(Erasmus) an der INSA Lyon 2007/2008
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(Erasmus) an der INSA Lyon 2007/2008
Erfahrungsbericht zum Auslandsaufenthalt (Erasmus) an der INSA Lyon 2007/2008 Thomas Erk [email protected] 18.8.2007 - 30.6.2008 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorbereitungen 1.1 Organisatorisches 12 - 6 Monate vor Reiseantritt . . . . . . . 1.2 Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Organisatorisches kurz vor der Abreise . . . . . . . . . . . . . 3 3 3 4 2 Anreise & Ankunft 2.1 Anreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Auto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Zug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Flugzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 INSA Lyon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Campusleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Wohnen während der ersten Wochen . . . . . . . . . . 2.3.2 Endgültige Wohnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.4 Kfet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.5 Pots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Intensiv - Sprachkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Einführungsprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Willkommensprogramm während Sprach-Intensivkurs 2.5.2 Weekend d’integration vom GMC . . . . . . . . . . . . 2.5.3 Meltinsa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Einkauf, Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Finanzielles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 5 5 5 6 8 8 9 10 11 11 11 12 12 12 13 13 13 3 Das 3.1 3.2 3.3 15 15 15 16 16 17 17 Leben in Lyon Die Stadt Lyon . . . . . Verkehr . . . . . . . . . Reisetrips . . . . . . . . 3.3.1 Skitrips . . . . . 3.3.2 Südfrankreich . . 3.3.3 Radfahren in den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Der letzte Monat 18 5 Nachbereitung in Deutschland 18 6 Zusammenfassung 19 2 1 Vorbereitungen 1.1 Organisatorisches 12 - 6 Monate vor Reiseantritt Für mich stand schon recht schnell fest, dass ich mein Auslandsjahr in das siebte und achte Semester legen wollte. Ich folge damit der Empfehlung des Amtes für internationale Angelegenheiten. Vorteilhaft an dieser Vorgehensweise ist, dass man sich gleich zu Beginn des Hauptstudiums Gedanken macht und seinen persönlichen Vorlesungsplan dementsprechend anpassen kann. Man läuft nicht Gefahr, bereits zu Beginn des Hauptstudiums Pflichtfächer abzudecken, die man auch gut im Ausland ableisten könnte. Passende Vertiefungsfächer an anderen Universitäten zu finden ist nämlich sehr viel komplizierter als eher allgemein gehaltene Pflichfächer, so zumindest meine Erfahrung. Die Organsisation begleitete damit im Wesentlichen das fünfte, also das erste Hauptdiplomssemester und begann dementsprechend ein gutes Jahr vor Reiseantritt. Auf der Homepage des Amtes für internationale Angelegenheiten gibt es eine Liste mit allen Partneruniversitäten. Da ich aufgrund von persönlichen Interessen und Neigungen nach Frankreich wollte, ging ich die Lehrprogramme der einzelnen französischen Universitäten durch und entschied mich recht schnell für die INSA Lyon. Nach kurzer Rücksprache mit dem entsprechenden Erasmus-Koordinator, der mir den Platz aufgrund mangelnder Bewerbungskonkurrenten vorab mündlich zusichern konnte, vereinbarte ich Sprechstunden mit den Prüfern der Vorlesungen, die ich im Ausland absolvieren wollte. Die Meisten ließen sich zu einer Unterschrift auf einem von mir enworfenen Formblattes überzeugen, womit ich mich absichern wollte. Ich musste die großen 6 ECTS-credit Vorlesungen à 4SWS immer aus mehreren Auslandsvorlesungen zusammenstückeln. Auch die Anzahl der ECTS credits zu achten, ist allgemein zu empfehlen. Genügend Fächer gefunden, musste man nur noch alle Formblätter der Gastuniversität, die man von dem Erasmusbetreuer erhält, sowie des Amtes für internationale Angelegenheiten, welche sich auf der Website befinden, ausfüllen. Bei mir war auch ein Ärztliches Zeugnis verlangt, wovon man sich allerdings nicht abschrecken lassen sollte. Einsendeschluss für die Zulassung zum darauffolgenden Wintersemester war der 1.5.. In den Anmeldeformularen mussten noch andere Dinge angegeben werden. Beispielsweise in welche Kategorie Wohnung man möchte oder in welches Departement man eingeschrieben werden will. Erläuterungen dazu unter 2.3.2 und 2.2. 1.2 Sprache Ich habe mich mit 4 verschiedenen Französisch-Sprackursen vorbereitet: • Intensivkurs (I-III) • Intensivkurs (IV) 3 • Semesterbegleitender Kurs (V) • Semesterbegleitender Kurs (speziell für Studenten mit Interesse an einem Studium in Frankreich) Zusammen mit älterem Wissen aus der Schule war ich einigermaßen gewappnet und hatte schon von Anfang an keine großen Sprachprobleme. Es ist in meinen Augen lohnenswert den ein oder anderen Sprachkurs im Vorfeld nebenbei zu machen -sollte es der Stundenplan erlauben-. Viele meiner Kollegen haben aber auch dort ohne gut vorbereitet gewesen zu sein sehr schnell dazugelernt und am Ende besser gesprochen als ich. Fälle, bei denen mangelnde Sprachkenntnisse zum Misserfolg des Aufenthalts geführt haben gab es aber auch. Viele Gasthochschulen wie auch die INSA Lyon bieten 4-wöchige Intensivkurse vor Semesterbeginn an. Daran teilzunehmen ist sehr zu empfehlen, ich gehe unter 2.4 darauf ein. 1.3 Organisatorisches kurz vor der Abreise Dinge, die man sich in Deutschland noch organisieren sollte: • 4-sprachige Geburtsurkunde • Krankenversicherungsschutz • Passbilder • Bei der Bank die Möglichkeit, online Europaüberweisungen zu tätigen freischalten lassen, was bei meinem Sparkassenkonto nötig war Dank der EU bleiben heutzutage großartige Botschaftsgänge erspart. Für die Einschreibung brauchte ich noch eine französischsprachige Geburtsurkunde. Die zuständige Behörde der Geburtsstadt kann eine 4-sprachige Geburtsurkunde ausstellen und sie zuschicken. Kostenpunkt bei mir 20e. Ich musste für meine Hochschule eine Krankenversicherungsbetätigung organisieren, da ich privat versichert bin. Wie es bei gesetzlichen aussieht weiß ich nicht. Von Vorteil für Studenten- und andere Ausweise sind Passbilder. Ich empfehle im Vorfeld welche schießen zu lassen und mitzunehmen. 4 2 Anreise & Ankunft 2.1 2.1.1 Anreise Auto Bei der Anreise mit dem Auto ergibt sich der Vorteil die ein oder anderen Dinge mitnehmen zu können. Bei Wohnen(2.3.2) habe ich ein paar Dinge aufgelistet, die sich in meinem Fall als nützlich erwiesen haben. Einige meiner dortigen deutschen Kommilitonen haben sich von Ihren Eltern nach Lyon fahren lassen. Abbildung 1: Voll beladenes Da ich schon vorher ein eigenes Auto hatte bin ich eigenständig nach Lyon gefahAuto am Brünigpass ren und habe es während der 10 Monate auch in Frankreich benutzt. Unbedingt erforderlich ist es nicht. Ich habe es für den Stadtverkehr eigentlich nur zum Großeinkauf genutzt, konnte hin- und wieder einigen meiner Freunde den Einkauf -beispielsweise für eine Geburtstagsfeier- erleichtern. Was ohne Auto schwerer gelaufen wäre waren meine Reiseausflüge(3.3). 2.1.2 Zug Ab Strasbourg gibt es einen recht günstigen Corail Zug, der in einigen Stunden nach Lyon fährt. Selbstverständlich ist Lyon aber auch ein TGV Bahnhof. Meiner Erfahrung nach fährt man am günstigsten, wenn man für den Ticketkauf die Fahrt splittet, d.h. sich für die Fahrt auf französischem Terrain an die SNCF wendet (http://www.voyages-sncf.com) und für den deutschen Teil ganz normal über die Bahn bucht. Die Rabatte, die man auf ein französisches Ticket mit einer Carte 12-25 erhalten kann, sind beträchtlich: Wer 2-3 mal fährt hat die 50e, die die franz. Bahncard für junge Leute kostet, schnell wieder hereingeholt. 2.1.3 Flugzeug Lufthansa fliegt Lyon z.B. ab Frankfurt oder München an. Wenn man einen Hin- und Rückflug rechtzeitig bucht sogar schon ab 90e. Unpraktisch ist bei der Anreise per Flugzeug die Gepäckeinschränkung. Aber für ankommende Besuche oder Heimaturlaube an Weihnachten ist es allemal gut. 5 2.2 INSA Lyon Die INSA Lyon ist eine angesehene französische Hochschule. Als Franzose eine Zugangsberechtigung zu erhalten ist gar nicht so leicht, da Absolventen wohl auch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Ein Viertel der 4000 Studenten sind internationale Studenten, einerseits aus dem sog. Eurinsa, Asinsa oder Amerinsa Programm, in dem ausländische Studenten ihr gesamtes Studium an der INSA absolvieren, anderersiets aus Erasmuspartnerschaften, Doppeldiplomprogrammen oder sonstigen Verknüpfungen mit anderen Hochschulen. Vollzieht man ein normales Studium, hat man gemeinsam mit ca. 1000 Anfängern, von denen am Ende noch 600 übrig bleiben, zunächst das sogenannte Premier cycle vor sich. Eine gewisse Ähnlichkeit zu dem deutschen ’Vordiplom’ besteht, die Ausbildung ist aber allgemeiner gehalten. Meinem Eindruck nach legt man hier mehr Wert auf das Lösen von komplizierten Integralen oder Differentialgleichungen, als sich schon früh mit Dingen wie Konstruktion auseinanderzusetzen. Gehört man zu den glücklichen 60% die ihr Premier cycle erfolgreich abgeschlossen haben, hat man für das Seconde Cycle 12 Departements zur Auswahl, in welche man aber auch direkt von anderen Hochschulen zugelassen werden kann. Für eines dieser Departements muss man sich auch als Austauschstudent entscheiden: • Biochimie et Biotechnologies • Bio informatique et Modélisation • Génie Civil et Urbanisme • Génie Energetique et Environnement • Génie Mécanique Conception • Génie Mécanique Développement • Génie Mécanique Procédés Plasturgie • Génie Industriel • Informatique • Science et Génie Matériaux • Télécommunications 6 Gemäß meinem Studiengang und dem passenden Lehrangebot hatte ich mich für das Departement Génie Mécanique Conception entschieden. Ein Jahrgang umfasst hier in etwa 120 Leute. In Frankreich, zumindest an der INSA Lyon, kennt man die Semesterstruktur und die vielen Auswahlmöglichkeiten, die ein Maschinenbauhauptstudium in Deutschland bietet, kaum. Mich fragte man immer nur: ”Tu es en quelle année?”. Das Hauptstudium an der INSA besteht demnach aus dem troisième,quatrième und cinquième année. Man besteht entweder das ganze Jahr oder kann es wiederholen, ein paar winzige Auswahlmöglichkeiten gibt es erst im fünften Jahr, nach dessen Abschluss man sein Diplom in der Tasche hat. Die sogenannten cours (Vorlesungen), oder in der Umgangssprache amphis, finden in einem der wenigen großen Hörsäale des Departements statt. Der Rest, also die travaux dirigés (TD)(Übungen), werden in Klassenräumen und in Klassenstärke von ca. 20 Studenten veranstaltet. Zu vielen Fächern gibt es auch Praktikumsversuche, die sogenannten travaux pratiques, in denen man mit einem oder zwei Praktikumspartnern zusammen arbeitet. Anders als ich es von deutschen Hochschulen kannte, ist für Vollzeitstudenten hier auch Sport und Sprachprogramm verpflichtend. In vielen Departements, je nach Laune des Profs, wurde Pünktlichkeit auch ganz groß geschrieben. Dass zu spät eintreffende Studenten ermahnt wurden war keine Seltenheit, erzählt wurde mir auch, dass verspätete Studenten nicht mehr an der Übung oder der Vorlesung teilnehmen durften. Der Stundenplan ist Montag - Mittwoch und Freitag von 8 bis 18 Uhr vollgestopft, Donnerstags nachmittag wird freigehalten für Sport AGs. Feste zeitliche Blöcke gibt es ansich kaum, teilweise geht alles kreuz und quer. Bei Zusammenstellung des Stundenplans aus zwei Departements war schon etwas Einfallsreichtum gefragt, mir ist es aber immer gelungen. Für Erasmusstudierende gilt hier die Vorgabe, dass 60% der belegten Vorlesungen aus dem ”eigenen” Departement kommen müssen, diese Einschränkung hat mir aber keine Probleme bereitet. Ich hatte pro Semester jeweils einen Kurs am SGM, dem Materialinstitut hier. Die Prüfungen werden -hier unterscheiden sich die Departements- entweder immer im laufenden Semester abgehalten, oder am Ende kompakt innerhalb von wenigen Wochen. Am GMC war es so, dass die großen Prüfungen alle zu Ende des Semesters in einem zeitlichen Rahmen von 1,5 Wochen stattfanden, teilweise aber innerhalb vom Semester sogenannte Interrogations abgehalten wurden, die dann mit 25 % in die Endnote hineingerechnet wurden. Entgegen der allgemeinen Meinung ”im Ausland ist alles leichter” musste ich mich schon ordentlich auf die Prüfungen vorbereiten und auch während des Semester gut mitarbeiten. Sprachlich hatte ich als Maschinenbauer keine großen Nachteile, da es meistens kompakte Aufgaben waren und ich die Fachbegriffe schon aus den Vorlesungen kannte. Ich erinnere mich an 1-2 Aufgaben, wo ich erstmal im Dunkeln tappte, weil ich ein Wort verwech7 selte. Wörterbücher durfte ich aber immer mitbringen. Dank verständnisvoller Professoren, die sich mit mir in vereinzelten Sprechstunden sehr geduldig zeigten, sehr guten Kommilitonen aus Karlsruhe, den Doppeldiplomern, mit denen ich auch recht viel gearbeitet habe, und auch dem üblichen Glück gelang es mir, durch keine Prüfungen durchzufallen. So konnte ich alle Credits, die eingeplant waren, einfahren. Ein Kurs, den ich auch anrechnen lassen wollte, war leider nicht für ausländische Studierende geöffnet, ein anderer wurde nicht mehr abgehalten. Zum Großteil war das Lehrangebot aus dem Webauftritt vom GMC also so korrekt, dass man sich darauf verlassen konnte. Einen Tip möchte ich noch loswerden: Gebt nicht zu früh auf ! Auch wenn ihr in den ersten Vorlesungen nichts versteht und die Vorlesungen aus dem Programm streichen wollt. Einige meiner Kommilitonen haben das getan, obwohl die Prüfung dann im Endeffekt leicht zu bestehen war, auch wenn sich das erst nach Notenbekanntgabe offenbart hat. So habe ich beispielsweise Finite Elemente in Frankreich gehört, anfangs nichts verstanden, öfters ernsthaft daran gedacht aufzugeben. Auch nach der Prüfung war ich mir sicher, durchgefallen zu sein, schlussendlich habe ich aber dennoch bestanden und konnte mir das Fach mit einer akzeptablen Note anrechnen lassen. Fächer, durch die ihr evtl. dann doch durchgefallen sein solltet, werden nie auf eurem endgültigen Diplom- oder Bachelorzeugnis auftauchen. 2.3 2.3.1 Campusleben Wohnen während der ersten Wochen Während der ersten 2,5 Wochen waren an der INSA sprichwörtlich die Gehsteige hochgeklappt. Fast alle Wohnheime waren noch geschlossen, sodass alle ankommenden Austauschleute im Batiment B untergebracht wurden. Im Batiment B gibt es nur Doppelzimmer, so durfte ich mir die erste Zeit ein Zimmer mit einem jungen Mexikaner, Abbildung 2: Mein Zimmer für einem Amerinsa-Studenten teilen. Anfangs war jeder von uns -verständlicherweise- dadie ersten 2,5 Wochen von nicht besonders angetan, was sich aber schnell wendete. Da wir als die Erasmusstudenten die Abende meistens gemeinsam, entweder in der Campuskneipe der INSA, der sogenannten Kfet, oder am Rhoneufer verbracht haben, und der Großteil des Tagesablaufs mit Sprachunterricht abgedeckt war, gab es von vornherein wenig Überschneidungszeit im ca. 18 Quadratmeter großen Zimmer. Davon abgesehen war es auch nett, mit ein paar anderen Leuten in Kontakt zu kommen, mit denen man sonst wahrscheinlich nicht so oft gesprochen hätte. 8 Mein Kollege, wie erwähnt ein 18 jähriger Mexikaner, ereiferte sich immer wieder an den Dimensionen meines Hausrates, den ich aus Deutschland mitgenommen hatte: ”Tu as beaucoup de choses...”. Am ein oder anderen Nachmittag haben wir uns zwischen seinen Hausaufgaben und meinem Mittagsschlaf etwas unterhalten können, er erzählte mir etwas von Mexiko, ich erzählte ihm vom Mountainbiken und vom Schnee, inspiriert von einer Landschaftsaufnahme, die ich mir als Desktophintergrund eingerichtet hatte. ”Ist das da oben Schnee? Wow, ich habe noch nie Schnee gesehen.” Der Ausstattung des Doppelzimmers kann man nicht den besten Zustand bescheinigen. Alles ist bereits etwas in die Jahre gekommen, in manchen anderen Zimmern ist angeblich Schimmel gefunden worden, morgens gibt es auf den Gangtoiletten etwas Stau. Aus meiner Sicht ließ es sich aber -gerade in Anbetracht des kurzen Zeitraums- sehr gut in dem Zimmer aushalten. Für einen Zugang ins Internet konnte man sich vom Zimmer aus über eine Modemverbindung einwählen, oder -was die meisten gemacht haben- zum nicht weit entfernten Rechenzentrum laufen. Dort lag dann schon der eigene Account bereit, mit dem man sich Abbildung 3: Abends dann an einem der Rechner anmelden konnte. Die vor dem Rechenzenzweite Möglichkeit bestand darin, sich mit einem trum Universalpasswort übers WLan zu verbinden. Das WLAN funktionierte auch noch nach Schließung des Rechenzetrums, weswegen einige abens noch sehr lange vor den zwar verschlossenen aber WLAN durchlässigen Türen verweilten. 2.3.2 Endgültige Wohnung Kaum hatte man sich an das Doppelzimmer gewöhnt, hieß es auch schon umziehen: Nach 2,5 Wochen durften wir in unsere endgültige Wohnung umziehen. Mein Wunsch nach einer Einzimmerwohnung wurde wie in jedem anderen Fall der mir bekannt ist, respektiert. Auf möblierten 16,5 QuaAbbildung 4: Mein dratmetern habe ich sogar mein Mountainbike untergebracht. Gegen die Ausstattung konnte man endgültiges Zimmer nichts sagen: die Dusche im eigenen Badezimmer war morgens warm, die Küche war mit einer Kochplatte und einem Kühlschrank ausgestattet, Kleiderschränke und Regale waren in ausreichender Weise vorhanden. Sogar die Heizung sprang Anfang November nach einer Intervention durch den Hausmeister ohne Murren an. 9 Auch über das Internet konnte man sich nicht mehr beschweren. Verbindung per VPN: Skype und ICQ gingen problemlos, allerdings wurde nur der INSA-Postausgangsserver zugelassen, sodass man Mails per Outlook nur über die INSA-Adresse verschicken konnte. Im Laufe der 10 Monate erlebte man auch 3 Nachmittage, an denen das Internet komplett ausfiel. Günstige Waschmöglichkeiten gab es im Haus. Jetons für 1,20e im BDEBureau des élèves Hier ein paar Dinge, die ich in Lyon gut gebrauchen konnte: • Sparausgabe von Geschirr: Ein paar Teller, Töpfe, Besteck... . Ich habe mir einen Karton zusammengepackt, wer das nicht mitnehmen kann muss sich hier alles neu kaufen • Bettdecke und Bettbezug: Von der INSA bekommt man: 1 Wolldecke, 1 Nackenrolle, 2 Laken. • Gitarre • ausrangiertes Fahrrad für die Fortbewegung innerhalb Lyons • Wintersportausrüstung 2.3.3 Essen Was das Essen anbelangt, musste man sich nur an den Wochenenden um etwas kümmern. Werktags wurde man gezwungenermaßen von der INSA mehr oder weniger ausgewogen ernährt, d.h. morgens, mittags und abends im Restaurant antreten und die Mahlzeit einnehmen. Wenn man von der INSA beherbert wurde und im 3. oder 4. Jahr eingeschrieben war gibt es aus diesem Knebelvertrag kein Entkommen. Deswegen rate ich allen, sich ins 5. Jahr einzuschreiben. In jeder Hinsicht war ich nicht von der Kantine begeistert. In manchen Fällen war das Kantinenpersonal überaus unhöflich, davon abgesehen fand ich die Ernährung etwas zu einseitig. Manchmal wäre mir auch abends eine kalte Mahlzeit mit Brot und Käse lieber gewesen als nochmal Schuhsohlen-Steak mit Pommes. Vorteile hatte es aber auch, selbst wenn das dem ein oder anderen jetzt banal vorkommen mag: Abspülen haben andere übernommen, man musste sich um nichts kümmern und hat seine Leute um sich gehabt. In 80 % der Fälle gab es auch 2 verschiedene Gemüse, 2 verschiedene Beilagen sowie Fisch oder Fleisch, sodass man eine gewisse Auswahl hatte. In dem nur Mittags geöffneten Restaurant Grillion wird gegrilltes Fleisch mit Beilagen serviert, alles mit etwas mehr Mühe als im großen Hauptrestaurant Castor & Pollux zurechtgemacht. Im Olivier gibt es Pizza oder ein Nudelgericht, überall immer mit Vorspeise, Nachtisch und Käse. Diejenigen die es eilig haben können im Prevert Fast-fooden, wo es oft Paninis, Pizzastücke und Pommes, jeweils zum Mitnehmen oder dort essen gibt. Gerade Mittags hat man eine gewisse Auswahl. 10 2.3.4 Kfet Für den Campus eine echte Aufwertung ist die Kfet, die Unikneipe. Für die meisten 3 Minuten Fußweg entfernt, treffen sich dort viele Austauschleute, aber auch Franzosen. Die Preise sind etwas niedriger als in der Stadt, die Musik ist recht nett -typisch französisch eben-. Einige meiner Freunde haben angefangen in der Kfet zu arbeiten, was für die Integration sehr förderlich war. Immer Donnerstags vor Ferienbeginn steigte die große La Boom, auf der sich auch schon legendäre Szenen abgespielt haben. 2.3.5 Pots Eine Tradition an der INSA sind die sogenannten Pots. Zwischen September und Dezember veranstalten die Studenten eines jeden Departements open air einen Umtrunk, zu dem alle Studenten eingeladen waren. Zu Trinken gibt es meistens irgendwelche Frucht-Alkoholica, für Musik ist auch gesorgt. Auf den Pot wird durch Werbung in Mensa und Plakaten in den Fachbereichen aufmerksam gemacht. Davon nichts mitzubekommen ist nur schwer möglich. 2.4 Intensiv - Sprachkurs Nach der Ankunft am Samstag und einem Tag ”frei”, begann der Montag mit einem Sprachtest in schriftlicher und anschließend mündlicher Form. Angeblich sollten sich manche auf diesen Test auch noch vorbereitet haben, was ich mehr als lächerlich fand. Es ging ja letztlich nicht um irgendwelche Noten, sondern nur darum, dass jeder in einem Kurs der seinem Niveau entspricht eingeteilt werden kann, was schlussendlich auch gelang. So wurde ich gemeinsam mit Mexikanern, Brasilianern, Italiern, Polen und Spanierinnen ”eingeschult”. Innerhalb der ersten vier Wochen konnte ich subjektiv allerhand dazulernen. Den Unterschied zu normalem Unterricht, den man aus der Schule oder von Sprachkursen aus der Uni kannte, machten oft die Kleinigkeiten aus, wie Abbildung 5: Meine Sprach- z.B. dass Gruppenarbeiten mit Kommilitonen auf Französisch verfasst werden musskursgruppe ten, oder dass man sich in der Pause auf Französsisch unterhalten musste. Ich empfand diese Tatsache nicht als ermüdend oder anstrengend sondern als sehr hilfreich und auf seine Weise entspannend. Verschiedene Ausflüge standen auch auf dem Programm, beispielsweise in bekanntere Museen Lyons. Der Test am Ende des Kurses war mit 1-2h Vorbereitung auch mit einer guten Note zu meistern. Somit hatte ich relativ leicht die ersten 4 ECTS 11 credits erarbeitet. An all diejenigen die sich nicht sicher sind, am Intensivkurs teilzunehmen, kann ich es nur empfehlen, sofern es sich mit eventuellen Prüfungen an der Heimatuniversität vereinbaren lässt. Die Atmosphäre war immer sehr gut, man hat in aller Ruhe den Campus und alle anderen Austauschleute kennen gelernt. Von den Kontakten aus den ersten 4 Wochen habe ich noch lange profitiert. 2.5 2.5.1 Einführungsprogramme Willkommensprogramm während Sprach-Intensivkurs Sonntag abends nach der Ankunft in Lyon wurden wir sogleich von Maja und Virgine, den beiden ”Animateurinnen” begrüßt und aufgeklärt. Während der ersten Wochen wurden verschiedene Dinge zur Unterhaltung angeboten, das waren beispielsweise • Stadtrundfahrten • Rhônerundfahrten • Besuche im Open Air Kino • Unterhaltungsabende in der Kfet All diese Aktivitäten waren kostenlos und auch immer nett. Für die Wochenenden wurde ein gesondertes Programm vorgesehen: Für 60e gab es einen Ausflug mit Vollverpflegung, einer Übernachtung und Aktivitäten. In meinem Fall sind wir an den Lac Laffrey nähe Grenoble gefahren wo wir Katamaran-Segeln, Kanufahren, Baden, Windsurfen und ähnliches konnten. Die Kundschaft bestand in Abbildung 6: Gruppe spani- unserem Fall neben ein paar spanischen Erasscher und deutscher Erasmu- musstudenten, mit denen wir uns sehr schnell angefreundet haben, aus Asinsa Studenten, ser da die Animationsprogramme immer für alle angeboten wurden. Die Teilnahme ist aber sehr zu empfehlen. 2.5.2 Weekend d’integration vom GMC Wie ich in 2.2 beschrieben habe, werden alle Insaliens und fürs dritte Jahr von extern Kommenden auf die verschiedenen Departements aufgeteilt. Um das Einleben etwas lebendiger zu gestalten wird von der Fachschaft ein sogenanntes Weekend d’integration organisiert. Ich selbst konnte wegen eines Besuches leider nicht daran teilnehmen, Berichten zu Folge war es aber sehr 12 lustig. Auch der Alkohol soll eine große Rolle gespielt haben. Die designierten Erstis sind zusammen an die Ardeche auf einen Campingplatz gefahren, haben eine Kanufahrt Flussabwärts gemacht und sonst wohl recht viel gefeiert. Ich habe es bedauert nicht dabei gewesen zu sein. 2.5.3 Meltinsa Für die sonstige Integration während des Semesters gab es die Organisation Meltinsa. Sie hat für die Austauschleute verschiedene Partys organisiert, auch ein Fußballturnier, ein super Ski-Wochenende und immer wieder kleinere Aktivitäten. Im E-Mail Verteiler landet man irgendwie automatisch, wahrscheinlich über das Auslandsamt. Die Franzosen, die das ganze organisieren sind stets sehr kontaktfreudig und bemüht. Sie bringen auch viel sprachliche Geduld mit, sodass man die Anfangssprachbarrieren schnell überwinden kann, auch wenn man den 4-wöchigen Intensivkurs nicht mitgemacht hat. 2.6 Einkauf, Versorgung Ein Champion, ein Supermarkt vergleichbar mit einem Edeka, befindet sich gleich um die Ecke des Doua Campus, genauso wie eine Wäscherei, falls die Waschmaschinen an der INSA mal streiken sollten, und eine Postfiliale. Etwas weiter weg, im Centre Part Dieu ist ein etwas größerer carrefour [Supermarkt] sowie ein Decatlon [Sportgeschäft, hier gibts die ganzen Quechua sachen mit denen alle Franzosen herumrennen]. Wer einen französischen Riesensupermarkt braucht, muss ein Stück den Bus nehmen: Auf der von der Doua aus gegenüberliegenden Rhôneseite auf dem Berg, Ortsteil Caluire befindet sich ein Auchun. Hier bin ich ganz gerne einkaufen gefahren. Manche Dinge waren günstiger, die Auswahl größer. Wer das ganze noch ausgedehnter braucht, muss noch etwas weiter fahren: Es gibt ein großes Kommerz-Zentrum mit Ikea, Riesensupermarkt und auch einem größeren Decatlon in Portes des alpes. Ausfahrt 5 auf der Autobahn Richtung Osten, aber noch Peage-frei. 2.7 Finanzielles Gleich zu Beginn des Auslandsaufenthaltes hält sich ein BNP Paribas Vertreter auf dem Campus auf, um allen ein Konto anzudrehen. Ich habe meines direkt in der Filiale eröffnet, 1,5 Wochen später bekam ich auch meine Carte Bleue. Kommilitonen von mir waren auch bei credit Lyonnais, es macht effektiv wahrscheinlich keinen Unterschied. Fast alle Abwicklungen kann man Online erledigen, wie in Deutschland. Das Eröffnen eines Kontos ist aus verschiedenen Gründen notwendig bzw. empfehlenswert: 13 • Für viele Dinge kann man sich nur per Scheck anmelden. In Frankreich ist die Zahlungsweise oder auch Kautionsdeponierung per Scheck noch weit verbreitet, teilweise hat es auch echte Vorteile. • Ohne Französisches Konto gibt es keine CAF, dazu gehe ich später ein • Versorgung mit Bargeld Um ein Konto eröffnen zu können, benötigt man die Bestätigung, dass man einen festen Wohnsitz hat. Diese stellt gewöhnlichweise der Vermieter aus. Die Paribas hat den notdürftig ausgestellten vorübergehenden Studentenausweis der INSA auch anerkannt, weswegen es das einfachste ist zur Paribas zu gehen. Gleich mit der Eröffnung erhält man BIC und IBAN, womit man das Konto über ein Deutsches Konto speisen kann. Falls es für jemanden wichtig sein sollte: Die Paribas tauscht keine Fremdwährungen um. Wenn man also in die Verlegenheit kommen sollte ein paar Schweizer Franken oder ähnliches zu benötigen muss man sich an ein spezielles Devisenbüro wenden, das mitunter dann nicht die allerbesten Tauschsätze hat. Für den Bargeldlosen Zahlungsverkehr habe ich vermehrt meine deutsche VISA Karte eingesetzt. Mit ihr habe ich u.a. an der INSA meine Miete oder im Auchun meine Einkäufe bezahlt. Auch die französischen Mautstationen akzeptieren eine VISA Karte. Hier mal eine Übersicht der monatlich festen Umsätze: Verwendung Miete Betrag monatlich 375e Essen 435e pro Trimester Erasmusstipendium 180e pro Monat Bemerkung Davon gingen bei mir 165 Euro CAF ab Trimester sind jeweils von (September - Dezember, Januar - März, April - Juni) kann allerdings von Jahr zu Jahr variieren. Das Unterstützungsgeld der CAF muss man gesondert beantragen. CAF erhält prinzipiell jeder, also auch ausländische Studenten. Der Antrag ist im Netz verfügbar und muss zusammen mit einem Formular, das man von der Direction de Residences erhält, eingereicht werden. In meinem Fall dauerte es 4 Wochen, bis ich den erlösenden Brief bekommen habe, in dem stand, dass mir 165 e CAF zustehen, die -in meinem Fall- direkt an die INSA überwiesen wurden. Von dort an musste ich nur noch knapp 210e Miete bezahlen, das Guthaben wurde entsprechend verrechnet. Den CAF Antrag sorgfältig auszufüllen lohnt sich. Ich hatte glücklicherweise nie Probleme mit dem Amt, aber einige meiner Kommilitonen mussten es 10 mal aufsuchen, haben kein Geld bekommen, dann war der Laden überraschenderweise zu... 14 . Wenn man sich aber einmal konzentriert, alles sorgfältig zusammenstellt und dort abgibt hat man im Normalfall keine Probleme. Ich selbst habe noch sehr viel Geld für Reisen und Freizeitaktivitäten ausgegeben, deswegen auch ohne Finanzkrise nach meinem Lyontrip deutlich weniger Geld auf dem Konto gehabt als davor. Im Vergleich zu Stuttgart ist das Leben in Lyon aber nicht nennenswert teurer. Das Weggehen geht zugegeben irgendwann ins Geld, meinem Gefühl nach kostet hier jedes Getränk 50cent - 1 Euro mehr, das ein oder andere Mal kann man sich aber einen Abendtrip in die Innenstadt erlauben. 3 3.1 Das Leben in Lyon Die Stadt Lyon Lyon ist kulturell eine sehr reizvolle Stadt. Das wunderschöne Vieux-Lyon zu Füßen der Katehdrale bzw. des Hügels Fourvière wurde 1998 zum Unesco Kulturerbe ernannt. In der Stadt findet man immerwieder Fresquen, das sind bemalte Hausfasaden. Geschichtlich eine Rolle spielte auch noch der Hügel Croix Rousse, ”le colline qui travaille”, auf dem zu früheren Zeiten die Seidenwebereien zu finden waren. Heute ist hier auch interessantes Museum beheimatet. Nennenswert sind auch die sogeannten ”Traboules”, das sind Gänge durch ganze Stadtteile, über Gebäude hinweg, teilweise auch unterirdisch. Früher wurden sie von den Seidenwebern dazu verwendet, um Stoffe trocken transportieren zu können. Diesbezüglich eine Stadtführung zu machen lohnt sich allemal. Aber auch die vielen gut erhaltenen Kirchen bilden einige der Reize Lyons. Zu nennen ist noch der Place de Terraux am Hotel de Ville, in dessen Nähe sich auch einige Clubs und Kneipen befinden. Nicht zuletzt das kulturelle Angebot ist ein guter Grund, in Lyon einmal besucht zu werden. Meine Eltern waren, als sie mich während der Herbstferien besuchten, nahezu in Extase. 3.2 Verkehr Lyon hat ein hervorragendes ÖPNV System. Die Tram T1 fährt praktisch direkt über den Campus, auch die Metrolinien sind gut ausgebaut. Abends ist ab ca. 24 Uhr Schluss mit dem Betrieb, am Wochenende verkehren allerdings Nachtbusse. Eine Fahrkarte ist im Vergleich zu deutschen Großstadtverhältnissen mit einem Euro auch vergleichsweise günstig. In Lyon sehr gut ausgeprägt ist das VeloV System, das nach dem großen Erfolg auch auf andere Städte kopiert wurde. Ursprünglich installiert um den Verkehr in der Stadt zu reduzieren, bekommt man für gerade einmal einen Euro eine Wochenkarte, mit der man sich für jeweils 30 Minuten ein Fahrrad an den unendlich vielen Stationen, die über die ganze Stadt verteilt sind, ausleihen kann. Je nach Haushaltslage konnte ich mitbekommen, dass 15 der Jahresetat wohl schon Mitte November aufgebraucht worden war und nichts mehr ins VeloV System investiert werden konnte. Das führte dazu, dass an einer Station nur noch defekte Räder anzutreffen waren. Manchmal kam es auch vor dass man hocherfreut an eine Station mit funktionsfähigen Velos kam, dort eine Karte kaufen wollte, der Automat aber erst am Ende gemeldet hat, dass die Karten in dem Automat leer sind... . Zuviel Geld abgebucht o.Ä. wurde aber nie. Da ich wie bereits erwähnt das Glück hatte mit dem Auto anreisen zu können, habe ich mir ein älteres Stadtfahrrad mitgenommen, was sich auch ausgezahlt hat. Meine Stadtbesorgungen oder Stadterkundungsfahrten habe ich fast alle mit dem Fahrrad absolviert. Gerade für kleinere Einkaufstouren ist es praktisch und spart Zeit. 3.3 3.3.1 Reisetrips Skitrips Dass Lyon in der Nähe der Alpen liegt, war mir im Vorfeld klar. Als ich dann aber gehört habe, dass Samstags Tagesausflüge in Französische Top Skigebiete bereits für 30 Euro (Fahrt, Skipass) angeboten werden, war ich überaus angetan. Es gibt einerseits den sogenannten Skiclub, eine Studentenorgansiation, die in Kooperation mit Reiseveranstaltern Trips für durchschnittlich 32 Euro anbietet, andererseits gibt es die Möglichkeit, das für Franzosen vorgeschriebene EPS Programm in Form eines Skikurses abzuwickeln. Diese Option ist auch für Austauschstudenten geöffnet. Ich habe auf diese Art und Weise das Snowboardfahren gelernt. Die Hälfte des Tages war man mit seiner Gruppe und einem Lehrer unterwegs, die zweite Tageshälfte war man frei und konnte fahren wo und wieviel man wollte. Als Snowboard-Anfänger bekam man einen halben Tag Coaching, also sehr hilfreiche Tips, gratis nebenbei erwähnt. Abgesehen davon ist es immer netter sowas in der Gruppe zu lernen und mitzuerleben wie andere Leute auch manche Probleme haben. Aber auch die Freaks waren oft dankbar über Tips zu netten Varianten von Skipisten, die Sie sonst nicht ohne weiteres gefunden hätten. Der Tagesablauf eines Skitages beginnt um ca. 5:15, die Zeit zu der ich immer aufgestanden bin. Nach Pausenbrot schmieren und anziehen bin ich dann auch schon zum Treffpunkt gelaufen, wo wir um 6:00 zu erscheinen hatten. Die Busfahrt meistens schlafenderweise verbracht, kamen wir je nach Staulage meist gegen 8:30 in den entsprechenden Skigebieten an. Wegen der EU- weiten Pauseregelung für Lastwagen- und Busfahrer, muss sich der Fahrer 9 Stunden ausruhen, daher die Heimfahrt meist gegen 17:30. Meistens waren wir dann 19:30 oder 20:00 Uhr wieder in unseren Zimmern zum duschen und Abendessen. Von der Aufstehzeit darf man sich nicht abschrecken lassen. Man gewöhnt sich schnell daran und kann etwas Schlaf während der Busfahrt nachholen. 16 Vereinzelt bin ich aber auch auf eigene Faust zum Skifahren losgezogen. Einmal mit 2 Kommilitonen, zweimal um meine Eltern im Skiurlaub zu ”besuchen”, die sich über Ostern in Portes du soleil eingebucht hatten. Eine Woche während der Skifahrferien im Februar habe ich mir auch noch genehmigt. Insgesamt bin ich das Erasmusjahr auf 24 Skitage gekommen, mein persönlicher Rekord, den ich so schnell nicht mehr überbieten werde. Also der Ratschlag für Wintersportfans: Ski oder Snowboard mitbringen!!!! 3.3.2 Südfrankreich Auch die Nähe Lyons zu südfranzösischen Reisezielen sollte man ausnutzen. Während meiner Lyonzeit war ich 3x zu Roadtrips in den Süden unterwegs. Im September, also zu Beginn des Austauschjahres, habe ich mit einigen neuen Kommilitonen eine Reise in Richtung Montpellier unternommen. Im Jahr darauf Ende April ging es nach Marseille und Perpignon, im Mai noch einmal in die Gegend von Marseille. Empfehlenswert ist an dieser Stelle auch ein Reiseführer, Lonely Planet beispielsweise. Wer sich fahren lässt oder selbst mit dem Auto kommt sollte nicht vergessen, sein Zelt mit Ausrüstung einzupacken. Meines hatte sich sehr bewährt. 3.3.3 Radfahren in den Alpen Ein weiterer Ausflugsaspekt für mich waren meine Radtouren. Insgesamt 5 mal habe ich Kurztrips in die Alpen oder auch in die Provence unternommen, manchmal zu Mountainbiketouren, manchmal um die klassichen Alpenpässe abzufahren, wer weiß wann ich das nächste Mal Gelegenheit dazu habe. So bin ich unter anderem Alpe d’Huez, den Col du Galibier oder den Col du Croix de Fer erklommen. Wenn man am Ende darauf zurückschaut schon erstaunlich, weil ich wirklich kein Radprofi bin und nicht besonders gut traininert war. Zu all den Freizeitausflügen muss man sagen: Sie kosten Geld. Gerade wenn man Abbildung 7: Auf dem Gipfel wie ich- bedauerlicherweise meist alleine unCol du Gladon, Nähe Col du terwegs ist, da es sonst nicht viele Radelfans Croix de Fer an der INSA gab. Zu Nebensaisonzeiten habe ich allerdings für eine Übernachtung auf einemm Campingplatz gerade mal 5 Euro bezahlt, dazu kommt dann noch die Autofahrt. Auf großen Campingplätzen und gerade zur Hochsaison werden aber auch für eine Person 17 die übliche 20 Europauschale berechnet, die man auch zu zweit oder dritt bezahlen würde. Wie ich schon erwähnte, habe ich einiges an Geld wegen meiner Freizeittrips in Frankreich gelassen, kann aber immerwieder nur sagen: Es hat sich gelohnt. Wenn ich mir jetzt überlege, wieviel Aufwand ich von Deutschland aus betreiben muss, um beispielsweise nach Alpe d’Huez zu fahren,... . 4 Der letzte Monat Langsam beginnend ab Mai, wenn die ersten Departements ihre Studenten in Praktika entlassen, macht sich gezwungenermaßen eine Aufbruchsstimmung breit. Gerade die Informatiker sind schon recht früh mit allem fertig. Mein letzter Monat Juni 2008 begann mit Vorbereitungen auf die Prüfungen. Nach und nach gingen ein paar Vorlesungen auch eine Woche früher zu Ende, eine offizielle Wiederholungswoche gab es am GMC aber nicht. Innerhalb einer Woche fanden dann 4 meiner 5 Prüfungen statt, die Woche danach war mit Abschiedsfeiern und meinerseits auch mit einem Kurztrip in die Alpen verplant, Freitag den 27.6.08 bin ich dann in aller Frühe mit meinem vollgeladenen Auto in Richtung Heimat aufgebrochen. Organisatorisch zu beachten gab es nicht viel. Wenn man vor der offiziellen INSA Schließung Ende Juni ausziehen wollte, musste man separat kündigen. Mein französisches Konto habe ich auch wieder geschlossen, einige RendezVous zur Übermittlung meiner Noten von Fremd-Departements zu meinem Heimat-departement (GMC) abgehalten und die Verschickung meines Zeugnisses durch die GMC Sekretärin abgeklärt. So konnte man sich von allen noch einmal schön verabschieden und sagen, wie gut es mir gefallen hat. Wie bei allem kam der Abreisetag aber viel schneller als erwartet und erhofft. 5 Nachbereitung in Deutschland In Deutschland wieder angekommen ging alles viel zu schnell in den üblichen Alltag über. Der formale Abschlussbericht war schnell verfasst, nach mehreren E-Mail Anfragen bei der Sekretärin in Frankreich bekam ich auch recht flott mein französisches Orginalzeugnis zugeschickt. Mit diesem dann zum Prüfungsausschussvorsitzenden, der auf dem Anrechnungsformular unterschreibt, dann zu den einzelnen Professoren. In meinem Fall hat jeder sein Wort gehalten und mir die Vorlesungen anerkannt. Notenmäßig über den Tisch gezogen wurde ich auch nicht, im Zweifelsfall wurde zur für mich günstigeren Seite hin reagiert. 18 6 Zusammenfassung Ich hoffe, ich habe mit dem Umfang dieses Berichtes niemanden erschlagen. Sollten irgendwo noch Fragen offen geblieben sein, stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. Mir ist besonders wichtig zu sagen, dass der organisatorische Aufwand den man betreiben muss sich auf jeden Fall rechnet, zumal er nicht besonders hoch ist. Der Kontakt zu anderen Nationalitäten, das, was man über einen selbst und über die eigene Sprache lernt, ist enorm. Und einfach auch mal andere Herangehensweisen zu erleben, ist viel wert. Ich hoffe dass ich einige meiner vielen Freundschaften, die ich in Lyon knüpfen konnte, aufrecht erhalten kann und den ein oder anderen auch einmal wiedersehe. Besonders danken möchte ich Sibylle Krug, meiner Erasmus-Koordinatorin, die mir im Vorfeld mit Ratschlägen und Hinweisen zur Seite stand und mich auch während des Aufenthaltes gut betreute. Ebenso möchte ich den Mitarbeitern des IZ, Christine dos Santos Costa und Ursula Meiser danken. Mit Ihnen wurden alle Formalitäten schnell und unbürokratisch abgewickelt. Auf französischer Seite gebührt den Angestelten der ”relations internationales” sowie Isabelle Veru, der französischen Erasmuskoordinatoren mein Dank, denen jedes meiner Anliegen sehr wichtig war und ernst genommen wurde, auch wenn es sich das ein oder andere im Nachhinein als Lapalie herausstellte. Abschließend zum letzten Mal der Hinweis an meine Nachfolger: Nutzt es aus ins Ausland zu gehen, ihr werdet es nicht bereuen! 19