Hortkonzept (pdf-Datei)

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Hortkonzept (pdf-Datei)
Jamila, 7 Jahre Collage nach Picasso
Rahmenkonzept Hort
„Eigentlich braucht jedes Kind drei Dinge:
Es braucht Aufgaben, an denen es wachsen kann.
Es braucht Vorbilder, an denen es sich orientieren kann.
Und es braucht Gemeinschaften, in denen es sich aufgehoben fühlt.“
Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie, Universität Göttingen
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kinder stärken – „Freundlichkeit steckt an“
Ressourcenorientierung – „Stärken (an)erkennen“
Umgang mit Konflikten Bindung – „Der sichere Hafen“
Peer-groups – „Freunde finden“ Partizipation – „Hier kann ich mich einbringen!“
Umgang mit Irrtümern – „Keine Angst vor Fehlern!“
Recht des Kindes auf Achtung und gewaltfreie Erziehung
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8
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„Wie sieht ein Hortalltag aus“10
Gesehen werden
10
Mittagessen10
Hausaufgabenbetreuung10
Angebotsformen11
Ferien – „Zeit für gemeinsame Erlebnisse“
12
Gäste und Hobbys
12
Medien13
Eigene Räume
13
Einstieg und Abschied
13
Bildung – „Sich ein Bild machen“15
Unser Auftrag
15
Unser Bildungsbegriff
15
Bildungs- und Lerngeschichten
17
Gender – „Weil ich ein Mädchen/Junge bin ???“
19
Kooperation Hort und Schule20
Eltern21
Qualitätsentwicklung und -sicherung22
Abschlusswort(e)24
Einleitung
Dieses Konzept möchte die Leserin, den Leser einladen, unsere Hortarbeit kennen zu lernen.
Der Verein für Kinder e.V. ist anerkannter Träger der
Jugendhilfe mit der Trägerschaft von vier Horteinrichtungen, einem Betreuten Mittagstisch, sechs
Kindergärten und neun Krippen in Oldenburg und
Umgebung.
Wesentliche konzeptionelle Prinzipien in den Einrichtungen sind Elternmitverantwortung und Elternmitbestimmung.
In der Eigenschaft als Interessensvertretung von
Eltern und Kindern arbeitet der Verein überregional
als Kontaktstelle für Elterninitiativen im Regierungsbezirk Weser-Ems.
Die vier Horteinrichtungen werden von Jungen und
Mädchen im Alter von 6 –10 Jahren besucht.
Im Jahre 1991 wurde die erste Horteinrichtung auf
Grund einer Elterninitiative gegründet. Unsere jüngste Gruppe wurde 2007 ebenfalls auf Wunsch und mit
viel Engagement seitens der Eltern ins Leben gerufen.
Horte sind Kindertagesstätten und haben nach § 22
SGB VIII den Auftrag, die Entwicklung der Kinder zu
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eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen
Persönlichkeiten zu fördern. Die Aufgabe der Horte
umfasst die Betreuung, Bildung und Erziehung der
Kinder.
In der Umsetzung gibt es neben den gemeinsamen
Grundsätzen eigene Profile der einzelnen Horte.
Dies findet sich im Aufbau unseres Konzeptes wieder: Einem allgemeinen Teil, dessen Inhalte auf
Hortkreisen und Fortbildungen entwickelt wurden
und für alle verbindend sind, folgt die Darstellung
der Einrichtungen durch die jeweiligen Hortteams.
Der Hortarbeitskreis ist ein ca. sechswöchentliches
Treffen, an dem alle MitarbeiterInnen teilnehmen
und inhaltliche Themen der Praxis weiterentwickeln.
Die Auseinandersetzung mit Lebenswirklichkeiten
und neuen Erkenntnissen sowie die kontinuierliche
Reflexion unserer Arbeit wirken sich auf die Inhalte
unseres Konzeptes aus. Es wird nicht starr bleiben,
sondern immer in Bewegung sein. Die Form der
Klemmmappe versucht, diesem Umstand gerecht
zu werden: Einzelne Seiten können ergänzt und
verändert werden.
Kinder stärken – „Freundlichkeit steckt an!“
Gesehen werden, wenn ich etwas kann oder wenn ich
Hilfe brauche, etwas falsch machen dürfen, von anderen akzeptiert werden, spannende Dinge erleben, lachen, streiten, sich vertragen, in den Arm genommen
und verstanden werden...
Willkommen im Hort!
Die Wertschätzung jedes einzelnen Kindes und das
respektvolle Miteinander in der Gruppe sind Grundhaltungen unserer pädagogischen Arbeit. Die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Forschung, die der Frage nachgeht, was Kinder stärkt,
hat uns darin bekräftigt:
Die Fähigkeiten, sich aktiv mit der Umwelt auseinanderzusetzen, sich seiner Fähigkeiten und Hilfsmöglichkeiten bewusst zu sein und in diese vertrauen zu können, bieten den Kindern eine sichere
Basis, um Schwierigkeiten als lösbare Herausforderungen angehen zu können.1
Kinder in der Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls zu unterstützen, ihnen eine entspannte, respektvolle und freundliche Atmosphäre zu
bieten, ist das Ziel unseres täglichen Handelns und
findet sich in folgenden Leitgedanken wieder:
Ressourcenorientierung – „Stärken
(an)erkennen“
Umgang mit Konflikten
Bindung – „Der sichere Hafen“
Partizipation – „Hier kann ich mich einbringen!“
Peer-Groups – „Freunde finden“
Umgang mit Irrtümern – „Keine Angst vor Fehlern!“
Ressourcenorientierung –
„Stärken (an)erkennen“
Damit wir das Kind in seinem Selbstbewusstsein
stärken können, ist es wichtig, dass es sich gesehen
und wertschätzend anerkannt fühlt.
In unserer Arbeit knüpfen wir an den Fähigkeiten
der Kinder an und unterstützen sie in ihrer Selbstständigkeit. Wir interessieren uns für ihre Fragen
und Anliegen und versuchen, die individuellen
Lernstrategien der Kinder zu erfassen. Es ist ein großes Erfolgserlebnis, ein eigenes Ziel zu erreichen.
Um in diesen Genuss zu kommen, müssen komplexe Anforderungen bewältigt werden:
Die Entwicklung
eines Bewusstseins für ein eigenes Ziel,
von Strategien der Umsetzung,
eines Umgangs mit Niederlagen,
von Ausdauer, von Handlungsalternativen bzw.
-abwandlungen etc.
Auf diesem Weg sprechen wir die Kinder auf ihre
Stärken an und unterstützen sie bei der Erweiterung
ihrer Fähigkeiten. So möchten wir es ihnen ermöglichen, eigene Erfahrungen zu machen und Lösungen zu finden.
Wîr staunen über die kreativen Einfälle der Jungen
und Mädchen, die sie zur Problemlösung (er)finden.
Ein Vorwegnehmen von Antworten hingegen stört
die Kinder in ihrer Neugierde und Eigenständigkeit
und fördert Abhängigkeit.
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Unser Zurücknehmen ermöglicht dem Kind eigene Erfahrungen und Erfolgserlebnisse, die
Grundlage für nachhaltiges Wissen sind.
In dem individuellen Verstehen der Themen und
Fragen der Kinder unterstützt uns die Arbeit mit
den „Bildungs- und Lerngeschichten“. Mit Hilfe dieser stärkenorientierten Methode werten wir unsere
regelmäßigen Beobachtungen aus und treten darüber in den Dialog mit dem Kind. In einem Brief für
das Kind werden die Eindrücke anschließend festgehalten. Die „Bildungs- und Lerngeschichten“ werden von den Kindern regelrecht eingefordert. Sie
sind berührt und stolz, wenn sie hören, wie sie in
ihren Fähigkeiten erkannt werden.
Umgang mit Konflikten
Konflikte sind für die Persönlichkeitsentwicklung
unabdingbar. Über sie findet eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Wertvorstellungen
statt, aus der sich die eigene Positionierung sowie
ein Verständnis für die Anliegen anderer entwickeln.
Die Kinder sehen einander als Spielpartner, die gemeinsame Regeln finden wollen. Meistens erkennen sie sehr leicht, dass die Bedürfnisse und Meinungen voneinander abweichen. Es ist in diesem
Alter aber eine großartige Herausforderung, bei
sich widersprechenden Ansichten eine Lösung zu
finden.
Und damit diese Lösungen irgendwann gefunden
werden können, heißt es, diese Situationen immer
wieder zu üben, sprich: immer wieder in die Auseinandersetzung zu gehen.
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Bei Konflikten ist von den Erwachsenen eine Hilfestellung gefragt, die keinen Verlierer und Gewinner kennt. Daher haben wir uns für die Konfliktschlichtung nach dem Psychologen Thomas
Gordon entschieden:
Jedes, der am Streit beteiligten Kinder, schildert in
einem ersten Schritt den Streit aus seiner Perspektive.
Dabei achten wir darauf, dass Kinder und Erwachsene sich körperlich auf Augenhöhe und, wenn möglich, in Augenkontakt befinden.
Wir unterstützen die Kinder dabei, aus ihrer Sichtweise, von ihren Gefühlen zu erzählen, und ermutigen sie so, Verantwortung für die eigenen Gefühle
zu übernehmen.
Die Bereitschaft zum gegenseitigen Verstehen wird
mit den „Ich-Botschaften“ gestärkt: Das Gegenüber
über sich sprechen zu hören, erleichtert dem Kind,
eigene Anteile am Konflikt zu erkennen. So lernt es,
eine empathische, einfühlende Haltung einzuüben.
Beschuldigungen oder Generalisierungen („Das
machst du immer so!“) erschweren das Zuhören, sodass wir Hilfestellungen geben, in der Erzählung
darauf zu verzichten.
Nachdem die Kinder einander angehört haben, sie
sich ernst genommen und gesehen fühlen, können
von ihnen Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden.
Wir beobachten bei den Kindern, dass sie mit der
Zeit im Lösen der Konflikte an Selbstständigkeit gewinnen.
Wir trauen den Kindern eigene Lösungen zu und
werden darin von ihnen tagtäglich bestätigt!
Bindung – „Der sichere Hafen“
Peer-Groups - „Freunde finden“
Die Einschulung ist für die Kinder ein weiterer großer Schritt in ihrer Entwicklung. Nach der Zeit des
Kindergartens werden in der Schule neue Anforderungen an sie herangetragen: Neben dem ungewohnten langen Sitzen vermehren sich die Aufgaben, die ein abstraktes Denken voraussetzen. Kulturtechniken werden erlernt, die den Eintritt in einen neuen Lebensbereich ermöglichen. Das Erlernen der Schriftsprache erweitert die Möglichkeit
des Ausdrucks und der gesellschaftlichen Teilhabe:
Briefe können geschrieben und Texte, die bisher
nur den Lesekundigen entschlüsselbar waren, können nun selbstständig erfasst werden.
Mit dieser zunehmenden Autonomie wächst auch
der Bedarf an eigenen Räumen. Der räumliche Horizont erweitert sich: Orte, die vorher nur in Begleitung aufgesucht werden konnten, werden zunehmend alleine entdeckt. Die Kinder gehen vermehrt
außerhalb des familiären Rahmens ihre eigenen
Wege.
Das Bedürfnis nach wachsender Unabhängigkeit
wird von dem nach Nähe und Geborgenheit begleitet. Der Hort bietet mit seinen kontinuierlichen Beziehungspersonen Schutz, Nähe und Orientierung
- einen „sicheren Hafen“.
Für unsere Arbeit mit den Kindern im Hort ist ein
Gleichgewicht zwischen Halten und Loslassen von
großer Bedeutung.
Für die Mädchen und Jungen im Hortalter ist das
Schließen von Freundschaften ein großes Bedürfnis. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe bietet - insbesondere für Einzelkinder - die Chance, einen Erfahrungsort zu finden, der nicht durch die Präsenz
eines Erwachsenen bestimmt wird.
In der Gruppe werden gemeinsame Vorstellungen
entwickelt, deren Umsetzung allerdings oft durch
verschiedene Meinungen erschwert wird. Mit zunehmendem Alter bzw. Erfahrungen können Kinder
zu Lösungen kommen, die nicht auf einem Gerechtigkeitssinn aufbauen, der alle(s) gleich behandelt
sehen will.
Bis dahin bedeutet Freundschaft das Aushandeln
und Einhalten von Gleichem: „Du hast mich nicht zu
deinem Geburtstag eingeladen, also lade ich Dich
auch nicht ein.“ „Du hast mir wehgetan, also tue ich
dir auch weh, dann ist es gerecht.“
Die Kinder müssen also aushandeln, argumentieren, streiten und Lösungen finden etc. Hier entstehen alterstypische Erfahrungsspielräume, in denen
die Mädchen und Jungen, die Kinder unterschiedlicher Altersgruppen voneinander profitieren können: Im Spiel können soziale, kognitive, sprachliche
und emotionale Kompetenzen, Empathie und die
Herausbildung der geschlechtlichen Identität durch
den Erfahrungsaustausch mit den anderen differenziert und erweitert werden.
Die Kinder sollen sich wohl fühlen. Dazu gehören
verlässliche Beziehungen, die die Voraussetzung
für das Erforschen der Welt - das Lernen - sind.2
7
Partizipation –
„Hier kann ich mich einbringen!“
Damit das Zusammensein gelingen kann, braucht
es Regeln, die auf Akzeptanz treffen.
Wir vermitteln den Kindern, dass Regeln sinnvoll
sind, dass sie dem einzelnen Orientierung und
Schutz versprechen. Wenn wir Regeln gemeinsam
entwickeln, ihnen die Bedeutsamkeit der Verbindlichkeit verständlich machen, können sie sich für
deren Einhaltung einsetzen.
Damit die Regeln sinnvoll und begreifbar bleiben, können sie von den Kindern hinterfragt
werden. Ein Forum, in dem solche und andere
Angelegenheiten der Gruppe angesprochen
werden können, ist die Kinderbesprechung. Diese findet (unter unterschiedlichen Namen) regelmäßig in jedem Hort statt.
Hier wird beispielsweise über den Essensplan oder
das Ferienprogramm abgestimmt, Wünsche und
Kritik von den Kindern ausgesprochen.
So wie im Alltag das einzelne Kind in Entscheidungsprozesse einbezogen wird, erfährt es in den
Besprechungen eine respektvolle Lernumgebung.
Die Gruppe zeichnet sich durch ihre Heterogenität,
Vielfalt aus, sie gibt jedem Kind die Chance, sich als
ernstgenommenes Individuum einzubringen und
damit Einfluss auf das Miteinander zu nehmen.
In den demokratischen Abstimmungsprozessen
lernen die Kinder, für ihre Meinung einzutreten manchmal mit dem gewünschten Erfolg, manchmal
mit der Erfahrung, dass sich eine andere Position
durchsetzt, jedoch immer mit dem Wissen, sich einbringen und lernen zu können, die eigenen Interessen zu vertreten.
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Wenn ein respektvoller Rahmen gegeben ist, beobachten wir, wie souverän Kinder ihre Anliegen vor
einer großen Gruppe vortragen können.
Umgang mit Irrtümern –
„Keine Angst vor Fehlern!“
Fehler gehören zum Lernen dazu.
In der Auseinandersetzung mit der Umwelt kommt
es zu Fehleinschätzungen, aus denen wiederum
neue Erkenntnisse gewonnen werden können.
Entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung
ist, wie Fehler von einem Individuum wahrgenommen, interpretiert und bewertet werden.
Wir erleben häufig, dass Fehler negativ bewertet
werden. Die Angst vor einem Fehler hemmt die Kinder unter Umständen, neue Erfahrungen zu wagen.
So beobachten wir, dass Kinder die Ursache für den
Fehler bei einem anderen suchen bzw. den Umständen zuschreiben: „Ich konnte ja nichts dafür, der andere hat angefangen.“
Damit Kinder das positive Potential ihrer Fehler
erkennen können, sehen wir es als unsere Aufgabe, ihnen die Angst vor Fehlern zu nehmen: Fehler sind für uns Erfahrungen, aus denen wir lernen können.
Auch wir Erwachsenen profitieren von dieser Fehlertoleranz, die wir den Kindern durch unser Vorleben vermitteln möchten. Wir hören den Kindern zu
und überlegen mit ihnen, wie sie auf die Situation
Einfluss nehmen können.
Wenn die Kinder eine aktive Haltung im Umgang
mit Fehlern lernen, können sie mutiger in die Auseinandersetzung mit der Umwelt treten. Sie haben
nicht zu befürchten, dass Fehler ihr Selbstbewusstsein angreifen könnten. Sie können ihr eigenes
Verhalten betrachten, besser eigene Schlüsse daraus ziehen und gelangen zu einer differenzierten
Selbsteinschätzung. Sie erleben, dass sie Einfluss
auf das Geschehen nehmen können. Mit diesem
Wissen lassen sich auch schwierige Situationen
meistern.
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist,
immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. Dietrich Bonhoeffer
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Recht des Kindes auf Achtung
und gewaltfreie Erziehung
Die Jungen und Mädchen verbringen einen Teil ihrer Lebenszeit in den Horten. Die Erzieherinnen und
Erzieher sind für viele Kinder wichtige Bezugspersonen, denen sie ihr Vertrauen schenken. In den Gesprächen wird über Schönes gesprochen und auch
über das, was ein Kind bedrückt. Wenn wir in den
Horten Auffälligkeiten beobachten, nehmen wir
den Kontakt zu den Eltern auf. Gemeinsam kann ein
Austausch stattfinden und überlegt werden, ob
eine Unterstützung des Kindes bzw. der Familie als
hilfreich eingeschätzt wird. Nur bei solchen Beobachtungen, die eine Verschlimmerung der Situation vermuten lassen, beispielsweise bei einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch, werden die Eltern
nicht sofort einbezogen, sondern zuerst eine anonyme Beratungsstelle aufgesucht. Ziel ist es immer,
das Wohl der Kinder zu fördern. Der Verein für Kinder e.V. nimmt den Schutzauftrag im Rahmen der
Vereinbarung mit der Stadt Oldenburg wahr. Das
Jugendamt hält hierfür wichtige, stärkende Angebote für Familien vor.
Damit auch wir die Kinder vor Übergriffen in unseren Einrichtungen schützen, reichen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein erweitertes Führungszeugnis ein und aktualisieren dies. Gespräche
über den Umgang mit Nähe und Distanz finden regelmäßig statt. Außerdem sind stets alle Räume für
alle offen.
9a
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„Wie sieht ein Hortalltag aus?“
Gesehen werden
Hausaufgabenbetreuung
Die Kinder kommen direkt nach Schulschluss in den
Hort. Unsere Einrichtungen befinden sich alle auf
dem Schulhofgelände, sodass die Wege kurz sind.
Die Kinder werden von den MitarbeiterInnen begrüßt und auf einer Liste eingetragen. Bereits die
ersten Worte und Körperhaltungen bieten wichtige
Informationen über die momentane Befindlichkeit
der Kinder.
Nach einem langen Schulvormittag ist das Bedürfnis, einer selbst gewählten Tätigkeit nachgehen zu
können, sehr stark. Die Kinder können sich mit dem
beschäftigen, was ihnen gut tut. Oft beobachten
wir einen großen Bedarf an körperlicher Bewegung.
Genauso gehen sie aber auch ruhigen und kreativen Beschäftigungen nach oder/und erzählen von
den Erlebnissen des Vormittags.
Wenn die Eltern es wünschen, bieten wir nach dem
Essen eine Hausaufgabenbetreuung an.
Die Hausaufgaben dienen dem Zweck zu üben und
ermöglichen den Lehrern/Lehrerinnen zu erkennen, ob der Inhalt verstanden wurde.
Mittagessen
Anschließend findet das Mittagessen statt.
In der zweigruppigen Einrichtung bereitet eine Köchin das Essen zu. Die anderen Horteinrichtungen
beziehen das Essen von der „Karotte“.
Die Kinder können über den wöchentlichen Essensplan abstimmen.
Wir legen Wert auf ökologische Produkte und bieten zusätzlich frische Rohkost an. Damit das Essen
zu einem sinnlichen Erlebnis werden kann, achten
wir auf eine ruhige, familiäre Atmosphäre.
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Uns ist es wichtig, eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. Unter Umständen wird vorab eine Entspannungsübung angeboten. Bevor die Kinder mit den
Hausaufgaben beginnen, unterstützen wir sie dabei, die Arbeitssituation/ den Arbeitsplatz zu strukturieren. Dies ist besonders bei den Jüngsten von
großer Bedeutung. Sie profitieren, wenn sie bei den
„Großen“ eine entsprechende Arbeitsstruktur beobachten können.
Die Hausaufgaben werden von einer Kollegin, einem Kollegen begleitet. Sie stehen jederzeit für Fragen und zur Unterstützung zur Verfügung.
Wenn es Informationen zu dem Methodeneinsatz
der LehrerInnen gibt, kann darauf eingegangen
werden (z.B. das Arbeiten mit dem Zahlenstrahl).
Zudem unterstützen wir die Kinder darin, Verantwortung für die Erledigung der Hausaufgaben zu
übernehmen, beispielsweise indem sie abzeichnen,
dass sie die aufgetragenen Aufgaben bearbeitet haben.
Bei der Dauer der Hausaufgaben orientieren wir uns
an den schulischen Empfehlungen.
Der Hort bietet
folgende Angebotsformen an:
Zeit für selbst gewählte Aktivitäten –
„Eigenzeit fördert den Eigensinn“
Wie in den vorangegangenen Kapiteln angesprochen, sehen wir im Spiel eine sinnvolle,
ernsthafte, lustvolle und kreative Auseinandersetzung mit der Umwelt.
Um die Selbstbildungsprozesse individuell und
adäquat unterstützen zu können, nutzen wir
diese Zeit zum Beobachten.
Wir sind AnsprechpartnerInnen für die Belange
der Kinder.
Außerdem beobachten wir häufig, dass die Tätigkeiten der Erwachsenen die Kinder zum Mitmachen einladen. So können beispielsweise
beim Fegen des Schulhofes schnell alle Besen
vergriffen sein.
Angebote
Wir machen den Kindern regelmäßig Angebote. Bei der Auswahl greifen wir die Interessen
der Kinder auf, beziehen Kinder in die Planung
mit ein. Manchmal bieten die Kinder etwas an.
Aber auch die Eltern sind herzlich eingeladen,
ihre Fähigkeiten in Form eines Angebotes einzubringen.
Die Kinder entscheiden, ob sie mitmachen
möchten.
Wir bieten neben der bereits genannten Hausaufgabenbetreuung und den Kinderbesprechungen folgende Möglichkeiten an:
kurzfristige / spontane Angebote
Diese Form gibt uns die Möglichkeit, spontan
Themen der Kinder aufgreifen zu können. Die
Teilnahme ist unverbindlich.
regelmäßige Angebote
Die AGs finden über einen klar definierten
Zeitraum regelmäßig statt und greifen verschiedene Bereiche (sportlich, kreativ, musisch etc.) auf.
Die Teilnahme ist nach der Anmeldung verpflichtend.
Projekte
Während eines Projektes wird in verschiedenen Arbeitsgruppen an einem übergreifenden Thema gearbeitet.
hortübergreifende Aktionen
Unser jährlich stattfindendes Fußball-Turnier
ist für viele Kinder ein ganz besonderes Ereignis, für das lange vorher trainiert wird. Die
Gruppen bereiten zum Teil eigene T-Shirts
und Parolen vor.
Bei dieser Auswahl ist es schnell 17.00 Uhr und somit Zeit, den Heimweg anzutreten.
Wenn die Eltern uns entsprechend benachrichtigen, können die Kinder alleine nach Hause gehen.
Doch gerade in der ersten Zeit ist es für die Kinder
häufig wichtig, den Eltern etwas zeigen, ihre Erfahrungen mitteilen zu können.
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Ferien –
„Zeit für gemeinsame Erlebnisse“
Ist der Hortalltag während der Schulzeit an die
Hausaufgaben gebunden und auf den Nachmittag
beschränkt, können in den Ferien zeitintensivere
Angebote durchgeführt werden.
Unsere Horte sind dann, bis auf die Schließungszeiten, ganztägig geöffnet.
Das Ferienprogramm wird gemeinsam mit den Kindern geplant.
Zu den bereits vorgestellten Angebotsformen bieten wir Ausflüge und teilweise auch mehrtägige
Freizeiten an.
Um den Personaleinsatz planen zu können, sind für
die Ferienzeiten verbindliche Anmeldungen erforderlich.
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Gäste und Hobbys
Natürlich können die Kinder ihren Hobbys und Aktivitäten weiterhin nachkommen. Nur müssen wir
darüber informiert sein, damit wir die Kinder entsprechend auf den Weg bringen und verabschieden
können.
Genauso ist es möglich, dass Kinder den Hort für
andere Aktivitäten früher verlassen. Wir machen
den Familien ein ergänzendes, nicht ersetzendes
Angebot.
Unsere Erfahrung ist jedoch, dass es sich für die Entwicklung des Kindes im Hort positiv auswirkt, wenn
es einen „Platz in der Gruppe“ gefunden hat und es
damit die Kinder und Erwachsenen, Regeln und Angebote kennt. Wenn es über eine entsprechende
Orientierung verfügt, kann es intensiver in die Auseinandersetzung mit der Umwelt eintreten.
Eigene Räume
Im Hort sind auch Freundinnen und Freunde willkommen. Da der Besuch an einigen Tagen günstiger als an anderen in den Hortalltag zu integrieren
ist, bitten wir die Hortkinder, die Gastkinder vorab
anzumelden.
Medien
Unser Hauptanliegen ist es, den Kindern begreifbare, sinnreiche Erfahrungen zu ermöglichen.
Wir geben den Kindern Hilfestellungen für einen
sinnvollen Umgang mit den Medien.
Die meisten Kinder im Hort bringen Medienerfahrungen mit. Dabei unterscheiden sich die Erfahrungen nach Art und Dauer.
Mit Medien kann man tolle Dinge machen: Es gibt
interessante Filme, die Wissen vermitteln, kreative
Bearbeitungsprogramme, mit deren Hilfe am Computer beeindruckende Einladungen gestaltet werden können. Es kann viel Spaß machen, mit der
Freundin/dem Freund ein Spiel am Nintendo DS zu
spielen etc.
Wir setzen Medien unterstützend, ergänzend und
immer begrenzt ein: Indem z.B. die Kindersuchmaschine selbstständig eingesetzt werden kann, um
einer eigenen Frage nachgehen zu können. Das Internet ist, neben allen Gefahren, eine reichhaltige
Wissensquelle. Die Benutzung einer Kindersuchmaschine kann die Freude am eigenständigen Lernen
positiv beeinflussen. Und das gemeinsame Lachen
beim Gestalten der „Wilden Hühner“ am PC hat
auch einen eigenen Wert.
Über die genauen Regelungen können Sie sich gerne bei den einzelnen Hortteams erkundigen.
Mit zunehmendem Alter steigt der Bedarf an „erwachsenenfreien“ Räumen. Die Kinder wollen vermehrt unter sich sein, Konflikte selber lösen und
Regeln aushandeln. Ihnen ist es jedoch wichtig zu
wissen, wo sich die Erwachsenen befinden, um evtl.
auf Hilfe zurückgreifen zu können.
Wir kommen diesem Bedürfnis nach Autonomie
nach, indem Kinder auch eigene Räume aufsuchen
können. Die Kinder informieren die ErzieherInnen
darüber, wo sie was spielen wollen.
Es ist die Aufgabe der Erwachsenen, einzuschätzen,
ob ein Kind Unterstützung oder einen entsprechenden Freiraum benötigt. Die Erziehung soll das Kind
in seiner Eigenverantwortung und Selbstständigkeit fördern. Diesem Ziel würde der Hort nicht gerecht werden, wenn er die Türen vor selbstständigen Erfahrungen in eigenen Räumen verschließen
würde.3 .
Einstieg und Abschied
Die neuen Kinder und Eltern werden durch einrichtungstypische Angebote eingeladen, den Hort vor
dem Schulbeginn zu „beschnuppern“.
Ob auf einem gemeinsamen Sommerfest oder
durch Einladungen während der Ferienzeiten – die
Kinder haben die Möglichkeit, den Hort vor Schulbeginn kennen zu lernen.
Wenn die Kinder nach der gemeinsamen Zeit den
Hort verlassen, gestalten wir den Abschied mit einrichtungsspezifischen Ritualen. Der Abschied ist
nach den gemeinsamen Erlebnissen sowohl für die
Kinder als auch für die MitarbeiterInnen von einer
großen Emotionalität geprägt.
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Bereits im Vorfeld wird dieser mit den Kindern angesprochen:
In einigen Gruppen gibt es spezielle Angebote für
die Kinder der vierten Klasse, um ihnen einerseits ihren Interessen entsprechende Angebote unterbreiten zu können und sie andererseits bewusst auf den
Abschied vorzubereiten. Manchmal besteht die Möglichkeit, weiterführende Schulen zu besichtigen etc.
Uns ist eine bewusste Begleitung wichtig, denn
nachdem sie als „große ViertklässlerInnen“ den Hort
verlassen, beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt,
in dem sie zunächst die „kleinen FünftklässlerInnen“
sein werden.
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Wiederholungen geben Orientierung. Der Hortalltag
bietet tägliche Rituale (Essen, Hausaufgaben etc.) an.
Auch die Abschiedsrituale kennen die Kinder, nachdem sie diese vorab bereits mehrmals miterlebt haben. Sie wissen deshalb um ihre Bedeutung.
Der bewusst gestaltete Abschied kann den Kindern,
Eltern und MitarbeiterInnen außerdem helfen, etwas Neues beginnen zu können.
Natürlich sind die Kinder nach der Hortzeit herzlich
eingeladen, ihren Hort zu besuchen, und diese Einladung wird von einigen Kindern gerne in Anspruch
genommen.
Bildung – „Sich ein Bild machen“
Unser Auftrag
Unser Bildungsbegriff
Die Aufgabe der Horte umfaßt die Bildung, Betreuung und Erziehung des Kindes. Horte haben gemäß
SGB VIII /KJHG neben dem Betreuungsauftrag auch
einen eigenständigen pädagogischen Auftrag.
Die Kindertageseinrichtungen haben demnach einen
lebenspraktischen, ganzheitlichen Bildungsansatz.
Näher erläutert wird dies im für uns verbindlichen
Landesgesetz. Die Landesgesetzgebung stellt die
Erziehung und Bildung vor den Aspekt der Betreuung. Das niedersächsische KitaG gibt Kindertagesstätten den Auftrag:
Die Kinder in ihrer Persönlichkeit zu stärken.
Sie in sozial verantwortliches Handeln einzuführen.
Ihnen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die eine eigenständige Lebensbewältigung im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten
des einzelnen Kindes fördern.
Die Erlebnisfähigkeit, Kreativität und Phantasie
der Kinder zu fördern.
Den natürlichen Wissensdrang und die Freude
am Lernen zu pflegen.
Die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen erzieherisch zu fördern.
Den Umgang von behinderten und nicht behinderten Kindern sowie von Kindern unterschiedlicher Herkunft und Prägung untereinander zu fördern.
Die Hortkinder sind von den konkreten Sachzusammenhängen fasziniert (z.B. „Wie funktioniert
Strom?“).
Wenn die Kinder ihren Fragen nachgehen, sind sie
unermüdlich darin, sich mit der (Um)Welt auseinanderzusetzen. Wir beobachten, wie konzentriert sie
sich mit ihren Themen beschäftigen.
In der Auseinandersetzung bringt sich das Kind mit
der ganzen Persönlichkeit ein, es erstellt Hypothesen, es bildet und verarbeitet Verallgemeinerungen,
verwirft und/oder differenziert gewonnenes Wissen, übt und überprüft neues Wissen durch Wiederholungen etc.
Das Wissen wird an bereits vorhandenes angeknüpft und damit nachhaltig „gespeichert“.
Die Erfahrung in der eigenen Auseinandersetzung
wird zu einem lebendigen Austauschprozess zwischen dem Individuum und der Welt.
Bedeutungen und individuelle Strukturen der Verallgemeinerungen werden geschaffen, der Frage
„Wie funktioniert diese Welt?“ wird nachgegangen
– ein eigenes Meisterwerk entsteht!
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Um das Kind in seiner Auseinandersetzung mit der
Umwelt unterstützen zu können, sind uns folgende
Ansätze wichtig:
„Bildung ist nicht das Befüllen von Fässern,
sondern das Entzünden von Flammen.“ Heraklit
Der Raum (innen und außen) hat einen Einfluss
auf das Sein der Kinder. Über die Umgebung,
die Materialien werden Kinder neugierig und
interessiert, einer eigenen Frage nachzugehen
bzw. diese zu bilden.
Wir möchten, dass aus Räumen Erfahrungsräume werden, die die Kinder in ihrer Suche nach
Fragen und Antworten selbstständig tätig,
selbstwirksam werden lassen.
Der Raum ist neben den Erwachsenen und den
anderen Kindern der dritte Pädagoge4.
Neben den häuslichen Räumen ist es uns wichtig, dass Kinder das Sein in der Natur erleben
können.
Die Sinnhaftigkeit der Natur lädt die Kinder zu
vielfältigen Beschäftigungen ein. Regeln, die im
häuslichen Zusammensein wichtig sind, brauchen wir in der Natur nicht. Hier gibt es die
Möglichkeit, laut sein zu können, ohne dass andere in ihrem Spiel gestört werden.
Die Natur ist unerschöpflich an Material, Geheimnissen, Rhythmen und Herausforderungen. Kinder stehen noch staunend vor dem
Springkraut, dessen Samen auf ihre Berührung
hin wegschnellen.
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Wir möchten den Kindern ein lebendiges Bewusstsein für ihre natürliche Umwelt ermöglichen. Darin sehen wir die beste Grundlage, um
zunehmend mehr Verantwortung für die Natur
übernehmen zu wollen.
Das Lernen ist ein ganzheitlicher Prozess.
Wenn wir lernen, eignen wir uns auch die entsprechenden Gefühle an. Damit das Erlernte
später konstruktiv genutzt werden kann, ist es
wichtig, dass wir in einer angenehmen, angstfreien Atmosphäre lernen. Angst versperrt die
Kreativität, die gebraucht wird, wenn wir Wissen
auf eine andere Situation übertragen wollen.
Uns ist es wichtig, dass die Kinder in ihrem Spiel,
ihrer Auseinandersetzung Fehler als Chance begreifen, aus denen etwas gelernt werden kann.
Wir arbeiten ressourcenorientiert, bauen auf
den Stärken der Kinder auf, machen ihnen Mut,
eigene Lösungen zu finden. Wir geben positive
Rückmeldungen, sodass „Lust auf mehr“ wachsen kann.
„Man kann gar nicht Nicht-Lernen. Die Kinder
lernen nur nicht immer das, was wir Erwachsenen wollen.“5
Bildungs- und Lerngeschichten
Die „learning stories“ wurden von Magret Carr in
Neuseeland entwickelt.
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hat diese 2004
aufgegriffen, um sie in deutschen Tageseinrichtungen einzuführen und weiterzuentwickeln.
Im Rahmen der Qualitätsentwicklung nach IQUE
arbeiten seit 2006 alle Einrichtungen im Verein für
Kinder e.V. mit den Bildungs- und Lerngeschichten.
Drei interessierte Kolleginnen haben sich durch
eine Zusatzausbildung vom DJI als Multiplikatorinnen zertifizieren lassen. Sie bieten jährlich eine Fortbildung für die neuen Kollegen/innen an. Auch für
Fragen, die bei der praktischen Umsetzung entstehen, sind sie kompetente Ansprechpartnerinnen.
Die Bildungs- und Lerngeschichten sind eine stärkenorientierte Methode der Beobachtung und Dokumentation.
Die Beobachtungen werden ausgewertet, indem
nach
dem Interesse
dem Engagement
dem Standhalten bei Schwierigkeiten
dem sich Mitteilen und Ausdrücken
und dem Wirken in der Lerngemeinschaft, der
Gruppe gefragt wird.
Die Fragen helfen dabei, den Themen und Interessen der Kinder „auf die Spur zu kommen“. Darüber
hinaus unterstützen sie, die Art und Weise des Lernens, die Lernstrategien zu erkennen. Im Austausch
mit den Kollegen/innen wird über Angebote/Materialen nachgedacht, die das Kind in seinen Interessen unterstützen und herausfordern können.
Das Gespräch mit den Kindern ist ein Herzstück der
Arbeit, hier teilen die ErzieherInnen ihre Beobachtungen mit, vergewissern sich, ob ihre Wahrnehmung mit der des Kindes übereinstimmt. Die Kinder
werden in die Gestaltung einbezogen, indem sie
beispielsweise eine Schriftart wählen.
Anschließend wird eine Bildungs- und Lerngeschichte formuliert, in Form eines Briefes, einer Fotoreportage o.ä. Diese wird in eine Mappe geheftet,
die dem Kind gehört und in der weitere persönlichen Bilder und Beiträge zu entdecken sind.
Die Kinder genießen den Dialog über die Inhalte
und schauen mit Stolz auf IHRE Bildungs- und Lerngeschichte.
Beobachtungen werden so zur Beachtung!
Die Eltern sind natürlich herzlich eingeladen, sich
an dem Füllen der Mappen zu beteiligen.
Mit dem Integrieren der „Bildungs- und Lerngeschichten“ in den Hortalltag:
werden Selbstbildungsprozesse und damit ein
entsprechendes Bildungsverständnis proklamiert. Es gibt nicht den „allein wissenden Erwachsenen“, der den Kindern das Wissen zu vermitteln hat. In diesem Bildungsverständnis wird
der Erwachsene zum Begleiter, Arrangeur, der
Möglichkeiten zur Verfügung stellt und in Kauf
nimmt, dass die Kinder in einigen Bereichen
mehr wissen als er.
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„Wenn etwas positiv ist, macht es Spaß
und sie können besser denken.
Wenn sie besser denken, bleibt es besser hängen,
und das wollen wir ja beim Lernen.“
Manfred Spitzer
wird ein Menschenbild unterstützt, das von Vertrauen und Stärkenorientierung geprägt ist. Es
geht darum, die Strategie des einzelnen Kindes
zu verstehen, neugierig zu sein, dem Kind eine
wertschätzende Atmosphäre zu schaffen.
ist der Dialog mit dem Kind ein zentrales Anliegen. Ein Dialog setzt eine Offenheit für Veränderung voraus. Kinder werden in ihren Fähigkeiten
gesehen und gehört, und das Vertrauen stärkt
sie in ihrer Entwicklung.
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können Kinder ihre Lernstrategien erkennen
und erweitern. Neben den Erkenntnissen, wie sie
sich selber Wissen aneignen, erfahren sie ebenso, wie sie sich in die Gruppe einbringen. Die Bildungs- und Lerngeschichten tragen dazu bei,
dass die Kinder sich ihrer selbst bewusst sind, ihr
Verhalten reflektieren können und in der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen unterstützt werden – Kompetenzen, die in unserer
Wissensgesellschaft von großem Nutzen sind
und von den Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Delphi-Studie als Schlüsselkompetenzen benannt werden.6
Gender - „Weil ich ein Mädchen/Junge bin???“
Für die Entwicklung der Ich-Identität ist es für Kinder bedeutsam, sich bejahend als Junge oder als
Mädchen zu identifizieren und von der Umgebung
entsprechend (an)erkannt zu werden. Das, was die
Gesellschaft jedoch als „typisch männlich“ / „typisch
weiblich“ zuordnet, ist gesellschaftlich konstruiert
und unterliegt einer immerwährenden Veränderung. Die Zuschreibungen werden verbal und nonverbal vermittelt.
Im Zusammensein ist es uns wichtig, dass die
Mädchen und Jungen in ihrem Potential gesehen und unterstützt werden.
Der Einengung, durch die sozialen Zuschreibungen
- den Geschlechterklischees - möchten wir entgegenwirken. Unser Ziel ist es, den Jungen und Mädchen vielseitige Erfahrungs- und Entwicklungsspielräume zu ermöglichen.
Die Sensibilisierung für die sozialen Zuordnungen
ist uns wichtig, da Kinder versuchen, geschlechtsspezifischen Erwartungen zu entsprechen (ein
möglicher Grund für die vielen Prinzessinnen und
Cowboys zum Faschingsfest?). Kinder sind demnach
auch immer Spiegel der Gesellschaft, in der sie leben.
Das Spielzeug, das von der Industrie vermarktet
wird, betont in den meisten Fällen traditionelle Rollenzuschreibungen.7
In der Entwicklung der Jungen und Mädchen
kommt hinzu, dass sie über den Erwerb der Schriftsprache ergänzend zu den Informationen, die über
die Bilder der Medien transportiert werden, nun
auch Textinhalte verstehen.
Die Horteinrichtungen haben nach § 9 Abs. 3 SGBVIII/KJHG und dem niedersächsischen Landesgesetz, dem KiTaG, den gesetzlichen Auftrag, „die
Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen zu
fördern“. In der Umsetzung bedeutet dies für unsere
Arbeit:
Wir vermitteln ihnen, dass ihnen in ihrem Jungen- und Mädchensein die ganze „Farbpalette
von Gefühls- und Handlungsformen“ zur Verfügung steht. –Sprich: Wir setzen stereotypen
Mustern Alternativen entgegen.
Es geht uns darum, Kindern zu vermitteln, dass
sie sich als Mädchen und Jungen begegnen
können, die sich einander als gleichwertig
wahrnehmen.
Die Verwirklichung dieser Ziele bedeutet eine permanente Auseinandersetzung mit den eigenen Rollenzuschreibungen. In diesem Prozess können wir
unser Verhalten, die Materialien und Angebote bewusst auf die entsprechenden Aussagen hin überprüfen.
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Kooperation Hort und Schule
Hortkinder sind Schulkinder.
Für die Verknüpfung der beiden Lebensorte ist eine
Kooperation der beiden Institutionen wichtig. Diese wird in unseren Einrichtungen dadurch erleichtert, dass sich die eigenen Horträume auf dem
Schulgelände befinden.
Die Hortteams sind an diesem Zusammenwirken
sehr interessiert und haben mit den Schulen unterschiedliche Foren des Austausches gefunden. Die
Themen beziehen sich auf gemeinsame Inhalte, wie
z.B. die Nutzung gemeinsamer Räume oder den
Umgang mit Konflikten.
Ein Austausch über die Kinder zwischen den ErzieherInnen und den Lehrkräften findet nur dann statt,
wenn die Eltern eine Erlaubnis erteilt haben.
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Die Wirkenden der beiden Institutionen haben zum
Teil verschiedene Aufgaben, aber gemeinsame Ziele. In der Kooperation geht es darum, uns gegenseitig über Inhalte und Methoden auszutauschen, um
durch ein gegenseitiges Verständnis und Akzeptieren voneinander profitieren zu können.
Lerninhalte der Schule lassen wir im Rahmen unseres ganzheitlichen Konzeptes in den Hortalltag einfließen. So beziehen wir Kinder beispielsweise in
den Einkauf ein, lassen Preise errechnen, Einkaufslisten verfassen etc.
Wenn Unterschiede keine Angst machen, können
die beiden Systeme einander ergänzen und bereichern!
Eltern
Eltern sind bei uns herzlich willkommen!
Wesentliche Merkmale für die Elternarbeit sind
Transparenz und ein respektvoller Umgang.
Der Austausch bestärkt den gemeinsamen Wunsch,
das Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen. Gelegenheit dazu gibt es bei:
Elternabenden/-nachmittagen
Elterngesprächen (nach Bedarf und Vereinbarung)
Informationsaustausch über Briefe, Aushänge
und Hortprograme
Zudem bieten sich die MitarbeiterInnen beim Abholen der Kinder gerne als GesprächspartnerInnen
für einen kurzen Austausch an.
Bei Festen und Ausflügen kommen Kinder, Eltern
und ErzieherInnen in lockerer Atmosphäre zusammen. Kennenlernen und gemeinsames Erleben bewirken unserer Erfahrung nach, dass sich Eltern gegenseitig unterstützen und helfen können.
Feste und Ausflüge werden sowohl von dem Team
als auch von Eltern – oder auch gemeinsam – organisiert. Damit erleben auch Hortkinder das Zusammenwirken zwischen Hort und Familie.
Offiziell sind die Eltern im Hort durch ElternvertreterInnen repräsentiert. Sie sind nach dem Niedersächsischen KiTaG in jeder Einrichtung zu wählen. Sie
nehmen an Gesprächen teil, wenn es um Gruppenbelange geht, die z.B. wesentliche konzeptionelle
Änderungen oder die Besetzung von unbefristeten
Personalstellen etc. betreffen. In Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Team können die gewählten Eltern als Vermittler eingeschaltet werden.
Als Vertreter der Einrichtung können sie an Sitzungen des Stadtelternrates der Kindertagesstätten
(Kitas) teilnehmen.
Alle Eltern sind eingeladen, sich mit ihren Wünschen, Fragen und Beiträgen aktiv einzubringen.
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Qualitätsentwicklung und -sicherung
Qualität liegt uns am Herzen!
Uns ist es wichtig, dass sich die Qualität der Arbeit
durch eine kontinuierliche Reflektion und die Auseinandersetzung mit neuen Erkenntnissen auszeichnet. Regelmäßige Supervision sowie interne
und externe Fortbildungsangebote stellen dies sicher. Darüber hinaus haben wir im Verein für Kinder
e.V. folgende Qualitätskriterien festgelegt:
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Jede Einrichtungsart (Hort, Kindergarten, Krippe) wird von einer Fachberaterin begleitet. Sie
steht mit den einzelnen Einrichtungen in Kontakt, ist für die Eltern Ansprechpartnerin und
organisiert entsprechende Arbeitskreise.
Der Hortarbeitskreis findet regelmäßig statt.
Auf diesen Treffen werden inhaltliche Themen
weiterentwickelt und gemeinsame Projekte
(z.B. das Hortfußballturnier) geplant. Ein wichtiger Bestandteil ist der kollegiale Austausch,
durch den die eigene Arbeit reflektiert und erweitert wird.
Seit dem Jahr 2007 findet darüber hinaus einmal jährlich ein trägerübergreifendes „Regionaltreffen Hort“ statt, auf dem über gemeinsame Themen referiert und eine Möglichkeit zum
Austausch gegeben wird.
Leitbild
Im Jahr 2000 wurde mit Eltern, den MitarbeiterInnen und dem Vorstand ein Leitbild entwickelt. Dieses wird den Eltern mit Vertragsabschluss mitgegeben. Es ist auf unserer Website
www.verein-fuer-kinder.de nachzulesen.
Das Leitbild beschreibt mit seinen 5 Säulen die
Qualitätsmerkmale: Pädagogik, Eltern, Ökologie, Strukturen der Zusammenarbeit, Lobby für
Kinder und Familien.
Es hält Erfahrungen und Erkenntnisse fest, die
wir seit 1980 im Verein gesammelt haben.
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Unsere Wurzeln liegen in einer Elterninitiative. Von Anfang an waren wir mit den Eltern im Dialog – und daran ist
uns bis heute gelegen!
Alle interessierten Eltern sind eingeladen, in den
Gremien des Verein für Kinder e.V. mitzuwirken.
Arbeitskreise
Personal- und Qualitätsentwicklung in Bildung und Erziehung
Im Jahr 2005 hat sich der Verein für Kinder e.V.
entschieden, an einer fortlaufenden Qualitätsentwicklung teilzunehmen. Bei der Auswahl
des Anbieters war für uns entscheidend, dass
Qualität als Prozess verstanden wird, der von
den Kollegen/innen, den Eltern und dem Vorstand gemeinsam entwickelt werden kann.
Eine Entsprechung haben wir in dem Verfahren
nach IQUE (integrierte Qualitäts- und Personalentwicklung) gefunden, das von Ulrike Ziesche
entwickelt wurde.
Nach dieser Methode werden Inhalte aus der
täglichen Praxis ausgewählt (Kernprozesse), die
methodisch und inhaltlich bearbeitet werden.
Gemeinsam mit allen genannten Personen werden Leitsätze und Qualitätskriterien entwickelt,
die nach einer Bestandsaufnahme nach Hand-
lungszielen und Maßnahmen der Umsetzungen
gegliedert werden. Die verbindlichen Qualitätsvereinbarungen, die die Einrichtungen abschließend formulieren, werden nach einem
vereinbarten Zeitraum überprüft.
Unser erster Kernprozess stellte die Auseinandersetzung mit der Thematik „Beobachtung
und Dokumentation“ dar. Daraus haben wir uns
für die Einführung der „Bildungs- und Lerngeschichten“ entschieden, die als Methode im niedersächsischen Orientierungsplan empfohlen
wird.
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Abschlusswort(e)
Wir wollten Sie/ Euch neugierig auf unsere Arbeit im Hort machen
und hoffen, dass uns dies gelungen ist.
Über Fragen, Rückmeldungen und/oder einen Besuch freuen wir uns.
Wir bitten vorab um eine Terminabsprache.
Mehr über den Verein für Kinder e.V. finden Sie auf unserer Website:
www.verein-fuer-kinder.de
Wir (und noch mehr) haben an dem Konzept mitgewirkt:
Iris Arndt, Ines Barrie, Monika Blancke, Petra Bruns-Gülker, Nadine Dyba, Martina Glock,
Andrea Hanisch, Vanessa Knaack, Ronja Liebscher, Margret Roß, Ingrid Rowold,
Susanne Schubert, Susanne Schumacher, Maike Settgast,
Heino Verver, Katja Vogt, Johannes Weerts, Kathrin Wibbeke, Sibel Yoldas
Fotos Konzept allgemein: www.fotolia.de;
Fotos aus den Horten: privat
Gestaltung: Werkstattgraphik, Jürgen Biella
Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu
formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.
Maria Montessori
Fußnoten
1
vgl. Opp, Fingerle, Freytag (Hg.), Was Kinder stärkt, München 1999, 177
2
vgl. Scheuerer-Englisch, Suess, Pfeifer (Hg.), Wege zur Sicherheit, Gießen 2003, 27ff.
3
vgl. Berry und Pesch, Welche Horte brauchen Kinder, Darmstadt, 2000, 131
4
in: Kahl, Kinder!(DVD); Archiv der Zukunft, 2008
5
in: Kahl; Manfred Spitzer, Lernen. Die Entdeckung des Selbstverständlichen (DVD), Archiv der Zukunft, 2006
6
DJI, Das Rad erfinden (DVD), DJI,1999
7
vgl. M. Walter, Jungen sind anders, Mädchen auch, München 2008, 87f
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