So geht was - Diözese Rottenburg Stuttgart

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So geht was - Diözese Rottenburg Stuttgart
Aus den Räten
Diözesanrat – Diözesanpriesterrat
3 Nachgefragt:
Rottenburger Kindergartenplan
0
Schwerpunkt
DA Arbeit u. soziale Gerechtigkeit
9 Nicht warten, bis die Jugendlichen
so sind, wie wir sie gern hätten
10 Der Diözesanausschuss
Arbeit und soziale Gerechtigkeit
11 Begegnungs- und Informations tag
zur Integration benachteiligter junger Menschen in die Arbeitswelt
12 Aufruf an Dekanate, Seelsorgeeinheiten und Verbände
13
15
16
17
18
19
Was geht‘s uns an
Ein Auftrag für die Kirche
Nicht Barmherzigkeit, sondern
Gerechtigkeit
Eine christliche Haltung gegenüber
benachteiligten Jugendlichen
Kirchengemeinden können viel tun
Ideen für Kirchengemeinderat und
Kochteam
KAB fordert europaweit eine
kostenlose Erstausbildung
So sieht‘s aus
20 Zahlen – und wie sie zu lesen sind
25 »Ja, wo laufen sie denn?«
26 Mehr Kompetenzen, weniger
Chancen
27 »Ausbildungsreife«
28 Klartext kompakt
So geht was
29 Bundesprogramme zur
Ausbildungsförderung
30 »Ausbildungsbonus«
32 Good Practice Center
Benachteiligtenförderung (GPC)
33 Kompetenz- und Erfolgstraining
34 Stück um Stück zum Vollberuf
35 »Wir sind eigentlich eher im Vorteil« – Sonderberufsfachschule
39 Berufsschule & Co
39 Bewerbungsfrust
40 Metall- und Elektrobranche sucht
41 Abheben mit
»Der Drache / L‘Aquilone«
42 Schatzsucher nach verborgenen
Talenten
44 Teflonstrategie und HurensohnPalme
46 Nachhaltige Förderung benachteiligter Jugendlicher – AAQuiD
47 »Was der Mensch aus sich macht,
das ist er.« (Adolph Kolping)
47 Treffpunkt (nicht nur) für chancenarme Jugendliche – KiZ
48 Christinnen geben muslimischen
Kindern Nachhilfe
49 Rucksackprojekt
50 Ausbildung mit Kind
51 Soziales Lernen im Zivildienst
51 Auslobung Caritas-Preis
52 Religion für benachteiligte Jugendliche? – Hülle und Fülle
54 Literaturtipps und Links
Aus der Diözese
55 Berichte
67 Hinweise
Service
74 Termine
76 Entdeckt – gelesen – empfohlen
77 medien aktuell
Zur letzten Ausgabe
Herausgeber: Diözesanpriesterrat und Diözesanrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Nr. 413
informationen
Ausbildung
für benachteiligte Jugendliche
März - Juni 2009
Editorial
»Eigentlich sind wir eher im Vorteil«, meint ein sogenannter benachteiligter Jugendlicher verschmitzt, als ich ihn
frage, ob diese Bezeichnung treffend sei. Seine Begründung: »... weil wir so gut gefördert werden.« Der Befragte bereitet
sich an der Sonderberufsfachschule Hanns Voith auf den Hauptschulabschluss und eine Berufsausbildung vor.
Jugendliche, die gefördert werden, sind zweifellos im Vorteil. Die einen werden schon von klein auf von ihren Eltern gefördert, die anderen haben das Glück, an ihrer allgemeinbildenden Schule passend gefördert zu werden, und wieder andere,
wie der oben Genannte, die dieses Glück nicht haben, finden mit einigem Glück nach ihrer Schullaufbahn Einzelpersonen,
Berater/innen, Lehrer/innen, Initiativen oder Firmen, die immer noch an sie glauben und sie so fördern, dass sie ein selbständiges Leben aufbauen können.
Bewusst spreche ich in diesem Zusammenhang viel von »Glück« und damit vom Skandal, den es bedeutet, dass viel zu viele
junge Menschen ohne Perspektive von der Schule abgehen – weil in der Schule keine Kapazität für individuelle Förderung
vorhanden ist, weil in ihrer Region zu wenig geeignete Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, weil niemand ihnen bei
einer realistischen Berufswegplanung hilft, weil niemand mit ihnen Firmen abklappert oder sie morgens anruft, damit sie
sich wirklich auf den Weg zur Firma machen.
Ein wahres Glück, dass es Menschen gibt, die sich mit diesem Skandal nicht abfinden. Ein breites Spektrum an Initiativen,
Jugendlichen eine Teilhabe am Arbeitsleben und damit ein würdiges Leben als Erwachsene zu ermöglichen, stellen wir
Ihnen in diesen INFORMATIONEN vor – vielleicht entdecken Sie oder Ihre Kirchengemeinde ja eine neue Berufung?
Falls Sie die März-April-Ausgabe vermisst haben: Es war uns leider nicht möglich, die Referate des Diözesanrat-Studientags
»Fit für Europa« in schriflticher Form zusammen zu tragen. Deshalb halten Sie diese Doppelnummer März-Juni in Händen,
die sicher genug Lesestoff für zwei Monate bietet.
Cäcilia Branz
Die nächsten INFORMATIONEN-Schwerpunktthemen:
Juli-August:
Kinder-Armut-Studie
September-Oktober:
Zwischenbilanz Seelsorgeeinheiten
Haben Sie dazu nicht auch etwas zu sagen? Schreiben Sie der Redaktion über Ihre Erfahrungen, Erkenntnisse, Einschätzungen – möglichst nicht mehr als eine halbe Seite DIN A4
bzw. 1800 Zeichen (Adresse s. u.)! Was gehört unabdingbar zu einer Kirchengemeinde und
inwiefern sichern oder gefährden Seeelsorgeeinheiten dies? Weniger Geld, wachsende
Aufgaben – wie kann sich Pastoral weiter entwickeln?
Redaktionsschluss: 31. Juli 2009
Impressum: Redaktion: Cäcilia Branz, Geschäftsstelle des Diözesanrats und des Diözesanpriesterrats
Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Tel. 0711 9791-261, Fax -154, [email protected]
Redaktionsteam: Gabriele Derlig, Prof. Dr. Bernhard Krautter, Hermann Sorg, Walter Stöffelmaier
Literaturdienst / Entdeckt – gelesen – empfohlen: Dr. Matthias Ball
Satz/Digitaldruck: Bischöfliches Ordinariat, Abt. Zentrale Verwaltung, Hausdruckerei, Weggentalstraße 12, 72108 Rottenburg
2
informationen März - Juni 2009
6259-VI.2009-3050
Aus den Räten Diözesanrat – Diözesanpriesterrat
Nachgefragt: Rottenburger Kindergartenplan
Was tut sich eigentlich in Sachen Rottenburger Kindergartenplan, den der Bischof auf Empfehlung des Diözesanrats am
12. Februar 2008 in Kraft gesetzt hat?
1. Zeitplan
HA = Hauptabteilung des Bischöflichen Ordinariats
LV = Landesverband katholischer Kindertagesstätten
Kigaplan
S. 13
1.
S. 54
21.
S. 15
4.2
S. 30
8.
S. 14
2.
S. 14
3.
S. 19
6.
S. 36
9.
Was
Wer
Fort- und Weiterbildungskonzept mit
Qualitätsmanagement
Einrichtung und Verwaltung des
Zukunftsfonds
Beratungs – und Fortbildungsangebot bzgl
der Betreuung von Kindern unter drei Jahren
Finanzierung der Fachberatung
Träger und Einrichtungen
Kooperation Kindergarten und Tagespflege (Erarbeitung des Konzepts durch
Landesverband)
Eckpunkte für die Einrichtung von
Familienzentren
Personalplanung und -sicherung
(begleitend: Verhandlungen mit Gemeindeund Städtetag und mit Land)
Richtlinie zum Qualitätsprofil
S. 42
11.
S. 54
19.
Benennung Kindergartenbeauftragte/r
Pastoral
Benennung Kindergartenbeauftragte/r
Verwaltung
Einrichtung von AGs zwecks Vernetzung
S. 43
13.
S. 54
14.-20.
22.S. 16
5.
Projekt Werteerziehung
Einrichtungen/Träger können
Anträge stellen
Träger von Einrichtungen
HA VI
1. Quartal 2008
LV
1. Halbjahr 2008
LV
HA VI
1. Halbjahr 2008
Einrichtungen
LV
1. Halbjahr 2009
Kirchengemeinden, die Familienzentren errichten wollen
LV
Beginn:
01/2009
bis Ende 2008
HA XIII
• Festlegung der Verbindlichkeit HA VI
durch HA VI
• Umsetzung in allen
Einrichtungen
• zunächst die (Gesamt)Kirchen- HA VI
gemeinden, die an Pilotprojekten
HA XIII
teilnehmen
• später alle (Gesamt)Kirchengemeinden, die Träger von Kindergärten sind
LV
Entwicklung und Umsetzung neuer
Trägermodelle
verbindliches EDV-Konzept
FederZeit
führung
LV
1. Quartal 2008
BO: verbindliche Einführung
Träger: Ausstattung mit Hardund Software
Ende 2008
Pilotprojekte
Herbst 2008 bis
Sommer 2010
ab 2008 - 2010
HA XIII
ab 2008
LV
In
Bearbeitung
aus den räten
3
Diözesanrat – Diözesanpriesterrat
S. 15
4.1
S. 42
10.
S. 43
12.
Bereitstellung von Betreuungsangeboten für
Kinder unter drei Jahren
(HA XIII erarbeitet Rahmen)
Rahmenkonzept für Kooperation-Pastoral
Religionspädagogische Rahmenkonzeption
Träger von Einrichtungen
HA XIII
1. Halbjahr 2009
• Erstellung durch Diözesan-AG
• Umsetzung durch Kirchengemeinden, Kiga-Beauftragte
Pastoral
• Erstellung einer Rahmenkonzeption durch Diözesan-AG
• Umsetzung in den
Einrichtungen
HA VI
Ende 2009
HA VI
Ende 2009
Die INFORMATIONEN werden regelmäßig über die Umsetzung berichten.
Aktuelle Informationen finden Sie auf den Seiten der Hauptabteilung Caritas www.drs.de/index.php?id=7561 und des
Landesverbands Katholischer Kindertagesstätten www.lvkita.de.
2. Neu: Kindergartenbeauftragte Pastoral
Beate Jammer, Pastoralreferentin, ist seit rund 15 Jahren im Bereich katholischer Kindergärten aktiv, früher in Schwäbisch
Hall, derzeit in der Seelsorgeeinheit Unteres Filstal (Dekanat Göppingen-Geislingen). Für zwei Kindergärten mit acht Erzieherinnen und insgesamt vier Gruppen ist sie zuständig. Seit 1. Januar 2009 trägt sie die Bezeichnung »Kindergartenbeauftragte Pastoral«, sie vertritt die Region Göppingen in der diözesanen »AG Kindergartenbeauftragte Pastoral«.
Frau Jammer, als Pastoralreferentin sind Sie Theologin,
Seelsorgerin und Religionspädagogin – jetzt auch noch
Spezialistin für Kinderbetreuung?
Das ist eher aus der Not geboren. Bei mir war der Ausgangspunkt – noch an meiner letzten Stelle – ein Konflikt mit der
Stadt. Es gab Diskussionsbedarf in Personal- und Finanzfragen. Auf kirchlicher Seite war erst mal jeder überfordert –
nebenamtliche Kirchenpflegerin, Pfarrer, Kirchengemeinderat. Wir haben dann im Pastoralteam eine Ansprechperson
benannt. Eine solche Problematik trifft vor allem Kirchengemeinden, die nicht in eine Gesamtgemeinde eingebunden
sind, und Gemeinden auf dem Land, die zwar an ein Verwaltungszentrum angebunden sind, selbst aber eine nebenamtliche Kirchenpflege haben, die diese Aufgaben nicht ohne
weiteres professionell leisten kann.
Ich habe mich nach und nach eingearbeitet. Wertvolle Unterstützung gibt es dabei von der Fachberatung des Landesverbands Katholischer Kindertagesstätten und vom
Verwaltungszentrum.
4 informationen März - Juni 2009
Sind Sie gern Kindergartenbeauftragte?
Ich find’s spannend – im Doppelsinn des Wortes. Es kann
sehr konfliktbeladen sein. Und es ist hochinteressant, weil
ich da gesellschaftliche Entwicklungen hautnah mitbekomme. Diese mit pastoraler Arbeit zu verknüpfen, ist herausfordernd. In unserem Kindergarten zum Beispiel ist der Anteil
von Kindern mit Migrationshintergrund und von muslimischen Familien sehr hoch. Da überlegen sich die Erzieherinnen natürlich, wie sie die Vielfalt der Kulturen und Religionen einbinden. Ich finde es sehr wichtig, dass es kirchliche
Kindergärten gibt; und dann muss sich eben auch jemand
aus dem Pastoralteam engagieren. Auch die Verknüpfung
von Kindergarten und Kirchengemeinde könnte meines Erachtens sehr bereichernd sein.
Hat der Diözesanrat mit seinem Votum für die Einrichtung der Kindergartenbeauftragten Pastoral und Verwaltung also eine sinnvolle Entscheidung getroffen?
Von der Idealvorstellung her ist das eine gute und wichtige
Sache. Tatsächlich sind wir erst in der Erprobungsphase, an
der sieben Dekanate beteiligt sind, und ich bin selber gespannt, wie das gelingen wird. Die Erzieherinnen haben jetzt
zwar plötzlich zwei Ansprechpersonen, aber unterm Strich
sind sie einfach froh zu wissen, wer für sie zuständig ist.
Sonst ist es oft so, dass sie wissen, sie können jederzeit zum
Pfarrer kommen, der ist aber auch froh, wenn er nichts von
ihnen hört. Für die neue Aufteilung der Aufgaben der Pastoral und der Verwaltung gibt es eine – achtzehnseitige! – Matrix, die darstellt, wer in welchem Belang inwieweit zuständig
sein soll. Da sind nicht nur die beiden Kindergartenbeauftragten und die Kindergartenleitung aufgeführt, sondern
auch der Kirchengemeinderat, der Verwaltungsausschuss,
das Verwaltungszentrum, der Kirchenpfleger, der leitende
Pfarrer, das bischöfliche Ordinariat und der Landesverband
katholischer Kindertagesstätten. Die Zuständigkeitskategorien gehen vom Beschließen übers Anhörungsrecht bis zur
Möglichkeit, Empfehlungen auszusprechen oder eben auch
gar nicht beteiligt zu sein. Dieses »Konstrukt« will jetzt mit
Leben gefüllt werden. Skeptisch bin ich vor allem hinsichtlich der Arbeitsbelastung. Unser Beauftragter Verwaltung
hat eine volle Stelle, aber ob das ausreicht für all die vielen
Fragen und Aufgaben, die bei 22 Kindergärten anfallen?
Von Vorteil ist sicher, dass das Verwaltungs-Knowhow zentral und professionell vorhanden ist; das betrachte ich als
Synergieeffekt.
Kindergartenleiterin sprach – gewohnheitsgemäß – mit mir
darüber und anschließend mit Herrn Lang, dem Kindergartenbeauftragten Verwaltung, welcher sich dann anschließend wieder mit mir besprach. Oder die Frage, wer für das
Qualitätsmanagement zuständig ist – geht’s da um Verwaltung oder um Inhalte? Die neuen Zuständigkeiten müssen
sich einspielen und genauso der Informationsfluss; die Beteiligten müssen untereinander ja auch informiert sein.
Ist das Verhältnis Kindergartenbeauftragte/r Verwaltung und Kindergartenbeauftragte/r Pastoral 1:1?
Bei uns im Dekanat gibt es elf Kindergartenbeauftragte Pastoral und zwei Kindergartenbeauftragte Verwaltung, einen
für den Stadtbereich Göppingen und einen fürs Umland. Der
jeweilige Stellenumfang hängt von der Zahl der Kindergärten und deren Größe ab.
Insgesamt finde ich es sehr positives Zeichen von Seiten des
Diözesanrats, dass eine eindeutige Priorität für Kindergärten
geschaffen wurde.
Es gilt jetzt also vor Ort, diese Matrix passend zuzuschneiden?
Ja, wobei schon an eine möglichst einheitliche Umsetzung
gedacht ist. Ich kann mir vorstellen, dass ganz neue Kindergartenbeauftragte sich mit der Umsetzung dieser Aufgabenverteilung leichter tun als Leute wie ich, die schon jahrelang
eben für alle Belange der Kindergärten zuständig waren und
die das – Schmunzeln – eben auch gerne gemacht haben.
Dadurch dass ich schon länger Ansprechpartnerin für die
Kindergärten bin, kommen die Erzieherinnen bis jetzt mit
allen möglichen Fragen zu mir, da geht es um Bedarfsplanung, um Personalführung, um neue Richtlinien etc.; pastorale Anfragen sind bisher eher selten. Kürzlich entstand
dann eben eine Dreieckskommunikation: Da ging es um eine
Elternumfrage bezüglich des Bedarfs an Öffnungszeiten. Die
aus den räten
5
Diözesanrat – Diözesanpriesterrat
Gibt es schon institutionalisierte Kommunikationswege?
Die Kindergartenbeauftragte Pastoral und Verwaltung und
die Fachberatung des Landesverbands treffen sich in einer
Regionalgruppe. Die wird von einem Gemeindeberater des
Instituts für Fort- und Weiterbildung geleitet. In dieser Gruppe sind dann Leute drin, die schon jahrelang mit Kindergärten zu tun hatten, und absolute Neulinge. Da ist der Pfarrer
drin, der sagt: »Ich gehe alle zwei Wochen kurz im Kindergarten vorbei; das reicht.« Da ist die Gemeindereferentin
drin, die von ihrem Team zur Kindergartenbeauftragten bestimmt wurde, ohne Näheres zu wissen. Das ist natürlich
eine interessante Bandbreite und eine Herausforderung.
Jede Regionalgruppe entsendet eine/n Vertreter/-in in die
»AG Kindergartenbeauftragte Pastoral« auf Diözesanebene.
Eine solche AG gibt es auch für die Kindergartenbeauftragten Verwaltung. Diese Gremien werden vom Bischöflichen
Ordinariat begleitet, von Lothar Schubert aus der HA V Pastorales Personal, von Maria Haller-Kindler, HA VI Caritas, und
von Hermann Glaser, HA XIII Kirchliche Rechtspersonen. Diese AGs hatten schon Vorlauf, bevor die Kindergartenbeauftragten angestellt wurden. Unsere AG war mit Pfarrern und
Pastoralreferent/innen besetzt, die schon länger mit Kindergarten zu tun hatten und die da zum Teil richtig professionell
sind. Aber die kommen eben in der Regel aus der Stadt. Die
Landgemeinden sind dort nicht sehr stark repräsentiert, aber
gerade für die ist das neue Konstrukt wichtig.
Was raten Sie Kolleg/innen: Was sollte man für die Aufgabe Kindergartenbeauftragte Pastoral mitbringen?
Wer jetzt neu einsteigt, hat eine klare Zuständigkeit. Die Frage ist, wie viel Einblick in das jeweils andere Feld notwendig
ist. Kann ich pastorale Arbeit leisten, wenn ich von den strukturellen Nöten, vom Druck durch neue Anforderungen, von
der Zusatzbelastung durch ein Qualitätsmanagement nichts
weiß? Ich denke, auch wir Kindergartenbeauftragte Pastoral müssen wissen, was im Rottenburger Kindergartenplan
steht, was ein Orientierungsplan ist, wie die Gesetze gerade
aussehen. Da braucht es Bereitschaft, sich einzuarbeiten.
Ansonsten braucht es Interesse an Familien und deren Entwicklung im gesellschaftlichen Umfeld. Für uns Pastoralreferent/innen passt dieses Arbeitsfeld sehr gut ins Berufsprofil,
6 informationen März - Juni 2009
das ja sagt, wir sollen an der Schnittstelle von Kirche und
Gesellschaft arbeiten. Im Kindergarten hat man die Gesellschaft vor sich. Auch Kontakte zur Kommune und zu anderen kirchlichen Einrichtungen darf man nicht scheuen.
Wie sieht es denn mit dem Kontakt zwischen Kirchengemeinde und Kindergarten aus?
In der Regel entwicklungswürdig, würde ich wertneutral sagen. Bei mir kam dieser Bereich bisher zu kurz, weil die Verwaltungsthemen im Vordergrund standen und sich einfach
drängend darstellen. Da sehe ich wirklich eine neue Chance
durch die Kindergartenbeauftragten Pastoral. Wichtig ist,
dass diese unter ihrer sonstigen Arbeitsbelastung nicht der
Versuchung erliegen, das Feld komplett der Verwaltung zu
überlassen. Wie die Vernetzung zwischen Kirchengemeinde
und Kindergarten aussehen kann, dafür strickt ein diözesaner Arbeitskreis Ideen. Das muss über die Mitgestaltung
eines Gottesdienstes im Jahr hinaus gehen. Auch die Idee,
dass die Kindergartenbeauftragten Pastoral für die Rekrutierung zusätzlicher Gottesdienstbesucher zuständig sind, kann
man vergessen; solche Erwartungen gibt’s ja immer noch.
Ich sehe Kindergartenarbeit mehr als karitatives Feld.
Wie viele Prozent eines Arbeitsdeputats nehmen diese
Aufgaben in Anspruch?
Ich glaube, Rottenburg ist zur Zeit dabei, dafür eine Regelung zu treffen. Ich habe die letzten Jahre so acht bis zehn
Prozent meiner Arbeitszeit für die Kindergärten verwendet.
Da gehörte aber die Verwaltung mit dazu.
Aber dafür bringt das neue Modell vermutlich mehr
Kommunikationsaufwand mit sich ...
... der ja auch Zeit kostet. Das ist nicht zu unterschätzen.
Haben Sie Wünsche an den Diözesanrat oder die
Diözesanleitung?
Überlegen muss man sicher, wie viel Zeit für den Auftrag
als Kindergartenbeauftragte/r Pastoral zugestanden wird.
Und auch, welche Hilfestellungen wie beispielsweise Fortbildungen notwendig sind. Wie gesagt, Überlegungen sind
da schon im Gange.
Pastoralreferentin Beate Jammer / Cäcilia Branz
Interview vom 27. März 2009
3. Neu: Kindergartenbeauftragte Verwaltung
In der Gesamtkirchengemeinde Aalen ist eine Kindergartenbeauftragte Verwaltung nichts Neues. Claudia Fröhlich ist dort
von Seiten der Kirchenpflege seit gut zwölf Jahren für die zehn Kinderbetreuungseinrichtungen zuständig. Deshalb hat sich
auch das seit Juni 2008 bestehende Verwaltungszentrum Aalen, das neben der Gesamtkirchengemeinde die 30 Aktuariatsgemeinden im Dekanat Ostalb verwaltet, für die Modellphase des Rottenburger Kindergartenplans gerne zur Verfügung gestellt. Drei Mitarbeiter/innen mit insgesamt 1,3 Stellen haben zum 1. März 2009 die Aufgabe der Kindergartenbeauftragten
Verwaltung übernommen. Von insgesamt 42 katholischen Kinderbetreuungseinrichtungen nehmen 30 an der Modellphase
teil; dies entspricht rund 80 Gruppen mit ca. 150 Stellen. Claudia Fröhlich beschreibt, wie das funktioniert.
Kindergartenbeauftragte Verwaltung – für Sie nichts
Neues, oder doch?
Als ich vor gut zwölf Jahren mit dieser Tätigkeit im Rahmen
einer kleinen Nebentätigkeit begann, kam ich mit meinen
Erfahrungen als städtische Mitarbeiterin an. Man hat mir in
einem kleinen Besprechungszimmer eine Ecke zugewiesen,
wo ein auf Schreibtischhöhe abgesägter Tisch stand, und ich
hatte etwa eine halbe Seite Stichworte über meine künftige
Zuständigkeit, welche ein delegationsfreudiger und zukunftsorientierter Gesamtkirchenpfleger mit einem motivierten
Kindergartenausschuss zusammengestellt hatte. Ich begann
Kontakte zu knüpfen zu den Leiterinnen, dem Kindergartenausschuss, dem Pastoralteam und dem Landesverband.
Schwerpunkt meiner Arbeit war stets im Personalmanagement. Vieles musste geregelt und strukturiert werden. Einen
großen Schritt haben wir hierbei durch die Teilnahme am Qualitätsmanagementprojekt des Landesverbandes getan. Man
kann fast sagen, dass die Gesamtkirchengemeinde Aalen
eine Vorreiterrolle für das Modell des Kindergartenplans hat.
Meine neue Aufgabe baut darauf auf. Ich bin nun für den
Fachbereich insgesamt zuständig, habe die Zuständigkeit
für die Gesamtkirchengemeinde behalten und noch Aktuariatsgemeinden hinzubekommen. Für den Bereich der Gesamtkirchengemeinde gilt es nun eine Anpassung an den
Rottenburger Kindergartenplan vorzunehmen, was auch
nicht immer ganz einfach ist, da wir doch auch schon ein
wenig eingefahren sind. Der Bereich der Aktuariatsgemeinden ist für mich völlig neu und daher eine große Herausforderung. Wir befinden uns momentan in einer Einarbeitungsphase, wo wir ähnlich wie ich vor zwölf Jahren vorgehen
werden, allerdings um vieles strukturierter dank der Vorgaben des Kindergartenplans und eigener Erfahrungen.
Wer legt Ihre Aufgaben fest?
Es gab eine Arbeitsgemeinschaft unter der Federführung der
Hauptabteilung XIII mit Hermann Glaser und unter Beteiligung des Landesverbandes sowie Vertretern der sich für die
Einführungsphase bewerbenden Verwaltungszentren. Diese
hat Grundlagen erarbeitet, beispielsweise eine sehr detaillierte Aufgabenmatrix. Nun gilt es, diese erarbeiteten Grundlagen – die eine gute Basis für die neuen Stellen darstellen
– in der Praxis umzusetzen. Es gilt vor Ort die Kindergärten mit dem spezifischen Profil der Diözese zu sichern und
weiterzuentwickeln. Da sollte man an gutes Bestehendes
anknüpfen und stets versuchen, die örtlichen Ressourcen
einzubinden.
Als der Rottenburger Kindergartenplan diskutiert wurde, gab es einige Bedenken, ob sich bei dieser neuen
Aufteilung Pastoral und Verwaltung die jeweils Zuständigen nicht ins Gehege kommen?
Ich sehe darin keine Bedenken, sondern Anforderungen.
Bei uns in der Gesamtkirchengemeinde hat jahrelang unser Dekan den Part des Kindergartenbeauftragten Pastoral
wahrgenommen. In dieser Zeit habe ich natürlich auch Teile
dessen, was heute der Zuständigkeit der Kindergartenbeauftragten Pastoral liegt, wahrgenommen. Wir sind uns nie in
die Quere gekommen, es hat sehr gut funktioniert.
Nun haben wir seit September 2008 eine Gemeindereferentin in der Funktion der Kindergartenbeauftragten Pastoral.
Diese hat nun zeitlich mehr Kapazitäten, so dass wir in einer
neuen Findungsphase sind. Es existieren klare strukturelle
Vorgaben, daher kennt jeder seinen Bereich, und man wird
sich gut und sinnvoll ergänzen. Jeder ist kompetent in seinem Gebiet und wird daher vom anderen profitieren.
aus den räten
7
Diözesanrat – Diözesanpriesterrat
Gibt es einen gemeinsamen Vorgesetzten, der notfalls
ein Machtwort spricht?
Zunächst seht fest, dass man an Beschlüsse des Kirchengemeinderates gebunden ist. Des Weiteren sind Dienst- und
Fachaufsicht klar geregelt.
Wie sieht der Kontakt zwischen Ihnen und den Kindergärten aus?
Aus den Erfahrungen und Entwicklungen der letzten zwölf
Jahre verweise ich gerne auf unsere regelmäßigen Besprechungen über alle aktuellen Themen in einem Gesamtgremium, der Leiterinnen-Träger-Runde, und die Zielvereinbarungsgespräche mit allen Einrichtungen. Ich bin aber für alle
Mitarbeiter/innen stets erreichbar, besuche die Einrichtungen bei Bedarf. Die Kontakte ergeben sich durch die Aufgabenvielfalt von allein. Darüber hinaus führen wir bisher
Personalversammlungen mit allen Mitarbeiter/innen der
Kindertagesbetreuungseinrichtungen durch und treffen uns
auch zu geselligen Anlässen. Wir stehen daher in einem sehr
engen Kontakt.
Hat der Diözesanrat mit seinem Votum für die Einrichtung der Beauftragten Pastoral und Verwaltung eine
gute Entscheidung getroffen?
Die Entscheidung des Diözesanrates kann ich nur befürworten. Im Übrigen bringt ja jede/r von Studium oder Ausbildung jeweils entsprechende Kenntnisse mit. Natürlich gibt
es Verwaltungsfachleute, die sich im pastoralen Bereich
wohl fühlen. Dies ist aber nicht verwunderlich, da wir uns
in kirchlicher Trägerschaft befinden. Einige pastorale Mitarbeiter erledigen auch gut und gerne Verwaltungsaufgaben.
Beide jedoch kommen auf Dauer nicht ohne den anderen
aus. Als weitere Partner dürfen die Fachberater/innen des
Landesverbandes nicht vergessen werden, die die dritte Säule in der Unterstützung der Kindergärten darstellen.
Haben Sie Wünsche an den Diözesanrat oder die
Diözesanleitung?
Ja, ich habe drei große Anliegen:
1. Diözesanrat und Diözesanleitung sollten sich für eine
grundlegende Personalaufstockung in den Einrichtungen
einsetzen:
Pädagogische Mitarbeiterinnen in Kindergärten sind an
ihren Grenzen angekommen. Die Entwicklung insgesamt im Kindergartenbereich der letzten Jahre mit den
8 informationen März - Juni 2009
gestiegenen Anforderungen z. B. durch Orientierungsplan, Einführung QM, Ausweitung der Öffnungszeiten
und Einführung neuer Betreuungsarten wie U3 erfordern
zusätzliche Zeit, welche die Mitarbeiterinnen nie erhalten
haben, teilweise gab es sogar Kürzungen. Es gibt momentan bereits vielerorts unter bisher hoch motivierten
Mitarbeiterinnen völlige Resignation mit Berufsaufgabe. Für Leitungsaufgaben ist kaum jemand zu gewinnen.
Hierzu kommen nun noch die speziellen Anforderungen in
unserer Diözese, festgeschrieben im Kindergartenplan. Diese Anforderungen sind richtig und wichtig, können aber nur
mit entsprechendem Personal umgesetzt werden.
2. Der Landesverband sollte intensiv unterstützt werden:
Umgesetzt werden viele Forderungen des Kindergartenplans
beim Landesverband. Dieser ist laut Rottenburger Plan zuständig für das Fort- und Weiterbildungskonzept mit QM,
Ausarbeitungen zu Kooperation Kindergarten- und Tagespflege sowie Familienzentren, Beratung bei der Bereitstellung von Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren,
EDV-Konzept, usw. Für diese vielseitigen Aufgaben benötigt
der Verband die entsprechende Personalausstattung. Dies
sollte in den Trägerkonferenzen vor Ort und den Delegiertenversammlungen beachtet werden.
3. Evaluation der Pilotphase
Die Erkenntnisse aus der Pilotphase sollten sehr kritisch auf
zeitliche und finanzielle Ressourcen hin überprüft werden.
Würde sich daraus Bedarf zur Nachbesserung ergeben,
sollte dieser von der Diözese angegangen werden. Die Umsetzung des wertvollen und einzigartigen Rottenburger Kindergartenplanes hat große Erfolgschancen wenn das nötige
Werkzeug zur Verfügung steht.
Claudia Fröhlich / Cäcilia Branz
Schriftliches Interview, März 2009
Schwerpunkt DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit
Nicht warten, bis die Jugendlichen so sind, wie wir sie gern hätten
Interview mit der Vorsitzenden des Diözesanausschusses Arbeit und soziale Gerechtigkeit
Andrea Tanneberger (Leonberg), Vorsitzende des Diözesanausschusses (DA) Arbeit und soziale Gerechtigkeit, erläutert im Interview, aus welcher Motivation und mit welchen Zielen sich der Ausschuss mit benachteiligten Jugendlichen
auseinandersetzt.
Warum haben Sie sich zur Mitarbeit in diesem Ausschuss entschieden?
Als Mitglied der Gemeindeleitung habe ich die Betriebsseelsorge und des Arbeiterzentrums in Böblingen als eine
wichtige Anlaufstelle für Menschen mit und ohne Arbeit
erlebt, und als ein Haus, in dem die Person des Nächsten
ganz real ist. Wo man über die katholische Soziallehre nicht
nur diskutiert, sondern diese lebt. Und ich habe erlebt,
dass Betriebsseelsorger und Pfarrer, und das heißt die Kirche, bei Betriebsinsolvenzen und Arbeitsplatzabbau für die
betroffenen Personen wichtige Begleiter sind und von der
Öffentlichkeit und Presse wahrgenommene werden. Auch
begleitet mich schon lange das Thema »Eine Welt« in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Die Veränderungen in der
Arbeitswelt, der damit verbundene Wandel in den Familien, die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm
und Reich: Diese Themen werden in den Gemeinden zu
wenig thematisiert und rücken zu oft im Kirchenalltag in
den Hintergrund. Deshalb hat es mich gereizt, mich mit
anderen Interessierten und verbandlichen und diözesanen
Vertretern an den Themen Arbeit und soziale Gerechtigkeit
zu versuchen. An Themen, die über unseren eigenen Kirchturm hinausgehen und uns doch täglich betreffen.
Der DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit hat in dieser
Amtsperiode seinen Arbeitsschwerpunkt auf benachteiligte Jugendliche gelegt. Warum?
Die Aufgabenstellung Integration junger Menschen in Bildung und Arbeit war uns schon vom vorigen Ausschuss als
Hausaufgabe mitgegeben worden. Mit Herrn Mutscheller,
einem Ausschussmitglied, das äußerst engagiert in dem
Bereich Jugendliche und Arbeitswelt ist, haben wir einen
»Vorarbeiter«, der viel zu diesem Thema beitragen kann
und uns da auch immer wieder antreibt. In unseren ersten
Sitzungen haben wir Material gesammelt, um uns einen
Überblick über die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen und verschiedene Hilfsangebote kennen zu lernen.
Ein wichtiger Aspekt der Menschenwürde ist Teilhabe am
Arbeitsleben, der für möglichst alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen möglich sein muss, um ihnen ein selbstbestimmtes und »Hartz-IV-freies« Leben zu ermöglichen.
Welche Mitstreiter hat
der Ausschuss bei diesem
Thema?
Im Ausschuss sind neben
den Mitgliedern aus dem
Diözesanrat und den zugewählten Personen, Vertreter
von Caritas, KAB, Martinusmantel, Schulsozialarbeit,
Betriebsseelsorge, Kolping
und Jobpatenmodelle beteiligt. Ebenso vertreten ist die
Hauptabteilung Gesellschaft
und Kirche.
Benachteiligte Jugendliche – wer ist das? Welche Faktoren machen diesen Jugendlichen das Leben schwer?
Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten, schwierige
familiäre Verhältnisse, Sprachprobleme und oft ein Migrationshintergrund machen einigen Jugendlichen den Schulalltag, den Übergang ins Berufsleben und damit das Leben
schwer. Wer seinen Schulabschluss nicht schafft und/oder
keine Ausbildungsstelle findet oder die Ausbildung vorzeitig
abbricht, tut sich schwer, das Leben auf eigene Beine zu stellen. Erwerbstätigkeit und ein damit verbundenes Gehalt sind
wichtig für die Unabhängigkeit von Eltern und Behörden
sowie zum Aufbau eines eigenen Lebens. Oft fehlt diesen
Jugendlichen ein geregelter Alltag, Unterstützung um die
Anforderungen von Schule und Lehrstelle zu bewältigen,
Personen die Sicherheit und Selbstbewusstsein geben. Vielen Jugendlichen fehlt die Bestätigung, als Mensch einmalig
und wichtig zu sein. Die Erfahrung von Ermutigung, Wahrnehmung und Ernstgenommensein gibt es nicht in ihrem
Leben.
Der Ausschuss gestaltet die Diözesanratssitzung im
Juni mit. Was ist sein Anliegen an die Katholikenvertreter/innen der Diözese?
Wir möchten, dass diese Problematik von unseren ehren- und
hauptamtlichen Diözesanräten in ihre Gemeinden und Dekanate mitgenommen wird. Wenn sie mit dieser Problematik
schwerpunkt
9
DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit
im Hinterkopf, mit offenen Augen in ihre Gemeinden gehen,
dann werden sie sich vielleicht an Diskussionen in katholischen Kindergärten, in der Vorbereitung zur Erstkommunion
und vor allem in der Firmvorbereitung, wo wir ja viele und
vielfältige Jugendliche in unseren Gemeinden erleben, beteiligen, sich in Neukonzeptionen der Ganztagesschulen, oder
in Jugendhilfeeinrichtungen einbringen, Patenschaftsmodelle wahrnehmen oder für diese werben. Die Vertreter/innen
der Diözese und die Verbandsvertreter möchten wir zum
weiteren Ausbau von interkulturellen Konzepten in der Schule, Ausbau der Schulsozialarbeit an allen Schulen und kompetente Begleitung von Jugendlichen in der Berufsfindungund Berufsvorbereitungsphase ermutigen. Die Gemeinden
und Bildungswerke könnten Eltern einen niederschwelligen
Zugang zu den Bildungsinstitutionen ihrer Kinder und auch
Orte für Austausch und Ratsuche eröffnen.
Kirche muss ihr ureigenstes Familienbild mit berufstätigem Vater, Mutter als Hausfrau und Sohn und Tochter, sowohl in der Kleinkindbetreuung, wie auch in den
Auswirkungen auf kirchliche Kinder- und Jugendarbeit, überdenken und den neuen Realitäten anpassen.
Diese Aspekte und noch viele mehr will ein Begegnungstag
zum Thema im Oktober in die Öffentlichkeit transportieren.
Er wird eine Plattform für Menschen, die sich für benachteiligte Jugendliche einsetzen, aber auch für Betroffene und
Interessierte sein.
Wir sind aufgefordert, Schritte zu tun und nicht zu warten,
bis die anderen so werden, wie wir sie haben wollen.
Was kann Kirche für benachteiligte Jugendlichen tun?
Kirche kann dieses Thema in den Blick nehmen, in Einrichtungen, Verbänden und Kirchengemeinden begleiten und
unterstützen. Kirche kann in Gesprächen mit Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft auf dieses Thema hinweisen.
Kirche hat mit ihrem Bild von der Einmaligkeit jedes Menschen einen guten Ansatzpunkt. Dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Können oder seiner
sozialen Stellung von Gott geschaffen ist als sein Ebenbild
bedeutet eben auch, dass jede Lebensgeschichte für Gott
einmalig ist. Wir dürfen hier nicht werten und uns nur die
rauspicken, die für uns angenehm und einfach sind. Auch
die, die am Rand unserer Gemeinden stehen gehören dazu,
auch wenn diese selbst es oft nicht ausdrücken, geschweige
denn einfordern können.
Sind noch andere Themen aktuell im DA Arbeit und
soziale Gerechtigkeit?
Wir wollen uns in den nächsten Sitzungen mit den Auswirkungen der Finanzkrise auf die heimische Arbeitswelt, aber
auch als weltweite Problematik auseinander setzen.
Andrea Tanneberger / Cäcilia Branz
Schriftliches Interview, April 2009
Der Diözesanausschuss Arbeit und soziale Gerechtigkeit
»Die Frage nach menschengerechter Arbeit und einem ausreichenden Einkommen erfüllt viele Menschen von heute mit
Angst und Sorge. Das ist ein ›Ernstfall‹ für Seelsorge. Daher soll dieser Ausschuss das Thema ›Arbeitswelt‹ im Diözesanrat
und darüber hinaus wach halten, Anregungen und Initiativen für die Seelsorge entwickeln, kritisch die ›Zeichen der Zeit‹
im Lichte der Katholischen Soziallehre beurteilen und verfolgen.« So heißt es in der Begründung zur Einrichtung des Diözesanausschusses Arbeit und soziale Gerechtigkeit seitens des Diözesanrats.
Von Seiten des Diözesanrats
gehören dem Ausschuss derzeit an als Ausschussvorsitzende Andrea Tanneberger, von Beruf Sekretärin (Dekanat Böblingen), als stellvertretender Vorsitzender Diözesansekretär der KAB Peter Niedergesäss (ako-Vertreter), als Schriftführer der
Geschäftsführer der diözesanen Räte Hermann Steur, außerdem Klaus Panni, von Beruf Schreiner (Dekanat Ostalb), DiplomPädagoge Günther Plonka (Dekanat Mergentheim) und Diplom-Ingenieur Heimo Weber (Dekanat Stuttgart).
10 informationen März - Juni 2009
Zugewählt
worden sind der Vorstand des Kolping-Bildungswerks Dr. Carsten Breyde, der Mechaniker Gerhard Heckel, der ehemalige
Geschäftsführer Ernst Mutscheller, die Gemeindereferentin Regina Nagel, die für die DiAG MAV arbeitet, Seminarleiterin
Andrea Ragg, Caritas-Fachbereichsleiter Werner Strube und Betriebswirt Horst Tampe.
Für das Bischöfliche Ordinariat
arbeiten Ordinariatsrat Dr. Joachim Drumm als Leiter der Hauptabteilung Kirche und Gesellschaft sowie der Leiter der diözesanen Betriebsseelsorge Pfarrer Wolfgang Herrmann mit.
Vorankündigung:
Begegnungs- und Informationstag
zur Integration benachteiligter junger Menschen in die Arbeitswelt
Samstag, 17. Oktober 2009 in Ludwigsburg
Der Tag soll Menschen aus Organisationen, Verbänden und Gemeinden zusammenführen, die sich für
benachteiligte junge Menschen in der Arbeitswelt einsetzen oder eine Initiative/Projekt in dieser Sache starten
möchten.
Nach einem gemeinsamen Auftakt – Bischof Dr. Gebhard Fürst wird anwesend sein – stellen sich verschiedene
Initiativen mit ihren Projekten vor. Am Nachmittag können Sie sich in Workshops ausführlicher informieren oder
beraten lassen.
Eine Band, Spiel und mehr werden dafür sorgen, dass der Tag einen abwechslungsreichen und bunten Charakter
haben wird.
Nähere Informationen dazu finden Sie in der nächsten Ausgabe der INFORMATIONEN.
schwerpunkt
11
DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit
Aufruf an Dekanate, Seelsorgeeinheiten und Verbände zur Beteiligung!
Auf dem Weg zu einem Schulabschluss und den Einstieg in Lehre und Beruf haben es junge Menschen schon vor der
aktuellen Krise nicht leicht gehabt. Immer noch beenden zu viele Jugendliche ihre schulische Laufbahn ohne einen Abschluss, finden nur schwer einen Ausbildungsplatz oder werden anschließend nicht übernommen. Besonders Abgänger/
innen von der Hauptschule haben es auf dem Arbeitsmarkt immer schwerer. In Zeiten der Wirtschaftskrise wird sich die
Situation benachteiligter junger Menschen noch verschärfen.
Einige Zahlen: Nach aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Statistischen Bundesamtes verlassen pro Jahr
80.000 Schüler/innen die Schule, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss gemacht zu haben, ausländische Jugendliche doppelt so häufig wie deutsche. Heute haben 3,4 Millionen Jugendliche unter 25 Jahren einen sozialversicherten
Job – demgegenüber stehen 1,2 Millionen Jugendliche, die förder- oder hilfebedürftig sind. Mehr als 900.000 Jugendliche
zwischen 15 und 24 Jahren bekommen Hartz-IV-Leistungen. 300.000 erhalten Arbeitslosengeld I.
Der Diözesanratsausschuss Arbeit und soziale Gerechtigkeit hat sich in seinen vergangenen Sitzungen intensiv mit den
Zukunftschancen junger Menschen beschäftigt. Als Konsequenz auf die Not benachteiligter junger Menschen möchten
wir zusammentragen, welche Projekte oder Initiativen es in Dekanaten, Seelsorgeeinheiten und Verbänden gibt, die
jungen Menschen in dieser Not zur Seite stehen. Ergebnis soll eine Handreichung sein, die auf die bestehenden Projekte
und Initiativen aufmerksam macht – gleichzeitig kann sie als Anregung dienen, die Situation der benachteiligten jungen
Menschen vor Ort neu in den Blick zu nehmen und initiativ zu werden.
Erhebungsbogen
zu Initiativen und Projekten in Dekanaten, Seelsorgeeinheiten und Verbänden,
die Jugendliche mit Schwierigkeiten in Ausbildung und Berufsfindung begleiten
Stellen Sie Ihre Initiative und Projekt (vom Ausbildungslotsen über Hausaufgabenbetreuung, Jobpaten etc.) auf maximal
einer DIN 4 Seite vor.
Die Vorstellung sollte folgende Elemente enthalten:
‹ Titel / Name des Projektes, gerne auch ein Bild oder Logo
‹ Kurze Projektbeschreibung
Was war Anlass für das Projekt
Welches Ziel hat das Projekt
Was konnte bisher erreicht werden
Wie viele Personen sind am Projekt beteiligt
Träger / Kooperationspartner
‹ Ansprechpartner/innen / Kontaktadresse
Bitte senden Sie die Vorstellung Ihres Projekts /Ihrer Initiative bis 31. Juli 2009 an:
Geschäftsstelle Diözesanrat, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart
am besten per Mail: [email protected]
Danke!
12 informationen März - Juni 2009
Schwerpunkt Was geht‘s uns an
Ein Auftrag für die Kirche – auf allen Ebenen
Integration junger Menschen in die Arbeitswelt
Worüber reden wir?
Trotz verstärkter und anerkennenswerter Anstrengungen
von Politik und Wirtschaft wird der Ausbildungsmarkt
nicht nur dieses Jahr, sondern bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein auch in Baden-Württemberg angespannt bleiben. Entgegen früherer Prognosen werden die Schülerabgangszahlen erfreulicherweise nicht abnehmen: 171.400
im Jahr 2005, voraussichtlich 171.500 im Jahr 2013. Erst
in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts schlägt der
demografische Rückgang der Schulabgänger/innen durch.
2020 werden über 20.000 Schüler/innen weniger aus den
Schulen entlassen.
»Die anhaltend ungünstige Wirtschaftsentwicklung, ein regional und sektoral unterschiedliches Angebot an Ausbildungsplätzen, ein verändertes Bildungswahlverhalten von
Eltern und ihrer Kinder wie auch gestiegene Anforderungen
von Betrieben erschweren es den Ausbildungsplatzsuchenden, im unmittelbaren Anschluss an ihren Besuch allgemein
bildender Schulen einen Ausbildungsplatz zu erhalten.«
heißt es in der Gemeinsamen Vereinbarung der Landesregierung mit den Präsidenten der Kammerorganisationen
und der Arbeitgeberverbände vom 7. März 2006. Insbesondere eine wachsende Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Ausbildungsbetriebe und dem Leistungsprofil der
jungen Bewerber/innen macht zu viele junge Menschen zu
Verlierern am Arbeitsmarkt. In Baden-Württemberg werden
15 bis 20 Prozent eines Altersjahrganges als »Risikogruppe
am Ausbildungsmarkt« bezeichnet. Welche Perspektiven
einer beruflichen Integration und damit der Chance eines
selbstbestimmten Lebens jungen Menschen, die auf Grund
ihres Leistungsvermögens im Wettbewerb zunächst benachteiligt sind, eröffnet werden können, wird zu einem Prüfstein
für alle Gruppen in der Gesellschaft, auch für die Kirche.
»Es gehört zum Grundauftrag der Kirche, sich der Benachteiligten anzunehmen. Der Blick in die Geschichte des Katholizismus der letzten 150 Jahre zeigt, dass der Einsatz in den
sich neu stellenden sozialen Fragen den großen Reichtum
unserer Arbeit ausmacht.« (Erklärung des Zentralkomitees
deutscher Katholiken: Benachteiligte Jugendliche gerecht
beteiligen, 23. Mai 2006). Wenn diese Feststellung nicht nur
öffentlichkeitswirksame Proklamation bleiben soll, hat dies
in der Tat konkrete Auswirkungen für eine Selbstverpflichtung der Kirche.
Berufliche Integration junger Menschen zum Thema
auf allen Ebenen kirchlicher Aktivitäten, insbesondere
in den Gemeinden, machen!
Aus dem Blickwinkel des Marketings für junge Menschen
verfügt die katholische Kirche über eines der besten flächendeckenden Netzwerke in unserem Lande. Ist es abwegig zu
fordern, dieses Netzwerk von der Spitze bis zur Basis zur
Schaffung eines Problembewusstseins, einer Option für
die Zukunftschancen junger Menschen zu nutzen? Ist es zu
viel verlangt, von Hauptamtlichen wie Ehrenamtlichen zu
erwarten, dass sie sich entsprechend ihrer Möglichkeiten
zusammen mit Gemeindemitgliedern als Ausbildungsplatzwerber einsetzen? Häufig ist das Wort eines Pfarrers oder
eines anerkannten Kirchengemeinderates beim Handwerkmeisters oder Unternehmers wirkungsvoller als der Besuch
eines Kammervertreters.
Projekte kirchlicher Träger unterstützen!
In unserer Gesellschaft herrscht häufig das Bewusstsein vor,
dass wir zur Lösung von Problemen ja über die entsprechenden Spezialisten und hochprofessionelle Organisationen verfügen. Selbstverständlich benötigen wir diese Profis auch zur
Förderung benachteiligter Jugendlicher. Die Arbeit der Profis
wird aber umso fruchtbarer, je besser die Unterstützung und
Verankerung in der kirchlichen Struktur und Basis ist. Die einschlägigen Projekte , z. B. der Aktion Martinsmantel, sollten
deshalb zum Thema der Informations- und Bildungsarbeit
der Verbände und Gemeinden werden.
Politischen Einfluss der Kirche nutzen: Benachteiligte
Jugendliche brauchen eine wirksame Lobby!
Die Diözese ist in vielen einschlägigen Gremien der Landesregierung vertreten. Hier gilt es, Lobbyarbeit für junge
Menschen zu leisten. Dies setzt voraus, dass die kirchlichen
Vertreter präsent sind und eine stringente konzeptionelle
Linie zu Gunsten der beruflichen Integration vertreten.
Einige Punkte seien genannt: Die Politik beim Wort nehmen!
In der Koalitionsvereinbarung und der Regierungserklärung
wird ein Schwerpunkt bei der Förderung leistungsschwächerer junger Menschen gelegt. Wie sieht dazu die Praxis
aus? Wird differenziert gefördert, vom Kindergarten bis zu
den weiterführenden Schulen? Wird an den Hauptschulen zielorientiert personell begleitet oder wird die häufig
dringend notwendige sozialpädagogische Begleitung aus
schwerpunkt
13
Was geht´s uns an
Kostengründen gestrichen? Wie werden die Übergänge gestaltet? Werden die knappen Ressourcen dort eingesetzt, wo
es um die Chancen der Benachteiligten geht?
Mit gutem Beispiel vorangehen!
Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Voraussetzungen für den Schulerfolg vor der Schulzeit und für die
Ausbildungsreife nicht erst in den letzen zwei Schuljahren
geschaffen werden. Was Not tut, ist eine ständige personelle Begleitung der Familien, der Kindergartenarbeit, der Schulen, um eine kontinuierliche Orientierung an der Berufs- und
Arbeitswelt zu gewährleisten, an der es beim Übergang von
der Schule in die Arbeitswelt vor allem mangelt. Dies kann
nur gelingen, wenn sich alle Gruppen in der Gesellschaft
aktiv einbringen. Haben wir ernsthaft überprüft, ob unsere
Bildungsarbeit, unsere Jugend- und Familienarbeit diesen
Qualitätsanforderungen standhält? Nutzen wir die Chancen
der Kooperationen mit Schulen, z. B. beim Programm des
Landes für Jugendbegleiter? Welche Unterstützung und Hilfen bieten wir den Akteuren vor Ort, um sich an einschlägigen Programmen zu beteiligen?
Ein wirksames Signal setzen!
Fakten setzen überzeugt mehr als Programme zu schreiben
oder Forderungen zu stellen. Wie wäre es, wenn die Diözese,
gerade und umso überzeugender auf dem Hintergrund der
Knappheit finanzieller Ressourcen, eine »Initiative Zukunftschancen junge Generation« schaffen würde? Die Ausrufung
dieser Initiative könnte der Startpunkt für ein Gesamtprogramm »Zukunftsinitiative junge Generation« sein.
»Ausbilden geht vor Übernahme« gilt auch für die
kirchlichen Arbeitgeber!
Dieses Programm sollte auch die Selbstverpflichtung der Kirche als Arbeitgeber enthalten: Ausbildung geht vor Übernahme. Auch die kirchlichen Arbeitgeber werden sich daran
messen lassen müssen, ob sie in den nächsten Jahren über
Bedarf ausbilden. Dann werden die berechtigten Forderungen der Kirche an Politik und Wirtschaft, mehr für die Ausbildung zu tun, noch glaubwürdiger.
Ernst Mutscheller
DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit
benachteiligt
(m)ein Nachteil
(m)ein Vorteil
dass ich nicht in Deutschland geboren bin
dass der Klassenteiler bei 36 liegt
dass Deutsch nicht die Muttersprache meiner Eltern ist
dass ich keinen Onkel mit Kfz-Werkstatt habe
dass meine Eltern keine Kontakte zu Geschäftsleuten
haben
dass meine Eltern nicht studiert haben
dass die Arbeitslosigkeit meine Eltern müde gemacht hat
dass ich nicht gelernt habe, wie man lernt
dass ich zu Hause nicht gelernt habe, Ordnung zu halten
dass meine Eltern Konflikte laut und mit Schlägen lösen
dass es bei uns zu Hause alles in allem 11 Bücher gibt, 8
davon Bilder- und Kinderbücher
dass ich fließend russisch oder türkisch spreche
dass ich Geschwister habe, also sozialkompetent bin
dass ich eher praktisch denke
dass mein Vater sein Auto selber repariert
dass ich weiß, dass das Leben keine Spazierfahrt ist
dass ich oft auf meine kleine Schwester aufpassen muss
dass ich mein Essen selber zubereiten muss
dass ich mich seit drei Jahren allein um meine alkoholkranke Mutter kümmere
dass ich Bodybuilding mache, damit mein Vater sich nicht
traut, mich zu schlagen
14 informationen März - Juni 2009
lasst ihr ihn gelten?
Nicht Barmherzigkeit, sondern Gerechtigkeit
Jugendliche zu achten, ..., ist keinesfalls Ausdruck barmherziger Mildtätigkeit, sondern einer Gerechtigkeit, die wir
ihnen schuldig sind. Ich verwende den Begriff der Gerechtigkeit hier mit Bedacht in seinen unterschiedlichen sozialethischen Schattierungen:
1. Gleichwertigkeit
Jugendliche zu achten ist Ausdruck ihrer Würdigung als Gleiche; als Gleiche mit gleichen Rechten wie natürlich auch mit
gleichen Pflichten (iustitia legalis).
2. Leistungsgerechtigkeit
Jugendliche zu achten ist sodann Ausdruck der Würdigung
ihrer tatsächlich erbrachten Lebensleistung (iustitia commutativa) ... nämlich die oftmals verkannte Lebensleistung der
jugendlichen »Helden im Alltag« als solche wahrzunehmen
und damit als Erwachsenenwelt dem Gebot der Leistungsgerechtigkeit nachzukommen.
Aus dem Physikunterricht – Sie erlauben bitte dieses kleine
Zwischenspiel meiner Gedanken – erinnere ich elementare
Einsichten der Mechanik:
Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit. Arbeit wiederum Produkt
aus aufgebrachter Kraft und zurückgelegter Wegstrecke.
Die aufgebrachte Kraft wiederum ist abhängig vom Aufwand, eine bestimmte Masse zu beschleunigen. Er wird
bei gleicher Masse größer, wenn der Reibungswiderstand
der Umgebung größer ist. ... Mit anderen Worten: Die Arbeits- und Lebensleistung eines Menschen hängt ... nicht
ausschließlich von der Ausdehnung einer erfolgreich zurückgelegten Wegstrecke ab. Sie kann auch bei kleinen Schritten
sehr beachtlich sein; nämlich dann, wenn die Bewegungen
des eigenen Lebens gegen äußerst widrige Umstände oder
sogar entgegengesetzt dem Mainstream erfolgen müssen.
Und dies ist ersichtlich dann der Fall, wenn sich ein Teenager
der Erwartungshaltung widersetzt, ihr Kind abzutreiben
und dennoch den eigenen Schulabschluss zu erreichen. Dies
ist ersichtlich dann der Fall, wenn sie ein Vierzehnjähriger
gegen die Gewalt entscheidet, obwohl dies die einzig verstandene Sprache seines Alltags zu sein scheint. Dies ist
ersichtlich dann der Fall, wenn eine Sechzehnjährige aus
der Sozialhilfebiographie ihrer Familie ausbricht und auch
nach tausend Ablehnungen sich weiter um einen Ausbildungsplatz oder einer Arbeitsstelle bewirbt. Vom selbst tragenden Aufschwung an den Aktienbörsen zu profitieren, ist
in der Regel vermutlich weit weniger leistungsgerecht, als
die Lebensleistung dieser Jugendlichen zu achten und zu
würdigen.
3. Verteilungsgerechtigkeit/Befähigungsgerechtigkeit
Ein sozialethisch informierter Begriff von Gerechtigkeit kennt
noch eine dritte Bedeutung: die Verteilungsgerechtigkeit wenigstens an Chancen, das eigene Leben erfolgreich führen zu
können. ... Einer Verteilungsgerechtigkeit (iustitia distributiva) geht es nicht einfach darum, die Bedürftigen mit den elementaren Grundgütern für das alltägliche Leben zu versorgen. Verteilungsgerechtigkeit geht es vor allem darum, die
Betroffenen zu befähigen, sich selbst um die Befriedigung
ihrer Lebensbedürfnisse sorgen zu können. Verteilungsgerechtigkeit als Befähigungsgerechtigkeit zielt auf den Erwerb
und den Ausbau von Fähigkeiten und Kompetenzen (capability approach), selbstständig das eigene Leben führen zu
können und von außergewöhnlichen Hilfen unabhängig zu
werden. Solche Befähigungsgerechtigkeit haben besonders
Jugendliche ... nötig. Bei all ihrer erkennbaren Leistungsfähigkeit sind sie auf entgegenkommende Unterstützungen
angewiesen – und seien es nur Achtung, Aufmerksamkeit
und Aufmunterungen, die sie zum Durchhalten ermutigen.
Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Berlin
Vortrag auf der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas Baden-Württemberg am 23.1.2008 in Stuttgart (Auszüge)
schwerpunkt
15
Was geht´s uns an
Eine christliche Haltung gegenüber benachteiligten Jugendlichen
Offen für das überraschend Neue
Gottes Kraft für uns Menschen wird handgreiflich in der
heilsamen Kraft Jesu von Nazaret. ... Jesu Kraft ist nicht die
unheimliche Kraft eines mirakulösen Wundertäters. Sie ist
die heilsame Kraft ermutigender Beziehungen. Sie wurzelt
in der Sehnsucht der Menschen, ihr Unheil zu überwinden.
Sie ist keine Kraft, die etwas besitzt oder festhält, sondern
eine Kraft, die bewegt und verändert. Dynamis heißt es
im griechischen Original der Bibel, und der eingedeutschte Begriff Dynamik drückt die damit bezeichnete Bewegung und Veränderung vortrefflich aus: Gottes Kraft in der
Mächtigkeit bewegender Beziehungen. ... Machtvolle Beziehungen sind es, die im Kräftespiel zwischenmenschlicher
Bewegungen und Veränderungen Gottes Kraft lebendig
werden lassen.
Machtvoll, nicht beherrschend sollten auch unsere professionellen Beziehungen zu Jugendlichen in besonderen
Lebenslagen sein – zumindest wenn wir in der Tradition
des Nazareners an ihrer Subjekt- und Menschwerdung interessiert sind und ihnen so als gleichwertige Ebenbilder
Gottes die geforderte Achtung entgegenbringen wollen.
Dazu gehört an erster Stelle eine klare Absage an jede vorauseilende Hermeneutik des Verdachts.
Die Fachdiskurse der Kinder- und Jugendarbeit warnen
schon seit langem vor der Ambivalenz selbst der gut gemeinten (personenbezogenen) Präventionsarbeit.1 Präventionsarbeit orientiert sich – wie jede Form sozialprofessioneller Intervention – an einem Leitbild (»Normal- bzw.
Idealzustand«). Je geschlossener, ja abgeschlossener dieses
Leitbild aber ist und die Adressaten präventiver Arbeit – hier
16 informationen März - Juni 2009
die Jugendlichen – an seiner Festlegung ausgeschlossen
sind, mutiert Prävention in Fremdbestimmung. Sie verhindert dann das, was eigentlich Ziel (primärer) Prävention ist:
nämlich die Eigenverantwortung und die Selbstbestimmung
von Jugendlichen zu fördern. Gerade Präventionsarbeit mit
Jugendlichen in prekären Lebensverhältnissen begünstigt
eine Haltung des Misstrauens, hinter dem sich oftmals eine
defizitorientiertes Kinder- und Jugendbild verschanzt. ...
Schon der Achte Jugendbericht der Bundesregierung aus
dem Jahre 1990 forderte deshalb, präventive Angebote
und Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe nicht (allein)
unter dem Aspekt der Verhinderung von Schwierigkeiten
zu konzipieren. Vielmehr sei von den positiven Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen auszugehen.
Was hier auf Seiten professioneller Akteure im Bereich der
Arbeit mit Jugendlichen gefordert wird, ist die Haltung einer neuen Wertschätzung des Imperfekten. ... Mir geht
es nicht um eine Romantisierung oder gar Ästhetisierung
von Unzulänglichkeiten und Unfertigkeiten. Nervende Jugendliche nerven, wie schreiende Säuglinge nerven, wie
pöbelnde Biertrinker nerven, wie allseits nörgelnde Eltern
nerven. Aber das Imperfekte eines Menschen steht ja nicht
nur für das Unzulängliche und Unfertige. Es steht auch für
das Unabgeschlossene, für das Entwicklungsfähige, für das
Offene. Die Wertschätzung des Imperfekten rechnet mit
den Veränderungen und Entwicklungen, die aus dem Spannungsbogen jeder menschlichen Lebensgeschichte resultieren. Sie will einfach Lebensgeschichten von Jugendlichen
offen halten.
Die Wertschätzung des Imperfekten wehrt sich gegen eine
weit verbreitete Verblüffungsfestigkeit, die mit überraschend neuen Entwicklungen und Wendungen des Lebens
nicht mehr rechnet. Sie wendet sich aber ebenso gegen einen manchmal schon zwanghaften Machbarkeitsanspruch,
der die Lebensgeschichte eines Jugendlichen nach Maß
verplant und jedes wichtige Lebensereignis generalstabsmäßig inszenieren will. Hier stellt die Wertschätzung des
Imperfekten ihre »Gretchenfrage«: Gewähren wir einem
Jugendlichen nur eine vorausberechnende Prognose für
sein zukünftiges Lebensschicksal oder geben wir ihm die
Chance für eine noch unentdeckte und unverplante Zukunft? Wissen wir also von vorneherein, welche präzisen
Förderungsbedarfe die Sechzehnjährige mit ihren Bewerbungsfehlversuchen, die Achtzehnjährige mit ihrem Kind
beim Schulabschluss oder der Vierzehnjährige inmitten seiner Gewaltverhältnisse haben? Wissen wir präzise, welche
Schritte unsere »Helden im Alltag« aus den Bedrängnissen
ihrer Lebenslage zu gehen haben? Oder trauen wir uns und
ihnen die Dynamik machtvoller Beziehungsarbeit zu, wenn
nötig gemeinsam neue, vielleicht noch unentdeckte Wege
zu gehen? Nur Letzteres, scheint mir, folgt dem Motto:
Achten statt ächten.
________________
1
Vgl. Karin Böllert: Prävention und Intervention. In: Hans-Uwe Otto/Hans
Thiersch (Hg.): Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik. 2. völlig überarb.
A. 2002, S.1394-1398.
Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Berlin
Vortrag auf der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas
Baden-Württemberg am 23.1.2008 in Stuttgart
Kirchengemeinden können viel tun
Wir sehen einen doppelten Auftrag für uns und Sie in den
Kirchengemeinden.
Schulabgänger/innen unterstützen
Unser erster Auftrag ist, danach zu schauen, was für die jungen Menschen beim Übergang von Schule zu Ausbildung/
Beruf vor Ort getan werden kann, die unsere Unterstützung
brauchen: junge Menschen ohne Schulabschluss, ohne
Ausbildungsplatz, mit abgebrochener Lehre, arbeitslos trotz
Lehre, Jugendliche mit Sucht- und Gewaltproblemen. Kirchengemeinden können z. B. alleine oder in Kooperation mit
unseren Caritas-Zentren oder katholischen Beratungsstellen
und Einrichtungen Patenschaften für junge Menschen organisieren. Kirchengemeinden können – z. B. in Zusammenarbeit mit der Katholischen Landjugendbewegung oder
der Katholischen Jungen Gemeinde – im wahrsten Sinne
des Wortes Raum schaffen für die jungen Menschen, die
sich sonst auf Plätzen oder an Bushaltestellen treffen. Als
engagierte/r Bürger/in können Sie – z. B. mit Unterstützung
von Arbeitsagenturen und Beschäftigungsgesellschaften
bzw. Einrichtungen der Jugendberufshilfe – unter Umständen auf Betriebe zugehen oder selbst einen Praktikums- oder
Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen. Als Kirchengemeinde können Sie aber auch Kontakt mit der Schule in Ihrer
Nachbarschaft aufnehmen, um z. B. Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfeunterricht (Mathe, Deutsch, Englisch) zu
organisieren oder aber Berufsorientierung zu leisten.
Über Musik (Chor, Band) und Sport können Sie jungen Menschen weitere Betätigungsfelder bieten, so dass sie ihre eigenen Vorlieben und Fähigkeiten entdecken und ausbauen
können. Wichtig ist zunächst die vorbehaltlose Achtung von
jungen Menschen, die Aufmerksamkeit brauchen, um nicht
»an falsche Freunde zu geraten«, wie Jugendliche selbst
sagen.
Rahmenbedingungen mitgestalten
Einen zweiten Auftrag sehen wir darin, mit unseren Bemühungen um Bildung frühzeitig zu verhindern, dass junge
Menschen bereits mit zehn oder elf Jahren wissen, dass sie
perspektivlos sind und bleiben werden. Mischen Sie sich als
Kirche, als Kirchengemeinde ein in die Diskussionen um eine
umfassende Bildung, die neben der Verwertbarkeit für den
Arbeitsmarkt (Humankapital) auch die Persönlichkeit des
schwerpunkt
17
Was geht´s uns an
Menschen zum zentralen Inhalt hat. Begleiten Sie in Ihren
politischen Gemeinden die Arbeit von Sozialausschüssen
und Jugendhilfeausschüssen. Die Kirchen haben im Jugendhilfeausschuss Sitz und Stimme. Mit den Entscheidungen
über Stadtplanung, Wohnungsbau, Infrastruktur in den Gemeinden und Stadtteilen, Ausstattung von Schulen und Freizeiteinrichtungen und Einrichtungen der Kindertagesbetreuung werden Weichen für familienunterstützende Angebote
gestellt (oder eben auch verhindert).
Dr. Maria Hackl
Referentin Kinder und Jugendliche beim
Diözesancaritasverband
in: Handreichung zum Caritas-Jahresthema 2008
Ideen für Kirchengemeinderat und Kochteam
Ortswechsel
Kirchengemeinderäte und Gemeindegruppen treffen sich regelmäßig zu ihren Sitzungen, meist im Gemeindehaus. Warum sich nicht mal z. B. in einer Einrichtung der Jugendhilfe
treffen, sofern sich eine im näheren Umfeld befindet? Damit
verbunden kann der inhaltliche Teil festgelegt werden, nämlich die Lebenswelt von Jugendlichen in einer Einrichtung
oder die Aufgaben einer Einrichtung der Jugendhilfe. Dazu
können Mitarbeitende und – wenn möglich – auch Jugendliche selbst eingeladen werden. Eine gute Möglichkeit, um
mit ihnen direkt ins Gespräch zu kommen.
Tischlein deck dich
Mittagstische für Senioren anzubieten, hat schon fast Tradition. Viele Kinder und Jugendliche erwartet keine warme
Mahlzeit, wenn sie aus der Schule nach Hause kommen.
Sie essen kalte Brote oder gar nichts. Warum nicht einen
»Mittagstisch« für Kinder und Jugendliche in Schulen organisieren – in der Schule oder im Gemeindezentrum, sofern
dieses ortsnah zur Schule liegt. Damit werden die jungen
Menschen mit einer warmen Mahlzeit versorgt; darüber
hinaus wird ein Ort der Begegnung ermöglicht. Beteiligt
werden können die Schule, die Eltern und Kinder, die CKD18 informationen März - Juni 2009
Gruppe und die Kirchengemeinde, die regionale Caritas, die
kirchliche Jugendarbeit (BDKJ) usw.
Stadtrundgang mit anderen Augen
Diese Idee eignet sich vor allem für Städte. Lebt die Gruppe
in einem Dorf, kann die Nachbar- oder Kreisstadt aufgesucht
werden. Sie laufen mit Ihrer Gruppe, Ihrem Kirchengemeinderat durch die Stadt. Überlegen Sie sich vorab bewusst: Wo
halten sich denn die Jugendlichen unserer Stadt auf? Wo
verbringen sie ihre Freizeit? Wo sind Orte für Jugendliche?
Wo sind Einrichtungen wie Jugendhäuser? Wo sind Plätze
für Jugendliche, die Sie sonst eher meiden? Stellen Sie sich
dann eine Route zusammen und laufen Sie die Plätze und
Orte ab. Versuchen Sie, bewusst wahr zu nehmen, wo die
Jugendlichen unterschiedlichster Lebensweise leben bzw.
sich aufhalten. Ebenso ist, nach Absprache mit der jeweiligen Leitung, ein Besuchsrundgang zu Einrichtungen denkbar, die Jugendliche unterstützen.
Petra Gauch
Geschäftsführerin Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD)
beim Diözesancaritasverband
in: Handreichung zum Caritas-Jahresthema 2008
KAB-Aufruf zum 1. Mai 2009
KAB fordert europaweit eine kostenlose Erstausbildung
Jugendliche in Baden-Württemberg sind die ersten Verlierer in der Finanz- und Wirtschaftskrise
Die Jugendarbeitslosigkeit in Baden-Württemberg ist im März zum vierten Mal in Folge angestiegen. 32.362 junge
Menschen unter 25 Jahre waren im März nach Informationen der Agentur für Arbeit in Baden-Württemberg arbeitslos
gemeldet. Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl um 9.519 Jugendliche (plus 41,7%). Wir dürfen uns nicht damit trösten,
dass Baden-Württemberg (noch) die niedrigste Jugendarbeitslosigkeitsquote hat. Viele Jugendliche erhielten nach der
Ausbildung oft befristete Arbeitsverträge, die jetzt in der Krise nicht verlängert werden. Es wäre schlimm, wenn die jungen
Menschen jetzt außen vor bleiben würden. Peter Niedergesäss, KAB-Diözesansekretär betonte: »Die Wirtschaft darf in
der Krise durch kurzsichtiges Kostendenken nicht die Zukunft junger Menschen und die Sicherung des Fachkräftebedarfs
gefährden.« Immer mehr Jugendliche scheitern in Schule und Ausbildung: Fast zwanzig Prozent Ausbildungsabbrecher
jedes Jahr. Stetig wächst die Zahl der jungen Menschen, denen ohne Schul- und Berufsabschluss die Zukunft verbaut
wird. Grund dafür sind zunehmend fehlende soziale Kompetenzen, die eine wichtige Voraussetzung für schulische und
berufliche Bildung sind. Diese Defizite resultieren aus ihrem sozialen Umfeld, welches nicht mehr in der Lage ist, die
notwendige Motivation und ausreichend soziale Rahmenbedingungen bereitzustellen. Der Übergang von Schule zu
Arbeit und Beruf wird durch Einsparungen von notwendigen Bildungsmaßnahmen versperrt. Die Politik hat mit falschen
Weichenstellungen in der Berufsausbildung diese Situation dramatisch verschärft und zur Ausgrenzung vieler junger
Menschen beigetragen. Die dringend notwendige sozialpädagogische Betreuung von Jugendlichen aus bildungsfernen
Elternhäusern und Familien wurde unverantwortlicherweise auf ein Minimum zusammengestrichen.
Ohne eine ganzheitliche Ausbildung ist kein Staat zu machen!
Die KAB Baden-Württembergs sieht in dieser falschen Weichenstellung einen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen
Skandal.
Es ist ein Skandal, wenn immer mehr jungen Menschen eine Zukunftsperspektive verbaut bleibt.
Es ist ein Skandal, wenn Einsparungen zur Ausgrenzung großer Teile der Bevölkerung führen.
Es ist unverantwortlich, wenn die Politik tatenlos zusieht, wie das Ausbildungsproblem zu einer
Zeitbombe in unserer Gesellschaft wird.
Es ist unverantwortlich, wichtige sozialpädagogische Ausbildungsmodule zurückzufahren.
Es ist unverantwortlich die menschlichen Potentiale der Jugend nicht ausreichend zu fördern.
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Baden-Württembergs fordert die Landesregierung auf, endlich einen ganzheitlichen Bildungsansatz in Schule und Ausbildung zu integrieren! Ausbildungsbegleitende und sozialpädagogische Maßnahmen sind finanziell und personell aufzustocken. Baden-Württemberg kann alles, auch ausbilden und qualifizieren.
Wir fordern die Landesregierung auf, alles zu tun, um die gute Ausbildungsquote in Baden-Württemberg zu
erhalten und weiter auszubauen und sich in Europa für eine kostenlose Erstausbildung einzusetzen.
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart
Postfach 70 03 36, 70573 Stuttgart, Tel. 0711 9791-135, Fax -168
[email protected] – www.kab-drs.de
schwerpunkt
19
Schwerpunkt So sieht‘s aus
Zahlen – und wie sie zu lesen sind
Begrifflichkeiten
Als »gemeldete Berufsausbildungsstellen« zählen die bei
der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit einem Auftrag zur
Vermittlung gemeldeten im Berichtsjahr (1.10. bis 30.9. des
folgenden Jahres) zu besetzenden betrieblichen und außerbetrieblichen Berufsausbildungsstellen, einschließlich der
Ausbildungsplätze in Berufsbildungswerken und sonstigen
Einrichtungen, die Ausbildungsmaßnahmen für behinderte
Menschen durchführen, seit 1992/93 auch einschließlich
der außerbetrieblichen Ausbildungsplätze, die durch die verschiedenen Bund-Länder-Programme geschaffen wurden.
Als »unbesetzte Berufsausbildungsstellen« gelten alle Ausbildungsstellen, die bis zum Ende des Berichtsjahres weder
besetzt noch zurückgenommen worden sind.
Als »gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen«
zählen diejenigen, die im Berichtsjahr eine individuelle Vermittlung in eine Berufsausbildung im dualen System wünschen und als ausbildungsreif eingestuft werden.
Als »noch unversorgte / nicht vermittelte Bewerber« rechnen Bewerber, für die bis zum Ende des Berichtsjahres weder
die Einmündung in eine Berufsausbildung noch ein weiterer Schulbesuch, eine Teilnahme an einer Fördermaßnahme
oder eine andere Alternative zum 30.9. bekannt ist und für
die Vermittlungsbemühungen laufen.
»Gesamtangebot« und »Gesamtnachfrage« auf dem Ausbildungsmarkt werden über die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zuzüglich der unbesetzten Berufsausbildungsstellen bzw. der noch unversorgten/nicht vermittelten
Bewerber aus der Berufsberatungsstatistik errechnet.
Die »Angebots-Nachfrage-Relation« (ANR) gibt die Zahl der
angebotenen Ausbildungsplätze je 100 Nachfrager an.
»Schulabgänger/innen« sind Jugendliche, die die allgemeinbildenden Schulen ohne Schulabschluss bzw. die beruflichen
Schulen ohne erfolgreichen Abschluss beendet haben.
»Schulabsolvent/innen« sind Jugendliche aus allgemeinbildenden Schulen mit Schulabschluss bzw. Jugendliche,
die den Bildungsgang einer beruflichen Schule »mit Erfolg
20 informationen März - Juni 2009
vollständig durchlaufen und damit das Ziel des Bildungsgangs erreicht haben« (Sekretariat der Ständigen Konferenz
der Kultusminister der Länder 2008, S. 49).
»Schulentlassene« sind die Summe der Abgänger/innen und
der Absolvent/innen. (Die Kultusministerkonferenz rechnet
Schüler/innen, die im allgemeinbildenden Schulsystem verbleiben, um einen höheren Abschluss zu erlangen, nicht zu
den Schulentlassenen; anders das Bundesinstitut für berufliche Bildung.)
Eine »außerbetriebliche Ausbildung« kann auch in Betrieben
stattfinden. »Außerbetrieblich« bedeutet lediglich, dass eine
Ausbildung überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert
wird (gemäß Sozialgesetzbuch II und III, Bund-Länder-Programme Ost, Länderprogrammen).
Ausbildungsplatzsuchende in der Statistik
Die Bundesagentur für Arbeit registriert für das letzte Berichtsjahr (2008) lediglich 14.479 »unversorgte« Ausbildungssuchende – von insgesamt 620.209 Bewerber/innen!
Gleichzeitig blieben 19.507 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Was man dazu wissen muss:
ƒ Für jugendliche Schulabgänger/innen, die bis zum neuen
Schuljahrsbeginn keine Ausbildungsstelle gefunden haben,
besteht eine (Teilzeit-)Schulpflicht, die in der Regel von Berufsschulen abgedeckt wird. Da der Stichtag jeweils der 30.
September ist, also nach dem Schuljahrsbeginn liegt, tauchen Jugendliche, die sich vergeblich um eine Stelle bemüht
haben und deswegen weiter zur Schule gehen oder sich in
einer berufsvorbereitenden Maßnahme oder im Praktikum
befinden, in der Statistik der BA größtenteils nicht auf.
ƒ Unschärfen weist die Statistik auf, weil weder für die Ausbildungssuchenden noch für die Ausbildungsbetriebe eine
Pflicht zur Meldung bei der BA besteht.
ƒ »Am 1. Januar 2009 trat das Gesetz zur Neuausrichtung
der arbeitsmarktpolitischen Instrumente in Kraft. ... Alle Arbeitslosen, die in eine Maßnahme auf der neuen gesetzlichen Grundlage eintreten [Leistungen zur Aktivierung und
beruflichen Eingliederung nach § 46 SGB III)], sind demnach
während der Maßnahmeteilnahme nicht als arbeitslos zu
zählen. Bisher waren Personen, die in die Betreuung Dritter
übergeben wurden, weiterhin arbeitslos.« (Presseinfo der
Bundesagentur für Arbeit vom 4. Mai 2009)
Hier die gesamten Zahlen (entnommen der Vorversion des
Datenreports des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)
vom 1. April 2009:
616.259 Ausbildungsverträge wurden im Berichtsjahr
2008 (1. Oktober 2007 bis 30. September 2008) abgeschlossen. Insgesamt wurden 635.675 Ausbildungsstellen angeboten, davon 556.782 betriebliche. 19.507 Stellen blieben
unbesetzt (2007: 18.359).
Das BIBB geht für 2008 von insgesamt 712.505 Ausbildungssuchenden aus. 620.209 Bewerber/innen für
Ausbildungsstellen waren bei der BA gemeldet. 282.130
(45,5 %) mündeten in eine Ausbildung ein, davon 33.194
auf geförderte Stellen. Für 203.327 der verbleibenden
338.079 Bewerber/innen fand sich eine Alternative, wobei
81.846 ihren Wunsch nach einer Vermittlung in eine Ausbildung aufrecht erhielten (69.733 davon verblieben außerhalb einer Ausbildung: 40 Prozent erneuter Schulbesuch
oder Praktikum, 43 Prozent Fördermaßnahmen, 13 Prozent
Erwerbstätigkeit und 4 Prozent gemeinnützige oder soziale Dienste). 120.273 ehemalige Bewerber/innen ließen sich
nicht weiter von der BA vermitteln, ohne dass bekannt wäre,
wo sie verblieben sind. 14.479 der gemeldeten Bewerber/
innen waren zum Abschluss des Berichtsjahres (Ende September) »unversorgt«.
Von den 121.481 Bewerber/innen, die eine Alternative zu
einer Ausbildung begannen und keine weitere Vermittlung
wünschten, mündete etwa die Hälfte in Schule, Studium
oder Praktikum ein: 38,5 Prezent weiterer Schulbesuch, 20,6
Prozent direkter Einstieg in die Erwerbsarbeit, 14,6 Prozent
Verbleib in der bisherigen Ausbildung, 10,3 Prozent Fördermaßnahmen, 6,5 Prozent Studium, 5,4 Prozent Wehr- bzw.
Zivildienst oder freiwilliges soziales bzw. ökologisches Jahr,
2,8 Prozent Praktikum, 0,7 Prozent Berufsgrundbildungsjahr, 0,6 Prozent berufsvorbereitendes Jahr.
Das durchschnittliche Alter der Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ist seit 1993 von 18,5 auf
19,4 Jahre angestiegen. 1970 betrug das Durchschnittsalter
der Schüler an Berufsschulen noch 16,6 Jahre.
Von den gemeldeten Bewerber/innen verfügte die große
Mehrheit (94,0 Prozent ) über einen Schulabschluss: 35,7
Prozent haben einen Hauptschul-, 43,4 Prozent einen Realschulabschluss, 7,1 Prozent die Fachhochschul- und 7,8
Prozent die Hochschulreife.
In Baden Württemberg wurden 2008 insgesamt 82.132
Ausbildungsverträge abgeschlossen (gegenüber dem Vorjahr +916/ +1,1 %, bundesweit -1,5 %). 71.640 Bewerber/
innen waren gemeldet, davon begannen 31.274 eine Ausbildung, von 13.002, die sich nicht weiter vermitteln lassen,
ist der Verbleib unbekannt. 449 der gemeldeten Jugendliche
kamen weder in Ausbildung noch in berufsvorbereitenden
Maßnahmen o.ä. unter.
schwerpunkt
21
So sieht‘s aus
gemeldete Ausbildungsplatz-Bewerber/innen 100 %
direkt in eine Ausbildung 45,5 %
davon: geförderte Stellen 5,35 %
im ersten Anlauf keine Ausbildungsstelle 54,5 %
Alternative 32,8%
aus der Statistik verschwunden 19,4 %
unversorgte Bewerber/innen 2,3 %
Aber es gibt doch mehr Ausbildungsplätze als
Bewerber/innen?
2007 kamen auf eine/n Bewerber/in lediglich 0,6 freie Ausbildungsstellen. Von 2007 zu 2008 sank dann zwar das
Angebot um 8.478 Stellen (-1,32 %), die Nachfrage jedoch
um 27.807 Stellen (-4,22 %), so dass laut Berufsbildungsbericht 2009 rechnerisch im Jahr 2008 pro unversorgtem
Bewerber bundesweit 1,008 offene Ausbildungsstellen zur
Verfügung standen. Nicht eingerechnet sind hierbei allerdings Jugendliche, die sich nach der Schule in berufsvorbereitende Maßnahmen wie das Berufsvorbereitende Jahr
(BVJ) begeben haben und de facto ebenfalls einen Ausbildungsplatz suchen. Rechnet man diese mit ein, stehen
pro Ausbildungssuchendem nicht 1,008, sondern 0,892
Ausbildungsplätze zur Verfügung – ganz davon abgesehen dass ein Erzieherinnen-Ausbildungsplatz in Hamburg
einem 17-Jährigen von der Schwäbischen Alb nicht viel
hilft und eine Jugendliche mit Lese-Rechtschreibschwäche
wohl kaum in eine Verwaltungsausbildung im Landratsamt
übernommen wird.
Die Mobilitätsbereitschaft der Bewerber/innen schätzt
das BIBB als »hoch« ein. Sie hängt deutlich von der
22 informationen März - Juni 2009
Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen in der jeweiligen
Region ab. Gestaltet sich die Ausbildungsplatzsituation vor
Ort schwierig, weichen die Jugendlichen auf Ausbildungsplatzangebote außerhalb der Heimatregion aus. Vor allem
junge Frauen, Bewerber/innen im oberen Alterssektor,
Deutsche ohne Migrationshintergrund und gut qualifizierte
Bewerber/innen sind zu einem Ortwechsel bereit.
Als »Altbewerber/innen« zählt die Bundesagentur für
Arbeit (BA) alle Bewerber/innen, die die Schule im Vorjahr
oder früher verlassen haben. Demnach waren 2008 von
den registrierten 620.209 Bewerber/innen 320.450 Altbewerber/innen. Dies entspricht einem Anteil von 51,7 Prozent. (Das BIBB hingegen definiert nur als Altbewerber, wer
sich im vorherigen Berichtsjahr oder früher um eine Ausbildung bemüht hat. Hier beträgt der Anteil 40 Prozent.) »
Altbewerber/innen haben nach Ergebnissen der BA/BIBBBewerberbefragung 2008 eine geringere Chance in eine
betriebliche Berufsausbildung einzumünden, obwohl sie
sich in ihren schulischen Qualifikationen kaum von Schulabgänger/innen unterscheiden, die erst vor kurzem die allgemeinbildende Schule verlassen haben«, stellt der BIBBDatenreport fest.
Schul- und Ausbildungsabbruch
»Trotz wirtschaftlichen Aufschwungs und sinkender Jugendarbeitslosigkeit sehen noch immer zu viele Jugendliche heute keine echten Zukunftsperspektiven, vor allem keine Perspektiven auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.« heißt es
auf der Homepage des Bundesfamilienministeriums.
Acht Prozent der Schüler/innen eines Jahrgangs verlassen
demnach die Schule ohne Schulabschluss, »darunter ein erheblicher Anteil an Schülerinnen und Schülern, die entweder
über einen längeren Zeitraum unentschuldigt der Schule fern
bleiben oder physisch anwesend sind, aber schon längere
Zeit dem Unterricht nicht mehr folgen.«
Auch ein Ausbildungsplatz bedeutet nicht, dass Jugendliche
ins Berufsleben durchstarten: Jede fünfte Berufsausbildung
wird abgebrochen. 15 Prozent der Jugendlichen zwischen 20
und 29 Jahren haben gar keine Berufsausbildung. »Fehlende
Schul- und Berufsabschlüsse jedoch sind die Hauptursachen
von Jugendarbeitslosigkeit«, so das Ministerium.
Ausländische Jugendliche verlassen mehr als doppelt so
häufig die Schule ohne Abschluss wie deutsche Jugendliche
(2007: 16 % gegenüber 6,4 %). Auch in der Berufsausbildung sind sie stark unterrepräsentiert. Im Jahr 2007 lag die
Ausbildungsbeteiligungsquote junger Ausländer/innen mit
23,9 Prozent deutlich unter der der deutschen jungen Menschen mit 57,6 Prozent.
Die Ungelerntenquote liegt in der Altersgruppe der 20- bis
29-Jährigen bei 15,2 Prozent (Angaben gelten für 2007).
Nahezu jede/r dritte Hauptschulabsolvent/in (30,8 %) blieb
ohne berufliche Qualifizierung (Frauen 37,6 %, Männer 26,4
%). Bei Schulabbrechern liegt die Ungelerntenquote bei 84,5
Prozent (Frauen 87,8 %, Männer 81,6 %).
»Seit Beginn der 1980er-Jahre steigen die Arbeitslosenquoten von Ungelernten überproportional an. Im Jahr
2005 lag die Arbeitslosenquote der Geringqualifizierten
bei 26 Prozent und damit fast dreimal so hoch wie bei
Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (9,7 %)«
(BIBB-Datenreport).
»Eine ausreichende Versorgung ist gewährleistet,
wenn die rechnerische Einmündungsquote über Jahre hinweg kontinuierlich bei mindestens zwei Drittel
liegt.« (Berufsbildungsbericht 2009)
Ist die Situation in den alten und neuen Bundesländern ähnlich?
Die Zahl der Ausbildungsstellenbewerber/innen mit Hochschulreife liegt in den neuen Ländern mit 14,4 Prozent mehr
als doppelt so hoch wie in den alten Ländern (6,0 %).
Die alten Länder verzeichneten von 2007 auf 2008 einen
Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um
1.654 bzw. 0,3 Prozent. Mit 502.441 neu abgeschlossenen
Ausbildungsverträgen wurde hier das höchste Vertragsergebnis seit dem Jahr 1992 erzielt. In den neuen Ländern
sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 11.280 (-9,0 %) auf 113.818. Hier schlägt sich laut
schwerpunkt
23
So sieht‘s aus
Berufsbildungsbericht die dramatische Veränderung in der
demografischen Entwicklung und die damit verbundenen
stark gesunkenen Bewerberzahlen nieder.
Trotz einer insgesamt leichten Steigerung bei den gemeldeten Berufsausbildungsstellen im gesamten Bundesgebiet
um 0,2 Prozent (+1.205) zeigt sich in den neuen Ländern
ein Rückgang um 5,9 Prozent (bzw. -6.879) im Vergleich
zum vorherigen Geschäftsjahr. Der Anstieg bei den gemeldeten Berufsausbildungsstellen geht auf eine Erhöhung in
den alten Ländern (+7.984 bzw. 2,0 %) zurück.
493.000 Betriebe beteiligten sich im Jahr 2007 an der beruflichen Ausbildung und der Bestand lag damit um 1,6
Prozent bzw. 7.600 Betriebe höher als im Vorjahr. Die Ausbildungsbetriebsquote hat sich seit 1999 um 2,4 Prozent
verbessert. Diese Entwicklung gilt allerdings ausschließlich
für die alten Länder. In den neuen Ländern ist die Ausbildungsbetriebsquote dagegen gesunken.
Ausbildung ist ganz schön teuer für die Betriebe
– oder?
Einer qualitativ anspruchsvolle Ausbildung verursacht erhebliche Kosten. Gleichzeitig profitieren Ausbildungsbetriebe
in der Regel von der Ausbildung Jugendlicher. Denn durch
die Übernahme der Auszubildenden und die damit eingesparten Personalgewinnungs- und Einarbeitungskosten für
neue Fachkräfte sowie durch weniger gut messbare Faktoren, wie etwa Imagegewinn, Steigerung der Attraktivität für
leistungsfähige Arbeitskräfte, Mitarbeiterbindung oder minimierte Fehleinstellungen werden Kosten kompensiert. Laut
BIBB-Datenreport generiert ein Drittel der Betriebe bereits
während der Ausbildung durch den produktiven Arbeitseinsatz der Auszubildenden einen positiven Nettoertrag. Im Jahr
2007 sind den Betrieben in Deutschland im Durchschnitt pro
24 informationen März - Juni 2009
Auszubildenden und Jahr Bruttokosten in Höhe von 15.288
€ entstanden. An Erträgen durch produktive Leistungen der
Auszubildenden stehen diesem Wert 11.692 € gegenüber.
Daraus ergibt sich eine Nettobelastung der Betriebe von
durchschnittlich 3.596 € pro Jahr und Auszubildenden.
Ausblick des BIBB-Datenreports
Während die Zahl der Entlassenen aus den berufsbildenden
Schulen nur wenig sinkt (-11.658 bzw. -2,8 %), nimmt die
Zahl der Absolvent/innen und Abgänger/innen) aus allgemeinbildenden Schulen deutlich ab (-36.729 bzw. -4,0 %).
Dies gilt insbesondere für nicht Studienberechtigte, also
für die Hauptklientel der dualen Berufsausbildung (-33.860
bzw. -5,3 Prozent). »Die Zahl der Jugendlichen, die sich nicht
mehr im Schulsystem aufhalten, sich aber weiterhin an einer
Berufsausbildungsstelle interessiert zeigen, dürfte sich ebenfalls verringern. Bereits 2008 registrierte die Bundesagentur für Arbeit 64.517 ›Altbewerber‹ weniger. Der Rückgang
dürfte sich in 2009 fortsetzen, wenn auch nicht in einem so
hohen Ausmaß wie im Vorjahr.« (BIBB-Datenreport)
Angesichts der demografischen Entwicklung ginge das BIBB
›normalen‹ Umständen von einer weiteren Entspannung
auf dem Ausbildungsmarkt aus; angesichts der aktuellen
Wirtschaftskrise »... droht vielmehr ein Einbruch des Ausbildungsplatzangebots, und es wäre unter diesen Umständen
bereits viel gewonnen, könnten die Ausbildungschancen der
Jugendlichen zumindest auf dem Niveau von 2008 gehalten
werden.« (Datenreport)
Quellen:
Berufsbildungsbericht 2009
(Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF)
Vorversion des Datenreports 2009
(Bundesinstituts für Berufsbildung BIBB)
Statistik Ausbildungsmarkt (Bundesagentur für Arbeit BA)
»Ja, wo laufen sie denn?«
Jugendliche ohne Ausbildungsplatz tauchen in Statistiken nicht auf
In Baden-Württemberg gibt es weitaus mehr Jugendliche
ohne Ausbildungsplatz, als die Agentur für Arbeit meldet.
»Es entsteht der Eindruck, dass der Lehrstellenmangel kein
Thema mehr ist«, erklärt Caritasdirektor Johannes Böcker.
»Wir müssen uns aber bewusst machen, dass deutlich mehr
Jugendliche keine Ausbildungsstelle haben, als gemeldet.
Und diese Zahl wird angesichts der Konjunkturkrise noch
steigen.« Für die vermeintlich positiven statistischen Ergebnisse gebe es mehrere Gründe. In der Agentur-Datenbank
wird nur erfasst, wer einen Beratungstermin bei der Agentur für Arbeit hatte. »Gerade leistungsschwächere Schüler
scheitern oft schon an solchen niedrigen Hürden, da der
Beratungstermin persönlich oder über eine Hotline im Beratungscenter angefragt werden muss«, erklärt Herbert Rieder, Sozialarbeiter im Caritas-Zentrum Roncalli in Fellbach,
welches Menschen im Bereich Ausbildung und Beschäftigung unterstützt. Auch Jugendliche, die eine weiterführende Schule besuchen, ein Praktikum absolvieren oder ohne
Ausbildung jobben, gelten nicht als unversorgt. »Solche
Maßnahmen wählen die Jugendlichen oft, wenn sie keinen
Ausbildungsplatz haben«, so Rieder. »Vorberufliche Qualifizierung kann zwar sinnvoll sein, allerdings ist sie hinsichtlich
einer dauerhaften Perspektive nicht mit einer dreijährigen
beruflichen Ausbildung im Betrieb vergleichbar.«
2007 gingen in Baden-Württemberg 7.434 Jugendliche ohne
Hauptschulabschluss von der Schule. »Viele Jugendliche landen auf der Straße. Die Arbeitsagentur kann nichts für sie
tun, da die Angebote nicht zu den Jugendlichen passen«,
erklärt Rieder. Er fordert finanzielle Mittel, um neue Angebote ausprobieren zu können, die die Jugendlichen aufsuchen
und zunächst mit einer Aktion ›anlocken‹, um sie später an
das Arbeiten und Lernen heranzuführen. Rieder denkt dabei
etwa an einen Aufenthalt in einem Selbstversorgerhaus im
Schwäbischen Wald, bei dem soziales Verhalten eingeübt
werden kann oder an eine Videogruppe, in der Jugendliche ihre technischen und kreativen Fähigkeiten einbringen
können. Bereits mit 100.000 Euro könnten wirkungsvolle
Projekte geschaffen werden. »Das klingt nach viel Geld, ist
letztendlich aber eine geringe Summe wenn man bedenkt,
dass aufgrund der mangelnden Integration von Geringqualifizierten in der Arbeitswelt volkswirtschaftliche Folgekosten
von knapp 12.000 Euro pro Kopf und Jahr entstehen.«
»Fast alle nationalen und internationalen Vergleichsstudien stellen dem deutschen Bildungswesen ein miserables
Zeugnis aus: Die Zahl der Jugendlichen ohne Schul- und
Berufsabschluss ist erschreckend hoch. Hauptschüler haben nach wie vor kaum Chancen, direkt einen Platz in
Ausbildung und Beruf zu erhalten. Migrant/innen sind
die Verlierer unseres Bildungswesens. Sie verlassen die
Schule doppelt so häufig wie ihre deutschen Mitschüler/
innen ohne Abschluss. Mindestens 400.000 Jugendliche
»verschwinden« im Übergangssystem zwischen Schule
und Beruf – die meisten von ihnen bleiben ohne Chance
auf eine qualifizierende Ausbildung. Gleichzeitig gelingt
es nicht, signifikant mehr Jugendliche für ein Studium zu
gewinnen. Dies gilt insbesondere für junge Menschen mit
Migrationshintergrund und Kinder aus sozial schwachen
Familien. ... In kaum einem anderen Land hängen die Bildungschancen der Kinder so sehr vom Geldbeutel der
Eltern ab wie in Deutschland. Selbst bei gleicher Intelligenz und Lesefähigkeit hat das Kind eines Akademikers
gegenüber einem Arbeiterkind eine drei Mal so große
Chance, das Gymnasium zu besuchen.«
Stellungnahme der Beauftragten der Arbeitnehmer im Hauptausschuss zum Entwurf des Berufsbildungsberichts 2009
Quelle: Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
schwerpunkt
25
So sieht‘s aus
Mehr Kompetenzen, weniger Chancen
Jugendliche mit Migrationshintergrund
Von den Schulabsolvent/innen im Alter von 18 bis 24 Jahren hatten 23 Prozent einen Migrationshintergrund. Diese
erreichten folgende Schulabschlüsse (in Klammern der Prozentsatz einheimischer Jugendlicher): 12 % (20 %)Hochoder Fachhochschulreife, 33 % (42 %) mittlerer Abschluss,
39 % (31 %) Hauptschulabschluss und 15 % (7 %) Sonderschulabschluss oder kein Abschluss.
Nach den Daten des Statistischen Bundesamts verlassen
ausländische Jugendliche mehr als doppelt so häufig die
Schule ohne Abschluss wie deutsche Jugendliche (2007: 16
% gegenüber 6,4 %). Auch in der Berufsausbildung sind sie
stark unterrepräsentiert. Im Jahr 2007 lag die Ausbildungsbeteiligungsquote junger Ausländer/innen mit 23,9 Prozent
deutlich unter der der deutschen jungen Menschen mit 57,6
Prozent, obwohl sie laut BIBB-Übergangsstudie nach der allgemein bildenden Schulzeit ein ebenso hohes Interesse an
einer Berufsausbildung haben wie deutsche Jugendliche.
Insgesamt gestalten sich die Übergangsprozesse in Ausbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund schwieriger
und langwieriger. Sie sind auch überrepräsentiert unter denen, die mit wachsendem zeitlichen Abstand zum Ende der
Pflichtschulzeit aus dem Bildungs- und Ausbildungssystem
ausscheiden, als Ungelernte arbeiten und häufig arbeitslos
sind. 2007 blieben 39,4 Prozent (11,8 %) Jugendliche ausländischer Herkunft ohne Berufsabschluss.
Die Berufsausbildung vermittelt Jugendlichen zum einen das
erforderliche Handwerkszeug, um erfolgreich in der Arbeitswelt agieren zu können, zum anderen ermöglicht sie den
jungen Menschen ein selbst bestimmtes Leben zu führen.
Für Migrant/innen stellt die berufliche Bildung – neben der
schulischen Bildung – das zentrale Instrument für die gesellschaftliche Integration dar.
Jugendliche mit Migrationshintergrund stellen aufgrund
ihres bikulturellen Hintergrundes und den damit häufig
verbundenen interkulturellen Kompetenzen eine Bereicherung der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft dar. Diese
Qualifikationen gilt es insbesondere für die Unternehmen
zu nutzen.
Ebenso wie die Ausbildungssituation der Migrantenjugendlichen muss auch die Ausbildungssituation in den Unternehmen, die von Migranten geführt werden, deutlich verbessert
26 informationen März - Juni 2009
werden. Es gilt, die in diesen Unternehmen brach liegenden
Ausbildungsplätze zu erschließen.
Als erster Schritt wurde eine gesetzliche Grundlage für die
Erhebung des Merkmals Migrationshintergrund in den Arbeitsmarktstatistiken der BA auf den Weg gebracht .
Quellen: Ausbildungsbericht 2009 der Bundesregierung
Vorversion BIBB Datenreport 2009
Hellou,
ai wud laik tu spiik tu
Mister Elükül. Yes. ... Sis is
inglisch. Du yu spiik inglisch?
Hellou? Ai not türkisch. Hellou?
Hellou? Ai kän not anderschtänd...
Suche
Arbeit
Berufsausbildung bei Behinderung
Im sich wandelnden Arbeitsmarkt sind berufliche Ausbildung und Bildungsabschlüsse grundlegende Voraussetzungen, um dauerhaft am Arbeitsleben teilnehmen zu können.
Dies gilt im Besonderen auch für den Personenkreis der
Menschen mit Behinderung.
Im Berufsbildungsgesetz (BbiG) und in der Handwerksordnung (HwO) ist vorgesehen, dass behinderte Menschen
ebenso wie Menschen ohne Behinderung in anerkannten
Ausbildungsberufen ausgebildet werden. Für behinderte Menschen, für die wegen Art und Schwere ihrer Behinderung eine Berufsausbildung in einem anerkannten
Ausbildungsberuf nicht in Betracht kommt, gibt es aus anerkannten Ausbildungsberufen entwickelte Ausbildungsregelungen. Auf Basis dieser Regelungen wurden im Jahr
2008 bundesweit 14.293 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen (217 Verträge bzw. 1,5 Prozent mehr als im
Vorjahr). Auf der Grundlage der Sozialgesetzbücher II, III
und IX bietet die Bundesagentur für Arbeit (BA) behinderten Jugendlichen bereits vor der Schulentlassung berufliche
Orientierung und Beratung beim Übergang von der Schule
in den Beruf an.
»Ausbildungsreife«
Dem Berufswahlprozess kommt eine große Bedeutung
zu; insbesondere für Menschen, deren berufliche Möglichkeiten behinderungsbedingt eingeschränkt sind, ist
eine tragfähige und realisierbare Berufswahlentscheidung
maßgeblich. In dieser Phase wird auch das Instrument der
vertieften Berufsorientierung in Kooperation mit Dritten in
Förder- und Sonderschulen intensiv genutzt. Die Nutzung
der Netzwerke ist maßgeblich.
Soweit eine Ausbildung – als Folge einer Behinderung –
nicht unmittelbar nach der Schule in Frage kommt, werden
berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen angeboten. Bei
der Auswahl ist entscheidend, welcher Rahmen für einen
erfolgreichen Verlauf erforderlich ist. Die Ausrichtung erfolgt nach dem individuellen Förderbedarf in modularer
und flexibler Form.
Ebenso wie bei den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen wird bei einer Ausbildung der Fokus auf Arbeitsmarkt- und Betriebsnähe gelegt. Vorrang haben betriebliche Ausbildungen. Ist der Lernort Betrieb für Jugendliche
behinderungsbedingt nicht geeignet, stehen abhängig
vom Unterstützungsbedarf außerbetriebliche/wohnortnahe Ausbildungen oder Ausbildung in einem Berufsbildungswerk zur Verfügung.
Mit zwei Programmen versucht die BA, die Ausbildung von
Menschen mit Behinderung zu fördern: »Job 4000« und
seit 1. Januar 2009 »Unterstützte Beschäftigung«.
Im Jahresdurchschnitt 2008 besuchten insgesamt 94.822
behinderte Menschen mit dem Ziel der beruflichen Ersteingliederung eine berufsfördernde Maßnahme, davon 52.009
mit dem Ziel eines Berufsabschlusses. Weitere 16.758 Jugendliche befanden sich in berufsvorbereitenden Maßnahmen bzw. in Maßnahmen zur Eignungsabklärung.
Kommt für behinderte Menschen eine Tätigkeit auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt nicht oder noch nicht in Frage,
wird die Aufnahme in eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) geprüft. 2008 wurden insgesamt 20.501
behinderte Menschen in Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich einer WfbM gefördert.
Quelle: Berufsbildungsbericht 2009
Einen ausführlichen Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife
hat kürzlich die Bundesagentur für Arbeit erstellt. Folgende
Faktoren sind beschrieben:
Schulische Basiskenntnisse
‚ (Recht)Schreiben
‚ Lesen
‚ mit Texten und Medien umgehen
‚ Sprechen und Zuhören
‚ Mathematische Grundkenntnisse
‚ Wirtschaftliche Grundkenntnisse
Psychologische Leistungsmerkmale
‚ Sprachbeherrschung
‚ Rechnerisches Denken
‚ Logisches Denken
‚ Räumliches Vorstellungsvermögen
‚ Merkfähigkeit
‚ Bearbeitungsgeschwindigkeit
‚ Befähigung zu Daueraufmerksamkeit
Physische Merkmale
‚ Altersgerechter Entwicklungsstand und gesundheitliche
Voraussetzungen
Psychologische Merkmale des Arbeitsverhaltens und
der Persönlichkeit
‚ Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz
‚ Kommunikationsfähigkeit
‚ Konfliktfähigkeit– Kritikfähigkeit
‚ Leistungsbereitschaft
‚ Selbstorganisation/ Selbstständigkeit
‚ Sorgfalt
‚ Teamfähigkeit
‚ Umgangsformen
‚ Verantwortungsbewusstsein
‚ Zuverlässigkeit
Berufswahlreife
‚ Selbsteinschätzungs- und Informationskompetenz
Die PDF-Datei finden sie unter www.arbeitsagentur.de/
zentraler-Content/Veroeffentlichungen/Ausbildung/Nationaler-Pakt-fuer-Ausbildung-und-FachkraeftenachwuchsKriterienkatalog-zur-Ausbildungsreife.pdf
schwerpunkt
27
So sieht‘s aus
Klartext kompakt
Was benachteiligt benachteiligte Jugendliche?
Sonderschul- oder Hauptschulabschluss
fehlender Schulabschluss
schlechte Noten im Abschluss-/Bewerbungszeugnis
niedriges Bildungsniveau der Eltern
ein Elternhaus, in dem sie die deutsche Sprache lücken-/
fehlerhaft oder gar nicht einüben
Behinderung
gering qualifizierte / fehlende Berufstätigkeit der Eltern
mangelhafte Gesprächskultur im Elternhaus
fehlende Unterstützung bei der Ausbildungssuche
ein Elternhaus, in dem sie vernachlässigt werden, und
damit unzureichende Erziehung, mangelnde Förderung,
Verhaltensauffälligkeiten
Migration (insbesondere nach dem sechsten Lebensjahr)
ein eigenes Kind
fehlende soziale Einbindung in ihrem Wohnort
Lernschwäche
mangelnde Auskunft und damit unrealistische Vorstellungen über Berufsbilder
fehlende Rückmeldung und damit mangelhafte Selbstkenntnis
negative Selbsteinschätzung
wenig hilfreiche Beziehungen und damit weniger Chancen
Was man tun kann
sich selbst für das Thema sensibilisieren und sich
informieren
Jugendliche begleiten
Kontakte zu Betrieben/Unternehmen/Einrichtungen
nutzen
die Bedeutung von Ausbildung und Arbeit für junge
Menschen und auf die (nachhaltige) Not benachteiligter
Jugendlicher in Kirchengemeinde/Kommune/Öffentlichkeit aufmerksam machen
oder konkret
Nachbars fragen, wann deren Sohn/Tochter aus der
Schule kommt, was er vorhat, und überlegen, ob ich
selber irgendwelche Kontakte in die angepeilte Branche habe, oder auch anbieten, mit ihm zusammen
im Telefonbuch oder im Internet zu schauen, welche passenden Betriebe es in der Umgebung gibt.
28 informationen März - Juni 2009
Wenn ich höre, dass eine Jugendliche im Bekanntenkreis
sich aktuell oder in absehbarer Zeit bewerben muss, Hilfe
bei der Bewerbung anbieten (wenn ich selbst nicht weiß,
wie Bewerbungen gestaltet sein müssen, kann ich zumindest das Anschreiben auf Rechtschreibung/Formulierungen/Logik der Reihenfolge hin durchlesen; oder ich kann
mir anhören, wie sie sich beim Bewerbungsgespräch vorstellen wird und das mit ihr üben).
Wenn ich mitbekomme, dass der (ehemalige) Ministrant
KfZ-Mechaniker werden möchte, aber keinen betrieb findet, der einen Azubi braucht, mit ihm überlegen, in welchen Berufen man mit ähnlichen technischen Aufgaben
zu tun hat.
Wenn Sie sich ehrenamtlich für benachteiligte Jugendliche engagieren möchten: hören Sie sich um, ob es in der
Umgebung eine Initiative gibt.
Wenn ein Jugendlicher mich mit schlaffem Händedruck
und ohne Augenkontakt begrüßt (und es mein Verhältnis
zu ihm erlaubt), biete ich (diskret) ein »Kurztraining« an.
Mit anderen Worten – das können Sie einbringen:
Ihre Kontakte zu Betrieben und Einrichtungen, auch über
Bekannte und Verwandte – zum Kontaktherstellen für ein
Praktikum oder eine Bewerbung
Ihre Verbindung zu unterschiedlichen Berufen, Ihre eigenen und im Bekanntenkreis – um anschaulich über ein
Berufsbild zu informieren und Alternativen aufzuzeigen
Ihre Fähigkeit, einen Text zu lesen und zu verstehen –
beim Gegenlesen von Bewerbungen
Ihre Fähigkeit, ein Gespräch zu führen und Ihrem Gegenüber aufmerksam zuzuhören – beim Üben für
Bewerbungsgespräche
Ihre Überzeugung, dass jede/r Jugendliche Potential hat
und etwas kann – in einem Engagement als Jobpate o.
ä. und einfach in Gesprächen mit Jugendlichen
Ihre handwerklichen Fähigkeiten – bei Projekten an Schulen, in Jugendhäusern etc.
Ihre eigene Arbeitsstelle – können Sie ein Praktikum
anbieten?
Ihr Organisationstalent und Ihre Kontakte – vielleicht
bauen Sie selbst ein Jobpaten-Projekt auf?
Cäcilia Branz
Redaktion
Schwerpunkt So geht was
Bundesprogramme zur Ausbildungsförderung
Programme des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
• Die Programme »Schulverweigerung – die zweite Chance«
zur Senkung der Schulabbrecherquote und die »Kompetenzagenturen« zur Vermittlung von besonders benachteiligten
Jugendlichen in Schule, berufsbildende oder -vorbereitende
Maßnahmen, Ausbildung oder Arbeit werden unter dem Titel »Jugend und Chancen – Integration fördern« fortgeführt
und ausgebaut.
• »Lokales Kapital für soziale Zwecke« (LOS) zur Förderung
von Mikroprojekten und kleinen lokalen Initiativen zur Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit insbesondere von benachteiligten Jugendlichen und zur Stärkung des sozialen
Zusammenhalts vor Ort.
• Jugendmigrationsdienste (JMD) zur Beratung und Betreuung von jugendlichen Migrant/innen zwischen 12 und
27 Jahren am Übergang Schule/Beruf (bundesweit ca. 390
Standorte)
Programme des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung (BMBF)
•Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs
- Selbstverpflichtung der Betriebe, Ausbildungsplätze bereit
zu stellen
- berufliche Einstiegsqualifizierung, vom Bund finanziell
gefördert
- Förderung der Ausbildungsreife (im Entstehen)
- Förderung für Jugendliche mit Migrationshintergrund (im
Entstehen)
• Ausbildungsstrukturprogramm JOBSTARTER
• Koordinierungsstelle Ausbildung in ausländischen Unternehmen (KAUSA)
• Ausbildungsbonus (§ 421r SGB III)
siehe Artikel »Ausbildungsbonus – weiter sagen!«
• Bund-Länder-Sonderprogramme, z. B. Ausbildungsplatzprogramm Ost
• BMBF-Pilotinitiative zur Verhinderung des Ausbildungsabbruchs (VerA)
Wenn sich in der Ausbildung Konflikte abzeichnen, werden
dem/der Auszubildenden – abgestimmt mit den zuständigen
Stellen – ein/e erfahrene, ehrenamtliche Ausbildungsbegleiter/in zur Seite gestellt, der mit dem/der Auszubildenden
eine Problemlösung erarbeitet.
• Programm der Bundesagentur für Arbeit zur Verbesserung
der Ausbildungschancen Jugendlicher
• Berufsorientierungsprogramm
• Berufseinstiegsbegleitung (§ 421s SGB III)
Professionelle Berufseinstiegsbegleiter/innen begleiten leistungsschwächere Schüler/innen der allgemein bildenden
Schulen über längere Zeit individuell beim Übergang von
der Schule in Ausbildung oder Beschäftigung. Vorbild für
die Berufseinstiegsbegleitung sind die vielfältigen ehrenamtlichen Ausbildungspatenschaftsprojekte von Verbänden,
Vereinen, Kirchen, Gewerkschaften oder anderen Organisationen. Bei einem (Schul- oder Jugendhilfe-)Träger fest
beschäftigte Berufseinstiegsbegleiter/innen sollen Schüler/
innen bei der Vorbereitung auf den Schulabschluss, bei der
Berufsorientierung und Berufswahl und beim Übergang in
eine Berufsausbildung sowie bei der Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses individuell unterstützen. Mit anderen
Akteuren im Bereich der Berufsorientierung und -wahl und
mit den Arbeitgebern in der Region soll eng zusammengearbeitet werden.
• Beim Girl’s Day / Mädchen-Zukunftstag öffnen Unternehmen, Betriebe, Behörden und wissenschaftliche Einrichtungen ihre Labore, Büros und Werkstätten, um Mädchen der
Klassen 5 bis 10 für Technik, IT und Naturwissenschaften zu
begeistern.
• Vernetzungsprojekt »Neue Wege für Jungs«: In lokalen
Veranstaltungen sollen sich Jungen mit einem breiteren Berufswahlspektrum als üblich und mit Sozialkompetenzen
auseinandersetzen.
• JOBSTARTER CONNECT optimiert mit bundeseinheitlichen
Ausbildungsbausteinen folgende Bereiche: Qualifizierung von
Altbewerber/innen, Schnittstelle Benachteiligtenförderung
schwerpunkt
29
So geht was
»Ausbildungsbonus« – weiter sagen!
und betriebliche Ausbildung, Schnittstelle schulische Ausbildung und betriebliche Ausbildung, Nachqualifizierung anund ungelernter Erwachsener.
• Perspektive Berufsabschluss: Fortführung der Förderinitiativen »Regionales Übergangsmanagement« und »Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung«
• Gesetz zur Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen
Instrumente
Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Technologie (BMWi)
• »Passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen«: Ausbildungsberater/innen führen Beratungs- und Bewerbungsgespräche mit Jugendlichen, um
einem Nichtantritt zur Ausbildung oder einem Ausbildungsabbruch vorzubeugen, und entlasten so die Betriebe.
Programm des Bundesministeriums für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung (BMVBS)
• Soziale Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier
(BIWAQ): Das Programm verzahnt Instrumente der Städtebauförderung mit personenbezogenen Maßnahmen der
aktiven Arbeitsmarktförderung. Gefördert werden die Integration von Jugendlichen in Ausbildung und Arbeit, die Integration von Langzeitarbeitslosen in Arbeit sowie die Stärkung
der lokalen Ökonomie.
Übrigens: Viele der Bundesprogramme werden vom Europäischen Sozialfonds (EFS) finanziell unterstützt.
Quellen:
Homepage des Bundesfamilienministeriums: www.bmfsfj.
de > Kinder und Jugend
Homepage des Bundesbildungsministeriums: www.bmbf.
de > Bildung
Redaktion INFORMATIONEN
30 informationen März - Juni 2009
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich in den letzen Jahren in der Bundesrepublik insgesamt positiv entwickelt. 2007 wurden erstmals seit 2001 wieder mehr als 600
000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das gilt auch
für 2008. Damit wird deutlich, dass sich die Ausbildungssituation parallel zum Arbeitsmarkt verhält. In Zeiten konjunkturellen Wachstums und sinkender Arbeitslosenzahlen steigt
die Ausbildungsbereitschaft, sie sinkt jedoch bei steigender
Arbeitslosigkeit und schlechten Wirtschaftsdaten. Trotz der
positiven Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren meldet die Bundesagentur für Arbeit weiter Handlungsbedarf
an. Mehr als die Hälfte der gemeldeten Bewerber/innen um
einen Ausbildungsplatz bewerben sich zum wiederholten
Mal (bundesweit rund 382.000, also gut 50 Prozent aller
Bewerber/innen). Zu viele junge Menschen finden nicht auf
Anhieb einen Ausbildungsplatz. Im September 2008 sind in
Baden-Württemberg 11.000 junge Menschen in alternativen, oft schulischen Zwischenlösungen verblieben, trotz vorhandenem Ausbildungswillen, so der DGB-Stuttgart.
Der Ausbildungsbonus
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat im Blick
auf diese Entwicklung am 28. August 2008 das Gesetz zur
Verbesserung der Ausbildungschancen junger Menschen
verkündet, mit dem innerhalb von zwei Jahren 100.000 zusätzliche Ausbildungslätze entstehen sollen, gerade für junge
Menschen mit schlechten Chancen am Ausbildungsmarkt.
Der Ausbildungsbonus – gestaffelt in Höhe von 4.000, 5.000
oder 6.000 Euro – soll Arbeitgeber dazu veranlassen, zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze für junge Menschen,
die bereits seit längerem einen Ausbildungsplatz suchen,
zu schaffen. So haben Arbeitgeber einen Anspruch auf den
Ausbildungsbonus, wenn sie bei einem Ausbildungsbeginn
zwischen dem 1. Juli 2008 und dem 31. Dezember 2010
• einen Altbewerber ohne Schulabschluss, mit einem Sonder- oder einem Hauptschulabschluss
• einen lernbeeinträchtigten oder sozial benachteiligten
jungen Menschen, der im Vorjahr oder früher die allgemein
bildende Schule verlassen hat
• einen zusätzlichen betrieblichen Ausbildungsplatz mit einem Altbewerber besetzen, der über einen mittleren Schulabschluss verfügt (Ermessensleistung)
• einen Altbewerber mit höherem Schulabschluss, wenn sich
dieser seit mehr als zwei Jahren erfolglos um eine berufliche
Ausbildung bemüht haben (Ermessensleistung)
auf einem zusätzlich angebotenen Ausbildungsplatz ausbilden. Als »zusätzlich« gilt ein betrieblicher Ausbildungsplatz,
wenn bei Ausbildungsbeginn die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in dem Betrieb durch den neuen Ausbildungsvertrag
höher ist, als sie es im Durchschnitt der drei vorhergehenden
Jahre war. Der Arbeitgeber muss die Zusätzlichkeit durch
eine Bescheinigung der zuständigen Kammer nachweisen.
50 Prozent der Leistung werden nach der Probezeit und 50
Prozent nach Anmeldung des Azubis zur Abschlussprüfung
gezahlt.
Bisher (Stand: 1. März 2009) haben nur rund zwei Prozent
der Betriebe den Bonus genutzt. Bis 1. Februar 2009 wurden insgesamt 11.584 Anträge bewilligt. Der erhoffte Effekt, auch nicht ausbildende Betriebe für die Ausbildung
von Jugendlichen zu gewinnen, ist nicht eingetreten; bisher
haben fast ausschließlich ausbildende Betriebe den Ausbildungsbonus in Anspruch genommen.
Damit die Initiative 100.000 zusätzliche Ausbildungsstellen
nicht weitgehend ins Leere läuft, werden die Sozialpartner
vor Ort, die Kammerverbände und Kammern im Verbund mit
den Arbeitsagenturen zusätzlich die Werbetrommel rühren
müssen – eine Chance auch für Kirchengemeinden und
Verbände mit Kontakten in die Welt der Arbeit, gezielt auf
Betriebe (zum Bspl. dem örtlichen Handwerk) zuzugehen,
um einen zusätzlichen Ausbildungsplatz einzuwerben und
den benachteiligten Jugendlichen als Ausbildungspaten im
Verbund mit dem ausbildenden Betrieb zur Seite zu stehen.
In Zeiten der Wirtschaftskrise, in denen die Ausbildungsbereitschaft vieler Betriebe wieder zu sinken droht, ist dies im
Blick auf die junge Generation und ihre Chancen auf dem
Arbeitsmarkt dringender denn je!
Informationen zum Ausbildungsbonus gibt es beim Bürgertelefon des Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
Montag bis Donnerstag 8-20 Uhr unter der Telefonnummer
01805 676718 (14 Cent/Min.) oder unter www.bmas.de.
Ansprechpartner für Betriebe ist der Arbeitgeberservice
der Bundesagentur für Arbeit, Servicetelefon 01801 664455
(3,9 Cent/Min.).
Karte einstecken, aufgewertet werden.
Aufwerter für Jugendliche ohne Schulabschluss,
ohne Ausbildung:
Die Bundesregierung, indem sie Betrieben Geld bezahlt, damit die mich ausbilden?
Die Arbeitsagentur, die mich in Fördermaßnahmen
unterbringt?
Jeder Mensch, der mir etwas zutraut.
Jeder Mensch, der mir zeigt, wo‘s lang geht.
Jeder Mensch, der mir mit Achtung begegnet.
Jeder Mensch, der glaubt, dass ich was kann.
Jeder Mensch, der mir hilft, mein eigenes Leben
aufzubauen.
Jeder Mensch, der mich braucht.
Jeder Mensch, der mir eine Chance gibt.
Pfarrer Wolfgang Herrmann
Fachbereich Kirche und Arbeitswelt – Betriebsseelsorge
schwerpunkt
31
So geht was
Good Practice Center Benachteiligtenförderung (GPC)
Was ist GPC?
Das Good Practice Center Benachteiligtenförderung (GPC)
ist die zentrale Stelle der Sammlung, Aufbereitung, Dokumentation und Präsentation von bewährten Lösungen aus
der Praxis der beruflichen Förderung von Benachteiligten.
Für wen ist GPC gedacht?
Das GPC ist ein Internetportal für die Personen, die die berufliche Qualifizierung von benachteiligten jungen Menschen
fachlich gestalten: Träger und Mitarbeitende in der Jugendberufshilfe, Personalverantwortliche in Betrieben, Lehrende
in Berufsschulen sowie die Personen, die diese Praxis begleiten: Berater/innen von ausbildenden Unternehmen und
Trägern, verbandliche Organisationen und wissenschaftliche
Institutionen der Benachteiligtenförderung, verwaltende Institutionen und finanzielle Förderer.
Was bietet GPC?
Das Angebotsspektrum des GPC umfasst:
1. die Handlungsfelder der berufsbiografischen Qualifizierung von Benachteiligten:
• Berufsorientierung • Berufsvorbereitung • Begleitung hin
zur Ausbildung • (Berufs-)Ausbildung • Übergang in Arbeit
• Nachqualifizierung
2. die Zielgruppen der Förderung:
• An- und Ungelernte • Behinderte Menschen • Individuell
Beeinträchtigte • Lernbeeinträchtigte • Mädchen und junge
Frauen • Migranten • Sozial Benachteiligte
3. Die strukturellen Rahmenbedingungen der Arbeit in der
Benachteiligtenförderung werden ebenfalls dargestellt. Damit soll eine Transparenz über den »Förderdschungel« hergestellt werden und die vielfältigen Akteure und Förderansätze
aufgezeigt werden.
4. Im Zentrum des GPC-Angebots steht das Erfahrungswissen
der berufs- und sozialpädagogischen Akteure. In verschiedenen Kategorien wird dieses gesammelt und dokumentiert:
• Informationen zu arbeitsmarkt- und bildungspolitischen
Entwicklungen
• Thematisch aufbereitete Grundlageninformationen
• Anregungen zur Gestaltung der beruflichen Qualifizierung
von Benachteiligten
32 informationen März - Juni 2009
• Übersichten über Anbieter, Good Practice-Lösungen und
Qualifizierungsbausteine (BBiG)
• Expertisen und Veranstaltungsdokumentationen
• Veranstaltungskalender
5. Das Kooperations- und Kommunikationsangebot des GPC
soll den Austausch der Fachkräfte unterstützen: • voneinander wissen • miteinander sprechen • voneinander lernen
Das Angebot wird im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
(BMBF) bereitgestellt.
Homepage www.good-practice.bibb.de
Weitere Informationen: Bundesinstitut für Berufsbildung
(BiBB), GPC – Good Practice Center Förderung von Benachteiligten, Robert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn, Tel. 0228
107-1324, Fax –2886, [email protected]
Quelle: Homepage des Bundesinstituts für Berufsbildung
Kompetenz- und Erfolgstraining
KOMET 2
Die INFORMATIONEN Nr. 392 (2005) berichteten über ein
»Kompetenz- und Erfolgstraining für Jugendliche – KOMET«,
mit dessen zweijähriger Durchführung die Landesstiftung
Baden-Württemberg den Bund der deutschen Katholischen
Jugend (BDKJ) in unserer Diözese beauftragt hatte. Das
Programm zur Kooperation von Jugendbildung und Schule
sollte der spezifische Bildungsansatz der außerschulischen
Jugendbildung bei der individuellen Förderung einzelner
Schüler/innen erproben. Die überaus positiven Erfahrungen
im Programm KOMET haben die Landesstiftung veranlasst,
das Konzept inhaltlich weiter zu entwickeln, neue Schwerpunkte zu setzen und damit den Grundstein für »KOMET
2 – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche«
zu legen.
In den durchgeführten Projekten hat sich gezeigt, dass die
außerschulische Jugendbildung über hervorragende Kompetenzen verfügt, Lernen auch für benachteiligte Jugendliche attraktiv zu gestalten. Damit wurden besonders jene
Jugendliche in den Blick genommen, die schulischen Leistungsanforderungen oftmals nicht gerecht werden konnten
und daher bisher über eine wenig erfolgreiche Bildungsbiografie verfügen. Eine zentrale Erfahrung der Projekte der ersten Programmlaufzeit ist, dass benachteiligte Jugendliche
vor allem dann wirksam unterstützt werden können, wenn
es gelingt, Schule, außerschulische Jugendbildungsträger
und vor allem Eltern für eine Zusammenarbeit im Sinne einer
Bildungspartnerschaft zu gewinnen.
bietet die Zeitschrift »ProjektArbeit. Projekte, Konzepte,
Ideen für die Jugendarbeit und Jugendbildung« von der Jugendstiftung Baden Württemberg (Jugendstiftung BadenWürttemberg, Postfach 1162, 74370 Sersheim, Tel. 07042
8317-0, Fax –40, [email protected]). KOMET wurde in
der Ausgabe 2/2007 besprochen.
Das Programm KOMET 2 richtet sich landesweit an Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren (in der Regel Klassenstufe sieben und acht) aller Schultypen mit erschwerten
Schul- und Bildungsperspektiven. Das Gesamtprogramm
KOMET 2 hat eine Laufzeit von rund zweieinhalb Jahren und
endet am 31. Dezember 2010. Innerhalb dieser Zeit gibt
es zwei Phasen der Maßnahmendurchführung: Die in der
ersten Phase ausgewählten Maßnahmen haben im Januar
begonnen und sollen bis 31. Juli 2009 abgeschlossen sein.
Die Ausschreibung für die zweite Phase endet am 19. Juni
2009, bis 30. Juni 2010 sollen alle Projekte abgeschlossen
sein.
Nähere Informationen:
Fachstelle KOMET, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Antoniusstrasse 3, 73242 Wernau, www.bdkj.
info > Projekte & Aktionen, www.komet-bw.de
Andreas Bühler, Projektreferent, [email protected], Tel.
07153 3001-189
Barbara Mayer, Projektreferentin, [email protected], Tel.
07153 3001-179
Ein wahres Füllhorn an Ideen für die Förderung der Persönlichkeit von Jugendlichen ist die Dokumentation der Projektphase 2005 bis 2007, die in gedruckter Form bei der
BDKJ-Projektstelle erhältlich ist und samt wissenschaftlicher
Evaluation bequem online eingesehen werden kann.
Interessante Einblicke nicht nur in das Projekt, sondern
auch in das Schwerpunktthema dieser INFORMATIONEN
schwerpunkt
33
So geht was
Stück um Stück zum Vollberuf
Offenburger Modell
Eine Ausbildung im dualen System (Betrieb plus Berufsschule) erfordert Ausdauer, fortgesetztes theoretisches Lernen,
schriftliches Dokumentieren des Ausbildungsprozesses in Arbeitsberichten, Durchlaufen vieler Prüfungen, und das über
einen Zeitraum von zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren hinweg – genau das, was Jugendlichen mit Lernschwächen, Disziplinschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten die größten Probleme bereitet. Ein Berufseinstieg durch Teilausbildungen
oder als ungelernte Arbeiter kommt solchen jungen Menschen zunächst entgegen, sind doch viele von ihnen im praktischen
Bereich leistungsfähig. Natürlich sind es die ungelernten und teilausgebildeten Arbeitskräfte, die am wenigsten verdienen,
die geringsten Aufstiegschancen haben und am schnellsten entlassen werden bzw. am ehesten von Zeitarbeitsfirmen
beschäftigt werden.
Ein attraktives Alternativmodell zur verkürzten Teilausbildung hat bereits 1999 das Arbeitsamt Offenburg zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Oberrhein, dem
Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Südbaden Hochrhein,
mit Arbeitgeberverband, Berufsschulen und der Jugendberufshilfe (JBH) Ortenau e.V. entwickelt. Das sogenannte Offenburger Modell ist eine gestufte Ausbildung:
In der ersten Stufe wird eine Grundausbildung vermittelt.
Die zweite Stufe wird bei besonderem Bedarf angeboten.
Die dritte Stufe führt zum Abschluss einer Vollausbildung.
Die gestufte Ausbildung erfolgt im dualen System, dauert
zwischen drei und viereinhalb Jahre und führt zu einem anerkannten Vollberuf.
Die Teilnehmer/innen werden von der Berufsberatung der
Arbeitsagentur und von der Kommunalen Arbeitsförderung des Ortenaukreises ausgewählt. Sie verpflichten sich,
2 Jahre
Grundausbildung
Ziel: anerkannter Abschluss als
während der gesamten Ausbildungszeit an der Betreuung
durch einen vom Arbeitsamt ausgewählten Bildungsträger
teilzunehmen (sozialpädagogische Begleitung und Stützunterricht). Die Ausbildungsbetriebe verpflichten sich, nach
bestandener erster Abschlussprüfung auch die Ausbildung
in der dritten Stufe durchzuführen.
Informationen:
IHK Südlicher Oberrhein, Leiter Geschäftsbereich Berufsbildung, Hartmut Möller, 07821 3858150, hartmut.möller@
freiburg.ihk.de
oder
Jugendberufshilfe Ortenau e. V., Zähringerstraße 9a, 77652
Offenburg, Tel. 0781 970-5566, Fax -3425, [email protected], www.jbh-ortenau.de
Quelle: Informationen der Agentur für Arbeit Offenburg
und der Jugendberufshilfe Ortenau e.V.
optional 1 Jahr
Praxisjahr
Ziel: Vorbereitung
für Vollausbildung
• Teilzurichter/in, Maschinen- und Anlageführer/in
durch Vertiefung
der schulischen
Kenntnisse und
der praktischen
• Fachlagerist/in, Verkäufer/in, Fachkraft im
Fertigkeiten in
Gastgewerbe; Ausbau-, Tiefbau-, HochbauBetriebspraktikum
facharbeiterin, Bauten- und Objektbeschichter/in
und Unterricht bei
der Jugendberufshilfe
34 informationen März - Juni 2009
1-1,5 Jahre
Fachausbildung
Ziel: Vollberuf als
• Industrie-, Zerspanungs-,
Konstruktions-, Werkzeug-,
Feinwerkmechaniker/in,
Metallbauerin
• Fachkraft für Lagerlogistik,
Kaufmann/-frau im Einzelhandel,
Restaurantfachmann/-frau,
Zimmerer/in, Stukkateur/in,
Straßen-, Gleisbauer/in, Maurer/in,
Betonbauer/in, Maler/Lackiere/in
»Wir sind eigentlich eher im Vorteil«
Ein Besuch an der Sonderberufsfachschule Hanns Voith
Um vor Ort mit »benachteiligten« Jugendlichen und deren Lehrer/innen zu reden, fahre ich zur Hanns Voith Sonderberufsfachschule (SBFS) in Heidenheim. Die komplette dreiköpfige Schulleitung steht mir zwei Stunden zur Verfügung und hätte
mich gern anschließend noch zum Essen mitgenommen – was mich zunächst schlicht verwundert, verstehe ich nach meinem Besuch als symptomatische Erfahrung für das, was diese Schule verkörpert. Meine Gesprächspartner sind neben den
Schülern Julian, Simon, Kay und Benjamin: Erwin Krajewski, gelernter Werkzeugmechaniker, Betriebswirt, Produktionsleiter,
Ausbildungsleiter, jetzt Schulleiter. Manfred Rupp, Industriemechaniker, Maschinenbaumeister, seit 1987 in der Berufsbildung, seit 1989 im Förderlehrgang, Klassenlehrer im Metallbereich, Mitglied der Schulleitung. Tilman Walter, DiplomSozialpädagoge, seit 1995 bei Voith im Förderlehrgang, Lehrer und Schulsozialarbeiter, Mitglied der Schulleitung
Je zwei Jungs stehen zusammen an einem Schraubstock können nicht sinnerfassend lesen, haben sprachliche Defizite
oder einer Bohrmaschine und bearbeiten Metallscharniere oder bringen soziale Auffälligkeiten mit, erklärt der Schulleiin unterschiedlichen Fertigungsstufen – konzentrierte Atmo- ter Erwin Krajewski, »aber wer in einem Jahr ausbildungsreif
sphäre, mehr oder weniger gedämpfte Gespräche. Mein ers- gemacht werden kann, kann doch nicht lernbehindert sein!«
ter zufälliger Gesprächspartner ist Julian, der mich auf meine Rupp erläutert, manche kämen aus schwierigen familiären
Frage, ob sie die Teile vorgefertigt bekommen, zum Kasten Verhältnissen, aus »schicksalhaften Situationen«. Problemamit den technischen Zeichnungen mitnimmt, mir diese erläu- tisches soziales Verhalten resultiere teilweise einfach aus
tert und auf mein ratloses Gesicht hin, als von Höhenreißern einer Lernschwäche, durch die Jugendliche langsamer seien
die Rede ist, einen aus dem Schrank holt und mir erklärt, als der Klassenschnitt.
besorgt, ob ich folgen kann. Julian, der mir
freundlich und pädagogisch vorbildlich sein Krajewski beschreibt es bildhaft: »Nehmen Sie ein Kind, das im Rollstuhl
Arbeitsfeld erläutert, ist ohne Abschluss von sitzt. Das braucht bestimmte Hilfsmittel, die man ihm bereit stellt: eine
der Hauptschule abgegangen und hat keine Rampe, einen Badewannenlift. Bei lernschwachen Jugendlichen entsteht
Ausbildungsstelle bekommen. Das war letz- schnell das Bild: behindert, also Rollstuhl und Rampe. Wir schauen uns
ten Sommer; jetzt bereitet sich der Schüler die Jugendlichen an: Braucht der einen Rollstuhl oder hat er nur nie lauin Arbeitskleidung mit aufgesticktem Namen fen gelernt? Sind Gelenke und Muskeln funktionsfähig, dann geht es ums
auf den Hauptschulabschluss vor und kann Laufenlernen. Am Anfang kriechen wir, wir stehen auf und fallen hin
vielleicht diesen Sommer eine Vollausbildung – miteinander –, und wir hoffen, dass die Jugendlichen am Ende hier
als Konstruktionsmechaniker beim internati- rauslaufen. Und die, die bildlich gesprochen einen Rollstuhl brauchen,
onalen Unternehmen Voith AG beginnen.
aufrecht in ihrem Rollstuhl rausfahren und gut mit sich klarkommen.«
Woher kommen die Schüler/innen? Was »benachteiligt« sie?
An der Sonderberufsfachschule Hanns Voith sollen Förderschulabgänger/innen aus dem Kreis Heidenheim, in wenigen Ausnahmefällen auch Hauptschulabgänger/innen ohne
Schulabschluss, bei denen vom Schulamt besonderer Förderbedarf festgestellt wird, innerhalb eines Jahres »ausbildungs- oder arbeitsmarktfähig« gemacht werden. Die 37 bis
45 Schüler/innen pro Schuljahr werden der Schule von der
Agentur für Arbeit vermittelt.
Abgänger/innen von Förderschulen – was habe ich mir darunter vorzustellen? Lernbehinderte? Verhaltensauffällige?
Manche haben Rechenfähigkeiten im Zahlenraum 1 bis 20,
»Selber laufen lernen« – was braucht es dafür?
80 bis 90 Prozent der Schüler/innen gehen von der SBFS
Hanns Voith in eine Berufsausbildung, 30 bis 40 Prozent mit
einem Hauptschulabschluss. Schüler/innen, die »Schwänzerkönige« waren, nehmen hier pflichtbewusst am Unterricht
teil – oft zur Überraschung ihrer Eltern. Ist das Lernen hier
anders als an ihren bisherigen Schule? Deutlich nehmen die
Jugendlichen wahr, dass sie weniger Freizeit haben; montags
bis donnerstags sind sie bis 15.15 Uhr an der Schule, »dafür
haben wir am Freitag schon um 11:45 Uhr aus«, freut sich
Simon. Vor allem aber sind »die Ferien kürzer«, erklärt mir Julian. So werden die Jugendlichen an die Arbeitstaglänge heran geführt und, so erklärt Schulleiter Krajewski: »Nicht alle
Schüler/innen haben zu Hause ein förderliches Umfeld. Als
schwerpunkt
35
So geht was
Vollzeitschule reduzieren wir die Zeit ›schwierige Familie‹ mit
Fernsehschauen, Alkohol etc. und erhöhen die Zeit ›Bildung,
Kultur, Lernimpulse‹.« Benachteiligte Jugendliche brauchten
ein Umfeld, in dem sie positive Vorbilder und Konsequenz
und Ziel in der Erziehung bekommen. Bestätigung für das,
was sie leisten, damit sie aus ihrer »Spirale der Niederlagen«
herauskommen. Ein Umfeld, in dem sie das, was sie in sich
tragen, entfalten können. Perspektive.
der Schüler/innen da – wie beispielsweise die Arbeitskleidung um der Sicherheit willen. Das Ziel von Disziplinierung
ist nicht das Entfernen störender Schüler, sondern deren
Förderung. Die wöchentliche Reflexionsrunde ermöglicht,
was die Lehrer »flexible Konsequenzen« nennen: Nicht das
Vergehen bestimmt die Konsequenz, sondern der Bedarf des
betroffenen Schülers. Disziplinarmaßnahmen stehen immer
unter der Fragestellung »Was hilft dem Jugendlichen?« Ein
»Wir haben die gleichen Baustellen wie jede andere Schule auch«, sagt der Sozialpädagoge Walter. Warum ist diese
Schule dann so erfolgreich? Drei Stichworte fallen im Gespräch mit der Schulleitung immer wieder: die gemeinsame Reflexionsrunde der Lehrer/innen, Grundtugenden und
Sinnhaftigkeit des Tuns.
Beispiel: »Ein Schüler hat gerade mehrmonatigen Schulausschluss. Uns war klar, dass die Verhaltensauffälligkeiten unter anderem aus fehlenden Sprachkenntnissen resultieren.
Dieser Schüler braucht diese harte Disziplinierung; er braucht
aber auch ganz zentral eine Sprachförderung. Also macht er
jetzt, von uns mitfinanziert, einen Sprachkurs. Tilman Walter
begleitet ihn bei einem Praktikum, das er parallel macht. Nur
so hat er eine Chance, im neuen Schul- und Ausbildungsjahr
einen Schritt weiter zu kommen. Hätten wir ihn hier behalten, hätte er nichts gelernt.«
Lehrerkollegium – ein reflektiertes Team
Bemerkenswert ist, dass unisono die eigene Reflexion an erster Stelle genannt wird – also nicht, was den Schüler/innen
beigebracht wird, sondern wie die Lehrer/innen aufgestellt
sind, ist mit den Worten Rupps »das Herz der Schule«: Jeden
Freitagnachmittag trifft sich das zehnköpfige Lehrerkollegium – Pädagogen, Betriebswirtschaftler, Handwerksmeister,
Bildhauer, Arbeitserzieher – zu einer pädagogischen Besprechung, reflektiert über das Verhalten und Befinden einzelner
Lehrer/innen und über die Schüler/innen und berät Probleme gemeinsam. Das ermöglicht gezieltes und zeitnahes
Handeln. Sie seien alle »Durchschnittsmenschen«, betont
Krajewski, »allerdings keine Einzelkämpfer.«
Klare Standards und flexible Konsequenzen
Die Regeln an der Schule – Pünktlichkeit, Mitbringen von
Arbeitsmaterial, Tragen von Arbeitskleidung, ... – klingen
ebenso ›normal‹ wie die Disziplinarmaßnahmen bei Regelverstößen – Nachsitzen, Abfall aufsammeln, Schulausschluss
... Allerdings betont die Schulleitung: Die Regeln sind um
36 informationen März - Juni 2009
Sinnhaftigkeit
Die SBFS Hanns Voith bietet als Vollzeitschule eine allgemeine Berufsvorbereitung in vier Berufsfeldern (Metall, Holz,
Farbe, Dienstleistung) nach einem vorgegebenen Lehrplan.
BVJ- oder Hauptschulabschluss geben das jeweilige Lernniveau vor, die Prüfungsaufgaben werden vom Regierungspräsidium genehmigt – »die Beispiele, anhand derer wir das
Wissen vermitteln oder prüfen, wählen wir aber selber aus«,
betont Krajewski. Die Theorie wird in kontextbezogenen
Aufgaben in den Werkstätten vermittelt und in dem Laden,
den die Schüler/innen betreiben. »Manche Schüler/innen
verstehen zum ersten Mal in ihrem Leben, wozu Addieren
und Subtrahieren nützlich ist, warum sie lesen und schreiben
können sollten.« Die Jugendlichen werden zuerst mit der
praktischen Aufgabe konfrontiert; die Theorie lernen sie erst
dann, wenn sie sie brauchen, um die Aufgabe zu erfüllen.
Im schülereigenen Gastronomiebetrieb werden Schüler/innen, welche Rechnen nicht ausstehen können, zu geübten
und fleißigen Kassierern. Und sie erledigen Aufgaben von
Anfang bis Ende, erläutert die Schulleitung am Beispiel der
»Montagekiste«, die in den Werkstätten gefertigt wird und
als Geschenkbox für Jubiläen u. ä. dient. Die jugendlichen
Handwerker sind auch dabei, wenn die Geschenkkiste ›ausgeliefert‹ wird – unter Umständen eben an eine im Sterben
Wie geht es nach dem Jahr weiter?
Dass sie eine Ausbildung im Metall- oder Holzbereich machen wollen, ist für die vier Jungs, mit denen ich spreche,
klar. »Der Kay und ich sind im Auswahlverfahren für drüben«,
nickt Benjamin Richtung Voith-Lehrwerkstatt. Eine Lehrstelle
bei Voith, »das würde ich natürlich am liebsten machen.«
Rund sechs kommen pro Jahrgang ins Auswahlverfahren,
zwei oder drei werden genommen. Julian und Simon hätten
liegende 90-Jährige, erläutert der Pädagoge Walter. Die Hinund Rückfahrt ist dann eine wichtige Gelegenheit zu Gesprächen über das Leben oder auch über Schulprobleme.
Grundtugenden
Die Jugendlichen erleben bei den Lehrkräften eine klare
Haltung, keinen Kuschelkurs. Sie bekommen permanent ihr
eigenes Verhalten und dessen Auswirkungen gespiegelt, bis
sie begreifen, dass es um sie selbst geht, nicht um die Zufriedenstellung der Lehrer/innen. Ziel ist, »die Jugendliche mit
Grundtugenden stark zu machen« (Rupp), nicht so sehr in
der Theorie, mit der sie sich oft schwer tun, sondern im Praktischen, orientiert daran, wonach die Ausbildungsbetriebe
fragen: Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Arbeitswille, Höflichkeit,
Sorgfalt.
Und wie sehen die Schüler das?
Befragt, was sie sich an ihrer Schule anders wünschen würden, wenn sie einen Wunsch frei hätten, meint Julian, er
würde gerne keine Zusatzleistungen erbringen müssen, um
den Hauptschulabschluss machen zu können. »Das ist schon
hart«, meint er und fügt hinzu: »Aber es wäre ja peinlich,
wenn ich den Abschluss nicht schaffen würde; ich hab das
alles ja in der Hauptschule schon gemacht. Das muss ich
schon hinkriegen.« Weitere Wünsche, auch bei weiteren drei
Schülern – Fehlanzeige! »Eigentlich nichts«, zucken sie die
Schultern und lächeln.
schon noch andere Ideen, als ich sie nach ihrem Traumberuf
frage. Spieletester würde Julian gern werden und zeigt sich
bestens informiert und gleichzeitig realistisch: Stellen gibt
es da wenig und keine in der Umgebung. Bei Simon ist es
ähnlich. Sein Traumjob: »Scooter tuning – haben Sie vielleicht schon gehört?« Das Technische daran gefällt ihm, aber
er würde auch gern bei Ausstellungen mitarbeiten. Doch
Roller und Spiele bleiben erst mal Freizeitvergnügen. Jetzt
geht es um den Hauptschulabschluss und eine handwerkliche Ausbildung.
schwerpunkt
37
So geht was
Es gibt auch Schüler/innen, mit denen die SBFS an Grenzen
kommt oder die selbst entscheiden, dass sie nichts verändern
und dazulernen, keine Ausbildung machen wollen. Schüler/
innen, die am Ende des Schul»Wenn ich in 25 Jahren jahrs nicht ausbildungsfähig
in Rente gehe, dürfen die sind, versucht die Schule als
heute benachteiligten ungelernte Arbeitskräfte oder
Jugendlichen nicht unter in eine Maßnahme der Arbeitsder Brücke sitzen.«
agentur zu vermitteln. Die wenigen, die vor Abschluss des
Schuljahrs abgehen, bleiben häufig in der Arbeitslosigkeit
oder bekommen finanziellen Druck von der Arbeitsagentur,
sich in Qualifizierungsmaßnahmen zu begeben.
Benachteiligt?
Wenn man die Voith-Schüler/innen erlebt, kommt man mit
den Begrifflichkeiten ins Schleudern. Sind das benachteiligte
Jugendliche? Ich frage die Betroffenen, die Antworten sprechen Klartext. Julian findet: »Ja, und zwar weil viele Betriebe
nicht ausbilden.« Benjamin meint: »Wir sind eigentlich eher
im Vorteil, weil wir hier gut gefördert werden.«
Trägerschaft und Finanzierung
Bereits seit 1946 bereitet die Firma Voith Jugendliche mit
besonderem Förderbedarf auf das Berufsleben vor. 1972
wurde in Kooperation mit dem Arbeitsamt der Förderlehrgang als Brückenjahr zwischen Schule und Arbeitsmarkt
gegründet. Seitdem nimmt Voith als landesweit einziger Industriebetrieb die sozialpolitische Aufgabe wahr, benachteiligte Jugendliche zur
Berufs- und Arbeits- »Kein Abschluss ohne Anschluss!
platzreife zu führen. Jugendliche auszubilden und
2004 stand mit der dann nicht anzustellen, ist das
Schlimmste, was wir denen und
Arbeitsmarktreform
die Unterstützung uns antun können.«
von Förderlehrgängen zur Disposition. Voith beschloss die Gründung einer
Privatschule. Gemeinnütziger Träger ist ein Trägerverein
aus sieben Heidenheimer Voith-Firmen; die Grundfinanzierung leistet das Land Baden Württemberg. Zuwendungen
der Voith AG gemäß Privatschulgesetz ermöglichen kleine
Schulklassen und eine überdurchschnittliche Bezahlung des
Lehrpersonals, dem allerdings auch überdurchschnittlich viel
abverlangt wird, nicht allein, weil die Schule statt der vorgeschriebenen 30 Wochenstunden 37 unterrichtet.
38 informationen März - Juni 2009
Was motiviert die Voith AG, sich derart zu
engagieren?
Das Unternehmen Voith, so Krajewski, rechnet in großen
Dimensionen. Die Voithsche Wasserkraftanlage Dreischluchtenstaudamm in China sei eben nicht in drei Monaten, sondern in zehn bis fünfzehn Jahren gebaut worden. Ein Unternehmen also, das sich kurzfristiges unternehmerisches
Denken nicht leisten kann und ohne Nachhaltigkeit nicht
auskommt. Voith stecke genauso wie andere Unternehmen
in der Wirtschaftskrise, eine Kürzung bei der Ausbildung
komme aber überhaupt nicht in den Blick, weil die jetzigen
Auszubildenden ja erst in 2012 Abschluss machten. Kurzfristig die Zahlen zu senken, ergebe da keinen Sinn, das Unternehmen wolle ja langfristig überdauern. Die (nicht börsennotierte) Aktiengesellschaft Voith brauche Facharbeiter und
müsse angesichts der demografischen Entwicklung dafür etwas tun. Nur wenn jeder einzelne möglichst hoch qualifiziert
werde, sei der Bedarf an Fachkräften zu decken. »Das ist die
einzige Chance für den Wirtschaftsstandort Deutschland,
attraktiv zu bleiben.«
Betriebswirt Krajewski stellt fest: »Wenn ich sehe, dass 80
bis 90 Prozent einen Ausbildungsplatz, 30 bis 40 Prozent
den Hauptschulabschluss haben, dass Schüler plötzlich doch
gut Deutsch können, dass Schüler vorher schulresistent waren und hier permanent an der Schule sind, dann sage ich
als Betriebswirt: Die Investition in diese Maßnahme hat sich
gelohnt.«
Was müssten andere tun – die Kirche, die Politik?
»Jeder gesellschaftliche Part muss seinen Teil beitragen«,
lautet die Überzeugung Krajewskis. Die Kirche sollte sich
klar werden, wann sie diese Jugendlichen ›hat‹ (etwa bei
Erstkommunion und Firmung) und dann Vorbilder bereitstellen und Angebote machen, die für diese Jugendlichen
und deren Elternhäuser, auch sprachlich, passen. »Macht die
Firmvorbereitung doch mal im Zeltlager«, so eine spontane
Idee Rupps. Verändern muss sich nach Krajewskis Ansicht
auch das Bildungssystem: »Meine Vision ist, dass unsere
Berufsfachschule überflüssig wird, weil das allgemeine Bildungssystem das gewährleistet, was wir den Jugendlichen
zu bieten haben.«
Cäcilia Branz, Redaktion
Erwin Krajewski, Sonderberufsfachschule Hanns Voith
Berufsschule & Co
Die Berufsschule hat die Aufgabe, im Rahmen der dualen Berufsausbildung fachtheoretische Kenntnisse und
Fähigkeiten zu vermitteln und die allgemeine Bildung zu
vertiefen. Sie wird in der Regel in Teilzeitform – teils auch
als Blockunterricht – sowie bei Jugendlichen ohne Ausbildungsverhältnis als einjährige Vollzeitschule (Berufsvorbereitungsjahr und Berufseinstiegsjahr) geführt.
Schüler/innen im Schulischen Berufsgrundbildungsjahr
(BGJ) erhalten in Vollzeitunterricht eine berufsfeldbezogene Grundbildung (in den Berufsfeldern Metalltechnik,
Elektrotechnik, Wirtschaft und Verwaltung). Ist der Besuch
erfolgreich, kann er auf die Berufsausbildung im dualen
System durch eine Verkürzung der Ausbildungszeit angerechnet werden.
Die Berufsfachschule vermittelt eine berufliche Grundbildung, eine berufliche Vorbereitung oder einen Berufsabschluss und wird grundsätzlich als Vollzeitschule geführt.
Bei zweijährigen Berufsfachschulen besteht die Möglichkeit zum Erwerb der Fachschulreife.
Berufsfachschulen (BFS) sind Schulen mit voller Wochenstundenzahl und mindestens einjähriger Schulbesuchsdauer, die in der Regel freiwillig nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht zur Berufsvorbereitung oder auch zur vollen
Berufsausbildung ohne vorherige praktische Berufsausbildung besucht werden können. In den einzelnen Bundesländern gibt es vielfältige Formen von BFS mit unterschiedlichem Qualifikationsniveau. An einigen Schulen wird auch
Teilzeitunterricht angeboten. Die Schulaufsicht liegt beim
jeweiligen Kultusministerium.
Das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) ist ein einjähriger
bzw. zweijähriger Bildungsgang. Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag werden in Voll- oder Teilzeitunterricht auf
eine berufliche Ausbildung vorbereitet.
Bewerbungsfrust – eine seltene Erfahrung
»Ha, ich bewerb mich nicht mehr auf eine andere Stelle«, sagte mir kürzlich
frustriert eine gestandene Frau. Sie wollte sich betriebsintern verändern und
hatte eine Absage erhalten – auf ihren allerersten Wechselversuch. Das erinnerte
mich an eigene Erfahrungen, wie das ist, den Brief in der Hand zu halten, der mit
»leider müssen wir Ihnen mitteilen« beginnt, wie akut die Frustration, wie heftig
das Gefühl, nicht gut genug zu sein, werden kann – wider alle Vernunft – und
wie das »nie wieder« sich anbiedert.
Ich kann meine derartigen Erfahrungen ziemlich genau an einer Hand abzählen.
Absagen sind für Pastoralreferent/innen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in
der Regel in keinster Weise existenzbedrohend, sondern meist halt »schade«. Ich
habe zwei Ausbildungen, ein Studium und eine Weiterbildung in der Tasche und
weiß ungefähr, was ich »wert« bin. Wie ein 16-jähriger Hauptschüler, eine 17-jährige Realschülerin sich fühlt, wenn er/
sie 80, 150 oder 900 Bewerbungen geschrieben und vielleicht zehn Absagen und ansonsten einfach gar keine Reaktion
erhalten, geschweige denn eine erste Ausbildungsstelle in der Tasche hat, kann ICH mir nicht wirklich vorstellen.
Ich weiß, wie notwendig ich in der ersten Enttäuschung nach einer Absage Menschen hatte, die ihren Glauben in meine
Fähigkeiten zum Ausdruck brachten. Frage ich nach und habe ein gutes Wort für die Jugendlichen in meiner Verwandtschaft, in meiner Nachbarschaft, meiner Gemeinde?
Pastoralreferentin Cäcilia Branz
schwerpunkt
39
So geht was
Metall- und Elektrobranche sucht ...
Arbeitgeberverband Südwestmetall
Südwestmetall – Verband der Metall- und Elektroindustrie
Baden-Württemberg e. V. – ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands mit Hauptsitz in
Stuttgart. Er vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen
von mehr als tausend Mitgliedsbetrieben mit rund 500.000
Beschäftigten in Groß-, Mittel- und Kleinbetrieben der Wirtschaftszweige Fahrzeugbau, Maschinenbau, Elektrische und
elektronische Industrie, Feinmechanik/Optik, Uhren, Eisen-,
Blech-, Metallwaren, Stahl- und Metallbau, Gießereien,
Schmieden. Mehr als 80 Prozent der Mitgliedsbetriebe beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter. Zu seinen Aufgaben
gehört u.a. die Beratung der Mitgliedsunternehmen – unter anderen hinsichtlich der Sicherung des Fachkräftenachwuchses in den kommenden Jahren. Seine unterschiedlichen
Programme und Initiativen im Bereich Berufsstart hat Südwestmetall 1998 in seiner Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiative »START 2000 Plus« gebündelt.
Ansatzpunkte
‚ Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze in den Mitgliedsunternehmen von Südwestmetall
‚ Unterstützung flexibler Einstiegsmöglichkeiten in Ausbildung durch Teil- und Einstiegsqualifizierungen u.a. in den
Mitgliedsunternehmen von Südwestmetall
‚ Förderung der Berufsvorbereitung und Ausbildungsreife
in den Schulen sowie Information und Beratung über die
Berufsmöglichkeiten und -chancen in den Ausbildungsberufen der Metall- und Elektro-Industrie
Im schulischen Bereich engagiert sich Südwestmetall mit vier
Programmen unter der Überschrift »SchuleWirtschaft«:
• Berufsorientierung in der Schule (BiK)
• Einblicke in den Ingenieurberuf (SIA)
• Ökonomische Bildung (JUNIOR)
• Förderung von Ganztagsschulen / Jugendbegleiter zum
Kennenlernen der Anforderungen von Unternehmen
Nach der Schule profitieren benachteiligte Jugendliche von
drei Programmen:
Das Berufspraktische Jahr 21 Metall
Direkt in den Firmen soll das Berufspraktische Jahr (BPJ
21 Metall) Jugendliche in den unterschiedlichsten Metallund Elektroberufen qualifizieren und auf eine spätere Ausbildung bzw. Arbeitnehmertätigkeit vorbereiten – durch
40 informationen März - Juni 2009
Langzeitpraktika und ein zusätzliches Beratungs- und Seminarangebot (EDV, Mathematik, Deutsch, Bewerbungstraining u. ä.). Im Rahmen des Ausbildungspakts können auch
Einstiegsqualifizierungen in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern vermittelt und betreut werden.
Ziel des Projekts ist die Übernahme in ein Ausbildungs- oder
Arbeitsverhältnis. Laut Südwestmetall erzielt das BPJ 21 Metall konstant eine Vermittlungsquote von 75 – 80 Prozent.
Teilnehmen können Jugendliche bis 25, die sich für eine spätere Ausbildung, bzw. Arbeitnehmertätigkeit im Metall- und
Elektrobereich qualifizieren möchten.
Grundausbildungslehrgang Metall
Der Grundausbildungslehrgang Metall (GL Metall) richtet
sich an praktisch begabte Schulabgänger/innen, die ohne
besondere Vorbereitung nicht für eine reguläre Berufsausbildung geeignet sind. Inhaltlich orientiert er sich an den
Vorgaben für das erste Ausbildungsjahr der Metallberufe.
Dabei wechseln sich betriebliche Praxis und überbetriebliche
Unterrichtseinheiten ab. Der Bildungsträger BBQ übernimmt
die sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmer/innen.
Verbundausbildung der Metall- und Elektroindustrie
Die Verbundausbildung der Metall- und Elektroindustrie
Baden-Württemberg (VME) bietet Bewerber/innen, die
bisher keine Lehrstelle gefunden haben, mit begleitender
Unterstützung aber in der Lage sind, die Ausbildung in einem Beruf im Metall- und Elektrobereich erfolgreich abzuschließen, Ausbildungsplätze an, indem sie in den Betrieben
vorhandene, bisher nicht genutzte Ausbildungskapazitäten
nutzt. Die Auszubildenden werden während ihrer Lehrzeit
durch den Bildungsträger BBQ individuell gefördert und
durch sozialpädagogische Begleitung und überbetrieblichen
Förderunterricht in Berufs- und Alltagsfragen unterstützt.
Die Südwestmetall Mitgliedsunternehmen übernehmen die
praktische Ausbildung.
Weitere Informationen und lehrreiche Downloads zu
Selbstmanagement, Sozialkompetenzen etc. (auch für
Schulen, die die Programme der Südwestmetall nutzen wollen): www.start2000plus.de
Quelle: Internetauftritte Südwestmetall
Abheben mit »Der Drache / L`Aquilone«
87 Schüler/innen, darunter 60 Prozent Kinder von Migranten
aus zehn Nationen besuchen die Pestalozzi-Förderschule in
Sielmingen. Viele haben neben schulischen Defiziten Probleme im sprachlichen Bereich, im Sozialverhalten und teilweise
auch in der Familie. Die Gemeinden der Seelsorgeeinheit Filderstadt wollten diesen Schüler/innen helfen, ihre schulisch,
sprachlich, oft aber auch familiär schwierige Situation mit
ehrenamtlichen, schulbegleitenden Maßnahmen zu verbessern. In enger Zusammenarbeit mit der Schule bekommen
Kinder und Jugendliche seit 2004 unterschiedlichste Angebote von Ehrenamtlichen, die den Schulalltag an der Nahtstelle Arbeit/Freizeit auflockern, die Motivation steigern, die
Leistungen und damit die Chancen der Förderschüler/innen
verbessern sollen:
• Hausaufgabenbetreuung für 4 Gruppen (wöchentlich)
• Frühstücksangebot am Mittwoch (wöchentlich)
• Bastelnachmittag (monatlich)
• Lese und Vorlesestunde (1-2 x monatlich)
• Trommelprojekt mit musikalisch-therapeutischem Hintergrund (monatlich)
• Singstunde (monatlich)
• Sport und/oder Waldtag
• Fit machen für die Regelschule: Förderunterricht in Mathe
und Englisch
• Streitschlichterin (nach Bedarf in den höheren Klassen):
Gewaltprävention
So kommen die Kinder durch regelmäßige wöchentliche Angebote jeweils am Montag, Mittwoch und Donnerstag plus
Mittagsschule fast in den Genuss einer Ganztagsschule.
Die 30 Ehrenamtlichen sind Bürger/innen aus Filderstadt,
Schüler/innen des Dietrich-Bonhoeffer- Gymnasiums Filderstadt, einige darunter mit Migrationshintergrund, Azubis der
Stadt Filderstadt und Firmlinge der katholischen Kirchengemeinde und der Diakon der Seelsorgeeinheit Antonio Lo Bello. Fachliche Beratung erhalten sie durch den Caritasverband
Fils-Neckar-Alb.
• verstärkte Zusammenarbeit mit den Eltern (Geplant sind
diverse Veranstaltungen, bei denen die Eltern motiviert
und gestärkt werden sollen, damit sie mit ihren Kindern
am Schulgeschehen teilnehmen.)
Was Schule und Schüler vom »Drachen« halten
Ein Schulleiter: »Für unsere Schule ist das ehrenamtliche Engagement im ›Drachen/L`Aquilone‹ besonders wichtig. Die
Angebote sind nicht zuletzt ein Beitrag zur Integration.»
Ein Schüler schreibt auf einem Bild: »Liebe Sarah, Du hast
mir einen Trick in Mathe gezeigt – und jetzt kann ich besser
rechnen.«
Öffentliche Anerkennung des Projekts
2005 erhielt das Projekt den Caritaspreis der Diözese Rottenburg-Stuttgart (2. Platz). 2007 wurde das Projekt unter
1.200 Bewerbern beim Wettbewerb »ECHT-GUT! Ehrenamt
in Baden-Württemberg« in der Sparte »Soziales Leben«
nominiert.
Kontakt: Diakon Antonio Lo Bello, Seelsorgeeinheit Filderstadt, c/o Liebfrauengemeinde, Plattenhardterstr. 45,
70794 Filderstadt, Tel. 0711 90774582, lobellodiacono@
yahoo.de
Projektleiterin Marie-Paule Albin
Diakon Antonio Lo Bello
Nachgefragt: Wie kommt »Der Drachen/ L`Aquilone« zu
seinem Namen?
Antonio Lo Bello: Für eine Zielgruppe, die es schwer hat,
wollten wir ein positives Bild. Ein Drachen strebt nach oben,
vermittelt Freude und Leichtigkeit. Und man muss sich konzentrieren und engagieren, damit der Drachen oben bleibt
und richtig gelenkt werden kann. L`Aquilone, italienisch
für Drachen, signalisiert die Multi- und Interkulturalität des
Projekts.
Ziele für die Zukunft sind
• die Rückführung von Förderschüler/innen in die Regelschule (In diesem Schuljahr sind sechs Schüler/innen in die fünfte Hauptschulklasse eingestiegen.)
• Kooperation mit dem Förderverein der Pestalozzischule
schwerpunkt
41
So geht was
Schatzsucher nach verborgenen Talenten
Pat/innen für Hauptschulabgänger
Den Schrei nach Aufmerksamkeit und Zuwendung höre ich
inzwischen recht deutlich hinter all den Störaktionen meiner
Jugendlichen im Religionsunterricht. Um diesem Bedürfnis
gerecht zu werden, bräuchte jeder dieser Störer Einzelunterricht. Diese tagtäglichen Erfahrungen als Religionslehrerin an
der Hauptschule waren für mich ein Ansporn, das Patenprojekt anzugehen. Als dann die Leiterin der benachbarten Seniorenbildungsstätte mit der gleichen Idee auf mich zukam,
wurde es konkret. Wir suchten in unseren jeweiligen Kreisen
nach interessierten Personen und veranstalteten mit diesen
und einigen Leuten »vom Fach« eine erste Diskussion. Ein
Rektor einer Hauptschule schilderte die Nöte seiner Schüler/
innen. Die Leiter zweier Patenmodelle aus der Region stellten ihre jeweiligen Vorgehensweisen und Ziele vor.
Pat/innen finden
Wir wählten bewusst die persönliche Ansprache bei der Suche nach potentiellen Pat/innen. Denn wenn ein solches Modell in der Kommune noch nicht bekannt ist, wird eine öffentliche Anzeige o. ä. viel zu lang oder zu wenig informativ.
Eine weitere Möglichkeit ist es, in geschlossenen Gruppen
für das Projekt zu werben (KGR, Vereine, Belegschaft einer
Abteilung …). Im zweiten Durchlauf konnten wir davon ausgehen, dass das Patenprojekt in Sindelfingen vom Begriff her
bekannt war. Dieses Mal warben wir mit einem Bericht in der
Zeitung und durch Aufrufe des Bürgermeisters als Schirmherr. Ein sehr wichtiges Instrument der Akquise sind amtierende Paten. Sie haben das beste Gespür dafür, wie eine
Person gestrickt sein sollte, und werben in ihrem Bekanntenkreis authentisch und überzeugend. Es zeigte sich auch,
dass regelmäßige Presseberichte über konkrete Erfolgsgeschichten, aktuelle Aktionen und die jährliche Meldung des
Neustarts eine erfolgreiche Form der Öffentlichkeitsarbeit
sind, durch die Menschen zum Patenprojekt stoßen.
Wie finden die Jugendlichen zu den Pat/innen?
Beim ersten Durchlauf beschnupperten die Erwachsenen die
Schüler/innen bei einem Planspiel und einem gemeinsamen
Pizzabacken mit den interessierten Erwachsenen und den
Jugendlichen, die von ihren Klassenlehrer/innen motiviert
worden waren. Aus diesem ersten Anlauf ergaben sich zwei
Patenschaften, in denen sich vorbildliche Beziehungen entwickelten. Weitere Schüler/innen für eine Patenschaft zu
42 informationen März - Juni 2009
motivieren, entpuppte sich als zentrales Problem. Was wir
als die Chance für die Jugendlichen ansahen, mussten wir ihnen wie »Sauerbier« aufdrängen. Diese Erfahrung war auch
für die motivierten Erwachsenen bitter. Mal zu einem ersten
Abend mit Pizzabacken zu kommen, war für die Jugendlichen ok. Sobald verbindliche Partnerschaften eingegangen
werden sollten, zogen sie sich zurück. Mädchen konnten sich
zu zweit eine Partnerschaft mit einer Patin vorstellen, Jungen
hatten große Scheu vor einem verbindlichen Schritt.
Im zweiten Durchlauf planten wir deshalb eine intensivere
Vorbereitungsphase, in der alle Schüler/innen eines Jahrgangs die Pat/innen als Personen kennen lernen konnten.
Die Pat/innen waren wieder beim Planspiel dabei, außerdem
kamen sie ein halbes Jahr lang etwa zweimal pro Woche
in die Klasse zum Unterricht und zu weiteren Aktionen der
Schule. Daraus entwickelte sich eine Beziehung zwischen
Pat/innen, Schüler/innen, Schule und Lehrer/innen.
Warum eine Eins-zu-eins-Patenschaft?
Ob eine Zweierbeziehung überhaupt notwendig ist, wurde lebhaft diskutiert. An den beiden ersten Patenschaften
zeigte sich aber, dass gerade die Verbindlichkeit einer dauerhaften Zweiterbeziehung Möglichkeiten eröffnet, die in
einer unverbindlichen Sprechstunde oder in projekthaften
Vormittagen nicht gegeben sind:
D Die feste Beziehung ermöglicht es, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Ausdauer miteinander zu üben.
Gerade dies sind Fähigkeiten, die viele Hauptschüler nicht
oder sehr unterentwickelt haben.
D Die Sympathie zum Paten / zur Patin ist ein Motivationsmittel, das diese Institution von der Schule unterscheidet.
Der Jugendliche lernt ein anderes Lernen. Automatismen aus
dem Schulalltag entfallen.
D Die Sympathie schafft Vertrauen in den/die Erwachsene/n,
in die Patenschaft. Daraus erwächst eine neue Leistungsbereitschaft. So hat ein Pate seinen Jungen in den Pfingstferien
jeden Morgen zum Nachhilfeunterricht bestellt. Der Junge
kam jeden Morgen pünktlich.
D Der Pate/die Patin lernt den/die Jugendliche/n viel intensiver kennen, spürt Schwächen oder Stärken auf, die auf den
ersten Blick nicht offensichtlich sind.
D Die Beziehung stellt einen eigenen Wert dar. Wo und wie
oft erleben Menschen heute, dass sich jemand ›einfach so‹,
nur aus Nächstenliebe um sie kümmert? So kann diese Erfahrung zur Lebens-Erfahrung werden; auch für die PatInnen.
Betreuung der Pat/innen
Schon im ersten Durchlauf zeigte sich, dass ein regelmäßiges
Treffen der Pat/innen mit einem Betreuer/Supervisor unverzichtbar ist. Meine Erfahrung in dieser Rolle: Das weitaus
größte Bedürfnis der Pat/innen war einfach zu erzählen, was
man erlebt hatte. Darüber hinaus ging es um auftauchende
Unsicherheiten: Wie gehe ich damit um, wenn mein Jugendlicher mich einfach versetzt? Wir haben so auf die Mathearbeit hin geübt und nun hat sie doch eine vier geschrieben.
Was habe ich falsch gemacht? Wie viel kann ich von meinem
Jugendlichen verlangen? War meine Reaktion richtig?
Solche Fragen konnten sich die Pat/innen sehr gut gegenseitig beantworten. Oft tat es einfach gut, zu merken: Ach,
dem/der anderen geht es genauso. Meine Anwesenheit als
außenstehende Person war dabei hilfreich; unverzichtbar
erwies sie sich, um die Pat/innen für ihr Engagement mit Bestätigung, Anerkennung, einfach durch Interesse zu ›belohnen‹. Manchmal bestand meine Hilfestellung auch darin, mit
einem Jugendlichen über einen Vorfall zu reden. So konnte
ich einerseits vermitteln, andererseits von zweiter Seite weitergeben, dass gewisse Erwartungen erfüllt werden müssen, damit die Patenschaft klappt. Umgekehrt wollten auch
manchmal Schüler mit mir über ihre Erfahrungen reden. Es
erwies sich hier als sinnvoll, dass ich zu allen Beteiligten des
Projektes regelmäßigen Kontakt hatte.
Erfolg und »Misserfolg«
Wenn ein/e Jugendliche/r trotz aller Bemühungen am Ende
doch keine Lehrstelle hat, sondern »nur« ins BVJ kommt,
geht das den Pat/innen nahe. Als Betreuerin hatte ich unermüdlich zu betonen, dass es kein Automatismus sei, dass
ein Jugendlicher mit Pate einen Ausbildungsplatz bekomme,
einfach schon weil es zu wenige Lehrstellen gibt. Für mich
machen spirituelle Aspekte eine Patenschaft unabhängig
vom Ergebnis wertvoll. Die Zeit mit Pate/Patin ist eine gute
Erfahrung für das Leben, egal welches Ergebnis am Ende
steht, durfte doch ein Jugendlicher ein bis zwei Jahre lang
erfahren, dass er der Welt nicht egal ist, dass sich jemand für
sein Schicksal interessiert – eine existenzielle Erfahrung!
Trägerschaft
Das Patenprojekt wuchs, war aber nicht eindeutig Teil meiner Arbeitsvereinbarung. So war es nicht möglich, andere
Aufgaben abzugeben. Just als dies zum Problem wurde,
standen diverse Kooperationspartner auf der Matte – und
zwar mit der Maxime »Lass uns mal machen, wir können das
sowieso besser.« Meine Bedingung war schließlich: Wenn
ich den Eindruck habe, dass das Projekt in meinem Sinne
weitergeführt wird und der Schwerpunkt eindeutig auf dem
Wohl der Bedürftigen, in diesem Fall der Hauptschüler/innen
liegt, dann kann ich es abgeben. In vielen Verhandlungen
entwickelte sich eine Zusammenarbeit der Stadt Sindelfingen, der Goldberg-Seniorenakademie und der Caritas in
Person des Schulsozialarbeiters an der betreffenden Schule.
Unabdingbar waren gute Kontakte der Person, die die Pat/
innen betreut, zur Schule und zu den Schüler/innen. Für die
Akquise der Paten ist es wichtig, vor Ort zu sein und gute
Beziehungen zu allen möglichen Institutionen zu haben.
Um Gottes willen
Für mich war dieses Projekt diakonisches Handeln und eine
sehr wertvolle Erfahrung: Die Pat/innen helfen den Jugendlichen, dass deren Leben gelingt – ein Grundanliegen unserer
Religion. Sie geben die Liebe und Fürsorge weiter, die ihnen
durch Menschen geschenkt wurde und die sie als Geschenk
Gottes begreifen. »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.« (Mt 25,40b) Sie
lassen die Botschaft Gottes lebendig werden, dass alle Menschen ohne Vorbedingung von Gott geliebt sind, dass kein
Mensch nur ein Zufallsprodukt oder gar Ausschuss des Lebens auf der Erde ist. Die Jugendlichen melden diese Erfahrung auch ausdrücklich zurück: »Sind die extra wegen uns
gekommen? Die haben sich echt Mühe gegeben.« Die Pat/
innen graben als Schatzsucher bei den Jugendlichen noch
nicht entdeckte oder verschüttete Talente aus. Sie leiten sie
an, sich selbst schätzen zu lernen und letztendlich ein Stück
der Fülle zu leben, die Gott uns allen versprochen hat.
Sehr gute weitere Informationen liefert die Homepage
des Koordinators aller Patenprojekte der Region Böblingen:
www.patenaktion.de
Gemeindereferentin Michaela Donauer
schwerpunkt
43
So geht was
Teflonstrategie und Hurensohn-Palme
Lebensunterricht an der Schule
»Jeden Tag bin ich auf dem Weg zur Arbeit an dieser Schule vorbeigefahren«, so fängt das Projekt an, das der ehemalige
Kfz-Mechaniker, Sozialpädagoge, Gewerkschaftssekretär und Personalleiter Ernst Bodenmüller in Pfullingen ins Leben
gerufen hat. Na ja, vielleicht fing es auch vor vierzig Jahren an, als zwei junge Leute bei ihm klingelten und ihn zur Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) ›lockten‹. So jedenfalls begann seine Geschichte mit den schlechten Seiten der Arbeitswelt,
die Menschen ducken, ausgrenzen, entmündigen, entwürdigen, bzw. mit Guter Arbeit, die Potentiale herauskitzelt, Entfaltungsmöglichkeiten und Sinn bietet und für die er sich heute im Vorstand der diözesanen Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) einsetzt. Diese Themen treiben ihn um, auch jetzt als jungen Ruheständler. Als er nicht mehr zur Arbeit
musste, hatte er endlich Muße, das Gespräch mit dem Schulleiter jener Hauptschule zu suchen, an der er vorher täglich
vorbei gefahren war. Das Ergebnis: das Projekt »Das Leben selbst in die Hand nehmen«, das er mit einer achten Klasse ein
Jahr lang durchgeführt hat.
Bodenmüller findet, dass eine plurale, »widersprüchliche
Gesellschaft« Schüler/innen wenig Orientierung für ihre Lebensgestaltung gewährt und dass Schüler/innen auf das,
was sie in einem Betrieb erwartet, nicht wirklich vorbereitet
sind, wenn sie die Schule abschließen. Sie warten, bis ihnen
gesagt wird, was sie tun sollen. Sie haben keine Handhabe,
wenn jemand sie unfair behandelt. »Sie sind ›Kopierer‹, aber
sie sollten ›Forscher‹ sein.« Sie sollten checken, wie eine Abteilung funktioniert, sollten Mitarbeiter viel fragen, aktiv auf
andere zugehen, sich interessieren, Arbeit sehen, Vorschläge
machen – und »sich qualifiziert wehren« sowie mit Fehlern
richtig umgehen. Das versucht Bodenmüller den Jugendlichen zu vermitteln – in Gesprächen, Rollenspielen, Aktionen,
Visualisierungen etc.
Mit einer Selbstbetrachtung im Spiegel lernen sich die Schüler/innen selbst besser kennen: »Ich bin ein Original/Juwel.
Kenne ich mich eigentlich?« Inhaltlich folgt dann der Dreischritt • Ziele setzen • Prinzipien festlegen • Methoden finden. Die Jugendlichen brauchen zunächst Bilder, Visionen
dessen, was sie erreichen, wie sie leben wollen. Dann müssen sie verstehen, dass sie für deren Verwirklichung vieles
tun können und tun müssen und dass Selbstdisziplin Freiheit für anderes verschafft. »Wenn ich nicht jeden Morgen
mit mir kämpfe, wann ich aufstehe, sondern klar ist, dass
ich eine Minute nach Weckerläuten aus dem Bett bin, habe
ich viel Energie zum Frühstücken oder sonstwie in den Tag
zu starten.« Zu den Methoden gehört neben Lernmethoden auch die Teflonstrategie und die Hurensohnpalme – ein
Begriff, der in der Arbeit mit den Schüler/innen entstanden
ist, als ein Schüler dem andern an den Kragen gehen wollte, weil dieser ihn Hurensohn genannt hatte. Bodenmüller
brachte aus dieser Situation heraus den Schüler/innen nahe,
dass es ihre Entscheidung sei, inwieweit sie sich von anderen
provozieren lassen. »Du entscheidest, ob der andere dich mit
diesem Ausdruck auf die Palme bringt. Du entscheidest, ob
du so reagierst, wie der andere es gern möchte. Der andere
stellt dir die Hurensohnpalme hin, du kletterst rauf oder auch
nicht.« Hurensohnpalme – diesen Begriff haben die Schüler/innen behalten und später in akuten Situationen angewandt. Und sie schenkten Bodenmüller zum Abschied eine
(Hurensohn)Palme und eine Teflonpfanne. Letztere steht dafür, Beleidigungen einfach an sich abperlen zu lassen, indem
man das Gegenüber als Forschungsobjekt betrachtet, nicht
Der Unterricht hat mir für das Leben viel gebracht:
Schülerkommentare
»Ich habe mehr Mut bekommen, seitdem ich gelernt habe, dass mein Wille im Leben zählt.«
»Ja, weil ich weiß wie ich reagieren muss, wenn
mich was aufregt.«
»Naja, nicht so viel, wir haben zwar Vieles gelernt,
aber ich weiß gar nicht, wie ich es umsetzen soll.«
»Man ist sich sicherer geworden. Man hat gelernt,
wie man mit anderen Personen (Chef) umgeht.«
44 informationen März - Juni 2009
Durch den Unterricht ist mir klar geworden, was
es heißt »Das Leben selbst in die Hand nehmen«:
Schülerkommentare
»Ich hatte früher Angst, aber jetzt nicht mehr. –
Ich habe gelernt, mich zu zeigen.«
»Ja, und ich glaube, das war das Beste, das wir gemacht haben.«
»Nein, ich wusste es; ich war seit meiner Kindheit auf
mich alleine gestellt.«
als Angreifer, und mit Fragen reagiert. Auch ganz simple Dinge gehörten zu seinem Unterricht, einen festen Händedruck
und Augenkontakt üben etwa.
Hatte sein Unterricht der anderen Art Erfolg? Er sei »teilweise fruchtbar« gewesen, sagt Bodenmüller selbst und meint
damit zweierlei:
Bei den Schüler/innen gab es einen sehr großen Teil, die in
der Evaluation den Unterricht deutlich als Gewinn beschrieben, und einen sehr kleinen Teil, der wenig oder nichts damit
anfangen konnte, vgl. die Grafiken und Kommentare.
Bei den Lehrer/innen klaffte die Reaktion genauso auseinander wie bei den Schüler/innen. Die Klassenlehrer der
teilnehmenden Klassen waren wie der Schulleiter begeistert. Die Klassenlehrerin der nachrückenden achten Klasse dagegen sah keinen Sinn in dieser Zusatzqualifizierung
und lehnte ein Durchführung rundweg ab. Im kommenden
Schuljahr wird Bodenmüller sein Projekt an einer anderen
Schule durchführen, und diesmal werden auch die Lehrer/
innen an seinem Unterricht teilnehmen!
Kontakt: Ernst Bodenmüller, KAB Pfullingen, [email protected]
Schülerkommentare
»Es ist mir klar geworden, wie Lernen außerhalb der Schule geht, aber ich habe keine Lust zu lernen.«
»Man hat erfahren, dass man nur durch Prinzipien zum Ziel gelangt! Das war super!«
»Sie haben uns viel Selbstbewusstsein und Mut gegeben.«
»Ich finde es schade, dass wir nur ein Jahr diesen Unterricht hatten.«
»Es wäre sehr gut, wenn das ein Unterrichtsfach wäre, um sich besser auf das Leben vorzubereiten.«
Cäcilia Branz
Redaktion
schwerpunkt
45
So geht was
Nachhaltige Förderung benachteiligter Jugendlicher
AAQuiD-Projekt der Caritas in Baden-Württemberg
Das Projekt AAQUID im Stenogramm
• Fakt ist: Schon jetzt herrscht im Dienstleistungsbereich
und in Einrichtungen der Sozialwirtschaft ein Mangel an
qualifizierten Arbeitskräften. Ausgerechnet in einem Sektor
mit Wachstumsprognose.
• Fakt ist: Die Integrationsschwelle in Arbeit ist in BadenWürttemberg so hoch wie nirgends sonst in der Bundesrepublik. Junge arbeitslose Menschen, die den Anforderungen einer immer komplexer werdenden Ausbildungs- und
Arbeitswelt nicht gewachsen sind, haben auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance.
• Fakt ist: Beide Trends werden sich in der Zukunft weiter
verstärken.
Genau hier setzt die Caritas in Baden-Württemberg an mit
ihrem zentralen Landesprojekt »AAQUID – Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung im Dienstleistungsbereich«. Gefördert im Rahmen des Europäischen Sozialfonds wird das
Projekt landesweit für zwei Jahre in neun Teilprojekten, an
sieben unterschiedlichen Orten zwischen Ost-Württemberg
und Breisgau-Hochschwarzwald und mit verschiedenen
Partnern umgesetzt.
Der rote Faden durch alle Teilprojekte
• die Zielgruppe:
Junge Menschen bis 27 Jahre, deren Chancen im Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gering sind, das sind z.B. Schüler/
innen der Haupt- und Förderschulen, junge Menschen mit
einem Migrationshintergrund oder Schulabgänger/innen mit
körperlicher oder geistigen Beeinträchtigungen
• das Anliegen:
Die Jugendlichen sollen für Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich interessiert werden. Ihnen werden unterschiedliche
Qualifikationen angeboten, (z.B. Persönlichkeitsentwicklung, Tagesstrukturierung, fachlich orientierte Ausbildungsqualifizierung), die den Boden bereiten, um sie anschließend
in Ausbildungs- und Arbeitsstellen zu vermitteln.
Ein bisschen Hintergrund
Längst lässt sich beobachten, dass junge Menschen mit
eingeschränkten Vermittlungs- und Eingliederungschancen
46 informationen März - Juni 2009
in Konkurrenz um begrenzte Ausbildungsplätze von Jugendlichen mit höheren Bildungsabschlüssen verdrängt
werden. Nahezu aussichtslos ist es beispielsweise für junge
Menschen ohne Hauptschulabschluss eine Ausbildung im
dualen System erfolgreich abzuschließen. Oftmals ist es zufällig, ob einem Jugendlichen nach Beendigung der Schule
der Übergang in eine Ausbildung gelingt. Jugendliche mit
Migrationshintergrund haben selbst bei guten bis sehr guten
Schulnoten kaum eine Chance auf einen Ausbildungsplatz.
Viele Ausbildungsbetriebe entscheiden sich eher für deutsche Bewerber.
Unser Ziel muss es sein, dass jede/r Jugendliche einen Berufsabschluss erreicht. Dabei brauchen Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen bereits früh Unterstützung
und Angebote zur Berufsorientierung und -vorbereitung.
Erfahrungen belegen, dass auch Jugendliche mit schlechten
Voraussetzungen bei entsprechender Förderung große Entwicklungspotentiale entfalten.
Vielfältige Projekte und Maßnahmen der Akteure der Zivilgesellschaft und das Engagement der Politik sind unerlässliche
Voraussetzungen, um die Befähigung zu selbstverantwortlichem Leben benachteiligter Jugendlicher zu erreichen. Erforderlich ist aber auch ein wacher und offener Blick für
die Lebenssituation junger Menschen im Alter zwischen 15
und 27 Jahren. Wir brauchen eine Gesellschaft und eine Kirche, die bereit sind, dieser Generation Orte zu gewähren,
an denen sie heimisch werden und sich verwurzeln kann.
Viel zu schnell sind wir – die Erwachsenen – bereit, uns über
die ›Jugend von heute‹ zu beschweren und sie alleine zu
lassen in einer Zeit der gefühlten und erlebten Haltlosigkeit. Junge Menschen brauchen Orientierung. Die Caritas in
Baden-Württemberg will mit der Umsetzung des zentralen
Landesprojekts »Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung im
Dienstleistungsbereich« das Ihre dazu beitragen.
AAQuiD-Ansprechpartnerin:
Ulrike Sommer, Kompetenzzentrum
Europa der Caritas in Baden-Württemberg, Strombergstraße 11, 70188 Stuttgart, Tel. 0711 2633-1560
Barbara Deifel-Vogelmann
Diözesancaritasverband
»Was der Mensch aus sich macht, das ist er.« (Adolph Kolping)
Angebote des Kolpingwerks
In welchem katholischen Verband könnte das Thema Ausbildung zentraler sein als im Kolpingwerk, dem ehemaligen
»Gesellenverein«, dessen Anliegen, Menschen ihre Tüchtigkeit entfalten zu helfen und damit gemeinsam an einer besseren Welt zu arbeiten, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
nichts an Aktualität eingebüßt hat. Seien es die interessanten
schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten des Kolping-Bildungswerks (von der Abendrealschule über wirtschaftliche Lehrgänge bis zum Oma/OpaEnkel-PC-Kurs), seien es seine Jugendagenturen, die jungen
Arbeitslosengeld-II-Bezieher/innen helfen, eine Ausbildungsoder Arbeitsstelle zu finden, seien es die Berufsvorbereitenden Bildunsgmaßnahmen (BvB), die sozialpädagogische Betreuung für benachteiligte Jugendliche in Ausbildung oder
die Wohnheime, die Jugendlichen eine Ausbildung weg von
zu Hause ermöglichen – das Kolpingwerk und das KolpingBildungswerk tragen auf vielen Ebenen dazu bei, Menschen
in qualifizierte Arbeit zu bringen.
Informationen: www.kolping.de
www.kolping-dvrs.de
www.kolping-bildungswerk.de
Das Kolping-Bildungswerk gibt übrigens eine sehr ansprechende Zeitschrift über seine Arbeit heraus: »bildungsSeiten«; erhältlich über bildungsseiten@kolping-bildungswerk.
de oder als kostenloses online-Abo unter www.kolpingbildungswerk.de.
Treffpunkt (nicht nur) für chancenarme Jugendliche
Kommunikationszentrum für interkulturelle Zusammenarbeit (KiZ e.V.)
Ausbilder und Betriebe beklagen, dass Jugendliche viel zu
wenig Vorstellung von der Realität eines Betriebs und eines
Berufs haben. Das Kommunikationszentrum für interkulturelle Zusammenarbeit KiZ in Kirchheim/Teck führt Jugendliche im Berufsvorbereitungsseminar spielerisch an die Betriebswelt heran.
Bei einem zweieinhalbtägigen Planspiel arbeiten Hauptschüler/innen der achten Klasse in einer fiktiven Firma für
Bürobedarf und lernen dabei eine Menge: wie sich Nervosität beim Bewerbungsgespräch anfühlt, dass man besser
das Kleingedruckte unter Verträgen lesen sollte (außer man
möchte wirklich der »Geschäftsleitung« das Essen an den
Tisch tragen oder ein Viertel seines Nettolohns »freiwillig«
spenden ...), dass Steuern im Geldbeutel einfach fehlen und
wie sich Erfolg anfühlt, wenn man das Gesamt im Blick behält, kreativ ist und sich anstrengt.
Das KiZ trägt auch »Die Jugendagentur« in Kirchheim mit,
die an der Nahtstelle zwischen Schule und Beruf aktiv ist.
Das KiZ ist Treffpunkt für Jugendliche und Veranstalter unterschiedlicher Aktionen für Kinder und Jugendliche ab 13.
Leiter Wolfgang Schinko, Sozialpädagogin Doris Kurka und
Elisabeth Espig im Büro versuchen, vor allem Kindern aus
chancenarmen Familien ein persönliche und förderliche Ansprechpartner/innen zu sein. wird von der Stadt Kirchheim,
vom Landkreis Esslingen, der katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim, der Kirchengemeinde Maria Königin,
dem katholischen Schuldekanat Nürtingen, dem Rotary-Club
sowie diversen Stiftungen und Firmen finanziert.
Homepage: www.kiznet.de
Quelle: KiZ-Homepage
schwerpunkt
47
So geht was
Christinnen geben muslimischen Kindern Nachhilfe
Man könnte es Hausaufgabenbetreuung nennen, doch was neun ehrenamtliche Frauen in Echterdingen machen,
ist weit mehr: Hausaufgabenbetreuung, Förderung von Selbstvertrauen und Sprachkenntnissen, Einzelnachhilfe vor
Klassenarbeiten und vor allem ein interreligiöses und interkulturelles Projekt.
Seit Januar 2005 betreut ein Team von neun Frauen aus unserer Kirchengemeinde jeden Mittwochnachmittag in der
Moschee in Echterdingen ehrenamtlich 15 bis 20 türkische,
muslimische Kinder und Jugendliche. Das Alter der Mädchen und Jungen liegt zwischen 7 und 16 Jahren. Waren
zunächst überwiegend Grundschüler dabei, sind nun immer
mehr Hauptschüler/innen, aber vor allem Realschüler/innen
und Gymnasiast/innen bei der Hausaufgabenbetreuung.
Die Frauen im Team, alle im Ruhestand, viele mit eigenen
Kindern und Enkelkindern bringen sich mit ihrem Wissen
und ihrer Lebenserfahrung ein. Fachlich breit ausgebildet
(Lehrerinnen, Pharmazeutin, Dolmetscherinnen, Mathematikerin) können sie Unterstützung bis in höhere Klassen des
Gymnasiums (z.B. Latein, Französisch, Englisch, Mathematik)
gegeben werden. Genauso wichtig ist es, den Kindern und
Jugendlichen Selbstvertrauen zu geben, ihre Neugier und
ihren Lernwillen zu wecken, ihre Eigeninitiative zu fördern.
In den Familien wird oft nur türkisch gesprochen, dadurch
sind die Kinder in ihrer Sprachentwicklung oft benachteiligt.
Deshalb wird neben der Hausaufgabenbetreuung vor allem
an der Verbesserung der Deutschkenntnisse gearbeitet.
Nur so kann eine Chancengleichheit erreicht werden. Nach
erledigten Hausaufgaben wird vor allem mit den jüngeren
Kindern gespielt und dabei gelernt, wie man fair miteinander umgeht. Vorlesen aus Kinder- und Jugendbüchern weckt
Lust auf »selbst lesen«. Bei Bedarf wird auch Einzelnachhilfe
vor Klassenarbeiten gegeben , die in den meisten Fällen zur
Verbesserung der schulischen Leistungen geführt hat.
Durch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist ein
sehr vertrauensvolles Verhältnis zu den Familien entstanden.
In Gesprächen unterstützen wir die Eltern bei der Auswahl
der geeigneten Schulen. Die Eltern, oft ohne große Schulbildung, sind sehr interessiert, dass ihre Kinder, vor allem auch
ihre Töchter, eine gute Ausbildung erhalten. Sie sind dankbar für die Beratung und die Unterstützung. Wir ermuntern
die Eltern, die Kinder bei guten Leistungen in die Realschule
oder in ein Gymnasium übertreten zu lassen.
Wir haben übrigens 2007 den zweiten Preis des Deutschen
Caritasverbandes bei dem Jahresthema »Mach dich stark für
starke Kinder« erhalten.
Helga Koeppe
Leinfelden-Echterdingen
Fast alle nationalen und internationalen Vergleichsstudien stellen dem deutschen Bildungswesen ein miserables Zeugnis
aus: Die Zahl der Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss ist erschreckend hoch. Hauptschüler haben nach wie
vor kaum Chancen, direkt einen Platz in Ausbildung und Beruf zu erhalten. Migrant/innen sind die Verlierer unseres
Bildungswesens. Sie verlassen die Schule doppelt so häufig wie ihre deutschen Mitschüler/innen ohne Abschluss. Mindestens 400.000 Jugendliche »verschwinden« im Übergangssystem zwischen Schule und Beruf – die meisten von ihnen
bleiben ohne Chance auf eine qualifizierende Ausbildung. Gleichzeitig gelingt es nicht, signifikant mehr Jugendliche für
ein Studium zu gewinnen. Dies gilt insbesondere für junge Menschen mit Migrationshintergrund und Kinder aus sozial
schwachen Familien.
...
In kaum einem anderen Land hängen die Bildungschancen der Kinder so sehr vom Geldbeutel der Eltern ab wie in
Deutschland. Selbst bei gleicher Intelligenz und Lesefähigkeit hat das Kind eines Akademikers gegenüber einem Arbeiterkind eine drei Mal so große Chance, das Gymnasium zu besuchen.
Stellungnahme der Beauftragten der Arbeitnehmer im Hauptausschuss zum Entwurf des Berufsbildungsberichts 2009
48 informationen März - Juni 2009
Rucksackprojekt
Sprachkompetenz im Doppelpack
»Du kannst spanisch? – toll!« »Du sprichst türkisch? – lern erst mal deutsch!« Kennen Sie das? Verschiedene Sprachen haben
in Deutschland ein unterschiedliches Sozialprestige: Während Englisch oder Französisch großes Ansehen genießen, trifft
das Gegenteil auf Türkisch oder Russisch zu. Wird eine Sprache als minderwertig angesehen, hat das Auswirkungen auch
aufs Selbstbewusstsein, gerade bei Kindern. Viele Kinder und Jugendliche aus Migrationsfamilien radebrechen mittlerweile
sowohl in der deutschen wie in ihrer Herkunftssprache. Andererseits lernen Kinder viel einfacher deutsch, wenn sie ihre
Muttersprache gut beherrschen. Sprachkompetenz hat gravierende Auswirkungen auf die Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben und speziell an Arbeit. Der Besuch einer deutschen Schule garantiert keineswegs ausreichende Sprachkenntnisse
bis zum Schulabschluss. Anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache im Februar forderte der Caritasverband
Rottenburg-Stuttgart von der Landesregierung ganzheitliche Konzepte zur Sprachförderung, die sowohl deutsche wie
muttersprachliche Kompetenzen berücksichtigen. Denn obwohl der Landesintegrationsplan die Wichtigkeit der Sprachkenntnisse von Zuwanderern hervorhebt, ist so gut wie keine Sprachförderung im Bildungssystem vorgesehen. Gleichzeitig
unterstützt der Caritasverband mit seinem »Rucksackprojekt« selbst Einwandererfamilien dabei, ihren Kindern die Muttersprache beizubringen und damit bereits im Kindergartenalter deren sprachliche Kompetenz zu fördern.
Hatice Soyudogru ist »Stadtteilmutter«, also Leiterin einer
Rucksackgruppe in Ravensburg. Einmal in der Woche trifft
sie sich mit sechs weiteren türkischen Müttern im Kindergarten St. Theresia. Heute wird Hatice Soyudogru mit den
Frauen einen Obstsalat zubereiten. Die 28-jährige spricht
darüber, wo Äpfel, Orangen, Bananen wachsen und warum man Obst essen sollte. Genauso sollen es die Mütter
in der kommenden Woche mit ihren Kindern tun. Doch
nicht etwa in deutscher Sprache: Die Mütter werden vielmehr angehalten, zuhause ihre Landessprache zu pflegen.
Für jeden Tag in der kommenden Woche bekommen sie
eine solche kleine Aufgabe, die sie mit ihren Kindern in
der Muttersprache lösen sollen. Parallel dazu behandeln die
Erzieherinnen dieselben Themen in Deutsch. Die Themen
orientieren sich am Alltag der Kinder. Es geht beispielsweise
um Essen und Trinken, um den eigenen Körper oder um die
Jahreszeiten. Da die »Rucksackkinder« die Themen bereits
durch ihre Hausaufgaben kennen, lernen sie schneller und
effektiver die deutsche Sprache.
»Man hat festgestellt, dass die Kinder die Begriffe, die sie
in ihrer Muttersprache nicht kennen, auch nur sehr schwer
auf Deutsch erlernen können. Zugleich bauen die Mütter
durch das Sprechen in der Muttersprache eine stärkere
Bindung zu ihren Kindern auf«, erklärt Christina Neubauer. Die Caritas-Mitarbeiterin leitet das Rucksackprojekt in
mehreren Städten im Oberschwäbischen und am Bodensee. Zu Neubauers Aufgaben gehört, Leiterinnen der Müttergruppen, sogenannte Stadtteilmütter, zu schulen und
zu betreuen. Stadtteilmütter müssen sehr gute Kenntnisse in ihrer Muttersprache und in Deutsch mitbringen. Sie
erlernen die Grundlagen des Spracherwerbs genauso wie
pädagogische Grundkenntnisse. Stadtteilmutter zu sein hat
einen weiteren positiven Nebeneffekt: Durch die bezahlte
Tätigkeit wird die Kompetenz der Migrantinnen fruchtbar
gemacht. Die Mütter haben in den wöchentlichen Treffs die
Möglichkeit, sich auszutauschen und können im Laufe der
neun Monate – auf diese Dauer ist das Projekt angelegt –
auch ihre Erziehungskompetenzen zum Wohle der Kinder
weiterentwickeln.
Das Rucksackprojekt ist eine Idee aus den Niederlanden
und wurde in Nordrhein-Westfalen auf deutsche Bedingungen übertragen. Es spricht die Mütter als Expertinnen für
das Erlernen der Erstsprache an und orientiert sich somit
an deren Stärken.
Der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützt derzeit fünf Rucksackgruppen in Ravensburg,
sechs in Friedrichshafen, eine in Weingarten, eine in Laupheim und eine weitere in Baienfurt. Weitere Projekte sind
in Planung.
Weitere Informationen zum Rucksackprojekt bei Christina Neubauer, Seestraße 44, 88214 Ravensburg, Tel. 0751
36256-19, neubauer@caritas-bodensee-oberschwaben.
de
oder unter www.raa.de/rucksack.
schwerpunkt
49
So geht was
Ausbildung mit Kind
Rund 500 Teenagerschwangerschaften gibt es jährlich in
Baden-Württemberg. Minderjährige Mädchen, die schwanger werden, werden schnell mit Etiketten wie »leichtsinnig«,
»verantwortungslos« oder «blickt’s nicht« versehen. Der Caritasverband zeichnet ein anderes Bild: Oft sind es Mädchen,
die als Kinder allein gelassen waren, deren Eltern gleichgültig und überfordert sind. Anerkennung, Wärme oder Unterstützung beim Lernen kennen diese Mädchen nicht. Im
Gegenteil: Ihre Eltern bringen ihr eigenes Leben selbst kaum
auf die Reihe, haben keine Arbeit und stecken in finanziellen
Schwierigkeiten.
Hilfe finden junge schwangere Frauen im Paulusstift in Stuttgart oder in vergleichbaren Mutter-Kind-Gruppen in Ulm,
Schwäbisch Gmünd oder Göppingen. Diese Einrichtungen
werden vom Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SkF) oder
katholischen Jugendhilfeeinrichtungen getragen, die durch
den Caritasverband Rottenburg-Stuttgart spitzenverbandlich
vertreten werden.
»Viele junge Frauen sind hoch motiviert, einen Schulabschluss mit Kind zu machen«, erzählt Ute Weisser vom Paulusstift. Da Schule allerdings wie eine Tätigkeit in Vollzeit
zu sehen sei, kämen die Mütter schnell an ihre Grenzen:
Die Kinder seien als Babys und Kleinkinder zudem oft krank,
was die Mütter vom Schulbesuch abhalte. »Irgendwann ist
dann die Energie und Motivation raus«, so Weisser. Manche
Jugendliche schaffen es aber doch. Eine Ausbildung in Teilzeit zu finden, sei dann der nächste herausfordernde Schritt.
Statt im üblichen Zeitraum von drei Jahren will beispielsweise Karin S. innerhalb von vier Jahren Friseurin werden. Während sie die Berufsschule besucht oder arbeitet, ist ihr Sohn
in der Kita des Paulusstift gut versorgt. Noch bevor sie ihre
Ausbildung in einigen Jahren abgeschlossen hat, wird sie aus
der Wohngruppe der Mutter-Kind-Einrichtung ausziehen
und in einer eigenen Wohnung leben. Denn die Warteliste
mit hilfesuchenden schwangeren Frauen ist lang. Dennoch
wird Karin S. auch in Zukunft von den Mitarbeiterinnen des
Paulusstift beraten und begleitet werden.
Nähere Informationen erhalten Sie beim diözesanen Caritasverband, www.caritas-rottenburg-stuttgart.de
Diözesancaritasverband
50 informationen März - Juni 2009
(k)einer
keiner da der Frühstück richtet
einer da der gleich nach dem Aufstehen den
Fernseher einschaltet
keiner da der mir was vorliest
einer da der in Ruhe fernsehen will
keiner da der richtiges Deutsch mit mir redet
einer da der Ausdrücke kann
keiner da der ein Pausenbrot schmiert
einer da der noch im Bett liegt und den Rausch
ausschläft
keiner da der fragt »Was hast du heute auf?«
einer da der schichtet und mittags schlafen muss
keiner da der sagt »Brauchst du Hilfe bei den Hausis?«
einer da der mich rausschickt damit Ruhe ist
auch kein Tisch da zum Hausaufgaben machen
aber einer zum Füßedrauflegen
keiner da der in die Elternsprechstunde geht
einer da der auf’n Bruch geht
kein Geld da für den Sportverein
auch keins fürs Schulmittagessen
keiner da der was mit mir unternimmt
einer da der Ruhe brüllt kann man hier nicht mal in
Ruhe fernsehen
keiner da der mich morgens aus dem Bett schmeißt
einer da der im Erbrochenen liegt
keiner da der glaubt dass ich die Prüfungen schaffe
zwei Arbeitslose da
keiner da der fragt wie’s mir geht
einer da den Schulausflug zu teuer findet
keiner da der ’ne Vorstellung hat was aus mir mal
werden könnte
einer da der Arbeitslosengeld eh besser findet
keiner da der mit mir zum Betrieb fährt wegen eines
Praktikums
einer da unter dessen Tisch ich meine Füße nicht
mehr strecken soll
keiner da der sich aufregt wenn ich die ganze Nacht
am PC zocke
einer da der’s nicht merkt dass ich rausgeflogen bin
keiner da
einer
Soziales Lernen im Zivildienst
Soziales Lernen im Zivildienst wird noch stärker als bislang
durch begleitende Seminare gefördert. Dadurch werden die
Lernerfahrungen aus den sozialen Einsätzen in ihrer biographischen Bedeutung für Zivildienstleistende noch mehr
hervorgehoben. Dies ist die Konsequenz aus dem dritten
Zivildienständerungsgesetz, das im März vom Bundestag
verabschiedet wurde. Die Caritas in Baden-Württemberg begrüßt diese Gesetzesnovelle: »Wir freuen uns, dass damit die
Erfahrungen aus der dreijährigen Modellphase für fachliche
Einführungslehrgänge der Caritas im Gesetz aufgenommen
wurden und ein verbindlicher Rahmen für Bildungsseminare für alle Zivildienstleistenden geschaffen wurde. Dies wird
dazu führen, dass die Anzahl der Bildungsseminare der Caritas in den nächsten Jahren kontinuierlich ausgebaut wird«,
so Johannes Böcker, Caritasdirektor der Diözese RottenburgStuttgart. Unter dem Blickwinkel »wer dienen muss, soll
lernen können« werde der Zivildienst zu einem wichtigen
Baustein in der Entwicklung junger Menschen.
Durch die Gesetzesnovelle erhalten Zivildienstleistende zusätzliche Reflexionsangebote in der Einsatzstelle und in speziellen Seminaren, die ihr Augenmerk auf Persönlichkeitsentwicklung und Qualifikationserwerb richten. Obligatorisch
wird ein qualifiziertes Zeugnis von der Zivildienststelle erstellt, worin der Kompetenzerwerb im Zivildienst dokumentiert werden soll.
Quelle: Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Auslobung Caritas-Preis »Solidarität stärken« 2009
Sehr geehrte Damen und Herren,
gehören auch Sie zu den Menschen, die nicht sofort wegsehen und aufgeben? Die sich für andere stark machen und
einsetzen und denen der gesellschaftliche Zusammenhalt
wichtig ist? Die mit Kreativität und Einfühlungsvermögen
auf Nöte der heutigen Zeit antworten? Wir schätzen Ihr
Engagement und möchten Sie dafür auszeichnen: mit dem
Caritas-Preis »Solidarität stärken« 2009.
Zum zehnten Mal schreibt der Caritasverband der Diözese
Rottenburg-Stuttgart den Caritas-Preis »Solidarität stärken«
aus, mit dem er helfendes und solidarisches Handeln in unserer Diözese öffentlich würdigt. Zugleich stiftet die Caritas
mit ihrem Preis zu weiterer Solidarität an. 2009 wird der
Caritas-Preis im Kontext der Jahreskampagne der Deutschen
Caritas ausgelobt: Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft – Menschen am Rande. Es geht um Menschen, die
real und existentiell ›am Rande‹ der Gesellschaft, auf der
›Schattenseite‹ des Lebens stehen: Wohnungslose, straffällig
gewordene Menschen, Suchtkranke, Menschen in der lllegalität, verschuldete und von Armut bedrohte Menschen.
Mit dem Caritas-Preis sind Initiativen und Unterstützungsideen für Menschen am Rande gesucht. Neue Ideen – neue
Initiativen – neue Kooperationen machen Mut und sind ein
Zeichen der Hoffnung.
Ich lade Sie herzlich ein, sich am Caritas-Preis »Solidarität stärken« zu beteiligen.
Msgr. Wolfgang Tripp, Diözesancaritasdirektor
Bewerbungschluss ist der 10. Juli 2009
Ihre Initiative kann folgende Preise gewinnen: 1. Preis:
5.000 Euro, 2. Preis: 3.000 Euro, 3. Preis: 2.000 Euro – gestiftet von Lebenswerk Zukunft – die CaritasStiftung in der
Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Die Preisverleihung findet am 27. September 2009 in
Stuttgart im Rahmen der bundesweiten Eröffnung des Caritas-Sonntags statt. In Anwesenheit von Ministerpräsident
Günther H. Oettinger, Bischof Dr. Gebhard Fürst und dem
Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter Neher werden die Preise verliehen und alle Teilnehmer/
innen gewürdigt.
Weitere Informationen: www.soziale-manieren.de
schwerpunkt
51
So geht was
Religion für benachteiligte Jugendliche?
Religionssensible Erziehungshilfe
Das Projekt In Hülle und Fülle
In den vergangenen drei Jahren haben sich die katholischen
Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe im Projekt »In
Hülle und Fülle, religionssensible Erziehung in den Diensten
und Einrichtungen der Erziehungshilfe in der Diözese Rottenburg-Stuttgart» intensiv mit der Bedeutung von Religion in
der Erziehung beschäftigt. Das Projekt konnte anknüpfen an
– überraschend reichlich – vorhandenen religiösen Formen
und gleichzeitig einen bewussteren Umgang mit Religion
und Kompetenzerweiterung erzielen.
Welchen Stellenwert haben das Religiöse und religiöse Erziehung in den Augen der pädagogischen Fachkräfte? Wie
kommt die christliche Botschaft im Alltag der uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und Familien als Lebens- und Sinnhorizont an? Mit zweifacher Aufmerksamkeit stellte sich das
Projekt diesen Fragen:
¾ Wichtig ist, sensibel zu werden für die Wahrnehmung
existentiellen und religiösen Suchens und Fragens bei den
Kindern und Jugendlichen selbst, die nicht selten selbst damit beginnen, Gott gegenüber sensibel und sehnsüchtig zu
werden.
¾ Zum Projekt gehört notwendig das Erkunden der Lebenswelt, von der die Kinder und Jugendliche »künden«. Sie bringen Kunde über die heutigen Lebensverhältnisse, einer Welt
voller Probleme, die der Mehrheit großenteils fremd ist und
auch unter Christen vielfach vorurteilsbehaftet.
Waren früher in vielen katholischen Einrichtungen Ordensschwestern tätig, kann heute bei den weit überwiegend
säkularen Mitarbeiter/innen eine religiös-christliche Sozialisation nicht mehr in jedem Fall vorausgesetzt werden. Das
Religiöse hat sich vielfach in den privaten Bereich zurückgezogen. Den katholischen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, die sich in der Arbeitsgemeinschaft der Dienste und Einrichtungen für Erziehungshilfen (AGE) als ihrem Fachverband
organisieren, ist die christliche Prägung der Einrichtungen
und ihrer Mitarbeiter/innen, sowie die religiöse Bildung und
Erziehung im Rahmen der sozialen Arbeit ein brennendes
Thema – gerade im Blick auf die ihnen anvertrauten Kinder
und Jugendlichen.
Im Zuge der Weiterentwicklung des fachlichen, unternehmerischen und kirchlichen Profils verfolgt die AGE im religiösen Bereich folgende Anliegen:
52 informationen März - Juni 2009
- jugendhilfespezifische Umsetzung des christlichen Weltund Menschenbildes sowie der christlichen Wertehaltungen im Kontext der pädagogischen Arbeit
- Selbstvergewisserung, Profilierung und Stärkung der Mitarbeiter/innen für ihre fachliche Arbeit
- Religion als Hilfe in der Lebensbewältigung
- die religiöse Erziehung als Teil der Gesamterziehung und
als Qualitätsmerkmal unserer Einrichtungen
- das (verhüllte) Vorhandensein von Religion wahrnehmen
- das Lebensförderliche von Religion entdecken
- Kompetenz im Umgang mit Religion(en) stärken
- in der pädagogischen Praxis den Umgang mit Religion
enttabuisieren
- praktikable Formen einüben und wertschätzen
- Bemühungen um Vernetzung der Jugendhilfeeinrichtungen mit den Kirchengemeinden vor Ort
Befasst sich die Kirche mit Jugendhilfe?
Die Evangelisierung im speziellen Kontext der Heimerziehung sowie in den Diensten und Einrichtungen für Erziehungshilfen bringt die befreiende Botschaft des Evangeliums
mit Menschen in Verbindung, die an anderen Orten kirchlichen Lebens, z. B. in Gemeinden aber auch in der kirchlichen
Jugendarbeit, meist nicht vorkommen. Und dennoch: Religionssensible Jugendhilfe ist bestrebt, sich den Anderen zuzumuten!, so heißt einer der im »Werkbuch Religionssensible
Erziehungshilfe« konkretisierten Merksätze zu den sechs
Handlungsgrundsätzen, die einer im Projekt von Professor
Martin Lechner entwickelten »Religionssensiblen Erziehung«
zugrunde liegen.
In ihrem Handeln hat die Erziehungshilfe Menschen im Blick,
die sonst kein Ansehen und keine Anwälte ihrer Sehnsucht
haben. Sie sieht in den Pastoralen Prioritäten unserer Diözese Zeichen setzen in der Zeit eine Menge Anknüpfungspunkte. Soll geistliches Leben gestärkt, der Glaube der
Kirche erschlossen, Gemeinschaft und Solidarität gestärkt
werden und der »Aufstand für das Leben« erfolgen, sind die
Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in katholischer
Trägerschaft hervorragende Orte, an denen menschliches
und christliches Handeln in einem gesellschaftlichen Milieu
ankommt, das in besonderer Weise dem Handeln von Christ/
innen aufgegeben ist.
Notwendig: Motivation und strukturelle Verankerung
Das Papier der deutschen Bischofskonferenz »Unsere Verantwortung für junge Menschen in der Heimerziehung« hat
schon 1997 im Blick auf die Verantwortung der Kirche für
Mitarbeiter/innen in der Jugendhilfe geschrieben: »Die spirituelle Begleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist
in besonderer Weise Aufgabe der Träger und der Verantwortlichen in Gemeinden und Diözesen, damit dieser pastorale Auftrag gelingen kann. Hierfür ist die Bereitstellung
hauptamtlicher pastoraler Mitarbeiter zu sichern.« (S.9).
Die Träger haben in dem Projekt mit ihren Einrichtungen
Erstaunliches geleistet, ebenso haben Mitarbeiter/innen viel
bewegt. Im Interesse der Fachlichkeit und um eine optimale
Vermittlung und Vernetzung mit dem gesamten Raum der
Kirche sicherzustellen, bräuchte es auch pastorale Mitarbeiter/innen in diesem Arbeitsfeld. In den deutschen Diözesen
gibt es hier große Unterschiede. Möglicherweise gibt das
Projekt In Hülle und Fülle einen Impuls, denn »Religionssensibilität« und die Stärkung der religiösen Kompetenz bei den
Mitarbeiter/innen wird zukünftig noch wichtiger. Erst auf der
Folie von religionssensibler Erziehung wird die vorhandene
religiöse Praxis belebt werden können. Nur so werden Mitarbeiter/innen, die sich bisher »nicht zuständig« fühlten, ›ins
Boot geholt‹ werden können oder selbst ins Boot kommen
(missionarische Kirche im Volk). So wird religiöse Erziehung
zum kommunikativen Prozess, bei dem es um Lebens-, Leidens- und Hoffnungs-, also Glaubenserfahrungen geht, und
zu einem professionellen Handeln, das die eigene Person
nicht außen vor lässt. Eine solche Identität zu entwickeln,
braucht Zeit. Sie bereitzustellen, Gesprächsprozesse zu intensivieren und Raum und Ressourcen dafür zu schaffen,
ist Bedingung für erfolgreiches, innovatives Erziehungshandeln, bei dem Erziehende entdecken dürfen, dass ihre Arbeit
etwas mit Gott zu tun hat, auch wenn sie nicht ständig von
ihm reden. Und gleichzeitig sagen wir den Mitarbeiter/innen
in der Erziehungshilfe: Von Gott zu reden ist nicht (immer)
gefährlich! (Merksatz zum 6. Handlungsgrundsatz für Mitarbeiter/innen) Denn wir brauchen die persönliche Fähigkeit, die eigene Überzeugung zu reflektieren, darzustellen,
zu vertreten.
Inhaltliches zum Projekt Hülle und Fülle bietet das Buch
Martin Lechner / Martin Schwer
Werkbuch Religionssensible Erziehungshilfe
Berlin 2009, ISBN 978-3-86805-341-8
Für das AGE Projekt: Martin Schwer
Unterstützt Projekte gegen Arbeitslosigkeit:
Aktion Martinusmantel
Projektanträge können jeweils zum 30. September (für das
folgende Jahr) und zum 31. März (Restmittelvergabe) gestellt werden.
Kontakt: Aktion Martinusmantel, Hans-Peter Mayer,
Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Tel. 0711 9791-203, Fax
-383203, [email protected], http://www.drs.de/index.
php?id=1096
schwerpunkt
53
So geht was
Literaturtipps
Tilly Lex
Case Management für benachteiligte Jugendliche im
Übergang Schule – Beruf
In DJI: Übergangsmanagement: Jugendliche von der Schule
ins Arbeitsleben lotsen.
München, 2006
Petra Lippegaus
Individuelle Förderung benachteiligter Jugendlicher
und junger Erwachsener
Förderdiagnose, Förderplan und differenzierte Lernangebote
INBAS, Offenbach, 2000
Bertelsmann Stiftung / Bundesanstalt für Arbeit / Deutscher
Landkreistag / Deutscher Städtetag / Deutscher Städte- und
Gemeindebund (Hg.)
Handbuch Beratung und Integration
Gütersloh, 2002
BWP – Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis
Die Zeitschrift des Bundesinstituts für Berufsbildung informiert sechs Mal im Jahr über Aktuelles und Wissenswertes
zur Berufsbildung.
Mehr dazu: www.bibb.de/de/32155.htm
Die PDF-Version des Berufsbildungsberichts 2009 finden
Sie unter www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php, die
Vorversion des Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 unter www.bibb.de.
Beides erhalten Sie auch als PDF-Datei per E-Mail bei der
Geschäftsstelle des Diözesanrats: [email protected]
Werkstattbericht 2008 »Kompetenzagenturen«
Durchführungsphase
Strukturen – Erfahrungen – Ergebnisse
Die 84-seitige Broschüre beinhaltet neben Informationen zu
Entstehung, Organisation und Auftrag praktische Hinweise
zum »Finden« benachteiligter Jugendlicher, zur Datenerhebung, zum Umgang mit deren Tendenz, Programme abzubrechen, Netzwerkarbeit etc.
Abrufbar unter www.kompetenzagenturen.de > Aktuelles >
Veröffentlichungen oder über [email protected]
54 informationen März - Juni 2009
Einen Flyer mit einer Situationsbeschreibung und Forderungen zur Jugendarbeitslosigkeit sowie mit einer KAB-Adressliste zum Auslegen und Verteilen bietet die Katholische
Arbeitnehmerbewegung (KAB) an: KAB-Diözesansekretariat
Tel. 0711 9797-135, Fax –168, [email protected], www.kabdrs.de
Beachten Sie bitte auch die INFORMATIONEN
Nr. 392 September-Oktober 2005 (Armut)
Nr. 403 Juli-August 2007 (Starke Kinder)
Nr. 405 November-Dezember 2007 (10 Jahre Sozialwort
– Fokus Arbeit)
Links
www.bmbf.de
Bundesministerium für Bildung und Forschung
www.bmfsfj.de
Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend > Kinder und Jugend
www.bibb.de
Bundesinstitut für Berufsbildung
www.kompetenzagenturen.de
Programm des Bundesministeriums zur schulischen bzw.
beruflichen Eingliederung besonders benachteiligter
Jugendlicher
www.arbeitsagentur.de
Bundesagentur für Arbeit
Unter > Veröffentlichungen > Statistik findet man u.a. den
aktuellen monatlichen und jährlichen Arbeitsmarktbericht
und die Eingliederungsbilanzen
www.iab.de
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
www.bbq-zukunftskurs.de
BBQ Berufliche Bildung gGmbH, welche Schüler/innen
unterstützt, Netzwerke zwischen Schule und Wirtschaft
betreut und Menschen, die einen Ausbildungsplatz oder
einen Arbeitsplatz suchen, begleitet.
Aus der Diözese Berichte
Personalnachrichten
Als einen Lehrer der Theologie, der »mit großer Begabung,
wissenschaftlicher Genauigkeit, einer immensen Kenntnis
der theologischen Tradition und der gesamten kirchlichen
Lehre« unzähligen jungen Menschen »den Zugang zu den
wissenschaftlichen Tiefen unseres Glaubens erschlossen«
habe, hat Bischof Gebhard Fürst den emeritierten Tübinger
Dogmatik-Professor Peter Hünermann in einem Glückwunschschreiben zu dessen 80. Geburtstag gewürdigt.
Gemeinsam mit dem Tübinger Theologieprofessor Jochen
Hilberath hatte Hünermann im Jahr 2004 einen fünfbändigen Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil herausgegeben. Bischof Fürst dankte Hünermann dafür, dass
dank dessen theologischer Arbeit »mancher bis dato noch
ungehobene Schatz des Konzils heute in seiner Bedeutung
klarer erkennbar wird und deutlicher erschlossen ist«.
Hünermann, gebürtiger Berliner, 1955 in Rom zum Priester
geweiht, lehrte von 1971 bis 1982 als Professor für Dogmatik in Münster, danach bis zu seiner Emeritierung im Jahr
1997 in Tübingen. 1983 wurde er als Honorarprofessor an
die Universidad Catolica Boliviana in Cochabamba berufen;
der Ehrendoktorwürde, die ihm die bolivianische Universität
1997 verlieh, folgten im Jahr 2005 noch weitere in Buenos
Aires und an der Universität Freiburg i. Br. Von 1985 bis 2002
war Hünermann Präsident des Deutschen Akademischen
Auslandsdienstes, von 1989 bis 1995 Gründungspräsident
der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, deren Ehrenpräsident er seit 1995 ist.
Johannes Bielefeld ist kommissarischer Leiter der
Hauptabteilung X Weltkirche im Bischöflichen Ordinariat.
Bischof Gebhard Fürst hat den seit 1985 im Dienst der Diözese stehenden und in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit der Diözese langjährig erfahrenen Mitarbeiter
nach dem Weggang von Prälat Klaus Krämer bis zu einer
Neuordnung im Bereich der Hauptabteilungen mit der Gesamtverantwortung für diesen Aufgabenbereich betraut.
Bischof Gebhard Fürst hat Philipp Kästle, derzeit Vikar
in Aalen, zum Repetenten im Tübinger Theologenkonvikt
Wilhelmstift ernannt. Er tritt seine neue Stelle im September an und wird künftig die Priesteramtskandidaten in ihren
wissenschaftlichen Studien und auf Ihrem Berufungsweg
begleiten und gleichzeitig selbst promovieren.
Die Vinzentinerinnen von Untermarchtal haben eine
neue Generalleitung: Als Generaloberin wurde Sr. Lintrud
Funk gewählt, die bisher als Oberin dem Konvent in Rottweil-Rottenmünster vorstand. Ihr zur Seite stehen vier neue
Generalrätinnen: Sr. Elisabeth Halbmann, Kirchenmusikerin
und Exerzitienbegleiterin im Untermarchtaler Mutterhaus,
Sr. Anna-Luisa Kotz, Pflegedirektorin im Stuttgarter Marienhospital, Sr. Damiana Thönnes, Mitarbeiterin in der Diözesanstelle »Berufe der Kirche« in Rottenburg, sowie Sr. Karin
Weber, die Leiterin des Bildungshauses in Untermarchtal.
Die Mitgliederversammlung des Sportverbands DJK wählten neue Mitglieder für den Sportausschuss: Walter Leipert von der DJK Aalen als Fußball Fachwart und Dominic
Hini von der DJK SB Stuttgart als Fachwart für Tischtennis.
Eva Sorg von der Stabsstelle Entwicklung und Gleichstellungsbeauftragte in unserer Diözese wechselt zum 18. Mai
2009 als Referentin für Projektsteuerung in die Stiftungszentrale der Stiftung St. Elisabeth nach Bad Waldsee. Bis
zur Neubesetzung der Stelle nimmt Karl Schneiderhan die
Aufgaben des Gleichstellungsbeauftragten und die Verantwortung für das »audit berufundfamilie« wahr.
Der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der
Jesuiten in Frankfurt-Sankt Georgen lehrende und aus Stuttgart stammende Theologe und Psychologe Klaus Kießling
(46), ist in Wien zum neuen Präsidenten des Internationalen
Diakonatszentrums (IDZ) gewählt worden. Dem IDZ gehören
weltweit rund 800 Ständige Diakone an; das Sekretariat des
von der Deutschen Bischofskonferenz anerkannten Vereins
sitzt in Rottenburg am Neckar. Sein Protektor ist Bischof
Gebhard Fürst, Geschäftsführer der Diakon Erik Thouet.
Mit dem Titel eines Päpstlichen Ehrenkaplans ausgestattet wurden: Domkapitular und Leiter der Hauptabteilung
Pastorale Konzeption, Monsignore Rudolf Hagmann im
Rang eines Prälaten; der Referent für die Personalführung
der Priester Heinrich-Maria Burkard und der Direktor des
Bischöflichen Theologenkonvikts Wilhelmsstift in Tübingen,
Martin Fahrner im Rang eines Monsignore.
aus der diözese
55
Berichte
»Ehrenamtliche Unternehmerinnen«
Vorstandsjubiläum beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF)
Therese Wieland und Hilde Weber sind seit 20 Jahren Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. Diözese
Rottenburg-Stuttgart.
Das hätte sie nie gedacht: Als Professor Fischer, ihr ehemaliger Berufskollege beim bischöflichen Schulamt, sie vor 20
Jahren ansprach, ob sie Lust habe, den Vereinsvorsitz beim
Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) zu übernehmen,
hatte sie spontan zugesagt – mit einer Zeitspanne von einigen Jahren vor Augen. Sie sollte ja »nur« der Vereinvorsitz
wahrnehmen mit vier bis sechs Sitzungen im Jahr ...
Mit Übernahme des
Amtes im Juni 1989
wurde Therese Wieland und ihrer Stellvertreterin, Hilde Weber,
die zeitgleich anfing
und genauso lange dabei ist, bald bewusst,
dass dieses Ehrenamt
allerdings weit mehr als
eine bloße Repräsentations-Funktion ist.
Der SkF entpuppte sich als eine mittelständische caritative
Organisation mit damals immerhin schon 130 Mitarbeiterinnen und einer breiten Palette an stationären und ambulanten Diensten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendhilfe,
der Frauen- und Familiehilfe sowie der Hilfe für Menschen
in schwierigen Lebenslagen in und um Stuttgart. Insgesamt
werden heute pro Jahr ca. 2000 Ratsuchende in den diversen Diensten und Einrichtungen von den über 180 hauptund mehr als 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen beraten
und – zum Teil rund um die Uhr – betreut.
Die dreifache Mutter, die immer zeitgleich engagiert beruflich tätig war und aufgrund ihrer Lebenserfahrung und
Persönlichkeit 1992 sogar als erste Frau zur Ordinariatsrätin
in das Leitungsgremium des damaligen Bischofs Kasper berufen wurde, schreckte die Herausforderung des verantwortungsvollen Vereinsvorsitzes nicht. Ganz im Gegenteil: Sie
packte beherzt zu. Ihr Augenmerk galt dabei vor allem dem
Ausbau an Hilfen für Frauen, Kindern und ihren Familien, die
selbst nicht in der Lage sind, ihr Leben zu meistern.
56
informationen März - Juni 2009
Von Anfang an war es Wieland ein besonderes Anliegen,
den sich im Dornröschen-Schlaf befindlichen Verein und
seine Fülle an Diensten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und neue
Aufgaben und Ressourcen zu erschließen. Dabei hat sich
das Vorstandstandem Wieland-Weber in all den Jahren gut
ergänzt und bewährt. Die gelernte Handelsschulrätin und
Unternehmer-Ehefrau Hilde Weber bringt insbesondere
Fachwissen in kaufmännischen und wirtschaftlichen Fragestellungen im Verein ein. Zudem arbeitet sie über viele Jahre
praktisch im Tagestreff der Frauenwohnungslosenhilfe und
im Frauenberufszentrum vom SkF mit, um auch Einblick in
die Arbeit zu erhalten und direkte Hilfe zu leisten.
In der zurückliegenden
Amtszeit der beiden
Vorstandsfrauen erfolgte u.a. der Ausbau
der Schwangerschaftsberatungsstellen, der
Aufbau einer Tagesstätte für wohnungslose
Frauen in Stuttgart, die
Schaffung von Wohnraum für Alleinerziehende, der Ausbau der
Ganztages-Kinderbetreuungsplätze sowie die bauliche Modernisierung der Mutter-Kind-Einrichtung Paulusstift und
der Kinder- und Jugendhilfe in Neuhausen.
Mit hohem persönlichen und zeitlichen Einsatz haben Therese Wieland und Hilde Weber all die vergangenen 20 Jahre ihr Ehrenamt ausgefüllt. Aufgrund ihrer zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten (auch außerhalb des SkF) erhielt
Therese Wieland im Jahre 2001 das Bundesverdienstkreuz.
2009 wurde ihr von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster
die Ehrenmünze der Stadt Stuttgart verliehen.
Dank und Anerkennung gebühren den beiden Frauen Therese Wieland und Hilde Weber für ihr langjähriges Ehrenamt im Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Im Namen aller
Vereinsmitglieder des Sozialdienst katholischer Frauen ein
herzliches Vergelt`s Gott.
SKF-Geschäftsführerin Angela Riße
Ausgezeichnet
Caritas-Journalistenpreis
Den Blick geschärft für Menschen in herausfordernden, oft
sehr schwierigen Lebenssituationen haben die Journalisten,
die mit dem 20. Caritas-Journalistenpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet wurden:
»just Geistesblitz«
Das Projekt »Jugend in Aktion – grenzenlos« wurde mit
dem Innovationspreis »just Geistesblitz« der diözesanen Jugendstiftung just ausgezeichnet. Mehr als 300 Jugendliche
unterschiedlicher Nationen profitierten von Januar 2007
bis Oktober 2008 von den Aktionen des Projektes, z. B.
Hochseilgartenbesuch, Hausaufgabenhilfe oder Musik- und
Filmproduktion.
Wettbewerbsieger/innen »Christentum und Kultur«
Beim siebten Wettbewerb »Christentum und Kultur«, den
die vier Kirchen in Baden-Württemberg für Oberstufenschüler/innen ausschreiben, wurden 57 Arbeiten eingereicht. Der
erste Preis (500 Euro) ging an Kathrin Schölch (Baden) für
ihre Arbeit »Im Leid mit Gott ringen«. Den zweiten Preis (300
Euro) erhielten Schüler/innen aus Radolfzell für ihre jugendgerechte Umgestaltung der evangelischen Christuskirche in
Radolfzell und Christoph Heilig aus Ulm, der sich mit der
Frage nach dem »Intelligent Design« und dem Verhältnis
von Naturwissenschaft und Glaube auseinandersetzte. Die
dritten Preise (200 Euro) erhielten Arbeiten über die sakrale
Inszenierung des Barock, über »Das Problem der Gewalt aus
christlicher Sicht«, und über die Frage, ob fair gehandelter
Kaffee auch wirklich Kleinbauern in Peru unterstützt, sowie
über die Frage »Was sagt Gott zur Homosexualität«.
Die durch ihren Brief-Roman »Daniel Stein« bekannte Moskauer Autorin Ljudmila Ulitzkaja wurde mit dem Aleksandr-Men-Preis 2008 ausgezeichnet. Der mit 2.500 €
dotierte, seit 1995 verliehene Preis erinnert an den 1990
ermordeten, in der ökumenischen Annäherung der Kirchen
engagierten russisch-orthodoxen Erzpriester Aleksandr
Men. Mit ihm werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die
sich »um die interkulturelle Vermittlung zwischen Russland
und Deutschland im Interesse des friedlichen und humanen Aufbaus des Europäischen Hauses verdient gemacht
haben«.
SWR-Redakteurin Martina Klein erhielt den mit 1.500 Euro
dotierten ersten Preis für ihren Beitrag »Wenn es zu Hause
nicht mehr geht«. Diese Reportage über die Kinder- und Jugendwohngemeinschaft der Caritas in Stuttgart zeigt, wie
junge Menschen, die vom Jugendamt aus ihren Familien genommen wurden, dennoch in ihrem unmittelbaren sozialen
Umfeld mit Schule und Freunden bleiben können.
Der zweite Preis ihn Höhe von 750 Euro ging an Mechthild Blum von der Badischen Zeitung in Freiburg für ihren
Artikel »Machen Sie sich frei«. Eine Tagung zum Umgang
mit der Scham in Medizin und Pflege, die aufgrund mangelnder Nachfrage ausfiel, nahm Blum zum Anlass, selbst
zu recherchieren.
Ebenfalls mit dem zweiten Preis wurde Thomas Hoeth vom
SWR-Fernsehen in Stuttgart für seinen Film »Menschen im
Chaos – Sozialarbeiter helfen ›Messies‹ in Stuttgart« ausgezeichnet. Hoeth zeichnet das Schicksal zweier Messies anonym und doch authentisch auf und beschreibt die Wege der
ungewöhnlichen Caritas-Hilfe.
Für ihre kontinuierliche Berichterstattung über karitative
Themen erhielt die Redaktion der Südwest-Presse / NeckarChronik in Horb eine lobende Erwähnung.
Sozialpreis der Stadt Böblingen
Für sein Lebenswerk wurde dem ehemaligen Leiter der Betriebsseelsorge
der Diözese Paul Schobel der Sozialpreis der Stadt Böblingen verliehen.
DJK-Preise
Beim Wettbewerb des diözesanen katholischen Sportverbands DJK »Gute Jugendarbeit« gewann die Jugend der
DJK Göppingen den ersten Preis, gefolgt von der DJK Wasseralfingen, der Jugendabteilung von der DJK SB Stuttgart und
der DJK Ulm. Mit dem Linus-Roth-Gedächtnispreis wurde
Norbert Eckert von der DJK Bad Mergentheim geehrt.
aus der diözese
57
Berichte
Kurz und knapp
Beamt/innen im kirchlichen Dienst mit Kindern unter
zehn Jahren können jetzt aus familiären Gründen eine Teilzeitbeschäftigung von mindestens 25 Prozent beantragen
(bislang lag die Mindestbeschäftigung bei 50 Prozent). Sie
können diese Regelung bis zu acht Jahre lang in Anspruch
nehmen. Dasselbe gilt, wenn sie zu Hause einen pflegebedürftigen Angehörigen betreuen müssen. Für die Angestellten im kirchlichen Dienst galt diese Regelung schon länger,
jetzt kommen auch die Beamt/innen – anders als ihre Kolleg/
innen im Landesdienst – in den Genuss dieser Bestimmung.
Neue Bibelübersetzung: Die Septuaginta, eine griechische Übersetzung der hebräischen Bibel aus dem dritten und
zweiten Jahrhundert vor Christus, die als »Altes Testament«
der jungen Kirche für die neutestamentliche Wissenschaft
und die Kirchengeschichte von Bedeutung ist, wurde jetzt
unter der Leitung der Professoren Karrer und Kraus erstmals
ins Deutsche übersetzt. Für die orthodoxen Kirchen ist die
Septuaginta (oder deren Übersetzungen in Landessprachen) die meistgenutzte Version des Alten Testaments. Erstmals können die orthodoxen Christen jetzt »ihre« Bibel auf
deutsch lesen. Der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos: »Es könnte sein, dass wir die glücklichsten Leser der
Übersetzung sein werden.« (www.idw-online.de)
Zum ersten Mal in der Diözese fand am 1. März 2009
im Rottenburger Dom eine Zulassungsfeier zur Taufe für
Erwachsene aus der ganzen Diözese statt. Im Gottesdienst
wurden die zwölf Taufbewerber/innen (Katechumenen) vom
Bischof zu den Sakramenten des Christwerdens zugelassen
und mit Katechumenenöl gesalbt. Diözesanweit bewerben
sich durchschnittlich 270 Erwachsene im Jahr für die Taufe.
Caritas, Diakonie, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung und
Netzwerk Arbeitswelt in Göppingen im Projekt Schulstart
ohne Not zusammengeschlossen. Dank gesammelter Spenden können bedürftige Familien hochwertige Schulranzen
mit einer guten Erstausrüstung in den Carisatt- und Diakonieläden für einen symbolischen Preis von 15 Euro erwerben.
Anlässlich des 150. Todestages des heiligen Pfarrer von
Ars, Jean-Marie Vianney, hat Papst Benedikt XVI. ein weltweites Priesterjahr unter dem Titel »Treue in Christus, Treue
des Priesters« angekündigt. Es beginnt am Herz-Jesu-Fest am
19. Juni 2009, zugleich auch Welttag der Heiligung der Priester, und endet mit dem Weltpriestertreffen in Rom 2010.
Im Januar wurde das Haus der katholischen Kirche in
der Königstraße 7 in der Stuttgarter Fußgängerzone eingeweiht (unmittelbar neben dem Dom St. Eberhard). Neben
Tagungsräumen beherbergt es das Stadtdekanatamt, den
Caritasverband Stuttgart, das Katholische Bildungswerk
Stuttgart, das Dompfarramt St. Eberhard, die LIGA-Bank, einen Infopunkt Gesundheit des Marienhospitals, die Stuttgarter Redaktion der Katholischen Nachrichtenagentur, einen
Ort für Passantengespräche, einen Buch- und Kunstladen
des Schwabenverlags, ein Café und eine Galerie. Ein Besuch
lohnt sich (auch virtuell: www.hdkk-stuttgart.de)!
Zu dem vom Papst ausgerufenen Paulusjahr hat Kunstprofessor Dieter Groß einen Pauluszyklus für die katholische
Paulusgemeinde in Balingen-Frommern geschaffen. 34 Tafeln zeigen die vielfältigen Facetten des Grüblers, Eiferers,
Briefeschreibers, Missionars und Märtyrers Paulus.
Der Daimler-Chor Stuttgart und der Chor der Polizeidirektion Esslingen übergaben dem Marienhospital Stuttgart den Erlös eines Benefizkonzertes in Höhe von 3000
Euro für die Palliativstationen des Krankenhauses, auf denen
schwerstkranke Krebspatienten betreut werden.
Mit ihrer ersten Ausschüttung unterstützte die von Paul
Schobel gegründete Stiftung »Arbeit und Solidarität«
das Projekt »Burnout« der Betriebsseelsorge Aalen mit 2.100
Euro.
»Wer schon beim Start in der Klasse als arm abgestempelt wird, hat keine gleichen Chancen« – deshalb haben sich
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informationen März - Juni 2009
Bischöfin aus dem Ländle: Ilse Junkermann, evangelische Oberkirchenrätin aus Stuttgart ist neue Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Projekt Sozialstationen (PSST)
Projektbeschreibung:
Die Sitzung des Bischöflichen Ordinariates hat die Hauptabteilung Caritas beauftragt, gemeinsam mit der Abteilung Kirchengemeinden in der Hauptabteilung Kirchliche
Rechtspersonen, dem Diözesancaritasverband, der Arbeitsgemeinschaft Sozialstationen (sowie in Teilfragen mit der
AG Altenhilfe und dem Fachverband Zukunft Familie e. V.)
im Jahr 2009 und 2010 einen Entwurf zur Profilierung und
Weiterentwicklung der katholischen Sozialstationen in der
Diözese Rottenburg-Stuttgart zu erarbeiten.
Personell liegt die Leitung bei Maria Haller-Kindler, Hauptabteilung VI Caritas.
Fragestellungen des Projekts:
Welchen Stellenwert haben die katholischen Sozialstationen für die diözesane Zielperspektive »Von der Volkskirche
zur missionarischen Kirche im Volk«?
Welche Maßnahmen sind auf welcher Ebene zu ergreifen,
um die Entwicklungschancen aufzugreifen und zu fördern
und die Risiken für eine Schwächung der katholischen Sozialstationen auf dem Markt zu verringern? (z. B. Entwicklung
tragfähiger Trägerstrukturen)
Wie kann die Zusammenarbeit der Sozialstationen untereinander (insbesondere auf regionaler Ebene) und mit
anderen Organisationen in katholischer Trägerschaft (Krankenhäuser, Altenhilfe, Wohnungswirtschaft, Hilfen für Familien, Nachbarschaftshilfe) gestärkt werden? Wie können
dabei die Potentiale der ehrenamtlichen Arbeit besser mit
der Arbeit der Sozialstationen vernetzt werden?
Welche unterstützenden Dienstleistungen werden benötigt (durch BO, Caritasverband, externe Anbieter)?
Wie ist das kirchlich-karitative Profil für die Sozialstationen in der Diözese zu beschreiben?
Ist es möglich, für die Sozialstationen eine gemeinsame Rahmenqualität unter dem Dach der Qualitätsleitlinien
des Verbundprojekts QM im Deutschen Caritasverband zu
definieren?
Welche Form der Unterstützung kann die Diözese
für die Initiierung und Förderung von Modellprojekten
entwickeln?
Wie positioniert sich die Diözese zum Angebot der Familienpflege und wie kann diese ggf. unterstützt werden?
Welche Empfehlungen gibt es für die weitere Entwicklung der Krankenpflegevereine?
Kontakt:
Maria Haller-Kindler, HA VI Caritas, [email protected].
de, Tel. 0711 9791-392
Soziale Manieren
Menschen, die in völliger Armut leben, rückt der Caritasverband mit seiner Jahreskampagne 2009 »Soziale Manieren
für eine bessere Gesellschaft« in den Blickpunkt. Diözesancaritasdirektor Wolfgang Tripp erinnerte bei der Auftaktveranstaltung daran, wie schnell etwa durch Scheidung und
Arbeitsplatzverlust Menschen aus der Bahn geworfen werden können. Arbeitslosigkeit, eine Suchterkrankung, Überschuldung oder auch psychische Probleme könnten dazu
führen, dass Menschen in völlige materielle Armut geraten.
Das Motto fordert »den zivilen und gesellschaftlichen Umgang miteinander, es geht um Achtsamkeit und Respekt,
den einer dem anderen entgegenbringt«, erläuterte Tripp.
Dass soziale Manieren weit mehr als ein Set von äußerlichen Verhaltensregeln sind, die man erlernen kann, brachte
der Freiburger Diözesancaritasdirektor Bernhard Appel auf
den Punkt: »Soziale Manieren sind Ausdruck einer inneren
Haltung.« Diese äußere sich im Verständnis für den anderen
Menschen. »Arme Menschen haben die Anerkennung ihrer
Bedürftigkeit verloren«, benannte Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung, diese wenig
beachtete Seite äußerster Armut, die alle angeht.
Der Caritasverband forderte sozialpolitische Rahmenbedingungen, damit Menschen, die am Rande leben, wieder in
die Gesellschaft integriert werden können; dazu gehörten
Investitionen in Bildung und Arbeitsplätze für gering Qualifizierte ebenso wie ein verbesserter zwischenmenschliche
Umgang. Tripp mahnte, gerade jetzt, da die Folgen der Rezession die »Angst vor dem Abrutschen« schürten, seien alle
gesellschaftlichen Kräfte gefragt.
aus der diözese
59
Berichte
Diözesanprojekt »Pastoral in der vierten Lebensphase«
»Kein Mensch sollte unbegleitet und von der Kirche vergessen sterben müssen.« steht als Leitwort über dem neuen
Diözesanprojekt »Pastoral in der vierten Lebensphase – Altenpflegeheimseelsorge als Aufgabe der Gemeindepastoral«. Das ist tief gestapelt, denn das Projekt setzt zwar bei
hochaltrigen Menschen, aber keineswegs am Lebensende
an. Vielmehr soll das auf drei Jahre angelegte Projekt zeigen, wie Kirchengemeinden mit Pflegeheimen kooperieren
können, um mit seelsorglicher Zuwendung die Lebensqualität der vielfach von körperlichen und geistigen Krankheiten
betroffenen Menschen zu verbessern.
Als eine der wichtigen Herausforderungen nennt die Projektleitung, von einem Umzug ins Pflegeheim betroffene alte
Menschen zu stützen und zu stärken. In einer solchen Zeit
des Umbruchs und ins Wanken geratener Lebenskonzepte
gehe es darum, sich neu zu orientieren. Dies bringe einen
gesteigerten Bedarf an seelsorglicher Begleitung mit sich,
so die Projektplaner. Mittelfristig sei es dazu nötig, tragfähige Netzwerke zu entwickeln aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in Heimen und Kirchengemeinden
sowie Angehörigen und Nachbarn. Um dies zu ermöglichen
müssen neue Wege der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt begangen werden, mit
neuer Verteilung der Verantwortungskompetenz aber auch
Entwicklung verbindlicher Strukturen. Ein weiteres wichtiges
Ziel ist es, das negativ besetzte Altersbild aufzubrechen und
ein neues ressourcenorientiertes aufzuzeigen: »Der Mensch
besitzt eine unverlierbare Würde, die sich nicht am Nutzen
misst …«
Fünf Standorte sind in das dreijährige Modellprojekt einbezogen: Böblingen, Ulm, Crailsheim, Schwäbisch Gmünd und
Nürtingen.
Finanziert wird das Projekt ganz aus Spenden; die VeronikaStiftung unterstützt es mit insgesamt 265.000 Euro.
Nähere Informationen bei der Projektleitung, Christine
Czeloth-Walter, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Tel. 0711
9791-282, [email protected]
Medikamenten-Beratung für Schwangere
Das 2002 von der St. Elisabeth-Stiftung eingerichtete Institut Reprotox berät Ärzt/innen und schwangere Frauen über
mögliche Folgen von Medikamentenkonsum für das Kind
im Mutterleib. Der leitende Gynäkologe Wolfgang Paulus
hat nach eigenen Angaben diesbezüglich Daten aus rund
20.000 Schwangerschaften gesammelt und dokumentiert.
Reprotox habe allein im vergangenen Jahr rund 4.700 Ärzte, Hebammen, Patientinnen und Apotheken über mögliche
fruchtschädigende Nebenwirkungen von Medikamenten
beraten; täglich gingen im Schnitt 19 Anfragen aus dem
In- und Ausland ein.
verteilt 300.000 Euro Unterstützung. Damit unterstützt die
Diözese schwangere Frauen, die nach Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft in Sorge um die Gesundheit ihres Kindes und unsicher sind, ob sie das Kind
austragen sollen. Nach Erkenntnis von Paulus nimmt mindestens jede fünfte Frau im ersten Drittel der Schwangerschaft Medikamente. Oft wüssten die Frauen in dieser Phase
noch nicht, dass sie schwanger sind.
Nachdem die finanzielle Starthilfe der Diözese und des Caritasverbands (360.000 bzw. 435.000 Euro) ausgelaufen ist,
leistet jetzt die Veronika-Stiftung der Diözese auf drei Jahre
Weitere Informationen:
über das Institut Reprotox unter www.reprotox.de, über
die Veronika-Stiftung unter www.veronika-stiftung.de
60
informationen März - Juni 2009
Bundesweit gibt es nur in Berlin ein weiteres Institut dieser
Art, den »Giftnotruf«.
Willkommen in Santiago
Pastoralprojekt für deutschsprachige Pilger
Deutsche Jakobus-Pilger berichten oft, dass sie nach der
Ankunft in Santiago de Compostela »in ein Loch fallen«. Sie
fühlen sich plötzlich mit ihren Erfahrungen allein gelassen,
weil die unterwegs entstandenen Gruppen am Ziel auseinander fallen. Es gibt keine deutschsprachigen Gottesdienste
oder Angebote. Niemand hilft ihnen, ihre Erlebnisse zu deuten oder sie bei der Suche zu begleiten, wie sie ihre Pilgererfahrungen später in ihr Alltagsleben übertragen können. Die
wenigen Hilfskräfte im Pilgerbüro sind damit überfordert, so
sehr auch sie den Mangel spüren.
Es ist eine Herausforderung an die deutschen Diözesen, auf
den seit über 20 Jahren ansteigenden Pilgerstrom zu reagieren und die darin bestehende Chance für die Seelsorge zu
ergreifen. Immerhin kommen in den Sommermonaten täglich im Durchschnitt bis zu 130 Pilger aus dem deutschen
Sprachraum in Santiago an.
Unter Federführung der Hauptabteilung IV Pastorale Konzeption wurde im Mai ein »Pastoralprojekt Santiago 2009«
ins Leben gerufen, das zunächst bis 30. Juli dauern soll. 14
Personen aus der Diözese – Mitarbeiter/innen in der Seelsorge und ehrenamtlich in Kirchengemeinden Engagierte
– stehen in dieser Zeit für jeweils 14 Tage den Pilgern zur
Verfügung, heißen sie willkommen und bieten ihnen Gottesdienste, Einzel- oder Gruppengespräche, Bibelarbeit oder
geistliche Kirchenführungen in der Kathedrale an.
Finanziert wird das Pastoralprojekt zunächst ausschließlich
durch Spenden. Die Erzdiözese Santiago, die das Vorhaben
sehr begrüßt, hat unentgeltlich ein Haus zur Verfügung
gestellt. Die Hauptabteilung IV hat Vorbereitungsmaterial
erarbeitet und an die Jakobus-Gesellschaften im ganzen
deutschsprachigen Raum Handzettel versandt. Wenn das
Projekt im Juli endet, werden die Erfahrungen ausgewertet, und nach dem Willen der Initiatoren soll es möglichst
im nächsten Jahr fortgesetzt werden – am besten in Kooperation mit anderen Diözesen. Visionen reichen sogar so
weit, dass sich aus diesem Projekt in Santiago einmal eine
Bruderschaft entwickeln könnte, also ein Orden oder ein
so genanntes Säkularinstitut, das sich der geistlichen und
karitativen Betreuung der deutschsprachigen Pilger widmet
und so eine alte Tradition der Barmherzigkeit wieder lebendig werden lässt.
Quelle: Diözesane Pressemitteilung, Dr. Thomas Broch
Neue Diözesangeschichte geplant
Mit einer ersten Autorenkonferenz im März ist der Auftakt für eine neue Darstellung der Geschichte der Diözese Rottenburg-Stuttgart gemacht. Der Autorenkreis aus ausgewiesenen Kennern der südwestdeutschen Kirchengeschichte will
in drei Jahren im Auftrag Bischof Gebhard Fürsts das mit zehn Hauptkapiteln geplante Standardwerk erstellen, wie die
Redakteurin des Projekts und Geschäftsführerin des Diözesangeschichtsvereins, Maria E. Gründig, mitteilte.
Projektleiter ist der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Wolfgang Zimmermann. Außer ihm, Bischof Fürst und Akademiedirektor Peter Kustermann schreiben die Professoren für Kirchengeschichte Claus Arnold (Frankfurt am Main), Dominik
Burkard (Würzburg), Andreas Holzem (Tübingen), Konstantin Maier (Eichstätt) und Hubert Wolf (Münster). Mehr als 400
Seiten wird das Werk haben, das die historische Darstellung von August Hagen mit wissenschaftlicher Präzision und in
leicht lesbarem Stil erneuern soll. Weitere Autor/innen sollen den Band in Exkursen noch anschaulicher machen.
Das reich bebilderte Werk mit einem Auftaktkapitel zur jahrhundertealten Christentumsgeschichte im deutschen Südwesten ist so angelegt, dass es durch weitere Bände ergänzt werden kann.
Quelle: Diözesane Pressemitteilung, Uwe Renz
aus der diözese
61
Berichte
Weltbessermacher
BDKJ-Jugendaktion 2009
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der
Diözese Rottenburg-Stuttgart hat seine diesjährige Jugendaktion »Wasser – kein trockenes Thema« mit einer WasserKarawane durch die Stuttgarter Innenstadt eröffnet. BDKJDiözesanleiter Ulrich Müllerschön stellte die Fakten zum
weltweiten Wasservorkommen vor: »97 Prozent davon ist
Salzwasser, und von den restlichen drei Prozent sind nur 0,3
Prozent als Trinkwasser geeignet. Der Klimawandel und der
weltweite Umgang mit Wasser tragen unter anderem dazu
bei, dass 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.«
In den kommenden Monaten setzen sich entwicklungspolitisch interessierte Jugendliche in der Diözese in weiteren
Aktionen für das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser
ein. Sie tragen damit ihren Teil zu der bundesweiten BDKJJugendaktion bei, die junge Menschen zu Engeln, Rettern,
Helden, Heiligen und Feen ernennt, sobald sie sich für eine
bessere Welt engagieren. BDKJ-Bundespräses Pfarrer Andreas Mauritz ist sich sicher: »Mit dem kreativen Potential,
das die jungen Menschen hier in Stuttgart beispielhaft für
alle katholischen Jugendverbände gezeigt haben, wird es
möglich sein, gemeinsam etwas zu bewegen und die Welt
etwas gerechter zu machen.«
Alle Infos zu den beiden Jugendaktionen unter: www.
kein-trockenes-thema.de und www.weltbessermacher.de
Zum Aktionsstart in Stuttgart demonstrierten junge Weltbessermacher für das Menschenrecht auf Wasser
Quo vadis, kirchliche Jugendarbeit?
Kirchliche Jugendarbeit ist in vielen Jugendmilieus (SINUSMilieu-Studie U27) – nicht präsent. Demografisch nimmt
die Zahl der Kinder und Jugendlichen generell ab. Die bisherigen Jugendarbeitskonzepte kennen weder Ganztagesschulen noch eine Jugendpastoral in Seelsorgeeinheiten.
Diese aktuellen Veränderungen und Erkenntnisse sollen in
eine Gesamtstrategie des Bischöflichen Jugendamtes für die
diözesane Jugendpastoral einfließen. Das ist das Ergebnis
der Frühjahrsversammlung der ehrenamtlichen Delegierten
der Dekanats- und Mitgliedsverbände des BDKJ.
»In einem dreijährigen Perspektivprozess geht es darum
herauszuarbeiten, welche Orte, Formen und Methoden
notwendig sind, damit katholische Jugendarbeit weiterhin innovativ und kreativ am Puls der Zeit ist. An diesem Prozess sollen sich möglichst alle in der kirchlichen
Jugendarbeit Tätigen beteiligen«, formuliert Diözesanjugendseelorger Wolfgang Kessler das Ziel. Bereits im April
startete eine Konsultationsgruppe, die die weiteren Prozessschritte im Detail berät. Ein zentrales Element ist dabei
62
informationen März - Juni 2009
die Jugendseelsorgetagung 2010, die als »Zukunftskongress« vom 11. bis 14. Januar in Rot stattfinden wird. Weitere Elemente sind dezentrale und milieuspezifische Foren
für die Beteilung Ehrenamtlicher. Bis Ende 2010 sollen die
ersten Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte Jugendpastoral stehen.
Neu eingeführt wird eine Ehrenerklärung zum Schutz
von Kindern und Jugendlichen in der kirchlichen Jugendarbeit. Die sieben Punkte umfassende Erklärung wird
künftig als Ausweis an die Teilnehmer/innen von Jugendgruppenleiterschulungen ausgehändigt, die sich zuvor mit
dem Thema Kindeswohlgefährdung und Schutzauftrag für
die ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen befasst
haben. »Mit der Ehrenerklärung setzen wir uns aktiv dafür
ein, Kindern und Jugendlichen in der kirchlichen Jugendarbeit einen sicheren und verlässlichen Ort zu bieten, wo der
Umgang mit ihnen auf der Basis von Respekt, Wertschätzung und Vertrauen gelebt wird«, erklärt Diözesanleiterin
BKJD/BJA Alexandra Stork das Anliegen.
Religiöser Klimawandel bei Jugendlichen?
Jugendseelsorgetagung 2009
Rente als kirchliches Wahlkampfthema
Aktionsbündnisses Solidarische Alterssicherung
Ein vermehrtes Auftreten von religiösen Symbolen oder Riten
im Alltag Jugendlicher bedeutet keine Renaissance der Religion im klassisch theologischen Sinn, das erklärte Pastoraltheologe Dr. Bernhard Spielberg aus Würzburg den rund 80
Teilnehmer/innen bei der Jugendseelsorgetagung im Januar
in Rot an der Rot. Das Strasskreuz als Handyanhänger, der
Mönch in der Fernsehwerbung oder der Fahneneinzug ins
Fußballstadion kennzeichneten zwar eine Öffnung für eine
religiöse Bildsprache, seien jedoch nicht mit der christlichen
Religion gleichzusetzen, die von einer erlösenden Beziehung
des Menschen zu Gott ausgeht. Studien zur Religiosität junger Menschen zeigten, dass Religion individueller und alternativer wird und die persönliche Glaubenserfahrung an
die Stelle der Autorität überlieferter Schriften tritt. »In dieser
Situation braucht es Kulturdolmetscher, die zwischen der religiösen Tradition mit ihrer Urbotschaft der Liebe Gottes und
denen der Gegenwartskulturen vermittelt«, rät Spielberg,
»an der Art und Weise, wie es der Kirche gelingt, die Jugendlichen in ihrer Sprache und Ästhetik anzusprechen und darin
glaubwürdig zu sein, entscheidet sich ihre Zukunft.“«
Im Wahljahr 2009 mischen sich die kirchlichen Verbände
mit ihrem Rentenmodell in die politische Diskussion ein und
fordern alle Christ/innen auf mitzumachen – besonders die
Jüngeren, die die vorrangigen »Opfer« der aktuellen Rentenpolitik sein werden. Info-Stände, Plakate und Broschüren
tragen das Thema in Kirchengemeinden hinein. Auf Podiumsdiskussionen mit Kandidat/innen sollen Teilnehmer/
innen das Thema Rente anschneiden und die Position der
Kandidat/innen abklopfen. Das Aktionsbündnis wird im Juli
alle Bundestagskandidaten in Baden-Württemberg um eine
Stellungnahme zum Rentenmodell bitten, die vor den Wahlen veröffentlicht wird.
Angelika Gabriel vom Jugendpastoralinstitut Don Bosco in
Benediktbeuern ermunterte dazu, die oft versteckte Religiosität bei Jugendlichen zu entdecken und zu fördern. .
Erfolgreiche Beispiele, wo die Jugendpastoral Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt junger Menschen gefunden hat,
gibt es viele: Das Taizégebet als Nacht der Lichter, eine Kanuoder Inlinerwallfahrt, eine Bergwanderung zum Sonnenaufgang, ein Fotoprojekt in der Firmvorbereitung. Zweierlei ist
ausschlaggebend für das Gelingen solcher Begegnungen:
eine offene, zweckfreie Haltung dem anderen gegenüber
und das Ermöglichen eigener Erfahrungen möglichst als
körperliches Erlebnis – sind sich die Experten einig. Frère
Wolfgang von der Brudergemeinschaft Taizé begründet damit den Zulauf junger Menschen zu den Jugendtreffen: »Die
Jugendlichen merken genau, dass es hier einfach nur um sie
selbst als Individuum und ihren Glauben geht und nicht darum, der Institution Kirche ein junges und modernes Profil zu
geben.« Mit diesem diakonischen Ansatz, der den Dienst am
Nächsten zuallererst als das Annehmen des Gegenüber als
Sinnsuchenden definiert, kann wohl in allen Jugendmilieus
Jugendpastoral funktionieren.
Quelle: Pressemitteilung BDKJ
Der provokante Slogan auf den Plakaten »Vier Säulen für ein
Halleluja« bezieht sich auf die vier Ziele des Rentenmodells:
Altersarmut verhindern, solidarische und gerechte Rente
stärken, eine eigenständige Alterssicherung von Männern
und Frauen garantieren und die Erziehungsleistung von Eltern besser anerkennen. Die zentrale Neuerung im Modell
der Verbände stellt die einheitliche und bedingungslose Sockelrente dar, die das Existenzminimum sichert. Diese soll
vor allem Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiographien, zum Beispiel durch Elternzeit, begünstigen und über
Abgaben auf alle Einkommensarten finanziert werden. Weitere Bausteine sind eine modifizierte Arbeitnehmerpflichtversicherung sowie private und betriebliche Zusatzversicherungen. Das ifo-Institut bestätigte 2008, dass das Konzept
sowohl finanzierbar als auch verfassungskonform ist.
Das Aktionsbündnis in der Diözese Rottenburg-Stuttgart
wird getragen von: Arbeitsgemeinschaft Kath. Organisationen und Verbände (ako), Associazioni Cristiane Lavoratori
Italiani (ACLI), Betriebsseelsorge in der Diözese RottenburgStuttgart, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ),
Familienbund der Katholiken (FdK), Familienpolitischer
Arbeitskreis in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Forum
Katholische Seniorenarbeit, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB),
Kolpingwerk, Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), Verband Katholisches Landvolk
Plakate und Broschüren können im KAB-Diözesansekretariat bestellt werden: Katholische ArbeitnehmerBewegung, Postfach 70 03 36, 70573 Stuttgart, Tel. 0711
9791-135, Fax –168, [email protected]
aus der diözese
63
Berichte
Bischof-Moser-Stiftung
Seelsorgeprojekt in Ravensburg
Seit Beginn des Jahres 2009 fördert die Bischof-Moser-Stiftung das Projekt »Seelsorge in der Domäne Hochberg«. In
diesem Stadtteil in Ravensburg-West, der sich durch einen
besonders hohen Anteil an Familien und Einzelpersonen mit
Migrationshintergrund auszeichnet (65 Prozent der Bewohner/innen kommen aus der ehemaligen Sowjetunion, dem
ehemaligen Jugoslawien und der Türkei), engagiert sich die
Kirchengemeinde Zur Heiligsten Dreifaltigkeit mit Pfarrer
Reinhold Hübschle vorbildlich sowohl in sozialer als auch
seelsorgerlicher Hinsicht. Der Vorstand der Bischof-MoserStiftung hat sich persönlich vor Ort davon überzeugt und für
2009 und die Folgejahre bis 2012 eine finanzielle Förderung
dieses Projektes zugesagt.
Die Pastoralreferentin Angelika Böhm hat ihren Auftrag im
Religionsunterricht aufgegeben, um sich mit einem Teilauftrag verstärkt der Seelsorge in diesem Stadtteil widmen zu
können. Die dadurch entstehenden zusätzlichen Personalkosten, welche nicht refinanziert sind, trägt die BischofMoser-Stiftung. Sie fördert damit ein innovatives Projekt, in
welchem die Gemeinwesenarbeit und die Seelsorge einer
Kirchengemeinde in vorbildlicher Weise miteinander vernetzt werden.
Organistennachwuchs für Kirchengemeinden
Das Amt für Kirchenmusik und die Bischof-Moser-Stiftung
haben gemeinsam ein Programm zur »Förderung der Ausbildung von Organisten« entwickelt. Aus diesem Programm
wird der Anfängerunterricht für Jugendliche finanziell gefördert, wenn die betreffende Kirchengemeinde ihrerseits bereit ist, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Jugendliche aus
Familien mit mehreren Kindern und Kirchengemeinden mit
Organistenmangel profitieren besonders von diesem Förderprogramm, dessen Richtlinien allen Kirchengemeinden
zugegangen sind. Seit Oktober 2008 sind 18 Anträge auf
Förderung vom Amt für Kirchenmusik positiv entschieden
worden. Die Bischof-Moser-Stiftung unterstützt das Förderprogramm mit jährlich 3.000 Euro.
Gerhard Rauscher
Geschäftsführer Bischof-Moser-Stiftung
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informationen März - Juni 2009
Zur Nachahmung empfohlen
Stiftungsfonds für Kirchengemeinde
Auf Initiative des Zweiten Vorsitzenden des Kirchengemeinderates Gerhard Egbers und des Dekans Robert Widmann
von der Kirchengemeinde St. Wolfgang in Reutlingen wurde
bei der Bischof-Moser-Stiftung ein Stiftungsfonds errichtet.
Er verfolgt den Zweck, ausländische und deutsche Priester
und pastorale Mitarbeiter/innen in ihrer Fortbildung finanziell zu unterstützen. Sie sollen dadurch in die Lage versetzt
werden, in der Pfarrei St. Wolfgang und den angrenzenden
Seelsorgeeinheiten pastorale Dienste auf Zeit wahrzunehmen. In der von den Stiftern und dem Vorstand der BischofMoser-Stiftung unterzeichneten Vereinbarung heißt es zur
Begründung: »Die Stifter haben in den vergangenen Jahren
gute Erfahrungen mit ausländischen Priestern in St. Wolfgang Reutlingen gemacht, welche sich in der Diözese Rottenburg-Stuttgart wissenschaftlich weiterbildeten und in der
Seelsorge mitarbeiteten. Die Stifter möchten aus Dankbarkeit für diese Erfahrungen und zum Zweck der nachhaltigen
Förderung der Seelsorge in Reutlingen einen Stiftungsfonds
errichten.«
Da dieser Zweck des Stiftungsfonds in der Zielsetzung der Bischof-Moser-Stiftung liegt, hat der Vorstand der Errichtung
des Fonds und seiner Verwaltung gerne zugestimmt. Dies
bedeutet, dass die Bischof-Moser-Stiftung die Zustiftungen
für diesen Fonds annimmt und die entsprechenden Zuwendungsbestätigungen zur Vorlage beim Finanzamt ausstellt.
Das Anfangskapital von 5.000 Euro bildet den Start des Stiftungsfonds, an dem sich nun weitere Personen aus den Kirchengemeinden in Reutlingen anschließen können.
Gerhard Rauscher
Geschäftsführer der Bischof-Moser-Stiftung
Rolf Seeger, Vorstand der Bischof-Moser-Stiftung, Dekan
Robert Widmann, Reutlingen, Prof. Dr. Gerhard Egbers,
Reutlingen, Monsignore Kilian Nuß, Vorstand der BischofMoser-Stiftung
Salesianer Don Boscos – Dreifachjubiläum
Foto: Armin Herberger (www.blaustall.de)
Im Februar starteten die Salesianer Don Boscos in Stuttgart
ihr Dreifachjubiläumsjahr. Vor 10 Jahren kamen Ordensmänner auf Wunsch des damaligen Bischofs Walter Kasper
nach Stuttgart, um in der Jugendarbeit der Großstadt tätig
zu sein; vor 75 Jahren wurde Don Bosco heilig gesprochen;
vor 150 Jahren gründete er die Ordensgemeinschaft »Salesianer Don Boscos«.
oder Freizeitangebote – eure Arbeit ist aus dem Stuttgarter
Raum nicht mehr wegzudenken – euch schickt einfach der
Himmel!« Besonders freuten sich die Salesianer über ein Don
Bosco-Bild, das die Sießener Franziskanerin Sigmunda May,
eine Künstlerin, die sich durch ihre markanten Holzschnitte
weltweit einen Namen gemacht hat, geschaffen hat und
den Ordensmännern überreichte.
Der ungarischen Salesianerprovinzial Pater Albert van Hecke,
der maßgeblich daran beteiligt war, dass der Orden in die
Diözese Rottenburg-Stuttgart kam und sich in der Jugendarbeit in Stuttgart engagierte, ging in seiner Predigt beim
Festakt am 8. Februar im Dom St. Eberhard auf die Bedeutung und Aktualität des großen Jugendapostels Johannes
Don Bosco und seiner » Pädagogik der Vorsorge« in heutiger
Zeit ein. Die Salesianer Don Boscos sind mit weltweit über
16.000 Mitgliedern die zweitgrößte Ordensgemeinschaft
der katholischen Kirche.
Beim Festakt im Eugen-Bolz-Saal des Hauses der Katholischen
Kirche in Stuttgart gab P. Kusterer einen Rückblick auf den
Beginn der Stuttgarter Niederlassung, auf die Entwicklung in
den vergangenen 10 Jahren und auf die Arbeitsschwerpunkte der Jugendseelsorger, die als Stadtjugendpfarrer, Begleiter
von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Lebens- und
Glaubensfragen, Religionslehrer, Begleiter von Jugendverbänden, Schulseelsorger, Exerzitienprediger, Bildungsreferent, Rundfunkmoderator etc. tätig sind.
Vier Patres sind derzeit für die Jugendlichen Stuttgarts und
die Jugendseelsorge in der Diözese tätig. Gabriele Denner
(BDKJ), die neben Weihbischof Thomas Maria Renz und
Stadtdekan Prälat Michael Brock zum Jubiläum gratulierte, beschrieb das Engagement der Patres so: »Ihr seid die
Zehnkämpfer unter den Jugendarbeitern: auf allen Jugendarbeitsfeldern kompetent und aktiv. Sei es Katechese, Firmgruppenarbeit, Jugendsozialarbeit, Tage der Orientierung
Mit einem Fest ist es bei einem Dreifachjubiläum natürlich
nicht getan:
Vom 25. Juni bis 8. September 2009 gibt es in der Heimat
Don Boscos bei Turin ein Freizeitangebot für deutsche
Jugendgruppen, Familien und Interessierte.
Im Juli steigt im Bischofshaus Stella Maris ein Fest der Jugend Stuttgarts.
Im November beschäftigt sich ein Forum mit der Pädagogik
Don Boscos.
aus der diözese
65
Berichte
Internationales Treffen der Diakone
Mit einem Appell zu mehr kirchlicher Einmischung in Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft endete im März der Kongress
des Internationalen Diakonatszentrums (IDZ). Zum Abschluss
des dreitägigen Treffens in Wien mit rund 200 Diakonen
aus 30 Ländern sagte der neu gewählte IDZ-Präsident Klaus
Kießling, Diakone seien besonders dazu berufen, dort die
Stimme zu erheben, wo Menschen in ungerechten Strukturen leben müssen und unter Armut und Ausgrenzung leiden.
»Wir sind aufgerufen, eine Spiritualität christlicher Solidarität
zu kultivieren«, sagte der Theologe und Psychologe. Diakone
seine keine Stellvertreter der Priester. Ihre Aufgabe sei es,
Menschen als Gesandte der Kirche zu begleiten.
Bischof Gebhard Fürst, Protektor des IDZ, ermutigte die Diakone zum tatkräftigen Dienst für Arme und Notleidende.
In der tätigen Liebe gerade zu den so genannten Verlorenen
werde die Kirche glaubwürdig, Dieser Dienst könne kraftvoll
nur aus einer tiefen und vitalen Spiritualität wachsen. Wie in
der Frühzeit der Kirche würden dann die Menschen fragen:
»Was sind denn das für Leute; woher nehmen sie die Kraft,
so zu leben?« Als Basis für eine vitale geistliche Grundhaltung
der Diakone nannte der Bischof ein Leben in Gemeinschaft
mit anderen Christen, das Lesen der heiligen Schriften, das
Gebet und die Eucharistie. Diakon zu sein bedeute, »in der
Spur Jesu die Opfer am Wegesrand nicht zu übersehen, sie
vielmehr zu bergen, Herberge zu schaffen und für Heilung
zu sorgen«. Mit der Weihe weise die Kirche Diakonen einen
besonderen Auftrag zu, im Dienen Christus nachzufolgen,
»dem Dienen wesentlich geworden ist«.
Als Gastredner betonte der Erzbischof der südafrikanischen
Diözese Durban, Kardinal Wilfrid Fox Napier, die Kirche in
Afrika und Lateinamerika brauche dringend mehr Diakone.
Sie sollten in erster Linie diejenigen sein, die den Dienst der
Caritas, den Dienst an den Armen und die Verkündigung
der sozialen Botschaft der Kirche konkretisieren. Eine wichtige Aufgabe der Diakone sei es, dem Volk einen tieferen
Zugang zur christlichen Lehre zu erschließen. Beim Wirken
nach außen gehe es um den sozialen Dienst, immer mehr
aber auch um eine Auslegung der kirchlichen Position zu
politischen Fragen.
In einer Botschaft an den Kongress betonte der erkrankte
Erzbischof von Bombay, Kardinal Oswald Gracias, Amt des
Diakons biete für die Kirche die Chance, das Evangelium
66
informationen März - Juni 2009
inmitten ganz unterschiedlicher kultureller, sozialer und religiöser Kontexte zu vermitteln. Am Beispiel Indiens, »dem
weltweit wohl komplexesten Volk mit einem schier unvorstellbaren Pluralismus, mit Konflikten und Gegensätzen auf
allen Ebenen«, machte der Kardinal deutlich, dass die Verkündigung des christlichen Glaubens nur im offenen Dialog
gelingen könne. Vor diesem Hintergrund sprach sich Gracias
für eine Stärkung des Diakonenamtes aus. Diakone könnten sich bestimmter gesellschaftlicher Zielgruppen in deren
vertrautem Umfeld annehmen, was Bischöfen und Priestern
in dieser Weise nicht möglich sei. In seiner Diözese, so der
Kardinal, seien als erster in Indien überhaupt 2006 die ersten
beiden Ständigen Diakone geweiht worden, im April würden
in Bombay weitere acht Männer zu diesem Amt ordiniert.
Zum neuen Präsidenten des Internationalen Diakonatszentrums (IDZ) wählte die Versammlung Klaus Kießling (46). Der
an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Jesuiten
in Frankfurt-Sankt Georgen lehrende und aus Stuttgart stammende Theologe und Psychologe wurde 2004 zum Diakon
geweiht. Außer in Frankfurt lehrt Kießling mit Schwerpunkt
Religionspädagogik und Pastoralpsychologie als Gastprofessor an zahlreichen Hochschulen in Europa und Asien.
Quelle: Diözesane Pressemitteilung, Uwe Renz
Aus der Diözese Hinweise
Tagungs- und Jugendhäuser der Diözese
(nach Postleitzahlen sortiert)
Klöster und
Tagungshäuser
Christkönigshaus
Paracelsusstrasse 89
70599 Stuttgart
Tel. 0711 458282-3
Fax 0711 458282-41
41 Zimmer
4 Gruppenräume bis 100 Pers.
Johann Baptist Hirscher Haus
Karmeliterstrasse 9
72108 Rottenburg
Tel. 07472 922-0
Fax 07472 922-121
23 Zimmer
7 Gruppenräume bis 64 Pers.
Kath. Jugend- u. Tagungshaus
Antoniusstrasse 3
73249 Wernau
07153 9381-0
Fax 07153 9381-44
29 Zimmer, insgesamt 48 Betten
7 Gruppenräume bis 60 Pers.
Klosterhospiz Neresheim
73450 Neresheim
Tel. 07326 96442-0
Fax 07326 96442-202
55 Zimmer
9 Gruppenräume bis 120 Pers.
Haus Schönenberg
Schönenberg 40
73479 Ellwangen
Tel. 07961 9193-0
Fax 07961 9193-33
70 Zimmer
8 Gruppenräume bis 100 Pers.
Kloster Schöntal
Klosterhof 6
74214 Schöntal
Tel. 07943 894-0
Fax 07943 894-100
70 Zimmer
17 Gruppenräume bis 250 Pers.
Haus Regina Pacis
Bischof-Sproll-Strasse 9
88299 Leutkirch
Tel. 07561 82140
Fax 07561 82133
40 Zimmer
9 Gruppenräume bis 100 Pers.
Bildungshaus Kloster Obermarchtal
Klosteranlage 2 / 1
89611 Obermarchtal
Tel. 07375 9505-0
Fax 07375 9505-211
52 Zimmer
9 Gruppenräume bis 100 Pers.
Jugendhäuser
Kath. Jugend- u. Tagungshaus
Antoniusstrasse 3
73249 Wernau
Tel. 07153 9381-0
Fax 07153 9381-44
22 Zimmer, insgesamt 40 Betten
14 Gruppenräume bis 100 Pers.
Schwarzhornhaus
Selbstversorger-Haus
73550 Waldstetten
Tel. 07171 104590-0
Fax 07171 104590-15
7 Zimmer, insgesamt 35 Betten
4 Gruppenräume
Schwarzhorn-Naturhochseilgarten
73550 Waldstetten
Tel. 07171 104590-50
Fax 07171 104590-55
18 Aufgaben
Martin-Knoller-Haus
73450 Neresheim
Tel. 07326 96442-0
Fax 07326 96442-202
15 Zimmer, insgesamt 50 Betten
3 Veranstaltungsraum bis 40 Pers.
Oberginsbach
Selbstversorger-Haus
74238 Krautheim- Oberginsbach
Tel. 07937 1262
Fax 07937 802713
5 Zimmer, insgesamt 34 Betten
Michaelsberg
Postfach 20
74389 Cleebronn
Tel. 07135 9807-0
Fax 07135 9807-11
21 Zimmer, insgesamt 52 Betten
7 Gruppenräume bis 60 Pers.
Don-Bosco-Haus
Rotenmoos 18
88046 Friedrichshafen
Tel. 07541 3813-0
Fax 07541 3813-33
12 Zimmer, insgesamt 36 Betten
5 Gruppenräume bis 30 Pers.
St. Norbert
Klosterhof 9
88430 Rot an der Rot
Tel. 08395 924-0
Fax 08395 924-11
44 Zimmer, insgesamt 120 Betten
12 Gruppenräume bis 130 Pers.
Fragen Sie nach unseren speziellen Preisen für kirchliche Veranstaltungen!
Viele gute Ideen warten auf Sie!
Service Hotline 01802 889900
Sie finden uns auch im Internet: www.tagungshaus.net
aus der diözese
67
Hinweise
Fachstelle Freiwilligendienste und Fachstelle Zivildienst suchen
MitarbeiterInnen auf Honorarbasis
zur pädagogischen Begleitung junger Menschen
im Zivildienst
im Freiwilligen Sozialen Jahr FSJ
im Freiwilligen Ökologischen Jahr FÖJ
Sie
haben eine abgeschlossene oder fortgeschrittene Ausbildung mit pädagogischem,
pastoralem oder ökologischem Schwerpunkt
haben Erfahrung mit Leitungsaufgaben in Kursgruppen
arbeiten gerne in einem Team
schätzen soziales Engagement junger Menschen als hohen Wert
halten die Förderung von sozialen Lernprozessen für eine wichtige Aufgabe
Wir
haben attraktive und verantwortungsvolle Aufgaben:
Vorbereitung und Durchführung von Seminar- und Kurswochen
Beratende Unterstützung der Teilnehmer/innen
Arbeit in einem Team mit 3 bis 4 Honorarkräften Arbeit mit Kursgruppen von 25 bis 30
jungen Menschen im Alter von 16 bis 26
Jahren in einem Freiwilligendienst oder im Zivildienst.
Sie erhalten für ihre Mitarbeit ein angemessenes Honorar, Unterstützung zur Einarbeitung, ein interessantes Praxisfeld in
der Jugendbildungsarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Im FSJ und im FÖJ erfolgt die pädagogische Begleitung einer Gruppe in fünf Seminarwochen. Für Zivildienstleistende
werden Einführungskurse mit zwei Wochen Dauer durchgeführt. Diese sind fachlich auf den Zivildienst in der Altenhilfe
oder Behindertenhilfe ausgerichtet. Bei entsprechender Qualifikation (Berufsausbildung/Studium abgeschlossen) kann die
Federführung für einen Kurs übernommen werden. Diese Verantwortung wird beim Honorar berücksichtigt. Interessant
und attraktiv ist diese Mitarbeit sicher auch für Teilzeitbeschäftigte und Personen in der Elternzeit.
Kontakt
BDKJ Diözesanstelle Rottenburg-Stuttgart
Fachstellen Freiwilligendienste und Zivildienst
Karin Turba
Antoniusstraße 3, 73249 Wernau
Fon 07153 3001 -174
am besten per E-Mail: [email protected]
68 informationen März - Juni 2009
Ministrant/innen
Diözesanes Mini-Fußballturnier
10. – 11. Juli 2009, Burgberg
Obermini-Konzil
3. Oktober 2009, Rot an der Rot
Mit mehreren hundert Oberminis und
Gruppenleitern zusammen die Zukunft
der Minis vorausdenken. Neue Kontakte knüpfen. Viele andere Oberminis
treffen. Einen ganzen Tag voller Spaß
und Spirit erleben.
www.co-mini-ty.de
Die Co-mini-ty ist ein interaktives Internetangebot für Minis im Bereich des
sogenannten Web 2.0. Angemeldete
Mitglieder können mit anderen angemeldeten Mitgliedern Inhalte aktiv
mitgestalten. Jedes Mitglied hat eine
eigene »Profilseite«, die es (innerhalb
eines festen Rahmens) selbst gestalten
kann, und die von anderen Mitgliedern
(und nur von diesen) eingesehen werden kann. Das Prinzip ist ähnlich den
bekannten Freundschaftsbüchern,
wo Hobbys, Lieblingsfarbe, ... abgefragt werden. Im Profil der Co-mini-ty
werden allerdings hauptsächlich ministrantenspezifische Fragen gestellt
wie »Mein Highlight als Ministrant/
in«, «ministrieren ist für mich wie ...«
oder »Ich bin Mini seit ...«. Allgemeine
Personen-Daten wie Name, Alter, Geschlecht, Adresse, Kontaktdaten werden nicht angezeigt, nicht einmal abgefragt. Einzig die E-Mail Adresse wird
erhoben und von uns gespeichert, weil
über diese die Anmeldung erfolgt.
Des Weiteren könnt ihr auf der sogenannten »Dinx-box« Fotos und kurze
Sätze veröffentlichen und andere Mitglieder können hierzu Kommentare
abgeben. Andere Mitglieder kannst
du als »Freunde« markieren und ihnen
Nachrichten schicken. Du kannst Gruppen gründen (z.B. »Freizeit 2010« oder
»Katzenfreunde«) und bestehenden
Gruppen beitreten und auch hier in einer Dinx-box Kommentare hinterlassen.
Mit der Co-mini-ty verfolgt die Fachstelle Ministrant/innenarbeit verschiedene pädagogische Ziele:
Wir wollen Kinder und Jugendliche
stark machen für das Internet und sie
gleichzeitig im Hinblick auf mögliche
Gefahren sensibilisieren.
Wir wollen Kinder und Jugendliche
in ihrer Identitätsbildung unterstützen.
Wie stelle ich mich dar? Was erzähle
ich? Wie gestalte ich meine »Profil«-Seite? Wie reagieren andere darauf? Wer
sind meine Freunde? Welchen Gruppen
trete ich bei und welchen nicht? Wem
gegenüber grenze ich mich ab, wen
möchte ich imitieren? Das alles sind
Fragen, die Kinder beschäftigen. Sie zu
lösen sind kleine, alltägliche aber dennoch wichtige Schritte auf dem Weg
der Persönlichkeitsbildung.
Weitere Informationen, auch über
die Sicherheitsvorkehrungen von Comini-ty, und zur Ministrantenarbeit
insgesamt gibt es bei der Fachstelle
Ministranten und Ministrantinnen,
Antoniusstr. 3, 73249 Wernau, Tel.
07153 3001-134, Fax -611, [email protected], www.fachstelle-minis.de
Ferienspaß
Burgfräulein und Ritter, Kanuten und
Schauspielerinnen, Drahteselfans
und andere Tierfreunde, Krimiliebhaberinnen und völlig Losgelöste
(Gleitschirm-Neugierige) – die BDKJFerienwelt bietet erschwinglichen
Ferienspaß für alle jungen Leute,
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit bestens ausgebildeter
Begleitung.
Schnell reinklicken:
www.bdkj-ferienwelt.de
Diözesankinderchortag
Vorankündigung
Alle singbegeisterten Kinder(chöre)
sollten sich den 17. Juli 2010 vormerken – den Diözesankinderchortag
im Kloster Reute/Bad Waldsee! Eine
Sing-fonie der Tausend, Sing-, Spielund Bastelworkshops, Aufführungen,
Gottesdienst, Luftballonwettbewerb
... es ist viel geboten. Mit dabei sein
wird Weihbischof Johannes Kreidler,
Bischofsvikar für Kirchenmusik.
Weitere Informationen: www.amtfuer-kirchenmusik.de/Veranstaltungen
aus der diözese
69
Hinweise
Kinder kranker Eltern
Krebs, MS, Depression – wenn Eltern
chronisch krank sind, springen nicht
selten die Kinder ein und füllen die entstandenen Lücken. Sie helfen im Haushalt, gehen Einkaufen, kümmern sich
um jüngere Geschwister und sind auch
in die Pflege der Eltern eingebunden.
»Viele Familien nehmen aus Scham
und aus Angst vor Eingriffen von Außen kaum Hilfe in Anspruch. Selbst
wenn ein Pflegedienst in die Wohnung kommt, können damit höchstens 1,5 Stunden am Tag abgedeckt
werden. In der restlichen Zeit übernehmen Partner oder eben die Kinder
die Verantwortung«, sagt Dr. Sabine
Metzing-Blau vom Lehrstuhl für familienorientierte und gemeindenahe Pflege der Universität Witten/Herdecke.
»Ausgehend von Zahlen aus Großbritannien schätzen wir, dass es mehr als
200.000 Kinder in Deutschland sind.«
Für diese Kinder hat der Lehrstuhl
mit Unterstützung der Peter-DornierStiftung eine Webseite für pflegende
Kinder eingerichtet. Dort können Kinder schnell herausfinden, ob es in ihrer Stadt Hilfe und Unterstützung für
Kinder von kranken Eltern gibt. Sie erhalten auch Informationen über Krankheitsbilder, kindgerechte Literatur und
die Möglichkeit zum gegenseitigen
Austausch über ein moderiertes Forum. Denn viele Kinder wünschen sich
den Austausch mit Gleichbetroffenen,
weil sie nur dann 'richtig über die Situation sprechen können.
Internetadresse:
www.kinder-kranker-eltern.de
Weitere Informationen bei
Dr. Sabine Metzing-Blau und Jörg
Schlarrmann, Tel. 02302 926-377
70 informationen März - Juni 2009
Basiskompetenz Ehrenamt
Spiritualität und Theologie
Der Kurs wendet sich an Ehrenamtliche in der Gemeinde und anderen kirchlichen Kontexten und bietet spirituellen Übungsraum, theologische Bildung und
geistliche wie theologische Reflexion. Er dient der Vergewisserung des eigenen
Glaubensstandpunktes und gibt Anstöße, den persönlichen Glauben und die
religiöse Praxis zu vertiefen. Grundthemen kirchlicher Lehre und spiritueller
Tradition werden erschlossen und im persönlichen Leben mit Sinn gefüllt. Der
Kurs möchte dazu beitragen, dass ehrenamtliches Engagement geistlich fundiert und theologisch qualifiziert geschieht. Er versteht sich als ein Baustein auf
dem Weg, missionarische Kirche zu werden. Ziel des Kurses und der missionarischen Kirche ist es, dass Ehrenamtliche befähigt werden, heute Zeug/innen
des Christlichen zu sein.
1. Kursteil Wo komme ich her, wo gehe ich hin? Leben als Weg
24. – 26. September 2009
2. Kursteil Wie finde ich meinen Ort in der Welt? Was gibt mir Sinn?
26. – 28. November 2009
3. Kursteil Über Schuld und Erlösung nachdenken. Jesu Rolle für das eigene
Leben klären
11. – 13. März 2010
4. Kursteil: Wie gestalte ich meinen Alltag? Leben unterwegs
10. – 12. Juni 2010
jeweils donnerstags 18 Uhr bis samstags 17 Uhr
Kursteile 1,2 und 4: Johann-Baptist-Hirscher-Haus, Rottenburg
Kursteil 3: Stuttgart-Hohenheim
Kosten
280 € (inklusive Tagungskosten, Unterkunft und Verpflegung)
Die Kirchengemeinde übernimmt/bezuschusst die Fortbildung auf Anfrage.
Leitung
Dr. Christiane Bundschuh-Schramm
Frank Kühn, Pastoralreferent, Geistlicher Begleiter, Böblingen
Silvia Ketterer, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Gemeinde, Simmozheim
Information und Anmeldung
Institut für Fort- und Weiterbildung der kirchlichen Dienste,
Postfach 9, 72101 Rottenburg
Angelika Riester, Tel. 07472 922-152, [email protected]
Referentin Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, Tel. 07472 922-158
Akademieveranstaltungen
Philosophische Sommerwoche
Freiheit, Person und Schuld
10. – 13. August 2009,
Tagungshaus Weingarten
Das Menschenbild der Religion und
die Geschichte vom Sündenfall stehen
im Zentrum der Philosophischen Sommerwoche. Wie gehen geistige Freiheit
und Leibgebundenheit (Bedürfnisse,
Instinkte, Leidenschaften, Triebe) zusammen und was folgt daraus für die
Schuldfähigkeit und »Gebrochenheit«
des Menschen?
Integraler Bestandteil der Woche ist
die Aufführung von Kleists »Der zerbrochene Krug«.
Erdentöne – Himmelsklang
Der Weg zur Harmonie und Vollkommenheit in Christentum und
Buddhismus
23. – 25. Oktober 2009
Tagungszentrum Hohenheim
»Die Welt ist Klang.« In der 9. Dialogtagung geht es um Töne, Klänge und
Gesang in Christentum und Buddhismus. Was fördert aus Sicht der beiden
Religionen den weltumfassenden EinKlang des Ganzen, was behindert ihn?
Kann die Musik einen, während Worte
trennen? Brauchen wir in der interreligiösen Begegnung mehr »Sym-phonie« statt Analyse?
In Kooperation mit der evangelischen
Akademie Bad Boll und der Deutschen
Buddhistischen Union.
Familiengruppen
»Hier finden Sie Anschluss«
Kleines A bis Z der Familiengruppenarbeit
27. Juni 2009
2009,, Bischof-Leiprecht-Zentrum, Stuttgart
18. Juli 2009
2009,, Gemeindesaal St. Karl Borromäus, Winnenden
Für haupt- und ehrenamtliche Personen, die eine Familiengruppe neu gründen
wollen oder Mitglied in einer bestehenden Gruppe sind.
Informationen beim Fachbereich Ehe und Familie, Tel. 0711 9791-230,
[email protected]
Geistliche Tage für Pastoralreferent/innen
Spiritualität hat eine persönliche und eine gemeinschaftliche Note. Spirituelle
Praxis macht Sinn allein und immer wieder auch unter Gleichgesinnten, zusammen mit Menschen, die einen ähnlichen Alltag haben und diesen Alltag
geistlich gestalten wollen.
Deshalb laden Berufsverband und Institut für Fort- und Weiterbildung alle Pastoralreferent/innen zu Geistlichen Tagen »Wenn sein Wort zu Herzen geht.
Getroffen von der Wirkkraft Gottes - befreit zu sich selbst« ein.
4. – 6. November 2009
Beginn 10 Uhr; Ende 16.30 Uhr, Kloster Reute/Bad Waldsee
Leitung:
Sr. Maria Hanna, Leiterin des Bildungshauses, Kloster Reute
Martin Sayer, Superior, Kloster Reute
Kosten: 77 Euro
Informationen und Anmeldung für
beide Tagungen:
Akademie der Diözese RottenburgStuttgart, Frau Hoffmann, Tel. 0711
1649-726, www.akademie-rs.de
Anmeldung: Institut für Fort und Weiterbildung, Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, Tel. 07472 922-158 oder Angelika Riester, Tel. 07472 922152, E-Mail: [email protected] oder [email protected].
de (Kurs S11)
aus der diözese
71
Hinweise
Bischof Sproll
Dokumentation
Eine Dokumentation »70 Jahre Verfolgung und Vertreibung von Bischof
Joannes Baptista Sproll« hat auf der
Grundlage der Sproll-Ausstellung
2008 das Diözesanarchiv herausgegeben – auf 144 Seiten und reich
bebildert, bearbeitet von Herbert
Aderbauer und Thomas Oschmann.
Die vorgestellten Dokumente wirken als authentische, unmittelbare
Zeugnisse einer für uns in ihrem abwegigen Denken und ihrer Grausamkeit so fremden Zeit, ohne dass es
umfangreicher Erklärungen bedarf.
Schwer lesbare Dokumente sind in
der Dokumentation lesefreundlich
transkribiert. Knappe Erläuterungen
erschließen ihren Sinn.
Der Band eignet sich nicht nur für die
Aufnahme in katholische öffentliche
Büchereien, sondern auch für die Gestaltung von Unterrichtsstunden, die
sich thematisch mit dem Nationalsozialismus befassen. Denkbar ist auch,
ihn in der Jugendarbeit einzusetzen.
Sonderedition des Katholisches Sonntagsblatts
Die 56-seitige Sonderedition »Tapfer
im Glauben« des Katholischen Sonntagsblattes zum 60. Todestag von
Bischof Dr. Joannes Baptista Sproll
enthält historische Informationen,
Zeitzeugenberichte, Abbildungen von
Erinnerungsstücken, die von Zeitzeug/
innen zur Verfügung gestellt wurden,
sowie Stimmen und Wertungen.
Beim Schwabenverlag erhältlich
für 6 Euro (plus Versand):
Tel. 0711 4406-136/135, marketing@
schwabenverlag.de
Beim Diözesanarchiv erhältlich für 9,90 Euro: Diözesanarchiv,
Postfach 9, 72101 Rottenburg, Tel.
07472 169-254, [email protected]
Guardini-Briefe aus der Diözese
Im Pfarrhaus von Mooshausen im
schwäbischen Allgäu blieb ein umfangreiches, einzigartiges Konvolut von
Briefen Guardinis an seinen lebenslang
besten Freund Josef Weiger erhalten,
das einen außerordentlichen Einblick
vor allem in die Geisteswelt des jungen
Guardini erlaubt. Eine ausführliche Einführung der Herausgeberin stellt auf
eindrückliche Weise den Briefwechsel in den Zusammenhang von Werk
und Leben Romano Guardinis, der das
Haus des Freundes in Mooshausen,
in dem er oft zu Gast war, immer als
eine Art Heimat betrachtete. Leider
sind die Antwortbriefe Weigers bis auf
72 informationen März - Juni 2009
unbedeutende Reste nicht erhalten, da
Guardini persönliche Briefe zu verbrennen pflegte. Umso bedeutsamer ist die
Tatsache der jetzigen Veröffentlichung
des großen Mooshausener Bestandes. Bisher unveröffentlichtes Material
kommentiert Guardini- Spezialistin und
-Biografin Gerl-Falkovitz und ordnet es
in Leben und Werk Guardinis ein.
»Seniorennetzwerke
in Kirchengemeinden«
Projektbericht
Der ausführliche Projektbericht über
die zwei katholischen Standorte des
Seniorennetzwerk-Projekts, UlmSöflingen und Birkenfeld, ist zu einem Selbstkostenpreis von 5 Euro
im Fachbereich Senioren erhältlich:
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Hg.)
»Ich fühle, dass Grosses im Kommen
ist.« Romano Guardinis Briefe an Josef
Weiger 1908-1962
Grünewald 2008, 424 Seiten, 29,90
Euro, ISBN 978-3-7867-2732-3
Fachbereich Senioren, Christine Czeloth-Walter, Jahnstraße 30,
70597 Stuttgart, Telefon 0711
9791-282, [email protected].
Checkliste
Informationen an Aushilfspriester und zum eigenen Nutzen
Als Priester in einer Gemeinde auszuhelfen und als Gemeinde einen Priester
zur Aushilfe zu bekommen, bedarf der Absprache, um unnötige Unsicherheiten und Missverständnisse zu vermeiden und mitzuhelfen, dass die innere
Mitfeier der Beteiligten möglichst ungestört möglich ist.
Die diözesane Liturgiekommission hat, angeregt durch eine Publikation des
Deutschen Liturgischen Institutes, eine Checkliste zusammengestellt, die
helfen soll, sich auf das Wesentliche und auf die fremde Situation in einer
Gastgemeinde einzustellen.
Diese Liste kann auf mehrfache Weise hilfreich sein:
Verantwortliche in der Gemeinde (Pfarrer, Liturgieausschuss, Verantwortliche/r aus dem Pastoralteam) können ein Blatt zu den konkreten örtlichen Gegebenheiten und Vereinbarungen erstellen.
Der Aushilfspriester kann damit klären, was am Ort der Brauch ist.
Anhand der Liste können die Beteiligten einmal alle Abläufe überprüfen,
ob sie notwendig, richtig und sinnvoll sind.
Die Checkliste ist den INFORMATIONEN als Sonderdruck beigelegt.
Mit Trauer umgehen
Arbeitshilfen
Pastorales Personal, aber auch Lehrer/
innen müssen mit Trauer und Traumatisierung von Kindern, Jugendlichen und
Eltern umzugehen wissen. Vor diese
Herausforderung hat der furchtbare
Amoklauf in Winnenden und Wendlingen viele Seelsorger/innen und Lehrer/
innen in extremer Weise gestellt. Auch
wenn zu hoffen bleibt, dass sich ein
solches Drama nicht wiederholt – auch
einzelnen Todesfällen in Schule und Jugendarbeit gilt es immer wieder zu begegnen. Deshalb weisen wir gerne auf
Fundstellen für Arbeitshilfen hin:
Für die Pastoralen Mitarbeiter/innen,
die Trauerfeiern vorbereiten, hat die
Hauptabteilung IV Pastorale Konzeption Texte zusammengestellt. Sie sind im
Mitarbeiterportal abrufbar:
www.map-drs.de
Arbeitshilfe »Atempause«
Der Kurs »Atempause« ist ein geistliches Angebot für Väter und Mütter,
das von Annette Gawaz, Pastoralreferentin und Ulrike Mayer-Klaus,
Referentin für Liturgie mit Kindern
und Familien am Institut für Fortund Weiterbildung entwickelt wurde. Drei Wochen werden Eltern
angeleitet, mitten in ihrem Alltag
regelmäßige Zeiten der Ruhe und
Betrachtung, der Wahrnehmung
ihrer konkreten Wirklichkeit und
der Einübung achtsamen Lebens
zu finden. Den äußeren Rahmen
bilden vier wöchentliche Gruppentreffen. Diese geben u. a. Impulse
für den persönlichen Übungsweg
im Alltag.
Eine konkrete Einführung in den
Kurs, eine Anleitung für die Gruppentreffen und die Impulse für den
eigenen Weg der Teilnehmenden
wurden von den Autorinnen in einer
Arbeitshilfe im Auftrag des Instituts
für Fort- und Weiterbildung zusammengestellt und sind zu beziehen
für 10,– € (incl. Versandkosten) beim
Institut für Fort- und Weiterbildung,
Postfach 9, 72101 Rottenburg, Tel.
07472 922-160, [email protected]
Nähere Auskünfte zum Kurs:
Ulrike Mayer-Klaus, Tel. 07472 922495, UMayerKlaus.institut-fwb@
bo.drs.de
Der Fachbereich Schulpastoral bietet
auf seiner Homepage eine umfangreiche Materialsammlung zum Umgang
mit Tod und Trauer an der Schule an.
Neben einem Leitfaden finden sich hier
Bausteine für die Praxis, wie zum Beispiel ein Krisenplan und Vorlagen für
Aktionen:
www.schulpastoral.drs.de/
umgangtrauer
Gestaltungsvorschläge für Gedenk- und
Trauergottesdienste von der Fachstelle
Ministrantinnen und Ministranten des
Bischöflichen Jugendamtes sowie weiterführende Links stehen auf der BDKJHomepage bereit:
www.bdkj.info
aus der diözese
73
Service Termine
Angebote des Instituts für Fort- und Weiterbildung
Zielgruppe
Thema
Zeit/Ort
Informationen/Anmeldung
Ehrenamtliche
K10
Interkulturelle Katechese
1.-2. Juli 2009
Beginn: 9 Uhr
Ende: 17 Uhr
P.-Kentenich-Begegnungshaus
Rottenburg-Ergenzingen
Institut für Fort- und Weiterbildung,
Karmeliterstr. 5, 72108 Rottenburg
F: 07472 922-165
Dr. Claudia Hofrichter
T: 07472 922-155 (Sekretariat)
[email protected]
Anmeldung bis 25. Mai 2009
Dekane und Pfarrer
Herausforderung Führen und
Leiten gegenüber Menschen
und in Organisationen
Praxistag
15.-16. Juli 2009
Beginn: 10 Uhr
Ende: 17 Uhr
Johann-Baptist-Hirscher-Haus,
Rottenburg
Dr. Matthias Ball
T: 07472 922-160 (Sekretariat)
[email protected]
Anmeldung bis 26. Juni 2009
Schriftlich, Übernachtung ja/nein
Mitarbeiter/innen
in Kinder- und
Familiengottesdiensten
Lasst uns gemeinsam feiern
Grundkurs
26. September 2009
9.30 bis 17 Uhr
Bildungshaus St. Georg
Kloster Untermarchtal
Ulrike Mayer-Klaus
T: 07472 922-495/160 (Sekretariat)
[email protected]
Anmeldung bis 4. September 2009
Alle pastoralen Dienste,
interessierte ehrenamtliche
MitarbeiterInen
im Katechumenat
K12
Einer ist nicht zu wenig –
Erwachsene auf dem Weg
zur Taufe begleiten
29.-30. September 2009
Beginn: 9 Uhr
Ende: 17 Uhr
Rottenburg-Ergenzingen
s. o. Dr. Claudia Hofrichter
Anmeldung bis 28. August 2008
Alle pastoralen Dienste,
interessierte ehrenamtliche
Mitarbeiter/innen
K13
Firmvorbereitung vor dem
Hintergrund der Sinus
Studie U27
2. Oktober 2009
16 bis 22 Uhr
Haus der Katholischen Kirche
Königstraße 7, 70133 Stuttgart
s. o. Dr. Claudia Hofrichter
oder Stadtdekanat Stuttgart
Barbara Strifler
T: 0711 7050-300
[email protected]
Alle pastoralen Dienste
und ehrenamtliche
Mitarbeiter/innen
K14
»Wie das perlt« … –
Firmkatechese mit den
»Perlen des Glaubens«
8.-9. Oktober 2009
Beginn: 9 Uhr
Ende: 17 Uhr
Rottenburg-Ergenzingen
s. o. Dr. Claudia Hofrichter
Pfarrer
Klarheit im Team herstellen
14.-15. Oktober 2009
Beginn: 10 Uhr
Ende: 17 Uhr
Christkönigshaus, Stuttgart
s. o. Dr. Matthias Ball
Anmeldung
bis 18. September 2009
Ehrenamtliche
K15
Jahrestreffen für Mitarbeiter/
innen in der Katechese in
portugiesischen Gemeinden
17.-18. Oktober 2009
Beginn: 9 Uhr
Ende: 13 Uhr
Rottenburg-Ergenzingen
s. o. Dr. Claudia Hofrichter
Anmeldung bis 29. Juli 2009
Gemeindeberater/innen
und Supervisor/innen
Chancen & Grenzen
interner Beratung
20.-21. Oktober 2009
Beginn: 9.30 Uhr
Ende. 17 Uhr
Kath. Jugend- und Tagungshaus, Wernau
s. o. Dr. Matthias Ball
Anmeldung
bis 25. September 2009
Beauftragte von
Wort-Gottes-Feiern,
die eine theologische
Vorbildung haben
Auslegung und Deutung
der Schriftlesungen in der
Wort-Gottes-Feier
14. November 2009
9 bis 17 Uhr
Johann-Baptist-Hirscher-Haus
Rottenburg
Margret Schäfer-Krebs
T: 07472 922-160 (Sekretariat)
[email protected]
Anmeldung bis 16. Oktober 2009
74
informationen März - Juni 2009
Angebote anderer Anbieter
Zielgruppe
Thema
Zeit/Ort
Informationen/Anmeldung
Für Mädchen
von 10-13 Jahren
»Ein himmlisches Vergnügen«
Besinnungswoche
2.-8. August 2009
Bildungshaus Untermarchtal
in der Villa Sonnenschein
Bildungshaus Untermarchtal
T: 07393 30-250/251, F: -564
[email protected]
www.untermarchtal.de
Anmeldung bis 19. Juli 2009
Für Mädchen
von 14-16 Jahren
»Ein himmlisches Vergnügen«
Besinnungswoche
16.-22. August 2009
Bildungshaus Untermarchtal
in der Villa Sonnenschein
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 2. August 2009
Für Jugendliche und
junge Erwachsene
ab 17 Jahren
»Alle meine Quellen
entspringen in Dir …«
Eine spirituelle Radtour
6.-10. September 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 23. August 2009
Junge Erwachsene
zwischen 18 und 35 Jahre
Typisch Paulus – mit Ecken
und Kanten!
Wanderexerzitien
31. August bis
5. September 2009
Schwäbisch Gmünd
Diözesanstelle Berufe der Kirche
Collegiumsgasse 5, 72070 Tübingen
T: 07071 569-162
F: 07071 16-83379
[email protected]
www.entdeck-den-roten-faden.de
Anmeldung bis 15. August 2009
Für Frauen
von 25-65 Jahren
»… und hätte die Liebe nicht«
(1 Kor 13)
Geistliche Tage
4.-8. September 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 21. August 2009
Für Frauen und Männer
von 25-65 Jahren
»Weil der Himmel in uns
blüht«
Schöpferische, geistliche Tage
31. Juli bis 2. August 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 17. Juli 2009
Für Frauen ab 30 Jahren
Aufatmen! – Durchatmen!
Tage im Kloster
21.-26. September 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 7. Sept. 2009
Für Frauen
von ca. 35-65 Jahren
»Nimm dir Zeit … –
… und verweile«
2.-5. August 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 19. Juli 2009
Für Erwachsene
»Alles beginnt mit der Sehnsucht« – Nelly Sachs
Einzelexerzitien
30. August bis
5. September 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 16. August 2009
Für Seniorinnen und Senioren
»Zeit für mich, Zeit füreinander, Zeit für Gott«
Freizeit
2.-9. August 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 19. Juli 2009
Offenes Angebot
Ikonenmalen nach
überlieferter Tradition
30. August bis
5. September 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 16. August 2009
Offenes Angebot
»Dem Monster Paroli bieten«
Vom entängstigenden Umgang
mit Alpträumen
Traumseminar
18.-20. September 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 4. Sept. 2009
Offenes Angebot
Natur, Kultur und Spiritualität
Urlaub im Kloster
21.-27. September 2009
Bildungshaus Untermarchtal
s. o. Untermarchtal
Anmeldung bis 7. Sept. 2009
service
75
Service Entdeckt – gelesen – empfohlen
Dass es mit der versöhnlichen Geste von Papst Benedikt gegenüber der Piusbruderschaft nicht nur um die Liturgie vor
dem Zweiten Vatikanischen Konzil geht, sondern ganz andere Intentionen bzw. Verweigerungen dahinter stecken, ist
mittlerweile klar geworden. Dennoch war und ist die Liturgie immer ein Aufhänger. Dies wurde auch deutlich durch
das Motu Proprio »Summorum Pontificum« von Benedikt
XVI. im Jahr 2007, mit dem er den Gebrauch des alten Ritus
wieder in Erinnerung gerufen hat – verboten war er nie.
Daher tut es gut, sich zumindest an der Stelle der Liturgie
selbst noch einmal kundig zu machen.
Michael Kunzler
Die »tridentinische« Messe.
Aufbruch oder Rückschritt?
Bonifatius Verlag Paderborn, 126 Seiten, 13,90 €
Mit dem proprio wird ein vermeintlich verbotener Ritus wieder zugelassen; richtiger ist davon zu sprechen, dass es einen
zweifachen Usus des einen Ritus gibt – so der Papst in seinem
Begleitschreiben dazu. Kunzler stellt beide Formen in ihrem
Kontext vor, verdeutlicht diese als legitimen Ausdruck einer
beständigen Weiterentwicklung von Theologie wie Liturgie
und gibt Hinweise, wie Liturgie angemessen gefeiert werden
kann. Zunächst entkräftet er das Argument der Traditionalisten, nach dem die alte Messfeier die »wahre« Messe oder
Messe aller Zeiten gewesen sei. Einen Beweis dafür gibt es
nicht, zumal auch das Messbuch bzw. die Liturgie des Trienter Konzils eine Antwort auf Reformbemühungen innerhalb
der Kirche war. An zwei Stellen wird verdeutlicht, dass alt
und neu nicht so einfach zu trennen sind. Das betrifft zum
Beispiel die Ausrichtung des Priesters mit dem Rücken oder
mit dem Gesicht zur Gemeinde. Was üblich geworden ist,
ist vom Konzil her nicht zwingend – und es gibt gute Gründe, beim gemeinsam en Beten von Priester und Gemeinde
eine gemeinsame Ausrichtung als Ausdruck einer inneren
Orientierung zu wählen. Ähnliches gilt für das Latein, das
keineswegs die »Ursprache der Liturgie« war. Allerdings
erfordert die Übersetzung in die Muttersprachen vieles an
Sprachkunst, damit der theologische Inhalt der Liturgie und
das heutige Sprachverständnis zusammen passen.
Weitere Abschnitte weisen auf die erforderliche Aufgabe aller Liturgie hin, diese in Zukunft nämlich so zu feiern, »dass
Gottes Handeln zum Leuchten« gebracht wird (111).
76
informationen März - Juni 2009
Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Motu Proprio
gab es in Frankfurt eine umfangreiche Debatte zum gesamten Fragekomplex der Liturgie. Diese ist jetzt nachzulesen:
Eckard Nordhofen (Hg.)
Tridentinische Messe: Ein Streitfall.
Reaktionen auf das Motu Proprio »Summorum
Pontificum« Benedikts XVI.,
Kevelaer 2008, 144 Seiten, 14,90 €
Die Kontrahenten der Debatte waren der Philosoph Robert
Spaemann und der Schriftsteller Martin Mosebach auf der
einen und die Liturgiewissenschaftler Arnold Angenendt und
Albert Gerhards auf der anderen Seite. Neben dem Motu
Proprio war vor allem das Buch von Mosebach »Häresie der
Formlosigkeit« Thema, in dem er starke Kritik an der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils als einer von
oben verordneten Reform äußert, die Rücksichtslosigkeit bei
der Umsetzung der Reform anprangert und das Ergebnis,
eine ausufernde Vielfalt von Formen, die der Liturgie nicht
mehr gerecht wird, angreift.
Das Streitgespräch, das der Herausgeber in einer Einleitung
zusammenfasst und um viele kulturgeschichtliche Anmerkungen bereichert, beleuchtet viele Facetten zu Sinn und
Stellenwert der Liturgie im Kontext der Kirche. Daniel Deckers als Moderator fügt einige historische und theologische
Aspekte von der Liturgiereform seit 1964 bis zur heutigen
erneuten Zulassung des einen Ritus hinzu (64). Damit wird
auch die Irritation zum Gesamtvorgang deutlicher und welchen Stellenwert welche Theologie von Liturgie hat. Die Diskussion dreht sich dann um die liturgische Sprache bis hin
zu einzelnen Formulierungen und um Frömmigkeitsaspekte.
Ein solches Gespräch läuft, wie es läuft, doch eines ist mir
aufgefallen, auf die wesentlichen theologischen Akzente,
die auch mit der Liturgiereform verbunden waren, haben
die beiden Liturgiewissenschaftler zu wenig verwiesen. Am
Ende bleibt bei mir der Eindruck, dass ich zwar durch die
Dokumente – das Motu proprio und den Brief des Papstes – gut informiert bin, die Debatte mich aber zu aktuellen
Entwicklungen wenig informiert bzw. für die jetzt aktuellen
Fragen zur Bedeutung des Konzils und zum Verhalten der
Piusbruderschaft nicht mehr viel einträgt.
Dr. Matthias Ball
www.fachstelle-medien.de
»Wo bist du gerade?« – das Handy als »Schweizer Messer« in der Medienwelt
Ein alltägliches Bild: Jugendliche hantieren scheinbar laufend mit ihrem Handy, »simsen«, machen Fotos, präsentieren sich
gegenseitig neue Klingeltöne oder beschallen ihre Umgebung mit Musik aus dem kleinen Gerät. Gelegentlich auch mal ein
Telefonat: »Wo bist du?« , hat die Frage »Wie geht’s?« nahezu abgelöst. Das Handy ist ein multimediales, allzeit präsentes
Hilfsmittel zur sozialen Vernetzung– das »Schweizer Messer« in der Medienwelt jugendlicher Leute, wie es der Medienpädagoge Jürgen Ertelt formuliert (in: Dittler/Hoyer, 2008).
Wie das bekannte rote Taschenmesser, so ist im übertragenen Sinne auch das Handy
ein Universalwerkzeug für Herausforderungen in der Medienwelt. Für junge Menschen besteht diese Herausforderung darin, einerseits Identität und Individualität
zu entwickeln, andererseits sich sozial und kommunikativ zu integrieren, sich in
das soziale Netz der Peergroup einzubinden und Anerkennung zu gewinnen. Für
beide Aufgaben erweist sich das Handy als ideales Medium: Es wird durch vielfältig
gestaltbare Personalisierung zum Ausdruck eigener Identität (»mein Klingelton«,
»mein Logo«, mein »Handy-Anhänger«, »meine Musik«). Gleichzeitig steht das
Handy für die Möglichkeit, permanent sozial vernetzt zu sein. Ein Adressbuch voller
Foto:© Lucie Gerhardt/PIXELIO
»Kontakte«, die Fotosammlung der Freunde, gesammelte SMS-Nachrichten geben
das Gefühl sozialer Integration und bieten immer neuen Anlass für Gespräche face-to-face. Handys sind für Jugendliche mehr
als mobile Telefone, sie sind Symbole für autonome Mediennutzung, Teilhabe an der modernen Medienwelt und soziale
Einbindung in die Bezugsgruppe. Das können Erwachsene/Lehrkräfte oft nicht verstehen, denn für sie ist das Handy meist
vor allem ein Telefon. Im Bildungskontext bietet die Handy-Nutzung viele kreative Anknüpfungspunkte in der Lebenswelt
junger Leute: SMS-Prosa in 160 Zeichen, die Organisation sozialer Kommunikation oder der praktische Einsatz von Foto-,
Video-, und Audiofunktionen bei der Dokumentation von Themen, z. B. im Unterricht, beziehen die Kompetenzen der Jugendlichen ein und bieten Anknüpfungspunkte zur Reflexion problematischer Nutzungsweisen und realer Gefährdungen.
Wer macht das Geschäft mit den mobilen Diensten? Warum begrenzen Daten-, Urheber,- und Persönlichkeitsschutz die
freie Nutzung des technisch Möglichen? Kann ich bei ständiger Erreichbarkeit wirklich selbstständig werden? Hier gilt es
einerseits Orientierungswissen zu vermitteln und andererseits Verhalten zu reflektieren um eine sinnvolle Integration der
modernen Kommunikationstechnologie in die Lebenswelt zur erreichen. Dies zu initiieren und zu begleiten, ist immer mehr
Aufgabe aller, die mit Erziehung und Bildung in der mediatisierten Welt betraut sind. Schließlich ist es mit dem Handy wie
mit dem Taschenmesser: vielfältig einsetzbar, aber wenn man nicht sachgerecht damit umgehen kann, kann man sich selbst
und andere gefährden.
Christian Kindler
Navigieren in der Medienwelt – Medienbildung für die Praxis
Ökumenischer Qualifizierungskurs für Medienberater/innen im Herbst 2009
Die Fachstelle Medien und das Evangelische Medienhaus unterstützen seit Jahren ein Netzwerk von
Medienreferent/innen, die für Medienveranstaltungen, Elternabende und praktischen Medienprojekte
als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Mit einem neuen Ausbildungsangebot wollen die beiden Medienstellen diesen Referenten-Pool ausbauen und starten ab Herbst einen modular
aufgebauten Qualifizierungskurs. Angesprochen sind Interessierte, die bereits über eine pädagogische
Ausbildung verfügen und sich haupt- oder nebenamtlich in der Medienarbeit engagieren wollen.
Neben medienpädagogischer Elternarbeit kann dies auch in einer schulischen Medien AG oder in der
Erwachsenenbildung sein. Der Qualifizierungskurs wird vier theoretische Grundlagenmodule sowie mehrere thematische
Wahlpflicht-Komponenten und medienpraktische Übungen umfassen.
Genauere Informationen enthält ein Info-Flyer, der bei der Fachstelle angefordert werden kann.
Kontakt für Nachfragen: Christian Kindler, Tel. 0711 9791-2775, [email protected]
Fachstelle Medien, Jahnstraße 32, 70597 Stuttgart, Telefon 0711 9791-2720, Fax 0711 9791-2744, E-Mail: [email protected]
service
77
medien aktuell
Bäume
CDRD014
CD-ROM mit 36 Realfotos, f., Bruno
Fäh, Stans 2008, ab 12 J.
Bäume gehören von Anfang an zur Umwelt des Menschen und die gesamte
Menschheit machte ihre Erfahrungen
mit ihnen. Dies gilt auch für die Gegenwart, sei es als Kletterbaum, als Obstbaum, Schattenspender oder Holzlieferant. Die Bilder dieser Reihe nehmen
wichtige Elemente von Bäumen auf:
Wurzeln, Stämme, Äste, Blätter, Früchte, Gefährdungen, Krankheiten, Sterben. Da sie nahe liegende Analogien
zum menschlichen Leben bilden, können Bäume oder Teile von ihnen zum
Impuls werden, eigene Erfahrungen zu
deuten und symbolisch-metaphorisch
zum Ausdruck zu bringen. Ein Textheft
auf der CD-ROM bietet Anregungen zur
Betrachtung.
Auch als Diareihe: DR3534
36 Dias ,Textheft.
Stille Post
DVK687
3 Min., f., Kurzspielfilm, Oliver Rauch,
Deutschland 2006, ab 8 J.
Unterrichtsende in der 3. Klasse einer
Grundschule. Die Kinder dürfen sich ein
Spiel wünschen. Die vorwitzige Miriam
schlägt ›Stille Post‹ vor und alle sind
begeistert. Neben Miriam sitzt Paul,
ein schwarzer Junge. Auf der anderen
Seite sitzt Luise, der Miriam etwas
zuflüstert, eine Gemeinheit auf Pauls
Kosten. Spannung und Schadenfreude
in der Klasse steigen. Da durchbricht
eines der Kinder den Kreislauf.
Klara von Assisi
DVK683
23 Min. f., TAU-AV, Stans 2008, ab
12 J.
Übertragung der gleichnamigen Tonbildreihe auf DVD.
Das Motiv »Den Fußspuren des armen Christus nachfolgen« erfasste im
Hohen Mittelalter weite Kreise. Bußund Armutsbewegungen entstanden.
Durch die persönliche Umkehr sollte
die Kirche von innen heraus erneuert
werden. Klara stand lange Zeit im
Schatten von Franz von Assisi. Dabei
wurde ihre eigene Persönlichkeit und
Rolle meist übersehen. Das Tonbild
greift einige ihrer biografischen Daten
heraus und lässt Menschen von heute
zu Wort kommen. Es schildert das soziale Umfeld von Klara, die Flucht aus
Kreationismus
DVK685
22 Min., f., Didaktische DVD, Dorothea
Schmoll, Deutschland 2008 (FWU),
ab 14 J.
Durch die Bedeutung, die evangelikale,
fundamentalistische Bewegungen in
den USA gesellschaftlich gewonnen
haben, erwacht auch in Europa verstärktes Interesse – sei es Sympathie
oder Ablehnung – an einem christlichen
Glauben, der eine wörtliche Schriftauslegung postuliert. Polarisationspunkt
dieser wörtlichen Schriftexegese ist
dabei vielfach die Frage nach der
»Schöpfung« von Welt und Menschheit,
die sich in dem Schlagwort »Kreationismus« fokussiert. Diese Bewegung
hat auch in Deutschland Anhänger
über die Grenzen der Konfessionen
78
informationen März - Juni 2009
dem Elternhaus, die Entstehung der
Schwesterngemeinschaft, den Kampf
um die Armut, ihre Haltung zur Institution Kirche, die Beziehung zwischen
ihr und Franz, Tod und Heiligsprechung.
Die DVD enthält auf der ROM-Ebene
Anregungen und Texte als Zusatzmaterialien im pdf-Format.
hinweg gefunden. Das Anliegen der
Kreationisten belebt eine theologische
Grundfrage wieder, die im Europa des
aufgeklärten Christentums längst entschieden schien: Wie lassen sich religiöse biblische Weltdeutungsmodelle mit
den Erkenntnissen moderner Naturwissenschaft verbinden? Die Didaktische
DVD zeigt verschiedene Positionen zu
der Thematik auf und fragt nach den
Wurzeln und Ursachen einer fundamentalistischen Bibelauslegung. Der
ROM-Teil der DVD bietet umfassende
zusätzliche Arbeitsmaterialien für den
Einsatz in Schulen und Gemeinden.
Paulus in Rom
DVK686
44 Min., f., Dokumentarfilm, Juri Köster, Deutschland 2008, ab 14 J.
Paulus, der als römischer Bürger in
Kleinasien geboren wurde, hat auf
seinen Missionsreisen über 30.000
Kilometer zurückgelegt. Erst am Ende
seines Lebens gelangte er nach Rom.
Er kam als Gefangener in die damals
größte und mächtigste Stadt der Welt,
konnte aber über zwei Jahre lang im
Verborgenen die Lehre Christi verkünden. Nirgendwo sonst finden sich
mehr Hinweise auf sein Leben und
Wirken: Orte, an denen er vermutlich
gelebt und gelehrt hat, der Kerker, in
dem er zusammen mit Petrus gefangen
gewesen sein soll, die Stelle, an der er
hingerichtet wurde, und schließlich sein
Grab, das kürzlich unter der Basilika St.
Paul vor den Mauern wiederentdeckt
wurde. Im Rom der Gegenwart treffen
Menschen aufeinander, die auf unterschiedliche Weise mit Paulus verbunden
sind und versuchen, in seinem Geiste
zu leben. Durch ihre Zeugnisse ersteht
ein plastisches Bild von Paulus' Leben
und seiner Zeit.
ÖML: Tel. 0711 22276-67 bis -70, Fax 0711 2227671, E-Mail: [email protected]
Zur letzten Ausgabe Bestattungskultur
Replik auf »Eine Gedenkstätte für das nichtbestattete menschliche Leben«
Beitrag von Hermann Sorg, IINFORMATIONEN Nr. 412, Januar-Februar 2009, S. 34
Mit meiner Replik beziehe ich mich auf den Abschnitt des genannten Beitrags, in dem es darum geht, was mit den nicht
bestattungspflichtigen Kindern geschieht. Herr Sorg erwähnt, dass diese bisher als »Körpermaterialien« verbrannt wurden
und die Novellierung des Bestattungsgesetzes es nun ermögliche, auch diese Föten zu bestatten. Beides entspricht nicht
der Realität.
Zum einen: Das Gespräch unter Kolleg/innen zeigt, dass nicht bestattungspflichtige Kinder – also Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 500 g, die keinerlei Lebenszeichen gezeigt haben – heute keineswegs mehr als »Körpermaterialien« entsorgt
werden. Das war vor Jahren sehr wohl so, aber es ist nicht der aktuelle Stand der Dinge. In Tübingen werden bereits seit dem
Jahr 2000 alle Föten, aber auch Gewebereste aus Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen gemeinsam bestattet.
Dies ist Ergebnis eines Bewusstseinsbildungsprozesses der letzten Jahre und Jahrzehnte, der sowohl von Eltern als auch vom
betreuenden Personal und den Seelsorgerinnen und Seelsorgern getragen wurde.
Zum anderen: Es stimmt nicht, dass ab 2009 Gewicht und Alter des Fötus keine Rolle mehr spielen. Nach wie vor gilt die
o.g. Grenzziehung: wenn ein Kind mit unter 500 g Geburtsgewicht geboren wird und keine Lebenszeichen feststellbar sind,
ist es nicht bestattungspflichtig, über 500 g Geburtsgewicht und/oder mit Lebenszeichen beginnt die Bestattungspflicht.
Neu ist dagegen, dass Eltern, deren Kinder nicht bestattungspflichtig sind, sehr wohl aber ein Recht auf Bestattung haben,
und – so sie dies nicht selbst wahrnehmen – die Föten von der Klinik in einem würdigen Rahmen zu bestatten sind.
Die neue Rechtsprechung holt deshalb in aller Regel nur die Realität ein und setzt als geltendes Recht, was bereits seit Jahren
praktiziert wird. Und das ist ohne Frage ein Gewinn.
Beatrix Schubert
Klinikseelsorgerin an der Uni-Frauenklinik Tübingen
Gute Ideen aus den Dekanaten
Trauernde Eltern und Geschwister lädt das Dekanat Tuttlingen-Spaichingen jeweils am 2. Adventssonntag zu einem
Totengedenkgottesdienst ein.
www.dekanat-tut.drs.de
In einer ansprechenden kleinen Broschüre »In der Trauer nicht allein«, bietet die evangelische und die katholische
Kirche Böblingen einen nach Orten gegliedertem Überblick über alle Angebote für Trauernde im Landkreis an (Gedenkgottesdienste, Trauergruppen usw.). Eine solche Broschüre kann in Kirchen und kirchlichen Einrichtungen, aber auch
im Rathaus/Bürgeramt , in der Volkshochschule etc. ausliegen.
www.kirche-bb.de
Vielfältige Veranstaltungsangebote rund ums Sterben findet man im Hospiz St. Martin in Stuttgart Degerloch.
www.hospiz-st-martin.de
Zur letzten Ausgabe
79
Zur letzten Ausgabe
Weitere Literaturhinweise
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.)
Christliche Bestattungskultur
Orientierungen und Informationen
DBK Sonstige Publikationen 2072 (2004)
Wenn das Leben mit dem Tod beginnt.
Eltern trauern um ihr totes neugeborenes Kind.
Hinweise zur Begleitung, Seelsorge und Beratung
DBK Arbeitshilfe 174 (2005)
Eine Einführung in die kirchliche Begräbnisfeier ist bei
der Deutschen Bischofskonferenz derzeit in Vorbereitung.
Bezug: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Zentrale Dienste/Organisation, Postfach 2962, 53019 Bonn,
Fax 0228 103-330, [email protected], www.dbk.de >
Schriften
Diözesanrat Passau (Hg.)
Sterben – Tod – Trauer. Mitgehen und Begleiten
Gedanken und Impulse
zur Sterbepastoral und Trauerbegleitung
Eine Gesprächsanregung des Diözesanrates Passau
Bezug: Diözesanrat Passau, Domplatz 3, 94032 Passau,
Tel. 0851 393350, [email protected]
Michael Nüchtern / Stefan Schütze
Bestattungskultur im Wandel
EZW-Texte 200 (2008)
Das Themenheft der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen gliedert sich in zwei Teile:
- »Bestattungskultur in Bewegung« beinhaltet neben einer
Analyse auch konkrete Anstöße für Kirche
- »Das Berufsbild des Bestatters. Eine Medienrecherche« –
hochinteressante Orientierung nicht nur für diejenigen, die
regelmäßig mit Bestattungsunternehmen zu tun haben.
Bezug: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Auguststraße 80, 10117 Berlin, Tel. 030 28395211, Fax -212, [email protected], www.ezw-berlin.de
80 informationen März - Juni 2009
»Noch mal leben vor dem Tod«
Ausstellung im Haus der katholischen Kirche
Fotos von Menschen in ihrer letzten Lebensphase und nach
ihrem Tod, aufgenommen von Walter Schels, zeigt eine
Foto-Ausstellung »Noch mal leben vor dem Tod«, die am
1. November im Stuttgarter Haus der katholischen Kirche
beginnt. Texte von Beate Lacotta begleiten die Bilder.
Getragen wird die Ausstellung von den Erwachsenenbildungseinrichtungen der Diözesen und Landeskirchen in
Baden-Württemberg.
Literaturwettbewerb zur Ausstellung
Im Rahmen dieser Ausstellung schreibt die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart erstmals einen Literaturwettbewerb zum Thema Sterben und Tod aus. Die sprachliche Gestaltung des Themas
erfährt dabei eine besondere Berücksichtigung.
Eingereicht werden können Erzählungen mit höchstens
fünf Seiten Länge (1.200 Zeichen pro Seite) oder bis zu fünf
Gedichte, die bislang weder veröffentlicht noch bei einem
anderen Wettbewerb eingereicht wurden.
Einsendefrist ist der 6. Oktober 2009.
Der KEB-Literaturwettbewerb ist ausgestattet mit einem ersten Preis in Höhe von 1.000 Euro und einem zweiten von
500 Euro. Der dritte Preis besteht aus einem »All-inclusive«(Arbeits)Wochenende in einem Bildungshaus mit Vollpension und DB-Anreise. Eine professionelle Jury (Literaturwissenschaft/Theologie/Kunst) wird die Auswertung vornehmen.
Zehn Texte werden in einer Sondernummer der KEB-Zeitschrift »Stuttgarter Hefte« veröffentlicht.
L
Nähere Informationen:
Katholische Erwachsenenbildung KEB
Dr. Michael Krämer,
Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart
[email protected]
www.dioezesanbildungswerk.de.