Veloferien an der Costa Brava

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Veloferien an der Costa Brava
I
REISEN 15
ZÜRCHER UNTERLÄNDER
SAMSTAG, 9. APRIL 2011
Wer einen Aktivurlaub mit Bikeholiday an der Costa Brava macht, findet auch Zeit, die schönen und gemütlichen Seiten von Spaniens Mittelmeerküste im Frühling zu geniessen. Bilder: Steffen Riedel
Veloferien an der Costa Brava
GIVEROLA/TOSSA DE MAR. Spanien lockt im Frühling mit
optimalem Wetter viele Velofahrer ans Meer. Besondere
Leckerbissen für Radler gibts in Giverola bei Tossa de Mar. Dort
sorgt der Schweizer Anbieter Bikeholiday für stramme Waden.
STEFFEN RIEDEL
Was früher den Veloprofis vorbehalten war, ist heute weit verbreitet,
besonders bei Freizeitradsportlern:
Trainingslager am Mittelmeer. Die
katalanische Costa Brava, im Sommer
wegen ihrer Ballermann-Touristen
berüchtigt, avanciert im Frühling
zunehmend zur Velohochburg. Die
Erkenntnis, dass Velotouristen die
Vor- und Nebensaison beleben,
natürlich auch
finanziell,
schwappt von
den spanischen
Inseln nach und
nach aufs Festland über.
Rennradler
und Mountainbiker schätzen
die Gegend an
der
«wilden
Küste».
Das
hat
verschiedene Gründe.
Man kann ab
Mitte
März
Ausfahrten im
Sommertenü
wagen
und
man hat je
nach Sportgerät die Waldund Wanderwege
und
schöne Strassen an der beeindruckenden Küste und im hügeligen Hinterland fast für sich allein. Der
Verkehr ist vor der Badesaison spärlich. Auf den gut gepflegten und fein
asphaltierten Strassen werden die
Schweizer Rennradtouristen – anders
als im eigenen Land – von motorisierten Einheimischen nicht behindert
oder in Gefahr gebracht. Im Gegenteil
sind katalanische Autofahrer Radlern
gegenüber zuvorkommend und unglaublich geduldig, wenn etwa auf kurvenreicher Strecke das Überholen län-
ger dauert. Nahes Vorbeifahren an
Velos ist nicht nur verpönt, sondern
auch verboten. Signale weisen seit
Kurzem darauf hin. Ausnahme-Autofahrer gibts freilich auch in Spanien.
Für Genussradler und Profis
Bikeholiday, ein Angebot des Schweizer Ferienvereins, hat sich auf kilometer- und erholungshungrige Velofahrer spezialisiert. Jedes Jahr zwischen
März und Juni reisen rund 2000
Rennrad- oder Mountainbike-
meisten Gäste freilich der Spass».
Bikeholiday biete Aktivferien und
keine knochenharten Trainingslager
an, so Brunner. Das sorge bei den Gästen für gute Stimmung. Brunner nennt
das den «Giverola-Spirit».
Tatsächlich herrscht im Ferienresort so etwas wie familien- oder Vereinsatmosphäre. Der Gast hat schon
kurz nach der Ankunft ein heimeliges
Gefühl. Die Gümmeler, im Freizeitalltag meist sportliche Einzelkämpfer,
finden sich mit Gleichgesinnten zu
Gruppen zusammen. Die Radler wählen selbst, wie hart oder sanft gegen
Winterspeck und müde Haxen antrainiert werden soll. Wer möchte, kann
schon am Ankunftstag die Gegend um
das Hotel per Bicicletta erkunden.
Markierungen am Strassenrand orientieren. Biker trainieren auf verkehrsfreien Wald- und Wirtschaftswegen in
Küstennähe, Rennradler machen auch
Abstecher ins überraschend grüne
Hinterland. Dort warten einige Pässe,
die bezwungen werden wollen.
Der Feriensportler sucht sich
Schwierigkeitsgrad, Tempo und Länge
der Touren nach persönlicher Fitness
und Vorliebe aus. Mit den ortskundigen Guides gehts auf Tripps von bis zu
160 Kilometern. Natürlich werden
Pausen gemacht und das Lunchpaket
reist den Gümmelern – welch Luxus –
im Begleitfahrzeug hinterher.
«Kilometerfresser» strampeln in einer Woche auf der Strasse 800 bis 1000
Kilometer. Es geht auch gemütlicher.
Möglich sind auch E-Bike-Touren.
Bikeholiday bietet in Giverola zur
Erholung unter anderem ein Hallenbad, Sprudelbäder, Vorträge, Abendunterhaltungen und gegen Gebühr
auch Massagen an. Das Angebot sollte
man nicht nur am trainingsfreien Pausentag nutzen. Dann, oder bei schlechtem Wetter, werden auch Ausflüge
nach Barcelona organisiert.
Mehr Informationen zur Reise und zum Angebot
findet man im Internet auf der Seite von Bikeholiday auf www.bikeholiday.ch
Schlafend im Luxuscar
fahrer mit dem Anbieter
nach Spanien. Viele Gäste sind «Wiederholungstäter», sagt Jogi Brunner,
Product Manager von Bikeholiday. «Bei uns fühlen sich Genussradler
und Profis wohl. Im Vordergrund steht für die
Abstand halten ist Pflicht.
Autofahrer in Spanien befolgen diese Vorschrift.
Angereist wird per Reisebus. Das dauert ab Zürich rund 14 Stunden, hat
aber gegenüber Flugreisen viele Vorteile, sagt Jogi Brunner. «Der Gast
fährt im Luxuscar, mit Ledersesseln
und Bistro, kann sich ausruhen und
schlafen und kommt entspannt an.
Man muss nicht Stunden vor der Abreise am Airport sein. Und: Man hat
durch die Busreise zwei volle Urlaubstage mehr». Heisst: Der Velosportler
steigt am Freitagabend in Zürich, Olten, Bern oder andernorts im Land in
den Bus, ist Samstagmorgen in Giverola und muss erst am folgenden Samstagabend wieder heimreisen – sofern
er eine Woche Ferien gebucht hat.
Das eigene Velo reist schonend im
Anhänger mit. Möglich ist auch die
Miete eines modernen Gefährts vor
Ort. Eine Velowaschstation mit Kleinmaterial steht gratis zur Verfügung,
Reparaturen gibts gegen Gebühr beim
Schweizer Bikemechaniker. Ab rund
1000 Franken ist man mit üppiger
Halbpension, Lunchpaket und Rundum-Sport-Betreuung dabei. Gewohnt
wird in Häuschen mit Meersicht (siehe
Kasten rechts).
Solo oder Peloton
Bikeholiday bietet pro Woche fünf geführte Rennvelo- und MountainbikeTages-Touren in die Umgebung an.
Freilich kann man auch solo losziehen,
doch machts im Peloton mehr Laune.
Alleinfahrer können sich mit einer abgegebenen Karte und anhand farbiger
Das Ferienresort Giverola mit seinen zahlreichen Bungalows liegt an der gleichnamigen Bucht bei Tossa de Mar.
Schweizer Ferienanlage Giverola
Das Ferienresort Giverola liegt drei
Kilometer östlich der Touristenhochburg Tossa de Mar an der Costa Brava. Barcelona ist 90 Kilometer
entfernt. Die Anlage wurde in den
1980er-Jahren gebaut, ist gut erhalten und sehr gepflegt. Die rund
200 Studios und Appartements sind
zweckmässig eingerichtet und verströmen – abgesehen von einem
grossen TV-Gerät – den Charme
ihrer Entstehungsepoche. Giverola
ist im Besitz des Schweizer Ferienvereins und wird von einem Schweizer geleitet. Das Personal spricht
Deutsch und Französisch. Eine
Standseilbahn Made in Switzerland
verbindet die in den Hang gebaute
Anlage mit dem Strand und den
dort gelegenen Sporteinrichtungen
(Freibad, Minigolf, Tennis usw.).
Im Haupttrakt findet der Urlauber
Rezeption, Geldautomat, Speisesaal mit opulenten Frühstücks- und
Znacht-Buffets, eine Bar, einen gut
sortierten Supermarkt mit vielen
Non-Food-Angeboten für Velotouristen, Hallenbad, Fitnesscenter,
Internetcorner und WLAN-Zone,
Disco, Velogarage mit Waschstation
und einen Wasch- und Tumblersalon. Mehrmals täglich verkehrt ein
Mini-Bus nach Tossa de Mar und
zurück. (sr)

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