Presse - Orchestervereinigung Dillingen

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Ein Konzertabend auf hohem Niveau - Drucken - Augsburger Allgemeine
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Ein Konzertabend auf hohem Niveau
Von Erich Pawlu
Dillingen Mozart zählte sein 23. Klavierkonzert in A-Dur zu den
„Stücken“, die er für sich selbst „oder für einen kleinen Zirkel
Liebhaber und Kenner“ zurückbehalten wollte. Glücklicherweise war
das nicht ganz ernst gemeint. Das Werk KV 488 gehört inzwischen in
den Konzertsälen der Welt zu den beliebtesten Kompositionen. Der
hohe Bekanntheitsgrad zeigte auch in Dillingen Wirkung. Der Stadtsaal
war beim Herbstkonzert der Orchestervereinigung mit Musikfreunden
dicht gefüllt. Sie wurden nicht enttäuscht.
Stürmischen Beifall ernteten die
aktiven Mitglieder der
Orchestervereinigung Dillingen
beim Herbstkonzert in der
Dillinger Stadthalle bei einem
Konzertabend auf hohem Niveau.
Vor allem Pianist Gottfried Hefele
und Dirigent Andres Krug
begeisterten das Publikum. Fotos:
Pawlu
Souveräner Partner des Pianisten
Unter der Leitung von Andreas Krug erwies sich das
Instrumentalensemble als souveräner Partner des Pianisten. Nach
einem verhaucht-zaghaften Auftakt schuf es das Kolorit, das
spielerische Leichtigkeit mit der Kraft Mozart’scher Einfälle verbindet.
Gottfried Hefele, mehrfach ausgezeichneter Pianist aus dem
schwäbischen Raum, sicherte mit der überzeugenden Bewältigung der
außergewöhnlichen technischen Schwierigkeiten dem Werk seinen
Glanz. Hefele widerlegte schon im Kopfsatz die Unterstellung einiger
Musikhistoriker, dass sich Mozart mit diesem Konzert auf die musikalische Galanterie des Rokoko
zurückbewegt habe. Mit sensibler Betonung der Gegensätze in der Lautstärke und in den
Themenblöcken, mit markantem Anschlag bei der Profilierung der Motivvarianten und mit einer
fulminanten Kadenz erwies sich Gottfried Hefele als profunder Kenner der für Mozart typischen Balance
von Heiterkeit und Dynamik.
Das Adagio des 2. Satzes interpretierten Solist und Orchester als ein Beispiel der klassischen Sehnsucht,
selbst elegische Empfindungen dem Prinzip der geordneten Ästhetik zu unterwerfen. Der melancholischmeditative Fis-Moll-Klang erhielt in dieser Ausdeutung jene Kantabilität, die in der Geschichte der
Mozart-Rezeption immer wieder den Begriff von der „überirdischen Musik“ evoziert hat. In kooperativer
Harmonie unterstrichen Gottfried Hefele und Orchester den Stimmungsumschwung vom Adagio zum
abschließenden Allegro assai. Mit klarer Präzision gestaltete der Solist die Läufe als rasante Verbindung
von Thementeilen. So erhielt die spektakuläre Folge von wechselnden Inspirationen in diesem Finalsatz
den Charakter einer spielerisch-dramatischen Opernszenerie. Schließlich arbeitete Mozart im
Entstehungsjahr des Konzerts gleichzeitig am „Figaro“.
Dass Mozarts letzte Symphonie KV 551 viele Musikfreunde immer wieder an himmlische Klänge
erinnert, hat zur Durchsetzung der Bezeichnung „Jupitersinfonie“ geführt. Die Ausdeutung des Werks
mit den vielen eingängigen Melodien durch die Instrumentalisten der Orchestervereinigung vermittelte
den ganzen Reiz einer Symphonie, die mit ihrem sieghaften Optimismus, mit der Kontrastierung von
sensiblen Streichermotiven und Unisono-Fanfaren, mit spielerischen Seitenthemen und Marschrhythmen
zum musikalischen „Weltkulturerbe“ geworden ist.
Tänzerische Leichtigkeit
Dass Andreas Krug das Andante cantabile des 2. Satzes angemessen langsam spielen ließ, ist besonders
verdienstvoll. Denn immer öfter gehen große Dirigenten an klassische Werke mit einer Einstellung
heran, von der vielleicht Sebastian Vettel beim Formel-1-Start beseelt ist. So aber genossen die
Besucher die Umsetzung von Schmerz in ästhetische Moll-Episoden im zweiten Satz, die Mischung von
tänzerischer Leichtigkeit und chromatisch fallender Melodie im Menuett und die kontrapunktische
Polyphonie im abschließenden Molto allegro. Mit stürmischem Beifall dankte das Publikum für einen
Konzertabend auf hohem Niveau, der auch mehreren Sponsoren zu verdanken ist. Die Begeisterung
erzwang Zugaben: Virtuos spielte Gottfried Hefele „Doctor Gradus Ad Parnassum“ von Debussy, das
Orchester verabschiedete sich mit der Wiederholung eines Teils des 4. Satzes aus der Jupitersinfonie.
25.10.2010 18:10 Uhr
Letzte Änderung: 26.10.10 - 09.35 Uhr
http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Artikel,-Ein-Konzertabend-auf-hohem-N... 29.10.2010