Medikamentöse Hilfstherapien bei Muskeldystrophien

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Medikamentöse Hilfstherapien bei Muskeldystrophien
Medikamentöse
Hilfstherapien bei
Muskeldystrophien
Eva Laich
SHG f. Muskelkranke OÖ
Neurologische Abteilung LKH Steyr
Entwicklung von Heilmitteln
Präklinische Phase („ Tiermodelle“)
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Wirkungsspektrum, pharmakologische Eigenschaften,
Teratogenität, carcinogene Eigenschaften.
Klinische Phase (Studien an Menschen)
-
-
Phase I: gesunde Probanden
Pharmakologische Eigenschaften, Verträglichkeit,
Nebenwirkungen, teratogene Wirkungen
Phase II – IV: Patienten
Wirkungsspektrum im Vergleich zu Placebo und/oder
etablierten Medikamenten, Verträglichkeit,
Nebenwirkungen…
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Erprobte Medikamente/Substanzen
ß 2 –Mimetika
-
Salbutamol, Albuterol (US)
Sultanol® 0, 4 mg Kapseln
Clenbuterol
Spiropent ® 0,02mg Tabletten
Kreatin
-
Creatine Monohydrat Pulver
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ß2 - Mimetika
Asthmamedikament (Bronchienerweiterung)
Stimulation des beta-adrenergen Systems –
Bronchienerweiterung, Herzfrequenzbeschleunigung,
Verbesserung der Muskelkraft,
Leistungssteigerung…..
Im kranken Muskel Membranstabilisierung:
Erhöhung von Calpastatin und dadurch Hemmung
proteinabbauender Enzyme
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Studien zu Albuterol/Salbtamol bei
Muskeldystrophien
Kissel JT et al.: Neurology 1998; 50:1402-08
-
Kissel JT et al.: Neurology 2001; 57:1434-40
-
Albuterol bei 90 FSHMD Patienten, Verbesserung von
Muskelmasse und „einigen“ Krafttests.
Van der Kooi et al. Neurology 2004; 63: 702-8
-
Albuterol bei 15 FSHMD Patienten, Verbesserung von
Kraft und Muskelmasse
Krafttraining vs. Albuterol bei 65 FSHMD – Pat. Verbesserung von Muskelmasse in der Albuterolgruppe
und einzelnen Krafttests in der Albuterol -und
Trainingsgruppe
Van der Kooi et al. J Neurol 2007; 254(7): 931
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Studien zu Albuterol/Salbtamol bei
Muskeldystrophien
Fowler EG et al. Neurology 2004; 62: 1006 - 08
-
Van der Kooi et al. J Neurol 2007; 254(7): 931
-
Training und Albuterol vs. Placebo bei 65 FSHD Patienten; kein
Effekt auf Schmerz, Fatigue, Funktionsstatus, psychischer Stress
Skura CL et al. Neurology 2008; 70: 137- 43
-
Albuterol bei DMD, BMD
Albuterol (SL, höhere Dosis) bei 15 DMD/ BMD Patienten:
Verbesserung von Muskelmasse und einzelner Funktionstests.
Payan CA et al. Arch Phys Med Rehabil. 2009; 90(7): 1094-101
-
Periodische Gabe von Salbutamol vs Placebo über 6 Monate bei
112 Patienten mit FSHD: kein Effekt auf Muskelkraft
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Zusammenfassung
Verbesserung einzelner Muskelfunktionstests
Zunahme an Muskelmasse bei Abnahme des Fettanteils („lean
body mass“)
Funktionsverbesserung (z. B Zeit für Wegstrecke) bei DMD/BMD
Hohe Dosis von 12-16 mg Albuterol
Nebenwirkungen: Herzklopfen, Reizbarkeit, Nervosität,
Zittrigkeit..
Gegenanzeigen: Schilddrüsen- und Herzerkrankungen
Kein anhaltender Effekt; kein synergistischer Effekt mit Training
Keine Langzeiterfahrung
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Kreatin
1834 von Chevreul als Bestandteil der Rindssuppe
entdeckt
1847 Justus v. Liebig Nachweis im Fleisch von
Säugetieren
Körpereigene Substanz, z.T. im Körper selbst
gebildet, z.T. aus der Nahrung aufgenommen
100-120 g Kreatin in 70 kg schweren Menschen
(Skelett- und Herzmuskel, Gehirn, Muttermilch)
2-4 g Tagesbedarf
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Funktion von Kreatin im Zellstoffwechsel
Energiepuffer
Energietransport innerhalb der Zelle
Kreatin
Phosphokreatin
Kreatinkinase (CK)
ATP
„universelle Energiewährung“ der Zelle
Nach T. Walliman
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Effekte auf gesunde Muskulatur
10 – 20 % Leistungssteigerung (Sprintbereich)
Verbesserte Ausdauerleistung
Verkürzung der Erholungszeiten
Muskelaufbau (schnelle Typ II Muskelfasern)
Abnahme von Fettgewebe („lean body mass index“)
Casey 1996; Hultmann 1997; Vanderberghe 1997; Brönnimann 1998
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Studien zu Kreatin bei Muskelerkrankungen (1)
Kley RA, Vorgerd M, et al.: Creatine for Treating
muscle disorders.
Cochrane Database of Systematic Reviews 2007
-
12 Doppelblinde, placebokontrollierte Studien mit 266
Patienten mit erblichen Muskelerkrankungen;
< 0,03 g/kg KG Kreatine
Untersuchte Parameter:
Muskelkraft untersucht durch quantitative und manuelle
Muskeltests
Energieparameter der Muskulatur (P 31 Spektroskopie)
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Studien zu Kreatin bei Muskelerkrankungen (2)
-
Ergebnisse (im Vergleich zu Placebo):
Stat. signifikante Zunahme der Muskelkraft in einzelnen
Funktionstests. (außer: metabolische Myopathien)
Zunahme der Muskelmasse , Reduktion des Fettanteils,
Zunahme energetischer Substanzen
(31 P Spektroskopie)
Keine wesentlichen Nebenwirkungen
Muskelschmerzen unter hochdosierter Gabe bei
metabolischen Myopathien.
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Studien zu Kreatin bei SMA II und III
Bosboom WMJ et al : Drug treatment for SMA II u. III.
Cochrane Database of Systematic Reviews, 2009
- 4 randomisierte Studien
- Kreatin, Gabapentin, Phenylbutyrate, TRH
- Untersuchte Parameter; Änderung im Behinderungsgrad,
Muskelkraft, Lebensqualität, Steh- und Gehfähigkeit
- Ergebnisse :
Kein Effekt
Keine wesentlichen Nebenwirkungen
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Anwendung von Kreatin
Nahrungsergänzungsmittel
Unterschiedlicher Reinheitsgrad der einzelnen
Produkte; gute Qualität relativ teuer.
Schlecht lösliches Pulver, daher mit viel Flüssigkeit
auflösen. In Lösung instabil, daher rascher Verzehr
Trocken und kühl lagern
Dosis 2-4 g/Tag. Keine relevanten Nebenwirkungen.
Einnahmepausen!! Sonst Unterdrückung der
körpereigenen Produktion.
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Konklusion: Kreatin bei degenerativen
Muskelkrankheiten
Zumindest kurzfristig positiver Effekt auf Muskelkraftund masse
Gute Verträglichkeit
Krämpfe als NW bei einer Form einer metabolischen
Myopathie
Keine Behandlungsprotokolle
Keine Langzeiterfahrung (Nebenwirkungen!!)
Relativ teuer
Beschaffungslogistik
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Danke für die Aufmerksamkeit!
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