„BLACK HISTORY WEEKS“.

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„BLACK HISTORY WEEKS“.
„BLACK HISTORY WEEKS“. Wochen der afrikanischen Diaspora und
ihrer Geschichte Erlangen, 19. September 2015- 13.Oktober 2015
Dr.Pierrette Herzberger-Fofana.Stadträtin, Initiatorin der „Black History Weeks“.
Wochen der afrikanischen Diaspora und ihrer Geschichte
Die ersten „Black History Weeks“ in Erlangen präsentieren sich in einer Reihe von
Veranstaltungen zur Geschichte und Bedeutung der afrikanischen Diaspora in Deutschland
und darüber hinaus. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf dem Ende des Zweiten
Weltkriegs und auf der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Erfahrungen schwarzer bzw.
afrikanischer Gefangener in den Konzentrationslagern werden dabei ebenso beleuchtet wie
die Rolle der afro-amerikanischen GIs in Deutschland.
Darüber hinaus werden in Vorträgen, Lesungen und Filmvorführungen Themen aus der
Geschichte Europas und Afrikas diskutiert und damit der Blick auch auf andere Länder und
Regionen gerichtet. Welche Rolle spielt die deutsche Kolonialgeschichte in der
Erinnerungskultur für die vielen Migrantinnen und Migranten? Wie gehen sie damit um, wenn
ein Teil ihrer Geschichte in Vergessenheit geraten ist und schlicht aus dem kollektiven
Bewusstsein ausgeblendet ist? Warum finden viele Schicksale dieser Zeitzeugen des NaziDeutschlands keine Erwähnung in Schul-und Geschichtsbüchern? Was bedeutet eine
Gedenkkultur in Deutschland heutzutage für die vielen Migrantinnen und Migranten, die
Mitglieder dieser Gesellschaft sind?
Programm
Dr. Pierrette Herzberger-Fofana. Ausstellung.
Das Schicksal von AfrikanerInnen, Afrodeutschen , African-Americans. Schwarze
Häftlinge in den Konzentrationslagern während der NS-Zeit.
70 Jahre nach der Befreiung der KZs in Deutschland ist es in der Öffentlichkeit kaum
bekannt, dass auch Männer, Frauen und Kinder aus nicht europäischen Ländern in den
Konzentrationslagern inhaftiert waren.
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Jean Voste aus Kongo und Belgien. KZ Dachau 1944
Sie stammten aus vielen anderen Teilen der Welt, aus Asien wie auch- das ist in der Öffentlichkeit bis
heute wenig bekannt – aus Ländern Afrikas, dem Kongo, dem Senegal sowie aus Eritrea, aus
Tansania, aus Kamerun etc... Die Ausstellung präsentiert einige dieser Häftlinge, die bis dato nie in
Geschichtsbüchern erwähnt wurden.
1● Podiumsdiskussion „Die Vergessenen der Geschichte. Afrodeutsche Zeitzeugin und
Zeitzeugen des Dritten Reichs“.
Samstag, den 19.9. 2015, 18.00 Uhr Raum im Erdgeschoss. Innenhof der Stadtbibliothek
Zum ersten Mal werden diese drei Überlebenden Opfer der Nazi Zeit über ihre Erfahrungen
sprechen und aus ihren Biographien lesen. Gert Schramm und Theodor Michael verbrachten
Zeitspannen im KZ und Marie Nejar musste auf Anweisung von Joseph Goebbels in
rassistischen Propaganda-Filmen spielen. Über die Geschichte schwarzer Kriegshäftlinge in
deutschen Konzentrationslagern ist nur wenig bekannt. Wie hat sich der Lebensalltag dieser
Menschen hinter Gittern und Stacheldrahtzaun gestaltet? Wie war das Leben für die
Schwarzen Menschen während der Nazi Herrschaft?
Moderation: Dr. Pierrette Herzberger-Fofana
●Theodor Michael „Deutsch sein und Schwarz dazu“. Erinnerungen eines AfroDeutschen. Spiegelbestseller.
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Geb. am 15 Januar 1925 in Berlin. Als sein Vater vor dem ersten Weltkrieg nach Deutschland
kam, war Kamerun „deutsches Schutzgebiet“ und Afrikaner wurden freundlich
aufgenommen. Doch bereits in der Weimar Republik fanden sie nur noch Arbeit in den
sogenannten „Völkerschauen“. In der Nazizeit landeten sie im KZ oder in Arbeitslagern.
Theodor Michael hat alles überstanden, dann nach Kriegsende feststellen zu müssen, dass er
der Kollaboration verdächtigt wurde, weil er überlebt hatte. Damals hätte er sich nicht
träumen lassen, dass er einmal als Regierungsdirektor beim BND in den Ruhestand gehen
würde.
● Marie Nejar alias „Leila Negra“ Mach nicht so traurige Augen, weil du ein Negerlein
bist“. Meine Jugend im Dritten Reich
Marie Nejar geb. am 20.März 1930 in Mühlheim an der Ruhr, wuchs in Hamburg auf. Das
Mädchen, das „Leila Negra“ genannt wurde, musste in NS-Propagandafilmen mitspielen. In
der Nachkriegszeit war sie eine berühmte Sängerin und machte mehrere Tourneen als „Leila
Negra“ durchs Land. Danach fing sie eine Ausbildung als Krankenschwester an. Sie übte
ihren Beruf bis zu ihrer Pensionierung aus.
●Gert Schramm „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann. “ Mein Leben in Deutschland
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Gert Schramm, geb. am 25. November 1928 in Erfurt. Er war nach dem Kriegsende
Dolmetscher bei der Sowjetischen Militäradministration, dann Bergmann in Frankreich, und
schließlich als Taxiunternehmer in der ehemaligen DDR.
Mit 14 Jahren war Gert Schramm der einzige schwarze Häftling unter den weißen Deutschen
im KZ Buchenwald, wo er zwei Jahre lang inhaftiert war. Er überlebte aufgrund der Courage
von Mithäftlingen. Seit er nach der Wende von Neonazis bedroht wurde, engagiert er sich in
Aufklärungsarbeit gegen Rechtsextremismus. Am 25. April 2014 erhielt Gert Schramm das
Bundesverdienstkreuz.
2●Dr. Pierrette Herzberger-Fofana. Stadträtin. „Das Massaker an den afrikanischen
Truppen in Frankreich durch die Wehrmacht im Juni 1940 und das Feldlager von
Thiaroye 1. Dezember 1944.(Senegal)“
Dienstag, 22. September 2015, Bürgersaal 2.OG. 19.30 Uhr.
Bei Kämpfen nördlich von Lyon vom 18-.20. Juni 1940 nahmen die Deutschen (Wehrmacht und
Waffen-SS) französische Soldaten gefangen. Die Afrikaner mussten sich mit erhobenen Händen an
einem Feldrand aufstellen, dann wurden sie hinterrücks erschossen. 188 Soldaten wurden am
19.6.1940 von der Wehrmacht massakriert. Am 1.Dezember 1944 massakrierte die französische
Regierung die rückkehrenden Kolonialtruppen, weil sie gewagt hatten, ihren zustehenden Sold zu
verlangen. Das war der Dank des „Mutterlandes Frankreich“ für die Teilnahme der afrikanischen
Truppen am Zweiten Weltkrieg.
Autorin des Buches. Berlin 125 Jahre danach. Eine fast vergessene deutsch-afrikanische Geschichte.
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3●Katharina Oguntoye. M.A. Historikerin. Autorin. „Black Survivors of Holocaust”. Film
von M. Shewa u. D. Okuefuna, 1997, Englisch, 90 Min. Samstag 26. September 2015.
19.000 Uhr. E-Werk
Wie das Leben der schwarzen Menschen in Deutschland während der Nazi-Diktatur aussah,
was sie erduldet und erlitten haben, davon wissen die meisten Deutschen nichts. Die BBCDokumentation „Black Survivors of the Holocaust“ bringt diese Wirklichkeit in Interviews
und raren Originalfilm Dokumenten ans Licht. Der Regisseur David Okuefuna und der
Produzent Moise Shewa (Afro-Wisdom Productions) haben mit einer hervorragenden
Recherche ihrerseits ein Filmdokument von unschätzbarem Wert geschaffen, in dem sie für
nachfolgende Generationen die Stimmen von Überlebenden und Nachkommen festgehalten
haben.
Frau Oguntoye ist die Mitautorin und Mitherausgeberin des ersten Buches zu Afro-deutschen:
Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Berlin 1986. Sie
leitet heute den interkulturellen Verein Joliba e.V. in Berlin. Frau Oguntoye steht im
Anschluss an die Filmvorführung für die Beantwortung von Fragen bzw. für Diskussionen
gerne zur Verfügung.
4● Dr. Katharina Gerund. Amerikanistin. FAU Erlangen-Nürnberg.„ Ein Atemzug der
Freiheit?“ Afro-amerikanische Soldaten im Nachkriegsdeutschland. Dienstag 29.September
2015, 19.30 Uhr. Bürgersaal, 2 .OG. Palais Stutterheim
Der Vortrag skizziert Berichte afroamerikanischer Soldaten über ihre Erfahrungen im
Nachkriegsdeutschland. Für sie ging es im Zweiten Weltkrieg um einen "doppelten Sieg":
gegen den Faschismus in Europa und gegen den Rassismus in den USA. Wie haben sie ihren
Kriegseinsatz und ihre Zeit in Deutschland erlebt? Welche Rolle spielten diese Erfahrungen
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für die Bürgerrechtsbewegung in den USA? Gleichzeitig beleuchtet der Vortrag auch
deutsche Reaktionen auf die schwarzen GIs und erkundet deren Bedeutung im kollektiven
Gedächtnis (West-) Deutschlands.
5●Dr. Pierrette Herzberger-Fofana. „ Fasia Jansen (1929-1997) eine engagierte
Liedermacherin und Friedensaktivistin der Nachkriegszeit“.
Dienstag 2. Oktober, 19.30 Uhr. Bürgersaal 2.OG. Palais Stutterheim
„Meine Kindheit lag in der Nazi-Zeit. Man muss wohl nicht kommentieren, was es bedeutet
hat, nicht arisch zu sein, denn auch die Schwarzen fielen unter die Rassengesetze. Ich stamme
aus einer einfachen Hamburger Familie. Mein Vater war der Generalkonsul von Liberia, aber
den habe ich nicht wirklich kennen gelernt. Meine Mutter heiratete 1936 einen Arbeiter. Der
war Sozialist, ein politisch bewusster Mensch und hat mich sehr geprägt und unterstützt…Ich
wurde von den Nazis dienstverpflichtet und arbeitete in einer Barackenküche des KZs
Neuengamme[…] Meine Lieder waren und sind für mich ein Mittel, mich am Leben zu halten
und meine Würde als Frau, als schwarze Frau zu behaupten.“
Fasia Jansen ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und Trägerin der Ehrenadel der Stadt
Oberhausen.
6●Israel Kaunatjike. Herero Aktivist. Namibia. 100 Jahre nach dem Ende von ‚‚DeutschSüdwestafrika.“
Dienstag 6. Oktober 2015, 19.300.15Uhr. Evangelische Studierenden- und Hochschulgemeinde"
(ESG).
Es ist wenig bekannt, dass die ersten KZs im Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia
eingerichtet wurden. Die ersten Deportationen haben ebenfalls in Afrika stattgefunden.
Afrikaner aus dem heutigen Namibia wurden nach Togo und Kamerun deportiert. Das
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Massaker an den Herero, einer Volksgruppe aus Namibia, gilt als der erste Völkermord in der
Geschichte des 20. Jahrhunderts. Es wurden mehr als 80 000 Namibier in die Omaheke Wüste gedrängt, wo sie vor Durst und Hunger während einer blutigen Schlacht starben. So
wurde ein ganzes Volk dezimiert und verlangt heute Reparationen und eine Entschuldigung
der deutschen Regierung.
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Über den „Black History Month“
Jedes Jahr wird in zahlreichen Ländern der „Black History Month“ gefeiert. Diese Tradition geht auf
den Historiker Carter G.Woodson (1875-1950) zurück, der 1926 eine Veranstaltungsreihe initiierte,
um die breite Öffentlichkeit in den USA über Schwarze Geschichte und die kulturellen,
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leistungen der afro-amerikanischen Bevölkerung aufzuklären.
Heute wird der „Black History Month“ weltweit in vielen Ländern und Städten meist im Februar
veranstaltet. Der erste BHM in Deutschland wurde 1990 von der „Initiative schwarze Menschen“.
(ISD) in Hamburg organisiert und sollte die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland sichtbar
machen. Der afrikanische und afrodiasporische Widerstand gegen Versklavung und Kolonialismus,
gegen Segregation und Apartheid kennt unzählige Gesichter, Gedenkjahre- und-tage, Geschichten,
Bewegungen und Namen, die in Vergessenheit geraten sind.
Cheikh Anta Diop (1923-1986) Cheikh Anta Diop ist einer der Hauptvertreter des Afrozentrismus
und gilt als einer der bekanntesten Ägyptologen. Er entwickelte die Hypothese, dass die alten Ägypter
Schwarzafrikaner gewesen seien und dass die von ihnen geschaffene Hochkultur eine originär
afrikanische Zivilisation darstelle.1955 publizierte Diop seine Dissertation über seine Hypothese unter
dem Titel ²Nations nègres et culture“ (Schwarze Nationen und Kultur). Dies machte ihn zu einem der
umstrittensten Historiker seiner Zeit.. Seiner Ansicht nach, begann der Kontakt zwischen Afrika und
Europa nicht erst im 18. Jahrhundert, sondern bereits Jahrhunderte vorher, unter anderem sei die
Anwesenheit afrikanischer Gelehrter in Europa bereits sehr früh belegt.
Bis Nelson Mandela im Jahre 1994 als erster demokratisch gewählter Präsident Südafrikas die
Apartheid gesetzlich abschaffte in seinem Land sollten mehr als 100 lange Jahre vergehen. Die
Erinnerung an ein Jahrhundert in dem Kinder, Frauen und Männer afrikanischer Herkunft häufig unter
Einsatz ihres Lebens auf dem afrikanischen Kontinent, in Nord-Amerika und der Karibik für ihre
Freiheit und ihre Gleichberechtigung kämpften, soll deshalb durch den „Black History Month“ wach
gehalten werden.
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Geselliges Beisammensein-Unkostenbeitrag 10€ nach der Podiumsdiskussion am
19.9.2015 (noch nicht sicher)
Unsere Kooperationspartner
●Bürgermeister-und Presseamt Erlangen
●Ausländer-und Integrationsbeirat Erlangen (AIB)
● Evangelische Studierenden- und Hochschulgemeinde.(ESG) Erlangen
●Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)
●Stadtbibliothek Erlangen
Bürgermeister-und Presseamt Erlangen
Black History Weeks
Evangelische Studierenden- und Hochschulgemeinde.(ESG) Erlangen
ViSP: Dr. Pierrette Herzberger-Fofana <[email protected]>Tel:09131 30 21 52
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