Ingenieurberufe
Transcription
Ingenieurberufe
Samstag/Sonntag, 7./8. Februar 2015, Nr. 31 INGENIEURBERUFE 67 EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Rare Ressource Die Kritik, der Bachelor sei nur ein Schmalspur-Diplom, ist verebbt. Der Grund: Man braucht die Absolventen einfach von christine demmer B achelorabsolventen können das Projekt Jobsuche gelassen in Angriff nehmen. Nicht alle natürlich, Spezialisten in Exotenfächern und Dreierkandidaten müssen sich nach wie vor umtun. Doch vielversprechende Ingenieure, Informatiker und Betriebswirte mit technischem Interesse werden umworben wie lange nicht mehr. Allen voran die großen Beschäftigungsgeber, Technologie- und Unternehmensberatungen, Wirtschaftsprüfer und Datenverarbeiter kündigen an, Hunderte Absolventen einstellen zu wollen. Jedes Unternehmen für sich, wohlgemerkt, und nicht mal mehr mit der edel klingenden Begründung, dem Nachwuchs eine Chance geben zu wollen. Nein, sie brauchen jeden jungen Mann und jede junge Frau, die sie kriegen können, ob Master oder Bachelor, ganz egal. Was an Wissen fehlt, wird mit internen Schulungen nachgeholt. Big Data plus Fachkräftemangel schafft große Probleme. Der Umsatz mit personalintensiven Kundenprojekten ist eben nur mit Personal zu halten. „Wir könnten deutlich mehr IT-Berater und -Entwickler einstellen, wenn der Markt mehr hergeben würde“, versichert Simone Wamsteker, Leiterin des Bereichs Recruiting bei Accenture. „Von den Hochschulen kommen leider nicht genügend Absolventen mit den entsprechenden Qualifikationen und Interessen.“ Das Technologieberatungsunternehmen mit Hauptsitz im Taunus hat als eines der ersten eine Einstellungskampagne speziell für Bachelors gestartet: Die Hälfte der geplanten tausend Neuarbeitsplätze, heißt es, sei für sie reserviert. Der Mangel an passenden Bewerbern hat die Kritik an der oft mit dem früheren Vordiplom verglichenen akademischen Erstausbildung vom Tisch gefegt. In der Not rücken die Recruiter näher an die Quelle. „Viele Bachelors glauben, ein Masterstudium absolvieren zu müssen, um beruflich erfolgreich zu sein“, sagt Wamsteker und schüttelt den Kopf: Bei Accenture unterschieden sich die Karrierechancen von Bachelors und Masters kaum. Nach etwa einem Jahr auf dem Einstiegslevel werde in der Regel die nächste Karrierestufe erklommen. Warum also länger als nötig an der Hochschule bleiben? Wamsteker gibt zu bedenken: „Wer ein Masterstudium absolviert, startet entsprechend später in den Beruf.“ Das ist wahr. Wahr ist aber auch, dass es sich für viele Arbeitgeber schlicht nicht mehr lohnt, auf die einige Jahre älteren Masterabsolventen zu warten: Sie stellen höhere Ansprüche und sind schon oft vergeben, weil sich die Recruiter fähige Praktikanten frühzeitig sichern. Je länger sie warten, desto dünner wird die Kandidatendecke. Den Master gibt es schließlich auch in der berufsbegleitenden Variante. Und die ist den Personalern ungleich lieber, weil sie den bereits eingearbeiteten Mitarbeiter behalten können. Auch Wirtschaftsprüfer werben heftig um die jungen Absolventen „Die Situation ist bei jedem in der Branche gleich: Wir brauchen Leute“, sagt Michael Donat, Personalleiter bei Sopra Steria Consulting Hamburg. Der Großteil der circa 1700 Mitarbeiter sei im IT-Projektgeschäft tätig und habe einen technischen Hintergrund. Donat hat in diesem Jahr knapp hundert neue Stellen für Bachelors und erklärt, warum die sehr jungen Akademiker bis vor wenigen Jahren links liegen gelassen wurden. „Die Absolventen von 2009 und 2010 hatten keine Chance wegen der Krise. Das ist vorbei. Der Arbeitsmarkt boomt. Alle wollen Bachelors einstellen. Erst in ein paar Jahren wird sich die Frage stellen: Reicht dieser Abschluss aus oder sollte noch ein berufsbegleitender Master angehängt werden?“ Dazu rät die Management- und Technologieberatung Bearing-Point unbedingt. „Die Einstellung von Bachelorabsolventen wächst jedoch von Jahr zu Jahr, da wir Talente frühzeitig an uns binden wollen“, sagt Personalleiterin Bettina Mann. Im laufenden Jahr sollen bis zu 50 Bachelors der Fächer Betriebswirtschaft, (Wirtschafts-)Informatik und (Wirtschafts-)Ingenieurwesen dazukommen. „Bei der Projekttätigkeit selbst machen wir keinen Unterschied zwischen Bachelor und Master“, versichert Mann. „Es ist uns aber wichtig, dass Bachelor möglichst schnell ihren Masterabschluss nachholen.“ Umworben wie nie: Studenten haben auch mit dem Bachelor-Abschluss glänzende Aussichten. FOTO: PLAINPICTURE Auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften werben um Bachelors, insgesamt geht es in diesem Jahr wohl um mehrere Hundert. Folke Werner leitet das Recruiting von Pricewaterhouse-Coopers in Frankfurt. „Wir haben vor, in diesem Jahr etwa 1200 Hochschulabsolventen einzustellen“, kündigt er an, „in der Regel sind davon mehr als 40 Prozent Bachelor.“ Ob Master oder Bachelor, das entscheide das Gesamtpaket der Qualifikationen, „es gibt schließlich Bachelors mit hervorragenden Fachkenntnissen und interessanten Praktika.“ Und keine grundsätzlichen Vorbehalte mehr? „Vor Bologna hatten wir ein bewährtes System mit dem Diplom“, räumt Werner ein. „Mit den neuen Abschlüssen kam natürlich schon die Sorge auf, wie sich das entwickelt. Es sah ja schließlich so aus, als wenn der Bachelor inhaltlich nur dem Vordiplom entspräche.“ Mit einer internen Studie habe man dann festgestellt, dass man sehr gut mit den Bachelors arbeiten könne. Sicher, die seien jünger und es fehlten ihnen zwei, drei Jahre an persönlicher Reife. „Die benötigten Fachkenntnisse sind aber da“, sagt Werner, „und was fehlt, können wir intern nachrüsten.“ Ähnlich sieht das Christina Gräßel von Capgemini in München. „Natürlich stehen Bachelors auf unserer Zielliste“, versichert die Recruiting-Chefin. „In diesem Jahr wollen wir mehrere Hundert Ingenieure, Informatiker, Naturwissenschaftler und Wirt- schaftler einstellen.“ Masters auch, sagt sie und setzt nach einer winzigen Pause hinzu: „Aber ganz ehrlich: Ob die Bewerber nun einen Master- oder einen Bachelorabschluss mitbringen, ist uns fast egal.“ Fast? „Wir suchen unterschiedliche Mitarbeiterprofile“, erklärt Gräßel, „in der Technologie ist uns der Bachelor willkommener, und im Bereich Consulting spielt der Master die größere Rolle.“ Das bezeichne keine Hierarchie, sondern habe im Wesentlichen mit den Ausbildungsinhalten zu tun. Masters seien in der Regel geübter darin, sich selbständig Themengebiete zu erschließen. Bei den Bachelors könne man dann immer noch sehen, ob sie vielleicht eine Weiterbildung zum Master anschließen sollten. Karriereberater empfehlen Ingenieuren und Informatikern, gut nachzudenken, ob sie den Lockrufen der Technologieanbieter und -berater folgen sollten. „Die junge Generation kennt und scheut die phasenweise enorm langen Arbeitszeiten in der Beratung“, sagt Mirja Linke von der Frankfurter Personalberatung Deininger. „Deshalb handeln die Firmen jetzt proaktiv und nehmen auch die Bachelors.“ Der Abschluss habe jedoch noch nicht dieselbe Akzeptanz wie der Master. „Wenn man jung ist, sollte man sich ernsthaft fragen, ob man seinen Bachelorabschluss nicht doch durch den Master ergänzen solle. Langfristig eröffnet es mehr Möglichkeiten. Es sei denn, für die individuelle Karriereplanung ist es nicht nötig.“ „Die Rollenmuster aufbrechen“ Der Bildungssoziologe Marcel Helbig über Sinn und Unsinn des Girls’ Day Auch eine Girls’ Week würde nicht unbedingt dazu führen, mehr Mädchen für typische Männerberufe zu begeistern. Die Geschlechterstereotype sind sehr festgefahren. Praktika in unterschiedlichen Berufsfeldern können allerdings bei der Berufswahl helfen. Hierbei muss allerdings auf eine gute Koordination geachtet werden – auch die ist beim Girls’ oder Boys’ Day nicht immer gegeben. Viele Jugendliche fragen bei Bekannten oder Verwandten wegen eines Praktikumstages nach, das kann gut gehen, muss es aber nicht. Ebenfalls einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung verschiedener Berufe haben die Medien. In Fernsehfilmen werden Berufe meistens ihrer Geschlechtstypik entsprechend dargestellt. Hier müsste man die gewohnten Rollenmuster aufbrechen. Im Film könnte ja auch mal ein Mann in einem Kindergarten arbeiten. Oder eine Frau auf einer Baustelle. Autos und Mädchen, das sind immer noch zwei Welten. Nach wie vor ist die Berufswahl stark von traditionellen Rollenbildern bestimmt. FOTO: DPA Um Mädchen für Ingenieurberufe zu begeistern, wird eine Menge getan. Die wohl bekannteste Initiative der Bundesregierung ist der Girls’ Day: Einmal pro Jahr können Mädchen ab der fünften Klasse für einen Tag ein Praktikum in einem typischen Männerberuf machen. Bei der Auftakt-Veranstaltung im Jahr 2001 zählte die Koordinierungsstelle 2000 Teilnehmerinnen, inzwischen liegt die Zahl bei kontinuierlich 100 000 Mädchen. Beim 2009 eingeführten männlichen Pendant, dem Boys’ Day, melden sich pro Jahr etwa 30 000 Jungen an, um einen Tag lang in Kindergärten, Altenheimen oder anderen frauendominierten Berufsfeldern zu hospitieren. Marcel Helbig, Bildungssoziologe am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, erklärt welchen Effekt Bildungsinitiativen wie diese haben können. SZ: Was erhofft man sich vom Girls’ Day? Marcel Helbig: Die Idee, die dahintersteckt, ist: Mädchen sollen Einblicke in typische männliche Berufe bekommen, um so Vorurteile abzubauen. Da die Berufswelt der Erwachsenen sehr weit weg von der Lebenswirklichkeit der Kinder ist, können sie sich kaum vorstellen, wie zum Beispiel der Arbeitsalltag eines Ingenieurs aussieht. Nach Angaben der Koordinierungsstelle machen etwa 18 Prozent der Mädchen ein Praktikum oder sogar eine Ausbildung in dem Betrieb, den sie beim Girls’ Day kennengelernt haben. Kann man das als Erfolg werten? Auf den ersten Blick: Ja. Aber die Mädchen suchen sich ja die Betriebe, in denen sie beim Girls’ Day sein wollen, schon vorher nach ihren Interessen aus. Man kann also nicht sagen, ob dies gerade jene Mädchen sind, die sich schon vorher für den jeweiligen Beruf interessiert haben. Der Erfolg eines solchen Tages lässt sich nur in sehr homöopathischen Dosen messen. Und man muss ja auch sehen, dass man den Rest der Mädchen durch dieses Praktikum gar nicht erreicht. Für sie ist der Girls’ Day ein Tag, den sie nicht in der Schule verbringen, mehr nicht. Ändert der Girls’ Day denn etwas an dem Berufswunsch der Mädchen? Aus Studien in Schulen mit naturwissenschaftlichen oder mathematischen ZusatzAngeboten wissen wir, dass das gar keinen Einfluss auf die spätere Berufswahl hat. Wenn man etwas bewegen will, muss man sehr viel früher ansetzen. Mit 14 Jahren ist das schon viel zu spät. Der Prozess der sogenannten Berufsaspiration, in dem sich der Berufswunsch ausbildet, beginnt schon im Kindergarten- und Vorschulalter, also bei Drei- bis Sechsjährigen. Für sie ist prägend, in welchen Berufen sie Erwachsene erleben. Die Phase der Berufswahl geht über die gesamte Dauer der Kinder- und Jugendzeit. Mit Einzelmaßnahmen wie diesen kann man da nicht kontern. Würde eine solche Fördermaßnahme mehr Effekt haben, wenn sie länger dauern würde oder häufiger als nur einmal pro Jahr stattfände? Sollte man dann lieber auf den Girls’ Day verzichten? Immerhin helfen diese Tage dabei, das Thema ins Bewusstsein der Gesellschaft zu heben. Sie machen uns bewusst, dass wir da immer noch ein Defizit haben. Dass Ultramarin auch roth sein kann, patentierten wir schon 1877! © Deutsches Patent- und Markenamt Entscheiden Sie, was sonst noch aus mehr als 63 000 Innovationsideen im Jahr wird, als Patentprüferin und Patentprüfer beim Deutschen Patent- und Markenamt. Welche Maßnahmen könnten dazu führen, dass mehr Mädchen Ingenieurberufe ergreifen? Mädchen – und auch Jungen – ergreifen eher dann typisch männliche Berufe, wenn ihre mathematische Kompetenz höher ist als ihre Lesekompetenz. Das haben wir in Studien herausgefunden. In der Praxis bedeutet das also: Wenn die Schulen es schaffen, auch Mädchen für Fächer wie Mathe und Physik zu erwärmen, ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung getan. Und ein zweiter Aspekt, der eher die Jungs betrifft: Wenn die Lohnlücke zwischen typisch männlichen und typisch weiblichen Berufen nicht so weit aufklaffen würde, könnten sich mehr Männer mit dem Gedanken anfreunden, in einem ursprünglich frauendominierten Beruf zu arbeiten – im Kindergarten oder im Altenheim zum Beispiel. Allerdings zeigt die Forschung auch, dass dies die Geschlechterunterschiede bei der Berufswahl nur marginal verändern würde. interview: c. bertelsmann „Die Phase der Berufswahl beginnt schon im Kindergarten- und Vorschulalter“: Der Girls’ Day für 14-Jährige komme seiner Meinung nach viel zu spät, sagt Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. FOTO: OH Mehr unter www.dpma.de/amt/karriere 68 INGENIEURBERUFE EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Samstag/Sonntag, 7./8. Februar 2015, Nr. 31 Tüftlers Dolmetscher Patentanwälte sind Techniker und Juristen. Sie begutachten und schützen neue Erfindungen Bis das Bobbycar zum Toben und Spielen freigegeben wird, muss es wie anderes Spielzeug auch in Labors viele Tests bestehen. FOTO: PICTURE ALLIANCE/DPA Ein Job für das innere Kind Prüfingenieure testen Spielzeug und Sportgeräte auf Sicherheit. Eine klassischen Berufsweg für diese Tätigkeit gibt es nicht. Mitbringen sollte man eine technische Ausbildung sowie eine Affinität zu Spiel und Sport von verena wolff E lektrotechniker, Maschinenbauer – alles Nerds, die sich in ihre Forschung vertiefen und beim besten Willen niemandem erklären könnten, was sie eigentlich den ganzen Tag machen? Nicht alle Ingenieure arbeiten in Feldern, die der Normalbevölkerung ein Buch mit sieben Siegeln sind. Im Gegenteil: Mancher Ingenieur kann sogar sein inneres Kind mit in die Arbeit nehmen. So wie Manfred Gebert. Er testet beim TÜV Rheinland in Nürnberg Spielzeug. Vom Kettcar über Garten-Klettergerüste, Trampoline und Schaukeln bis hin zu Stofftieren und Puppen gibt es kaum ein Spielzeug, das die etwa drei Dutzend Tester nicht unter die Lupe nehmen, auf circa 100 000 Tests bringen sie es pro Jahr. Und das mit teils martialisch anmutenden Methoden: Da muss der Teddy den Angriff eines Feuerzeugs überstehen, an seinen Augen wird mit viel Kraft gezogen. Das Kettcar wird mit 50 Kilogramm Gewicht belastet – und sollte sich unter der Last nicht biegen. „Das ist ein Spielzeug, das für Kinder über drei Jahren zugelassen ist, also muss es dieses Gewicht aushalten“, sagt Gebert. Im Labor werden Bauklötze und Teddys auf Schadstoffe und Weichmacher getestet Der gelernte Maschinenbauer macht den Job schon viele Jahre lang und kann sich keinen schöneren vorstellen. Einst prüfte er Prüfmaschinen, eine Arbeit, bei der er viel unterwegs war. Und dann kam er zu Barbie, Bobbycar und Bohrmaschinen für Kinder. Lernen kann man die Arbeit nicht, sagt Gebert. „Es gibt ja keinen Ausbildungsberuf Spielzeugtester.“ Voraussetzung ist ein technischer Beruf oder eine technische Ausbildung. Und: „Spielzeuge zu testen, das ist Teamarbeit“, sagt er. Denn während Gebert die Geräte unter die Lupe nimmt, sind Materialproben bereits im riesigen Labor der Prüfanstalt im Nürnberger Westen. „Dort werden sie auf Schadstoffe, Weichmacher und andere Dinge getestet“, erläutert Rainer Weiskirchen, Sprecher des TÜV Rheinland in Franken. Spielzeug muss in Europa eine CEKennzeichnung tragen und damit allerlei Kriterien erfüllen. Doch das bedeutet nicht, dass auch alle gekennzeichneten Produkte von unabhängiger Seite getestet wurden. Dennoch: Die Spielzeugnorm EN 71 schreibt fest, was ein Kettcar und Puppe aushalten müssen. Überhaupt, die Normen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Tagesgeschäft aller Tester beim TÜV. So auch bei Kerstin Mauff. Die 29-Jährige ist ausgebildete Augenoptikerin und hat einen Bachelor of Science in Optometry, locker übersetzt so etwas wie Augenkunde. In Nürnberg prüft sie Brillen: Skibrillen, Sonnenbrillen, Schwimmbrillen, aber auch professionellen Augenschutz. Darauf, ob die Gläser genügend UV-Schutz bieten, ob die Beschichtung Hitze und Kälte standhält, die Gläser keine ungewünschte optische Wirkung haben – und ob sie Belastungen standhalten. Die meisten Bestandteile von Mauffs Prüftätigkeit sehen recht unspektakulär aus. „Sie finden in großen grauen Kästen statt, am Computer kann man später Kurven analysieren“, sagt sie. Doch in einem Labor geht es hoch her. Dort gibt es zwei Testvorrichtungen, bei denen scharf geschossen wird. An der einen brummt der Kompressor, während Mauff einem Kunststoff-Testkopf eine Skibrille aufsetzt. Kleine Metallkugeln werden dann mit großer Geschwindigkeit auf die Brille geschossen. Damit will die Prüfingenieurin herausfinden, wie die Brille reagiert, wenn auf einer Ski- oder Schotterpiste kleine Steine aufgewirbelt werden. „Da gibt es entsprechende Normen, was welche Art von Brille aushalten muss.“ Die gerade geprüfte hat nur eine kleine Delle – sie hätte jeden Test bestanden. Eine Vorrichtung weiter werden größere und schwerere Kugeln vertikal auf Kopf und Brille fallen gelassen – auch das soll die Festigkeit des Materials prüfen. Ein paar Hallen weiter: Die Fahrradprüfung. Auch hier schmücken sich Händler und Hersteller gerne mit einem Prüfsiegel – das schadet den Verkaufszahlen nie. „Die Hersteller kommen entweder freiwillig zu uns und lassen ein neues Produkt testen – oder sie hatten Besuch von der Marktaufsicht und müssen nachweisen, dass ihr Siegel tatsächlich den Normen entspricht.“ Große Unternehmen leisten sich mitunter eigene Labore, doch zahlreiche andere Firmen lassen beim TÜV Rheinland testen. Auch für zahlreiche Sportgeräte gibt es Prüfnormen, die das Deutsche Institut für Normung definiert. Dort legt ein Expertengremium die entsprechenden Kriterien fest. „Für die Hersteller oder den sogenannten Inverkehrbringer ist das eine Absicherung, dass die Geräte nach dem „Wenn man selbst Kinder hat, sieht man alles aus einer neuen Perspektive.“ Stand der Technik konstruiert und gebaut sind“, sagt Stephan Odenwald. Er ist an der TU Chemnitz Professor für Sportgerätetechnik. Und: „Wenn das Produkt den Test besteht, funktioniert es auch im Alltag.“ Bei manchen Artikeln sind die Kunden nicht allzu wählerisch – aber ein Kinderfahrrad ist nahezu unverkäuflich, wenn es das GS-Siegel nicht hat.“ Das wiederum ist ein deutsches Kennzeichen, das nur nach ausführlicher Prüfung vergeben wird. Wer sich für diesen Bereich interessiert, kann in Chemnitz einen Bachelor und einen Master in Sports Engineering machen. „Wir bilden junge Leute in den Ingenieur- und in den Humanwissenschaften aus“, sagt Odenwald. Er ist selbst reiner Maschinenbauer, wie er sagt, „und durch meine Sportbegeisterung immer wieder an Projekte gekommen, die mit Sportgeräteentwicklung zu tun gehabt haben.“ 1997 ist schließlich in Chemnitz die Fachrichtung Sportgerätetechnik entstanden, die sich seither stetig wachsender Beliebtheit erfreut. Eine gewisse Affinität zum Sport schadet für diesen Studiengang nicht, sagt Professor Odenwald. Sie sei aber kein Muss. „Es ist auch nicht so, dass die Prüfingenieure den ganzen Tag mit ihren Gerätschaften unterwegs sind.“ Im Studium jedenfalls verbringen sie mehr Zeit im Hörsaal, Spezial: Ingenieurberufe AESA T/R Module Design & Manufacturing Engineers - Aerospace & Defense Nanowave Technologies Inc. is a privately held Canadian Aerospace & Defense Electronics Company founded in 1992. The company’s customers include many of North America‘s and Europe‘s largest aerospace and defense OEMs and our solid state Radar and communication transceivers can be found on many commercial and defense aircraft and ground based platforms. For additional information, please visit our website at www.nanowavetech.com. Nanowave is looking to recruit experienced engineers to develop and manufacture next generation T/R modules for AESA applications using our core competencies in IC design, Thin Film technologies, automated hybrid manufacturing and solid state Radar transceiver manufacturing. 7KHVXFFHVVIXOFDQGLGDWHVZLOOEHMRLQLQJDKLJKO\H[SHULHQFHGDQGDFDGHPLFDOO\TXDOLኀHGHQJLQHHULQJWHDP Location: 7252172&$1$'$)250,1,080લ2)7+(<($5 Responsibilities include, but are not limited to: ો6\VWHPVSHFLኀFDWLRQDQGDQDO\VLV ોEM simulation ોRF and mixed signal designs of monitoring and control circuitry ોDesign for manufacturability ોTest ોDocumentation 0LQLPXP4XDOLᇾFDWLRQV ોExperience in the design and analysis of all the fundamental ોStrong program management skills functions of T/R modules at various frequency bands ોExcellent written and verbal communication skills ો5 years’ experience in RF and Microwave circuits in English and systems ોEligibility for Canadian Controlled Goods Program ોMaster’s degree in Engineering (CPG) and security clearance Assets: ોDigital radar design experience ો+DQGVRQ$(6$GHVLJQH[SHULHQFH Compensation: ો+LJKYROXPH75PRGXOHPDQXIDFWXULQJ ોNATO security clearance to the Secret level Consistent with the experience of the candidate. Standard &RPSDQ\%HQHᇾWV Include medical, dental, vision care, registered retirement program (RRSP) etc. 3/($6(68%0,75(680(672$QQHWWH&KDSPDQ_+50DQDJHU_DFKDSPDQ#QDQRZDYHWHFKFRP Termine 2015 Ingenieurberufe II Erscheinungstermin: 27. Juni Anzeigenschluss: 12. Juni Ingenieurberufe III Erscheinungstermin: 17. Oktober Anzeigenschluss: 2. Oktober Ingenieurberufe IV Erscheinungstermin: 14. November Anzeigenschluss: 30. Oktober Wir beraten Sie gerne! Verkaufsberatung Stellenmarkt Melanie Pala Tel. 089-2183-8375 Fax 089-2183-8719 [email protected] denn sie lernen die Grundlagen der Ingenieur- und Humanwissenschaften, Biomechanik, und wie das Muskelsystem des Menschen funktioniert. „Die Absolventen werden befähigt, Belastungen zu charakterisieren und in einen mechanischen Test umzusetzen“, erklärt Odenwald. Dazu findet auch ein großer Teil an praktischen Übungen und Praktika statt. Im Masterstudium schließlich haben die Studierenden mehr und eigene Projekte und arbeiten forschungsorientiert. Für die Absolventen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einen Job zu finden. „Besonders im Sport- und Freizeitartikelmarkt sind die Leute mit Querschnittswissen gefragt“, sagt Odenwald. Denn diese Unternehmen seien oft klein oder mittelständisch. Auch in der Medizintechnik, der Orthopädie und im Bereich der Rehabilitation sei ihr Wissen gefragt. Autohersteller können ebenfalls Arbeitgeber sein, die an Ergonomie und Komfort ihrer Innenausstattungen arbeiten. „Man hat zunehmend Bedarf an Leuten, die die gute Technik kompatibel mit dem Menschen machen.“ Und das können die Sports Engineers. Beim TÜV Rheinland hat man noch nicht so viele Erfahrungen mit Bachelorund Master-Absolventen solcher Querschnittsstudiengänge gemacht. „Die meisten kommen jetzt so langsam auf den Markt“, sagt Sprecher Weiskirchen. Speziell für Sportgerätetester gibt es außer dem Angebot in Chemnitz allerdings auch nicht viele Orte, an denen man ein so gelagertes Studium absolvieren kann. In Magdeburg gibt es ein ähnliches grundständiges Studium, das allerdings eher sportund bewegungswissenschaftlich angelegt ist. Eine Handvoll Master-Programme gibt es zudem in verschiedenen Städten. Aber der Bedarf an Absolventen ist da – und der Spaß im Job mitunter sehr groß, wie Manfred Gebert sagt. „Man glaubt nach ein paar Jahren, dass man alles gesehen hat. Aber es kommt tatsächlich immer wieder was Neues.“ Und besonders als Spielzeugtester gibt es einen einschneidenden Punkt in der Karriere: „Wenn man eigene Kinder hat, sieht man vieles aus einer ganz anderen Perspektive.“ Nützliche Sache, so eine Erfindung. Und weil nicht nur der Erfinder selbst sie nützlich findet, sondern auch die Konkurrenz, will man sie schützen lassen. Patentieren. Ein „Erntegutfördersystem für einen Feldhäcksler mit Auswurfbeschleuniger“ etwa, oder eine „Urinaufnahmevorrichtung für Männer“ – zwei Beispiele von mehr als 1000 Erfindungen, die beim Deutschen Patent- und Markenamt pro Monat ein Patent erteilt bekommen. Bis das so weit ist, braucht der Erfinder Geduld: Drei Jahre vergehen im Schnitt alleine zwischen Patentanmeldung und Patenterteilung. Ohne Patentanwalt geht gar nichts. Der nämlich hilft dabei, den Patentantrag zu stellen, was nichts anderes ist, als die Ideen des Erfinders in ein rechtliches Konstrukt zu übersetzen. Später vertritt er dann seinen Mandanten vor Gericht. Auch bei Patentstreitigkeiten wird ein Patentanwalt eingeschaltet. Logisch, dass der selbst vom Fach sein muss – ein Jurist, so brillant er auch sein mag, würde wohl schwerlich den Konstruktionsplan einer optimierten Erntemaschine verstehen. Patentanwälte sind keine Volljuristen, wohl aber Naturwissenschaftler oder Ingenieure. Nur mit dieser Voraussetzung können sie sich in die jeweiligen Fachgebiete einarbeiten. Eva Liesegang zum Beispiel hat Elektrotechnik studiert. Sie arbeitet bei einer Patentanwaltskanzlei in München, der Stadt, in der übrigens die meisten ihrer Kollegen tätig sind – der kurze Weg zum Deutschen wie auch zum Europäischen Patent- und Markenamt legt’s nahe. Sie beschäftigt sie sich häufig mit Erfindungen aus dem Bereich der IT, mit optischen Netzwerken, aber auch mit Halbleitertechnik oder mit Computer-Hardund Software. Es kann aber auch passieren, dass Anwältin Liesegang einen Schraubenhersteller vertritt oder ein Patent für ein Kfz-Verkleidungsteil betreut. „Man muss sehr breit arbeiten können, Querdenker-Mentalität haben“, sagt sie, „der Beruf wird nie langweilig.“ Ihre Mandanten kommen aus Deutschland, den USA und China. Denn sie hat zu ihrer Ausbildung als Patentanwältin beim Deutschen Patent- und Markenamt auch noch die Prüfung vor dem Europäischen Patentamt abgelegt. Der Weg vom Ingenieur oder Naturwissenschaftler zum Patentanwalt ist lang. Zunächst einmal muss man mindestens ein Jahr Berufserfahrung in einem technischen Beruf nachweisen können. Dann sucht man sich einen betreuenden Patentanwalt als Ausbilder. Zwei Jahre arbeitet der Patentanwaltskandidat, wie er sich jetzt nennt, bei seinem Anwalt. In dieser Zeit besucht er Arbeitsgemeinschaften, zu denen ihn die Patentanwaltskammer einlädt. Bei den Arbeitsgemeinschaften geht es um praktische Übungen, um die Vermittlung von Kenntnissen zum gewerblichen Rechtsschutz und andere Themen, die der Kandidat später in seinem Arbeitsalltag braucht. So nebenbei absolviert der Patentanwalt in spe an der Fernuni Hagen mal eben noch einen JuraCrashkurs. Ist das alles geschafft, kommt das Münchner Jahr, das früher Amtsjahr hieß: Acht Monate beim Deutschen Patent- und Markenamt, davon zwei im Patentamt selbst in der Patent- und Markenabteilung. Dort lernt man, wie man Patente recherchiert – nichts ist peinlicher, als ein Patent anzumelden für eine Erfindung, die es so oder so ähnlich schon gibt. Und man bekommt beigebracht, wie man Patentakten bearbeitet – und lernt zu verstehen, wie das Amt an die Sache herangehen würde. Dann geht es ans Patentgericht, man hospitiert bei Verhandlungen und bearbeitet einzelne Fälle. Finale – die Prüfungen. Erst mal zehn Probeklausuren, dann die echten, zwei mal fünf Stunden dauern die. Und danach noch eine mündliche Prüfung. „Bei uns fällt so gut wie keiner durch“, versichert Doris Walter, Leiterin des Referats Patentanwalt- und Vertreterwesen beim Deutschen Patent- und Markenamt, „unsere Leute sind schon vorher sehr hoch qualifiziert.“ Es lohne sich, das durchzuziehen, schon wegen der guten Berufschancen. Das Netzwerk sei ausgezeichnet, die Verdienstmöglichkeiten groß. Übrigens machen die meisten Patentanwälte noch den europäischen Patentanwalt dazu. Denn schon lange beschränkt sich der Markt nicht auf Deutschland. Selbst kleine Bauteile wie Ketchup-Füllventile werden zum Patent angemeldet Wer sich nicht ganz so umfassend ausbilden lassen möchte, kann auch erst mal Patentingenieur werden. Die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden bietet diesen Studiengang als einzige in Deutschland in dieser Form an – eine Mischung aus Technik, BWL und Jura mit dem Schwerpunkt Patentrecht. Auch Fachenglisch und kommunikative Kompetenzen stehen auf dem Lehrplan. „Unsere Absolventinnen und Absolventen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Innovationen und Patentwesen“, sagt Wolfgang Weber, Leiter der Hochschulentwicklung und -kommunikation. „Die Karrieremöglichkeiten sind beachtlich. Immer mehr Unternehmen bauen ihre Patente- und Entwicklungsabteilungen aus.“ Wolfgang Roidl, der bereits 2003 sein Studium in Amberg abgeschlossen hat, leitet das Patent-Management des Getränkeabfüllanlagen-Herstellers Krones AG am Standort Regensburg. Als er vor knapp zwölf Jahren bei Krones anfing, gab es außer ihm noch einen weiteren Patentingenieur. „Heute arbeiten in der Patentabteilung fünf Ingenieure, außerdem haben wir im Haus noch 17 Patentbeauftragte. So was gab es früher gar nicht“, sagt der 35-Jährige. Selbst kleine Bauteile werden inzwischen zum Patent angemeldet – bei Krones etwa Füllventile zum Abfüllen von Ketchup. „Die Strategie vieler Betriebe ist es, möglichst viele Patente anzumelden, um nicht durch eine Konkurrenzsituation geblockt zu werden“, erklärt Roidl. Gute Zeiten und viel Arbeit also für Patentingenieure und -anwälte, egal ob es um Urinauffangbehälter, Feldhäcksler oder Ketchup-Abfüllventile geht. christiane bertelsmann Forscher brauchen Patentanwälte, um ihre Ideen zu schützen. FOTO: CSIRO/GETTY Ingenieur wird Anwalt Weiterführende Informationen zum Beruf des Patentanwalts findet man auf den Seiten des Deutschen Patent- und Markenamts: www.dpma.de/amt/aufgaben/patentanwaltsausbildung/index.html Die Beuth-Hochschule für Technik Berlin bietet ein einsemestriges Fernstudium Patentrecht für Ingenieure und Naturwissenschaft- ler an: www.beuth-hochschule.de/patentrecht/ Die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden hat als einzige in Deutschland einen Bachelor-Studiengang Patentingenieurwesen im Angebot: www.othaw.de/studium/bachelorstudiengaenge/patentingenieurwesen CHBE Karriereplattform auf der IAA Duales Studium Praxis zählt Besucher der IAA 2015 können auf der Messe eine neue Karriereplattform nutzen. Die „job and career at IAA 2015“ bietet Infos zu Karriere, Recruiting und beruflicher Weiterentwicklung in der Automobilindustrie. Sie bringt Ingenieure, Fachkräfte aus Kfz-Berufen und Studierende von Ingenieur-, Bachelor- oder Masterstudiengängen mit Arbeitgebern aus der Automobilbranche zusammen, die fachlich passende Verstärkung suchen. Sprecher und Trainer aus dem HRBereich informieren über eine Reihe von Themen, von denen, so die Veranstalter, die Besucher in ihrem Berufsalltag profitieren können. Zudem berichten Personalverantwortliche einzelner Aussteller in jeweils zwanzigminütigen Präsentationen von der jeweiligen Unternehmenskultur und den spezifischen Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten in ihrem Betrieb. Informationen über die neue Recruiting-Veranstaltung unter www.iaa.jobandcareer.de. Zahlen, Daten und Fakten zur IAA Pkw, die im September in Frankfurt am Main stattfindet, stehen unter www.iaa.de. pfu Das duale Studium kann neue Zielgruppen für ein Hochschulstudium ansprechen – vor allem junge Menschen aus Familien mit geringerem Einkommen. Doch noch ist diese Studienmöglichkeit zu wenig bekannt. Diese Position vertritt die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech). Sie spricht sich auch angesichts des Fachkräftemangels dafür aus, das duale Studium auszubauen, ein Qualitätssiegel zu entwickeln und das duale Studium sichtbarer zu machen. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge steigt der jährliche Bedarf an Akademikern in den Disziplinen Mathematik und Informatik sowie in den Natur- und Technikwissenschaften (MINT) zwischen 2016 und 2020 auf etwa 120 000 Personen. Duale Studiengänge, die diese Felder abdecken, gibt es zur Genüge: 40 Prozent entfallen auf Ingenieurwissenschaften und zwölf Prozent auf Informatik. Nachzulesen sind die Projektergebnisse in: acatech (Hrsg.): Potenziale des dualen Studiums in den MINT-Fächern, München, Herbert Utz Verlag 2014. pfu Ingenieure und Techniker sind derzeit gesucht. Die richtige Spezialisierung ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Die Schwerpunkte von Ingenieuren und Technikern sind mittlerweile sehr vielfältig. Bereits innerhalb der Ausbildungsgänge gibt es immer mehr Spezialisierungsmöglichkeiten, teilweise mit äußerst fokussierten Studiengängen. Allein der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) listet auf seiner Website technikwelten.de 27 verschiedene Berufsbilder für angehende Studenten auf. Gerade für berufserfahrene Fach- und Führungskräfte aus dem technischen Bereich ist es aber wichtig, ihre Spezialisierung auch mit praktischen Erfahrungen untermauern zu können. In der metallverarbeitenden oder der Elektroindustrie, sowohl bei Automobilherstellern als auch bei deren Zulieferern, sind Fachkräfte mit Know-how gefragt. Stimmen diese Parameter, haben laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Absolventen der neuen BachelorStudiengänge ebenso gute Karrierechancen wie diplomierte Ingenieure. pfu Samstag/Sonntag, 7./8. Februar 2015, Nr. 31 INGENIEURBERUFE 69 EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG „Innovationen leben von wilden Ideen“ Kreatives Denken ist erlernbar. In Workshops bringt Michaela Wullinger Ingenieuren bei, wie das geht Michaela Wullinger, 45, ist seit 20 Jahren Halbleiter-Ingenieurin und Innovationsmanagerin. Irgendwann habe sie gemerkt, dass Ingenieure hinter ihren Möglichkeiten blieben, sagt sie. Das hat sie auf die Idee gebracht, die Ideenfindung zu systematisieren. Die gebürtige Bayerin lebt und arbeitet seit 18 Jahren in Dresden. SZ: Kann man innovatives Denkvermögen tatsächlich lernen? Michaela Wullinger: Ja. Man kann lernen, aus der Schachtel heraus zu denken und nach links und rechts zu schauen. Manchen ist das in die Wiege gelegt, sicher, aber im Prinzip kann das jeder lernen. Das ist aber nur der halbe Weg. Man muss es dann auch üben. Damit ein Flugzeug sicher starten und landen kann, müssen hochspezialisierte Flughafenmanager die technischen Rahmenbedingungen schaffen. FOTO: DPA Dünne Luft Ingenieurinnen im Anlagenbau sind selten. Eine Managerin, die erfolgreich Flughafen-Großprojekte realisiert, ist eine Ausnahmeerscheinung. Vielleicht eine Frau für Berlin? D er weltweite Luftverkehr wird in den kommenden 20 Jahren dynamisch wachsen. Angesichts eines prognostizierten jährlichen Anstiegs der Passagierzahlen um 4,7 Prozent müssen laut Airbus bis zum Jahr 2033 circa 31 400 neue Flugzeuge für jeweils mehr als 100 Passagiere gebaut werden. Das entspreche einem Investitionsvolumen von etwa 3,6 Billionen Euro. Der Flugzeugbestand würde damit von derzeit 18 500 auf 37 500 wachsen. Aktuell werden jährlich mit 32 Millionen Flügen an die drei Milliarden Passagiere und 50 Millionen Tonnen Fracht transportiert. Eine Konsequenz des bevorstehenden Wachstums: Bestehende Flughäfen, nicht nur die großen wie Frankfurt, London oder New York, sondern auch mittlere wie Warschau oder Hyderabad, müssen erweitert, zusätzliche Flughäfen gebaut werden. Für Andrea Pal bedeutet diese Entwicklung, dass sie auch in den kommenden Jahren voraussichtlich selten zu Hause in Frankfurt am Main sein wird. Die Diplomingenieurin gehört zur Elite europäischer Flughafenmanager. Geboren wurde Andrea Pal 1961 in Bukarest. Am Polytechnischen Institut der Stadt studierte sie Energietechnik – und schloss als Jahrgangsbeste ab. Noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs flüchteten sie und ihr Mann mit ihrer damals gerade geborenen Tochter in den Westen. Die Diplomingenieurin absolvierte mehrere Management-Programme in St. Gallen und London. Dann startete sie eine steile Karri- ere im Großanlagen- und im Flughafenbau: Andrea Pal arbeitete bei Lahmeyer in Bad Homburg und Piller Industrieventilatoren in Moringen, als Vice-President bei RWE in Essen und schließlich als Senior Vice-President Global Investments und Management beim Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport. Zwischen 2001 und 2009 saß sie in mehreren Aufsichtsräten von Flughäfen, darunter Hannover-Langenhagen, Delhi International und Antalya International. Seit 2010 ist die mittlerweile deutsche Staatsbürgerin als Chief Financial Officer in der Leitung des St. Petersburger Flughafens Pulkovo tätig. Für den Posten nominiert hat sie ihr Ex-Arbeitgeber Fraport, der mit 35,5 Prozent am Pulkovo Airport beteiligt ist. Der drittgrößte Flughafen Russlands wird bis Mitte 2015 für etwa 1,2 Milliarden Euro modernisiert und ausgebaut. „Wir haben den neuen Terminal 1 gerade terminund kostengerecht fertigbekommen“, sagt die Spitzenmanagerin stolz. Die jährlichen Zielvereinbarungen mit ihrem Arbeitgeber, auf denen die Erfolgsboni basieren, die sie neben ihrem Grundgehalt bekommt, habe sie in den vergangenen Jahren „zu 80 bis 90 Prozent“ erreicht. Zu den Verzögerungen des Baus des Berliner Flughafens möchte die Ingenieurin sich nicht äußern: „Ich kenne zu wenig Details.“ Grundsätzlich aber seien Vorlauf- und Bauzeiten für Flughäfen in Osteuropa oder Südamerika kürzer als in Deutschland. Sie schaue sich, bevor sie ein neues berufliches Engagement eingehe, „immer genau die Rahmenbedingungen an“. Unabhängig von den Schlagzeilen über den Flughafen Berlin sagt sie: „Vor großen Herausforderungen habe ich noch nie gekniffen.“ Zu den größten Herausforderungen eines Flughafenbaus heute gehören nach den Erfahrungen von Pal die Vielzahl der vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen. So müssen ankommende und abfliegende Passagiere bei internationalen Flügen in unterschiedlichen Ebenen abgefertigt werden. „Das erhöht den Raumbedarf und kostet viel Geld“, erklärt sie. Mehr Platz als früher brauche man auch für Warteräume, weil die größeren Flugzeuge mehr Passagiere befördern als vor 20 Jahren. Deswegen werden vielerorts schon zweistöckige Warteräume mit Passagierbrücken gebaut. Immer noch liegen große Steine auf dem Karriereweg von Frauen in technischen Branchen Andrea Pal spricht sechs Sprachen. In St. Petersburg hat sie Führungsverantwortung für 200 Mitarbeiter. Sie hat es in einer von Männern dominierten und technisch geprägten Branche nicht einfach gehabt, nach ganz oben zu kommen. „Vor allem am Anfang war es schwer“, erinnert sich die Ingenieurin. Mit den Jahren gewann sie an Selbstsicherheit, Kompetenz und Durchsetzungsvermögen. Frank Döring, Personalberater bei Rochus Mummert, begleitet die Karriere von Pal seit fast 20 Jahren. Er wundert sich nicht über ihren beruflichen Aufstieg: „Sie besitzt eine natürliche Leadership-Fähigkeit, die man nur schwer erlernen kann, Fachwissen, Erfahrung und BSH BOSCH UND SIEMENS HAUSGERÄTE GMBH Persönlichkeit.“ Fühlt sie sich als Exotin? „Nein, aber Ingenieurinnen sind im Anlagenbau noch immer in der Minderheit – und in Führungspositionen allemal.“ Nach Überzeugung ihres Coaches Döring ist Andrea Pal nach Abschluss des Projektes in St. Petersburg „geradezu prädestiniert für einen Vorstands- oder Aufsichtsratsposten in einem Unternehmen des Anlagenbaus oder der Infrastrukturbranche“. Döring konstatiert, dass immer noch große Steine auf dem Karriereweg von Frauen in technischen Branchen liegen, die männliche Kollegen nicht kennen: „Viele Unternehmen dieser Bereiche sind es nicht gewöhnt, mit Frauen in Spitzenpositionen umzugehen, es fehlt ihnen an Beispielen von weiblichen Führungskräften in exponierter Stellung.“ Deswegen hätten es Personalberater schwer, selbst Top-Kandidatinnen ins Rennen um einen Posten zu bringen. Für Pal könne es außerdem ein Problem sein, dass Führungskräfte, wenn sie längere Zeit im Ausland tätig sind, „aus dem Fokus rutschen“ – man sieht sich seltener auf Veranstaltungen, man hört und liest weniger über die Arbeit des Managers, der längere Zeit in Russland, Asien oder Südamerika tätig ist. Andrea Pal arbeitet in ihrem „russischen Exil“ zehn bis zwölf Stunden täglich, „in den ersten Monaten waren es häufig auch 18 Stunden“. Nach Feierabend und an den Wochenenden liest sie historische Romane, geht ins Sportstudio, besucht einbis zweimal im Monat die berühmte Oper oder das Ballett in St. Petersburg. „Das werde ich später in einer anderen Stadt bestimmt vermissen“, sagt sie. Willkommen beim Innovationsführer für Hausgeräte, willkommen im Team! Mit unseren Produkten der Marken Bosch, Siemens, Neff, Constructa und Gaggenau sowie unseren Regional- und Spezialmarken machen wir Ihnen das Leben leichter. Als internationaler Konzern mit rund 10,5 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2013 und ca. 50.000 Mitarbeitern begeistern wir durch hochwertiges Produktdesign, ressourcenschonende Technologien und ein erstklassiges Arbeitsumfeld. Dafür wurden wir unter anderem als „Deutschlands nachhaltigstes Unternehmen“, mit dem „Innovationspreis für Klima und Umwelt“ und mehrfach als „Top Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Denken auch Sie mit uns weiter. Im Bereich Technik/Produktion in unserem internationalen Kompetenzzentrum für Kühl- und Gefriergeräte in Giengen bei Ulm haben wir folgende Positionen zu besetzen Fertigungsingenieure m/w Standardisierung Produktionstechnik • Arbeitsplanung • Verpackung / Inbound-Logistik NEUGIERIG? Für mehr Informationen besuchen Sie unsere Website und bewerben Sie sich direkt online. Wir freuen uns darauf, Sie kennenzulernen! Nutzen Sie die Vorteile eines Fernstudiums und informieren Sie sich über unsere Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen (B.Eng.) NEU Maschinenbau (M.Eng.) In Koo oope peration mit der Hochschule Heilbronn General Management (MBA) Fordern Sie jetzt kostenlos Ihre Studienführer an. Infoline: 040 / 350 94 360 (mo.-do. 8-18 Uhr, r fr. 8-17 Uhr) karriere.bsh-group.de Spezial: Karrierechance CEBIT 2015 Erscheinungstermin: 7. März 2015 Anzeigenschluss: 20. Februar 2015 Auszug aus den Themen: Experten gesucht – Daran, dass der Informationstechnologie die Zukunft gehört, zweifelt niemand. Statistiken zufolge fehlen in Deutschland derzeit etwa 41000 IT-Experten. – Ein Überblick über die Branche und darüber, welche Fachkräfte mit welchen Qualifikationen derzeit die besten Berufschancen haben. Eine Idee um der Idee willen? Warum denn nicht? Ingenieure sind häufig nüchtern. Wilde Ideen werden gern mit Killerargumenten im Ansatz erwürgt: Das bringt eh nichts, haben wir schon versucht, kriegen wir niemals oben durch, rechnet sich nicht . . . man kennt das. Aber nur wilde Ideen führen zu radikalen Ansätzen, und die kommen in unserer Ingenieurwelt zu kurz. Innovationen leben von wilden Ideen, die mit System gezähmt werden. Aber dafür braucht man Zeit, und die hat man in der Wirtschaft selten. Wie lernt man, Ideen am laufenden Band hervorzubringen und zu erkennen, was sie taugen? Es gibt bewährte Kreativitätsmethoden. Angefangen bei Klassikern wie Brainstorming und Ishikawa bis hin zu abgefahrenen Praktiken wie Kopfstand und TRIZ, die Theorie des erfinderischen Problemlösens. Das bringe ich Ingenieuren bei. Danach, wie man Ideen bewertet, mit einem Ideensteckbrief, mit den sechs Denkhüten von de Bono, mit der Ideenmatrix, mit dem Stage-Gate-Model von Cooper. Alle Einfälle wandern durch einen Trichter, der sich nach unten immer weiter verengt. Am Ende bleiben zwei, drei gute Ideen und vielleicht ein Geistesblitz übrig. Wie lange dauert das? Die Methoden sind in einem Tagesseminar gelernt. Und dann heißt es üben. „Man braucht einen freien Kopf, um Ideen zu finden. Und man braucht Durchsetzungsstärke, um sie umzusetzen“: Michaela Wullinger ist Innovationsmanagerin und bietet Workshops zur Ideenfindung an. FOTO: OH Was sind die Voraussetzungen, um kreative Ideenfindung zu lernen? Man muss es lernen wollen, und man muss für ein Mehr an Kreativität offen sein. Man muss bereit sein, die eigene Komfortzone zu verlassen. In großen Unternehmen wird das kreative Denken oft von vornherein durch Restriktionen wie Zeit, Geld oder andere Ressourcen beschränkt. Da ist das Mindset der Ingenieure geschlossener als in freien Trainings. Ingenieure sollen qua Beruf Neues hervorbringen. Doch oft wird die erstbeste, nicht die beste Idee genommen. Eine alternative Idee, Plan B, wird oft gar nicht betrachtet.“ Michaela Wullinger Und was mache ich dann mit all den neuen Ideen? Aufschreiben, einen Ideenpool bilden und Bewertungskriterien aufstellen. Dann fallen all jene heraus, die nicht geeignet sind. Wenn ich im Training war, spotten tags darauf die Kollegen: Ha, jetzt muss es aus dir ja nur so heraussprudeln. Eine Sollbruchstelle? Die meisten Kreativitätsmethoden sind sehr einfach. Man muss sie aber an sich heranlassen, und das Firmenumfeld muss sie zulassen. Sonst macht man das ein-, zweimal, und dann versackt es. Kreativität braucht Zeit und Durchsetzungsstärke. Dieser Schranken muss man sich bewusst sein. Die größte Schwierigkeit liegt in der Umsetzung. Man braucht einen freien Kopf, um Ideen zu finden. Und man braucht Durchsetzungsstärke, um sie umzusetzen. Wie überzeuge ich andere, dass meine Idee gut ist? Ich muss dafür werben. Das heißt: mir den Mund fusselig reden. interview: christine demmer Ingenieurberufe Verantwortlich: Peter Fahrenholz Redaktion: Ingrid Brunner Anzeigen: Jürgen Maukner BSH BOSCH UND SIEMENS HAUSGERÄTE GMBH Berufsbegleitend studieren an der HFH in Ihrer Nähe. www.hfh-fernstudium.de von jürgen hoffmann Warum ist innovatives Denken gerade für Ingenieure wichtig? Weil Ingenieure qua Beruf Innovationen hervorbringen sollen. Entgegen den Erwartungen haben nur wenige Ingenieure Erfahrung im systematischen Innovationsmanagement. So wird oft die erstbeste, nicht die beste Idee genommen. Eine alternative Idee, Plan B, wird oft gar nicht betrachtet. Damit wird Innovationspotenzial verschenkt. Warum lernen das nicht alle Ingenieure an der Uni? Das frage ich mich auch. Der Ingenieur denkt, dass er alles weiß. Er steckt in der Intelligenzfalle. Weil er gelernt hat, nur mit Fakten zu argumentieren, besteht die Gefahr, dass die Fakten zwingend logisch auf eine Lösung hinweisen. Dann jubelt er: Ich habe eine gute Idee. Aber könnte es nicht sein, dass sich hinter dem Horizont des gewohnten Denkfeldes eine noch viel bessere Idee verbirgt? Willkommen beim Innovationsführer für Hausgeräte, willkommen im Team! Mit unseren Produkten der Marken Bosch, Siemens, Neff, Constructa und Gaggenau sowie unseren Regional- und Spezialmarken machen wir Ihnen das Leben leichter. Als internationaler Konzern mit rund 10,5 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2013 und ca. 50.000 Mitarbeitern begeistern wir durch hochwertiges Produktdesign, ressourcenschonende Technologien und ein erstklassiges Arbeitsumfeld. Dafür wurden wir unter anderem als „Deutschlands nachhaltigstes Unternehmen“, mit dem „Innovationspreis für Klima und Umwelt“ und mehrfach als „Top Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Denken auch Sie mit uns weiter. Im Bereich Entwicklung in unserem internationalen Kompetenzzentrum für Kühl- und Gefriergeräte in Giengen bei Ulm haben wir folgende Positionen zu besetzen Entwicklungsingenieure m/w Labor – No-Frost-Geräte • Standardisierungsprozesse • Digitalized Food • Thermodynamische Simulation Referent m/w Digitalized Storage Konstrukteur m/w Kältegeräte Patentingenieur m/w Wir beraten Sie gerne! Verkaufsberatung Stellenmarkt Melanie Pala Telefon 089/21 83 - 83 75 Fax 089/21 83 - 8719 [email protected] NEUGIERIG? Für mehr Informationen besuchen Sie unsere Website und bewerben Sie sich direkt online. Wir freuen uns darauf, Sie kennenzulernen! karriere.bsh-group.de