitstellung digitaler Angebote und ihrer Vermittlung. Bibliotheken müssen verstärkt die Möglichkeiten des Internets in ihr Angebot einbeziehen, um in Zukunft als Institution für qualitatives Informationsmanagement wahrgenommen zu werden. Die Wissensgesellschaft erfordert darüber hinaus vor allem die Vermittlung von Lese-, Lernund Medienkompetenz im Schwerpunkt für die Benutzergruppen Kinder und Jugendliche sowie Senioren. Von besonderem Interesse wird dabei in Zukunft die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sein. Darüber hinaus wird eine wichtige Aufgabe der Bücherei darin bestehen, sich an neuen Technologien und Entwicklungen aktiv zu beteiligen und den Kunden einen Zugang dazu zu ermöglichen. Die Angebotsstruktur des Büchereisystems entwickelt sich in einem dynamischen Prozess und hat sich kontinuierlich der sich verändernden Nachfrage anzupassen. Dabei sind Altbestände (das Buch als Verbrauchsgegenstand) entsprechend auszusondern, wobei der Grundsatz Qualität vor Quantität zu beachten ist. 3.3. Vorgaben des Aufgabenträgers Die Stadt Witten ist eine Gemeinde in der Haushaltssicherung. Das Kulturforum als Anstalt des öffentlichen Rechts hat zwar eine Sonderstellung inne, trotzdem sind alle Maßnahmen im Rahmen der Bezuschussung durch die Trägerin in das Haushaltssicherungskonzept einzupassen und mit der Kommunalaufsicht abzustimmen. Eine Reduzierung des Etats für das Kulturforum ist ab 2013 vorgesehen. Auch die Stadtbücherei als Institut des Kulturforums unterliegt damit diesen Rahmenbedingungen. Ferner sind die Empfehlungen der GPA zu berücksichtigen, die sich zuletzt im Jahr 2010 mit dem Wittener Büchereisystem auseinandergesetzt hat. Dabei hat sie die Empfehlung formuliert, alle Mittel und Kräfte auf eine Stärkung der Zentralbibliothek zu setzen, während 20 die Stadtteilbüchereien einer kritischen Überprüfung zu unterziehen und gegebenenfalls zu schließen sind. Um ein wohnortnahes Angebot in den Stadtteilen Herbede, Heven und Stockum aufrecht erhalten zu können, muss ein Konzept mit externen Trägern bzw. die Beteiligung ehrenamtlicher Hilfe entwickelt werden. Die Stadtteilbücherei Annen könnte aufgrund ihrer besonderen stadträumlichen Lage und Rahmenbedingungen (sozialer Brennpunkt, Konzept der sozialen Stadt, räumliche Nähe zu Trägern von Bildung und Qualifikation, mögliche Kooperation mit dem ZAK) als Familienbibliothek mit einem zusätzlich geschärften Bestandsprofil außerschulische Bildung fortgeführt werden. 4. Zielgruppen und Milieus Die Stadtbücherei Witten ist als offenes Angebot allen Wittener Bürgern zugänglich. Menschen jeden Alters und aller Einkommens- und Bildungsschichten finden hier Bücher und Medien zur Aus- und Fortbildung ebenso wie zu Kreativität und Unterhaltung. Durch die Breite ihres Angebots im Sachbuchbereich und ihre allgemeine Zugänglichkeit unterstützt die Bücherei das Lebenslange Lernen. Folgende Profile und Schwerpunkte sind zu entwickeln: - Kinderbibliothek (z.B. Kooperationen mit Schulen, Einrichtungen städtischer und freier Träger) - Jugendbibliothek / Jugendbereich (z.B. Kooperation mit städtischen und kirchlichen Jugendtreffs) - Interkulturelle Bibliotheksarbeit (z.B. in Kooperation mit VHS, QuaBed und anderen Bildungsträgern) - Kulturbibliothek (Angebot des gehobenen Anspruchs, Kunst, Kultur, Belletristik) 4.1. Familien mit Kindern bis sechs Jahren Die Grundlagen für den Spracherwerb und Lesefähigkeit werden bereits im Kleinkindalter gelegt; die ersten Kontakte mit Büchern bestimmen häufig Lesefähigkeit und Leselust für das ganze weitere Leben. Sprach- und Leseförderung sind wesentliche gesellschaftliche Aufgaben: 21,3% der Wittener Vorschulkinder haben erhebliche Sprachdefizite und müssen Sprachförderungskurse besuchen. Die Zentralbücherei und die Stadtteilbüchereien leisten durch ihre ortsnahe Verfügbarkeit einen wichtigen, niederschwelligen Beitrag zur frühkindlichen Leseförderung. Durch die verstärkte Ansprache junger Familien erreicht die Bücherei Kinder bereits im jüngsten (Vor)Lesealter. Es werden Vorlesebücher und Bilderbücher für Kinder bis drei Jahren sowie für Vorschulkinder angeboten und in Vorlesestunden und anderen Aktionen vermittelt. Unterstützend finden spielerische Einführungen in die Büchereibenutzung für Kindergartenund KiTa-Gruppen statt. Ab 2011 wird hier die Zusammenarbeit mit den Kindergärten durch eine Kraft des Freiwilligen Sozialen Jahrs weiter vertieft. Bei diesem Kooperationsprojekt von Bücherei und Märkischem Museum ist eine Kombination aus Leseförderung und künstlerisch-kreativen Aktionen für die Kindergartenkinder vorgesehen. Ab 2013 wird die Bücherei an dem Projekt „Lesestart“ der Stiftung Lesen teilnehmen, bei dem vor allem Kinder so genannter bildungsferner und einkommensschwacher Familien erreicht werden sollen. An die Eltern von Kindern im Alter von drei und sechs Jahren werden 21 Lesestartsets mit altersgerechten Büchern und Informationen zur SprachLeseerziehung verteilt, wobei die Bücherei die Sets für die Dreijährigen ausgeben wird. und Bei entsprechendem Etat und Personalstand wären außerdem gezielte Aktionen wie Elternseminare und Eltern-Kind-Veranstaltungen, in denen zum Beispiel Anregungen für das heimische Vor- und Selberlesen gegeben werden, möglich. Die Kinderbuchabteilung bietet direkten Zugang zu den meisten Erwachsenen-Medien, die junge Familien in ihrer Lebenssituation unterstützen. Ratgeber, Romane, Zeitschriften, Reiseliteratur und Anleitungen für kreatives Arbeiten sind barrierefrei zugänglich. Dem Aspekt der Familienfreundlichkeit soll bei der Neugestaltung der Bücherei vorrangiges Interesse eingeräumt werden. In Sichtweite der Kinderbuchabteilung, insbesondere der Bilderbücher, ist ein Erwachsenenbereich mit hoher Aufenthaltsqualität vorgesehen, beispielsweise in Gestalt eines Lesecafés mit Zugang zu Zeitschriften und anderen Medien. Darüber hinaus könnte in Zukunft eine Zusammenlegung von Sachgruppen, die besonders das Interesse junger Eltern treffen (Erziehungsratgeber, Bücher zu Kinderfesten und andere) zu einem Interessenkreis wie „Eltern und Kind“ in Reichweite der Kinderbuchabteilung erfolgen. Dieser Ansatz ist weiterzuentwickeln. Die genannten Angebote sprechen vor allem die besondere Interessenlage von Familien mit Migrationshintergrund an. Da in Witten fast 30% der Kinder in Tageseinrichtungen aus Migrantenfamilien stammen und oft einen besonderen Sprachförderungsbedarf haben, ist auch hier die Bücherei gefordert, einen Beitrag zu der Lösung diese Problems zu leisten. Zusätzlich zu dem bereits vorhandenen, breiten Spektrum an fremdsprachigen Medien, werden zurzeit vermehrt zweisprachige Kinderbücher zur Unterstützung des Spracherwerbs türkisch-, russisch- und polnischstämmiger Kinder angeschafft. Darüber hinaus veranstaltet die Bücherei auf Nachfrage Führungen für Gruppen, die Deutsch lernen. Dieses Angebot wird häufig von Aussiedlergruppen wahrgenommen. Zweisprachige Vorlesestunden sind in der Stadtteilbücherei Annen bereits angelaufen und befinden sich in der Zentralbücherei nun in der Planungsphase. 4.2. Grundschulkinder Die Bücherei unterstützt und fördert die Kinder bei ihren ersten Leseerfahrungen in der Grundschulzeit. Mit der Entgeltfreiheit für Kinder-Leseausweise ist eine wichtige Voraussetzung für einen niederschwelligen Zugang zur Bücherei bereits heute gegeben. Da zu fast allen Grundschulen, auch in den Stadtteilen, ein enger Kontakt besteht, ist eine optimale Erreichbarkeit der Zielgruppe gegeben. Alle sechs Grund- und Förderschulen aus dem Einzugsbereich der Wittener Innenstadt (Breddeschule, Brenschenschule, Bruchschule, Gerichtsschule, Crengeldanzschule und Pestalozzischule) haben die Zentralbücherei 2010 und 2011 zu insgesamt 30 Führungen besucht. Hinzu kommen zahlreiche Klassenbesuche und Aktionen, die den Spaß am Lesen nicht nur wecken, sondern auch festigen sollten. So wird für die Kinder der Breddeschule im Winter ein Lesemarathon ausgerichtet, die Bruch- und die Brenschenschule werden beispielsweise bei ihren jährlichen Lesewochen und Vorlesewettbewerben unterstützt. Ein wichtiger Baustein dieser Zusammenarbeit ist die Versorgung mit Medienkisten per „Rotamobil“, wobei neben themenzentrierten Büchern auch „Antolin“-Kisten, die zur grundsätzlichen Leseförderung eingesetzt werden, zusammengestellt werden. Im Jahr 2010 waren dies insgesamt 170 Medienboxen mit über 3.000 Medien für 15 Schulen und Kindergärten im Wittener Stadtgebiet. 22 Die Stadtbücherei Witten hat mit insgesamt zwölf Schulen im Stadtgebiet Bildungspartnerschaften geschlossen und damit eine besonders enge Zusammenarbeit begründet. Es handelt sich dabei um die Baedekerschule, Borbachschule, Breddeschule, Brenschenschule, Bruchschule, Crengeldanzschule, Erlenschule, Gerichtsschule, Hüllbergschule, Pferdebachschule, Rüdinghauser Schule und die Pestalozzischule. Mittelfristiges Ziel ist es, durch eine Einbindung aller Wittener Schulen in diese Bildungspartnerschaften und durch den regelmäßigen, fachlichen Austausch mit den Kontaktpersonen dieser Schulen weitere kreative Leseprojekte – wie beispielsweise den Winterlesemarathon der Breddeschule – zu begründen. Auch sollte das im Konzept der Bildungspartnerschaften vorgesehene Prinzip der Spiralcurricula mit allen Schulen konsequent umgesetzt werden: Anstelle eines Klassenbesuchs während der Grundschulzeit, der zurzeit noch die Regel ist, sollten in Absprache mit den Lehrern mindestens zwei verbindliche Besuche der Bücherei im Abstand von jeweils zwei Jahren eingeplant werden. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit mit den Offenen Ganztagsschulen verstärkt und weiter ausgebaut werden. Ein erster Schritt hierzu wurde im Kooperationsvertrag mit der Borbachschule getan, deren OGS die Zentralbücherei ab September 2011 fünf- bis sechsmal jährlich zu Vorleseaktionen besuchen wird. Jedes Jahr in den Sommerferien erreicht die Bücherei Kinder und Jugendliche durch die Ferienspiel-Aktion „Die weiße und die schwarze Kunst“ mit praktischen Aktionen rund ums Buch. Der für den Standort Husemannstraße geplante gemeinsame Seminar- und Werkbereich von Bücherei und Museums böte hierfür verbesserte Möglichkeiten, wie beispielsweise das Projekt der Gestaltung eines kompletten eigenen Buches. Der Sachbuchbestand für Kinder wird den Erfordernissen der Schüler gemäß aktuell gehalten und durch Zweitexemplare in der Lehrerbibliothek ausgebaut. Von den Wittener Kindern bis zum zehnten Lebensjahr sind 19,7% eingetragene Leser der Stadtbücherei. Allerdings werden viele Erwachsenenausweise als Familienkarte genutzt, daher verfügen insbesondere Vorschulkinder über keinen eigenen Büchereiausweis. Die Anmeldung als Leser ist bis zur Vollendung des 17. Lebensjahres zwar kostenfrei, aber trotzdem werden nicht alle kleinen Kinder auch angemeldet. Hier ist Aufklärung über die Bedeutung eines Leseausweises in Kindergruppen und Kindergärten zu betreiben. Der Anteil an Lesern bis zu zehn Jahren beträgt in der Zentralbücherei 11% und liegt in den Stadtteilbüchereien zwischen 19% (Annen) und 28% (Herbede). 4.3. Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen Durch eine Vielzahl an Angeboten für die 5. bis 7. Klassen wird das individuelle Lesen in dieser Gruppe gefördert, unter anderem durch den sehr erfolgreichen SommerLeseClub (SLC), den die Bücherei seit 2006 in Zusammenarbeit mit dem Kultursekretariat Gütersloh veranstaltet. Die Anzahl der teilnehmenden Schüler hat sich von 69 im Anfangsjahr 2007 auf 139 im Jahr 2010 verdoppelt. Trotz dieser insgesamt sehr erfolgreichen Entwicklung ist jedoch der Hauptschüleranteil mit 1% bis 2% alles andere als zufriedenstellend. Ab 2012 sollten daher die 5. bis 7. Klassen der Hauptschulen mit einer Auswahl attraktiver SLCBücher aufgesucht werden, um den SLC vor Ort zu bewerben. Hier könnte die Kraft des Freiwilligen Sozialen Jahres das bibliothekarische Personal unterstützen. Weiterhin wäre die Aktion „Wer liest, gewinnt“, die unter anderem vom Familienministerium unterstützt wird und bei der drei Klassen der Jahrgangsstufe fünf in der Bücherei gegeneinander in einem Lesequiz antreten, ein geeignetes Mittel zur Leseförderung für die weiterführenden Schulen. 23 Für die Schüler der weiterführenden Schulen verschiebt sich der Akzent jedoch von der Basis-Leseförderung auf die Hinführung zum richtigen Umgang mit Medien, gemäß dem Motto „Es gibt nicht nur Wikipedia“. So werden Schüler und Studierende, die im Internet nach Informationen suchen, regelmäßig mit dem 2011 installierten Munzinger-Archiv vertraut gemacht, im dem zitierfähige Artikel für Referate und Hausarbeiten recherchiert werden können. Klassenführungen verbunden mit gezielter Medienrecherche werden zurzeit hauptsächlich mit Schülern der 5. bis 7. Klassenführungen durchgeführt. Hier ist beabsichtigt, mit dem Beginn der Oberstufe regelmäßig weitere Führungen mit dem Schwerpunkt Literaturrecherche anzubieten. Darüber hinaus unterstützt die Bücherei das schulische Lernen mit einem breiten Angebot an Lernhilfen, die zurzeit noch (der Bibliothekssystematik entsprechend) über die Sachgruppen verteilt sind. Die Zusammenführung dieser Materialien in einem ansprechend eingerichteten Schülercenter ist in Vorbereitung. Unter den derzeitigen räumlichen Bedingungen ist eine eigene, moderne Jugendabteilung, die auch die Jugendromane und so genannte „All-Age-Bücher“ umfasst, in der Zentralbücherei derzeit noch nicht denkbar. Unter verbesserten räumlichen Gegebenheiten wird ihre Einrichtung in Zusammenarbeit mit Jugendlichen besonderen Vorrang genießen. Dabei soll auf jeden Fall das Kinder- und Jugendparlament mit in die Planung einbezogen werden. Bei den Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren, die schon im Oktober 2011 an einem Workshop zum Thema Bücherei der Zukunft teilnehmen werden, handelt es sich genau um die fragliche Zielgruppe, die auf diese Weise ihre Ideen direkt mit einbringen kann. 4.4. Einkommensschwache Fast 13% der Wittener empfangen zurzeit Leistungen aus der gesetzlichen Grundsicherung, die Arbeitslosenquote lag 2010 bei 9,9%. Die Bücherei bietet durch ihre Angebote gerade diesen Gruppen, die mittel- bis längerfristig am Rande der Gesellschaft stehen, eine Möglichkeit, am sozialen Leben teilzuhaben. Mit den jetzigen vergünstigten Benutzungsentgelten für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger ist die erste Voraussetzung dafür bereits gegeben. Die im Aufbau befindliche Abteilung „Job und Ausbildung“ gibt konkrete Hilfen für einen Wiedereinstieg ins Berufsleben. Die räumliche Einbindung und inhaltliche Zusammenarbeitung mit dem Zentrum Aktiv (ZAK) in Annen schafft gerade dort ein sehr günstiges Klima, um die genannte Bevölkerungsgruppe zu erreichen. Dieses Konzept ist eingebettet in Maßnahmen zur Sozialen Stadt – ein Konzept, das speziell in Annen gefördert wird. Durch ihren Bestand unterstützt die Bücherei die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Außerdem stellt sie Ratgeberliteratur für die Bewältigung von schwierigen Lebenssituationen und Anregungen zu Kreativität und Freizeitgestaltung zur Verfügung. Mehr als 30% der Bevölkerung hat noch keinen Internetzugang. Dieser digitalen Spaltung kann die Bücherei durch eine Aufstockung der Bildschirmarbeitsplätze und eine breite Bekanntmachung dieses Angebots entgegenwirken. Es ist zu prüfen, ob man diese Zielgruppe durch spezielle Führungen noch besser erreichen und die Schwelle zur Bücherei dadurch weiter senken könnte. 4.5. Senioren Die Zahl der Senioren wird in Witten wie überall zunehmen, und zwar in allen Untergruppen von den so genannten „jungen Alten“ bis hin zu den Hochbetagten. Wenn die demographische Entwicklung wie vorhersehbar fortschreitet, wird es im Jahr 2025 fast 50% mehr Menschen über 80 Jahre geben als heute. Zurzeit sind nur 2,8% aller Nutzer der 24 Bücherei über 60 Jahre alt, dennoch müssen die Senioren als wichtige kommende Zielgruppe betrachtet werden. Hörbücher, Großdruckbücher und Literaturverfilmungen kommen dem Bedürfnis einer älter werdenden Bevölkerung mit gesundheitlichen Einschränkungen, die auch das Lesevermögen treffen können, entgegen. Ratgeberliteratur zu medizinischen oder sozialpädagogischen Aspekten des Alters sollte zukünftig vermehrt angeschafft, aber nicht gesondert in einer „Senioren-Abteilung“ aufgestellt werden. Die Arbeit umfasst aber nicht nur die Literaturversorgung, sondern ist auch wichtig für soziale Kontakte dieser Bevölkerungsgruppe. Gerade in Hinblick auf wachsende Altersarmut kann ein nichtkommerzieller Treffpunkt, der gerade im Stadtzentrum kostenlos Aufenthaltsqualität (Wohnzimmer-Funktion) bietet, nicht hoch genug eingeschätzt werden. Austausch untereinander und Informationen über Hilfsangebote sind von großer Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit Ausbildungsträgern in der Alten- und Krankenpflege kann verstärkt werden, wenn der Etat einen entsprechenden Ausbau in diesem Bestandssegment ermöglicht. Bereits jetzt werden in diesem Bereich gelegentlich Führungen veranstaltet, bislang allerdings auch wegen der engen personellen Kapazitäten nur auf Anfrage hin. 4.6. Menschen mit Migrationshintergrund In Witten leben derzeit rd. 8.100 Menschen, die einen ausländischen Pass besitzen. Das sind 8.2 % der Einwohner. Überdurchschnittlich viele Ausländer (im Vergleich zur Gesamtausländerzahl) befinden sich im Alter zwischen 10 und 18 sowie 25- 40 Jahre. Weitaus höher als die reine Ausländerzahl stellt sich ausgehend vom Ergebnis des Mikrozensus 2007 die Zahl der Migranten in Witten dar. Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen alle nach 1949 auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborene mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil (Statistisches Bundesamt). Danach lebten zum Stichtag 30.06.07 16.116 Personen mit Migrationshintergrund in Witten. Das sind 23% der Hauptwohnsitzbevölkerung mit Geburtsdatum ab 01.01.50 (unter 58 Jahre). Davon haben 9.372 Personen (13,4 %) die deutsche und 6.744 Personen (9,6%) eine ausländische Staatsangehörigkeit. Nicht berücksichtigt sind dabei definitionsgemäß die Menschen mit Migrationshintergrund, die vor dem 01.01.1950 geboren sind. Außerdem sind bei dieser Auswertung auch die in Deutschland geborenen Deutschen der 2. und 3. Migrantengeneration nicht erfasst. Hauptherkunftsländer der Migranten in Witten sind Polen, Türkei und die ehem. Sowjetunion (Auswertung der Stadt Witten- Amt für Statistik, Stadtentwicklung und Wahlen, 2007) Darüber hinaus kann als Ergebnis des Mikrozensus festgehalten werden, dass fast ein Viertel der NRW-Bewohner einen Migrationshintergrund besitzen. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund weist eine deutlich jüngere Altersstruktur auf als die Gesamtbevölkerung Nordrhein-Westfalens. Das wird auch weiterhin für den Zeitraum bis 2020 gelten, obgleich ein stärkerer Alterungsprozess bei der Migrationsbevölkerung zu erwarten ist. Der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund wird daher weiter ansteigen, auch wenn es keine Zuwanderungsgewinne von Migrantinnen und Migranten nach Nordrhein-Westfalen gibt (Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NordrheinWestfalen, 2007). 25 Die Stadt Witten ist strebt derzeit an, möglichst kurzfristig über die Einführung einer speziellen Auskunftsdatenbank aktuelle und stadtteilbezogene Migrantenzahlen ermitteln zu können. Diese Zahlen werden für ein späteres Büchereikonzept nachgereicht. Eine größere tamilische Gruppe, die Ende der achtziger Jahre nach Witten und Umgebung kam, ist mittlerweile in der zweiten Generation gut integriert und verfügt über gute deutsche Sprachkenntnisse. Die Gruppe der Personen, die noch einen tamilischen Pass besitzen, umfasst gerade noch 61 Menschen im Stadtgebiet. Die Bücherei verstärkt ihr Bestreben, Menschen mit Migrationshintergrund anzusprechen und als Nutzer ihrer Angebote zu gewinnen. Erschien es in den 1960er und 1970er Jahren zunächst wichtig, für die erste Ausländergeneration ausreichend Literatur in den jeweiligen Muttersprachen anzubieten, so stellt sich heute häufig das Problem, dass deren Kinder weder die deutsche Sprache noch ihre eigene Herkunftssprache fehlerfrei beherrschen. Zweisprachige Literaturangebote und Vorlesestunden sollen hier Abhilfe schaffen und kommende Generationen davor bewahren, den Kontakt zur Muttersprache ganz zu verlieren. Angebote an Familien sprechen darüber hinaus auch die besondere Interessenlage von Familien mit Migrationshintergrund an. Da in Witten fast 30% der Kinder in Tageseinrichtungen aus Migrantenfamilien stammen (Stand 2007) und häufig einen besonderen Sprachförderungsbedarf haben, kann die Bücherei hierbei einen Beitrag zur Lösung dieses vielschichtigen Problems leisten. Zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Spektrum an fremdsprachigen Medien werden zurzeit vermehrt zweisprachige Kinderbücher zur Unterstützung des Spracherwerbs türkisch-, russisch- und polnischstämmiger Kinder angeschafft. Erste Angebote wurden in der Stadtteilbücherei in Annen mit deutsch-türkischen Vorlesestunden gemacht. Nach ersten positiven Erfahrungen sollen weitere solcher Vorlesenachmittage angeboten werden. 4.7. Weiterbildung und berufliche Qualifikation / Lebenslanges Lernen Die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen ist in den vergangenen fünf Jahren im Ennepe-Ruhr-Kreis signifikant gestiegen. Lag die Gesamtbeteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen im Jahre 2005 noch bei 0,6%, so stieg sie bis 2009 auf 10%. Die durch solche Maßnahmen erreichte Eingliederungsquote war mit rund 45% beeindruckend. Bei Jugendlichen lag die Quote sogar noch um zwei Prozentpunkte höher. Allein ein Blick auf diese Zahlen zeigt die Bedeutung, die derartige Weiterbildungsmaßnahmen sowohl gesamtgesellschaftlich als auch für die individuellen Biographien besitzen. Dem entsprechend wichtig ist es, in diesem Bereich unterstützend tätig zu werden und niederschwellige Angebote bereit zu halten. Ein gut ausgebautes Bestandsangebot zu einem Bereich wie „Job und Karriere“, in jedem Fall jedoch zu außerschulischer Bildung, ist in diesem Zusammenhang wichtig. Eingerichtet werden sollen zehn Online-Arbeitsplätze, die es auch ermöglichen, in den Angeboten des Arbeitsamtes und anderer Institutionen zu recherchieren und gegebenenfalls eigene Bewerbungen zu erstellen. Die außerschulische Aus- und Weiterbildung soll, wie auch an anderer Stelle ausgeführt, eine Aufgabe für die Stadtteilbücherei in Annen mit ihrer Nähe zu VHS, ZAK und QuaBed werden. 26 Wegen der räumlichen Nähe zur Volkshochschule wäre eine entsprechender, allerdings den räumlichen Möglichkeiten angepasster Ausbau für die Stadtteilbücherei in Annen, die auch als Familienbibliothek fungieren sollte (siehe Details zum Standort Annen), eine sinnvolle Angebotserweiterung und ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Wittener Bibliothekssystems. Die berufsbildenden Schulen dagegen liegen im Zentrum und in unmittelbarer räumlicher Nähe zur neuen Zentrale. Die Zusammenarbeit kann hier ähnlich wie mit den weiterführenden Schulen geführt und über das bereits bestehende Maß ausgebaut werden. 4.8. Erkenntnisse des Praxisinstituts Motzko Aus der vom Praxisinstitut Meinhard Motzko vorgestellten Studie zu den soziokulturellen Milieus (Stand 2009) wird deutlich, dass Bibliotheksnutzer bundesweit zu großen Teilen der mittleren und oberen Mittelschicht sowie der Oberschicht angehören. Für diese Studie wurden Familien mit Kindern im Alter von sechs bis 14 Jahren befragt. Motzko spricht im Sinne der Milieuforschung von sozialen Milieus. Gemeint sind Bevölkerungsgruppierungen und Nutzerschichten, die sich durch ihre jeweilige Orientierung und Lebensgestaltung auf bestimmte Weise definieren. Das heißt, es wird davon ausgegangen, dass sich die Menschen in postindustriellen Gesellschaften nicht länger unmittelbar durch ihre Berufs- und Schichtzugehörigkeit definieren, sondern durch Milieuzugehörigkeit und Lebensstil. Soziale Milieus unterscheiden sich wesentlich nach dem Grade ihrer Traditionsverhaftung bzw. ihrer Modernität. Die konservativen und etablierten Schichten sind tradierten Werten verhaftet, die sog. "modernen" Milieus wie zum Beispiel die der "Hedonisten" und der "Experimentalisten" streben dagegen nach Neuem und nach Modernität auf der Basis weitestgehender Individualität und persönlichem Lustgewinn. Traditionell verankerte Nutzerschichten und Teile der modernen Milieus stellen aktuell die breite Basis der Nutzerschaft in Bibliotheken dar (das sind die Steuerzahler) und sind als Zielgruppen auch in Zukunft von Bedeutung. Es existiert eine nicht zu unterschätzende Gruppierung, die dem traditionellen Bildungsbürgertum angehört und eine der tragenden Schichten im Kunst- und Kulturbereich ist. Diese müssen weiterhin ein kultur- und wissensorientiertes Bestandsprofil in der Bücherei vorfinden. Um diese Gruppen anzusprechen, muss das Angebot an Belletristik sowie an Sachbüchern besonders in den Gebieten Kunst, Musik und Geisteswissenschaften attraktiv gehalten werden. Literatur-CDs, die bei Berufstätigen zeitbedingt oft die Lektüre ersetzen, sind vermehrt anzuschaffen. In konkreter Planung ist die Onleihe von E-Books, die angesichts des Wandels der Lesegewohnheiten in diesen Milieus unverzichtbar sein wird. Es ist davon auszugehen, dass die verbesserte Aufenthaltsqualität in kulturell geprägter Umgebung die Bindung dieser Zielgruppen an die Bücherei weiter stärken würde. Nutzergruppen der unteren Mittelschicht und der Unterschicht sind zurzeit noch stark unterrepräsentiert. So gehören bundesweit nur 17% der Bibliotheksnutzer der Gruppe der „Konsum-Materialisten“ an und 22% sind dem Milieu der „Hedonisten“ zuzurechnen. Da gleichzeitig der Bevölkerungsanteil der bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten wächst, muss die Bücherei ihrer niedrigen Akzeptanzquote in diesen Milieugruppen entgegensteuern. Indem sie mit ihrem Kultur- und Bildungsangebot gezielt die Schlüsselqualifikationen Lesen und Sprache unterstützt, wird ihre Kompetenz als Problemlöser gerade in diesem Bereich deutlich. Um diese Zielgruppen bis hin zum neuen Prekariat effektiv und nachhaltig bedienen zu können, ist eine Analyse ihrer Lebensgewohnheiten und Ansprüche notwendig. So ist zum Beispiel über eine Erweiterung der Öffnungszeiten in die Abendstunden und auf den Samstagnachmittag Gegenstand der Planung. Diese Öffnungszeiten kämen Menschen aus hedonistischen, an Selbstentfaltung und Spass orientierten Milieus besser entgegen. Auch die Anschaffung bestimmter populärer 27 Medien, die nach der bisherigen Bestandspolitik noch nicht bereitgestellt worden sind (zum Beispiel des „GZSZ-Magazin“ oder „Bravo“ für die zukünftige Jugendecke) würde die „AngstSchwelle“ zur Bücherei senken und neue Nutzerkreise erschließen. Sowohl die Gruppe der Hedonisten wie die der Konsum-Materialisten wird durch die Neugestaltung der Bücherei sowie durch den „Wohlfühlfaktor“ der freundlicher und moderner gestalteten Räume verstärkt angesprochen werden. In den Migrantenmilieus Deutschlands liegt der Anteil der Bibliotheksnutzer vor allem in den unteren Einkommensgruppen noch deutlich niedriger als in den entsprechenden Schichten der einheimischen Milieus. Selbst von den vergleichsweise gut integrierten Migranten des „adaptiven Integrationsmilieus“ besuchen lediglich 15% der Familien mit Kindern Bibliotheken. Gerade in den Migrantenmilieus ist jedoch der Bedarf an Sprach- und Leseförderung offensichtlich. Fast 16% aller Jugendlichen mit ausländischer Herkunft haben im Jahr 2007 die Schule ohne einen Abschluss verlassen während es in der Gesamtbevölkerung „nur“ 5% waren. Hier sind offensive Maßnahmen gefordert, um diese Gruppen künftig auf einer breiten Basis zu erreichen. Neben den unter der Rubrik 4.6. (zu Menschen mit Migrationshintergrund) genannten Punkten wäre zudem der Weg über die Schulen denkbar: Hier lässt sich relativ frühzeitig in der Lebensbiographie ansetzen und die Entwicklung begleiten. Zum Beispiel haben circa 60% der Teilnehmer des jährlichen WinterLesemarathons, den die Bücherei gemeinsam mit der Breddeschule ausrichtet, Eltern ausländischer Herkunft. Auch diese Eltern werden mittelbar über den Marathon erreicht, da sie ihre Kinder in der Regel bei ihren Büchereibesuchen begleiten. Dieses Beispiel zeigt, dass eine enge Zusammenarbeit mit migrationsgeprägten Grundschulen zielführend ist und zukünftig für eine bessere Erreichbarkeit der Migrantenmilieus auszubauen ist. 5. Angebote / Maßnahmen / technische Lösungen Laut Jahresstatistik des Jahres 2010 stellt das Stadtbücherei-System 179.607 Medien für die Bevölkerung von Witten zur Nutzung bereit. Mit dem Wert von 1,82 Medien pro Einwohner liegt die Bücherei im Vergleich zu anderen Bibliotheken ihrer Größenklasse über dem Durchschnitt. Der Bestand ist weitgehend frei zugänglich für jeden. Für die Ausleihe ist eine Anmeldung erforderlich, Erwachsene entrichten eine Lesegebühr von sieben beziehungsweise 15 Euro, unter 18 Jahren ist die Ausleihe kostenfrei. Neben der Bereitstellung und Ausleihe des Bestandes hilft das Personal bei der Medienauswahl, vermittelt Lese- und Informationskompetenz. Da neben der Zentralbücherei in der Ruhrstraße auch in vier Stadtteilen eine Bücherei-Zweigstelle vorhanden ist, ist eine ortsnahe Versorgung der Bevölkerung gewährleistet. Durch interne Transporte, die in der Regel zweimal wöchentlich stattfinden, können in jeder Bücherei alle Leser auf den gesamten Bestand zurückgreifen (interner Leihverkehr). Bücher, die nicht im Bestand sind, können über den bundesweiten auswärtigen Leihverkehr der Bibliotheken besorgt werden. 5.1. Medienbestand 5.1.1. Bücher 124.000 Medien des Gesamtbestandes entfallen auf die Zentrale der Bücherei. Fast der gesamte Bestand steht im Freihandbereich zur sofortigen Ausleihe zur Verfügung und kann vor Ort ohne Büchereiausweis genutzt werden. Der Bestand gliedert sich in 41% Sachbücher (einschließlich Noten), 29% Kinderbücher, 20% Romane und 10% audiovisuelle Medien für Kinder und Erwachsene. Größere und speziellere Sammlungen, wie sie früher insbesondere im Bereich der Musikbücherei geführt wurden, sind aufgegeben worden. 28 Das Bestandsprofil unterstützt die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Witten gezielt dabei, Informationen für Schule, Ausbildung, Weiterbildung, Lebensfragen und Freizeitgestaltung zu erhalten. Studienliteratur und Literatur für einen spezialisierten höheren Bedarf wird nicht angeboten, da dieser Bedarf von den Universitätsbibliotheken und den Stadtbibliotheken der umliegenden Großstädte wie Essen und Bochum ausreichend gedeckt wird. Die Orientierung an den oben genannten Zielgruppen soll beibehalten und konsequent fortgeführt werden. Zusätzlich zu den Büchern werden 93 verschiedene aktuelle Zeitungen und Zeitschriften angeboten. Der Anteil der neuen Medien (Musik-CD, Literatur-CDs, CD-ROM, DVD) beträgt fast 11% und soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut und durch E-Books erweitert werden. Der für die Zukunft in der Zentralbücherei angestrebte Zielbestand umfasst rund 85.000 Bände, die auf circa 1.350 Quadratmetern untergebracht werden sollen. Das bedeutet rein rechnerisch eine Mediendichte von 62 Medien pro Quadratmeter, womit ein guter und akzeptabler Mittelwert erreicht wird. Die künftige Gliederung des Bestandes von 84.500 Medien, auf die im Zuge der stattfindenden Revision bereits hingearbeitet wird, sieht folgende Aufteilung nach Gattungen und Medienarten vor: 18.000 Romane, 30.000 Sachbücher (auch Noten), 3.700 CDs, 1.500 Literatur-CDs, 300 CD-ROMs, 1.500 Videos/DVDs, 26.000 Kinderbücher und 2.500 KinderCDs sowie 1.000 Kinder-DVDs. Das bedeutet zunächst eine Halbierung des Sachbuchbestandes, wobei einige Gebiete weit überproportional verkleinert werden und, zum Beispiel in einigen Bereichen der Naturwissenschaften, wenig mehr als Schülerhilfen enthalten werden. Denn gerade im Sachbuchbereich und auf dem Gebiet der aktuellen Informationsbeschaffung wird die Auskunft und Beratung mittels online-Auskunftsmitteln das traditionelle Sachbuch immer mehr ablösen. Die Bereitstellung aktueller, kostenpflichtiger Datenbanken erweist sich allerdings schnell als eine Frage der finanziellen Mittel. Hierbei umfasst der belletristische Buchbestand sowohl klassische und gehobene Erzählliteratur als auch Unterhaltungsliteratur vom Krimi über den Frauenroman bis hin zu Fantasy Erzählungen und spiegelt die Breite der Literaturproduktion wider. Der in Teilen stark veraltete Sachbuchbestand wird gegenwärtig einer genauen Überprüfung unterzogen und reduziert. Aufgrund der aktuellen Situation, von der zunächst einmal auszugehen ist, wird angestrebt: Zunächst Bestandsaufteilung auf einzelne Fachgebiete/Sachgruppen mit folgenden Richtwerten: A (Allgemeines) 500, C (Erdkunde) 2.600, D (Heimatkunde, Regionalia) 800, E (Geschichte) 2.800, F (Recht) 400, G (Sozialwissenschaften) 2.000, H (Wirtschaft) 500, K (Religion) 1.000, L (Philosophie) 600, M (Psychologie) 1.400, N (Pädagogik) 1.700, O (Sprachwissenschaften) 1.000, P (Literaturwissenschaften) 1.500, R (Kunst) 1.300, S (Musik) 1.300, T (Mathematik) 600, U (Naturwissenschaften) 2.500, V (Medizin) 1.600, W (Technik) 2.400, X (Hauswirtschaft / Gartenbau) 2.000, Y (Sport / Unterhaltung) 1.900 Medien. Dies entspricht einer Summe von insgesamt 30.400 Medien. Diese Aufstellung wurde nach dem Fächerkanon der Allgemeinen Systematik für Bibliotheken (ASB) erstellt. Dargestellt sind Richtwerte, die noch der Diskussion unterliegen. Veränderungen sind selbstverständlich zu erwarten und werden angestrebt, z.B., wie bereits dargelegt, in der Bestandspräsentation nach Interessenskreisen und Lebenslagen. Ein breit gefächertes Angebot mit Schwerpunktsetzungen und inhaltlichen Akzentuierungen wird aufgebaut. Dem liegt bereits eine völlig andere Denkweise und Literaturauswahl und eine Abkehr von einem wie immer gearteten „Fächerkanon“ zugrunde. Eine Reduzierung des Sachbuchbestandes schafft Platz für Romane, AV-Medien oder einen speziellen Schüler- und Jugendbereich. 29 Die Kinderabteilung erfährt gegenüber ihrem jetzigen Umfang eine leichte Konzentration, wird aber nicht wesentlich reduziert. Änderungen werden vor allem im Bereich der Kinderklassiker vorgenommen und bestehen in erster Linie im Ersatz einer großen Zahl von alten und zerschlissenen Exemplaren. Für diese Aufgabe standen in den vergangenen Jahren zu wenig Etatmittel bereit. Hier wird ein Schwerpunkt gesetzt werden, was sich auch bei der Etatverteilung innerhalb des Erwerbungsetats bereits im Jahr 2012 niederschlagen wird. Ein weiteres Augenmerk soll künftig auf dem Ausbau der Kindersachliteratur liegen. Gerade in diesem Bereich steigt die Nachfrage durch Versorgung der Schulen für Unterrichtszwecke stark an. Aber auch schon für jüngere Kinder im Einzugsbereich von Kindergärten und Kindertagesstätten wird Sachliteratur nachgefragt. Das Angebot an Sachbilderbüchern in der zentralen Kinderbücherei und den Stadtteilbüchereien kann als gut bezeichnet werden. Der Bestand an Sachliteratur für Grundschüler soll ausgebaut werden. Zu überlegen ist hier eine Staffelung von Exemplaren im Rahmen der so genannten „Lehrerbücherei“, da der Markt der Sachliteratur für diese Altersgruppe begrenzt ist. Bei dieser Lehrerbücherei handelt es sich um einen separat aufgestellten Sonderbestand, der in erster Linie zur Bestückung der für die Schulen zusammengestellten Bücherkisten gedacht ist, gleichwohl aber im Katalog nachgewiesen ist und auf gezielte Nachfrage hin auch anderen Lesern zur Verfügung steht. Der Bedarf an Titeln für die Lehrerbücherei wurde bisher mit Lehrern und Schulleitern abgestimmt, und das soll auch weiterhin geschehen. 5.1.2. Digitale Medien / Digitale Angebote Digitale Angebote im Internet werden zukünftig immer wichtiger. Nachgefragt werden zurzeit auch insbesondere DVDs und wahrscheinlich - mit sinkenden Preisen für die entsprechenden Geräte – auch BlueRay. Grundsätzlich gilt hierbei, dass für die Entleihung von AV-Medien Sonderentgelte genommen werden (zwischen 0,50 Euro und 1,50 Euro). Ein aktuelles Angebot an Musik-CDs (Charts) soll noch vorgehalten werden. Allerdings sind hier die Marktentwicklungen genau zu beobachten, da das Herunterladen von Musiktiteln aus dem Internet, allerdings bei geringerer Tonqualität, zunehmend populärer wird. Auf einen solchen Trend haben selbstverständlich auch Büchereien im Rahmen der rechtlichen Vorgaben zu reagieren, indem sie entsprechende Möglichkeiten anbieten. Ferner besitzt die Stadtbücherei innerhalb ihres Bestandes an Musik-CDs circa 700 Titel klassischer Musik. Diese Bestände sind am aktuellen Standort aus Platzgründen nicht allgemein zugänglich aufgestellt und nur über den Katalog auffindbar. Hier ist Abhilfe zu schaffen, sobald der neue Standort bezogen ist. Aufgrund der durch die Einführung von RFID möglichen direkten Präsentation der AV-Medien (Wegfall der bislang praktizierten „Stellvertreter“-Lösung) kann dieser Bestand wieder präsentiert werden und so die Ausleihe in diesem Segment noch einmal aktiviert werden. DVD und in einem steigenden Maße Blue Ray sind die Datenträger der Zukunft, die das Medium Video längst abgelöst haben. Die Bücherei hat auf diese Entwicklung längst reagiert, indem sie im Bereich der Videos die meisten Bestände, die im Übrigen meist auch inhaltlich veraltet waren, ausgesondert hat. 30 Einige wenige Videos, die für Unterrichtszwecke geeignet sind, befinden sich noch im Bestand. Allerdings sollen aus Sicht der Bücherei die hierfür immer noch anfallenden Ausleihentgelte gestrichen werden. Gleiches gilt für die CD-ROMs, die, soweit sie technisch überholt sind und auf modernen Computern nicht mehr wiedergegeben werden können, demnächst auch aussortiert werden. Seit 2010 ist ein Bestand an DVDs im Aufbau begriffen, der ab 2012 um einen Blue-RayBestand ergänzt werden soll. Inhaltlich setzt sich dieser aus den folgenden Bereichen zusammen: Ausgewählte Sach-DVDs: hier wird auf die Nachfrage aus der Leserschaft reagiert. Die Gebiete „Tanz“ sowie „Gymnastik“ wurden als Desiderate festgestellt. Weniger gefragt sind DVDs aus dem Gebiet der Erdkunde, insbesondere zu einzelnen Reisezielen. Literaturverfilmungen: Da die Bücherei aufgrund des begrenzten Etats keine Konkurrenz zu kommerziellen Entleihern aufbauen kann und will, werden hier in erster Linie DVDs nach literarischen Vorlagen angeschafft. Dadurch wird ein grundsätzliches Mindestniveau gewährleistet. Diese DVDs sind darüber hinaus auch für Unterrichtszwecke gut nutzbar. Dementsprechend wird Wert auf die Anschaffung verfilmter Schullektüre gelegt. Der Bestand an Literatur-DVDs umfasst aktuell 180 Titel und soll ausgebaut werden. Ergänzt werden soll dieser Bestand in Zukunft durch ein Segment an Filmklassikern ohne literarische Vorlage. Im Bereich der Kinderbücherei werden aktuell 250 DVDs angeboten. Schwerpunkt des Angebots sind Kinderklassiker und unterhaltende Filme von „Heidi“ über „Tom Sawyer“ bis hin zu „Harry Potter“, ergänzt durch einige Sach-DVDs, in denen Themen wie „Klima“ oder „Wetter“ kindgerecht dargestellt werden. Insgesamt hat die Stadtbücherei derzeit circa 550 DVDs im Angebot. Dieses Angebot soll bis zu einem Bestand von rund 1.500 Titeln für Erwachsene und rund 1.000 Titel für Kinder ausgebaut werden. Durch die Nutzung von RFID wird besonders die Ausleihe von AVMedien zukünftig für die Leser komfortabler: Das Stellvertretersystem kann entfallen und erspart dadurch Wartezeit, bis die Medien herausgesucht sind. Die Mitarbeiter können mehr Auskunftsservice bieten, da die einfache Tätigkeit des Verbuchens weitgehend entfällt. 5.1.3. Datenbanken / Online-Angebote Seit Jahren ist die Stadtbücherei Witten als Teil des Internetauftritts des Kulturforums Witten im world-wide-web präsent. Auf dieser Plattform erhalten die Büchereinutzer alle wesentlichen Informationen zu den Beständen und dem Service der Bücherei: Öffnungszeiten, Veranstaltungstermine, Entgelte. Außerdem ist es möglich, von zuhause aus auf den Bestandskatalog zuzugreifen und die Laufzeiten von Medienausleihen zu verlängern. Eine Auskunftsanfrage per Mail ist ebenfalls möglich. Seit kurzem wird dieser Online-Service durch zwei weitere Angebote ergänzt: Dies ist zunächst der Rechercheverbund EN-MK-Bib.: Diesem Verbund gehören acht Bibliotheken aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Märkischen Kreis an, die gemeinsam den Einstieg in die „Digitale Bibliothek“ (DigiBib) ermöglichen. Hier werden unter einer einheitlichen Oberfläche viele verschiedene Informationsquellen angeboten – unter anderem regionale und Verbund-Kataloge und frei zugängliche Datenbanken und elektronische Volltexte. Denkbar ist für die Zukunft die Erweiterung des Angebots um kostenpflichtige Datenbanken, die von der Bibliothek für ihre Leser erworben werden könnten. Allerdings ist dies eine Frage der finanziellen Mittel, die Preise sind hier sehr hoch. Wünschenswert ist insbesondere der Zugriff auf eine juristische Datenbank. Ein weiteres neues Angebot der Stadtbücherei ist der 31 Zugang zum Munzingerarchiv: Das Munzinger-Archiv ist eine ursprünglich für Journalisten konzipierte und bereits in der Weimarer Republik initiierte Datenbank mit Biographien, Geschichtsdaten und Länderinformationen, die dank eines Förderprogramms der Landesregierung bereitgestellt werden konnte. Die Lizenz liegt zunächst bis Sommer 2013 vor. Beide Angebote sind für die Büchereinutzer kostenfrei zugänglich. Außerdem im Aufbau begriffen ist die Onleihe Ruhr, eine Kooperation von sechs Bibliotheken, deren Ziel es ist, ihren Lesern einen gemeinsamen Bestand an E-Books zur Verfügung zu stellen. Dies hat den Vorteil, dass Bestände mit anderen Büchereien geteilt werden können, was die Anschaffung spezieller Werke erst ermöglicht. Aufgrund der damit verbundenen hohen Kosten wäre dies für eine einzelne Stadtbücherei nur erschwert möglich. Hierbei erhalten die Büchereinutzer die Möglichkeit, E-Books vom heimischen Rechner her auszuleihen. Insbesondere durch diese Form der Internetausleihe wird zukünftig ein größerer Kreis von Kunden erreicht werden, zudem ist diese Ausleihe standortunabhängig und nicht an Öffnungszeiten gebunden ist. Ursprünglich für das Jahr 2011 als Förderprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen geplant, ist die Realisierung der Onleihe wegen Bedenken der Kommunalaufsicht zurzeit noch nicht gesichert. Bei der Bezirksregierung in Arnsberg wird momentan eine Sonderlösung für Ennepetal und Witten geprüft; allerdings auf einem erheblich geringeren Förderniveau, da die Büchereien dieser Städte nicht den Vorgaben des HSK unterliegen. Eine Umsetzung noch in diesem Jahr erscheint daher fraglich zu sein. Das Vorhaben soll in 2012 unter den modifizierten Vorgaben wieder aufgegriffen werden. Auch dieses Angebot wird den Büchereinutzern ohne zusätzliche Kosten oder Gebühren zur Verfügung stehen. Noch in diesem Jahr wird die Stadtbücherei gemeinsam mit den anderen Einrichtungen des Kulturforums Witten eine virtuelle Schnitzeljagd anbieten, das so genannte Geocaching. Damit sollen die Bürger der Stadt Witten (aber auch andere interessierte Menschen) angeregt werden, sich spielerisch und mit Hilfe moderner Technik (ein Smartphone oder ein GPS-Gerät sind notwendig) mit dem Kulturangebot in der Stadt zu beschäftigen. In dem Rahmen, den das eingesetzte Bibliothekssystem SISIS es nach einem Update zulässt, wird es zukünftig einen regelmäßigen Newsletter geben. Wünschenswert ist hier eine automatische Benachrichtigung der Leser drei Tage vor Ablauf der Leihfrist per SMS oder per E-Mail. Dieser Service wird von einer steigenden Zahl von Büchereien angeboten und erhöht nachweislich die Kundenzufriedenheit. Ob und in welcher Form Ausflüge ins Web 2.0 unternommen werden, steht noch nicht fest. Die Erfahrungen anderer Bibliotheken mit Facebook und Twitter sind unterschiedlich, die Angebote werden von den Kunden eher mäßig nachgefragt. Hinzu kommt, dass der Dienst Google+ mit seinem neuen Angebot der Plattform Facebook wachsende Konkurrenz macht. Vor allem bei seinen Einstellungen in den sehr sensiblen Bereichen von Datenschutz und Privatsphäre ist diese Option für öffentliche Einrichtungen zukünftig sinnvoller zu nutzen. Hier muss die technische Entwicklung und die Akzeptanz zeitnah beobachtet werden, bevor eine endgültige Entscheidung zugunsten eines bestimmten Systems getroffen wird. Zunächst wird die Homepage der Stadtbücherei Witten im Rahmen des Relaunches der Kulturforums-Seite von Grund auf erneuert. In diesem Rahmen sind ab September 2011 eine Vielzahl zusätzlicher kundenfreundlicher Angebote verfügbar, wie beispielsweise Anmeldeund Fernleihformulare zum Herunterladen. Mittelfristig wird die Bücherei ihren Internetservice noch weiter ausbauen, indem mit der Onleihe und einem Web 2.0-Auftritt auf neue Zielgruppen zugegangen wird. Demnächst soll zudem in Abhängigkeit von den technischen Möglichkeiten ein Benachrichtigungsservice per E-Mail oder SMS ermöglicht werden. 32 5.2. Vermittlung von Lese-, Recherche- und Informationskompetenz Neben dem Rechnen und Schreiben ist das Lesen die wichtigste Kulturtechnik. Man muss lesen können, um sich in einer Gesellschaft zu orientieren. Informationen, wie man sie in Büchern oder im Internet findet, setzen bereits eine entwickelte Lesefertigkeit voraus. Zudem werden aktuelle Informationen zunehmend im Internet recherchiert. Für Büchereien, deren klassische Aufgabe die Literaturvermittlung war, hat das Auswirkungen auf den vor Ort vorzuhaltenden Bestand an aktuellen Nachschlagewerken und Literatur zu schnelllebigen und rasch veraltenden Sachverhalten. Vor diesem Hintergrund wird es vorrangige Aufgabe einer zukünftigen, zeitgemäßen Büchereiarbeit sein, verlässliche Informationen auch im Internet anzubieten und die Sensibilität wie die Kritikfähigkeit der Nutzer für überprüfbare und zitierfähige Angaben zu schulen. 5.2.1. Beschreibung möglicher Angebote und Maßnahmen Traditionell laden Büchereien zu speziellen Führungen für Schulklassen in ihre Räumlichkeiten ein. Geht es bei den jüngeren Kindern noch darum, spielerisch den Umgang mit den Medien, das Suchen und das Finden von Medien in der Bücherei und die Freude am Lesen zu vermitteln, werden für weiterführende Schulen Führungen mit Rechercheschwerpunkten angeboten. Bei Führungen für ältere Schüler werden oft die aktuellen Referatsthemen mit in die Bücherei gebracht, um lebendige und sinnvolle Recherchemöglichkeiten zu haben. Die Schüler lernen hierbei die für sie relevanten Teile des Sachbuchbestandes kennen und nutzen. Hierbei lernen sie zudem, eigene Recherchestrategien zu entwickeln und erhalten eine Einführung in die Internetrecherche. Dieses Angebot soll ausgebaut und bekannter gemacht werden, damit auch die höheren Schulklassen erreicht werden. Grundsätzlich wird darüber nachgedacht, Recherchetermine für Facharbeiten auch im Rahmen freier Führungen, an denen jeder Schüler ohne Anmeldung und ohne Klassenverband teilnehmen kann, anzubieten. Bei ausreichenden Kapazitäten stehen diese Führungen allen Interessierten offen. Klassenführungen finden sinnvoller Weise vor den Öffnungszeiten der Bücherei statt, damit die Schüler konzentriert arbeiten und im Anschluss an die Führung sich weiter mit den Beständen vertraut machen können. Da hier die Angebote für die jüngeren Kinder nicht eingeschränkt werden sollen, kommt es mitunter zu personellen und räumlichen Engpässen. Räumlich entzerrt werden kann die Situation durch die Einrichtung eines Lerncenters für Jugendliche. So können Führungen parallel in der Erwachsenen- und in der Kinderbücherei stattfinden. Eine personelle Entzerrung ist möglich, wenn es im Zuge von RFID zu einer Arbeits-Entlastung im Bereich der Bibliotheks-Assistenten kommt. Notwendig ist in diesem Zusammenhang die Weiterbildung des Personals zu den Bereichen Bibliothekspädagogik und Medienpädagogik. Für eine verstärkte Leseförderung bei Kindern und leseschwachen Jugendlichen sollten ein bis zwei Kollegen in Richtung Literaturpädagogik weitergebildet und entsprechend eingesetzt werden. 33 5.2.2. Beschreibung möglicher Workshops / Seminare / Einführungen Um der steigenden Nachfrage insbesondere zu Veranstaltungen zur Recherchekompetenz von Schülern begegnen zu können, wird die Einrichtung eines Online-Tutorials geprüft. In diesem sollen die wichtigsten Grundlagen der Recherche übersichtlich erläutert und getestet werden. Das Tutorial enthält außerdem ausführliche Anleitungen für die Recherche in den neuen digitalen Angeboten der Stadtbücherei: EN-MK-Bib und Munzinger. Diese Module können kostenfrei von jedem Interessierten genutzt werden und sind nicht auf Schüler beschränkt. Mit Einführung der Onleihe/DiViBib wird dieses Modul ergänzt. Das Basistutorial wird kostenfrei von einer anderen Bibliothek übernommen und auf die Angebote in Witten zugeschnitten. Auch für die Zielgruppe der Senioren sind Internetschulungen geplant. Hier sind ohne weiteres Lerneinheiten möglich, die sich ausschließlich mit Recherche beschäftigen. Sobald die Onleihe/DiViBib und im Zuge der Einrichtung des Lerncenters ein größerer PCPool zur Verfügung stehen, sollen regelmäßig Führungen stattfinden, um Kunden an die virtuellen Angebote heranführen. Diese Schulungen beinhalten eine kurze Orientierung in der Bibliothek, einen Überblick über die Onlineangebote der Stadtbücherei (Recherche im Katalog, Verlängerung, DigiBib, Munzinger), eine gezielte Einführung in den Umgang mit EBook-Readern und E-Books sowie eine Vorstellung der Onleihe. Auf Wunsch kann eine intensivere Einführung zu den Funktionen von Katalog, DigiBib und Munzinger erfolgen, mit Verweis auf das Online-Tutorial. 5.3. Bestandsvermittlung und -Präsentation In einer modernen Bücherei sollten die Bestände überwiegend in Freihand aufgestellt und damit dem Leser unmittelbar zugänglich sein. So kann er sich selbst einen Überblick verschaffen. Die Möglichkeiten des Browsing, des Herumschnupperns, des „Anlesens“ von Büchern, des Stöberns und der spontanen Inspiration sind bereits nach dem 2. Weltkrieg in den USA als wichtige Quelle der Nutzungssteigerung erkannt worden und bilden heute einen Standard für den Umgang mit Bibliotheksbeständen in der westlichen Welt. Das bedeutet auch, dass der Anteil an zu magazinierter Literatur möglichst gering gehalten werden sollte, insbesondere in einer öffentlichen Bibliothek, die keinen expliziten Sammelauftrag hat. Magaziniert werden weiterhin Mehrfachexemplare und Klassiker der Schönen Literatur, die nicht häufig, aber immer wieder nachgefragt werden. Auch der Bereich der Regionalia mit teilweise alten und wertvollen Beständen kann nicht einfach ins Regal eingestellt werden. Die Erfahrung lehrt, dass hier schnell Seiten fehlen, ganze Kapitel herausgerissen werden oder sogar die kompletten Titel abhanden kommen. Letzteres mag allerdings mit Einführung einer Buchsicherungsanlage besser werden. Der Medienbestand soll locker und ansprechend präsentiert werden. Durch eine zumindest teilweise zielgruppenorientierte Interessenkreisaufstellung wird er im neuen Gebäude für die Leser leichter zugänglich gemacht werden. Anregungen hierzu kann man sich vielerorts holen. Besonders hilfreich und anregend sind für die Wittener Bibliothek das Hattinger und das Mülheimer Beispiel in den jeweils neuen Bibliotheksgebäuden. Freundlicherweise haben die dortigen Kollegen ihren an Interessenskreisen orientierten Aufstellungsplan zur Verfügung gestellt. Durch die Konzentration des Bestandes in der Wittener Zentralbücherei werden Stellflächen hinzugewonnen, der Bestand kann lockerer und freundlicher präsentiert werden, an vielen Stellen in einladender Frontalpräsentation. 34 Ein Ausbau des Schülercenters durch einen räumlich anschließenden Bestand an Unterhaltungsliteratur für Jugendliche und des All-Age-Bereichs (vornehmlich FantasyLiteratur) entlastet die Kinderbücherei. Ein eigens für Jugendliche konzipierter Bereich, der über die Zusammenfassung reiner Lernhilfen und schulische Aufgaben unterstützender Literatur hinausgeht, soll diese Zielgruppe besonders ansprechen. Für die Bestandsvermittlung werden verstärkt Führungen für verschiedene Zielgruppen angeboten werden. Die Grundschüler sind bereits gut erfasst. Ziel soll es künftig sein, auch die Klassen der Sekundarstufe eins aktiv anzusprechen und eine Führung für jede Klasse der Wittener Gymnasien und Realschulen im achten Schuljahr anzubieten. Die Oberstufenschüler sollen im elften Schuljahr zu einer Führung eingeladen werden, in der die Vorstellung de Bücherei verbunden wird mit gezielten Übungen zur Recherche im Internet. Bereits heute werden teilweise in Rücksprache mit den jeweiligen Klassen- oder Deutschlehrern exemplarisch Literaturrecherchen zu bestimmten Themen durchgeführt. Dies soll ausgebaut werden. Dies trägt insbesondere der Herausforderung Rechnung, Kunden aus allen Altersgruppen an die virtuellen Angebote wie DigiBib, Munzinger und die zukünftige E-Book-Ausleihe heranzuführen. Der audiovisuelle Bestand wird momentan noch im Stellvertretersystem präsentiert (Literatur-CDs, Musik-CDs, DVDs, CD-ROMs, Sprachkurse), was wenig komfortabel für die Kunden ist und zu (vermeidbaren) Wartezeiten für die Nutzer führt. Mit der Einführung des RFID und der dazugehörigen Buchsicherung ist es zukünftig möglich, die Medien direkt aufzustellen und unmittelbar durch den Leser verbuchen zu lassen. Für 2012 ist zusätzlich zur Ausleih-Selbstverbuchung ein erster Einstieg in die automatisierte Rückgabe geplant. So genannte „intelligente Regale“ ermöglichen zudem eine Vereinfachung und Rationalisierung. Die Rückgabe erfolgt, indem der Leser das Medium lediglich in das entsprechende Regal einstellt. Die Rückgabetheke muss in der Einführungsphase aus Kapazitätsgründen noch besetzt bleiben. Im neuen Gebäude ist schließlich eine Vollautomatisierung auch der Rückgabe angestrebt. Dies schließt eine Außenrückgabe der Medien mit mindestens zweifacher Sortierung (einfache Rückgabe sowie „Problemfälle“ ein, wie beispielsweise vorgemerkte oder beschädigte Medien, Bestände der Außenstellen oder unvollständige Medienpakete. Eine Sicherung gewährleistet, dass sich die Rückgabeklappe nur für Medien aus dem Wittener Bibliotheksbestand öffnet. Damit ist das System vor Vandalismus geschützt, geleerte FastFood-Verpackungen und ähnliches können nicht eingeworfen werden. 5.4. Veranstaltungen (soweit nicht zuvor beschrieben) Öffentlichkeitsarbeit, Werbung für das eigene Angebot und nicht zuletzt Leseförderung stehen im Zentrum des Veranstaltungsangebots der Bücherei. So fanden im Jahr 2010 insgesamt 165 Veranstaltungen in der Zentralbücherei und den Stadtteilbüchereien statt, an denen insgesamt 5.512 Personen teilnahmen. Es gab 52 Klassenführungen, 38 Besuche von Schul- und Kindergartengruppen, 23 Vorlesestunden, 14 Autorenlesungen (darunter zwei für Erwachsene), vier Ausstellungen, 26 Kooperationsprojekte mit Schulen und acht sonstige Veranstaltungen, zu denen zum Beispiel die Teilnahme an Stadtteilfesten mit Spielständen gehörten. Die 26 Kooperationsprojekte mit Schulen waren unter anderem Buchpräsentationen beim SommerLeseClub, Vorlesewettbewerbe, Vorleseaktionen in Schulklassen und ein Vorlesemarathon. In der Zentralbücherei gab es 68 Veranstaltungen mit zusammen 2.415 Besuchern, die Stadtteilbüchereien zogen in 97 Veranstaltungen insgesamt 3.097 Besucher an. 35 Einerseits ist die Bücherei bestrebt, auf aktuelle Veranstaltungen anderer Träger kurzfristig, flexibel und unmittelbar einzugehen. Dabei handelt es sich um einmalige oder in größeren Abständen und unregelmäßig stattfindende Angebote, die gleichwohl geeignet sind, auch auf Existenz und Angebote der Bücherei hinzuweisen. Andererseits ist die Bücherei selbst Initiator und Träger diverser Veranstaltungen. In diesem Bereich ist sie nicht reaktiv, sondern aktiv selbst initiierend tätig und steuert die Nachfrage. Insbesondere im Bereich der Klassen- und Kindergartenführungen sind sowohl die Zentralbücherei als auch die Stadtteilbüchereien bereits jetzt gut aufgestellt. Ausbaufähig sind die Besuche im Grundschulalter, die sowohl in der zweiten als auch der vierten Klasse erfolgen könnten. Für kleinere Kinder (von fünf Jahren bis circa acht bis neun Jahren) sind Vorlesestunden ein weiterer probater Weg, ihnen Literatur näher zu bringen. Solche Vorlesestunden finden bereits seit Jahren regelmäßig einmal im Monat statt. Dieses Angebot, das sich in seiner inhaltlichen Gestaltung nach Jahreszeiten, Jahresläufen und wichtigen Ereignissen im kindlichen Leben richtet, soll erhalten bleiben und gegebenenfalls erweitert werden. Arbeitsökonomisch sinnvoll wäre es, dasselbe Angebot auch in den Stadtteilbüchereien zu machen. Dies geschieht bislang nur teilweise. An die Schüler der Sekundarstufe 1 sowie an die elften Klassen sollen in Hinblick auf konkrete Abiturvorbereitungen Angebote formuliert werden. Außerdem wird geprüft, wie auf die Anforderungen der Lern- und Stundenpläne verbessert eingegangen werden kann. 6. Kooperationen 6.1. Kooperationen mit Partnern auf städtischer Ebene 6.1.1. Kooperationen mit Grund- und Förderschulen Mit folgenden Grundund Förderschulen Bildungspartnerschaften, die nach dem Prinzip Büchereibesuche und andere gemeinsame Baedekerschule, Borbachschule, Breddeschule, Crengeldanzschule, Erlenschule, Gerichtsschule, Rüdinghauser Schule, Pestalozzischule. bestehen vertraglich festgelegte des Spiralcurriculums regelmäßige Leseförderungsaktionen vorsehen: Brenschenschule, Bruchschule, Hüllbergschule, Pferdebachschule, Für alle Grundschulen finden Bibliotheksführungen statt. Daneben stellt die Bücherei Medienboxen zu Sachthemen zusammen, die wöchentlich vom Rotamobil ausgeliefert werden. Es werden Lese- und Projektwochen, Vorlesewettbewerbe und den Winterlesemarathon der Breddeschule unterstützt. Daneben werden mit dem Offenen Ganztag der Borbachschule regelmäßig gemeinsame Vorleseaktionen organisiert. 6.1.2. Kooperationen mit weiterführenden Schulen Kooperationen bestehen auch mit weiterführenden Schulen, hier finden ebenfalls Bibliotheksführungen, Buchvorstellungen für den Sommerlese-Club (SLC) und Führungen statt. Für die weiterführenden Schulen, insb. die Sekundarstufe 1, wird während der Sommerferien der Sommerleseclub angeboten. Ursprünglich aus den USA stammend, hat diese Idee in Deutschland Furore gemacht, und – ausgehend von der Stadtbücherei Brilon, die den SLC erstmalig in Nordrhein-Westfalen umsetzte, auch viele regionale Bibliotheken erreicht. Auch hier werden mindestens drei Bücher gelesen, zu denen Fragen beantwortet oder Aufgaben gelöst werden müssen. Unter allen Teilnehmern findet auf der Abschlussparty zu 36 Beginn des neuen Schuljahrs eine Verlosung statt. Die Teilnahme am SLC wird teilweise auch im Zeugnis vermerkt. Schüler der berufsbildenden Schulen kommen teilweise im Kursverband zu Führungen. Grundlegende einführende Literatur in verschiedene Berufssparten (Verwaltungsfachkunde, Einführungen für Büro- oder Industriekaufleute etc.) für diese Zielgruppe ist vorhanden. Eine Staffelung der benötigten Literatur wäre die Aufgabe einer Schulbibliothek. Nicht selten wird die Stadtbücherei auch als Stelle für ein Betriebspraktikum im Rahmen der zu absolvierenden Praktika genutzt. 6.1.3. Kooperation mit der Bibliothek und dem Archiv des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark Die Bibliothek des Vereins für Orts- und Heimatkunde besitzt vorwiegend Literatur zur lokalen und regionalen Geschichte. Bei Nachfrage nach spezieller Literatur werden Leser für weitere Recherchen in diese Bibliothek geschickt. Wünschenswert wäre ein gemeinsamer Bestandskatalog, der aber nur mit zusätzlichem Personal oder ggf. über ehrenamtliches Engagement zu realisieren ist. 6.1.4. Kooperation mit dem Märkischen Museum Witten Im Jahr 2011 stellen Stadtbücherei und Museum erstmals gemeinsam eine Kraft des Freiwilligen Sozialen Jahres ein, die sowohl die Arbeit in beiden Instituten kennen lernen und unterstützen, als auch eine institutsübergreifende Aufgabe bearbeiten soll. An bestehende Kontakte der Bücherei mit ausgewählten Kindertagesstätten soll dabei angeknüpft und diese sollen vertieft werden. Ausstellungen des Museums können mit Buchausstellungen oder Literaturlisten seitens der Bücherei unterstützt werden. 6.1.5. Kooperation mit dem Rotary Club Witten Hohenstein Der Rotary Club Witten-Hohenstein finanziert seit 2007 wöchentlich Fahrer und Wagen für den Transport der Medienkisten in Grundschulen und Kindergärten. Der von Rotary- und Lions-Club in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Buchhandel initiierte jährliche Vorlesewettbewerb findet regen Zulauf. 6.1.6. Kooperation mit der Volkshochschule Witten – Wetter - Herdecke In der zurückliegenden Zeit wurden bei Einführungsveranstaltungen zu Semesterbeginn verschiedentlich Büchertische präsentiert, die auf besondere Angebote (Literatur zur Erlernung von Fremdsprachen, Länderschwerpunkte) hinwiesen. Eine Erweiterung dieser Kooperation wäre vor allem in der Stadtteilbücherei Annen vorstellbar. Die Zusammenarbeit mit der VHS und Quabed sollte insgesamt ausgebaut werden im Hinblick auf die Heranführung einkommensschwacher Personenkreise an das Bibliotheksangebot. 37 6.1.7. Kooperation mit dem Betriebsamt der Stadt Witten Seit Ende der Neunziger Jahre beteiligt sich die Bücherei gemeinsam mit dem Betriebsamt an den Ferienspielen. Bei der Aktion „Die weiße und die schwarze Kunst“ geht es um praktische Aktionen rund um Buch, Papier und Buchdruck. 6.1.8. Kooperation mit dem Kinder- und Jugendparlament Auf Initiative des Leiters des Kinder- und Jugendparlament soll im Oktober ein Workshop stattfinden, der die Gruppe der 12-18Jährigen einbindet. Ausgehend von Impulsreferaten seitens der Bibliothek sollen in Kleingruppen konkrete Anforderungen an eine „Bibliothek der Zukunft“ aus Sicht dieser besonders schwer zu erreichenden Benutzergruppe entwickelt werden. In der Folge wäre auch eine konkrete Beteiligung der 36 Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments an der Ausgestaltung von Angeboten (Schülercorner und jugendspezifisches Freizeitangebot in der Bücherei) denkbar und wünschenswert. 6.1.9. Kooperation mit dem Zentrum Aktiv/ZAK Im Zentrum Aktiv an der Annenstraße findet sich ein Netzwerk sozialer Akteure, das jährlich rund 400.000 Besuche verzeichnet. Die Stadtteilbücherei Annen kooperiert mit den weiteren Einrichtungen des Zentrum Aktiv bei der Organisation und Durchführung gemeinsamer Aktionen wie zum Beispiel dem Fest auf der Annenstraße und dem Gesundheitstag. Aktiv für Gesundheit bietet sich an als Partner insbesondere bei Angeboten für Kinder unter sechs Jahren und ihre Eltern. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen im ZAK (Zentrum Aktiv) befindet sich noch im Aufbau. Das ZAK selbst ist eine Gründung aus dem Jahr 2009. Im ZAK angesiedelt sind VHS und Arbeitsagentur, Pro familia und der Qualifizierungs- und Beschäftigungsverein QuaBed. Gespräche fanden bereits mit dem Jugendzentrum Famous statt. Hier werden Möglichkeiten der Zusammenarbeit auch mit Blick auf die Zukunft ausgelotet. 6.2. Projektbezogene Kooperationen mit Partnern auf städtischer Ebene 6.2.1. Teilnahme an Stadtteilprojekten Die Stadtteilbüchereien beteiligen sich unter anderem durch die Mitvorbereitung und Teilnahme an Straßenfesten am sozialen und kulturellen Leben ihres Stadtteils. Bei Ruhr 2010 war die Stadtteilbücherei beim Schachtzeichenfest mit einem Stand vertreten, zu „Kidzday“ und Weihnachtsmärkten finden jeweils weitere Aktionen statt. Aktuelles Beispiel für die Beteiligung der Bücherei an gesamtstädtischen Aktivitäten ist die Beteiligung an der Seniorenmesse im September. 6.2.2. Zusammenarbeit mit interessierten Bürgern und weiteren Institutionen Aktuell werden erste Ansätze auf ihre Realisierbarkeit überprüft, die das Ziel verfolgen, die Stadtteilbüchereien durch ehrenamtliche Mitarbeit und durch das Engagement von Partnern in den Ortsteilen zu unterstützen. Zu nennen ist hier besonders der Freundeskreis der Stadtteilbücherei Stockum. Hier haben sich interessierte Bürger zusammen gefunden, um die bisherigen Öffnungszeiten zu erhalten oder gar zu erweitern. Aufgrund dieser positiven 38 Erfahrungen ist die Bücherei bemüht, entsprechende Rahmenbedingungen für eine solche Mitarbeit der Bürger in allen Stadtteilbüchereien zu schaffen. Im Ortsteil Heven wird derzeit die Möglichkeit einer Kooperation mit der WABE geprüft. Langfristig kann das Büchereiangebot in den Stadtteilen nur durch den zusätzlichen Einsatz von Ehrenamtlichen und durch neue Partnerschaften aufrechterhalten werden (siehe hierzu auch den Punkt „Personalentwicklung“). 6.3. Kooperationen mit Partnern auf regionaler Ebene 6.3.1. Arbeitsgemeinschaft Großstadtbibliotheken Die Arbeitsgemeinschaft der Großstadtbibliotheken, in der die Stadtbücherei Mitglied ist, tagt viermal jährlich und bietet Informationen und Erfahrungsaustausch zwischen den nordrheinwestfälischen Großstadtbibliotheken. 6.3.2. Bezirksregierung Arnsberg Die Bezirksregierung Arnsberg unterstützt die Bibliotheken ihres Einzugsgebiets beratend und fördernd. Auch die Stadtbücherei Witten hat hier vielerlei Unterstützung erhalten. 6.3.3. Kooperation im Ennepe-Ruhr-Kreis Die Bibliotheken im Kreis treffen sich in regelmäßigen, größeren Abständen zum Erfahrungsaustausch. Sie unterhalten das gemeinsame, vom Hochschul-Bibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützte Projekt der DigiBib EN-MK, das Abfragen in den Katalogen aller beteiligten Bibliotheken unter einer Oberfläche erlaubt und den Einstieg in eine große Anzahl von Bibliothekskatalogen und Datenbanken. Auch die EndnutzerFernleihe ist darüber prinzipiell möglich und soll bald eingerichtet werden. 6.3.4. Kooperation mit der Stadtbibliothek Hattingen Aufgrund der räumlichen Nähe und den guten kollegialen Beziehungen zu der Bücherei in Hattingen finden hier regelmäßig Besprechungen und Konsultationen statt, die dem fachlichen Austausch in operativen und in Planungsfragen dienen. Durch die in Hattingen erst vor kurzem vollzogenen Umstrukturierung der Bücherei und dem damit verbundenen Umzug in ein neues, repräsentatives Gebäude, gibt es in der unmittelbaren Nachbarschaft der Wittener Bücherei ein ideales „best practise“-Beispiel. Auch in Hattingen wurde im Zuge der Neuausrichtung der Bibliothek das RFID eingeführt. Auf die Aufstellung nach Interessenkreisen und ihre Bedeutung auch für Witten ist bereits hingewiesen worden. Zudem sind verschiedene Formen der Kooperation in Vorbereitung, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit im Verbund „Onleihe Ruhr“. Die Zusammenarbeit hat allerdings ihre Grenzen dort, wo individuelle, stadtspezifische technische und EDV-Lösungen eine Rolle spielen. So verfügen Witten wie Hattingen über verschiedenartige und dadurch nicht kompatible lokale Bibliothekssysteme. 39 Dennoch ist zu prüfen, wie Lesern mit einem Hattinger Bibliotheksausweis auch in Witten bestimmte Angebote gemacht werden können. In Hinblick auf die „Leserwanderung“ ist allerdings anzumerken, dass deutlich mehr Bürger aus Wetter das Angebot der Wittener Stadtbücherei nutzen als dies Leser aus Hattingen in Witten tun. Die Einführung eines gemeinsamen Leserausweises wurde geprüft und ist aus den oben genannten Gründen gescheitert. Insgesamt gilt hier festzuhalten, dass die Vernetzung im nordrhein-westfälischen Bibliothekswesen sehr ausgeprägt ist, wie man an der Vielzahl bereits bestehender Kooperationen, in die auch die Wittener Bücherei eingebunden ist, ablesen kann. 6.3.5. Inforaum Hagen Unter Federführung der Fachhochschulbibliothek Westfalen Süd wird derzeit ein regionaler Bibliotheksführer erarbeitet, der sämtliche Bibliotheken der Region vorstellt und in absehbarer Zukunft ins Netz gestellt und auf den jeweiligen Homepages zur Verfügung gestellt werden soll. Nach Abschluss der Bearbeitung wird der entsprechende Link in die Wittener Homepage eingebunden. 6.3.6. Friedrich-Bödecker-Kreis NRW Die Bücherei ist Mitglied in dem gemeinnützigen Verein Friedrich-Bödecker-Kreis NRW, der Autorenlesungen organisiert und finanziell fördert. Der Bödecker-Kreis vermittelt der Bücherei zu günstigen Konditionen sechs Lesungen pro Jahr, zu denen jeweils zwei Klassen der Grundschulen eingeladen werden. Der direkte, persönliche Kontakt zu den BödeckerAutoren hat sich als nachhaltiges Mittel der Leseförderung erwiesen. 6.3.7. Landesmedienzentrale Die Landesmedienzentrale, die dem Bildungsministerium unterstellt ist, koordiniert landesweit die Bildungspartnerschaften. Das LMZ verschickt monatlich BiPa-Infos über laufende Leseförderungsprojekte und Fortbildungen, die die Bücherei an die Bildungspartnerschulen weitergibt. „Heimathafen“ der Bildungspartner ist die Website des LMZ, auf der die Bücherei und alle beteiligten Schulen mit ihren Ansprechpartnern verzeichnet sind. 6.3.8. Kultursekretariat des Landes NRW in Gütersloh Das Kultursekretariat in Gütersloh unterstützt den SommerLeseClub der Bücherei mit umfangreichen Werbematerialien sowie einer jährlichen Förderspende für neue Bücher, die im SLC eingesetzt werden. 40 6.3.9. Stiftung Lesen Die Stadtbücherei ist Ansprechpartnerin für Wittener Vorlesepaten, die Mitglied im Vorleseclub der Stiftung Lesen sind. Sie vermittelt den Paten laufend aktuelle Informationen der Stiftung und unterstützt sie bei ihren Vorleseaktionen. 6.4. Kooperationen mit Partnern auf bundesweiter Ebene Die Mitarbeit in der Lektoratskooperation beinhaltet die Sichtung und Besprechung von bestimmten Segmenten des Buchmarkts. Die Besprechungsexemplare gehen kostenlos in den Bestand der Bibliothek ein, der für Bestellungen wichtige Besprechungsdienst kann zu Sonderkonditionen bezogen werden. 7. Kommunikation und Berichtswesen 7.1. Interne Kommunikation 7.1.1. Kommunikation mit Entscheidungsträgern Die politischen Entscheidungsträger tagen in regelmäßigen Abständen im Verwaltungsrat des Kulturforums Witten. Hier werden Vorlagen eingebracht sowie Zwischen- und Abschlußberichte vorgelegt, Neuerungen und geplante Vorhaben diskutiert und über den Wirtschaftsplan beraten. Gemeinsam mit dem Vorstand legen die Institutsleiter für ihre Verantwortungsbereiche Rechenschaft ab. Die Mitglieder des Verwaltungsrats des Kulturforums tragen ihrerseits die Ergebnisse dieser Beratungen in ihre Fraktionen und Gruppen. Die Bibliothek legt selbstverständlich Jahresberichte vor. Außerdem wird sowohl quartalsweise als auch nach Bedarf berichtet. 7.1.2. Kommunikation mit der Verwaltung Die regelmäßige, ungefähr monatlich stattfindende Sitzung der Institutsleiter im Kulturforum wird in Hinblick auf die Bücherei ergänzt durch wöchentliche Treffen zwischen dem Vorstand und der Büchereileitung unter Beteiligung von Vertretern des Personalrats. Hier werden einzelne Maßnahmen diskutiert und abgestimmt. Nach Bedarf finden zudem Sitzungen mit der Bürgermeisterin und Verwaltungsratsvorsitzenden statt, gegebenenfalls unter Einbindung weiterer fachkompetenter Kollegen oder Berater. 41 7.1.3. Institutsinterne Kommunikation Teambesprechungen mit allen Mitarbeitern der Bücherei (Hauptstelle, Zweigstellen, Verwaltung) finden regelmäßig einmal im Monat, bei Bedarf auch häufiger, statt. Hier werden die verschiedensten Fragen und Probleme, erörtert. So wird beispielsweise das Verhalten in Konfliktfällen verbindlich geregelt. Über diese Sitzungen werden Protokolle erstellt. Eine Teamsitzung der Bibliothekare wird wöchentlich durchgeführt. Hier werden unter anderem Fragen zu Bestandsaufbau und -vermittlung behandelt, Arbeitsaufgaben besprochen und die Wochenplanung vorgenommen. Ergebnisprotokolle werden nach Bedarf angefertigt. Arbeitsplatzbeschreibungen liegen vor, müssen jedoch im Zuge der anstehenden Umstrukturierungen überarbeitet und aktualisiert werden. Auch im Falle des Ausscheidens und der Neueinstellung von Mitarbeitern werden diese überarbeitet. Fortbildungen bereiten die Mitarbeiter auf künftige Aufgaben vor. 7.2. Externe Kommunikation 7.2.1. Kommunikation mit den Kunden und Nutzern Derzeit finden regelmäßige Treffen und Kontakte der Bildungspartner statt. Die Schulleiter, die Leiterin der Kinder- und Jugendbücherei und die Bibliotheksleitung organisieren gemeinsame Veranstaltungen. Außerdem nehmen die Mitarbeiter der Bibliothek an Veranstaltungen in den Schulen teil. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch die aktuelle Nutzerbefragung, deren Ergebnisse im September 2011 vorliegen sollen. Bei Veranstaltungen im Stadtgebiet (VHS, Gesundheitstag etc.) werden Flyer der Bücherei verteilt. Auf aktuelle Angebote wird hingewiesen, teilweise auch mittels themenspezifischer Büchertische. und auf aktuelle Angebote hingewiesen, teilweise auch mittels themenspezifischer Büchertische. Die Kommunikation mit dem einzelnen Leser/Kunden findet in der Ausleihberatung statt. Auftretende Probleme und Beschwerden werden nach Möglichkeit hier direkt geklärt oder bei Bedarf an die Büchereileitung weiter gegeben. Auf Bestandserweiterungen und Ankäufe kann der Leser mithilfe von Anschaffungsempfehlungen Einfluss nehmen. 7.2.2. Kommunikation mit der Presse Die Zusammenarbeit mit der Presse ist über die Pressestelle der Stadt Witten organisiert, Berichte und Ankündigungen werden über diese weitergeleitet. Auf diesem Wege, im Internet und zukünftig über Newsletter und SMS-Benachrichtigungen wird auf Veranstaltungen und neue Angebote hingewiesen, Nachlese von Veranstaltungen wird in Internet und Presse veröffentlicht. Eine feste Einrichtung sind darüber hinaus die Literaturempfehlungen der Bücherei, die wöchentlich in den Ruhrnachrichten beziehungsweise monatlich in der WAZ erscheinen. Außerdem werden diese im städtischen Informationsdienst dokumentiert. 42 8. Evaluation und Erfolgskontrolle Evaluation ist ein relativ junges Feld, in dem die Bibliotheken noch Erfahrungen sammeln müssen. Die Bücherei Witten führt jedoch diverse Statistiken, die sie regelmäßig auswertet, wie zum Beispiel die tägliche Auslastungsstatistik und die vierteljährliche Ausleihstatistik. Zugänge und Abgänge sowie die durchgeführten Veranstaltungen werden jährlich erfasst. Gegenwärtig wird auch unterjährig zeitnah der Fortgang der Löscharbeiten statistisch erfasst. Die Anzahl der Büchereibesuche lässt sich gegenwärtig nur schätzen. Erst mit Einführung von RFID wird eine automatische Zählung möglich sein. Der Jahresbericht gibt einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse des jeweils vergangenen Jahres. Seit 2011 nimmt die Stadtbücherei Witten auch am Bibliotheksdienst (BIX) teil. Ursprünglich als Kooperationsprojekt zwischen dem Deutschen Bibliotheksverband (DBV) und der Bertelsmann-Stiftung initiiertes Projekt, wird der BIX seit 2005 im Rahmen des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken (knb) fortgeführt. Die teilnehmenden Bibliotheken erhalten hier die Möglichkeit, ihre Leistungen – gegliedert nach Sparten und Größen – auf nationaler Ebene zu vergleichen. Untersucht werden Auftragserfüllung, Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit. Ziele sind zu entwickeln und die Evaluierung hat nach bestimmten Zeitabständen zu erfolgen. 9. Zieldefinition 9.1. Kurzfristige Ziele (Erreichung bis 2011) • • • • • Fortsetzung der Überarbeitung des Bestandes und insbesondere kritische Sichtung des Sachbuchbestandes mit dem Ziel der Steigerung der Nutzung insbesondere des attraktiven neueren Bestandes, der vielfach in der Masse alter Titel untergeht. Beginn der Einführung von RFID. Ziel ist hierbei die Freistellung des verbleibenden Personals für andere Aufgaben. Zum einen kann hier die Beratungsqualität gesteigert werden. Zum anderen ist eine Freistellung des Personals von simplen Routineaufgaben beim mittlerweile erreichten Personalstand auch notwendig, um den Betrieb überhaupt aufrecht erhalten zu können. Ausbau der digitalen Angebote. Ziele sind hierbei die Bereitstellung eines immer aktuellen Angebots an Informationsmitteln, die Schulung im Umgang mit Internetangeboten und die Erhöhung der Nutzungsquote. Übersichtliche und ansprechende Neugestaltung der Homepage. Ziel ist die Steigerung der Übersichtlichkeit. Einrichtung einer so genannten „Schülerecke“ mit der Konzentration aller vorhandenen Lernhilfen auf dieses Angebot. Ziele sind hier die Steigerung der Übersichtlichkeit des Angebots und die Bereitstellung von Aufenthalts- und Arbeitsmöglichkeiten für Schüler vor Ort. Derzeit kann dies aufgrund der räumlichen Situation aber nur im kleinen Rahmen umgesetzt werden. 43 9.2. • • • • • • Mittelfristige Ziele (Erreichung bis 2013) Ausbau der digitalen Angebote inklusive der Bereitstellung entsprechender Technologien wie beispielsweise E-Book-Reader. Ziele sind ein aktuelles Angebot sowie die Kompetenz der Büchereibenutzer, dieses auch zu nutzen. verstärkte Maßnahmen zur Leseförderung und Informationskompetenz mit dem Ziel, schon früh Sinn verstehendes Lesen auszubilden und zu fördern. Steigerung des Anteils von Kindern und Jugendlichen unter den Nutzern: Derzeit besitzen 19% der unter zehnjährigen einen Leseausweis; dieser Anteil soll zunächst auf 25% gesteigert werden. Veranstaltungen in mehreren Sprachen. Ziel ist es, verstärkt Kunden mit Migrationshintergrund für die Bücherei zu gewinnen und in ihrem Alltag zu unterstützen. Zusammenstellung aktueller Literatur und Informationen rund um die Themen Ausbildung, Bewerbung und Beruf mit dem Ziel, Arbeitssuchende aktiv zu unterstützen. ein auf die Wünsche von Senioren abgestimmter Medienbereich bei gleichzeitigem Ausbau des Bestandes an Großdruckbüchern und Literatur-CDs mit dem Ziel, auch von Altersarmut bedrohte Bevölkerungsteile an der Mediengesellschaft und ihrer Vielfalt teilnehmen zu lassen. Ferner soll die Verbesserung der Aufenthaltsqualität dazu führen, ein Angebot gegen Vereinsamung zu schaffen. Im Erwachsenenbereich wird die gut genutzte Schöne Literatur um das zusätzliche Angebot der E-Books und entsprechenden E-Readern zum Ausprobieren ergänzt. Ein W-LAN-Zugang soll installiert werden, damit sich Nutzer E-Medien direkt auf ihr Smartphone oder ähnliches herunterladen können. Zudem ist zu berücksichtigen, wie sich der CD-Bestand entwickeln wird und ob er zukünftig möglicherweise nur noch digital auszuleihen sein wird. 9.3. • • Mittelfristige Aufgaben in Abhängigkeit von der Gebäudesituation Ausbau eines Lerncenters mit Recherche- und Arbeitsmöglichkeiten vor Ort, das heißt ein speziell auf Schüler bis einschließlich der Sekundarstufe zwei abgestimmter Medienpool mit Nachschlagewerken, Lernhilfen und Unterrichtsmaterial. Dieser kann von den Schülern vor Ort an Arbeitsplätzen genutzt oder ausgeliehen werden. Hier sind die Bedürfnisse von Jugendlichen mit Migratonshintergrund besonders zu berücksichtigen. Besondere Unterstützung soll durch die Einrichtung eines Lerncenters ermöglicht werden, in der Kinder und Jugendliche nicht nur schulische Lektüre finden, sondern auch an Computern arbeiten können. Hier setzt die bibliothekarische Arbeit mit der Vermittlung von Recherche- und Informationskompetenz im Internet an. Schüler werden angeleitet, aus der Quantität der digitalen Informationen zeitsparend qualitativ verwertbare Ergebnisse zu erhalten. Dieser Aspekt wird zukünftig eine wichtige bibliothekarische Aufgabe sein und bildet zugleich ein Alleinstellungsmerkmal der Wittener Bücherei. Ziel ist es, alle Schüler der 5. und 11. Klassen zu einer Interneteinführung in die Bücherei zu bekommen. 44 • Veranstaltungen für Senioren (Internetkurse etc.), die für diese Altersgruppe relevant sind. • • Aufbau eines Jugendbereichs unter aktiver Einbeziehung dieser Zielgruppe. Der Sachbuchbestand soll stärker nach Interessenskreisen bzw. Problemlagen aufgestellt werden (zum Beispiel mit den Schwerpunkten Familie, Gesund & Fit etc.). Steigerung der Aufenthaltsqualität und damit der Verweildauer der Büchereinutzer durch ansprechende Arbeitszonen, Leseecke und Cafe. • 10. Zusammenfassung 10.1. Herausforderungen Die zukünftigen Herausforderungen sind enorm. Zu nennen sind • der demographische Wandel • die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens • die Veränderungen in der Medienlandschaft und die digitale Spaltung • abnehmende personelle Ressourcen • real sinkende finanzielle Ressourcen 10.2. Schwerpunkte Schwerpunkte in der Bibliotheksarbeit sollen gesetzt werden bei • Familien mit kleinen Kindern insbesondere mit Migrationshintergrund • Grundschülern • Schülern der Sekundarstufen • Einkommensschwachen • Senioren Stand: September 2011 / von Grote / ds / Hiltrop/Härtel 45