University of Pittsburgh, 2012-13

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University of Pittsburgh, 2012-13
Erfahrungsbericht
Name: Ljubomir Barbic
Austauschjahr: 2012/2013
Gastuniversität: University of Pittsburgh
Stadt: Pittsburgh, PA
Land: USA
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Vorbereitung
Nachdem mir mitgeteilt wurde dass ich vom AAA für den Platz im Austauschprogramm der Universität Augsburg mit der University of Pittsburgh ausgewählt wurde
und mein erstes Mastersemester dort am sehr renommierten Lehrstuhl für Physik
und Astronomie verbingen könnte, war ich sehr erfreut und gleichzeitig gespannt was
mich erwarten würde. Zunächst galt es jedoch erstmal einiges vorzubereiten.
Um an der University of Pittsburgh zugelassen zu werden, benötigt man je nach Programm eine gewisse Mindestpunktzahl im Englischsprachtest TOEFL. Für diesen
sollte man sich rechtzeitig anmelden, da die Teilnehmerzahl pro Termin begrenzt ist.
Obwohl ich mich frühzeitig informiert hatte konnte ich leider keinen passenden Termin in Bayern finden und musste nach Tübingen reisen. Von den nötigen Sprachkenntnissen her müsste ein Abiturient in der Lage sein die Anforderungen zu erfüllen.
Jedoch sollte man sich ausgiebig mit den Rahmenbedingungen dieses Testes auseinandersetzen, da darin wohl die größte Herausforderung liegt, und unter Realbedingungen üben.
Als nächstes musste ich mich für ein J-1 Visum bewerben. Da es etwas dauern kann
von der Onlinebewerbung bis zum Interview im US-Konsulat, kümmerte ich mich bereits drei Monate vor dem Abflug darum. Außerdem ist eine Auslandskrankenversicherung verpflichtend. Diese kann allerdings auch erst kurz vor der Abreise abgeschlossen werden.
Als größte Hürde stellte sich die Wohnungssuche dar. Als Graduate Student war es
mir nicht gestattet mich für einen Platz in einem Wohnheim zu bewerben. Dieses Privileg ist in Pittsburgh den Undergraduate Students vorbehalten. So war ich auf eine
Unterkunft außerhalb des Campus angewiesen. Da die meisten Vermieter jedoch die
Kaution in Form eines Checks verlangen, ist es nicht leicht von Deutschland aus einen Mietvertrag abzuschließen. Dennoch empfiehlt sich ein Blick auf pittsburgh. craiglist.com. Schon alleine um sich einen Überblick über die aktuellen Mietpreise in
Wohngemeinschaften zu verschaffen. Als ich mir schon relativ sicher war, dass ich
nach meiner Ankunft vor Ort suchen müsste, vermittelte mir freundlicherweise die für
mich zuständige Mitarbeiterin vom European Studies Center der University of Pitts-
burgh eine zwischenzeitliche Unterkunft für die ersten Wochen. Später stellte sich
heraus, dass das Department of Physics and Astronomy ihren neuen Studenten
ebenfalls bei der Wohnungssuche hilft: Es wurden die E-Mail-Adressen der Erstsemester versandt, sodass sich diese gemeinsam auf Wohnungssuche begeben konnten. Ich kann somit nur jedem empfehlen mit möglichst vielen Einrichtungen der Universität Kontakt aufzunehmen.
Unterbringung
Trotz einiger Schwierigkeiten und langer Suche gelang es mir dann aber doch wenige Wochen vor dem Abflug eine Wohngemeinschaft zu finden. Diese befand sich in
North Oakland, dem Viertel in dem sich der Campus befindet. Dort sollte man mit
Mietpreisen im Bereich von 500$ und mit Lebenshaltungskosten ebenfalls in diesem
Bereich rechnen. Während meine Kommilitonen überwiegend im etwas wohlhabenderen und vorstädtischeren Squirell Hill wohnten, lebte ich sehr gerne in der Nähe
des Campus. Da dort wohl die meisten Studenten wohnen sind die vielen Grünflächen und Sportanlagen und die zahlreichen Restaurants und Cafes immer sehr belebt.
Bei Shadyside handelt es sich ebenfalls um ein belebtes Studentenviertel. Die anderen beiden an North Oakland angrenzenden Viertel - South Oakland und Hill District
– sind bei den Studenten weniger beliebt: Besonders bei letzterem wurde mir aufgrund hoher Kriminalität von vielen Pittsburghern sogar abgeraten mich nachts dort
aufzuhalten. Wegen seiner hervorragenden Anbindung zum Campus per Linienbus
spricht auch nichts dagegen als Student in Downtown zu wohnen. Untypisch für ein
Stadtzentrum ist dieses Viertel allerdings nach Ende der Geschäftszeiten ab circa 17
Uhr in vielen Teilen relativ menschenleer und unbelebt.
Kursprogramm
In den USA läuft die Vorlesungszeit für das Fall Term von Anfang September bis Mitte Dezember und für das Spring Term von Anfang Januar bis Ende April. Für die Vorlesungen sollte man sich vor dem Semester selbstständig auf courseweb.pitt.edu
anmelden. Da es in den ersten Vorlesungswochen noch möglich ist Kurse abzuwählen, ist es empfehlenswert sich für die Vorlesungen die für einen in Frage kommen
einzutragen, um dann zu entscheiden welche man tatsächlich belegen will.
Am Department of Physics and Astronomy geben die meisten Veranstaltungen
3 Credits. Um als Fulltime Student zu gelten muss man auf mindestens 9 Credits
kommen. Die Summe der Credits der Kurse für die man sich am Anfang des Semesters anmelden kann darf jedoch nicht größer als 15 sein. So registrierte ich mich im
ersten Semester für 5 Vorlesungen, von denen ich dann letztendlich Solid State Physics, Mathematical Methods in Physics, Nonrelativistic Quantum Mechanics I und Biophysics besuchte. Da sich im Laufe der Kursphase herausstellte, dass 4 Vorlesungen zeitlich schwer unter einen Hut zu bringen sind, entschied ich mich im zweiten
Semester dafür 3 Vorlesungen zu belegen: Thermodynamics and Statistical Physics,
Nonrelativistic Quantum Mechanics II und Computational Methods in Physics.
Anders als in Deutschland ergibt sich die Abschlussnote zu gleichen Teilen aus der
Abschlussprüfung, der Zwischenprüfung und den wöchentlich zu bearbeitenden
Übungsblättern. Letztere nahmen wohl am meisten Zeit in Anspruch. Sie sorgten al-
lerdings auch für Kollegialität und Zusammenhalt unter uns Erstsemestern, da es uns
gestattet war diese gemeinsam zu bearbeiten.
Transport
Die beste Möglichkeit sich in Pittsburgh ohne Auto fortzubewegen, ist wohl der Linienbus. Die Stadt verfügt über ein weit ausgedehntes Busnetz. Ähnlich wie in Augsburg fungiert der Studentenausweis als Fahrkarte mit dem man kostenlos fahren
kann. Obwohl die Busse nicht perfekt nach Plan fahren, kommen sie normalerweise
in regelmäßigen Abständen. Dennoch stellte diese Unpünktlichkeit für viele meiner
Kommilitonen in Squirell Hill ein Ärgernis dar, aufgrund dessen unter anderem viele
nach dem ersten Jahr nach North Oakland ziehen wollten.
Um mich in der Nähe des Campus fortzubewegen nutzte ich wenn nötig jedoch meistens das Pittshuttle System. Dabei handelt es sich um ein kleines Netz von Bussen
der Universität. Bequem lassen sich die fahrenden Busse auf pittshuttle.com orten.
Freizeit- und Kulturangebot
Über das ausgezeichnete Kursprogramm hinaus bietet die University of Pittsburgh
ihren Studenten auch ein sehr vielseitiges und breitgefächertes Angebot abseits der
Vorlesungen. Die Universität verfügt über zahlreiche Sporthallen, Schwimmhallen,
Fitnesscenter und Sportfelder, die von allen Studenten kostenlos genutzt werden
dürfen. Neben der Möglichkeit sich eigenständig sportlich zu betätigen, gibt es noch
eine Vielzahl von uniinternen Ligen, den sogenannten Intermurals. So spielte ich beide Semester mit meinen Kommilitonen wöchentlich in einer Fußballliga.
Neben dem Sportprogramm gibt es permanent Veranstaltungen auf dem Campus,
die am besten auf m.pitt.edu zu finden sind. Auch außerhalb des Campus erhält man
in vielen kulturellen Einrichtungen und bei vielen Veranstaltungen kostenlosen oder
ermäßigten Eintritt. So ist ein Besuch im sehr bekannten Phipps Conservatory, dem
botanischen Garten der Stadt, nicht nur sehr empfehlenswert, sondern auch zu alledem kostenlos für Pitt Studenten. An einigen Spieltagen des heimischen NHLTeams, den Pittsburgh Penguins, werden für Pitt Studenten einige Hundert Karten
für 25$ angeboten. Diese Aktion nennt sich Studentrush und erfreut sich großer
Beliebtheit, da Tickets regulär ab circa 125$ aufwärts erhältlich sind.
Fazit
Rückblickend war mein Aufenthalt an der University of Pittsburgh sowohl menschlich
als auch fachlich eine sehr wertvolle Erfahrung. Obwohl ich der einzige Austauschstudent an meinem Lehrstuhl war und meine Kommilitonen aufgrund der hohen Belastung im ersten Jahr oft sehr beschäftigt waren, lernte ich unter ihnen sehr viele
interessante Menschen aus der ganzen Welt kennen. Gerade wegen diesem multikulturellen Hintergrund meiner Mitstudenten und der Tatsache dass wir alle zum selben Semester das Studium in Pittsburgh aufgenommen haben, hatte ich immer das
Gefühl ein vollwertiges Mitglied dieser Gruppe zu sein, obwohl ich der einzige nicht
reguläre Student war. Bei all der gemeinsamen Arbeit zusammen an der Fakultät, bei
der ich sehr viel von ihnen lernen konnte, kam der Spaß nie zu kurz sodass sich
schnell Freundschaften bildeten, die über das Universitäre hinausgingen. Dadurch
lernte ich sehr viele verschiedene Kulturen kennen, wofür ich sehr dankbar bin.