PS 3/2004 - Motorrad
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PS 3/2004 - Motorrad
BASIS-KNOW-HOW ÖLSTANDSKONTROLLE Text: Robert Glück; Fotos: Archiv (1), Katrin Sdun (5) „Wer gut schmiert, der gut fährt“, lautet ein uraltes Sprichwort aus grauer Motorradfahrer-Steinzeit. Geändert hat sich an der Kernaussage bis heute allerdings nichts, schließlich steht auch das modernste Hightech-Triebwerk ohne Schmierstoff ziemlich schnell still. Um genau dies zu vermeiden, gehört neben dem turnusmäßigen Ölwechsel die regelmäßige Ölstandskontrolle zum Handwerk des Motorradfahrens. Je nach Motorbauweise gibt es dabei kleine, aber feine Unterschiede. Bei Motoren mit Nasssumpfschmierung – hierzu gehören die meisten japanischen Vierzylinder und Ducatis – lässt sich der Ölstand mit einem Blick durch das Schauglas im Motorgehäuse kontrollieren. Dabei sollte der Motor kalt sein und das Motorrad auf ebenem Untergrund absolut senkrecht stehen. Maschinen mit Hauptständer nicht aufbocken, da das Motorrad dabei oft nach vorne geneigt steht. Wir empfehlen (Bild 5) vor allem bei längeren Vollgas-Etappen (Autobahn) oder Renntrainings einen Ölstand knapp oberhalb der Minimalmarkierung. Dies gilt auch bei Motoren mit Messstäben (Bild 3). So wird ein Aufschäumen des Öls vermieden und kein Öl bei Überdruck im Kurbelgehäuse in den Luftfilterkasten gedrückt. Dafür sollte aber bei jedem Tankstopp nach dem Öllevel geschaut werden. Bei Motoren mit Trockensumpfschmierung – in Aprilia und vielen Einzylindermotoren wird diese Bauweise verwandt – dient der Rahmen oder ein externer Tank als Ölreservoir. An solchen Maschinen muss der Motor vor der Kontrolle mindestens fünf Kilometer warm gefahren werden. Die in den Betriebsanleitungen empfohlenen fünf Minuten Warmlaufzeit im Stand führen zu falschen Ergebnissen, da das Öl im Stand nicht die erforderliche Betriebstemperatur erreicht. Außerdem füllt die Spülpumpe das Reservoir, an dem sich meistens auch der Messstab oder das Schauglas befindet, nicht vollständig. Bei Trockensumpfschmierungen empfehlen wir einen Ölstand von „halb voll“, um bei hohen Drehzahlen kein unnötiges Öl im Motorgehäuse zu haben. Wichtig noch beim Messen mit Peilstäben: Unbedingt beim Händler erfragen, ob der Ölstand mit eingeschraubtem oder aufgesetztem (Bild 1) Ölmessstab gemessen wird! 92 PS 3/2004 1 1 2 + Bild 1 zeigt einen aufgesetzten Ölmessstab. Bei KTM wird der Ölstand grundsätzlich bei betriebswarmen Motor mit eingeschraubtem Messstab kontrolliert. Am Peilstab ist ein Messbereich eingezeichnet. Wir empfehlen als Ölstand die „goldene Mitte“, also exakt die Hälfte zwischen Maximum- und Minimum-Markierung. 3 2 Am Kontrollröhrchen einer Aprilia RSV Mille ist der exakte Ölstand kinderleicht abzulesen. 3 4 4 An vielen Enduros (hier Yamaha WR 450 F) befindet sich das Ölreservoir im Rahmen. Vor der Kontrolle den Motor warm fahren, da sonst eine exakte Messung nicht möglich ist. 5 Bei Schaugläsern am Motor dafür sorgen, dass das Motorrad auf ebenem Untergrund senkrecht steht und nicht aufgebockt ist. 5