UniCredit Bank AG - Augsburger Stadtlexikon

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UniCredit Bank AG - Augsburger Stadtlexikon
UniCredit Bank AG
(HypoVereinsbank, Bahnhofstraße 11)
Von: Günther Grünsteudel / Dr. Peter Stoll (Stand: 5.12.2011)
1) Die UniCredit Bank AG, bekannt unter ihrer Marke HypoVereinsbank (HVB), ist bezogen auf die Bilanzsumme die sechstgrößte Bank in
Deutschland und hat ihren Hauptsitz in München. Seit 2005 ist sie ein Tochterunternehmen der Unicredit S.p.A., einer europaweit tätigen
Großbank mit Hauptsitz in Mailand, die seit 2008 hundertprozentige Eigentümerin der Bank ist.
2) Der älteste Zweig der Unicredit Bank geht auf die 1780 von Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach als Hochfürstlich
Brandenburg-Anspach-Bayreuthische Hof-Banco gegründete Bayerische Staatsbank zurück, die seit dem Übergang der Markgrafschaften
Ansbach und Bayreuth an die Krone Bayern 1806 als Königlich Baierische Banco firmierte und ab 1807 ihren Sitz in Nürnberg hatte. Trotz
ihres Namens führte die Bank bis um 1850 ein eher bescheidenes Dasein und wurde vom bayerischen Staat kaum in Anspruch genommen, der sich
vielmehr seit 1834 für seine Geldgeschäfte der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank (s. unten) bediente. Das Finanzministerium
verhinderte sogar eine Ausweitung ihres Wirkungskreises nach Südbayern. Auch als 1850 eine neue Bankenverordnung der Königlichen Bank die
Ausdehnung auf ganz Bayern erlaubte, galt noch längere Zeit stillschweigend die sogenannte bayerische Bankengeometrie , die der
Königlichen Bank Nordbayern und der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank Südbayern als Wirkungsbereich zuwies. Erst 1875 gründete
die Königliche Bank Niederlassungen in München und Augsburg. Der Handelsrat in Augsburg hatte sich, unterstützt von der Industrie- und
Handelskammer, für eine Niederlassung ausgesprochen, nachdem das Augsburger Bankwesen den Kreditbedarf der Augsburger Industrie immer
weniger decken konnte. 1918 erfolgte schließlich die Umbenennung in Bayerische Staatsbank. Seit 1920 befand sich der Hauptsitz in München.
1971 fusionierte die Bayerische Staatsbank mit der Bayerischen Vereinsbank.
3) Die Bayerische Vereinsbank war aus einer privaten Initiative hervorgegangen. Im April 1869 erteilte König Ludwig II. die Konzession für
dieses als Kredit- und Hypothekenbank geplante Unternehmen, dessen Gründungskomitee sich aus Inhabern angesehener Münchener und
Augsburger Bankhäuser zusammensetzte. Treibende Kraft war Christoph von Froelich, der wie Karl von Stetten, ein weiteres Mitglied des
Gründungskomitees, dem Augsburger Bankenpatriziat entstammte. Froelich hatte die Bankhäuser Schaezler in Augsburg und Eichthal in München
unter eigenem Namen geführt und brachte sie als Sacheinlage in die neue Bank ein. 1871-1887 war er Präsident des Aufsichtsrats (1926-1928
nahm mit Paul von Schmid nochmals ein Augsburger diese Funktion wahr). 1871 Beteiligung an der Augsburger Bank . Diesem im
Wesentlichen von Augsburger Bankiers (Erzberger, Froelich, Schmid, Stetten u. a.) getragenen Versuch, durch die Gründung einer
Aktiengroßbank die Bedeutung Augsburgs als Finanzplatz gegenüber München zu behaupten, war kein dauerhafter Erfolg beschieden; die
Liquidation erfolgte bereits 1877. Die Bayerische Vereinsbank hatte sich schon 1875 zurückgezogen und übernahm 1877 als Ersatz die
Kommanditabteilung des Augsburger Bankhauses Leyherr & Co. 1908 Einrichtung der Hauptstelle Augsburg der Bayerischen Vereinsbank
(Maximilianstraße 37), die aus der erwähnten Kommanditabteilung und dem Bankhaus Euringer hervorging und der wenig später die Banken
Kaspar Keck & Sohn (1909; gegründet 1781) und Heymann & Sohn (1912; gegründet 1873) angegliedert wurden. 1921-1937
Interessengemeinschaft mit der Bayerischen Handelsbank und der Vereinsbank Nürnberg; Übernahme der Filialen dieser Banken, so auch der
1917 gegründeten Augsburger Niederlassung der Bayerischen Handelsbank. 1923 wurden die Augsburger Filialen der Handelsbank und der
Bayerischen Vereinsbank zusammengelegt. Aufbau eines Filialennetzes seit den 1950er Jahren. Nach der Fusion mit der Bayerischen Staatsbank
wurde das ehemalige Gebäude der Staatsbank (Bahnhofstraße 11) zur Hauptstelle in Augsburg. Durch die Fusion entstand eine der größten Banken
Deutschlands (1998 drittgrößte Bank Deutschlands). Zum 1.9.1998 erfolgte die Fusion mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank zur
Bayerischen Hypo- und Vereinsbank.
4) Die Gründung der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank geht in die erste Häfte des 19. Jahrhunderts zurück. Nachdem Anfang 1819
Geheimrat von Böhnen einen Entwurf für die Errichtung einer bayerischen Nationalbank mit Sitz in Augsburg, dem damaligen Handelszentrum
Bayerns, vorgelegt hatte, überreichte im September der Augsburger Bankier Johann Lorenz von Schaezler der Ständekammer einen ähnlichen
Antrag. Gegründet werden sollte eine Privatbank auf Aktienbasis zur Unterstützung von Landbau und Gewerbe durch Hypothekendarlehen. Dieses
zunächst nicht ausgeführte Konzept wurde von dem Münchner Hofbankier Simon von Eichthal aufgegriffen, als Ludwig I. 1834 ein Gutachten
über die Gründung einer bayerischen Nationalbank in Auftrag gab. Noch im Dezember erging ein öffentlicher Aufruf zur Zeichnung des Fonds für
die neue Bank. In Augsburg verhielt man sich anfangs derart abwartend, dass das Finanzministerium am 18.1.1835 darauf hinwies, dass sich
Augsburg von der Neugründung auszuschließen drohe. Daraufhin zeichneten am 22.1. die Augsburger Bankhäuser Schaezler, Eichthal, Lotzbeck,
Süsskind, Obermayer, Bodenehr und Stetten größere Summen. Der Sammeleifer Eichthals hatte den Münchener Unternehmern jedoch längst die
Kapitalmehrheit gesichert. Im Juni 1835 wurde München als Hauptsitz der Bank bestimmt, obwohl insbesondere Ferdinand Benedikt von
Schaezler bis zuletzt diese Rolle für Augsburg reklamiert hatte. Die 1837 errichtete Augsburger Filiale konnte die aus der Industrialisierung
erwachsenden Geldbedürfnisse vor Ort nicht hinreichend befriedigen. 1875 wurde sie, zusammen mit Filialen in Lindau und Kempten, von der neu
gegründeten Bayerischen Notenbank (später Bayerische Staatsbank) übernommen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründete die Berliner
Discontogesellschaft zusammen mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank die Bayerische Disconto- und Wechselbank, die wenig
später bereits eine Niederlassung in Augsburg eröffnete. 1923 ging sie mit ihren Filialen in der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank auf.
Zum 1.1.1931 übernahm die Augsburger Filiale die durch die Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten geratene traditionsreiche Augsburger Privatbank
F. Schmid & Co. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gebäude der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank an der Ludwigstraße 3-5 wurde
nach dem Wiederaufbau mehrfach erweitert und umgestaltet.
5) Nach der Fusion mit der Bayerischen Vereinsbank erweiterte die Bayerische Hypo- und Vereinsbank ihr Netzwerk um zukunftsträchtige Märkte
in Mittel- und Osteuropa. 2000-2002 vollzog sie die Integration der Bank Austria, der größten Bank Österreichs, und schuf die HVB Group. Im
März 2003 wurde die Hypo Real Estate, die Immobilienfinanzierungstochter der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank, abgespalten und an die
Börse gebracht. 2005 integrierte die Bayerische Hypo- und Vereinsbank die Vereins- und Westbank, die 1974 ihrerseits aus der Fusion der
Vereinsbank in Hamburg mit der Westbank hervorgegangen war. Am 15.12.2009 Umfirmierung der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG in
UniCredit Bank AG, der Markenname HypoVereinsbank wurde aber weiterhin beibehalten. Derzeit 7 Filialen im Stadtgebiet.
Franz Steffan / Walter Diehm, Die Bayerische Staatsbank 1780-1955, 1955; 125 Jahre Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, 1960; Wolfgang Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens
1648-1870, 1961; Franz Steffan, Bayerische Vereinsbank 1869-1969, 1969; K. A. Donaubauer, Das Augsburger Bankwesen, in: Aufbruch ins Industriezeitalter 2, 1985, 298-307; Peter Fassl, Wirtschaftsgeschichte
1800-1914, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 592-608; Die Anfänge der Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, 1985; Heinrich Reuss, Vereinsbank - das Entstehen
Franz Steffan / Walter Diehm, Die Bayerische Staatsbank 1780-1955, 1955; 125 Jahre Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, 1960; Wolfgang Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens
1648-1870, 1961; Franz Steffan, Bayerische Vereinsbank 1869-1969, 1969; K. A. Donaubauer, Das Augsburger Bankwesen, in: Aufbruch ins Industriezeitalter 2, 1985, 298-307; Peter Fassl, Wirtschaftsgeschichte
1800-1914, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 592-608; Die Anfänge der Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, 1985; Heinrich Reuss, Vereinsbank - das Entstehen
einer Bankengruppe, 1994; Homepage (www.hypovereinsbank.de).
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