Auf der Winklmoosalm lernte er das Skifahren – und wenn Freeski

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Auf der Winklmoosalm lernte er das Skifahren – und wenn Freeski
B
enedikt Höflinger (27) ist in Reit im Winkl mit
Skiern an den Füßen aufgewachsen. Seit zehn Jahren
fährt er Freeski – inzwischen so gut, dass er mit Bruder Marinus (24) „Freeski-crew.com“ gegründet hat
und weltweit zum Filmen und Skifahren unterwegs ist.
Die Heimat der Brüder
Höflinger: Reit im
Winkl ist als „Schneeloch“ bekannt
Wie alt warst du, als du das erste Mal auf Skiern gestanden hast?
Drei. In Reit im Winkl, da kommt mein Vater her. Wir
sind zwar erst als ich sechs war, dorthin gezogen, aber wir
haben davor schon jedes Wochenende bei unseren Großeltern in Reit im Winkl verbracht.
Und wie ging die Ski-Karriere dann weiter?
Freeskifahrer sind im offenen Gelände, aber
auch in Snowparks unterwegs. Sie zeigen
Tricks oder springen spektakulär über
Schanzen, oft auf Twintip-Siern, die vorne
und hinten hochgezogen sind, um besser
rückwörts fahren oder landen zu können
„Leicht muss er
sein, der Schnee!“
Auf der Winklmoosalm lernte er das
Skifahren – und wenn Freeski-Filmer
Bene Höflinger unbeschwert genießen
will, kehrt er gerne in das heimatliche
„Ein ziemlich gutes
Leben“: Bene Höflinger
hat 2004 mit Kumpels
ein Unternehmen
gegründet, das FreeskiFilme produziert
„Schneeloch“ zurück. Was macht ein
Profi an einem perfekten Skitag?
Und da war schon klar: Das wird mein Beruf?
Nein, soweit haben wir nie gedacht, wir waren jung und
taten das, auf was wir gerade Lust hatten. Heute ermöglicht
uns Skifahren, das Leben so zu genießen, wie wir es lieben.
Seid ihr zum Skifahren überhaupt noch daheim, im Skigebiet Winklmoos?
Mittlerweile sind wir als Skimovieproduktion recht
erfolgreich und reisen deshalb, wann immer es das Studium zulässt, dem Schnee hinterher. Trotzdem gibt es in
jeder Saison Tage, an denen Reit im Winkl seinem Ruf als
„Schneeloch“ gerecht wird. Das sind dann genau diese Tage,
an denen es uns heimzieht und wir ganz unbeschwert und
ohne Kamera, den Powder auf der Winklmoos genießen.
Reit im Winkl – ein
Skiparadies für Familien
Fotos: Bene und marinus Höflinger (2), Reit im Winkl Tourismus
Naja man geht halt so den typischen Weg eines Reit im
Winkler Kindes: Skifahren lernt man in der ansässigen
Kinderskischule und verbringt ab sofort jede freie Minute
auf den Pisten im Dorf oder auf der Winklmoosalm. Später
kam die Zeit, in der ich mein Taschengeld in den Ferien als
Skilehrer aufgebessert habe. Viele Jahre bin ich mit meinem Schulspezi auf der Steinplatte mit Kurzski von Felsen
oder über selbstgebaute Kicker, also Schanzen, gesprungen.
Anfang der 2000er Jahre kaufte sich dann ein Freund die
ersten Twintip Ski – damals eine Neuheit aus Amerika –
und machte die Steinplatte unsicher. Kurz darauf wechselten
auch mein Bruder und ich auf die neuen Latten, die FreeskiCrew.com war geboren. Wir drehten unsere ersten Skifilme
auf der Steinplatte, immer mehr Kids taten es uns gleich.
Von Reit im Winkl über die „Winklmoos“ bis hin zur
Tiroler Steinplatte – hier findet man im Winter Pisten
aller Schwierigkeitsgrade und für jeden Geschmack.
Die berühmte Alm, Heimat der Gold-Rosi, bildet mit
der benachbarten Steinplatte ein ideales Familien-Skigebiet bis 1900 Meter Höhe. Es gibt 44 km PistenAbfahrten (davon 32 km beschneit). Im Skigebiet
befindet sich neben Deutschlands längster Skiabfahrt mit neun Kilometern Länge bis hinunter nach
Seegatterl auch Deutschlands modernste Sesselbahn.
Und im Funpark kann man den Freeski-Fahrern bei
ihren Tricks zuschauen. Infos: Tourist Information, Reit
im Winkl. Dorfstraße 38, 83242 Reit im Winkl, Tel.:
08640/8 00 20, www.reitimwinkl.de
Dein perfekter Tag am Berg schaut wie aus?
Wichtig sind die richtigen Leute, auf die man sich verlassen kann, die aber nicht zu verbissen sind, Spaß zu zuzulassen. Natürlich spielt auch der Schnee eine wichtige Rolle,
möglichst leicht sollte er sein und im Überfluss vorhanden.
Ich liebe Tage im offenen Gelände, oft erfordert das eine
kleine Skitour zu Beginn. Alleine im Gelände mit Freunden
zu sein, ist ein unvergessliches Erlebnis, das aber erst dann
perfekt wird, wenn alle wieder unversehrt im Tal sind.
Fährst Du lieber tagsüber oder nachts?
Ich habe das offene Gelände als Spielplatz fürs Skifahren
sehr zu schätzen gelernt, deshalb bin ich hauptsächlich tagsüber unterwegs. Natürlich gibt es auch immer wieder lustige
Sessions in Nightparks oder Urbanshootings bei Nacht.
Wie entstand Freeski-Crew.com?
Wir drei Schulkumpels haben es 2004 aus purer Lust am
Skifahren und Filmen gegründet. Heute besteht unser Team
aus etwa 15 Leuten aus drei verschiedenen Ländern.
Habt ihr euch das Filmen selbst beigebracht?
Man lernt dazu, schau bloß nicht unsere Videos von vor
zehn Jahren an (er lacht). Wir denken, dass jeder Rider auch
ein Filmer sein muss. Mein Bruder schneidet, ich und ein
Kumpel organisieren das Team und die Premierentour.
Was sagt die Mama zu den Gefahren?
Mama war da eigentlich immer recht cool. Am Anfang
hatten wir noch Knochen aus Gummi, später kamen dann
doch einige gröbere Verletzungen, die wir aber alle mehr
oder weniger auskurieren konnten. Im Großen und Ganzen
sind unsere Eltern aber eher stolz auf uns, glaube ich.
In einem Video springt ihr in Lederhosen, was
bedeutet Heimat für Dich?
Ja genau, einmal im Jahr veranstalten wir einen Lederhosentag, bei dem jeder eingeladen ist. Wir sind aus Bayern
und das zeigen wir auch gern.
Was ist wichtig bei eurem Sport?
Erstmal richtig Skifahren zu lernen, bevor man sich über
Kicker haut. Wir beobachten in den Snowparks, dass die
Kids zwar gute Turner sind, aber es kaum vernünftig bis
zum Kicker schaffen, geschweige denn vernünftig landen.
Was machst Du, wenn Du nicht am Berg bist?
Unsere Crew, unser kleines Unternehmen und die Uni in
Innsbruck nehmen schon Zeit in Anspruch. Trotzdem bleibt
aber Zeit zum Feiern und Reisen. Wir haben ein wirklich
gutes Leben, finde ich.
Interview: Claudia Schuh
Land & Berge | 71

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