fingerspitzengefühl

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fingerspitzengefühl
Logistik mit
FINGERSPITZENGEFÜHL
Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e.V.
LOG I S TI K M IT F I N G
Der
Wandel
Beständig
ist nur der Wandel…
…erkannte Arthur Schopenhauer.
Wir wissen nicht, wie oft er seinerzeit
umgezogen ist, aber die Branche der
Möbelspediteure ist damit treffend
charakterisiert. Deren Unternehmen
helfen nicht nur ihren Kunden bei
der Bewältigung von Veränderungen
der persönlichen Lebensumstände,
auch ihr Gewerbe selbst befindet
sich seit Pferdefuhrwerk und Bahnmöbelwagen in einem zunehmend
beschleunigten Wandel.
Die Dienstleistung „Umzug“ fächert
sich immer weiter auf, von der kompletten Montage von Einbauküchen
bis hin zum „Relocation-Service“, und
begleitet den komplexen Vorgang
„Wohnsitzwechsel“ von der Immobiliensuche bis zur einführenden
Betreuung am neuen Wohnort
mit einem umfassenden Dienstleistungspaket.
Aber auch die Bedürfnisse der gewerblichen Wirtschaft wurden immer
komplexer und differenzierter und
1
haben daher zur Herausbildung besonderer Leistungsangebote geführt,
für die der Möbelspediteur als Spezialist für unverpackte Güter und
sehr individuelles Handling nachgerade prädestiniert ist.
Diese tägliche Arbeit im sehr persönlichen Umfeld der Kunden erfordert
von den Möbelspediteuren und
deren Mitarbeitern ein hohes Maß
an Sensibilität. Die Wachstumsfelder
liegen gerade dort, wo ein heikles
Umfeld besonderes Fingerspitzengefühl erfordert und der Mensch, sei
es als Kunde oder als Erbringer der
Leistung, eine besondere Rolle spielt.
Denn bei aller Rationalisierung und
allem technischen Fortschritt gibt
es immer noch Bereiche, in denen
Maschinen nicht die beste Wahl sind.
Wer also meint, Möbelspediteure
tragen und fahren doch „nur“ Möbel,
der wird beim Durchblättern der
folgenden Seiten staunen, welche
Vielfalt sich in dieser altvertrauten
Branche mittlerweile entwickelt hat.
Inhalt:
Der Verband
2
Privatumzüge
4
Objektumzüge
6
Neumöbellogistik
8
Lagerung
10
Akten- und Archivmanagement
11
Kunst- und Museumslogistik 12
Musikinstrumentenlogistik
14
High-Tech-Logistik
15
Krankenhauslogistik
16
Bonn–Berlin
17
Verbandshistorie
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2
Verbandsvorstellung
Ein Verband stellt sich vor
18 Landesverbände betreuen ihre Mitglieder, die Möbelspeditionen, auf
Landesebene. Sie unterstützen die Firmen im Umgang mit den Behörden
und Institutionen der Länder in allen Belangen des Verkehrs-, Ordnungsund Gewerberechts, bei der Erlangung von Genehmigungen und in
Fragen der Berufsausbildung. Teilweise sind sie auch Tarifpartner der
Gewerkschaften.
Die Landesverbände bilden ihrerseits den Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V. Die Vorsitzenden der Landesverbände treffen sich
als „Gesamtvorstand“ zweimal jährlich. Überdies bringen die Unternehmer
ihren Sachverstand und ihre Anliegen über Fachausschüsse ein.
Beschlussgremium ist die jährlich anlässlich der Jahrestagung zusammentretende Delegiertenversammlung, zu der jeder Landesverband eine größenabhängige Zahl von Delegierten entsendet, aus deren Mitte das Präsidium
der AMÖ gewählt wird.
Die AMÖ vertritt das Gewerbe durch
interne Mitarbeit in unterschiedlichsten Organisationen bzw. durch
deren fachliche Begleitung – von der
Berufsgenossenschaft bis zum DIHK.
Ein beispielhafter Erfolg war die
Einführung einer gegenüber dem
Güterverkehr günstigeren berufsgenossenschaftlichen Gefahrenklasse
für den Möbeltransport.
Das Kürzel „AMÖ“ ist ein Stück Traditionspflege, denn als „Arbeitsgemeinschaft
Möbeltransport“ nahm man 1947 in Lübeck
die Arbeit nach der Kriegsunterbrechung
wieder auf.
Die AMÖ fördert die qualitative
Entwicklung des Gewerbes und war
maßgeblich an der Entwicklung der
europäischen Normen für Umzüge
bzw. Lagerung von Möbeln und
persönlichen Gegenständen von
Privatpersonen (DIN EN 12522 und
14873) sowie an der Entwicklung
der Europäischen Norm für Selbsteinlagerung – Anforderungen an
Selbsteinlagerungsdienstleistungen
beteiligt (DIN EN 15696).
Der Verband und seine Geschäftsstelle in
Hattersheim bei Frankfurt am Main vertreten
die Interessen der deutschen Möbelspediteure in vielfältiger Weise.
AMÖ und Landesverbände informieren die Betriebe aktuell gewerbespezifisch mittels eigener Verbandszeitschrift, Internet und regionaler
Rundschreiben.
Die AMÖ pflegt Kontakte zu Mandatsträgern, zu Politik, Verwaltung und
Behörden, sowie zur Industrie und zur Wissenschaft.
Ein wesentliches Anliegen der AMÖ
ist die Förderung des lauteren Wettbewerbs.
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Auch entwickelte und veröffentlichte sie Allgemeine Geschäftsbedingungen
für die unterschiedlichen Geschäftsfelder der Mitgliedsunternehmen.
Die AMÖ war Initiator des Bündnisses
zur Bekämpfung von Schwarzarbeit
und illegaler Beschäftigung in der
Speditions-, Transport- und Logistikbranche. Denn die große Zahl ohne
Erlaubnis und Versicherung, ohne
Steuerzahlung, Qualifikation und
nötiges Equipment ausgeführter Arbeiten schädigen Kunden und Gewerbe gleichermaßen.
Berufsausbildung und Personalqualifikation sind ein Hauptanliegen. Der
2006 für das gewerbliche Personal in Kooperation mit anderen Branchen
neu geschaffene Ausbildungsberuf „Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice“ ist ein Meilenstein – „Gemeinsamkeit macht stark!“
Durch intensive Medien- und Öffentlichkeitsarbeit unter dem Markenzeichen des Känguru wird die besondere Qualität der Mitgliedsbetriebe
kontinuierlich kommuniziert.
Die Einigungsstelle des Verbandes schützt die Kunden der AMÖ-Spediteure
vor kostspieligen Rechtsstreitigkeiten – ein wichtiger Marktvorteil.
Besonderes Augenmerk gilt der
unternehmerischen Nachwuchsförderung.
Ein Kreis von rund 125 Junioren trifft
sich regelmäßig. Themen wie Verpackungsmethoden, Lohn- und Entgeltsysteme, Versicherungsrecht und
viele andere mehr stehen im Fokus,
ergänzt um Besichtigungen wie die des
Mercedes-Lkw-Werks in Wörth oder
des Containerterminals Bremerhaven.
Die „J’AMÖ“ vertreten die deutschen
Möbelspediteure auch international
bei der „Young Movers Conference“,
deren Europäisches Treffen sie 2008
in Hamburg als Gastgeber ausrichteten.
Die AMÖ-Tagung ist die jährliche
Kommunikations- und Informationsplattform des Gewerbes.
Möbelspediteure aus dem
ganzen Bundesgebiet und ihre
Lieferanten aus Handel und
Industrie tauschen sich aus und
pflegen ihre Beziehungen und
Netzwerke.
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Privatumzüge
Privatumzüge
lienwohnsitz gewechselt – was sich
jedesmal als ansehnlicher Teilumzug
gestaltete, denn allerlei Hausrat,
Garderobe, Kleinmöbel und Vorräte
zogen mit.
Aber der Ab- und individuell angepasste Wiederaufbau von Einbaumöbeln, insbesondere von Küchen
inklusive ihrer technischen Anschlüsse,
hat sich erst in den letzten Jahren
fast zum Standard entwickelt – und
Heutige Ferienhäuser werden schlicht ist einer der Anlässe für die Schaffung
mit dem Familien-Kombi beschickt – des neuen Ausbildungsberufs
dafür hat die allgemeine und berufs- „Fachkraft für Möbel-, Küchen- und
bedingte Mobilität erheblich zugeUmzugsservice“, der so manchem
nommen und den DienstleistungsJugendlichen neue berufliche Perbedarf ausgeweitet. Das mit Umzügen spektiven eröffnet.
verbundene Verpacken von Porzellan
und Hausrat nebst Zerlegen großer
Auch die Umzugstechnik hat sich
Einzelmöbel ist nichts Neues.
entwickelt. Um den Fortschritt vom
Im ausklingenden 19. Jahrhundert
war das gehobene Bürgertum ein
verlässlicher Umsatzträger. Zwar lebte
man bei weitem nicht so mobil wie
heute, aber ein Sommerwohnsitz
war seinerzeit nichts Ungewöhnliches – ähnlich wie heute eine Ferienresidenz. Nur, dass es sich dabei in
der Regel um ein respektables Zweithaus am Stadtrand, in noch angemessener Nähe zum Arbeitsort des
Hausherrn handelte. Und daher
wurde regelmäßig zweimal jährlich,
im Frühjahr und im Herbst, der Fami-
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Pferd zum Lkw weiß jeder Laie. Aber
wie Luftfederung, Ladebordwände,
Wechselkoffer, faltbare Kartons statt
sperriger Kisten, Lagercontainer,
Treppenroboter und Außenaufzüge
die Möglichkeiten des Gewerbes
erweitern, wird manchem erst klar,
wenn der Möbelspediteur für ein
aktuelles Problem Lösungen offeriert, von denen man nicht geträumt
hätte.
sammenarbeit braucht geeignete
Modalitäten und Standards. Diese
auszuhandeln und zu pflegen erfordert persönliche Kontakte, und das
damit verbundene, nähere SichKennenlernen erleichtert die anschließende Zusammenarbeit über
große Distanzen enorm. „Netzwerkpflege“ wurde von Möbelspediteuren schon betrieben, als es das
Wort noch längst nicht gab.
Immer häufiger liegt das Umzugsziel
im Ausland und erfordert wegen der
Zollformalitäten und der Transporte
per Schiff oder Flugzeug anspruchsvolle Verpackungen und eine generalstabsmäßige Ablaufplanung. Vor
allem aber ist ein an Abgangs- und
Zielort gleichermaßen umfassender
Service nur möglich durch länderübergreifende Kooperation mit
einem Kollegenbetrieb – eine besondere Spezialität des Gewerbes, die
auch im Inland bereits eine lange
Tradition hat.
Die nationalen und internationalen
Verbände des Gewerbes schaffen
von jeher die Grundlagen solch
weiträumiger Kooperation und organisieren die regelmäßigen Treffen
für diese unerlässliche Kommunikation – dort nicht eingebunden zu
sein und außerhalb der Verbände
zu stehen heißt, sich als Eremit der
Branche durchzuschlagen.
Schon zu Zeiten des Bahnmöbelwagens hatten sich die ersten kooperativen Strukturen entwickelt und
bildeten eine wichtige Komponente
des Verbandswesens. Eine gute Zu-
und des besonderen, persönlichen
Betreuungsbedarfs eine Spezialität
des Gewerbes geworden, die dem
Begriff „Dienstleistung“ eine spezifische Ausprägung verleiht – hier
ist der serviceorientierte Möbelspediteur ganz besonders in seinem
Element.
Dass außer diesem Nebeneinander
alterprobter Problemlösungen und beständigen Fortschritts sich auch die
ein oder andere Spezialisierung herausgebildet hat, wird nicht überraschen. So ist zum Beispiel die zunehmende Zahl von Seniorenumzügen
mit ihren ganz eigenen Problemstellungen der Haushaltsverkleinerung
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Objektumzüge
Objektumzüge
Wenn große Einheiten verlegt werden
müssen, dann meist auch noch in
kürzester Frist. Denn ob Gewerbebetrieb oder öffentliche Einrichtung –
die Arbeitsfähigkeit soll am besten
gar nicht, oder nur so kurz wie möglich unterbrochen werden. Diese
Herausforderungen Menge, Tempo
und Aufrechterhaltung des Betriebs
treten fast immer als Drillinge auf –
eine typische Aufgabe für den Möbelspediteur.
Das Mengenproblem wird gegebenenfalls in kollegialer Kooperation gelöst.
Aber wo viele Menschen und Fahrzeuge in kurzer Zeit eine große Zahl von
Arbeitsplätzen verlegen sollen, stellt sich die exakte Vorplanung als noch
weit anspruchsvollere Aufgabe dar. Deshalb beginnt die Zusammenarbeit
mit dem Kunden weit im Vorfeld der eigentlichen Verlagerung, und generalstabsmäßige Einsatzpläne sowie genaue Kennzeichnungen aller Güter und
ihrer exakten Ziel- und Aufstellorte werden von langer Hand vorbereitet.
Natürlich erfordern die Mengen auch entsprechende Ausrüstung, neudeutsch
„Equipment“ – mobile Rampen überbrücken die Stufen vor dem Hauptportal,
Außenlifte und kranbare Container erschließen höhere Etagen direkt von
außen, und spezielle Computer-Behältnisse sowie Aktenwagen und Transportrollis sorgen dafür, dass die Bewegung großer Mengen buchstäblich
„rollt“. Dass dabei auch die Sicherheit empfindlichen Geräts und die Ordnung der Akten gewahrt bleiben, gehört zu den Selbstverständlichkeiten
solcher Groß-Einsätze.
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Bibliotheken und Archive
Ein Sonderfall ist die Verlegung von
Bibliotheken und Archiven – er
kommt häufiger vor, als man bei
diesen nach ihrer Zweckbestimmung eher statischen Einrichtungen
vermuten sollte. Meist addieren
sich die in laufenden Metern bemessenen Bestände auf viele Kilometer – die rund 1,3 Millionen Bücher, Akten und Dokumente der im
Jahre 2004 umgezogenen Parlamentsbibliothek des Deutschen
Bundestages erreichten zum Beispiel
über 50 Kilometer. Aber auch private Sammlungen, Hochschulund Landesbibliotheken „brauchen
immer mal wieder Bewegung“ und
liegen ebenfalls nicht selten im
zweistelligen km-Bereich.
Die Kunst besteht hier vor allem in
der strengen Bewahrung der vor-
gegebenen Ordnung, gelegentlich
zudem in fortgesetzter Verfügbarkeit sogar während des Umzugszeitraums. Eine Aufgabe, die heute
mit Barcode-Labels oder RFID-Chips
gelöst wird, die eine permanente
Positionsbestimmung und Zugriffsmöglichkeit selbst bei Fernumzügen
wie dem der Bundestagsbibliothek
ermöglichen.
Nach dem gleichen Muster werden
auch kleinere Einheiten wie etwa
Arztpraxen oder Anwaltsbüros
bewegt. Und damit es beim Kunden werktags läuft, kommt der
Möbelspediteur beim Objektumzug
häufig am Wochenende – daran hat
sich in über 125 Jahren GewerbeGeschichte nichts geändert.
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Neumöbellogistik
Neumöbellogistik
parkkosten machten die Werksfuhrparks unwirtschaftlich – von den
Leer-Rückfahrten des Werkverkehrs
ganz zu schweigen. Hinzu kam der
allgemeine Trend des Outsourcings,
der Konzentration auf die Kernkompetenz.
Und so ist es längst üblich geworden, dass die Möbelhersteller und
– Importeure sich auf Herstellung
und Handel beschränken und das
Transportieren der Möbel den
Möbelspediteuren überlassen - den
Spezialisten für unverpacktes Gut,
welches für den allgemeinen Güterfernverkehr viel zu empfindlich ist.
Diese Entwicklung vollzog sich im
Wesentlichen in drei Stufen.
Neumöbelfernverkehr
In früheren Jahrzehnten galt in Möbelfabriken der eigene Werksfuhrpark
als rollender Werbeträger, die am
Wochenende vor den Hallen aufgereihte Flotte erfreute das Auge des
Fabrikherren.
Aber Arbeitszeitverkürzungen, Lenkund Ruhezeitverordnungen, für Lastzüge unerreichbar gewordene Möbeleinzelhändler in Innenstädten, lange
Wartezeiten an den Rampen der
Empfänger und die dadurch insgesamt in die Höhe getriebenen Fuhr-
Zunächst wurden Möbelspediteure
ergänzend eingesetzt, dann lösten
diese die Werksfuhrparks zunehmend völlig ab, wobei sie teilweise
ganze Fahrzeugflotten mit übernahmen. Die größere Professionalität
des reinen Transportspezialisten
und die nun mögliche, kombinierte
Beförderung für mehrere Kunden
unter Vermeidung von Leerfahrtanteilen steigerten die Wirtschaftlichkeit erheblich. Die eingeführten
Direktverkehre vom Hersteller oder
Importplatz zum Einzelhändler blieben jedoch vorerst erhalten.
Verteilverkehr, Haushaltsgüter
und Bürogeräte
Als dann die Erreichbarkeit innerstädtischer Ziele, die Lenkzeitrestriktionen und der wirtschaftliche Druck
das Geschäft immer schwieriger
machten, sprangen zwei Branchen,
die Möbelwirtschaft und die Möbelspediteure, gemeinsam über ihren
Schatten und führten das scheinbar
Unmögliche ein: den gebrochenen
Verkehr, die Trennung von Ferntransport und Verteilung in die Fläche. Im
allgemeinen Gütertransport längst
gang und gäbe, galt diese erheblich
wirtschaftlichere Kombination als
bei neuen Möbeln unvorstellbar
wegen der Umschlagsrisiken bei
diesem empfindlichen, obendrein
unverpackten Gut. Hinzu kamen
schlechte Erfahrungen – an einem
Zwischenlager Abgeladenes musste
dort früher mitunter viele Tage warten, ehe sich eine, meist auch noch
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recht teure Weiterbeförderungsmöglichkeit zum Händler irgendwo in der
Region ergab.
Heute ist längst ein Netz hochspezialisierter Verteiler entstanden, die
mit kleineren, wendigen Lkw mit
2-Mann-Besatzung und in Tagestouren einen 24- oder zumindest
48-Stunden-Service selbst in dünn
besiedelten Regionen gewährleisten.
Dies verdankt sich einer über Jahre
entwickelten Wechselwirkung zwischen dank hoher Leistungsqualität
steigenden Volumens und dadurch
wiederum ermöglichter Wirtschaftlichkeit selbst täglicher Bedienung
auch weitläufiger Regionen. Überdies kennt der kundige Regionalverteiler die üblichen Abnehmer weit
genauer. Er weiß, wie und wann man
selbst in Fußgängerzonen anliefern
kann, und wann der Möbelriese
mit den langen Wartefristen Zeit
hat, das vom Verteiler für ihn zuvor
Angesammelte als Komplettpartie
verzögerungsfrei anzunehmen.
Weitere Leistungsbausteine, wie die
Direkt-Auslieferung auch an Endverbraucher mit Verbringung bis an den
Aufstellort, Aufbau bzw. Inbetriebnahme auch von Haushalts- und Bürogeräten sowie Packmaterial-Rücknahme, haben diese Dienstleistung
längst ergänzt und zum dritten
Schritt erheblich beigetragen.
Die dritte Stufe – wobei diese Leistungsbereiche sich selbstverständlich über
lange Zeitabschnitte teilweise parallel entwickelt haben – ist von zunehmenden Übernahmen kompletter Logistik-Ketten gekennzeichnet: über
Lagerhaltung inklusive Bestandsführung, Kommissionierung nach EndkundenAbruf, Avisierung und Transport bis hin zur Reklamationsbearbeitung mit
Austausch-Handling und Rücklieferungs-Abwicklung.
Auch der Möbel-Einzelhandel stellt sich zunehmend um, verzichtet auf
eigene Lagerhaltung, Fuhrpark und sogar auf eigene Montagetischler. Er
lässt seinen Wareneingang vom nächstgelegenen Verteiler betreuen und
überträgt diesem die Direkt-Auslieferung an seinen Endkunden, inklusive
des kompletten Aufbauservice.
Küchenmontagen und Versandhandel
Zwei spezielle Bereiche seien gesondert erwähnt. Küchenmöbel und
-geräte erfordern naturgemäß besonderen Montage- und Anschließungsaufwand. Aber selbst diese anspruchsvolle Aufgabe wird längst von Möbelspediteuren komplett übernommen, die sich personell und qualitativ
auf dieses Segment eingestellt haben und es als kompetente Partner des
Handels für diesen mit abdecken.
Eine andere Spezialität ist die logistische
Partnerschaft mit dem Versandhandel,
der alle Waren jenseits der Paket-Versendbarkeit mit spezialisierten Verteilern aus der Möbelspedition abwickelt.
Hierbei haben Haushaltsgeräte, die sogenannte „weiße und braune Ware“
(Küchen- bzw. Unterhaltungsgeräte)
den größten Anteil, aber auch Fahrräder,
Garten- und Sportgeräte und vieles
Andere aus dem großen Angebotsspektrum der Versender geht tagtäglich durch die Hände des fachkundigen
Personals deutscher Möbelspeditionen.
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Lagerungen
Lagerungen
Die Renaissance des Lagerhauses
vollzieht sich derzeit durch die Idee
des „Selbst-Einlagerns“, die, ebenso
wie ursprünglich die HolzcontainerLagerung, ihre Wurzeln in den USA
hat. Hierbei stellt der Anbieter individuell-kleinteilig abgegrenzte,
abgeschlossene Raumeinheiten,
sogenannte „Boxen“, zur Verfügung –
nicht mehr. Das Ein- und Auslagern
übernimmt der Kunde selbst.
Vorübergehender Auslandsaufenthalt,
ererbte Möbel, Haushaltsverkleinerung oder -auflösung, oder auch nur
eine Verzögerung bei der Fertigstellung des neuen Hauses – Gründe gibt
es viele, etwas einlagern zu wollen.
Auch dies ist eine traditionelle Domäne der Möbelspedition.
Aber die traditionelle Art des mehrstöckigen Lagergebäudes mit langen
Fluren und verschließbaren EinzelKabinen ist im Rückgang, erlebt allerdings in abgewandelt-spezieller Form
just eine Renaissance.
Vorherrschend ist heute die Lagerung
in Containern. Die Vorzüge springen
ins Auge: die Behälter sind mittels
angepasster Transportfahrzeuge direkt vor der Haustür zu be- und entladen und brauchen am Lager nur
noch per Gabelstapler oder Kranbahn
bewegt zu werden. Das spart Arbeitskraft und Geld und mindert die Risiken des sonst mehrfachen Umladens
sämtlicher Einzelstücke. Überdies
werden die Behälter vor den Augen
des Kunden staubdicht verschlossen
und auch bei der Auslagerung erst
vor seiner Türe wieder geöffnet. Eine
Variante ist die Lagerung größerer
Partien in Wechselkoffern, also in
Fahrzeugaufbauten, die vom Fahrgestell abgenommen und dann abgestellt werden können.
Eine Idee, die wohl nicht zuletzt vom
ständigen Preisanstieg für Wohnraum
und dem Wunsch nach Erschließung
von Kellern und Anbauten für höherwertige Nutzungen initiiert wurde –
aber selber vom Preisanstieg für Immobilien auch nicht unbeeinflusst ist.
Eine bedenkenswerte Alternative für
den, der seinen Keller räumen und
Winterreifen, Kajak, Gartenmöbel
etc. in Eigenarbeit einlagern und im
ständig-spontanen Zugriff halten
will; aber auch für Nebenerwerbstätige, die ihre Garage nicht dem
Warenvorrat opfern möchten.
Sind solch ständige und wiederholte
Zugriffe jedoch entbehrlich, ist nach
wie vor die lose bzw. ContainerLagerung günstig und gebräuchlich
und daher die Methode der Wahl.
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Archivmanagement
Akten-/Archivmanagement
Regalflächen bis hin zur elektronischen Codierung der Akten,
hochgesicherten Lägern und auf
die Datenschutzgesetze verpflichteten Mitarbeitern reichen die
verfügbaren Varianten; Kontrolle
der Anforderungs-Berechtigungen,
Protokollierung aller Zugriffe, Überwachung der festgelegten Archivierungsfristen und die Besorgung
vorschriftsmäßiger Vernichtung
im Anforderungsfalle sind weitere
Dienstleistungsbausteine, die den
Kunden entlasten und seine Kosten
senken helfen.
Akten und Archive gehen nicht nur
ab und an auf Reisen – siehe „Objektumzug“ – auch ihr Hauptzweck Darüber hinaus kann der Spezialist
der dauerhaften Verwahrung gehört auch delikate und leider nicht unzu den Dienstleistungen der Möbel- gewöhnliche Probleme vermeiden.
spedition.
Viele Archive verlieren im Laufe der
Zeit ihre Systematik oder geraten
in Abhängigkeit von einzelnen
Mitarbeitern, die sich mit sehr
individuellen Ordnungskriterien und
einer dementsprechenden Art von
„Geheimwissen“ eine unantastbare
Stellung zu schaffen versuchen
– Komplikationen, die bei einem professionellen Management vermieden werden.
Kurzum, beim „Outsourcing“ ganzer
Aufgabenbereiche steht auch der
Möbelspediteur zur Verfügung. Und
das Akten- und Archivmanagement
ist hier nicht der einzige Fall, wie die
anderen Beispiele zeigen.
Gesetzliche Aufbewahrungspflichten
bringen viele Firmen in Not, weil
irgendwann der Platz ausgeht.
Wertvolle Flächen sind blockiert
und Akten vagabundieren unnötig
lange in den Abteilungen. Das ist der
Sicherheit und dem schnellen Zugriff
nicht eben dienlich.
Der spezialisierte Möbelspediteur
bietet hier Lösungen aller Sicherheitsstufen. Von der einfachen
Bereitstellung geeigneter Lager- und
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Kunst
Museen
Kunst- undund
Museumslogistik
Konstanz und insbesondere Feuchtigkeitsschutz gewährleisten. Nicht
selten kommen Spezialfahrzeuge
zum Einsatz, müssen Krane und
Tieflader geordert oder bei internationalen Transporten sogar Sonderflugzeuge gechartert werden. Und
die Zollformalitäten können bei nationalen Kulturschätzen juristische
und diplomatische Dimensionen
annehmen.
Ein ganz eigenes Thema ist die Sicherheit. Kunstlogistiker sind daher auch
Sicherheitsexperten. Sie planen in
Kunst erfordert Könner – nicht nur bei der Schaffung, sondern auch immer
dann, wenn sie bewegt wird. Kunstlogistiker sind hochspezialisierte
Experten.
Museen und Galerien müssen immer
wieder ihren Präsenzbestand austauschen. Ausstellungen gehen um die
Welt. Wir freuen uns, jahrtausende
alte Kulturgüter bewundern zu können oder Meisterwerke von van Gogh,
Picasso, Warhol oder Rembrandt
außerhalb der Stammausstellungen
und ohne weite Anreise zu erleben.
Aber wie die Exponate ans Ziel gelangt sind, davon machen wir uns
kaum eine Vorstellung.
Wenn wertvolle, teils weltberühmte
Kunstschätze auf Reisen gehen,
stehen dahinter umfassende logistische Leistungen mit langer Vorbereitung und unter dem Diktat der
Perfektion.
Verpackungen höchster Qualität
werden nach Maß gefertigt, sie
müssen nicht nur mechanisch vor
Erschütterung und Berührung schützen, sondern oft auch klimatische
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enger Abstimmung mit Versicherungen und Polizei, Diskretion ist das
oberste Gebot, Unauffälligkeit in der
Transportdurchführung der beste
Schutz. Überdies werden die Wege
des Transportguts mittels Tracking
und Tracing permanent verfolgt.
Im übrigen bewegen Kunstspediteure die Objekte ihrer Aufmerksamkeit nicht nur, sie übernehmen
auch die Lagerhaltung und führen
Magazine. Die Ansprüche in puncto
Sicherheit gegen Einbruch und
Feuer sowie an die Klimatisierung
sind hoch, Schleusen, elektronische
und personelle Dauerüberwachung
gehören zum Standard.
Alles in allem ein in jeder Hinsicht
höchst anspruchsvolles Geschäft,
in dem es eines garantiert nie gibt:
Langeweile.
Kunstlogistiker sind daher in erster
Linie Projektmanager. Sie organisieren
nicht nur Transporte, sondern beraten
Museen und Galerien auch zum Ablauf der Ausstellungen. Sie prüfen
statische und Sicherheitsanforderungen, stellen Personal für den Aufbau,
hängen Bilder, platzieren Skulpturen
und montieren Beleuchtungen, um
Werke ins rechte Licht zu setzen.
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Musikinstrumente
Musikinstrumentenlogistik
Groß-Instrumente, insbesondere Tasteninstrumente, werden heute zum
großen Teil im Ausland hergestellt. Die Importabwicklung, oder bei deutschen Fabrikaten die Werks-Abholung, werden von einem spezialisierten
Möbelspediteur durchgeführt. Dieser sammelt und lagert die wertvollen
Instrumente in einem Zentrallager und liefert nach Abruf entweder an den
Fachhändler oder direkt an den Endkunden.
Besondere Erfordernis am Lager und für den späteren Transportweg ist eine
Klimaführung mit Begrenzung der Temperatur- und Luftfeuchte-Schwankungen, die durch Thermoschreiber und moderne Messtechnik dokumentiert wird. Ebenso wichtig ist der Schutz der hochwertigen Instrumente
vor Erschütterungen, sowie insbesondere der Hochglanz-Lackflächen vor
jeglicher Berührung. Luftgefederte Fahrzeuge mit speziellen Vorrichtungen
zur Ladungssicherung sind deshalb selbstverständlich.
Vor der Auslieferung erfolgt ein General-Check des Instruments, und im
Rahmen der Versandvorbereitung wird es vor der Verladung sogar gestimmt.
Bei Verbringung an die Verwendungsstelle genügt den erfahrenen Lkw-Besatzungen zur Bewältigung normaler Treppenhäuser meist ein spezieller
Transportrahmen. In Ausnahmefällen geht es quasi per Luftfracht, will heißen
mit Hilfe eines Krans durchs Fenster. Aber so oder so - die Spezialisten sind
jedenfalls gewohnt, mit Musik verabschiedet zu werden, denn wenn sie gehen,
sitzt der glückliche Kunde meist schon an seinem heißersehnten Instrument.
Tournée-Begleitung
Ein ganz besonderer Fall sind Orchester-Reisen. Am liebsten befördern die Musiker ihre wertvollen
Instrumente selbst – da werden
bei Flugreisen etwa für Violoncelli
schon mal eigene „Sitzplätze“ reserviert und bezahlt, um sie nicht
dem unklimatisierten Frachtraum
aussetzen zu müssen.
Bei Überlandreisen per Bus oder
Bahn dagegen erfolgt die Beförderung durch den spezialisierten
Möbelspediteur – klimageführt und
transportgesichert. Und damit ist
der Service nicht zu Ende. Bei Großveranstaltungen wie zum Beispiel
der „Klassik im Park“ des Leipziger
Gewandhausorchesters übernimmt der Logistiker auch schon
mal den Bühnenauf- und abbau.
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High-Tech-Logistik
High-Tech-Logistik
Ein sehr spezielles Gebiet und gleichzeitig eine jahrzehntealte Domäne der
deutschen Möbelspediteure ist der
Transport gleichermaßen schwerer
wie hochempfindlicher Geräte, deren
Einsatzort nicht Werkshallen, sondern
Büros, Praxen und Krankenhäuser
sind. Denn in diesen Fällen treten zu
den Kriterien „schwer“ und „empfindlich“ auch noch hohe Werte und vor
allem ein für Schwertransporte eigentlich ganz ungeeigneter Zielort hinzu
– eine höchst heikle Gemengelage.
Jahrzehntelang wurden tonnenschwere Computereinheiten mit
allen Tricks in Büroetagen verbracht
– Stufe für Stufe in stundenlanger
Knochenarbeit über extra abgestützte Treppen, oder mittels eigens
erbauter Gerüste via Kran durch hierzu demontierte Fenster. Denn die
üblichen Bürofahrstühle waren aus
Platz- und Gewichtsgründen hierfür
nur selten zu brauchen.
Heute trägt man diese Rechenmonster
als Laptop in der Aktentasche, aber
die Kunst wurde nicht brotlos. Insbesondere medizinische Diagnosegeräte, voran Röntgenapparate, Computer- und Kernspintomographen,
sind in puncto Sperrigkeit eher noch
heikler als die EDV-Dinosaurier und
nicht minder wertvoll und empfindlich. Und auch sie müssen an transporttechnisch delikate Orte verbracht
werden, in Krankenhäuser – wo zumindest geräumige Fahrstühle üblich
sind – aber häufig auch in Praxis-Etagen normaler Wohn- oder Bürogebäude.
len – eine Aufgabe für entsprechend
spezialisierte Möbelspediteure, die
heute wegen der überschaubaren
Nachfrage meist überregional tätig
sind und in der Regel in ihren Lägern
auch Distributionsstützpunkte für
die Hersteller unterhalten.
Aber selbst mit Fahrstuhl bleibt es
eine heikle Aufgabe, diese Schwergewichte mit geeignetem Spezialgerät schonend über Linoleum- und
Teppichböden, durch normale Flure
und Türen und wie ein rohes Ei an
ihren Verwendungsort zu bringen
und dort anschlussfertig aufzustel-
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Krankenhauslogistik
Krankenhauslogistik
das heißt, die vorgenannten Tätigkeiten werden nicht nur rationalisiert, sondern diese Verbesserung in
der Sache wird nochmals gesteigert
durch die Effizienz hoher Professionalität. Ein doppelter Effekt mit nicht
zu unterschätzenden Einsparwirkungen auf einem Gebiet, auf dem Sparen zwar seit langem in aller Munde
ist, in der Umsetzung aber noch viele
bisher ungenutzte Möglichkeiten
bietet.
Im umfassenden Bedarf von Krankenhäusern an täglichen Verbrauchsgütern gibt es einen Bereich, der ein
typisch logistisches Anspruchsprofil
aufweist und nicht unter die Arzneimittelgesetzgebung (wie Medikamente) oder in die Zuständigkeit anderer Dienstleister (wie Lebensmittel)
fällt: „Medical-Care“, das heißt die
Versorgung vor allem mit Verbandsund ähnlichen Verbrauchsmateralien.
Nicht selten ist es noch üblich, dass
Beschaffung und Bevorratung dieser
Artikel von den Stationen selbst organisiert wird, also sehr kleinteilig
und in Eigenarbeit von Ärzten und
Pflegepersonal. Durch „logistische
Laien“ also, deren Kompetenz und
tägliche Sorge ganz anderen als ma-
terialwirtschaftlichen Belangen gelten
sollte. Gleichwohl gibt es hier auf
dem Wege zu Verbesserungen teils
erhebliche Vorbehalte zu überwinden.
Das Optimierungspotenzial
ist enorm.
Zentrale Lagerung, Bestandsführung
und Beschaffung sowie bedarfsgerechte Distribution an die Stationen
bilden die Grundlage für bessere
Einkaufs-Konditionen, reduzieren die
vorzuhaltenden Mengen und damit
die Kapitalbindung, erhöhen die Versorgungssicherheit und entlasten das
medizinische Personal. Der externe
Logistikfachmann bewegt sich bei
Übernahme dieser Aufgaben zudem
im Bereich seiner Kernkompetenz,
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Von Bonn–
nach
Berlin
Bonn
Berlin
Nach der Deutschen Wiedervereingung erhitzte die Hauptstadt-Frage
die Gemüter. Ein hartes Ringen um
Bonn oder Berlin begann, die Frage
wurde jedoch schon am 20. Juni 1991
mit dem Votum für Berlin als Regierungssitz des wiedervereinigten
Deutschland entschieden.
Allein, das harte Ringen ging weiter.
Politik und Verwaltung verhandelten,
wer umziehen musste und was am
gewohnten Platze bleiben konnte.
Man kämpfte um die Zuteilung von
Altbauten und die Errichtung neuer
Objekte in Berlin, um Ersatz für bedrohte Wirtschaftskraft in Bonn, um
Ausgleichsmaßnahmen und Tauschmöglichkeiten; Verlagerungen und
deren Vermeidung wurden erwogen.
Ein gewaltiges Karussell begann zu
rotieren.
Die deutschen Möbelspediteure
sahen es mit Wohlgefallen und kamen
ebenso in Fahrt. Interne Arbeitskreise hatten Konjunktur, auf allen
Ebenen liefen intensive Gespräche,
externe, verbands- und verwaltungsübergreifende Arbeitsgruppen koordinierten in der Spitze. Dominierendes Resultat war die Bestätigung einer
alten Binsenweisheit: nichts wird so
heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Das gesamte Projekt erstreckte sich
über mehr als ein Jahrzehnt, wirklich
abgeschlossen war es selbst dann
noch nicht. Von der Entscheidung
1991 bis zum Umzug des Bundestages im Sommer 1999 vergingen
acht Jahre. Manches Regierungsgebäude wurde erst in den Jahren nach
der Jahrtausendwende übergeben,
und erhebliche Mengen Bonner
Mobiliars verblieben,
dank Neuausstattungen in Berlin,
am Rhein; in der Bürokratie konnten
viele Wohnsitzwechsel durch ShuttleLösungen, Zeitablauf und Pensionierungen vermieden werden.
Kurz, der Jahrhundert-Umzug löste
sich auf in eine Folge einzelner, mitunter allerdings anspruchsvoller
Herausforderungen. Der Umzug des
Deutschen Bundestages zum Beispiel
vereinigte vom 5. bis 31. Juli 1999
zwölf Firmen mit insgesamt rund
200 Männern zu einer starken Mannschaft, die 56.000 Aktenkartons und
120.000 Möbelstücke bewegte. Die
Fernstrecke wurde in Containern
mit 19 Ganzzügen bewältigt, 3.400
Kunstgegenstände reisten individueller in luftgefederten Möbelwagen,
und nach 26 Kalendertagen konnte
wieder tüchtig regiert werden. Die
Parlamentsbibliothek mit ihren 50
Regalkilometern Archivalien dagegen folgte aus baulichen Gründen
erst im Jahre 2004.
Neben solchen Aktionen kam es während jener Jahre zu einer begleitenden langen, aber dadurch auch
moderaten Welle erhöhten Transportaufkommens. Dramatik jedoch entwickelte sich zu keinem Zeitpunkt –
erfreulicherweise nicht. Die deutschen
Möbelspediteure waren so intensiv
vorbereitet, dass alle sich stellenden
Aufgaben gut und unspektakulär bewältigt werden konnten.
E R S P I TZ EN G EF U HL
18
Historie
Verbandshistorie
1881 Gründung des Vereins Deutsche Möbeltransport
gesellschaft (DMTG) in Kassel.
In Deutschland regiert Kaiser Wilhelm I., Berlin nimmt
das erste deutsche Telefonnetz mit 48 Teilnehmern in
Betrieb, 16 Tage später Hamburg mit 206 Teilnehmern,
in Berlin-Lichterfelde startet der weltweit erste Probebetrieb einer elektrischen Straßenbahn, und die
Schweiz weiht den Gotthard-Tunnel ein.
1886 Gründung des Internationalen Möbeltransport
Verbandes (IMTV) in Berlin.
1888 Drei-Kaiser-Jahr: Nach dem Tod von Wilhelm I. tritt Fried-
rich III. die Regentschaft an, verstirbt aber nach 99 Tagen.
Ihm folgt Wilhelm II. – als letzter deutscher Kaiser.
Im selben Jahr unternimmt Bertha Benz von Mannheim nach Pforzheim die erste Überlandfahrt mit einem
Automobil, erbaut von ihrem Ehemann Carl Benz.
1890 Otto von Bismarck: „Der Lotse geht von Bord.“
1895 Der erste, benzinbetriebene Linienomnibus, erbaut von
Carl Benz, geht mit 5 PS zwischen Deuz und Siegen in
Betrieb. Zu einem unbekannten Zeitpunkt danach erfolgt auch der erste, motorisierte Möbeltransport.
Die letzten Pferde der Branche erhielten aber erst Anfang
der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts ihr Gnadenbrot.
Der Übergang vom Pferdefuhrwerk zum Motormöbelwagen und auch das Ende der BahnmöbelwagenÄra ist daher bestenfalls mit einem Schwerpunkt zu
benennen – in den 20er/30er Jahren des 20. Jahrhunderts.
1900 Gründung der Centralstelle des Deutschen Möbel
transports in Berlin.
Starrluftschiff LZ I unternimmt am Bodensee seine
erste Probefahrt.
1903 In Amerika gelingt den Gebrüdern Wright der erste,
kontrolliert gesteuerte Motorflug mit einem Fluggerät
„schwerer als Luft“.
1913 Zusammenschluss der DMTG, IMTV und Centralstelle
des Deutschen Möbeltransports zur Tarif- und Interessengemeinschaft des Deutschen Möbeltransports
(TUIG). Mit dem TUIG-Vertrag werden Tarifordnungen
für den Fern- und den Nahverkehr erlassen, Usancen
verabschiedet, ein Schiedsgericht gebildet und ein
Telegrammschlüssel erstellt.
1918 Ende des Kaiserreichs.
1920 Gründung der „Möbeltransport aus Elsaß-Lothringen
GmbH“ zur Übersiedlung der vertriebenen ElsaßLothringer.
1922 Liquidation der „Möbeltransport aus Elsaß-Lothringen
GmbH“ nach Abschluss der Übersiedlung.
Die „Möbeltransport aus Oberschlesien GmbH“ organisiert die Übersiedlung der Beamten aus dem vom
Deutschen Reich an Polen gefallenen Oberschlesien.
1932 Die TUIG wird aufgelöst. Die Fortführung erfolgt durch
die Einzelorganisationen Centralstelle des Deutschen
Möbeltransports und Deutsche Möbeltransport Gesellschaft sowie den Internationalen Möbeltransportverband.
1933 Bildung einer losen Hauptgemeinschaft des Deutschen
1961 Aufstellung eines eigenen Tarifes für Nah- und Fern
umzüge mit Kraftwagen.
1934 Bildung und Zwangsauflösung einer Reichsfachgruppe
Deutscher Möbeltransport.
Umwandlung der GIM von einer Fachgruppe in einen
eingetragenen Verein.
Verordnung über den organisatorischen Aufbau des
Verkehrs und Zusammenlegung der vier überregionalen
Möbeltransportorganisationen Centralstelle, DMG, IVBD
und NITV (Neuer Internationaler Möbeltransport Verband) in der Fachgruppe Möbeltransport in der Reichsverkehrsgruppe Spedition und Lagerei.
Gründung der Kooperationsgruppe transratio.
Jahr des Mauerbaus (13. August 1961).
Möbeltransports.
1962 Einführung der „Möbellagerung in Lagercontainern“
in Deutschland, durch Firma Heinrich Klingenberg am
Standort Bonn.
1945 Auflösung aller Verbände der gewerblichen Wirtschaft
1963 Besuch Kennedys in Berlin.
1946 Bildung des Interzonenarbeitsausschusses des Möbel
transportgewerbes in Lübeck.
1963 Rudolf Meyer, Firma Gustav Knauer Berlin, wird
Beginn der öffentlichen Tarifgestaltung im Möbelverkehr in Abstimmung mit den Behörden in den Westzonen.
1965 Gründung der FEDEMAC (Federation des Enterprises
durch die Besatzungsmächte.
1947 Gründung der AMÖ (Arbeitsgemeinschaft Möbeltrans
port) in Wiesbaden als selbständige Organisation mit
Sitz in Lübeck, Henry Hertel wird Vorsitzender der AMÖ
(bis 1963).
Willi Beese (bis 1964) und Walter Beier (bis 1973)
werden gemeinsam Geschäftsführer der AMÖ.
1948 Gründung der Gruppe Internationaler Möbelspediteure
(GIM) in der AMÖ.
1950 Gründung der FIDI (Federation Internationale
Demenageurs Internationaux) in der Schweiz.
1952 Gründung der Arbeitsgemeinschaft UMTRANS.
Verkündung des neuen Güterkraftverkehrsgesetzes.
Beginn des Jetzeitalters im Passagierluftverkehr.
1953 Gründung der DMG (Deutsche Möbeltransport Gesell-
Vorsitzender der AMÖ (bis 1975).
de Demenegaments du Marche Commun) in Brüssel
durch die nationalen Möbeltransportverbände Frankreichs, Belgiens, der Niederlande und der Bundesrepublik Deutschland.
Dr. Erich Hebel wird Geschäftsführer der AMÖ (bis 1984).
1966 Umbenennung der AMÖ in „Arbeitsgemeinschaft
Möbeltransport – Bundesverband – e.V.“
Gründung der Kooperationsgruppe conFern .
Am 06. Mai in Bremen Anlandung des ersten Überseecontainers in Deutschland.
1967 Aufstellung eines Sondertarifes für die Beförderung
von neuen Möbeln („Handelsmöbel“).
1968 Umzug der AMÖ von Frankfurt nach Hattersheim am
Main in das neu gebaute Haus des Möbeltransports.
Gründung der Kooperationsgruppe DMS Deutsche
Möbelspedition GmbH.
schaft) als Frachtenprüfstelle und Wirtschaftsorganisation des Möbeltransportgewerbes.
1969 Gründung der Eurovan als internationale Laderaum-
Im gleichen Jahr Aufstand in der SBZ (17. Juni 1953).
1973 Auflösung der UMTRANS unter Übertritt der meisten
1954 Umzug der AMÖ von Lübeck nach Frankfurt
am Main.
1959 Einrichtung einer Europäischen Kommission der
nationalen Möbeltransportverbände.
ausgleichsorganisation.
Mitglieder zur conFern.
1974 Einweihung des Schulungszentrums in Hattersheim für
die Ausbildung des gewerblichen und kaufmännischen
Personals der Möbelspediteure.
19
1974 Dr. Diether H. Kraus wird Geschäftsführer der AMÖ
(bis 1994).
1975 Ernst-Georg Beißner, Firma Ernst G. Beißner Hannover,
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wird Vorsitzender der AMÖ (bis 1990).
Einführung des „Rollenden Känguru“ als geschütztes
Zeichen der in der AMÖ zusammengeschlossenen
Möbelspediteure.
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zur
Aufhebung der Kontingentierung für Umzugsverkehre.
1979 Einführung eines neuen, vereinfachten Entfernungs
werkes.
1981 Das Gewerbe feiert anlässlich der Tagung in Berlin
„100 Jahre AMÖ“.
1984 RA Reinhard Müller wird Geschäftsführer der AMÖ.
1985 EuGH-Entscheidung: Dienstleistungsfreiheit für den
Güterfernverkehr (Liberalisierung des Binnenmarktes).
Gründung der Kooperationsgruppe UTS.
1986 Gründung der Kooperationsgruppe Comtrans.
1989 Fall der Berliner Mauer.
1990 Wiedervereinigung Deutschlands.
Aufnahme der ostdeutschen Möbelspeditionsverbände
in die AMÖ (Tagung in Baden-Baden).
Ewald van Gemmern, Firma Spedition van Gemmern
Krefeld, wird Vorsitzender der AMÖ (bis 1993).
1993 Christian Rohrbacher, Firma Kraus & Pabst Lichtenfels,
wird Vorsitzender der AMÖ (bis 2005).
1994 Ende des Möbeltransporttarifs.
1995 Registrierung der Europäischen Möbeltransportorga
nisation FEDEMAC als eingetragener Verein mit Sitz in
Deutschland in Hattersheim.
Einführung der zeitabhängigen Autobahnbenutzungsgebühr für schwere Lkw („Eurovignette“).
1996 Gründung der Kooperationsgruppe Euromovers.
1998 Transportrechtsreformgesetz zur Neuregelung der im
Güterverkehr zu diesem Zeitpunkt geltenden Normen
Aufhebung des Kabotageverbotes in Westeuropa und
Aufhebung der nationalen Kontingente.
Veröffentlichung der Europäischen Norm für die
Durchführung von Umzügen für Privatpersonen
DIN EN 12522.
1999 Umbenennung der AMÖ von Arbeitsgemeinschaft
Möbeltransport – Bundesverband – e.V. in „Bundesverband Möbelspedition (AMÖ) e.V.“
Umzug von Bundesregierung und Parlament von Bonn
nach Berlin.
Gründung der Kooperationsgruppe Euroumzug.
2000 Umwandlung der DMG Deutsche Möbeltransport
gesellschaft GmbH in eine Aktiengesellschaft.
2001 Abschluss eines Kooperationsvertrages mit dem
Bundesverband Spedition und Logistik (nach späterer
Fusion des BSL mit der VKS heute: Deutscher Speditions- und Logistikverband, DSLV).
2002 Ablösung der Deutschen Mark durch den Euro.
2005 Einführung der entfernungsabhängigen Autobahn
benutzungsgebühr (Lkw-Maut).
Austritt der DMG AG aus der AMÖ.
Gert Hebert, Firma Walter Hebert Internationale
Möbelspedition Berlin, wird Präsident der AMÖ.
Veröffentlichung der Europäischen Norm für die
Lagerung von Möbeln und persönlichen Gegenständen
für Privatpersonen DIN EN 14873.
2006 Einführung des Digitalen Kontrollgerätes.
Start des neuen Ausbildungsberufes Fachkraft für
Möbel-, Küchen- und Umzugsservice.
Das Gewerbe feiert anlässlich der Jubiläumstagung
in Berlin „125 Jahre Amö“.
Umbenennung der AMÖ von Bundesverband Möbelspedition (AMÖ) e.V. in „Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e.V.“
2007 Einführung des neuen AMÖ-Logos.
2008 Dierk Hochgesang wird Geschäftsführer der AMÖ.
Young Movers Conference in Hamburg.
Veröffentlichung der Europäischen Norm für die
Selbsteinlagerung – Anforderungen an Selbsteinlagerungsdienstleistungen DIN EN 15696.
2009 Start der MöLo – 1. Internationale Fachmesse für
Möbellogistik, Umzugsspedition und Service in Kassel.
50 Jahre FEDEMAC.
21
BILDERNACHWEIS
Die AMÖ dankt allen Unternehmen und Einrichtungen, die für diese Schrift Bilder zur
Verfügung gestellt oder die Genehmigung für Aufnahmen erteilt haben.
Seite 3
·Vivarium Darmstadt
Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
Seite 10
·Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
·Demag Cranes & Components GmbH, Wetter
Seite 4
·Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
·Kraus & Pabst GmbH Internationale Spedition,
Lichtenfels
Seite 11
·Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
Seite 5
·Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
·F. A. Hartmann GmbH & Co. KG Internationale
Spedition & Möbeltransporte, Paderborn
Seite 6
·Paulus GmbH, Garching
Seite 7
·Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
·Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main
·Simon Hegele Gesellschaft für Logistik
und Service mbH, Karlsruhe
·RoldoRent GmbH, Euskirchen
Seite 8
·Anton Röhr GmbH & Co. KG Möbellogistik,
Rietberg
Seite 9
·Anton Röhr GmbH & Co. KG Möbellogistik,
Rietberg
·Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
·Kraus & Pabst GmbH Internationale Spedition,
Lichtenfels
Seite 12
·Walter Hebert GmbH & Co. Intern. Möbel spedition KG, Großbeeren
Seite 13
·Paulus GmbH, Garching
·Gebr. Hertling GmbH & C. KG, Berlin
Seite 14
·Kohlhardt Internationale Spedition, Schkeuditz
·Kraus & Pabst GmbH Internationale Spedition,
Lichtenfels
Seite 15
·Siemens AG, München
·LBK Hamburg GmbH, Hamburg
·Simon Hegele Gesellschaft für Logistik
und Service mbH, Karlsruhe
Seite 16
·Bundesverband Möbelspedition
und Logistik (AMÖ) e.V.
Seite 17
·adpic, Bonn, H. Mahsen
Umschlagseite 2 und Seiten 18–21
·Unternehmens- und Verbandsarchive
IMPRESSUM
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Bundesverband Möbelspedition
und Logistik(AMÖ) e. V.
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